Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPà ...
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Ok to ber streik <strong>1950</strong> Oberösterreich Seite 5<br />
Die Vo est im Sep tem ber und Ok to ber <strong>1950</strong><br />
Tatsachen gegen die Putschlüge<br />
Wenn man über den Sep tem berund<br />
Oktoberstreik <strong>in</strong> den Vo -<br />
est-Werken be rich tet, muß man<br />
auch die damaligen politischen<br />
Kräf te im Werk und die Zu sam men -<br />
setzung <strong>des</strong> Betriebsrates der Voest<br />
<strong>in</strong> den 50er Jah ren ken nen. Die<br />
letzten Betriebsratswahlen im De -<br />
zem ber 1949 vor dem gro ßen Streik<br />
im Oktober brachten folgen<strong>des</strong> Ergebnis:<br />
Ar bei ter: SPÖ 3.051 Stim men,<br />
43.1 Pro zent, 12 Man da te, GE 673<br />
Stim men, 9.5 Pro zent, 2 Man da te,<br />
VdU 3.293 Stim men, 46.2 Pro zent,<br />
14 Man da te, ÖVP 56 Stim men, 0.8<br />
Pro zent, ke<strong>in</strong> Man dat<br />
Angestellte: SPÖ 629 Stimmen,<br />
49.5 Pro zent, 7 Man da te, GE 95<br />
Stim men, 7.7 Pro zent, 1 Man dat,<br />
VdU 427 Stim men, 33.6 Pro zent, 5<br />
Man da te, ÖVP 115 Stim men, 9.2<br />
Pro zent, 1 Man dat<br />
Bei der kon sti tu ie ren den Sit zung<br />
am 28. De zem ber 1949 gab laut<br />
Protokoll der Sprecher der soziali -<br />
sti schen Frak tion, BR Brau neis, fol -<br />
gende Stellungnahme ab: Er erklärte<br />
den Zusammenschluß der Betriebsrä<br />
te der SPÖ und der Li ste der Ge -<br />
werkschaftlichen E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Grup pe. Brau neis stell te den An trag<br />
ei ner ge hei men Wahl für den Be -<br />
triebsratsobmann.<br />
BR Luckeneder erklärte dazu, daß<br />
der Zusammenschluß mit allen<br />
Man da ten und Stim men, auch der<br />
Reststimmen, erfolgte. Sozialisten<br />
und Kommunisten mußten sich zu -<br />
sam men schlie ßen, um das Vor dr<strong>in</strong> -<br />
gen <strong>des</strong> VdU <strong>in</strong> den Be trie ben zu<br />
stop pen. In ge hei mer Wahl wur den<br />
Brau neis zum Ob mann und Föd<strong>in</strong> -<br />
ger und Dell<strong>in</strong>ger zu Stellvertretern<br />
ge wählt. Im Jän ner <strong>1950</strong> aner kann -<br />
ten die 14 VdU-Betriebsräte den<br />
Zusammenschluß der marxistischen<br />
Be triebs rä te. Erst nach der Be -<br />
reichse<strong>in</strong>teilung der Betriebsräte al -<br />
ler Frak tio nen im Be trieb wur de der<br />
Arbeiterbetriebsrat richtig arbeits -<br />
fähig.<br />
Im Fe bru ar <strong>1950</strong> fan den <strong>in</strong> al len<br />
Abteilungen der Voest die Wahlen<br />
für die Vertrauensmänner statt. In<br />
der Vollversammlung der Vertrau -<br />
ensmänner wurde Föd<strong>in</strong>ger zum<br />
Ob mann ge wählt, Küh rer und Pa -<br />
sch<strong>in</strong>ger zu Stellvertretern. Diese<br />
Wahl erfolgte wiederum <strong>in</strong> voller<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung. Ende März er -<br />
folgte die erste Aussprache aller<br />
Betriebsräte mit den Generaldirektor<br />
über betriebswirtschaftlich und<br />
arbeitsrechtliche Fragen.<br />
Im Au gust <strong>1950</strong> for der ten 170<br />
