Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPà ...
Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPà ...
Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPà ...
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Heiße Tage<br />
im Herbst<br />
<strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Oktoberstreiks</strong> <strong>1950</strong> <strong>in</strong><br />
Oberösterreich<br />
E<strong>in</strong>e Dokumentation der<br />
KPÖ-Oberösterreich
Sei te 2 Ober ös ter reich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />
Vorwort<br />
Geht es nach den Aus sa gen füh -<br />
render RepräsentantInnen der So -<br />
zialdemokratie und <strong>des</strong> ÖGB, dann<br />
ist die Sozialpartnerschaft der We -<br />
senszug der österreichischen Politik<br />
schlecht h<strong>in</strong>. Von man chen be son -<br />
ders Pflichteifrigen sogar als Ex -<br />
port ar ti kel und Mo dell für die EU<br />
angepriesen, f<strong>in</strong>det sie <strong>in</strong> Brüssel<br />
jedoch wenig Resonanz, denn das<br />
„Europa der Konzerne“ setzt lieber<br />
auf neoliberalen Turbokapitalismus<br />
und auch <strong>in</strong> Öster reich neigt sich<br />
die Ära <strong>des</strong> „sub li mier ten Klas sen -<br />
kampfes“ (Bruno Kreisky) ihrem<br />
Ende zu.<br />
Daß die Lohnabhängigen <strong>in</strong><br />
Öster reich nicht im mer so un ter -<br />
würfig gegenüber dem Kapital wa -<br />
ren wie das heu te nach jahr zehn te -<br />
langer Entpolitisierung durch die<br />
Sozialpartnerschaftspolitik <strong>des</strong> ÖGB<br />
der Fall ist, zeig te sich <strong>1950</strong> bei der<br />
größten Streikause<strong>in</strong>andersetzung<br />
der 2. Republik, dem Oktoberstreik,<br />
der <strong>in</strong> mehr fa cher H<strong>in</strong> sicht auch e<strong>in</strong><br />
Wendepunkt für die Entwicklung <strong>in</strong><br />
Nachkriegsösterreich war.<br />
Entgegen sogar heute noch gele -<br />
gentlich kursierenden Me<strong>in</strong>ungen<br />
von Historikern oder Politikern war<br />
der Oktoberstreik ke<strong>in</strong> kommunistischer<br />
Putsch ver such. Al le<strong>in</strong> der<br />
Fakt, daß diese Streikbewegung ih -<br />
ren Aus gang <strong>in</strong> der Vo est und den<br />
Steyr-Werken <strong>in</strong> der US-ame ri ka ni -<br />
schen Besatzungszone nahm, ist e<strong>in</strong><br />
klares Argument gegen diese billige<br />
antikommunistische Propagandabe -<br />
hauptung, mit der <strong>in</strong>sbesondere<br />
SPÖ, ÖGB und Arbeiterkammer<br />
jahrzehntelang versucht haben die -<br />
sen Streik sei nes Cha rak ters zu ent -<br />
kleiden und davon abzulenken, daß<br />
sie <strong>1950</strong> auf der fal schen Sei te ge -<br />
standen s<strong>in</strong>d.<br />
Die vorliegende Broschüre be -<br />
schränkt sich auf die Dar stel lung<br />
der Ereignisse <strong>in</strong> Oberösterreich, wo<br />
der Streik sei nen An fang nahm und<br />
sei ne größ te Schär fe er reich te. Als<br />
KommunistInnen bekennen wir uns<br />
stolz zu die ser Tra di tion <strong>des</strong> Aufbegeh<br />
rens ge gen so zia le Un ge rech -<br />
tig keit und er <strong>in</strong> nern 60 Jah re nach<br />
dem Oktoberstreik be wußt an das<br />
Instrument <strong>des</strong> Streiks als legitimes<br />
Mittel der Klassenause<strong>in</strong>anderset -<br />
zung.<br />
Leo Furtlehner<br />
KPÖ-Lan<strong>des</strong>sprecher<br />
2. Auflage August 2010<br />
Im pres sum: Me dien <strong>in</strong> ha ber (Ver le ger), He raus ge ber,<br />
Her stel ler: KPÖ-Ober ös ter reich, Me li char stra ße 8,<br />
4020 L<strong>in</strong>z, Te le fon +43 732 652156, Mail<br />
ooe@kpoe.at, Web http://ooe.kpoe.at; Ver lags- und<br />
Her stel lungs ort: L<strong>in</strong>z<br />
Pla kat der KPÖ zum 4. Lohn- und Preis pakt<br />
Chronik zum Oktoberstreik<br />
1947: Ap pell der Re gie rung ge gen Schwarz markt und Schleich han del<br />
(14.1.). Hilfs ab kom men zwi schen den USA und Öster reich (25.6.). Kon fe -<br />
renz zum Mar shall-Plan <strong>in</strong> Pa ris (27.6.-2.7.). 1. LPA (1.8.). Mi ni ster rat be -<br />
schließt Währungsschutzgesetz (18.11.). KPÖ-M<strong>in</strong>ister Alt mann schei det<br />
als Pro test ge gen den Mar schall-Plan aus der Re gie rung aus (19.11.).<br />
Zwei tes Wäh rungs schutz ge setz (11.-24.12.).<br />
1948: Abkommen über kostenlose Lebensmittellieferungen der USA<br />
(2.1.). Un ter zeich nung <strong>des</strong> Mar shall-Planes (2.7.). Bei tritt zur Welt bank<br />
und zum IWF (27.8.). 2. LPA (16.9.). 1. Bun <strong>des</strong> kon greß <strong>des</strong> ÖGB (18.5.).<br />
1949: Pro test von 5.000 Ar bei tern ge gen LPA <strong>in</strong> Steyr (Mai). Bei der Ar -<br />
bei ter kam mer wahl er reicht die GE <strong>in</strong> OÖ 7.206 Stim men bzw. 5.8 Pro zent<br />
und 5 Man da te (22.-23.10.). 3. LPA (22.11.). Zu sam men schluß von GE<br />
und SPÖ <strong>in</strong> der Vo est ge gen die VdU-Mehrheit (28.12.). ÖGB schei det aus<br />
dem WGB aus und tritt dem IBFG bei.<br />
<strong>1950</strong>: Be leg schaf ten von 88 Be trie ben, 23 Orts grup pen und 2 Lan <strong>des</strong> -<br />
kon fe renzen von Ge werk schaf ten ver lan gen Lohn er hö hun gen<br />
(2.8.-24.9.). Vi ze kanz ler Schärf spricht über Ge heim ver hand lun gen über<br />
4. LPA (3.9.). KPÖ-Lan<strong>des</strong>leitung be schließt lan <strong>des</strong> wei te Pro te ste ge gen<br />
LPA (3. September). „Volksstimme“ veröffentlicht Liste der Waren die ver -<br />
teu ert wer den (7.9.). Voll ver samm lung der AK (13.9.). Ar bei ter der ESG<br />
ver lan gen Prä mie und for dern Pro test ge gen LPA (13.9.).<br />
KPÖ-Lan<strong>des</strong>sekretariat ruft zu Be triebs ver samm lung auf (21.9.). 4.<br />
Lohn-Preis-Abkommen (22.9.). Pres se be rich tet über 4. LPA (23.9.).<br />
Streikbewegung <strong>in</strong> Oberösterreich (25.9.-6.10.). Massive antikommuni -<br />
sti sche Aus fäl le von SPÖ und ÖVP bei der Sit zung der<br />
ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive (11.10.). At ta cken von SPÖ, ÖVP und VdU im<br />
AK-Vorstand gegen die KPÖ (18.10.). Politisch motivierte Entlassungen<br />
und Kündigungen von rund 350 Streikaktivisten <strong>in</strong> den Steyr-Werken,<br />
350 <strong>in</strong> der Vo est und 90 <strong>in</strong> Rans ho fen und bun <strong>des</strong> weit Aus schluß von 85<br />
kommunistischen Gewerkschaftern aus dem ÖGB (Oktober-Dezember).<br />
Erste E<strong>in</strong>igungsamtsverhandlung macht politischen Charakter der Entlassun<br />
gen deut lich (28.11.). Aus schluß der KPÖ aus den AK-Ausschüssen<br />
und von AK-Rat Adolf Trapp aus der Voll ver samm lung bei der 5.<br />
AK-Vollversammlung (10.12.).<br />
1951: Abschluß der Verfahren beim E<strong>in</strong>igungsamt (Februar). Beschlag -<br />
nahme der „Arbeit“ wegen e<strong>in</strong>es kritischen Artikels über den Oktober -<br />
streik (Februar). Verwaltungsgerichtshof hebt Ausschluß von Trapp aus<br />
AK-Vollversammlung auf (9.7.). 5. LPA (16.7.). 2. Bun <strong>des</strong> kon greß <strong>des</strong><br />
ÖGB (1.10.). Gro ßer Er folg der GE bei der Be triebs rats wahl der Vo est<br />
(4.12.). Neu er li cher Aus schluß von Trapp aus der AK-Vollversammlung<br />
(20.12.).<br />
1952: Gründung der Gewerkschaftlichen E<strong>in</strong>heit.<br />
1953: End gül ti ger Aus schluß von Trapp aus der AK-Vollversammlung<br />
(30.1.).<br />
1954: Bei der Ar bei ter kam mer wahl er reicht die GE <strong>in</strong> OÖ 8.430 Stim -<br />
men bzw. 5.8 Pro zent und 5 Man da te (24.10.).
Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 3<br />
Der Ok to ber streik <strong>1950</strong> und die KPÖ <strong>in</strong> Ober ös ter reich:<br />
„Mit Vehemenz ohnegleichen...“<br />
Die größte Streikbewegung der 2.<br />
Republik, der sogenannte Oktober -<br />
streik vom Sep tem ber und Ok to ber<br />
<strong>1950</strong> hat te sei ne Ur sa che im all ge -<br />
mei nen Un mut über die da mals<br />
ausgehandelten Lohn- Preis-Pakte<br />
mit ih ren Lohn stopps. Über die be -<br />
reits Anfang September <strong>1950</strong><br />
durchgesickerten Informationen<br />
zum 4. Lohn-Preis-Ab kom men be -<br />
rich te ten nur die kom mu nis ti schen<br />
Medien.<br />
E<strong>in</strong>e Lan<strong>des</strong>leitungssitzung der<br />
KPÖ-Oberösterreich vom 3. Sep -<br />
tem ber <strong>1950</strong> be müh te sich, lan <strong>des</strong> -<br />
weit Ak tio nen ge gen die se neue,<br />
von der ÖVP-SPÖ-Regierung ge -<br />
plante Belastungswelle zu organi -<br />
sieren. Die Lan<strong>des</strong>leitung beschloß,<br />
zu Aktivitäten gegen die Preissteige<br />
run gen, für Voll be schäf ti gung<br />
(we gen der dro hen den ho hen W<strong>in</strong> -<br />
terarbeitslosigkeit) und gegen das<br />
4. LPA auf zu ru fen und die se zu or -<br />
ganisieren.<br />
In ei ner Rei he von Be trie ben wur -<br />
den <strong>in</strong> Be triebs rä ten und Be triebs -<br />
versammlungen Beschlüsse gegen<br />
das LPA ge faßt. So be schlos sen<br />
etwa die 700 Ar bei ter der Eben seer<br />
Solvaywerke den Antrag <strong>des</strong> kom -<br />
munistischen Betriebsrates Gregor<br />
El l<strong>in</strong> ger für ei nen Kampf zur Ver -<br />
h<strong>in</strong> de rung <strong>des</strong> 4. LPA und zur<br />
Durchführung e<strong>in</strong>er den Preiserhö -<br />
hungen entsprechenden Lohnbewegung.<br />
Die L<strong>in</strong>zer Stickstoffwerke-Beleg -<br />
schaft forderte die restlose Aufhe -<br />
bung der Reallohnverluste seit dem<br />
3. LPA. Der Be triebs rat der<br />
Steyr-Werke for der te 15 bis 20 Pro -<br />
zent mehr Lohn und kün dig te<br />
schärf ste ge werk schaft li che Maß -<br />
nah men an, falls vor der Er fül lung<br />
ihrer Forderung noch weitere Preis -<br />
steigerungen erfolgten. Auch der<br />
Arbeiter-Betriebsrat der Voest L<strong>in</strong>z<br />
for der te e<strong>in</strong>e 15-prozentige Lohn -<br />
erhöhung.<br />
Demgegenüber verteidigte die<br />
sozialistische Parteiführung das<br />
LPA, da die sem e<strong>in</strong>e Ab gel tung „auf<br />
Hel ler und Pfen nig“ fol gen wür de.<br />
Sie re de te ei ner Spal tung von Ar bei -<br />
tern und Bau ern das Wort, <strong>in</strong> dem<br />
die Bauernschaft als alle<strong>in</strong>schuldig<br />
h<strong>in</strong>gestellt wurde. Sie leugnete, daß<br />
es „Geheimverhandlungen“ gebe:<br />
diese seien e<strong>in</strong>e „plumpe kommunistische<br />
Hetze“.<br />
Damit konnte die steigende Empö<br />
rung, Kampf- und Streik be reit -<br />
schaft der Ar bei ter nicht ab ge wie -<br />
gelt wer den. In man chen ober öster -<br />
reichischen Bezirken war ke<strong>in</strong> Mehl<br />
mehr erhältlich, hielten Kaufleute<br />
Wa ren zu rück. So wand te sich etwa<br />
der Braunauer ÖGB-Bezirkssekretär<br />
Zankl an die Gen dar me rie(!), daß <strong>in</strong><br />
den Be trie ben <strong>des</strong> we gen De mon -<br />
strations- und Streikabsichten be -<br />
stün den, je doch <strong>in</strong> sol chen Fäl len<br />
die Gewerkschaft die Kontrolle über<br />
e<strong>in</strong>e Demonstration verlieren könn -<br />
te.<br />
Am 21. Sep tem ber be schloß das<br />
Lan<strong>des</strong>sekretariat der KPÖ, angesichts<br />
<strong>des</strong> bal dig zu er war ten den<br />
Ab schlus ses <strong>des</strong> LPA, <strong>in</strong> den fol -<br />
gen den Ta gen ver stärkt für die Ab -<br />
lehnung <strong>des</strong> LPA aufzutreten, Be -<br />
triebsversammlungen abzuhalten<br />
und die unteren Gewerkschaftsor -<br />
ganisationen zur Aufnahme <strong>des</strong><br />
Kamp fes zu br<strong>in</strong> gen.<br />
Am 22. September <strong>in</strong>formierte<br />
der Rund funk, am 23. Sep tem ber<br />
die Tagespresse bun<strong>des</strong>weit über<br />
die E<strong>in</strong>igung der LPA-Verhandlun -<br />
gen, die am 26. Sep tem ber dem Mi -<br />
nisterrat vorgelegt werden sollte.<br />
Überall, wo es kommunistische Po -<br />
si tio nen gab, wur den am Mon tag,<br />
den 25. September, Betriebsver -<br />
sammlungen gefordert und teilwei -<br />
se durchgeführt.<br />
E<strong>in</strong>e Extraausgabe der Tageszeitung<br />
„Neue Zeit“ wur de vor den Be -<br />
trie ben ver teilt, die u.a. h<strong>in</strong> wies:<br />
„Mit der Lüge von der Preis sen kung<br />
haben die Regierungsparteien das<br />
Volk be schw<strong>in</strong> delt, mit der Preis -<br />
trei be rei plün dern sie es aus ... ‘Ar -<br />
beitervertreter’, die an diesen Ge -<br />
heimverhandlungen beteiligt waren,<br />
ha ben sich ... über al les h<strong>in</strong> weg ge -<br />
setzt, was die Ar bei ter for dern ...<br />
Die Preistreiber haben ihren Pakt<br />
ge schlos sen. Nun ha ben die Ar bei -<br />
ter das Wort!“<br />
Die große Empörung zeigte sich<br />
am Montagmorgen zu Beg<strong>in</strong>n der<br />
Früh schicht <strong>in</strong> der Vo est: Hier wa ren<br />
die Arbeitermassen bereit, weiter zu<br />
ge hen, als <strong>in</strong> der „Neu en Zeit“ vor -<br />
geschlagen wurde. Die Vo -<br />
est-Gewerkschaftsortsgruppe - im<br />
Betriebsrat hatten die „Freiheitli -<br />
chen“ (VdU-Verband der Un ab hän -<br />
gi gen) 14, die So zia li sten 12 und<br />
die E<strong>in</strong>heitsliste (KPÖ-nahe) 2 Man -<br />
da te - be rief für 14 Uhr e<strong>in</strong>e Haupt -<br />
vertrauensmännersitzung e<strong>in</strong>. Diese<br />
beschloß e<strong>in</strong>stimmig e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>stün -<br />
digen Warnstreik. Dieser Warnstreik<br />
wurde lückenlos und diszipl<strong>in</strong>iert<br />
durchgeführt.<br />
Auch im Heiz haus der Bun <strong>des</strong> -<br />
bah nen <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z zo gen hun der te Be -<br />
dien ste te zum Büro <strong>des</strong> Ver trau ens -<br />
män ner aus schus ses und ver lang ten<br />
e<strong>in</strong>e Be triebs ver samm lung und Auf -<br />
klä rung über das LPA. Die<br />
SP-Funktionäre lehn ten ab, das<br />
Heiz haus (Be leg schaft 1.000 Mann)<br />
legte kurzfristig die Arbeit nieder<br />
und zwang die sozialistischen Mitglieder<br />
der Werkstättenexekutive<br />
zur Abhaltung der Versammlung.<br />
Der Obmann der Werkstättenexe -<br />
kutive wurde aufgrund se<strong>in</strong>es Ver -<br />
haltens zweimal vom Podium ge -<br />
pfiffen. Die versammelte Beleg -<br />
schaft beschloß, e<strong>in</strong>e Delegation<br />
zur Lan<strong>des</strong>regierung und<br />
ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive zu ent sen -<br />
den. Je doch wur de noch ke<strong>in</strong> Streik<br />
beschlossen.<br />
In Steyr, wo die kom mu ni sti sche<br />
Betriebsorganisation rund 560 der<br />
etwa 7.000 Ar bei ter der<br />
Steyr-Werke umfaßte, berieten am<br />
Abend <strong>des</strong> 25. Sep tem ber die Funk -<br />
tio nä re der KPÖ. Es soll ten am<br />
Diens tag, 26. Sep tem ber die kom -<br />
munistischen Betriebsräte <strong>in</strong> der<br />
Betriebsratssitzung e<strong>in</strong>en Streikan -<br />
trag stellen. Gleichzeitig sollte die<br />
BO voll die Streikagitation aufneh -<br />
men, um die sozialdemokratische<br />
BR-Mehrheit für den Streik zu ge -<br />
w<strong>in</strong> nen. Am Diens tag, 26. Sep tem -<br />
ber, nah men aber man che Ab tei -<br />
lungen der Steyr-Werke erst gar<br />
nicht die Ar beit auf.<br />
August Mascher berichtete darüber:<br />
„Mit ei ner Ve he menz oh ne -<br />
glei chen g<strong>in</strong> gen die Ge nos sen <strong>in</strong> die<br />
Ab tei lun gen, b<strong>in</strong> nen ei ner hal ben<br />
Stunde wurden 7.000 Arbeiter von<br />
der BO mo bi li siert, die vor dem<br />
BR-Gebäude stan den und den BR zu<br />
e<strong>in</strong>er Demonstration auf dem Stadt -<br />
platz gezwungen haben.“<br />
In der Vo est wur de un ter dem<br />
E<strong>in</strong>druck der jüngsten Berichte aus<br />
Steyr e<strong>in</strong>e De mon stra tion <strong>in</strong> die<br />
Stadt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vertrauensmännersit -<br />
zung der Arbeiter beschlossen,<br />
wor auf um 14.30 Uhr im ge sam ten<br />
Werk die Arbeit niedergelegt wurde.<br />
Auf die Nach richt von der De -<br />
monstration der Voest-Arbeiter und<br />
daß sich die Stick stoff wer ke an -<br />
schließen würden, forderte die<br />
kommunistische BO im Heizhaus<br />
die Teil nah me an der De mon stra -<br />
tion. Dies lehn te je doch der so zia li -<br />
stische Obmann der Werkstätten -<br />
exekutive ab. Darauf organisierten<br />
die Kommunisten die Teilnahme an<br />
der Demonstration, während die<br />
SPÖ-Funktionäre auf e<strong>in</strong>e „Ge fähr -<br />
dung der Arbeitsplätze“ h<strong>in</strong>wiesen<br />
und da bei von der Ver wal tung un -<br />
ter stützt wur den. Als dann der Zug<br />
der Heizhausbediensteten abmar -<br />
schierte, fanden sich allerd<strong>in</strong>gs<br />
auch die SPÖ-Funktionäre e<strong>in</strong> und<br />
stell ten sich, wie <strong>in</strong> Steyr, mit an die<br />
Spit ze. Ehe die De mon stra tion <strong>in</strong> die<br />
Stadt zog, wur den von den Ar bei -<br />
tern <strong>des</strong> Heiz hau ses die 1.500 Kol -<br />
legen der Bun<strong>des</strong>bahn-Hauptwerk -<br />
stätte herausgeholt.<br />
Der Strom der Ar bei ter der gro -<br />
ßen Be trie be - an der Spit ze <strong>des</strong><br />
Zuges die Voest-Arbeiter - for der te
Sei te 4 Ober öster reich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />
auf ei nem Trans pa rent „Weg mit<br />
dem Preis trei ber pakt“. Auf dem L<strong>in</strong> -<br />
zer Hauptplatz versammelten sich<br />
20.000 Men schen. Im Ver lauf die ses<br />
Diens tags, <strong>in</strong> dem die Bun <strong>des</strong> re gie -<br />
rung das 4. LPA bil lig te, tra ten <strong>in</strong><br />
Ober öster reich rund 60.000 Ar bei -<br />
te rIn nen <strong>in</strong> etwa 120 Be trie ben <strong>in</strong><br />
den Streik...<br />
Nach den wichtigsten Betrieben<br />
Ober öster reichs folgten im Pro test<br />
ge gen das 4. LPA Wien, die nie der -<br />
österreichischen Industriegebiete<br />
und die Stei er mark. Über all wa ren<br />
die Streiks mit Massendemonstrationen<br />
von Arbeitern aller Parteirichtungen<br />
verbunden. Die oberste<br />
Gewerkschaftsführung <strong>in</strong> Wien er -<br />
klär te aber die Streiks für un ge setz -<br />
lich. Auch die Bun<strong>des</strong>regierung<br />
lehnte unnachgiebig jegliche Ver -<br />
hand lun gen mit den Strei ken den ab.<br />
Da mit fiel wie der um der KPÖ als<br />
e<strong>in</strong>ziger gesamtösterreichisch orga<br />
ni sier ter Kraft, die sich ge schlos -<br />
sen h<strong>in</strong> ter den Streik stell te, e<strong>in</strong> be -<br />
deutender Teil der politischen und<br />
organisatorischen Verantwortung<br />
für die Be we gung zu.<br />
Das Po li ti sche Büro <strong>des</strong> ZK der<br />
KPÖ emp fahl wäh rend <strong>des</strong> Streiks,<br />
die sen für ei ni ge Tage zu un ter bre -<br />
chen, um e<strong>in</strong>er gesamtösterreichischen<br />
Be triebs rä te kon fe renz Ge le -<br />
gen heit zu ge ben, e<strong>in</strong> For de rungsund<br />
Aktionsprogramm zu erstellen.<br />
Diese Betriebsrätekonferenz trat <strong>in</strong><br />
Wien zusammen, richtete ihre Forde<br />
run gen an die Re gie rung und be -<br />
schloß bei Nicht er fül lung am 4. Ok -<br />
tober die Ausrufung <strong>des</strong> General -<br />
streiks.<br />
Diese Unterbrechung gab der Re -<br />
gie rung und der ÖGB-Spitze e<strong>in</strong>e<br />
Woche Zeit zu Gegenmaßnahmen<br />
auf allen Ebenen: massiver Druck<br />
auf sozialistische GewerkschafterIn -<br />
nen und BetriebsrätInnen, Verhaf -<br />
tungen kommunistischer Vertrau -<br />
ensleute, Mobilisierung der Gendar -<br />
me rie ge gen be setz te Be trie be, vor<br />
al lem aber e<strong>in</strong>e von den Mas sen me -<br />
dien bis zur Hysterie betriebene<br />
De nun zie rung <strong>des</strong> Streiks als kom -<br />
mu ni sti schen Putsch ver such.<br />
Als am 4. Ok to ber der Streik wie -<br />
deraufgenommen werden sollte,<br />
war die brei te Be we gung <strong>des</strong> Be -<br />
