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Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPÖ ...

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Heiße Tage<br />

im Herbst<br />

<strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Oktoberstreiks</strong> <strong>1950</strong> <strong>in</strong><br />

Oberösterreich<br />

E<strong>in</strong>e Dokumentation der<br />

KPÖ-Oberösterreich


Sei te 2 Ober ös ter reich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />

Vorwort<br />

Geht es nach den Aus sa gen füh -<br />

render RepräsentantInnen der So -<br />

zialdemokratie und <strong>des</strong> ÖGB, dann<br />

ist die Sozialpartnerschaft der We -<br />

senszug der österreichischen Politik<br />

schlecht h<strong>in</strong>. Von man chen be son -<br />

ders Pflichteifrigen sogar als Ex -<br />

port ar ti kel und Mo dell für die EU<br />

angepriesen, f<strong>in</strong>det sie <strong>in</strong> Brüssel<br />

jedoch wenig Resonanz, denn das<br />

„Europa der Konzerne“ setzt lieber<br />

auf neoliberalen Turbokapitalismus<br />

und auch <strong>in</strong> Öster reich neigt sich<br />

die Ära <strong>des</strong> „sub li mier ten Klas sen -<br />

kampfes“ (Bruno Kreisky) ihrem<br />

Ende zu.<br />

Daß die Lohnabhängigen <strong>in</strong><br />

Öster reich nicht im mer so un ter -<br />

würfig gegenüber dem Kapital wa -<br />

ren wie das heu te nach jahr zehn te -<br />

langer Entpolitisierung durch die<br />

Sozialpartnerschaftspolitik <strong>des</strong> ÖGB<br />

der Fall ist, zeig te sich <strong>1950</strong> bei der<br />

größten Streikause<strong>in</strong>andersetzung<br />

der 2. Republik, dem Oktoberstreik,<br />

der <strong>in</strong> mehr fa cher H<strong>in</strong> sicht auch e<strong>in</strong><br />

Wendepunkt für die Entwicklung <strong>in</strong><br />

Nachkriegsösterreich war.<br />

Entgegen sogar heute noch gele -<br />

gentlich kursierenden Me<strong>in</strong>ungen<br />

von Historikern oder Politikern war<br />

der Oktoberstreik ke<strong>in</strong> kommunistischer<br />

Putsch ver such. Al le<strong>in</strong> der<br />

Fakt, daß diese Streikbewegung ih -<br />

ren Aus gang <strong>in</strong> der Vo est und den<br />

Steyr-Werken <strong>in</strong> der US-ame ri ka ni -<br />

schen Besatzungszone nahm, ist e<strong>in</strong><br />

klares Argument gegen diese billige<br />

antikommunistische Propagandabe -<br />

hauptung, mit der <strong>in</strong>sbesondere<br />

SPÖ, ÖGB und Arbeiterkammer<br />

jahrzehntelang versucht haben die -<br />

sen Streik sei nes Cha rak ters zu ent -<br />

kleiden und davon abzulenken, daß<br />

sie <strong>1950</strong> auf der fal schen Sei te ge -<br />

standen s<strong>in</strong>d.<br />

Die vorliegende Broschüre be -<br />

schränkt sich auf die Dar stel lung<br />

der Ereignisse <strong>in</strong> Oberösterreich, wo<br />

der Streik sei nen An fang nahm und<br />

sei ne größ te Schär fe er reich te. Als<br />

KommunistInnen bekennen wir uns<br />

stolz zu die ser Tra di tion <strong>des</strong> Aufbegeh<br />

rens ge gen so zia le Un ge rech -<br />

tig keit und er <strong>in</strong> nern 60 Jah re nach<br />

dem Oktoberstreik be wußt an das<br />

Instrument <strong>des</strong> Streiks als legitimes<br />

Mittel der Klassenause<strong>in</strong>anderset -<br />

zung.<br />

Leo Furtlehner<br />

KPÖ-Lan<strong>des</strong>sprecher<br />

2. Auflage August 2010<br />

Im pres sum: Me dien <strong>in</strong> ha ber (Ver le ger), He raus ge ber,<br />

Her stel ler: KPÖ-Ober ös ter reich, Me li char stra ße 8,<br />

4020 L<strong>in</strong>z, Te le fon +43 732 652156, Mail<br />

ooe@kpoe.at, Web http://ooe.kpoe.at; Ver lags- und<br />

Her stel lungs ort: L<strong>in</strong>z<br />

Pla kat der KPÖ zum 4. Lohn- und Preis pakt<br />

Chronik zum Oktoberstreik<br />

1947: Ap pell der Re gie rung ge gen Schwarz markt und Schleich han del<br />

(14.1.). Hilfs ab kom men zwi schen den USA und Öster reich (25.6.). Kon fe -<br />

renz zum Mar shall-Plan <strong>in</strong> Pa ris (27.6.-2.7.). 1. LPA (1.8.). Mi ni ster rat be -<br />

schließt Währungsschutzgesetz (18.11.). KPÖ-M<strong>in</strong>ister Alt mann schei det<br />

als Pro test ge gen den Mar schall-Plan aus der Re gie rung aus (19.11.).<br />

Zwei tes Wäh rungs schutz ge setz (11.-24.12.).<br />

1948: Abkommen über kostenlose Lebensmittellieferungen der USA<br />

(2.1.). Un ter zeich nung <strong>des</strong> Mar shall-Planes (2.7.). Bei tritt zur Welt bank<br />

und zum IWF (27.8.). 2. LPA (16.9.). 1. Bun <strong>des</strong> kon greß <strong>des</strong> ÖGB (18.5.).<br />

1949: Pro test von 5.000 Ar bei tern ge gen LPA <strong>in</strong> Steyr (Mai). Bei der Ar -<br />

bei ter kam mer wahl er reicht die GE <strong>in</strong> OÖ 7.206 Stim men bzw. 5.8 Pro zent<br />

und 5 Man da te (22.-23.10.). 3. LPA (22.11.). Zu sam men schluß von GE<br />

und SPÖ <strong>in</strong> der Vo est ge gen die VdU-Mehrheit (28.12.). ÖGB schei det aus<br />

dem WGB aus und tritt dem IBFG bei.<br />

<strong>1950</strong>: Be leg schaf ten von 88 Be trie ben, 23 Orts grup pen und 2 Lan <strong>des</strong> -<br />

kon fe renzen von Ge werk schaf ten ver lan gen Lohn er hö hun gen<br />

(2.8.-24.9.). Vi ze kanz ler Schärf spricht über Ge heim ver hand lun gen über<br />

4. LPA (3.9.). KPÖ-Lan<strong>des</strong>leitung be schließt lan <strong>des</strong> wei te Pro te ste ge gen<br />

LPA (3. September). „Volksstimme“ veröffentlicht Liste der Waren die ver -<br />

teu ert wer den (7.9.). Voll ver samm lung der AK (13.9.). Ar bei ter der ESG<br />

ver lan gen Prä mie und for dern Pro test ge gen LPA (13.9.).<br />

KPÖ-Lan<strong>des</strong>sekretariat ruft zu Be triebs ver samm lung auf (21.9.). 4.<br />

Lohn-Preis-Abkommen (22.9.). Pres se be rich tet über 4. LPA (23.9.).<br />

Streikbewegung <strong>in</strong> Oberösterreich (25.9.-6.10.). Massive antikommuni -<br />

sti sche Aus fäl le von SPÖ und ÖVP bei der Sit zung der<br />

ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive (11.10.). At ta cken von SPÖ, ÖVP und VdU im<br />

AK-Vorstand gegen die KPÖ (18.10.). Politisch motivierte Entlassungen<br />

und Kündigungen von rund 350 Streikaktivisten <strong>in</strong> den Steyr-Werken,<br />

350 <strong>in</strong> der Vo est und 90 <strong>in</strong> Rans ho fen und bun <strong>des</strong> weit Aus schluß von 85<br />

kommunistischen Gewerkschaftern aus dem ÖGB (Oktober-Dezember).<br />

Erste E<strong>in</strong>igungsamtsverhandlung macht politischen Charakter der Entlassun<br />

gen deut lich (28.11.). Aus schluß der KPÖ aus den AK-Ausschüssen<br />

und von AK-Rat Adolf Trapp aus der Voll ver samm lung bei der 5.<br />

AK-Vollversammlung (10.12.).<br />

1951: Abschluß der Verfahren beim E<strong>in</strong>igungsamt (Februar). Beschlag -<br />

nahme der „Arbeit“ wegen e<strong>in</strong>es kritischen Artikels über den Oktober -<br />

streik (Februar). Verwaltungsgerichtshof hebt Ausschluß von Trapp aus<br />

AK-Vollversammlung auf (9.7.). 5. LPA (16.7.). 2. Bun <strong>des</strong> kon greß <strong>des</strong><br />

ÖGB (1.10.). Gro ßer Er folg der GE bei der Be triebs rats wahl der Vo est<br />

(4.12.). Neu er li cher Aus schluß von Trapp aus der AK-Vollversammlung<br />

(20.12.).<br />

1952: Gründung der Gewerkschaftlichen E<strong>in</strong>heit.<br />

1953: End gül ti ger Aus schluß von Trapp aus der AK-Vollversammlung<br />

(30.1.).<br />

1954: Bei der Ar bei ter kam mer wahl er reicht die GE <strong>in</strong> OÖ 8.430 Stim -<br />

men bzw. 5.8 Pro zent und 5 Man da te (24.10.).


Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 3<br />

Der Ok to ber streik <strong>1950</strong> und die KPÖ <strong>in</strong> Ober ös ter reich:<br />

„Mit Vehemenz ohnegleichen...“<br />

Die größte Streikbewegung der 2.<br />

Republik, der sogenannte Oktober -<br />

streik vom Sep tem ber und Ok to ber<br />

<strong>1950</strong> hat te sei ne Ur sa che im all ge -<br />

mei nen Un mut über die da mals<br />

ausgehandelten Lohn- Preis-Pakte<br />

mit ih ren Lohn stopps. Über die be -<br />

reits Anfang September <strong>1950</strong><br />

durchgesickerten Informationen<br />

zum 4. Lohn-Preis-Ab kom men be -<br />

rich te ten nur die kom mu nis ti schen<br />

Medien.<br />

E<strong>in</strong>e Lan<strong>des</strong>leitungssitzung der<br />

KPÖ-Oberösterreich vom 3. Sep -<br />

tem ber <strong>1950</strong> be müh te sich, lan <strong>des</strong> -<br />

weit Ak tio nen ge gen die se neue,<br />

von der ÖVP-SPÖ-Regierung ge -<br />

plante Belastungswelle zu organi -<br />

sieren. Die Lan<strong>des</strong>leitung beschloß,<br />

zu Aktivitäten gegen die Preissteige<br />

run gen, für Voll be schäf ti gung<br />

(we gen der dro hen den ho hen W<strong>in</strong> -<br />

terarbeitslosigkeit) und gegen das<br />

4. LPA auf zu ru fen und die se zu or -<br />

ganisieren.<br />

In ei ner Rei he von Be trie ben wur -<br />

den <strong>in</strong> Be triebs rä ten und Be triebs -<br />

versammlungen Beschlüsse gegen<br />

das LPA ge faßt. So be schlos sen<br />

etwa die 700 Ar bei ter der Eben seer<br />

Solvaywerke den Antrag <strong>des</strong> kom -<br />

munistischen Betriebsrates Gregor<br />

El l<strong>in</strong> ger für ei nen Kampf zur Ver -<br />

h<strong>in</strong> de rung <strong>des</strong> 4. LPA und zur<br />

Durchführung e<strong>in</strong>er den Preiserhö -<br />

hungen entsprechenden Lohnbewegung.<br />

Die L<strong>in</strong>zer Stickstoffwerke-Beleg -<br />

schaft forderte die restlose Aufhe -<br />

bung der Reallohnverluste seit dem<br />

3. LPA. Der Be triebs rat der<br />

Steyr-Werke for der te 15 bis 20 Pro -<br />

zent mehr Lohn und kün dig te<br />

schärf ste ge werk schaft li che Maß -<br />

nah men an, falls vor der Er fül lung<br />

ihrer Forderung noch weitere Preis -<br />

steigerungen erfolgten. Auch der<br />

Arbeiter-Betriebsrat der Voest L<strong>in</strong>z<br />

for der te e<strong>in</strong>e 15-prozentige Lohn -<br />

erhöhung.<br />

Demgegenüber verteidigte die<br />

sozialistische Parteiführung das<br />

LPA, da die sem e<strong>in</strong>e Ab gel tung „auf<br />

Hel ler und Pfen nig“ fol gen wür de.<br />

Sie re de te ei ner Spal tung von Ar bei -<br />

tern und Bau ern das Wort, <strong>in</strong> dem<br />

die Bauernschaft als alle<strong>in</strong>schuldig<br />

h<strong>in</strong>gestellt wurde. Sie leugnete, daß<br />

es „Geheimverhandlungen“ gebe:<br />

diese seien e<strong>in</strong>e „plumpe kommunistische<br />

Hetze“.<br />

Damit konnte die steigende Empö<br />

rung, Kampf- und Streik be reit -<br />

schaft der Ar bei ter nicht ab ge wie -<br />

gelt wer den. In man chen ober öster -<br />

reichischen Bezirken war ke<strong>in</strong> Mehl<br />

mehr erhältlich, hielten Kaufleute<br />

Wa ren zu rück. So wand te sich etwa<br />

der Braunauer ÖGB-Bezirkssekretär<br />

Zankl an die Gen dar me rie(!), daß <strong>in</strong><br />

den Be trie ben <strong>des</strong> we gen De mon -<br />

strations- und Streikabsichten be -<br />

stün den, je doch <strong>in</strong> sol chen Fäl len<br />

die Gewerkschaft die Kontrolle über<br />

e<strong>in</strong>e Demonstration verlieren könn -<br />

te.<br />

Am 21. Sep tem ber be schloß das<br />

Lan<strong>des</strong>sekretariat der KPÖ, angesichts<br />

<strong>des</strong> bal dig zu er war ten den<br />

Ab schlus ses <strong>des</strong> LPA, <strong>in</strong> den fol -<br />

gen den Ta gen ver stärkt für die Ab -<br />

lehnung <strong>des</strong> LPA aufzutreten, Be -<br />

triebsversammlungen abzuhalten<br />

und die unteren Gewerkschaftsor -<br />

ganisationen zur Aufnahme <strong>des</strong><br />

Kamp fes zu br<strong>in</strong> gen.<br />

Am 22. September <strong>in</strong>formierte<br />

der Rund funk, am 23. Sep tem ber<br />

die Tagespresse bun<strong>des</strong>weit über<br />

die E<strong>in</strong>igung der LPA-Verhandlun -<br />

gen, die am 26. Sep tem ber dem Mi -<br />

nisterrat vorgelegt werden sollte.<br />

Überall, wo es kommunistische Po -<br />

si tio nen gab, wur den am Mon tag,<br />

den 25. September, Betriebsver -<br />

sammlungen gefordert und teilwei -<br />

se durchgeführt.<br />

E<strong>in</strong>e Extraausgabe der Tageszeitung<br />

„Neue Zeit“ wur de vor den Be -<br />

trie ben ver teilt, die u.a. h<strong>in</strong> wies:<br />

„Mit der Lüge von der Preis sen kung<br />

haben die Regierungsparteien das<br />

Volk be schw<strong>in</strong> delt, mit der Preis -<br />

trei be rei plün dern sie es aus ... ‘Ar -<br />

beitervertreter’, die an diesen Ge -<br />

heimverhandlungen beteiligt waren,<br />

ha ben sich ... über al les h<strong>in</strong> weg ge -<br />

setzt, was die Ar bei ter for dern ...<br />

Die Preistreiber haben ihren Pakt<br />

ge schlos sen. Nun ha ben die Ar bei -<br />

ter das Wort!“<br />

Die große Empörung zeigte sich<br />

am Montagmorgen zu Beg<strong>in</strong>n der<br />

Früh schicht <strong>in</strong> der Vo est: Hier wa ren<br />

die Arbeitermassen bereit, weiter zu<br />

ge hen, als <strong>in</strong> der „Neu en Zeit“ vor -<br />

geschlagen wurde. Die Vo -<br />

est-Gewerkschaftsortsgruppe - im<br />

Betriebsrat hatten die „Freiheitli -<br />

chen“ (VdU-Verband der Un ab hän -<br />

gi gen) 14, die So zia li sten 12 und<br />

die E<strong>in</strong>heitsliste (KPÖ-nahe) 2 Man -<br />

da te - be rief für 14 Uhr e<strong>in</strong>e Haupt -<br />

vertrauensmännersitzung e<strong>in</strong>. Diese<br />

beschloß e<strong>in</strong>stimmig e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>stün -<br />

digen Warnstreik. Dieser Warnstreik<br />

wurde lückenlos und diszipl<strong>in</strong>iert<br />

durchgeführt.<br />

Auch im Heiz haus der Bun <strong>des</strong> -<br />

bah nen <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z zo gen hun der te Be -<br />

dien ste te zum Büro <strong>des</strong> Ver trau ens -<br />

män ner aus schus ses und ver lang ten<br />

e<strong>in</strong>e Be triebs ver samm lung und Auf -<br />

klä rung über das LPA. Die<br />

SP-Funktionäre lehn ten ab, das<br />

Heiz haus (Be leg schaft 1.000 Mann)<br />

legte kurzfristig die Arbeit nieder<br />

und zwang die sozialistischen Mitglieder<br />

der Werkstättenexekutive<br />

zur Abhaltung der Versammlung.<br />

Der Obmann der Werkstättenexe -<br />

kutive wurde aufgrund se<strong>in</strong>es Ver -<br />

haltens zweimal vom Podium ge -<br />

pfiffen. Die versammelte Beleg -<br />

schaft beschloß, e<strong>in</strong>e Delegation<br />

zur Lan<strong>des</strong>regierung und<br />

ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive zu ent sen -<br />

den. Je doch wur de noch ke<strong>in</strong> Streik<br />

beschlossen.<br />

In Steyr, wo die kom mu ni sti sche<br />

Betriebsorganisation rund 560 der<br />

etwa 7.000 Ar bei ter der<br />

Steyr-Werke umfaßte, berieten am<br />

Abend <strong>des</strong> 25. Sep tem ber die Funk -<br />

tio nä re der KPÖ. Es soll ten am<br />

Diens tag, 26. Sep tem ber die kom -<br />

munistischen Betriebsräte <strong>in</strong> der<br />

Betriebsratssitzung e<strong>in</strong>en Streikan -<br />

trag stellen. Gleichzeitig sollte die<br />

BO voll die Streikagitation aufneh -<br />

men, um die sozialdemokratische<br />

BR-Mehrheit für den Streik zu ge -<br />

w<strong>in</strong> nen. Am Diens tag, 26. Sep tem -<br />

ber, nah men aber man che Ab tei -<br />

lungen der Steyr-Werke erst gar<br />

nicht die Ar beit auf.<br />

August Mascher berichtete darüber:<br />

„Mit ei ner Ve he menz oh ne -<br />

glei chen g<strong>in</strong> gen die Ge nos sen <strong>in</strong> die<br />

Ab tei lun gen, b<strong>in</strong> nen ei ner hal ben<br />

Stunde wurden 7.000 Arbeiter von<br />

der BO mo bi li siert, die vor dem<br />

BR-Gebäude stan den und den BR zu<br />

e<strong>in</strong>er Demonstration auf dem Stadt -<br />

platz gezwungen haben.“<br />

In der Vo est wur de un ter dem<br />

E<strong>in</strong>druck der jüngsten Berichte aus<br />

Steyr e<strong>in</strong>e De mon stra tion <strong>in</strong> die<br />

Stadt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vertrauensmännersit -<br />

zung der Arbeiter beschlossen,<br />

wor auf um 14.30 Uhr im ge sam ten<br />

Werk die Arbeit niedergelegt wurde.<br />

Auf die Nach richt von der De -<br />

monstration der Voest-Arbeiter und<br />

daß sich die Stick stoff wer ke an -<br />

schließen würden, forderte die<br />

kommunistische BO im Heizhaus<br />

die Teil nah me an der De mon stra -<br />

tion. Dies lehn te je doch der so zia li -<br />

stische Obmann der Werkstätten -<br />

exekutive ab. Darauf organisierten<br />

die Kommunisten die Teilnahme an<br />

der Demonstration, während die<br />

SPÖ-Funktionäre auf e<strong>in</strong>e „Ge fähr -<br />

dung der Arbeitsplätze“ h<strong>in</strong>wiesen<br />

und da bei von der Ver wal tung un -<br />

ter stützt wur den. Als dann der Zug<br />

der Heizhausbediensteten abmar -<br />

schierte, fanden sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

auch die SPÖ-Funktionäre e<strong>in</strong> und<br />

stell ten sich, wie <strong>in</strong> Steyr, mit an die<br />

Spit ze. Ehe die De mon stra tion <strong>in</strong> die<br />

Stadt zog, wur den von den Ar bei -<br />

tern <strong>des</strong> Heiz hau ses die 1.500 Kol -<br />

legen der Bun<strong>des</strong>bahn-Hauptwerk -<br />

stätte herausgeholt.<br />

Der Strom der Ar bei ter der gro -<br />

ßen Be trie be - an der Spit ze <strong>des</strong><br />

Zuges die Voest-Arbeiter - for der te


Sei te 4 Ober öster reich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />

auf ei nem Trans pa rent „Weg mit<br />

dem Preis trei ber pakt“. Auf dem L<strong>in</strong> -<br />

zer Hauptplatz versammelten sich<br />

20.000 Men schen. Im Ver lauf die ses<br />

Diens tags, <strong>in</strong> dem die Bun <strong>des</strong> re gie -<br />

rung das 4. LPA bil lig te, tra ten <strong>in</strong><br />

Ober öster reich rund 60.000 Ar bei -<br />

te rIn nen <strong>in</strong> etwa 120 Be trie ben <strong>in</strong><br />

den Streik...<br />

Nach den wichtigsten Betrieben<br />

Ober öster reichs folgten im Pro test<br />

ge gen das 4. LPA Wien, die nie der -<br />

österreichischen Industriegebiete<br />

und die Stei er mark. Über all wa ren<br />

die Streiks mit Massendemonstrationen<br />

von Arbeitern aller Parteirichtungen<br />

verbunden. Die oberste<br />

Gewerkschaftsführung <strong>in</strong> Wien er -<br />

klär te aber die Streiks für un ge setz -<br />

lich. Auch die Bun<strong>des</strong>regierung<br />

lehnte unnachgiebig jegliche Ver -<br />

hand lun gen mit den Strei ken den ab.<br />

Da mit fiel wie der um der KPÖ als<br />

e<strong>in</strong>ziger gesamtösterreichisch orga<br />

ni sier ter Kraft, die sich ge schlos -<br />

sen h<strong>in</strong> ter den Streik stell te, e<strong>in</strong> be -<br />

deutender Teil der politischen und<br />

organisatorischen Verantwortung<br />

für die Be we gung zu.<br />

Das Po li ti sche Büro <strong>des</strong> ZK der<br />

KPÖ emp fahl wäh rend <strong>des</strong> Streiks,<br />

die sen für ei ni ge Tage zu un ter bre -<br />

chen, um e<strong>in</strong>er gesamtösterreichischen<br />

Be triebs rä te kon fe renz Ge le -<br />

gen heit zu ge ben, e<strong>in</strong> For de rungsund<br />

Aktionsprogramm zu erstellen.<br />

Diese Betriebsrätekonferenz trat <strong>in</strong><br />

Wien zusammen, richtete ihre Forde<br />

run gen an die Re gie rung und be -<br />

schloß bei Nicht er fül lung am 4. Ok -<br />

tober die Ausrufung <strong>des</strong> General -<br />

streiks.<br />

Diese Unterbrechung gab der Re -<br />

gie rung und der ÖGB-Spitze e<strong>in</strong>e<br />

Woche Zeit zu Gegenmaßnahmen<br />

auf allen Ebenen: massiver Druck<br />

auf sozialistische GewerkschafterIn -<br />

nen und BetriebsrätInnen, Verhaf -<br />

tungen kommunistischer Vertrau -<br />

ensleute, Mobilisierung der Gendar -<br />

me rie ge gen be setz te Be trie be, vor<br />

al lem aber e<strong>in</strong>e von den Mas sen me -<br />

dien bis zur Hysterie betriebene<br />

De nun zie rung <strong>des</strong> Streiks als kom -<br />

mu ni sti schen Putsch ver such.<br />

Als am 4. Ok to ber der Streik wie -<br />

deraufgenommen werden sollte,<br />

war die brei te Be we gung <strong>des</strong> Be -<br />

g<strong>in</strong>ns weg. Andererseits g<strong>in</strong>gen<br />

vom Sekretär der Bauarbeiterge -<br />

werkschaft, dem späteren Innenmi -<br />

nister Franz Olah aufgestellte -<br />

und, wie spä ter be kannt wur de, von<br />

der CIA f<strong>in</strong>anzierte - E<strong>in</strong>satzkom -<br />

mandos gewalttätig gegen Strei -<br />

kende und Demonstranten vor. Die<br />

Steyr-Werke, bun <strong>des</strong> weit ge se hen<br />

e<strong>in</strong>es der konsequentesten Zentren<br />

<strong>des</strong> Streiks, wur den von der Gen -<br />

darmerie besetzt. Am 5. Oktober<br />

beschloß die Betriebsrätekonferenz<br />

den Streikabbruch.<br />

Nach dem Streik wur den bun <strong>des</strong> -<br />

weit an die tau send Be schäf tig te der<br />

streikenden Betriebe gekündigt<br />

oder ent las sen: je 350 bei der Vo est<br />

L<strong>in</strong>z und <strong>in</strong> den Steyr-Werken, 90 <strong>in</strong><br />

