Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPà ...
Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPà ...
Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPà ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 15<br />
Wiener Abmachung gelte nicht, und<br />
der Lohn-Preis-Pakt wer de an ge -<br />
nommen. Franz Mittendorfer und<br />
Alfred Ruschitzka wurden ausgesperrt:<br />
„Wir kom men heim und dür -<br />
fen nicht mehr <strong>in</strong> den Be trieb h<strong>in</strong> -<br />
e<strong>in</strong>: der Ru schitz ka Fredl, ich, die<br />
VdUler auch, weil sie auch da für<br />
wa ren, für al les. Die ha ben sie auch<br />
ent las sen, aber wie der e<strong>in</strong> paar ge -<br />
nommen.“<br />
Mittendorfer konn te ei nen Mo nat<br />
spä ter als Leh rer zu ar bei ten be g<strong>in</strong> -<br />
nen. Ru schitz ka, der trotz Lohn fort -<br />
zahlung ausgesperrt blieb und<br />
1951 gekündigt wurde, strengte ei -<br />
nen Ge richts pro zeß an, der zwar<br />
erst nach Jah ren - <strong>in</strong> sei nem S<strong>in</strong> ne<br />
aber er folg reich - been det wur de.<br />
Da er eben so be reits e<strong>in</strong> an de re An -<br />
stellung gefunden hatte, g<strong>in</strong>g er<br />
nicht mehr nach Len z<strong>in</strong>g zu rück.<br />
Auch im Kohlenrevier wurde die<br />
Durchführung e<strong>in</strong>es Streiks h<strong>in</strong>tertrieben.<br />
In Gschwendt hat te man<br />
kei nen Er folg. Hier wur de un ter der<br />
Führung <strong>des</strong> kommunistischen Be -<br />
triebsratsobmannes Josef Zöbl im<br />
gan zen Be trieb, der da mals etwa<br />
500 Leute beschäftigte, zehn Tage<br />
lang die Arbeit niedergelegt. In<br />
Kohl gru be hat te sich die Hal tung<br />
der SP-Betriebsräte be reits durch -<br />
ge setzt, und es kam le dig lich zu ei -<br />
ner großen Belegschaftsversammlung<br />
und zu „har ten Dis kus sio nen“<br />
zwischen Sozialisten und Kommu -<br />
ni sten, an de nen auch die<br />
Gschwendter teilnahmen.<br />
In Ampfl wang kam es eben falls<br />
nicht zu viel mehr als zu Be leg -<br />
schaftsversammlungen oder stunden<br />
wei sen Streiks. Jo sef Fammler<br />
er <strong>in</strong> nert sich noch an die Zer ris sen -<br />
heit der Aktionen im Kohlenrevier<br />
und ihre H<strong>in</strong>tergründe. Er arbeitete<br />
damals im Wald<strong>in</strong>gerstollen und<br />
weiß noch: „Die Ampflwanger ha ben<br />
uns ge sagt, bei ih nen ar bei ten<br />
schon wie der alle, die s<strong>in</strong>d alle e<strong>in</strong> -<br />
gefahren.“ Gel<strong>in</strong>gen konnte dies<br />
unter anderem <strong>des</strong>halb, weil ver -<br />
brei tet wur de, das sei e<strong>in</strong>e „kom -<br />
munistische Angelegenheit, tut da<br />
die F<strong>in</strong> gern weg“. - „Da ha ben sie´s<br />
richtig e<strong>in</strong>geschüchtert, das s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
paar SPler ge we sen.“<br />
Folgen<br />
Nach dem Oktoberstreik wurden<br />
un ter dem Vor wurf <strong>des</strong> Lan <strong>des</strong> ver -<br />
rats alle Pro test kräf te aus al len<br />
Machtpositionen <strong>des</strong> ÖGB ver -<br />
drängt. Der SPÖ ge lang es, sich die<br />
Vorherrschaft im Gewerkschafts -<br />
bund zu si chern. Die Groß par tei en<br />
SPÖ und ÖVP schlos sen sich im<br />
Rahmen der „Sozialpartnerschaft“<br />
noch en ger zu sam men, ei nig In ih -<br />
rer Ab leh nung der KPÖ. Nicht zu -<br />
letzt mit der ge zielt ver brei te ten<br />
Lüge vom kommunistischen<br />
Putsch ver such wur de die KPÖ <strong>in</strong> die<br />
Isolation gedrängt und verlor auch<br />
wichtige Positionen <strong>in</strong> den Betrie -<br />
ben, überall wurden Kommunisten<br />
ausgesperrt, alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Oberöster -<br />
reich <strong>in</strong>s ge samt fast tau send.<br />