g<strong>in</strong>ns weg. Andererseits g<strong>in</strong>gen<br />
vom Sekretär der Bauarbeiterge -<br />
werkschaft, dem späteren Innenmi -<br />
nister Franz Olah aufgestellte -<br />
und, wie spä ter be kannt wur de, von<br />
der CIA f<strong>in</strong>anzierte - E<strong>in</strong>satzkom -<br />
mandos gewalttätig gegen Strei -<br />
kende und Demonstranten vor. Die<br />
Steyr-Werke, bun <strong>des</strong> weit ge se hen<br />
e<strong>in</strong>es der konsequentesten Zentren<br />
<strong>des</strong> Streiks, wur den von der Gen -<br />
darmerie besetzt. Am 5. Oktober<br />
beschloß die Betriebsrätekonferenz<br />
den Streikabbruch.<br />
Nach dem Streik wur den bun <strong>des</strong> -<br />
weit an die tau send Be schäf tig te der<br />
streikenden Betriebe gekündigt<br />
oder ent las sen: je 350 bei der Vo est<br />
L<strong>in</strong>z und <strong>in</strong> den Steyr-Werken, 90 <strong>in</strong><br />
den Alum<strong>in</strong>iumwerken Ranshofen.<br />
In der Voest wurden wirtschaftliche<br />
Gründe angegeben, doch waren unter<br />
den ge maß re gel ten viele Aktivi -<br />
sten <strong>des</strong> Streiks und be son ders Mit -<br />
glie der der kom mu ni sti schen BO. In<br />
Steyr er folg ten die Kün di gun gen<br />
auf grund von Be rich ten von Spit -<br />
zeln, um die kom mu ni sti sche BO<br />
ihrer aktiveren Mitglieder zu berau -<br />
ben. Auch zwei strei klei ten de Be -<br />
triebs rä te von Steyr wur den ge kün -<br />
digt, wozu das Ei ni gungs amt zu -<br />
stimmte. In Ranshofen wurden die<br />
Kom mu ni sten „bis auf den letz ten<br />
Mann“ ent las sen und auch der e<strong>in</strong> -<br />
zige kommunistische Betriebsrat<br />
Fritz Gerhart<strong>in</strong>ger.<br />
Die restlichen Maßregelungen<br />
gab es bei den Gra zer SGP und<br />
Waag ner-Biro-Werken, so wie <strong>in</strong> der<br />
Hütte Donawitz. Insgesamt wurden<br />
22 Betriebsräte entlassen oder ge -<br />
kün digt, 12 von Do na witz, 2 von<br />
Steyr, 2 von Wey er bei Steyr, 1 von<br />
Rans ho fen, 4 bei SGP Graz und 1 <strong>in</strong><br />
Andritz (Graz).<br />
Die Verhaftung von Betriebsräten<br />
und streikenden Arbeitern erfolgte<br />
meist nach dem Staats schutz ge setz<br />
von 1936 und dem Koa li tions ge setz<br />
von 1870. Es ist be zeich nend, daß<br />
das aus tro fa schi sti sche Staats -<br />
schutz ge setz und das Taaf fe´sche<br />
Ausnahmegesetz, das zugleich mit<br />
dem „Sozialistengesetz“ <strong>in</strong> den re -<br />
ak tio när sten Zei ten der Habs bur -<br />
germonarchie beschlossen worden<br />
war und rund weg der Un ter drü -<br />
ckung der ArbeiterInnen- und Ge -<br />
werkschaftsbewegung diente, zur<br />
Anwendung kamen...<br />
Die rabiat antikommunistische<br />
Ausgrenzungswelle führte bun<strong>des</strong>weit<br />
zu 85 Aus schlüs sen füh ren der<br />
kommunistischer Gewerkschafter,<br />
darunter <strong>des</strong> ÖGB-Vizepräsidenten<br />
und ÖGB-Mitbegründers 1945,<br />
Gottlieb Fiala. Auf Betreiben <strong>des</strong><br />
SPÖ-Sozialm<strong>in</strong>isters Karl Mai sel<br />
wurden fristlos die drei Sekretäre<br />
der Metallarbeitergewerkschaft Wei -<br />
de nau er (Wien), Gustl Mo ser (Steyr)<br />
und Blu men sche<strong>in</strong> (L<strong>in</strong>z) ent las sen.<br />
Ebenfalls fristlos entlassen wurden<br />
die kommunistischen ÖGB-Ange -<br />
stell ten Hehs, Egon Ko di cek, Neu -<br />
bau er und Sza bo.<br />
Setz ten auch die Wah len von<br />
Ende <strong>1950</strong> und 1951 für die KPÖ<br />
die Erfolge der vergangenen Jahre<br />
fort, so ist doch an zu neh men, daß<br />
die breite Masse der Arbeiterschaft<br />
die Niederlage im Oktoberstreik zu<br />
Entmutigung und ger<strong>in</strong>gerer<br />
Kampfbereitschaft führte. Streiks<br />
und Massendemonstrationen g<strong>in</strong> -<br />
gen ab 1951 zu rück. Die ÖGB-Füh -<br />
rung wur de nun zu ei ner fle xi ble ren<br />
Taktik gezwungen: Im Frühjahr<br />
1951 wur de von der Be schrän kung<br />
auf e<strong>in</strong> ge ne rel les LPA ab ge gan gen<br />
und den E<strong>in</strong>zelgewerkschaften e<strong>in</strong><br />
größerer Spielraum <strong>in</strong> der Tarifpoli -<br />
tik e<strong>in</strong>geräumt. Die Lohnquote blieb<br />
1951 und 1952 gleich. Der dann<br />
beg<strong>in</strong>nende wirtschaftliche Aufschwung<br />
brach te <strong>in</strong> den näch sten<br />
Jah ren neue For men <strong>des</strong> Klas sen -<br />
kamp fes.<br />
Günther Grabner<br />
P.S.: Vorliegende Zeilen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
kurzer, geraffter Überblick aus Arbei<br />
ten von Prof. Pe ter Kam mer stät -<br />
ter, der als Lan <strong>des</strong> se kre tär der KPÖ<br />
<strong>in</strong> die ser schwie ri gen Zeit und als<br />
profun<strong>des</strong>ter Historiker der Arbei -<br />
terbewegung Oberösterreichs die<br />
genauesten Analysen dazu erstellt<br />
und veröffentlicht hat.<br />
Information <strong>des</strong> Betriebsrates der<br />
Voest<br />
Das Zitat<br />
„Die Behauptung, daß wir<br />
Kommunisten e<strong>in</strong>en Putsch be -<br />
absichtigen, daß wir die Kampf -<br />
bewegung der Arbeiterschaft ge -<br />
gen den Preis trei ber pakt zu ei -<br />
nem gewaltsamen Umsturz ausnüt<br />
zen woll ten ... ist von A bis Z<br />
er lo gen. Ich b<strong>in</strong> be reit zur Füh -<br />
rung ei nes Pro zes ses, <strong>in</strong> dem ich<br />
die se Be haup tung als Lüge<br />
brandmarken werden, auf me<strong>in</strong>e<br />
Immunität als Nationalrat zu ver -<br />
zich ten. Her aus mit dem ge heim -<br />
nisvollen ‘Beweismaterial’, das<br />
nir gends exi stiert, au ßer <strong>in</strong> den<br />
Zwecklügen der Regierungspoliti<br />
ker und <strong>in</strong> der Phan ta sie der<br />
Spießbürger..."<br />
KPÖ-Nationalratsabgeordneter<br />
Franz Honner am 10. Oktober<br />
<strong>1950</strong> im Parlament
Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 5<br />
Die Vo est im Sep tem ber und Ok to ber <strong>1950</strong><br />
Tatsachen gegen die Putschlüge<br />
Wenn man über den Sep tem berund<br />
Oktoberstreik <strong>in</strong> den Vo -<br />
est-Werken be rich tet, muß man<br />
auch die damaligen politischen<br />
Kräf te im Werk und die Zu sam men -<br />
setzung <strong>des</strong> Betriebsrates der Voest<br />
<strong>in</strong> den 50er Jah ren ken nen. Die<br />
letzten Betriebsratswahlen im De -<br />
zem ber 1949 vor dem gro ßen Streik<br />
im Oktober brachten folgen<strong>des</strong> Ergebnis:<br />
Ar bei ter: SPÖ 3.051 Stim men,<br />
43.1 Pro zent, 12 Man da te, GE 673<br />
Stim men, 9.5 Pro zent, 2 Man da te,<br />
VdU 3.293 Stim men, 46.2 Pro zent,<br />
14 Man da te, ÖVP 56 Stim men, 0.8<br />
Pro zent, ke<strong>in</strong> Man dat<br />
Angestellte: SPÖ 629 Stimmen,<br />
49.5 Pro zent, 7 Man da te, GE 95<br />
Stim men, 7.7 Pro zent, 1 Man dat,<br />
VdU 427 Stim men, 33.6 Pro zent, 5<br />
Man da te, ÖVP 115 Stim men, 9.2<br />
Pro zent, 1 Man dat<br />
Bei der kon sti tu ie ren den Sit zung<br />
am 28. De zem ber 1949 gab laut<br />
Protokoll der Sprecher der soziali -<br />
sti schen Frak tion, BR Brau neis, fol -<br />
gende Stellungnahme ab: Er erklärte<br />
den Zusammenschluß der Betriebsrä<br />
te der SPÖ und der Li ste der Ge -<br />
werkschaftlichen E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Grup pe. Brau neis stell te den An trag<br />
ei ner ge hei men Wahl für den Be -<br />
triebsratsobmann.<br />
BR Luckeneder erklärte dazu, daß<br />
der Zusammenschluß mit allen<br />
Man da ten und Stim men, auch der<br />
Reststimmen, erfolgte. Sozialisten<br />
und Kommunisten mußten sich zu -<br />
sam men schlie ßen, um das Vor dr<strong>in</strong> -<br />
gen <strong>des</strong> VdU <strong>in</strong> den Be trie ben zu<br />
stop pen. In ge hei mer Wahl wur den<br />
Brau neis zum Ob mann und Föd<strong>in</strong> -<br />
ger und Dell<strong>in</strong>ger zu Stellvertretern<br />
ge wählt. Im Jän ner <strong>1950</strong> aner kann -<br />
ten die 14 VdU-Betriebsräte den<br />
Zusammenschluß der marxistischen<br />
Be triebs rä te. Erst nach der Be -<br />
reichse<strong>in</strong>teilung der Betriebsräte al -<br />
ler Frak tio nen im Be trieb wur de der<br />
Arbeiterbetriebsrat richtig arbeits -<br />
fähig.<br />
Im Fe bru ar <strong>1950</strong> fan den <strong>in</strong> al len<br />
Abteilungen der Voest die Wahlen<br />
für die Vertrauensmänner statt. In<br />
der Vollversammlung der Vertrau -<br />
ensmänner wurde Föd<strong>in</strong>ger zum<br />
Ob mann ge wählt, Küh rer und Pa -<br />
sch<strong>in</strong>ger zu Stellvertretern. Diese<br />
Wahl erfolgte wiederum <strong>in</strong> voller<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung. Ende März er -<br />
folgte die erste Aussprache aller<br />
Betriebsräte mit den Generaldirektor<br />
über betriebswirtschaftlich und<br />
arbeitsrechtliche Fragen.<br />
Im Au gust <strong>1950</strong> for der ten 170<br />
Kollegen <strong>in</strong> der Vertrauensmän -<br />
ner-Vollversammlung e<strong>in</strong>e 15-pro -<br />
zentige Erhöhung der Löhne. Die<br />
Sprecher <strong>in</strong> der Vollversammlung<br />
waren Lan<strong>des</strong>sekretär der Metallund<br />
Bergarbeiter, Kopp, BRO Brau -<br />
neis, Föd<strong>in</strong>ger, Küh rer und Pa sch<strong>in</strong> -<br />
ger. Der e<strong>in</strong>gebrachte Antrag über<br />
die erwähnte Lohnerhöhung von 15<br />
Prozent wurde e<strong>in</strong>stimmig be -<br />
schlossen. Kopp, Föd<strong>in</strong>ger, Küh rer<br />
und Pasch<strong>in</strong>ger wurden beauftragt<br />
die Forderung beim Zentralvorstand<br />
der Metall- und Bergarbeiter <strong>in</strong><br />
Wien vorzutragen.<br />
Im wei te ren wur de an den Be -<br />
triebsrat der Hütte Donawitz und<br />
der Steyr-Werke die Aufforderung<br />
gerichtet, sich den Forderungen der<br />
Voest-Gewerkschafter anzuschlie -<br />
ßen. Die lohnpolitische Lage spitzte<br />
sich dann <strong>in</strong>nerhalb weniger Tage<br />
dramatisch zu.<br />
Am Sams tag, 23., und Sonn tag,<br />
24. Sep tem ber, ga ben Ra dio und<br />
Presse E<strong>in</strong>zelheiten über das neue<br />
Lohn- und Preisabkommen be -<br />
kannt, das vom Mi ni ster rat am<br />
Dienstag, 26. September beschlos -<br />
sen werden sollte. Es be<strong>in</strong>haltete<br />
folgende Hauptpunkte: Erhöhung<br />
der Prei se von 20 bis 30 Pro zent,<br />
Erhöhung der Löhne und Gehälter<br />
im Durch schnitt von 14 Pro zent.<br />
Montag, 25. September<br />
Große Empörung <strong>in</strong> der Arbeiter -<br />
schaft über das ge plan te Preis- und<br />
Lohnabkommen: In allen Betrieben<br />
und Abteilungen wurde erregt disku<br />
tiert. Un ter dem E<strong>in</strong> druck die ser<br />
Stim mung wur de um 10 Uhr e<strong>in</strong>e<br />
geme<strong>in</strong>same Sitzung <strong>des</strong> Arbeiterund<br />
Angestelltenbetriebsrates e<strong>in</strong> -<br />
berufen. In dieser Sitzung wurde<br />
mit Stimmenmehrheit der Beschluß<br />
ge faßt um 15 Uhr e<strong>in</strong>e Be triebs voll -<br />
ver samm lung ab zu hal ten.<br />
Um 13 Uhr be rief die Ge werk -<br />
schaftsortsgruppe der Arbeiter die<br />
Hauptvertrauensmänner zu e<strong>in</strong>er<br />
Sit zung e<strong>in</strong>, da bei kam es e<strong>in</strong> stim -<br />
mig zum Beschluß von 15 bis 16<br />
Uhr e<strong>in</strong>en Warnstreik durchzufüh -<br />
ren, der auch lü ckenlos durch ge -<br />
führt wurde. Die Angestellten<br />
schlos sen sich an, ohne daß e<strong>in</strong> be -<br />
sonderer Beschluß ge faßt wor den<br />
wäre, weil e<strong>in</strong>e Ge werk schafts grup -<br />
pe der Angestellten damals noch<br />
nicht existierte.<br />
Wäh rend <strong>des</strong> Streiks wur de von<br />
der Be leg schaft <strong>in</strong> den Be trie ben<br />
über all über den neu en Pakt dis ku -<br />
tiert und die ser schärfstens ab ge -<br />
lehnt. Der Warn streik vom 25. Sep -<br />
tem ber soll te der Re gie rung e<strong>in</strong> Si -<br />
gnal ge ben, daß die Arbeiterschaft<br />
der Vo est den Lohn- und Preis pakt<br />
e<strong>in</strong>mütige ablehnt und zu weiteren<br />
Kampfmaßnahmen bereit ist.<br />
Dienstag, 26. September<br />
Im gan zen Werk herrsch te gro ßer<br />
Un mut und Pro test stim mung. Im<br />
Lau fe <strong>des</strong> Vor mit tags tra fen die er -<br />
sten Nach rich ten über die gro ße<br />
Protestkundgebung der Steyrer Arbei<br />
ter schaft e<strong>in</strong>, die auf den Haupt -<br />
platz statt fand (16.000 Teil neh mer).<br />
Die Empörung der Arbeiter und<br />
Angestellten stieg von Stunde zu<br />
Stun de. Aus die sem Grun de wur de<br />
von der Gewerkschaftsortsgruppe<br />
e<strong>in</strong>e Vertrauensmännerversammlung<br />
e<strong>in</strong>berufen. Die Vertrauens -<br />
män ner brach ten die gro ße Em pö -<br />
rung der Ar bei ter zum Aus druck.<br />
Sie spra chen ohne Un ter schied der<br />
Par tei e<strong>in</strong>e kla re Spra che: Ab leh -<br />
nung <strong>des</strong> Pak tes! Na he zu e<strong>in</strong> stim -<br />
mig ( 3 Stimm ent hal tun gen) wur de<br />
der Beschluß ge faßt um 14.30 Uhr<br />
die Arbeit niederzulegen und e<strong>in</strong>en<br />
Protestmarsch zum L<strong>in</strong>zer Hauptplatz<br />
durchzuführen. Gleichzeitig<br />
wurde e<strong>in</strong>e Delegation gewählt, die<br />
bei der oö Lan <strong>des</strong> re gie rung die Em -<br />
pörung der Arbeiter und Angestellten<br />
deponieren sollte.<br />
In der Betriebsratssitzung der<br />
Angestellten wurde ebenfalls e<strong>in</strong> -<br />
stim mig be schlos sen sich am Pro -<br />
testmarsch der Arbeiter zu beteiligen.<br />
Pünkt lich um 15 Uhr be gann<br />
der Marsch der 10.000 Ar bei ter und<br />
Angestellten der Voest durch die<br />
Straßen der oberösterreichischen<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt. An der Spitze<br />
marschierten die Betriebsrats- und<br />
Gewerkschaftsobmänner aller Frak -<br />
tionen. Der Protestmarsch wurde<br />
mit größter Diszipl<strong>in</strong> durchgeführt.<br />
Er h<strong>in</strong> ter ließ bei den Teil neh mer<br />
den bleibenden E<strong>in</strong>druck, daß die<br />
größte Stärke der Arbeiterschaft <strong>in</strong><br />
der E<strong>in</strong> heit liegt. Fast alle grö ße ren<br />
Be trie be <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z schlos sen sich mit<br />
Ab ord nun gen an und so ver sam -<br />
mel ten sich auf den Haupt platz<br />
rund 20.000 Men schen.<br />
Durch stürmische Protestkund -<br />
gebungen unterbrochen, wurden<br />
die Berichte der Betriebsdelegatio -<br />
nen vom Bal kon <strong>des</strong> L<strong>in</strong> zer Rat hau -<br />
ses an ge hört. Spon tan kam die Ent -<br />
schlossenheit zum Ausdruck, den<br />
Kampf ge gen den 4. Lohn- und<br />
Preispakt aufzunehmen und die Re -<br />
gierung aufzufordern den Pakt zu -<br />
rückzuziehen. Die Versammlung<br />
wur de um 18 Uhr ohne Zwi schen -<br />
fäl le ge schlos sen. Nach der Kund -<br />
gebung am Hauptplatz begaben<br />
sich die Schicht ar bei ter <strong>des</strong> Walz -<br />
wer kes <strong>in</strong> den Be trieb. Es wur de<br />
nicht gearbeitet, aber umso heftiger<br />
diskutiert. In den kont<strong>in</strong>uierlichen<br />
Betrieben (Hochofen, Kokerei) wur -<br />
de gearbeitet. Die Arbeiterschaft<br />
zeigt ihre Stär ke.<br />
Mittwoch, 27. September
Sei te 6 Ober öster reich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />
Die Arbeiter der Betriebe erschienen<br />
pünkt lich zur Tag schicht. Die<br />
Si re nen er tön ten <strong>in</strong> al len Be trie ben,<br />
aber die Ar beit wur de nir gends auf -<br />
genommen. Überall standen Gruppen<br />
von Arbeitern beisammen und<br />
be spra chen die Lage. Der Be triebs -<br />
rat ver säum te es sich so fort füh rend<br />
und organisierend an die Spitze <strong>des</strong><br />
Kamp fes zu stel len. Erst um 9 Uhr<br />
wur de durch den Druck und For de -<br />
rung der Be leg schaft die Be triebs -<br />
ratsitzung der Arbeiter und Ange -<br />
stellten e<strong>in</strong>berufen.<br />
Die Betriebsräte anerkannten den<br />
Streik und wähl ten um 10 Uhr e<strong>in</strong><br />
Streikkomitee aus 11 Kollegen aller<br />
Fraktionen. BR Rudolf Kührer wurde<br />
als Vor sit zen der und BR Paul Föd<strong>in</strong> -<br />
ger als se<strong>in</strong> Stell ver tre ter e<strong>in</strong> stim -<br />
mig gewählt. Die Betriebsratzimmer<br />
im Betriebsgebäude IV waren der<br />
Sitz der zentralen Streikleitung. Das<br />
Streikkomitee war der e<strong>in</strong>heitlichen<br />
Auffassung, daß der Streik so ge -<br />
führt wer den müß te, daß die tech -<br />
ni schen An la gen <strong>des</strong> Wer kes kei nen<br />
Schaden erleiden.<br />
Der Streik wur de also nicht ge gen<br />
die Werksleitung geführt, sondern<br />
gegen die Unterzeichner <strong>des</strong> Lohnund<br />
Preis pak tes <strong>in</strong> Wien. Die Hüt -<br />
tendirektion schaffte e<strong>in</strong>e techni -<br />
sche Beratungsstelle die geme<strong>in</strong>sam<br />
mit dem Streik ko mi tee die tech ni -<br />
schen Pro ble me lö ste und Tag und<br />
Nacht im E<strong>in</strong> satz war. Un ter der<br />
Führung <strong>des</strong> Gewerkschaftsobmannes<br />
Föd<strong>in</strong>ger wurde e<strong>in</strong>e Delegation<br />
zum ÖGB nach Wien ent sandt, um<br />
den zen tra len Stel len den Ernst der<br />
Lage darzulegen. Die Delegation<br />
überreichte die e<strong>in</strong>heitlich be -<br />
schlossenen Forderungen.<br />
Im Werk gab es für das Streik ko -<br />
mitee reichlich Arbeit. Die Telefone<br />
lie fen heiß. Um 14 Uhr fuh ren Em -<br />
me rich Eck hart und Ru dolf Küh rer<br />
mit den Hüt ten ver ant wort li chen zu<br />
den Arbeitern der Erzaufbereitung.<br />
Dort er klär ten sie den Stand punkt<br />
<strong>des</strong> gesamten Streikkomitees, daß<br />
der Not be trieb bei den Hoch öfen<br />
aus technischen Gründen aufrecht<br />
blei ben müs se. Aus die sem Grun de<br />
war e<strong>in</strong>e gedrosselte Erzzufuhr un -<br />
bed<strong>in</strong>gt erforderlich.<br />
Auch die Strei klei tun gen der L<strong>in</strong> -<br />
zer Be trie be rie fen im mer zur Dis zi -<br />
pl<strong>in</strong> auf. Provokateure versuchten<br />
wiederholt durch wilde Aktionen die<br />
Arbeit <strong>des</strong> Streikkomitees zu er -<br />
schwe ren. Um 17 Uhr tag te <strong>in</strong> der<br />
L<strong>in</strong>zer Arbeiterkammer e<strong>in</strong>e Konferenz<br />
von Betriebsräten aller L<strong>in</strong>zer<br />
Be trie be, auf der den näch sten Tag<br />
e<strong>in</strong>e Groß kund ge bung um 11 Uhr<br />
auf dem Haupt platz un ter Teil nah -<br />
me aller L<strong>in</strong>zer Betriebe beschlos -<br />
sen wur de.<br />
Donnerstag, 28. September<br />
Die Voest-Delegation kehr te <strong>in</strong><br />
der Nacht ohne positive Ergebnisse<br />
aus Wien zu rück, nach dem sie beim<br />
ÖGB durch den Zentralsekretär Gei -<br />
ger und se<strong>in</strong>en Mitarbeitern e<strong>in</strong>e<br />
geradezu skandalöse Behandlung<br />
erfahren hatte. Das Streikkomitee<br />
tag te um 7 Uhr früh mit den Kol le -<br />
gen, die bei der L<strong>in</strong> zer Kon fe renz <strong>in</strong><br />
der Arbeiterkammer teilgenommen<br />
hat ten und mit den De le gier ten, die<br />
beim ÖGB <strong>in</strong> Wien vor ge spro chen<br />
hat ten. Un ter dem E<strong>in</strong> druck der all -<br />
geme<strong>in</strong>en Kampfentschlossenheit<br />
der Arbeiter und Angestellte kam es<br />
zu folgenden Beschlüssen:<br />
1. Es wird wei ter ge streikt.<br />
2. Es wird nicht mar schiert, da mit<br />
es zu kei nen wil den Ak tio nen<br />
kommt.<br />
3. Für 12 Uhr soll e<strong>in</strong>e Kon fe renz<br />
der wichtigsten oberösterreichi -<br />
schen Be trie be im Voest-Gebäude<br />
<strong>in</strong> der Muldenstraße e<strong>in</strong>berufen<br />
werden.<br />
Um 9 Uhr be rief der An ge stell -<br />
tenbetriebsratsobmann See ba cher<br />
e<strong>in</strong>e Sit zung <strong>in</strong> die Di rek tion <strong>in</strong> der<br />
