Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPà ...
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Sei te 12 Oberösterreich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />
Otto Treml über den Ok to ber streik <strong>1950</strong> <strong>in</strong> Steyr<br />
Geme<strong>in</strong>sam gegen die Belastungen<br />
Ich war zur Zeit <strong>des</strong> Ok to ber -<br />
streiks <strong>in</strong> den Steyr-Werken be -<br />
schäf tigt, wo ich auch <strong>in</strong> den Ta gen<br />
<strong>des</strong> Ausstan<strong>des</strong> die Streikposten<br />
lei te te. Erst mals wur de ich im Jah re<br />
1948 als KPÖ-Funktionär ge maß re -<br />
gelt, fiel zwar nicht un mit tel bar der<br />
ersten großen „Säuberungswelle“<br />
nach dem gro ßen Streik zum Op fer,<br />
war aber dann un ter den 400 Kom -<br />
munisten, fortschrittlichen Arbeitern<br />
und „Ver däch ti gen“, die noch<br />
1952 und 1953 von der da ma li gen<br />
reaktionären Werksdirektion mit<br />
Zustimmung führender SP-Funktio -<br />
näre auf die Stra ße ge setzt wur den.<br />
Als Arbeiterfunktionär habe ich alle<br />
Phasen <strong>des</strong> <strong>Oktoberstreiks</strong> <strong>1950</strong><br />
miterlebt.<br />
Der Ok to ber streik kam für die<br />
Steyrer Arbeiter und Angestellten<br />
nicht von un ge fähr. Der rie si gen<br />
Protestbewegung gegen den 4.<br />
Lohn- Preis pakt, die im 10 Tage<br />
lan gen Streik der ge sam ten Be leg -<br />
schaft der Steyr-Werke ei nen ih rer<br />
Höhepunkte fand, waren ja schon<br />
Protestkundgebungen gegen den<br />
zwei ten, wie auch den drit ten<br />
Lohn-Preis-Pakt vorausgegangen.<br />
Mit dem vier ten Lohn-Preis-Pakt,<br />
der erneut schwere Belastungen für<br />
uns Arbeiter und Angestellte br<strong>in</strong> -<br />
gen soll te, war eben das Maß voll.<br />
Als schon da mals, im Mai 1949<br />
wie der von der Re gie rung, zu sam -<br />
men mit der ÖGB-Führung h<strong>in</strong> ter<br />
ver schlos se nen Tü ren wie der e<strong>in</strong><br />
Lohn-Preis-Pakt ausgehandelt wur -<br />
de, es war der drit te, folgten <strong>in</strong><br />
Steyr etwa 5.000 Ar bei ter und An -<br />
gestellte aller Parteirichtungen dem<br />
Aufruf der Kommunisten zu e<strong>in</strong>er<br />
Protestkundgebung.<br />
Sah doch dieser neuerliche Pakt<br />
Tariferhöhungen und höhere Preise<br />
für e<strong>in</strong>e gro ße Zahl land wirt schaft li -<br />
cher Pro duk te vor. Es kam ja auch<br />
<strong>in</strong> vielen Großbetrieben der Steiermark,<br />
Niederösterreichs und Salz -<br />
burgs zu Betriebsversammlungen<br />
und vor dem Wie ner Rat haus zu ei -<br />
ner großen Protestkundgebung, an<br />
der mehr als 100.000 Ar bei ter und<br />
Angestellte teilnahmen.<br />
Als dann der Pakt im Par la ment<br />
von der SPÖ, ÖVP und dem VdU ge -<br />
gen die Stim men der Kom mu ni sten<br />
angenommen wurde, zeigte sich<br />
sehr bald, daß die Le bens ko sten<br />
beträchtlich stiegen und damit das<br />
Reale<strong>in</strong>kommen absank.<br />
Warnstreik <strong>in</strong> der Voest<br />
Als im dar auf fol gen den Jahr<br />
schon wie der e<strong>in</strong> Lohn-Preis-Pakt<br />
