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Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPÖ ...

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Sei te 6 Ober öster reich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />

Die Arbeiter der Betriebe erschienen<br />

pünkt lich zur Tag schicht. Die<br />

Si re nen er tön ten <strong>in</strong> al len Be trie ben,<br />

aber die Ar beit wur de nir gends auf -<br />

genommen. Überall standen Gruppen<br />

von Arbeitern beisammen und<br />

be spra chen die Lage. Der Be triebs -<br />

rat ver säum te es sich so fort füh rend<br />

und organisierend an die Spitze <strong>des</strong><br />

Kamp fes zu stel len. Erst um 9 Uhr<br />

wur de durch den Druck und For de -<br />

rung der Be leg schaft die Be triebs -<br />

ratsitzung der Arbeiter und Ange -<br />

stellten e<strong>in</strong>berufen.<br />

Die Betriebsräte anerkannten den<br />

Streik und wähl ten um 10 Uhr e<strong>in</strong><br />

Streikkomitee aus 11 Kollegen aller<br />

Fraktionen. BR Rudolf Kührer wurde<br />

als Vor sit zen der und BR Paul Föd<strong>in</strong> -<br />

ger als se<strong>in</strong> Stell ver tre ter e<strong>in</strong> stim -<br />

mig gewählt. Die Betriebsratzimmer<br />

im Betriebsgebäude IV waren der<br />

Sitz der zentralen Streikleitung. Das<br />

Streikkomitee war der e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Auffassung, daß der Streik so ge -<br />