Mul den stra ße e<strong>in</strong>, bei der e<strong>in</strong> stim -<br />
mig be schlos sen wur de, das Streik -<br />
Demonstration der Voest-Arbeiter durch die Wie ner stra ße zum Haupt platz<br />
ko mi tee <strong>des</strong> Wer kes um je 2 An ge -<br />
stell te <strong>des</strong> VdU und der SPÖ zu er -<br />
wei tern. Um 12 Uhr be gann im<br />
Speisesaal der Generaldirektion<br />
(Muldenstraße) die Beratung der<br />
Vertreter der oberösterreichischen<br />
Betriebe.<br />
Zum größ ten Teil wa ren es Be -<br />
triebsräte und Vertrauensmänner<br />
von L<strong>in</strong>zer Betrieben. <strong>Zur</strong> Beratung<br />
kam auch der Lan <strong>des</strong> ob mann der<br />
Metall- und Bergarbeiter von Ober -<br />
öster reich, Pal le strong. Er hielt e<strong>in</strong>e<br />
An spra che <strong>in</strong> der er aus führ te: „Es<br />
geht nicht mehr um den 4. Lohnund<br />
Preis pakt, son dern um die Er -<br />
haltung der Arbeitsplätze".<br />
Die Ausführungen von Palle -<br />
strong wur den von der Mehr heit der<br />
Teilnehmer der Konferenz nicht ak -<br />
zep tiert. Viel mehr wur den die Ur sa -<br />
chen auf ge zeigt, war um der e<strong>in</strong> -<br />
heitliche Kampf der Voest-Arbeiter<br />
und Angestellten zustande kam. Die<br />
Kollegen <strong>in</strong> den Betrieben warteten<br />
auf In for ma tion und wa ren über das<br />
Schweigen der Betriebsräte empört.<br />
Sie forderten e<strong>in</strong>en Protestmarsch<br />
zur Muldenstraße, wo die Konferenz<br />
tagte.<br />
Um 16 Uhr be rich te te der An ge -<br />
stelltenbetriebsrat Hans L<strong>in</strong>dner der<br />
Betriebsvollversammlung das Ergeb<br />
nis der Kon fe renz. Mit größ ter<br />
Em pö rung wur de von der Be triebs -<br />
voll ver samm lung die vor den Be -<br />
triebsgebäude IV (Zentralküche)<br />
statt fand, auch der Be richt über die<br />
Wiener Delegation zur Kenntnis ge -<br />
nommen.<br />
Groß war auch die Em pö rung der<br />
Ar bei ter über den Sen der<br />
Rot-Weiß-Rot und über die Pres se,<br />
so wie über jene Kräf te, die ver such -<br />
ten den Streik zu <strong>des</strong>organisieren.<br />
Mit gro ßer Mühe ge lang es dem<br />
Streikkomitee die empörten Arbei -<br />
ter von ei nen Sturm auf den Ra dio -<br />
sender abzuhalten. Es kam zum Be -<br />
schluß, am Frei tag um 9 Uhr wie der<br />
e<strong>in</strong>e Voll ver samm lung vor dem Be -<br />
triebsgebäude IV durchzuführen.<br />
Freitag, 29. September<br />
Um 9 Uhr früh fand die se Voll -<br />
ver samm lung statt, er öff net durch<br />
Paul Föd<strong>in</strong>ger (SPÖ). Sei ne Mit tei -<br />
lung, er habe mit Bun <strong>des</strong> kanz ler<br />
Figl te le fo niert und die ser hät te zu -<br />
ge sagt, die Streik stun den wür den<br />
be zahlt, wenn die Ar bei ter so fort<br />
die Arbeit aufnähmen, wurde mit<br />
stürmischen Pfui-Rufen aufgenom -<br />
men. E<strong>in</strong> stim mig wur de von den<br />
6.000 ver sam mel ten die Wei ter füh -<br />
rung <strong>des</strong> Streiks be schlos sen und<br />
e<strong>in</strong> stim mig dem ÖGB-Präsidium das<br />
Mißtrauen ausgesprochen.<br />
Die zentrale Streikleitung gab<br />
so fort die Wei sung <strong>in</strong> den Be trie ben<br />
und Abteilungen Streikleitungen zu<br />
wäh len (6 bis 10 Mann stark mit ei -<br />
nen Vorsitzenden). Dies wurde<br />
durchgeführt und das zentrale<br />
Streikkomitee dadurch um 34 Kol -
Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 7<br />
legen erweitert. Schließlich beschloß<br />
man, die Ar bei ter soll ten nach Aus -<br />
zah lung ih rer Löh ne nach Hau se<br />
ge hen und am Mon tag, 2. Ok to ber,<br />
erst um 8 Uhr im Werk er schei nen.<br />
Weiters wurde beschlossen, die<br />
Wiener Betriebsrätekonferenz abzu -<br />
war ten und am Mon tag um 8 Uhr<br />
früh neuerlich e<strong>in</strong>e Vollversamm -<br />
lung abzuhalten. Am Freitag nach -<br />
mit tag hat ten be reits die er sten<br />
Kol le gen der SPÖ und <strong>des</strong> VdU die<br />
Arbeit <strong>in</strong> der Zentralen Streikleitung<br />
e<strong>in</strong>gestellt, <strong>in</strong>dem sie erklärten:<br />
„Der Streik ist e<strong>in</strong>e An ge le gen heit<br />
der KPÖ ge wor den." Die Zu sam -<br />
mensetzung der erweiterten zen -<br />
tralen Streikleitung zeigte das Ge -<br />
gen teil auf, den 85 Pro zent der Lei -<br />
tung wa ren So zia li sten und VdUler.<br />
Samstag, 30. September<br />
Die lokalen Streikkomitee der Be -<br />
trie be lei ste ten gute Ar beit, sie wa -<br />
ren <strong>in</strong> den kont<strong>in</strong>uierlichen Betrie -<br />
ben Tag und Nacht im E<strong>in</strong> satz. Die<br />
Zusammenarbeit mit der zentralen<br />
Strei klei tung war sehr gut. Auch der<br />
Kon takt mit der tech ni schen Be ra -<br />
tungs stel len war im mer vor han den.<br />
Die zentrale Streikleitung war<br />
auch Sams tag und Sonn tag rund um<br />
die Uhr im Büro an we send. Sams -<br />
tag, am spä ten Abend, er schien Ge -<br />
neraldirektor Falkenbach beim<br />
Streikkomitee. Er kündigte bei der<br />
Aus spra che e<strong>in</strong> Flug blatt, mit sei ner<br />
Stellungnahme an.<br />
Sonntag, 1. Oktober<br />
In den kont<strong>in</strong>uierlichen Betrieben<br />
erschienen die ersten Flugblätter<br />
der Generaldirektion. Generaldirektor<br />
Falkenbach anerkannte dar<strong>in</strong> die<br />
großen Aufbauleistungen der Be -<br />
leg schaft seit dem Jah re 1945. Er<br />
schrieb: „Ihr habt das Un ter neh men<br />
aus den Trüm mern wie der auf ge -<br />
baut.“ Abschließend forderte er die<br />
Be leg schaft auf, Mon tag, 2. Ok to -<br />
ber, die Ar beit im vol len Um fang<br />
wieder aufzunehmen. <strong>Zur</strong> gleichen<br />
Zelt erschien e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />
Flug blatt von den Frak tio nen der<br />
Sozialistischen Betriebsräte, der<br />
Unabhängigen und der ÖVP. Sie<br />
teilten folgen<strong>des</strong> mit:<br />
„Das 4. Lohn- und Preis ab kom -<br />
men hat e<strong>in</strong>e Wel le der Em pö rung<br />
der Arbeiterschaft, unabhängig der<br />
Parteirichtung, hervorgerufen. Es ist<br />
sofort zu spontanen Kundgebungen<br />
der Arbeiterschaft <strong>in</strong> verschiedene<br />
Großbetrieben mit dem Ziele ge -<br />
kom men, das Lohn- und Preis ab -<br />
kommen wieder rückgängig zu ma -<br />
chen oder die e<strong>in</strong>seitige Belastung<br />
der Arbeiterschaft wieder aufzuheben.<br />
An schlie ßend kam die Auf for -<br />
de rung am Mon tag früh die Ar beit<br />
wie der auf zu neh men.<br />
Montag, 2. Oktober<br />
Die Ar bei ter ka men fast alle zur<br />
Tag schicht <strong>in</strong> den Be trieb und dis -<br />
ku tiert über die Lage.<br />
Der Druck der SPÖ-Führung, die<br />
kon zen trier te Het ze, <strong>in</strong> der Pres se,<br />
die Lü gen im Ra dio, E<strong>in</strong> schüch te -<br />
rung durch die Po li zei und die Dro -<br />
hung mit den Amis von Hör sch<strong>in</strong>g,<br />
sowie die E<strong>in</strong>schüchterung durch<br />
die Di rek tion und die Be triebs lei -<br />
tungen bewirkten den Beschluß der<br />
zentralen Streikleitung den Streik<br />
zu un ter bre chen und die Ar beit um<br />
13 Uhr be d<strong>in</strong>gt auf zu neh men.<br />
Dienstag, 3. Oktober<br />
Die Betriebsräte der Gewerk -<br />
schaftlichen E<strong>in</strong>heit Luckeneder,<br />
Küh rer und L<strong>in</strong>d ner mach ten dem<br />
Gesamtbetriebsrat den Vorschlag <strong>in</strong><br />
allen Abteilungen e<strong>in</strong>e Urabstim -<br />
mung über die Wei ter füh rung <strong>des</strong><br />
Streiks durchzuführen.<br />
Mittwoch, 4. Oktober<br />
Die SPÖ-Gewerkschaftsführung<br />
und ihre Betriebsräte lehnen e<strong>in</strong>e<br />
Urabstimmung <strong>in</strong> den Betrieben ab.<br />
E<strong>in</strong> Flugblatt wurde daraufh<strong>in</strong> ver -<br />
teilt.<br />
Donnerstag, 5. Oktober<br />
1. Sitzung <strong>des</strong> Arbeiterbetriebs -<br />
ra tes nach dem Streik: Die Sit zung<br />
be faß te sich mit der Be zah lung der<br />
Streik zeit. Wei ters kam man über -<br />
e<strong>in</strong>, dem Ver lan gen der Di rek tion,<br />
den Produktionsausfall durch zu -<br />
sätzliche Arbeitstage etwas wettzu -<br />
ma chen, nicht ab leh nend zu be geg -<br />
nen, da der Streik sich nicht ge gen<br />
die Direktion richtete. In dieser e<strong>in</strong> -<br />
ma li gen Streik ak tion ist sich die Ar -<br />
beiterschaft der Voest ihrer Kraft<br />
be wußt geworden. Geme<strong>in</strong>sam mit<br />
den Steyrer-Arbeitern kämpf te sie<br />
an der Spit ze ge gen den 4. Lohnund<br />
Preis pakt.<br />
November <strong>1950</strong><br />
Mit Kündigungen, Entlassungen<br />
und Versetzungen gegen aufrechte<br />
und besonders kampfentschlossene<br />
Arbeiter und Angestellte sollte die<br />
Kampfkraft der Voest-Belegschaft<br />
ge bro chen wer den. Am 28. No vem -<br />
ber wur de un ter Vor sitz von Dr. Au -<br />
böck die er ste Ver hand lung <strong>des</strong> Ei -<br />
nigungsamtes eröffnet. In Verlaufe<br />
der Ver hand lung kam der e<strong>in</strong> deu tig<br />
politische Charakter der Kündigun -<br />
gen zu ta ge. Eben falls klar wa ren die<br />
schweren und nachteiligen Auswirkun<br />
gen <strong>des</strong> 4. Lohn- und Preis pak -<br />
tes durch die Stel lung nah men der<br />
Betriebsvertreter hervorgetreten.<br />
Februar 1951<br />
Im Lau fe <strong>des</strong> Mo nats Fe bru ar<br />
wur de das Ver fah ren vor dem L<strong>in</strong> zer<br />
E<strong>in</strong>igungsamt über die E<strong>in</strong>sprüche<br />
<strong>des</strong> Betriebsrates gegen die politi -<br />
schen Kün di gung, wel che die Di rek -<br />
tion im No vem ber <strong>1950</strong> aus ge spro -<br />
chen hatte, abgeschlossen. Die Ver -<br />
hand lun gen vor dem L<strong>in</strong> zer Ei ni -<br />
gungs amt en de ten nur mit ei nem<br />
Teilerfolg <strong>des</strong> Betriebsrates, weil<br />
dennoch aufrechte Gewerkschafter<br />
und Funk tio nä re von der Werks lei -<br />
tung ge kün digt und ent las sen wur -<br />
den.<br />
Dezember 1951<br />
Die ersten Betriebsratswahlen der<br />
Vo est nach den gro ßen Streik wa ren<br />
für die Arbeiter und Angestellten<br />
von gro ßer Be deu tung. Nach har tem<br />
Wahl kampf wur de von den Ar bei -<br />
tern und An ge stell ten auch das<br />
Verhalten der Betriebsräte im Sep -<br />
tem ber und Ok to ber <strong>1950</strong> bei den<br />
gro ßen Streik ge wer tet.<br />
Die Betriebsratswahlen ergaben<br />
folgende Ergebnisse:<br />
Ar bei ter: SPÖ 3.584 Stim men,<br />
43.3 Pro zent, 13 Man da te, GE 2.501<br />
Stim men, 30.3 Pro zent, 9 Man da te,<br />
VdU 2.079 Stim men, 25.0 Pro zent,<br />
8 Man da te, ÖVP 109 Stim men, 1.3<br />
Pro zent, ke<strong>in</strong> Man dat<br />
Angestellte: SPÖ 707 Stimmen,<br />
43.1 Pro zent, 7 Man da te, GE 234<br />
Stim men, 14.2 Pro zent, 2 Man da te,<br />
VdU 527 Stim men, 32.0 Pro zent, 5<br />
Man da te, ÖVP 175 Stim men, 10.7<br />
Pro zent, 1 Man dat<br />
Die Liste der Gewerkschaftlichen<br />
E<strong>in</strong> heit wur de im Stahl bau, im Ma -<br />
schi nen bau I und im Stahl werk bei<br />
den Ar bei tern die stärk ste Frak tion.<br />
Die Wah len brach ten der Fak tion<br />
der Gewerkschaftlichen E<strong>in</strong>heit den<br />
größ ten Wahl er folg <strong>in</strong> der Ge -<br />
schich te <strong>des</strong> Wer kes. Durch die ses<br />
Wahlergebnis wurde von den Arbei -<br />
tern und An ge stell ten ganz klar und<br />
die deut lich die Put schlü ge wi der -<br />
legt und je nen Kol le gen das Ver -<br />
trauen ausgesprochen, die im Sep -<br />
tem ber und Ok to ber <strong>1950</strong> bis zu -<br />
letzt an ih rer Sei te stan den.<br />
Die Liste der Gewerkschaftlichen<br />
E<strong>in</strong>heit wurde von Kommunisten Jo -<br />
sef Lu ckeneder, Ru dolf Küh rer, (Ar -<br />
bei ter) und Hans L<strong>in</strong>d ner (An ge -<br />
stellte) angeführt. Der Erfolg der<br />
Gewerkschaftlichen E<strong>in</strong>heit im<br />
größ ten Werk Öster reichs war e<strong>in</strong><br />
Beitrag zur Arbeitere<strong>in</strong>heit und geht<br />
<strong>in</strong> die Ge schich te der öster rei chi -<br />
schen Ar bei ter- und Ge werk -<br />
schaftsbewegung e<strong>in</strong>. Er führte zur<br />
Zer schla gung der VdU- Mehr heit <strong>in</strong><br />
vielen Abteilungen der Voest.<br />
Rudolf Kührer, November 1978
Sei te 8 Ober öster reich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />
Der Ok to ber streik bei der L<strong>in</strong> zer ESG<br />
Geschlossen gegen den<br />
Lohn- und Preispakt<br />
Neben Voest, Bun<strong>des</strong>bahn, Stick -<br />
stoff wer ken, Steyr-Werken, Zell wol -<br />
le Lenz<strong>in</strong>g und Alum<strong>in</strong>iumwerken<br />
Rans ho fen wa ren die L<strong>in</strong> zer ESG ei -<br />
nes der Zen tren die ses Streiks, wie<br />
von Fried rich Wag ner <strong>in</strong> ei ner Di -<br />
plom ar beit im Jah re 1982 aus führ -<br />
lich dargestellt wurde.<br />
Bereits Anfang September <strong>1950</strong><br />
lehnte der ESG-Arbeiterbetriebsrat<br />
den Lohn-Preis-Pakt ab und am 13.<br />
September verlangten die<br />
ESG-Arbeiter Prä mien von 450<br />
Schill<strong>in</strong>g und forderten e<strong>in</strong>en ge -<br />
me<strong>in</strong>samen Protest aller L<strong>in</strong>zer<br />
Großbetriebe. Gleichzeitig sandten<br />
sie e<strong>in</strong>e Delegation zur Arbeiter -<br />
kam mer, die dort die For de rung<br />
nach umfassender Information der<br />
Arbeiter und Angestellten über den<br />
Inhalt der Geheimverhandlungen<br />
deponieren sollte.<br />
SPÖ-Spitze wiegelte ab<br />
Schon hier zeig te sich die Rol le<br />
hö he rer SPÖ-Funktionäre, die mit<br />
allen Mitteln die Entwicklung e<strong>in</strong>er<br />
breiten Protestbewegung unterdrücken<br />
woll ten: AK-Präsident He<strong>in</strong> rich<br />
Kandl und se<strong>in</strong> Se kre tär Klei ner er -<br />
klärten, daß e<strong>in</strong>e Ver samm lung die<br />
schon seit län ge rer Zeit lau fen den<br />
Verhandlung sehr stören würde und<br />
lehnten e<strong>in</strong>e derartige Veranstal -<br />
tung ab, woraufh<strong>in</strong> entgegen dem<br />
e<strong>in</strong>stimmigen Beschluß <strong>des</strong> ge sam -<br />
ten Betriebsrates die Versammlung<br />
abgesagt wurde.<br />
Doch war die Be we gung nicht<br />
aufzuhalten, am 25. September kam<br />
es <strong>in</strong> der Vo est ge gen den Wi der -<br />
stand der SPÖ zu ei ner gro ßen Pro -<br />
test ver samm lung, die für den näch -<br />
sten Tag den Streik be schloß, im<br />
ÖBB-Heizhaus zu ei nem Warn streik.<br />
Am 26. Sep tem ber wur de <strong>in</strong> den<br />
Steyr-Werken be reits ge streikt und<br />
bei der ESG wur de e<strong>in</strong>e Voll ver -<br />
sammlung e<strong>in</strong>berufen, was gleich -<br />
be deu tend mit dem Still stand der<br />
Straßenbahnen und Autobusse war.<br />
Die se Ver samm lung war, wie der<br />
damalige Betriebsrat Karl Wies<strong>in</strong>ger<br />
berichtet, auf Initiative der Betriebsorganisation<br />
der KPÖ zustandegekommen,<br />
die e<strong>in</strong>e Delegation zur<br />
Betriebsratssitzung beschloß um<br />
dort die Ab leh nung <strong>des</strong> Pak tes und<br />
die Durch füh rung ei nes Streiks zu<br />
fordern.<br />
Beschluß für den Streik<br />
Bei dieser Versammlung wurde<br />
mit nur zwei Ge gen stim men nach<br />
ei nem Ul ti ma tum an den ÖGB – ”Wir<br />
er war ten bis 14 Uhr Ant wort, an -<br />
son sten wird der Be trieb <strong>in</strong> den Pro -<br />
test streik tre ten” - der Streik be -<br />
schlos sen. Statt der Ant wort ka men<br />
<strong>in</strong> den Nach rich ten De tails über das<br />
vom M<strong>in</strong>isterrat angenommene Abkommen<br />
und wenige M<strong>in</strong>uten vor<br />
15 Uhr stan den <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z alle Stra ßen -<br />
bahnen und Autobusse still.<br />
Am Mor gen <strong>des</strong> 27. Sep tem ber<br />
protestierte e<strong>in</strong>e Delegation unter<br />
Führung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>sekretärs der<br />
Transportarbeitergewerkschaft,<br />
Friedl (SPÖ), bei Lan<strong>des</strong>regierung<br />
und Arbeiterkammer gegen das 4.<br />
Lohn- und Preisabkommen. Am<br />
Nach mit tag die ses Ta ges kam es<br />
bei der Ar bei ter kam mer zu den tur -<br />
bulenten Ereignissen, als Aktivisten<br />
<strong>des</strong> VdU droh ten AK-Präsident<br />
Kandl aus dem Fen ster zu stür zen,<br />
was durch die Be son nen heit kom -<br />
munistischer Betriebsräte verh<strong>in</strong>dert<br />
wurde.<br />
Nach dem Streik be schluß der ESG ste hen <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z die Stra ßen bah nen<br />
Bei der Arbeiterkammer wurde<br />
beschlossen alle Betriebsräte und<br />
Streik ko mi tees von L<strong>in</strong>z für 17 Uhr<br />
zu e<strong>in</strong>er Konferenz e<strong>in</strong>zuberufen,<br />
dann lö ste sich die Ver samm lung<br />
auf. Auch der Kom mu nist Leo Pöt -<br />
scher, Leiter <strong>des</strong> Streikkomitees der<br />
ESG, eil te weg, da be reits für 14 Uhr<br />
e<strong>in</strong>e Versammlung der Angestellten<br />
der ESG an ge setzt war, die dann auf<br />
sei nen Vor schlag h<strong>in</strong> be schloß, sich<br />
den ESG-Arbeitern mit ei nem De -<br />
mon stra tions zug zur AK an zu -<br />
schließen.<br />
Marsch zur Arbeiterkammer<br />
Um 13 Uhr hat ten die<br />
ESG-Arbeiter <strong>in</strong> ei ner stür mi schen<br />
Betriebsversammlung beschlossen,<br />
den Streik bis zur Zu rück nah me <strong>des</strong><br />
4. Abkommens weiterzuführen. Angesichts<br />
dieser Stimmung mußte<br />
auch der Lan<strong>des</strong>sekretär der Trans -<br />
portarbeiter erklären: ”Unter diesen<br />
Um stän den habe ich nichts ge gen<br />
den Streik e<strong>in</strong> zu wen den, ich kann<br />
mich doch nicht ge gen den Wil len<br />
der Arbeiter stellen.” Anschließend<br />
zo gen sie zu sam men mit den An -<br />
ge stell ten <strong>des</strong> Be trie bes <strong>in</strong> ei nem<br />
gewaltigen Demonstrationsmarsch<br />
zur Arbeiterkammer. Klenner schil -<br />
dert das so:<br />
Ungefähr tausend Straßenbahner<br />
und andere Arbeiter der L<strong>in</strong>zer<br />
städtischen Verkehrsbetriebe zogen<br />
nach der Ver samm lung <strong>in</strong> Ur fahr<br />
nach L<strong>in</strong>z. Die De mon stran ten be -<br />
wegten sich unter Sprechchören wie<br />
”Weg mit dem Schand pakt!”, ”Weg<br />
mit dem Ver rä ter Böhm!” über die<br />
Landstraße vor das Gebäude der<br />
Arbeiterkammer. Die Straßenbahner<br />
vollführten mit ihren Signalpfeifen<br />
e<strong>in</strong> höllisches Konzert.”<br />
Die Streikfront zerbröselt<br />
Bis zum 28. Sep tem ber lö ste sich<br />
durch die Hal tung der SPÖ die Ak -<br />
tions e<strong>in</strong> heit frei lich auf und an die -<br />
sem Tag streik te <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z prak tisch<br />
nur mehr die Vo est. Die Stra ßen -<br />
bah ner, die bei ei ner Be triebs ver -<br />
samm lung um 9 Uhr die Be tei li gung<br />
an der gesamtösterreichischen<br />
Konferenz beschlossen hatten und<br />
e<strong>in</strong>e Delegation, bestehend aus<br />
Kollegen aller Parteirichtungen,<br />
wählten, beschlossen weiters, bis<br />
zu den Ergebnissen der Konferenz<br />
die Arbeit wieder aufzunehmen.<br />
Be d<strong>in</strong>gt durch die tak tisch fal sche<br />
Streikunterbrechung und E<strong>in</strong>berufung<br />
e<strong>in</strong>er gesamtösterreichischen<br />
Betriebsrätekonferenz wurde der<br />
Streikbewegung die Spitze genom -<br />
men und es ge lang der Re gie rung<br />
und Gewerkschaftsführung mit Un -<br />
terstützung der westlichen Besat -<br />
zungs mäch te – etwa durch die Rol le<br />
<strong>des</strong> Chefs der Bauarbeitergewerk -<br />
schaft Franz Olah und sei ner Prü -<br />
gelgarden gegen die Streikenden –<br />
mit e<strong>in</strong>er massiven Gegenoffensive<br />
die Streikbewegung zu zerschlagen.
Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 9<br />
Leo Pötscher über die Ereignisse bei der Arbeiterkammer<br />
Die Provokationen <strong>des</strong> VdU<br />
verh<strong>in</strong>dert<br />
Zum Zeit punkt <strong>des</strong> Ok to ber -<br />
streiks <strong>1950</strong> war ent ge gen spä ter<br />
von der SPÖ auf ge stell ten Be haup -<br />
tun gen Leo Pöt scher nicht Vor sit -<br />
zen der ei nes Streik ko mi tees oder<br />
Voest-Betriebsrat, son dern nur e<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>facher Angestellter der ESG.<br />
Wag ner: Weißt du nä he res über<br />
die Um stän de bei der „Ab set zung“<br />
Kandls?<br />
Pöt scher: Selbst b<strong>in</strong> ich ja nicht<br />
dabeigewesen, ich b<strong>in</strong> aber nachher<br />
<strong>in</strong>formiert worden: Die Lan<strong>des</strong>exekutive<br />
war unter Kandls Vor sitz im<br />
Sit zungs zim mer (di rekt ne ben dem<br />
Prä si di um im er sten Stock) ver sam -<br />
melt. Wie dann die Ab ord nun gen<br />
von der Che mie und der EBG ver -<br />
langt ha ben, Kandl sol le sich ge gen<br />
das LPA aus spre chen und die Exe -<br />
kutive e<strong>in</strong>en Generalstreik ausrufen,<br />
hat sich Kandl da ge gen ge wehrt.<br />
Er ist dann - al ler d<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong><br />
Wor ten - be droht wor den: „Haut’s<br />
eam obi!“ hat wer ge ru fen. Von ei -<br />
ner ern sten Be dro hung war nie die<br />
Rede, aber das war na tür lich e<strong>in</strong><br />
Blöds<strong>in</strong>n, von sowas distanziere ich<br />
mich. Das muß na tür lich von der<br />
Stimmung her gesehen werden, die<br />
dort all ge me<strong>in</strong> ge herrscht hat. Der<br />
Kandl hat dann er klärt, „Von der<br />
Stra ße aus las sen wir uns nicht re -<br />
gieren, bedrohen lassen wir uns<br />
auch nicht, wir er klä ren den Rück -<br />
tritt der Lan<strong>des</strong>exekutive und gehen<br />
heim!“<br />
Das war noch im Sit zungs saal,<br />
di rekt über dem E<strong>in</strong> gang. Dar auf h<strong>in</strong><br />
wollten ihn die Demonstranten zum<br />
Bal kon drän gen und ha ben ge sagt:<br />
„Dann geh außi und sag’s den Leu -<br />
ten, sie steh´n eh drunt´n!“ und<br />
wollten ihn rausschieben. Dar auf<br />
hat der Kandl er klärt, er lie ße sich<br />
nicht er pres sen, er tre te zu rück und<br />
gehe jetzt. Er ist dann ge gan gen<br />
und auch die an de ren von der Lan -<br />
<strong>des</strong> exe ku ti ve, bis auf zwei SPler, die<br />
sich <strong>in</strong> der Kam mer ver steckt ha -<br />
ben.<br />
Nach dem die weg wa ren, hat es<br />
e<strong>in</strong> gro ßes Pa la ver ge ge ben, bei<br />
dem sich dann der VdUler Specht<br />
durchgesetzt hat als Wortführer. Inzwi<br />
schen war es Mit tag ge wor den<br />
und ich b<strong>in</strong> knapp vor 12 Uhr von<br />
der Bezirksleitung verständigt wor -<br />
den, daß bei der AK e<strong>in</strong> ziem li cher<br />
Wir bel ist und e<strong>in</strong> VdUler dort das<br />
gro ße Wort führt. Ich soll te h<strong>in</strong> -<br />
schau en und da für sor gen, daß die<br />
kei nen Blöd s<strong>in</strong>n ma chen, und un se -<br />
re Positionen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />
Ich b<strong>in</strong> dann mit dem Radl zur<br />
Be zirks lei tung, von wo ich ge me<strong>in</strong> -<br />
sam mit Genossen Rammerstorfer<br />
zur AK ge gan gen b<strong>in</strong>. Vor der Kam -<br />
mer s<strong>in</strong>d Tausende gestanden,<br />
hauptsächlich Stickstoff und EBG,<br />
und der Specht hat dort Re den ge -<br />
schwun gen. Mir ist ge lun gen, mir<br />
Ge hör zu ver schaf fen. Ich habe<br />
dann vorgeschlagen, Ordnung <strong>in</strong><br />
die Sa che zu br<strong>in</strong> gen und e<strong>in</strong><br />
Streikkomitee zu wählen.<br />
Da wurde e<strong>in</strong>gewendet, daß ja<br />
kei ne Lan <strong>des</strong> exe ku ti ve mehr exi -<br />
stier te, und ich habe dann vor ge -<br />
schla gen, daß das Streikkomitee<br />
diese Funktionen eben provisorisch<br />
mit über neh men soll. Ich b<strong>in</strong> dann<br />
gleich zum Ob mann vor ge schla gen<br />
wor den, und habe mich schließ lich<br />
dazu be reit er klärt, wenn auch das<br />
Ganze statutenmäßig nicht korrekt<br />
war, was aber da mals <strong>in</strong> der Si tua -<br />
tion nicht berücksichtigt wurde. Ich<br />
habe dann so fort auf die Her stel -<br />
lung der Solidarität gedrängt und<br />
die Leu te auf ge for dert, <strong>in</strong> alle Be -<br />
trie be zu ge hen und dort um So li -<br />
da ri tät zu wer ben und den Kon takt<br />
mit den strei ken den Be trie ben her -<br />
zustellen. (...)<br />
Um 17 Uhr hat dann tat säch lich<br />
die BR-Konferenz stattgefunden mit<br />
Betriebsräten aus praktisch allen<br />
wichtigen L<strong>in</strong>zer Betrieben. Mitten -<br />
dr<strong>in</strong> ist jemand aufgeregt here<strong>in</strong>gestürzt,<br />
der ge ra de von der Po li zei -<br />
direktion gekommen ist. Der Polizeidirektor<br />
Rupertsberger habe ihm<br />
gesagt, die Versammlung würde mit<br />
Ge walt ge räumt wer den, wenn sie<br />
sich nicht so fort auf lö se.<br />
Ich hab ihm dann ge ant wor tet:<br />
„Sag dem Ru perts ber ger, das fürch -<br />
ten wir nicht, weil hier s<strong>in</strong>d wir die<br />
Haus herren, und was wir hier tun,<br />
las sen wir uns von ihm nicht vor -<br />
schrei ben.“ Er hat dann recht ängst -<br />
lich ge jam mert und alle auf ge for -<br />
dert, doch zu ge hen, da mit es nicht<br />
zu ei nem Blut ver gie ßen käme. Er ist<br />
aber dann niedergeschrieen worden<br />
und die Ver samm lung wur de fort -<br />
ge führt; es hat da auch un ser Bau -<br />
arbeitersekretär Neubauer aus Wien<br />
ge re det.<br />
Drau ßen ist dann die<br />
B-Gendarmerie, das war e<strong>in</strong>e Vor -<br />
stufe zum Bun<strong>des</strong>heer, aufgefahren<br />
und auch Po li zei <strong>in</strong> schwe rer Be -<br />
waff nung. Die s<strong>in</strong>d dann mit ge fäll -<br />
ten Bajonetten gegen die Demon -<br />
stranten vorgegangen, konnten<br />
aber nicht <strong>in</strong> die AK re<strong>in</strong>. Die Ver -<br />
samm lung war ge ra de zu Ende und<br />
ich habe mich durch schla gen kön -<br />
nen zum Ru perts ber ger. Dem habe<br />
ich mich als Strei klei ter vor ge stellt<br />
und habe mich be reit er klärt, die<br />
Leute zu beschwichtigen, wenn er<br />
mich an den Lautsprecherwagen<br />
läßt. (Ge ra de zu vor ha ben sie ei nem<br />
Demonstranten mit dem Bajonett <strong>in</strong><br />
den Arm ge sto chen.)<br />
Er hat dann zu erst „Ba jo nett ab!“<br />
be foh len und hat mir dann das Mi -<br />
kro fon ge ge ben. Ich habe aber das<br />
Ganze zweimal sagen müssen, weil<br />
zu erst der Laut spre cher gar nicht<br />
e<strong>in</strong> ge schal tet war, um zu kon trol -<br />
lie ren, ob ich auch wirk lich die Leu -<br />
te be schwich ti gen will. Ich habe<br />
aber nur ge sagt, daß wir uns nicht<br />
provozieren lassen, wenn sich auch<br />
die Po li zei für ihr Ver hal ten noch zu<br />
ge ge be ner Zeit ver ant wor ten wird<br />
müs sen. Dann s<strong>in</strong>d schon lang sam<br />
die Demonstranten abgezogen und<br />
auch die Polizei und Gendarmerie<br />
hat sich wieder zurückgezogen. Der<br />
Spuk hat viel leicht e<strong>in</strong>e hal be Stun -<br />
de gedauert. (...)<br />
Am Mitt woch abend wur de ich<br />
das erste Mal festgenommen und<br />
mußte die gesamten Vorkommnisse<br />
der bei den letz ten Tage zu Pro to -<br />
koll ge ben. Da bei hat te mir Ru -<br />
pertsberger für me<strong>in</strong> Verhalten bei<br />
der AK ge dankt und mir mit ge teilt,<br />
er hätte vom Innenm<strong>in</strong>ister Helmer<br />
persönlich den Auftrag, sollte sich<br />
bis zum näch sten Tag die Lage <strong>in</strong><br />
L<strong>in</strong>z nicht än dern, den Not stand<br />
auszurufen.<br />
Von mir hat er dann ver langt,<br />
zum Streikbruch aufzurufen, und<br />
hat mir an ge bo ten, mir Wa gen und<br />
Chauf feur zur Ver fü gung zu stel len,<br />
da mit ich zu al len Be trie ben fah ren<br />
könn te. So was kann er sich na tür -<br />
lich von e<strong>in</strong>em Kommunisten nicht<br />
ernst haft er war ten. Ich habe na tür -<br />
lich dan kend ab ge lehnt, und das<br />
hat ihn sehr ent täuscht. (...)<br />
Interview mit Leo Pötscher am 14.<br />
Dezember 1981<br />
Quelle: Friedrich Wagner, Der<br />
Streik vom September/Oktober<br />
<strong>1950</strong> – Unter besonderer Berücksichtigung<br />
der L<strong>in</strong>zer Ereignisse,<br />
Diplomarbeit, 1982<br />
Käthe Kollwitz, Demonstration,<br />
Ste<strong>in</strong> druck 1930
Sei te 10 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />
Wil li Hol z<strong>in</strong> ger über den Ok to ber streik im ÖBB-Heizhaus L<strong>in</strong>z<br />
E<strong>in</strong> Sozialdemokrat war der<br />
„Sirenen-Schani“<br />
Zen trum der Pro te ste beim Ok to -<br />
ber streik <strong>1950</strong> bei den ÖBB war <strong>in</strong><br />
Oberösterreich das ÖBB-Heizhaus<br />
<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z. Wil li Hol z<strong>in</strong> ger war da mals<br />
Vertrauensmann und maßgeblich an<br />
den Ereignissen beteiligt.<br />
Hol z<strong>in</strong> ger: Ich war im Heiz haus<br />
bei der Ei sen bahn und war dort ge -<br />
wählter Vertrauensmann. Bei uns ist<br />
das das sel be, wie wo an ders der Be -<br />
triebsrat.<br />
Das war so bei uns: Wir ha ben<br />
schon vorher laufend Arbeitsniederlegungen<br />
gehabt. Das war we -<br />
gen kle<strong>in</strong>erer betrieblicher Sachen<br />
ge we sen, es wa ren auch nur klei ne -<br />
re Warn streiks. Wie dann der<br />
Lohn-Preis-Pakt gekommen ist,<br />
s<strong>in</strong>d die Leu te recht wü tend ge wor -<br />
den, und wir ha ben uns im Ver trau -<br />
ens män ner aus schuß zu sam men ge -<br />
setzt. Dann ha ben wir e<strong>in</strong>e Be -<br />
triebsversammlung e<strong>in</strong>berufen. Dort<br />
hat dann der Har r<strong>in</strong> ger, der Ob -<br />
mann der Werkstättenexekutive, zu<br />
beschwichtigen versucht und hat<br />
andrerseits mit e<strong>in</strong>er wüsten Hetze<br />
gegen uns Kommunisten begonnen.<br />
Da mit ist er aber durch ge fal len und<br />
die Leute haben ihn ausgepfiffen.<br />
So wurde e<strong>in</strong>e Resolution angenom -<br />
men, die den LPP ab lehn te, und es<br />
wurden noch unsere betrieblichen<br />
Forderungen angehängt. Diese Re -<br />
so lu tion ist nur ge gen e<strong>in</strong>e Hand voll<br />
Stim men durch ge gan gen, ob wohl<br />
der Har r<strong>in</strong> ger noch e<strong>in</strong> mal auf ge -<br />
for dert hat, da ge gen zu stim men.<br />
Dann wurde e<strong>in</strong>e Delegation ge -<br />
wählt, die am näch sten Tag nach<br />
Wien zur Ge werk schaft hät te fah ren<br />
sollen. (...)<br />
Am Diens tag ha ben wir schon<br />
Vormittag gehört, daß über all was<br />
los ist, vor al lem <strong>in</strong> Steyr. Um 14.50<br />
Uhr hat es dann ge hei ßen, daß die<br />
Vo est mar schiert. Wir ha ben so fort<br />
e<strong>in</strong>e Betriebsversammlung e<strong>in</strong>beru -<br />
fen. Die hat nicht lan ge ge dau ert,<br />
nur ca. 10 Mi nu ten, und wir ha ben<br />
be schlos sen, mit der Vo est zu mar -<br />
schie ren. Schon am Vor mit tag ha -<br />
ben wir e<strong>in</strong>ige Arbeitsniederlegun -<br />
gen ge habt, und die Leu te ha ben<br />
die sozialistischen Vertrauensmän -<br />
ner angegriffen, daß sie nichts ge -<br />
gen den Pakt un ter neh men. Wir s<strong>in</strong>d<br />
dann so, wie wir wa ren, mit der Ar -<br />
beits klei dung, auf den Haupt platz<br />
mar schiert. Das war zwar auf un se -<br />
re Initiative, aber die SP-Ver trau -<br />
ensmänner ha ben sich so fort an ge -<br />
schlos sen und sich an die Spit ze<br />
ge stellt, ge me<strong>in</strong> sam mit uns. (...)<br />
Wir woll ten die von der Haupt -<br />
werkstätte auch rausholen, das wa -<br />
ren immerh<strong>in</strong> 2.000 Bedienstete.<br />
Die SPler dr<strong>in</strong> nen ha ben sich aber<br />
krampfhaft dagegen gewehrt, und<br />
es s<strong>in</strong>d da durch nur ca. 200 Leu te<br />
von der Hauptwerkstätte mitgegangen.<br />
Wir s<strong>in</strong>d dann re<strong>in</strong> auf den<br />
Haupt platz, der war schon voll mit<br />
Leu ten, und ich b<strong>in</strong> dann be auf tragt<br />
wor den, vom Bal kon <strong>in</strong> Ver tre tung<br />
der Ei sen bah ner e<strong>in</strong> paar Wor te zu<br />
sagen. (...)<br />
Wag ner: Was war dann am näch -<br />
sten Tag?<br />
Hol z<strong>in</strong> ger: In der Früh ist zwar<br />
angefangen worden zu arbeiten,<br />
das hat aber nicht lan ge ge dau ert,<br />
dann ist wie der ge streikt wor den.<br />
Das wur de auch auf Ver lan gen der<br />
Arbeiter vom Vertrauensmännerausschuß<br />
beschlossen. (...)<br />
Die Kampfmaßnahmen der Eisen -<br />
bah ner s<strong>in</strong>d vom Heiz haus L<strong>in</strong>z<br />
ausgegangen, später hat sich auch<br />
die Hauptwerkstätte angeschlossen<br />
und kurz fri stig ge streikt. Die Ak tio -<br />
nen waren relativ e<strong>in</strong>heitlich bis zur<br />
Wie ner Kon fe renz, dann s<strong>in</strong>d aber<br />
die SPler der Rei he nach um ge fal len<br />
und die Be we gung ist ver flacht. Im<br />
Heiz haus war die gan ze Zeit über<br />
die Zen tra le - was die Ei sen bahn<br />
be trifft. Wir ha ben auch dar über<br />
entschieden, welche Züge h<strong>in</strong>ausdür<br />
fen, das war schon ge nau fest -<br />
gelegt. Züge für Lebensmitteltrans -<br />
porte und für Krankenhäuser haben<br />
wir fah ren las sen. Es ist uns auch<br />
ge lun gen, die Ak tio nen bei der Ei -<br />
sen bahn <strong>in</strong> ganz Öster reich zu ko -<br />
or di nie ren, und wir ha ben auch zu -<br />
standegebracht, daß über all zu m<strong>in</strong> -<br />
<strong>des</strong>t e<strong>in</strong> Pro test war. (...)<br />
Un se re Frak tion hat da mals ei nen<br />
ziemlichen Auftrieb erhalten. Wir<br />
wa ren da mals 80 Ge nos sen im Be -<br />
trieb und hat ten 20 Neubeitritte. Bei<br />
der Pressewerbung im nächsten<br />
Jahr war ich der be ste Wer ber mit<br />
56 Neuwerbungen für die „Neue<br />
Zeit“.<br />
Das war wohl das we sent lich ste.<br />
Es s<strong>in</strong>d aber auch noch ei ni ge recht<br />
ulkige Sachen passiert. Es war<br />
schon nach der Betriebsrätekonferenz,<br />
da kom me ich e<strong>in</strong> mal <strong>in</strong> den<br />
Be trieb, und da sa gen mir die Kol le -<br />
gen: „Wil li, die sit zen schon seit<br />
halb sie ben oben <strong>in</strong> der Ver wal -<br />
tung“. - „Wer?“ - „Die So zia li sten“.<br />
Ich b<strong>in</strong> dann so fort auch h<strong>in</strong> auf,<br />
aber die woll ten mich gleich raus -<br />
wer fen mit der Be grün dung: „Das ist<br />
e<strong>in</strong>e Fraktionsbesprechung mit der<br />
Ver wal tung“. Ich habe ih nen gleich<br />
ge sagt, daß es so was nicht gibt. Wie<br />
ich mich dann ge wei gert habe, den<br />
Raum zu ver las sen, ha ben sie ge -<br />
droht, die Po li zei zu ho len. „Das<br />
wür de mich nur freu en, wenn die<br />
Leute sehen, wie die Sozialisten ihren<br />
Vertrauensmann von der Polizei<br />
abführen lassen“, Sie haben dann<br />
schließlich die Sitzung abgebro -<br />
chen.<br />
Die Sozialisten haben aber den<br />
Auf trag von der Ver wal tung er hal -<br />
ten, das Horn abzumontieren, die<br />
Si re ne. Es ha ben sich aber sämt li che<br />
Arbeiter geweigert, sie abzumontie -<br />
ren. Je der hat ge sagt, er sei nicht<br />
schw<strong>in</strong> del frei. So hat dann e<strong>in</strong><br />
SP-Vertrauensmann un ter dem Ge -<br />
läch ter der Be leg schaft das Horn<br />
abmontieren müssen. Wir haben ihn<br />
dann immer „Sirenen-Schani“ ge -<br />
nannt; das ist ihm ge blie ben.<br />
Interview mit Willi Holz<strong>in</strong>ger am 18.<br />
Dezember 1981<br />
Quelle: Friedrich Wagner, Der<br />
Streik vom September/Oktober<br />
<strong>1950</strong> – Unter besonderer Berücksichtigung<br />
der L<strong>in</strong>zer Ereignisse,<br />
Diplomarbeit, 1982<br />
Wilhelm Holz<strong>in</strong>ger, Personalvertreter<br />
der ÖBB (1917-1991)<br />
Das Zitat<br />
„Die Re gie rung wagt es, h<strong>in</strong> ter<br />
fest ver schlos se nen Pol ster tü ren<br />
e<strong>in</strong>e beispiellose Ausplünderung<br />
der arbeitenden Menschen zu<br />
beschließen …<br />
Die Feig l<strong>in</strong> ge ha ben sich vor<br />
den Mas sen ver steckt, aber die<br />
Massen bekunden mit größter Erbit<br />
te rung, daß es <strong>in</strong> Öster reich<br />
nicht nur Amerikaner, Kapitalisten<br />
und Ket ten hun de <strong>des</strong> Ka pi -<br />
tals, sondern auch arbeitende<br />
Men schen gibt, de ren not zum<br />
Himmel schreit.“<br />
Ernst Fischer bei e<strong>in</strong>er<br />
Kundgebung vor dem<br />
Bun<strong>des</strong>kanzleramt am 26.<br />
September <strong>1950</strong>
Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 11<br />
Der Ok to ber streik bei den ÖBB<br />
Von Voestlern herausgeholt<br />
Die Zentren <strong>des</strong> <strong>Oktoberstreiks</strong><br />
<strong>1950</strong> wa ren e<strong>in</strong> deu tig die Vo est und<br />
die Steyr-Werke, dort be gann der<br />
Streik und er reich te auch sei ne<br />
größte Intensität. Gemessen daran<br />
gab es im größ ten Be trieb der ÖBB,<br />
der Haupt werk stät te L<strong>in</strong>z mit 2.000<br />
Be schäf tig ten, nur e<strong>in</strong> ver gleichs -<br />
wei se ge r<strong>in</strong> ges En ga ge ment, wie<br />
Ru dolf Haun schmid, im Jah re <strong>1950</strong><br />
Arbeiter <strong>in</strong> der ÖBB-Hauptwerkstät -<br />
te L<strong>in</strong>z, be rich tet. Der Haupt grund<br />
für die „Zu rück hal tung“ der Ei sen -<br />
bah ner war die Rol le der SPÖ, die<br />
damals im Vertrauensmännerausschuß<br />
der HW mit 15 Man da ten ge -<br />
gen über der GE mit ei nem (von<br />
Franz Prückl ausgeübten) Mandat<br />
e<strong>in</strong> deu tig den Ton an gab.<br />
Als am Vor mit tag <strong>des</strong> 26. Sep -<br />
tem ber <strong>1950</strong> rund 10.000 Vo est ler<br />
über die Wie ner stra ße <strong>in</strong> Rich tung<br />
Hauptplatz marschierten machte<br />
e<strong>in</strong>e Abordnung e<strong>in</strong>en „Abstecher“<br />
<strong>in</strong> die Haupt werk stät te. Es kam zu<br />
ei ner Ver samm lung der<br />
HW-Beschäftigten auf der Schie be -<br />
büh ne, bei wel cher der Vo -<br />
est-Betriebsrat Ru dolf Küh rer<br />
sprach und die So li da ri tät der Ei -<br />
senbahner e<strong>in</strong>forderte und dabei<br />
vom GE-Eisenbahnerpersonalvertreter<br />
Josef B<strong>in</strong>der unterstützt wur -<br />
de. Durch den Druck der SPÖ mar -<br />
schier ten aber nur rund 800 von<br />
2.000 Be dien ste ten der HW mit den<br />
Vertretern anderer Betriebe zum<br />
Haupt platz, wo die gro ße Kund ge -<br />
bung ge gen den Lohn-Preis-Pakt<br />
mit 20.000 Ar bei tern und An ge -<br />
stellten stattfand.<br />
Tags dar auf, am 27. Sep tem ber<br />
demonstrierten dann nochmals Eisen<br />
bah ner aus der HW am Volks -<br />
garten bei der Arbeiterkammer. Ru -<br />
dolf Haunschmid war Augenzeuge<br />
<strong>des</strong> im mer wie der der KPÖ an ge la -<br />
steten versuchten „Fenstersturzes“<br />
von Prä si dent Kandl durch Ak ti vi -<br />
sten <strong>des</strong> VdU. Ganz im Ge gen satz<br />
zu den so zial de mo kra ti schen Un -<br />
ter stel lun gen war es der GE-Per so -<br />
nalvertreter und Mitglied der<br />
ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive Franz Hag -<br />
mair, der ne ben an de ren mit al ler<br />
Energie darauf e<strong>in</strong>wirkte, daß dieser<br />
„Fenstersturz“ verh<strong>in</strong>dert wurde.<br />
Nach den dramatischen Ereignissen<br />
<strong>in</strong> und um die Ar bei ter kam mer<br />
kehrten die Eisenbahner wieder <strong>in</strong><br />
die HW zu rück und nah men die Ar -<br />
beit wie der auf.<br />
Gro ße Er re gung bei der Be leg -<br />
schaft löste das Bekanntwerden der<br />
Ver haf tung <strong>des</strong> <strong>in</strong> der ÖBB-Werk -<br />
stätte beschäftigten kommunistischen<br />
Geme<strong>in</strong>derates Franz Ram -<br />
mer stor fer <strong>in</strong> der Nacht zum 2. Ok -<br />
to ber aus und es kam <strong>in</strong> der Fol ge<br />
wiederum zu zeitweiligen Arbeits -<br />
niederlegungen. Die Eisenbahner<br />
der HW so wie <strong>des</strong> Heiz hau ses for -<br />
der ten die E<strong>in</strong> stel lung der Ver fol -<br />
gungsmaßnahmen gegen Arbeiterfunk<br />
tio nä re und die Frei las sung<br />
Ram mer stor fers.<br />
Die Hal tung der Kom mu ni sten<br />
wurde bei der Personalvertretungs -<br />
wahl nach dem Ok to ber streik ho no -<br />
riert, <strong>in</strong> dem sich die GE auf vier<br />
