Zur Geschichte des Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich - KPà ...
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Sei te 8 Ober öster reich Ok to ber streik <strong>1950</strong><br />
Der Ok to ber streik bei der L<strong>in</strong> zer ESG<br />
Geschlossen gegen den<br />
Lohn- und Preispakt<br />
Neben Voest, Bun<strong>des</strong>bahn, Stick -<br />
stoff wer ken, Steyr-Werken, Zell wol -<br />
le Lenz<strong>in</strong>g und Alum<strong>in</strong>iumwerken<br />
Rans ho fen wa ren die L<strong>in</strong> zer ESG ei -<br />
nes der Zen tren die ses Streiks, wie<br />
von Fried rich Wag ner <strong>in</strong> ei ner Di -<br />
plom ar beit im Jah re 1982 aus führ -<br />
lich dargestellt wurde.<br />
Bereits Anfang September <strong>1950</strong><br />
lehnte der ESG-Arbeiterbetriebsrat<br />
den Lohn-Preis-Pakt ab und am 13.<br />
September verlangten die<br />
ESG-Arbeiter Prä mien von 450<br />
Schill<strong>in</strong>g und forderten e<strong>in</strong>en ge -<br />
me<strong>in</strong>samen Protest aller L<strong>in</strong>zer<br />
Großbetriebe. Gleichzeitig sandten<br />
sie e<strong>in</strong>e Delegation zur Arbeiter -<br />
kam mer, die dort die For de rung<br />
nach umfassender Information der<br />
Arbeiter und Angestellten über den<br />
Inhalt der Geheimverhandlungen<br />
deponieren sollte.<br />
SPÖ-Spitze wiegelte ab<br />
Schon hier zeig te sich die Rol le<br />
hö he rer SPÖ-Funktionäre, die mit<br />
allen Mitteln die Entwicklung e<strong>in</strong>er<br />
breiten Protestbewegung unterdrücken<br />
woll ten: AK-Präsident He<strong>in</strong> rich<br />
Kandl und se<strong>in</strong> Se kre tär Klei ner er -<br />
klärten, daß e<strong>in</strong>e Ver samm lung die<br />
schon seit län ge rer Zeit lau fen den<br />
Verhandlung sehr stören würde und<br />
lehnten e<strong>in</strong>e derartige Veranstal -<br />
tung ab, woraufh<strong>in</strong> entgegen dem<br />
e<strong>in</strong>stimmigen Beschluß <strong>des</strong> ge sam -<br />
ten Betriebsrates die Versammlung<br />
abgesagt wurde.<br />
Doch war die Be we gung nicht<br />
aufzuhalten, am 25. September kam<br />
es <strong>in</strong> der Vo est ge gen den Wi der -<br />
stand der SPÖ zu ei ner gro ßen Pro -<br />
test ver samm lung, die für den näch -<br />
sten Tag den Streik be schloß, im<br />
ÖBB-Heizhaus zu ei nem Warn streik.<br />
Am 26. Sep tem ber wur de <strong>in</strong> den<br />
Steyr-Werken be reits ge streikt und<br />
bei der ESG wur de e<strong>in</strong>e Voll ver -<br />
sammlung e<strong>in</strong>berufen, was gleich -<br />
be deu tend mit dem Still stand der<br />
Straßenbahnen und Autobusse war.<br />
Die se Ver samm lung war, wie der<br />
damalige Betriebsrat Karl Wies<strong>in</strong>ger<br />
berichtet, auf Initiative der Betriebsorganisation<br />
der KPÖ zustandegekommen,<br />
die e<strong>in</strong>e Delegation zur<br />
Betriebsratssitzung beschloß um<br />
dort die Ab leh nung <strong>des</strong> Pak tes und<br />
die Durch füh rung ei nes Streiks zu<br />
fordern.<br />
Beschluß für den Streik<br />
Bei dieser Versammlung wurde<br />
mit nur zwei Ge gen stim men nach<br />
ei nem Ul ti ma tum an den ÖGB – ”Wir<br />
er war ten bis 14 Uhr Ant wort, an -<br />
son sten wird der Be trieb <strong>in</strong> den Pro -<br />
test streik tre ten” - der Streik be -<br />
schlos sen. Statt der Ant wort ka men<br />
<strong>in</strong> den Nach rich ten De tails über das<br />
vom M<strong>in</strong>isterrat angenommene Abkommen<br />
und wenige M<strong>in</strong>uten vor<br />
15 Uhr stan den <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z alle Stra ßen -<br />
bahnen und Autobusse still.<br />
Am Mor gen <strong>des</strong> 27. Sep tem ber<br />
protestierte e<strong>in</strong>e Delegation unter<br />
Führung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>sekretärs der<br />
