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Mat.-Nr. 06051-5087<br />

Deutschland 6,40 €<br />

Das Magazin für <strong>de</strong>n innovativen Mittelstand<br />

Preisgestaltung ist keine Glückssache. Mit <strong>de</strong>r richtigen<br />

Strategie fi n<strong>de</strong>n Mittelständler jeweils <strong>de</strong>n höchstmöglichen<br />

Betrag, <strong>de</strong>n die Kun<strong>de</strong>n zu zahlen bereit sind. Seite 20<br />

DIE GROSSE<br />

Preisfrage<br />

BÖSES KLEINGEDRUCKTES<br />

Ein Verstoß gegen Klauseln in<br />

Kreditverträgen kommt Unternehmen<br />

teuer zu stehen. Seite 46<br />

SPECIAL ENERGIE<br />

Solarwärme und Strom mit<br />

Zeitwert senken die Kosten im<br />

Unternehmen. Seite 56<br />

JUNI 2010<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

Annette Meisl ist Künstlerin und ein<br />

Multitalent. Die Liebe zu Kuba weckte<br />

in ihr eine beson<strong>de</strong>re Passion: In Köln<br />

grün<strong>de</strong>te sie die Manufaktur La Galana,<br />

wo sie edle Zigarren herstellt. Ihr<br />

nächstes großes Ziel ist Dubai. Seite 12


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, über die Frage, was <strong>de</strong>r beste Preis für ein Produkt<br />

o<strong>de</strong>r eine Dienstleistung sei, gehen gewöhnlich die Ansichten je nach Perspektive<br />

auseinan<strong>de</strong>r: Während <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> typischerweise wenig zahlen will, möchte<br />

<strong>de</strong>r Anbieter seine Ware möglichst teuer verkaufen. Klare Sache eigentlich.<br />

Allerdings ist die Wirklichkeit komplizierter. Natürlich wird <strong>de</strong>r Kampf um<br />

Kun<strong>de</strong>n auch über <strong>de</strong>n Preis ausgetragen, aber es gibt gute und eindrucksvolle<br />

Beispiele, dass eine Strategie <strong>de</strong>r Hochpreisigkeit – o<strong>de</strong>r wie man heute sagt,<br />

<strong>de</strong>r Premiumpreise – in vielen Bereichen tragfähig ist. Die Fissler GmbH etwa,<br />

Produzentin hochwertiger Töpfe und Pfannen, kann bis zu zehn Prozent höhere<br />

Endpreise durchsetzen als die Konkurrenz. Der Hifi -Hersteller Bang & Olufsen<br />

verkauft prinzipiell nicht über <strong>de</strong>n Preis, son<strong>de</strong>rn über das gute Image. Sicher ist,<br />

dass sich <strong>de</strong>r Wettbewerb gegen die Discounter mit ruinösen Rabattierungen<br />

ohnehin nicht gewinnen lässt.<br />

In unserer Titelgeschichte ab Seite 20 stellen wir Ihnen vor, wie mittelständische<br />

Unternehmer für ihre Produkte optimal kalkulieren. Intelligentes Pricing heißt<br />

dabei, für je<strong>de</strong>s Produkt zu je<strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>n besten Preis zu fi n<strong>de</strong>n. Das ist<br />

jener, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> als fair empfi n<strong>de</strong>t und zu zahlen bereit ist, und mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Unternehmer seine strategischen Ziele erreicht.<br />

Sogar die Strategie, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n zu lassen, wie viel er für einen<br />

Haarschnitt o<strong>de</strong>r für eine Hotelübernachtung ausgeben möchte, kann sich<br />

auszahlen. Häufi g gelangen Unternehmer, die es ausprobiert haben, zu <strong>de</strong>m<br />

Schluss, dass sie damit sogar besser fahren als mit einer Festpreisstrategie.<br />

ProFirma 06 2010<br />

Chefredakteur Dieter Römer<br />

Intelligentes Pricing<br />

Eine anregen<strong>de</strong> Lektüre wünscht Ihnen<br />

dieter.roemer@profi rma.<strong>de</strong><br />

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3<br />

Controlling kann<br />

so einfach sein!<br />

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für anfallen<strong>de</strong> Controlling-<br />

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Ralf Nuttelmann,<br />

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Inhalt 06.2010<br />

Titelthema:<br />

Die große Preisfrage<br />

Die Preisgestaltung ist keine Glückssache. Mit t<br />

<strong>de</strong>r richtigen Strategie fi n<strong>de</strong>n Mittelständler<br />

jeweils <strong>de</strong>n höchstmöglichen Betrag, <strong>de</strong>n die<br />

Kun<strong>de</strong>n zu zahlen bereit sind.<br />

25 Interview Rabattschlachten bringen<br />

nichts, meint <strong>de</strong>r Marketingexperte Prof.<br />

Hermann Diller.<br />

12<br />

Kubanische Genusskultur aus Köln: Annette<br />

Meisl lässt unter <strong>de</strong>m Label „La Galana“ Zigarren<br />

rollen.<br />

38<br />

Recht: Arbeitsunfälle in <strong>de</strong>r Probezeit können<br />

für Arbeitgeber ein teures Nachspiel haben.<br />

79<br />

.– 99<br />

79.–<br />

08 Wir Unternehmer<br />

19.-<br />

08 Innovator <strong>de</strong>s Monats Der Physiker Peter Maier-Laxhuber hat ein<br />

Fass erfun<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m das Bier binnen kürzester Zeit auf die i<strong>de</strong>ale<br />

Trinktemperatur herunterkühlt.<br />

10 Re<strong>de</strong>zeit Firmenchefs brauchen eine Vertrauensperson und sollten <strong>de</strong>n<br />

regelmäßigen Gedankenaustausch suchen, meint <strong>de</strong>r Unternehmensberater<br />

Carl-Dietrich San<strong>de</strong>r.<br />

12 Unternehmerporträt Die Künstlerin Annette Meisl lässt in Köln<br />

in einer eigenen Manufaktur edle Zigarren rollen.<br />

16 Mittelstand 2.0 Mixxt macht´s möglich: das eigene Netzwerk in<br />

drei Minuten.<br />

18 Auszeit Golfen und Schießen mit Stil im Countryclub<br />

Schloss Langenstein.<br />

20 Unternehmensführung<br />

20 Titelthema Kalkulation Mit intelligenten und originellen<br />

Preisstrategien steigern Unternehmen Umsatz und Gewinn.<br />

29 Quer<strong>de</strong>nker Machtfragen in Unternehmen sollten hinter verschlossenen<br />

Türen ausgetragen wer<strong>de</strong>n, empfi ehlt Prof. Martin Beck.<br />

30 Serie Markenführung (2) Viele B2B-Unternehmen haben in Sachen<br />

Markenmanagement noch großen Nachholbedarf.<br />

34 Serie Initiative Personal (2) Wenn die Kosten aus <strong>de</strong>m Ru<strong>de</strong>r laufen,<br />

hilft die Einführung eines Prozessmanagements.<br />

38 Recht Lassen Firmen Bewerber vor <strong>de</strong>r Einstellung ein Praktikum<br />

absolvieren, kann das für <strong>de</strong>n Arbeitgeber kostspielig wer<strong>de</strong>n.<br />

1.- .-<br />

20<br />

4 ProFirma 06 2010


40 Finanzen & Steuern<br />

40 Trends Die Private-Equity-Branche will kleinen Unternehmen mehr<br />

Kapital bereitstellen.<br />

42 Altersvorsorge Viele Unternehmer verlassen sich bei <strong>de</strong>r fi nanziellen<br />

Absicherung auf <strong>de</strong>n Erlös aus <strong>de</strong>m Verkauf <strong>de</strong>s Betriebs. Sie überschätzen<br />

dabei meist <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r Firma.<br />

46 Finanzierung Ein Verstoß gegen Zusatzvereinbarungen in Kreditverträgen<br />

kann Unternehmen teuer zu stehen kommen.<br />

50 Steuertrends Die Aschewolke und ihre Folgen: Unternehmer müssen<br />

<strong>de</strong>m Finanzamt beweisen, dass die verlängerte Reise keine privaten<br />

Motive hatte.<br />

52 Vorsteuerabzug Unkorrekte Rechnungen kosten Selbstständige bei<br />

<strong>de</strong>r Umsatzsteuerprüfung viel Geld.<br />

54 Digitaler Datenzugriff Der Betriebsprüfer darf nicht alles.<br />

55 Seeling-Mo<strong>de</strong>ll Noch ein Schlupfl och weniger.<br />

56 IT & Investition<br />

68 Business English<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

ProFirma 06 2010<br />

Special Energie<br />

56 Sonnenenergie Die Solarthermie kommt in Unternehmen bisher<br />

selten zum Einsatz. Sie bietet aber ein großes Sparpotenzial.<br />

60 Strompreis Wenn <strong>de</strong>r Wind kräftig bläst, wird Strom an <strong>de</strong>r Ener-<br />

giebörse billiger. Immer mehr Firmen machen sich das zunutze.<br />

63 Cole‘s Corner Der schwarze Mann im Internet.<br />

64 Mobilität Mo<strong>de</strong>rne Tankkarten sind kleine Alleskönner.<br />

66 Produkt-Tipps Spezialisten machen Druck.<br />

Lektion 6 In einer Fremdsprache<br />

schlagfertig zu sein, ist beson<strong>de</strong>rs<br />

schwierig. ProFirma nennt die<br />

wichtigsten Vokabeln und Re<strong>de</strong>wendungen<br />

für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Fälle.<br />

Das Portal für <strong>de</strong>n innovativen Mittelstand<br />

Rubriken<br />

03 Editorial<br />

06 ProFirma Professional<br />

72 Rückschau, Termine<br />

73 Vorschau, Impressum<br />

74 Schluss mit lustig (25)<br />

Gratis-<br />

Downloads<br />

Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus <strong>de</strong>m umfangreichen Angebot von<br />

ProFirma Professional haben wir in diesem Monat für Sie kostenlos freigeschaltet:<br />

■ Preiskalkulation So ermitteln Sie Preise mithilfe von Soll- und Deckungsbeiträgen.<br />

■ Prozessmanagement Wie Unternehmen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Abläufe optimal steuern.<br />

■ Finanzkennzahlen Mit diesem Excel-Tool können Sie wichtige Kennziffern berechnen.<br />

■ Investitionsmanagement Fachbeitrag mit Tipps zur Planung von neuen Projekten.<br />

Die vier<br />

<strong>de</strong>s Monats<br />

42<br />

Nachfolge: Von <strong>de</strong>r perfekten Staffelübergabe<br />

hängt oftmals die Alterssicherung <strong>de</strong>s Seniorunternehmers<br />

ab.<br />

56<br />

Solarthermie: Brauereichef Emslän<strong>de</strong>r nutzt<br />

das Firmendach zur Warmwassergewinnung.<br />

5


ProFirma Professional<br />

DAS UNTERNEHMER-COCKPIT: LÖSUNGEN FÜR ENTSCHEIDER<br />

Von welchem Zeitpunkt an rechnet sich die Produktion für mich? Welche Unterlagen<br />

brauche ich für das Bankgespräch? Darf das Finanzamt mir Einnahmen einfach unterstellen?<br />

<strong>Als</strong> Chef müssen Sie je<strong>de</strong>n Tag Entscheidungen fällen und Strategien festlegen. ProFirma Professional<br />

unterstützt Sie in <strong>de</strong>r täglichen Arbeit mit praktischen Rechnern, Checklisten, Mustertexten und Fachbeiträgen<br />

zu <strong>de</strong>n Themen Unternehmensführung, Marketing, Vertrieb, Personal, Steuern und Finanzen.<br />

DAS TOP-THEMA DES MONATS<br />

Mit <strong>de</strong>m Top-Thema <strong>de</strong>s Monats bietet ProFirma Professional seinen<br />

Abonnenten eine Zusammenstellung von Fachbeiträgen und Arbeitshilfen<br />

zu einem aktuellen Thema.<br />

Neues Geschäftsmo<strong>de</strong>ll: Fit für <strong>de</strong>n Wettbewerb<br />

Ein gutes Geschäftsmo<strong>de</strong>ll beschreibt, wie und womit sich in<br />

Zukunft Geld verdienen lässt. Ziele, Strategien, Wertekette,<br />

Produkte und Kun<strong>de</strong>n, alles auf einer Seite. Wir zeigen Ihnen<br />

Schritt für Schritt wie man vorgeht. <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2219396<br />

Strategische Kun<strong>de</strong>n-Perspektive <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2315186<br />

Aufstellung eines Businessplans <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1372080<br />

Planung einer Produkteinführung <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 660005<br />

Wissensbilanz erfolgreich einführen <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2105286<br />

NEU IM PROFESSIONAL<br />

Eine kleine Auswahl von neuen Dokumenten und Arbeitshilfen auf<br />

ProFirma Professional.<br />

■ Liquiditätsplanung <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2069198<br />

Wir zeigen Ihnen, wie Sie eine professionelle Liquiditätsplanung mit<br />

zukünftigen Auszahlungs- und Einzahlungspositionen anlegen.<br />

■ Produkt-Benchmarking/Target Costing <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2296557<br />

Produkt-Benchmarking und Target Costing unterstützen bei <strong>de</strong>r präzisen<br />

Analyse <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen.<br />

■ Kosten- und Ergebnisrechnung <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2298486<br />

Der Beitrag zeigt die wichtigsten Ziele, Rechenzwecke, Vorgehensweisen<br />

und Kennzahlen <strong>de</strong>r Vollkosten- und Teilkostenrechnung.<br />

■ Neue Vorschriften im Mahnwesen <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2269535<br />

Der Gesetzgeber hat mehrere Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sdatenschutzgesetzes<br />

(BDSG) beschlossen, die Auswirkungen in vielen Buchhaltungen<br />

<strong>de</strong>utscher Unternehmen haben wer<strong>de</strong>n.<br />

THEMEN IM JUNI<br />

ONLINE-SEMINARE<br />

ProFirma Professional bietet Abonnenten regelmäßig kostenfreie<br />

Online-Seminare zu aktuellen Themen o<strong>de</strong>r Fragen an.<br />

Informieren Sie sich bequem und vom eigenen Schreibtisch aus<br />

über neueste Entwicklungen.<br />

Nächste Themen:<br />

Marketing: So grenzen Sie sich erfolgreich<br />

gegen Ihre Wettbewerber ab<br />

Mittwoch, 9. Juni, 17 Uhr, Dauer zirka 90 Minuten,<br />

die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />

Was antworten Sie einem Kun<strong>de</strong>n, wenn er Sie leicht provozierend<br />

fragt: „Warum soll ich ausgerechnet bei Ihnen kaufen und<br />

nicht bei einem Wettbewerber?“ In diesem Seminar wer<strong>de</strong>n<br />

nachhaltige Erfolgsrezepte vorgestellt, beispielsweise Erfolg<br />

versprechen<strong>de</strong> Alleinstellungsmerkmale o<strong>de</strong>r in sechs Schritten<br />

zum einmaligen Angebot.<br />

Kostensteuerung: So können Sie Ihre Kosten<br />

wirksam und effektvoll senken<br />

Mittwoch, 16. Juni, 17 Uhr, Dauer zirka 90 Minuten,<br />

die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />

Eine effektvolle Maßnahme zur Umsatzsteigerung ist die Kostenreduzierung.<br />

Mit welchen Maßnahmen erzielen Sie die größten<br />

Effekte, ohne die Entwicklung Ihrer Produkte und Angebote zu<br />

blockieren? Erörtert wer<strong>de</strong>n die Themen: Kostensteuerung: Wie<br />

gehen Sie vor? Sofortmaßnahmen in <strong>de</strong>r Krise, nicht nur an die<br />

Kosten <strong>de</strong>nken. Wo lauern die häufi gsten Fallen?<br />

■ Die aktuellen Themen <strong>de</strong>r Online-Seminare und die Anmeldung<br />

fi n<strong>de</strong>n Sie auf Ihrer Startseite unter Services/Online-Seminare<br />

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Dell Datenschutz: Wenn Sie Fragen o<strong>de</strong>r Anmerkungen zum Datenschutz Ihrer Daten haben, kontaktieren Sie uns bitte unter <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Adresse: Dell Datenschutz-Beauftragter, Dell,<br />

Postfach 2044, 36243 Nie<strong>de</strong>raula, Germany o<strong>de</strong>r per Email <strong>de</strong>llprivacy<strong>de</strong>@dawleys.com. Dell GmbH, Unterschweinstiege 10, 60549 Frankfurt. Diese werblichen Inhalte gelten nur für<br />

Geschäftskun<strong>de</strong>n. Preise sind nicht rabattierfähig nach Rahmenverträgen und nicht mit an<strong>de</strong>ren Angeboten kombinierbar. Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen <strong>de</strong>r Dell GmbH.<br />

Än<strong>de</strong>rungen, Druckfehler und Irrtümer vorbehalten. Kun<strong>de</strong>ndaten unterliegen <strong>de</strong>r elektronischen Datenverarbeitung. Produkte können von Abbildungen abweichen. Dell Geschäftsadresse:<br />

Dell GmbH, Unterschweinstiege 10, 60549 Frankfurt/Main.;. Dell , das Dell Logo, Axim , Dimension , Inspiron , Precision , Latitu<strong>de</strong> , PowerEdge und OptiPlex sind Warenzeichen <strong>de</strong>r<br />

Dell. Microsoft, Windows, Windows Vista und das Windows Vista-Logo sind eingetragene Marken o<strong>de</strong>r Marken <strong>de</strong>r Microsoft Corporation in <strong>de</strong>n USA und/o<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn. Microsoft<br />

OEM Software wird von Dell ab Werk vorinstalliert und optimiert. Nicht alle Funktionen von Windows Vista sind auf allen Windows Vista-fähigen PCs verfügbar. Alle Windows Vista-fähigen<br />

PCskönnen zumin<strong>de</strong>st Windows Vista Home Basic ausführen. Für Premiumfunktionen - wie die neue Benutzeroberfläche Windows ® Aero -, die in an<strong>de</strong>ren Editionen von Windows Vista<br />

verfügbar sind, ist erweiterte o<strong>de</strong>r zusätzliche Hardware erfor<strong>de</strong>rlich. Nähere Informationen fin<strong>de</strong>n Sie unter www.windowsvista.<strong>de</strong>/getready. Celeron, Celeron Insi<strong>de</strong>, Core Insi<strong>de</strong>, Intel, Intel<br />

Logo, Intel Atom, Intel Atom Insi<strong>de</strong>, Intel Core, Intel Insi<strong>de</strong>, Intel Insi<strong>de</strong> Logo, Intel Viiv, Intel vPro, Itanium, Itanium Insi<strong>de</strong>, Pentium, Pentium Insi<strong>de</strong>, Viiv Insi<strong>de</strong>, vPro Insi<strong>de</strong>, Xeon, und Xeon Insi<strong>de</strong><br />

sind Marken <strong>de</strong>r Intel Corporation in <strong>de</strong>n USA und an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn. Weitere in diesem Dokument verwen<strong>de</strong>te Marken und Han<strong>de</strong>lsnamen beziehen sich auf die jeweiligen Eigentümer o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>ren Produkte. Microsoft OEM Software wird von Dell ab Werk vorinstalliert und optimiert. Einige in diesem Computer enthaltenen Microsoft® Softwareprodukte sind möglicherweise durch<br />

technische Maßnahmen kopiergeschützt. Solche Produkte können Sie nicht verwen<strong>de</strong>n, wenn Sie nicht zuvor die Aktivierungsmaßnahmen für das Produkt durchführen. Die Aktivierungsmaßnahmen<br />

für das Produkt und die Microsoft Datenschutzpolitik wer<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>r allerersten Inbetriebnahme <strong>de</strong>s Produkts, bei bestimmten Neuinstallationen <strong>de</strong>s Softwareprodukts<br />

bzw. <strong>de</strong>r Softwareprodukte o<strong>de</strong>r bei bestimmten Neukonfigurationen <strong>de</strong>s Computers ausführlich beschrieben und können über das Internet o<strong>de</strong>r per Telefon vervollständigt wer<strong>de</strong>n (dabei<br />

können Telefongebühren anfallen). ** Die nutzbare Kapazität kann je nach eingesetzter Software und vorinstallierten Image (aktuell bis 4 GB) differieren.


Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />

Peter Maier-Laxhuber<br />

Heißer Cool-Down<br />

Der Physiker Peter Maier-Laxhuber und seine bei<strong>de</strong>n Kollegen <strong>de</strong>r Firma Zeo-Tech haben<br />

ein Bierfass erfun<strong>de</strong>n, das seinen Inhalt binnen kürzester Zeit auf die i<strong>de</strong>ale Trinktemperatur<br />

herunterkühlt. VON MICHAEL BAHNERTH<br />

Denkt man sich auf dieser Seite anstatt eines Bierfasses ein<br />

Gehirn, so hat man ungefähr die Manpower <strong>de</strong>r Firma Zeo-<br />

Tech in Unterschleißheim im Nor<strong>de</strong>n von München. Bekannt<br />

an <strong>de</strong>r Firma ist eigentlich nur einer ihrer Geschäftsführer, <strong>de</strong>r<br />

Volkswirt und Wettbewerbstheoretiker Professor Carl Christian<br />

von Weizsäcker. Der an<strong>de</strong>re Geschäftsführer ist Physiker,<br />

heißt Peter Maier-Laxhuber und ist die graue Eminenz<br />

in puncto Energiewandlungsverfahren.<br />

Er ist<br />

Mr. Cool-Down, wenn<br />

man so will. Im Grun<strong>de</strong><br />

müsste die Welt ihm<br />

regelmäßig mit Bier zuprosten,<br />

<strong>de</strong>nn aufgrund<br />

seiner Forschungsergebnisse<br />

ist es <strong>de</strong>n Ingenieuren,<br />

Physikern<br />

und Technikern <strong>de</strong>r im<br />

Jahr 1988 gegrün<strong>de</strong>ten<br />

Zeo-Tech vor ein paar<br />

Jahren gelungen, mit<br />

einem selbst kühlen<strong>de</strong>n,<br />

mehr als 500 Mal wie<strong>de</strong>rverwendbarenBierfass<br />

sämtliche Outdoor-<br />

Biertrinker von <strong>de</strong>r<br />

relativen Unzumutbarkeit<br />

warmen Bieres zu<br />

befreien. Warmes Bier<br />

ist bekanntlich noch<br />

schlimmer als alkoholfreies<br />

und im Grun<strong>de</strong><br />

nur etwas für Damen mit Hang zur Blaseninfektion.<br />

30 Minuten vor <strong>de</strong>m Durst öffnet man einfach ein Ventil, und<br />

eine halbe Stun<strong>de</strong> später besitzt <strong>de</strong>r Gerstensaft die <strong>de</strong>n Gaumen<br />

entzücken<strong>de</strong> Temperatur von sieben bis neun Grad. Es<br />

funktioniert, vereinfacht ausgedrückt, ungefähr so: Das Bier<br />

ist in einem Fass, das von einer saugfähigen, mit Wasser getränkten<br />

Schicht umgeben ist. Darüber ist nochmals eine<br />

Schicht, die aktiviertes Zeolith, ein Mineral, enthält. Durch das<br />

Öffnen eines Ventils zwischen <strong>de</strong>r zweiten und dritten Hülle<br />

sinkt <strong>de</strong>r Druck ab, das Wasser verdampft und adsorbiert am<br />

Zeolith. Die Energie, die das Wasser braucht, um zu Dampf<br />

zu wer<strong>de</strong>n, wird <strong>de</strong>m Bier im innersten Behälter in Form von<br />

Wärme entzogen und nach außen abgegeben. Das selbst kühlen<strong>de</strong><br />

Fass wird außen warm, und innen wird das Bier kalt.<br />

Man muss es nicht wirklich verstehen. Es ist besser, selbst gekühltes<br />

Bier zu trinken, als<br />

darüber nachzu<strong>de</strong>nken.<br />

Und es genügt zu wissen,<br />

dass man irgendwo<br />

in einer sonnenerhitzen<br />

Pampa an einem kleinen<br />

Wun<strong>de</strong>r „Ma<strong>de</strong> in Germany“<br />

teilhaben kann.<br />

Dr. Ralf Schmidt, <strong>de</strong>r an<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung beteiligt<br />

war, das Marketing <strong>de</strong>r<br />

Firma leitet und <strong>de</strong>r die<br />

letzten 15 Minuten damit<br />

verbracht hat, diese Zeolith-Wasser-Vakuumadsorptionstechnologie,<br />

die<br />

sich „CoolKeg“ nennt, zu<br />

erklären, schätzt, dass inzwischen<br />

„sicher 140.000<br />

dieser Fässer auf <strong>de</strong>m<br />

Markt sind“. Mit <strong>de</strong>r aktuellen<br />

Lage auf <strong>de</strong>m Selbstkühler-Bierfass-Markt<br />

hat<br />

Zeo-Tech nichts mehr zu<br />

tun, sie hat die Lizenz verkauft.<br />

„Wir sind nun gera<strong>de</strong> dabei“, so Schmidt, „eine selbst<br />

kühlen<strong>de</strong> Verpackung für Dosen zu entwickeln“. Damit könne<br />

man etwa eine Bierdose innerhalb von zehn Minuten auf<br />

fünf Grad Celsius runterkühlen, und zwar fünf Mal schneller<br />

als ein Tiefkühler. Danke, kann man da nur sagen, <strong>de</strong>nn es ist<br />

ein weiterer Schritt in <strong>de</strong>r Lösung irgendwie doch existenzieller<br />

Probleme.<br />

www.zeo-tech.<strong>de</strong><br />

8 ProFirma 06 2010<br />

Foto: Tucher Bräu


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Wir Unternehmer – Re<strong>de</strong>zeit<br />

Carl-Dietrich San<strong>de</strong>r<br />

„Die Einsamkeit aufbrechen“<br />

Firmenchefs müssen nicht alle Fragen <strong>de</strong>r Unternehmensführung allein lösen.<br />

Sie brauchen aber eine Vertrauensperson und einen regelmäßigen Gedankenaustausch.<br />

„Wer ist <strong>de</strong>r Unternehmerkollege o<strong>de</strong>r<br />

die Unternehmerkollegin Ihres Vertrauens?“<br />

Auf diese Frage antworten nur<br />

wenige Unternehmer o<strong>de</strong>r Unternehmerinnen<br />

spontan mit einem Namen.<br />

Meist reicht die Reaktion von Schulterzucken<br />

bis Stirnrunzeln. Die Frage dahinter:<br />

„Mit wem telefonieren Sie, wenn<br />

Sie ein Thema – gleichgültig ob Chance<br />

o<strong>de</strong>r Problem – schon länger beschäftigt<br />

und Sie allein keine überzeugen<strong>de</strong><br />

Lösung fi n<strong>de</strong>n?“<br />

Die Antwort ist dann oft:<br />

Ja, so jeman<strong>de</strong>n im unternehmerischen<br />

Umfeld zu<br />

haben, wäre gut. Unternehmer<br />

sein macht einsam! Dabei<br />

gibt es viel mehr kompetente<br />

Gesprächspartner,<br />

als einem beim schnellen<br />

Nach<strong>de</strong>nken einfallen. Angefangen<br />

beim Lebenspartner<br />

– egal ob sie o<strong>de</strong>r er nun<br />

im Unternehmen mitarbeitet o<strong>de</strong>r nicht.<br />

Die Sichtweise <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Geschlechts<br />

als Chance zu nutzen, ist hilfreich. Sie<br />

wissen doch, woher die Bewertung „das<br />

ist eine verrückte I<strong>de</strong>e“ kommt?! Da hat<br />

offenbar nur jemand das gleiche Thema<br />

von einem „ver-rückten“ Standpunkt<br />

aus betrachtet. Nutzen Sie gera<strong>de</strong> die<br />

Distanz <strong>de</strong>s Partners, <strong>de</strong>r nicht im Unternehmen<br />

mitarbeitet. Distanz ermöglicht<br />

an<strong>de</strong>re Blickwinkel – genau darauf<br />

kommt es an.<br />

Mögliche Gesprächspartner können<br />

auch Mitarbeiter o<strong>de</strong>r Mitarbeiterinnen<br />

sein (o<strong>de</strong>r ganze Teams), o<strong>de</strong>r Partner<br />

bei Kammer, Verband, Innung, Werbegemeinschaft,<br />

Einkaufsgenossenschaft,<br />

Steuerberater, Kreditinstitut. Und natür-<br />

lich die „Königsfrage“ bei diesem Thema:<br />

Welchen Chef o<strong>de</strong>r welche Chefi n<br />

eines an<strong>de</strong>ren Unternehmens könnten<br />

Sie sich als Vertrauensperson vorstellen?<br />

Dabei sollte <strong>de</strong>r Blick nicht nur <strong>de</strong>r<br />

eigenen Branche gelten. Viele Themen<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensführung sind nicht<br />

branchenspezifi sch, son<strong>de</strong>rn von übergeordnetem<br />

Interesse. Oft helfen gera<strong>de</strong><br />

die Perspektive aus <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Bran-<br />

„Eine Austauschbeziehung<br />

muss eine<br />

Zweibahnstraße sein.“<br />

Carl-Dietrich San<strong>de</strong>r<br />

ist Unternehmensberater in Neuss<br />

che und die Frage: „Wie kann ich diese<br />

Sichtweise für mich nutzen?“<br />

Welche Fragen kommen für einen Austausch<br />

in Betracht? Zum Beispiel Fragen<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiterführung wie Zielvereinbarungen,<br />

Teamgespräche, Umgang<br />

mit schwierigen Mitarbeitern. O<strong>de</strong>r<br />

Themen <strong>de</strong>r Marktbearbeitung – gera<strong>de</strong><br />

jetzt, wo es darum geht, einmal an<strong>de</strong>rs<br />

zu <strong>de</strong>nken und zu han<strong>de</strong>ln. O<strong>de</strong>r die<br />

problembehafteten Fragen einer Kapazitätsanpassung<br />

nach unten. Wie <strong>de</strong>nken<br />

an<strong>de</strong>re darüber, welche Fragen stellen<br />

an<strong>de</strong>re, welche Erfahrungen haben sie<br />

selbst damit gemacht, welche Hinweise,<br />

Tipps können sie geben? Wichtig ist<br />

Gegenseitigkeit: Eine solche Austauschbeziehung<br />

muss eine Zweibahnstraße<br />

sein. Ist ein Partner ständig nur <strong>de</strong>r „Hören<strong>de</strong>“,<br />

wird die Luft schnell raus sein.<br />

Wie kann dieser Austausch gestaltet<br />

wer<strong>de</strong>n? Oft ist schon ein Telefonat<br />

ein produktiver Ausbruch aus <strong>de</strong>r unternehmerischen<br />

Einsamkeit. O<strong>de</strong>r das<br />

abendliche Gespräch – welche Atmosphäre<br />

auch immer Sie dafür bevorzugen.<br />

O<strong>de</strong>r im Büro ein strukturierter<br />

Austausch unter Zuhilfenahme von<br />

Papier und Bleistift bis hin<br />

zum Flipchart. Be<strong>de</strong>nken<br />

Sie auch <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r Regelmäßigkeit.<br />

Vielleicht<br />

schaffen Sie ein festes Treffen<br />

alle drei Monate, was<br />

spontane Telefonate nicht<br />

ausschließt. Die Regelmäßigkeit<br />

festigt die Vertrauensbasis.<br />

Gera<strong>de</strong> wenn<br />

kein drängen<strong>de</strong>s Problem<br />

im Raum steht, können<br />

die Gedanken gemeinsam<br />

wan<strong>de</strong>rn – und wichtige Themen an die<br />

Oberfl äche spülen.<br />

Ein weiterer Schritt ist die Erfahrungsaustauschrun<strong>de</strong>:<br />

Acht bis zwölf Unternehmer<br />

und Unternehmerinnen treffen<br />

sich zwei- bis viermal im Jahr zu intensivem<br />

Austausch – mit klarer, selbst<br />

festgelegter Tagesordnung und in <strong>de</strong>r<br />

Regel einer externen Mo<strong>de</strong>ration – damit<br />

<strong>de</strong>r rote Fa<strong>de</strong>n nicht verloren geht.<br />

Das passiert oft branchenbezogen, aber<br />

auch branchenübergreifend in <strong>de</strong>r Region.<br />

Das Spannen<strong>de</strong> dabei: Auch wenn<br />

zu Beginn keiner <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren kennt,<br />

entwickelt sich rasch ein vertrauensvoller,<br />

konstruktiver Austausch. Denn<br />

alle Beteiligten sind Unternehmer – und<br />

wollen vorwärts kommen.<br />

10 ProFirma 06 2010<br />

Foto: privat


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7,8 l/100 km und einer Reichweite von bis zu 1312 km ausgesprochen effizient. Die verlängerten Wartungsintervalle<br />

von 40.000 km bzw. 2 Jahren machen <strong>de</strong>n neuen Renault Master noch wirtschaftlicher, die zahlreichen nützlichen<br />

Ablagen und Staufächer gestalten seine Fahrerkabine komfortabler und funktionaler <strong>de</strong>nn je. Und mit <strong>de</strong>n neuen<br />

heckangetriebenen Varianten bietet er jetzt eine noch breitere Mo<strong>de</strong>llpalette für praktisch je<strong>de</strong> individuelle Heraus-<br />

for<strong>de</strong>rung. Das nennen wir Effizienz nach Maß. Der neue Renault Master – mit relax pro Leasing jetzt schon ab 269,– €*<br />

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Wir Unternehmer – Porträt<br />

Annette Meisl<br />

Der Dunst <strong>de</strong>r Kunst<br />

Auf verschlungenen Wegen hat es Künstlerin und Multitalent Annette Meisl<br />

von Kuba über Madrid nach Köln geführt, wo sie unter <strong>de</strong>m Label „La Galana“ edle<br />

Zigarren rollen lässt. VON MICHAEL BAHNERTH<br />

Eines Tages trat eine neue Liebe in Annette Meisls Leben, und<br />

die war an<strong>de</strong>rs als alle zuvor. Natürlich hatte sie sich schon in<br />

Landschaften verliebt o<strong>de</strong>r Städte, aber mit Kuba war es an<strong>de</strong>rs.<br />

Schwer zu sagen, was genau es war. Sie sagt, es sei diese<br />

Mischung aus Genuss und Kultur gewesen, und die Musik als<br />

Erfahrung in ihrer ungeschminkten Essenz. Aber es könnte<br />

auch ein 102-jähriger Mann gewesen sein. Nicht irgen<strong>de</strong>iner,<br />

son<strong>de</strong>rn eine Legen<strong>de</strong>, Gregorio Fuentes, <strong>de</strong>r auf Hemingways<br />

Boot „Pilar“ zweiter Kapitän gewesen ist. Am 31. Dezember<br />

1999 besuchte Meisl die Romanvorlage zu „Der alte Mann<br />

und das Meer“, sie plau<strong>de</strong>rten, er rachitisch, sie kraftvoll. Er<br />

wollte, dass sie bleibt, sie wollte nicht gehen, sie tranken Rum.<br />

Und rauchten Zigarren. Wahrscheinlich<br />

war <strong>de</strong>r paffen<strong>de</strong> Methusalem<br />

in seinem wun<strong>de</strong>rschönen selbstgenügsamen<br />

Kosmos <strong>de</strong>r Grund, dass<br />

Annette Meisl sich entschloss, ihre<br />

Liebe zu Kuba um jene für Zigarren<br />

zu erweitern. Und selbst Zigarren herzustellen.<br />

Und zwar dort, wo Kuba ein<br />

paar Tausend Meilen weit weg ist. Mitten<br />

in Köln-Ehrenfeld, ganz oben an<br />

<strong>de</strong>r Venloer Straße, dort, wo unlängst<br />

alle Bäume entlang <strong>de</strong>r Straße gefällt<br />

wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Heute hängt ein Bild von ihr und <strong>de</strong>m inzwischen verstorbenen<br />

Fuentes in ihrem „Club <strong>de</strong>l Tabaco“, <strong>de</strong>r hinter <strong>de</strong>m La<strong>de</strong>nlokal<br />

liegt. Es ist eine kleine Zigarren-Manufaktur hinter<br />

alten Mauern, vorne das Verkaufsgeschäft und die Manufaktur,<br />

hinten das Café, ein kleiner Raum mit Bar, Le<strong>de</strong>rsesseln,<br />

Fotos an <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n, alten Koffern und Transistorradios,<br />

vergilbten Zigarrenschachteln teils in Rauch aufgegangener<br />

Marken. Es riecht nach <strong>de</strong>m schweren Tabak von Longfi ller-<br />

Zigarren. Der Raum ist ein bisschen wie Meisl selbst, er hat<br />

Hand und Fuß und trotz<strong>de</strong>m Platz für Sehnsüchte. Er ist da<br />

verspielt und dort wie<strong>de</strong>r nüchtern, er ist ein kleines Kunst-<br />

werk voller Herzblut und Seele, ein Kleinod für Zigarren rauchen<strong>de</strong><br />

Träumer und Romantiker, in <strong>de</strong>m sich vergangene<br />

Welten mit heutigen treffen und eine rauchige Blase bil<strong>de</strong>n,<br />

wie ein eigenes Universum, das sich Zeit lässt mit seiner Vergänglichkeit.<br />

Täglich 250 handgerollte Zigarren<br />

Nicht durch <strong>de</strong>n blauen Dunst einer Zigarre betrachtet, ist La<br />

Galana eine kleine, im Jahr 2005 gegrün<strong>de</strong>te Zigarren-Manufaktur<br />

mitten in Köln, die jährlich 25.000 handgerollte Zigarren<br />

aus Criollo- und Corojotabaken herstellt, die kubanische<br />

Wurzeln haben und im kleinen Shangri<br />

La <strong>de</strong>r Zigarrenraucher, im nicaraguanischen<br />

Anbaugebiet Jalapa, gezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Name La Galana verbin<strong>de</strong>t<br />

dabei <strong>de</strong>n Firmennamen mit <strong>de</strong>r Figur<br />

<strong>de</strong>r „Galana“ – einer eleganten, lebensfrohen<br />

Dame vergangener Zeiten, die<br />

das Leben zu genießen wusste. Die<br />

Manufaktur beschäftigt ausschließlich<br />

Frauen. Zwei, drei freiberufl iche Torcedoras,<br />

Zigarrenrollerinnen, fertigen die<br />

Preziosen an. Der Star unter ihnen ist<br />

Yoleivis Fernan<strong>de</strong>z, eine Kubanerin, die<br />

ihr Handwerk in <strong>de</strong>r Fabrica Quintero gelernt hat, eine harte<br />

Schule. Ihre Hän<strong>de</strong> besitzen die Fähigkeit, täglich 250 Zigarren<br />

zu drehen, nicht irgendwie, son<strong>de</strong>rn perfekt. Mano Agil nennt<br />

man diese begna<strong>de</strong>ten Dreherinnen, und nur die wenigsten<br />

erhalten diese Auszeichnung. Angeboten wer<strong>de</strong>n zwei Linien<br />

und die gängigen Formate; die La Galana Classica etwa, bei<br />

<strong>de</strong>r eine Dreierkiste Petit Corona Classica vernünftige 27 Euro<br />

kostet. Die an<strong>de</strong>re Linie heißt La Galana Privada, es sind dieselben<br />

Zigarren, aber mit individuell gestalteter Ban<strong>de</strong>role.<br />

Aber zurück in <strong>de</strong>n Dunst von Frau Meisl. Sie und Kuba, das<br />

fi ng nicht erst mit Fuentes an. Es war ein bisschen, als ob<br />

12 ProFirma 06 2010


Kuba schon seit Langem in ihr lag, bereit da zu sein, wenn<br />

ihr Schicksal dachte, es sei jetzt Zeit dafür. Meisl ist eine Verfechterin<br />

<strong>de</strong>r Schicksalstheorie, die – vereinfacht formuliert –<br />

darauf basiert, dass je<strong>de</strong>r Mensch eine innere Stimme besitzt,<br />

eine Intuition, die ihn auf seinen Weg bringt und zur richtigen<br />

Zeit das rechte, das Schicksalsbedingte, geschehen lässt. Man<br />

kann davon halten, was man möchte. Aber im Falle Meisls hat<br />

es funktioniert. Bleibt natürlich die Frage, ob das Schicksal<br />

Meisl o<strong>de</strong>r Meisl ihr Schicksal geformt hat.<br />

Hineingeworfen vom Schicksal ins Leben wur<strong>de</strong> sie im badischen<br />

Rheinfel<strong>de</strong>n. Eine Jugend mit Geigenspielen und<br />

einem Einser-Abitur, nicht aus Strebsamkeit, son<strong>de</strong>rn aus einer<br />

Form <strong>de</strong>r unorthodoxen Rebellion. Sie mochte etwa ihren<br />

Mathelehrer nicht, er sie auch nicht, sie schrieb Vieren und<br />

Fünfen, das gefi el <strong>de</strong>m Lehrer, und um ihn wie<strong>de</strong>rum zu ärgern,<br />

lernte sie und schrieb nur noch Einser. Danach ein medizinisches<br />

Praktikum an <strong>de</strong>r Cote d‘Azur, bei <strong>de</strong>m ihr Verstand<br />

ProFirma 06 2010<br />

„In Dubai habe ich <strong>de</strong>n Scheichs<br />

gezeigt, wie man First-class-<br />

Zigarren herstellt.“ ANNETTE MEISL<br />

und ihre innere Stimme sagten, es sei nichts für sie. Dann ging<br />

sie nach Madrid, mit einer, wie sie sagt, Mischung aus „Selbstvertrauen<br />

und Naivität“, ihrer Geige und 50 Mark in <strong>de</strong>r Tasche.<br />

<strong>Als</strong> nur noch Selbstvertrauen, Naivität und Geige übrig<br />

blieben, entschloss sie sich, ihren Lebensunterhalt als Straßenmusikerin<br />

zu verdienen. Das lief ganz gut, als sie begriffen hatte,<br />

dass sie im kurzen Rock mehr Geld zugesteckt bekam<br />

13


Wir Unternehmer – Porträt<br />

als in Hippie-Klamotten. Und in diesem Moment offenbarte<br />

sich Meisls Talent, irgendwelche schweben<strong>de</strong> Künstler-Daseinszustän<strong>de</strong><br />

zu professionalisieren. Sie fi ng an, eine Statistik<br />

zu führen, notierte sich, wo in welchem Kleid sie mit welcher<br />

Musik wie viel verdient hatte, um aus je<strong>de</strong>m Platzkonzert das<br />

Optimum herauszuholen.<br />

Madrid war eine Liebe und eine Lehre. Sie blieb drei Jahre, verkaufte<br />

nach <strong>de</strong>m Musizieren <strong>de</strong>n Madrilenen Englischkurse,<br />

ohne richtig Spanisch zu können. Später ließ sie sich zur<br />

Diplomdolmetscherin ausbil<strong>de</strong>n. Und sie vermarktete sich.<br />

Ging einfach zu Radiostationen und bat dort um ein Interview,<br />

und seltsamerweise klappte dies sogar. Sie war Chefsekretärin<br />

für eine Briefmarken-Weltausstellung mit nichts als<br />

einem schwachen Verdacht, was eine Sekretärin alles so tut.<br />

Und später übernahm sie die Leitung eines Theatercafés, das<br />

legendäre „Damajuana“, rutschte da irgendwie rein, wie von<br />

unsichtbarer Hand geführt, inszenierte, organisierte, schmiss<br />

<strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n und sorgte dafür, dass das Café blühte, in <strong>de</strong>m<br />

damals Menschen verkehrten, <strong>de</strong>ren Schicksal es war, unter<br />

an<strong>de</strong>rem berühmt zu wer<strong>de</strong>n, Pedro Almodovar etwa o<strong>de</strong>r<br />