Mandate steigern konnte, während<br />
die SPÖ auf 12 Man da te zu rück fiel.<br />
Im Jah re <strong>1950</strong> wur de auch der<br />
Grund ste<strong>in</strong> für den spä te ren Auf -<br />
stieg der GE bis zum Man dats -<br />
gleich stand mit der SPÖ <strong>in</strong> der<br />
HW-L<strong>in</strong>z bei der Personalvertretungs<br />
wahl 1964 mit je weils 7 Man -<br />
da ten ge legt.<br />
Der Schwer punkt der Pro te ste bei<br />
den ÖBB beim Ok to ber streik lag je -<br />
doch im Heiz haus L<strong>in</strong>z, wo die GE 4<br />
Man da te im VMA hat te. Im Heiz haus<br />
kam es be reits am 25. Ok to ber zu<br />
e<strong>in</strong>em Warnstreik und auf Initiative<br />
der elektrischen Abteilung mußte<br />
der Obmann der Werkstättenexeku -<br />
tive Seitl<strong>in</strong>ger für den Nachmittag<br />
e<strong>in</strong>e Vollversammlung e<strong>in</strong>berufen.<br />
Am fol gen den Tag schlos sen sich<br />
die Be dien ste ten <strong>des</strong> Heiz hau ses<br />
eben so wie e<strong>in</strong> Teil aus der HW und<br />
der ne ben die ser ge le ge nen Elek -<br />
trobetriebe dem Protestzug der Arbei<br />
ter zum Haupt platz an.<br />
Ok to ber streik <strong>1950</strong> <strong>in</strong> Frei stadt<br />
Vom ÖGB im Stich<br />
gelassen<br />
E<strong>in</strong> grau er Herbst tag be g<strong>in</strong>nt mit<br />
Rundfunkmeldungen von Arbeitsniederlegungen<br />
<strong>in</strong> den Großbetrie -<br />
ben <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z und an de ren Be trie ben<br />
Österreichs. Ausgelöst durch den<br />
Abschluß <strong>des</strong> 4. Lohn- und Preis -<br />
paktes von den Sozialpartnern und<br />
der Regierung. In immer kürzeren<br />
Abständen wurden Preisabkommen<br />
vom er sten bis zum vier ten Pakt<br />
zum Nachteil der arbeitenden Be -<br />
völkerung beschlossen.<br />
In den zwei größ ten Be trie ben <strong>in</strong><br />
Frei stadt, der Fir ma Mossböck (Sä -<br />
gewerk und Holzverarbeitung) und<br />
der Firma Haberkorn (Textilbetrieb)<br />
mit je 100 bis 120 Be schäf tig ten<br />
gab es gewählte Betriebsräte. Die<br />
Radioberichte waren verwirrend. In<br />
den Vormittagsstunden <strong>des</strong> ersten<br />
Streiktages versuchten die Betriebsräte<br />
mit der Arbeiterkammer <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />
Kontakt aufzunehmen, es konnte<br />
jedoch trotz e<strong>in</strong>iger Versuche ke<strong>in</strong>e<br />
Verb<strong>in</strong>dung hergestellt werden.<br />
In beiden Betrieben wurde kaum<br />
ge ar bei tet, es war un ter den Ar bei -<br />
tern die Be reit schaft, sich dem<br />
Streik anzuschließen, vorhanden.<br />
Nach vergeblichen Versuchen mit<br />
der Arbeiterkammer Kontakt aufzu -<br />
nehmen, wurde e<strong>in</strong> Auto organisiert<br />
um nach L<strong>in</strong>z zu fah ren. Zwei Be -<br />
triebsräte der Firma Mossböck und<br />
zwei von der Fir ma Ha ber korn<br />
mach ten sich auf, noch am Vor mit -<br />
tag nach L<strong>in</strong>z zu kom men. Das<br />
Durchkommen zur Arbeiterkammer<br />
war nur zu Fuß mög lich, die Stra ßen<br />
um die Kam mer wa ren von De mon -<br />
stranten verstopft.<br />
Mit Mühe konn ten wir das Ge -<br />
bäude betreten, jedoch die Herren<br />
Se kre tä re, wel che bei den Haupt -<br />
versammlungen der letzten Be -<br />
triebs rats wahl noch gro ße Töne von<br />
sich gaben, haben es vorgezogen,<br />
h<strong>in</strong>ter verschlossenen Türen mög -<br />
lichst ke<strong>in</strong>e Informationen von sich<br />
zu geben. Unsere Bemühungen wa -<br />
ren so mit ge schei tert, wir fühl ten<br />
uns von unseren Fachgewerk -<br />
schaftsvertretern im Stich gelassen.<br />
Die näch sten Tage ha ben uns<br />
ge zeigt, daß die Arbeitervertreter <strong>in</strong><br />
Wien mit den Un ter neh mern so fest<br />
auf ei nem Ast sa ßen, daß bei de<br />
herunterfallen, wenn man diesen<br />
durchschneidet. Jedoch e<strong>in</strong>es haben<br />
beide begriffen, nämlich daß man<br />
ei nen fünf ten Lohn- und Preis pakt<br />
<strong>in</strong> die ser Art nicht mehr ris kie ren<br />
konnte.<br />
Protestierende Arbeiter im L<strong>in</strong>zer Volksgarten<br />
Josef Ahorner
Sei te 12 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />
Otto Treml über den Ok to ber streik <strong>1950</strong> <strong>in</strong> Steyr<br />
Geme<strong>in</strong>sam gegen die Belastungen<br />
Ich war zur Zeit <strong>des</strong> Ok to ber -<br />
streiks <strong>in</strong> den Steyr-Werken be -<br />
schäf tigt, wo ich auch <strong>in</strong> den Ta gen<br />
<strong>des</strong> Ausstan<strong>des</strong> die Streikposten<br />
lei te te. Erst mals wur de ich im Jah re<br />
1948 als KPÖ-Funktionär ge maß re -<br />
gelt, fiel zwar nicht un mit tel bar der<br />
ersten großen „Säuberungswelle“<br />
nach dem gro ßen Streik zum Op fer,<br />
war aber dann un ter den 400 Kom -<br />
munisten, fortschrittlichen Arbeitern<br />
und „Ver däch ti gen“, die noch<br />
1952 und 1953 von der da ma li gen<br />
reaktionären Werksdirektion mit<br />
Zustimmung führender SP-Funktio -<br />
näre auf die Stra ße ge setzt wur den.<br />
Als Arbeiterfunktionär habe ich alle<br />
Phasen <strong>des</strong> <strong>Oktoberstreiks</strong> <strong>1950</strong><br />
miterlebt.<br />
Der Ok to ber streik kam für die<br />
Steyrer Arbeiter und Angestellten<br />
nicht von un ge fähr. Der rie si gen<br />
Protestbewegung gegen den 4.<br />
Lohn- Preis pakt, die im 10 Tage<br />
lan gen Streik der ge sam ten Be leg -<br />
schaft der Steyr-Werke ei nen ih rer<br />
Höhepunkte fand, waren ja schon<br />
Protestkundgebungen gegen den<br />
zwei ten, wie auch den drit ten<br />
Lohn-Preis-Pakt vorausgegangen.<br />
Mit dem vier ten Lohn-Preis-Pakt,<br />
der erneut schwere Belastungen für<br />
uns Arbeiter und Angestellte br<strong>in</strong> -<br />
gen soll te, war eben das Maß voll.<br />
Als schon da mals, im Mai 1949<br />
wie der von der Re gie rung, zu sam -<br />
men mit der ÖGB-Führung h<strong>in</strong> ter<br />
ver schlos se nen Tü ren wie der e<strong>in</strong><br />
Lohn-Preis-Pakt ausgehandelt wur -<br />
de, es war der drit te, folgten <strong>in</strong><br />
Steyr etwa 5.000 Ar bei ter und An -<br />
gestellte aller Parteirichtungen dem<br />
Aufruf der Kommunisten zu e<strong>in</strong>er<br />
Protestkundgebung.<br />
Sah doch dieser neuerliche Pakt<br />
Tariferhöhungen und höhere Preise<br />
für e<strong>in</strong>e gro ße Zahl land wirt schaft li -<br />
cher Pro duk te vor. Es kam ja auch<br />
<strong>in</strong> vielen Großbetrieben der Steiermark,<br />
Niederösterreichs und Salz -<br />
burgs zu Betriebsversammlungen<br />
und vor dem Wie ner Rat haus zu ei -<br />
ner großen Protestkundgebung, an<br />
der mehr als 100.000 Ar bei ter und<br />
Angestellte teilnahmen.<br />
Als dann der Pakt im Par la ment<br />
von der SPÖ, ÖVP und dem VdU ge -<br />
gen die Stim men der Kom mu ni sten<br />
angenommen wurde, zeigte sich<br />
sehr bald, daß die Le bens ko sten<br />
beträchtlich stiegen und damit das<br />
Reale<strong>in</strong>kommen absank.<br />
Warnstreik <strong>in</strong> der Voest<br />
Als im dar auf fol gen den Jahr<br />
schon wie der e<strong>in</strong> Lohn-Preis-Pakt<br />
ausgehandelt wurde, der e<strong>in</strong>e Ver -<br />
teuerung fast alter Grundnahrungsmittel<br />
vorsah, war doch abzusehen,<br />
wie die Arbeiter und Angestellten<br />
rea gie ren wür den. Am 26. Sep tem -<br />
ber <strong>1950</strong> soll te die ser Pakt dem Mi -<br />
nisterrat vorgelegt werden. Schon<br />
am Tag zu vor kam es <strong>in</strong> der Vo est<br />
<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z zu ei nem Warn streik. Man<br />
hat <strong>in</strong> der Fol ge zeit im mer wie der<br />
versucht, den Oktoberstreik als<br />
Werk der Kom mu ni sten und als<br />
Putsch ver such h<strong>in</strong> zu stel len und wie<br />
man sieht, ver sucht man das auch<br />
heu te noch von Zeit zu Zeit.<br />
Nun gab es da mals <strong>in</strong> der Vo est<br />
<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z ei nen Be triebs rat aus 14<br />
VdUlern, 12 von der SPÖ und nur 2<br />
Kom mu ni sten. Wenn es also hier<br />
zum er sten Warn streik kam, dann<br />
kön nen wohl kaum nur die Kom mu -<br />
nisten dah<strong>in</strong>ter gesteckt haben.<br />
Der damalige kommunistische<br />
Nationalratsabgeordnete Franz<br />
Hon ner hat be kannt lich gleich nach<br />
dem Streik Bun <strong>des</strong> kanz ler Figl, In -<br />
nenm<strong>in</strong>ister Helmer und ÖGB-Präsi -<br />
dent Böhm mit ih rem Ge re de vom<br />
Putsch der Lüge ge zie hen und hat<br />
sie aufgefordert, sie mögen doch<br />
auch nur e<strong>in</strong>en Wahrheitsbeweis er -<br />
br<strong>in</strong> gen. Sie blie ben je den Be weis<br />
schuldig.<br />
Den noch kommt man im mer<br />
wie der mit der Put schlü ge, wenn es<br />
gegen die Kommunisten geht. Je -<br />
der, der <strong>in</strong> Steyr beim Ok to ber streik<br />
da bei war, weiß, daß es e<strong>in</strong>e gro ße<br />
ge me<strong>in</strong> sa me Ak tion war, die von al -<br />
len Arbeitern und Angestellten be -<br />
schlos sen wor den war. Wie groß,<br />
das konn ten auch wir Kom mu ni sten<br />
zu Be g<strong>in</strong>n gar nicht ab schät zen.<br />
Nach dem es am 25. Sep tem ber<br />
<strong>1950</strong>, wie <strong>in</strong> der Vo est, auch <strong>in</strong> an -<br />
deren Betrieben zu Empörung über<br />
den Pakt und zu spon ta nen Ar beits -<br />
niederlegungen gekommen war,<br />
g<strong>in</strong> gen am näch sten Tag die kom -<br />
munistischen Betriebsräte zu den<br />
SPÖ-Kollegen, um über Maß nah men<br />
<strong>in</strong> unserem Betrieb zu verhandeln.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs hatten zu diesem Zeit -<br />
punkt die Schicht ar bei ter im H-Bau<br />
- Rahmenbau die Ar beit erst gar<br />
nicht auf ge nom men und so zo gen<br />
nun an der Spit ze Kom mu ni sten<br />
und SPÖ-Funktionäre durch die Ab -<br />
teilungen und forderten die Kolle -<br />
g<strong>in</strong> nen und Kol le gen auf, mit zum<br />
Betriebsratsgebäude zu ziehen.<br />
Dort versammelten sich immer<br />
mehr, bis der Be triebs rat (14 SPÖ, 8<br />
KPÖ, 1 VdU) ei nen Warn streik und<br />
e<strong>in</strong>e Protestdemonstration zur Be -<br />
zirkshauptmannschaft auf dem<br />
Steyrer Stadtplatz beschloß.<br />
Der Beschluß wur de den über<br />
6.000 versammelten Arbeitern und<br />
Angestellten vom damaligen SPÖ-<br />
Betriebsratsobmann Jungwirth<br />
übermittelt.<br />
16.000 am Stadtplatz<br />
Auf dem Weg vom Haupt werk<br />
zum Stadtplatz g<strong>in</strong>gen sozialistische<br />
und kommunistische Betriebsrä<br />
te an der Spit ze der Demo, dar -<br />
unter SP-Betriebsratsobmann Karl<br />
Jungwirth und KP-Betriebsratsobmann<br />
vom Wälz la ger werk Franz<br />
Hof mann, ge me<strong>in</strong> sam an der Spit ze<br />
<strong>des</strong> Zu ges, mit ih nen auch der<br />
ÖGB-Bezirkssekretär Michael Sieberer<br />
zu sam men mit dem kom mu ni -<br />
stischen Metallarbeitersekretär August<br />
Mo ser. Auch der SP-Land tags -<br />
abgeordnete Jo sef Pöschl g<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />
der er sten Rei he <strong>des</strong> Pro test mar -<br />
sches.<br />
Als wir am Stadt platz an ka men,<br />
war die ser schon vol ler Men schen.<br />
SP-Betriebsratsobmann Karl Jung -<br />
wirth hatte das Sirenensignal zur<br />
Arbeitsniederlegung geben lassen,<br />
und so war ne ben der Stey rer Be -<br />
völkerung auch die Belegschaften<br />
aus 50 Ke<strong>in</strong>- und Mit tel be trie ben<br />
aus Steyr und Um ge bung ge kom -<br />
men. Be zirks haupt mann Dr. Mar kus<br />
Grab ner (ÖVP) ver sprach den ver -<br />
sam mel ten rund 16.000 Men schen,<br />
er würde unverzüglich deren Protest<br />
an die Bun<strong>des</strong>regierung weiterlei -<br />
ten.<br />
Nach Schluß der Pro test kund ge -<br />
bung bei der Red ner al ter Frak tio -<br />
nen spra chen, g<strong>in</strong> gen die Ar bei te -<br />
r<strong>in</strong>nen widerwillig wieder <strong>in</strong> die Be -<br />
triebe zurück.<br />
Zu Mittag <strong>des</strong>selben Tages wurde<br />
über den Rund funk der In halt <strong>des</strong><br />
Lohn-Preis-Paktes be kannt ge ge -<br />
ben: Un ter an de rem wur de Brot von<br />
S 1,90 auf S 2,40 ver teu ert, die<br />
Sem mel von 17 auf 27 Gro schen,<br />
Mehl von S 1,82 auf S 2,98 und der<br />
Strom preis um 42 Pro zent. Als so -<br />
genannte Abgeltung all dieser gra -<br />
vierenden Teuerungen sollten wir<br />
e<strong>in</strong>e Lohn er hö hung von 10 Pro zent<br />
bekommen.<br />
Am näch sten Tag wur de <strong>in</strong> ei ner<br />
Vollversammlung von der gesamten<br />
Belegschaft e<strong>in</strong>stimmig der Streik<br />
beschlossen. Der ÖGB-Präsident<br />
wurde aufgefordert, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Voll -<br />
versammlung se<strong>in</strong>e Politik zu recht -<br />
fertigen. E<strong>in</strong>e Delegation der Steyr-<br />
Wer ke wur de von ihm je doch gar<br />
nicht empfangen.<br />
Betriebsrätekonferenz <strong>in</strong> Wien<br />
Am 30. Sep tem ber nah men dann<br />
13 Arbeiterfunktionäre aller politi -<br />
schen Rich tun gen an der gro ßen<br />
gesamtösterreichischen Betriebsrätekonferenz<br />
<strong>in</strong> Wien-Floridsdorf<br />
teil. Dort wur de be schlos sen, die<br />
Streiks bis zu ei ner Stel lung nah me<br />
der Bun<strong>des</strong>regierung zu unterbrechen,<br />
und wenn die se nicht er folg -<br />
te, am 4. Ok to ber wie der <strong>in</strong> den<br />
Aus stand zu tre ten.
Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 13<br />
Das gab al ler d<strong>in</strong>gs der Bun <strong>des</strong> re -<br />
gie rung und der Exe ku ti ve die Mög -<br />
lichkeit, massiv die Arbeiterschaft<br />
e<strong>in</strong>zuschüchtern; Verhaftungen und<br />
Entlassungen wurden angedroht.<br />
Auch die SPÖ-Spitze übte Druck auf<br />
ihre Be triebs rä te aus. So rie fen dann<br />
auch schon die Spitzenfunktionäre<br />
der SPÖ <strong>in</strong> Steyr zum Streik bruch<br />
auf. Aber <strong>in</strong> Steyr wur de wei ter ge -<br />
streikt.<br />
In e<strong>in</strong>er Vollversammlung am 2.<br />
Ok to ber <strong>1950</strong> wur de trotz der E<strong>in</strong> -<br />
schüchterungsversuche der Werks -<br />
di rek tion und der Spre cher der<br />
SPÖ-Fraktion <strong>in</strong> ei ner Ab stim mung<br />
von der Mehr heit der Be leg schaft<br />
für den Streik ent schie den. 3.893<br />
Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen sprachen<br />
sich für den Streik, 1.705 spra chen<br />
sich ge gen den Streik aus.<br />
Provokationen verh<strong>in</strong>dert<br />
Am 4. Ok to ber, nach dem das Ul -<br />
ti ma tum an die Bun <strong>des</strong> re gie rung<br />
ergebnislos abgelaufen war, de -<br />
monstrierten wir erneut geschlos -<br />
sen auf dem Haupt platz <strong>in</strong> Steyr. Da<br />
war schon e<strong>in</strong> star ker Ord nungs -<br />
dienst not wen dig, um mög li che<br />
Pro vo ka tio nen aus zu schlie ßen,<br />
denn am Vor tag hat te der In nen mi -<br />
ni ster Hel mer <strong>in</strong> der Nähe von Steyr<br />
Gen dar me rie e<strong>in</strong> hei ten zu sam men -<br />
ge zo gen.<br />
Im Anschluß an die Kund ge bung<br />
wur de im gan zen Stadt ge biet e<strong>in</strong><br />
Flug blatt von der SPÖ und der<br />
Werksdirektion verteilt, <strong>in</strong> dem je -<br />
den die Entlassung angedroht wur -<br />
de, der am näch sten Tag nicht die<br />
Arbeit wieder aufnehme.<br />
Der Antrag der Kommunisten,<br />
den Streik am näch sten Mor gen or -<br />
ganisiert und e<strong>in</strong>heitlich mit e<strong>in</strong>er<br />
Vollversammlung zu beenden, wur -<br />
de von den SPÖ-Funktionären ab -<br />
gelehnt. Sie versprachen allerd<strong>in</strong>gs<br />
bei die ser Ge le gen heit, daß nie -<br />
mand, der maß geb lich am Streik<br />
be tei ligt ge we sen ist, ge maß re gelt<br />
würde.<br />
Noch am sel ben Abend wur de<br />
das Werk von Gendarmeriee<strong>in</strong>heiten<br />
mit Stahlhelm und Karab<strong>in</strong>er be -<br />
setzt. Die Strei klei tung hat te uns<br />
aufgefordert, die Streikpostenfüh -<br />
rung auf zu ge ben und das Werk zu<br />
verlassen, bevor wir verhaftet wür -<br />
den.<br />
Die Put schlü ge, die schon wäh -<br />
rend <strong>des</strong> Streiks lan ciert wor den<br />
war, um die Ar bei ter schaft auf zu -<br />
spal ten und die strei ken den SPler<br />
zur Rä son zu br<strong>in</strong> gen, muß te nach -<br />
her vor al lem für die zahl rei chen<br />
Maßregelungen herhalten. 150<br />
KommunistInnen, Betriebsräte, fortschrittliche<br />
Arbeiter und gewählte<br />
Vertrauensmänner wurden sogleich<br />
gekündigt, mit der Ausrichtung,<br />
daß sie <strong>in</strong> Steyr und Um ge bung kei -<br />
ne Ar beit mehr be kom men soll ten.<br />
Den noch, wie all ge me<strong>in</strong> den Äl -<br />
te ren be kannt ist, ge lang es uns<br />
Kommunisten, bei den darauf folgenden<br />
Betriebsratswahlen im Jahre<br />
1951 mit 2.085 Stim men die höch -<br />
ste Stimmenanzahl zu erreichen,<br />
die wir je hat ten und mit 8 Man da -<br />
ten wieder <strong>in</strong> den Arbeiterbetriebs -<br />
rat e<strong>in</strong>zuziehen.<br />
Die SPÖ-Führer im Steyr-Werk <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit mit Zentraldirektor<br />
Walter Glöckel schaff ten es al ler -<br />
d<strong>in</strong>gs dann, daß sich bis 1953 die<br />
Zahl der Ge maß re gel ten, Kommuni -<br />
st<strong>in</strong>nen, fortschrittlichen Angestell -<br />
ten und ArbeiterInnen sowie „Ver -<br />
däch ti ge“ auf mehr als 400 er höh te.<br />
Otto Treml<br />
Streiktage<br />
Montag, 25. September: Extra-Ausgabe<br />
der „Neu en Zeit“.<br />
Erste Betriebsversammlungen<br />
gegen LPA. Betriebsratssitzung,<br />
Vertrauensmännervollversammlung,<br />
Betriebsversammlung und Warnstreik<br />
<strong>in</strong> der Vo est. Warn streik im<br />
ÖBB-Heizhaus L<strong>in</strong>z. Voll ver samm -<br />
lung der ÖBB-Werkstättenexekutive.<br />
R<strong>in</strong>g brot und Spa ten brot be schlie -<br />
ßen Warnstreiks. Betriebsaktivisten -<br />
ver samm lung der KPÖ <strong>in</strong> Steyr.<br />
Diens tag, 26. Sep tem ber: LPA<br />
wird dem M<strong>in</strong>isterrat vorgelegt.<br />
Streik be g<strong>in</strong>n <strong>in</strong> den<br />
Steyr-Werken. Protestkundgebung<br />
mit 16.000 TeilnehmerInnen am<br />
Stadtplatz Steyr. Anschließend Be -<br />
triebsrätekonferenz im Kas<strong>in</strong>o.<br />
Vertrauensmännervollversammlung<br />
der Vo est faßt Streik be schluß. Dem<br />
Marsch von 10.000 Ar bei tern der<br />
Vo est auf den Haupt platz schlie ßen<br />
sich ÖBB-Heizhaus, ÖBB-Haupt -<br />
werkstätte, ÖBB- Elektrobetriebe,<br />
Stickstoffwerke, Gaswerk, Magistrat,<br />
EBG, Bukowansky und andere Be -<br />
triebe an. Protestkundgebung mit<br />
20.000 Teil neh me rIn nen auf dem<br />
L<strong>in</strong>zer Hauptplatz. Stürmung <strong>des</strong><br />
Rathauses wird verh<strong>in</strong>dert. Protest -<br />
de le ga tion von Ver tre tern aus sechs<br />
Betrieben bei der Lan<strong>des</strong>regierung.<br />
Vollversammlung der ESG be -<br />
schließt Streik.<br />
Angesagte Protestversammlung <strong>in</strong><br />
Len z<strong>in</strong>g wird von der<br />
SPÖ-Betriebsratsmehrheit wie der<br />
abgesagt und Streiks abgelehnt.<br />
Beschluß für Pro test marsch nach<br />
Vöcklabruck. Protestdemonstration<br />
von 2.000 Be schäf tig ten der Stick -<br />
stoffwerke zum L<strong>in</strong>zer Hauptplatz.<br />
Mittwoch, 27. September: Be -<br />
triebsratssitzung der Voest<br />
wählt Streikkomitee und De -<br />
le ga tion zum ÖGB nach Wien. Be -<br />
triebsversammlung der Steyr-Werke<br />
beschließt e<strong>in</strong>stimmig Streik und<br />
wählt e<strong>in</strong>e Strei klei tung.<br />
Rund 16.000 Men schen bei der Kund ge bung am Stey rer Stadt platz<br />
Protestdemonstration von Arbeitern<br />
der ÖSW und EBG zur Ar bei ter kam -<br />
mer. Rund 2.000 strei ken de Ar bei -<br />
ter der Voest, Stickstoffwerke und<br />
anderer besetzen die Arbeiterkam -<br />
mer. Sit zung der ÖGB-Lan <strong>des</strong> exe -<br />
kutive wird von Delegationen der<br />
Schiffswerft, Nett<strong>in</strong>gsdorfer und<br />
Voest unterbrochen.<br />
Lan<strong>des</strong>exekutive wird kurzfristig für<br />
abgesetzt erklärt. VdUler dro hen<br />
AK-Präsident Kandl aus dem Fen -<br />
ster zu stür zen. Kon fe renz von Be -<br />
triebsräten <strong>in</strong> der Arbeiterkammer.<br />
Bewaffnete Gendarmerie umstellt<br />
die Arbeiterkammer. Bildung e<strong>in</strong>es<br />
provisorischen Lan<strong>des</strong>streikkomi -<br />
tees.
