Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPà ...
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Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 19<br />
zu nächst als „Ast ge me<strong>in</strong> schaft“ be -<br />
zeichneten Sozialpartnerschaft.<br />
Leo Furtlehner<br />
Quel le: Auf bruch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bes se re<br />
Zeit, Die Kam mer für Ar bei ter und<br />
Angestellte für Oberösterreich 1920<br />
bis 1980, AK-Oberösterreich, 1981<br />
Sozialdemokratische<br />
Sumpfblüten<br />
„Laßt euch nicht für äu ßerst<br />
gefährliche und dunkle Pläne<br />
mißbrauchen“ Bürgermeister<br />
Ernst Ko ref.<br />
„Ihr dürft Euch nicht zu auf<br />
das schwerste schädigende Ex -<br />
zes se h<strong>in</strong> rei ßen las sen.“ AK-Prä -<br />
sident He<strong>in</strong>rich Kandl.<br />
„Es han delt sich um e<strong>in</strong>e<br />
Streikbewegung, die von den<br />
USIA-Betrieben ausgelöst wurde.“<br />
Fritz Klen ner - tat säch lich be -<br />
gann der Streik <strong>in</strong> den<br />
Steyr-Werken und der Vo est, bei -<br />
de la gen <strong>in</strong> der US-ame ri ka ni -<br />
schen Besatzungszone<br />
„E<strong>in</strong>e illegale Gewerkschafts -<br />
leitung, die sich provisorische<br />
Lan<strong>des</strong>exekutive nannte ... unter<br />
Vorsitz <strong>des</strong> kommunistischen Be -<br />
triebs ra tes Pöt scher von der Vo -<br />
est.“ Fritz Klen ner - Leo Pöt scher<br />
war nicht <strong>in</strong> der Vo est, son dern<br />
<strong>in</strong> der ESG be schäf tigt und auch<br />
nicht Vorsitzender e<strong>in</strong>er illegalen<br />
Gewerkschaftsleitung.<br />
„Die ses Bun <strong>des</strong> land ... ist po li -<br />
tisch anfällig. ... Ihr politisches<br />
Den ken und Füh len wird aus -<br />
schließlich von Ressentiments<br />
dik tiert; sie s<strong>in</strong>d ech ter po li ti -<br />
scher Flug sand, der <strong>in</strong> ge ge be -<br />
nen Situationen zum politischen<br />
Dynamit werden kann.“ Alfred<br />
Migsch.<br />
„In den Hän den der ab ge feim -<br />
ten, klug getarnten kommunistischen<br />
H<strong>in</strong> ter män ner wird e<strong>in</strong>e<br />
sol che Mas se leicht zu ei nem<br />
füg sa men Kitt, der noch dazu <strong>in</strong><br />
den der Goebbels-Propaganda<br />
nachgebildeten Phrasen der<br />
Kommunisten verständlichen Anklang<br />
f<strong>in</strong> det.“ Al fred Migsch<br />
Peter Kammerstätter über den Oktoberstreik <strong>1950</strong><br />
Die Hauptschwäche war die<br />
Unterbrechung...<br />
Als Lan<strong>des</strong>sekretär der KPÖ war<br />
Peter Kammerstätter beim Oktober -<br />
streik <strong>1950</strong> der In for ma tions aus -<br />
tausch zwi schen den Be trie ben und<br />
die Rol le der Kom mu ni stIn nen das<br />
zentrale Anliegen:<br />
Wag ner: Wie war die Stim mung<br />
bei der Funktionärekonferenz vom<br />
24.9.?<br />
Kammerstätter: Ich war selbst<br />
nicht bei die ser Kon fe renz, da ich<br />
gerade zur Mobilisierung im Salz -<br />
kammergut gewesen b<strong>in</strong>. Aber wie<br />
wir uns noch am sel ben Abend ge -<br />
trof fen ha ben, war schon die Stim -<br />
mung da für Ak tio nen. Na tür lich<br />
gibt es im mer Skep ti ker, die zwei -<br />
feln, ob es ge hen wird, es gibt auch<br />
un ter den Ar bei tern sehr vie le pas -<br />
sive Elemente, die manchmal eben<br />
mitgerissen werden und u.U. <strong>in</strong>s<br />
Gegenteil umschlagen.<br />
Wag ner: War um wur de <strong>in</strong> der Ex -<br />
traa us ga be noch nicht zum Streik<br />
auf ge ru fen?<br />
Kam mer stät ter: Weil am An fang<br />
ja noch gar nicht fest ge stan den ist,<br />
daß es dazu kommt. Es ist ja <strong>in</strong> er -<br />
ster Li nie ge gen den Preis trei ber -<br />
pakt ge gan gen, und dar um, den<br />
Ge werk schaf ten ab zu spre chen, daß<br />
sie das Recht ha ben, ei nen sol chen<br />
Pakt abzuschließen.<br />
Wag ner: Im Buch von Gru ber und<br />
Hörz<strong>in</strong>ger (Ronald Gruber/Manfred<br />
Hör z<strong>in</strong> ger, ... bis der Preis trei ber -<br />
pakt fällt – Der Mas sen streik der<br />
österreichischen Arbeiter im Sep -<br />
tem ber/Ok to ber <strong>1950</strong>, Wien 1975)<br />
wird das näm lich am Ver hal ten der<br />
Partei kritisiert.<br />
Kammerstätter: Was Gruber da<br />
me<strong>in</strong>t, be zieht sich wahr sche<strong>in</strong> lich<br />
darauf, daß die Zen tra le der Par tei<br />
<strong>in</strong> Wien über for dert war, über rascht<br />