Carlos Saura. Nebenbei verliebte sie sich in <strong>de</strong>n Besitzer <strong>de</strong>r<br />

Bar, einen Sänger, und als die Party im „Damajuana“ zu En<strong>de</strong><br />

war, ging sie mit ihrem Freund nach Deutschland. Er sang,<br />

sie spielte Geige und kümmerte sich um alles, zwei Tänzer<br />

tanzten Tango, acht Jahre lang, 100 Auftritte pro Jahr.<br />

Kubanische Nächte in Köln<br />

Heute scheint es, dass all die von ihr gegangenen Wege die<br />

Vorbereitung waren für die Straße, auf <strong>de</strong>r sie heute geht. Im<br />

Jahr 1992 grün<strong>de</strong>te sie eine Künstleragentur, war sechs Jahre<br />

lang mit einer Inszenierung aus Theater und Akrobatik unterwegs,<br />

mit togolesischen Künstlern. Das war, sagt sie, nicht<br />

immer einfach, „aber ich bereue nichts“. Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s vergangenen<br />

Jahrtausends wur<strong>de</strong> sie Agentin <strong>de</strong>r Vieja Trova<br />

Santiaguera, einer kubanischen Altherren-Kapelle, <strong>de</strong>m Vorläufer<br />

<strong>de</strong>s Buena Vista Social Club, wenn man so will. Es waren<br />

dunkelhäutige, faltige Herren, die sich zu sagen schienen:<br />

„So, jetzt wer<strong>de</strong>n wir bald Achtzig – lasst uns mal die nächsten<br />

20 Jahre etwas professionell Musik machen.“ Kuba kam in<br />

ihr Leben, jene für sie perfekte und ästhetische Symbiose von<br />

Musik, Genuss und Kultur. Über ihre Event-Agentur organisierte<br />

sie kubanische Nächte in Köln, und Kuba war damals,<br />

vor zehn Jahren, einer <strong>de</strong>r wesentlichsten Sehnsuchtsorte <strong>de</strong>r<br />

Westeuropäer. Kuba war, neben allem zauberhaft-exotischem<br />

Glitzer, auch eine selling unit: Managerinnen belegten Salsakurse,<br />

je<strong>de</strong>r zweite Bankschnösel fi ng an, Zigarren zu rauchen,<br />

und alle träumten von einer Finca unter Palmen und ein paar<br />

Mojitos zum Sonnenuntergang.<br />

Aber trotz all <strong>de</strong>r „Genusskultur“ die La Galana versprüht,<br />

trotz dieser kleinen kubanischen Oase mitten in Köln, dieser<br />

Insel, die nicht auf Kredite gebaut ist, weil Meisl „eine Verfechterin<br />

<strong>de</strong>r schwarzen Zahlen“ ist, ernährt die Manufaktur zwar<br />

ihre Mitarbeiterinnen, viel mehr aber auch nicht. Vielleicht<br />

zeigt sich so die leise Ironie <strong>de</strong>s Schicksals. Das La Galana<br />

liegt da wie ein Rohdiamant, und fast je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r es betritt, sagt<br />

Meisl: „Mensch, das ist pures Gold. Mach was draus.“ Dabei ist<br />

das bisher Erreichte durchaus eine Leistung, ansonsten hätte<br />

es La Galana nicht in das Cigarren-Buch <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Zigarrenpapsts<br />

Dieter H. Wirtz geschafft. Das liegt vielleicht auch<br />

an <strong>de</strong>m kubanischen Musiker Rey Creagh. Der wird gerne<br />

als Altstar <strong>de</strong>r kubanischen Musikszene bezeichnet. Im Jahr<br />

2007 segnete er die Räume <strong>de</strong>r Manufaktur und übernahm die<br />

Patenschaft. Das ist, auf unsere Breitengra<strong>de</strong> umgemünzt, so<br />

etwas wie ein Ritterschlag.<br />

Kismet im Morgenland<br />

Filialen eröffnen, ein Franchise-System daraus machen, das<br />

wären Möglichkeiten. Aber Annette Meisls Weg führt als<br />

Nächstes wahrscheinlich ins Reich von 1001 Nacht, wo<br />

Scheichs leben und Kamele, und wo nicht viel wächst außer<br />

Geld. Unlängst war Meisl mit ihren Torcedoras in Dubai, „um<br />

<strong>de</strong>n Scheichs zu zeigen, wie man First-class-Zigarren herstellt“.<br />

Das sei richtig gut gewesen, <strong>de</strong>r jordanische König war<br />

zugegen, Anwer Bati auch, ebenfalls ein Zigarren-Autor <strong>de</strong>r<br />

Champions League. Und <strong>de</strong>r meinte, die Zigarren von La Galana<br />

seien genussvoll und entspannend. Es klingt so, als ob das<br />

Schicksal Frau Meisl eine neue Straße vor die Füße gelegt habe<br />

wie einen Teppich. Der Libanon schwebt noch halbdurchsichtig<br />

wie <strong>de</strong>r Rauch einer Zigarre durch <strong>de</strong>n Kopf <strong>de</strong>r Frau,<br />

die ihr Alter nicht preisgeben möchte. Im Libanon ist per capita<br />

<strong>de</strong>r Verbrauch von Zigarren sehr, sehr erfreulich, und es<br />

scheint alles zuerst einmal in Richtung <strong>de</strong>r Präsentation von<br />

Dubai zu laufen.<br />

Und es wür<strong>de</strong> nicht verwun<strong>de</strong>rn, wenn sich Meisl dort in <strong>de</strong>r<br />

Levante, <strong>de</strong>m Morgenland, <strong>de</strong>m Land <strong>de</strong>s Sonnenaufgangs,<br />

wo man zum Schicksal „Kismet“ sagt, wenn sie sich dort,<br />

Inschallah, erneut ein wenig verlieben wür<strong>de</strong>. Auch in die Kultur,<br />

die Musik und <strong>de</strong>n Genuss. www.lagalana.<strong>de</strong><br />

14 ProFirma 06 2010<br />

Fotos: La Galana


Annette Meisl mit ihrer kubanischen<br />

Star-Zigarrenrollerin<br />

Yoleivis Fernan<strong>de</strong>z vor <strong>de</strong>r<br />

Silhouette <strong>de</strong>s Kölner Doms.<br />

Der richtige Dreh: Bis zu 250<br />

handgerollte Zigarren am Tag<br />

schafft eine routinierte Dreherin<br />

wie Yoleivis Fernan<strong>de</strong>z.<br />

Im komplexen Umfeld <strong>de</strong>r betrieblichen Altersversorgung sind Produkte gefragt,<br />

die sich Ihrer Unternehmensstrategie anpassen. Mit zukunftsweisen<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en<br />

bieten Mitarbeiter wie Siegfried Hischke unseren Kun<strong>de</strong>n bAV-Konzepte, die<br />

nachhaltigen Mehrwert scha�en. Setzen Sie auch in Ihrem Unternehmen auf<br />

unsere Erfahrung und Kompetenz, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.<br />

Wir <strong>de</strong>nken weiter.<br />

www.hdi-gerling.<strong>de</strong><br />

Siegfried Hischke,<br />

Leiter Produktmanagement<br />

Firmen bei HDI-Gerling Leben.<br />

„ Der Wettbewerb um quali�zierte<br />

Mitarbeiter wird immer intensiver.<br />

Ich trage mit intelligenten bAV-Strategien<br />

zur Attraktivität Ihres Unternehmens bei.“


Wir Unternehmer – Mittelstand 2.0<br />

Community-Dienstleister Mixxt.<strong>de</strong><br />

In drei Minuten ein eigenes Netzwerk<br />

Der Bonner Dienstleister Mixxt bietet kostenfreie Web-Dienste zur Vernetzung<br />

von Menschen mit ähnlichen Interessen. Technische Vorkenntnisse o<strong>de</strong>r<br />

spezielle Software sind nicht notwendig. VON JÜRGEN CHRIST<br />

Hecht gefangen, Radio Jerewan aus <strong>de</strong>m<br />

Äther gefi scht o<strong>de</strong>r vereintes Feinjustieren<br />

von Präsentationstechniken: Auf<br />

Mixxt.<strong>de</strong> sind fast alle Themen willkommen,<br />

lassen sich Neuheiten aller Art<br />

austauschen. Ob polnischer Anglerclub,<br />

<strong>de</strong>utsche Radiofans o<strong>de</strong>r eher businessaffi<br />

ne Karrieremenschen – hier fi n<strong>de</strong>t je<strong>de</strong>r<br />

seine Gemeinschaft. Denn die Mixxt<br />

GmbH bietet einen virtuellen Bauka-<br />

Das Mixxt-Team: (v.l.) Daniel Peters (CDO), Philipp Ellenbeck<br />

(CTO), Christian Stein (CFO) und Oliver Ueberholz (CEO).<br />

sten zum Aufbau und zur Kontaktpfl ege<br />

von Gruppen, die ein gemeinsames<br />

Hobby pfl egen o<strong>de</strong>r gleiche Interessen<br />

haben – sogenannte Communities. <strong>Als</strong><br />

gemeinsame Werkzeuge dienen unter<br />

an<strong>de</strong>rem Veranstaltungsplanung, Redaktionssystem,<br />

Mitglie<strong>de</strong>rverwaltung,<br />

Fotoalben, Weblogs sowie Foren.<br />

Alle Dienste können mit je<strong>de</strong>m Web-<br />

Browser ohne Zusatz-Software genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n und sind in <strong>de</strong>r Basisvariante<br />

kostenfrei. Lediglich Premiumange-<br />

bote wie eine eigene Web-Adresse und<br />

Logo kosten extra – für neun o<strong>de</strong>r 19<br />

Euro monatlich. Große Kongresse lassen<br />

sich mit Mixxt genauso schnell und<br />

zielgruppenorientiert organisieren wie<br />

<strong>de</strong>r kleine Hobbytreff mit Nischenanspruch.<br />

Dazu realisierte das Bonner Unternehmen<br />

eine umfassen<strong>de</strong> modulare<br />

Lösung. „Gera<strong>de</strong> die Nachbereitung ist<br />

für Veranstalter und Besucher interessant,<br />

weil so eine dauerhafte<br />

Vernetzung<br />

und Kun<strong>de</strong>nbindung<br />

entsteht“, erklärt Geschäftsführer<br />

Oliver<br />

Ueberholz. Veranstalter<br />

profi tieren auch<br />

vom integrierten<br />

Ticketverkauf, <strong>de</strong>n<br />

Mixxt in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Web-<br />

Dienstleister Amiando<br />

integriert.<br />

Communitys waren<br />

schon immer Ueberholz’<br />

große Lei<strong>de</strong>nschaft.<br />

Bereits als<br />

18-Jähriger startete er<br />

nach <strong>de</strong>m Abitur seine erste Community<br />

für die Stadt Bonn unter Schirmherrschaft<br />

<strong>de</strong>r damaligen Bürgermeisterin.<br />

Im Jahr 2007 grün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r mittlerweile<br />

29-Jährige das Unternehmen Mixxt mit<br />

drei Partnern und 200.000 Euro Startkapital<br />

von einem Investor. Der Grün<strong>de</strong>rmut<br />

zahlte sich aus: Von Anfang<br />

an schrieb Mixxt schwarze Zahlen. Mit<br />

einem Augenzwinkern rät Ueberholz<br />

an<strong>de</strong>ren Gründungswilligen: „Bloß<br />

nicht von staatlichen Einrichtungen wie<br />

<strong>de</strong>r IHK beraten lassen!“ Inzwischen betreut<br />

das 16-köpfi ge Mixxt-Team mehr<br />

als 280.000 Einzelmitglie<strong>de</strong>r. Diese sind<br />

in mehr als 8.000 meist kleineren Netzwerken<br />

organisiert. Den Hauptumsatz<br />

generiert die rheinische Firma jedoch<br />

mit größeren Kun<strong>de</strong>n – wie Radio-<br />

Schleswig-Holstein mit fast 70.000<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn – o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Expertenplattform<br />

für spezialisierte Ärzte im<br />

Auftrag eines internationalen Pharmakonzerns<br />

zum Thema Schilddrüsenerkrankungen.<br />

Von Beginn an war das<br />

Unternehmen auf Internationalisierung<br />

ausgerichtet. Drei Mitarbeiter betreuen<br />

Gruppen in London, Istanbul und Warschau.<br />

Seit <strong>de</strong>m vergangenen Jahr ist <strong>de</strong>r<br />

Web-Baukasten zu<strong>de</strong>m auf Russisch<br />

und Ukrainisch verfügbar.<br />

„Wir haben sehr lange am Konzept gefeilt.<br />

Unser Ziel: Je<strong>de</strong>r sollte in nur drei<br />

Minuten sein eigenes Social Network<br />

einrichten können“, erzählt Ueberholz,<br />

<strong>de</strong>ssen Studium <strong>de</strong>r Volkswirtschaft und<br />

Sinologie seit <strong>de</strong>r Unternehmensgründung<br />

pausiert. „Dabei wollten wir sofort<br />

global agieren.“<br />

Basis <strong>de</strong>s Erfolgs sind die „Manager“ <strong>de</strong>r<br />

unterschiedlichen Mixxt-Netzwerke,<br />

die in einer eigenen Gruppe an <strong>de</strong>r Produktentwicklung<br />

beteiligt sind, Wünsche<br />

und I<strong>de</strong>en beisteuern können. Ein weiterer<br />

Erfolgsbaustein sind die meist sehr<br />

jungen Mitarbeiter. „Unsere Leute haben<br />

zwar nicht alle Bestnoten, sind aber sehr<br />

kreativ, wenn es um Programmierung,<br />

Design, Musik und Vi<strong>de</strong>o geht“, erläutert<br />

Ueberholz seine Personalpolitik. „Und<br />

sie bekommen Zeit, eigene Projekte zu<br />

entwickeln.“<br />

16 ProFirma 06 2010<br />

Foto: Mixxt


Flexibilität überzeugt die Kun<strong>de</strong>n.<br />

Für die Gesundheit rund um die Uhr im Einsatz.<br />

Hans B. versorgt mit seiner noch jungen Firma <strong>de</strong>n Gesundheitsmarkt<br />

in Deutschland und im angrenzen<strong>de</strong>n Ausland<br />

mit medizintechnischen Geräten. „Unsere Firmenphilosophie<br />

lautet: „Wir sind für Sie da! Das be<strong>de</strong>utet, dass wir<br />

24 Stun<strong>de</strong>n am Tag, 7 Tage die Woche für unsere Kun<strong>de</strong>n<br />

erreichbar sind. Das muss auch so sein. Bei Störungen müssen<br />

wir <strong>de</strong>n Fehler schnellstmöglich beheben können“, beschreibt<br />

Hans B. <strong>de</strong>n Servicegedanken seiner Firma. Aus<br />

diesem Grund hat er eine Servicehotline für Kun<strong>de</strong>n eingerichtet.<br />

Während <strong>de</strong>r Geschäftszeiten wird die Hotline von<br />

Mitarbeitern bedient. Außerhalb <strong>de</strong>r Geschäftszeiten von<br />

Of�ceLine, <strong>de</strong>m quali�zierten Telefonservice <strong>de</strong>r Telekom.<br />

Anrufer wer<strong>de</strong>n nach Postleitzahlen selektiert und <strong>de</strong>r Anruf<br />

wird direkt an <strong>de</strong>n zuständigen Servicemitarbeiter vor<br />

Ort weitergeleitet. Sollte <strong>de</strong>r Mitarbeiter nicht erreichbar<br />

sein, geht <strong>de</strong>r Anruf automatisch an seinen Vertreter.<br />

Immer ein qualifizierter Ansprechpartner.<br />

Ein Büro, das immer besetzt ist. Ein persönlicher Ansprechpartner,<br />

<strong>de</strong>n man je<strong>de</strong>rzeit erreichen kann. Für viele<br />

kleinere Unternehmen und Existenzgrün<strong>de</strong>r ist das nicht<br />

selbstverständlich. Dabei sind die permanente Erreichbarkeit<br />

eines quali�zierten Ansprechpartners und die Erweiterung<br />

<strong>de</strong>r Geschäftszeiten entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Wettbewerbsvorteile.<br />

Die Telekom bietet mit <strong>de</strong>m Service Of�ceLine genau<br />

diese Möglichkeiten.<br />

Mit Of�ceLine wer<strong>de</strong>n alle Anrufe persönlich entgegengenommen<br />

und aufbereitet. Alle wichtigen Informationen<br />

wer<strong>de</strong>n mit Adresse und Kontaktgrund weitergeleitet. So<br />

ist man immer auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n. Kein Kontakt geht verloren<br />

und keine Nachfrage bleibt unbeantwortet.<br />

Ob in einer Besprechung, unterwegs beim Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

außerhalb <strong>de</strong>r Geschäftszeiten – mit Of�ceLine hat man<br />

alles unter Kontrolle und kann sofort reagieren.<br />

Mehr Service sichert mehr Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit.<br />

Ganz gleich, wie sich das Geschäft entwickelt – Of�ceLine<br />

entwickelt sich mit. Der modulare Aufbau <strong>de</strong>r Leistungspakete<br />

macht eine Anpassung an sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

ganz einfach. So kann auch ohne Weiteres eine<br />

weitere Servicenummer zugeschaltet wer<strong>de</strong>n, über die beson<strong>de</strong>ren<br />

Kun<strong>de</strong>n ein zusätzlicher Beratungsservice geboten<br />

wird. Je<strong>de</strong>r Anruf wird zu je<strong>de</strong>r Zeit entgegengenommen<br />

und an <strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zuständigen Berater weitergeleitet.<br />

Sofort auf alles vorbereitet.<br />

Of�ceLine ist schnell eingerichtet. Der Leistungsumfang<br />

lässt sich dank kurzer Laufzeiten nach Bedarf �exibel ver-<br />

än<strong>de</strong>rn. Klare Paketpreise sorgen für die notwendige Transparenz,<br />

sodass die Bürokosten nicht aus <strong>de</strong>m Ru<strong>de</strong>r laufen.<br />

Alles im Namen <strong>de</strong>r Gesundheit.<br />

Mit Of�ceLine hat Hans B. <strong>de</strong>n optimalen Weg für seine<br />

Firma gefun<strong>de</strong>n. „Ich kann allen Ansprüchen meiner Kun<strong>de</strong>n<br />

auf sehr ef�ziente Weise gerecht wer<strong>de</strong>n. Das spart<br />

Geld, erhöht mein Serviceniveau und lässt mir alle Optionen<br />

für die Zukunft. Und das Privatleben meiner Mitarbeiter<br />

wird auch geschont.“<br />

Weitere Informationen unter<br />

Telekom Deutschland GmbH<br />

Zentrum Mehrwertdienste<br />

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Wir Unternehmer<br />

Sanftes Grün vor malerischer<br />

Kulisse: Schloss Langenstein<br />

bei Orsingen-Nenzingen.<br />

Edles Ambiente fi n<strong>de</strong>n<br />

die Besucher auch in <strong>de</strong>n<br />

Clubräumen.<br />

Das schöne Ding<br />

AUSZEIT<br />

Countryclub Schloss Langenstein<br />

Golfen und Schießen mit Stil<br />

Es ist immer gut zu wissen, wovon die<br />

Re<strong>de</strong> ist. <strong>Als</strong>o, ein Countryclub ist ein von<br />

einem Verein mit exklusiven Zugangsvoraussetzungen<br />

betriebenes parkähnliches<br />

Areal mit Sport- und Erholungsanlage<br />

in ländlichem Gelän<strong>de</strong>. Der Verein<br />

ist in diesem Falle <strong>de</strong>r Countryclub<br />

Schloss Langenstein im ba<strong>de</strong>n-württembergischen<br />

Orsingen-Nenzingen,<br />

das ein paar Dutzend Golf-Abschläge<br />

nordwestlich vom Bo<strong>de</strong>nsee liegt. Der<br />

Countryclub umfasst eine Golfanlage,<br />

einen Reitstall, eine Tennisanlage und<br />

einen Flintenparcours, und die lebenslange<br />

Mitgliedschaft kostet 17.830 Euro,<br />

ein Jahr beläuft sich auf 3.100 Euro, Gäste<br />

sind zugelassen.<br />

Das ist nicht wenig, aber die Frage ist,<br />

welchen Gegenwert das Mitglied dafür<br />

bekommt. Abgesehen vom sportlichen<br />

Wert, ist solch eine Mitgliedschaft das<br />

Ticket für ein Stückchen exklusives Paradies,<br />

in <strong>de</strong>m die Männer Gentlemen<br />

10.507 Liegestütze nonstop – das ist seit 30 Jahren <strong>de</strong>r Weltrekord, aufgestellt vom<br />

Japaner Minoru Yoshida. Rolf Heck aus Waldshut-Tiengen, <strong>de</strong>r im Liegestütze-Business<br />

„die Wildsau“ genannt wird, schaffte vor zehn Jahren in 30 Minuten 2.354, auch ein<br />

Rekord. Zurzeit, so hört man, will er einen neuen Rekord aufstellen: in 15 Minuten 300<br />

Push-ups auf Liegestützgriffen. Für alle, die testen möchten, wie sehr mit Stützen <strong>de</strong>r<br />

Brustmuskel und die Arme schon nach<br />

nur zehn Stück schmerzen, hat die Firma<br />

Hock eine formvollen<strong>de</strong>t durchgestylte<br />

E<strong>de</strong>lvariante dieses Trainingsgeräts ins<br />

Leben gerufen, aus Flugzeugaluminium<br />

und Nussbaum-Naturholz, härter als ein<br />

Muskel je wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Empfohlener Preis: 299 Euro.<br />

Infos unter: www.hock<strong>de</strong>sign.<strong>de</strong><br />

sind und die Damen Ladies, so die Art<br />

Club, in <strong>de</strong>m eine Kusshand nichts Antiquiertes<br />

ist. Es gibt eine Klei<strong>de</strong>rordnung<br />

für das Herzstück <strong>de</strong>r Anlage, <strong>de</strong>n Golfplatz,<br />

sowohl für <strong>de</strong>n Neun-Loch-Platz,<br />

auf <strong>de</strong>m Gäste spielen dürfen (Greenfee<br />

am Wochenen<strong>de</strong> 85 Euro), wie auch<br />

für <strong>de</strong>n 18-Loch-Platz, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

vorbehalten ist; Caps wer<strong>de</strong>n ausschließlich<br />

mit <strong>de</strong>r Spitze nach vorne<br />

getragen, das Hemd gehört in die Hose,<br />

Shorts müssen bis zum Knie reichen,<br />

und Bluejeans sind verboten. Das ist<br />

in Ordnung, <strong>de</strong>nn man bewegt sich in<br />

<strong>de</strong>n Schlosslandschaften von Axel Graf<br />

Douglas, <strong>de</strong>m Besitzer, <strong>de</strong>r vor 19 Jahren<br />

zum Schluss kam, dass ein Countryclub<br />

in <strong>de</strong>r lieblichen Schlosslandschaft weniger<br />

Mühe und mehr Ertrag als die traditionelle<br />

Landwirtschaft bringt.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s Clubs besitzt <strong>de</strong>r Flintenparcours<br />

Dornsberg, <strong>de</strong>r auch Sitz <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>sjagdschule Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

ist, beson<strong>de</strong>re Knallkraft. Dass man in<br />

Deutschland fl ächen<strong>de</strong>ckend golfen,<br />

reiten und Tennis spielen kann, wun<strong>de</strong>rt<br />

nicht, aber Schießen geht nicht überall.<br />

Der Verein bietet Tontaubenschießen<br />

(42 Cent pro Taube für Nichtmitglie<strong>de</strong>r),<br />

realistische Jagdsimulationen<br />

aller Nie<strong>de</strong>rwildarten, eine Schießschule<br />

sowie einen Jagdparcours. Eine Leihwaffe<br />

kostet 20 Euro, Munition Kaliber<br />

20 (Weicheisenpatronen) 27 Cent.<br />

Jetzt liegt die Formulierung in Schussweite,<br />

dass <strong>de</strong>r Countryclub ein Volltreffer<br />

ist. Sicher ist er eine Reise in eine<br />

Welt, in <strong>de</strong>r die Probleme einfach in <strong>de</strong>r<br />

Gar<strong>de</strong>robe abgestreift wer<strong>de</strong>n, und man<br />

betritt sie in <strong>de</strong>r Gewissheit, dass die<br />

nächsten Stun<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n besseren im<br />

Leben zählen wer<strong>de</strong>n. (mib)<br />

www.schloss-langenstein.com<br />

18 ProFirma 06 2010<br />

Fotos: Countryclub Schloss Langenstein; Winzerverein Oberrotweil; hock<strong>de</strong>sign


8. Kulinarische Weinwan<strong>de</strong>rung am Kaiserstuhl<br />

Bei Lukullus und Bacchus<br />

Eines haben ein Marathon und die 8. Kulinarische Weinwan<strong>de</strong>rung am<br />

20. Juni in Oberrotweil am Kaiserstuhl gemeinsam: Die Teilnahme eignet<br />

sich nur für Athleten ihres Metiers. 1.600 Leute können dieses Jahr maximal<br />

<strong>de</strong>n sechs Kilometer langen Rundkurs in <strong>de</strong>n Weinbergen Oberrotweils<br />

in Angriff nehmen. 39 Euro kostet das Vergnügen für Erwachsene.<br />

Der Rundweg stellt keine beson<strong>de</strong>ren Anfor<strong>de</strong>rungen an die Kondition,<br />

eher sind ein gut gelaunter Gaumen und eine soli<strong>de</strong> Alkoholverträglichkeit<br />

gefragt. An sechs Verkostungsstationen betreten die Weinwan<strong>de</strong>rer<br />

die Hoheitsgebiete <strong>de</strong>s Lukullus und <strong>de</strong>s Bacchus, dazwischen wird laufend<br />

verdaut. Wer es bis in <strong>de</strong>n Kastaniengarten <strong>de</strong>r Winzerstube schafft,<br />

hat schon einiges intus; diverse Weine, Speckgugelhopf, Forellenschaum<br />

mit Honigsenf, ein Schweinshäxle, Käsevariationen mit Muskatellerbeschwipsten<br />

Trauben, das Kaiserstühler Kirschbömble und ein wenig<br />

Tresterbrand. Derart präpariert, sorgen die badischen Volksmusik-Hau<strong>de</strong>gen<br />

„Die Steigerburschen“ als abschließen<strong>de</strong>s Sahnehäubchen für Ohrenschmaus.<br />

(mib) www.winzerverein-oberrotweil.<strong>de</strong><br />

Für <strong>de</strong>n<br />

TERMIN-<br />

KALENDER<br />

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ihr Geschäft versteht …<br />

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Unternehmensführung – Titelthema<br />

Kalkulation<br />

Der beste Preis<br />

Viele Unternehmen setzen ihre Preise zu niedrig an und verschenken somit<br />

Umsatz und Gewinn. Die Lösung: Eine intelligente und originelle Preisstrategie. gie.<br />

Es kann sich sogar lohnen, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n zu lassen, was er zahlen<br />

möchte. VON SABINE HÖLPER<br />

René Sellmer sieht mit seinem grasgrünen Spitzbart, <strong>de</strong>r bis<br />

übers Kinn hinausragt, ein bisschen verrückt aus. Genauso<br />

verrückt klingt auch die Preisstrategie in seinem Friseursalon.<br />

„Zahle, was du willst“ heißt diese Strategie, die Preislisten<br />

überfl üssig macht, weil die Kun<strong>de</strong>n selbst bestimmen, was sie<br />

für die neue Frisur bezahlen wollen. „Es ist mehr, als wenn<br />

ich Festpreise anbieten wür<strong>de</strong>“, sagt Sellmer. 40 Euro geben<br />

seine Kun<strong>de</strong>n im Schnitt. 29 Euro seien es in <strong>de</strong>n Salons gewesen,<br />

in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Friseur früher als Angestellter gearbeitet<br />

hat. Sellmer klingt selbst ein wenig überrascht, aber sein Fazit<br />

79<br />

.– 99<br />

79.–<br />

19.-<br />

ProFirma<br />

Titelthema<br />

ist ein<strong>de</strong>utig: „Das Preismo<strong>de</strong>ll funktioniert.“ Es funktioniert<br />

sogar so gut, dass <strong>de</strong>m ersten Salon „Emma Hair Revolution“,<br />

<strong>de</strong>n Sellmer vor sechseinhalb Jahren in Krefeld eröffnete, zwei<br />

weitere in Moers und Mönchengladbach folgten.<br />

Zahle, was du willst – was nach unternehmerischem Harakiri<br />

klingt, ist in Wahrheit eine ernst zu nehmen<strong>de</strong> intelligente<br />

Preisstrategie. Immer mehr Unternehmen setzen sie erfolgreich<br />

um. Und nicht nur „pay what you want“ hat Konjunktur.<br />

Landauf, landab und quer durch alle Branchen machen Unternehmer<br />

mit skurril anmuten<strong>de</strong>n, aber effektiven Preisstrategien<br />

auf sich aufmerksam. So werben Banken, Automobilhersteller<br />

o<strong>de</strong>r Friseure mit Flatrates, und in einem Bamberger<br />

Café wird <strong>de</strong>r Bierpreis ausgewürfelt.<br />

Das aufkeimen<strong>de</strong> Interesse <strong>de</strong>r Unternehmer an intelligenten<br />

Preisstrategien verwun<strong>de</strong>rt nicht. Zwar ist die Erkenntnis,<br />

dass <strong>de</strong>r Preis <strong>de</strong>n mächtigsten und wirkungsvollsten Hebel<br />

zur Gewinnsteigerung repräsentiert, nicht neu. Doch erst seit<br />

einigen Jahren, seit die Produkte und Leistungen allesamt auf<br />

einem qualitativ hohen Niveau sind, sodass sich mit Verbesserungen<br />

an dieser Stelle kaum noch ein Mehrwert erzielen<br />

lässt, rückt <strong>de</strong>r Preis in <strong>de</strong>n Fokus <strong>de</strong>r Unternehmer. O<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>rs ausgedrückt: Hat die Firma kein neues, revolutionäres<br />

Produkt auf <strong>de</strong>m Markt, mit <strong>de</strong>m sie für Abverkaufserfolge<br />

sorgen kann, dann muss sie eben so lange am Preis <strong>de</strong>r bisherigen<br />

Produkte drehen, bis diese sich noch besser verkaufen.<br />

Und um möglichen Missverständnissen gleich vorzubeugen:<br />

Es geht keineswegs darum, die Produkte mithilfe von Rabatten<br />

und Son<strong>de</strong>rangeboten zu verschleu<strong>de</strong>rn. Ganz im Gegenteil:<br />

Intelligentes Pricing heißt, für je<strong>de</strong>s Produkt zu je<strong>de</strong>m<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>n besten Preis zu fi n<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Preis also, „<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong> als fair empfi n<strong>de</strong>t und zu zahlen bereit ist, und mit <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>r Unternehmer seine strategischen Ziele, die mit <strong>de</strong>m Produkt<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n sollen, erreicht“, wie Hans-Christian<br />

Riekhof, Professor für internationales Marketing an <strong>de</strong>r privaten<br />

Fachhochschule Göttingen, sagt. „Die Voraussetzung<br />

dafür ist, eine Preisstrategie zu haben.“<br />

20<br />

ProFirma 06 2010<br />

1.- .


7288.-<br />

„Wir legen für je<strong>de</strong>s Land eine<br />

individuelle Preispositionierung<br />

fest. In Deutschland sind höhere<br />

Preise möglich als in China.“<br />

FELIX MÜLLER, HEIDELBERGER DRUCKMASCHINEN<br />

Aldi versus Porsche<br />

Die Preisstrategie orientiert sich am Unternehmenszweck<br />

und <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie. Sie ist folglich langfristig<br />

angelegt, zeichnet die grobe Linie vor. Ganz grundlegend<br />

geht es dabei um Marktdurchdringung versus Abschöpfung.<br />

Um Aldi versus Porsche. Der Preis hingegen geht ins Detail.<br />

Er wird für einzelne Produkte und Leistungen bestimmt. Mit<br />

ihm lassen sich temporäre wirtschaftliche Ziele justieren o<strong>de</strong>r<br />

solche, die nur einen Bereich <strong>de</strong>s Unternehmens betreffen.<br />

„Wir möchten drei bis vier Mal pro Jahr jeweils ein Landbier<br />

aus <strong>de</strong>r Region bekannt machen und <strong>de</strong>n Abverkauf dieses<br />

Bieres ankurbeln“, sagt beispielsweise Harald Kurz-Brauer,<br />

einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Inhaber <strong>de</strong>s Hofcafés in Bamberg. Deshalb<br />

fi n<strong>de</strong>t in seinem Café je<strong>de</strong>n Sonntag- und Montagabend die<br />

Aktion „Gämbeln & Landbier genießen“ statt: Wer das Landbier<br />

bestellt, würfelt <strong>de</strong>n Preis mit <strong>de</strong>r Bedienung aus. Zählen<br />

die Würfel <strong>de</strong>s Gastes mehr Augen als die <strong>de</strong>s Kellners, wird<br />

das Bier zum halben Preis ausgeschenkt. Gewinnt <strong>de</strong>r Kellner,<br />

zahlt <strong>de</strong>r Gast <strong>de</strong>n vollen Preis. Bei <strong>de</strong>r nächsten Bestellung<br />

hat er aber wie<strong>de</strong>r eine Chance auf <strong>de</strong>n Preisvorteil.<br />

300.-<br />

ProFirma 06 2010<br />

21


Unternehmensführung ng – Titelthema<br />

DIE KOSTEN ZU SEHR IM BLICK<br />

Welche Informationsquellen Unternehmen<br />

zur Preisgestaltung nutzen<br />

Kostenkalkulation/Deckungsbeitrags-Analysen<br />

Wettbewerbsanalysen<br />

Preis-Controlling<br />

Kun<strong>de</strong>nbefragung<br />

Preisabsatzfunktion<br />

Quantifi zierung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nnutzens<br />

Expertenbefragung<br />

Preistests<br />

Conjoint Analysen<br />

Sonstige<br />

5.– 99<br />

83%<br />

70%<br />

37%<br />

36%<br />

20%<br />

19%<br />

18%<br />

18%<br />

3%<br />

10%<br />

Quelle: Wertschöpfen<strong>de</strong> Pricing-Prozesse. Eine empirische Untersuchung <strong>de</strong>r Pricing-<br />

Praxis, Hans-Christian Riekhof, Benedikt Lohaus, Private Fachhochschule Göttingen<br />

So erfolgreich das „Gämbeln“ (fränkisch für das englische<br />

gambling, also spielen) in einer Kneipe ist, wo Spielen in geselliger<br />

Run<strong>de</strong> Tradition hat, so erfolglos wäre es im Feinkostla<strong>de</strong>n.<br />

Der Preis muss eben zum Produkt passen, o<strong>de</strong>r wie Diller<br />

sagt: „Der Preis muss als Quotient aus Bezahlung und Leistung<br />

verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.“ Die Preispolitik stehe somit vor <strong>de</strong>r Aufgabe,<br />

ein Preis-Leistungs-Verhältnis zu bestimmen, das nicht<br />

nur <strong>de</strong>n Ertragsansprüchen, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nerwartungen<br />

entspreche. Vor diesem Hintergrund wird auch <strong>de</strong>utlich,<br />

warum Flatrates Preisstrategien mit Durchschlagskraft<br />

sind. „Sie bieten <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n Preissicherheit. Und die ist <strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>n sehr wichtig“, sagt Diller. Kein Wun<strong>de</strong>r also, dass die<br />

Quirin-Bank vermögen<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n die Depotberatung auf<br />

Basis einer monatlichen Flatrate in Höhe von 75 Euro mit <strong>de</strong>m<br />

„Gesucht ist <strong>de</strong>r Preis, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />

als fair empfi n<strong>de</strong>t und zahlen will.“<br />

PROF. HANS-CHRISTIAN RIEKHOF, FH GÖTTINGEN<br />

Hinweis auf „volle Kostentransparenz“ schmackhaft macht.<br />

„Die Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n we<strong>de</strong>r von versteckten Gebühren überrascht<br />

noch müssen sie fürchten, dass <strong>de</strong>r Berater ihnen ein Papier<br />

andreht, nur weil dieses eine hohe Provision für die Bank<br />

abwirft“, sagt ein Pressesprecher. „Man zahlt einen festen Preis<br />

und kann dafür so viel Beratungsleistung in Anspruch nehmen,<br />

wie man will“, erklärt er <strong>de</strong>n Vorteil <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls. Wobei<br />

<strong>de</strong>r Vorteil vor allem auf Seiten <strong>de</strong>r Bank liegt. Seit <strong>de</strong>m Start<br />

<strong>de</strong>s Private Banking En<strong>de</strong> 2006 konnte das Geldhaus die Zahl<br />

seiner Kun<strong>de</strong>n verzehnfachen.<br />

„Die Flatrate-Strategie geht für die Unternehmen meistens<br />

auf“, weiß Riekhof. „Weil die Kun<strong>de</strong>n ihren Bedarf in <strong>de</strong>r Regel<br />

überschätzen.“ Soll heißen: Sie brauchen we<strong>de</strong>r mehrmals<br />

privat<br />

im Monat eine Depotberatung noch lassen sie sich täglich Foto:<br />

22 ProFirma 06 2010


Der Mittelstand: Motor für Innovation.<br />

Wir leben in einer Welt, die sich in kurzer Zeit fundamental verän<strong>de</strong>rt<br />

hat: Im Grun<strong>de</strong> gibt es heute fast nichts mehr, was man nicht digital<br />

erfassen, vernetzen und mit Intelligenz ausstatten könnte. Das gilt auch<br />

für all die Systeme, Prozesse und Geräte, die wir brauchen, um Produkte<br />

zu entwickeln, herzustellen und zu han<strong>de</strong>ln. Um Dienstleistungen<br />

zu erbringen – und um das Zusammenleben und -arbeiten von Milliar<strong>de</strong>n<br />

Menschen zu erleichtern. Mit einem Wort: Unsere Welt wird smarter.<br />

Die Innovationen, die diese Entwicklung möglich machen und vorantreiben,<br />

stammen aus einer Vielzahl verschie<strong>de</strong>ner Quellen. Dennoch könnte<br />

man meinen, die neuen Möglichkeiten wür<strong>de</strong>n in erster Linie großen<br />

Unternehmen zugutekommen. Aber Tatsache ist: Der Mittelstand ist<br />

schon seit geraumer Zeit <strong>de</strong>r Motor <strong>de</strong>s Wachstums. Weltweit betrachtet<br />

repräsentiert er mehr als 90% aller Unternehmen, in Deutschland über<br />

70% aller Arbeitsplätze und mehr als die Hälfte <strong>de</strong>r Wertschöpfung. Er<br />

bringt mehr Patente und mehr Innovationen pro Mitarbeiter zustan<strong>de</strong><br />

als Großunternehmen.<br />

IBM und Business Partner bieten mittelständischen Unternehmen Knowhow<br />

und Instrumente, um produktiver und pro�tabler zu wer<strong>de</strong>n und so<br />

ihren Vorsprung zu nutzen und auszubauen. Speziell zusammengestellte,<br />

leistungsstarke und �nanziell attraktive Lösungen helfen Unternehmen,<br />

ihre Ef�zienz zu steigern, ihre Rendite zu erhöhen und neue<br />

Marktchancen schneller zu ergreifen. Durch unsere Erfahrung aus <strong>de</strong>r<br />

Besuchen Sie unsere aktuelle Veranstaltungsreihe<br />

IBM Breakfast Briefings Kompakt 2010<br />

Informieren. Inspirieren. Diskutieren – jetzt anmel<strong>de</strong>n!<br />

Infos und Anmeldung: ibm.com/<strong>de</strong>/events/breakfast<br />

Zusammenarbeit mit Innovatoren je<strong>de</strong>r Größe in nahezu allen Branchen<br />

können wir Lösungen für fast je<strong>de</strong> Problemstellung und Aufgabe �n<strong>de</strong>n.<br />

So haben wir zum Beispiel gemeinsam mit <strong>de</strong>m französischen Medizingerätehersteller<br />

Implanet ein völlig neues, ef�zienteres Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

entworfen, mit <strong>de</strong>m sich Implantate über die gesamte Lieferkette lückenlos<br />

verfolgen lassen. Der britische Ökostromanbieter Ecotricity nutzte die<br />

Hilfe von IBM, um sein explosionsartiges Wachstum in <strong>de</strong>n Griff zu bekommen.<br />

Mit <strong>de</strong>r Neuausrichtung <strong>de</strong>r IT-Systeme für seine Kun<strong>de</strong>ndaten<br />

verbesserte sich die Rendite unmittelbar und die Servicequalität stieg.<br />

Die Impire AG, ein <strong>de</strong>utscher Anbieter von Sportstatistiken, hat mit unserer<br />

Hilfe Hun<strong>de</strong>rte von Datenquellen auf einer Plattform zusammengeführt<br />

und begeistert Sportfans vor <strong>de</strong>m Fernseher nun mit packen<strong>de</strong>n Echtzeit-Statistiken<br />

und 3-D-Gra�ken zum Spielgeschehen.<br />

Nicht zuletzt dank solcher intelligenter Lösungen gewinnen mittelständische<br />

Unternehmen heute die Art von Ein�uss, die früher nur <strong>de</strong>n größten<br />

Unternehmen vorbehalten war. IBM und Business Partner bieten die Unterstützung<br />

und das Know-how, um Ihre Visionen in die Tat umzusetzen – und<br />

I<strong>de</strong>en in Resultate.<br />

Wie smarte I<strong>de</strong>en zum Erfolg unserer mittelständischen Kun<strong>de</strong>n beitragen,<br />

erfahren Sie unter ibm.com/motor/<strong>de</strong><br />

<strong>Als</strong>o: Machen wir <strong>de</strong>n Planeten ein bisschen smarter.<br />

IBM, das IBM Logo und ibm.com sind Marken o<strong>de</strong>r eingetragene Marken <strong>de</strong>r International Business Machines Corporation in <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten und/o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn. An<strong>de</strong>re Namen von Firmen, Produkten und Dienstleistungen können Marken o<strong>de</strong>r<br />

eingetragene Marken ihrer jeweiligen Inhaber sein. © 2010 IBM Corporation. Alle Rechte vorbehalten. O&M IBM S 5/10


Unternehmensführung – Titelthema<br />

Discount-Strategie bei Aldi und Nischenansatz<br />

mit starker Segmentierung bei Bang &<br />

Olufsen: Die Preismo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Anbieter unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich erheblich.<br />