Sei te 14 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />
Der Oktoberstreik <strong>in</strong> Lenz<strong>in</strong>g<br />
Protestmarsch nach Vöcklabruck<br />
Die bis heu te größ te Ak tion der<br />
österreichischen Arbeiterbewegung<br />
gegen die sozialpartnerschaftliche<br />
Po li tik der Re gie rung fand im Ok to -<br />
ber <strong>1950</strong> statt. Die von L<strong>in</strong>z und<br />
Steyr aus auf ganz Öster reich über -<br />
greifenden Streikaktivitäten gegen<br />
das 4. Lohn- und Preis ab kom men<br />
zeig ten auch ihre Aus wir kun gen im<br />
Bezirk Vöcklabruck.<br />
Ausgangspunkt Lenz<strong>in</strong>g<br />
Die Len z<strong>in</strong> ger Fa brik war schon<br />
da mals e<strong>in</strong>e Hoch burg der SPÖ,<br />
vom Betriebsrat bis zum Generaldi -<br />
rektor. Die sozialistischen Funktionä<br />
re setz ten, als auch hier die Ar -<br />
beiterschaft wegen der Preistreiber -<br />
politik der Regierung unruhig wur -<br />
de, für 26. Sep tem ber <strong>1950</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Großversammlung an.<br />
Als aber die Be rich te vom fast lü -<br />
ckenlosen Streik <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z e<strong>in</strong> tra fen,<br />
und als es klar wur de, daß sich die<br />
Lenz<strong>in</strong>ger Arbeiter anschließen<br />
wollten, wurde die Versammlung<br />
wie der ab ge sagt. Auch <strong>in</strong> ei ner Be -<br />
triebsratssitzung lehnten die<br />
SP-Mandatare Streikaktivitäten ihrer<br />
Be leg schaft ab. Kurz nach die ser<br />
Sit zung gab es e<strong>in</strong>e Zu sam men -<br />
kunft im Spei se saal der Be triebs -<br />
kant<strong>in</strong>e, <strong>in</strong> der die Arbeiterschaft<br />
be reits hef tig über die Vor fäl le dis -<br />
kutierte.<br />
Franz Mittendorfer, der zu je ner<br />
Zeit <strong>in</strong> Len z<strong>in</strong>g im Wag gon bau be -<br />
schäftigt und kommunistischer Be -<br />
triebsrat war, er<strong>in</strong>nert sich, daß<br />
man um 11 Uhr die ses Ta ges <strong>in</strong> der<br />
Kant<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>ig wurde, e<strong>in</strong>en geeig -<br />
ne ten Schritt zu set zen. Ne ben den<br />
sozialistischen Mandataren waren<br />
auch die Funk tio nä re <strong>des</strong> ÖAAB da -<br />
mit e<strong>in</strong>verstanden, daß die zwei te<br />
Schicht gar nicht mehr an ge fah ren<br />
werden soll.<br />
Schließlich setzte e<strong>in</strong>e sozialisti -<br />
sche Vertrauensmännerkonferenz<br />
beider Betriebe, der Zellwolle und<br />
der Zellulose- und Papierfabrik mit<br />
da mals zu sam men etwa 3.000 Be -<br />
schäftigten, e<strong>in</strong>en Protestmarsch<br />
nach Vöck la bruck an. Am fol gen den<br />
Tag, dem 27. Sep tem ber <strong>1950</strong>,<br />
marschierte die Lenz<strong>in</strong>ger Arbeiter -<br />
schaft Richtung Bezirkshauptstadt.<br />
Auf dem etwa fünf Ki lo me ter lan gen<br />
Marsch schlos sen sich die Ar bei ter<br />
an de rer Be trie be an, die von der<br />
Aktion verständigt worden waren.<br />
Dazu ka men die Timelkamer,<br />
e<strong>in</strong>e Abordnung der Eisenbahner<br />
aus Attnang-Puchheim un ter der<br />
Lei tung von Karl Sulz ber ger, Ar bei -<br />
ter aus Kau f<strong>in</strong>g und Johannisthal<br />
sowie aus dem Kohlenrevier. Treff -<br />
punkt war der Gra ben <strong>in</strong> Vöck la -<br />
bruck. Franz Mittendorfer: „Wir s<strong>in</strong>d<br />
den Gra ben h<strong>in</strong> un ter- und von un -<br />
ten heraufmarschiert zur BH. Wie<br />
wir da von un ten here<strong>in</strong>marschieren<br />
beim Tor (Rich tung Stadt platz,<br />
C.H.), steht der Ja ku betz da, der Be -<br />
zirks ob mann der SP und sagt:<br />
‘Seid´s narrisch, könnt´s doch<br />
nicht mar schie ren, könnt´s doch<br />
nicht...’.<br />
Für sozialistische Funktionäre<br />
war es frei lich e<strong>in</strong>e heik le Sa che,<br />
geme<strong>in</strong>sam mit Kommunisten ge -<br />
gen et was zu pro te stie ren, das von<br />
ihren eigenen Genossen auf höch -<br />
ster Ebene, <strong>in</strong> Gewerkschaftsbund<br />
und Re gie rung, mit den Un ter neh -<br />
mern ausgehandelt und beschlossen<br />
wor den war. Auf der un te ren<br />
Ebe ne frei lich, <strong>in</strong> den Be trie ben, war<br />
man sich weit ge hend <strong>in</strong> der Ab leh -<br />
nung dieser gegen Arbeiter<strong>in</strong>teressen<br />
gerichteten Lohnpolitik e<strong>in</strong>ig.<br />
Jo sef Mair weiß noch, daß da mals<br />
man cher orts „noch e<strong>in</strong> gu tes Kli ma<br />
zwi schen So zial de mo kra ten und<br />
Kom mu ni sten“ war. Dem ent spre -<br />
chend war es auch nicht be son ders<br />
verwunderlich, daß der For de rung<br />
der beschwichtigenden Mitglieder<br />
der SP-Bezirksleitung mit Ja ku betz<br />
an der Spit ze beim E<strong>in</strong> marsch <strong>in</strong><br />
den Stadt platz von ih ren ei ge nen<br />
Genossen nicht nachgekommen<br />
wur de. - „Die ha ben’s sel ber weg -<br />
ge jagt. Das war ja das köst lich ste,<br />
wir ha ben ja alle mit ge tan...“<br />
Sammlung <strong>in</strong> Vöcklabruck<br />
Es muß e<strong>in</strong> e<strong>in</strong> drucks vol les Bild<br />
ge we sen se<strong>in</strong>, als sich der Protest -<br />
zug <strong>in</strong> sie ben bis acht Per so nen<br />
zählenden breiten Reihen auf den<br />
Stadt platz zu be weg te. An der Spit -<br />
ze marschierten Sozialisten und<br />
Kommunisten geme<strong>in</strong>sam. Mitten -<br />
dorfer ver steht die Auf re gung der<br />
Abwiegler auch heu te nicht, wenn<br />
er be ru higt: „Wir wa ren eh nur zwei<br />
Kommunisten vorne“. Auch die<br />
Gendarmerie war <strong>in</strong> Vöcklabruck<br />
zusammengezogen worden, hielt<br />
sich aber zu rück.<br />
Ziel der De mon stra tion war die<br />
Bezirkshauptmannschaft, die sich<br />
dort be fand, wo heu te das Stadt -<br />
saalgebäude steht. Der Bezirkshauptmann<br />
war offensichtlich nicht<br />
erreichbar, se<strong>in</strong> Stellvertreter mußte<br />
sich den Demonstranten stellen und<br />
soll te mit ih nen über Maß nah men<br />
gegen die Preistreiber verhandeln.<br />
Ohne Ergebnis.<br />
Nach ihm eröffnete der Lenz<strong>in</strong>ger<br />
SP-Betriebsratsobmann die „rich ti -<br />
ge“ Kund ge bung. Aber erst, als dem<br />
Kommunisten Alfred Ruschitzka als<br />
Gewerkschafter das Wort erteilt<br />
wurde, schien das Wesentliche am<br />
ganzen Problem angesprochen zu<br />
wer den. - „Das ist sei ne Rede ge -<br />
we sen, durch die er be rühmt ge -<br />
wor den ist!“, er zählt Franz Mitten -<br />
dorfer.<br />
Ruschitzka war Attnanger, gebo -<br />
ren 1918, und als Sport ler <strong>in</strong> der<br />
Ersten Republik Mitglied <strong>des</strong> ATSV.<br />
Er be such te <strong>in</strong> Wels das Gym na si -<br />
um, war vor 1938 e<strong>in</strong> „Schwar zer“<br />
und nach 1938 „nichts“. Ent schei -<br />
dend zu se<strong>in</strong>er ideologischen Ent -<br />
wicklung trug offenbar se<strong>in</strong>e Gefan -<br />
gen schaft <strong>in</strong> der So wjet union bei, <strong>in</strong><br />
der er die Antifaschisten- Schule<br />
be such te. Ru schitz ka kam <strong>1950</strong> <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>e Heimat zurück, begann <strong>in</strong><br />
die sem Jahr <strong>in</strong> Len z<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Vis -<br />
kose-Abteilung zu arbeiten und<br />
wurde sofort auch gewerkschaftlich<br />
ak tiv.<br />
Die Stim mung un ter den etwa<br />
3000 Ver sam mel ten, die mehr als<br />
den hal ben Stadt platz füll ten, muß<br />
sehr gut ge we sen se<strong>in</strong>. Die Gen dar -<br />
me rie hat te kei nen Grund zum E<strong>in</strong> -<br />
grei fen: „Wir ha ben Ord ner ge habt“,<br />
erzählt Franz Mittendorfer, „da wa -<br />
ren so gar von uns auch wel che da -<br />
bei. Das ist al les am Stadt platz so<br />
diszipl<strong>in</strong>iert abgelaufen, ke<strong>in</strong> Ge -<br />
schrei, nichts, gar nichts!“ Am Ende<br />
sei ner Rede schlug Ru schitz ka vor<br />
zu strei ken, wenn der Lohn-<br />
Preis-Pakt nicht zurückgenommen<br />
wird. Die Versammelten waren e<strong>in</strong> -<br />
verstanden, und die Kundgebung<br />
lö ste sich <strong>in</strong> Ruhe auf.<br />
Am näch sten Tag wur de <strong>in</strong> Len -<br />
z<strong>in</strong>g vom Betriebsratsobmann den<br />
Betriebsräten e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung zur<br />
Gesamtbetriebsrätekonferenz am<br />
30. Sep tem ber <strong>in</strong> Wien-Floridsdorf<br />
übergeben. Franz Mittendorfer und<br />
Al fred Ru schitz ka ent schlos sen sich<br />
ge me<strong>in</strong> sam mit zwei so zia li sti schen<br />
Kol le gen zur Teil nah me.<br />
List und Härte<br />
In der Floridsdorfer Lokomotivfa -<br />
brik be schlos sen 2.417 ge wähl te<br />
Ver tre ter aus ganz Öster reich, die<br />
Regierung aufzufordern, entweder<br />
die Preiserhöhung zurückzunehmen<br />
oder die vorgesehen Erhöhung der<br />
Löhne. Gehälter usw. zu verdoppeln<br />
sowie ke<strong>in</strong>e weiteren Preiserhöhungen<br />
oder Schill<strong>in</strong>gabwertungen<br />
durchzuführen. Folgenschwer war<br />
der Beschluß, die Pro test- und vor<br />
allem die Streikaktivitäten kurzfri -<br />
stig zu un ter bre chen, denn da durch<br />
wur de, wie sich der ehe ma li ge Lan -<br />
<strong>des</strong> se kre tär der KPÖ, Pe ter Kam -<br />
merstätter, er<strong>in</strong>nert, „dem Gegner<br />
die Möglichkeit gegeben, se<strong>in</strong>e<br />
Leu te <strong>in</strong> die Hand zu be kom men“.<br />
Und tat säch lich, als die Len z<strong>in</strong> ger<br />
Ab ord nung wie der zu rück kam – da<br />
muß <strong>in</strong> der Zwi schen zeit schon die<br />
Lan <strong>des</strong> lei tung der SPÖ die gan zen<br />
Be triebs rä te <strong>in</strong> der WTK und bei uns<br />
ver stän digt ha ben" -, hieß es, die
Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 15<br />
Wiener Abmachung gelte nicht, und<br />
der Lohn-Preis-Pakt wer de an ge -<br />
nommen. Franz Mittendorfer und<br />
Alfred Ruschitzka wurden ausgesperrt:<br />
„Wir kom men heim und dür -<br />
fen nicht mehr <strong>in</strong> den Be trieb h<strong>in</strong> -<br />
e<strong>in</strong>: der Ru schitz ka Fredl, ich, die<br />
VdUler auch, weil sie auch da für<br />
wa ren, für al les. Die ha ben sie auch<br />
ent las sen, aber wie der e<strong>in</strong> paar ge -<br />
nommen.“<br />
Mittendorfer konn te ei nen Mo nat<br />
spä ter als Leh rer zu ar bei ten be g<strong>in</strong> -<br />
nen. Ru schitz ka, der trotz Lohn fort -<br />
zahlung ausgesperrt blieb und<br />
1951 gekündigt wurde, strengte ei -<br />
nen Ge richts pro zeß an, der zwar<br />
erst nach Jah ren - <strong>in</strong> sei nem S<strong>in</strong> ne<br />
aber er folg reich - been det wur de.<br />
Da er eben so be reits e<strong>in</strong> an de re An -<br />
stellung gefunden hatte, g<strong>in</strong>g er<br />
nicht mehr nach Len z<strong>in</strong>g zu rück.<br />
Auch im Kohlenrevier wurde die<br />
Durchführung e<strong>in</strong>es Streiks h<strong>in</strong>tertrieben.<br />
In Gschwendt hat te man<br />
kei nen Er folg. Hier wur de un ter der<br />
Führung <strong>des</strong> kommunistischen Be -<br />
triebsratsobmannes Josef Zöbl im<br />
gan zen Be trieb, der da mals etwa<br />
500 Leute beschäftigte, zehn Tage<br />
lang die Arbeit niedergelegt. In<br />
Kohl gru be hat te sich die Hal tung<br />
der SP-Betriebsräte be reits durch -<br />
ge setzt, und es kam le dig lich zu ei -<br />
ner großen Belegschaftsversammlung<br />
und zu „har ten Dis kus sio nen“<br />
zwischen Sozialisten und Kommu -<br />
ni sten, an de nen auch die<br />
Gschwendter teilnahmen.<br />
In Ampfl wang kam es eben falls<br />
nicht zu viel mehr als zu Be leg -<br />
schaftsversammlungen oder stunden<br />
wei sen Streiks. Jo sef Fammler<br />
er <strong>in</strong> nert sich noch an die Zer ris sen -<br />
heit der Aktionen im Kohlenrevier<br />
und ihre H<strong>in</strong>tergründe. Er arbeitete<br />
damals im Wald<strong>in</strong>gerstollen und<br />
weiß noch: „Die Ampflwanger ha ben<br />
uns ge sagt, bei ih nen ar bei ten<br />
schon wie der alle, die s<strong>in</strong>d alle e<strong>in</strong> -<br />
gefahren.“ Gel<strong>in</strong>gen konnte dies<br />
unter anderem <strong>des</strong>halb, weil ver -<br />
brei tet wur de, das sei e<strong>in</strong>e „kom -<br />
munistische Angelegenheit, tut da<br />
die F<strong>in</strong> gern weg“. - „Da ha ben sie´s<br />
richtig e<strong>in</strong>geschüchtert, das s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
paar SPler ge we sen.“<br />
Folgen<br />
Nach dem Oktoberstreik wurden<br />
un ter dem Vor wurf <strong>des</strong> Lan <strong>des</strong> ver -<br />
rats alle Pro test kräf te aus al len<br />
Machtpositionen <strong>des</strong> ÖGB ver -<br />
drängt. Der SPÖ ge lang es, sich die<br />
Vorherrschaft im Gewerkschafts -<br />
bund zu si chern. Die Groß par tei en<br />
SPÖ und ÖVP schlos sen sich im<br />
Rahmen der „Sozialpartnerschaft“<br />
noch en ger zu sam men, ei nig In ih -<br />
rer Ab leh nung der KPÖ. Nicht zu -<br />
letzt mit der ge zielt ver brei te ten<br />
Lüge vom kommunistischen<br />
Putsch ver such wur de die KPÖ <strong>in</strong> die<br />
Isolation gedrängt und verlor auch<br />
wichtige Positionen <strong>in</strong> den Betrie -<br />
ben, überall wurden Kommunisten<br />
ausgesperrt, alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Oberöster -<br />
reich <strong>in</strong>s ge samt fast tau send.<br />
So mit ent stand das gro ße Pro -<br />
blem, wie der e<strong>in</strong> mal die Un ter stüt -<br />
zung für die Ent las se nen und ihre<br />
Familien zu organisieren. Obwohl <strong>in</strong><br />
je ner Zeit etwa tau send Mit glie der<br />
für die KPÖ ge won nen wer den<br />
konn ten, ge lang es auf grund der<br />
mangelnden Erfahrungen der Neuen<br />
meist nicht, die <strong>in</strong> den Be trie ben<br />
verlorenen tausend angemessen zu<br />
ersetzen. Peter Kammerstätter: „Das<br />
ist ja e<strong>in</strong> lan ger Pro zeß, und dann<br />
be g<strong>in</strong>nt ja erst der Ter ror <strong>in</strong> den<br />
Be trie ben, wo sich kei ner zu rüh ren<br />
ge traut hat, das kommt ja noch<br />
dazu.’“<br />
Christian Hawle, Die KPÖ im Bezirk<br />
Vöcklabruck – E<strong>in</strong> historischer<br />
Überblick, 1989<br />
Streiktage<br />
Mittwoch, 27. September: Aufru<br />
fe von AK-Präsident Kandl<br />
und der SPÖ ge gen den Streik.<br />
Rundfunkaufruf der oö Lan<strong>des</strong>re -<br />
gie rung ge gen „wil de“ Streiks. Pro -<br />
test marsch von 3.000 Len -<br />
z<strong>in</strong>g-Arbeitern nach Vöck la bruck,<br />
Beschäftigte der OKA-Timelkam,<br />
ÖBB-Attnang, Sp<strong>in</strong>nerei Johannis -<br />
thal und der WTK schlie ßen sich an.<br />
Streikdrohung der Solvay. Betriebsversammlung<br />
<strong>in</strong> Ranshofen be -<br />
schließt abwartende Haltung. Strei -<br />
kende <strong>des</strong> Wirtschaftshofes beset -<br />
zen kurzfristig die Tabakfabrik.<br />
Streikende blockieren am L<strong>in</strong>zer<br />
Hauptbahnhof den Zugverkehr. In<br />
L<strong>in</strong>z wer den 3.000 be waff ne te Gen -<br />
darmen zusammengezogen.<br />
Donnerstag, 28. September:<br />
Steyr-Delegation nach Wien.<br />
Wiederaufnahme der Arbeit im<br />
Magistrat Steyr nach Intervention<br />
<strong>des</strong> Bürgermeisters. Rückkehr der<br />
Voest-Delegation aus Wien.<br />
Kon fe renz von oö Be triebs rä ten <strong>in</strong><br />
der Voest-Kant<strong>in</strong>e. Betriebsvollversamm<br />
lung der Vo est. Stür mung <strong>des</strong><br />
Sen ders Rot-Weiß-Rot wird ver h<strong>in</strong> -<br />
dert. Betriebsversammlung der ESG<br />
beschließt Streikunterbrechung.<br />
Wiederaufnahme der Arbeit <strong>in</strong> den<br />
ÖSW. Polizei sperrt Nibelungenbrü -<br />
cke und Post di rek tion. Streik <strong>in</strong> der<br />
Solo, KAG, OKA und Net t<strong>in</strong>gs dor fer.<br />
Franck-Belegschaft lehnt Be tei li -<br />
gung am Streik ab. Pro test streiks <strong>in</strong><br />
Betrieben <strong>in</strong> Traun. Werksverbot für<br />
Kommunisten <strong>in</strong> Lenz<strong>in</strong>g. Warnstreik<br />
<strong>in</strong> der WTK. Der „Freie Ar beit -<br />
nehmerverband“ <strong>des</strong> VdU-Abgeord -<br />
neten Hue mer stellt sich ge gen den<br />
Streik.<br />
Freitag, 29. September: Vertrau -<br />
ensmännervollversammlung der<br />
Voest lehnt Figl-Angebot ab<br />
und beschließt Fortsetzung <strong>des</strong><br />
Streiks so wie Wahl von Strei klei tun -<br />
gen <strong>in</strong> Abteilungen. E<strong>in</strong>zelne Ver -<br />
tre ter von SPÖ und VdU stel len Mit -<br />
arbeit im Streikkomitee e<strong>in</strong>.<br />
Betriebsversammlung <strong>in</strong> Ranshofen<br />
be schließt den Streik und Marsch<br />
auf den Brau nau er Stadt platz. Be -<br />
triebsversammlung <strong>in</strong> Steyr be -<br />
schließt Er geb nis der BR-Konferenz<br />
abzuwarten. Protestresolution <strong>des</strong><br />
Betriebsrates der Ennskraftwerke.<br />
Sams tag, 30. Sep tem ber:<br />
VAW-Ranshofen wird von<br />
B-Gendarmerie be setzt, 800 Ar -<br />
beiter marschieren zum BR-Büro.<br />
Gesamtösterreichische Betriebsrä -<br />
tekonferenz <strong>in</strong> Wien-Floridsdorf mit<br />
2.417 TeilnehmerInnen beschließt<br />
Fortsetzung <strong>des</strong> Streiks.