Kollegen <strong>in</strong> der Vertrauensmän -<br />
ner-Vollversammlung e<strong>in</strong>e 15-pro -<br />
zentige Erhöhung der Löhne. Die<br />
Sprecher <strong>in</strong> der Vollversammlung<br />
waren Lan<strong>des</strong>sekretär der Metallund<br />
Bergarbeiter, Kopp, BRO Brau -<br />
neis, Föd<strong>in</strong>ger, Küh rer und Pa sch<strong>in</strong> -<br />
ger. Der e<strong>in</strong>gebrachte Antrag über<br />
die erwähnte Lohnerhöhung von 15<br />
Prozent wurde e<strong>in</strong>stimmig be -<br />
schlossen. Kopp, Föd<strong>in</strong>ger, Küh rer<br />
und Pasch<strong>in</strong>ger wurden beauftragt<br />
die Forderung beim Zentralvorstand<br />
der Metall- und Bergarbeiter <strong>in</strong><br />
Wien vorzutragen.<br />
Im wei te ren wur de an den Be -<br />
triebsrat der Hütte Donawitz und<br />
der Steyr-Werke die Aufforderung<br />
gerichtet, sich den Forderungen der<br />
Voest-Gewerkschafter anzuschlie -<br />
ßen. Die lohnpolitische Lage spitzte<br />
sich dann <strong>in</strong>nerhalb weniger Tage<br />
dramatisch zu.<br />
Am Sams tag, 23., und Sonn tag,<br />
24. Sep tem ber, ga ben Ra dio und<br />
Presse E<strong>in</strong>zelheiten über das neue<br />
Lohn- und Preisabkommen be -<br />
kannt, das vom Mi ni ster rat am<br />
Dienstag, 26. September beschlos -<br />
sen werden sollte. Es be<strong>in</strong>haltete<br />
folgende Hauptpunkte: Erhöhung<br />
der Prei se von 20 bis 30 Pro zent,<br />
Erhöhung der Löhne und Gehälter<br />
im Durch schnitt von 14 Pro zent.<br />
Montag, 25. September<br />
Große Empörung <strong>in</strong> der Arbeiter -<br />
schaft über das ge plan te Preis- und<br />
Lohnabkommen: In allen Betrieben<br />
und Abteilungen wurde erregt disku<br />
tiert. Un ter dem E<strong>in</strong> druck die ser<br />
Stim mung wur de um 10 Uhr e<strong>in</strong>e<br />
geme<strong>in</strong>same Sitzung <strong>des</strong> Arbeiterund<br />
Angestelltenbetriebsrates e<strong>in</strong> -<br />
berufen. In dieser Sitzung wurde<br />
mit Stimmenmehrheit der Beschluß<br />
ge faßt um 15 Uhr e<strong>in</strong>e Be triebs voll -<br />
ver samm lung ab zu hal ten.<br />
Um 13 Uhr be rief die Ge werk -<br />
schaftsortsgruppe der Arbeiter die<br />
Hauptvertrauensmänner zu e<strong>in</strong>er<br />
Sit zung e<strong>in</strong>, da bei kam es e<strong>in</strong> stim -<br />
mig zum Beschluß von 15 bis 16<br />
Uhr e<strong>in</strong>en Warnstreik durchzufüh -<br />
ren, der auch lü ckenlos durch ge -<br />
führt wurde. Die Angestellten<br />
schlos sen sich an, ohne daß e<strong>in</strong> be -<br />
sonderer Beschluß ge faßt wor den<br />
wäre, weil e<strong>in</strong>e Ge werk schafts grup -<br />
pe der Angestellten damals noch<br />
nicht existierte.<br />
Wäh rend <strong>des</strong> Streiks wur de von<br />
der Be leg schaft <strong>in</strong> den Be trie ben<br />
über all über den neu en Pakt dis ku -<br />
tiert und die ser schärfstens ab ge -<br />
lehnt. Der Warn streik vom 25. Sep -<br />
tem ber soll te der Re gie rung e<strong>in</strong> Si -<br />
gnal ge ben, daß die Arbeiterschaft<br />
der Vo est den Lohn- und Preis pakt<br />
e<strong>in</strong>mütige ablehnt und zu weiteren<br />
Kampfmaßnahmen bereit ist.<br />