Eine Frage <strong>de</strong>s Images<br />

Die grundlegen<strong>de</strong>n strategischen Preisstrategien:<br />

Marktdurchdringung und Abschöpfung<br />

Marktdurchdringung<br />

Abschöpfung<br />

Beispiel Aldi, Lidl Bang & Olufsen<br />

Ziel Langfristige Gewinnung<br />

von Marktanteilen<br />

Nachfrageverhalten<br />

Marktsegmentierung<br />

Kurzfristige Gewinne<br />

Preiselastisch Nicht preiselastisch<br />

Wenige Marktsegmente Starke Segmentierung,<br />

Nischen<br />

Wettbewerb Neue Wettbewerber<br />

wer<strong>de</strong>n bekämpft, niedrige<br />

Markteintrittsbarrieren<br />

Produkt Lange Lebenszyklen,<br />

Image wird als unwichtig<br />

angesehen<br />

Neue Wettbewerber<br />

wer<strong>de</strong>n akzeptiert, hohe<br />

Markteintrittsbarrieren<br />

Kurze Lebenszyklen,<br />

gehobenes Image ist<br />

wichtig<br />

Preis Hoher Preisdruck Preise können durch<br />

geringeren Marktdruck<br />

länger gehalten wer<strong>de</strong>n<br />

Produktion Hohe Skaleneffekte und<br />

Erfahrungskurveneffekte<br />

Werbung Kun<strong>de</strong> kennt das Produkt,<br />

Preisvorteile stehen im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

Geringe Skaleneffekte und<br />

Erfahrungskurveneffekte<br />

Produkt wird <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n<br />

vorgestellt, Qualitäts- und<br />

Imageaspekte stehen im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

die Haare frisieren. „Dafür hat doch niemand die Zeit“, gibt<br />

Anika Fehrmann zu. Die Friseurmeisterin bietet in ihrem Berliner<br />

Salon „KopfKunstKreuzberg“ seit geraumer Zeit eine<br />

„Style-Flat“ an, die <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n theoretisch erlaubt, sich je<strong>de</strong>n<br />

Tag frisieren zu lassen. In <strong>de</strong>r Praxis sieht das freilich an<strong>de</strong>rs<br />

aus. „Wenn sie zwei Mal pro Woche kommen, ist das schon<br />

viel“, sagt die 26-Jährige. Angenommen wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r neue Tarif,<br />

<strong>de</strong>r bei 30 Euro pro Monat für grenzenloses Waschen und<br />

Föhnen und bei 60 Euro für zusätzliches Färben liegt, trotz<strong>de</strong>m.<br />

Der größte Erfolg <strong>de</strong>r Style-Flat liegt laut Fehrmann aber<br />

woan<strong>de</strong>rs: Weil die Preisstrategie <strong>de</strong>r Friseurin durch die Medien<br />

ging und <strong>de</strong>r kleine La<strong>de</strong>n stadtbekannt wur<strong>de</strong>, konnte<br />

Fehrmann viele neue Kundinnen gewinnen. „Jetzt kommen<br />

sogar Frauen aus Charlottenburg und Wilmersdorf zu uns“,<br />

berichtet die Unternehmerin erfreut.<br />

Originelle Preisstrategien wie die „Style-Flat“ o<strong>de</strong>r „Zahle, was<br />

du willst“ haben <strong>de</strong>n Vorteil, dass sie auch als Marketing- o<strong>de</strong>r<br />

PR-Gag funktionieren. Und wenn die Presse erst ausgiebig<br />

berichtet, ist Kundschaft garantiert. Dennoch müssen Preisstrategien<br />

nicht in erster Linie durch Originalität überzeugen.<br />

Viel wichtiger ist, dass Preise festgesetzt wer<strong>de</strong>n, die die Zahlungsbereitschaft<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n in vollem Umfang ausnutzen.<br />

„Häufi g richtet sich die Preisgestaltung aber zu einseitig an<br />

preisaktive Käufer“, sagt Experte Diller. Dabei brachten seine<br />

Untersuchungen zutage, dass mehr als ein Drittel <strong>de</strong>r Verbraucher<br />

bereit ist, relativ hohe Preise zu zahlen. „Statt auch diese<br />

Hochpreiszahler mit niedrigen Preisen zu kö<strong>de</strong>rn, empfi ehlt<br />

es sich, die höhere Preisbereitschaft gezielt abzuschöpfen.“<br />

Zu <strong>de</strong>n Unternehmen, die diesen Ratschlag verinnerlicht haben,<br />

gehört <strong>de</strong>r Topfhersteller Fissler. „Wir setzen um fünf bis<br />

zehn Prozent höhere Preise durch als unsere Wettbewer-<br />

24 ProFirma 06 2010<br />

Foto: imago ecomedia, Ralph Peters; privat


729.-<br />

ProFirma 06 2010<br />

INTERVIEW<br />

„Der „D Dreiecksblick ist unabdingbar“<br />

Prof. Dr. Hermann Herm Diller, emeritierter Inhaber <strong>de</strong>s Lehrstuhls für Marketing an <strong>de</strong>r<br />

Unive Universität Erlangen-Nürnberg, über die Tücken <strong>de</strong>r Preispolitik.<br />

Herr Professor Diller, warum ist die Preispolitik<br />

im Unternehmen so wichtig?<br />

Diller: Preispolitik ist das Instrument <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens, das am <strong>de</strong>utlichsten auf<br />

<strong>de</strong>n Gewinn durchschlägt. Ich nenne Ihnen<br />

zur Veranschaulichung ein Beispiel:<br />

Hätte VW im Jahr 2007 für je<strong>de</strong>s Auto<br />

nur 50 Euro mehr verlangen können,<br />

wäre <strong>de</strong>r Gewinn <strong>de</strong>s Unternehmens um<br />

233,5 Millionen Euro gestiegen. Hätte<br />

die Preiserhöhung allerdings zu einem<br />

Absatzrückgang um drei Prozent geführt,<br />

wären 140.100 Autos weniger verkauft<br />

wor<strong>de</strong>n und damit die Fixkosten pro Wagen<br />

<strong>de</strong>utlich gestiegen.<br />

VW hätte im Vorfeld wissen müssen,<br />

ob die Verbraucher bereit sind, 50 Euro<br />

mehr zu zahlen o<strong>de</strong>r nicht ...<br />

Diller: Die Preisbereitschaft <strong>de</strong>r Konsumenten<br />

zu kennen, ist in <strong>de</strong>r Tat das A<br />

und O. Es reicht nicht aus, <strong>de</strong>n Preis in<br />

Abhängigkeit <strong>de</strong>r Kosten und mit Blick<br />

auf <strong>de</strong>n Wettbewerb festzulegen. Der<br />

Dreiecksblick auf die Kosten, die Wettbewerber<br />

und die Kun<strong>de</strong>n ist unabdingbar.<br />

Der Blick auf <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n scheint <strong>de</strong>r<br />

schwierigste zu sein. Zumal sich die Konsumenten<br />

nicht ausschließlich rational<br />

verhalten. Wie bekommt man trotz<strong>de</strong>m<br />

im Vorfeld eine Ahnung von <strong>de</strong>r Preisbereitschaft<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n?<br />

Diller: Die Preisforschung kennt etliche<br />

Mo<strong>de</strong>lle, mit <strong>de</strong>nen sich in etwa sagen<br />

lässt, für welches Qualitätsmerkmal <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong> welchen Preis zahlen will. Eines<br />

<strong>de</strong>r gängigsten Mo<strong>de</strong>lle ist die sogenannteConjoint-Measurement-Metho<strong>de</strong>.<br />

Zur Messung <strong>de</strong>r Bewertung eines<br />

Guts erhalten bestimmte Eigenschaften<br />

dieses Guts bestimmte Be<strong>de</strong>utungsgewichte,<br />

um daraus ein möglichst allge-<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE SABINE HÖLPER<br />

mein gültiges Gesamt-Präferenzurteil <strong>de</strong>r<br />

Verbraucher abzuleiten.<br />

Nun zahlt <strong>de</strong>r eine Kun<strong>de</strong> höchstens 50 Euro<br />

für ein Paar Sandalen, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re 300 ...<br />

Diller: ... und <strong>de</strong>r Schuhhändler ist schlau,<br />

wenn er für bei<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>ngruppen Schuhe<br />

anbietet – und natürlich zusätzlich für die,<br />

die dazwischen liegen. Nur so kann er<br />

die vielfältigen Preisspielräume voll ausschöpfen.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis passiert das ja auch<br />

meist. Schauen Sie sich im Supermarkt<br />

um: Da fi n<strong>de</strong>n Sie in einer Produktkategorie<br />

sieben, acht verschie<strong>de</strong>ne Preislagen.<br />

Noch vor drei Jahren gab es diese feinen<br />

Abstufungen be<strong>de</strong>utend seltener.<br />

Die Unternehmer haben etwas gelernt?<br />

Diller: Ja, sie haben <strong>de</strong>m Preis die Aufmerksamkeit<br />

gewidmet, die er verdient.<br />

Mit gutem Grund: In <strong>de</strong>n vergangenen 30<br />

Jahren stand die Verbesserung <strong>de</strong>r Produkte<br />

im Fokus <strong>de</strong>r Unternehmen. Heute sind die<br />

Produkte allesamt auf einem <strong>de</strong>rart hohen<br />

Niveau, dass die Grenzrate <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

ausgeschöpft ist. <strong>Als</strong> Folge rückt nun<br />

die Preisgestaltung in <strong>de</strong>n Fokus.<br />

Überall trifft man auf Preisdifferenzierung:<br />

Die Kinokarte, die für <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten<br />

weniger kostet, die Flugreise,<br />

die <strong>de</strong>n Frühbucher billiger kommt, die<br />

Brezel, die im Dreierpack günstiger ist.<br />

Ist Preisdifferenzierung das Gebot <strong>de</strong>r<br />

Stun<strong>de</strong>?<br />

Diller: Ja, und wie<strong>de</strong>r sage ich: aus<br />

gutem Grund. Die Kun<strong>de</strong>n sind heterogen<br />

und hybrid, die Preisbereitschaft<br />

spreizt. Allerdings ist die für Stu<strong>de</strong>nten<br />

verbilligte Kinokarte kein gutes Beispiel<br />

für eine gelungene Preisdifferenzierung.<br />

Denn da wird <strong>de</strong>n Kinobesuchern vorgeschrieben,<br />

welche Eintrittspreise sie zu<br />

zahlen haben. Intelligenter ist es doch,<br />

wenn man verschie<strong>de</strong>ne Varianten anbietet<br />

und <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n dann die Wahl<br />

lässt, welchen Preis sie – für welche Variante<br />

– zahlen wollen: Nimmt man die<br />

teurere Bahncard 50 mit mehr o<strong>de</strong>r die<br />

billigere Bahncard 25 mit weniger Leistung?<br />

Kauft man einen Computer mit<br />

einem Gigabyte Arbeitsspeicher o<strong>de</strong>r<br />

mit zwei? Hier fühlt sich kein Kun<strong>de</strong><br />

übervorteilt. Weil er – an<strong>de</strong>rs als an <strong>de</strong>r<br />

Kinokasse – selbst entschei<strong>de</strong>n durfte.<br />

Welches Beispiel für gelungene Preisdifferenzierung<br />

fällt Ihnen noch ein?<br />

Diller: Nehmen wir <strong>de</strong>n Mars-Riegel.<br />

Den gibt es für je<strong>de</strong>n Verbrauchsanlass,<br />

in allen er<strong>de</strong>nklichen Verpackungen: Im<br />

Fußballstadion, in <strong>de</strong>r Geschenkverpackung,<br />

in <strong>de</strong>r Haushaltspackung und,<br />

und, und. Und je<strong>de</strong>s Mal hat er einen<br />

an<strong>de</strong>ren Preis pro Mengeneinheit.<br />

Was ist <strong>de</strong>r größte Fehler im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Preisgestaltung?<br />

Diller: Rabattschlachten. Sie bringen nie<br />

etwas. Sie sind reinster Verdrängungswettbewerb.<br />

25


Unternehmensführung – Titelthema<br />

Zahle, was du willst<br />

Immer mehr Unternehmen for<strong>de</strong>rn ihre Kun<strong>de</strong>n auf: „Zahle, was du willst.“<br />

Zwei Unternehmen, die diese Preisstrategie erfolgreich betreiben.<br />

Emma Hair Revolution, Krefeld:<br />

20 Jahre ist es her, dass René Sellmer in einem Londoner Restaurant<br />

aufgefor<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>: „pay what you want.“ <strong>Als</strong> <strong>de</strong>r Friseurmeister<br />

dann vor sechs Jahren <strong>de</strong>n Sprung in die Selbstständigkeit<br />

wagte, erinnerte er sich an <strong>de</strong>n Restaurantbesuch<br />

– und führte ebenfalls das „Zahle, was du willst“-Preismo<strong>de</strong>ll<br />

ein. „Natürlich hatte ich anfangs Be<strong>de</strong>nken, ob wir verarscht<br />

wer<strong>de</strong>n“, gibt <strong>de</strong>r 42-Jährige zu. Doch seine Zweifel verfl ogen<br />

schnell. 40 Euro zahlt je<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> pro Friseurbesuch – und<br />

damit elf Euro mehr, als es in <strong>de</strong>n Salons üblich war, in <strong>de</strong>nen<br />

Sellmer früher als Angestellter gearbeitet hatte. „Einmal<br />

waren sogar 500 Euro im Umschlag“, erzählt Sellmer. Dass<br />

die Preisstrategie <strong>de</strong>s Friseurmeisters aufgeht, liegt laut Sellmer<br />

am Gesamtkonzept <strong>de</strong>s La<strong>de</strong>ns, das genauso eigenwillig<br />

ist wie die Preisstrategie. So frisiert <strong>de</strong>r Unternehmer grundsätzlich<br />

nicht nach Kun<strong>de</strong>nwunsch, son<strong>de</strong>rn schnei<strong>de</strong>t, färbt<br />

und föhnt, wie es ihm gefällt. Doch auch dieses in <strong>de</strong>r Branche<br />

unübliche Vorgehen kommt bei <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n an. Noch etwas<br />

sei wichtig beim „Zahle, was du willst“, ergänzt <strong>de</strong>r Mann mit<br />

<strong>de</strong>m giftgrünen Spitzbart: Der persönliche Kontakt. Wenn<br />

man sich <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zuwen<strong>de</strong>, freundlich sei und eine gute<br />

Atmosphäre schaffe, seien diese gerne bereit, ein angemessenes<br />

Honorar zu zahlen.<br />

Bei Friseur René<br />

Sellmer und seinem<br />

Team zahlen<br />

die Kundinnen<br />

<strong>de</strong>n Preis, <strong>de</strong>n sie<br />

für angemessen<br />

Wolf Meyer-Plate und Maike Fuchs, Chefs <strong>de</strong>s Restaurants Caduli.<br />

Restaurant Caduli, Mannheim:<br />

99 99.- .-<br />

Schon als Wolf Meyer-Plate gemeinsam mit <strong>de</strong>r Köchin Maike<br />

Fuchs das Restaurant Caduli eröffnete, hatten sie die I<strong>de</strong>e<br />

mit <strong>de</strong>m „Zahle, was du willst“. Trotz<strong>de</strong>m führten sie erst einmal<br />

Festpreise ein. Nach einem halben Jahr „hatten wir dann<br />

aber das Gefühl, dass die außergewöhnliche Preisstrategie<br />

besser zu uns passt“, sagt <strong>de</strong>r Mittfünfziger. „Das Restaurant<br />

– gehobenes Essen, aber mitten im Industriegebiet gelegen –<br />

ist ja auch ungewöhnlich.“ Seither kommen im Caduli also<br />

Speisekarten ohne Preisangaben auf <strong>de</strong>n Tisch. Lediglich für<br />

Getränke berechnet <strong>de</strong>r Chef Festpreise. „Erstens gibt es an<br />

einer Cola keinen Service zu bewerten“, erklärt Meyer-Plate.<br />

„Zweitens ist es für einen Laien sehr schwer zu beurteilen, wie<br />

teuer <strong>de</strong>r Wein ist, <strong>de</strong>n er trinkt.“ Bei <strong>de</strong>n Speisen funktioniere<br />

das „Zahle, was du willst“ aber hervorragend, wenngleich<br />

es vorkommt, dass zwei Personen fürs gleiche Gericht mal<br />

25, mal 75 Euro zahlen. Unterm Strich wer<strong>de</strong> aber genau <strong>de</strong>r<br />

Preis gezahlt, <strong>de</strong>n er auch ansetzen wür<strong>de</strong>. „Die Gäste können<br />

ziemlich gut beurteilen, was das Essen wert ist“, sagt <strong>de</strong>r Unternehmer.<br />

Hin und wie<strong>de</strong>r gibt Meyer-Plate dann aber doch<br />

einen „Wunschpreis <strong>de</strong>r Küche“ heraus. Er hat nämlich herausgefun<strong>de</strong>n,<br />

dass manche Gourmets fernbleiben, weil es ihnen<br />

„zu stressig ist, selbst zu entschei<strong>de</strong>n“. Jetzt kann <strong>de</strong>r Chef<br />

auch diese Gäste bewirten.<br />

halten. Fotos: Coco Pohlmann, Caduli<br />

26 ProFirma 06 2010


An<strong>de</strong>re A „Zahle-was-du-willst“-Anbieter<br />

überlassen ü<br />

ihren Kun<strong>de</strong>n nur an bestimmten<br />

Tagen T o<strong>de</strong>r zu bestimmten Tageszeiten das<br />

Recht, R<br />

selbst zu bestimmen.<br />

Weinerei, Berlin:<br />

Tagsüber trifft man sich im Forum und im FraRosa auf Kaffee<br />

und Kuchen zum Festpreis. Abends heißt es „Zahle, was du<br />

willst“. Zu Beginn zahlt <strong>de</strong>r Gast allerdings einen Euro fürs Glas.<br />

Den Wein honoriert er am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abends nach seinem Gusto,<br />

in<strong>de</strong>m er die Scheinchen in das große Glas am Tresen steckt.<br />

Le Kaschemme, Hamburg:<br />

In <strong>de</strong>m Restaurant im Hamburger Stadtteil St. Pauli ist immer<br />

donnerstags „Zahle-was-du-willst“-Tag. Dann gibt es ein Dreigangmenü<br />

zu Preisen, die die Gäste bestimmen.<br />

Manche Unternehmen setzen die<br />

„Zahle-was-du-willst“-Strategie nur<br />

vorübergehend um:<br />

Hotel Sonnenhof, Lam:<br />

In <strong>de</strong>m Hotel im Schwarzwald galt die Devise nur die ersten vier<br />

Wochen nach Neueröffnung. Man habe wissen wollen, wie die<br />

Gäste die Leistung einschätzen, so Hoteldirektor Hans Markwal<strong>de</strong>r.<br />

Die Gäste fungierten also als „Hoteltester“. Das Fazit<br />

nach vier Wochen: Die Auslastung sei gut gewesen, außer<strong>de</strong>m<br />

habe das Hotel Kun<strong>de</strong>n gewonnen. Und mit <strong>de</strong>m durchschnittlichen<br />

Preis in Höhe von 150 Euro pro Nacht war Markwal<strong>de</strong>r<br />

auch recht zufrie<strong>de</strong>n.<br />

Tourismus, Längenfeld:<br />

In <strong>de</strong>m österreichischen Ort Längenfeld kamen letzten Sommer<br />

100 Gäste eine Woche lang in <strong>de</strong>n Genuss, die Preise festzulegen.<br />

14 Hotels, vier Gastronomiebetriebe und mehrere Veranstalter<br />

für Freizeitaktivitäten hatten sich <strong>de</strong>r „Marketingaktion“<br />

angeschlossen. Der Erfolg sei riesig gewesen, teilt <strong>de</strong>r Initiator<br />

mit. Nationale und internationale Medien hätten über das Projekt<br />

berichtet. Dadurch sei ein Werbewert von mehr als 250.000<br />

Euro erzielt wor<strong>de</strong>n.<br />

ProFirma 06 2010<br />

ber“, sagt Markus H. Kepka, Sprecher <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />

bei <strong>de</strong>r Fissler GmbH in Idar-Oberstein. Allerdings lasse sich<br />

<strong>de</strong>r höhere Preis nur mit hoher Qualität <strong>de</strong>r Produkte halten.<br />

Außer<strong>de</strong>m veranstaltet <strong>de</strong>r Topfhersteller regelmäßig Kochvorführungen<br />

und lädt zu Events mit Spitzenköchen ein, um<br />

die Kun<strong>de</strong>n ans Unternehmen zu bin<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong>s zusammen<br />

– innovative Qualitätsprodukte und Kun<strong>de</strong>nbindung – führe<br />

zum Ziel, so Kepka: „Die Kun<strong>de</strong>n zahlen mehr.“<br />

Dass man nur Premiumpreise verlangen kann, wenn man<br />

auch Premiumprodukte anbietet, wissen auch Unternehmer,<br />

die im Business-to-Business-Geschäft tätig sind. „Wir können<br />

uns gegenüber <strong>de</strong>r Konkurrenz als Preispremiumanbieter<br />

positionieren, weil unsere Maschinen hohe Qualität und<br />

Produktivität gewährleisten“, sagt Felix Müller, Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Planung und Preisstrategie bei <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>lberger<br />

Druckmaschinen AG. „Und natürlich stellen wir die Druckmaschinen<br />

nicht einfach hin“, ergänzt er. „Wir liefern einen<br />

umfangreichen Systemservice mit.“ Nur in dieser Kombination<br />

lasse sich <strong>de</strong>r höhere Preis erzielen. Und das auch nur<br />

dann, wenn <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Nutzen <strong>de</strong>s Produkts bewusst sei.<br />

„Die Kommunikation ist von großer Be<strong>de</strong>utung“, sagt Müller.<br />

„Deshalb stecken wir viel Geld und Kapazitäten in die Schulungen<br />

<strong>de</strong>r Verkäufer.“ Schließlich haben sie nicht nur die<br />

Aufgabe, die Vorzüge <strong>de</strong>r Maschinen anzupreisen. Sie sollen<br />

durch Gespräche mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n auch herausfi n<strong>de</strong>n, wie viel<br />

sie für das Produkt zu zahlen bereit sind. Auch an<strong>de</strong>re Firmen<br />

im Premiumsegment unternehmen große Anstrengungen,<br />

die Preisbereitschaft ihrer Kun<strong>de</strong>n abzuklopfen. Der Münchner<br />

Reiseanbieter Studiosus lässt seine Teilnehmer zu diesem<br />

Zweck am En<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r Reise einen umfangreichen Fragebogen<br />

ausfüllen. Fissler organisiert – sofern das Unternehmen gänzlich<br />

neue Produkte einführt – Gruppendiskussionen mit Verbrauchern<br />

o<strong>de</strong>r führt Preistests durch.<br />

„Preistests und Kun<strong>de</strong>nbefragungen sind hervorragen<strong>de</strong><br />

Instrumente zur Preisfi ndung“, lobt Experte Riekhof. Doch<br />

gera<strong>de</strong> Mittelständler zeigten auf diesem Gebiet noch Nachholbedarf.<br />

„Es wird zu häufi g aus Intuition heraus agiert“,<br />

hat Riekhof in einer aktuellen Studie festgestellt. Seine These<br />

daher: Im „Preis-Research“, also bei <strong>de</strong>r Beschaffung von<br />

Informationen im Vorfeld, liege noch enormes Potenzial.<br />

Gleiches gilt am an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Pricing-Prozesses, beim<br />

Preis-Controlling. Laut Diller wer<strong>de</strong>n auch hier die Potenziale<br />

nicht ausreichend ausgeschöpft. „Dabei lassen sich zahlreiche<br />

Ertragsverbesserungen erzielen, in<strong>de</strong>m Absatzpreise in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Segmenten, sprich Produktvarianten, Packungsgrößen<br />

o<strong>de</strong>r Absatzgebieten, regelmäßig analysiert wer<strong>de</strong>n“,<br />

sagt <strong>de</strong>r Experte.<br />

Chancen <strong>de</strong>r Differenzierung<br />

Allerdings darf sich ein Unternehmer nicht wun<strong>de</strong>rn, wenn<br />

<strong>de</strong>rartige Tests und Analysen ergeben, dass <strong>de</strong>r eine Kun<strong>de</strong><br />

höchstens 20 Euro für einen Topf zahlen will, während <strong>de</strong>r<br />

nächste auch bei 200 Euro noch zugreift. Solche Ergebnisse<br />

ver<strong>de</strong>utlichen vielmehr, welch große Chance in <strong>de</strong>r Diffe-<br />

27


Unternehmensführung – Titelthema<br />

renzierung <strong>de</strong>r Preise, also <strong>de</strong>r Ansprache verschie<strong>de</strong>ner Kun<strong>de</strong>ngruppen<br />

durch das Anbieten unterschiedlicher Preislagen,<br />

liegt. Der Erfolg einer solchen Strategie zeigt sich schon daran,<br />

dass sogar Aldi nicht ausschließlich Wein für 1,49 Euro<br />

pro Flasche anbietet. Eine Regalreihe weiter oben platziert <strong>de</strong>r<br />

Discounter Weine zu sechs, acht o<strong>de</strong>r gar zehn Euro.<br />

Nicht nur <strong>de</strong>r Einzelhan<strong>de</strong>l ist gut beraten, wenn er mehrere<br />

Preislagen anbietet. Auch Dienstleister wissen, dass man mit<br />

verschie<strong>de</strong>nen Preislagen für unterschiedliche Leistungsmerkmale<br />

mehr Kun<strong>de</strong>n erreicht und mehr Umsatz macht. So<br />

hat <strong>de</strong>r Autovermieter Budget sein simples Preismo<strong>de</strong>ll, das<br />

nur zwei Festpreiskategorien kannte, nach nur wenigen Jahren<br />

wie<strong>de</strong>r eingestampft. Heute können die Mieter aus einer<br />

Vielzahl von Fahrzeugkategorien und -eigenschaften wählen.<br />

Wer also ein Navigationsgerät o<strong>de</strong>r ein Automatikgetriebe<br />

mitmietet, zahlt auch mehr. Ebenso ist Preisdifferenzierung<br />

als Instrument für produzieren<strong>de</strong> Betriebe geeignet. Häufi g<br />

ergibt sich die Notwendigkeit für differenzierte Preise schon<br />

aus <strong>de</strong>r Tatsache heraus, dass die Unternehmen Absatzmärkte<br />

auf <strong>de</strong>r ganzen Welt bearbeiten. „Wir legen für je<strong>de</strong>s Land<br />

eine individuelle Preispositionierung fest“, bestätigt Hei<strong>de</strong>lberger-Mitarbeiter<br />

Müller. So ließen sich in Deutschland höhere<br />

Preise durchsetzen als beispielsweise in China. Das habe<br />

sowohl mit <strong>de</strong>r Preisbereitschaft <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n zu tun als auch<br />

mit <strong>de</strong>m Wettbewerbsumfeld. Allerdings unterschei<strong>de</strong>n sich<br />

auch die Produkte voneinan<strong>de</strong>r: Die Maschinen, die hierzulan<strong>de</strong><br />

verkauft wer<strong>de</strong>n, sind besser ausgestattet als jene, die<br />

nach China gehen. Ein Flug von Berlin nach Barcelona bleibt<br />

hingegen ein Flug von Berlin nach Barcelona – und <strong>de</strong>nnoch<br />

zahlen die Fluggäste mal zehn, mal 500 Euro dafür. So zahlt<br />

<strong>de</strong>r spontane Urlauber mehr als <strong>de</strong>r Frühbucher, <strong>de</strong>r Fluggast<br />

mit Gepäck mehr als <strong>de</strong>r ohne, <strong>de</strong>r Business-Kun<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r fl exibel<br />

umbuchen will, mehr als <strong>de</strong>r Tourist. „Die Preispolitik<br />

<strong>de</strong>r Fluggesellschaften ist sehr intelligent“, sagt Diller. Denn<br />

sie bieten nicht – wie viele Unternehmen es tun – unterschiedliche<br />

Preislagen für unterschiedliche Qualitätsstufen o<strong>de</strong>r<br />

Regionen an. Sie liefern die gleiche Qualität zu unterschiedlichen<br />

Preisen und erreichen damit ihr Ziel, die Flugzeuge voll<br />

zu bekommen. Dabei kümmert es die Reisen<strong>de</strong>n wenig, was<br />

ihr Sitznachbar zahlt. Weil sie alle im anonymen Internet buchen,<br />

wissen sie das ja auch gar nicht.<br />

In René Sellmers Salon Emma Hair Revolution bleibt das,<br />

was <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> im Stuhl nebenan zahlt, übrigens ebenfalls im<br />

Dunkeln. Auch ohne Internet. Die frisch Frisierten stecken<br />

das Geld einfach in einen Umschlag.<br />

GRATISTOOL <strong>de</strong>s Monats<br />

ProFirma PROFESSIONAL<br />

Einen kostenlosen Fachbeitrag zum Thema aus <strong>de</strong>m Angebot von<br />

ProFirma Professional fi n<strong>de</strong>n Sie auf www.profi rma.<strong>de</strong><br />

Der Beitrag Preiskalkulation informiert Sie über die Bestimmung von<br />

Verkaufspreisen mit Hilfe von Soll- und Deckungsbeiträgen.<br />

„Wir setzen <strong>de</strong>utlich höhere Preise<br />

durch als unsere Wettbewerber.“<br />

MARKUS H. KEPKA, FISSLER GMBH, IDAR-OBERSTEIN<br />

29<br />

.– 90<br />

29.–<br />

28 ProFirma 06 2010<br />

Foto:Fissler


Erfolgreiche Führungskräfte haben immer einen guten Schuss<br />

Narzissmus im Blut. Wer es nicht genießt, auf <strong>de</strong>r Bühne zu<br />

stehen, wer es nicht mag, in <strong>de</strong>r Zeitung zu stehen, wer sich<br />

nicht an <strong>de</strong>m Gefühl erfreuen kann, Menschen zu beeinfl ussen<br />

und zu bewegen, wer Verbandsaufgaben nur als Last und<br />

kaum als Lust empfi n<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r wird unter seiner Führungsaufgabe<br />

lei<strong>de</strong>n und sie am En<strong>de</strong> vielleicht nicht gut o<strong>de</strong>r nicht gut<br />

genug machen. Das ist ein hartes Wort, aber es ist erfahrungsgesättigt.<br />

Führung und Show sind Geschwister, faktische Leistung<br />

und gezeigte Leistung ebenfalls. Das führt manchmal zu<br />

Verwechslungen, wenn Menschen zu lange zu wenig qualifi<br />

zierten Wi<strong>de</strong>rspruch und Wi<strong>de</strong>rstand erlebt haben. Früher,<br />

bei Hofe, waren die Rollen dafür klar verteilt: Die Hofschranzen<br />

re<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>m Herrscher nach <strong>de</strong>m Mund und intrigierten<br />

hintenherum ein bisschen, die Hofräte waren manchmal mutig<br />

und mussten dafür bezahlen, manchmal waren sie auch<br />

feige und blieben dann länger im Amt. Für die Wahrheit war<br />

<strong>de</strong>r Hofnarr zuständig. Er durfte ungefragt aussprechen, was<br />

an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n Kopf gekostet hätte. Kluge Herrscher lachten zwar<br />

über ihn, hörten ihm aber aufmerksam zu. War <strong>de</strong>r Hofnarr<br />

auch noch unterhaltend und geistreich, dann hatte er ein<br />

gutes Leben und das Land einen guten Herrn.<br />

Weil oben, an <strong>de</strong>r Unternehmensspitze, wenig Platz ist, und<br />

weil sich dort oft mehr Leute aufhalten wollen, als ursprünglich<br />

vorgesehen ist, gibt es auf <strong>de</strong>r Führungsebene immer<br />

wie<strong>de</strong>r Machtkämpfe, Hahnenkämpfe, Schaukämpfe, Stutenbissigkeiten<br />

und an<strong>de</strong>re unangenehme Ereignisse. Wenn<br />

es gut geht und die Kämpfer bei klarem Verstand sind und<br />

bleiben, dann kämpfen sie hinter verschlossenen Türen und<br />

treten trotz<strong>de</strong>m gemeinsam und in trauter Eintracht auf die<br />

Bühne, um das Notwendige in <strong>de</strong>r gebotenen Sachlichkeit zu<br />

sagen. Wenn sie aber ihre eigenen Interessen vor diejenigen<br />

ProFirma 06 2010<br />

Quer<strong>de</strong>nker<br />

Martin Beck Der Unternehmensberater<br />

ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />

Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />

www.prof-beck.net<br />

Wohin Machtfragen gehören<br />

Von Professor Martin Beck<br />

<strong>de</strong>r Firma stellen o<strong>de</strong>r ihr Ego nicht unter Kontrolle haben,<br />

dann verlegen sie auch <strong>de</strong>n Kampf auf die offene Bühne. Das<br />

kann für das amüsierte Publikum sehr unterhaltsam sein, je<strong>de</strong>nfalls<br />

solange die Interessen <strong>de</strong>s Publikums nicht berührt<br />

sind. Häufi g wird es dabei <strong>de</strong>n lachen<strong>de</strong>n Dritten geben, <strong>de</strong>r<br />

nur zu warten braucht, bis sich die Schaukämpfer unmöglich<br />

gemacht o<strong>de</strong>r gegenseitig gelähmt und beschädigt haben. Der<br />

Firma aber scha<strong>de</strong>n solche verunglückten Auftritte immer,<br />

und zwar todsicher.<br />

Die schlechteste Form dieser Machtspiele sind in aller Öffentlichkeit<br />

ausgetragene Familienstreitigkeiten. Macht geordnet<br />

abzugeben und Macht ruhig aufzunehmen, das erfor<strong>de</strong>rt stabile,<br />

zu einer gewissen Uneigennützigkeit fähige Persönlichkeiten,<br />

die nicht automatisch annehmen, dass nach ihnen nur<br />

noch Schwächlinge und zweitklassige Leute kommen können.<br />

Und Macht in Ruhe und geordnet aufzunehmen, solange<br />

noch <strong>de</strong>r Patriarch da ist, <strong>de</strong>ssen Handschrift alles trägt, was<br />

die Firma ausmacht, erfor<strong>de</strong>rt so etwas wie Weisheit, je<strong>de</strong>nfalls<br />

aber eine gute Portion Selbstdisziplin. Es hilft dabei, wenn<br />

bei<strong>de</strong> Seiten eine langfristige Vorstellung vom Geschäft haben<br />

und nicht hektische und für die Umgebung aufregen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

verwirren<strong>de</strong> Bewegungen vollziehen. Das gelingt im wirklichen<br />

Leben nicht immer. Es wäre jetzt eine leichte Übung,<br />

eine Liste ehemals renommierter Firmen zu benennen, die<br />

auf diese Weise von fehlgeleiteten, ungeduldigen o<strong>de</strong>r unbeherrschten<br />

Führungsfi guren schwer beschädigt, sturmreif geschossen<br />

o<strong>de</strong>r gar zugrun<strong>de</strong> gerichtet wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Leidtragen<strong>de</strong>n sind immer die Beschäftigten, häufi g die<br />

Gesellschafter und nicht selten auch die Kun<strong>de</strong>n. Das sei allen<br />

Führungsfi guren gesagt, die allzeit bereit sind, in <strong>de</strong>n vermeintlich<br />

wichtigen und auf je<strong>de</strong>n Fall ehrenvollen Kampf zu<br />

ziehen.<br />

Kolumne<br />

29


Unternehmensführung – Serie Markenführung<br />

Markenmanagement B2B<br />

Bauchgefühl reicht nicht<br />

Auch im Geschäftsverkehr symbolisieren Marken Qualität und vermitteln Sicherheit.<br />

Dennoch betreibt <strong>de</strong>r B2B-Mittelstand Markenarbeit bisher selten strategisch, und mit<br />

<strong>de</strong>r Erfolgsmessung ihrer Aktivitäten tun sich viele Firmen schwer. VON BIJAN PEYMANI<br />

Wer gestan<strong>de</strong>ne Unternehmer auf das<br />

Thema Marke anspricht, erhält regelmäßig<br />

Antworten wie „So was brauchen<br />

wir nicht, unser Business läuft<br />

hervorragend“ o<strong>de</strong>r „Wir machen doch<br />

schon Werbung“. Tatsächlich verließ<br />

sich insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r B2B-Mittelstand<br />

über Jahrzehnte auf Fleiß und Intuition<br />

– und agierte damit sehr erfolgreich.<br />

Doch wenn, wie jüngst als Folge <strong>de</strong>r<br />

Finanzkrise, die Nachfrage ein- und<br />

Märkte wegbrechen, offenbart sich die<br />

Kurzlebigkeit einer solchen „Strategie“.<br />

Wo Marke, sprich Bindungsenergie<br />

fehlt, koppeln sich Kun<strong>de</strong>n ab.<br />

Oft geben dann die Einkaufskonditionen<br />

<strong>de</strong>n Ausschlag für o<strong>de</strong>r gegen einen<br />

SERIE MARKENFÜHRUNG<br />

05/2010 Markenbe<strong>de</strong>utung<br />

06/2010 Markenmanagement B-to-B<br />

07/2010 Markenkontrolle im Wan<strong>de</strong>l<br />

Bekannte Marken haben für Unternehmen<br />

einen unschätzbaren Wert – im B2C-<br />

wie im B2B-Bereich. Aber sie sollten<br />

auch gepfl egt und weiterentwickelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wie Firmen dies am besten tun,<br />

beschreibt unsere Serie.<br />

Abonnenten können die Beiträge <strong>de</strong>r<br />

Serie auf profi rma.<strong>de</strong> herunterla<strong>de</strong>n.<br />

Abschluss. Aus Sicht von Jürgen Gietl,<br />

Managing-Partner <strong>de</strong>r Agentur Brand-<br />

Trust in Nürnberg, beweist dies, „wie<br />

vorurteilsbehaftet das Verhalten <strong>de</strong>r<br />

Marktteilnehmer im Verkauf von B2B-<br />

Leistungen ist“. Denn Konditionen fokussierten<br />

per se nicht <strong>de</strong>n günstigsten<br />

Preis, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n höchsten Mehrwert,<br />

sprich <strong>de</strong>n Wert einer Leistung abzüglich<br />

<strong>de</strong>s Preises. Es sei ein „weitverbreiteter<br />

Irrglaube“ anzunehmen, <strong>de</strong>r Mehrwert<br />

könne nur durch Preisabschläge<br />

erhöht wer<strong>de</strong>n.<br />

Den guten Namen erhalten<br />

Vielmehr müssten Unternehmen lernen,<br />

ihre erschaffenen Werte zu vermitteln,<br />

mahnt Gietl – „und genau hier<br />

wirken Marken“. Gera<strong>de</strong> kleine und<br />

mittelständische B2B-Anbieter platzen<br />

förmlich vor Spitzenleistungen, etliche<br />

tragen sogar <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>s Grün<strong>de</strong>rs<br />

o<strong>de</strong>r Inhabers. „Aber viele Grün<strong>de</strong>r<br />

wür<strong>de</strong>n sich vermutlich im Grab umdrehen,<br />

wenn sie wüssten, wie mit <strong>de</strong>m<br />

guten Ruf ihres Namens umgegangen<br />

wird, <strong>de</strong>n sie übrigens meist nicht durch<br />

teure Werbung, son<strong>de</strong>rn durch das<br />

langjährige Einhalten von Versprechen<br />

aufgebaut haben“, so Gietl.<br />

Tatsächlich zeigt die Mehrzahl hiesiger<br />

B2B-Unternehmen großen Nachholbedarf<br />

in Sachen Markenbildung und<br />

-führung (siehe Interview Seite 35).<br />

„Von vielen Mittelständlern wird Marke<br />

„Mehrwert lässt sich<br />

nicht nur durch Preisabschläge<br />

erhöhen.“<br />

30 ProFirma 06 2010<br />

ProFirma<br />

Serie<br />

JÜRGEN GIETL, BRAND TRUST, NÜRNBERG<br />

immer noch <strong>de</strong>r Werbung zugeordnet<br />

und somit als Kostenblock gesehen“,<br />

analysiert Wolfgang Schiller, Senior-<br />

Brand-Consultant <strong>de</strong>r Agentur Schiller<br />

in Merzhausen bei Freiburg. Dabei<br />

sei sie, sekundiert Klaus Brandmeyer,<br />

„Angelegenheit <strong>de</strong>s gesamten Unternehmens<br />

und nicht nur <strong>de</strong>s Marketings,<br />

also eine klassische General-Management-Aufgabe“.<br />

Im Prinzip, so Brandmeyer, Inhaber<br />

einer gleichnamigen Beratungsfi rma<br />

in Hamburg, sei die Gleichung simpel:<br />

Fotos: privat, SSBC


ProFirma 06 2010<br />

B2B-KOMMUNIKATION<br />

Talsohle durchschritten<br />

Im laufen<strong>de</strong>n Jahr dürften hiesige B2B-<br />

Unternehmen wie<strong>de</strong>r etwas mehr in<br />

Kommunikation investieren o<strong>de</strong>r ihre<br />

Ausgaben zumin<strong>de</strong>st stabil halten. Das<br />

legen die Ergebnisse <strong>de</strong>r Studie „Werbetrend<br />

2010“ nahe, für die die Marktforschung<br />

TNS Emnid im Auftrag <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Fachpresse zum dritten Mal<br />

220 Marketing- und Media-Entschei<strong>de</strong>r<br />

in Unternehmen und Agenturen sowie<br />

Anzeigenleiter von Fachverlagen befragt<br />

hat. Insgesamt rechnen drei Viertel<br />

<strong>de</strong>r befragten Firmen und Kommunikationsdienstleister<br />

mit zunehmen<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r konstanten Werbeausgaben. Zum<br />

Vergleich: Im Jahr 2009 befürchteten<br />

noch drei von vier Unternehmen abnehmen<strong>de</strong><br />

Werbeetats. <strong>Als</strong> ein Grund<br />

für <strong>de</strong>n Optimismus gilt die Einschätzung<br />

<strong>de</strong>r Gesamtwirtschaft: 60 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Befragten erwarten für dieses Jahr<br />

eine positive Entwicklung. Die Einschätzungen<br />

fürs eigene Unternehmen sind<br />

mit 74 Prozent noch erwartungsvoller.<br />

Laut „Werbetrend“ bleibt Online-Werbung<br />

auf Wachstumskurs. 43 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen und 80 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Agenturen rechnen mit steigen<strong>de</strong>n Werbeausgaben<br />

in dieser Disziplin. Der Anteil<br />

im Werbemix könnte im Jahr 2010<br />

auf knapp 20 Prozent steigen (2009: 16<br />

Prozent). Beson<strong>de</strong>rs dynamisch soll sich<br />

<strong>de</strong>r Studie zufolge das Direktmarketing<br />

entwickeln: Fast je<strong>de</strong>r Dritte sieht eine<br />

Steigerung <strong>de</strong>r B2B-Werbeausgaben<br />

um bis zu fünf Prozent. Vergleichsweise<br />

schlecht – und <strong>de</strong>nnoch als Gegenthese<br />

zum vielfach geäußerten Tod <strong>de</strong>r Gattung<br />

– schnei<strong>de</strong>t Printwerbung ab: Hier erwartet<br />

je<strong>de</strong>r zehnte Studienteilnehmer,<br />

dass die B2B-Budgets im laufen<strong>de</strong>n Jahr<br />

um mehr als fünf Prozent steigen, und<br />

etwa ebenso viele sehen einen Zuwachs<br />

um bis zu fünf Prozent. Unter <strong>de</strong>m Strich<br />

bil<strong>de</strong>n Messen und gedruckte Anzeigen<br />

mit einem Budgetanteil von zusammen<br />

mehr als 50 Prozent auch weiterhin die<br />

Basis <strong>de</strong>r B-to-B-Kommunikation.<br />

EC Bioenergie (hier eine<br />

Anlage <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

in Hei<strong>de</strong>lberg)<br />

hat in <strong>de</strong>r Region ein<br />

durchdachtes Markenmanagementvorangetrieben.<br />

„Sind guter Name und Vertrauen gegeben,<br />

ist <strong>de</strong>r Anbieter eine Marke – unabhängig<br />

davon, ob er außer seinem<br />

Markennamen auch Corporate Design<br />

und klassische Kommunikationsmittel<br />

einsetzt.“ Im B2B-Segment fällt <strong>de</strong>m<br />

Vertrieb dabei eine Hauptrolle zu: <strong>Als</strong><br />

Markenbotschafter hat er die große<br />

Chance, „die Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>r Markenleistung<br />

als Wettbewerbsvorteil für <strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>n im persönlichen Dialog erlebbar<br />

zu machen“, so Schiller.<br />

Benchmarks in puncto Markenbildung<br />

und -führung setzen Firmen wie Festo,<br />

Stihl o<strong>de</strong>r Hilti, <strong>de</strong>nen es gelang, sich in<br />

ihren Branchen ein<strong>de</strong>utig zu positionieren<br />

und klar zu differenzieren. Aber<br />

auch weniger bekannte Unternehmen<br />

betreiben ein höchst erfolgreiches Branding:<br />

Etwa <strong>de</strong>r Elektronikzulieferer Assmann<br />

aus Lü<strong>de</strong>nscheid, <strong>de</strong>r Maschinenbauer<br />

Transfl uid in Schmallenberg, EC<br />

Bioenergie Hei<strong>de</strong>lberg, ein mittelständischer<br />

Anbieter in <strong>de</strong>r regionalen Energiewirtschaft,<br />

o<strong>de</strong>r Adco in Ratingen,<br />

Erfi n<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r mobilen Toilette mit <strong>de</strong>n<br />