So mit ent stand das gro ße Pro -<br />
blem, wie der e<strong>in</strong> mal die Un ter stüt -<br />
zung für die Ent las se nen und ihre<br />
Familien zu organisieren. Obwohl <strong>in</strong><br />
je ner Zeit etwa tau send Mit glie der<br />
für die KPÖ ge won nen wer den<br />
konn ten, ge lang es auf grund der<br />
mangelnden Erfahrungen der Neuen<br />
meist nicht, die <strong>in</strong> den Be trie ben<br />
verlorenen tausend angemessen zu<br />
ersetzen. Peter Kammerstätter: „Das<br />
ist ja e<strong>in</strong> lan ger Pro zeß, und dann<br />
be g<strong>in</strong>nt ja erst der Ter ror <strong>in</strong> den<br />
Be trie ben, wo sich kei ner zu rüh ren<br />
ge traut hat, das kommt ja noch<br />
dazu.’“<br />
Christian Hawle, Die KPÖ im Bezirk<br />
Vöcklabruck – E<strong>in</strong> historischer<br />
Überblick, 1989<br />
Streiktage<br />
Mittwoch, 27. September: Aufru<br />
fe von AK-Präsident Kandl<br />
und der SPÖ ge gen den Streik.<br />
Rundfunkaufruf der oö Lan<strong>des</strong>re -<br />
gie rung ge gen „wil de“ Streiks. Pro -<br />
test marsch von 3.000 Len -<br />
z<strong>in</strong>g-Arbeitern nach Vöck la bruck,<br />
Beschäftigte der OKA-Timelkam,<br />
ÖBB-Attnang, Sp<strong>in</strong>nerei Johannis -<br />
thal und der WTK schlie ßen sich an.<br />
Streikdrohung der Solvay. Betriebsversammlung<br />
<strong>in</strong> Ranshofen be -<br />
schließt abwartende Haltung. Strei -<br />
kende <strong>des</strong> Wirtschaftshofes beset -<br />
zen kurzfristig die Tabakfabrik.<br />
Streikende blockieren am L<strong>in</strong>zer<br />
Hauptbahnhof den Zugverkehr. In<br />
L<strong>in</strong>z wer den 3.000 be waff ne te Gen -<br />
darmen zusammengezogen.<br />
Donnerstag, 28. September:<br />
Steyr-Delegation nach Wien.<br />
Wiederaufnahme der Arbeit im<br />
Magistrat Steyr nach Intervention<br />
<strong>des</strong> Bürgermeisters. Rückkehr der<br />
Voest-Delegation aus Wien.<br />
Kon fe renz von oö Be triebs rä ten <strong>in</strong><br />
der Voest-Kant<strong>in</strong>e. Betriebsvollversamm<br />
lung der Vo est. Stür mung <strong>des</strong><br />
Sen ders Rot-Weiß-Rot wird ver h<strong>in</strong> -<br />
dert. Betriebsversammlung der ESG<br />
beschließt Streikunterbrechung.<br />
Wiederaufnahme der Arbeit <strong>in</strong> den<br />
ÖSW. Polizei sperrt Nibelungenbrü -<br />
cke und Post di rek tion. Streik <strong>in</strong> der<br />
Solo, KAG, OKA und Net t<strong>in</strong>gs dor fer.<br />
Franck-Belegschaft lehnt Be tei li -<br />
gung am Streik ab. Pro test streiks <strong>in</strong><br />
Betrieben <strong>in</strong> Traun. Werksverbot für<br />
Kommunisten <strong>in</strong> Lenz<strong>in</strong>g. Warnstreik<br />
<strong>in</strong> der WTK. Der „Freie Ar beit -<br />
nehmerverband“ <strong>des</strong> VdU-Abgeord -<br />
neten Hue mer stellt sich ge gen den<br />
Streik.<br />
Freitag, 29. September: Vertrau -<br />
ensmännervollversammlung der<br />
Voest lehnt Figl-Angebot ab<br />
und beschließt Fortsetzung <strong>des</strong><br />
Streiks so wie Wahl von Strei klei tun -<br />
gen <strong>in</strong> Abteilungen. E<strong>in</strong>zelne Ver -<br />
tre ter von SPÖ und VdU stel len Mit -<br />
arbeit im Streikkomitee e<strong>in</strong>.<br />
Betriebsversammlung <strong>in</strong> Ranshofen<br />
be schließt den Streik und Marsch<br />
auf den Brau nau er Stadt platz. Be -<br />
triebsversammlung <strong>in</strong> Steyr be -<br />
schließt Er geb nis der BR-Konferenz<br />
abzuwarten. Protestresolution <strong>des</strong><br />
Betriebsrates der Ennskraftwerke.<br />
Sams tag, 30. Sep tem ber:<br />
VAW-Ranshofen wird von<br />
B-Gendarmerie be setzt, 800 Ar -<br />
beiter marschieren zum BR-Büro.<br />
Gesamtösterreichische Betriebsrä -<br />
tekonferenz <strong>in</strong> Wien-Floridsdorf mit<br />
2.417 TeilnehmerInnen beschließt<br />
Fortsetzung <strong>des</strong> Streiks.