den Alum<strong>in</strong>iumwerken Ranshofen.<br />

In der Voest wurden wirtschaftliche<br />

Gründe angegeben, doch waren unter<br />

den ge maß re gel ten viele Aktivi -<br />

sten <strong>des</strong> Streiks und be son ders Mit -<br />

glie der der kom mu ni sti schen BO. In<br />

Steyr er folg ten die Kün di gun gen<br />

auf grund von Be rich ten von Spit -<br />

zeln, um die kom mu ni sti sche BO<br />

ihrer aktiveren Mitglieder zu berau -<br />

ben. Auch zwei strei klei ten de Be -<br />

triebs rä te von Steyr wur den ge kün -<br />

digt, wozu das Ei ni gungs amt zu -<br />

stimmte. In Ranshofen wurden die<br />

Kom mu ni sten „bis auf den letz ten<br />

Mann“ ent las sen und auch der e<strong>in</strong> -<br />

zige kommunistische Betriebsrat<br />

Fritz Gerhart<strong>in</strong>ger.<br />

Die restlichen Maßregelungen<br />

gab es bei den Gra zer SGP und<br />

Waag ner-Biro-Werken, so wie <strong>in</strong> der<br />

Hütte Donawitz. Insgesamt wurden<br />

22 Betriebsräte entlassen oder ge -<br />

kün digt, 12 von Do na witz, 2 von<br />

Steyr, 2 von Wey er bei Steyr, 1 von<br />

Rans ho fen, 4 bei SGP Graz und 1 <strong>in</strong><br />

Andritz (Graz).<br />

Die Verhaftung von Betriebsräten<br />

und streikenden Arbeitern erfolgte<br />

meist nach dem Staats schutz ge setz<br />

von 1936 und dem Koa li tions ge setz<br />

von 1870. Es ist be zeich nend, daß<br />

das aus tro fa schi sti sche Staats -<br />

schutz ge setz und das Taaf fe´sche<br />

Ausnahmegesetz, das zugleich mit<br />

dem „Sozialistengesetz“ <strong>in</strong> den re -<br />

ak tio när sten Zei ten der Habs bur -<br />

germonarchie beschlossen worden<br />

war und rund weg der Un ter drü -<br />

ckung der ArbeiterInnen- und Ge -<br />

werkschaftsbewegung diente, zur<br />

Anwendung kamen...<br />

Die rabiat antikommunistische<br />

Ausgrenzungswelle führte bun<strong>des</strong>weit<br />

zu 85 Aus schlüs sen füh ren der<br />

kommunistischer Gewerkschafter,<br />

darunter <strong>des</strong> ÖGB-Vizepräsidenten<br />

und ÖGB-Mitbegründers 1945,<br />

Gottlieb Fiala. Auf Betreiben <strong>des</strong><br />

SPÖ-Sozialm<strong>in</strong>isters Karl Mai sel<br />

wurden fristlos die drei Sekretäre<br />

der Metallarbeitergewerkschaft Wei -<br />

de nau er (Wien), Gustl Mo ser (Steyr)<br />

und Blu men sche<strong>in</strong> (L<strong>in</strong>z) ent las sen.<br />

Ebenfalls fristlos entlassen wurden<br />

die kommunistischen ÖGB-Ange -<br />

stell ten Hehs, Egon Ko di cek, Neu -<br />

bau er und Sza bo.<br />

Setz ten auch die Wah len von<br />

Ende <strong>1950</strong> und 1951 für die KPÖ<br />

die Erfolge der vergangenen Jahre<br />

fort, so ist doch an zu neh men, daß<br />

die breite Masse der Arbeiterschaft<br />

die Niederlage im Oktoberstreik zu<br />

Entmutigung und ger<strong>in</strong>gerer<br />

Kampfbereitschaft führte. Streiks<br />

und Massendemonstrationen g<strong>in</strong> -<br />

gen ab 1951 zu rück. Die ÖGB-Füh -<br />

rung wur de nun zu ei ner fle xi ble ren<br />

Taktik gezwungen: Im Frühjahr<br />

1951 wur de von der Be schrän kung<br />

auf e<strong>in</strong> ge ne rel les LPA ab ge gan gen<br />

und den E<strong>in</strong>zelgewerkschaften e<strong>in</strong><br />

größerer Spielraum <strong>in</strong> der Tarifpoli -<br />

tik e<strong>in</strong>geräumt. Die Lohnquote blieb<br />

1951 und 1952 gleich. Der dann<br />

beg<strong>in</strong>nende wirtschaftliche Aufschwung<br />

brach te <strong>in</strong> den näch sten<br />

Jah ren neue For men <strong>des</strong> Klas sen -<br />

kamp fes.<br />

Günther Grabner<br />

P.S.: Vorliegende Zeilen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

kurzer, geraffter Überblick aus Arbei<br />

ten von Prof. Pe ter Kam mer stät -<br />

ter, der als Lan <strong>des</strong> se kre tär der KPÖ<br />

<strong>in</strong> die ser schwie ri gen Zeit und als<br />

profun<strong>des</strong>ter Historiker der Arbei -<br />

terbewegung Oberösterreichs die<br />

genauesten Analysen dazu erstellt<br />

und veröffentlicht hat.<br />

Information <strong>des</strong> Betriebsrates der<br />

Voest<br />

Das Zitat<br />

„Die Behauptung, daß wir<br />

Kommunisten e<strong>in</strong>en Putsch be -<br />

absichtigen, daß wir die Kampf -<br />

bewegung der Arbeiterschaft ge -<br />

gen den Preis trei ber pakt zu ei -<br />

nem gewaltsamen Umsturz ausnüt<br />

zen woll ten ... ist von A bis Z<br />

er lo gen. Ich b<strong>in</strong> be reit zur Füh -<br />

rung ei nes Pro zes ses, <strong>in</strong> dem ich<br />

die se Be haup tung als Lüge<br />

brandmarken werden, auf me<strong>in</strong>e<br />

Immunität als Nationalrat zu ver -<br />

zich ten. Her aus mit dem ge heim -<br />

nisvollen ‘Beweismaterial’, das<br />

nir gends exi stiert, au ßer <strong>in</strong> den<br />

Zwecklügen der Regierungspoliti<br />

ker und <strong>in</strong> der Phan ta sie der<br />

Spießbürger..."<br />

KPÖ-Nationalratsabgeordneter<br />

Franz Honner am 10. Oktober<br />

<strong>1950</strong> im Parlament


Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 5<br />

Die Vo est im Sep tem ber und Ok to ber <strong>1950</strong><br />

Tatsachen gegen die Putschlüge<br />

Wenn man über den Sep tem berund<br />

Oktoberstreik <strong>in</strong> den Vo -<br />

est-Werken be rich tet, muß man<br />

auch die damaligen politischen<br />

Kräf te im Werk und die Zu sam men -<br />

setzung <strong>des</strong> Betriebsrates der Voest<br />

<strong>in</strong> den 50er Jah ren ken nen. Die<br />

letzten Betriebsratswahlen im De -<br />

zem ber 1949 vor dem gro ßen Streik<br />

im Oktober brachten folgen<strong>des</strong> Ergebnis:<br />

Ar bei ter: SPÖ 3.051 Stim men,<br />

43.1 Pro zent, 12 Man da te, GE 673<br />

Stim men, 9.5 Pro zent, 2 Man da te,<br />

VdU 3.293 Stim men, 46.2 Pro zent,<br />

14 Man da te, ÖVP 56 Stim men, 0.8<br />

Pro zent, ke<strong>in</strong> Man dat<br />

Angestellte: SPÖ 629 Stimmen,<br />

49.5 Pro zent, 7 Man da te, GE 95<br />

Stim men, 7.7 Pro zent, 1 Man dat,<br />

VdU 427 Stim men, 33.6 Pro zent, 5<br />

Man da te, ÖVP 115 Stim men, 9.2<br />

Pro zent, 1 Man dat<br />

Bei der kon sti tu ie ren den Sit zung<br />

am 28. De zem ber 1949 gab laut<br />

Protokoll der Sprecher der soziali -<br />

sti schen Frak tion, BR Brau neis, fol -<br />

gende Stellungnahme ab: Er erklärte<br />

den Zusammenschluß der Betriebsrä<br />

te der SPÖ und der Li ste der Ge -<br />

werkschaftlichen E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Grup pe. Brau neis stell te den An trag<br />

ei ner ge hei men Wahl für den Be -<br />

triebsratsobmann.<br />

BR Luckeneder erklärte dazu, daß<br />

der Zusammenschluß mit allen<br />

Man da ten und Stim men, auch der<br />

Reststimmen, erfolgte. Sozialisten<br />

und Kommunisten mußten sich zu -<br />

sam men schlie ßen, um das Vor dr<strong>in</strong> -<br />

gen <strong>des</strong> VdU <strong>in</strong> den Be trie ben zu<br />

stop pen. In ge hei mer Wahl wur den<br />

Brau neis zum Ob mann und Föd<strong>in</strong> -<br />

ger und Dell<strong>in</strong>ger zu Stellvertretern<br />

ge wählt. Im Jän ner <strong>1950</strong> aner kann -<br />

ten die 14 VdU-Betriebsräte den<br />

Zusammenschluß der marxistischen<br />

Be triebs rä te. Erst nach der Be -<br />

reichse<strong>in</strong>teilung der Betriebsräte al -<br />

ler Frak tio nen im Be trieb wur de der<br />

Arbeiterbetriebsrat richtig arbeits -<br />

fähig.<br />

Im Fe bru ar <strong>1950</strong> fan den <strong>in</strong> al len<br />

Abteilungen der Voest die Wahlen<br />

für die Vertrauensmänner statt. In<br />

der Vollversammlung der Vertrau -<br />

ensmänner wurde Föd<strong>in</strong>ger zum<br />

Ob mann ge wählt, Küh rer und Pa -<br />

sch<strong>in</strong>ger zu Stellvertretern. Diese<br />

Wahl erfolgte wiederum <strong>in</strong> voller<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung. Ende März er -<br />

folgte die erste Aussprache aller<br />

Betriebsräte mit den Generaldirektor<br />

über betriebswirtschaftlich und<br />

arbeitsrechtliche Fragen.<br />

Im Au gust <strong>1950</strong> for der ten 170<br />

Kollegen <strong>in</strong> der Vertrauensmän -<br />

ner-Vollversammlung e<strong>in</strong>e 15-pro -<br />

zentige Erhöhung der Löhne. Die<br />

Sprecher <strong>in</strong> der Vollversammlung<br />

waren Lan<strong>des</strong>sekretär der Metallund<br />

Bergarbeiter, Kopp, BRO Brau -<br />

neis, Föd<strong>in</strong>ger, Küh rer und Pa sch<strong>in</strong> -<br />

ger. Der e<strong>in</strong>gebrachte Antrag über<br />

die erwähnte Lohnerhöhung von 15<br />

Prozent wurde e<strong>in</strong>stimmig be -<br />

schlossen. Kopp, Föd<strong>in</strong>ger, Küh rer<br />

und Pasch<strong>in</strong>ger wurden beauftragt<br />

die Forderung beim Zentralvorstand<br />

der Metall- und Bergarbeiter <strong>in</strong><br />

Wien vorzutragen.<br />

Im wei te ren wur de an den Be -<br />

triebsrat der Hütte Donawitz und<br />

der Steyr-Werke die Aufforderung<br />

gerichtet, sich den Forderungen der<br />

Voest-Gewerkschafter anzuschlie -<br />

ßen. Die lohnpolitische Lage spitzte<br />

sich dann <strong>in</strong>nerhalb weniger Tage<br />

dramatisch zu.<br />

Am Sams tag, 23., und Sonn tag,<br />

24. Sep tem ber, ga ben Ra dio und<br />

Presse E<strong>in</strong>zelheiten über das neue<br />

Lohn- und Preisabkommen be -<br />

kannt, das vom Mi ni ster rat am<br />

Dienstag, 26. September beschlos -<br />

sen werden sollte. Es be<strong>in</strong>haltete<br />

folgende Hauptpunkte: Erhöhung<br />

der Prei se von 20 bis 30 Pro zent,<br />

Erhöhung der Löhne und Gehälter<br />

im Durch schnitt von 14 Pro zent.<br />

Montag, 25. September<br />

Große Empörung <strong>in</strong> der Arbeiter -<br />

schaft über das ge plan te Preis- und<br />

Lohnabkommen: In allen Betrieben<br />

und Abteilungen wurde erregt disku<br />

tiert. Un ter dem E<strong>in</strong> druck die ser<br />

Stim mung wur de um 10 Uhr e<strong>in</strong>e<br />

geme<strong>in</strong>same Sitzung <strong>des</strong> Arbeiterund<br />

Angestelltenbetriebsrates e<strong>in</strong> -<br />

berufen. In dieser Sitzung wurde<br />

mit Stimmenmehrheit der Beschluß<br />

ge faßt um 15 Uhr e<strong>in</strong>e Be triebs voll -<br />

ver samm lung ab zu hal ten.<br />

Um 13 Uhr be rief die Ge werk -<br />

schaftsortsgruppe der Arbeiter die<br />

Hauptvertrauensmänner zu e<strong>in</strong>er<br />

Sit zung e<strong>in</strong>, da bei kam es e<strong>in</strong> stim -<br />

mig zum Beschluß von 15 bis 16<br />

Uhr e<strong>in</strong>en Warnstreik durchzufüh -<br />

ren, der auch lü ckenlos durch ge -<br />

führt wurde. Die Angestellten<br />

schlos sen sich an, ohne daß e<strong>in</strong> be -<br />

sonderer Beschluß ge faßt wor den<br />

wäre, weil e<strong>in</strong>e Ge werk schafts grup -<br />

pe der Angestellten damals noch<br />

nicht existierte.<br />

Wäh rend <strong>des</strong> Streiks wur de von<br />

der Be leg schaft <strong>in</strong> den Be trie ben<br />

über all über den neu en Pakt dis ku -<br />

tiert und die ser schärfstens ab ge -<br />

lehnt. Der Warn streik vom 25. Sep -<br />

tem ber soll te der Re gie rung e<strong>in</strong> Si -<br />

gnal ge ben, daß die Arbeiterschaft<br />

der Vo est den Lohn- und Preis pakt<br />

e<strong>in</strong>mütige ablehnt und zu weiteren<br />

Kampfmaßnahmen bereit ist.<br />

Dienstag, 26. September<br />

Im gan zen Werk herrsch te gro ßer<br />

Un mut und Pro test stim mung. Im<br />

Lau fe <strong>des</strong> Vor mit tags tra fen die er -<br />

sten Nach rich ten über die gro ße<br />

Protestkundgebung der Steyrer Arbei<br />

ter schaft e<strong>in</strong>, die auf den Haupt -<br />

platz statt fand (16.000 Teil neh mer).<br />

Die Empörung der Arbeiter und<br />

Angestellten stieg von Stunde zu<br />

Stun de. Aus die sem Grun de wur de<br />

von der Gewerkschaftsortsgruppe<br />

e<strong>in</strong>e Vertrauensmännerversammlung<br />

e<strong>in</strong>berufen. Die Vertrauens -<br />

män ner brach ten die gro ße Em pö -<br />

rung der Ar bei ter zum Aus druck.<br />

Sie spra chen ohne Un ter schied der<br />

Par tei e<strong>in</strong>e kla re Spra che: Ab leh -<br />

nung <strong>des</strong> Pak tes! Na he zu e<strong>in</strong> stim -<br />

mig ( 3 Stimm ent hal tun gen) wur de<br />

der Beschluß ge faßt um 14.30 Uhr<br />

die Arbeit niederzulegen und e<strong>in</strong>en<br />

Protestmarsch zum L<strong>in</strong>zer Hauptplatz<br />

durchzuführen. Gleichzeitig<br />

wurde e<strong>in</strong>e Delegation gewählt, die<br />

bei der oö Lan <strong>des</strong> re gie rung die Em -<br />

pörung der Arbeiter und Angestellten<br />

deponieren sollte.<br />

In der Betriebsratssitzung der<br />

Angestellten wurde ebenfalls e<strong>in</strong> -<br />

stim mig be schlos sen sich am Pro -<br />

testmarsch der Arbeiter zu beteiligen.<br />

Pünkt lich um 15 Uhr be gann<br />

der Marsch der 10.000 Ar bei ter und<br />

Angestellten der Voest durch die<br />

Straßen der oberösterreichischen<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt. An der Spitze<br />

marschierten die Betriebsrats- und<br />

Gewerkschaftsobmänner aller Frak -<br />

tionen. Der Protestmarsch wurde<br />

mit größter Diszipl<strong>in</strong> durchgeführt.<br />

Er h<strong>in</strong> ter ließ bei den Teil neh mer<br />

den bleibenden E<strong>in</strong>druck, daß die<br />

größte Stärke der Arbeiterschaft <strong>in</strong><br />

der E<strong>in</strong> heit liegt. Fast alle grö ße ren<br />

Be trie be <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z schlos sen sich mit<br />

Ab ord nun gen an und so ver sam -<br />

mel ten sich auf den Haupt platz<br />

rund 20.000 Men schen.<br />

Durch stürmische Protestkund -<br />

gebungen unterbrochen, wurden<br />

die Berichte der Betriebsdelegatio -<br />

nen vom Bal kon <strong>des</strong> L<strong>in</strong> zer Rat hau -<br />

ses an ge hört. Spon tan kam die Ent -<br />

schlossenheit zum Ausdruck, den<br />

Kampf ge gen den 4. Lohn- und<br />

Preispakt aufzunehmen und die Re -<br />

gierung aufzufordern den Pakt zu -<br />

rückzuziehen. Die Versammlung<br />

wur de um 18 Uhr ohne Zwi schen -<br />

fäl le ge schlos sen. Nach der Kund -<br />

gebung am Hauptplatz begaben<br />

sich die Schicht ar bei ter <strong>des</strong> Walz -<br />

wer kes <strong>in</strong> den Be trieb. Es wur de<br />

nicht gearbeitet, aber umso heftiger<br />

diskutiert. In den kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Betrieben (Hochofen, Kokerei) wur -<br />

de gearbeitet. Die Arbeiterschaft<br />

zeigt ihre Stär ke.<br />

Mittwoch, 27. September


Sei te 6 Ober öster reich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />

Die Arbeiter der Betriebe erschienen<br />

pünkt lich zur Tag schicht. Die<br />

Si re nen er tön ten <strong>in</strong> al len Be trie ben,<br />

aber die Ar beit wur de nir gends auf -<br />

genommen. Überall standen Gruppen<br />

von Arbeitern beisammen und<br />

be spra chen die Lage. Der Be triebs -<br />

rat ver säum te es sich so fort füh rend<br />

und organisierend an die Spitze <strong>des</strong><br />

Kamp fes zu stel len. Erst um 9 Uhr<br />

wur de durch den Druck und For de -<br />

rung der Be leg schaft die Be triebs -<br />

ratsitzung der Arbeiter und Ange -<br />

stellten e<strong>in</strong>berufen.<br />

Die Betriebsräte anerkannten den<br />

Streik und wähl ten um 10 Uhr e<strong>in</strong><br />

Streikkomitee aus 11 Kollegen aller<br />

Fraktionen. BR Rudolf Kührer wurde<br />

als Vor sit zen der und BR Paul Föd<strong>in</strong> -<br />

ger als se<strong>in</strong> Stell ver tre ter e<strong>in</strong> stim -<br />

mig gewählt. Die Betriebsratzimmer<br />

im Betriebsgebäude IV waren der<br />

Sitz der zentralen Streikleitung. Das<br />

Streikkomitee war der e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Auffassung, daß der Streik so ge -<br />

führt wer den müß te, daß die tech -<br />

ni schen An la gen <strong>des</strong> Wer kes kei nen<br />

Schaden erleiden.<br />

Der Streik wur de also nicht ge gen<br />

die Werksleitung geführt, sondern<br />

gegen die Unterzeichner <strong>des</strong> Lohnund<br />

Preis pak tes <strong>in</strong> Wien. Die Hüt -<br />

tendirektion schaffte e<strong>in</strong>e techni -<br />

sche Beratungsstelle die geme<strong>in</strong>sam<br />

mit dem Streik ko mi tee die tech ni -<br />

schen Pro ble me lö ste und Tag und<br />

Nacht im E<strong>in</strong> satz war. Un ter der<br />

Führung <strong>des</strong> Gewerkschaftsobmannes<br />

Föd<strong>in</strong>ger wurde e<strong>in</strong>e Delegation<br />

zum ÖGB nach Wien ent sandt, um<br />

den zen tra len Stel len den Ernst der<br />

Lage darzulegen. Die Delegation<br />

überreichte die e<strong>in</strong>heitlich be -<br />

schlossenen Forderungen.<br />

Im Werk gab es für das Streik ko -<br />

mitee reichlich Arbeit. Die Telefone<br />

lie fen heiß. Um 14 Uhr fuh ren Em -<br />

me rich Eck hart und Ru dolf Küh rer<br />

mit den Hüt ten ver ant wort li chen zu<br />

den Arbeitern der Erzaufbereitung.<br />

Dort er klär ten sie den Stand punkt<br />

<strong>des</strong> gesamten Streikkomitees, daß<br />

der Not be trieb bei den Hoch öfen<br />

aus technischen Gründen aufrecht<br />

blei ben müs se. Aus die sem Grun de<br />

war e<strong>in</strong>e gedrosselte Erzzufuhr un -<br />

bed<strong>in</strong>gt erforderlich.<br />

Auch die Strei klei tun gen der L<strong>in</strong> -<br />

zer Be trie be rie fen im mer zur Dis zi -<br />

pl<strong>in</strong> auf. Provokateure versuchten<br />

wiederholt durch wilde Aktionen die<br />

Arbeit <strong>des</strong> Streikkomitees zu er -<br />

schwe ren. Um 17 Uhr tag te <strong>in</strong> der<br />

L<strong>in</strong>zer Arbeiterkammer e<strong>in</strong>e Konferenz<br />

von Betriebsräten aller L<strong>in</strong>zer<br />

Be trie be, auf der den näch sten Tag<br />

e<strong>in</strong>e Groß kund ge bung um 11 Uhr<br />

auf dem Haupt platz un ter Teil nah -<br />

me aller L<strong>in</strong>zer Betriebe beschlos -<br />

sen wur de.<br />

Donnerstag, 28. September<br />

Die Voest-Delegation kehr te <strong>in</strong><br />

der Nacht ohne positive Ergebnisse<br />

aus Wien zu rück, nach dem sie beim<br />

ÖGB durch den Zentralsekretär Gei -<br />

ger und se<strong>in</strong>en Mitarbeitern e<strong>in</strong>e<br />

geradezu skandalöse Behandlung<br />

erfahren hatte. Das Streikkomitee<br />

tag te um 7 Uhr früh mit den Kol le -<br />

gen, die bei der L<strong>in</strong> zer Kon fe renz <strong>in</strong><br />

der Arbeiterkammer teilgenommen<br />

hat ten und mit den De le gier ten, die<br />

beim ÖGB <strong>in</strong> Wien vor ge spro chen<br />

hat ten. Un ter dem E<strong>in</strong> druck der all -<br />

geme<strong>in</strong>en Kampfentschlossenheit<br />

der Arbeiter und Angestellte kam es<br />

zu folgenden Beschlüssen:<br />

1. Es wird wei ter ge streikt.<br />

2. Es wird nicht mar schiert, da mit<br />

es zu kei nen wil den Ak tio nen<br />

kommt.<br />

3. Für 12 Uhr soll e<strong>in</strong>e Kon fe renz<br />

der wichtigsten oberösterreichi -<br />

schen Be trie be im Voest-Gebäude<br />

<strong>in</strong> der Muldenstraße e<strong>in</strong>berufen<br />

werden.<br />

Um 9 Uhr be rief der An ge stell -<br />

tenbetriebsratsobmann See ba cher<br />

e<strong>in</strong>e Sit zung <strong>in</strong> die Di rek tion <strong>in</strong> der<br />