Produktmarken „Dixi“ und „Toi Toi“.<br />

Laut Schiller geht es dabei weniger um<br />

„fi rst to market“, son<strong>de</strong>rn um „fi rst to<br />

mind“, also darum, sich als Erster im Bewusstsein<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n zu verankern.<br />

31


Unternehmensführung – Serie Markenführung<br />

NEHMEN SIE TEIL AM<br />

<strong>Haufe</strong> Entschei<strong>de</strong>r-Panel<br />

Die Qualität entschei<strong>de</strong>t – aber nicht<br />

mehr allein. Immer größere Beachtung<br />

fällt im B2B- wie im B2C-Bereich inzwischen<br />

<strong>de</strong>r Marke zu. An ihr orientieren<br />

sich Kun<strong>de</strong>n, sie steht für ein Versprechen,<br />

auf das sich Käufer verlassen.<br />

Aus diesem Grund hat <strong>Haufe</strong> in Kooperation<br />

mit <strong>de</strong>m Marktforschungsinstitut<br />

YouGov Psychonomics das <strong>Haufe</strong> Entschei<strong>de</strong>r-Panel<br />

ins Leben gerufen: Hierbei<br />

wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>n Monat die Entschei<strong>de</strong>r<br />

aus unterschiedlichen Branchen zu ihrer<br />

Einschätzung wichtiger Unternehmen<br />

und Marken in relevanten Branchen befragt.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>s Panels wer<strong>de</strong>n<br />

zeigen, wie sich die Be<strong>de</strong>utung von B2B-<br />

Marken über einen längeren Zeitraum<br />

entwickelt. Das dient <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>rn<br />

wie<strong>de</strong>rum als Handlungsempfehlung<br />

etwa bei Investitionsentscheidungen.<br />

Marken symbolisieren Qualität. Sie böten<br />

damit „Sicherheit bei subjektiven<br />

wie objektiven Kaufentscheidungen“,<br />

betont Beraterkollege Stefan Spöttl von<br />

<strong>de</strong>r Stuttgarter Agentur SSBC, „und sie<br />

bil<strong>de</strong>n auch einen Schutz zur Etablierung<br />

eines stabileren Preisniveaus insbeson<strong>de</strong>re<br />

in Krisenzeiten“. Darüber<br />

hinaus haben starke Unternehmensmarken<br />

laut Spöttl „direkten Einfl uss<br />

auf das Image als Arbeitgeber“. Nicht<br />

umsonst stün<strong>de</strong>n Firmen wie Bosch,<br />

BMW, Audi, Porsche o<strong>de</strong>r SAP bei<br />

Hochschulabsolventen ganz oben auf<br />

<strong>de</strong>r Karrierewunschliste.<br />

Voraussetzung sei aber, erklärt Berater<br />

Schiller, „dass <strong>de</strong>r Aufbau einer Arbeitgebermarke<br />

als strategische Aufgabe<br />

<strong>de</strong>s Top-Managements verstan<strong>de</strong>n wird,<br />

auf die wertegeleitete I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Marke<br />

aufsetzt und das Werteversprechen<br />

<strong>de</strong>r Marke gegenüber <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

und <strong>de</strong>r Öffentlichkeit kontinuierlich<br />

einlöst. Employer Branding als reine<br />

Imagewerbung zu verstehen, greift zu<br />

kurz“. Richtig umgesetzt, winken <strong>de</strong>m<br />

Unternehmen echte Vorteile: Zum<br />

Ihre Meinung ist gefragt: Machen Sie<br />

mit beim <strong>Haufe</strong> Entschei<strong>de</strong>r-Panel! <strong>Als</strong><br />

Unternehmer sind Sie vertraut mit <strong>de</strong>n<br />

be<strong>de</strong>utendsten Marken. Bringen Sie Ihre<br />

Erfahrungen ein, lesen Sie Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Befragungen in <strong>de</strong>n Publikationen<br />

<strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong>-Verlags und bekommen Sie<br />

einen Wissensvorsprung mit ausgewählten<br />

Vorabinformationen. Schneller als<br />

an<strong>de</strong>re erfahren Sie, wie sich wichtige<br />

Marken in <strong>de</strong>r Einschätzung <strong>de</strong>s Markts<br />

entwickeln, welche Vertrauen gewinnen<br />

o<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utungsverluste erlei<strong>de</strong>n.<br />

Die Teilnahme ist ganz einfach: Registrieren<br />

Sie sich unter www.haufe.<strong>de</strong>/<br />

entschei<strong>de</strong>r-panel. Regelmäßig wer<strong>de</strong>n<br />

Sie dann von uns zu Umfragen eingela<strong>de</strong>n.<br />

Über die Ergebnisse informieren<br />

wir Sie auf www.profi rma.<strong>de</strong> im Internet<br />

und in Ihrem Magazin ProFirma.<br />

einen motivierte Mitarbeiter, zum an<strong>de</strong>ren<br />

ein Wettbewerbsvorsprung im<br />

„War for Talents“.<br />

In<strong>de</strong>s, relativiert Spöttl, beeinfl usse eine<br />

starke Arbeitgebermarke Bindung und<br />

I<strong>de</strong>ntifi kation <strong>de</strong>r Belegschaft eher nicht.<br />

„An diesem Punkt“, sagt er, „geht es um<br />

Unternehmenskultur, also um Werte<br />

und Normen o<strong>de</strong>r kurz, um ,Corporate<br />

Behavior‘.“ Das Verdichten und Sichtbarmachen<br />

dieser Kultur ist Aufgabe<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgebermarke. Fakt bleibt: Die<br />

Mitarbeiter sind auch im B2B-Segment<br />

<strong>de</strong>r wichtigste Werttreiber einer Unternehmensmarke.<br />

„Deshalb brauchen<br />

sie klare Leitlinien und Parameter, an<br />

<strong>de</strong>nen sie ihr Han<strong>de</strong>ln ausrichten können“,<br />

so Schiller.<br />

Wie jedoch misst ein Mittelständler,<br />

ob er mit all seinen Bemühungen um<br />

Markenaufbau und -führung Kurs hält<br />

und vor allem erfolgreich agiert? Markenbewertungssysteme<br />

gibt es viele,<br />

sie liefern teils konträre Ergebnisse. Im<br />

Kontext <strong>de</strong>r Messung, betont Spöttl,<br />

müsse zwischen internem und externem<br />

Marken-Controlling unterschie-<br />

<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. „Das interne Controlling<br />

basiert auf gezielt durchgeführten Mitarbeiterbefragungen.<br />

Wichtig ist hierbei,<br />

dass Personen aller Unternehmensbereiche<br />

befragt wer<strong>de</strong>n – nicht nur die<br />

aus Vertrieb und Marketing.“ Ebenso<br />

wichtig sei es, diese Befragungen nicht<br />

nur einmalig, son<strong>de</strong>rn standardisiert<br />

über einen festen Zeitkorridor hinweg<br />

durchzuführen und abzugleichen, so<br />

Spöttl.<br />

Wertvolle SWOT-Analyse<br />

Für das externe Marken-Controlling<br />

verweist er auf Instrumente wie markenfokussierte<br />

Stärken-/Schwächen-<br />

Analysen („SWOT“), Marken-Audits<br />

und – je nach Budget – auf quantitative<br />

Erhebungen, etwa über computergestützte<br />

persönliche Interviews („CAPI“).<br />

Das klingt sehr aufwendig und wird es<br />

mit zunehmen<strong>de</strong>r Unernehmensgröße<br />

auch. Im Kern weisen ein paar simple<br />

Fragen <strong>de</strong>n Weg.<br />

Brandmeyer: „Können Mitarbeiter auf<br />

Anhieb erklären, was Kun<strong>de</strong>n an ihrer<br />

Firma beson<strong>de</strong>rs schätzen? Fällt <strong>de</strong>r Firmenname,<br />

wenn es um interessante Anbieter<br />

geht? Muss die Firma bei Preisverhandlungen<br />

regelmäßig nachgeben?“<br />

In <strong>de</strong>r Praxis belegen zwei Kriterien<br />

zuverlässig <strong>de</strong>n Zustand einer Marke:<br />

Attraktivität und Bekanntheit. Das härteste<br />

Attraktivitätskriterium stellt die<br />

Empfehlungsrate dar. Gietl: „Die Metho<strong>de</strong><br />

ist so einfach und pragmatisch,<br />

dass sich ingenieurs- o<strong>de</strong>r wissenschaftlich<br />

getriebene Marketingakteure gern<br />

dagegen wehren.“ Markenführung ist<br />

Chefsache. Deshalb mahnt Gietl: „Überlassen<br />

Sie das Markenmanagement<br />

nicht <strong>de</strong>r Werbeagentur.“ Man möchte<br />

ergänzen: Und auch keinem externen<br />

Berater.<br />

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32 ProFirma 06 2010


ProFirma 06 2010<br />

INTERVIEW<br />

„Marke folgt Strategie“<br />

Wal<strong>de</strong>mar A. Pförtsch, Professor für internationale Unternehmensführung an <strong>de</strong>r Hochschule Pforzheim,<br />

über Markenmessung und <strong>de</strong>n Kenntnisstand im B2B-Mittelstand in puncto Markenmanagement.<br />

Herr Professor Pförtsch, wie steht es aus<br />

Ihrer Sicht um Wissen und Umsetzung<br />

von Markenbildung und -führung im<br />

hiesigen B2B-Mittelstand?<br />

Pförtsch: Wir haben dazu in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

verschie<strong>de</strong>ne Untersuchungen<br />

durchgeführt. Demnach liegt die Durchdringung<br />

von qualifi ziertem Markenmanagement<br />

in Deutschland zwischen<br />

30 und 44 Prozent. Das heißt, die Unternehmer<br />

kennen die Prinzipien und<br />

haben vielfach Funktionen geschaffen,<br />

in <strong>de</strong>nen das Markenmanagement professionell<br />

abgearbeitet wird, aber das<br />

<strong>de</strong>taillierte Wissen und die neuesten<br />

Metho<strong>de</strong>n fehlen. Die Grundlagen sind<br />

auch im B2B vorhan<strong>de</strong>n, und das seit<br />

mehr als 100 Jahren, angefangen mit <strong>de</strong>r<br />

Firma Krupp 1886. Die Ringe in <strong>de</strong>r Bildmarke<br />

symbolisieren die Laufrä<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Eisenbahnen. Es war damals <strong>de</strong>r Versuch,<br />

im Logo die Qualität <strong>de</strong>r eigenen Arbeit<br />

zu spiegeln, das hat sich später quer<br />

durch die <strong>de</strong>utsche Industrie gezogen.<br />

Worauf kommt es beim Aufbau einer<br />

B2B-Marke konkret an? Muss <strong>de</strong>n mittelständischen<br />

Unternehmer strategisches<br />

Markenmanagement nicht überfor<strong>de</strong>rn?<br />

Pförtsch: Zunächst gilt es zu beachten,<br />

dass <strong>de</strong>r Unternehmer in <strong>de</strong>r Regel die<br />

Marke ist. Er verkörpert durch seine Person<br />

und die Art, wie er Geschäft macht,<br />

<strong>de</strong>n inneren Kern <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Problematisch wird es dort, wo ein<br />

Generationswechsel stattgefun<strong>de</strong>n hat<br />

o<strong>de</strong>r wo Unternehmen durch Diversifi -<br />

zierung respektive Zukäufe eine Größe<br />

erreichen, mit <strong>de</strong>r die Konsistenz nicht<br />

mehr gegeben ist. Das meint einmal die<br />

innere Konsistenz, wenn also die Marke<br />

im Haus nicht mehr richtig bearbeitet<br />

und geführt wird. Und zum an<strong>de</strong>ren betrifft<br />

es die äußere Konsistenz, nämlich<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE BIJAN PEYMANI<br />

„Die Marke folgt <strong>de</strong>r<br />

Strategie und muss sich<br />

ihr unterordnen.“<br />

WALDEMAR A. PFÖRTSCH<br />

wie ich nach außen hin auftrete. Die größte<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung ist, Markeneinheitlichkeit<br />

beim Liefern von Serviceleistungen zu<br />

generieren.<br />

Wie hält <strong>de</strong>r Unternehmer beim Markenmanagement<br />

Kurs, und wie misst er konkret<br />

Markenbe<strong>de</strong>utung und Markenerfolg?<br />

Pförtsch: Um Kurs halten zu können, sollte<br />

man sich an Grundprinzipien <strong>de</strong>s Markenmanagements<br />

orientieren, da gibt es einen<br />

wesentlichen Satz: Marke folgt Strate-<br />

gie, sie muss sich Letzterer unterordnen<br />

und kann eine fehlen<strong>de</strong> Strategie nicht<br />

ersetzen. Der Unternehmer braucht also<br />

eine klare Konzeption, wo er hin will, in<br />

welchen Produktbereich, in welche Nischen,<br />

in welche Märkte. Und er muss<br />

eine klare Vorstellung davon haben, wie<br />

er diese Märkte bedient. Der beste Indikator<br />

zum Messen <strong>de</strong>r Markenbe<strong>de</strong>utung<br />

ist dann zum einen das Preispremium.<br />

Wie viel zahlt <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> mehr für mein<br />

Produkt, verglichen mit einem Wettbewerberprodukt.<br />

Einen zweiten Anhaltspunkt<br />

liefert die Retention, sprich die<br />

Wie<strong>de</strong>rkaufrate. Natürlich ist das fundierte<br />

Messen viel komplizierter, weil es<br />

viele Grün<strong>de</strong> gibt, warum jemand wie<strong>de</strong>rkommt.<br />

Aber Preispremium, Retention<br />

und etwas Bauchgefühl sagen <strong>de</strong>m<br />

Unternehmer recht zuverlässig, ober er<br />

mit seiner Marke in die richtige Richtung<br />

steuert.<br />

33


Unternehmensführung – Serie Initiative Personal<br />

Kosteneffi zienz<br />

Blick durch die Optimiererbrille<br />

Spätestens wenn die Auftragslage ausdünnt und die Fixkosten weiter steigen,<br />

fangen sogar erfolgsverwöhnte Unternehmer an, ihre Kosten kritisch zu hinterfragen.<br />

Hier kann Prozessmanagement Wun<strong>de</strong>r wirken. VON DR. ULRIKE FELGER<br />

„Effi zienz ist in Unternehmen häufi g<br />

ein Kulturthema, <strong>de</strong>nn Kommunikation<br />

kostet gar nichts“, sagt Peter Haas,<br />

KMU-Berater im Bauhandwerk aus<br />

Rodgau. Wer sich beim Thema Zahlen<br />

und Kosten als Geheimniskrämer gebär<strong>de</strong>,<br />

brauche sich nicht zu wun<strong>de</strong>rn,<br />

wenn für seine Mitarbeiter Geld keine<br />

Rolle spielt. Wer sich dann noch <strong>de</strong>r<br />

Belegschaft gegenüber zur Entwicklung<br />

seines Unternehmens ausschweige,<br />

verzichte leichtfertig auf die Kraft, die<br />

Zielvereinbarungen o<strong>de</strong>r eine konkrete<br />

Jahresplanung entfalten können.<br />

Und Transparenz hat noch eine Seite:<br />

„Ein verantwortungsvoller Unternehmer<br />

lässt Delegation zu und sorgt da-<br />

SERIE INITIATIVE PERSONAL<br />

05/2010 Der richtige Altersmix<br />

06/2010 Kosteneffi zienz<br />

07/2010 Mitarbeiter stärken<br />

Die Herausfor<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Personalplanung<br />

wer<strong>de</strong>n durch die Wirtschaftskrise<br />

nicht kleiner. In unserer Serie<br />

schil<strong>de</strong>rn wir, wie Sie drohen<strong>de</strong>m Fachkräftemangel<br />

begegnen und zugleich<br />

Ihre Kosten optimieren.<br />

Abonnenten können die Beiträge <strong>de</strong>r<br />

Serie auf profi rma.<strong>de</strong> herunterla<strong>de</strong>n.<br />

für, dass seine Schlüsselmitarbeiter in<br />

<strong>de</strong>r Lage sind, wichtige Aufgaben zu<br />

übernehmen“, sagt Haas. Das be<strong>de</strong>ute,<br />

Mitarbeiter strategisch zu för<strong>de</strong>rn und<br />

mögliche Delegationswege organisatorisch<br />

aufzubereiten: Nur wer weiß, was<br />

welcher Mitarbeiter kann, und diese Information<br />

zugreifbar vorhält, kann bei<br />

Bedarf schnell und effektiv Aufgaben<br />

weiterreichen. Dass sich so auf lange<br />

Sicht Entfaltungsmöglichkeiten für<br />

ambitionierte Mitarbeiter eröffnen, die<br />

diese an das Unternehmen bin<strong>de</strong>n, ist<br />

für Haas ein schöner Nebeneffekt.<br />

Ordnung schaffen<br />

„Die wichtigste Maßnahme zur Kosteneffi<br />

zienz ist – so simpel das klingt<br />

– Ordnung zu schaffen“, bestätigt<br />

Werner Bayer, Vorstand <strong>de</strong>r Helfrecht<br />

AG in Bad Alexan<strong>de</strong>rsbad. Damit meint<br />

er nicht nur, <strong>de</strong>n eigenen Schreibtisch<br />

und die Ablage gründlich aufzuräumen.<br />

Er rät, für je<strong>de</strong> Stelle klare Hauptaufgaben<br />

mit Kompetenz und Stellvertretung<br />

festzulegen. Dazu sollten i<strong>de</strong>alerweise<br />

die Stelleninhaber selbst <strong>de</strong>n aktuellen<br />

Ist-Zustand erarbeiten und zur Abstimmung<br />

vorlegen. Wer<strong>de</strong>n dann gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>m Vorgesetzten konkrete<br />

Ziele aus <strong>de</strong>m Unternehmensjahreszielplan<br />

abgeleitet, weiß künftig je<strong>de</strong>r, was<br />

von ihm erwartet wird.<br />

Birgit Bauer-Groitl, geschäftsführen<strong>de</strong><br />

Gesellschafterin <strong>de</strong>r Deutschen Tech-<br />

„Manche Leiharbeiter<br />

wissen gar nicht, wer<br />

ihr Chef ist.“<br />

BIRGIT BAUER-GROITL, TECHNOPLAST<br />

noplast GmbH in Wörth an <strong>de</strong>r Donau,<br />

hat wichtige Entscheidungen in eine<br />

Prozessstruktur hinein<strong>de</strong>legiert, ohne<br />

dabei ihre eigene Führung aufzugeben.<br />

Gemeinsam mit ihrem Bru<strong>de</strong>r steuert<br />

sie mithilfe eines Kennzahlenmonitors<br />

und <strong>de</strong>taillierten Prozessbeschreibungen<br />

ihre rund 250 Mitarbeiter. In<br />

insgesamt 15 Prozessen von „Personal<br />

und Schulung“ über „Produktion mit<br />

Prüfung“ bis hin zur „Vertrags- und<br />

Angebotsprüfung“ ist das gesamte Unternehmensgeschehen<br />

festgehalten.<br />

Kennzahlenmonitor und Prozessbeschreibungen<br />

sind für alle Mitarbeiter<br />

34 ProFirma 06 2010<br />

ProFirma<br />

Serie<br />

Foto: privat


einsehbar und verbin<strong>de</strong>n die Grundi<strong>de</strong>e<br />

einer Nullfehler-Kultur sowie eines kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozesses<br />

mit <strong>de</strong>r betrieblichen Praxis. Monatliche<br />

Zielgespräche zwischen Prozesseigentümern<br />

und Geschäftsleitung geben die<br />

Marschrichtung im jeweiligen Bereich<br />

vor. Eine feststehen<strong>de</strong> Agenda fragt in<br />

14-täglichen Treffen eines Koordinationsteams<br />

aller Prozesseigentümer <strong>de</strong>n<br />

Status <strong>de</strong>r Prozesse ab und betrachtet<br />

die jeweiligen Kennzahlen, die einmal<br />

jährlich festgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

„Etwa die Hälfte meiner Arbeit entfällt<br />

auf Monatsgespräche und Rundgänge<br />

im Unternehmen, um zu sehen, wo es<br />

klemmt“, erklärt die Unternehmerin.<br />

Wenn es irgendwo heißt, „das machen<br />

wir schon immer so“, wird die Unternehmerin<br />

aufmerksam: „Hier liegen<br />

häufi g ungenutzte Effektivitätspotenziale<br />

brach.“ Beson<strong>de</strong>rs wichtig ist <strong>de</strong>r<br />

Maschinenbauerin die innere Einstellung<br />

ihrer Mitarbeiter: Achtsam und<br />

sorgfältig sollen tägliche Aufgaben erledigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wer schlampt, betätigt sich<br />

als Effektivitätskiller, so ihre Überzeugung.<br />

<strong>Als</strong> Konsequenz schafft Technoplast<br />

ein konzentriertes Arbeitsumfeld<br />

für seine Mitarbeiter. Radio hören ist<br />

tabu, in Mitarbeitergesprächen wer<strong>de</strong>n<br />

Störfaktoren wie die unzureichen<strong>de</strong> Besetzung<br />

von Prozessen thematisiert.<br />

Ein gravieren<strong>de</strong>s Effektivitätsproblem<br />

sieht die Technoplast-Chefi n beim Thema<br />

Leiharbeiter: „Manche dieser Leute<br />

wissen gar nicht, wer ihr Chef ist.“ Aus<br />

Bauer-Groitls Sicht wür<strong>de</strong>n Leiharbeiter<br />

schlechter geführt und häufi g als Mitarbeiter<br />

Zweiter Klasse behan<strong>de</strong>lt – dass<br />

man <strong>de</strong>nnoch erstklassige Arbeit von<br />

diesen Menschen verlange, passe nicht<br />

zueinan<strong>de</strong>r und beeinträchtige letztlich<br />

ProFirma 06 2010<br />

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Prozessmanagement Der Beitrag schil<strong>de</strong>rt,<br />

wie Unternehmer sich wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong> Vorgänge<br />

optimal steuern.<br />

auch die Wirtschaftlichkeit eines solchen<br />

Arrangements.<br />

Andreas Holz, kaufmännischer Leiter<br />

von Holz Automation in Backnang,<br />

beschäftigt nur hoch qualifi zierte Fachkräfte,<br />

auf Leihpersonal verzichtet das<br />

Unternehmen. Bei <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rmaschinenbauer<br />

gibt es keine Hilfstätigkeiten<br />

– umso größer ist das Augenmerk <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsführung auf eine zügige Einarbeitung<br />

neuer Mitarbeiter gerichtet.<br />

Es dauert in <strong>de</strong>r Regel drei bis sechs<br />

Monate bis Neulinge sich vollkommen<br />

zurechtfi n<strong>de</strong>n. „Je<strong>de</strong>r unserer knapp<br />

30 Mitarbeiter muss die Prozesswege<br />

kennen, damit er die Schnittstellen<br />

bedienen kann“, sagt Holz. In je<strong>de</strong>r<br />

Abteilung hängen die jeweiligen Ablaufpläne<br />

sichtbar und klar strukturiert<br />

an <strong>de</strong>r Wand und fügen sich so zur<br />

Prozesslandschaft <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

zusammen. In <strong>de</strong>r Einarbeitungsphase<br />

unterstützen Paten neue Mitarbeiter.<br />

Alle wesentlichen Informationen rund<br />

ums Unternehmen, vom Recycling-<br />

System über Urlaubsregelungen, Gar<strong>de</strong>robenhaken<br />

bis hin zur Nutzung von<br />

E-Mail und Internet, sind in einem rund<br />

zwölfseitigen Begrüßungsheft aufgelistet.<br />

Ergänzt wird dieses von Namen<br />

und Fotos <strong>de</strong>r Belegschaft. Das Infoheft<br />

ist Teil <strong>de</strong>r Betriebsordnung, über <strong>de</strong>ren<br />

Än<strong>de</strong>rungen direkt informiert wird und<br />

die für alle greifbar ausliegt. „Statt immer<br />

wie<strong>de</strong>r Dinge nachzufragen, haben<br />

so alle im Unternehmen wesentliche Infos<br />

parat und wissen, wie was funktioniert“,<br />

erklärt Holz.<br />

Abläufe auf <strong>de</strong>m Prüfstand<br />

„Was kann man vereinfachen, was <strong>de</strong>legieren?<br />

Wie kann man die Qualität<br />

verbessern? Wie die EDV optimal nutzen?“,<br />

lauten für Paul Ehrlich, geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft <strong>de</strong>r Autohaus<br />

Ehrlich GmbH in Aschaffenburg, die<br />

Fragen, mit <strong>de</strong>nen er alle sechs Monate<br />

seine Abläufe auf <strong>de</strong>n Prüfstand stellt.<br />

Oft reichten schon Kleinigkeiten, um<br />

Effekte zu erzielen. Ehrlich ist gera<strong>de</strong><br />

dabei, die Papierberge in seiner Verwaltung<br />

zu reduzieren: „Wir haben die<br />

Ablage abgeschafft, bei uns wird alles<br />

gescannt und elektronisch hinterlegt,<br />

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so kann je<strong>de</strong>r von überall darauf zugreifen.“<br />

Auch die Akten von rund 150<br />

Wagen, die zum Verkauf stehen, sind<br />

digital hinterlegt.<br />

Ehrlich ist überzeugt, dass in seinen<br />

mehr als 50 Mitarbeitern ein enormes<br />

Potenzial schlummert. Dieses will er<br />

nach und nach heben. Sei es über Zielprämien,<br />

nicht nur im Verkauf, son<strong>de</strong>rn<br />

auch im Lager und bei <strong>de</strong>r Reparaturannahme,<br />

sei es durch die optimale<br />

Zuordnung von Verkäufern auf die einzelnen<br />

Fahrzeugmarken o<strong>de</strong>r die Beteiligung<br />

seiner Monteure an eingesparter<br />

Arbeitszeit. Die Anknüpfungspunkte<br />

sind vielseitig.<br />

Der Autohändler fahn<strong>de</strong>t längst nicht<br />

nur innerhalb seines Unternehmens<br />

nach Potenzialen, um Kosten zu reduzieren:<br />

„Für uns – wie für viele KMU – ist<br />

es ein Riesenthema, günstig an Geld zu<br />

kommen“, erklärt <strong>de</strong>r fi ndige Geschäftsmann.<br />

Er arbeitet ständig daran, an <strong>de</strong>r<br />

Zinsschraube zu drehen und das Rating<br />

seines Unternehmens zu verbessern. Ein<br />

Grundlagenseminar hat ihn mit <strong>de</strong>m nötigen<br />

Basiswissen ausgestattet, <strong>de</strong>n Rest<br />

hat er sich angeeignet. Mit Erfolg: „Heute<br />

sind wir mit unserer Bank im ständigen<br />

Dialog und wissen, wenn wenige Prozente<br />

für einen Zinssprung fehlen und<br />

es sich lohnt, aktiv zu wer<strong>de</strong>n.“<br />

35


ADVERTORIAL<br />

Mit <strong>de</strong>r Kombination aus Software<br />

und Service bringt die Premium<br />

line Sicherheit in betriebliche<br />

Prozesse.<br />

Das Beste vom Besten<br />

Die neue Premium line von Lexware<br />

Die wachsen<strong>de</strong> Komplexität buchhalterischer Prozesse, das<br />

immer unübersichtlicher wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gestrüpp <strong>de</strong>r behördlichen<br />

Auflagen und Gesetzesän<strong>de</strong>rungen und nicht zuletzt<br />

neuartige Techniken <strong>de</strong>r Vernetzung, Auswertung und Übermittlung<br />

betriebs wirtschaftlicher Daten stellen an die kaufmännische<br />

Software heute immer höhere Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Das überfor<strong>de</strong>rt viele Kleinunternehmer, Einzelhändler und Handwerker,<br />

die langsam in <strong>de</strong>n Mittelstand hineingewachsen sind und<br />

zur Bewältigung <strong>de</strong>r Datenflut nun eine professionellere Software<br />

mit mehr Funktionen und Instrumenten benötigen.<br />

Marktuntersuchungen haben ergeben, dass <strong>de</strong>r Wunsch nach<br />

einem verbesserten Service bei gleichzeitiger Kalkulationssicherheit<br />

ganz oben auf ihrer Prioritätenliste steht. <strong>Als</strong> Lexware 2006<br />

mit seiner professional line erstmals eine kostenlose technische<br />

Hotline anbot, stieß das nicht zufällig auf viel positive Resonanz.<br />

Bewährte Technologie<br />

Jetzt geht <strong>de</strong>r Marktführer für kaufmännische<br />

Software noch einen<br />

Schritt weiter: Zum Jahreswechsel<br />

2009/2010 ergänzt Lexware seine<br />

Programmpalette um eine neue<br />

Produktlinie, die <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n<br />

Ansprüchen an Funktionalität, Bedienkomfort<br />

und Service Rechnung<br />

trägt und trotz<strong>de</strong>m bezahlbar bleibt.<br />

Die neue Lexware premium line<br />

schnürt die Bausteine <strong>de</strong>r seit zehn<br />

Jahren bewährten pro line zu neuen<br />

Komplettpaketen mit erweiterten<br />

Inhalten und Arbeitsmöglichkeiten,<br />

einem optimierten Service und einer<br />

neuen, transparenten Kostenstruktur.<br />

Alle Daten müssen nur einmal eingepflegt<br />

wer<strong>de</strong>n und können dann auf<br />

einer einheitlichen Benutzeroberfl äche<br />

naht- und problemlos für alle<br />

weiteren Applikationen, Abgleiche<br />

und Auswertungen weiterverarbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n. Durch die gesteigerte<br />

Kapazität und Effektivität <strong>de</strong>r Pro-<br />

gramme können jetzt endlich auch<br />

mittelständische Unternehmen auf<br />

die bewährte Lexware-Software<br />

zurückgreifen. Die Lexware professional<br />

line war auf maximal drei<br />

Arbeitsplätze ausgelegt, die neuen<br />

premium Versionen bieten jetzt bis<br />

zu fünf: Das erspart zusätzliche Lizenzgebühren<br />

und bietet erweiter te<br />

Einsatzmöglichkeiten für mittelgroße<br />

professionelle Anwen<strong>de</strong>r.<br />

Ohne Service geht es nicht<br />

Auch <strong>de</strong>r Service wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich<br />

verbessert. Anwen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lexware<br />

premium line erhalten u. a. aktive<br />

Unterstützung bei <strong>de</strong>r Installation<br />

sowie kostenlosen Hotline-Support<br />

bei technischen und inhaltlichen<br />

Fragen. Ein umfassen<strong>de</strong>s Trainingsund<br />

Weiterbildungsangebot (überregionale<br />

Software-Schulungen,<br />

Fachseminare mit Praxisbeispielen,<br />

Update-Tagungen mit Schwerpunkt<br />

auf gesetzlichen Än<strong>de</strong>rungen, Online-Kurse,<br />

individuelles Inhouse-


Training an <strong>de</strong>r Lexware-Aka<strong>de</strong>mie,<br />

zertifi zierte Weiterbildungslehrgänge<br />

mit Abschlussprüfungen etc.)<br />

steht ebenfalls zur Verfügung.<br />

Premium Anwen<strong>de</strong>rn steht im Service<br />

Center innerhalb <strong>de</strong>s Programms<br />

exklusives Fachwissen<br />

aus allen Bereichen vom Steuer- bis<br />

zum Arbeitsrecht, Controlling und<br />

For<strong>de</strong>rungsmanagement kostenlos<br />

zur Verfügung, außer<strong>de</strong>m je<strong>de</strong> Menge<br />

Steuertipps, Fachbeiträge und<br />

Kommentare, Musterschreiben,<br />

Ver tragsentwürfe und Formulare.<br />

So ist man für alle Eventualitäten<br />

gewappnet und je<strong>de</strong>rzeit auf <strong>de</strong>m<br />

Laufen<strong>de</strong>n.<br />

Keine versteckten Kosten<br />

Neu und wegweisend ist auch das<br />

Flatrate-Mo<strong>de</strong>ll bei <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r<br />

Das Flaggschiff <strong>de</strong>r neuen Lexware premium line:<br />

Lexware fi nancial offi ce premium<br />

<strong>Haufe</strong> Lexware GmbH & Co. KG<br />

Preis: 899,– € (Einmalpreis bei Erstinstallation) plus monatlich 79,90 €.<br />

Laufzeit min. 12 Monate, inkl. aller Hotline- und Updategebühren innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Bezugszeitraums.<br />

Lexware premium line. Im Gegensatz<br />

zum klassischen Preismo<strong>de</strong>ll<br />

(Jahrespreis für die Erstversion und<br />

kostenpflichtige Updates in <strong>de</strong>n<br />

Folgejahren) beziehen Premium<br />

Anwen<strong>de</strong>r ihre Software-Lösungen<br />

jetzt über einen Monatspreis. Die<br />

Vorteile dieser Zahlungsart: Alle<br />

technisch o<strong>de</strong>r inhaltlich notwendigen<br />

Aktualisierungen und Updates<br />

und <strong>de</strong>r komplette Service sind in<br />

<strong>de</strong>n fi xen Monatsraten während <strong>de</strong>r<br />

Laufzeit inklusive. Es gibt während<br />

<strong>de</strong>r gesamten Nutzungsdauer keine<br />

versteckten, nachträglich in Rechnung<br />

gestellten Zusatzkosten etwa<br />

für Support o<strong>de</strong>r Mehrwertsteuererhöhungen<br />

mehr. Anwen<strong>de</strong>r können<br />

durch das Komplettpaket mit festen<br />

Monatsraten nicht nur besser planen<br />

und kalkulieren: Auch ihr Etat<br />

wird mittelfristig entlastet.<br />

Anzeige<br />

Fazit: Alles drin, alles dran<br />

Mehr Funktionen, mehr Service,<br />

mehr Fachwissen. Wenn eine<br />

kaufmännische Software <strong>de</strong>n Titel<br />

„Komplettpaket“ verdient hat, dann<br />

Lexware fi nancial offi ce premium.<br />

Ein hoher Funktionsumfang, fundiertes<br />

betriebswirtschaftliches<br />

Fachwissen und die Hotline und<br />

Updates inklusive – was will man<br />

mehr?<br />

ATTRAKTIVE UMSTEIGER-<br />

ANGEBOTE<br />

Anwen<strong>de</strong>r, die bereits mit einem<br />

Programm aus <strong>de</strong>r professional line<br />

arbeiten (z. B. Lexware financial office<br />

pro) können zu günstigen Konditionen<br />

auf die premium line umsteigen.<br />

Unter <strong>de</strong>r Rufnummer<br />

0800 – 663 7 664 können sich<br />

interessierte Kun<strong>de</strong>n informieren.<br />

ZIELGRUPPE: Kleine und mittelständische Unternehmen aus<br />

<strong>de</strong>n Branchen Han<strong>de</strong>l, Handwerk und Dienstleistung.<br />

VORTEILE: Gewohnt soli<strong>de</strong>r Funktionsumfang, sehr viele<br />

Einzelkomponenten, vorbildliche Anwen<strong>de</strong>runterstützung, keine<br />

Hotlinekosten, zukünftige Updates im Preis enthalten, umfangreiche<br />

Fachinformationen.<br />

MERKMALE: Das Programm umfasst alle Inhalte aus Lexware<br />

warenwirtschaft pro (mit speziellen Funktionen für <strong>de</strong>n Groß- und<br />

Einzelhan<strong>de</strong>l wie z. B. Serien- und Chargenverwaltung, Kassenmodul<br />

mit Anbindung an Standard-POS-Kassensysteme, Massendatenän<strong>de</strong>rung,<br />

Rechnungsausgleich über Barkasse, Stapelverarbeitung<br />

von Belegen), Lexware buchhalter pro, Lexware lohn +<br />

gehalt pro, Lexware anlagenverwaltung pro, Lexware reisekosten<br />

pro zentrale, Lexware fehlzeiten pro, Lexware lohnauskunft.<br />

Alle Anwendungen laufen integriert unter einer gemeinsamen<br />

Oberfläche. Ein übergreifen<strong>de</strong>s Berichtswesen liefert konsolidierte<br />

Geschäftszahlen. Ergänzend hierzu wer<strong>de</strong>n umfangreiches<br />

Fachwissen und ein Servicepaket mitgeliefert. Die Software ist auf<br />

<strong>de</strong>n Betrieb in kleinen Netzwerken mit bis zu fünf Arbeitsplätzen<br />

ausgerichtet.<br />

SCHNITTSTELLEN: ASCII, Microsoft Office, <strong>PDF</strong>, ELSTER<br />

(Finanz behör<strong>de</strong>n), DATEV (Buchhaltung/Steuerberater), eRechnung,<br />

Lexware Auktionsmanager, eBay Turbolister, 1&1 Shopsysteme,<br />

klickTel-Telefon-CD, STAMPIT (Online-Frankierung),<br />

Lexware kun<strong>de</strong>nmanager pro, elektronisches Han<strong>de</strong>lsregister,<br />

Sozialversicherungen, Betriebsprüfer-Export.<br />

WEITERE PROGRAMM-VERSIONEN: Neben <strong>de</strong>r großen<br />

Office-Lösung bietet Lexware auch kleinere Pakete für die Buchhaltung,<br />

Warenwirtschaft und Lohnabrechnung. Auch Branchenlösungen<br />

für Han<strong>de</strong>l und Handwerk sind im Angebot.<br />

Weitere Informationen unter www.premium.lexware.<strong>de</strong>


Unternehmensführung<br />

Praktikum und Probearbeit<br />

Eines vorausgeschickt: „Probearbeit“<br />

ist für <strong>de</strong>n Juristen <strong>de</strong>r falsche Begriff.<br />

Mit <strong>de</strong>r Probearbeit ist das Probearbeitsverhältnis<br />

gleichzusetzen, also<br />

ein normales Arbeitsverhältnis, <strong>de</strong>ssen<br />

erste (üblicherweise sechs) Monate als<br />

Erprobungsphase mit verkürzten Kündigungsfristen<br />

dienen. Der Arbeitgeber<br />

ist während <strong>de</strong>r Probezeit zur vollen<br />

Vergütung verpfl ichtet. Der umgangssprachliche<br />

Terminus Probearbeit wird<br />

juristisch als „Einfühlungsverhältnis“<br />

umschrieben. Gemeint ist damit eine Situation,<br />

in <strong>de</strong>r we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />

zur Arbeit verpfl ichtet noch <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

zur Entgeltleistung gezwungen<br />

ist. Während dieser – häufi g nur wenige<br />

Tage dauern<strong>de</strong>n – Phase kann je<strong>de</strong> Partei<br />

je<strong>de</strong>rzeit <strong>de</strong>m Ganzen ein En<strong>de</strong> setzen,<br />

auch wenn <strong>de</strong>r „Probearbeiter“ in die<br />

betrieblichen Abläufe <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

eingeglie<strong>de</strong>rt wird. Das Einfühlungsverhältnis<br />

ist gesetzlich nicht geregelt und<br />

wird von <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sarbeitsgerichten<br />

kritisch bewertet; sie ziehen die Zulässigkeit<br />

einer solchen Erprobung in<br />

Zweifel.<br />

Beim Praktikum ist die rechtliche Einordnung<br />

noch schwieriger. Hier gibt es<br />

zunächst die „echten“ Praktikanten, also<br />

Personen, die aufgrund einer Prüfungs-<br />

o<strong>de</strong>r Fortbildungsordnung ein Praktikum<br />

ableisten, in <strong>de</strong>ssen Verlauf sie in<br />

RECHT<br />

Kostenlose Arbeitskraft?<br />

Viele Firmen lassen Bewerber vor <strong>de</strong>m Abschluss <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags ein Praktikum<br />

absolvieren o<strong>de</strong>r zur Probe arbeiten. Solche scheinbar kostenlosen Tests bergen für <strong>de</strong>n<br />

Firmenchef jedoch Risiken. VON BERND WELLER<br />

einem Unternehmen die praktischen<br />

Seiten <strong>de</strong>r theoretischen (Hochschul-)<br />

Ausbildung kennenlernen sollen. Solche<br />

Verhältnisse sind keine Arbeitsverhältnisse;<br />

sie dienen <strong>de</strong>r Fortbildung <strong>de</strong>r<br />

Praktikanten, weshalb <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

nicht zur Vergütung verpfl ichtet ist.<br />

Echte Praktikanten<br />

und Ausbildungsverhältnisse<br />

Daneben gibt es aber noch zwei weitere<br />

Typen <strong>de</strong>s Praktikanten: Der „unechte<br />

Praktikant“ wird lediglich so genannt,<br />

arbeitet aber wie alle Kollegen. Hier<br />

täuscht die Bezeichnung darüber hinweg,<br />

dass es sich bei <strong>de</strong>r Person um einen<br />

normalen Arbeitnehmer han<strong>de</strong>lt.<br />

Schließlich gibt es noch Praktikanten,<br />

<strong>de</strong>ren praktische Lernphase im Unternehmen<br />

zwar nicht in Prüfungsordnungen<br />

vorgeschrieben, aber gleichwohl<br />

ernst gemeint ist. Es han<strong>de</strong>lt sich<br />

folglich um ein Ausbildungsverhältnis<br />

im Sinne von § 26 BBiG, bei <strong>de</strong>m das<br />

Erlernen praktischer Fertigkeiten im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund steht, aber auch Arbeitsleistungen<br />

erbracht wer<strong>de</strong>n können.<br />

Hierbei ist eine angemessene Vergütung<br />

(§ 17 BBiG) geschul<strong>de</strong>t, sofern nicht ohnehin<br />

Arbeitsentgelt vereinbart ist.<br />

Bereits zuvor wur<strong>de</strong> festgestellt, ob in<br />

<strong>de</strong>n einzelnen Fällen eine Vergütung<br />

zu zahlen ist. Sofern eine Vergütungspfl<br />

icht besteht, eine Vergütung aber<br />

nicht vereinbart o<strong>de</strong>r sogar vertraglich<br />

ausgeschlossen ist, stellt sich die Frage<br />

nach <strong>de</strong>r Konsequenz: In solchen Fällen<br />

hat <strong>de</strong>r Arbeitnehmer trotz<strong>de</strong>m gemäß<br />

§ 612 Abs. 2 BGB – gegebenenfalls in<br />

Verbindung mit §§ 138 o<strong>de</strong>r 134 BGB<br />

– Anspruch auf eine für solche Arbeitsleistungen<br />

übliche Vergütung. Im Zweifel<br />

ist hier das Entgelt von Kollegen o<strong>de</strong>r<br />

die Eingruppierung nach Tarifverträgen<br />

maßgeblich.<br />

Zu be<strong>de</strong>nken ist ferner, dass die gesetzliche<br />

Unfallversicherung – für die arbeiten<strong>de</strong><br />

Person wie für <strong>de</strong>n Arbeitgeber –<br />

immer dann greift, wenn eine Leistung<br />

quasi als Arbeitnehmer erbracht wird. Es<br />

kommt dabei nicht darauf an, wie die Parteien<br />

das Vertragsverhältnis ausgestalten<br />

(wollen), son<strong>de</strong>rn auf die faktischen Umstän<strong>de</strong>.<br />