ausgehandelt wurde, der e<strong>in</strong>e Ver -<br />
teuerung fast alter Grundnahrungsmittel<br />
vorsah, war doch abzusehen,<br />
wie die Arbeiter und Angestellten<br />
rea gie ren wür den. Am 26. Sep tem -<br />
ber <strong>1950</strong> soll te die ser Pakt dem Mi -<br />
nisterrat vorgelegt werden. Schon<br />
am Tag zu vor kam es <strong>in</strong> der Vo est<br />
<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z zu ei nem Warn streik. Man<br />
hat <strong>in</strong> der Fol ge zeit im mer wie der<br />
versucht, den Oktoberstreik als<br />
Werk der Kom mu ni sten und als<br />
Putsch ver such h<strong>in</strong> zu stel len und wie<br />
man sieht, ver sucht man das auch<br />
heu te noch von Zeit zu Zeit.<br />
Nun gab es da mals <strong>in</strong> der Vo est<br />
<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z ei nen Be triebs rat aus 14<br />
VdUlern, 12 von der SPÖ und nur 2<br />
Kom mu ni sten. Wenn es also hier<br />
zum er sten Warn streik kam, dann<br />
kön nen wohl kaum nur die Kom mu -<br />
nisten dah<strong>in</strong>ter gesteckt haben.<br />
Der damalige kommunistische<br />
Nationalratsabgeordnete Franz<br />
Hon ner hat be kannt lich gleich nach<br />
dem Streik Bun <strong>des</strong> kanz ler Figl, In -<br />
nenm<strong>in</strong>ister Helmer und ÖGB-Präsi -<br />
dent Böhm mit ih rem Ge re de vom<br />
Putsch der Lüge ge zie hen und hat<br />
sie aufgefordert, sie mögen doch<br />
auch nur e<strong>in</strong>en Wahrheitsbeweis er -<br />
br<strong>in</strong> gen. Sie blie ben je den Be weis<br />
schuldig.<br />
Den noch kommt man im mer<br />
wie der mit der Put schlü ge, wenn es<br />
gegen die Kommunisten geht. Je -<br />
der, der <strong>in</strong> Steyr beim Ok to ber streik<br />
da bei war, weiß, daß es e<strong>in</strong>e gro ße<br />
ge me<strong>in</strong> sa me Ak tion war, die von al -<br />
len Arbeitern und Angestellten be -<br />
schlos sen wor den war. Wie groß,<br />
das konn ten auch wir Kom mu ni sten<br />
zu Be g<strong>in</strong>n gar nicht ab schät zen.<br />
Nach dem es am 25. Sep tem ber<br />
<strong>1950</strong>, wie <strong>in</strong> der Vo est, auch <strong>in</strong> an -<br />
deren Betrieben zu Empörung über<br />
den Pakt und zu spon ta nen Ar beits -<br />
niederlegungen gekommen war,<br />
g<strong>in</strong> gen am näch sten Tag die kom -<br />
munistischen Betriebsräte zu den<br />
SPÖ-Kollegen, um über Maß nah men<br />
<strong>in</strong> unserem Betrieb zu verhandeln.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs hatten zu diesem Zeit -<br />
punkt die Schicht ar bei ter im H-Bau<br />
- Rahmenbau die Ar beit erst gar<br />
nicht auf ge nom men und so zo gen<br />
nun an der Spit ze Kom mu ni sten<br />
und SPÖ-Funktionäre durch die Ab -<br />
teilungen und forderten die Kolle -<br />
g<strong>in</strong> nen und Kol le gen auf, mit zum<br />
Betriebsratsgebäude zu ziehen.<br />
Dort versammelten sich immer<br />
mehr, bis der Be triebs rat (14 SPÖ, 8<br />
KPÖ, 1 VdU) ei nen Warn streik und<br />
e<strong>in</strong>e Protestdemonstration zur Be -<br />
zirkshauptmannschaft auf dem<br />
Steyrer Stadtplatz beschloß.<br />
Der Beschluß wur de den über<br />
6.000 versammelten Arbeitern und<br />