führt wer den müß te, daß die tech -<br />

ni schen An la gen <strong>des</strong> Wer kes kei nen<br />

Schaden erleiden.<br />

Der Streik wur de also nicht ge gen<br />

die Werksleitung geführt, sondern<br />

gegen die Unterzeichner <strong>des</strong> Lohnund<br />

Preis pak tes <strong>in</strong> Wien. Die Hüt -<br />

tendirektion schaffte e<strong>in</strong>e techni -<br />

sche Beratungsstelle die geme<strong>in</strong>sam<br />

mit dem Streik ko mi tee die tech ni -<br />

schen Pro ble me lö ste und Tag und<br />

Nacht im E<strong>in</strong> satz war. Un ter der<br />

Führung <strong>des</strong> Gewerkschaftsobmannes<br />

Föd<strong>in</strong>ger wurde e<strong>in</strong>e Delegation<br />

zum ÖGB nach Wien ent sandt, um<br />

den zen tra len Stel len den Ernst der<br />

Lage darzulegen. Die Delegation<br />

überreichte die e<strong>in</strong>heitlich be -<br />

schlossenen Forderungen.<br />

Im Werk gab es für das Streik ko -<br />

mitee reichlich Arbeit. Die Telefone<br />

lie fen heiß. Um 14 Uhr fuh ren Em -<br />

me rich Eck hart und Ru dolf Küh rer<br />

mit den Hüt ten ver ant wort li chen zu<br />

den Arbeitern der Erzaufbereitung.<br />

Dort er klär ten sie den Stand punkt<br />

<strong>des</strong> gesamten Streikkomitees, daß<br />

der Not be trieb bei den Hoch öfen<br />

aus technischen Gründen aufrecht<br />

blei ben müs se. Aus die sem Grun de<br />

war e<strong>in</strong>e gedrosselte Erzzufuhr un -<br />

bed<strong>in</strong>gt erforderlich.<br />

Auch die Strei klei tun gen der L<strong>in</strong> -<br />

zer Be trie be rie fen im mer zur Dis zi -<br />

pl<strong>in</strong> auf. Provokateure versuchten<br />

wiederholt durch wilde Aktionen die<br />

Arbeit <strong>des</strong> Streikkomitees zu er -<br />

schwe ren. Um 17 Uhr tag te <strong>in</strong> der<br />

L<strong>in</strong>zer Arbeiterkammer e<strong>in</strong>e Konferenz<br />

von Betriebsräten aller L<strong>in</strong>zer<br />

Be trie be, auf der den näch sten Tag<br />

e<strong>in</strong>e Groß kund ge bung um 11 Uhr<br />

auf dem Haupt platz un ter Teil nah -<br />

me aller L<strong>in</strong>zer Betriebe beschlos -<br />

sen wur de.<br />

Donnerstag, 28. September<br />

Die Voest-Delegation kehr te <strong>in</strong><br />

der Nacht ohne positive Ergebnisse<br />

aus Wien zu rück, nach dem sie beim<br />

ÖGB durch den Zentralsekretär Gei -<br />

ger und se<strong>in</strong>en Mitarbeitern e<strong>in</strong>e<br />

geradezu skandalöse Behandlung<br />

erfahren hatte. Das Streikkomitee<br />

tag te um 7 Uhr früh mit den Kol le -<br />

gen, die bei der L<strong>in</strong> zer Kon fe renz <strong>in</strong><br />

der Arbeiterkammer teilgenommen<br />

hat ten und mit den De le gier ten, die<br />

beim ÖGB <strong>in</strong> Wien vor ge spro chen<br />

hat ten. Un ter dem E<strong>in</strong> druck der all -<br />

geme<strong>in</strong>en Kampfentschlossenheit<br />

der Arbeiter und Angestellte kam es<br />

zu folgenden Beschlüssen:<br />

1. Es wird wei ter ge streikt.<br />

2. Es wird nicht mar schiert, da mit<br />

es zu kei nen wil den Ak tio nen<br />

kommt.<br />

3. Für 12 Uhr soll e<strong>in</strong>e Kon fe renz<br />

der wichtigsten oberösterreichi -<br />

schen Be trie be im Voest-Gebäude<br />

<strong>in</strong> der Muldenstraße e<strong>in</strong>berufen<br />

werden.<br />

Um 9 Uhr be rief der An ge stell -<br />

tenbetriebsratsobmann See ba cher<br />

e<strong>in</strong>e Sit zung <strong>in</strong> die Di rek tion <strong>in</strong> der<br />

Mul den stra ße e<strong>in</strong>, bei der e<strong>in</strong> stim -<br />

mig be schlos sen wur de, das Streik -<br />

Demonstration der Voest-Arbeiter durch die Wie ner stra ße zum Haupt platz<br />

ko mi tee <strong>des</strong> Wer kes um je 2 An ge -<br />

stell te <strong>des</strong> VdU und der SPÖ zu er -<br />

wei tern. Um 12 Uhr be gann im<br />

Speisesaal der Generaldirektion<br />

(Muldenstraße) die Beratung der<br />

Vertreter der oberösterreichischen<br />

Betriebe.<br />

Zum größ ten Teil wa ren es Be -<br />

triebsräte und Vertrauensmänner<br />

von L<strong>in</strong>zer Betrieben. <strong>Zur</strong> Beratung<br />

kam auch der Lan <strong>des</strong> ob mann der<br />

Metall- und Bergarbeiter von Ober -<br />

öster reich, Pal le strong. Er hielt e<strong>in</strong>e<br />

An spra che <strong>in</strong> der er aus führ te: „Es<br />

geht nicht mehr um den 4. Lohnund<br />

Preis pakt, son dern um die Er -<br />

haltung der Arbeitsplätze".<br />

Die Ausführungen von Palle -<br />

strong wur den von der Mehr heit der<br />

Teilnehmer der Konferenz nicht ak -<br />

zep tiert. Viel mehr wur den die Ur sa -<br />

chen auf ge zeigt, war um der e<strong>in</strong> -<br />

heitliche Kampf der Voest-Arbeiter<br />

und Angestellten zustande kam. Die<br />

Kollegen <strong>in</strong> den Betrieben warteten<br />

auf In for ma tion und wa ren über das<br />

Schweigen der Betriebsräte empört.<br />

Sie forderten e<strong>in</strong>en Protestmarsch<br />

zur Muldenstraße, wo die Konferenz<br />

tagte.<br />

Um 16 Uhr be rich te te der An ge -<br />

stelltenbetriebsrat Hans L<strong>in</strong>dner der<br />

Betriebsvollversammlung das Ergeb<br />

nis der Kon fe renz. Mit größ ter<br />

Em pö rung wur de von der Be triebs -<br />

voll ver samm lung die vor den Be -<br />

triebsgebäude IV (Zentralküche)<br />

statt fand, auch der Be richt über die<br />

Wiener Delegation zur Kenntnis ge -<br />

nommen.<br />

Groß war auch die Em pö rung der<br />

Ar bei ter über den Sen der<br />

Rot-Weiß-Rot und über die Pres se,<br />

so wie über jene Kräf te, die ver such -<br />

ten den Streik zu <strong>des</strong>organisieren.<br />

Mit gro ßer Mühe ge lang es dem<br />

Streikkomitee die empörten Arbei -<br />

ter von ei nen Sturm auf den Ra dio -<br />

sender abzuhalten. Es kam zum Be -<br />

schluß, am Frei tag um 9 Uhr wie der<br />

e<strong>in</strong>e Voll ver samm lung vor dem Be -<br />

triebsgebäude IV durchzuführen.<br />

Freitag, 29. September<br />

Um 9 Uhr früh fand die se Voll -<br />

ver samm lung statt, er öff net durch<br />

Paul Föd<strong>in</strong>ger (SPÖ). Sei ne Mit tei -<br />

lung, er habe mit Bun <strong>des</strong> kanz ler<br />

Figl te le fo niert und die ser hät te zu -<br />

ge sagt, die Streik stun den wür den<br />

be zahlt, wenn die Ar bei ter so fort<br />

die Arbeit aufnähmen, wurde mit<br />

stürmischen Pfui-Rufen aufgenom -<br />

men. E<strong>in</strong> stim mig wur de von den<br />

6.000 ver sam mel ten die Wei ter füh -<br />

rung <strong>des</strong> Streiks be schlos sen und<br />

e<strong>in</strong> stim mig dem ÖGB-Präsidium das<br />

Mißtrauen ausgesprochen.<br />

Die zentrale Streikleitung gab<br />

so fort die Wei sung <strong>in</strong> den Be trie ben<br />

und Abteilungen Streikleitungen zu<br />

wäh len (6 bis 10 Mann stark mit ei -<br />

nen Vorsitzenden). Dies wurde<br />

durchgeführt und das zentrale<br />

Streikkomitee dadurch um 34 Kol -

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