Auch ein als Praktikant beschäftigter<br />

Arbeitnehmer ist daher geschützt.<br />

Umgekehrt be<strong>de</strong>utet dies aber auch,<br />

dass für ein Einfühlungsverhältnis und<br />

echte Praktikumsverhältnisse gesetzlicher<br />

Unfallversicherungsschutz nicht<br />

besteht. Dies betrifft nicht nur die verunfallten<br />

Personen, die keine Beistandsmaßnahmen<br />

<strong>de</strong>r gesetzlichen Unfallversicherungsträger<br />

verlangen können;<br />

dramatischer ist dies unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

für die Arbeitgeber, die dann nicht <strong>de</strong>n<br />

38 ProFirma 06 2010


privilegierten Schutz <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Unfallversicherung genießen, nämlich<br />

vor Scha<strong>de</strong>ns- und Schmerzensgeldansprüchen<br />

<strong>de</strong>r verunfallten Person.<br />

Zu Abgaben verpfl ichtet<br />

Verletzt sich also ein „Probearbeiter“<br />

während eines Einfühlungsverhältnisses<br />

schwer, wird er invali<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Ähnliches<br />

und bestehen aufseiten <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

dafür Verschul<strong>de</strong>nsumstän<strong>de</strong>, so kann<br />

sich die Arbeitskraft im Nachhinein<br />

ProFirma 06 2010<br />

kommt in diesen Konstellationen hinzu,<br />

dass die Arbeitgeber bei <strong>de</strong>r Nachfor<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Sozialversicherungsbeiträge<br />

sowohl Arbeitnehmer- als auch<br />

Arbeitgeberanteil zu entrichten haben;<br />

vom Arbeitnehmer kann Rückgriff (für<br />

<strong>de</strong>n Arbeitnehmeranteil) nur für die<br />

letzten drei Monate verlangt wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch hier kann sich ein vermeintlich<br />

gutes Geschäft im Nachhinein als kräftiger<br />

Verlust erweisen.<br />

Neben <strong>de</strong>n fi nanziellen Risiken können<br />

<strong>de</strong>m Unternehmer unangenehme<br />

Verletzt sich ein „Probearbeiter“ schwer, so kann sich die kostenlose Arbeitskraft<br />

im Nachhinein für <strong>de</strong>n Arbeitgeber als sehr kostspielig erweisen.<br />

für <strong>de</strong>n Arbeitgeber als sehr kostspielig<br />

erweisen. Nur am Ran<strong>de</strong> sei darauf<br />

hingewiesen, dass <strong>de</strong>r Arbeitgeber bei<br />

Personen, die rechtlich als Arbeitnehmer<br />

zu betrachten sind, zur Zahlung<br />

von Sozialversicherungsbeiträgen und<br />

Steuern verpfl ichtet ist, auch wenn die<br />

gewählte (gleichwohl falsche) Vertragsgestaltung<br />

davon ausgeht, es liege kein<br />

Arbeitsverhältnis vor. Erschwerend<br />

strafrechtliche Konsequenzen drohen.<br />

Ein Arbeitgeber, <strong>de</strong>r die Zwangslage<br />

(Arbeitslosigkeit) eines an<strong>de</strong>ren dazu<br />

ausnutzt, sich Vermögensvorteile (Arbeitsleistung)<br />

versprechen zu lassen,<br />

die in einem auffälligen Missverhältnis<br />

zur Gegenleistung (Vergütung) stehen,<br />

macht sich <strong>de</strong>s Lohnwuchers gemäß<br />

§ 291 StGB strafbar. Darüber hinaus<br />

macht sich <strong>de</strong>r Arbeitgeber, <strong>de</strong>r einen<br />

Arbeitnehmer dazu bewegt, kostenlose<br />

„Probearbeit“ im Hinblick auf ein<br />

Anschlussarbeitsverhältnis zu leisten,<br />

<strong>de</strong>s Betruges gemäß § 263 StGB strafbar,<br />

wenn er in Wirklichkeit nie einen<br />

Arbeitsvertrag schließen wollte. Das<br />

Nichtabführen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen<br />

kann nach<br />

§§ 389 ff. AO und § 266a StGB strafbar<br />

sein.<br />

Auch die Befristung <strong>de</strong>r Arbeitsverhältnisse<br />

hat ihre Tücken. Gemäß § 14 Abs.<br />

2 TzBfG kann eine sachgrundlose Befristung<br />

mit einem Arbeitnehmer, <strong>de</strong>r zuvor<br />

bereits in einem unbefristeten o<strong>de</strong>r<br />

befristeten Arbeitsverhältnis gestan<strong>de</strong>n<br />

hat, nicht mehr abgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine gleichwohl vertraglich vereinbarte<br />

Befristung ist unwirksam, das Arbeitsverhältnis<br />

ist auf unbestimmte Zeit geschlossen.<br />

Auch für diese Fragestellung kommt<br />

es auf die von <strong>de</strong>n Parteien gewählte<br />

Bezeichnung eines Rechtsverhältnisses<br />

nicht an: Ein als Praktikum bezeichnetes<br />

Arbeitsverhältnis kann sich <strong>de</strong>mnach<br />

auch bei <strong>de</strong>r Anschlussbeschäftigung<br />

als Risiko erweisen. Dass zwischen Praktikum<br />

und „echter“ Einstellung gegebenenfalls<br />

Jahre verstrichen sind, spielt<br />

nach gelten<strong>de</strong>m Recht keine Rolle.<br />

Bei <strong>de</strong>n Einfühlungsverhältnissen wird<br />

in <strong>de</strong>r Praxis häufi g keine schriftliche<br />

Vereinbarung geschlossen. Ist es rechtlich<br />

als Arbeitsverhältnis zu werten,<br />

hat das die folgen<strong>de</strong> Konsequenz: Die<br />

mündliche Vereinbarung, die Probearbeit<br />

(also das Arbeitsverhältnis) auf eine<br />

bestimmte Zeit (etwa einen Tag) zu befristen,<br />

ist mangels schriftlicher Regelung<br />

unwirksam. Es entsteht damit ein<br />

unbefristetes Arbeitsverhältnis.<br />

Insgesamt muss man sich als Arbeitgeber<br />

bewusst sein, dass vorteilhaft erscheinen<strong>de</strong><br />

Praktika und Einfühlungsverhältnisse<br />

auch für Arbeitgeber böse<br />

Überraschungen und Risiken beinhalten.<br />

Ein Chef sollte daher gut überlegen,<br />

ob er von diesen Mitteln wirklich Gebrauch<br />

machen will.<br />

Der Autor: Bernd Weller<br />

ist Fachanwalt für Arbeitsrecht in <strong>de</strong>r Kanzlei<br />

Heuking Kühn Lüer Wojtek, Frankfurt/Main.<br />

39


Finanzen & Steuern<br />

Private-Equity-Branche<br />

nimmt Mittelstand ins Visier<br />

Private-Equity-Gesellschaften interessieren<br />

sich zunehmend für kleinere<br />

Unternehmen, bestehen nicht mehr auf<br />

Mehrheitsbeteiligungen und sind offen<br />

für eine längere Dauer einer Beteiligung.<br />

Das sind die zentralen Ergebnisse einer<br />

Studie <strong>de</strong>r Beratungs- und Prüfungsgesellschaft<br />

Rödl & Partner in Nürnberg.<br />

Sie basieren auf einer Befragung von<br />

rund 300 Beteiligungsgesellschaften in<br />

Deutschland.<br />

Die stärkere Hinwendung zu kleineren<br />

und mittleren Unternehmen bis 20 Mil-<br />

WO PRIVATE-EQUITY-GESELLSCHAFTEN<br />

INVESTIEREN WOLLEN*<br />

Der Fokus richtet sich zunehmend<br />

auf kleine Unternehmen<br />

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FINANZTRENDS<br />

4%<br />

22%<br />

48%<br />

63%<br />

*Mehrfachnennungen möglich Quelle: Rödl & Partner 2010<br />

lionen Euro Umsatz hat nach Ansicht<br />

von Wolfgang Kraus, geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />

Partner bei Rödl & Partner, zwei<br />

Ursachen: Zum einen hätten sich die<br />

Finanzierungsbedingungen für große<br />

Transaktionen im Gefolge <strong>de</strong>r Krise<br />

<strong>de</strong>utlich verschlechtert, zum an<strong>de</strong>ren<br />

wachse <strong>de</strong>r Bedarf kleinerer Unternehmen,<br />

zukünftiges Wachstum zu fi -<br />

nanzieren. Außer<strong>de</strong>m begünstige eine<br />

größere Offenheit <strong>de</strong>s Mittelstands gegenüber<br />

externen Eigenkapitalpartnern<br />

diese Entwicklung: „Beteiligungskapital<br />

wird im Mittelstand langsam Normalität“,<br />

betont Kraus.<br />

Die Bereitschaft <strong>de</strong>r Investoren, längere<br />

Laufzeiten von sieben bis zehn Jahren<br />

in Kauf zu nehmen, dürfte auch dazu<br />

beitragen. Der Studie zufolge geht die<br />

Private-Equity-Branche davon aus, dass<br />

sich die hohen Renditen <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

nicht mehr erzielen lassen. Statt<strong>de</strong>ssen<br />

gewinnt <strong>de</strong>r Eigenkapitaleinsatz<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Kredit eine größere Be<strong>de</strong>utung.<br />

VR Leasing<br />

behauptet sich im Krisenjahr 2009<br />

Mit einem Neugeschäftsvolumen von<br />

2,24 Milliar<strong>de</strong>n Euro im Inland konnte<br />

die VR Leasing, <strong>de</strong>r Spezialfi nanzierer im<br />

genossenschaftlichen Finanzverbund mit<br />

Sitz in Eschborn, das Geschäftsjahr 2009<br />

knapp auf Vorjahresniveau abschließen<br />

(2008: 2,32 Milliar<strong>de</strong>n Euro). Das geht<br />

aus einer Pressemitteilung hervor.<br />

<strong>Als</strong> stabiles Standbein erwies sich das<br />

Leasing-Geschäft mit Fahrzeugen. Das<br />

Neugeschäftsvolumen bei Pkw und<br />

Kombis, Bussen, Lkw und Anhängern<br />

ZAHL DES MONATS<br />

22 Tage<br />

müssen <strong>de</strong>utsche Lieferanten im<br />

Durchschnitt warten, bis ihre Kun<strong>de</strong>n<br />

die Rechnung begleichen. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt das Atradius-Zahlungsmoralbarometer<br />

aufgrund seiner<br />

neuesten Erhebung. Damit habe<br />

sich im Vergleich zum Sommer 2009<br />

die Dauer überfälliger Rechnungen<br />

halbiert. „Die Lieferanten fahren die<br />

Früchte eines konsequenteren Mahn-<br />

und For<strong>de</strong>rungsmanagements ein“,<br />

kommentiert Michael Karrenberg,<br />

Leiter Risikomanagement bei Atradius<br />

Deutschland, die Entwicklung.<br />

Eine Beleg dafür: Der Studie zufolge<br />

pochen <strong>de</strong>utsche Lieferanten im europäischen<br />

Vergleich auf die kürzesten<br />

Zahlungsfristen: 19 Tage geben sie ihren<br />

Kun<strong>de</strong>n Zeit, um die Rechnung zu<br />

begleichen.<br />

stieg um acht Prozent auf 877,3 Millionen<br />

Euro (2008: 812,7 Millionen Euro).<br />

Dagegen verzeichnete VR Leasing bei<br />

<strong>de</strong>r Finanzierung von Investitionsgütern<br />

einen Rückgang um 19,5 Prozent auf<br />

692,3 Millionen Euro. Hier habe sich die<br />

schwere Krise auf <strong>de</strong>m Maschinenmarkt<br />

bemerkbar gemacht. Eine immer größere<br />

Rolle spielt das Online-Geschäft. Dort<br />

verzeichnete <strong>de</strong>r Finanzdienstleister ein<br />

Neugeschäft von 685,6 Millionen Euro,<br />

52 Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

40 ProFirma 06 2010


ProFirma 06 2010<br />

Mittelständler fi nanzieren<br />

Innovationen aus eigener Tasche<br />

Kleine und mittlere Unternehmen fi nanzieren ihre Innovationsanstrengungen<br />

zu mehr als 70 Prozent über eigene Mittel. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt eine Auswertung <strong>de</strong>r KfW Bankengruppe<br />

auf <strong>de</strong>r Datenbasis <strong>de</strong>s KfW-Mittelstandspanels. Der Analyse<br />

zufolge spielen externe Geldquellen nur eine untergeordnete<br />

Rolle. So wer<strong>de</strong>n nur zwölf Prozent <strong>de</strong>r Innovationsaufwendungen<br />

über Bankkredite fi nanziert.<br />

Dieser Anteil <strong>de</strong>r Fremdfi nanzierung sinkt sogar mit steigen<strong>de</strong>r<br />

Forschungs- und Entwicklungsintensität: Unternehmen mit ho-<br />

Grüne Vorzeichen bei Aktienfonds<br />

Aktienfonds-Besitzer haben in <strong>de</strong>n vergangenen zwölf Monaten<br />

beachtliche Wertzuwächse erzielt. So legten Aktienfonds<br />

mit Anlageschwerpunkt Deutschland im Schnitt um 54,4<br />

Prozent zu und damit fast vier Prozentpunkte mehr als das<br />

Börsenbarometer Dax, das von En<strong>de</strong> März 2009 bis En<strong>de</strong> März<br />

2010 um gut 50 Prozent anstieg. Mit Schwellenlän<strong>de</strong>r- sowie<br />

Osteuropa-Aktienfonds konnten Anleger ihr Kapital zum Teil<br />

mehr als verdoppeln. Dies geht aus <strong>de</strong>r Fondsstatistik <strong>de</strong>s BVI<br />

Bun<strong>de</strong>sverband Investment und Asset-Management zum 31.<br />

März 2010 hervor.<br />

Die Zwölf-Monats-Resultate <strong>de</strong>r Aktienfonds-Gruppen spiegeln<br />

die Erholung <strong>de</strong>r Börsen wi<strong>de</strong>r. Neben Aktienfonds<br />

Deutschland lieferten auf Einjahressicht europaweit anlegen<strong>de</strong><br />

(50,4 Prozent) und global ausgerichtete (42,8 Prozent) Fonds<br />

ebenfalls beachtliche Resultate. Gleichwohl haben Aktienfondsanleger<br />

aus <strong>de</strong>r Zehnjahres-Perspektive noch <strong>de</strong>utliche<br />

Verluste gemacht.<br />

her Forschungsintensität greifen so gut wie gar nicht auf Fremdmittel<br />

zurück.<br />

<strong>Als</strong> Ursache dafür verweist die KfW darauf, dass <strong>de</strong>r Erfolg von<br />

Innovationsvorhaben für externe Geldgeber kaum abzuschätzen<br />

sei. Nach Ansicht von Norbert Irsch, Chefvolkswirt <strong>de</strong>r KfW<br />

Bankengruppe, hat das Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen: „Die starke Abhängigkeit von Eigenmitteln verzögert<br />

vor allem die Entwicklung und erfolgreiche Markteinführung<br />

von Spitzentechnologien.“<br />

BILANZBUCHHALTER FORDERN BESSERE<br />

BILDUNGSCHANCEN<br />

Trotz hoher fachlicher Wertschätzung in <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />

fi n<strong>de</strong>n Bilanzbuchhalter nach Ansicht <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />

<strong>de</strong>r Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC)<br />

kaum Anerkennung in <strong>de</strong>r Bildungspolitik. So bleibe<br />

Bilanzbuchhaltern <strong>de</strong>r Zugang zum Master-Studiengang<br />

immer noch verwehrt. „Die Qualifi kation von<br />

Bilanzbuchhaltern ist mit <strong>de</strong>m Bachelor gleichzusetzen“,<br />

betonte Hans-Joachim Klein, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Verbands,<br />

auf <strong>de</strong>r Kongressmesse ReWeCo in Bielefeld.<br />

Er for<strong>de</strong>rte insbeson<strong>de</strong>re das Bun<strong>de</strong>sministerium für<br />

Bildung und Forschung (BMBF) auf, sich noch stärker<br />

für die berufl iche Anerkennung von Bilanzbuchhaltern<br />

einzusetzen. „Es wäre absurd, wenn geprüfte Bilanzbuchhalter<br />

an <strong>de</strong>n Hochschulen noch Rechnungswesen<br />

belegen müssen.“<br />

EMI: AUFSCHWUNG<br />

VERFESTIGT SICH<br />

WERTENTWICKLUNG AUF EINEN BLICK Die Industrie hat sich im April 2010 weiter erholt.<br />

Das zeigt <strong>de</strong>r saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufs-<br />

Fondsgruppe 1 Jahr 5 Jahre 10 Jahre 20 Jahre 30 Jahre<br />

manager-In<strong>de</strong>x (EMI), <strong>de</strong>r gegenüber März nochmals<br />

Aktienfonds Deutschland<br />

1,3 Zähler auf 61,5 zulegte. Der Produktionssektor<br />

kumuliert 54,4 27,9 -19,5 181,5 1.145,0<br />

verzeichnete das höchste Wachstum seit Beginn <strong>de</strong>r<br />

p.a. 54,4 5,0 -2,1 5,3 8,8<br />

monatlichen Umfrage unter rund 500 <strong>de</strong>utschen In-<br />

Aktienfonds international<br />

dustrie-Einkaufsmanagern im April 1996. Nicht nur<br />

kumuliert 42,8 11,2 -34,8 194,0 998,0<br />

die Erzeugung trug maßgeblich zum neuen Allzeit-<br />

p.a. 42,8 2,2 -4,2 5,5 8,3<br />

hoch bei, auch die vier übrigen in die Berechnung <strong>de</strong>s<br />

Aktienfonds Osteuropa<br />

kumuliert 118,1<br />

p.a. 118,1<br />

66,1<br />

10,7<br />

139,4<br />

9,1<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Hauptin<strong>de</strong>x einfl ießen<strong>de</strong>n Teilindizes wie Auftragseingang,<br />

Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormateriallager<br />

wirkten sich positiv aus. Damit verfestige sich<br />

<strong>de</strong>r Aufschwung, kommentierte Holger Hil<strong>de</strong>brandt,<br />

Aktienfonds Emerging Markets<br />

Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands Material-<br />

kumuliert 75,5 89,0 20,3 - -<br />

wirtschaft, Einkauf und Logistik, die aktuelle Statistik.<br />

p.a. 75,5 13,6 1,9 - -<br />

41


Finanzen & Steuern – Seniorenabsicherung<br />

Altersversorgung<br />

Gefährliche Versäumnisse<br />

Viele Unternehmenschefs verlassen sich bei <strong>de</strong>r Rente auf <strong>de</strong>n Erlös aus <strong>de</strong>m<br />

Verkauf ihres Betriebs. Der Wert <strong>de</strong>s Lebenswerks wird aber fast immer überschätzt<br />

und gefähr<strong>de</strong>t die Absicherung <strong>de</strong>s Lebensabends. VON EVA NEUTHINGER<br />

Perfekte Staffelübergabe: Viele Unternehmer nehmen sich zu wenig Zeit, um die Nachfolge<br />

sorgfältig zu planen.<br />

Erfolgreich, engagiert, En<strong>de</strong> vierzig: Für<br />

Uwe Rolef ist das genau die richtige<br />

Situa tion, um die ersten Schritte für eine<br />

gut geplante Staffelübergabe in einem<br />

Unternehmen einzuleiten. Der Steuerberater<br />

in Alfter bei Bonn hat sich auf<br />

die Nachfolge spezialisiert und kennt<br />

zahlreiche Fälle, in <strong>de</strong>nen mittelstän-<br />

dische Firmenchefs viel zu lange damit<br />

gewartet haben. Dazu gehört etwa die<br />

Geschichte eines Ehepaares, bei<strong>de</strong> 60<br />

Jahre alt. Sie gingen immer stillschweigend<br />

davon aus, dass ihr Sohn die Firma<br />

übernehmen wür<strong>de</strong>. <strong>Als</strong> die Unternehmensnachfolge<br />

konkrete Formen annehmen<br />

sollte, bekannte er sich dann<br />

allerdings zu seiner Karriere als Banker.<br />

Eine fehlgeschlagene Nachfolge kann fatale<br />

Folgen haben, vor allem dann, wenn<br />

die Übergabe mit einem Verkauf <strong>de</strong>r<br />

Firma geregelt wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Erlös die<br />

Basis für die fi nanzielle Absicherung im<br />

Ruhestand sein soll.<br />

Genau vor diesem Problem steht Unternehmerin<br />

Ursula Jachnik in Koblenz. Gemeinsam<br />

mit ihrem Mann baute sie vor<br />

45 Jahren ein Autohaus für die Marken<br />

Volvo und Subaru auf. Den Vertrieb von<br />

Neuwagen haben die Jachniks zwar ein<br />

wenig eingeschränkt. „Mit unserer Werkstatt<br />

erzielen wir aber gute Gewinne“,<br />

sagt Jachnik. Seit fast zehn Jahren sucht<br />

das Ehepaar nun schon nach einem externen<br />

Nachfolger. „Wir haben zu spät<br />

begonnen“, meint die engagierte 67-Jährige.<br />

Mit <strong>de</strong>m Verkaufserlös will das Paar<br />

sein Alterseinkommen sichern. Mehrere<br />

Übergabeversuche scheiterten. „Aktuell<br />

haben wir zwar wie<strong>de</strong>r einen Interessenten.<br />

Die Banken wollen aber das Risiko<br />

nicht mittragen“, meint Jachnik.<br />

Nils Koerber, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />

K.E.R.N – die<br />

Nachfolgespezialisten in Darmstadt,<br />

kennt die Probleme <strong>de</strong>r Seniorchefs<br />

sehr genau: „Bei <strong>de</strong>r Übergabe spielen<br />

immer emotionale Faktoren mit. Schon<br />

in <strong>de</strong>n besten Jahren <strong>de</strong>n Ausstieg zu<br />

bestimmen, ist ein mentaler Spagat, <strong>de</strong>n<br />

viele – bewusst o<strong>de</strong>r unbewusst – nicht<br />

leisten wollen.“ Der ist aber notwendig.<br />

Denn keine Staffelübergabe kann inner-<br />

42 ProFirma 06 2010


halb von Monaten gelingen. Für Wolf<br />

Kempert, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

für Unternehmensnachfolge und<br />

Unternehmensführung (UNU) in Berlin<br />

und Mitglied <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensberater (BDU), gibt es<br />

nicht einmal bei bester Vorbereitung<br />

über einen Zeitraum von zehn o<strong>de</strong>r<br />

mehr Jahren „die optimal gelaufene<br />

Nachfolge“. Zu viele Aspekte sind zu<br />

berücksichtigen und zu viele Fallstricke<br />

zu überwin<strong>de</strong>n.<br />

Das gilt schon für die interne Nachfolge,<br />

wenn Sohn o<strong>de</strong>r Tochter das Geschäft<br />

übernehmen sollen. Die Junioren müssen<br />

nicht nur behutsam als neue Chefs<br />

aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Auch bei <strong>de</strong>r Nachfolge<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Familie müssen<br />

Ansprüche an<strong>de</strong>rer Angehöriger, wie<br />

gera<strong>de</strong> die Alterssicherung <strong>de</strong>s Seniors,<br />

beson<strong>de</strong>rs beachtet wer<strong>de</strong>n. Nicht weniger<br />

kompliziert ist <strong>de</strong>r Verkauf <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens an einen externen Nachfolger.<br />

Erfahrungsgemäß ist es nicht nur<br />

schwer, einen geeigneten Kandidaten zu<br />

fi n<strong>de</strong>n. „Auch die Nase muss passen“,<br />

meint Dirk Hubl, Partner <strong>de</strong>r Kanzlei<br />

Rolef & Hubl in Alfter.<br />

Darüber hinaus müssen <strong>de</strong>n individuellen<br />

Bedürfnissen aller Parteien<br />

entsprechend sämtliche Optionen gegeneinan<strong>de</strong>r<br />

abgewogen wer<strong>de</strong>n. Was<br />

kommt infrage? Nur <strong>de</strong>r Verkauf <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens auf einen Schlag? Ein<br />

gleiten<strong>de</strong>r Übergang mit Beteiligung?<br />

Eine Verpachtung? Und was passiert mit<br />

Pensionsrückstellungen in <strong>de</strong>r Bilanz,<br />

die sich negativ auf <strong>de</strong>n Verkaufspreis<br />

auswirken können? Zu schön, gäbe es<br />

ein Patentrezept. Letztlich sind die Antworten<br />

jedoch immer individuell zu<br />

ermitteln, vieles ist Verhandlungssache.<br />

Wie im Falle <strong>de</strong>s Unternehmerehepaars<br />

Machnik sind es am Schluss jedoch immer<br />

zwei Punkte, die über Erfolg o<strong>de</strong>r<br />

Misserfolg entschei<strong>de</strong>n: Der Verkaufserlös,<br />

<strong>de</strong>r die Basis für die Absicherung im<br />

Ruhestand sein soll, und die geeignete<br />

Finanzierung <strong>de</strong>r Übergabe.<br />

Der realistische Firmenwert<br />

Die Einschätzung <strong>de</strong>s Unternehmenswerts<br />

ist in <strong>de</strong>n Verkaufsverhandlungen<br />

in <strong>de</strong>r Tat <strong>de</strong>r Knackpunkt schlechthin:<br />

ProFirma 06 2010<br />

So sichern sich Senioren ab<br />

Viele Unternehmer müssen ihre Altersversorgung aus ihrem Betrieb fi nanzieren.<br />

Neben <strong>de</strong>m Verkauf gibt es noch einige weitere Optionen.<br />

ERTRÄGE AUS TÄTIGKEITSVERGÜTUNGEN Bleibt <strong>de</strong>r Senior aktiv im Unternehmen<br />

tätig, so kann seine Versorgung – zumin<strong>de</strong>st teilweise und temporär – aus dafür<br />

gezahlten Gehältern sichergestellt wer<strong>de</strong>n. Statt eines Gehalts kann auch ein Beraterhonorar<br />

vereinbart wer<strong>de</strong>n.<br />

VERGÜTUNG FÜR BEIRATSTÄTIGKEIT Gera<strong>de</strong> im Nachfolgeprozess wer<strong>de</strong>n oftmals<br />

Beiräte installiert, häufi g rechtzeitig in Form sogenannter „Nachfolgebeiräte“.<br />

Ausschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Unternehmer übernehmen dann meist <strong>de</strong>n Vorsitz im Beirat.<br />

ZURÜCKBEHALTENE VERMÖGENSWERTE Unternehmer nutzen gerne auch die Möglichkeit,<br />

bestimmte Vermögenswerte zurückzubehalten und an das Unternehmen<br />

zu vermieten. Die Erträge daraus können <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Altersversorgung<br />

dienen.<br />

VERPACHTUNG Steuerlich ist die Verpachtung <strong>de</strong>s Unternehmens eine interessante<br />

Alternative zur unentgeltlichen o<strong>de</strong>r auch zur teilentgeltlichen Unternehmensübertragung.<br />

Die gesamte Vermögenssubstanz bleibt beim Unternehmer. Die Betriebsführung<br />

geht auf die nächste Generation o<strong>de</strong>r auf Dritte über. Der Verpächter hat<br />

dabei das Wahlrecht, seine betriebliche Tätigkeit endgültig einzustellen und unter<br />

Auf<strong>de</strong>ckung aller stillen Reserven nur noch Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung<br />

zu beziehen.<br />

TEILVERKAUF Eine weitere Option ist <strong>de</strong>r Teilverkauf von Gesellschaftsanteilen<br />

an familiäre Nachfolger o<strong>de</strong>r an Dritte. Bestehen Be<strong>de</strong>nken darüber, dass die Nachfolgegeneration<br />

Probleme mit <strong>de</strong>r erfolgreichen Unternehmensführung haben wird,<br />

können zehn o<strong>de</strong>r 20 Prozent an externe Führungskräfte veräußert wer<strong>de</strong>n, die<br />

dann als geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafter Verantwortung übernehmen.<br />

ZURÜCKBEHALTENE NUTZUNGSRECHTE Insbeson<strong>de</strong>re aus erbschaftsteuerlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n kann es vorteilhaft sein, auf <strong>de</strong>n Nachfolger Unternehmenssubstanz zu übertragen,<br />

die Erträge jedoch im Wege <strong>de</strong>s Vorbehaltsnießbrauchs zurückzubehalten.<br />

Quelle: Prof. D.B. Simmert/Dortmund, K. A. Niggemann, Meinerzhagen<br />

„Firmeninhaber gehen meist davon aus,<br />

dass dieser viel höher liegt als er tatsächlich<br />

ist“, sagt Nils Koerber. Je<strong>de</strong>r Unternehmer<br />

muss sich jedoch darüber im<br />

Klaren sein, dass <strong>de</strong>r Wert seiner Firma<br />

abhängig von <strong>de</strong>r allgemeinen Marktlage<br />

schwankt. Innerhalb weniger Monate<br />

kann er nach oben o<strong>de</strong>r nach unten abweichen.<br />

Die beste Verhandlungsposition<br />

bei <strong>de</strong>r Nachfolge haben daher jene<br />

Unternehmenschefs, die loslassen können<br />

– aber nicht müssen, also <strong>de</strong>nen die<br />

Zeit noch nicht im Nacken sitzt.<br />

<strong>Als</strong> Basis für die Preisverhandlung wählen<br />

die Parteien in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>n sogenannten<br />

Ertragswert, <strong>de</strong>n ein neutraler<br />

Berater <strong>de</strong>r Kammer, ein unabhängiger<br />

Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer<br />

o<strong>de</strong>r Steuerexperte zuvor ermittelt.<br />

Wohlgemerkt als Basis: Der Ertragswert<br />

entspricht nachher fast nie <strong>de</strong>m<br />

Verkaufspreis. Er zielt auf die künftig<br />

realisierbaren Erträge ab. Dabei spielen<br />

zahlreiche Faktoren eine Rolle: Zum<br />

Beispiel, inwiefern bisher das Unternehmen<br />

von <strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s Unterneh-<br />

43


Finanzen & Steuern – Seniorenabsicherung<br />

mers abhängig ist. Gibt es eine zweite<br />

Führungskraft im Haus, wirkt sich das<br />

wertsteigernd aus. Relevant sind auch<br />

die Mitarbeiter, <strong>de</strong>ren Betriebszugehörigkeit,<br />

Alter und Qualifi kation. Ein dynamisches,<br />

gut ausgebil<strong>de</strong>tes Team beeinfl<br />

usst <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

positiv, ebenso eine spezialisierte o<strong>de</strong>r<br />

diversifi zierte marktgerechte Leistungspalette<br />

und eine lebendige Stammkun<strong>de</strong>nstruktur.<br />

Schon daraus erschließt<br />

sich, warum und wie die Führung <strong>de</strong>s<br />

Betriebs schon mehrere Jahre vor <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>fi nitiven Nachfolge strategisch ausgerichtet<br />

wer<strong>de</strong>n sollte. Berater Kempert<br />

stellt aber immer wie<strong>de</strong>r fest, dass<br />

Unternehmer kurz vor <strong>de</strong>m Ruhestand<br />

„mü<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n“. Wer weiß, dass er die<br />

Firmenleitung bald abgibt, investiert<br />

vielleicht nicht in neue Technik o<strong>de</strong>r<br />

akquiriert keine neuen Kun<strong>de</strong>n mehr.<br />

Stolperstein Finanzierung<br />

Auch wenn ein Käufer gefun<strong>de</strong>n und<br />

eine Einigung über <strong>de</strong>n Preis erzielt ist,<br />

ist die Nachfolgeregelung noch nicht<br />

sicher unter Dach und Fach. Denn die<br />

Banken verlangen vom Übernehmer<br />

<strong>de</strong>s Betriebs oft Sicherheiten, die dieser<br />

noch nicht aufbauen konnte. Sogar<br />

wenn die Erträge <strong>de</strong>s Unternehmens üppig<br />

fl ießen, weichen die Kreditinstitute<br />

von ihren hohen For<strong>de</strong>rungen nicht ab.<br />

Ausweg könnte eine Bürgschaft <strong>de</strong>r För-<br />

<strong>de</strong>rbanken sein. Doch die vergeben Zusagen<br />

auch nur nach strengen Regeln.<br />

Um die Banken mit ins Boot zu holen,<br />

müssen die Parteien daher mitunter<br />

nachhelfen. „Manchmal ist es notwendig,<br />

dass <strong>de</strong>r Firmenchef selbst Geld in<br />

die Hand nimmt“, sagt Wolf Kempert.<br />

In <strong>de</strong>r Regel läuft das auf eine Beteiligung<br />

hinaus. Der Senior kann als stiller<br />

Teilhaber im Unternehmen bleiben und<br />

wird über die fl ießen<strong>de</strong>n Erträge entlohnt<br />

(siehe auch Kasten auf Seit 43).<br />

Damit ist aber stets ein Risiko verbun<strong>de</strong>n:<br />

„Eine Beteiligung kommt nur in Betracht,<br />

wenn <strong>de</strong>r neue Geschäftsführer<br />

alle Kompetenzen und Führungsqualitäten<br />

mitbringt, um <strong>de</strong>n Betrieb erfolgreich<br />

weiterführen zu können“, warnt<br />

Koerber. Selbst dann bleiben noch Unwägbarkeiten,<br />

wie etwa konjunkturelle<br />

Schwankungen o<strong>de</strong>r negative Entwicklungen<br />

am Markt, welche die Altersbezüge<br />

gefähr<strong>de</strong>n können. Das gilt genauso,<br />

wenn bei<strong>de</strong> Parteien eine Leibrente<br />

vereinbaren. Auf <strong>de</strong>r sicheren Seite sind<br />

Firmenchefs nur für <strong>de</strong>n Fall, dass diese<br />

besichert ist. „Infrage kommt etwa <strong>de</strong>r<br />

Eintrag einer Grundschuld, falls zum<br />

Beispiel Immobilien vorhan<strong>de</strong>n sind“,<br />

empfi ehlt Uwe Rolef. An<strong>de</strong>rnfalls trägt<br />

<strong>de</strong>r Senior das Risiko einer Insolvenz<br />

immer mit. „Und zwar unabhängig davon,<br />

ob es sich um einen externen o<strong>de</strong>r<br />

einen internen Nachfolger han<strong>de</strong>lt“,<br />

warnt Koerber.<br />

Wohin mit <strong>de</strong>m Verkaufserlös?<br />

Hat <strong>de</strong>r Nachfolger das Geld schließlich<br />

überwiesen, kann <strong>de</strong>r Seniorunternehmer<br />

<strong>de</strong>n nächsten Schritt angehen: Es<br />

gilt nun, <strong>de</strong>n Verkaufserlös optimal anzulegen.<br />

Auch dabei muss sich <strong>de</strong>r Unternehmer<br />

über verschie<strong>de</strong>ne Fragen im<br />

Klaren wer<strong>de</strong>n: Welchen fi nanziellen<br />

Bedarf hat er im Ruhestand? Sind die Er-<br />

träge aus <strong>de</strong>m Verkaufserlös die einzige<br />

Finanzquelle? Will er das Geld komplett<br />

für seinen Lebensabend verbrauchen<br />

o<strong>de</strong>r einen Teil <strong>de</strong>s Vermögens an seine<br />

Nachkommen vererben? „Auf Basis<br />

<strong>de</strong>r individuellen Ziele, Wünsche und<br />

Erwartungen <strong>de</strong>s Unternehmers muss<br />

eine Konzept erarbeitet wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m<br />

auch alle steuerlichen und rechtlichen<br />

Aspekte einbezogen wer<strong>de</strong>n müssen“,<br />

sagt Mathias Lebtig, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Financial Planning GmbH Lebtig-<br />

Schwab-Anspichler in Freiburg.<br />

Erst wenn die Ziele klar sind, können die<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Anlagebausteine ausgesucht<br />

wer<strong>de</strong>n. Grundsätzlich stehen dafür<br />

zwei Wege offen: Investmentfonds<br />

o<strong>de</strong>r Rentenversicherungen. Für eine<br />

Lösung mit Fonds spricht die höhere<br />

Flexibilität gegenüber einer Rentenversicherung.<br />

Je nach Liquiditätsbedarf kann<br />

sich <strong>de</strong>r Unternehmer für einen Auszahlungsplan<br />

mit Verzehr <strong>de</strong>s gesamten Kapitals<br />

über eine bestimmte Zeit entschei<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r für regelmäßige Auszahlungen<br />

bei gleichzeitigem Erhalt <strong>de</strong>s Vermögens.<br />

Beispiel: Bei einem Rentenfonds<br />

mit einer durchschnittlichen Wertentwicklung<br />

von vier Prozent reicht ein<br />

Betrag von 100.000 Euro für eine monatliche<br />

Rente von 520 Euro über 25 Jahre.<br />

Will <strong>de</strong>r Unternehmer aber <strong>de</strong>n Kapitalstock<br />

erhalten, stehen ihm monatlich<br />

nur 320 Euro zur Verfügung.<br />

Eine Alternative ist eine sofort beginnen<strong>de</strong><br />

Rentenversicherung. Bei einer<br />

Einzahlung von 100.000 Euro kann ein<br />

65-jähriger Mann mit rund 500 Euro im<br />

Monat rechnen: „Die Versicherung hat<br />

<strong>de</strong>n Vorteil, dass das Kapital nicht nach<br />

einer bestimmten Zeit aufgebraucht<br />

ist“, betont Dragica Csa<strong>de</strong>r, Leiterin<br />

Produktmanagement Privatkun<strong>de</strong>n bei<br />

HDI Gerling Leben in Köln.<br />

Dennoch zeigt die Rechnung: Will <strong>de</strong>r<br />

Unternehmer seinen Lebensabend al-<br />

„Unternehmer überschätzen meist <strong>de</strong>n Wert ihrer Firma.“<br />

NILS KOERBER, UNTERNEHMENSBERATUNG K.E.R.N – DIE NACHFOLGESPEZIALISTEN, DARMSTADT<br />

44 ProFirma 06 2010<br />

Foto: privat


lein aus <strong>de</strong>m Verkaufserlös bestreiten,<br />

muss <strong>de</strong>r Nachfolger schon bereit sein,<br />

eine stattliche Summe hinzublättern.<br />

Deswegen ist es nach Ansicht von Mathias<br />

Lebtig besser, sich frühzeitig von<br />

einem erfahrenen Vermögensplaner<br />

<strong>de</strong>n fi nanziellen Bedarf im Alter ermitteln<br />

zu lassen: „Gera<strong>de</strong> unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Infl ation führen diese<br />

Berechnungen <strong>de</strong>m Unternehmer die<br />

Versorgungslücken plastisch vor Augen.“<br />

„Rechtzeitige Vorsorge ist angebracht“,<br />

sagt auch Dragica Csa<strong>de</strong>r. Seit<br />

<strong>de</strong>m Jahr 2005 gibt es dafür ein Instrument,<br />

das gera<strong>de</strong> aus steuerlicher Sicht<br />

für Selbstständige gut geeignet ist: Die<br />

Basisrente. So kann ein Unternehmer,<br />

<strong>de</strong>r 25 Jahre jährlich 12.000 Euro in eine<br />

Basisrente investiert, immerhin mit einer<br />

monatlichen Rente von 2.500 Euro<br />

rechnen. Und damit kann er auch das<br />

Thema Nachfolgesuche gelassener angehen.<br />

Zahltag<br />

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Zwischen 2010 und 2014 wer<strong>de</strong>n<br />

knapp 110.000 Familienunternehmen<br />

auf einen Nachfolger<br />

übertragen, wie das Institut<br />

für Mittelstandsforschung in<br />

Bonn aktuell ermittelt hat.<br />

43,8 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

bleiben <strong>de</strong>rzeit in <strong>de</strong>r Familie,<br />

21,1 Prozent wer<strong>de</strong>n verkauft.<br />

16,5 Prozent gehen in die Hän<strong>de</strong><br />

externer Führungskräfte,<br />

10,3 Prozent an einen Mitarbeiter.<br />

8,3 Prozent <strong>de</strong>r Betriebe<br />

wer<strong>de</strong>n stillgelegt, weil sich<br />

kein Nachfolger fi n<strong>de</strong>t.<br />

Quelle: Institut für Mittelstandsforschung, Bonn<br />

EXTERNE NACHFOLGE ÜBERWIEGT<br />

8,3<br />

Stilllegung<br />

10,3<br />

Mitarbeiter<br />

16,5<br />

externe<br />

Führungskräfte<br />

21,1<br />

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43,8<br />

Familie


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

46<br />

Risikomanagement<br />

Das Kleingedruckte nicht vergessen<br />

Banken knüpfen die Kreditvergabe wie<strong>de</strong>r stärker an Zusatzvereinbarungen.<br />

Verstöße dagegen können für das betroffene Unternehmen teuer wer<strong>de</strong>n.<br />

VON CARMEN MAUSBACH UND PROF. DIETHARD B. SIMMERT<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>r Unternehmensfi<br />

nanzierung zeigt <strong>de</strong>rzeit ein sehr<br />

heterogenes Bild: Während die Unternehmen<br />

vermehrt über eine zumin<strong>de</strong>st<br />

teilweise vorhan<strong>de</strong>ne Kreditklemme<br />

und zu schlechte Kreditkonditionen berichten,<br />

sehen die Banken die zum Teil<br />

negative Berichterstattung über ihre<br />

Kreditvergabepolitik als nicht gerechtfertigt<br />

an. Tatsache ist jedoch, dass sich<br />

im Zuge <strong>de</strong>r globalen Wirtschafts- und<br />

Finanzmarktkrise das Risikobewusstsein<br />

<strong>de</strong>r Banken <strong>de</strong>utlich verän<strong>de</strong>rt hat.<br />

Die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n längst<br />

vergessenen Financial Covenants wird<br />

für mittelständische Unternehmen daher<br />

zukünftig unerlässlich sein.<br />

<strong>Als</strong> Covenants wer<strong>de</strong>n nicht standardisierte<br />