Sei te 16 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />
Als der Oktoberstreik nach Ranshofen kommen sollte<br />
„Machen Sie ke<strong>in</strong>e Umstände“<br />
Brau nau war weit vom Schuß.<br />
Vom 4. Lohn-Preis-Pakt und den<br />
Protesten, die <strong>des</strong>sen Ankündigung<br />
<strong>in</strong> der letzten Septemberwoche <strong>des</strong><br />
Jahres <strong>1950</strong> ausgelöst hatte, erfuh -<br />
ren die Men schen – wenn auch ver -<br />
fälscht – selbst <strong>in</strong> die ser da mals<br />
noch entlegenen Gegend.<br />
Gründe für tiefe Unzufriedenheit<br />
hatten die Arbeiter der Vere<strong>in</strong>igten<br />
Alum<strong>in</strong>iumwerke Ranshofen (VAW)<br />
nicht we ni ger als die <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z, von<br />
de nen die Streik be we gung aus ge -<br />
gan gen war. Ih nen g<strong>in</strong>g es um die<br />
Durchsetzung der eigenen Interes -<br />
sen und um die prak ti sche So li da ri -<br />
tät mit den kämp fen den Be leg -<br />
schaf ten <strong>in</strong> der Vo est und <strong>in</strong> den<br />
Steyr-Werken.<br />
Entgegen e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>helligen Be -<br />
schluß soll te aus der De mon stra tion<br />
nichts wer den — dies ver h<strong>in</strong> der ten<br />
Direktion und sozialdemokratische<br />
Betriebsratsmehrheit mit Hilfe der<br />
Gen dar me rie. Hat es <strong>in</strong> den VAW<br />
damals e<strong>in</strong>en Streik gegeben? Ge -<br />
nau ge nom men zwei, denn <strong>in</strong> den<br />
meisten Abteilungen wurde am<br />
Mittwochnachmittag und am Sams -<br />
tag nicht gearbeitet. Verh<strong>in</strong>dert<br />
wur de aber der Pro test marsch auf<br />
den Brau nau er Stadt platz, auf den<br />
an Samstagvormittagen viele aus<br />
der gan zen Ge gend zum E<strong>in</strong> kau fen<br />
kamen. Damit hätte e<strong>in</strong> öffentliches<br />
Signal gesetzt werden sollen, daß es<br />
auch im Innviertel Unzufriedenheit<br />
mit der Lohn- und Preis po li tik der<br />
Re gie rung gab.<br />
Da mals war das westlichste Vier -<br />
tel Ober öster reichs noch e<strong>in</strong> sehr<br />
schwieriger Boden für die Arbeiter -<br />
bewegung: Viele Arbeiter der ersten<br />
Ge ne ra tion, die <strong>in</strong> vie lem noch <strong>in</strong><br />
der katholischbäuerlichen Den -<br />
kungsart verwurzelt waren, die Alum<strong>in</strong>iumwerke<br />
<strong>in</strong> Ranshofen der e<strong>in</strong> -<br />
zige Großbetrieb <strong>in</strong> der ländlichen<br />
Gegend, ansonsten nur noch e<strong>in</strong>ige<br />
mittlere Industriebetriebe, wovon<br />
KTM <strong>in</strong> Mattighofen der bekannte -<br />
ste war und ist, und schließ lich:<br />
sehr vie le VdU-Wähler. Das wa ren<br />
zum allergrößten Teil solche, denen<br />
das tausendjährige Germanenreich<br />
mit sechs Jah ren voll Krieg und Ver -<br />
fol gung, Ter ror und Leid viel zu<br />
kurz ge dau ert hat te. Das hat te auch<br />
da mit zu tun, daß die Nazis die<br />
Alum<strong>in</strong>iumwerke, die Aluteile für<br />
die deutsche Luftwaffe herstellten,<br />
hatten errichten lassen.<br />
Der VdU war übri gens mit tatund<br />
f<strong>in</strong>anzkräftiger Unterstützung<br />
von Innenm<strong>in</strong>ister Helmer als Sam -<br />
melbecken für die Ehemaligen ge -<br />
grün det wor den. Das war der sel be<br />
so zia le De mo krat, der <strong>in</strong> der „Ar -<br />
bei ter- Zei tung" den Streik als<br />
kommunistisch-faschistische Ver -<br />
schwö rung de nun zie ren ließ, weil<br />
sich <strong>in</strong> der Voest zu erst auch An -<br />
hänger der dortigen VdU-Mehr -<br />
heitsfraktion am Pro test ge gen das<br />
4. Lohn-Preis-Abkommen be tei ligt<br />
hat ten — so wie es die so zia li sti -<br />
schen Be triebs rä te und die füh ren -<br />
den sozialistischen Gewerkschafts -<br />
funk tio nä re <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z zu erst auch ge -<br />
tan hat ten.<br />
Als e<strong>in</strong> SPler den ersten<br />
GE-Betriebsrat <strong>in</strong>s Werk brachte<br />
Um <strong>in</strong> Rans ho fen be schäf tigt zu<br />
wer den, be durf te es der Emp feh -<br />
lung seitens e<strong>in</strong>es sozialdemokratischen<br />
Ge währs man nes. Ohne e<strong>in</strong>e<br />
sol che hät te Fritz Gerh ar t<strong>in</strong> ger,<br />
1949 auf der Li ste der Ge werk -<br />
schaftlichen E<strong>in</strong>heit zum Betriebsrat<br />
ge wählt und Ob mann der kom mu -<br />
ni sti schen Be triebs or ga ni sa tion,<br />
nicht seit 1946 <strong>in</strong> den Ver ei nig ten<br />
Alum<strong>in</strong>ium Werken (VAW) arbeiten<br />
kön nen. Da bei ist dem Protege e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>er Fehler unterlaufen, der wohl<br />
aus sozialdemokratischer Überheblich<br />
keit re sul tier te. Fritz hat dazu <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Interview mit dem Verfasser<br />
er zählt: „’46 hab ich dann im Werk<br />
angefangen. Allerd<strong>in</strong>gs hat man mir<br />
da mals die Fra ge ge stellt, ob ich or -<br />
ga ni siert b<strong>in</strong>, und ich hab da mals<br />
ge sagt: ,Ja.’ Der Be tref fen de hat na -<br />
türlich geglaubt, daß ich bei der SP<br />
or ga ni siert b<strong>in</strong>. Ich war aber bei der<br />
Bauarbeitergewerkschaft."<br />
Kurz da nach ist er Mit glied der<br />
KPÖ ge wor den. Die zwei Ge nos sen<br />
im Werk ha ben ihm ge ra ten: „Fritz,<br />
da he r<strong>in</strong> nen mußt ru hig se<strong>in</strong>, sonst<br />
fliegst so schnell wie der h<strong>in</strong> aus, wie<br />
du her e<strong>in</strong> kom men bist." Er hat die -<br />
sen Rat nicht be her zigt. Be vor er<br />
h<strong>in</strong> aus ge flo gen ist, hat er aber noch<br />
e<strong>in</strong>iges zustande gebracht.<br />
Se<strong>in</strong>er erfolgreichen Kandidatur<br />
zum Be triebs rat war e<strong>in</strong> Sa kri leg<br />
vor aus ge gan gen: „Da war es so bei<br />
den Be triebs ver samm lun gen, daß<br />
die Werks mu sik ge spielt hat, dann<br />
hat der Be triebs rat ei nen Be richt<br />
ge bracht, und ke<strong>in</strong> Mensch hat ge -<br />
re det, und nach der Be triebs ver -<br />
sammlung haben die Kollegen na -<br />
türlich zum Schimpfen angefangen<br />
über die Miß stän de." Nach dem sich<br />
bei ihm dann ge nug Är ger über die<br />
Parteibuchmißwirtschaft aufgespei -<br />
chert hat te, fand er den Mut, die<br />
ganze Versammlung zu überra -<br />
schen, <strong>in</strong> dem sich erst mals ei ner zu<br />
Wort mel de te. Der Bei fall hat te ihn<br />
er mu tigt, bei der näch sten Be -<br />
triebsratswahl anzutreten. Zugleich<br />
gelang es, e<strong>in</strong>e Betriebsorganisation<br />
mit 15 Mitgliedern aufzubauen.<br />
Als Betriebsrat orientierte er sei -<br />
ne Tä tig keit nicht zu erst am Be -<br />
triebs<strong>in</strong>teresse, sondern an dem der<br />
Beschäftigten. Deshalb g<strong>in</strong>g er mit<br />
se<strong>in</strong>en Anliegen auch immer wieder<br />
gleich zum Di rek tor, statt sich von<br />
sei nen so zial de mo kra ti schen Be -<br />
triebsratskollegen zum Beispiel an -<br />
zuhören, daß es das Werk nicht ver -<br />
kraften würde, wenn die Gießereiar -<br />
bei ter Le der- statt der Holz schu he<br />
bekommen würden. Nachdem das<br />
bessere Schuhwerk für diese Abtei -<br />
lung er reicht wor den war, ver lang -<br />
ten die Ar bei ter <strong>in</strong> den an de ren, daß<br />
ihre Betriebsräte auch erreichen<br />
kön nen müß ten, wozu der Kom mu -<br />
nist imstande war,<br />
Nach dem die Ar bei ter von den<br />
Streiks <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z er fah ren hat ten, ka -<br />
men sie zu ihm: „Fritz, was ist bei<br />
uns? Kön nen wir nicht e<strong>in</strong>e Ver -<br />
samm lung ma chen, Streik usw.?"<br />
E<strong>in</strong>e Betriebsversammlung kann<br />
aber nur der Betriebsrat e<strong>in</strong>berufen.<br />
Dazu wur de die Mehr heit be wo gen,<br />
<strong>in</strong> dem die mei sten am Mitt woch,<br />
den 27. Sep tem ber, aus der Kan ti ne<br />
nicht mehr zur Nach mit tags schicht<br />
gegangen s<strong>in</strong>d, sondern deren E<strong>in</strong> -<br />
berufung verlangten.<br />
Streik mitbeschlossen,<br />
Gendarmerie geholt<br />
Am Frei tag fand dann die Voll -<br />
ver samm lung statt. Die Wort mel -<br />
dun gen und das Ab stim mungs er -<br />
geb nis s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ei nem Pro to koll ver -<br />
zeich net, das der Be triebs rat an fer -<br />
tigen ließ. E<strong>in</strong>en Streikbeschluß ver -<br />
suchten die Funktionäre der SPÖ<br />
zu erst mit War nun gen vor Lohn aus -<br />
fall, der durch den ÖGB nicht aus -<br />
geglichen würde, zu verh<strong>in</strong>dern —<br />
auch mit De nun zie run gen etwa fol -<br />
gen der Art: „Es geht nicht an, daß<br />
ei ni ge Leu te die gro ße Mas se <strong>in</strong>s<br />
Cha os stür zen. Die Hor de (!) hat<br />
auch <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z die Fa mi lien <strong>in</strong>s Un -<br />
glück ge stürzt." Als sie merk ten,<br />
daß die Stim mung un ter den Ar bei -<br />
tern ge gen ihre Ab wie ge lungs ver -<br />
su che wa ren, ver such te es der Be -<br />
triebsratsobmann Ka s<strong>in</strong> ger mit ver -<br />
bal-radikalen At ta cken auf die Ge -<br />
werkschaftsrührung: „Unsere Führung<br />
hat uns ver las sen... Und ich<br />
b<strong>in</strong> auch da für, daß sie ab ge setzt<br />
wer den." Sei ne an schlie ßen de Fra -<br />
ge, ob am näch sten Tag um zehn<br />
Uhr früh e<strong>in</strong>e De mon stra tion statt -<br />
f<strong>in</strong>den solle, verne<strong>in</strong>ten ganze vier -<br />
zehn von etwa 1500 An we sen den.<br />
Als Fritz Gerh ar t<strong>in</strong> ger um vier<br />
Uhr früh <strong>in</strong>s Werk kam — Schicht -<br />
be g<strong>in</strong>n war um sechs —, fand er es<br />
schon von Gen dar me rie und Werk -<br />
schutz be setzt, und Jeeps der<br />
US-Armee wa ren auf ge fah ren, und<br />
es wurde e<strong>in</strong>e von Generaldirektor<br />
Kle<strong>in</strong> gezeichnete Verlautbarung<br />
ver teilt, <strong>in</strong> der es hieß: „Das Bun -
Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 17<br />
<strong>des</strong>m<strong>in</strong>isterium für Verkehr und<br />
verstaatlichte Betriebe ... hat gebe -<br />
ten, diejenigen Belegschaftsmitglie -<br />
der nam haft zu ma chen, die sich<br />
vom Arbeitsplatz entfernen." Trotz<br />
dieser Denunziationsaufforderung,<br />
der sich Herr Kle<strong>in</strong> aus drück lich an -<br />
schloß, und der staat li chen Ge walt<br />
im Betrieb versammelte sich noch<br />
die Hälf te der Be leg schaft <strong>in</strong> der<br />
Kant<strong>in</strong>e, wo sie Gerhart<strong>in</strong>ger <strong>in</strong>formierte,<br />
daß sich die So zia li sten im<br />
Be triebs rat ge gen die von ih nen<br />
mitbeschlossene Ak tion stell ten und<br />
nicht be reit wa ren, für ihr Ver hal ten<br />
we nig stens e<strong>in</strong>e Mehr heit bei ei ner<br />
neuerlichen Vollversammlung zu<br />
gew<strong>in</strong>nen. Die Arbeiter g<strong>in</strong>gen dann<br />
zwar <strong>in</strong> ihre Abteilungen, gearbeitet<br />
wur de an die sem Sams tag, den 30.<br />
Sep tem ber, aber nicht mehr.<br />
Verhaftet und entlassen<br />
Gerhart<strong>in</strong>ger hatte an diesem<br />
Sams tag Spät schicht. Kurz vor Ende<br />
der Schicht wur de er <strong>in</strong> die Di rek -<br />
tion gerufen. Der eigentliche Zweck<br />
aber stell te sich her aus, als er das<br />
Zim mer ver ließ: „Ich gehe raus aus<br />
der Tür, auf e<strong>in</strong> mal kom men von<br />
e<strong>in</strong>em Nebenbüro zwei Gendarmen<br />
mit aufgepflanztem Bajonett raus:<br />
„Herr Gerhart<strong>in</strong>ger, machen Sie kei -<br />
ne Um stän de, Sie s<strong>in</strong>d ver haf tet!’ „<br />
Er wurde <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>dekotter<br />
nach Brau nau ge bracht. Erst e<strong>in</strong>,<br />
zwei Stunden später konfrontierte<br />
ihn e<strong>in</strong> Gendarmerieoffizier mit der<br />
offiziellen Anschuldigung: „Sie s<strong>in</strong>d<br />
gesehen worden mit mehreren Leu -<br />
ten au ßer halb <strong>des</strong> Wer kes, und es<br />
wird ver mu tet, weil sie so den Streik<br />
nicht hätten weiterführen können,<br />
daß Sie Trans for ma to ren <strong>in</strong> die Luft<br />
spren gen woll ten, da mit das Werk<br />
zum Still stand kommt.“ In den Mor -<br />
genstunden wurde er freigelassen.<br />
Mit der An schul di gung <strong>des</strong> Auf ruhrs<br />
und der Sabotage e<strong>in</strong>ige Wochen<br />
später vor dem Arbeitsgericht ver -<br />
such te es die Di rek tion noch e<strong>in</strong> mal<br />
er folg los, sei ne Ent las sung und<br />
Aus sper rung aus dem Be trieb zu<br />
begründen.<br />
Bei der zwei ten Ver hand lung ver -<br />
such ten sie es da mit, daß er dazu<br />
aufgerufen hätte, daß alle strei ken<br />
soll ten, also auch die Ofen ar bei ter.<br />
Hät ten die das ge tan, wä ren die<br />
Öfen kaputtgegangen. Von e<strong>in</strong>er<br />
Se kre tä r<strong>in</strong> hat te er aber das Pro to -<br />
koll jener Vollversammlung erhal -<br />
ten, wor<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e explizite Aufforde -<br />
rung enthalten war, daß alle strei -<br />
ken sol len mit Aus nah me der Ofen -<br />
arbeiter. Diese Verhandlung zog die<br />
gerichtliche Aufhebung der Aussperrung<br />
<strong>des</strong> gewählten Betriebsra -<br />
tes nach sich.<br />
Auf das An ge bot ei ner Ver set -<br />
zung nach Unterlaussa bei bes se rer<br />
Stellung und Bezahlung wäre<br />
Gerhart<strong>in</strong>ger unter der Bed<strong>in</strong>gung<br />
e<strong>in</strong> ge gan gen, daß die Di rek tion alle<br />
rund 100 Kündigungen zurückgezogen<br />
hätte. Se<strong>in</strong>e Entlassung wur -<br />
de schließ lich er reicht, weil er es <strong>in</strong><br />
ei nem Flug blatt als Kom plott von<br />
Direktion und Betriebsrat gegen ihn<br />
bezeichnet hatte, daß die Samm -<br />
lung von Unterschriften unter der<br />
Behauptung, nicht mit Gerhart<strong>in</strong>ger<br />
zusammenarbeiten zu wollen, an -<br />
ge ord net wor den war. Er hät te sei ne<br />
Be haup tung nur be wei sen kön nen,<br />
wenn er sei nen In for man ten aus ge -<br />
liefert hätte.<br />
Mit die ser Kün di gung war ihm<br />
jede Mög lich keit ver sperrt, <strong>in</strong> Ober -<br />
öster reich Ar beit zu f<strong>in</strong> den. Die<br />
Lan<strong>des</strong>leitung der KPÖ wollte nicht,<br />
daß er nach Wien oder Nie der öster -<br />
reich hätte übersiedeln müssen —<br />
nach e<strong>in</strong>iger Überlegung willigte er<br />
e<strong>in</strong>, als Verantwortlicher für Be -<br />
triebsarbeit <strong>in</strong> Oberösterreich zu<br />
arbeiten.<br />
Nach dem <strong>in</strong> den VAW bei den<br />
AK-Wahlen 1954 für die GE 125<br />
Stimmen abgegeben worden waren,<br />
konzentrierte er se<strong>in</strong>e Anstrengun -<br />
gen dar auf, wie der e<strong>in</strong>e Be triebs or -<br />
ganisation aufzubauen und bei den<br />
Betriebsratswahlen e<strong>in</strong>e Kandidatur<br />
zustande zu br<strong>in</strong>gen. Bei<strong>des</strong> gelang<br />
und Hans Fi scher wur de zum Be -<br />
triebs rat ge wählt. Dies e<strong>in</strong>e Man dat<br />
ver lor die Li ste der GE, aus der dann<br />
die <strong>des</strong> GLB wur de, nie mehr. In den<br />
siebziger Jahren wurden daraus<br />
zwei, dann drei. 1990 gab es <strong>in</strong> den<br />
mittlerweile <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelbetriebe zer -<br />
splitterten Teilen der früheren<br />
AMAG neun GLB-Betriebsräte. Der<br />
Grund ste<strong>in</strong> da für ist schon <strong>1950</strong><br />
ge legt wor den — mit ei ner Po li tik<br />
auf Gewerkschafts- und Parteiebe -<br />
ne, die im Be trieb mit den Be schäf -<br />
tigten für ihre Interessen wirkte,<br />
statt für den ei ge nen Vor teil auf Pa -<br />
ckelei mit der Di rek tion zu set zen,<br />
und die überbetrieblichen Interessen<br />
der Lohnabhängigen nicht dem<br />
E<strong>in</strong>verständnis mit dem angeblichen<br />
Sozialpartner von der Kapitalseite<br />
unterordnete.<br />
Stephan Ganglbauer,<br />
„Volksstimme“, 21. September 1990<br />
Wer kämpft kann verlieren, wer<br />
nicht kämpft, hat schon verloren!<br />
Fritz Gerh ar t<strong>in</strong> ger war <strong>1950</strong> Be -<br />
triebsrat <strong>in</strong> Ranshofen<br />
Streiktage<br />
Sonntag, 1. Oktober: Generaldi -<br />
rek tion so wie SPÖ, VdU und ÖVP<br />
for dern <strong>in</strong> zwei Flug blät tern Ab -<br />
bruch <strong>des</strong> Streiks <strong>in</strong> der Vo est. Ver -<br />
haftung von 7 Aktivisten wegen der<br />
Vorgänge <strong>in</strong> der Arbeiterkammer.<br />
Streiks <strong>in</strong> Be trie ben im Be zirk<br />
Gmunden.<br />
Montag, 2. Oktober: Beschluß<br />
der Strei klei tung der Vo est für<br />
Ab bruch <strong>des</strong> Streiks. Mehr heit<br />
der Arbeiter der Steyr-Werke be -<br />
schließt Fort set zung <strong>des</strong> Streiks.<br />
Dienstag, 3. Oktober:<br />
GE-Betriebsräte der Vo est for -<br />
dern Urabstimmung über Wei -<br />
terführung <strong>des</strong> Streiks.<br />
Mitt woch, 4. Ok to ber: SPÖ lehnt<br />
Urabstimmung über Streik <strong>in</strong><br />
der Voest ab. Wiederaufnah -<br />
me <strong>des</strong> Streiks <strong>in</strong> den Steyr-Werken.<br />
Kund ge bung am Stadt platz <strong>in</strong> Steyr,<br />
Rat haus ist von B-Gendarmerie be -<br />
setzt. Flug blatt der SPÖ und <strong>des</strong><br />
Vor stan <strong>des</strong> for dert mit Ent las sungs -<br />
drohung Streikabbruch.<br />
Steyr-Werke wer den von Gen dar -<br />
merie besetzt. Streikbeschluß Holz -<br />
bau wer ke Wey er. Zwei Arrestierun -<br />
gen wegen „Verbreitung beunruhigender<br />
Gerüchte“ <strong>in</strong> Braunau.<br />
Donnerstag, 5. Oktober: Streik<br />
<strong>in</strong> der USIA-Papierfabrik Ober -<br />
mühl. Wiederaufnahme der Arbeit<br />
<strong>in</strong> den Steyr-Werken. Er ste Be -<br />
triebsratssitzung nach Ende <strong>des</strong><br />
Streiks <strong>in</strong> der Vo est. Prä si di um der<br />
BR-Konferenz beschließt offiziell<br />
Streikabbruch.<br />
Freitag, 6. Oktober: Abbruch der<br />
letzten Streikbewegungen.