Dienstag, 26. September<br />
Im gan zen Werk herrsch te gro ßer<br />
Un mut und Pro test stim mung. Im<br />
Lau fe <strong>des</strong> Vor mit tags tra fen die er -<br />
sten Nach rich ten über die gro ße<br />
Protestkundgebung der Steyrer Arbei<br />
ter schaft e<strong>in</strong>, die auf den Haupt -<br />
platz statt fand (16.000 Teil neh mer).<br />
Die Empörung der Arbeiter und<br />
Angestellten stieg von Stunde zu<br />
Stun de. Aus die sem Grun de wur de<br />
von der Gewerkschaftsortsgruppe<br />
e<strong>in</strong>e Vertrauensmännerversammlung<br />
e<strong>in</strong>berufen. Die Vertrauens -<br />
män ner brach ten die gro ße Em pö -<br />
rung der Ar bei ter zum Aus druck.<br />
Sie spra chen ohne Un ter schied der<br />
Par tei e<strong>in</strong>e kla re Spra che: Ab leh -<br />
nung <strong>des</strong> Pak tes! Na he zu e<strong>in</strong> stim -<br />
mig ( 3 Stimm ent hal tun gen) wur de<br />
der Beschluß ge faßt um 14.30 Uhr<br />
die Arbeit niederzulegen und e<strong>in</strong>en<br />
Protestmarsch zum L<strong>in</strong>zer Hauptplatz<br />
durchzuführen. Gleichzeitig<br />
wurde e<strong>in</strong>e Delegation gewählt, die<br />
bei der oö Lan <strong>des</strong> re gie rung die Em -<br />
pörung der Arbeiter und Angestellten<br />
deponieren sollte.<br />
In der Betriebsratssitzung der<br />
Angestellten wurde ebenfalls e<strong>in</strong> -<br />
stim mig be schlos sen sich am Pro -<br />
testmarsch der Arbeiter zu beteiligen.<br />
Pünkt lich um 15 Uhr be gann<br />
der Marsch der 10.000 Ar bei ter und<br />
Angestellten der Voest durch die<br />
Straßen der oberösterreichischen<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt. An der Spitze<br />
marschierten die Betriebsrats- und<br />
Gewerkschaftsobmänner aller Frak -<br />
tionen. Der Protestmarsch wurde<br />
mit größter Diszipl<strong>in</strong> durchgeführt.<br />
Er h<strong>in</strong> ter ließ bei den Teil neh mer<br />
den bleibenden E<strong>in</strong>druck, daß die<br />
größte Stärke der Arbeiterschaft <strong>in</strong><br />
der E<strong>in</strong> heit liegt. Fast alle grö ße ren<br />
Be trie be <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z schlos sen sich mit<br />
Ab ord nun gen an und so ver sam -<br />
mel ten sich auf den Haupt platz<br />
rund 20.000 Men schen.<br />
Durch stürmische Protestkund -<br />
gebungen unterbrochen, wurden<br />
die Berichte der Betriebsdelegatio -<br />
nen vom Bal kon <strong>des</strong> L<strong>in</strong> zer Rat hau -<br />
ses an ge hört. Spon tan kam die Ent -<br />
schlossenheit zum Ausdruck, den<br />
Kampf ge gen den 4. Lohn- und<br />
Preispakt aufzunehmen und die Re -<br />
gierung aufzufordern den Pakt zu -<br />
rückzuziehen. Die Versammlung<br />
wur de um 18 Uhr ohne Zwi schen -<br />
fäl le ge schlos sen. Nach der Kund -<br />
gebung am Hauptplatz begaben<br />
sich die Schicht ar bei ter <strong>des</strong> Walz -<br />
wer kes <strong>in</strong> den Be trieb. Es wur de<br />
nicht gearbeitet, aber umso heftiger<br />
diskutiert. In den kont<strong>in</strong>uierlichen<br />
Betrieben (Hochofen, Kokerei) wur -<br />
de gearbeitet. Die Arbeiterschaft<br />
zeigt ihre Stär ke.<br />
Mittwoch, 27. September