Angestellten vom damaligen SPÖ-<br />
Betriebsratsobmann Jungwirth<br />
übermittelt.<br />
16.000 am Stadtplatz<br />
Auf dem Weg vom Haupt werk<br />
zum Stadtplatz g<strong>in</strong>gen sozialistische<br />
und kommunistische Betriebsrä<br />
te an der Spit ze der Demo, dar -<br />
unter SP-Betriebsratsobmann Karl<br />
Jungwirth und KP-Betriebsratsobmann<br />
vom Wälz la ger werk Franz<br />
Hof mann, ge me<strong>in</strong> sam an der Spit ze<br />
<strong>des</strong> Zu ges, mit ih nen auch der<br />
ÖGB-Bezirkssekretär Michael Sieberer<br />
zu sam men mit dem kom mu ni -<br />
stischen Metallarbeitersekretär August<br />
Mo ser. Auch der SP-Land tags -<br />
abgeordnete Jo sef Pöschl g<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />
der er sten Rei he <strong>des</strong> Pro test mar -<br />
sches.<br />
Als wir am Stadt platz an ka men,<br />
war die ser schon vol ler Men schen.<br />
SP-Betriebsratsobmann Karl Jung -<br />
wirth hatte das Sirenensignal zur<br />
Arbeitsniederlegung geben lassen,<br />
und so war ne ben der Stey rer Be -<br />
völkerung auch die Belegschaften<br />
aus 50 Ke<strong>in</strong>- und Mit tel be trie ben<br />
aus Steyr und Um ge bung ge kom -<br />
men. Be zirks haupt mann Dr. Mar kus<br />
Grab ner (ÖVP) ver sprach den ver -<br />
sam mel ten rund 16.000 Men schen,<br />
er würde unverzüglich deren Protest<br />
an die Bun<strong>des</strong>regierung weiterlei -<br />
ten.<br />
Nach Schluß der Pro test kund ge -<br />
bung bei der Red ner al ter Frak tio -<br />
nen spra chen, g<strong>in</strong> gen die Ar bei te -<br />
r<strong>in</strong>nen widerwillig wieder <strong>in</strong> die Be -<br />
triebe zurück.<br />
Zu Mittag <strong>des</strong>selben Tages wurde<br />
über den Rund funk der In halt <strong>des</strong><br />
Lohn-Preis-Paktes be kannt ge ge -<br />
ben: Un ter an de rem wur de Brot von<br />
S 1,90 auf S 2,40 ver teu ert, die<br />
Sem mel von 17 auf 27 Gro schen,<br />
Mehl von S 1,82 auf S 2,98 und der<br />
Strom preis um 42 Pro zent. Als so -<br />
genannte Abgeltung all dieser gra -<br />
vierenden Teuerungen sollten wir<br />
e<strong>in</strong>e Lohn er hö hung von 10 Pro zent<br />
bekommen.<br />
Am näch sten Tag wur de <strong>in</strong> ei ner<br />
Vollversammlung von der gesamten<br />
Belegschaft e<strong>in</strong>stimmig der Streik<br />
beschlossen. Der ÖGB-Präsident<br />
wurde aufgefordert, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Voll -<br />
versammlung se<strong>in</strong>e Politik zu recht -<br />
fertigen. E<strong>in</strong>e Delegation der Steyr-<br />
Wer ke wur de von ihm je doch gar<br />
nicht empfangen.<br />
Betriebsrätekonferenz <strong>in</strong> Wien<br />
Am 30. Sep tem ber nah men dann<br />
13 Arbeiterfunktionäre aller politi -<br />
schen Rich tun gen an der gro ßen<br />
gesamtösterreichischen Betriebsrätekonferenz<br />
<strong>in</strong> Wien-Floridsdorf<br />
teil. Dort wur de be schlos sen, die<br />
Streiks bis zu ei ner Stel lung nah me<br />
der Bun<strong>des</strong>regierung zu unterbrechen,<br />
und wenn die se nicht er folg -<br />
te, am 4. Ok to ber wie der <strong>in</strong> den<br />
Aus stand zu tre ten.