Mul den stra ße e<strong>in</strong>, bei der e<strong>in</strong> stim -<br />

mig be schlos sen wur de, das Streik -<br />

Demonstration der Voest-Arbeiter durch die Wie ner stra ße zum Haupt platz<br />

ko mi tee <strong>des</strong> Wer kes um je 2 An ge -<br />

stell te <strong>des</strong> VdU und der SPÖ zu er -<br />

wei tern. Um 12 Uhr be gann im<br />

Speisesaal der Generaldirektion<br />

(Muldenstraße) die Beratung der<br />

Vertreter der oberösterreichischen<br />

Betriebe.<br />

Zum größ ten Teil wa ren es Be -<br />

triebsräte und Vertrauensmänner<br />

von L<strong>in</strong>zer Betrieben. <strong>Zur</strong> Beratung<br />

kam auch der Lan <strong>des</strong> ob mann der<br />

Metall- und Bergarbeiter von Ober -<br />

öster reich, Pal le strong. Er hielt e<strong>in</strong>e<br />

An spra che <strong>in</strong> der er aus führ te: „Es<br />

geht nicht mehr um den 4. Lohnund<br />

Preis pakt, son dern um die Er -<br />

haltung der Arbeitsplätze".<br />

Die Ausführungen von Palle -<br />

strong wur den von der Mehr heit der<br />

Teilnehmer der Konferenz nicht ak -<br />

zep tiert. Viel mehr wur den die Ur sa -<br />

chen auf ge zeigt, war um der e<strong>in</strong> -<br />

heitliche Kampf der Voest-Arbeiter<br />

und Angestellten zustande kam. Die<br />

Kollegen <strong>in</strong> den Betrieben warteten<br />

auf In for ma tion und wa ren über das<br />

Schweigen der Betriebsräte empört.<br />

Sie forderten e<strong>in</strong>en Protestmarsch<br />

zur Muldenstraße, wo die Konferenz<br />

tagte.<br />

Um 16 Uhr be rich te te der An ge -<br />

stelltenbetriebsrat Hans L<strong>in</strong>dner der<br />

Betriebsvollversammlung das Ergeb<br />

nis der Kon fe renz. Mit größ ter<br />

Em pö rung wur de von der Be triebs -<br />

voll ver samm lung die vor den Be -<br />

triebsgebäude IV (Zentralküche)<br />

statt fand, auch der Be richt über die<br />

Wiener Delegation zur Kenntnis ge -<br />

nommen.<br />

Groß war auch die Em pö rung der<br />

Ar bei ter über den Sen der<br />

Rot-Weiß-Rot und über die Pres se,<br />

so wie über jene Kräf te, die ver such -<br />

ten den Streik zu <strong>des</strong>organisieren.<br />

Mit gro ßer Mühe ge lang es dem<br />

Streikkomitee die empörten Arbei -<br />

ter von ei nen Sturm auf den Ra dio -<br />

sender abzuhalten. Es kam zum Be -<br />

schluß, am Frei tag um 9 Uhr wie der<br />

e<strong>in</strong>e Voll ver samm lung vor dem Be -<br />

triebsgebäude IV durchzuführen.<br />

Freitag, 29. September<br />

Um 9 Uhr früh fand die se Voll -<br />

ver samm lung statt, er öff net durch<br />

Paul Föd<strong>in</strong>ger (SPÖ). Sei ne Mit tei -<br />

lung, er habe mit Bun <strong>des</strong> kanz ler<br />

Figl te le fo niert und die ser hät te zu -<br />

ge sagt, die Streik stun den wür den<br />

be zahlt, wenn die Ar bei ter so fort<br />

die Arbeit aufnähmen, wurde mit<br />

stürmischen Pfui-Rufen aufgenom -<br />

men. E<strong>in</strong> stim mig wur de von den<br />

6.000 ver sam mel ten die Wei ter füh -<br />

rung <strong>des</strong> Streiks be schlos sen und<br />

e<strong>in</strong> stim mig dem ÖGB-Präsidium das<br />

Mißtrauen ausgesprochen.<br />

Die zentrale Streikleitung gab<br />

so fort die Wei sung <strong>in</strong> den Be trie ben<br />

und Abteilungen Streikleitungen zu<br />

wäh len (6 bis 10 Mann stark mit ei -<br />

nen Vorsitzenden). Dies wurde<br />

durchgeführt und das zentrale<br />

Streikkomitee dadurch um 34 Kol -


Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 7<br />

legen erweitert. Schließlich beschloß<br />

man, die Ar bei ter soll ten nach Aus -<br />

zah lung ih rer Löh ne nach Hau se<br />

ge hen und am Mon tag, 2. Ok to ber,<br />

erst um 8 Uhr im Werk er schei nen.<br />

Weiters wurde beschlossen, die<br />

Wiener Betriebsrätekonferenz abzu -<br />

war ten und am Mon tag um 8 Uhr<br />

früh neuerlich e<strong>in</strong>e Vollversamm -<br />

lung abzuhalten. Am Freitag nach -<br />

mit tag hat ten be reits die er sten<br />

Kol le gen der SPÖ und <strong>des</strong> VdU die<br />

Arbeit <strong>in</strong> der Zentralen Streikleitung<br />

e<strong>in</strong>gestellt, <strong>in</strong>dem sie erklärten:<br />

„Der Streik ist e<strong>in</strong>e An ge le gen heit<br />

der KPÖ ge wor den." Die Zu sam -<br />

mensetzung der erweiterten zen -<br />

tralen Streikleitung zeigte das Ge -<br />

gen teil auf, den 85 Pro zent der Lei -<br />

tung wa ren So zia li sten und VdUler.<br />

Samstag, 30. September<br />

Die lokalen Streikkomitee der Be -<br />

trie be lei ste ten gute Ar beit, sie wa -<br />

ren <strong>in</strong> den kont<strong>in</strong>uierlichen Betrie -<br />

ben Tag und Nacht im E<strong>in</strong> satz. Die<br />

Zusammenarbeit mit der zentralen<br />

Strei klei tung war sehr gut. Auch der<br />

Kon takt mit der tech ni schen Be ra -<br />

tungs stel len war im mer vor han den.<br />

Die zentrale Streikleitung war<br />

auch Sams tag und Sonn tag rund um<br />

die Uhr im Büro an we send. Sams -<br />

tag, am spä ten Abend, er schien Ge -<br />

neraldirektor Falkenbach beim<br />

Streikkomitee. Er kündigte bei der<br />

Aus spra che e<strong>in</strong> Flug blatt, mit sei ner<br />

Stellungnahme an.<br />

Sonntag, 1. Oktober<br />

In den kont<strong>in</strong>uierlichen Betrieben<br />

erschienen die ersten Flugblätter<br />

der Generaldirektion. Generaldirektor<br />

Falkenbach anerkannte dar<strong>in</strong> die<br />

großen Aufbauleistungen der Be -<br />

leg schaft seit dem Jah re 1945. Er<br />

schrieb: „Ihr habt das Un ter neh men<br />

aus den Trüm mern wie der auf ge -<br />

baut.“ Abschließend forderte er die<br />

Be leg schaft auf, Mon tag, 2. Ok to -<br />

ber, die Ar beit im vol len Um fang<br />

wieder aufzunehmen. <strong>Zur</strong> gleichen<br />

Zelt erschien e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />

Flug blatt von den Frak tio nen der<br />

Sozialistischen Betriebsräte, der<br />

Unabhängigen und der ÖVP. Sie<br />

teilten folgen<strong>des</strong> mit:<br />

„Das 4. Lohn- und Preis ab kom -<br />

men hat e<strong>in</strong>e Wel le der Em pö rung<br />

der Arbeiterschaft, unabhängig der<br />

Parteirichtung, hervorgerufen. Es ist<br />

sofort zu spontanen Kundgebungen<br />

der Arbeiterschaft <strong>in</strong> verschiedene<br />

Großbetrieben mit dem Ziele ge -<br />

kom men, das Lohn- und Preis ab -<br />

kommen wieder rückgängig zu ma -<br />

chen oder die e<strong>in</strong>seitige Belastung<br />

der Arbeiterschaft wieder aufzuheben.<br />

An schlie ßend kam die Auf for -<br />

de rung am Mon tag früh die Ar beit<br />

wie der auf zu neh men.<br />

Montag, 2. Oktober<br />

Die Ar bei ter ka men fast alle zur<br />

Tag schicht <strong>in</strong> den Be trieb und dis -<br />

ku tiert über die Lage.<br />

Der Druck der SPÖ-Führung, die<br />

kon zen trier te Het ze, <strong>in</strong> der Pres se,<br />

die Lü gen im Ra dio, E<strong>in</strong> schüch te -<br />

rung durch die Po li zei und die Dro -<br />

hung mit den Amis von Hör sch<strong>in</strong>g,<br />

sowie die E<strong>in</strong>schüchterung durch<br />

die Di rek tion und die Be triebs lei -<br />

tungen bewirkten den Beschluß der<br />

zentralen Streikleitung den Streik<br />

zu un ter bre chen und die Ar beit um<br />

13 Uhr be d<strong>in</strong>gt auf zu neh men.<br />

Dienstag, 3. Oktober<br />

Die Betriebsräte der Gewerk -<br />

schaftlichen E<strong>in</strong>heit Luckeneder,<br />

Küh rer und L<strong>in</strong>d ner mach ten dem<br />

Gesamtbetriebsrat den Vorschlag <strong>in</strong><br />

allen Abteilungen e<strong>in</strong>e Urabstim -<br />

mung über die Wei ter füh rung <strong>des</strong><br />

Streiks durchzuführen.<br />

Mittwoch, 4. Oktober<br />

Die SPÖ-Gewerkschaftsführung<br />

und ihre Betriebsräte lehnen e<strong>in</strong>e<br />

Urabstimmung <strong>in</strong> den Betrieben ab.<br />

E<strong>in</strong> Flugblatt wurde daraufh<strong>in</strong> ver -<br />

teilt.<br />

Donnerstag, 5. Oktober<br />

1. Sitzung <strong>des</strong> Arbeiterbetriebs -<br />

ra tes nach dem Streik: Die Sit zung<br />

be faß te sich mit der Be zah lung der<br />

Streik zeit. Wei ters kam man über -<br />

e<strong>in</strong>, dem Ver lan gen der Di rek tion,<br />

den Produktionsausfall durch zu -<br />

sätzliche Arbeitstage etwas wettzu -<br />

ma chen, nicht ab leh nend zu be geg -<br />

nen, da der Streik sich nicht ge gen<br />

die Direktion richtete. In dieser e<strong>in</strong> -<br />

ma li gen Streik ak tion ist sich die Ar -<br />

beiterschaft der Voest ihrer Kraft<br />

be wußt geworden. Geme<strong>in</strong>sam mit<br />

den Steyrer-Arbeitern kämpf te sie<br />

an der Spit ze ge gen den 4. Lohnund<br />

Preis pakt.<br />

November <strong>1950</strong><br />

Mit Kündigungen, Entlassungen<br />

und Versetzungen gegen aufrechte<br />

und besonders kampfentschlossene<br />

Arbeiter und Angestellte sollte die<br />

Kampfkraft der Voest-Belegschaft<br />

ge bro chen wer den. Am 28. No vem -<br />

ber wur de un ter Vor sitz von Dr. Au -<br />

böck die er ste Ver hand lung <strong>des</strong> Ei -<br />

nigungsamtes eröffnet. In Verlaufe<br />

der Ver hand lung kam der e<strong>in</strong> deu tig<br />

politische Charakter der Kündigun -<br />

gen zu ta ge. Eben falls klar wa ren die<br />

schweren und nachteiligen Auswirkun<br />

gen <strong>des</strong> 4. Lohn- und Preis pak -<br />

tes durch die Stel lung nah men der<br />

Betriebsvertreter hervorgetreten.<br />

Februar 1951<br />

Im Lau fe <strong>des</strong> Mo nats Fe bru ar<br />

wur de das Ver fah ren vor dem L<strong>in</strong> zer<br />

E<strong>in</strong>igungsamt über die E<strong>in</strong>sprüche<br />

<strong>des</strong> Betriebsrates gegen die politi -<br />

schen Kün di gung, wel che die Di rek -<br />

tion im No vem ber <strong>1950</strong> aus ge spro -<br />

chen hatte, abgeschlossen. Die Ver -<br />

hand lun gen vor dem L<strong>in</strong> zer Ei ni -<br />

gungs amt en de ten nur mit ei nem<br />

Teilerfolg <strong>des</strong> Betriebsrates, weil<br />

dennoch aufrechte Gewerkschafter<br />

und Funk tio nä re von der Werks lei -<br />

tung ge kün digt und ent las sen wur -<br />

den.<br />

Dezember 1951<br />

Die ersten Betriebsratswahlen der<br />

Vo est nach den gro ßen Streik wa ren<br />

für die Arbeiter und Angestellten<br />

von gro ßer Be deu tung. Nach har tem<br />

Wahl kampf wur de von den Ar bei -<br />

tern und An ge stell ten auch das<br />

Verhalten der Betriebsräte im Sep -<br />

tem ber und Ok to ber <strong>1950</strong> bei den<br />

gro ßen Streik ge wer tet.<br />

Die Betriebsratswahlen ergaben<br />

folgende Ergebnisse:<br />

Ar bei ter: SPÖ 3.584 Stim men,<br />

43.3 Pro zent, 13 Man da te, GE 2.501<br />

Stim men, 30.3 Pro zent, 9 Man da te,<br />

VdU 2.079 Stim men, 25.0 Pro zent,<br />

8 Man da te, ÖVP 109 Stim men, 1.3<br />

Pro zent, ke<strong>in</strong> Man dat<br />

Angestellte: SPÖ 707 Stimmen,<br />

43.1 Pro zent, 7 Man da te, GE 234<br />

Stim men, 14.2 Pro zent, 2 Man da te,<br />

VdU 527 Stim men, 32.0 Pro zent, 5<br />

Man da te, ÖVP 175 Stim men, 10.7<br />

Pro zent, 1 Man dat<br />

Die Liste der Gewerkschaftlichen<br />

E<strong>in</strong> heit wur de im Stahl bau, im Ma -<br />

schi nen bau I und im Stahl werk bei<br />

den Ar bei tern die stärk ste Frak tion.<br />

Die Wah len brach ten der Fak tion<br />

der Gewerkschaftlichen E<strong>in</strong>heit den<br />

größ ten Wahl er folg <strong>in</strong> der Ge -<br />

schich te <strong>des</strong> Wer kes. Durch die ses<br />

Wahlergebnis wurde von den Arbei -<br />

tern und An ge stell ten ganz klar und<br />

die deut lich die Put schlü ge wi der -<br />

legt und je nen Kol le gen das Ver -<br />

trauen ausgesprochen, die im Sep -<br />

tem ber und Ok to ber <strong>1950</strong> bis zu -<br />

letzt an ih rer Sei te stan den.<br />

Die Liste der Gewerkschaftlichen<br />

E<strong>in</strong>heit wurde von Kommunisten Jo -<br />

sef Lu ckeneder, Ru dolf Küh rer, (Ar -<br />

bei ter) und Hans L<strong>in</strong>d ner (An ge -<br />

stellte) angeführt. Der Erfolg der<br />

Gewerkschaftlichen E<strong>in</strong>heit im<br />

größ ten Werk Öster reichs war e<strong>in</strong><br />

Beitrag zur Arbeitere<strong>in</strong>heit und geht<br />

<strong>in</strong> die Ge schich te der öster rei chi -<br />

schen Ar bei ter- und Ge werk -<br />

schaftsbewegung e<strong>in</strong>. Er führte zur<br />

Zer schla gung der VdU- Mehr heit <strong>in</strong><br />

vielen Abteilungen der Voest.<br />

Rudolf Kührer, November 1978


Sei te 8 Ober öster reich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />

Der Ok to ber streik bei der L<strong>in</strong> zer ESG<br />

Geschlossen gegen den<br />

Lohn- und Preispakt<br />

Neben Voest, Bun<strong>des</strong>bahn, Stick -<br />

stoff wer ken, Steyr-Werken, Zell wol -<br />

le Lenz<strong>in</strong>g und Alum<strong>in</strong>iumwerken<br />

Rans ho fen wa ren die L<strong>in</strong> zer ESG ei -<br />

nes der Zen tren die ses Streiks, wie<br />

von Fried rich Wag ner <strong>in</strong> ei ner Di -<br />

plom ar beit im Jah re 1982 aus führ -<br />

lich dargestellt wurde.<br />

Bereits Anfang September <strong>1950</strong><br />

lehnte der ESG-Arbeiterbetriebsrat<br />

den Lohn-Preis-Pakt ab und am 13.<br />

September verlangten die<br />

ESG-Arbeiter Prä mien von 450<br />

Schill<strong>in</strong>g und forderten e<strong>in</strong>en ge -<br />

me<strong>in</strong>samen Protest aller L<strong>in</strong>zer<br />

Großbetriebe. Gleichzeitig sandten<br />

sie e<strong>in</strong>e Delegation zur Arbeiter -<br />

kam mer, die dort die For de rung<br />

nach umfassender Information der<br />

Arbeiter und Angestellten über den<br />

Inhalt der Geheimverhandlungen<br />

deponieren sollte.<br />

SPÖ-Spitze wiegelte ab<br />

Schon hier zeig te sich die Rol le<br />

hö he rer SPÖ-Funktionäre, die mit<br />

allen Mitteln die Entwicklung e<strong>in</strong>er<br />

breiten Protestbewegung unterdrücken<br />

woll ten: AK-Präsident He<strong>in</strong> rich<br />

Kandl und se<strong>in</strong> Se kre tär Klei ner er -<br />

klärten, daß e<strong>in</strong>e Ver samm lung die<br />

schon seit län ge rer Zeit lau fen den<br />

Verhandlung sehr stören würde und<br />

lehnten e<strong>in</strong>e derartige Veranstal -<br />

tung ab, woraufh<strong>in</strong> entgegen dem<br />

e<strong>in</strong>stimmigen Beschluß <strong>des</strong> ge sam -<br />

ten Betriebsrates die Versammlung<br />

abgesagt wurde.<br />

Doch war die Be we gung nicht<br />

aufzuhalten, am 25. September kam<br />

es <strong>in</strong> der Vo est ge gen den Wi der -<br />

stand der SPÖ zu ei ner gro ßen Pro -<br />

test ver samm lung, die für den näch -<br />

sten Tag den Streik be schloß, im<br />

ÖBB-Heizhaus zu ei nem Warn streik.<br />

Am 26. Sep tem ber wur de <strong>in</strong> den<br />

Steyr-Werken be reits ge streikt und<br />

bei der ESG wur de e<strong>in</strong>e Voll ver -<br />

sammlung e<strong>in</strong>berufen, was gleich -<br />

be deu tend mit dem Still stand der<br />

Straßenbahnen und Autobusse war.<br />

Die se Ver samm lung war, wie der<br />

damalige Betriebsrat Karl Wies<strong>in</strong>ger<br />

berichtet, auf Initiative der Betriebsorganisation<br />

der KPÖ zustandegekommen,<br />

die e<strong>in</strong>e Delegation zur<br />

Betriebsratssitzung beschloß um<br />

dort die Ab leh nung <strong>des</strong> Pak tes und<br />

die Durch füh rung ei nes Streiks zu<br />

fordern.<br />

Beschluß für den Streik<br />

Bei dieser Versammlung wurde<br />

mit nur zwei Ge gen stim men nach<br />

ei nem Ul ti ma tum an den ÖGB – ”Wir<br />

er war ten bis 14 Uhr Ant wort, an -<br />

son sten wird der Be trieb <strong>in</strong> den Pro -<br />

test streik tre ten” - der Streik be -<br />

schlos sen. Statt der Ant wort ka men<br />

<strong>in</strong> den Nach rich ten De tails über das<br />

vom M<strong>in</strong>isterrat angenommene Abkommen<br />

und wenige M<strong>in</strong>uten vor<br />

15 Uhr stan den <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z alle Stra ßen -<br />

bahnen und Autobusse still.<br />

Am Mor gen <strong>des</strong> 27. Sep tem ber<br />

protestierte e<strong>in</strong>e Delegation unter<br />

Führung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>sekretärs der<br />

Transportarbeitergewerkschaft,<br />

Friedl (SPÖ), bei Lan<strong>des</strong>regierung<br />

und Arbeiterkammer gegen das 4.<br />

Lohn- und Preisabkommen. Am<br />

Nach mit tag die ses Ta ges kam es<br />

bei der Ar bei ter kam mer zu den tur -<br />

bulenten Ereignissen, als Aktivisten<br />

<strong>des</strong> VdU droh ten AK-Präsident<br />

Kandl aus dem Fen ster zu stür zen,<br />

was durch die Be son nen heit kom -<br />

munistischer Betriebsräte verh<strong>in</strong>dert<br />

wurde.<br />

Nach dem Streik be schluß der ESG ste hen <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z die Stra ßen bah nen<br />

Bei der Arbeiterkammer wurde<br />

beschlossen alle Betriebsräte und<br />

Streik ko mi tees von L<strong>in</strong>z für 17 Uhr<br />

zu e<strong>in</strong>er Konferenz e<strong>in</strong>zuberufen,<br />

dann lö ste sich die Ver samm lung<br />

auf. Auch der Kom mu nist Leo Pöt -<br />

scher, Leiter <strong>des</strong> Streikkomitees der<br />

ESG, eil te weg, da be reits für 14 Uhr<br />

e<strong>in</strong>e Versammlung der Angestellten<br />

der ESG an ge setzt war, die dann auf<br />

sei nen Vor schlag h<strong>in</strong> be schloß, sich<br />

den ESG-Arbeitern mit ei nem De -<br />

mon stra tions zug zur AK an zu -<br />

schließen.<br />

Marsch zur Arbeiterkammer<br />

Um 13 Uhr hat ten die<br />

ESG-Arbeiter <strong>in</strong> ei ner stür mi schen<br />

Betriebsversammlung beschlossen,<br />

den Streik bis zur Zu rück nah me <strong>des</strong><br />

4. Abkommens weiterzuführen. Angesichts<br />

dieser Stimmung mußte<br />

auch der Lan<strong>des</strong>sekretär der Trans -<br />

portarbeiter erklären: ”Unter diesen<br />

Um stän den habe ich nichts ge gen<br />

den Streik e<strong>in</strong> zu wen den, ich kann<br />

mich doch nicht ge gen den Wil len<br />

der Arbeiter stellen.” Anschließend<br />

zo gen sie zu sam men mit den An -<br />

ge stell ten <strong>des</strong> Be trie bes <strong>in</strong> ei nem<br />

gewaltigen Demonstrationsmarsch<br />

zur Arbeiterkammer. Klenner schil -<br />

dert das so:<br />

Ungefähr tausend Straßenbahner<br />

und andere Arbeiter der L<strong>in</strong>zer<br />

städtischen Verkehrsbetriebe zogen<br />

nach der Ver samm lung <strong>in</strong> Ur fahr<br />

nach L<strong>in</strong>z. Die De mon stran ten be -<br />

wegten sich unter Sprechchören wie<br />

”Weg mit dem Schand pakt!”, ”Weg<br />

mit dem Ver rä ter Böhm!” über die<br />

Landstraße vor das Gebäude der<br />

Arbeiterkammer. Die Straßenbahner<br />

vollführten mit ihren Signalpfeifen<br />

e<strong>in</strong> höllisches Konzert.”<br />

Die Streikfront zerbröselt<br />

Bis zum 28. Sep tem ber lö ste sich<br />

durch die Hal tung der SPÖ die Ak -<br />

tions e<strong>in</strong> heit frei lich auf und an die -<br />

sem Tag streik te <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z prak tisch<br />

nur mehr die Vo est. Die Stra ßen -<br />

bah ner, die bei ei ner Be triebs ver -<br />

samm lung um 9 Uhr die Be tei li gung<br />

an der gesamtösterreichischen<br />

Konferenz beschlossen hatten und<br />

e<strong>in</strong>e Delegation, bestehend aus<br />

Kollegen aller Parteirichtungen,<br />

wählten, beschlossen weiters, bis<br />

zu den Ergebnissen der Konferenz<br />

die Arbeit wieder aufzunehmen.<br />

Be d<strong>in</strong>gt durch die tak tisch fal sche<br />

Streikunterbrechung und E<strong>in</strong>berufung<br />

e<strong>in</strong>er gesamtösterreichischen<br />

Betriebsrätekonferenz wurde der<br />

Streikbewegung die Spitze genom -<br />

men und es ge lang der Re gie rung<br />

und Gewerkschaftsführung mit Un -<br />

terstützung der westlichen Besat -<br />

zungs mäch te – etwa durch die Rol le<br />

<strong>des</strong> Chefs der Bauarbeitergewerk -<br />

schaft Franz Olah und sei ner Prü -<br />

gelgarden gegen die Streikenden –<br />

mit e<strong>in</strong>er massiven Gegenoffensive<br />

die Streikbewegung zu zerschlagen.


Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 9<br />

Leo Pötscher über die Ereignisse bei der Arbeiterkammer<br />

Die Provokationen <strong>des</strong> VdU<br />

verh<strong>in</strong>dert<br />

Zum Zeit punkt <strong>des</strong> Ok to ber -<br />

streiks <strong>1950</strong> war ent ge gen spä ter<br />

von der SPÖ auf ge stell ten Be haup -<br />

tun gen Leo Pöt scher nicht Vor sit -<br />

zen der ei nes Streik ko mi tees oder<br />

Voest-Betriebsrat, son dern nur e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>facher Angestellter der ESG.<br />

Wag ner: Weißt du nä he res über<br />

die Um stän de bei der „Ab set zung“<br />

Kandls?<br />

Pöt scher: Selbst b<strong>in</strong> ich ja nicht<br />

dabeigewesen, ich b<strong>in</strong> aber nachher<br />

<strong>in</strong>formiert worden: Die Lan<strong>des</strong>exekutive<br />

war unter Kandls Vor sitz im<br />

Sit zungs zim mer (di rekt ne ben dem<br />

Prä si di um im er sten Stock) ver sam -<br />

melt. Wie dann die Ab ord nun gen<br />

von der Che mie und der EBG ver -<br />

langt ha ben, Kandl sol le sich ge gen<br />

das LPA aus spre chen und die Exe -<br />

kutive e<strong>in</strong>en Generalstreik ausrufen,<br />

hat sich Kandl da ge gen ge wehrt.<br />

Er ist dann - al ler d<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong><br />

Wor ten - be droht wor den: „Haut’s<br />

eam obi!“ hat wer ge ru fen. Von ei -<br />

ner ern sten Be dro hung war nie die<br />

Rede, aber das war na tür lich e<strong>in</strong><br />

Blöds<strong>in</strong>n, von sowas distanziere ich<br />

mich. Das muß na tür lich von der<br />

Stimmung her gesehen werden, die<br />

dort all ge me<strong>in</strong> ge herrscht hat. Der<br />

Kandl hat dann er klärt, „Von der<br />

Stra ße aus las sen wir uns nicht re -<br />

gieren, bedrohen lassen wir uns<br />

auch nicht, wir er klä ren den Rück -<br />

tritt der Lan<strong>des</strong>exekutive und gehen<br />

heim!“<br />

Das war noch im Sit zungs saal,<br />

di rekt über dem E<strong>in</strong> gang. Dar auf h<strong>in</strong><br />

wollten ihn die Demonstranten zum<br />

Bal kon drän gen und ha ben ge sagt:<br />

„Dann geh außi und sag’s den Leu -<br />

ten, sie steh´n eh drunt´n!“ und<br />

wollten ihn rausschieben. Dar auf<br />

hat der Kandl er klärt, er lie ße sich<br />

nicht er pres sen, er tre te zu rück und<br />

gehe jetzt. Er ist dann ge gan gen<br />

und auch die an de ren von der Lan -<br />

<strong>des</strong> exe ku ti ve, bis auf zwei SPler, die<br />

sich <strong>in</strong> der Kam mer ver steckt ha -<br />

ben.<br />

Nach dem die weg wa ren, hat es<br />

e<strong>in</strong> gro ßes Pa la ver ge ge ben, bei<br />

dem sich dann der VdUler Specht<br />

durchgesetzt hat als Wortführer. Inzwi<br />

schen war es Mit tag ge wor den<br />

und ich b<strong>in</strong> knapp vor 12 Uhr von<br />

der Bezirksleitung verständigt wor -<br />

den, daß bei der AK e<strong>in</strong> ziem li cher<br />

Wir bel ist und e<strong>in</strong> VdUler dort das<br />

gro ße Wort führt. Ich soll te h<strong>in</strong> -<br />

schau en und da für sor gen, daß die<br />

kei nen Blöd s<strong>in</strong>n ma chen, und un se -<br />

re Positionen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

Ich b<strong>in</strong> dann mit dem Radl zur<br />

Be zirks lei tung, von wo ich ge me<strong>in</strong> -<br />

sam mit Genossen Rammerstorfer<br />

zur AK ge gan gen b<strong>in</strong>. Vor der Kam -<br />

mer s<strong>in</strong>d Tausende gestanden,<br />

hauptsächlich Stickstoff und EBG,<br />

und der Specht hat dort Re den ge -<br />

schwun gen. Mir ist ge lun gen, mir<br />

Ge hör zu ver schaf fen. Ich habe<br />

dann vorgeschlagen, Ordnung <strong>in</strong><br />

die Sa che zu br<strong>in</strong> gen und e<strong>in</strong><br />

Streikkomitee zu wählen.<br />

Da wurde e<strong>in</strong>gewendet, daß ja<br />

kei ne Lan <strong>des</strong> exe ku ti ve mehr exi -<br />

stier te, und ich habe dann vor ge -<br />

schla gen, daß das Streikkomitee<br />

diese Funktionen eben provisorisch<br />

mit über neh men soll. Ich b<strong>in</strong> dann<br />

gleich zum Ob mann vor ge schla gen<br />

wor den, und habe mich schließ lich<br />

dazu be reit er klärt, wenn auch das<br />

Ganze statutenmäßig nicht korrekt<br />

war, was aber da mals <strong>in</strong> der Si tua -<br />

tion nicht berücksichtigt wurde. Ich<br />

habe dann so fort auf die Her stel -<br />

lung der Solidarität gedrängt und<br />

die Leu te auf ge for dert, <strong>in</strong> alle Be -<br />

trie be zu ge hen und dort um So li -<br />

da ri tät zu wer ben und den Kon takt<br />

mit den strei ken den Be trie ben her -<br />

zustellen. (...)<br />

Um 17 Uhr hat dann tat säch lich<br />

die BR-Konferenz stattgefunden mit<br />

Betriebsräten aus praktisch allen<br />

wichtigen L<strong>in</strong>zer Betrieben. Mitten -<br />

dr<strong>in</strong> ist jemand aufgeregt here<strong>in</strong>gestürzt,<br />

der ge ra de von der Po li zei -<br />

direktion gekommen ist. Der Polizeidirektor<br />

Rupertsberger habe ihm<br />

gesagt, die Versammlung würde mit<br />

Ge walt ge räumt wer den, wenn sie<br />

sich nicht so fort auf lö se.<br />

Ich hab ihm dann ge ant wor tet:<br />

„Sag dem Ru perts ber ger, das fürch -<br />

ten wir nicht, weil hier s<strong>in</strong>d wir die<br />

Haus herren, und was wir hier tun,<br />

las sen wir uns von ihm nicht vor -<br />

schrei ben.“ Er hat dann recht ängst -<br />

lich ge jam mert und alle auf ge for -<br />

dert, doch zu ge hen, da mit es nicht<br />

zu ei nem Blut ver gie ßen käme. Er ist<br />

aber dann niedergeschrieen worden<br />

und die Ver samm lung wur de fort -<br />

ge führt; es hat da auch un ser Bau -<br />

arbeitersekretär Neubauer aus Wien<br />

ge re det.<br />

Drau ßen ist dann die<br />

B-Gendarmerie, das war e<strong>in</strong>e Vor -<br />

stufe zum Bun<strong>des</strong>heer, aufgefahren<br />

und auch Po li zei <strong>in</strong> schwe rer Be -<br />

waff nung. Die s<strong>in</strong>d dann mit ge fäll -<br />

ten Bajonetten gegen die Demon -<br />

stranten vorgegangen, konnten<br />

aber nicht <strong>in</strong> die AK re<strong>in</strong>. Die Ver -<br />

samm lung war ge ra de zu Ende und<br />

ich habe mich durch schla gen kön -<br />

nen zum Ru perts ber ger. Dem habe<br />

ich mich als Strei klei ter vor ge stellt<br />

und habe mich be reit er klärt, die<br />

Leute zu beschwichtigen, wenn er<br />

mich an den Lautsprecherwagen<br />

läßt. (Ge ra de zu vor ha ben sie ei nem<br />

Demonstranten mit dem Bajonett <strong>in</strong><br />

den Arm ge sto chen.)<br />

Er hat dann zu erst „Ba jo nett ab!“<br />

be foh len und hat mir dann das Mi -<br />

kro fon ge ge ben. Ich habe aber das<br />

Ganze zweimal sagen müssen, weil<br />

zu erst der Laut spre cher gar nicht<br />

e<strong>in</strong> ge schal tet war, um zu kon trol -<br />

lie ren, ob ich auch wirk lich die Leu -<br />

te be schwich ti gen will. Ich habe<br />

aber nur ge sagt, daß wir uns nicht<br />

provozieren lassen, wenn sich auch<br />

die Po li zei für ihr Ver hal ten noch zu<br />

ge ge be ner Zeit ver ant wor ten wird<br />

müs sen. Dann s<strong>in</strong>d schon lang sam<br />

die Demonstranten abgezogen und<br />

auch die Polizei und Gendarmerie<br />

hat sich wieder zurückgezogen. Der<br />

Spuk hat viel leicht e<strong>in</strong>e hal be Stun -<br />

de gedauert. (...)<br />

Am Mitt woch abend wur de ich<br />

das erste Mal festgenommen und<br />

mußte die gesamten Vorkommnisse<br />

der bei den letz ten Tage zu Pro to -<br />

koll ge ben. Da bei hat te mir Ru -<br />

pertsberger für me<strong>in</strong> Verhalten bei<br />

der AK ge dankt und mir mit ge teilt,<br />

er hätte vom Innenm<strong>in</strong>ister Helmer<br />

persönlich den Auftrag, sollte sich<br />

bis zum näch sten Tag die Lage <strong>in</strong><br />

L<strong>in</strong>z nicht än dern, den Not stand<br />

auszurufen.<br />

Von mir hat er dann ver langt,<br />

zum Streikbruch aufzurufen, und<br />

hat mir an ge bo ten, mir Wa gen und<br />

Chauf feur zur Ver fü gung zu stel len,<br />

da mit ich zu al len Be trie ben fah ren<br />

könn te. So was kann er sich na tür -<br />

lich von e<strong>in</strong>em Kommunisten nicht<br />

ernst haft er war ten. Ich habe na tür -<br />

lich dan kend ab ge lehnt, und das<br />

hat ihn sehr ent täuscht. (...)<br />

Interview mit Leo Pötscher am 14.<br />

Dezember 1981<br />

Quelle: Friedrich Wagner, Der<br />

Streik vom September/Oktober<br />

<strong>1950</strong> – Unter besonderer Berücksichtigung<br />

der L<strong>in</strong>zer Ereignisse,<br />

Diplomarbeit, 1982<br />

Käthe Kollwitz, Demonstration,<br />

Ste<strong>in</strong> druck 1930


Sei te 10 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />

Wil li Hol z<strong>in</strong> ger über den Ok to ber streik im ÖBB-Heizhaus L<strong>in</strong>z<br />

E<strong>in</strong> Sozialdemokrat war der<br />

„Sirenen-Schani“<br />

Zen trum der Pro te ste beim Ok to -<br />

ber streik <strong>1950</strong> bei den ÖBB war <strong>in</strong><br />

Oberösterreich das ÖBB-Heizhaus<br />

<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z. Wil li Hol z<strong>in</strong> ger war da mals<br />

Vertrauensmann und maßgeblich an<br />

den Ereignissen beteiligt.<br />

Hol z<strong>in</strong> ger: Ich war im Heiz haus<br />

bei der Ei sen bahn und war dort ge -<br />

wählter Vertrauensmann. Bei uns ist<br />

das das sel be, wie wo an ders der Be -<br />

triebsrat.<br />

Das war so bei uns: Wir ha ben<br />

schon vorher laufend Arbeitsniederlegungen<br />

gehabt. Das war we -<br />

gen kle<strong>in</strong>erer betrieblicher Sachen<br />

ge we sen, es wa ren auch nur klei ne -<br />

re Warn streiks. Wie dann der<br />

Lohn-Preis-Pakt gekommen ist,<br />

s<strong>in</strong>d die Leu te recht wü tend ge wor -<br />

den, und wir ha ben uns im Ver trau -<br />

ens män ner aus schuß zu sam men ge -<br />

setzt. Dann ha ben wir e<strong>in</strong>e Be -<br />

triebsversammlung e<strong>in</strong>berufen. Dort<br />

hat dann der Har r<strong>in</strong> ger, der Ob -<br />

mann der Werkstättenexekutive, zu<br />

beschwichtigen versucht und hat<br />

andrerseits mit e<strong>in</strong>er wüsten Hetze<br />

gegen uns Kommunisten begonnen.<br />

Da mit ist er aber durch ge fal len und<br />

die Leute haben ihn ausgepfiffen.<br />

So wurde e<strong>in</strong>e Resolution angenom -<br />

men, die den LPP ab lehn te, und es<br />

wurden noch unsere betrieblichen<br />

Forderungen angehängt. Diese Re -<br />

so lu tion ist nur ge gen e<strong>in</strong>e Hand voll<br />

Stim men durch ge gan gen, ob wohl<br />

der Har r<strong>in</strong> ger noch e<strong>in</strong> mal auf ge -<br />

for dert hat, da ge gen zu stim men.<br />

Dann wurde e<strong>in</strong>e Delegation ge -<br />

wählt, die am näch sten Tag nach<br />

Wien zur Ge werk schaft hät te fah ren<br />

sollen. (...)<br />

Am Diens tag ha ben wir schon<br />

Vormittag gehört, daß über all was<br />

los ist, vor al lem <strong>in</strong> Steyr. Um 14.50<br />

Uhr hat es dann ge hei ßen, daß die<br />

Vo est mar schiert. Wir ha ben so fort<br />

e<strong>in</strong>e Betriebsversammlung e<strong>in</strong>beru -<br />

fen. Die hat nicht lan ge ge dau ert,<br />

nur ca. 10 Mi nu ten, und wir ha ben<br />

be schlos sen, mit der Vo est zu mar -<br />

schie ren. Schon am Vor mit tag ha -<br />

ben wir e<strong>in</strong>ige Arbeitsniederlegun -<br />

gen ge habt, und die Leu te ha ben<br />

die sozialistischen Vertrauensmän -<br />

ner angegriffen, daß sie nichts ge -<br />

gen den Pakt un ter neh men. Wir s<strong>in</strong>d<br />

dann so, wie wir wa ren, mit der Ar -<br />

beits klei dung, auf den Haupt platz<br />

mar schiert. Das war zwar auf un se -<br />

re Initiative, aber die SP-Ver trau -<br />

ensmänner ha ben sich so fort an ge -<br />

schlos sen und sich an die Spit ze<br />

ge stellt, ge me<strong>in</strong> sam mit uns. (...)<br />

Wir woll ten die von der Haupt -<br />

werkstätte auch rausholen, das wa -<br />

ren immerh<strong>in</strong> 2.000 Bedienstete.<br />

Die SPler dr<strong>in</strong> nen ha ben sich aber<br />

krampfhaft dagegen gewehrt, und<br />

es s<strong>in</strong>d da durch nur ca. 200 Leu te<br />

von der Hauptwerkstätte mitgegangen.<br />

Wir s<strong>in</strong>d dann re<strong>in</strong> auf den<br />

Haupt platz, der war schon voll mit<br />

Leu ten, und ich b<strong>in</strong> dann be auf tragt<br />

wor den, vom Bal kon <strong>in</strong> Ver tre tung<br />

der Ei sen bah ner e<strong>in</strong> paar Wor te zu<br />

sagen. (...)<br />

Wag ner: Was war dann am näch -<br />

sten Tag?<br />

Hol z<strong>in</strong> ger: In der Früh ist zwar<br />

angefangen worden zu arbeiten,<br />

das hat aber nicht lan ge ge dau ert,<br />

dann ist wie der ge streikt wor den.<br />

Das wur de auch auf Ver lan gen der<br />

Arbeiter vom Vertrauensmännerausschuß<br />

beschlossen. (...)<br />

Die Kampfmaßnahmen der Eisen -<br />

bah ner s<strong>in</strong>d vom Heiz haus L<strong>in</strong>z<br />

ausgegangen, später hat sich auch<br />

die Hauptwerkstätte angeschlossen<br />

und kurz fri stig ge streikt. Die Ak tio -<br />

nen waren relativ e<strong>in</strong>heitlich bis zur<br />

Wie ner Kon fe renz, dann s<strong>in</strong>d aber<br />

die SPler der Rei he nach um ge fal len<br />

und die Be we gung ist ver flacht. Im<br />

Heiz haus war die gan ze Zeit über<br />

die Zen tra le - was die Ei sen bahn<br />

be trifft. Wir ha ben auch dar über<br />

entschieden, welche Züge h<strong>in</strong>ausdür<br />

fen, das war schon ge nau fest -<br />

gelegt. Züge für Lebensmitteltrans -<br />

porte und für Krankenhäuser haben<br />

wir fah ren las sen. Es ist uns auch<br />

ge lun gen, die Ak tio nen bei der Ei -<br />

sen bahn <strong>in</strong> ganz Öster reich zu ko -<br />

or di nie ren, und wir ha ben auch zu -<br />

standegebracht, daß über all zu m<strong>in</strong> -<br />

<strong>des</strong>t e<strong>in</strong> Pro test war. (...)<br />

Un se re Frak tion hat da mals ei nen<br />

ziemlichen Auftrieb erhalten. Wir<br />

wa ren da mals 80 Ge nos sen im Be -<br />

trieb und hat ten 20 Neubeitritte. Bei<br />

der Pressewerbung im nächsten<br />

Jahr war ich der be ste Wer ber mit<br />

56 Neuwerbungen für die „Neue<br />

Zeit“.<br />

Das war wohl das we sent lich ste.<br />

Es s<strong>in</strong>d aber auch noch ei ni ge recht<br />

ulkige Sachen passiert. Es war<br />

schon nach der Betriebsrätekonferenz,<br />

da kom me ich e<strong>in</strong> mal <strong>in</strong> den<br />

Be trieb, und da sa gen mir die Kol le -<br />

gen: „Wil li, die sit zen schon seit<br />

halb sie ben oben <strong>in</strong> der Ver wal -<br />

tung“. - „Wer?“ - „Die So zia li sten“.<br />

Ich b<strong>in</strong> dann so fort auch h<strong>in</strong> auf,<br />

aber die woll ten mich gleich raus -<br />

wer fen mit der Be grün dung: „Das ist<br />

e<strong>in</strong>e Fraktionsbesprechung mit der<br />

Ver wal tung“. Ich habe ih nen gleich<br />

ge sagt, daß es so was nicht gibt. Wie<br />

ich mich dann ge wei gert habe, den<br />

Raum zu ver las sen, ha ben sie ge -<br />

droht, die Po li zei zu ho len. „Das<br />

wür de mich nur freu en, wenn die<br />

Leute sehen, wie die Sozialisten ihren<br />

Vertrauensmann von der Polizei<br />

abführen lassen“, Sie haben dann<br />

schließlich die Sitzung abgebro -<br />

chen.<br />

Die Sozialisten haben aber den<br />

Auf trag von der Ver wal tung er hal -<br />

ten, das Horn abzumontieren, die<br />

Si re ne. Es ha ben sich aber sämt li che<br />

Arbeiter geweigert, sie abzumontie -<br />

ren. Je der hat ge sagt, er sei nicht<br />

schw<strong>in</strong> del frei. So hat dann e<strong>in</strong><br />

SP-Vertrauensmann un ter dem Ge -<br />

läch ter der Be leg schaft das Horn<br />

abmontieren müssen. Wir haben ihn<br />

dann immer „Sirenen-Schani“ ge -<br />

nannt; das ist ihm ge blie ben.<br />

Interview mit Willi Holz<strong>in</strong>ger am 18.<br />

Dezember 1981<br />

Quelle: Friedrich Wagner, Der<br />

Streik vom September/Oktober<br />

<strong>1950</strong> – Unter besonderer Berücksichtigung<br />

der L<strong>in</strong>zer Ereignisse,<br />

Diplomarbeit, 1982<br />

Wilhelm Holz<strong>in</strong>ger, Personalvertreter<br />

der ÖBB (1917-1991)<br />

Das Zitat<br />

„Die Re gie rung wagt es, h<strong>in</strong> ter<br />

fest ver schlos se nen Pol ster tü ren<br />

e<strong>in</strong>e beispiellose Ausplünderung<br />

der arbeitenden Menschen zu<br />

beschließen …<br />

Die Feig l<strong>in</strong> ge ha ben sich vor<br />

den Mas sen ver steckt, aber die<br />

Massen bekunden mit größter Erbit<br />

te rung, daß es <strong>in</strong> Öster reich<br />

nicht nur Amerikaner, Kapitalisten<br />

und Ket ten hun de <strong>des</strong> Ka pi -<br />

tals, sondern auch arbeitende<br />

Men schen gibt, de ren not zum<br />

Himmel schreit.“<br />

Ernst Fischer bei e<strong>in</strong>er<br />

Kundgebung vor dem<br />

Bun<strong>des</strong>kanzleramt am 26.<br />

September <strong>1950</strong>


Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 11<br />

Der Ok to ber streik bei den ÖBB<br />

Von Voestlern herausgeholt<br />

Die Zentren <strong>des</strong> <strong>Oktoberstreiks</strong><br />

<strong>1950</strong> wa ren e<strong>in</strong> deu tig die Vo est und<br />

die Steyr-Werke, dort be gann der<br />

Streik und er reich te auch sei ne<br />

größte Intensität. Gemessen daran<br />

gab es im größ ten Be trieb der ÖBB,<br />

der Haupt werk stät te L<strong>in</strong>z mit 2.000<br />

Be schäf tig ten, nur e<strong>in</strong> ver gleichs -<br />

wei se ge r<strong>in</strong> ges En ga ge ment, wie<br />

Ru dolf Haun schmid, im Jah re <strong>1950</strong><br />

Arbeiter <strong>in</strong> der ÖBB-Hauptwerkstät -<br />

te L<strong>in</strong>z, be rich tet. Der Haupt grund<br />

für die „Zu rück hal tung“ der Ei sen -<br />

bah ner war die Rol le der SPÖ, die<br />

damals im Vertrauensmännerausschuß<br />

der HW mit 15 Man da ten ge -<br />

gen über der GE mit ei nem (von<br />

Franz Prückl ausgeübten) Mandat<br />

e<strong>in</strong> deu tig den Ton an gab.<br />

Als am Vor mit tag <strong>des</strong> 26. Sep -<br />

tem ber <strong>1950</strong> rund 10.000 Vo est ler<br />

über die Wie ner stra ße <strong>in</strong> Rich tung<br />

Hauptplatz marschierten machte<br />

e<strong>in</strong>e Abordnung e<strong>in</strong>en „Abstecher“<br />

<strong>in</strong> die Haupt werk stät te. Es kam zu<br />

ei ner Ver samm lung der<br />

HW-Beschäftigten auf der Schie be -<br />

büh ne, bei wel cher der Vo -<br />

est-Betriebsrat Ru dolf Küh rer<br />

sprach und die So li da ri tät der Ei -<br />

senbahner e<strong>in</strong>forderte und dabei<br />

vom GE-Eisenbahnerpersonalvertreter<br />

Josef B<strong>in</strong>der unterstützt wur -<br />

de. Durch den Druck der SPÖ mar -<br />

schier ten aber nur rund 800 von<br />

2.000 Be dien ste ten der HW mit den<br />

Vertretern anderer Betriebe zum<br />

Haupt platz, wo die gro ße Kund ge -<br />

bung ge gen den Lohn-Preis-Pakt<br />

mit 20.000 Ar bei tern und An ge -<br />

stellten stattfand.<br />

Tags dar auf, am 27. Sep tem ber<br />

demonstrierten dann nochmals Eisen<br />

bah ner aus der HW am Volks -<br />

garten bei der Arbeiterkammer. Ru -<br />

dolf Haunschmid war Augenzeuge<br />

<strong>des</strong> im mer wie der der KPÖ an ge la -<br />

steten versuchten „Fenstersturzes“<br />

von Prä si dent Kandl durch Ak ti vi -<br />

sten <strong>des</strong> VdU. Ganz im Ge gen satz<br />

zu den so zial de mo kra ti schen Un -<br />

ter stel lun gen war es der GE-Per so -<br />

nalvertreter und Mitglied der<br />

ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive Franz Hag -<br />

mair, der ne ben an de ren mit al ler<br />

Energie darauf e<strong>in</strong>wirkte, daß dieser<br />

„Fenstersturz“ verh<strong>in</strong>dert wurde.<br />

Nach den dramatischen Ereignissen<br />

<strong>in</strong> und um die Ar bei ter kam mer<br />

kehrten die Eisenbahner wieder <strong>in</strong><br />

die HW zu rück und nah men die Ar -<br />

beit wie der auf.<br />

Gro ße Er re gung bei der Be leg -<br />

schaft löste das Bekanntwerden der<br />

Ver haf tung <strong>des</strong> <strong>in</strong> der ÖBB-Werk -<br />

stätte beschäftigten kommunistischen<br />

Geme<strong>in</strong>derates Franz Ram -<br />

mer stor fer <strong>in</strong> der Nacht zum 2. Ok -<br />

to ber aus und es kam <strong>in</strong> der Fol ge<br />

wiederum zu zeitweiligen Arbeits -<br />

niederlegungen. Die Eisenbahner<br />

der HW so wie <strong>des</strong> Heiz hau ses for -<br />

der ten die E<strong>in</strong> stel lung der Ver fol -<br />

gungsmaßnahmen gegen Arbeiterfunk<br />

tio nä re und die Frei las sung<br />

Ram mer stor fers.<br />

Die Hal tung der Kom mu ni sten<br />

wurde bei der Personalvertretungs -<br />

wahl nach dem Ok to ber streik ho no -<br />

riert, <strong>in</strong> dem sich die GE auf vier<br />

Mandate steigern konnte, während<br />

die SPÖ auf 12 Man da te zu rück fiel.<br />

Im Jah re <strong>1950</strong> wur de auch der<br />

Grund ste<strong>in</strong> für den spä te ren Auf -<br />

stieg der GE bis zum Man dats -<br />

gleich stand mit der SPÖ <strong>in</strong> der<br />

HW-L<strong>in</strong>z bei der Personalvertretungs<br />

wahl 1964 mit je weils 7 Man -<br />

da ten ge legt.<br />

Der Schwer punkt der Pro te ste bei<br />

den ÖBB beim Ok to ber streik lag je -<br />

doch im Heiz haus L<strong>in</strong>z, wo die GE 4<br />

Man da te im VMA hat te. Im Heiz haus<br />

kam es be reits am 25. Ok to ber zu<br />

e<strong>in</strong>em Warnstreik und auf Initiative<br />

der elektrischen Abteilung mußte<br />

der Obmann der Werkstättenexeku -<br />

tive Seitl<strong>in</strong>ger für den Nachmittag<br />

e<strong>in</strong>e Vollversammlung e<strong>in</strong>berufen.<br />

Am fol gen den Tag schlos sen sich<br />

die Be dien ste ten <strong>des</strong> Heiz hau ses<br />

eben so wie e<strong>in</strong> Teil aus der HW und<br />

der ne ben die ser ge le ge nen Elek -<br />

trobetriebe dem Protestzug der Arbei<br />

ter zum Haupt platz an.<br />

Ok to ber streik <strong>1950</strong> <strong>in</strong> Frei stadt<br />

Vom ÖGB im Stich<br />

gelassen<br />

E<strong>in</strong> grau er Herbst tag be g<strong>in</strong>nt mit<br />

Rundfunkmeldungen von Arbeitsniederlegungen<br />

<strong>in</strong> den Großbetrie -<br />

ben <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z und an de ren Be trie ben<br />