war über die gan ze Be we gung bei<br />
uns <strong>in</strong> Ober öster reich. Nicht nur<br />
über die Streiks, son dern auch über<br />
die Stim mung un ter den Ar bei tern,<br />
über die Gro ße der tat säch li chen<br />
Empörung. Daher konnte auch ihre<br />
E<strong>in</strong> schät zung nicht so klar se<strong>in</strong>. Wir<br />
haben natürlich sehr stark unsere<br />
Betriebsorganisationen e<strong>in</strong>gesetzt<br />
und ha ben so fort <strong>in</strong> der Früh mit<br />
der Agitation angefangen. Unsere<br />
Hauptaufgabe war, die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Betriebe darüber zu verständigen,<br />
wo et was los war, die In for ma tion.<br />
So ha ben die <strong>in</strong> den Be trie ben als<br />
er ste da von ge wußt, wenn z.B. <strong>in</strong><br />
Steyr et was los war, oft we sent lich<br />
frü her wie die Ge werk schaft und die<br />
SP. Was wir nicht be ach tet hat ten<br />
war, daß die Amerikaner natürlich<br />
unsere Telefone abgehört haben<br />
und diese Informationen gleich an<br />
die Ge werk schaft wei ter ge ge ben<br />
ha ben. Die ha ben da durch auch<br />
gleich ge wußt, wo e<strong>in</strong> „Brand herd“<br />
ist. (...)<br />
Wenn man den Streik ana ly siert,<br />
muß man un be d<strong>in</strong>gt ei nes be ach -<br />
ten: Es heißt im mer wie der, wir<br />
Kommunisten hätten überall die Sa -<br />
che <strong>in</strong> der Hand ge habt. Aber wir<br />
wa ren ja nicht über all so stark. Z.B.<br />
<strong>in</strong> den Stick stoff wer ken wa ren wir<br />
nicht so stark, im Ge gen teil, das<br />
war e<strong>in</strong>e In sel <strong>des</strong> VdU. Auch <strong>in</strong> vie -<br />
len Ab tei lun gen der Voest, <strong>in</strong> de nen<br />
viele ehemalige Nationalsozialisten<br />
wa ren. Die ha ben sich zwar sehr ra -<br />
di kal ge bär det, s<strong>in</strong>d spä ter aber so -<br />
gar Direktoren geworden.<br />
Bei aller Radikalität, die der VdU<br />
(zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t zu Beg<strong>in</strong>n) gezeigt hat,<br />
ist na tür lich schon e<strong>in</strong> wich ti ger<br />
Unterschied zu unserer Politik, der<br />
bis jetzt noch viel zu we nig be ach -<br />
tet wur de: Wir woll ten ver h<strong>in</strong> dern,<br />
daß die Gewerkschaftsführung die -<br />
sen Pakt ab schließt, wäh rend der<br />
VdU e<strong>in</strong> fach ge gen die Ge werk -<br />
schaft war, uns g<strong>in</strong>g es nicht dar -<br />
um, die Ge werk schaft zu zer schla -<br />
gen, son dern - im Ge gen teil - sie<br />
zu e<strong>in</strong>em Klassen<strong>in</strong>strument, e<strong>in</strong>em<br />
Kampf<strong>in</strong>strument zu machen. (...)<br />
Am 27.9. b<strong>in</strong> ich im Se kre ta ri at<br />
<strong>in</strong>formiert worden, daß <strong>in</strong> den<br />
Stickstoffwerken Beschlüsse gegen<br />
die Gewerkschaft gefaßt worden<br />
s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong> Marsch auf die Ar bei -<br />
terkammer beschlossen wurde. Nun<br />
ha ben wir so fort er faßt, daß es dar -<br />
um ge hen muß, den Sturm auf die<br />
Arbeiterkammer abzuwenden, weil<br />
wir ja nicht unsere Organisationen<br />
zer schla gen woll ten, das war ja die<br />
Stra te gie <strong>des</strong> VdU. Wir muß ten ver -<br />
suchen, diese Bewegung auf jene<br />
umzuorientieren, die den LPP ge -<br />
fordert hatten, die daran profitier -<br />
ten. Das s<strong>in</strong>d na tür lich die Un ter -<br />
neh mer, die bei der gan zen bis he ri -<br />
gen Bewegung ungeschoren ;ge -<br />
blie ben s<strong>in</strong>d. Spä ter ha ben wir er -<br />
fahren, daß die <strong>in</strong> der Han dels kam -<br />
mer die gan ze Zeit ge zit tert ha ben<br />
und Vorbereitungen getroffen ha -<br />
ben für Demonstrationen, die sie<br />
er war tet ha ben. Und es ist nie mand<br />
h<strong>in</strong>gegangen! Nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e De -<br />
legation ist h<strong>in</strong>gegangen! (...)<br />
Wag ner: Wie war ei gent lich das<br />
Verhalten der Sowjetischen Besat -<br />
zungs macht? Die s<strong>in</strong>d ja <strong>in</strong> Ur fahr<br />
ge we sen.<br />
Kammerstätter: Die waren von<br />
An fang an durch uns un ter rich tet,<br />
aber die konn ten es e<strong>in</strong> fach nicht<br />
glau ben, wenn wir ih nen er zähl ten,<br />
was für e<strong>in</strong>e kri ti sche Stim mung<br />
unter der Arbeiterschaft herrschte,