Verpfl ichtungen o<strong>de</strong>r Zusatzvereinbarungen<br />

zwischen Kreditnehmern<br />

und Banken bezeichnet, die vom Kreditnehmer<br />

während <strong>de</strong>r Laufzeit <strong>de</strong>s<br />

Kredits die Erfüllung bestimmter Bedingungen<br />

o<strong>de</strong>r Aufl agen verlangen. Von<br />

<strong>de</strong>n Finanzhäusern wer<strong>de</strong>n Covenants<br />

als Frühwarnsystem und somit als zusätzliches<br />

Instrument im Bereich <strong>de</strong>s<br />

Risikomanagements eingesetzt. Wesentliches<br />

Ziel dieses Instruments ist es,<br />

<strong>de</strong>r asymmetrischen Informationsverteilung,<br />

die zwischen Gläubigern und<br />

Schuldnern besteht, entgegenzuwirken,<br />

um das Ausfallrisiko <strong>de</strong>r Bank bei <strong>de</strong>r<br />

Vergabe <strong>de</strong>s Kredits auf ein Minimum<br />

zu reduzieren.<br />

Konkret verpfl ichten Financial<br />

Covenants <strong>de</strong>n Kreditnehmer<br />

zur Einhaltung<br />

bestimmter Kennzahlen<br />

o<strong>de</strong>r Bilanzrelationen. Da<br />

die Messgrößen aus <strong>de</strong>r<br />

Bilanz abgeleitet wer<strong>de</strong>n,<br />

hat sich in <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r<br />

Begriff „Bilanzrelationsklauseln“<br />

durchgesetzt. Die<br />

Ausgestaltung <strong>de</strong>r Klauseln<br />

kann relativ einfach erfolgen,<br />

in<strong>de</strong>m die Bank nur einige wenige<br />

Bilanzkennzahlen formuliert.<br />

Wer<strong>de</strong>n im Vertragswerk hingegen<br />

viele und komplexe Bilanzkennzahlen<br />

eingesetzt, kann sehr schnell ein umfangreiches<br />

Verpfl ichtungssystem entstehen,<br />

das im Extremfall sogar in eine<br />

sittenwidrigen Knebelung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

mün<strong>de</strong>n kann.<br />

Kündigung eines Kredits<br />

bleibt <strong>de</strong>r Ausnahmefall<br />

Die Verletzung o<strong>de</strong>r Nichteinhaltung<br />

<strong>de</strong>r Klauseln zieht erhebliche Sanktionen<br />

nach sich, die für <strong>de</strong>n Kreditnehmer<br />

oftmals weitreichen<strong>de</strong> Konsequenzen<br />

haben. So räumen die Klauseln<br />

<strong>de</strong>m Kreditgeber bei einem erstmaligen<br />

Verfehlen o<strong>de</strong>r einem erstmaligen Verstoß<br />

meist ein Recht auf Nachbesicherung<br />

ein.<br />

Daneben kommen eine Anpassung <strong>de</strong>r<br />

Kreditkonditionen, eine Anpassung <strong>de</strong>r<br />

Financial Covenants nach Art und Höhe,<br />

Scha<strong>de</strong>nsersatz und die Zahlung einer<br />

Vertragsstrafe in Betracht. Für Kreditvolumina,<br />

die in Raten ausgezahlt wer<strong>de</strong>n,<br />

ist zu<strong>de</strong>m eine Auszahlungssperre o<strong>de</strong>r<br />

ein Weigerungsrecht <strong>de</strong>s Kreditgebers<br />

vorgesehen.<br />

Eine weitere Möglichkeit bei <strong>de</strong>r Verletzung<br />

<strong>de</strong>r Financial Covenants ist<br />

die Anwendung eines sogenannten<br />

Waivers. Hier wird zwischen <strong>de</strong>n Vertragspartnern<br />

die Vereinbarung getroffen,<br />

dass <strong>de</strong>r Kreditnehmer für eine<br />

bestimmte Zeit eine bestimmte Bilanzrelation<br />

nicht einhalten muss. Dafür<br />

muss er allerdings ein Entgelt in Form<br />

ProFirma 06 2010


BEDEUTUNG VON<br />

COVENANTS<br />

1) In Prozent <strong>de</strong>r Nennungen<br />

einer „Waiver Fee“ zahlen. Führen die<br />

Sanktionen nicht zum gewünschten Erfolg,<br />

wird die Bank <strong>de</strong>n Kredit kündigen<br />

und die Rückzahlung <strong>de</strong>s Kredits und<br />

<strong>de</strong>r fälligen o<strong>de</strong>r noch anfallen<strong>de</strong>n Zinsen<br />

verlangen. Die Kündigung bereits<br />

bestehen<strong>de</strong>r Kreditverträge stellt für das<br />

Unternehmen die mit Abstand bedrohlichste<br />

Sanktion dar.<br />

Dass Financial Covenants aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Wirtschafts- und Finanzmarktkrise eine<br />

zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Fremdkapitalfi nanzierung erfahren<br />

haben, wird durch zwei repräsentative<br />

Studien <strong>de</strong>r Unternehmensberatungsgesellschaft<br />

Roland Berger unterstrichen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs bemerkenswert in diesem<br />

Zusammenhang ist, dass die Unternehmensberatungsgesellschaft<br />

im Rahmen<br />

einer Studie im Jahr 2008 zunächst die<br />

Perspektive <strong>de</strong>r kreditgeben<strong>de</strong>n Ban-<br />

ProFirma 06 2010<br />

Mögliche Folgen bei Verstößen gegen Financial Covenants<br />

Konditionenanpassungen<br />

56%<br />

Wichtig<br />

Auszahlungssperre<br />

Be<strong>de</strong>utung von Covenants aus Bankensicht 1)<br />

Strenger<br />

Weniger<br />

streng<br />

Nachbesicherung<br />

Anpassung <strong>de</strong>r Covenants<br />

Kündigung Schärfste Sanktion <strong>de</strong>r Banken<br />

13%<br />

Weniger<br />

wichtig<br />

31%<br />

Sehr wichtig<br />

TREND ZU<br />

STRENGEREN<br />

KLAUSELN<br />

ken untersuchte und ein Jahr später<br />

die Kreditnehmerperspektive in <strong>de</strong>n<br />

Blickpunkt <strong>de</strong>r Betrachtungen stellte.<br />

Die Ergebnisse sind somit geeignet,<br />

Interessierten einen umfassen<strong>de</strong>n Einblick<br />

in die <strong>de</strong>rzeitige Vergabepraxis <strong>de</strong>r<br />

Banken zu geben, zumal bei<strong>de</strong> Studien<br />

zahlreiche Gemeinsamkeiten aufweisen<br />

und auch in ihren Kernergebnissen<br />

weitgehend übereinstimmen.<br />

Strengere Aufl agen für<br />

<strong>de</strong>n Mittelstand<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Studie im Jahr 2008<br />

wur<strong>de</strong>n insgesamt 100 Führungskräfte<br />

von mehr als 20 <strong>de</strong>utschen Kreditinstituten<br />

aus <strong>de</strong>m privaten, <strong>de</strong>m öffentlich-rechtlichen<br />

und <strong>de</strong>m genossenschaftlichen<br />

Bankensektor zum Thema<br />

Financial Covenants befragt. Im Hin-<br />

Einfrieren <strong>de</strong>r Linien<br />

Waiver<br />

Gegenmaßnahmen<br />

Allgemein<br />

Bei LBO-Transaktionen<br />

Bei Transaktionen mit Großunternehmen<br />

Bei Transaktionen mit KMU<br />

67%<br />

33%<br />

79%<br />

21%<br />

60%<br />

40%<br />

72%<br />

28%<br />

blick auf die <strong>de</strong>rzeitige Be<strong>de</strong>utung von<br />

Financial Covenants sahen 31 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Umfrageteilnehmer die in Kreditverträgen<br />

vereinbarten Nebenabre<strong>de</strong>n<br />

als sehr wichtig an. Zugleich waren 56<br />

Prozent <strong>de</strong>r befragten Banken <strong>de</strong>r Meinung,<br />

dass Financial Covenants momentan<br />

wichtig sind. Lediglich 13 Prozent<br />

<strong>de</strong>r teilnehmen<strong>de</strong>n Kreditinstitute<br />

gaben im Rahmen <strong>de</strong>r Umfrage an, dass<br />

sie aktuell eine eher geringere Be<strong>de</strong>utung<br />

haben.<br />

Ein allgemeiner Trend zu strengeren<br />

Financial Covenants ist nach Angaben<br />

<strong>de</strong>r Umfrageteilnehmer aktuell bei<br />

Leverage-Buy-Out-Transaktionen (79<br />

Prozent) und in <strong>de</strong>r Mittelstandsfi nanzierung<br />

(72 Prozent) zu beobachten.<br />

Erwartungsgemäß wer<strong>de</strong>n Financial<br />

Covenants insbeson<strong>de</strong>re bei nachrangigen<br />

Finanzierungen eingesetzt, da<br />

Quelle Roland Berger<br />

47


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

mit abnehmen<strong>de</strong>m Rang <strong>de</strong>s Fremdkapitals<br />

die Ausfallwahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s<br />

Schuldners steigt, und somit die For<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r nachrangigen Gläubiger<br />

oftmals nicht mehr befriedigt wer<strong>de</strong>n<br />

können. Zugleich weisen die Umfrageergebnisse<br />

darauf hin, dass von <strong>de</strong>n<br />

Aufl agen auch bei hybri<strong>de</strong>n Finanzierungsformen<br />

wie <strong>de</strong>m Mezzanine-Kapital<br />

verstärkt Gebrauch gemacht wird.<br />

Bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Covenants zeigt<br />

sich, dass größtenteils eine schuldnerspezifi<br />

sche Anpassung erfolgt und<br />

Kreditinstitute wesentlich seltener auf<br />

standardisierte Klauseln zurückgreifen.<br />

Obwohl grundsätzlich je<strong>de</strong> Bilanzkennzahl<br />

als einzuhalten<strong>de</strong> Kennzahl vereinbart<br />

wer<strong>de</strong>n kann, haben sich in <strong>de</strong>r<br />

Praxis vor allem solche Ziffern etabliert,<br />

die sich auf<br />

> die Eigenkapitalquote,<br />

> <strong>de</strong>n Verschuldungsgrad,<br />

> die Rentabilität<br />

> o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Unternehmensertrag beziehungsweise<br />

<strong>de</strong>n Cashfl ow und damit<br />

auf die laufen<strong>de</strong> Schul<strong>de</strong>ndienstfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Kreditnehmers beziehen.<br />

Nach Angaben <strong>de</strong>r Umfrageteilnehmer<br />

fi n<strong>de</strong>t die Überwachung <strong>de</strong>r Covenants<br />

mehrheitlich auf vierteljährlicher Basis<br />

statt, da Aufwand und Kosten hier in<br />

einem angemessenen Verhältnis zueinan<strong>de</strong>r<br />

stehen und durch eine vierteljährliche<br />

Überprüfung auch ein aktives,<br />

rechtzeitiges Eingreifen bei einer<br />

Verletzung ermöglicht wird. Weiterhin<br />

zeigt die Umfrage, dass Verstöße gegen<br />

Aufl agen meist Zinserhöhungen sowie<br />

die Einschaltung externer Berater in<br />

Form von Unternehmensberatungen,<br />

Wirtschaftsprüfern, Anwaltskanzleien<br />

und Steuerberatern nach sich ziehen.<br />

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COVENANTS AUS BANKEN- UND<br />

UNTERNEHMENSSICHT<br />

Darauf achten Banken beson<strong>de</strong>rs:<br />

> das zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Finanzierungsinstrument<br />

> das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

> die Branche<br />

> auf die vorhan<strong>de</strong>nen Kreditsicherheiten<br />

> die Kreditlaufzeit und<br />

> die Unternehmensgröße<br />

Klauseln, die Unternehmen<br />

beson<strong>de</strong>rs einschränken:<br />

> außeror<strong>de</strong>ntliche Kündigungsrechte<br />

bei einem Gesellschafterwechsel<br />

> Beschränkung <strong>de</strong>r Zurverfügungstellung<br />

von Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n<br />

als Sicherheiten für an<strong>de</strong>re<br />

Gläubiger<br />

> beschränkte Aufnahme zusätzlicher<br />

Kreditverbindlichkeiten<br />

> Restriktionen bei Akquisitionen<br />

o<strong>de</strong>r Unternehmensverkäufen<br />

> Beschränkungen bei <strong>de</strong>r Übernahme<br />

von Bürgschaften und bei <strong>de</strong>n<br />

Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nausschüttungen<br />

Nach überwiegen<strong>de</strong>r Auffassung <strong>de</strong>r<br />

befragten Kreditinstitute wird <strong>de</strong>r strategische<br />

Handlungsspielraum <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

durch die Vereinbarung und<br />

Nutzung von Covenants jedoch nicht<br />

stark eingeschränkt.<br />

Unternehmer befürchten<br />

mehr Streitfälle<br />

Im ersten Halbjahr 2009 wur<strong>de</strong>n zusätzlich<br />

zu <strong>de</strong>n Kreditinstituten insgesamt<br />

500 Unternehmen aller Branchen,<br />

Rechtsformen und Größen zur Lage in<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensfi nanzierung und zur<br />

Be<strong>de</strong>utung von Financial Covenants befragt.<br />

Wesentliches Ergebnis <strong>de</strong>r Umfrage<br />

ist, dass nahezu je<strong>de</strong>r Kreditvertrag<br />

positive Covenants aufweist. Insgesamt<br />

gaben 96 Prozent <strong>de</strong>r befragten Unternehmen<br />

an, dass ihre Kreditverträge<br />

positive Klauseln in Form von Informations-<br />

o<strong>de</strong>r Versicherungspfl ichten ent-<br />

halten, 76 Prozent gaben an, dass auch<br />

negative Covenants in <strong>de</strong>n Kreditverträgen<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Den Umfrageergebnissen zufolge führte<br />

ein Bruch von Aufl agen nur in wenigen<br />

Fällen zu einer unmittelbaren Kreditkündigung.<br />

Vielmehr wird über die<br />

Nachverhandlung <strong>de</strong>r Kreditverträge,<br />

die Anpassung <strong>de</strong>r Kreditkonditionen<br />

sowie die Zahlung einer Waiver Fee<br />

eine für das betroffene Unternehmen<br />

meist akzeptable Lösung gefun<strong>de</strong>n. Im<br />

Gegensatz zur Kreditgeberperspektive<br />

gaben die befragten Unternehmen<br />

jedoch mehrheitlich an, dass ihr strategischer<br />

Handlungsspielraum durch die<br />

Vereinbarung von Financial Covenants<br />

stark eingeschränkt wird. Kritisch sehen<br />

die Unternehmen auch, dass ihre<br />

spezifi sche Markt- und Branchensituation<br />

nicht ausreichend berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>.<br />

Zugleich sehen die befragten Unternehmen<br />

es auch als sehr wahrscheinlich<br />

an, dass die Banken zukünftig noch<br />

strengere Klauseln verlangen wer<strong>de</strong>n.<br />

Zu<strong>de</strong>m glauben 49 Prozent <strong>de</strong>r Umfrageteilnehmer,<br />

dass es zu einer zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Anzahl an Konfl ikten zwischen<br />

Kreditnehmern und Gläubigern<br />

kommen wird. Infolge<strong>de</strong>ssen schätzen<br />

59 Prozent <strong>de</strong>r Umfrageteilnehmer alternative<br />

Finanzierungsformen und 28<br />

Prozent <strong>de</strong>r befragten Unternehmen<br />

<strong>de</strong>n Kapitalmarkt als Kapitalbeschaffungsquelle<br />

als sehr be<strong>de</strong>utsam ein.<br />

Schlussfolgerungen aus <strong>de</strong>r Studie: Im<br />

Bankensektor vollzieht sich ein <strong>de</strong>utlicher<br />

Bewusstseinswan<strong>de</strong>l im Hinblick<br />

auf eine zunehmen<strong>de</strong> Risikovorsorge.<br />

Wichtig ist, dass diese Entwicklung nicht<br />

nur als ein vorübergehen<strong>de</strong>s Phänomen<br />

angesehen wer<strong>de</strong>n kann, son<strong>de</strong>rn dass<br />

die Banken bei <strong>de</strong>r Fremdkapitalvergabe<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit auch<br />

zukünftig weitaus vorsichtiger als bisher<br />

agieren wer<strong>de</strong>n.<br />

Mittelständische Unternehmen, die<br />

nach wie vor auf <strong>de</strong>n Bankkredit angewiesen<br />

sind, müssen <strong>de</strong>shalb verstärkt<br />

um<strong>de</strong>nken, was ihre Finanzierung betrifft.<br />

Vor allem gilt es zu erkennen, dass<br />

eine intensive Beschäftigung mit <strong>de</strong>n<br />

Financial Covenants auch zukünftig<br />

unerlässlich sein wird.<br />

48 ProFirma 06 2010


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Finanzen & Steuern<br />

Steuer-Tipps<br />

KEINE VERSCHONUNG<br />

Wird ein im Wege einer Erbschaft<br />

o<strong>de</strong>r Schenkung übernommener Betrieb<br />

für eine bestimmte Dauer unverän<strong>de</strong>rt<br />

fortgeführt, winken für<br />

<strong>de</strong>n Unternehmer bei <strong>de</strong>r Erbschaft-/<br />

Schenkungsteuer großzügige Verschonungsregeln.<br />

Geht das Unternehmen<br />

innerhalb dieser Frist jedoch in Insolvenz,<br />

fallen die Verschonungsregeln<br />

weg und es drohen Steuernachzahlungen<br />

(BFH, Urteil vom 4.2.2010, Az.<br />

II R 25/08).<br />

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Selbstständige, die ihren Gewinn<br />

nach <strong>de</strong>r einfachen Einnahmen-Überschussrechnung<br />

ermitteln, können<br />

ihre Steuererklärungen nun vollständig<br />

elektronisch ans Finanzamt übermitteln.<br />

In <strong>de</strong>r Version 11.4 bietet<br />

die Elster-Software nun erstmals die<br />

Möglichkeit, die Anlage EÜR komplett<br />

auszufüllen und zu sen<strong>de</strong>n (Software<br />

bzw. Update abrufbar unter www.<br />

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STEUERSCHULDEN<br />

Stellt ein Betrieb einen Insolvenzantrag<br />

und <strong>de</strong>r Insolvenzverwalter gestattet<br />

die Fortführung <strong>de</strong>s Gewerbes<br />

– entwe<strong>de</strong>r um einen Neustart zu ermöglichen<br />

o<strong>de</strong>r um die Insolvenzmasse<br />

nicht zu verschlechtern –, muss<br />

das Gewerbeamt stillhalten. Denn bei<br />

aufgelaufenen Steuerschul<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Insolvenz haben Gewerbeämter oft<br />

wegen Unzuverlässigkeit eine Gewerbeuntersagung<br />

ausgesprochen. Das ist<br />

nach Ansicht <strong>de</strong>s Verwaltungsgerichts<br />

Trier jedoch unzulässig (Urteil vom<br />

14.4.2010, Az. 5 K 11/10).<br />

STEUERTRENDS<br />

Aschewolke<br />

Unternehmer in <strong>de</strong>r Nachweispfl icht<br />

Viele Unternehmer saßen wegen <strong>de</strong>r<br />

Aschewolke und <strong>de</strong>s tagelangen Flugverbots<br />

im Ausland fest, mussten<br />

teilweise auf eigene Kosten Flüge umbuchen<br />

o<strong>de</strong>r ihren Hotelaufenthalt unfreiwillig<br />

verlängern. Wie<strong>de</strong>r zu Hause<br />

angekommen, könnte <strong>de</strong>r Ärger weitergehen.<br />

Denn das Finanzamt könnte<br />

bei Prüfungen, die Jahre später stattfi n<strong>de</strong>n,<br />

unterstellen, dass nicht die Aschewolke<br />

an <strong>de</strong>m verlängerten Aufenthalt<br />

schuld war, son<strong>de</strong>rn ein von Anfang<br />

RÜCKSTELLUNG FÜR DIGITALEN<br />

DATENZUGRIFF ZULÄSSIG<br />

Entstehen einem bilanzieren<strong>de</strong>n Unternehmer<br />

Kosten, weil er sein betriebliches EDV-<br />

Buchhaltungssystem an die „Grundsätze<br />

zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler<br />

Unterlagen“, kurz GDPdU, anpassen<br />

muss, darf er dafür eine Rückstellung bil<strong>de</strong>n.<br />

Die OFD Münster weist jedoch darauf<br />

hin, dass diese Möglichkeit erstmals für<br />

Wirtschaftsjahre angewandt wer<strong>de</strong>n darf,<br />

die nach <strong>de</strong>m 24. Dezember 2008 en<strong>de</strong>n.<br />

(Kurzinfo ESt Nr. 6/2010 vom 15.4.2010).<br />

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an geplanter Privaturlaub. Folge: Die<br />

Zusatzkosten und ein Teil <strong>de</strong>r An- und<br />

Abreisekosten dürften dann nicht als<br />

Betriebsausgaben abgezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

ProFirma rät: Selbstständige, <strong>de</strong>nen<br />

durch ihren unfreiwilligen Aufenthalt<br />

Zusatzkosten entstan<strong>de</strong>n sind, sollten<br />

sich daher jetzt Bestätigungen von Fluggesellschaft<br />

und Hotel besorgen, die beweisen,<br />

dass <strong>de</strong>r verlängerte Aufenthalt<br />

we<strong>de</strong>r geplant war noch private Hintergrün<strong>de</strong><br />

hatte.<br />

BETEILIGUNGSERWERB:<br />

SANIERUNGSKLAUSEL AUF EIS GELEGT<br />

Um angeschlagene Unternehmen vor <strong>de</strong>r<br />

Insolvenz zu retten, hat die Regierung im<br />

Bürgerentlastungsgesetz und im Wachstumsbeschleunigungsgesetz<br />

(Paragraf 8c<br />

KStG) eine Sanierungsklausel geschaffen.<br />

Verluste einer Kapitalgesellschaft gehen<br />

danach nicht unter, wenn <strong>de</strong>r Anteilskauf<br />

zur Rettung <strong>de</strong>s Unternehmens erfolgt. Der<br />

Käufer <strong>de</strong>r Anteile darf die Verluste daher<br />

steuerlich mit Gewinnen verrechnen.<br />

ProFirma warnt: Da die Europäische Kommission<br />

hier eine Wettbewerbsverzerrung<br />

sieht, hat das Bun<strong>de</strong>sfi nanzministerium die<br />

Sanierungsklausel auf Eis gelegt. Auch wer<br />

eine verbindliche Auskunft in <strong>de</strong>r Tasche<br />

hat, kann die übernommenen Verluste bis<br />

zur endgültigen Entscheidung <strong>de</strong>r Kommission<br />

nicht mehr Steuer sparend verrechnen<br />

(BMF, Schreiben vom 30.4.2010, Az. IV C<br />

2 - S 2745-a/08/10005).<br />

50 ProFirma 06 2010


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Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />

Foto: Finanzamt<br />

Vorsteuerabzug<br />

Wo Prüfer gerne schnüffeln<br />

Die Umsatzsteuerprüfung geht bei vielen Unternehmen richtig ins Geld.<br />

Der Grund: zu viele Fehler in Rechnungen. Mehr Genauigkeit macht sich bezahlt.<br />

VON OTTFRIED WEISS<br />

Der aktuellen Statistik <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi -<br />

nanzministeriums zufolge kostet eine<br />

Umsatzsteuerson<strong>de</strong>rprüfung einen<br />

Selbstständigen rund 17.000 Euro. Ein<br />

Großteil <strong>de</strong>r Steuernachzahlungen ist<br />

Folge <strong>de</strong>r Kürzung <strong>de</strong>r Vorsteuer wegen<br />

fehlerhafter Eingangsrechnungen. Pro-<br />

Firma zeigt die häufi gsten Fehlerquellen<br />

beim Vorsteuerabzug, verrät, wo die<br />

Finanzverwaltung bei <strong>de</strong>r Prüfung beson<strong>de</strong>rs<br />

genau hinschaut, und gibt Unternehmern<br />

Argumente an die Hand,<br />

wie drohen<strong>de</strong> Steuernachzahlungen bei<br />

einer Prüfung gedrückt o<strong>de</strong>r verhin<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Fall 1:<br />

Keine Rechnung vorhan<strong>de</strong>n<br />

Den Vorsteuerabzug erhält ein Unternehmer<br />

grundsätzlich nur dann, wenn<br />

er eine Rechnung mit ausgewiesener<br />

Umsatzsteuer in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hält. Soweit<br />

die Regel. Aber keine Regel ohne<br />

Ausnahme. Gilt nämlich die Steuerschuldnerschaft<br />

nach Paragraf 13b<br />

UStG, erhält <strong>de</strong>r Auftraggeber sogar<br />

dann einen Vorsteuerabzug, wenn er<br />

keine Rechnung erhalten hat.<br />

Beispiel: Bauunternehmer Huber beauftragt<br />

einen Subunternehmer mit <strong>de</strong>m<br />

Bau einer Halle. Die Nettorechnung, die<br />

er von seinem Subunternehmer erhält,<br />

lautet über 50.000 Euro. Huber führt die<br />

Umsatzsteuer nach Paragraf 13b UStG<br />

ans Finanzamt ab und macht in gleicher<br />

Höhe Vorsteuer geltend. Bei einer Umsatzsteuerson<strong>de</strong>rprüfung<br />

kann die Ein-<br />

gangsrechnung nicht mehr gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Subunternehmer ist insolvent.<br />

In diesem Fall greift die Umsatzsteueranmeldung<br />

nach Paragraf 13b<br />

UStG, nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Auftraggeber <strong>de</strong>r<br />

Vorsteuerabzug auch bei fehlerhaften<br />

o<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Eingangsrechnungen<br />

zusteht (BMF, Schreiben vom 2.12.2004,<br />

IV A 6 – S 7279 – 100/04, Tz. 4.1).<br />

Fall 2:<br />

Falsche Steuernummer<br />

Nicht selten kippt <strong>de</strong>r Prüfer <strong>de</strong>n Vorsteuerabzug<br />

aus Eingangsrechnungen,<br />

weil sich bei näherer Überprüfung herausstellt,<br />

dass entwe<strong>de</strong>r die angegebene<br />

Steuernummer nicht stimmt o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Name <strong>de</strong>s Rechnungsempfängers<br />

fehlerhaft o<strong>de</strong>r unvollständig ist. Doch<br />

können diese Fehler <strong>de</strong>m Rechnungsempfänger<br />

in die Schuhe geschoben<br />

wer<strong>de</strong>n und zum Verlust <strong>de</strong>s Vorsteuerabzugs<br />

führen? Nein, meint ProFirma.<br />

Die Angabe <strong>de</strong>r Steuernummer und <strong>de</strong>s<br />

Namens <strong>de</strong>s Leistungsempfängers sollen<br />

lediglich die ein<strong>de</strong>utige I<strong>de</strong>ntifi zierung<br />

<strong>de</strong>s Rechnungsausstellers und <strong>de</strong>s<br />

Rechnungsempfängers sicherstellen.<br />

Ist die I<strong>de</strong>ntifi zierung durch die fehlerhaften<br />

Angaben nicht beeinträchtigt,<br />

darf am Vorsteuerabzug nicht gerüttelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Begründung: Es kann einem<br />

Unternehmer nicht zugemutet wer<strong>de</strong>n,<br />

die Steuernummer <strong>de</strong>s Rechnungsempfängers<br />

auf ihre Richtigkeit zu überprüfen<br />

(Abschnitt 192 Abs. 3 Satz 4 UStR).<br />

Auch <strong>de</strong>r unvollständige Name <strong>de</strong>s<br />

Das tägliche Brot in <strong>de</strong>r Steuerprüfung:<br />

Beim intensiven Studium von Rechnungen<br />

stoßen die Prüfer immer wie<strong>de</strong>r auf Fehler.<br />

52 ProFirma 06 2010


Leistungsempfängers muss nach einem<br />

Urteil <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs kein Beinbruch<br />

sein (BFH, Az. V B 26/96).<br />

Fall 3: Scheinunternehmer<br />

Kommt das Finanzamt nach seinen<br />

Recherchen zur Auffassung, dass <strong>de</strong>r<br />

Rechnungsaussteller die abgerechnete<br />

Leistung nicht erbracht hat (Strohmann,<br />

Scheinunternehmer), ist <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug<br />

nicht zulässig. Das gilt auch dann,<br />

wenn eine Bestätigung <strong>de</strong>s Finanzamts<br />

über die Erfassung <strong>de</strong>s Lieferanten als<br />

Unternehmer vorgelegt wird.<br />

Beispiel: Schrotthändler Müller hat von<br />

einem Schrottlieferanten mehrere Tonnen<br />

Kupfer gekauft und dafür 100.000<br />

Euro zzgl. 19.000 Euro Umsatzsteuer<br />

gezahlt. Das Finanzamt stellt fest, dass<br />

es sich bei <strong>de</strong>m Lieferanten in Wirklichkeit<br />

um einen Arbeitslosen han<strong>de</strong>lte,<br />

ProFirma 06 2010<br />

<strong>de</strong>r für ein paar Hun<strong>de</strong>rt Euro einige<br />

Rechnungen unterzeichnet hat. Die<br />

Waren wur<strong>de</strong>n jedoch von einem Hintermann<br />

geliefert. Da Müller diesen Hintermann<br />

nicht benennen kann, muss<br />

er die bereits erhaltenen 19.000 Euro<br />

Vorsteuer wie<strong>de</strong>r ans Finanzamt zurückzahlen.<br />

ProFirma rät: An <strong>de</strong>r Feststellung <strong>de</strong>s<br />

Prüfers lässt sich zunächst nicht rütteln.<br />

Betroffene Unternehmer können jedoch<br />

einen Antrag auf Erlass aus Billigkeitsgrün<strong>de</strong>n<br />

bei <strong>de</strong>r Finanzkasse stellen.<br />

Ein Erlass ist möglich, wenn <strong>de</strong>r Rechnungsempfänger<br />

alles versucht hat,<br />

sich davon zu überzeugen, dass sein Geschäftspartner<br />

tatsächlich Unternehmer<br />

ist. Hat sich <strong>de</strong>r Auftraggeber beispielsweise<br />

eine Gewerbeanmeldung, eine Bestätigung<br />

über die steuerliche Erfassung<br />

beim Finanzamt und eine Ausweisko-<br />

Spielregeln rund<br />

um <strong>de</strong>n Vorsteuerabzug<br />

Aufbewahrung: Für Rechnungen gilt<br />

eine Aufbewahrungspfl icht von zehn<br />

Jahren.<br />

Online-Versand: Für elektronisch übermittelte<br />

Rechnungen gibt es nur dann<br />

einen Vorsteuerabzug, wenn diese mit<br />

einer qualifi zierten Signatur versehen<br />

sind (Paragraf 14 Abs. 3 Nr. 1 und Abs.<br />

2 UStG) und wenn <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>r elektronischen<br />

Rechnung nach Erhalt nicht<br />

mehr abän<strong>de</strong>rbar ist.<br />

Fax: Geht eine Rechnung als Papier-Fax<br />

ein, spricht nichts gegen einen Abzug.<br />

Bei Erhalt eines Computer-Faxes ist wie<strong>de</strong>rum<br />

eine qualifi zierte elektronische<br />

Signatur erfor<strong>de</strong>rlich (OFD Chemnitz,<br />

Verfügung vom 21.8.2006, Az. S 7287a<br />

– 1/1 – St 23).<br />

Ist-Versteuerung: Lagen die Umsätze<br />

<strong>de</strong>s Vorjahres nicht über 500.000 Euro,<br />

darf ein Unternehmer beim Finanzamt<br />

die Ist-Versteuerung beantragen. Danach<br />

muss er die Umsatzsteuer aus seinen<br />

Ausgangsrechnungen erst dann ans Finanzamt<br />

zahlen, wenn seine Kun<strong>de</strong>n<br />

ihre Rechnungen begleichen. Auf <strong>de</strong>n<br />

Vorsteuerabzug hat die Ist-Versteuerung<br />

jedoch keinen Einfl uss. Der Vorsteuerabzug<br />

steht einem Unternehmer unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Zahlung zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt<br />

zu, an <strong>de</strong>m er die Rechnung in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n<br />

hält.<br />

Rechnungsnummer: Egal, welche Rechnungsnummer<br />

<strong>de</strong>r Rechnungsaussteller<br />

wählt (Datum, Buchstabenkürzel, Zahlenkombination),<br />

das Finanzamt darf<br />

<strong>de</strong>n Vorsteuerabzug nie versagen. Der<br />

Vorsteuerabzug ist nur dann verloren,<br />

wenn gar keine Rechnungsnummer auf<br />

einer Eingangsrechnung zu fi n<strong>de</strong>n ist.<br />

Zurückbehalt: Enthält eine Rechnung<br />

fehlerhafte Angaben, die <strong>de</strong>n Verlust<br />

<strong>de</strong>r Vorsteuer auslösen, darf die Zahlung<br />

bis zur Zusendung einer berichtigten<br />

Rechnung zurückbehalten wer<strong>de</strong>n. Steht<br />

einem Unternehmer aus einer Rechnung<br />

jedoch kein Vorsteuerabzug zu (umsatzsteuerfreie<br />

Leistung, Rechnungsempfänger<br />

ist Kleinunternehmer), hat er kein<br />

Zurückbehaltungsrecht.<br />

pie <strong>de</strong>s Lieferanten aushändigen lassen<br />

und konnte daraus nicht geschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Rechnungsaussteller<br />

ein Scheinunternehmer ist, könnte es<br />

mit einem Antrag auf einen Erlass aus<br />

Billigkeitsgrün<strong>de</strong>n klappen (BFH, Urteil<br />

v. 30.4.2009, Az. V R 15/07).<br />

Fall 4: Ungenaue<br />

Leistungsbeschreibung<br />

Der neueste Trend <strong>de</strong>r Prüfer <strong>de</strong>s Finanzamts<br />

ist, die Leistungsbeschreibung<br />

in einer Eingangsrechnung genau<br />

zu prüfen. Ist diese sehr allgemein gehalten<br />

und kann die abgerechnete Leistung<br />

nicht nachvollzogen wer<strong>de</strong>n, ist <strong>de</strong>r<br />

Vorsteuerabzug verloren. Steht auf <strong>de</strong>r<br />

Rechnung beispielsweise nur „Trockenbauarbeiten“<br />

o<strong>de</strong>r „Wartungsarbeiten“<br />

ist das zu wenig.<br />

ProFirma rät: Es lohnt sich jedoch auf die<br />

Barrika<strong>de</strong>n zu gehen, wenn das Finanzamt<br />

die Vorsteuer vorschnell zurückfor<strong>de</strong>rt.<br />

Denn gibt es auf <strong>de</strong>r Rechnung<br />

Hinweise auf weitere Dokumente, aus<br />

<strong>de</strong>nen die erbrachte Leistung zweifelsfrei<br />

hervorgeht, ist <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug<br />

gerettet („Trockenbauarbeiten laut Leistungsbeschreibung<br />

vom 10. April 2010“<br />

o<strong>de</strong>r „Wartungsarbeiten im Umfang <strong>de</strong>s<br />

Wartungsvertrags vom 5. Mai 2010“).<br />

Fall 5: Korrektur <strong>de</strong>r Rechnung<br />

Eine häufi ge Frage in <strong>de</strong>r Praxis: Darf<br />

<strong>de</strong>r Empfänger die Rechnung berichtigen?<br />

Ja, er darf, lautet die Antwort.<br />

Doch damit das Finanzamt keine<br />

plumpe Urkun<strong>de</strong>nfälschung unterstellt<br />

und neben <strong>de</strong>r Kürzung <strong>de</strong>s Vorsteuerabzugs<br />

noch die Staatsanwaltschaft<br />

einschaltet, sind einige Spielregeln zu<br />

beachten. Wer<strong>de</strong>n Rechnungsangaben<br />

vom Rechnungsempfänger handschriftlich<br />

ergänzt o<strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rt, steht<br />

ihm <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug nur dann zu,<br />

wenn <strong>de</strong>r Rechnungsaussteller diese<br />

Än<strong>de</strong>rungen nachweislich akzeptiert<br />

(BFH, Beschluss vom 17.4.1980;<br />

Abschnitt 188a Abs. 2 Satz 6 UStR).<br />

ProFirma rät: Auf <strong>de</strong>r sicheren Seite<br />

sind Sie, wenn Sie <strong>de</strong>m Rechnungsaussteller<br />

die ergänzte Rechnung in Kopie<br />

zurückschicken und um Bestätigung<br />

bitten. Diese Bestätigung sollten Sie bei<br />

<strong>de</strong>n Unterlagen aufbewahren.<br />

53


Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />

Digitaler Datenzugriff<br />

Nicht alles ist erlaubt<br />

Mit Analyseprogrammen dringen Betriebsprüfer immer tiefer ins Zahlenwerk<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen vor. Übereifrige Kontrolleure sollte <strong>de</strong>r Firmenchef aber in die<br />

Schranken weisen. VON OTTFRIED WEISS<br />

Bei Außenprüfungen haben die Prüfer<br />

<strong>de</strong>s Finanzamts seit <strong>de</strong>m Jahr 2002<br />

nach Paragraf 147 Abs. 6 Abgabenordnung<br />

das Recht, digital auf die EDV-<br />

Buchführung zuzugreifen. Aus diesem<br />

Recht entsteht in <strong>de</strong>r Praxis zwischen<br />

<strong>de</strong>m Prüfungsbeamten und <strong>de</strong>m Unternehmer<br />

schnell ein explosiver Machtkampf.<br />

Auf welche Daten darf das<br />

Finanzamt zugreifen? Welche Rechte<br />

haben Unternehmer? Wann ist Schluss<br />

mit <strong>de</strong>r „Big-Brother-Mentalität“, alles<br />

offenlegen zu müssen? ProFirma hat<br />

nachgeforscht und ist auf interessante<br />

Details gestoßen.<br />

Mel<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Prüfer <strong>de</strong>s Finanzamts<br />

an, ist es sinnvoll, vor Prüfungsbeginn<br />

abzustimmen, welchen Zugriff auf<br />

Rückstellung: Zwar sind Rückstellungen<br />

für die Anpassung <strong>de</strong>r EDV-Buchhaltung<br />

an die Vorgaben zum digitalen Datenzugriff<br />

nun zulässig – mit einer Einschränkung:<br />

Muss ein Datensichtgerät gekauft<br />

o<strong>de</strong>r ein neues Programm entworfen<br />

wer<strong>de</strong>n, damit <strong>de</strong>r Zugriff auf eine aussortierte<br />

EDV-Buchhaltung möglich ist,<br />

schei<strong>de</strong>t die Bildung einer Rückstellung<br />

aus. Grund: Für Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />

ist die Bildung von Rückstellungen<br />

unzulässig.<br />

Freiwillige Aufzeichnungen: Wer freiwillige<br />

Aufzeichnungen führt, kann <strong>de</strong>m<br />

RECHTE UND PFLICHTEN<br />

die Buchhaltung er bevorzugt. Denn<br />

möchte er direkt auf die Buchführung<br />

zugreifen, muss kein Geld für eine<br />

zusätzliche Daten-CD ausgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> ältere Prüfer, die technisch<br />

nicht so versiert sind, begrüßen<br />

die Klärung im Vorfeld und verzichten<br />

vollständig auf <strong>de</strong>n Datenzugriff, wenn<br />

man ihnen anbietet, die Buchführung<br />

in Papierform auszuhändigen.<br />

ProFirma rät: Besteht <strong>de</strong>r Prüfer auf<br />

Aushändigung einer Daten-CD, wird<br />

er die Prüfung meist in die Prüfer-<br />

Software I<strong>de</strong>a einspielen und viele Prüfungsfel<strong>de</strong>r<br />

elektronisch abarbeiten.<br />

Nach Abschluss <strong>de</strong>r Prüfung sollten<br />

Selbstständige darauf bestehen, dass er<br />

die Daten-CD wie<strong>de</strong>r zurückgibt und<br />

Finanzamt <strong>de</strong>n Zugriff darauf verweigern<br />

(Einnahmen-Überschussrechner führt<br />

zeitgleich freiwillig eine doppelte Buchführung).<br />

Denn <strong>de</strong>r Zugriff ist nur auf Daten<br />

erlaubt, für die eine Aufbewahrungspfl<br />

icht besteht.<br />

Verhaltensknigge: Mit <strong>de</strong>m Motto „Ich<br />

muss nicht recht haben, ich muss nur<br />

recht bekommen“ fahren Selbstständige<br />

schlecht. Denn wenn <strong>de</strong>r Geprüfte nichts<br />

zu verbergen hat, sollte er <strong>de</strong>m Prüfer<br />

ohne lange Diskussionen einfach <strong>de</strong>n<br />

Zugriff gewähren. Das spart Zeit, Nerven<br />

und schafft ein besseres Prüfungsklima.<br />

schriftlich bestätigt, dass er sämtliche<br />

Buchhaltungsdaten von seinem Laptop<br />

gelöscht hat.<br />

Pocht <strong>de</strong>r Prüfer <strong>de</strong>s Finanzamts unnachgiebig<br />

auf einen direkten Zugriff<br />

auf die EDV-Buchführung, und es wür<strong>de</strong><br />

unangemessen viel Geld kosten, das<br />

bereits stillgelegte Programm wie<strong>de</strong>r zu<br />

reaktivieren, hilft nur ein Antrag beim<br />

Leiter <strong>de</strong>r Betriebsprüfungsstelle. Dieser<br />

wird jedoch nur dann Abstand vom<br />

Direktzugriff nehmen, wenn alternativ<br />

eine Daten-CD vorgelegt wer<strong>de</strong>n kann,<br />

die in I<strong>de</strong>a eingespielt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Elektronische Prüfverfahren<br />

Prüfer <strong>de</strong>s Finanzamts versuchen immer<br />

wie<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n Firmenchef mit ihren<br />

verschie<strong>de</strong>nen elektronischen Prüfverfahren<br />

zu beeindrucken und ihn<br />

letztendlich eines Steuervergehens zu<br />

überführen. Doch die elektronischen<br />

Prüfverfahren können nur dann zu Gewinn-<br />

und Umsatzsteuerschätzungen<br />

o<strong>de</strong>r zur Unwirksamkeit eines Fahrtenbuchs<br />

führen, wenn weitere Anhaltspunkte<br />

für Buchhaltungs- o<strong>de</strong>r<br />

Aufzeichnungs<strong>de</strong>fi zite vorliegen.<br />

ProFirma rät: Wenn <strong>de</strong>r Prüfer aufgrund<br />

seiner elektronischen Auswertungen<br />

hohe Steuernachzahlungen for<strong>de</strong>rt,<br />

sollten Sie in einer Schlussbesprechung<br />

einen Kompromiss suchen o<strong>de</strong>r bei<br />

reiner Weste einen Einspruch androhen.<br />

Sind die Feststellungen nicht wasserdicht,<br />

wird <strong>de</strong>r Prüfer sie im Zweifel<br />

wie<strong>de</strong>r fallen lassen.<br />

54 ProFirma 06 2010


Seeling-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Noch ein Schlupfl och weniger<br />

Unternehmer, die ein Eigenheim kaufen o<strong>de</strong>r bauen, können noch bis En<strong>de</strong><br />

2010 Umsatzsteuer sparen. Dann unterbin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Gesetzgeber auch diese Steuer-<br />

sparvariante. VON OTTFRIED WEISS<br />

Unternehmer genießen als private Bauherren<br />

<strong>de</strong>rzeit noch ein Steuerprivileg<br />

<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Art: das sogenannte<br />

Seeling-Mo<strong>de</strong>ll. Dieses Mo<strong>de</strong>ll trägt <strong>de</strong>n<br />