Österreichs. Ausgelöst durch den<br />

Abschluß <strong>des</strong> 4. Lohn- und Preis -<br />

paktes von den Sozialpartnern und<br />

der Regierung. In immer kürzeren<br />

Abständen wurden Preisabkommen<br />

vom er sten bis zum vier ten Pakt<br />

zum Nachteil der arbeitenden Be -<br />

völkerung beschlossen.<br />

In den zwei größ ten Be trie ben <strong>in</strong><br />

Frei stadt, der Fir ma Mossböck (Sä -<br />

gewerk und Holzverarbeitung) und<br />

der Firma Haberkorn (Textilbetrieb)<br />

mit je 100 bis 120 Be schäf tig ten<br />

gab es gewählte Betriebsräte. Die<br />

Radioberichte waren verwirrend. In<br />

den Vormittagsstunden <strong>des</strong> ersten<br />

Streiktages versuchten die Betriebsräte<br />

mit der Arbeiterkammer <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />

Kontakt aufzunehmen, es konnte<br />

jedoch trotz e<strong>in</strong>iger Versuche ke<strong>in</strong>e<br />

Verb<strong>in</strong>dung hergestellt werden.<br />

In beiden Betrieben wurde kaum<br />

ge ar bei tet, es war un ter den Ar bei -<br />

tern die Be reit schaft, sich dem<br />

Streik anzuschließen, vorhanden.<br />

Nach vergeblichen Versuchen mit<br />

der Arbeiterkammer Kontakt aufzu -<br />

nehmen, wurde e<strong>in</strong> Auto organisiert<br />

um nach L<strong>in</strong>z zu fah ren. Zwei Be -<br />

triebsräte der Firma Mossböck und<br />

zwei von der Fir ma Ha ber korn<br />

mach ten sich auf, noch am Vor mit -<br />

tag nach L<strong>in</strong>z zu kom men. Das<br />

Durchkommen zur Arbeiterkammer<br />

war nur zu Fuß mög lich, die Stra ßen<br />

um die Kam mer wa ren von De mon -<br />

stranten verstopft.<br />

Mit Mühe konn ten wir das Ge -<br />

bäude betreten, jedoch die Herren<br />

Se kre tä re, wel che bei den Haupt -<br />

versammlungen der letzten Be -<br />

triebs rats wahl noch gro ße Töne von<br />

sich gaben, haben es vorgezogen,<br />

h<strong>in</strong>ter verschlossenen Türen mög -<br />

lichst ke<strong>in</strong>e Informationen von sich<br />

zu geben. Unsere Bemühungen wa -<br />

ren so mit ge schei tert, wir fühl ten<br />

uns von unseren Fachgewerk -<br />

schaftsvertretern im Stich gelassen.<br />

Die näch sten Tage ha ben uns<br />

ge zeigt, daß die Arbeitervertreter <strong>in</strong><br />

Wien mit den Un ter neh mern so fest<br />

auf ei nem Ast sa ßen, daß bei de<br />

herunterfallen, wenn man diesen<br />

durchschneidet. Jedoch e<strong>in</strong>es haben<br />

beide begriffen, nämlich daß man<br />

ei nen fünf ten Lohn- und Preis pakt<br />

<strong>in</strong> die ser Art nicht mehr ris kie ren<br />

konnte.<br />

Protestierende Arbeiter im L<strong>in</strong>zer Volksgarten<br />

Josef Ahorner


Sei te 12 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />

Otto Treml über den Ok to ber streik <strong>1950</strong> <strong>in</strong> Steyr<br />

Geme<strong>in</strong>sam gegen die Belastungen<br />

Ich war zur Zeit <strong>des</strong> Ok to ber -<br />

streiks <strong>in</strong> den Steyr-Werken be -<br />

schäf tigt, wo ich auch <strong>in</strong> den Ta gen<br />

<strong>des</strong> Ausstan<strong>des</strong> die Streikposten<br />

lei te te. Erst mals wur de ich im Jah re<br />

1948 als KPÖ-Funktionär ge maß re -<br />

gelt, fiel zwar nicht un mit tel bar der<br />

ersten großen „Säuberungswelle“<br />

nach dem gro ßen Streik zum Op fer,<br />

war aber dann un ter den 400 Kom -<br />

munisten, fortschrittlichen Arbeitern<br />

und „Ver däch ti gen“, die noch<br />

1952 und 1953 von der da ma li gen<br />

reaktionären Werksdirektion mit<br />

Zustimmung führender SP-Funktio -<br />

näre auf die Stra ße ge setzt wur den.<br />

Als Arbeiterfunktionär habe ich alle<br />

Phasen <strong>des</strong> <strong>Oktoberstreiks</strong> <strong>1950</strong><br />

miterlebt.<br />

Der Ok to ber streik kam für die<br />

Steyrer Arbeiter und Angestellten<br />

nicht von un ge fähr. Der rie si gen<br />

Protestbewegung gegen den 4.<br />

Lohn- Preis pakt, die im 10 Tage<br />

lan gen Streik der ge sam ten Be leg -<br />

schaft der Steyr-Werke ei nen ih rer<br />

Höhepunkte fand, waren ja schon<br />

Protestkundgebungen gegen den<br />

zwei ten, wie auch den drit ten<br />

Lohn-Preis-Pakt vorausgegangen.<br />

Mit dem vier ten Lohn-Preis-Pakt,<br />

der erneut schwere Belastungen für<br />

uns Arbeiter und Angestellte br<strong>in</strong> -<br />

gen soll te, war eben das Maß voll.<br />

Als schon da mals, im Mai 1949<br />

wie der von der Re gie rung, zu sam -<br />

men mit der ÖGB-Führung h<strong>in</strong> ter<br />

ver schlos se nen Tü ren wie der e<strong>in</strong><br />

Lohn-Preis-Pakt ausgehandelt wur -<br />

de, es war der drit te, folgten <strong>in</strong><br />

Steyr etwa 5.000 Ar bei ter und An -<br />

gestellte aller Parteirichtungen dem<br />

Aufruf der Kommunisten zu e<strong>in</strong>er<br />

Protestkundgebung.<br />

Sah doch dieser neuerliche Pakt<br />

Tariferhöhungen und höhere Preise<br />

für e<strong>in</strong>e gro ße Zahl land wirt schaft li -<br />

cher Pro duk te vor. Es kam ja auch<br />

<strong>in</strong> vielen Großbetrieben der Steiermark,<br />

Niederösterreichs und Salz -<br />

burgs zu Betriebsversammlungen<br />

und vor dem Wie ner Rat haus zu ei -<br />

ner großen Protestkundgebung, an<br />

der mehr als 100.000 Ar bei ter und<br />

Angestellte teilnahmen.<br />

Als dann der Pakt im Par la ment<br />

von der SPÖ, ÖVP und dem VdU ge -<br />

gen die Stim men der Kom mu ni sten<br />

angenommen wurde, zeigte sich<br />

sehr bald, daß die Le bens ko sten<br />

beträchtlich stiegen und damit das<br />

Reale<strong>in</strong>kommen absank.<br />

Warnstreik <strong>in</strong> der Voest<br />

Als im dar auf fol gen den Jahr<br />

schon wie der e<strong>in</strong> Lohn-Preis-Pakt<br />

ausgehandelt wurde, der e<strong>in</strong>e Ver -<br />

teuerung fast alter Grundnahrungsmittel<br />

vorsah, war doch abzusehen,<br />

wie die Arbeiter und Angestellten<br />

rea gie ren wür den. Am 26. Sep tem -<br />

ber <strong>1950</strong> soll te die ser Pakt dem Mi -<br />

nisterrat vorgelegt werden. Schon<br />

am Tag zu vor kam es <strong>in</strong> der Vo est<br />

<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z zu ei nem Warn streik. Man<br />

hat <strong>in</strong> der Fol ge zeit im mer wie der<br />

versucht, den Oktoberstreik als<br />

Werk der Kom mu ni sten und als<br />

Putsch ver such h<strong>in</strong> zu stel len und wie<br />

man sieht, ver sucht man das auch<br />

heu te noch von Zeit zu Zeit.<br />

Nun gab es da mals <strong>in</strong> der Vo est<br />

<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z ei nen Be triebs rat aus 14<br />

VdUlern, 12 von der SPÖ und nur 2<br />

Kom mu ni sten. Wenn es also hier<br />

zum er sten Warn streik kam, dann<br />

kön nen wohl kaum nur die Kom mu -<br />

nisten dah<strong>in</strong>ter gesteckt haben.<br />

Der damalige kommunistische<br />

Nationalratsabgeordnete Franz<br />

Hon ner hat be kannt lich gleich nach<br />

dem Streik Bun <strong>des</strong> kanz ler Figl, In -<br />

nenm<strong>in</strong>ister Helmer und ÖGB-Präsi -<br />

dent Böhm mit ih rem Ge re de vom<br />

Putsch der Lüge ge zie hen und hat<br />

sie aufgefordert, sie mögen doch<br />

auch nur e<strong>in</strong>en Wahrheitsbeweis er -<br />

br<strong>in</strong> gen. Sie blie ben je den Be weis<br />

schuldig.<br />

Den noch kommt man im mer<br />

wie der mit der Put schlü ge, wenn es<br />

gegen die Kommunisten geht. Je -<br />

der, der <strong>in</strong> Steyr beim Ok to ber streik<br />

da bei war, weiß, daß es e<strong>in</strong>e gro ße<br />

ge me<strong>in</strong> sa me Ak tion war, die von al -<br />

len Arbeitern und Angestellten be -<br />

schlos sen wor den war. Wie groß,<br />

das konn ten auch wir Kom mu ni sten<br />

zu Be g<strong>in</strong>n gar nicht ab schät zen.<br />

Nach dem es am 25. Sep tem ber<br />

<strong>1950</strong>, wie <strong>in</strong> der Vo est, auch <strong>in</strong> an -<br />

deren Betrieben zu Empörung über<br />

den Pakt und zu spon ta nen Ar beits -<br />

niederlegungen gekommen war,<br />

g<strong>in</strong> gen am näch sten Tag die kom -<br />

munistischen Betriebsräte zu den<br />

SPÖ-Kollegen, um über Maß nah men<br />

<strong>in</strong> unserem Betrieb zu verhandeln.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs hatten zu diesem Zeit -<br />

punkt die Schicht ar bei ter im H-Bau<br />

- Rahmenbau die Ar beit erst gar<br />

nicht auf ge nom men und so zo gen<br />

nun an der Spit ze Kom mu ni sten<br />

und SPÖ-Funktionäre durch die Ab -<br />

teilungen und forderten die Kolle -<br />

g<strong>in</strong> nen und Kol le gen auf, mit zum<br />

Betriebsratsgebäude zu ziehen.<br />

Dort versammelten sich immer<br />

mehr, bis der Be triebs rat (14 SPÖ, 8<br />

KPÖ, 1 VdU) ei nen Warn streik und<br />

e<strong>in</strong>e Protestdemonstration zur Be -<br />

zirkshauptmannschaft auf dem<br />

Steyrer Stadtplatz beschloß.<br />

Der Beschluß wur de den über<br />

6.000 versammelten Arbeitern und<br />

Angestellten vom damaligen SPÖ-<br />

Betriebsratsobmann Jungwirth<br />

übermittelt.<br />

16.000 am Stadtplatz<br />

Auf dem Weg vom Haupt werk<br />

zum Stadtplatz g<strong>in</strong>gen sozialistische<br />

und kommunistische Betriebsrä<br />

te an der Spit ze der Demo, dar -<br />

unter SP-Betriebsratsobmann Karl<br />

Jungwirth und KP-Betriebsratsobmann<br />

vom Wälz la ger werk Franz<br />

Hof mann, ge me<strong>in</strong> sam an der Spit ze<br />

<strong>des</strong> Zu ges, mit ih nen auch der<br />

ÖGB-Bezirkssekretär Michael Sieberer<br />

zu sam men mit dem kom mu ni -<br />

stischen Metallarbeitersekretär August<br />

Mo ser. Auch der SP-Land tags -<br />

abgeordnete Jo sef Pöschl g<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

der er sten Rei he <strong>des</strong> Pro test mar -<br />

sches.<br />

Als wir am Stadt platz an ka men,<br />

war die ser schon vol ler Men schen.<br />

SP-Betriebsratsobmann Karl Jung -<br />

wirth hatte das Sirenensignal zur<br />

Arbeitsniederlegung geben lassen,<br />

und so war ne ben der Stey rer Be -<br />

völkerung auch die Belegschaften<br />

aus 50 Ke<strong>in</strong>- und Mit tel be trie ben<br />

aus Steyr und Um ge bung ge kom -<br />

men. Be zirks haupt mann Dr. Mar kus<br />

Grab ner (ÖVP) ver sprach den ver -<br />

sam mel ten rund 16.000 Men schen,<br />

er würde unverzüglich deren Protest<br />

an die Bun<strong>des</strong>regierung weiterlei -<br />

ten.<br />

Nach Schluß der Pro test kund ge -<br />

bung bei der Red ner al ter Frak tio -<br />

nen spra chen, g<strong>in</strong> gen die Ar bei te -<br />

r<strong>in</strong>nen widerwillig wieder <strong>in</strong> die Be -<br />

triebe zurück.<br />

Zu Mittag <strong>des</strong>selben Tages wurde<br />

über den Rund funk der In halt <strong>des</strong><br />

Lohn-Preis-Paktes be kannt ge ge -<br />

ben: Un ter an de rem wur de Brot von<br />

S 1,90 auf S 2,40 ver teu ert, die<br />

Sem mel von 17 auf 27 Gro schen,<br />

Mehl von S 1,82 auf S 2,98 und der<br />

Strom preis um 42 Pro zent. Als so -<br />

genannte Abgeltung all dieser gra -<br />

vierenden Teuerungen sollten wir<br />

e<strong>in</strong>e Lohn er hö hung von 10 Pro zent<br />

bekommen.<br />

Am näch sten Tag wur de <strong>in</strong> ei ner<br />

Vollversammlung von der gesamten<br />

Belegschaft e<strong>in</strong>stimmig der Streik<br />

beschlossen. Der ÖGB-Präsident<br />

wurde aufgefordert, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Voll -<br />

versammlung se<strong>in</strong>e Politik zu recht -<br />

fertigen. E<strong>in</strong>e Delegation der Steyr-<br />

Wer ke wur de von ihm je doch gar<br />

nicht empfangen.<br />

Betriebsrätekonferenz <strong>in</strong> Wien<br />

Am 30. Sep tem ber nah men dann<br />

13 Arbeiterfunktionäre aller politi -<br />

schen Rich tun gen an der gro ßen<br />

gesamtösterreichischen Betriebsrätekonferenz<br />

<strong>in</strong> Wien-Floridsdorf<br />

teil. Dort wur de be schlos sen, die<br />

Streiks bis zu ei ner Stel lung nah me<br />

der Bun<strong>des</strong>regierung zu unterbrechen,<br />

und wenn die se nicht er folg -<br />

te, am 4. Ok to ber wie der <strong>in</strong> den<br />

Aus stand zu tre ten.


Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 13<br />

Das gab al ler d<strong>in</strong>gs der Bun <strong>des</strong> re -<br />

gie rung und der Exe ku ti ve die Mög -<br />

lichkeit, massiv die Arbeiterschaft<br />

e<strong>in</strong>zuschüchtern; Verhaftungen und<br />

Entlassungen wurden angedroht.<br />

Auch die SPÖ-Spitze übte Druck auf<br />

ihre Be triebs rä te aus. So rie fen dann<br />

auch schon die Spitzenfunktionäre<br />

der SPÖ <strong>in</strong> Steyr zum Streik bruch<br />

auf. Aber <strong>in</strong> Steyr wur de wei ter ge -<br />

streikt.<br />

In e<strong>in</strong>er Vollversammlung am 2.<br />

Ok to ber <strong>1950</strong> wur de trotz der E<strong>in</strong> -<br />

schüchterungsversuche der Werks -<br />

di rek tion und der Spre cher der<br />

SPÖ-Fraktion <strong>in</strong> ei ner Ab stim mung<br />

von der Mehr heit der Be leg schaft<br />

für den Streik ent schie den. 3.893<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen sprachen<br />

sich für den Streik, 1.705 spra chen<br />

sich ge gen den Streik aus.<br />

Provokationen verh<strong>in</strong>dert<br />

Am 4. Ok to ber, nach dem das Ul -<br />

ti ma tum an die Bun <strong>des</strong> re gie rung<br />

ergebnislos abgelaufen war, de -<br />

monstrierten wir erneut geschlos -<br />

sen auf dem Haupt platz <strong>in</strong> Steyr. Da<br />

war schon e<strong>in</strong> star ker Ord nungs -<br />

dienst not wen dig, um mög li che<br />

Pro vo ka tio nen aus zu schlie ßen,<br />

denn am Vor tag hat te der In nen mi -<br />

ni ster Hel mer <strong>in</strong> der Nähe von Steyr<br />

Gen dar me rie e<strong>in</strong> hei ten zu sam men -<br />

ge zo gen.<br />

Im Anschluß an die Kund ge bung<br />

wur de im gan zen Stadt ge biet e<strong>in</strong><br />

Flug blatt von der SPÖ und der<br />

Werksdirektion verteilt, <strong>in</strong> dem je -<br />

den die Entlassung angedroht wur -<br />

de, der am näch sten Tag nicht die<br />

Arbeit wieder aufnehme.<br />

Der Antrag der Kommunisten,<br />

den Streik am näch sten Mor gen or -<br />

ganisiert und e<strong>in</strong>heitlich mit e<strong>in</strong>er<br />

Vollversammlung zu beenden, wur -<br />

de von den SPÖ-Funktionären ab -<br />

gelehnt. Sie versprachen allerd<strong>in</strong>gs<br />

bei die ser Ge le gen heit, daß nie -<br />

mand, der maß geb lich am Streik<br />

be tei ligt ge we sen ist, ge maß re gelt<br />

würde.<br />

Noch am sel ben Abend wur de<br />

das Werk von Gendarmeriee<strong>in</strong>heiten<br />

mit Stahlhelm und Karab<strong>in</strong>er be -<br />

setzt. Die Strei klei tung hat te uns<br />

aufgefordert, die Streikpostenfüh -<br />

rung auf zu ge ben und das Werk zu<br />

verlassen, bevor wir verhaftet wür -<br />

den.<br />

Die Put schlü ge, die schon wäh -<br />

rend <strong>des</strong> Streiks lan ciert wor den<br />

war, um die Ar bei ter schaft auf zu -<br />

spal ten und die strei ken den SPler<br />

zur Rä son zu br<strong>in</strong> gen, muß te nach -<br />

her vor al lem für die zahl rei chen<br />

Maßregelungen herhalten. 150<br />

KommunistInnen, Betriebsräte, fortschrittliche<br />

Arbeiter und gewählte<br />

Vertrauensmänner wurden sogleich<br />

gekündigt, mit der Ausrichtung,<br />

daß sie <strong>in</strong> Steyr und Um ge bung kei -<br />

ne Ar beit mehr be kom men soll ten.<br />

Den noch, wie all ge me<strong>in</strong> den Äl -<br />

te ren be kannt ist, ge lang es uns<br />

Kommunisten, bei den darauf folgenden<br />

Betriebsratswahlen im Jahre<br />

1951 mit 2.085 Stim men die höch -<br />

ste Stimmenanzahl zu erreichen,<br />

die wir je hat ten und mit 8 Man da -<br />

ten wieder <strong>in</strong> den Arbeiterbetriebs -<br />

rat e<strong>in</strong>zuziehen.<br />

Die SPÖ-Führer im Steyr-Werk <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit Zentraldirektor<br />

Walter Glöckel schaff ten es al ler -<br />

d<strong>in</strong>gs dann, daß sich bis 1953 die<br />

Zahl der Ge maß re gel ten, Kommuni -<br />

st<strong>in</strong>nen, fortschrittlichen Angestell -<br />

ten und ArbeiterInnen sowie „Ver -<br />

däch ti ge“ auf mehr als 400 er höh te.<br />

Otto Treml<br />

Streiktage<br />

Montag, 25. September: Extra-Ausgabe<br />

der „Neu en Zeit“.<br />

Erste Betriebsversammlungen<br />

gegen LPA. Betriebsratssitzung,<br />

Vertrauensmännervollversammlung,<br />

Betriebsversammlung und Warnstreik<br />

<strong>in</strong> der Vo est. Warn streik im<br />

ÖBB-Heizhaus L<strong>in</strong>z. Voll ver samm -<br />

lung der ÖBB-Werkstättenexekutive.<br />

R<strong>in</strong>g brot und Spa ten brot be schlie -<br />

ßen Warnstreiks. Betriebsaktivisten -<br />

ver samm lung der KPÖ <strong>in</strong> Steyr.<br />

Diens tag, 26. Sep tem ber: LPA<br />

wird dem M<strong>in</strong>isterrat vorgelegt.<br />

Streik be g<strong>in</strong>n <strong>in</strong> den<br />

Steyr-Werken. Protestkundgebung<br />

mit 16.000 TeilnehmerInnen am<br />

Stadtplatz Steyr. Anschließend Be -<br />

triebsrätekonferenz im Kas<strong>in</strong>o.<br />

Vertrauensmännervollversammlung<br />

der Vo est faßt Streik be schluß. Dem<br />

Marsch von 10.000 Ar bei tern der<br />

Vo est auf den Haupt platz schlie ßen<br />

sich ÖBB-Heizhaus, ÖBB-Haupt -<br />

werkstätte, ÖBB- Elektrobetriebe,<br />

Stickstoffwerke, Gaswerk, Magistrat,<br />

EBG, Bukowansky und andere Be -<br />

triebe an. Protestkundgebung mit<br />

20.000 Teil neh me rIn nen auf dem<br />

L<strong>in</strong>zer Hauptplatz. Stürmung <strong>des</strong><br />

Rathauses wird verh<strong>in</strong>dert. Protest -<br />

de le ga tion von Ver tre tern aus sechs<br />

Betrieben bei der Lan<strong>des</strong>regierung.<br />

Vollversammlung der ESG be -<br />

schließt Streik.<br />

Angesagte Protestversammlung <strong>in</strong><br />

Len z<strong>in</strong>g wird von der<br />

SPÖ-Betriebsratsmehrheit wie der<br />

abgesagt und Streiks abgelehnt.<br />

Beschluß für Pro test marsch nach<br />

Vöcklabruck. Protestdemonstration<br />

von 2.000 Be schäf tig ten der Stick -<br />

stoffwerke zum L<strong>in</strong>zer Hauptplatz.<br />

Mittwoch, 27. September: Be -<br />

triebsratssitzung der Voest<br />

wählt Streikkomitee und De -<br />

le ga tion zum ÖGB nach Wien. Be -<br />

triebsversammlung der Steyr-Werke<br />

beschließt e<strong>in</strong>stimmig Streik und<br />

wählt e<strong>in</strong>e Strei klei tung.<br />

Rund 16.000 Men schen bei der Kund ge bung am Stey rer Stadt platz<br />

Protestdemonstration von Arbeitern<br />

der ÖSW und EBG zur Ar bei ter kam -<br />

mer. Rund 2.000 strei ken de Ar bei -<br />

ter der Voest, Stickstoffwerke und<br />

anderer besetzen die Arbeiterkam -<br />

mer. Sit zung der ÖGB-Lan <strong>des</strong> exe -<br />

kutive wird von Delegationen der<br />

Schiffswerft, Nett<strong>in</strong>gsdorfer und<br />

Voest unterbrochen.<br />

Lan<strong>des</strong>exekutive wird kurzfristig für<br />

abgesetzt erklärt. VdUler dro hen<br />

AK-Präsident Kandl aus dem Fen -<br />

ster zu stür zen. Kon fe renz von Be -<br />

triebsräten <strong>in</strong> der Arbeiterkammer.<br />

Bewaffnete Gendarmerie umstellt<br />

die Arbeiterkammer. Bildung e<strong>in</strong>es<br />

provisorischen Lan<strong>des</strong>streikkomi -<br />

tees.


