01.12.2014 Aufrufe

Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPÖ ...

Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPÖ ...

Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPÖ ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 11<br />

Der Ok to ber streik bei den ÖBB<br />

Von Voestlern herausgeholt<br />

Die Zentren <strong>des</strong> <strong>Oktoberstreiks</strong><br />

<strong>1950</strong> wa ren e<strong>in</strong> deu tig die Vo est und<br />

die Steyr-Werke, dort be gann der<br />

Streik und er reich te auch sei ne<br />

größte Intensität. Gemessen daran<br />

gab es im größ ten Be trieb der ÖBB,<br />

der Haupt werk stät te L<strong>in</strong>z mit 2.000<br />

Be schäf tig ten, nur e<strong>in</strong> ver gleichs -<br />

wei se ge r<strong>in</strong> ges En ga ge ment, wie<br />

Ru dolf Haun schmid, im Jah re <strong>1950</strong><br />

Arbeiter <strong>in</strong> der ÖBB-Hauptwerkstät -<br />

te L<strong>in</strong>z, be rich tet. Der Haupt grund<br />

für die „Zu rück hal tung“ der Ei sen -<br />

bah ner war die Rol le der SPÖ, die<br />

damals im Vertrauensmännerausschuß<br />

der HW mit 15 Man da ten ge -<br />

gen über der GE mit ei nem (von<br />

Franz Prückl ausgeübten) Mandat<br />

e<strong>in</strong> deu tig den Ton an gab.<br />

Als am Vor mit tag <strong>des</strong> 26. Sep -<br />

tem ber <strong>1950</strong> rund 10.000 Vo est ler<br />

über die Wie ner stra ße <strong>in</strong> Rich tung<br />

Hauptplatz marschierten machte<br />

e<strong>in</strong>e Abordnung e<strong>in</strong>en „Abstecher“<br />

<strong>in</strong> die Haupt werk stät te. Es kam zu<br />

ei ner Ver samm lung der<br />

HW-Beschäftigten auf der Schie be -<br />

büh ne, bei wel cher der Vo -<br />

est-Betriebsrat Ru dolf Küh rer<br />

sprach und die So li da ri tät der Ei -<br />

senbahner e<strong>in</strong>forderte und dabei<br />

vom GE-Eisenbahnerpersonalvertreter<br />

Josef B<strong>in</strong>der unterstützt wur -<br />

de. Durch den Druck der SPÖ mar -<br />

schier ten aber nur rund 800 von<br />

2.000 Be dien ste ten der HW mit den<br />

Vertretern anderer Betriebe zum<br />

Haupt platz, wo die gro ße Kund ge -<br />

bung ge gen den Lohn-Preis-Pakt<br />

mit 20.000 Ar bei tern und An ge -<br />

stellten stattfand.<br />

Tags dar auf, am 27. Sep tem ber<br />

demonstrierten dann nochmals Eisen<br />

bah ner aus der HW am Volks -<br />

garten bei der Arbeiterkammer. Ru -<br />

dolf Haunschmid war Augenzeuge<br />

<strong>des</strong> im mer wie der der KPÖ an ge la -<br />

steten versuchten „Fenstersturzes“<br />

von Prä si dent Kandl durch Ak ti vi -<br />

sten <strong>des</strong> VdU. Ganz im Ge gen satz<br />

zu den so zial de mo kra ti schen Un -<br />

ter stel lun gen war es der GE-Per so -<br />

nalvertreter und Mitglied der<br />

ÖGB-Lan<strong>des</strong>exekutive Franz Hag -<br />

mair, der ne ben an de ren mit al ler<br />

Energie darauf e<strong>in</strong>wirkte, daß dieser<br />

„Fenstersturz“ verh<strong>in</strong>dert wurde.<br />

Nach den dramatischen Ereignissen<br />

<strong>in</strong> und um die Ar bei ter kam mer<br />

kehrten die Eisenbahner wieder <strong>in</strong><br />

die HW zu rück und nah men die Ar -<br />

beit wie der auf.<br />

Gro ße Er re gung bei der Be leg -<br />

schaft löste das Bekanntwerden der<br />

Ver haf tung <strong>des</strong> <strong>in</strong> der ÖBB-Werk -<br />

stätte beschäftigten kommunistischen<br />

Geme<strong>in</strong>derates Franz Ram -<br />

mer stor fer <strong>in</strong> der Nacht zum 2. Ok -<br />

to ber aus und es kam <strong>in</strong> der Fol ge<br />

wiederum zu zeitweiligen Arbeits -<br />

niederlegungen. Die Eisenbahner<br />

der HW so wie <strong>des</strong> Heiz hau ses for -<br />

der ten die E<strong>in</strong> stel lung der Ver fol -<br />

gungsmaßnahmen gegen Arbeiterfunk<br />

tio nä re und die Frei las sung<br />

Ram mer stor fers.<br />

Die Hal tung der Kom mu ni sten<br />

wurde bei der Personalvertretungs -<br />

wahl nach dem Ok to ber streik ho no -<br />

riert, <strong>in</strong> dem sich die GE auf vier<br />

Mandate steigern konnte, während<br />

die SPÖ auf 12 Man da te zu rück fiel.<br />