Sei te 18 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />
Streikende Arbeiter wurden im Stich gelassen<br />
Kammer und ÖGB auf der falschen Seite<br />
Arbeiterkammer und Gewerk -<br />
schaften spielten beim Oktober -<br />
streik <strong>1950</strong> e<strong>in</strong>e sehr un rühm li che<br />
Rol le. Aus Par tei rä son zur SPÖ lie -<br />
ßen sie nicht nur die kampf be rei ten<br />
ArbeiterInnen im Stich, sondern wa -<br />
ren mit der US-Besatzungsmacht im<br />
Rü cken maß geb lich an der Nie der -<br />
schlagung der Streikbewegung be -<br />
teiligt. Sowohl die Vorgeschichte<br />
<strong>des</strong> Streiks, als auch sei ne Nach wir -<br />
kun gen zei gen je doch klar und<br />
deut lich die Stim mung <strong>in</strong> der Ar bei -<br />
ter schaft und da mit auch, daß AK<br />
und ÖGB dem zuwidergehandelt<br />
haben.<br />
Be reits bei der 6. Voll ver samm -<br />
lung der oö Ar bei ter kam mer am 15.<br />
De zem ber 1947 gab es e<strong>in</strong>e hef ti ge<br />
Debatte über die Währungsreform.<br />
Da bei wur de von den<br />
KPÖ-Vertretern im Zusammenhang<br />
mit dem im Au gust 1947 ab ge -<br />
schlos se nen 1. Lohn-Preis-Pakt die<br />
der Arbeiterschaft abverlangten<br />
Opfer kritisiert und e<strong>in</strong>e Gegenre -<br />
solution e<strong>in</strong>gebracht. Bei e<strong>in</strong>em<br />
heftigen Schlagabtausch wurde<br />
wechselseitig der SPÖ „amerikani -<br />
sche Ab hän gig keit“ und der KPÖ<br />
„russische Hörigkeit“ vorgeworfen.<br />
Für die 11. Voll ver samm lung am<br />
18. März 1949 wird im Zu sam men -<br />
hang mit dem Lohn-<br />
Preis-Abkommen ver merkt, daß es<br />
den ”außerordentlich aggressiv<br />
agierenden Kammermitgliedern der<br />
Kommunistischen Partei” gelang,<br />
”die Vertreter der Sozialisten aus<br />
ih rer Re ser ve zu lo cken”. Bei der 13.<br />
Vollversammlung am 16. September<br />
1949 wur de mehr heit lich (68 SPÖ,<br />
24 ÖVP) ge gen die Stim men der<br />
KPÖ (16 Man da te) die Re gie rungs -<br />
politik ausdrücklich unterstützt.<br />
Der wiederholte Protest der<br />
Kommunisten <strong>in</strong> der ÖGB-Lan<strong>des</strong> -<br />
exekutive und der AK-Vollver -<br />
sammlung (Zusammensetzung nach<br />
dem Wahl er geb nis vom 23./24. Ok -<br />
to ber 1949: 60 SPÖ, 34 VdU, 13<br />
ÖVP, 5 KPÖ) ge gen die Lohn-<br />
Preis-Pakte wur de von der so zial -<br />
demokratischen Mehrheit aus Par -<br />
tei- und Regierungsräson ignoriert,<br />
den Pro test <strong>in</strong> den Be trie ben konn te<br />
sie frei lich nicht im glei chen Maße<br />
zü geln, wa ren doch die Ar beit neh -<br />
mer ”e<strong>in</strong> fach nicht mehr be reit e<strong>in</strong>e<br />
Verschlechterung der Lebenserhal -<br />
tung auf sich zu neh men”. Zwi schen<br />
2. Au gust und 24. Sep tem ber <strong>1950</strong><br />
verlangten die Belegschaften von 88<br />
großen Betrieben aller Branchen<br />
Lohnerhöhungen zwischen 15 und<br />
30 Prozent, ihre Forderungen wur -<br />
den von 23 Gewerkschaftsortsgruppen<br />
und Lan<strong>des</strong>konferenzen zweier<br />
Fachgewerkschaften unterstützt.<br />
Bei der 4. AK-Vollversammlung<br />
am 13. Sep tem ber <strong>1950</strong> warn ten <strong>in</strong><br />
zahlreichen Diskussionsbeiträgen<br />
auch SPÖ-Kammerräte ”e<strong>in</strong> dr<strong>in</strong>g lich<br />
vor der ungezügelten Preisentwick -<br />
lung”, die Vollversammlung lehnte<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Resolution e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige<br />
Ab wick lung der La sten der Wirt -<br />
schaftsentwicklung auf der Lohn -<br />
seite ab. Mit e<strong>in</strong>er Resolution gegen<br />
„Um trie be auf dem Ge biet der Ge -<br />
treidepreise“ versuchte die<br />
SPÖ-Mehrheit den Un mut der Ar -<br />
bei ter auf die Bau ern und par tei po -<br />
li tisch ge gen die ÖVP zu len ken um<br />
gleichzeitig dem kommenden 4.<br />
Lohn-Preis-Pakt die Zu stim mung<br />
zu ge ben.<br />
Aus ge löst durch das Be kannt -<br />
wer den der In hal te <strong>des</strong> neu en Pak -<br />
tes be gann am 25. Sep tem ber <strong>1950</strong><br />
<strong>in</strong> der Vo est und den Steyr-Werken<br />
– und nicht wie im mer wie der be -<br />
haup tet wird <strong>in</strong> den USIA-Betrieben<br />
<strong>in</strong> der sowjetischen Besatzungszone<br />
– unter maßgeblicher Beteiligung<br />
auch der SPÖ-Betriebsräte die<br />
Streikbewegung. Am 26. September<br />
trat die ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive zu<br />
e<strong>in</strong>er Sitzung zusammen, die am<br />
27. September fortgesetzt wurde,<br />
als e<strong>in</strong>e gro ße Zahl auf ge brach ter<br />
Arbeiter zum Gebäude der Arbeiter -<br />
kam mer zog und <strong>in</strong> das Ge bäu de<br />
e<strong>in</strong>drang. Die Demonstranten ver -<br />
lang ten von Prä si dent Kandl, das<br />
Lohn- und Preis ab kom men für un -<br />
gül tig zu er klä ren, was die ser un ter<br />
dem Druck schließ lich tat.<br />
Die Dro hung ei nes VdU-Vertre -<br />
ters, Kandl vom Bal kon zu stür zen,<br />
wur de eben so wie die Bil dung ei ner<br />
il le ga len ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive <strong>in</strong><br />
der Fol ge im mer wie der ver sucht<br />
der KPÖ an zu la sten. Tat säch lich<br />
waren es aber Kommunisten, die<br />
Ausschreitungen verh<strong>in</strong>derten. So<br />
etwa der KPÖ-Personalvertreter<br />
Franz Hag mair (ÖBB-Haupt werk -<br />
stät te L<strong>in</strong>z), der als Mit glied der<br />
ÖGB-Lan <strong>des</strong> exe ku ti ve ver h<strong>in</strong> der te,<br />
daß Kandl aus dem Fen ster ge stürzt<br />
wur de. Und der Kom mu nist Leo<br />
Pötscher (ESG) verh<strong>in</strong>derte die<br />
ebenfalls vom VdU <strong>in</strong>szenierte<br />
Über nah me der Lan <strong>des</strong> exe ku ti ve<br />
und setz te statt <strong>des</strong> sen durch, daß<br />
für den Abend <strong>des</strong> sel ben Ta ges<br />
e<strong>in</strong>e Be triebs rä te kon fe renz e<strong>in</strong> be ru -<br />
fen wur de.<br />
Am 11. Ok to ber setz te die<br />
ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive ihre am 27.<br />
September unterbrochene Sitzung<br />
bei Ab we sen heit der KPÖ fort, wo -<br />
bei Har r<strong>in</strong> ger (SPÖ) die Vor gangs -<br />
wei se der KPÖ ver ur teil te und sich<br />
dem Radlmai er (ÖVP) an schloß. Der<br />
AK-Vorstand tat das sel be am 17.<br />
Ok to ber, wo bei sich dort auch der<br />
VdU-Vertreter Heidl die ser Ver ur -<br />
teilung anschloß. Das Versagen der<br />
Arbeiterkammer wurde <strong>in</strong> der Folge<br />
von der SPÖ-Mehrheit zu ei ner wü -<br />
sten Hetze gegen die Kommunisten<br />
be nützt und als die ”trau rig sten Er -<br />
eig nis se <strong>in</strong> der Ge schich te” der Ar -<br />
beiterkammer und als ”Schändung”<br />
dieser Institution der Arbeiterbewe -<br />
gung <strong>in</strong>terpretiert um das eigene<br />
Versagen zu rechtfertigen.<br />
Die 5. Voll ver samm lung der Ar -<br />
beiterkammer am 19. Dezember<br />
<strong>1950</strong> be nütz te die SPÖ zu ei ner sie -<br />
benstündigen Abrechnung mit der<br />
KPÖ. Auf An trag von Har r<strong>in</strong> ger wur -<br />
de mit 86 ge gen 6 Stim men dem<br />
KPÖ-Arbeiterkammerrat Adolf<br />
Trapp, den man of fen sicht lich als<br />
Sündenbock gesucht hatte, se<strong>in</strong><br />
Kammermandat entzogen. Mit 87<br />
ge gen 7 Stim men be schloß die<br />
Vollversammlung den Ausschluß<br />
der KPÖ-Mandatare aus den Aus -<br />
schüs sen. Al ler d<strong>in</strong>gs war die SPÖ<br />
bei dieser Vorgangsweise übereifrig<br />
und so muß te sich e<strong>in</strong>e au ßer or -<br />
dentliche Vollversammlung am 20.<br />
Sep tem ber 1951 neuer lich mit dem<br />
Fall Trapp be fas sen. Un ter H<strong>in</strong> weis<br />
auf Verfahrensmängel hatte Trapp<br />
nämlich beim Verwaltungsgerichtshof<br />
E<strong>in</strong> spruch er ho ben und die ser<br />
hat te am 9. Juli 1951 die Ent schei -<br />
dung der AK-Vollversammlung auf -<br />
gehoben.<br />
Die 9. Voll ver samm lung am 20.<br />
Dezember 1951 bestätigte den<br />
Aus schluß von Trapp mit der Be -<br />
gründung e<strong>in</strong>er ”gröblichen Verlet -<br />
zung sei ner Pflich ten”, wor auf die -<br />
ser neuerlich E<strong>in</strong>spruch erhob. Erst<br />
am 30. Jän ner 1953 konn te<br />
AK-Direktor Kle<strong>in</strong>er berichten, daß<br />
der Ausschluß bestätigt worden<br />
war. Die e<strong>in</strong>zige Begründung dafür<br />
war die Trapp angelastete Äußerung<br />
beim E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen protestierender<br />
Ar bei ter <strong>in</strong> das AK-Gebäude ”es ist<br />
al les ab ge setzt und jetzt s<strong>in</strong>d wir<br />
da”, mit wel cher die Ar bei ter kam -<br />
mer als freigewählte Körperschaft <strong>in</strong><br />
ihrem Fortbestand gefährdet wor -<br />
den sei.<br />
Faktisch <strong>in</strong> jeder Vollversamm -<br />
lung wurde mit Resolutionen <strong>in</strong> den<br />
Jahren nach dem Oktoberstreik die<br />
Belastungspolitik der Regierung auf<br />
Kosten der Arbeiter angeprangert.<br />
So wur de etwa bei der 12. Voll ver -<br />
samm lung am 14. Ok to ber 1952<br />
„mit Besorgnis e<strong>in</strong>e fühlbare Ver -<br />
schlechterung der Wirtschaftslage“<br />
konstatiert. Damit wurden nach -<br />
träglich die berechtigten Motive der<br />
am Oktoberstreik beteiligten Arbei -<br />
ter und auch der KPÖ be stä tigt. Al -<br />
ler d<strong>in</strong>gs stimm ten AK und ÖGB wei -<br />
terh<strong>in</strong> der verbal kritisierten Regie -<br />
rungspolitik eisern zu und began -<br />
nen mit der Institutionalisierung der
Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 19<br />
zu nächst als „Ast ge me<strong>in</strong> schaft“ be -<br />
zeichneten Sozialpartnerschaft.<br />
Leo Furtlehner<br />
Quel le: Auf bruch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bes se re<br />
Zeit, Die Kam mer für Ar bei ter und<br />
Angestellte für Oberösterreich 1920<br />
bis 1980, AK-Oberösterreich, 1981<br />
Sozialdemokratische<br />
Sumpfblüten<br />
„Laßt euch nicht für äu ßerst<br />
gefährliche und dunkle Pläne<br />
mißbrauchen“ Bürgermeister<br />
Ernst Ko ref.<br />
„Ihr dürft Euch nicht zu auf<br />
das schwerste schädigende Ex -<br />
zes se h<strong>in</strong> rei ßen las sen.“ AK-Prä -<br />
sident He<strong>in</strong>rich Kandl.<br />
„Es han delt sich um e<strong>in</strong>e<br />
Streikbewegung, die von den<br />
USIA-Betrieben ausgelöst wurde.“<br />
Fritz Klen ner - tat säch lich be -<br />
gann der Streik <strong>in</strong> den<br />
Steyr-Werken und der Vo est, bei -<br />
de la gen <strong>in</strong> der US-ame ri ka ni -<br />
schen Besatzungszone<br />
„E<strong>in</strong>e illegale Gewerkschafts -<br />
leitung, die sich provisorische<br />
Lan<strong>des</strong>exekutive nannte ... unter<br />
Vorsitz <strong>des</strong> kommunistischen Be -<br />
triebs ra tes Pöt scher von der Vo -<br />
est.“ Fritz Klen ner - Leo Pöt scher<br />
war nicht <strong>in</strong> der Vo est, son dern<br />
<strong>in</strong> der ESG be schäf tigt und auch<br />
nicht Vorsitzender e<strong>in</strong>er illegalen<br />
Gewerkschaftsleitung.<br />
„Die ses Bun <strong>des</strong> land ... ist po li -<br />
tisch anfällig. ... Ihr politisches<br />
Den ken und Füh len wird aus -<br />
schließlich von Ressentiments<br />
dik tiert; sie s<strong>in</strong>d ech ter po li ti -<br />
scher Flug sand, der <strong>in</strong> ge ge be -<br />
nen Situationen zum politischen<br />
Dynamit werden kann.“ Alfred<br />
Migsch.<br />
„In den Hän den der ab ge feim -<br />
ten, klug getarnten kommunistischen<br />
H<strong>in</strong> ter män ner wird e<strong>in</strong>e<br />
sol che Mas se leicht zu ei nem<br />
füg sa men Kitt, der noch dazu <strong>in</strong><br />
den der Goebbels-Propaganda<br />
nachgebildeten Phrasen der<br />
Kommunisten verständlichen Anklang<br />
f<strong>in</strong> det.“ Al fred Migsch<br />
Peter Kammerstätter über den Oktoberstreik <strong>1950</strong><br />
Die Hauptschwäche war die<br />
Unterbrechung...<br />
Als Lan<strong>des</strong>sekretär der KPÖ war<br />
Peter Kammerstätter beim Oktober -<br />
streik <strong>1950</strong> der In for ma tions aus -<br />
tausch zwi schen den Be trie ben und<br />
die Rol le der Kom mu ni stIn nen das<br />
zentrale Anliegen:<br />
Wag ner: Wie war die Stim mung<br />
bei der Funktionärekonferenz vom<br />
24.9.?<br />
Kammerstätter: Ich war selbst<br />
nicht bei die ser Kon fe renz, da ich<br />
gerade zur Mobilisierung im Salz -<br />
kammergut gewesen b<strong>in</strong>. Aber wie<br />
wir uns noch am sel ben Abend ge -<br />
trof fen ha ben, war schon die Stim -<br />
mung da für Ak tio nen. Na tür lich<br />
gibt es im mer Skep ti ker, die zwei -<br />
feln, ob es ge hen wird, es gibt auch<br />
un ter den Ar bei tern sehr vie le pas -<br />
sive Elemente, die manchmal eben<br />
mitgerissen werden und u.U. <strong>in</strong>s<br />
Gegenteil umschlagen.<br />
Wag ner: War um wur de <strong>in</strong> der Ex -<br />
traa us ga be noch nicht zum Streik<br />
auf ge ru fen?<br />
Kam mer stät ter: Weil am An fang<br />
ja noch gar nicht fest ge stan den ist,<br />
daß es dazu kommt. Es ist ja <strong>in</strong> er -<br />
ster Li nie ge gen den Preis trei ber -<br />
pakt ge gan gen, und dar um, den<br />
Ge werk schaf ten ab zu spre chen, daß<br />
sie das Recht ha ben, ei nen sol chen<br />
Pakt abzuschließen.<br />
Wag ner: Im Buch von Gru ber und<br />
Hörz<strong>in</strong>ger (Ronald Gruber/Manfred<br />
Hör z<strong>in</strong> ger, ... bis der Preis trei ber -<br />
pakt fällt – Der Mas sen streik der<br />
österreichischen Arbeiter im Sep -<br />
tem ber/Ok to ber <strong>1950</strong>, Wien 1975)<br />
wird das näm lich am Ver hal ten der<br />
Partei kritisiert.<br />
Kammerstätter: Was Gruber da<br />
me<strong>in</strong>t, be zieht sich wahr sche<strong>in</strong> lich<br />
darauf, daß die Zen tra le der Par tei<br />
<strong>in</strong> Wien über for dert war, über rascht<br />
war über die gan ze Be we gung bei<br />
uns <strong>in</strong> Ober öster reich. Nicht nur<br />
über die Streiks, son dern auch über<br />
die Stim mung un ter den Ar bei tern,<br />
über die Gro ße der tat säch li chen<br />
Empörung. Daher konnte auch ihre<br />
E<strong>in</strong> schät zung nicht so klar se<strong>in</strong>. Wir<br />
haben natürlich sehr stark unsere<br />
Betriebsorganisationen e<strong>in</strong>gesetzt<br />
und ha ben so fort <strong>in</strong> der Früh mit<br />
der Agitation angefangen. Unsere<br />
Hauptaufgabe war, die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Betriebe darüber zu verständigen,<br />
wo et was los war, die In for ma tion.<br />
So ha ben die <strong>in</strong> den Be trie ben als<br />
er ste da von ge wußt, wenn z.B. <strong>in</strong><br />
Steyr et was los war, oft we sent lich<br />
frü her wie die Ge werk schaft und die<br />
SP. Was wir nicht be ach tet hat ten<br />
war, daß die Amerikaner natürlich<br />
unsere Telefone abgehört haben<br />
und diese Informationen gleich an<br />
die Ge werk schaft wei ter ge ge ben<br />
ha ben. Die ha ben da durch auch<br />
gleich ge wußt, wo e<strong>in</strong> „Brand herd“<br />
ist. (...)<br />
Wenn man den Streik ana ly siert,<br />
muß man un be d<strong>in</strong>gt ei nes be ach -<br />
ten: Es heißt im mer wie der, wir<br />
Kommunisten hätten überall die Sa -<br />
che <strong>in</strong> der Hand ge habt. Aber wir<br />
wa ren ja nicht über all so stark. Z.B.<br />
<strong>in</strong> den Stick stoff wer ken wa ren wir<br />
nicht so stark, im Ge gen teil, das<br />
war e<strong>in</strong>e In sel <strong>des</strong> VdU. Auch <strong>in</strong> vie -<br />
len Ab tei lun gen der Voest, <strong>in</strong> de nen<br />
viele ehemalige Nationalsozialisten<br />
wa ren. Die ha ben sich zwar sehr ra -<br />
di kal ge bär det, s<strong>in</strong>d spä ter aber so -<br />
gar Direktoren geworden.<br />
Bei aller Radikalität, die der VdU<br />
(zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t zu Beg<strong>in</strong>n) gezeigt hat,<br />
ist na tür lich schon e<strong>in</strong> wich ti ger<br />
Unterschied zu unserer Politik, der<br />
bis jetzt noch viel zu we nig be ach -<br />
tet wur de: Wir woll ten ver h<strong>in</strong> dern,<br />
daß die Gewerkschaftsführung die -<br />
sen Pakt ab schließt, wäh rend der<br />
VdU e<strong>in</strong> fach ge gen die Ge werk -<br />
schaft war, uns g<strong>in</strong>g es nicht dar -<br />
um, die Ge werk schaft zu zer schla -<br />
gen, son dern - im Ge gen teil - sie<br />
zu e<strong>in</strong>em Klassen<strong>in</strong>strument, e<strong>in</strong>em<br />
Kampf<strong>in</strong>strument zu machen. (...)<br />
Am 27.9. b<strong>in</strong> ich im Se kre ta ri at<br />
<strong>in</strong>formiert worden, daß <strong>in</strong> den<br />
Stickstoffwerken Beschlüsse gegen<br />
die Gewerkschaft gefaßt worden<br />
s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong> Marsch auf die Ar bei -<br />
terkammer beschlossen wurde. Nun<br />
ha ben wir so fort er faßt, daß es dar -<br />
um ge hen muß, den Sturm auf die<br />
Arbeiterkammer abzuwenden, weil<br />
wir ja nicht unsere Organisationen<br />
zer schla gen woll ten, das war ja die<br />
Stra te gie <strong>des</strong> VdU. Wir muß ten ver -<br />
suchen, diese Bewegung auf jene<br />
umzuorientieren, die den LPP ge -<br />
fordert hatten, die daran profitier -<br />
ten. Das s<strong>in</strong>d na tür lich die Un ter -<br />
neh mer, die bei der gan zen bis he ri -<br />
gen Bewegung ungeschoren ;ge -<br />
blie ben s<strong>in</strong>d. Spä ter ha ben wir er -<br />
fahren, daß die <strong>in</strong> der Han dels kam -<br />
mer die gan ze Zeit ge zit tert ha ben<br />
und Vorbereitungen getroffen ha -<br />
ben für Demonstrationen, die sie<br />
er war tet ha ben. Und es ist nie mand<br />
h<strong>in</strong>gegangen! Nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e De -<br />
legation ist h<strong>in</strong>gegangen! (...)<br />
Wag ner: Wie war ei gent lich das<br />
Verhalten der Sowjetischen Besat -<br />
zungs macht? Die s<strong>in</strong>d ja <strong>in</strong> Ur fahr<br />
ge we sen.<br />
Kammerstätter: Die waren von<br />
An fang an durch uns un ter rich tet,<br />
aber die konn ten es e<strong>in</strong> fach nicht<br />
glau ben, wenn wir ih nen er zähl ten,<br />
was für e<strong>in</strong>e kri ti sche Stim mung<br />
unter der Arbeiterschaft herrschte,
Sei te 20 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />
weil es ja vor her kei ne grö ße ren<br />
Kämp fe ge ge ben hat. Sie wa ren völ -<br />
lig ver wun dert über das plötz li che<br />
Hervorbrechen <strong>des</strong> Protests, über<br />
das Aus maß der Kämp fe. (...)<br />
Wag ner: Es heißt im mer, der<br />
Streik habe von L<strong>in</strong>z sei nen Aus -<br />
gang genommen. Nun behauptet<br />
Gru ber <strong>in</strong> sei ner Ar beit, daß das gar<br />
nicht stim me, es sei nur e<strong>in</strong> plum -<br />
per Trick der Kom mu ni sten, um die<br />
Put schlü ge zu wi der le gen. Wie<br />
kom men Gru ber und Hör z<strong>in</strong> ger zu<br />
die ser Be haup tung?<br />
Kam mer stät ter: Das hängt na tür -<br />
lich mit ihrer Herangehensweise<br />
zu sam men. Er hat e<strong>in</strong> Bild von ganz<br />
Österreich zusammengetragen, und<br />
da bei kann es na tür lich se<strong>in</strong>, daß ir -<br />
gend wo <strong>in</strong> Wien der e<strong>in</strong>e oder an -<br />
de re Be trieb schon vor der Vo est<br />
ge streikt hat. Aber wor auf es an -<br />
kommt ist ja, daß die gewaltige Be -<br />
wegung von L<strong>in</strong>z ausgegangen ist,<br />
und nicht von den USIA-Betrieben,<br />
daß die Be we gung <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z je den falls<br />
völlig selbständig entstanden ist<br />
und kei nen An stoß von ir gend wel -<br />
chen USIA-Betrieben ge braucht hat.<br />
(...)<br />
Wag ner: Ihr habt ja den Streik<br />
nach her ana ly siert. Was habt ihr als<br />
eure haupt säch li chen Feh ler e<strong>in</strong> ge -<br />
schätzt?<br />
Kam mer stät ter: Die Haupt schwä -<br />
che war na tür lich die Un ter bre -<br />
chung; dann ist fest zu stel len, daß<br />
wir trotz un se rer gu ten Ar beit so<br />
ei nem gro ßen Kampf und al len da -<br />
bei anfallenden organisatorischen<br />
Aufgaben nicht gewachsen waren.<br />
Da für wa ren wir zu schwach und<br />
z.T. auch zu un er fah ren. (...)<br />
Es s<strong>in</strong>d al le<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ober öster reich<br />
fast tausend Kommunisten oder<br />
Sympathisanten h<strong>in</strong>ausgeschmissen<br />
wor den. Al lei ne <strong>in</strong> Steyr wur den von<br />
den etwa 500 Mit glie dern der BO<br />
350 ge kün digt! Das hat prak tisch<br />
unsere ganze Betriebsorganisation<br />
zer stört; <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z wa ren es über 200<br />
Leu te, al ler d<strong>in</strong>gs we ni ger Kom mu -<br />
nisten. Im Zusammenhang mit dem<br />
Oktoberstreik haben wir <strong>in</strong> ganz<br />
Oberösterreich allerd<strong>in</strong>gs ca. 800<br />
Mitglieder geworben.<br />
Wag ner: Der Streik hat der KPÖ<br />
sicherlich ke<strong>in</strong>e Sympathien geko -<br />
stet, ihr im Ge gen teil wel che ge -<br />
bracht, wie sich auch bei den Wah -<br />
len zeig te. War um, glaubst du, ist<br />
es ihr nicht ge lun gen, die se Sym pa -<br />
thien auch zu hal ten? War der Kurs<br />
richtig?<br />
Kammerstätter: Zum e<strong>in</strong>en ist die<br />
Wirtschaftsentwicklung dafür ver -<br />
ant wort lich. So wohl die Re gie rung<br />
wie auch die Ame ri ka ner ha ben ka -<br />
piert, daß, wenn sie die Wirt schaft<br />
ankurbeln und Arbeit schaffen, die<br />
Kommunisten wenig E<strong>in</strong>fluß be -<br />
kommen.<br />
Wag ner: Ich habe den E<strong>in</strong> druck,<br />
die KPÖ hat da mals, nicht e<strong>in</strong> ge -<br />
schätzt, daß Öster reich mit die ser<br />
Pe ter Kam mer stät ter (1911-1993)<br />
war <strong>1950</strong> KPÖ-Lan<strong>des</strong>parteisekretär<br />
natürlich unsozialen Wirtschaftspoli<br />
tik, die Re gie rung und ÖGB e<strong>in</strong> ge -<br />
schla gen hat ten, auch aus der Kri se<br />
kom men kann. Die Orien tie rung<br />
war doch eher die, daß die Wirt -<br />
schaftspolitik zu e<strong>in</strong>er Massenver -<br />
elendung führen müsse, und daß<br />
dies die Arbeiter radikalisieren wür -<br />
de.<br />
Kammerstätter: Ja, das stimmt.<br />
Ähn lich war es ja auch beim Mar -<br />
shall-Plan. Sol che Ten den zen hat es<br />
jedenfalls gegeben. E<strong>in</strong> weiteres<br />
wichtiges Moment war natürlich<br />
auch, daß die SP ihre Funk tio nä re<br />
vergattert hat, sie „politisiert“ hat,<br />
um unserer Agitation besser Wider -<br />
stand lei sten zu kön nen; daß sie sy -<br />
stematisch alle leitenden Gewerk -<br />
schaftsebenen von Kommunisten<br />
gesäubert haben, Gewerkschaftsse -<br />
kretäre wurden überall entlassen.<br />
Die SP hat auch stär ker an ge fan gen,<br />
mit Druck zu ar bei ten und die Ar -<br />
beiter politisch zu terrorisieren.<br />
Des halb ist es auch un se ren Ge nos -<br />
sen <strong>in</strong> den Be trie ben nicht ge lun -<br />
gen, die Ar bei ter für die Par tei po li -<br />
tik zu mo bi li sie ren; das wohl zum<br />
Teil we gen der Angst, viel leicht ha -<br />
ben es auch die Ge nos sen e<strong>in</strong> fach<br />
nicht verstanden.<br />
Interview mit Peter Kammerstätter<br />
am 19. Dezember 1981<br />
Quelle: Friedrich Wagner, Der<br />
Streik vom September/Oktober<br />
<strong>1950</strong> – Unter besonderer Berücksichtigung<br />
der L<strong>in</strong>zer Ereignisse,<br />
Diplomarbeit, 1982<br />
Literatur<br />
Ep ler Ernst, Der gro ße Streik,<br />
Stern-Verlag Wien, 1965<br />
Hawle Christian, Die Kommu -<br />
nistische Partei Österreichs im<br />
Bezirk Vöcklabruck – E<strong>in</strong> histori -<br />
scher Über blick, KPÖ- Vöck la -<br />
bruck, 1989<br />
Klenner Fritz, Putschversuch<br />
oder nicht?, E<strong>in</strong> Tatsachenbericht,<br />
Pres se re fe rat <strong>des</strong> ÖGB, Wien,<br />
<strong>1950</strong><br />
KPÖ – Bei trä ge zu ih rer Ge -<br />
schichte und Politik, Globus-Verlag,<br />
1987<br />
Migsch Al fred, An schlag auf<br />
Österreich, E<strong>in</strong> Tatsachenbericht<br />
über den kommunistischen<br />
Putschversuch im Septem -<br />
ber-Oktober <strong>1950</strong>, Zentralsekre -<br />
ta ri at der SPÖ Wien, <strong>1950</strong><br />
Ne ku la-Berton Franz, He<strong>in</strong> rich<br />
Kandl – E<strong>in</strong> Le ben für den so zia -<br />
len Fort schritt, Ver lag <strong>des</strong> ÖGB<br />
Rausch Wil helm/Lot te ra ner<br />
Max, Auf bruch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bes se rer<br />
Zeit, Die Kam mer für Ar bei ter<br />
und Angestellte für Oberöster -<br />
reich 1920 bis 1980,<br />
AK-Oberösterreich, 1981<br />
Scheuch Man fred, Öster reichs<br />
Schick sal im Kar ten bild – Der AZ<br />
Ge schichts at las, SPÖ-Verlag,<br />
1982<br />
Ver schwö rer ge gen Öster reich,<br />
Tatsachen und Geständnisse der<br />
Fünften Kolonne, Zentralsekretari<br />
at der SPÖ Wien <strong>1950</strong><br />
Wag ner Fried rich, Der Streik<br />
vom September/Oktober <strong>1950</strong> -<br />
Unter besonderer Berücksichti -<br />
gung der L<strong>in</strong>zer Ereignisse, Diplomarbeit,<br />
L<strong>in</strong>z, 1982<br />
Wies<strong>in</strong>ger Karl, Der rosarote<br />
Straßenterror, Oberbaumverlag<br />
Westberl<strong>in</strong>, 1974