Sei te 14 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />

Der Oktoberstreik <strong>in</strong> Lenz<strong>in</strong>g<br />

Protestmarsch nach Vöcklabruck<br />

Die bis heu te größ te Ak tion der<br />

österreichischen Arbeiterbewegung<br />

gegen die sozialpartnerschaftliche<br />

Po li tik der Re gie rung fand im Ok to -<br />

ber <strong>1950</strong> statt. Die von L<strong>in</strong>z und<br />

Steyr aus auf ganz Öster reich über -<br />

greifenden Streikaktivitäten gegen<br />

das 4. Lohn- und Preis ab kom men<br />

zeig ten auch ihre Aus wir kun gen im<br />

Bezirk Vöcklabruck.<br />

Ausgangspunkt Lenz<strong>in</strong>g<br />

Die Len z<strong>in</strong> ger Fa brik war schon<br />

da mals e<strong>in</strong>e Hoch burg der SPÖ,<br />

vom Betriebsrat bis zum Generaldi -<br />

rektor. Die sozialistischen Funktionä<br />

re setz ten, als auch hier die Ar -<br />

beiterschaft wegen der Preistreiber -<br />

politik der Regierung unruhig wur -<br />

de, für 26. Sep tem ber <strong>1950</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Großversammlung an.<br />

Als aber die Be rich te vom fast lü -<br />

ckenlosen Streik <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z e<strong>in</strong> tra fen,<br />

und als es klar wur de, daß sich die<br />

Lenz<strong>in</strong>ger Arbeiter anschließen<br />

wollten, wurde die Versammlung<br />

wie der ab ge sagt. Auch <strong>in</strong> ei ner Be -<br />

triebsratssitzung lehnten die<br />

SP-Mandatare Streikaktivitäten ihrer<br />

Be leg schaft ab. Kurz nach die ser<br />

Sit zung gab es e<strong>in</strong>e Zu sam men -<br />

kunft im Spei se saal der Be triebs -<br />

kant<strong>in</strong>e, <strong>in</strong> der die Arbeiterschaft<br />

be reits hef tig über die Vor fäl le dis -<br />

kutierte.<br />

Franz Mittendorfer, der zu je ner<br />

Zeit <strong>in</strong> Len z<strong>in</strong>g im Wag gon bau be -<br />

schäftigt und kommunistischer Be -<br />

triebsrat war, er<strong>in</strong>nert sich, daß<br />

man um 11 Uhr die ses Ta ges <strong>in</strong> der<br />

Kant<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>ig wurde, e<strong>in</strong>en geeig -<br />

ne ten Schritt zu set zen. Ne ben den<br />

sozialistischen Mandataren waren<br />

auch die Funk tio nä re <strong>des</strong> ÖAAB da -<br />

mit e<strong>in</strong>verstanden, daß die zwei te<br />

Schicht gar nicht mehr an ge fah ren<br />

werden soll.<br />

Schließlich setzte e<strong>in</strong>e sozialisti -<br />

sche Vertrauensmännerkonferenz<br />

beider Betriebe, der Zellwolle und<br />

der Zellulose- und Papierfabrik mit<br />

da mals zu sam men etwa 3.000 Be -<br />

schäftigten, e<strong>in</strong>en Protestmarsch<br />

nach Vöck la bruck an. Am fol gen den<br />

Tag, dem 27. Sep tem ber <strong>1950</strong>,<br />

marschierte die Lenz<strong>in</strong>ger Arbeiter -<br />

schaft Richtung Bezirkshauptstadt.<br />

Auf dem etwa fünf Ki lo me ter lan gen<br />

Marsch schlos sen sich die Ar bei ter<br />

an de rer Be trie be an, die von der<br />

Aktion verständigt worden waren.<br />

Dazu ka men die Timelkamer,<br />

e<strong>in</strong>e Abordnung der Eisenbahner<br />

aus Attnang-Puchheim un ter der<br />

Lei tung von Karl Sulz ber ger, Ar bei -<br />

ter aus Kau f<strong>in</strong>g und Johannisthal<br />

sowie aus dem Kohlenrevier. Treff -<br />

punkt war der Gra ben <strong>in</strong> Vöck la -<br />

bruck. Franz Mittendorfer: „Wir s<strong>in</strong>d<br />

den Gra ben h<strong>in</strong> un ter- und von un -<br />

ten heraufmarschiert zur BH. Wie<br />

wir da von un ten here<strong>in</strong>marschieren<br />

beim Tor (Rich tung Stadt platz,<br />

C.H.), steht der Ja ku betz da, der Be -<br />

zirks ob mann der SP und sagt:<br />

‘Seid´s narrisch, könnt´s doch<br />

nicht mar schie ren, könnt´s doch<br />

nicht...’.<br />

Für sozialistische Funktionäre<br />

war es frei lich e<strong>in</strong>e heik le Sa che,<br />

geme<strong>in</strong>sam mit Kommunisten ge -<br />

gen et was zu pro te stie ren, das von<br />

ihren eigenen Genossen auf höch -<br />

ster Ebene, <strong>in</strong> Gewerkschaftsbund<br />

und Re gie rung, mit den Un ter neh -<br />

mern ausgehandelt und beschlossen<br />

wor den war. Auf der un te ren<br />

Ebe ne frei lich, <strong>in</strong> den Be trie ben, war<br />

man sich weit ge hend <strong>in</strong> der Ab leh -<br />

nung dieser gegen Arbeiter<strong>in</strong>teressen<br />

gerichteten Lohnpolitik e<strong>in</strong>ig.<br />

Jo sef Mair weiß noch, daß da mals<br />

man cher orts „noch e<strong>in</strong> gu tes Kli ma<br />

zwi schen So zial de mo kra ten und<br />

Kom mu ni sten“ war. Dem ent spre -<br />

chend war es auch nicht be son ders<br />

verwunderlich, daß der For de rung<br />

der beschwichtigenden Mitglieder<br />

der SP-Bezirksleitung mit Ja ku betz<br />

an der Spit ze beim E<strong>in</strong> marsch <strong>in</strong><br />

den Stadt platz von ih ren ei ge nen<br />

Genossen nicht nachgekommen<br />

wur de. - „Die ha ben’s sel ber weg -<br />

ge jagt. Das war ja das köst lich ste,<br />

wir ha ben ja alle mit ge tan...“<br />

Sammlung <strong>in</strong> Vöcklabruck<br />

Es muß e<strong>in</strong> e<strong>in</strong> drucks vol les Bild<br />

ge we sen se<strong>in</strong>, als sich der Protest -<br />

zug <strong>in</strong> sie ben bis acht Per so nen<br />

zählenden breiten Reihen auf den<br />

Stadt platz zu be weg te. An der Spit -<br />

ze marschierten Sozialisten und<br />

Kommunisten geme<strong>in</strong>sam. Mitten -<br />

dorfer ver steht die Auf re gung der<br />

Abwiegler auch heu te nicht, wenn<br />

er be ru higt: „Wir wa ren eh nur zwei<br />

Kommunisten vorne“. Auch die<br />

Gendarmerie war <strong>in</strong> Vöcklabruck<br />

zusammengezogen worden, hielt<br />

sich aber zu rück.<br />

Ziel der De mon stra tion war die<br />

Bezirkshauptmannschaft, die sich<br />

dort be fand, wo heu te das Stadt -<br />

saalgebäude steht. Der Bezirkshauptmann<br />

war offensichtlich nicht<br />

erreichbar, se<strong>in</strong> Stellvertreter mußte<br />

sich den Demonstranten stellen und<br />

soll te mit ih nen über Maß nah men<br />

gegen die Preistreiber verhandeln.<br />

Ohne Ergebnis.<br />

Nach ihm eröffnete der Lenz<strong>in</strong>ger<br />

SP-Betriebsratsobmann die „rich ti -<br />

ge“ Kund ge bung. Aber erst, als dem<br />

Kommunisten Alfred Ruschitzka als<br />

Gewerkschafter das Wort erteilt<br />

wurde, schien das Wesentliche am<br />

ganzen Problem angesprochen zu<br />

wer den. - „Das ist sei ne Rede ge -<br />

we sen, durch die er be rühmt ge -<br />

wor den ist!“, er zählt Franz Mitten -<br />

dorfer.<br />

Ruschitzka war Attnanger, gebo -<br />

ren 1918, und als Sport ler <strong>in</strong> der<br />

Ersten Republik Mitglied <strong>des</strong> ATSV.<br />

Er be such te <strong>in</strong> Wels das Gym na si -<br />

um, war vor 1938 e<strong>in</strong> „Schwar zer“<br />

und nach 1938 „nichts“. Ent schei -<br />

dend zu se<strong>in</strong>er ideologischen Ent -<br />

wicklung trug offenbar se<strong>in</strong>e Gefan -<br />

gen schaft <strong>in</strong> der So wjet union bei, <strong>in</strong><br />

der er die Antifaschisten- Schule<br />

be such te. Ru schitz ka kam <strong>1950</strong> <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Heimat zurück, begann <strong>in</strong><br />

die sem Jahr <strong>in</strong> Len z<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Vis -<br />

kose-Abteilung zu arbeiten und<br />

wurde sofort auch gewerkschaftlich<br />

ak tiv.<br />

Die Stim mung un ter den etwa<br />

3000 Ver sam mel ten, die mehr als<br />

den hal ben Stadt platz füll ten, muß<br />

sehr gut ge we sen se<strong>in</strong>. Die Gen dar -<br />

me rie hat te kei nen Grund zum E<strong>in</strong> -<br />

grei fen: „Wir ha ben Ord ner ge habt“,<br />

erzählt Franz Mittendorfer, „da wa -<br />

ren so gar von uns auch wel che da -<br />

bei. Das ist al les am Stadt platz so<br />

diszipl<strong>in</strong>iert abgelaufen, ke<strong>in</strong> Ge -<br />

schrei, nichts, gar nichts!“ Am Ende<br />

sei ner Rede schlug Ru schitz ka vor<br />

zu strei ken, wenn der Lohn-<br />

Preis-Pakt nicht zurückgenommen<br />

wird. Die Versammelten waren e<strong>in</strong> -<br />

verstanden, und die Kundgebung<br />

lö ste sich <strong>in</strong> Ruhe auf.<br />

Am näch sten Tag wur de <strong>in</strong> Len -<br />

z<strong>in</strong>g vom Betriebsratsobmann den<br />

Betriebsräten e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung zur<br />

Gesamtbetriebsrätekonferenz am<br />

30. Sep tem ber <strong>in</strong> Wien-Floridsdorf<br />

übergeben. Franz Mittendorfer und<br />

Al fred Ru schitz ka ent schlos sen sich<br />

ge me<strong>in</strong> sam mit zwei so zia li sti schen<br />

Kol le gen zur Teil nah me.<br />

List und Härte<br />

In der Floridsdorfer Lokomotivfa -<br />

brik be schlos sen 2.417 ge wähl te<br />

Ver tre ter aus ganz Öster reich, die<br />

Regierung aufzufordern, entweder<br />

die Preiserhöhung zurückzunehmen<br />

oder die vorgesehen Erhöhung der<br />

Löhne. Gehälter usw. zu verdoppeln<br />

sowie ke<strong>in</strong>e weiteren Preiserhöhungen<br />

oder Schill<strong>in</strong>gabwertungen<br />

durchzuführen. Folgenschwer war<br />

der Beschluß, die Pro test- und vor<br />

allem die Streikaktivitäten kurzfri -<br />

stig zu un ter bre chen, denn da durch<br />

wur de, wie sich der ehe ma li ge Lan -<br />

<strong>des</strong> se kre tär der KPÖ, Pe ter Kam -<br />

merstätter, er<strong>in</strong>nert, „dem Gegner<br />

die Möglichkeit gegeben, se<strong>in</strong>e<br />

Leu te <strong>in</strong> die Hand zu be kom men“.<br />

Und tat säch lich, als die Len z<strong>in</strong> ger<br />

Ab ord nung wie der zu rück kam – da<br />

muß <strong>in</strong> der Zwi schen zeit schon die<br />

Lan <strong>des</strong> lei tung der SPÖ die gan zen<br />

Be triebs rä te <strong>in</strong> der WTK und bei uns<br />

ver stän digt ha ben" -, hieß es, die


Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 15<br />

Wiener Abmachung gelte nicht, und<br />

der Lohn-Preis-Pakt wer de an ge -<br />

nommen. Franz Mittendorfer und<br />

Alfred Ruschitzka wurden ausgesperrt:<br />

„Wir kom men heim und dür -<br />

fen nicht mehr <strong>in</strong> den Be trieb h<strong>in</strong> -<br />

e<strong>in</strong>: der Ru schitz ka Fredl, ich, die<br />

VdUler auch, weil sie auch da für<br />

wa ren, für al les. Die ha ben sie auch<br />

ent las sen, aber wie der e<strong>in</strong> paar ge -<br />

nommen.“<br />

Mittendorfer konn te ei nen Mo nat<br />

spä ter als Leh rer zu ar bei ten be g<strong>in</strong> -<br />

nen. Ru schitz ka, der trotz Lohn fort -<br />

zahlung ausgesperrt blieb und<br />

1951 gekündigt wurde, strengte ei -<br />

nen Ge richts pro zeß an, der zwar<br />

erst nach Jah ren - <strong>in</strong> sei nem S<strong>in</strong> ne<br />

aber er folg reich - been det wur de.<br />

Da er eben so be reits e<strong>in</strong> an de re An -<br />

stellung gefunden hatte, g<strong>in</strong>g er<br />

nicht mehr nach Len z<strong>in</strong>g zu rück.<br />

Auch im Kohlenrevier wurde die<br />

Durchführung e<strong>in</strong>es Streiks h<strong>in</strong>tertrieben.<br />

In Gschwendt hat te man<br />

kei nen Er folg. Hier wur de un ter der<br />

Führung <strong>des</strong> kommunistischen Be -<br />

triebsratsobmannes Josef Zöbl im<br />

gan zen Be trieb, der da mals etwa<br />

500 Leute beschäftigte, zehn Tage<br />

lang die Arbeit niedergelegt. In<br />

Kohl gru be hat te sich die Hal tung<br />

der SP-Betriebsräte be reits durch -<br />

ge setzt, und es kam le dig lich zu ei -<br />

ner großen Belegschaftsversammlung<br />

und zu „har ten Dis kus sio nen“<br />

zwischen Sozialisten und Kommu -<br />

ni sten, an de nen auch die<br />

Gschwendter teilnahmen.<br />

In Ampfl wang kam es eben falls<br />

nicht zu viel mehr als zu Be leg -<br />

schaftsversammlungen oder stunden<br />

wei sen Streiks. Jo sef Fammler<br />

er <strong>in</strong> nert sich noch an die Zer ris sen -<br />

heit der Aktionen im Kohlenrevier<br />

und ihre H<strong>in</strong>tergründe. Er arbeitete<br />

damals im Wald<strong>in</strong>gerstollen und<br />

weiß noch: „Die Ampflwanger ha ben<br />

uns ge sagt, bei ih nen ar bei ten<br />

schon wie der alle, die s<strong>in</strong>d alle e<strong>in</strong> -<br />

gefahren.“ Gel<strong>in</strong>gen konnte dies<br />

unter anderem <strong>des</strong>halb, weil ver -<br />

brei tet wur de, das sei e<strong>in</strong>e „kom -<br />

munistische Angelegenheit, tut da<br />

die F<strong>in</strong> gern weg“. - „Da ha ben sie´s<br />

richtig e<strong>in</strong>geschüchtert, das s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

paar SPler ge we sen.“<br />

Folgen<br />

Nach dem Oktoberstreik wurden<br />

un ter dem Vor wurf <strong>des</strong> Lan <strong>des</strong> ver -<br />

rats alle Pro test kräf te aus al len<br />

Machtpositionen <strong>des</strong> ÖGB ver -<br />

drängt. Der SPÖ ge lang es, sich die<br />

Vorherrschaft im Gewerkschafts -<br />

bund zu si chern. Die Groß par tei en<br />

SPÖ und ÖVP schlos sen sich im<br />

Rahmen der „Sozialpartnerschaft“<br />

noch en ger zu sam men, ei nig In ih -<br />

rer Ab leh nung der KPÖ. Nicht zu -<br />

letzt mit der ge zielt ver brei te ten<br />

Lüge vom kommunistischen<br />

Putsch ver such wur de die KPÖ <strong>in</strong> die<br />

Isolation gedrängt und verlor auch<br />

wichtige Positionen <strong>in</strong> den Betrie -<br />

ben, überall wurden Kommunisten<br />

ausgesperrt, alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Oberöster -<br />

reich <strong>in</strong>s ge samt fast tau send.<br />

So mit ent stand das gro ße Pro -<br />

blem, wie der e<strong>in</strong> mal die Un ter stüt -<br />

zung für die Ent las se nen und ihre<br />

Familien zu organisieren. Obwohl <strong>in</strong><br />

je ner Zeit etwa tau send Mit glie der<br />

für die KPÖ ge won nen wer den<br />

konn ten, ge lang es auf grund der<br />

mangelnden Erfahrungen der Neuen<br />

meist nicht, die <strong>in</strong> den Be trie ben<br />

verlorenen tausend angemessen zu<br />

ersetzen. Peter Kammerstätter: „Das<br />

ist ja e<strong>in</strong> lan ger Pro zeß, und dann<br />

be g<strong>in</strong>nt ja erst der Ter ror <strong>in</strong> den<br />

Be trie ben, wo sich kei ner zu rüh ren<br />

ge traut hat, das kommt ja noch<br />

dazu.’“<br />

Christian Hawle, Die KPÖ im Bezirk<br />

Vöcklabruck – E<strong>in</strong> historischer<br />

Überblick, 1989<br />

Streiktage<br />

Mittwoch, 27. September: Aufru<br />

fe von AK-Präsident Kandl<br />

und der SPÖ ge gen den Streik.<br />

Rundfunkaufruf der oö Lan<strong>des</strong>re -<br />

gie rung ge gen „wil de“ Streiks. Pro -<br />

test marsch von 3.000 Len -<br />

z<strong>in</strong>g-Arbeitern nach Vöck la bruck,<br />

Beschäftigte der OKA-Timelkam,<br />

ÖBB-Attnang, Sp<strong>in</strong>nerei Johannis -<br />

thal und der WTK schlie ßen sich an.<br />

Streikdrohung der Solvay. Betriebsversammlung<br />

<strong>in</strong> Ranshofen be -<br />

schließt abwartende Haltung. Strei -<br />

kende <strong>des</strong> Wirtschaftshofes beset -<br />

zen kurzfristig die Tabakfabrik.<br />

Streikende blockieren am L<strong>in</strong>zer<br />

Hauptbahnhof den Zugverkehr. In<br />

L<strong>in</strong>z wer den 3.000 be waff ne te Gen -<br />

darmen zusammengezogen.<br />

Donnerstag, 28. September:<br />

Steyr-Delegation nach Wien.<br />

Wiederaufnahme der Arbeit im<br />

Magistrat Steyr nach Intervention<br />

<strong>des</strong> Bürgermeisters. Rückkehr der<br />

Voest-Delegation aus Wien.<br />

Kon fe renz von oö Be triebs rä ten <strong>in</strong><br />

der Voest-Kant<strong>in</strong>e. Betriebsvollversamm<br />

lung der Vo est. Stür mung <strong>des</strong><br />

Sen ders Rot-Weiß-Rot wird ver h<strong>in</strong> -<br />

dert. Betriebsversammlung der ESG<br />

beschließt Streikunterbrechung.<br />

Wiederaufnahme der Arbeit <strong>in</strong> den<br />

ÖSW. Polizei sperrt Nibelungenbrü -<br />

cke und Post di rek tion. Streik <strong>in</strong> der<br />

Solo, KAG, OKA und Net t<strong>in</strong>gs dor fer.<br />

Franck-Belegschaft lehnt Be tei li -<br />

gung am Streik ab. Pro test streiks <strong>in</strong><br />

Betrieben <strong>in</strong> Traun. Werksverbot für<br />

Kommunisten <strong>in</strong> Lenz<strong>in</strong>g. Warnstreik<br />

<strong>in</strong> der WTK. Der „Freie Ar beit -<br />

nehmerverband“ <strong>des</strong> VdU-Abgeord -<br />

neten Hue mer stellt sich ge gen den<br />

Streik.<br />

Freitag, 29. September: Vertrau -<br />

ensmännervollversammlung der<br />

Voest lehnt Figl-Angebot ab<br />

und beschließt Fortsetzung <strong>des</strong><br />

Streiks so wie Wahl von Strei klei tun -<br />

gen <strong>in</strong> Abteilungen. E<strong>in</strong>zelne Ver -<br />

tre ter von SPÖ und VdU stel len Mit -<br />

arbeit im Streikkomitee e<strong>in</strong>.<br />

Betriebsversammlung <strong>in</strong> Ranshofen<br />

be schließt den Streik und Marsch<br />

auf den Brau nau er Stadt platz. Be -<br />

triebsversammlung <strong>in</strong> Steyr be -<br />

schließt Er geb nis der BR-Konferenz<br />

abzuwarten. Protestresolution <strong>des</strong><br />

Betriebsrates der Ennskraftwerke.<br />

Sams tag, 30. Sep tem ber:<br />

VAW-Ranshofen wird von<br />

B-Gendarmerie be setzt, 800 Ar -<br />

beiter marschieren zum BR-Büro.<br />

Gesamtösterreichische Betriebsrä -<br />

tekonferenz <strong>in</strong> Wien-Floridsdorf mit<br />

2.417 TeilnehmerInnen beschließt<br />

Fortsetzung <strong>des</strong> Streiks.