Im Jah re <strong>1950</strong> wur de auch der<br />

Grund ste<strong>in</strong> für den spä te ren Auf -<br />

stieg der GE bis zum Man dats -<br />

gleich stand mit der SPÖ <strong>in</strong> der<br />

HW-L<strong>in</strong>z bei der Personalvertretungs<br />

wahl 1964 mit je weils 7 Man -<br />

da ten ge legt.<br />

Der Schwer punkt der Pro te ste bei<br />

den ÖBB beim Ok to ber streik lag je -<br />

doch im Heiz haus L<strong>in</strong>z, wo die GE 4<br />

Man da te im VMA hat te. Im Heiz haus<br />

kam es be reits am 25. Ok to ber zu<br />

e<strong>in</strong>em Warnstreik und auf Initiative<br />

der elektrischen Abteilung mußte<br />

der Obmann der Werkstättenexeku -<br />

tive Seitl<strong>in</strong>ger für den Nachmittag<br />

e<strong>in</strong>e Vollversammlung e<strong>in</strong>berufen.<br />

Am fol gen den Tag schlos sen sich<br />

die Be dien ste ten <strong>des</strong> Heiz hau ses<br />

eben so wie e<strong>in</strong> Teil aus der HW und<br />

der ne ben die ser ge le ge nen Elek -<br />

trobetriebe dem Protestzug der Arbei<br />

ter zum Haupt platz an.<br />

Ok to ber streik <strong>1950</strong> <strong>in</strong> Frei stadt<br />

Vom ÖGB im Stich<br />

gelassen<br />

E<strong>in</strong> grau er Herbst tag be g<strong>in</strong>nt mit<br />

Rundfunkmeldungen von Arbeitsniederlegungen<br />

<strong>in</strong> den Großbetrie -<br />

ben <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z und an de ren Be trie ben<br />

Österreichs. Ausgelöst durch den<br />

Abschluß <strong>des</strong> 4. Lohn- und Preis -<br />

paktes von den Sozialpartnern und<br />

der Regierung. In immer kürzeren<br />

Abständen wurden Preisabkommen<br />

vom er sten bis zum vier ten Pakt<br />

zum Nachteil der arbeitenden Be -<br />

völkerung beschlossen.<br />

In den zwei größ ten Be trie ben <strong>in</strong><br />

Frei stadt, der Fir ma Mossböck (Sä -<br />

gewerk und Holzverarbeitung) und<br />

der Firma Haberkorn (Textilbetrieb)<br />

mit je 100 bis 120 Be schäf tig ten<br />

gab es gewählte Betriebsräte. Die<br />

Radioberichte waren verwirrend. In<br />

den Vormittagsstunden <strong>des</strong> ersten<br />

Streiktages versuchten die Betriebsräte<br />

mit der Arbeiterkammer <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />

Kontakt aufzunehmen, es konnte<br />

jedoch trotz e<strong>in</strong>iger Versuche ke<strong>in</strong>e<br />

Verb<strong>in</strong>dung hergestellt werden.<br />

In beiden Betrieben wurde kaum<br />

ge ar bei tet, es war un ter den Ar bei -<br />

tern die Be reit schaft, sich dem<br />

Streik anzuschließen, vorhanden.<br />

Nach vergeblichen Versuchen mit<br />

der Arbeiterkammer Kontakt aufzu -<br />

nehmen, wurde e<strong>in</strong> Auto organisiert<br />

um nach L<strong>in</strong>z zu fah ren. Zwei Be -<br />

triebsräte der Firma Mossböck und<br />

zwei von der Fir ma Ha ber korn<br />

mach ten sich auf, noch am Vor mit -<br />

tag nach L<strong>in</strong>z zu kom men. Das<br />

Durchkommen zur Arbeiterkammer<br />

war nur zu Fuß mög lich, die Stra ßen<br />

um die Kam mer wa ren von De mon -<br />

stranten verstopft.<br />

Mit Mühe konn ten wir das Ge -<br />

bäude betreten, jedoch die Herren<br />

Se kre tä re, wel che bei den Haupt -<br />

versammlungen der letzten Be -<br />

triebs rats wahl noch gro ße Töne von<br />

sich gaben, haben es vorgezogen,<br />

h<strong>in</strong>ter verschlossenen Türen mög -<br />

lichst ke<strong>in</strong>e Informationen von sich<br />

zu geben. Unsere Bemühungen wa -<br />

ren so mit ge schei tert, wir fühl ten<br />

uns von unseren Fachgewerk -<br />

schaftsvertretern im Stich gelassen.<br />

Die näch sten Tage ha ben uns<br />

ge zeigt, daß die Arbeitervertreter <strong>in</strong><br />

Wien mit den Un ter neh mern so fest<br />

auf ei nem Ast sa ßen, daß bei de<br />

herunterfallen, wenn man diesen<br />

durchschneidet. Jedoch e<strong>in</strong>es haben<br />

beide begriffen, nämlich daß man<br />

ei nen fünf ten Lohn- und Preis pakt<br />

<strong>in</strong> die ser Art nicht mehr ris kie ren<br />

konnte.<br />

Protestierende Arbeiter im L<strong>in</strong>zer Volksgarten<br />

Josef Ahorner

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!