Transportarbeitergewerkschaft,<br />
Friedl (SPÖ), bei Lan<strong>des</strong>regierung<br />
und Arbeiterkammer gegen das 4.<br />
Lohn- und Preisabkommen. Am<br />
Nach mit tag die ses Ta ges kam es<br />
bei der Ar bei ter kam mer zu den tur -<br />
bulenten Ereignissen, als Aktivisten<br />
<strong>des</strong> VdU droh ten AK-Präsident<br />
Kandl aus dem Fen ster zu stür zen,<br />
was durch die Be son nen heit kom -<br />
munistischer Betriebsräte verh<strong>in</strong>dert<br />
wurde.<br />
Nach dem Streik be schluß der ESG ste hen <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z die Stra ßen bah nen<br />
Bei der Arbeiterkammer wurde<br />
beschlossen alle Betriebsräte und<br />
Streik ko mi tees von L<strong>in</strong>z für 17 Uhr<br />
zu e<strong>in</strong>er Konferenz e<strong>in</strong>zuberufen,<br />
dann lö ste sich die Ver samm lung<br />
auf. Auch der Kom mu nist Leo Pöt -<br />
scher, Leiter <strong>des</strong> Streikkomitees der<br />
ESG, eil te weg, da be reits für 14 Uhr<br />
e<strong>in</strong>e Versammlung der Angestellten<br />
der ESG an ge setzt war, die dann auf<br />
sei nen Vor schlag h<strong>in</strong> be schloß, sich<br />
den ESG-Arbeitern mit ei nem De -<br />
mon stra tions zug zur AK an zu -<br />
schließen.<br />
Marsch zur Arbeiterkammer<br />
Um 13 Uhr hat ten die<br />
ESG-Arbeiter <strong>in</strong> ei ner stür mi schen<br />
Betriebsversammlung beschlossen,<br />
den Streik bis zur Zu rück nah me <strong>des</strong><br />
4. Abkommens weiterzuführen. Angesichts<br />
dieser Stimmung mußte<br />
auch der Lan<strong>des</strong>sekretär der Trans -<br />
portarbeiter erklären: ”Unter diesen<br />
Um stän den habe ich nichts ge gen<br />
den Streik e<strong>in</strong> zu wen den, ich kann<br />
mich doch nicht ge gen den Wil len<br />
der Arbeiter stellen.” Anschließend<br />
zo gen sie zu sam men mit den An -<br />
ge stell ten <strong>des</strong> Be trie bes <strong>in</strong> ei nem<br />
gewaltigen Demonstrationsmarsch<br />
zur Arbeiterkammer. Klenner schil -<br />
dert das so:<br />
Ungefähr tausend Straßenbahner<br />
und andere Arbeiter der L<strong>in</strong>zer<br />
städtischen Verkehrsbetriebe zogen<br />
nach der Ver samm lung <strong>in</strong> Ur fahr<br />
nach L<strong>in</strong>z. Die De mon stran ten be -<br />
wegten sich unter Sprechchören wie<br />
”Weg mit dem Schand pakt!”, ”Weg<br />
mit dem Ver rä ter Böhm!” über die<br />
Landstraße vor das Gebäude der<br />
Arbeiterkammer. Die Straßenbahner<br />
vollführten mit ihren Signalpfeifen<br />
e<strong>in</strong> höllisches Konzert.”<br />
Die Streikfront zerbröselt<br />
Bis zum 28. Sep tem ber lö ste sich<br />
durch die Hal tung der SPÖ die Ak -<br />
tions e<strong>in</strong> heit frei lich auf und an die -<br />
sem Tag streik te <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z prak tisch<br />
nur mehr die Vo est. Die Stra ßen -<br />
bah ner, die bei ei ner Be triebs ver -<br />
samm lung um 9 Uhr die Be tei li gung<br />
an der gesamtösterreichischen<br />
Konferenz beschlossen hatten und<br />
e<strong>in</strong>e Delegation, bestehend aus<br />
Kollegen aller Parteirichtungen,<br />
wählten, beschlossen weiters, bis<br />
zu den Ergebnissen der Konferenz<br />
die Arbeit wieder aufzunehmen.<br />
Be d<strong>in</strong>gt durch die tak tisch fal sche<br />
Streikunterbrechung und E<strong>in</strong>berufung<br />
e<strong>in</strong>er gesamtösterreichischen<br />
Betriebsrätekonferenz wurde der<br />
Streikbewegung die Spitze genom -<br />
men und es ge lang der Re gie rung<br />
und Gewerkschaftsführung mit Un -<br />
terstützung der westlichen Besat -<br />
zungs mäch te – etwa durch die Rol le<br />
<strong>des</strong> Chefs der Bauarbeitergewerk -<br />
schaft Franz Olah und sei ner Prü -<br />
gelgarden gegen die Streikenden –<br />
mit e<strong>in</strong>er massiven Gegenoffensive<br />
die Streikbewegung zu zerschlagen.