Sei te 16 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />

Als der Oktoberstreik nach Ranshofen kommen sollte<br />

„Machen Sie ke<strong>in</strong>e Umstände“<br />

Brau nau war weit vom Schuß.<br />

Vom 4. Lohn-Preis-Pakt und den<br />

Protesten, die <strong>des</strong>sen Ankündigung<br />

<strong>in</strong> der letzten Septemberwoche <strong>des</strong><br />

Jahres <strong>1950</strong> ausgelöst hatte, erfuh -<br />

ren die Men schen – wenn auch ver -<br />

fälscht – selbst <strong>in</strong> die ser da mals<br />

noch entlegenen Gegend.<br />

Gründe für tiefe Unzufriedenheit<br />

hatten die Arbeiter der Vere<strong>in</strong>igten<br />

Alum<strong>in</strong>iumwerke Ranshofen (VAW)<br />

nicht we ni ger als die <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z, von<br />

de nen die Streik be we gung aus ge -<br />

gan gen war. Ih nen g<strong>in</strong>g es um die<br />

Durchsetzung der eigenen Interes -<br />

sen und um die prak ti sche So li da ri -<br />

tät mit den kämp fen den Be leg -<br />

schaf ten <strong>in</strong> der Vo est und <strong>in</strong> den<br />

Steyr-Werken.<br />

Entgegen e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>helligen Be -<br />

schluß soll te aus der De mon stra tion<br />

nichts wer den — dies ver h<strong>in</strong> der ten<br />

Direktion und sozialdemokratische<br />

Betriebsratsmehrheit mit Hilfe der<br />

Gen dar me rie. Hat es <strong>in</strong> den VAW<br />

damals e<strong>in</strong>en Streik gegeben? Ge -<br />

nau ge nom men zwei, denn <strong>in</strong> den<br />

meisten Abteilungen wurde am<br />

Mittwochnachmittag und am Sams -<br />

tag nicht gearbeitet. Verh<strong>in</strong>dert<br />

wur de aber der Pro test marsch auf<br />

den Brau nau er Stadt platz, auf den<br />

an Samstagvormittagen viele aus<br />

der gan zen Ge gend zum E<strong>in</strong> kau fen<br />

kamen. Damit hätte e<strong>in</strong> öffentliches<br />

Signal gesetzt werden sollen, daß es<br />

auch im Innviertel Unzufriedenheit<br />

mit der Lohn- und Preis po li tik der<br />

Re gie rung gab.<br />

Da mals war das westlichste Vier -<br />

tel Ober öster reichs noch e<strong>in</strong> sehr<br />

schwieriger Boden für die Arbeiter -<br />

bewegung: Viele Arbeiter der ersten<br />

Ge ne ra tion, die <strong>in</strong> vie lem noch <strong>in</strong><br />

der katholischbäuerlichen Den -<br />

kungsart verwurzelt waren, die Alum<strong>in</strong>iumwerke<br />

<strong>in</strong> Ranshofen der e<strong>in</strong> -<br />

zige Großbetrieb <strong>in</strong> der ländlichen<br />

Gegend, ansonsten nur noch e<strong>in</strong>ige<br />

mittlere Industriebetriebe, wovon<br />

KTM <strong>in</strong> Mattighofen der bekannte -<br />

ste war und ist, und schließ lich:<br />

sehr vie le VdU-Wähler. Das wa ren<br />

zum allergrößten Teil solche, denen<br />

das tausendjährige Germanenreich<br />

mit sechs Jah ren voll Krieg und Ver -<br />

fol gung, Ter ror und Leid viel zu<br />

kurz ge dau ert hat te. Das hat te auch<br />

da mit zu tun, daß die Nazis die<br />

Alum<strong>in</strong>iumwerke, die Aluteile für<br />

die deutsche Luftwaffe herstellten,<br />

hatten errichten lassen.<br />

Der VdU war übri gens mit tatund<br />

f<strong>in</strong>anzkräftiger Unterstützung<br />

von Innenm<strong>in</strong>ister Helmer als Sam -<br />

melbecken für die Ehemaligen ge -<br />

grün det wor den. Das war der sel be<br />

so zia le De mo krat, der <strong>in</strong> der „Ar -<br />

bei ter- Zei tung" den Streik als<br />

kommunistisch-faschistische Ver -<br />

schwö rung de nun zie ren ließ, weil<br />

sich <strong>in</strong> der Voest zu erst auch An -<br />

hänger der dortigen VdU-Mehr -<br />

heitsfraktion am Pro test ge gen das<br />

4. Lohn-Preis-Abkommen be tei ligt<br />

hat ten — so wie es die so zia li sti -<br />

schen Be triebs rä te und die füh ren -<br />

den sozialistischen Gewerkschafts -<br />

funk tio nä re <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z zu erst auch ge -<br />

tan hat ten.<br />

Als e<strong>in</strong> SPler den ersten<br />

GE-Betriebsrat <strong>in</strong>s Werk brachte<br />

Um <strong>in</strong> Rans ho fen be schäf tigt zu<br />

wer den, be durf te es der Emp feh -<br />

lung seitens e<strong>in</strong>es sozialdemokratischen<br />

Ge währs man nes. Ohne e<strong>in</strong>e<br />

sol che hät te Fritz Gerh ar t<strong>in</strong> ger,<br />

1949 auf der Li ste der Ge werk -<br />

schaftlichen E<strong>in</strong>heit zum Betriebsrat<br />

ge wählt und Ob mann der kom mu -<br />

ni sti schen Be triebs or ga ni sa tion,<br />

nicht seit 1946 <strong>in</strong> den Ver ei nig ten<br />

Alum<strong>in</strong>ium Werken (VAW) arbeiten<br />

kön nen. Da bei ist dem Protege e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>er Fehler unterlaufen, der wohl<br />

aus sozialdemokratischer Überheblich<br />

keit re sul tier te. Fritz hat dazu <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Interview mit dem Verfasser<br />

er zählt: „’46 hab ich dann im Werk<br />

angefangen. Allerd<strong>in</strong>gs hat man mir<br />

da mals die Fra ge ge stellt, ob ich or -<br />

ga ni siert b<strong>in</strong>, und ich hab da mals<br />

ge sagt: ,Ja.’ Der Be tref fen de hat na -<br />

türlich geglaubt, daß ich bei der SP<br />

or ga ni siert b<strong>in</strong>. Ich war aber bei der<br />

Bauarbeitergewerkschaft."<br />

Kurz da nach ist er Mit glied der<br />

KPÖ ge wor den. Die zwei Ge nos sen<br />

im Werk ha ben ihm ge ra ten: „Fritz,<br />

da he r<strong>in</strong> nen mußt ru hig se<strong>in</strong>, sonst<br />

fliegst so schnell wie der h<strong>in</strong> aus, wie<br />

du her e<strong>in</strong> kom men bist." Er hat die -<br />

sen Rat nicht be her zigt. Be vor er<br />

h<strong>in</strong> aus ge flo gen ist, hat er aber noch<br />

e<strong>in</strong>iges zustande gebracht.<br />

Se<strong>in</strong>er erfolgreichen Kandidatur<br />

zum Be triebs rat war e<strong>in</strong> Sa kri leg<br />

vor aus ge gan gen: „Da war es so bei<br />

den Be triebs ver samm lun gen, daß<br />

die Werks mu sik ge spielt hat, dann<br />

hat der Be triebs rat ei nen Be richt<br />

ge bracht, und ke<strong>in</strong> Mensch hat ge -<br />

re det, und nach der Be triebs ver -<br />

sammlung haben die Kollegen na -<br />

türlich zum Schimpfen angefangen<br />

über die Miß stän de." Nach dem sich<br />

bei ihm dann ge nug Är ger über die<br />

Parteibuchmißwirtschaft aufgespei -<br />

chert hat te, fand er den Mut, die<br />

ganze Versammlung zu überra -<br />

schen, <strong>in</strong> dem sich erst mals ei ner zu<br />

Wort mel de te. Der Bei fall hat te ihn<br />

er mu tigt, bei der näch sten Be -<br />

triebsratswahl anzutreten. Zugleich<br />

gelang es, e<strong>in</strong>e Betriebsorganisation<br />

mit 15 Mitgliedern aufzubauen.<br />

Als Betriebsrat orientierte er sei -<br />

ne Tä tig keit nicht zu erst am Be -<br />

triebs<strong>in</strong>teresse, sondern an dem der<br />

Beschäftigten. Deshalb g<strong>in</strong>g er mit<br />

se<strong>in</strong>en Anliegen auch immer wieder<br />

gleich zum Di rek tor, statt sich von<br />

sei nen so zial de mo kra ti schen Be -<br />

triebsratskollegen zum Beispiel an -<br />

zuhören, daß es das Werk nicht ver -<br />

kraften würde, wenn die Gießereiar -<br />

bei ter Le der- statt der Holz schu he<br />

bekommen würden. Nachdem das<br />

bessere Schuhwerk für diese Abtei -<br />

lung er reicht wor den war, ver lang -<br />

ten die Ar bei ter <strong>in</strong> den an de ren, daß<br />

ihre Betriebsräte auch erreichen<br />

kön nen müß ten, wozu der Kom mu -<br />

nist imstande war,<br />

Nach dem die Ar bei ter von den<br />

Streiks <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z er fah ren hat ten, ka -<br />

men sie zu ihm: „Fritz, was ist bei<br />

uns? Kön nen wir nicht e<strong>in</strong>e Ver -<br />

samm lung ma chen, Streik usw.?"<br />

E<strong>in</strong>e Betriebsversammlung kann<br />

aber nur der Betriebsrat e<strong>in</strong>berufen.<br />

Dazu wur de die Mehr heit be wo gen,<br />

<strong>in</strong> dem die mei sten am Mitt woch,<br />

den 27. Sep tem ber, aus der Kan ti ne<br />

nicht mehr zur Nach mit tags schicht<br />

gegangen s<strong>in</strong>d, sondern deren E<strong>in</strong> -<br />

berufung verlangten.<br />

Streik mitbeschlossen,<br />

Gendarmerie geholt<br />

Am Frei tag fand dann die Voll -<br />

ver samm lung statt. Die Wort mel -<br />

dun gen und das Ab stim mungs er -<br />

geb nis s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ei nem Pro to koll ver -<br />

zeich net, das der Be triebs rat an fer -<br />

tigen ließ. E<strong>in</strong>en Streikbeschluß ver -<br />

suchten die Funktionäre der SPÖ<br />

zu erst mit War nun gen vor Lohn aus -<br />

fall, der durch den ÖGB nicht aus -<br />

geglichen würde, zu verh<strong>in</strong>dern —<br />

auch mit De nun zie run gen etwa fol -<br />

gen der Art: „Es geht nicht an, daß<br />

ei ni ge Leu te die gro ße Mas se <strong>in</strong>s<br />

Cha os stür zen. Die Hor de (!) hat<br />

auch <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z die Fa mi lien <strong>in</strong>s Un -<br />

glück ge stürzt." Als sie merk ten,<br />

daß die Stim mung un ter den Ar bei -<br />

tern ge gen ihre Ab wie ge lungs ver -<br />

su che wa ren, ver such te es der Be -<br />

triebsratsobmann Ka s<strong>in</strong> ger mit ver -<br />

bal-radikalen At ta cken auf die Ge -<br />

werkschaftsrührung: „Unsere Führung<br />

hat uns ver las sen... Und ich<br />

b<strong>in</strong> auch da für, daß sie ab ge setzt<br />

wer den." Sei ne an schlie ßen de Fra -<br />

ge, ob am näch sten Tag um zehn<br />

Uhr früh e<strong>in</strong>e De mon stra tion statt -<br />

f<strong>in</strong>den solle, verne<strong>in</strong>ten ganze vier -<br />

zehn von etwa 1500 An we sen den.<br />

Als Fritz Gerh ar t<strong>in</strong> ger um vier<br />

Uhr früh <strong>in</strong>s Werk kam — Schicht -<br />

be g<strong>in</strong>n war um sechs —, fand er es<br />

schon von Gen dar me rie und Werk -<br />

schutz be setzt, und Jeeps der<br />

US-Armee wa ren auf ge fah ren, und<br />

es wurde e<strong>in</strong>e von Generaldirektor<br />

Kle<strong>in</strong> gezeichnete Verlautbarung<br />

ver teilt, <strong>in</strong> der es hieß: „Das Bun -


Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 17<br />

<strong>des</strong>m<strong>in</strong>isterium für Verkehr und<br />

verstaatlichte Betriebe ... hat gebe -<br />

ten, diejenigen Belegschaftsmitglie -<br />

der nam haft zu ma chen, die sich<br />

vom Arbeitsplatz entfernen." Trotz<br />

dieser Denunziationsaufforderung,<br />

der sich Herr Kle<strong>in</strong> aus drück lich an -<br />

schloß, und der staat li chen Ge walt<br />

im Betrieb versammelte sich noch<br />

die Hälf te der Be leg schaft <strong>in</strong> der<br />

Kant<strong>in</strong>e, wo sie Gerhart<strong>in</strong>ger <strong>in</strong>formierte,<br />

daß sich die So zia li sten im<br />

Be triebs rat ge gen die von ih nen<br />

mitbeschlossene Ak tion stell ten und<br />

nicht be reit wa ren, für ihr Ver hal ten<br />

we nig stens e<strong>in</strong>e Mehr heit bei ei ner<br />

neuerlichen Vollversammlung zu<br />

gew<strong>in</strong>nen. Die Arbeiter g<strong>in</strong>gen dann<br />

zwar <strong>in</strong> ihre Abteilungen, gearbeitet<br />

wur de an die sem Sams tag, den 30.<br />

Sep tem ber, aber nicht mehr.<br />

Verhaftet und entlassen<br />

Gerhart<strong>in</strong>ger hatte an diesem<br />

Sams tag Spät schicht. Kurz vor Ende<br />

der Schicht wur de er <strong>in</strong> die Di rek -<br />

tion gerufen. Der eigentliche Zweck<br />

aber stell te sich her aus, als er das<br />

Zim mer ver ließ: „Ich gehe raus aus<br />

der Tür, auf e<strong>in</strong> mal kom men von<br />

e<strong>in</strong>em Nebenbüro zwei Gendarmen<br />

mit aufgepflanztem Bajonett raus:<br />

„Herr Gerhart<strong>in</strong>ger, machen Sie kei -<br />

ne Um stän de, Sie s<strong>in</strong>d ver haf tet!’ „<br />

Er wurde <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>dekotter<br />

nach Brau nau ge bracht. Erst e<strong>in</strong>,<br />

zwei Stunden später konfrontierte<br />

ihn e<strong>in</strong> Gendarmerieoffizier mit der<br />

offiziellen Anschuldigung: „Sie s<strong>in</strong>d<br />

gesehen worden mit mehreren Leu -<br />

ten au ßer halb <strong>des</strong> Wer kes, und es<br />

wird ver mu tet, weil sie so den Streik<br />

nicht hätten weiterführen können,<br />

daß Sie Trans for ma to ren <strong>in</strong> die Luft<br />

spren gen woll ten, da mit das Werk<br />

zum Still stand kommt.“ In den Mor -<br />

genstunden wurde er freigelassen.<br />

Mit der An schul di gung <strong>des</strong> Auf ruhrs<br />

und der Sabotage e<strong>in</strong>ige Wochen<br />

später vor dem Arbeitsgericht ver -<br />

such te es die Di rek tion noch e<strong>in</strong> mal<br />

er folg los, sei ne Ent las sung und<br />

Aus sper rung aus dem Be trieb zu<br />

begründen.<br />

Bei der zwei ten Ver hand lung ver -<br />

such ten sie es da mit, daß er dazu<br />

aufgerufen hätte, daß alle strei ken<br />

soll ten, also auch die Ofen ar bei ter.<br />

Hät ten die das ge tan, wä ren die<br />

Öfen kaputtgegangen. Von e<strong>in</strong>er<br />

Se kre tä r<strong>in</strong> hat te er aber das Pro to -<br />

koll jener Vollversammlung erhal -<br />

ten, wor<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e explizite Aufforde -<br />

rung enthalten war, daß alle strei -<br />

ken sol len mit Aus nah me der Ofen -<br />

arbeiter. Diese Verhandlung zog die<br />

gerichtliche Aufhebung der Aussperrung<br />

<strong>des</strong> gewählten Betriebsra -<br />

tes nach sich.<br />

Auf das An ge bot ei ner Ver set -<br />

zung nach Unterlaussa bei bes se rer<br />

Stellung und Bezahlung wäre<br />

Gerhart<strong>in</strong>ger unter der Bed<strong>in</strong>gung<br />

e<strong>in</strong> ge gan gen, daß die Di rek tion alle<br />

rund 100 Kündigungen zurückgezogen<br />

hätte. Se<strong>in</strong>e Entlassung wur -<br />

de schließ lich er reicht, weil er es <strong>in</strong><br />

ei nem Flug blatt als Kom plott von<br />

Direktion und Betriebsrat gegen ihn<br />

bezeichnet hatte, daß die Samm -<br />

lung von Unterschriften unter der<br />

Behauptung, nicht mit Gerhart<strong>in</strong>ger<br />

zusammenarbeiten zu wollen, an -<br />

ge ord net wor den war. Er hät te sei ne<br />

Be haup tung nur be wei sen kön nen,<br />

wenn er sei nen In for man ten aus ge -<br />

liefert hätte.<br />

Mit die ser Kün di gung war ihm<br />

jede Mög lich keit ver sperrt, <strong>in</strong> Ober -<br />

öster reich Ar beit zu f<strong>in</strong> den. Die<br />

Lan<strong>des</strong>leitung der KPÖ wollte nicht,<br />

daß er nach Wien oder Nie der öster -<br />

reich hätte übersiedeln müssen —<br />

nach e<strong>in</strong>iger Überlegung willigte er<br />

e<strong>in</strong>, als Verantwortlicher für Be -<br />

triebsarbeit <strong>in</strong> Oberösterreich zu<br />

arbeiten.<br />

Nach dem <strong>in</strong> den VAW bei den<br />

AK-Wahlen 1954 für die GE 125<br />

Stimmen abgegeben worden waren,<br />

konzentrierte er se<strong>in</strong>e Anstrengun -<br />

gen dar auf, wie der e<strong>in</strong>e Be triebs or -<br />

ganisation aufzubauen und bei den<br />

Betriebsratswahlen e<strong>in</strong>e Kandidatur<br />

zustande zu br<strong>in</strong>gen. Bei<strong>des</strong> gelang<br />

und Hans Fi scher wur de zum Be -<br />

triebs rat ge wählt. Dies e<strong>in</strong>e Man dat<br />

ver lor die Li ste der GE, aus der dann<br />

die <strong>des</strong> GLB wur de, nie mehr. In den<br />

siebziger Jahren wurden daraus<br />

zwei, dann drei. 1990 gab es <strong>in</strong> den<br />

mittlerweile <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelbetriebe zer -<br />

splitterten Teilen der früheren<br />

AMAG neun GLB-Betriebsräte. Der<br />

Grund ste<strong>in</strong> da für ist schon <strong>1950</strong><br />

ge legt wor den — mit ei ner Po li tik<br />

auf Gewerkschafts- und Parteiebe -<br />

ne, die im Be trieb mit den Be schäf -<br />

tigten für ihre Interessen wirkte,<br />

statt für den ei ge nen Vor teil auf Pa -<br />

ckelei mit der Di rek tion zu set zen,<br />

und die überbetrieblichen Interessen<br />

der Lohnabhängigen nicht dem<br />

E<strong>in</strong>verständnis mit dem angeblichen<br />

Sozialpartner von der Kapitalseite<br />

unterordnete.<br />

Stephan Ganglbauer,<br />

„Volksstimme“, 21. September 1990<br />

Wer kämpft kann verlieren, wer<br />

nicht kämpft, hat schon verloren!<br />

Fritz Gerh ar t<strong>in</strong> ger war <strong>1950</strong> Be -<br />

triebsrat <strong>in</strong> Ranshofen<br />

Streiktage<br />

Sonntag, 1. Oktober: Generaldi -<br />

rek tion so wie SPÖ, VdU und ÖVP<br />

for dern <strong>in</strong> zwei Flug blät tern Ab -<br />

bruch <strong>des</strong> Streiks <strong>in</strong> der Vo est. Ver -<br />

haftung von 7 Aktivisten wegen der<br />

Vorgänge <strong>in</strong> der Arbeiterkammer.<br />

Streiks <strong>in</strong> Be trie ben im Be zirk<br />

Gmunden.<br />

Montag, 2. Oktober: Beschluß<br />

der Strei klei tung der Vo est für<br />

Ab bruch <strong>des</strong> Streiks. Mehr heit<br />

der Arbeiter der Steyr-Werke be -<br />

schließt Fort set zung <strong>des</strong> Streiks.<br />

Dienstag, 3. Oktober:<br />

GE-Betriebsräte der Vo est for -<br />

dern Urabstimmung über Wei -<br />

terführung <strong>des</strong> Streiks.<br />

Mitt woch, 4. Ok to ber: SPÖ lehnt<br />

Urabstimmung über Streik <strong>in</strong><br />

der Voest ab. Wiederaufnah -<br />

me <strong>des</strong> Streiks <strong>in</strong> den Steyr-Werken.<br />

Kund ge bung am Stadt platz <strong>in</strong> Steyr,<br />

Rat haus ist von B-Gendarmerie be -<br />

setzt. Flug blatt der SPÖ und <strong>des</strong><br />

Vor stan <strong>des</strong> for dert mit Ent las sungs -<br />

drohung Streikabbruch.<br />

Steyr-Werke wer den von Gen dar -<br />

merie besetzt. Streikbeschluß Holz -<br />

bau wer ke Wey er. Zwei Arrestierun -<br />

gen wegen „Verbreitung beunruhigender<br />

Gerüchte“ <strong>in</strong> Braunau.<br />

Donnerstag, 5. Oktober: Streik<br />

<strong>in</strong> der USIA-Papierfabrik Ober -<br />

mühl. Wiederaufnahme der Arbeit<br />

<strong>in</strong> den Steyr-Werken. Er ste Be -<br />

triebsratssitzung nach Ende <strong>des</strong><br />

Streiks <strong>in</strong> der Vo est. Prä si di um der<br />

BR-Konferenz beschließt offiziell<br />

Streikabbruch.<br />

Freitag, 6. Oktober: Abbruch der<br />

letzten Streikbewegungen.


Sei te 18 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />

Streikende Arbeiter wurden im Stich gelassen<br />

Kammer und ÖGB auf der falschen Seite<br />

Arbeiterkammer und Gewerk -<br />

schaften spielten beim Oktober -<br />

streik <strong>1950</strong> e<strong>in</strong>e sehr un rühm li che<br />

Rol le. Aus Par tei rä son zur SPÖ lie -<br />

ßen sie nicht nur die kampf be rei ten<br />

ArbeiterInnen im Stich, sondern wa -<br />

ren mit der US-Besatzungsmacht im<br />

Rü cken maß geb lich an der Nie der -<br />

schlagung der Streikbewegung be -<br />

teiligt. Sowohl die Vorgeschichte<br />

<strong>des</strong> Streiks, als auch sei ne Nach wir -<br />

kun gen zei gen je doch klar und<br />

deut lich die Stim mung <strong>in</strong> der Ar bei -<br />

ter schaft und da mit auch, daß AK<br />

und ÖGB dem zuwidergehandelt<br />

haben.<br />

Be reits bei der 6. Voll ver samm -<br />

lung der oö Ar bei ter kam mer am 15.<br />

De zem ber 1947 gab es e<strong>in</strong>e hef ti ge<br />

Debatte über die Währungsreform.<br />

Da bei wur de von den<br />

KPÖ-Vertretern im Zusammenhang<br />

mit dem im Au gust 1947 ab ge -<br />

schlos se nen 1. Lohn-Preis-Pakt die<br />

der Arbeiterschaft abverlangten<br />

Opfer kritisiert und e<strong>in</strong>e Gegenre -<br />

solution e<strong>in</strong>gebracht. Bei e<strong>in</strong>em<br />

heftigen Schlagabtausch wurde<br />

wechselseitig der SPÖ „amerikani -<br />

sche Ab hän gig keit“ und der KPÖ<br />

„russische Hörigkeit“ vorgeworfen.<br />

Für die 11. Voll ver samm lung am<br />

18. März 1949 wird im Zu sam men -<br />

hang mit dem Lohn-<br />

Preis-Abkommen ver merkt, daß es<br />

den ”außerordentlich aggressiv<br />

agierenden Kammermitgliedern der<br />

Kommunistischen Partei” gelang,<br />

”die Vertreter der Sozialisten aus<br />

ih rer Re ser ve zu lo cken”. Bei der 13.<br />

Vollversammlung am 16. September<br />

1949 wur de mehr heit lich (68 SPÖ,<br />

24 ÖVP) ge gen die Stim men der<br />

KPÖ (16 Man da te) die Re gie rungs -<br />

politik ausdrücklich unterstützt.<br />

Der wiederholte Protest der<br />

Kommunisten <strong>in</strong> der ÖGB-Lan<strong>des</strong> -<br />

exekutive und der AK-Vollver -<br />

sammlung (Zusammensetzung nach<br />

dem Wahl er geb nis vom 23./24. Ok -<br />

to ber 1949: 60 SPÖ, 34 VdU, 13<br />

ÖVP, 5 KPÖ) ge gen die Lohn-<br />

Preis-Pakte wur de von der so zial -<br />

demokratischen Mehrheit aus Par -<br />

tei- und Regierungsräson ignoriert,<br />

den Pro test <strong>in</strong> den Be trie ben konn te<br />

sie frei lich nicht im glei chen Maße<br />

zü geln, wa ren doch die Ar beit neh -<br />

mer ”e<strong>in</strong> fach nicht mehr be reit e<strong>in</strong>e<br />

Verschlechterung der Lebenserhal -<br />

tung auf sich zu neh men”. Zwi schen<br />

2. Au gust und 24. Sep tem ber <strong>1950</strong><br />

verlangten die Belegschaften von 88<br />

großen Betrieben aller Branchen<br />

Lohnerhöhungen zwischen 15 und<br />

30 Prozent, ihre Forderungen wur -<br />

den von 23 Gewerkschaftsortsgruppen<br />

und Lan<strong>des</strong>konferenzen zweier<br />

Fachgewerkschaften unterstützt.<br />

Bei der 4. AK-Vollversammlung<br />

am 13. Sep tem ber <strong>1950</strong> warn ten <strong>in</strong><br />

zahlreichen Diskussionsbeiträgen<br />

auch SPÖ-Kammerräte ”e<strong>in</strong> dr<strong>in</strong>g lich<br />

vor der ungezügelten Preisentwick -<br />

lung”, die Vollversammlung lehnte<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Resolution e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige<br />