Namen <strong>de</strong>s Unternehmers Wolfgang<br />

Seeling, <strong>de</strong>r im Jahr 2003 vor <strong>de</strong>m Europäischen<br />

Gerichtshof das Urteil erstritt,<br />

dass ein Bauherr <strong>de</strong>n Vorsteuerabzug<br />

für die gesamten Anschaffungs- bzw.<br />

Herstellungskosten geltend machen<br />

kann, wenn er das neue Gebäu<strong>de</strong> zu<br />

min<strong>de</strong>stens zehn Prozent unternehmerisch<br />

nutzt (EuGH, Urteil vom 8.5.2003,<br />

Az. C 269/00). Voraussetzung dafür ist,<br />

dass er das Privatgebäu<strong>de</strong> seinem umsatzsteuerlichen<br />

Betriebsvermögen zuordnet.<br />

Im Gegenzug muss <strong>de</strong>r Unternehmer<br />

in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n zehn Jahren<br />

für <strong>de</strong>n privat genutzten Teil <strong>de</strong>s Hauses<br />

Umsatzsteuer ans Finanzamt zurückzahlen.<br />

Der Reiz dieses Mo<strong>de</strong>lls sind<br />

Steuer- und Finanzierungsvorteile.<br />

Vom 1. Januar 2011 an will <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />

<strong>de</strong>r Nutzung dieses Mo<strong>de</strong>lls<br />

aber einen Riegel vorschieben. Denn<br />

aufgrund <strong>de</strong>r jüngsten Verordnung zur<br />

Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Mehrwertsteuersystemrichtlinie<br />

<strong>de</strong>r EU vom 15. Januar 2010<br />

ist <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug für gemischt genutzte<br />

Gebäu<strong>de</strong> vom Jahr 2011 an nicht<br />

mehr zu 100 Prozent, son<strong>de</strong>rn nur noch<br />

im Verhältnis <strong>de</strong>r betrieblichen Nutzung<br />

erlaubt.<br />

ProFirma rät: Unternehmer, die das Seeling-Mo<strong>de</strong>ll<br />

noch nutzen wollen, sollten<br />

<strong>de</strong>n Neubau bei <strong>de</strong>r ersten Rechnung<br />

<strong>de</strong>m Betriebsvermögen zuordnen.<br />

ProFirma 06 2010<br />

So funktioniert das Seeling-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Unternehmer Müller erwirbt ein privates Eigenheim für eine Million Euro zzgl. 190.000 Euro Umsatzsteuer.<br />

Da er sich für seinen Betrieb ein großes Lager einrichtet, liegt die unternehmerische Nutzung seines<br />

Eigenheims bei 20 Prozent. Er ordnet <strong>de</strong>shalb sein Eigenheim umsatzsteuerlich seinem Unternehmensvermögen<br />

zu. Die unentgeltliche Wertabgabe für die Nutzung <strong>de</strong>r Privaträume beträgt jährlich 70.000 Euro.<br />

Vorsteuererstattung<br />

(= Finanzierungsvorteil)<br />

Umsatzsteuerzahlungen<br />

für die Privatnutzung in zehn<br />

Jahren<br />

Damit das Finanzamt das Seeling-Mo<strong>de</strong>ll<br />

akzeptiert, sollten folgen<strong>de</strong> Punkte genau<br />

beachtet wer<strong>de</strong>n:<br />

Fundstellen: Zur sicheren Gestaltung sind<br />

folgen<strong>de</strong> Fundstellen maßgeblich: EuGH,<br />

Urteil vom 8.5.2003, Az. C-269/00; BFH,<br />

Urteil vom 24.7.2003, Az. V R 39/99; BMF,<br />

Schreiben vom 30.3.2004, BStBl I 2004<br />

S. 451; BMF, Schreiben vom 13.4.2004,<br />

BStBl I 2004 S. 469 und vom 10.8.2007,<br />

BStBl 2007 S. 690; OFD Koblenz, 4.11.<br />

2008, S 7206/S 7300 A – St 44 5.<br />

Zehn-Prozent-Grenze: Die Zuordnung<br />

<strong>de</strong>s Eigenheims zum Betriebsvermögen<br />

ist nur dann zulässig, wenn min<strong>de</strong>stens<br />

zehn Prozent <strong>de</strong>r „Gesamtnutzfl äche“ für<br />

das Unternehmen bereitgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Rechtslage bis 31.12.2010 Rechtslage von 2011 an<br />

190.000 Euro 38.000 Euro<br />

(20 Prozent <strong>de</strong>r Vorsteuer)<br />

133.000 Euro<br />

(70.000 Euro x 19 Prozent =<br />

13.300 Euro x zehn Jahre)<br />

RECHTLICHE HÜRDEN<br />

0 Euro<br />

Fazit: Nach <strong>de</strong>rzeitiger Rechtslage winkt also nicht nur ein Finanzierungsvorteil. Insgesamt zahlt <strong>de</strong>r<br />

Bauherr 19.000 Euro weniger Umsatzsteuer (=Vorsteuererstattung 57.000 Euro nach bisheriger Rechtslage<br />

abzüglich 38.000 Euro nach neuer Rechtslage).<br />

Entnahme: Die Entnahme von Grundstücken<br />

und Gebäu<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Unternehmer<br />

zum vollen o<strong>de</strong>r teilweisen Vorsteuerabzug<br />

berechtigt haben, fällt unter<br />

die Steuerbefreiung <strong>de</strong>s Paragrafen 4 Nr.<br />

9 Buchst. a UStG (BMF-Schreiben vom<br />

22.9.2008, IV B 8 – S 7107/07/10002).<br />

Photovoltaik: Der BFH hat in einem<br />

Revisionsverfahren zu klären, ob das<br />

Seeling-Mo<strong>de</strong>ll auch für eine Photovoltaikanlage<br />

zur Stromerzeugung für frem<strong>de</strong><br />

Abnehmer greift. Betroffene sollten<br />

daher <strong>de</strong>n vollen Vorsteuerabzug geltend<br />

machen. Lehnt das Finanzamt dies<br />

ab, sollte mit Hinweis auf das Revisionsverfahren<br />

(Az. XI R 29/09) Einspruch<br />

erhoben und ein Ruhen <strong>de</strong>s Verfahrens<br />

beantragt wer<strong>de</strong>n.<br />

55


IT & Investition – Special Energie<br />

Solarthermie<br />

Dampf vom Dach<br />

Die Nutzung <strong>de</strong>r Sonnenenergie für gewerbliche Prozesse steht heute dort, wo die<br />

private Hausdachanlage vor 20 Jahren stand: Je<strong>de</strong>s Projekt ist eine Individuallösung.<br />

Attraktive Einzelprojekte in Firmen gibt es trotz<strong>de</strong>m. VON BERNWARD JANZING<br />

Manchmal sind die ältesten Unternehmen die mo<strong>de</strong>rnsten.<br />

Die Historie <strong>de</strong>r Privatbrauerei Hofmühl im bayerischen Eichstätt<br />

reicht zurück bis ins Jahr 1492 – das Jahr, als Christoph<br />

Kolumbus Amerika ent<strong>de</strong>ckte. Die Brauerei ist damit älter als<br />

das <strong>de</strong>utsche Reinheitsgebot für Bier, das im Jahr 1516 erlassen<br />

wur<strong>de</strong>. Trotz<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r Betrieb kein Ort altertümlicher<br />

Technik. Im Gegenteil: Das Unternehmen im Naturpark<br />

Altmühltal produziert seit knapp einem Jahr einen Großteil<br />

seines Energiebedarfs selbst – mithilfe einer mo<strong>de</strong>rnen Solaranlage.<br />

1.284 Quadratmeter Vakuum-Röhrenkollektoren versorgen<br />

die Brauerei mit heißem Wasser. Vor allem für Reinigungspro-<br />

zesse wer<strong>de</strong>n die Temperaturen von bis zu 130 Grad genutzt,<br />

aber auch zum Beheizen <strong>de</strong>r mehr als 1.000 Quadratmeter<br />

Bürofl äche. Die Nutzung <strong>de</strong>r Sonne lag für Firmenchef Benno<br />

Emslan<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Hand: „Wir brauchen die meiste Wärme im<br />

Sommer, weil wir dann auch am meisten Bier verkaufen.“<br />

Im August 2009 ging die Solaranlage in Betrieb. Emslan<strong>de</strong>r<br />

rechnet mit einer Heizölersparnis von rund 80.000 Litern pro<br />

Jahr. Das sind etwa 60 Prozent <strong>de</strong>s bisherigen Verbrauchs.<br />

Möglich wird <strong>de</strong>r hohe Deckungsgrad vor allem durch eine solarabhängige<br />

Prozesssteuerung, bei <strong>de</strong>r die Produktionszeiten<br />

sich nach <strong>de</strong>r Sonnenscheindauer richten. Einen Speicher für<br />

die Solarwärme gibt es natürlich trotz<strong>de</strong>m. Zwei Tanks mit je<br />

60 Kubikmetern Inhalt wur<strong>de</strong>n installiert. Sie könnten noch<br />

größer sein, fi n<strong>de</strong>t Emslan<strong>de</strong>r. Der Grund: „Die Kollektoren<br />

bringen mehr Energie als geplant.“ Die Verwertung <strong>de</strong>r gewonnenen<br />

Energie ist ebenfalls genau durchdacht. „Wir betreiben<br />

eine Kaska<strong>de</strong>nnutzung“, erklärt <strong>de</strong>r Firmenchef. Das<br />

be<strong>de</strong>utet: Das Wasser wird mehrfach genutzt. Zuerst für die<br />

Prozesse, die das höchste Temperaturniveau benötigen, dann<br />

für jene, die mit weniger Wärme auskommen.<br />

Die gute Eichstätter Solarbilanz freut auch die Unterstützer<br />

<strong>de</strong>r Anlage. Das Kollektorsystem wur<strong>de</strong> als Pilotprojekt im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rprogramms „Solarthermie 2000plus“ vom<br />

Bun<strong>de</strong>sumweltministerium (BMU) zur Hälfte mitfi nanziert.<br />

Das Programm wur<strong>de</strong> eigens aufgelegt, um <strong>de</strong>n Bau solarer<br />

Großanlagen anzuschieben. Emslan<strong>de</strong>r hat drei Jahre an <strong>de</strong>m<br />

„Mit konzentrieren<strong>de</strong>n Kollektoren sind Temperaturen von<br />

200 Grad und ein Dampfdruck von 16 Bar heute gut erreichbar.“<br />

KLAUS HENNECKE, DLR, KÖLN-PORZ<br />

Projekt gebaut. Er ist davon überzeugt, dass Nachahmer an<br />

an<strong>de</strong>ren Standorten von seiner Vorleistung profi tieren wer<strong>de</strong>n:<br />

„Wir haben 1,5 Millionen Euro investiert, doch mit unseren<br />

Erfahrungen kann ein vergleichbares Projekt künftig für<br />

700.000 Euro realisiert wer<strong>de</strong>n.“<br />

Unternehmen brauchen einen Fachplaner<br />

Doch so sehr die Anlage in Eichstätt auch beeindruckt – sie<br />

ist bislang eine <strong>de</strong>r wenigen ihrer Art. Solarthermie in Unternehmen<br />

ist noch selten. Ein zweites Projekt in <strong>de</strong>r Bierbranche<br />

gibt es bei <strong>de</strong>r Hütt-Brauerei in Baunatal bei Kassel.<br />

220 Quadratmeter Hochleistungsfl achkollektoren sollen dort<br />

fünf Prozent <strong>de</strong>s Jahresbedarfs an Prozesswärme <strong>de</strong>cken. Die<br />

56 ProFirma 06 2010<br />

ProFirma<br />

Spezial<br />

Fotos: privat


Rund 80.000 Liter Heizöl pro Jahr will die Privatbrauerei<br />

Hofmühl (oben) mit <strong>de</strong>r neuen Solaranlage<br />

sparen. Die Investition erschien Firmenchef Benno<br />

Emslan<strong>de</strong>r (unten) vor allem wegen <strong>de</strong>s großen<br />

Bedarfs an heißem Wasser sinnvoll.<br />

ProFirma 06 2010<br />

Universität Kassel begleitet das Projekt wissenschaftlich. „Die<br />

Solarthermie tut sich mit <strong>de</strong>r Prozesswärme noch schwer“,<br />

sagt Hans Müller-Steinhagen, Direktor <strong>de</strong>s Instituts für Technische<br />

Thermodynamik am Deutschen Zentrum für Luft-<br />

und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart. Während vor allem in<br />

Spanien bereits zahlreiche Solarkraftwerke entstehen, muss<br />

<strong>de</strong>r Wissenschaftler für Deutschland bilanzieren: „Die solarthermische<br />

Stromerzeugung kommt voran, aber bei <strong>de</strong>r Prozesswärme<br />

tut sich noch wenig.“<br />

Das hat verschie<strong>de</strong>ne Grün<strong>de</strong>. Einer ist die Notwendigkeit<br />

individueller Lösungen. „Je<strong>de</strong> Firma hat ihr eigenes Wärmelastprofi<br />

l“, sagt Anette Anthrakidis vom Solar-Institut Jülich<br />

<strong>de</strong>r Fachhochschule Aachen. Die Arbeitszeiten sind dabei ein<br />

wichtiger Faktor: Wird rund um die Uhr gearbeitet? Was passiert<br />

am Wochenen<strong>de</strong>? Darüber hinaus können die nötigen<br />

Temperaturniveaus sehr unterschiedlich sein; auch die Abnahmestellen<br />

<strong>de</strong>r Wärme – zentral o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentral – spielen<br />

eine Rolle. Deswegen, sagt die Forscherin, könne es die Anlage<br />

von <strong>de</strong>r Stange, wie man sie für Wohnhäuser anbieten<br />

kann, nicht geben. Ohne einen Fachplaner kommen Unternehmen,<br />

die Prozesswärme vom Dach holen möchten, also<br />

auch in Zukunft nicht aus. Gleichwohl wolle man natürlich<br />

auch Standards für solare Großanlagen schaffen.<br />

Klaus Hennecke vom DLR in Köln-Porz hat unter<strong>de</strong>ssen festgestellt,<br />

dass die nötigen Vorstudien für die Betriebe oft<br />

57


IT & Investition – Special Energie<br />

schon die erste Hür<strong>de</strong> darstellen: „Die<br />

Planungskosten sind, verglichen mit<br />

<strong>de</strong>r Investition, bei <strong>de</strong>r solaren Prozesswärmenutzung<br />

recht hoch.“ Deswegen<br />

seien bislang nur Projekte realisierbar,<br />

die aus Forschungsetats unterstützt<br />

wer<strong>de</strong>n. Ansonsten entschei<strong>de</strong>n sich Betriebe<br />

eher für die Photovoltaik auf <strong>de</strong>m<br />

Firmendach – <strong>de</strong>nn ein vergleichbar attraktives<br />

Finanzierungsinstrument wie<br />

das Erneuerbare-Energien-Gesetz im<br />

Stromsektor gibt es für die Solarwärme<br />

bislang nicht. Und <strong>de</strong>nnoch zieht die<br />

Solarthermie in Nischen ganz langsam<br />

auch ins Gewerbe ein. „Zunehmend erwärmen<br />

Autowaschanlagen ihr Wasser<br />

solar“, sagt Hennecke. Hier könne nämlich<br />

Technik von <strong>de</strong>r Stange eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n, weil die erfor<strong>de</strong>rlichen Temperaturen<br />

niedrig sind.<br />

Rein technisch gesehen könnten viele<br />

Branchen längst einen Teil ihres Bedarfs solar <strong>de</strong>cken. „Mit<br />

konzentrieren<strong>de</strong>n Kollektoren sind Temperaturen von 200<br />

Grad und ein Dampfdruck von 16 Bar heute gut erreichbar“,<br />

sagt Forscher Hennecke. Dieses Temperaturniveau reiche für<br />

viele Branchen aus, speziell im Lebensmittelsektor, <strong>de</strong>r Textil-<br />

und Zellstoffherstellung und in Wäschereien. So zeigen<br />

Bedarfsanalysen, dass ein großer Teil <strong>de</strong>r Unternehmen mit<br />

Temperaturen um 150 Grad gut bedient ist – und die können<br />

gut von <strong>de</strong>r Sonne gezapft wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie so oft, wenn die Markteinführung einer Technik nicht<br />

ausreichend geför<strong>de</strong>rt wird, ergibt sich auch bei <strong>de</strong>r solaren<br />

Prozesswärme das „Henne-Ei-Problem“: Es gibt kaum Nachfrage,<br />

weil es kaum Angebote gibt, und umgekehrt. „Wir sind<br />

bei <strong>de</strong>r Prozesswärme noch ganz am Anfang <strong>de</strong>r Lernkurve“,<br />

sagt Hennecke. Der Markt stehe heute dort, wo die Flachkollektoren<br />

vor zwei o<strong>de</strong>r drei Jahrzehnten stan<strong>de</strong>n. Damals war<br />

je<strong>de</strong>s System ebenfalls noch eine Individuallösung.<br />

Dennoch: Das Marktpotenzial ist gigantisch, wie das DLR<br />

schon vor einigen Jahren ermittelt hat. Wolle man in Deutschland<br />

binnen 20 Jahren nur zehn Prozent <strong>de</strong>r Prozesswärme<br />

zwischen 100 und 200 Grad solar <strong>de</strong>cken, müsse man jährlich<br />

1,4 Millionen Quadratmeter Kollektoren aufstellen. Zum<br />

Vergleich: Im Jahr 2009 wur<strong>de</strong>n in Deutschland insgesamt<br />

1,55 Millionen Quadratmeter Kollektoren installiert.<br />

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Die Solarthermie in Deutschland<br />

Zum Jahresen<strong>de</strong> 2009 gab es in<br />

Deutschland etwa 1,4 Millionen Solarthermie-Anlagen<br />

mit einer Fläche von<br />

insgesamt 12,8 Millionen Quadratmetern.<br />

1,55 Millionen Quadratmeter wur<strong>de</strong>n<br />

nach Zahlen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />

Solarwirtschaft im Jahr 2009 installiert,<br />

davon rund 1,4 Millionen Quadratmeter<br />

Flachkollektoren, <strong>de</strong>r Rest Röhrenkollektoren.<br />

Die potenzielle Leistung aller<br />

<strong>de</strong>rzeit in Deutschland installierten<br />

Solarkollektoren liegt mit rund 9.000<br />

Megawatt etwa auf <strong>de</strong>m gleichem Niveau<br />

wie die installierte Photovoltaik.<br />

Bei europaweit rund vier Millionen<br />

Quadratmetern an Neuinstallation ist<br />

Deutschland mit Abstand <strong>de</strong>r größte<br />

Markt für Solarthermie in Europa. An<br />

zweiter Stelle liegen etwa gleichauf<br />

Italien und Österreich mit jeweils rund<br />

350.000 Quadratmetern Neuinstallation<br />

im Jahr 2009. In Deutschland betrug<br />

<strong>de</strong>r Endkun<strong>de</strong>nabsatz <strong>de</strong>r Solarthermie-<br />

Branche im vergangenen Jahr etwa 1,2<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro. Doch die Branche hängt<br />

stark am Ölpreis: Im Vergleich zum Jahr<br />

2008, als das Barrel Öl zeitweise fast<br />

150 Dollar kostete, ging <strong>de</strong>r Absatz an<br />

Solarkollektoren im vergangenen Jahr<br />

um 26 Prozent zurück.<br />

Anspruchsvoll kann auch die steuerungstechnische Einbindung<br />

<strong>de</strong>r Anlage in das bestehen<strong>de</strong> System <strong>de</strong>r Energieversorgung<br />

sein. „Bei Nie<strong>de</strong>rtemperaturanlagen ist das häufi g<br />

die größte Herausfor<strong>de</strong>rung“, sagt Gerhard Stryi-Hipp vom<br />

Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg.<br />

Ein Problem bestehe zum Beispiel dann, wenn Prozesswärme<br />

in Betrieben sehr <strong>de</strong>zentral benötigt und daher bislang elektrisch<br />

generiert wird. „Da muss man dann so viel umbauen,<br />

dass je<strong>de</strong> Firma davor zurückschreckt“, sagt Stryi-Hipp.<br />

Contracting-Mo<strong>de</strong>lle zur Finanzierung<br />

Und schließlich lei<strong>de</strong>t die industriell genutzte Solarwärme<br />

auch daran, dass Firmen die Wirtschaftlichkeit in <strong>de</strong>r Regel<br />

ganz an<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>fi nieren als Privatbürger. „Für ein Unternehmen<br />

muss sich eine Investition häufi g in drei bis fünf Jahren<br />

lohnen“, sagt Wissenschaftler Müller-Steinhagen. Ein Hauseigentümer<br />

hingegen betrachtet seine Solaranlage auch dann<br />

noch als wirtschaftlich, wenn sich die Investition erst nach<br />

zehn o<strong>de</strong>r gar 15 Jahren amortisiert. Dieses Problem allerdings<br />

könnten neue Finanzierungsinstrumente, etwa das Contracting,<br />

entschärfen. Solche Mo<strong>de</strong>lle, bei <strong>de</strong>nen eine Fremdfi rma<br />

in die Technik investiert und anschließend die Wärme an <strong>de</strong>n<br />

produzieren<strong>de</strong>n Betrieb am Standort verkauft, wer<strong>de</strong>n immer<br />

populärer.<br />

Glück hat unter<strong>de</strong>ssen, wer selbst in <strong>de</strong>r Solarbranche tätig<br />

ist und die Wärmegewinnung vom eigenen Dach auch als<br />

Demoprojekt vermarkten kann. Eine solche Anlage mit konzentrieren<strong>de</strong>n<br />

Parabolrinnen-Kollektoren entsteht gera<strong>de</strong> im<br />

nordrhein-westfälischen Ennepetal bei <strong>de</strong>r Firma Alanod Aluminium-Veredlung.<br />

Das Unternehmen ist vom Fach: Alanod<br />

stellt Absorber- und Refl ektormaterial für Solarkollektoren<br />

her. Da steht die Rentabilität dann auch mal hinter <strong>de</strong>r Außenwirkung<br />

zurück.<br />

58 ProFirma 06 2010


In Krisenzeiten verlieren sich<br />

viele in blin<strong>de</strong>m Aktionismus.<br />

Was tun um <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise zu trotzen? Wie lassen sich Kosten senken und gleichzeitig Arbeitsplätze<br />

erhalten? Wie lässt sich die Liquidität mit frem<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rmitteln sichern? Wer jetzt verantwortungsvoll<br />

han<strong>de</strong>ln will, braucht zuverlässige Partner. Mit <strong>Haufe</strong> und ProFirma treten Sie <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise gestärkt<br />

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IT & Investition – Special Energie<br />

Günstiger Strom<br />

Verbrauch auf Vorrat<br />

Wenn <strong>de</strong>r Wind kräftig weht, fällt an <strong>de</strong>r Energiebörse in Leipzig<br />

<strong>de</strong>r Strompreis. Einige Unternehmen richten sich mit ihrem Verbrauch<br />

bereits nach <strong>de</strong>m Markt. Auch Mittelständler können profi tieren.<br />

VON BERNWARD JANZING<br />

Ein Stück Energiezukunft ist seit vorigem<br />

Herbst in Cuxhaven sichtbar. Die<br />

Aggregate <strong>de</strong>r Kühlhaus GmbH wer<strong>de</strong>n<br />

dort abhängig vom Wind gesteuert:<br />

Herrscht durch eine steife Brise im<br />

Stromnetz ein Überschuss an Energie,<br />

wer<strong>de</strong>n die Kühlanlagen automatisch<br />

in Betrieb gesetzt; fl aut <strong>de</strong>r Wind wie<strong>de</strong>r<br />

ab, wer<strong>de</strong>n sie abgeschaltet. Für die<br />

Konservierung <strong>de</strong>s Fischs im Kühlhaus<br />

spielt es nämlich keine Rolle, wann die<br />

Kältemaschinen laufen. Das Lagergebäu<strong>de</strong><br />

ist so gut gedämmt, dass sogar<br />

im Hochsommer bei abgeschalteter<br />

Kühlung die Temperatur nur um ein<br />

Grad pro Tag ansteigt. Wird das Kühlhaus<br />

also an einem windreichen Tag auf<br />

minus 25 Grad abgekühlt, kann es anschließend<br />

mehrere Tage ohne Strom<br />

auskommen. Erst wenn die Temperatur<br />

wie<strong>de</strong>r auf etwa minus 20 Grad steigt,<br />

wird Energie zum Kühlen gebraucht.<br />

Weil die Maschinen also immer nur zeitweise<br />

laufen, lässt sich ihr Betrieb i<strong>de</strong>al<br />

<strong>de</strong>n Verhältnissen <strong>de</strong>s Strommarkts<br />

anpassen. Für das Unternehmen ist das<br />

ein attraktives Konzept: „Damit können<br />

wir unsere Energiekosten senken“,<br />

sagt Kühlhausbetreiber Axel Stahlbuck.<br />

Denn nach Marktlogik ist <strong>de</strong>r Strom immer<br />

dann am billigsten, wenn am meisten<br />

vorhan<strong>de</strong>n ist – zum Beispiel dann,<br />

wenn <strong>de</strong>r Wind kräftig bläst.<br />

Das Projekt in Cuxhaven ist ein kleiner<br />

Anfang, hinter <strong>de</strong>m eine große Vision<br />

steckt: Künftig sollen Millionen von<br />

Stromkun<strong>de</strong>n ihren Betrieb optimieren,<br />

in<strong>de</strong>m sie ihren Verbrauch so weit wie<br />

möglich in die Zeiten großen Angebots<br />

verlagern. Dezentrale Steuerungen wer<strong>de</strong>n<br />

das ermöglichen. Nicht <strong>de</strong>r zentrale<br />

Netzbetreiber wird die Anlagen zu- und<br />

abschalten, son<strong>de</strong>rn die Geräte wer<strong>de</strong>n<br />

es selbst tun, abhängig von <strong>de</strong>n Preissignalen,<br />

die sie über eine IT-Schnittstelle<br />

übermittelt bekommen.<br />

Stromzähler steuern<br />

<strong>de</strong>n Verbrauch<br />

Ein solches System, das eine ausgeklügelte<br />

Datenkommunikation voraussetzt,<br />

wird als „Smart Grid“ bezeichnet. Bis in<br />

<strong>de</strong>n kleinsten Haushalt hinein wer<strong>de</strong>n<br />

dann die Stromzähler („Smart Meter“)<br />

nicht nur <strong>de</strong>n Stromverbrauch, son<strong>de</strong>rn<br />

auch <strong>de</strong>n zeitlichen Verlauf und damit<br />

auch <strong>de</strong>n Zeitwert <strong>de</strong>s Stroms erfassen.<br />

Solche Infrastruktur ist aus Sicht <strong>de</strong>s<br />

Netzmanagements gewollt: Der Bedarf<br />

an Stromspeichern im Land lässt sich<br />

damit <strong>de</strong>utlich reduzieren – <strong>de</strong>nn die<br />

zeitliche Verschiebung <strong>de</strong>s Verbrauchs<br />

hat für das Netz <strong>de</strong>n gleichen Effekt<br />

wie die Stromspeicherung. Experten<br />

nennen dieses Verfahren Demand-Si<strong>de</strong>-<br />

Management.<br />

Bislang sind solche Projekte in Unternehmen<br />

noch wenig verbreitet. Die<br />

meisten Betriebe scheuen sich sogar<br />

Strom aus Windkraft<br />

schont Ressourcen –<br />

ist aber lei<strong>de</strong>r nicht<br />

auf Knopfdruck verfügbar.<br />

Der Wan<strong>de</strong>l<br />

hin zur stärkeren<br />

Nutzung regenerativer<br />

Energien funktioniert<br />

daher nur mit einem<br />

gut ausgebauten Netz<br />

und zeitlich fl exiblen<br />

Abnehmern.<br />

60 ProFirma 06 2010<br />

ProFirma<br />

Spezial


ProFirma 06 2010<br />

ein wenig davor, sich zu sehr mit <strong>de</strong>n<br />

Strommärkten zu beschäftigen. „Bisher<br />

kaufen nur wenige Unternehmen ihren<br />

Strom am Spotmarkt ein“, sagt Christian<br />

Otto vom Bun<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>r Energieabnehmer.<br />

„80 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

bevorzugen einen Lieferanten,<br />

<strong>de</strong>r ihnen rund um die Uhr einen Einheitsstrompreis<br />

macht.“<br />

Doch solche Tarife wer<strong>de</strong>n in Zukunft<br />

wohl teurer sein als zeitvariable Abrechnungen,<br />

weil <strong>de</strong>r Lieferant, beziehungsweise<br />

<strong>de</strong>ssen Vertragspartner, bei<br />

statischen Tarifen das Risiko <strong>de</strong>r Preisschwankung<br />

trägt. Und dieses Risiko<br />

steigt, weil mit <strong>de</strong>m starken Ausbau <strong>de</strong>r<br />

erneuerbaren Energien Strom zunehmend<br />

ein Gut mit stark schwanken<strong>de</strong>m<br />

Zeitwert wird: Bläst viel Wind, ist <strong>de</strong>r<br />

Strom an <strong>de</strong>r Leipziger Energiebörse<br />

EEX günstig, bei Flaute ist er teuer. Ein<br />

schönes Beispiel dafür lieferte <strong>de</strong>r zweite<br />

Weihnachtstag 2009: Wer sich für diesen<br />

Tag über die Leipziger Strombörse<br />

EEX Energie beschaffte, bekam sogar<br />

noch Geld obendrauf – im Tagesmittel<br />

lag <strong>de</strong>r Preis am Spotmarkt bei minus 3,6<br />

Cent je Kilowattstun<strong>de</strong>. Ursachen waren<br />

einerseits die Windkraft, die in <strong>de</strong>r<br />

Nacht zeitweise bis zu 20.100 Megawatt<br />

ins Netz drückte, an<strong>de</strong>rerseits die Großkraftwerke,<br />

die aufgrund ihrer mangeln<strong>de</strong>n<br />

Flexibilität nicht in angemessenem<br />

Maße gedrosselt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Anreize für Stromverbraucher<br />

Anreize für Stromverbraucher, solche<br />

Preisschwankungen zu nutzen, sind von<br />

<strong>de</strong>r Energiewirtschaft gewollt. Denn damit<br />

lässt sich die Aufnahmefähigkeit <strong>de</strong>s<br />

Netzes für Strom aus fl uktuieren<strong>de</strong>n erneuerbaren<br />

Quellen <strong>de</strong>utlich erhöhen.<br />

„Der Verbrauch muss sich, wo immer<br />

das möglich ist, an <strong>de</strong>r Erzeugung orientieren“,<br />

sagt Martin Braun, Ingenieur<br />

am Fraunhofer Institut für Win<strong>de</strong>nergie<br />

und Energiesystemtechnik (IWES)<br />

in Kassel. So erfor<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Ausbau<br />

<strong>de</strong>s Ökostroms einen grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r energiewirtschaftlichen<br />

Denke: „Historisch ging man stets davon<br />

aus, dass die Stromerzeugung <strong>de</strong>m<br />

Verlauf <strong>de</strong>r Nachfrage zu folgen hat.<br />

Inzwischen weiß man aber, dass es<br />

61


IT & Investition – Special Energie<br />

aus volkswirtschaftlicher Sicht oft sinnvoller<br />

ist, <strong>de</strong>n Verbrauch am Angebot<br />

zu orientieren.“<br />

Netzsituation bestimmt <strong>de</strong>n Tarif<br />

Zeitabhängige Tarife gibt es zwar längst<br />

– in <strong>de</strong>r Baustoffi ndustrie zum Beispiel<br />

wer<strong>de</strong>n die Zementmühlen bevorzugt<br />

nachts betrieben. Doch mit <strong>de</strong>n „intelligenten“<br />

Netzen steht <strong>de</strong>r nächste Schritt<br />

bevor: Neu wird sein, dass sich die Tarife<br />

nicht stur an Uhrzeiten, son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>r<br />

realen Netzsituation orientieren, also<br />

abhängig von <strong>de</strong>r Einspeisung und <strong>de</strong>r<br />

realen Nachfrage. Solche Tarife können<br />

natürlich nur jene Verbraucher nutzen,<br />

die ihre Stromnachfrage verlagern können.<br />

Unternehmen mit Elektrofahrzeugen<br />

in ihrem Fuhrpark wer<strong>de</strong>n diese<br />

bevorzugt dann betanken, wenn die<br />

Strompreise gera<strong>de</strong> niedrig sind.<br />

Die erfor<strong>de</strong>rliche Infrastruktur für die<br />

Datenkommunikation soll in <strong>de</strong>n nächsten<br />

Jahren aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Die richtige<br />

Programmierung muss dann auch<br />

sicherstellen, dass die Fahrzeuge je nach<br />

Vorgabe rechtzeitig wie<strong>de</strong>r verfügbar<br />

sind, etwa zum Arbeitsbeginn am Morgen.<br />

Je nach Branche und Abläufen im<br />

Unternehmen lässt sich das Prinzip<br />

Ein Beispiel für<br />

fl exible Verbraucher:<br />

Die Aggregate <strong>de</strong>r<br />

Kühlhaus GmbH in<br />

Cuxhaven wer<strong>de</strong>n<br />

abhängig vom Wind<br />

gesteuert: Herrscht<br />

eine steife Brise,<br />

wird das Kühlhaus<br />

„auf Vorrat“ auf bis<br />

zu minus 25 Grad<br />

abgekühlt.<br />

auf an<strong>de</strong>re Verbraucher übertragen.<br />

Auch Carsten van Plüer, Referent für<br />

Elektrizitätswirtschaft beim Verband<br />

<strong>de</strong>r Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft<br />

(VIK) in Essen, erwartet, dass<br />

<strong>de</strong>r Einzug <strong>de</strong>r IT in die Stromnetze die<br />

Tarifstrukturen verän<strong>de</strong>rn wird: „Die<br />

Tarife wer<strong>de</strong>n vielfältiger wer<strong>de</strong>n.“ Wie<br />

sehr die Unternehmen solche zeitvariablen<br />

Tarife aber annehmen wer<strong>de</strong>n, sei<br />

bislang nicht absehbar. Erfahrungsge-<br />

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mäß seien große Unternehmen jedoch<br />

eher bereit, die Chancen zu nutzen, die<br />

sich durch <strong>de</strong>n Markt ergeben.<br />

Aber sogar Kleinkun<strong>de</strong>n, die sogenannten<br />

Tarifkun<strong>de</strong>n, können von variablen<br />

Preisen profi tieren. Seit Jahresbeginn<br />

müssen die „Smart Meter“ bereits in<br />

privaten Neubauten und bei umfangreichen<br />

Gebäu<strong>de</strong>mo<strong>de</strong>rnisierungen<br />

installiert wer<strong>de</strong>n – das verlangt das<br />

<strong>de</strong>utsche Energiewirtschaftsgesetz. Von<br />

Dezember an müssen außer<strong>de</strong>m alle<br />

Stromversorger ihren Kun<strong>de</strong>n zumin<strong>de</strong>st<br />

einen lastvariablen o<strong>de</strong>r tageszeitabhängigen<br />

Tarif anbieten.<br />

In welchem Maß Unternehmen sich die<br />

neuen Möglichkeiten zunutze machen<br />

wer<strong>de</strong>n, wird vor allem vom absoluten<br />

Strompreisniveau abhängen. „Die Energiekosten<br />

sind im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />

Arbeitskosten gering, <strong>de</strong>swegen wird<br />

beim <strong>de</strong>rzeitigen Preisniveau kaum<br />

ein Unternehmen seine Betriebsabläufe<br />

an schwanken<strong>de</strong>n Strompreisen<br />

ausrichten“, sagt Christian Otto vom<br />

Bun<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>r Energieabnehmer.<br />

Wer zum Beispiel billigen Nachtstrom<br />

nutzen möchte, dafür aber seinen Mitarbeitern<br />

in <strong>de</strong>r Produktion Nachtzuschläge<br />

gewähren muss, zahlt in <strong>de</strong>r<br />

Regel drauf.<br />

Interessant wer<strong>de</strong>n die neuen Tarife<br />

allerdings für sehr energieintensive<br />

Branchen – und wenn die Energiepreise<br />

weiter steigen. Christian Otto: „Wir machen<br />

immer wie<strong>de</strong>r die Erfahrung, dass<br />

die Unternehmen bei sinken<strong>de</strong>n Energiepreisen<br />

kaum Interesse an Beratung<br />

und neuen Preismo<strong>de</strong>llen haben – aber<br />

sobald die Energiepreise steigen, än<strong>de</strong>rt<br />

sich das.“<br />

62 ProFirma 06 2010<br />

Foto: Cuxhavener Kühlhaus GmbH


Es ist immer ärgerlich, wenn man eine unbezahlte Rechnung<br />

ausbuchen muss. Und das kommt immer häufi ger vor<br />

im Zeitalter von Online-Shopping und E-Commerce, <strong>de</strong>nn<br />

es gibt zunehmend unverschämte Zeitgenossen, die mit <strong>de</strong>r<br />

Masche reiten: Bestellen, nicht bezahlen und hoffen, dass <strong>de</strong>r<br />

Verkäufer nach <strong>de</strong>r zweiten Mahnung aufgibt.<br />

„Die Zahlungsmoral <strong>de</strong>r Internet-Kun<strong>de</strong>n ist verheerend“,<br />

sagte mir neulich Alfons Winhard von <strong>de</strong>r kleinen bayerischen<br />

Firma PNO Inkasso. Wir trafen uns im noblen Foyer<br />

<strong>de</strong>s „Vier Jahreszeiten“ in München, und einen unpassen<strong>de</strong>ren<br />

Ort, um über säumige Schuldner und die steigen<strong>de</strong> Zahl von<br />

Privatinsolvenzen zu re<strong>de</strong>n, kann ich mir kaum vorstellen. Na<br />

ja, wahrscheinlich sind die Maseratis und Bentleys, die vor <strong>de</strong>r<br />

Tür parken, auch alle auf Pump gekauft. Aber um solche großen<br />

Brocken kümmert sich Alfons Winhard gar nicht. Sein<br />

Geschäftsprinzip lautet ganz klar: Auch Kleinvieh macht<br />

Mist.<br />

Ich hatte mich mit ihm verabre<strong>de</strong>t, weil er mir versprochen<br />

hatte, über das Thema „Inkasso per Internet“ zu re<strong>de</strong>n, und<br />

das macht er tatsächlich. Alles, was sich beim Eintreiben von<br />

Schul<strong>de</strong>n automatisieren lässt, macht er und senkt damit<br />

die Kosten so sehr, dass sich das Mahnverfahren sogar bei<br />

kleineren Beträgen lohnt. Seinen Hauptumsatz generiert er<br />

angeblich mit For<strong>de</strong>rungen von Summen zwischen 25 und<br />

150 Euro – Beträgen, die ein Händler in acht von zehn Fällen<br />

lieber ausbucht, als die Sache weiter zu verfolgen, wie er beobachtet<br />

haben will. „Wer will schon gutes Geld <strong>de</strong>m schlechten<br />

hinterher werfen?“, fragt er völlig zu Recht. Aber dank Internet<br />

geht es heute sehr viel billiger und vor allem schneller. „Eine<br />

For<strong>de</strong>rung ist nur interessant, wenn sie noch jung ist“, glaubt<br />

er. Wer vergisst zu mahnen und dann nach einem halben Jahr<br />

ProFirma 06 2010<br />

Cole's Corner<br />

Der Schwarze Mann<br />

im Internet<br />

Von Tim Cole<br />

Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />

mehrerer Elektronikzeitschriften<br />

ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />

Thema E-Commerce.<br />

Info: www.cole.<strong>de</strong><br />

einen Brief schreibt, <strong>de</strong>r könne sich das Porto eigentlich sparen.<br />

Winhards Firma zieht das volle Register <strong>de</strong>s technisch<br />

Machbaren, um For<strong>de</strong>rungen so schnell wie möglich an <strong>de</strong>n<br />

Mann zu bringen.<br />

Gläubiger können auf seiner Website ihre For<strong>de</strong>rung in<br />

einem Online-Formular eintragen, hinter <strong>de</strong>m ein vollautomatisches<br />

For<strong>de</strong>rungsmanagementsystem steckt. Für offene<br />

Rechnungen, die bis 16 Uhr gemel<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, spuckt <strong>de</strong>r<br />

Computer bereits am nächsten Tag <strong>de</strong>n Mahnbescheid aus.<br />

Gleichzeitig startet, ebenfalls vollautomatisch, eine Bonitätsprüfung<br />

bei Schufa & Co., um herauszufi n<strong>de</strong>n, ob bei <strong>de</strong>m<br />

Schuldner überhaupt noch etwas zu holen ist. Seine Systeme<br />

sind online mit <strong>de</strong>n Mahngerichten und <strong>de</strong>n Gerichtsvollziehern<br />

verbun<strong>de</strong>n, Beschei<strong>de</strong> und Pfändungsverfügungen wer<strong>de</strong>n<br />

elektronisch angefor<strong>de</strong>rt und sind binnen Tagen da – und<br />

nicht erst nach Wochen wie bisher. Sollte <strong>de</strong>r erste Versuch,<br />

das Geld einzuholen, misslingen, behält <strong>de</strong>r Computer <strong>de</strong>n<br />

Delinquenten notfalls jahrelang im Auge, bis <strong>de</strong>r sich vielleicht<br />

fi nanziell wie<strong>de</strong>r berappelt und ein neuer Versuch, die<br />

Summe einzutreiben, eventuell sinnvoll erscheint.<br />

Für seine Dienste verlangt Winhard keinen Cent – es sei<br />

<strong>de</strong>nn, die offene Rechnung wird bezahlt. „Erfolgsbeteiligung“,<br />

nennt er das. Seine Honorare richten sich nach <strong>de</strong>n Gebührensätzen<br />

für Rechtsanwälte, und die Bezahlung erwartet er<br />

vom Schuldner.<br />

Früher heuerten Gläubiger einen Mann in Frack und Zylin<strong>de</strong>r<br />

an, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Säumigen auf Schritt und Tritt verfolgte, stumm<br />

und in <strong>de</strong>zentem Abstand, um damit moralischen Druck aufzubauen.<br />

„Das Internet ist besser als <strong>de</strong>r Schwarze Mann“, behauptet<br />

Winhard und lächelt unschuldig. Ich möchte es aber<br />

trotz<strong>de</strong>m lieber nicht mit ihm aufnehmen.<br />

Kolumne<br />

63


IT & Investition – Mobilität<br />

Tankkarten<br />

Eine für alles<br />

Ob zum Bezahlen <strong>de</strong>r Autowäsche, als Rabattkarte im m<br />

Parkhaus o<strong>de</strong>r zur Legitimation in <strong>de</strong>r Vertragswerkstatt:<br />