Ab wick lung der La sten der Wirt -<br />

schaftsentwicklung auf der Lohn -<br />

seite ab. Mit e<strong>in</strong>er Resolution gegen<br />

„Um trie be auf dem Ge biet der Ge -<br />

treidepreise“ versuchte die<br />

SPÖ-Mehrheit den Un mut der Ar -<br />

bei ter auf die Bau ern und par tei po -<br />

li tisch ge gen die ÖVP zu len ken um<br />

gleichzeitig dem kommenden 4.<br />

Lohn-Preis-Pakt die Zu stim mung<br />

zu ge ben.<br />

Aus ge löst durch das Be kannt -<br />

wer den der In hal te <strong>des</strong> neu en Pak -<br />

tes be gann am 25. Sep tem ber <strong>1950</strong><br />

<strong>in</strong> der Vo est und den Steyr-Werken<br />

– und nicht wie im mer wie der be -<br />

haup tet wird <strong>in</strong> den USIA-Betrieben<br />

<strong>in</strong> der sowjetischen Besatzungszone<br />

– unter maßgeblicher Beteiligung<br />

auch der SPÖ-Betriebsräte die<br />

Streikbewegung. Am 26. September<br />

trat die ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive zu<br />

e<strong>in</strong>er Sitzung zusammen, die am<br />

27. September fortgesetzt wurde,<br />

als e<strong>in</strong>e gro ße Zahl auf ge brach ter<br />

Arbeiter zum Gebäude der Arbeiter -<br />

kam mer zog und <strong>in</strong> das Ge bäu de<br />

e<strong>in</strong>drang. Die Demonstranten ver -<br />

lang ten von Prä si dent Kandl, das<br />

Lohn- und Preis ab kom men für un -<br />

gül tig zu er klä ren, was die ser un ter<br />

dem Druck schließ lich tat.<br />

Die Dro hung ei nes VdU-Vertre -<br />

ters, Kandl vom Bal kon zu stür zen,<br />

wur de eben so wie die Bil dung ei ner<br />

il le ga len ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive <strong>in</strong><br />

der Fol ge im mer wie der ver sucht<br />

der KPÖ an zu la sten. Tat säch lich<br />

waren es aber Kommunisten, die<br />

Ausschreitungen verh<strong>in</strong>derten. So<br />

etwa der KPÖ-Personalvertreter<br />

Franz Hag mair (ÖBB-Haupt werk -<br />

stät te L<strong>in</strong>z), der als Mit glied der<br />

ÖGB-Lan <strong>des</strong> exe ku ti ve ver h<strong>in</strong> der te,<br />

daß Kandl aus dem Fen ster ge stürzt<br />

wur de. Und der Kom mu nist Leo<br />

Pötscher (ESG) verh<strong>in</strong>derte die<br />

ebenfalls vom VdU <strong>in</strong>szenierte<br />

Über nah me der Lan <strong>des</strong> exe ku ti ve<br />

und setz te statt <strong>des</strong> sen durch, daß<br />

für den Abend <strong>des</strong> sel ben Ta ges<br />

e<strong>in</strong>e Be triebs rä te kon fe renz e<strong>in</strong> be ru -<br />

fen wur de.<br />

Am 11. Ok to ber setz te die<br />

ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive ihre am 27.<br />

September unterbrochene Sitzung<br />

bei Ab we sen heit der KPÖ fort, wo -<br />

bei Har r<strong>in</strong> ger (SPÖ) die Vor gangs -<br />

wei se der KPÖ ver ur teil te und sich<br />

dem Radlmai er (ÖVP) an schloß. Der<br />

AK-Vorstand tat das sel be am 17.<br />

Ok to ber, wo bei sich dort auch der<br />

VdU-Vertreter Heidl die ser Ver ur -<br />

teilung anschloß. Das Versagen der<br />

Arbeiterkammer wurde <strong>in</strong> der Folge<br />

von der SPÖ-Mehrheit zu ei ner wü -<br />

sten Hetze gegen die Kommunisten<br />

be nützt und als die ”trau rig sten Er -<br />

eig nis se <strong>in</strong> der Ge schich te” der Ar -<br />

beiterkammer und als ”Schändung”<br />

dieser Institution der Arbeiterbewe -<br />

gung <strong>in</strong>terpretiert um das eigene<br />

Versagen zu rechtfertigen.<br />

Die 5. Voll ver samm lung der Ar -<br />

beiterkammer am 19. Dezember<br />

<strong>1950</strong> be nütz te die SPÖ zu ei ner sie -<br />

benstündigen Abrechnung mit der<br />

KPÖ. Auf An trag von Har r<strong>in</strong> ger wur -<br />

de mit 86 ge gen 6 Stim men dem<br />

KPÖ-Arbeiterkammerrat Adolf<br />

Trapp, den man of fen sicht lich als<br />

Sündenbock gesucht hatte, se<strong>in</strong><br />

Kammermandat entzogen. Mit 87<br />

ge gen 7 Stim men be schloß die<br />

Vollversammlung den Ausschluß<br />

der KPÖ-Mandatare aus den Aus -<br />

schüs sen. Al ler d<strong>in</strong>gs war die SPÖ<br />

bei dieser Vorgangsweise übereifrig<br />

und so muß te sich e<strong>in</strong>e au ßer or -<br />

dentliche Vollversammlung am 20.<br />

Sep tem ber 1951 neuer lich mit dem<br />

Fall Trapp be fas sen. Un ter H<strong>in</strong> weis<br />

auf Verfahrensmängel hatte Trapp<br />

nämlich beim Verwaltungsgerichtshof<br />

E<strong>in</strong> spruch er ho ben und die ser<br />

hat te am 9. Juli 1951 die Ent schei -<br />

dung der AK-Vollversammlung auf -<br />

gehoben.<br />

Die 9. Voll ver samm lung am 20.<br />

Dezember 1951 bestätigte den<br />

Aus schluß von Trapp mit der Be -<br />

gründung e<strong>in</strong>er ”gröblichen Verlet -<br />

zung sei ner Pflich ten”, wor auf die -<br />

ser neuerlich E<strong>in</strong>spruch erhob. Erst<br />

am 30. Jän ner 1953 konn te<br />

AK-Direktor Kle<strong>in</strong>er berichten, daß<br />

der Ausschluß bestätigt worden<br />

war. Die e<strong>in</strong>zige Begründung dafür<br />

war die Trapp angelastete Äußerung<br />

beim E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen protestierender<br />

Ar bei ter <strong>in</strong> das AK-Gebäude ”es ist<br />

al les ab ge setzt und jetzt s<strong>in</strong>d wir<br />

da”, mit wel cher die Ar bei ter kam -<br />

mer als freigewählte Körperschaft <strong>in</strong><br />

ihrem Fortbestand gefährdet wor -<br />

den sei.<br />

Faktisch <strong>in</strong> jeder Vollversamm -<br />

lung wurde mit Resolutionen <strong>in</strong> den<br />

Jahren nach dem Oktoberstreik die<br />

Belastungspolitik der Regierung auf<br />

Kosten der Arbeiter angeprangert.<br />

So wur de etwa bei der 12. Voll ver -<br />

samm lung am 14. Ok to ber 1952<br />

„mit Besorgnis e<strong>in</strong>e fühlbare Ver -<br />

schlechterung der Wirtschaftslage“<br />

konstatiert. Damit wurden nach -<br />

träglich die berechtigten Motive der<br />

am Oktoberstreik beteiligten Arbei -<br />

ter und auch der KPÖ be stä tigt. Al -<br />

ler d<strong>in</strong>gs stimm ten AK und ÖGB wei -<br />

terh<strong>in</strong> der verbal kritisierten Regie -<br />

rungspolitik eisern zu und began -<br />

nen mit der Institutionalisierung der


Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 19<br />

zu nächst als „Ast ge me<strong>in</strong> schaft“ be -<br />

zeichneten Sozialpartnerschaft.<br />

Leo Furtlehner<br />

Quel le: Auf bruch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bes se re<br />

Zeit, Die Kam mer für Ar bei ter und<br />

Angestellte für Oberösterreich 1920<br />

bis 1980, AK-Oberösterreich, 1981<br />

Sozialdemokratische<br />

Sumpfblüten<br />

„Laßt euch nicht für äu ßerst<br />

gefährliche und dunkle Pläne<br />

mißbrauchen“ Bürgermeister<br />

Ernst Ko ref.<br />

„Ihr dürft Euch nicht zu auf<br />

das schwerste schädigende Ex -<br />

zes se h<strong>in</strong> rei ßen las sen.“ AK-Prä -<br />

sident He<strong>in</strong>rich Kandl.<br />

„Es han delt sich um e<strong>in</strong>e<br />

Streikbewegung, die von den<br />

USIA-Betrieben ausgelöst wurde.“<br />

Fritz Klen ner - tat säch lich be -<br />

gann der Streik <strong>in</strong> den<br />

Steyr-Werken und der Vo est, bei -<br />

de la gen <strong>in</strong> der US-ame ri ka ni -<br />

schen Besatzungszone<br />

„E<strong>in</strong>e illegale Gewerkschafts -<br />

leitung, die sich provisorische<br />

Lan<strong>des</strong>exekutive nannte ... unter<br />

Vorsitz <strong>des</strong> kommunistischen Be -<br />

triebs ra tes Pöt scher von der Vo -<br />

est.“ Fritz Klen ner - Leo Pöt scher<br />

war nicht <strong>in</strong> der Vo est, son dern<br />

<strong>in</strong> der ESG be schäf tigt und auch<br />

nicht Vorsitzender e<strong>in</strong>er illegalen<br />

Gewerkschaftsleitung.<br />

„Die ses Bun <strong>des</strong> land ... ist po li -<br />

tisch anfällig. ... Ihr politisches<br />

Den ken und Füh len wird aus -<br />

schließlich von Ressentiments<br />

dik tiert; sie s<strong>in</strong>d ech ter po li ti -<br />

scher Flug sand, der <strong>in</strong> ge ge be -<br />

nen Situationen zum politischen<br />

Dynamit werden kann.“ Alfred<br />

Migsch.<br />

„In den Hän den der ab ge feim -<br />

ten, klug getarnten kommunistischen<br />

H<strong>in</strong> ter män ner wird e<strong>in</strong>e<br />

sol che Mas se leicht zu ei nem<br />

füg sa men Kitt, der noch dazu <strong>in</strong><br />

den der Goebbels-Propaganda<br />

nachgebildeten Phrasen der<br />

Kommunisten verständlichen Anklang<br />

f<strong>in</strong> det.“ Al fred Migsch<br />

Peter Kammerstätter über den Oktoberstreik <strong>1950</strong><br />

Die Hauptschwäche war die<br />

Unterbrechung...<br />

Als Lan<strong>des</strong>sekretär der KPÖ war<br />

Peter Kammerstätter beim Oktober -<br />

streik <strong>1950</strong> der In for ma tions aus -<br />

tausch zwi schen den Be trie ben und<br />

die Rol le der Kom mu ni stIn nen das<br />

zentrale Anliegen:<br />

Wag ner: Wie war die Stim mung<br />

bei der Funktionärekonferenz vom<br />

24.9.?<br />

Kammerstätter: Ich war selbst<br />

nicht bei die ser Kon fe renz, da ich<br />

gerade zur Mobilisierung im Salz -<br />

kammergut gewesen b<strong>in</strong>. Aber wie<br />

wir uns noch am sel ben Abend ge -<br />

trof fen ha ben, war schon die Stim -<br />

mung da für Ak tio nen. Na tür lich<br />

gibt es im mer Skep ti ker, die zwei -<br />

feln, ob es ge hen wird, es gibt auch<br />

un ter den Ar bei tern sehr vie le pas -<br />

sive Elemente, die manchmal eben<br />

mitgerissen werden und u.U. <strong>in</strong>s<br />

Gegenteil umschlagen.<br />

Wag ner: War um wur de <strong>in</strong> der Ex -<br />

traa us ga be noch nicht zum Streik<br />

auf ge ru fen?<br />

Kam mer stät ter: Weil am An fang<br />

ja noch gar nicht fest ge stan den ist,<br />

daß es dazu kommt. Es ist ja <strong>in</strong> er -<br />

ster Li nie ge gen den Preis trei ber -<br />

pakt ge gan gen, und dar um, den<br />

Ge werk schaf ten ab zu spre chen, daß<br />

sie das Recht ha ben, ei nen sol chen<br />

Pakt abzuschließen.<br />

Wag ner: Im Buch von Gru ber und<br />

Hörz<strong>in</strong>ger (Ronald Gruber/Manfred<br />

Hör z<strong>in</strong> ger, ... bis der Preis trei ber -<br />

pakt fällt – Der Mas sen streik der<br />

österreichischen Arbeiter im Sep -<br />

tem ber/Ok to ber <strong>1950</strong>, Wien 1975)<br />

wird das näm lich am Ver hal ten der<br />

Partei kritisiert.<br />

Kammerstätter: Was Gruber da<br />

me<strong>in</strong>t, be zieht sich wahr sche<strong>in</strong> lich<br />

darauf, daß die Zen tra le der Par tei<br />

<strong>in</strong> Wien über for dert war, über rascht<br />

war über die gan ze Be we gung bei<br />

uns <strong>in</strong> Ober öster reich. Nicht nur<br />

über die Streiks, son dern auch über<br />

die Stim mung un ter den Ar bei tern,<br />

über die Gro ße der tat säch li chen<br />

Empörung. Daher konnte auch ihre<br />

E<strong>in</strong> schät zung nicht so klar se<strong>in</strong>. Wir<br />

haben natürlich sehr stark unsere<br />

Betriebsorganisationen e<strong>in</strong>gesetzt<br />

und ha ben so fort <strong>in</strong> der Früh mit<br />

der Agitation angefangen. Unsere<br />

Hauptaufgabe war, die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Betriebe darüber zu verständigen,<br />

wo et was los war, die In for ma tion.<br />

So ha ben die <strong>in</strong> den Be trie ben als<br />

er ste da von ge wußt, wenn z.B. <strong>in</strong><br />

Steyr et was los war, oft we sent lich<br />

frü her wie die Ge werk schaft und die<br />

SP. Was wir nicht be ach tet hat ten<br />

war, daß die Amerikaner natürlich<br />

unsere Telefone abgehört haben<br />

und diese Informationen gleich an<br />

die Ge werk schaft wei ter ge ge ben<br />

ha ben. Die ha ben da durch auch<br />

gleich ge wußt, wo e<strong>in</strong> „Brand herd“<br />

ist. (...)<br />

Wenn man den Streik ana ly siert,<br />

muß man un be d<strong>in</strong>gt ei nes be ach -<br />

ten: Es heißt im mer wie der, wir<br />

Kommunisten hätten überall die Sa -<br />

che <strong>in</strong> der Hand ge habt. Aber wir<br />

wa ren ja nicht über all so stark. Z.B.<br />

<strong>in</strong> den Stick stoff wer ken wa ren wir<br />

nicht so stark, im Ge gen teil, das<br />

war e<strong>in</strong>e In sel <strong>des</strong> VdU. Auch <strong>in</strong> vie -<br />

len Ab tei lun gen der Voest, <strong>in</strong> de nen<br />

viele ehemalige Nationalsozialisten<br />

wa ren. Die ha ben sich zwar sehr ra -<br />

di kal ge bär det, s<strong>in</strong>d spä ter aber so -<br />

gar Direktoren geworden.<br />

Bei aller Radikalität, die der VdU<br />

(zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t zu Beg<strong>in</strong>n) gezeigt hat,<br />

ist na tür lich schon e<strong>in</strong> wich ti ger<br />

Unterschied zu unserer Politik, der<br />

bis jetzt noch viel zu we nig be ach -<br />

tet wur de: Wir woll ten ver h<strong>in</strong> dern,<br />

daß die Gewerkschaftsführung die -<br />

sen Pakt ab schließt, wäh rend der<br />

VdU e<strong>in</strong> fach ge gen die Ge werk -<br />

schaft war, uns g<strong>in</strong>g es nicht dar -<br />

um, die Ge werk schaft zu zer schla -<br />

gen, son dern - im Ge gen teil - sie<br />

zu e<strong>in</strong>em Klassen<strong>in</strong>strument, e<strong>in</strong>em<br />

Kampf<strong>in</strong>strument zu machen. (...)<br />

Am 27.9. b<strong>in</strong> ich im Se kre ta ri at<br />

<strong>in</strong>formiert worden, daß <strong>in</strong> den<br />

Stickstoffwerken Beschlüsse gegen<br />

die Gewerkschaft gefaßt worden<br />

s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong> Marsch auf die Ar bei -<br />

terkammer beschlossen wurde. Nun<br />

ha ben wir so fort er faßt, daß es dar -<br />

um ge hen muß, den Sturm auf die<br />

Arbeiterkammer abzuwenden, weil<br />

wir ja nicht unsere Organisationen<br />

zer schla gen woll ten, das war ja die<br />

Stra te gie <strong>des</strong> VdU. Wir muß ten ver -<br />

suchen, diese Bewegung auf jene<br />

umzuorientieren, die den LPP ge -<br />

fordert hatten, die daran profitier -<br />

ten. Das s<strong>in</strong>d na tür lich die Un ter -<br />

neh mer, die bei der gan zen bis he ri -<br />

gen Bewegung ungeschoren ;ge -<br />

blie ben s<strong>in</strong>d. Spä ter ha ben wir er -<br />

fahren, daß die <strong>in</strong> der Han dels kam -<br />

mer die gan ze Zeit ge zit tert ha ben<br />

und Vorbereitungen getroffen ha -<br />

ben für Demonstrationen, die sie<br />

er war tet ha ben. Und es ist nie mand<br />

h<strong>in</strong>gegangen! Nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e De -<br />

legation ist h<strong>in</strong>gegangen! (...)<br />

Wag ner: Wie war ei gent lich das<br />

Verhalten der Sowjetischen Besat -<br />

zungs macht? Die s<strong>in</strong>d ja <strong>in</strong> Ur fahr<br />

ge we sen.<br />

Kammerstätter: Die waren von<br />

An fang an durch uns un ter rich tet,<br />

aber die konn ten es e<strong>in</strong> fach nicht<br />

glau ben, wenn wir ih nen er zähl ten,<br />

was für e<strong>in</strong>e kri ti sche Stim mung<br />

unter der Arbeiterschaft herrschte,


Sei te 20 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />

weil es ja vor her kei ne grö ße ren<br />

Kämp fe ge ge ben hat. Sie wa ren völ -<br />

lig ver wun dert über das plötz li che<br />

Hervorbrechen <strong>des</strong> Protests, über<br />

das Aus maß der Kämp fe. (...)<br />

Wag ner: Es heißt im mer, der<br />

Streik habe von L<strong>in</strong>z sei nen Aus -<br />

gang genommen. Nun behauptet<br />

Gru ber <strong>in</strong> sei ner Ar beit, daß das gar<br />

nicht stim me, es sei nur e<strong>in</strong> plum -<br />

per Trick der Kom mu ni sten, um die<br />

Put schlü ge zu wi der le gen. Wie<br />

kom men Gru ber und Hör z<strong>in</strong> ger zu<br />

die ser Be haup tung?<br />

Kam mer stät ter: Das hängt na tür -<br />

lich mit ihrer Herangehensweise<br />

zu sam men. Er hat e<strong>in</strong> Bild von ganz<br />

Österreich zusammengetragen, und<br />

da bei kann es na tür lich se<strong>in</strong>, daß ir -<br />

gend wo <strong>in</strong> Wien der e<strong>in</strong>e oder an -<br />

de re Be trieb schon vor der Vo est<br />

ge streikt hat. Aber wor auf es an -<br />

kommt ist ja, daß die gewaltige Be -<br />

wegung von L<strong>in</strong>z ausgegangen ist,<br />

und nicht von den USIA-Betrieben,<br />

daß die Be we gung <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z je den falls<br />

völlig selbständig entstanden ist<br />

und kei nen An stoß von ir gend wel -<br />

chen USIA-Betrieben ge braucht hat.<br />

(...)<br />

Wag ner: Ihr habt ja den Streik<br />

nach her ana ly siert. Was habt ihr als<br />

eure haupt säch li chen Feh ler e<strong>in</strong> ge -<br />

schätzt?<br />

Kam mer stät ter: Die Haupt schwä -<br />

che war na tür lich die Un ter bre -<br />

chung; dann ist fest zu stel len, daß<br />

wir trotz un se rer gu ten Ar beit so<br />

ei nem gro ßen Kampf und al len da -<br />

bei anfallenden organisatorischen<br />

Aufgaben nicht gewachsen waren.<br />

Da für wa ren wir zu schwach und<br />

z.T. auch zu un er fah ren. (...)<br />

Es s<strong>in</strong>d al le<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ober öster reich<br />

fast tausend Kommunisten oder<br />

Sympathisanten h<strong>in</strong>ausgeschmissen<br />

wor den. Al lei ne <strong>in</strong> Steyr wur den von<br />

den etwa 500 Mit glie dern der BO<br />

350 ge kün digt! Das hat prak tisch<br />

unsere ganze Betriebsorganisation<br />

zer stört; <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z wa ren es über 200<br />

Leu te, al ler d<strong>in</strong>gs we ni ger Kom mu -<br />

nisten. Im Zusammenhang mit dem<br />

Oktoberstreik haben wir <strong>in</strong> ganz<br />

Oberösterreich allerd<strong>in</strong>gs ca. 800<br />

Mitglieder geworben.<br />

Wag ner: Der Streik hat der KPÖ<br />

sicherlich ke<strong>in</strong>e Sympathien geko -<br />

stet, ihr im Ge gen teil wel che ge -<br />

bracht, wie sich auch bei den Wah -<br />

len zeig te. War um, glaubst du, ist<br />

es ihr nicht ge lun gen, die se Sym pa -<br />

thien auch zu hal ten? War der Kurs<br />

richtig?<br />

Kammerstätter: Zum e<strong>in</strong>en ist die<br />

Wirtschaftsentwicklung dafür ver -<br />

ant wort lich. So wohl die Re gie rung<br />

wie auch die Ame ri ka ner ha ben ka -<br />

piert, daß, wenn sie die Wirt schaft<br />

ankurbeln und Arbeit schaffen, die<br />

Kommunisten wenig E<strong>in</strong>fluß be -<br />

kommen.<br />

Wag ner: Ich habe den E<strong>in</strong> druck,<br />

die KPÖ hat da mals, nicht e<strong>in</strong> ge -<br />

schätzt, daß Öster reich mit die ser<br />

Pe ter Kam mer stät ter (1911-1993)<br />

war <strong>1950</strong> KPÖ-Lan<strong>des</strong>parteisekretär<br />

natürlich unsozialen Wirtschaftspoli<br />

tik, die Re gie rung und ÖGB e<strong>in</strong> ge -<br />

schla gen hat ten, auch aus der Kri se<br />

kom men kann. Die Orien tie rung<br />

war doch eher die, daß die Wirt -<br />

schaftspolitik zu e<strong>in</strong>er Massenver -<br />

elendung führen müsse, und daß<br />

dies die Arbeiter radikalisieren wür -<br />

de.<br />

Kammerstätter: Ja, das stimmt.<br />

Ähn lich war es ja auch beim Mar -<br />

shall-Plan. Sol che Ten den zen hat es<br />

jedenfalls gegeben. E<strong>in</strong> weiteres<br />

wichtiges Moment war natürlich<br />

auch, daß die SP ihre Funk tio nä re<br />

vergattert hat, sie „politisiert“ hat,<br />

um unserer Agitation besser Wider -<br />

stand lei sten zu kön nen; daß sie sy -<br />

stematisch alle leitenden Gewerk -<br />

schaftsebenen von Kommunisten<br />

gesäubert haben, Gewerkschaftsse -<br />

kretäre wurden überall entlassen.<br />

Die SP hat auch stär ker an ge fan gen,<br />

mit Druck zu ar bei ten und die Ar -<br />

beiter politisch zu terrorisieren.<br />

Des halb ist es auch un se ren Ge nos -<br />

sen <strong>in</strong> den Be trie ben nicht ge lun -<br />

gen, die Ar bei ter für die Par tei po li -<br />

tik zu mo bi li sie ren; das wohl zum<br />

Teil we gen der Angst, viel leicht ha -<br />

ben es auch die Ge nos sen e<strong>in</strong> fach<br />

nicht verstanden.<br />

Interview mit Peter Kammerstätter<br />

am 19. Dezember 1981<br />

Quelle: Friedrich Wagner, Der<br />

Streik vom September/Oktober<br />

<strong>1950</strong> – Unter besonderer Berücksichtigung<br />

der L<strong>in</strong>zer Ereignisse,<br />

Diplomarbeit, 1982<br />

Literatur<br />

Ep ler Ernst, Der gro ße Streik,<br />

Stern-Verlag Wien, 1965<br />

Hawle Christian, Die Kommu -<br />

nistische Partei Österreichs im<br />

Bezirk Vöcklabruck – E<strong>in</strong> histori -<br />

scher Über blick, KPÖ- Vöck la -<br />

bruck, 1989<br />

Klenner Fritz, Putschversuch<br />

oder nicht?, E<strong>in</strong> Tatsachenbericht,<br />

Pres se re fe rat <strong>des</strong> ÖGB, Wien,<br />

<strong>1950</strong><br />

KPÖ – Bei trä ge zu ih rer Ge -<br />

schichte und Politik, Globus-Verlag,<br />

1987<br />

Migsch Al fred, An schlag auf<br />

Österreich, E<strong>in</strong> Tatsachenbericht<br />

über den kommunistischen<br />

Putschversuch im Septem -<br />

ber-Oktober <strong>1950</strong>, Zentralsekre -<br />

ta ri at der SPÖ Wien, <strong>1950</strong><br />

Ne ku la-Berton Franz, He<strong>in</strong> rich<br />

Kandl – E<strong>in</strong> Le ben für den so zia -<br />

len Fort schritt, Ver lag <strong>des</strong> ÖGB<br />

Rausch Wil helm/Lot te ra ner<br />

Max, Auf bruch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bes se rer<br />

Zeit, Die Kam mer für Ar bei ter<br />

und Angestellte für Oberöster -<br />

reich 1920 bis 1980,<br />

AK-Oberösterreich, 1981<br />

Scheuch Man fred, Öster reichs<br />

Schick sal im Kar ten bild – Der AZ<br />

Ge schichts at las, SPÖ-Verlag,<br />

1982<br />

Ver schwö rer ge gen Öster reich,<br />

Tatsachen und Geständnisse der<br />

Fünften Kolonne, Zentralsekretari<br />

at der SPÖ Wien <strong>1950</strong><br />

Wag ner Fried rich, Der Streik<br />

vom September/Oktober <strong>1950</strong> -<br />

Unter besonderer Berücksichti -<br />

gung der L<strong>in</strong>zer Ereignisse, Diplomarbeit,<br />

L<strong>in</strong>z, 1982<br />

Wies<strong>in</strong>ger Karl, Der rosarote<br />

Straßenterror, Oberbaumverlag<br />

Westberl<strong>in</strong>, 1974

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