Tankkarten wer<strong>de</strong>n immer mehr zum Schlüssel für ein<br />

ganzes Paket von Serviceleistungen. VON KARSTEN ZUNKE<br />

Bargeldlos bezahlen – damit fi ng es an.<br />

Heute bieten Tankkarten mehr. Viel<br />

mehr. Im Kampf um Firmenkun<strong>de</strong>n<br />

koppeln Mineralölgesellschaften alle<br />

möglichen Dienstleistungen an die unscheinbaren<br />

Plastikkärtchen, die auch<br />

<strong>de</strong>m Fuhrpark-Chef nutzen. Seit <strong>de</strong>m<br />

Jahreswechsel können beispielsweise<br />

die Inhaber einer Aral-Plus-Tankkarte<br />

ihren Führerschein ohne Zusatzkosten<br />

an Aral-Tankstellen prüfen lassen. Dadurch<br />

wird ein bisher umständliches<br />

Proze<strong>de</strong>re vereinfacht, das Fuhrparkverantwortliche<br />

vor Geld- o<strong>de</strong>r im<br />

schlimmsten Fall Haftstrafen bewahrt.<br />

Denn für das Fahren ohne Fahrerlaubnis<br />

haftet auch <strong>de</strong>r Fahrzeughalter.<br />

Eine Fahrerlaubnisprüfung sollte in<br />

Unternehmen laut einem BGH-Urteil<br />

min<strong>de</strong>stens zweimal jährlich erfolgen.<br />

Die augenscheinliche Prüfung gilt als<br />

schwierig, <strong>de</strong>nn oft sind Mitarbeiter<br />

im gesamten Bun<strong>de</strong>sgebiet unterwegs,<br />

auch Urlaub und Krankheit erschweren<br />

eine regelmäßige Kontrolle.<br />

Aral kooperiert für die Führerscheinprüfung<br />

mit <strong>de</strong>m Düsseldorfer Technologieanbieter<br />

Fleet Innovation. Das<br />

Prinzip: Auf <strong>de</strong>n Führerschein wird ein<br />

fälschungssicherer Barco<strong>de</strong> geklebt, <strong>de</strong>r<br />

beim Führerschein-Check vom Aral-<br />

Tankstellenpersonal eingescannt wird.<br />

Die Lösung ist internetbasiert. Frequenz<br />

und Zeitraum für <strong>de</strong>n Führerschein-<br />

Check kann <strong>de</strong>r Fuhrparkchef via Webportal<br />

selbst festlegen. Das System erin-<br />

nert <strong>de</strong>n Fahrer dann im vorgegebenen<br />

Turnus per E-Mail o<strong>de</strong>r SMS an seine<br />

fällige Kontrolle. Kommt er <strong>de</strong>r Auffor<strong>de</strong>rung<br />

trotz Erinnerungsnachrichten<br />

nicht nach, wird automatisch <strong>de</strong>r Fuhrparkverantwortliche<br />

informiert. Aral-<br />

Plus-Kun<strong>de</strong>n müssen für <strong>de</strong>n Führerschein-Check<br />

nur die einmalige Gebühr<br />

für <strong>de</strong>n Barco<strong>de</strong> entrichten.<br />

Shell bietet in Kooperation mit Lap ID<br />

Service in Siegen bereits seit längerer<br />

Zeit einen ähnlichen Service an. Das<br />

Siegel ist kleiner als eine Ein-Cent-Münze<br />

und kann über spezielle Lesegeräte<br />

in rund 460 Shell-Stationen vom Fahrer<br />

selbst eingescannt wer<strong>de</strong>n. Shell-Tankkartenbesitzer<br />

profi tieren von vergünstigten<br />

Konditionen für diese Prüfung.<br />

Persönliche Kontrolle ratsam<br />

„Eine elektronische Führerscheinprüfung<br />

ist sinnvoll, darüber muss aber<br />

im Einzelfall entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n“, sagt<br />

Fuhrparkberater Peter Hellwich. Wenn<br />

es möglich ist, sie durch Augenschein<br />

ohne großen Aufwand durchzuführen,<br />

soll man besser darauf setzen. „Fuhrparkverantwortliche<br />

sind nicht nur<br />

verpfl ichtet, <strong>de</strong>n Führerschein zu kontrollieren,<br />

son<strong>de</strong>rn müssen auch sicherstellen,<br />

dass <strong>de</strong>r Fahrer gesundheitlich<br />

in <strong>de</strong>r Lage ist, ein Fahrzeug zu bewegen“,<br />

so Hellwich. Körperliche Handicaps<br />

o<strong>de</strong>r gar Suchtprobleme können<br />

beim persönlichen Vorzeigen <strong>de</strong>s Füh-<br />

rerscheins schneller erkannt wer<strong>de</strong>n. In<br />

<strong>de</strong>n meisten Fällen sei eine persönliche<br />

Kontrolle außer<strong>de</strong>m kostengünstiger.<br />

Auch sollten Fuhrparkchefs genau<br />

prüfen, welche Services sie ihren Mitarbeitern<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Tankkartennutzung<br />

freischalten. Die klassische<br />

Dreiteilung – Kraftstoff, fahrzeugbezogene<br />

Waren, Shop-Artikel – gibt es<br />

heute fast nicht mehr. Das Spektrum<br />

ist vielfältiger und differenzierter. Aral<br />

bietet beispielsweise gleich sechs Leistungsstufen.<br />

Mit einer Tankkarte von<br />

Total können die Fahrer in ausgewählten<br />

Vinci-Parkhäusern sogar ihre Parkgebühren<br />

entrichten. Shell bietet seinen<br />

Tankkartenkun<strong>de</strong>n optional eine<br />

Pannen- und Unfallhilfe <strong>de</strong>s ADAC,<br />

außer<strong>de</strong>m können die Fahrer am Prämienprogramm<br />

Clubsmart teilnehmen.<br />

Auch Tunnel-, Maut- und Fährgebühren<br />

lassen sich heutzutage bargeldlos mit<br />

<strong>de</strong>r Tankkarte bezahlen.<br />

64 ProFirma 06 2010<br />

Fotos: fl eet innovation, TOTAL, Aral


Von <strong>de</strong>r Führerscheinkontrolle<br />

bis zur Autowäsche: Mo<strong>de</strong>rne<br />

Tankkarten sind kleine Alleskönner<br />

aus Plastik, die ein ganzes Paket<br />

von Dienstleistungen ab<strong>de</strong>cken.<br />

Doch nicht alles ist auch für <strong>de</strong>n<br />

Unternehmer sinnvoll.<br />

Trotz<strong>de</strong>m: „Nicht je<strong>de</strong>r Service für <strong>de</strong>n<br />

Fahrer nutzt auch <strong>de</strong>m Unternehmen.<br />

Bei einigen Kosten ist es steuerlich sogar<br />

fraglich, ob diese über <strong>de</strong>n geldwerten<br />

Vorteil abgegolten sind, beispielsweise<br />

Fährgebühren“, gibt Hellwich zu Be<strong>de</strong>nken.<br />

Bei Leasing-Fahrzeugen mit einem<br />

Full-Servicevertrag könne es ebenfalls<br />

kontraproduktiv sein, alle Tankkartenservices<br />

freizuschalten, <strong>de</strong>nn hier sind<br />

die Fahrer angehalten, die Vertragswerkstatt<br />

aufzusuchen, anstatt Ersatzteile<br />

zu besorgen und selbst am Wagen<br />

rumzuwerkeln.<br />

Auch Leasing-Anbieter<br />

bün<strong>de</strong>ln Service<br />

Leasing-Gesellschaften statten ihre<br />

Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb ihrerseits mit cogebran<strong>de</strong>ten<br />

Tankkarten <strong>de</strong>r Mineralölfi<br />

rmen aus und verknüpfen sie mit<br />

eigenen Dienstleistungen. Die Travel-<br />

ProFirma 06 2010<br />

card von Leaseplan dient zum Beispiel<br />

neben <strong>de</strong>r bargeldlosen Bezahlung von<br />

Kraftstoff, Öl o<strong>de</strong>r fahrzeugbezogenen<br />

Leistungen auch als Legitimation, um<br />

Inspektions- und Wartungsarbeiten in<br />

<strong>de</strong>n Vertragswerkstätten o<strong>de</strong>r Reparaturen<br />

in ausgewählten Karosseriewerkstätten<br />

zu veranlassen. Die meisten<br />

Leasing-Gesellschaften – so auch<br />

Leaseplan – bieten die Tankkarten in<br />

zwei Ausführungen an: Zum einen als<br />

Aral-Karte, die im Aral-Verbund gilt –<br />

unter an<strong>de</strong>rem bei Aral, BP und Agip;<br />

zum an<strong>de</strong>ren als Euroshell-Tankkarte,<br />

die von Shell, Esso und Avia akzeptiert<br />

wird. Firmen können die Tankkarten<br />

auch parallel nutzen.<br />

„Die große Netzab<strong>de</strong>ckung und das Reporting<br />

aus einer Hand sind große Vorteile<br />

<strong>de</strong>r co-gebran<strong>de</strong>ten Karten“, sagt<br />

Falko Langenbach, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Dortmun<strong>de</strong>r Fuhrparkberatung Verdo.<br />

Die Leasing-Gesellschaften bieten eine<br />

Sammelrechnung mit einem einheitlichen<br />

Reporting über verschie<strong>de</strong>ne Mineralölanbieter<br />

hinweg. „Das erleichtert<br />

die Kostenkontrolle sogar bei kleinen<br />

Fuhrparks von vier bis fünf Fahrzeugen<br />

erheblich“, so Langenbach. Außer<strong>de</strong>m<br />

verknüpfen die Leasing-Anbieter die<br />

Tankkarten mit zusätzlichen Services:<br />

Wenn ein Leaseplan-Kun<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Travelcard<br />

seine Tankrechnung begleicht,<br />

ist er zum Beispiel bis zu 72 Stun<strong>de</strong>n<br />

nach <strong>de</strong>m Tanken zusätzlich für Invalidität,<br />

Tod und Bergung versichert.<br />

Nachlässe für kleine Flotten<br />

Vor allem mittlere und kleine Fuhrparks<br />

profi tieren darüber hinaus sogar<br />

in barer Münze. Für kleine und mittlere<br />

Flotten mit bis zu 50 Fahrzeugen ist die<br />

Tankkarte für Shell und Agip kostenlos.<br />

Lassen die Fahrer ihre Wagen an einer<br />

Agip-Tankstelle waschen, erhalten sie<br />

zehn Prozent Rabatt. Außer<strong>de</strong>m wird<br />

je<strong>de</strong>m Fahrer mit seiner Tankkarte automatisch<br />

ein Startguthaben von 500<br />

Punkten beim Shell-Bonusprogramm<br />

gutgeschrieben. Firmen, die bei Volkswagen-Leasing<br />

eine Großkun<strong>de</strong>n-<br />

Rahmenvereinbarung abgeschlossen<br />

haben und min<strong>de</strong>stens fünf Fahrzeuge<br />

pro Jahr abnehmen, erhalten innerhalb<br />

Deutschlands einen Cent Nachlass auf<br />

je<strong>de</strong>n getankten Liter Diesel.<br />

Nachlässe gibt es auch bei Arval. Der<br />

Münchner Full-Service-Leasing-Anbieter<br />

hat in sein Produkt „Lease pro“ eine<br />

Euroshell-Tankkarte eingebaut, mit <strong>de</strong>r<br />

in ganz Deutschland ein Nachlass von<br />

0,85 Cent pro Liter auf Dieselkraftstoff<br />

von Shell gewährt wird. „Lease pro“ ist<br />

ein Full-Service-Leasing-Paket für Freiberufl<br />

er und Gewerbetreiben<strong>de</strong> mit<br />

bis zu 19 Fahrzeugen. „Der Trend zur<br />

verbesserten Kostenkontrolle bleibt<br />

auch in Zukunft wichtig“, sagt Reinhard<br />

Happel, Ressortleiter Vertrieb bei<br />

Arval Deutschland. Für <strong>de</strong>n Kauf von<br />

Shop-Artikeln schalteten Firmen die<br />

Tankkarte <strong>de</strong>mnach kaum frei. Das<br />

Online-Reporting erfreue sich hinge-<br />

„Nicht je<strong>de</strong>r Service für<br />

<strong>de</strong>n Fahrer nutzt auch<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen.“<br />

PETER HELLWICH,<br />

FUHRPARKBERATER, GERMERING<br />

gen größter Beliebtheit. Arval hat dazu<br />

ein Tool in petto, das diverse Analysen<br />

<strong>de</strong>r Fahrzeugdaten und Kosten ermöglicht<br />

und mit <strong>de</strong>m unter an<strong>de</strong>rem überdurchschnittliche<br />

Verbräuche o<strong>de</strong>r unnötige<br />

Premiumbetankungen ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Mehr Service, weniger Karten: Darauf<br />

setzt <strong>de</strong>r Fuhrpark-Leasing-Anbieter<br />

ASL Fleet Services in Oberhaching.<br />

Dazu sollen die Funktionen von Tank-<br />

und Servicekarten auf einer Karte<br />

kombiniert wer<strong>de</strong>n. „Künftig wird unsere<br />

kombinierte Tank-Service-Karte<br />

zusätzliche Informationen über <strong>de</strong>n<br />

Serviceleistungsumfang eines Leasing-<br />

Vertrags enthalten“, kündigt Dieter<br />

Brandl, Leiter Operations bei ASL Fleet<br />

Services, an. „Mit <strong>de</strong>n kombinierten<br />

Karten können unsere Leasing-Kun<strong>de</strong>n<br />

dann zusätzliche Wartungsleistungen<br />

beim Hersteller o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n Reifenersatz<br />

beim Fachhan<strong>de</strong>l bargeldlos beziehen“,<br />

erklärt Brandl.<br />

65


IT & Investition – Produkt-Tipps<br />

Der Anspruchsvolle<br />

Spezialisten machen Druck<br />

DER DC 260 von Xerox ist ein echter Kraftprotz: Mit seiner 80 Gigabyte-<br />

Festplatte und einem Kopierspeicher von 512 MB bringt er es auf bis<br />

zu 75 Seiten pro Minute. Grafi ker und Designer begeistert die farbige<br />

Touchscreen-Benutzerschnittstelle. Aber auch an<strong>de</strong>re Features, beispielsweise<br />

die komfortable Randlöschung, <strong>de</strong>r Hochglanzmodus o<strong>de</strong>r<br />

das Kopieren mit ID-Karte genügen höchsten Ansprüchen. Das System<br />

überzeugt auch durch die Fähigkeit, eine Vielzahl von<br />

Materialformaten und -grammaturen verarbeiten zu<br />

können. Der Preis: Ab 21.190 Euro. www.xerox.<strong>de</strong><br />

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Packard ist ein Plotter <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rklasse.<br />

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allem für Orthofotos, Werbelayouts und<br />

Landkarten. Dank <strong>de</strong>s integrierten Spektrophotometers<br />

– einem Präzisionswerkzeug,<br />

das die automatisch erweiterte Farbkalibrierung<br />

ermöglicht – liefert das Gerät<br />

eine ausgezeichnete Farbkonsistenz auf<br />

je<strong>de</strong>m Druckmedium. Beeindruckend:<br />

Die großformatigen Ausdrucke (bis zu<br />

1.117 mm) in bestechen<strong>de</strong>r Farbqualität.<br />

Die komfortable Vorschautechnologie<br />

vermei<strong>de</strong>t ärgerliche Fehldrucke. Der<br />

Preis: Ab 3.213 Euro. www.hp.<strong>de</strong><br />

Der Sprinter<br />

DER AFICIO GX 3050 SFN von Ricoh eignet<br />

sich vor allem für die schnelle, kostengünstige<br />

Farbdokumentation im Büroalltag.<br />

Dank <strong>de</strong>r innovativen Gel-Sprinter-Technologie<br />

kombiniert er hohe Produktivität<br />

mit hervorragen<strong>de</strong>r Farbdruckqualität.<br />

Statt herkömmlicher Tinte wird ein Flüssig-<br />

Gel verwen<strong>de</strong>t, das bei Kontakt mit Papier<br />

sehr schnell trocknet. Dadurch wird auch<br />

ein Duplexdruck in sehr hoher Geschwindigkeit<br />

möglich. Überzeugend: Die niedrigen<br />

Gesamtbetriebskosten. Der Preis: Ab<br />

455 Euro für die Grundversion.<br />

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66 ProFirma 06 2010<br />

Fotos: Hersteller


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<strong>de</strong>r einen schnellen und einfachen Zugriff auf das Druckmenü erlaubt.<br />

Mit einer Druckgeschwindigkeit von 53 Seiten pro Minute ist er in seiner<br />

Klasse sehr gut dabei. Vorteilhaft sind außer<strong>de</strong>m die fl exible Medienunterstützung<br />

(Karton, Polyester- und Vinyl-Etiketten, Briefhüllen, Transparentfolien<br />

und natürlich Normalpapier) und auch die vergleichsweise<br />

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Wie reagieren Sie, wenn jemand Sie mit einer Bemerkung konfrontiert, auf die Sie nicht vorbereitet waren?<br />

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schlagfertig zu sein, ist beson<strong>de</strong>rs schwierig. Aber es ist nicht unmöglich.<br />

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Insults<br />

A very aggressive form of remark is an<br />

insult – a remark which questions your<br />

credibility in front of others. Consi<strong>de</strong>r<br />

this:<br />

Scenario 1: You are in a meeting. A colleague,<br />

John, who is on the same level of<br />

seniority as you turns around and says,<br />

‘Quite frankly, I don’t think the way you<br />

handled the situation was very professional.’<br />

Th e room goes quiet and all eyes<br />

are on you.<br />

Answer 1: In fact, your colleague is hoping<br />

to be talent-spotted by the managers<br />

in the room. You are simply being<br />

used as a stepping stone. You could try<br />

saying ‘Could we get some other opinions<br />

on this? Th ose who agree with<br />

John, please raise your hand’. By doing<br />

this, you enlist the help of others. John’s<br />

tactics are exposed and you have not<br />

crossed a line into ru<strong>de</strong>ness.<br />

Intrusions<br />

Other remarks simply go too far. Although<br />

your fi rst instinct is probably to<br />

fi ght back, it can be more eff ective to<br />

remain cool. Th is is especially tricky in<br />

formal situations like job interviews or<br />

when other people are present. Here are<br />

some ways to <strong>de</strong>al with cheeky remarks:<br />

Scenario 2: You are in a job interview.<br />

Everything is going well until the interviewer<br />

catches you unawares by asking<br />

Lektion 6<br />

‘So, let’s talk about your future plans –<br />

are you planning on having children?’<br />

An awkward silence opens up and your<br />

mind starts racing for something to say.<br />

Answer 2: Clearly, it is none of the<br />

interviewer’s business. However, saying<br />

so in an interview is not going to win<br />

you any points. You could say ‘Can you<br />

plan children? I don’t have an entry in<br />

my diary’, showing that you are not going<br />

to be drawn into a discussion.<br />

Who looks professional now? So that<br />

you aren‘t left speechless in such situations,<br />

look at our box (on the left ) for a<br />

few phrases.<br />

Vocabulary<br />

insult Beleidigung<br />

remark Bemerkung<br />

stepping stone Sprungbrett<br />

to enlist (help) Hilfe gewinnen<br />

to expose entlarven<br />

ru<strong>de</strong>ness Grobheit<br />

intrusion unberechtigter<br />

Eingriff<br />

to fi ght back sich wehren<br />

to catch unawares überraschen<br />

awkward unbehaglich<br />

your mind races die Gedanken<br />

wirbeln<br />

to draw s.o. into jdn. zur Diskussion<br />

(a discussion) locken<br />

speechless sprachlos<br />

68 ProFirma 06 2010<br />

ProFirma<br />

Serie


Britisch o<strong>de</strong>r amerikanisch?<br />

One language – many differences<br />

Die englische Sprache kennt zahlreiche nationale Unterschie<strong>de</strong>, die bekanntesten betreffen das britische (BE) und<br />

das amerikanische Englisch (AE), aber auch in Indien, Südafrika und Australien gibt es zahlreiche Beson<strong>de</strong>rheiten.<br />

Der folgen<strong>de</strong> Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie typische Stolperfallen in London und New York umgehen.<br />

How to tell the difference:<br />

BE or AE?<br />

To a native speaker this answer is relatively<br />

simple: the accent gives it away.<br />

To a non-native speaker, however, it can<br />

be diffi cult to <strong>de</strong>termine accent, so if in<br />

doubt take the easy way out: ask!<br />

People generally don’t mind being asked<br />

where they are from, in<strong>de</strong>ed they are<br />

usually happy to tell you. Of course, if<br />

you have some correspon<strong>de</strong>nce from<br />

the person it becomes a little easier, as<br />

there are several major diff erences in<br />

writing between BE and AE.<br />

Vocabulary and spelling<br />

Spelling diff erences are, to the trained<br />

eye, a <strong>de</strong>ad giveaway:<br />

> Is the theatre in the centre of town or<br />

is the theater in the center?<br />

Th e fi rst (theatre, centre) indicates BE<br />

while the second (theater, center) shows<br />

ProFirma 06 2010<br />

that the writer is American. When Noah<br />

Webster published his “American Dictionary<br />

of the English Language” back in<br />

1828, he <strong>de</strong>ci<strong>de</strong>d to simplify the language<br />

to a certain extent, hence the change<br />

from “-re” to “-er” and “-our” to “-or”<br />

(e.g.: BE colour / AE color). Th e same<br />

goes for the following:<br />

> Use gray color to indicate aluminum<br />

on the plans.<br />

Gray and aluminum are AE; in BE they<br />

would be grey and aluminium.<br />

Th e following sentence is a real hodgepodge;<br />

can you tell which parts are BE<br />

and which are AE?<br />

> At the weekend, would you rather go<br />

socializing downtown with our kids or<br />

at school with all the stu<strong>de</strong>nts?<br />

At the weekend is BE (Americans say<br />

on the weekend), socializing, downtown<br />

and kids are AE (in BE it’s socialising,<br />

town centre and children), at school is<br />

also BE (AE uses in school), while stu<strong>de</strong>nts<br />

is AE (BE would refer to pupils).<br />

Punctuation and grammar<br />

Strangely enough, it is not only in choice<br />

of words or spelling that the two forms<br />

of English diff er. Punctuation and<br />

even grammar can indicate origin too,<br />

although these are generally less pronounced<br />

and <strong>de</strong>fi nite than the variations<br />

in spelling and vocabulary.<br />

BE tends to use far less punctuation<br />

TIP: If in doubt when it comes to<br />

punctuation, leave it out and claim<br />

you are using BE!<br />

Vocabulary<br />

a <strong>de</strong>ad giveaway todsicherer Hinweis<br />

extent Umfang<br />

hence <strong>de</strong>shalb<br />

hodgepodge Mischmasch<br />

envelope Briefumschlag<br />

than AE; when addressing an envelope,<br />

for example, you might not see a single<br />

punctuation mark if the writer is using<br />

BE. With AE, however, there would be<br />

commas and perhaps even a full stop or<br />

two.<br />

> BE: Mr J King<br />

23 Uppity Street S<br />

malltown<br />

> AE: Mr. J. King,<br />

23 Uppity Street,<br />

Smalltown<br />

Th e same holds true for dates:<br />

> AE: January 17th, 2008 or 01/17/2008<br />

> BE: 17 January 2008 or 17.01.2008<br />

As English really is used in so many<br />

forms throughout the world it doesn‘t<br />

matter too much which form you choose<br />

to use. If you are more comfortable<br />

with AE then use that, but the important<br />

thing is to stick to it: don‘t chop and<br />

change within any one text, as that will<br />

indicate someone who doesn‘t know the<br />

diff erence or who is making mistakes,<br />

rather than a person who just happens<br />

to use a slightly diff erent form of the<br />

language.<br />

S. 3 Pressemitteilungen, S. 4 Kreuzworträtsel<br />

69


Business English<br />

Pressemitteilungen<br />

Press releases: get yourself noticed<br />

Mit gut gemachter Pressearbeit können Firmen auch im englischen Sprachraum auf sich aufmerksam machen. Wie<br />

baut man eine lesenswerte Meldung auf, welche Anfor<strong>de</strong>rungen gibt es an das Format in <strong>de</strong>n unterschiedlichen Medien?<br />

Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Beiträge für Zeitungen und Fachzeitschriften für das journalistische Publikum<br />

optimal aufbauen und welche Formalien es zu beachten gilt.<br />

What is a press release, really?<br />

A press release serves to give information<br />

to journalists. Th is information<br />

should be useful, accurate and interesting.<br />

Th at’s it! Journalists oft en suffer<br />

from a <strong>de</strong>arth of interesting stories<br />

mid-summer, so they might be glad to<br />

receive a well-written press release from<br />

you which they can turn into a good story.<br />

Sometimes your press release might<br />

even be used “as is”, meaning that it will<br />

be published exactly how you wrote it<br />

with no editing or journalistic intervention<br />

whatsoever – that’s when you<br />

know that your writing has been truly<br />

successful!<br />

The contents<br />

Consi<strong>de</strong>r the following steps in or<strong>de</strong>r to<br />

compose a successful press release.<br />

1. First <strong>de</strong>ci<strong>de</strong> exactly what your press<br />

release will be about. Th e story should<br />

be newsworthy: there’s no point issuing<br />

a press release about a new type<br />

of coff ee being used in the company<br />

Vocabulary<br />

a <strong>de</strong>arth of <strong>de</strong>r Mangel an<br />

newsworthy berichtenswert<br />

target Ziel<br />

fl ow Ablauf<br />

headline Titelzeile<br />

bottom unterer Rand<br />

to quote zitieren<br />

to elaborate on etwas näher ausführen<br />

fl uff überfl üssige Information<br />

letterhead Briefbogen<br />

capitals Großbuchstaben<br />

bold fett<br />

placement Platzierung<br />

snail mail Schneckenpost<br />

coff ee machines unless you work for a<br />

coff ee producer, a coff ee machine manufacturer<br />

or a coff ee retailer.<br />

2. Next, <strong>de</strong>ci<strong>de</strong> on exactly what information<br />

you are going to inclu<strong>de</strong> – too<br />

much is as bad as too little.<br />

3. Finally, work out how to make this<br />

information interesting to the journalists<br />

and to your target public.<br />

The format<br />

Journalists receive many press releases<br />

every day, so they expect a certain fl ow<br />

and format.<br />

Th e headline is used to grab the attention<br />

of journalists and briefl y summarize<br />

the news. It is your fi rst piece of creative<br />

writing in your text and should make<br />

your rea<strong>de</strong>r want to read further. If your<br />

text exceeds one page, print “Page 2“<br />

clearly on the second page. Finally, give<br />

contact <strong>de</strong>tails at the bottom. Journalists<br />

like to see “###” or another commonly<br />

used ending to signal the end of a press<br />

release.<br />

The body<br />

Th is should be brief but fascinating!<br />

Keep it interesting, factual, and in the<br />

third person (unless you are quoting).<br />

Remember, it might be printed “as is”, so<br />

the fi rst paragraph (rea<strong>de</strong>rs oft en don’t<br />

read past this) should cover the 5 “w”s:<br />

who, what, when, where and why.<br />

Th e rest of the text can then elaborate on<br />

the information given in the fi rst paragraph,<br />

avoiding fl uff . Your press release<br />

ends with the “boilerplate”.<br />

A boilerplate = a fi nal paragraph giving<br />

background information on the company<br />

(text that can be used again and<br />

again).<br />

Keep in mind that a press release is not<br />

an advertisement for your company, nor<br />

a novel: it’s a way to give interesting information<br />

out to the general public or to<br />

a specifi c public. So KISS – Keep It Short<br />

and Simple!<br />

TIP: small talk! If you send out your press release on paper, make sure that is on<br />

company letterhead with a prominent logo. The company name, address, phone<br />

numbers and web address should all be clear and easily visible. „PRESSRELEASE“ appears<br />

at the top in capitals and bold. Whether it is for immediate release or for release<br />

on a specifi c date also appears above the title in capitals.<br />

70 ProFirma 06 2010


Sending out a press release<br />

Placement of press releases, as with advertisements,<br />

is crucial and needs to be<br />

well thought out. Today they can usually<br />

be sent out by email (make sure that<br />

you have the journalists‘ correct email<br />

addresses), although if you have prepared<br />

a press pack with photos or samples,<br />

Die Autoren: Lucy Renner Jones und Anita Duncan<br />

CROSSWORD PUZZLE<br />

1 2<br />

6<br />

11<br />

15<br />

16<br />

ProFirma 06 2010<br />

9<br />

4 5<br />

7<br />

12 13 14<br />

Across:<br />

1. re-plan, for example an appointment<br />

5. the amount of work to be done<br />

6. check<br />

7. speak in a way that makes it hard to hear<br />

exactly what you are saying<br />

9. worth doing<br />

10. rare<br />

11. to place something on the Internet<br />

16. to wait a short time, perhaps because you are unsure<br />

17. to rush<br />

18. to use something with caution<br />

18<br />

then snail mail is necessary. Do your<br />

research: fi nd out which publication or<br />

show would be best and contact a specifi<br />

c person directly. Ask colleagues for<br />

contacts you can use to get your press<br />

release seen and don’t be afraid to network<br />

– in this game, contacts are everything.<br />

17<br />

3<br />

10<br />

8<br />

Answers: Across: 1. reschedule, 5. workload, 6. review, 7. mumble, 9. rewarding, 10. odd, 11. post, 16. hesitation, 17. dash,<br />

18. sparingly Down: 2. extent, 3. fare, 4. hence, 7. merely, 8. un<strong>de</strong>niably, 9. retiring, 12. swap, 13. vendor, 14. unison, 15. chunk<br />

Down:<br />

2. the reach or area of something<br />

3. money paid for travelling<br />

4. a synonym for “thus”<br />

7. a synonym for “only”<br />

8. without a doubt<br />

9. reserved character<br />

12. exchange one thing<br />

for another<br />

13. seller<br />

14. together<br />

15. a large piece of something


Rückschau & Termine<br />

Start-Messe<br />

Grün<strong>de</strong>rszene trifft sich in Hannover<br />

START<br />

Am 4. und 5. Juni 2010 trifft sich die Existenzgrün<strong>de</strong>r-<br />

und Franchiseszene aus Nie<strong>de</strong>rsachsen im Hannover<br />

Congress Centrum (HCC) zu einer weiteren<br />

Ausgabe <strong>de</strong>r Start-Messe. An zwei Tagen können<br />

sich die Besucher mit allen Informationen für eine erfolgreiche Selbstständigkeit<br />

versorgen. Das Informationsangebot <strong>de</strong>ckt das ganze Spektrum <strong>de</strong>r<br />

Themen ab: Die Erstellung <strong>de</strong>s Business-Plans, die För<strong>de</strong>rmöglichkeiten, Geschäftsi<strong>de</strong>en<br />

und Franchisekonzepte, Gründungen aus <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit<br />

o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Studium heraus, Mitarbeitergewinnung, Unternehmer- und<br />

Unternehmensentwicklung, Marketing und Vertrieb.<br />

Ein Höhepunkt wird auch in diesem Jahr die Verleihung <strong>de</strong>s Start-Awards<br />

Nie<strong>de</strong>rsachsen sein. Er zeichnet bereits zum zweiten Mal erfolgreiche Unternehmen<br />

von Migranten im Bun<strong>de</strong>sland Nie<strong>de</strong>rsachsen aus, die sich im<br />

Wettbewerb behaupten. Ein großes Aufgebot an Ausstellern vervollständigt<br />

das Rahmenprogramm.<br />

Dazu gehören unter an<strong>de</strong>rem<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware,<br />

das Bun<strong>de</strong>sministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie,<br />

<strong>de</strong>r Deutsche<br />

Franchise-Verband, die<br />

KfW-Bankengruppe, die<br />

N-Bank und die Hamburg<br />

Mannheimer. ProFirma<br />

unterstützt die Start-Messe<br />

als Medienpartner.<br />

INFO: www.start-messe.<strong>de</strong> Die richtigen Informationen sind das beste Startkapital.<br />

Studie<br />

Mittelstand: Strategiewechsel nicht nötig<br />

62 Prozent <strong>de</strong>r mittelständischen Unternehmen<br />

sehen in <strong>de</strong>r Krise keinen<br />

Anlass, ihre strategische Ausrichtung<br />

auf <strong>de</strong>n Prüfstand zu stellen. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt eine Studie <strong>de</strong>r Commerzbank-Initiative<br />

„Unternehmer-<br />

Perspektiven“. Die Mehrheit <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

hält die Krise vielmehr für ein<br />

rein konjunkturelles Phänomen. Für die<br />

Studie befragte TNS Infratest mehr als<br />

4.000 mittelständische Unternehmer<br />

aus unterschiedlichen Branchen.<br />

Für <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Aufschwung steht<br />

das Kostenmanagement an erster Stelle.<br />

So wollen 41 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

verstärkt auf ihre Profi tabilität achten.<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n für knapp die Hälfte <strong>de</strong>r<br />

Befragten Kostensenkungen bei Zulieferern<br />

wichtiger als vorher. Ein zweiter<br />

Trend ist, die Geschäfte langfristig auf<br />

möglichst gesicherte Grundlagen zu<br />

stellen: 40 Prozent wollen zukünftig enger<br />

mit an<strong>de</strong>ren Unternehmen kooperieren,<br />

33 Prozent ihre Umsätze durch<br />

langfristige Liefer- und Zulieferverträge<br />

absichern. Wachstumsstrategien treten<br />

dagegen <strong>de</strong>utlich zurück. Immerhin 38<br />

Prozent <strong>de</strong>r Chefs geben an, dass sie ihre<br />

strategische Ausrichtung grundlegend<br />

verän<strong>de</strong>rn wollen o<strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rt haben.<br />

Leserbrief<br />

PROFIRMA-ROUNDTABLE<br />

„Es gibt keine Kreditklemme“ “<br />

Ausgabe 05/2010<br />

Nicht in <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />

angekommen<br />

„Die Bankenbranche ist nicht in <strong>de</strong>r<br />

Wirklichkeit angekommen. Ist schon<br />

vergessen, dass die unternehmerischen<br />

Aktivitäten dieser Häuser die<br />

nationale und globale Wirtschaft an<br />

<strong>de</strong>n Rand <strong>de</strong>s Abgrunds gebracht<br />

haben und die Nummer noch nicht<br />

durch ist? Diese Herren sind nun <strong>de</strong>r<br />

Meinung: „Alle Unternehmen, die<br />

wir fi nanzieren, müssen einen Fünf-<br />

Jahres-Plan vorlegen.“ Bitte schön,<br />

wo war <strong>de</strong>r unternehmerische Fünf-<br />

Jahres-Plan dieser Häuser, und hat er<br />

die Pleiten nachhaltig verhin<strong>de</strong>rt? Gedanken<br />

sollen wir uns außer<strong>de</strong>m über<br />

unsere unternehmerische Zukunft machen.<br />

Meines Erachtens gibt es hierzu<br />

nur zwei Antworten: Hatten die Banken<br />

<strong>de</strong>n Fünf-Jahres-Plan und taten<br />

es doch, dann wussten sie auch, dass<br />

<strong>de</strong>r Steuerzahler sie retten muss, um<br />

nicht noch mehr Scha<strong>de</strong>n anzurichten.<br />

O<strong>de</strong>r sie hatten diesen Fünf-Jahres-<br />

Plan nicht. Dann sind aber auch die<br />

Zeiten vorbei, in <strong>de</strong>nen sie das Recht<br />

hatten, mit ihrer unternehmerischen<br />

Kompetenzlosigkeit <strong>de</strong>n soli<strong>de</strong>n Unternehmern<br />

zur erklären, wie die ihren<br />

Job zu machen haben.<br />

Peter W. Kiefer, Beraten<strong>de</strong>r Ingenieur & CEO,<br />

Kiefer Consult GmbH, Neudrossenfeld<br />

TERMINE<br />

9. – 11. Juni 2010<br />

Intersolar, München<br />

www.intersolar.<strong>de</strong><br />

2. – 3. Juli 2010<br />

Start-Messe, Nürnberg<br />

www.startmesse.<strong>de</strong><br />

72 ProFirma 06 2010<br />

Fotos: Start-Messe, Archiv


Vorschau 07/08.2010<br />

Titelthema: Der Unternehmer als Marke<br />

In vielen mittelständischen Firmen verbin<strong>de</strong>t man eine Marke nicht nur mit<br />

einem Produkt, son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m Unternehmer selbst. Der Chef o<strong>de</strong>r die Chefi n<br />

steht für ein Wertesystem, ein Qualitätsversprechen. ProFirma geht <strong>de</strong>r Frage<br />

nach, was Unternehmer tun können, um ihre Wirkung und Fremdwahrnehmung<br />

im internen und öffentlichen Umfeld zu verbessern. Gute Kommunikation ist<br />

dabei das eine, die persönliche Mentalität das an<strong>de</strong>re.<br />

Hans-Peter Stihl Wolfgang Joop Martin Herrenknecht<br />

Claus Hipp Antje von Dewitz Wolfgang Grupp<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion:<br />

Dieter Römer (Chefredakteur)<br />

E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Christoph Lorenz (Redakteur)<br />

E-Mail: Christoph.Lorenz@profi rma.<strong>de</strong><br />

Paul Lauer (Redakteur)<br />

E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />

E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Gabi Reuys (Assistentin)<br />

E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Telefon 07 61/36 83 575, Fax 07 61/36 83 105<br />

Hausadresse <strong>de</strong>r Redaktion:<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Munzinger Str. 9, 79011 Freiburg<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

M. Bahnerth, Prof. M. Beck, J. Christ, T. Cole,<br />

A. Duncan, U. Felger, S. Hölper, B. Janzing, C.<br />

Mausbach, E. Neuthinger, B. Peymani, L. Renner<br />

Jones, C.-D. San<strong>de</strong>r, Pof. D. B. Simmert, O. Weiss,<br />

B. Weller, K. Zunke<br />

Grafi k: Hanjo Tews<br />

ProFirma 06 2010<br />

Anzeigen-Verkauf:<br />

Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />

Telefon 09 31/27 91 556<br />

Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 731<br />

Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 451<br />

Michaela Dotzler (Disposition)<br />

Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />

E-Mail: Anzeigen@ProFirma.<strong>de</strong><br />

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1. Quartal 2010: 80.894<br />

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Die nächste Ausgabe erscheint am 30. Juni 2010<br />

Weitere Themen:<br />

PERSONAL<br />

Mitarbeiter stärken<br />

Qualifi zierungsprogramme und Anreizsysteme<br />

sind in Zeiten <strong>de</strong>s Fachkräftemangels<br />

nur zwei Eckpfeiler einer guten<br />

Strategie für die Personalarbeit.<br />

FINANZIERUNG<br />

Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wahrheit<br />

Die Krise <strong>de</strong>s Jahres 2009 hinterlässt tiefe<br />

Spuren in <strong>de</strong>n Unternehmensbilanzen.<br />

ProFirma zeigt, wie Banken die Folgen für<br />

das Rating mil<strong>de</strong>rn können.<br />

MOBILITÄT<br />

Apps und Co.<br />

Blackberry und iPhone-Applikationen<br />

beschleunigen und vereinfachen die<br />

Kommunikation im Geschäftsalltag.<br />

ProFirma stellt die neuesten Trends vor.<br />

Verlag: <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Verlagsleitung: Reiner Straub<br />

Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

www.<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />

Druck: Druckerei Echter, Würzburg<br />

Vertrieb im Han<strong>de</strong>l:<br />

SPECIAL INTEREST<br />

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Nor<strong>de</strong>ndstraße 2; 64546 Mörfel<strong>de</strong>n-Walldorf<br />

Beilagenhinweis:<br />

Diese Ausgabe enthält Beilagen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Citroen Deutschland AG, Köln, sowie <strong>de</strong>r<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG.<br />

Wir bitten um Beachtung!<br />

Der jährliche Bezugspreis beträgt für ProFirma im Inland: 64 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 79 Euro inkl. Versand. Das Kombi-Jahresabo ProFirma<br />

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73


Schluss mit lustig<br />

„Frau Liun, darf ich vorstellen?“, fragte H2O seine Assistentin<br />

und zeigte auf einen vielleicht 30-jährigen Mann mit gegeltem<br />

Haar, Ray-Ban-Brille auf <strong>de</strong>r Nase, englischen Schuhen,<br />

engem, grauem Anzug und einem goldgelben Hemd, das er<br />

offen trug. „Das ist Herr Marke, und bevor Sie fragen: Ja, er<br />

ist, wonach er aussieht, ein Werbemann aus Frankfurt, und er<br />

soll unseren Wagyu-Burger promoten.“ Herr Marke räusperte<br />

sich: „Dann ist es also tatsächlich wahr? <strong>Als</strong> Sie am Telefon<br />

von Burgern gesprochen haben, dachte ich, Sie wollen mich<br />

veräppeln. Ich meine, Wagyu-Burger<br />

...“ „Herr Marke“, fuhr H2O auf, „ich<br />

bezahle Sie auch dafür, dass Sie meinen,<br />

was ich meine.“ „Moment“, antwortete<br />

Herr Marke, „eines muss klar<br />

sein. Wenn ich Ihnen eine Strategie<br />

entwerfen und Ihr Produkt ver e<strong>de</strong>ln<br />

soll, dann brauche ich Freiraum, verstehen<br />

Sie? Gute Werbung hat zu tun<br />

mit Kreativität, Herr Hirschmüller,<br />

mit Fantasie und Geschmack, mit fi ligranem<br />

Gespür für <strong>de</strong>n Zeitgeist, <strong>de</strong>n<br />

Markt, mit Ästhetik.“ „Ich verstehe“,<br />

brummte H2O, „<strong>de</strong>swegen das gelbe<br />

Hemd.“<br />

„Meine Herren“, fuhr Frau Liun dazwischen,<br />

„mir kommen das hier vor wie zwei Wagyu-Bullen, die<br />

gehen aufeinan<strong>de</strong>r los.“ „Ist ja gut“, lenkte H2O ein, „ich mag<br />

es nur nicht, wenn diese Werber <strong>de</strong>nken, sie seien alle Künstler<br />

und dürften machen, was sie wollen, und wir an<strong>de</strong>ren sollen<br />

dazu auch noch permanent applaudieren. Aber Sie haben<br />

recht, Frau Liun, Werber fertigmachen ist zu einfach, als dass<br />

wir uns damit aufhalten sollten. Dann bringen Sie unseren<br />

gol<strong>de</strong>nen Kreativen mal auf <strong>de</strong>n neuesten Stand, bitte.“<br />

„<strong>Als</strong>o, Herr Marke, ich schicken voraus, dass I<strong>de</strong>e ist von Herr<br />

Hirschmüller. Hat gekauft Wagyu-Rin<strong>de</strong>r und Zuchtbulle,<br />

jetzt wir machen bestes Fleisch von Welt in Deutschland. I<strong>de</strong>e<br />

von Hirschmüller-san sein, mit Wagyu-Burger reich wer<strong>de</strong>n.<br />

Geht darum, dass Reiche haben wegen Wirtschaftskrise weniger<br />

Zeit, weil sich müssen kümmern um Geld, haben aber<br />

H 2O<br />

... und die<br />

Milchmädchenrechnung<br />

von Michael Bahnerth<br />

Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, fi n<strong>de</strong>t einen Werbefachmann,<br />

<strong>de</strong>r das Wun<strong>de</strong>r mit Wagyu-Burgern vollbringen soll.<br />

trotz<strong>de</strong>m Hunger, nach Luxus auch, <strong>de</strong>shalb wer<strong>de</strong>n kaufen<br />

Burger von Hirschmüller-san, <strong>de</strong>r kosten soll 30 Euro.“<br />

„Herr Hirschmüller“, unterbrach Herr Marke, „30 Euro für einen<br />

Burger? Was sagt eigentlich Ihre Frau zu Ihrem neuen, äh,<br />

Projekt?“ „Geht Sie zwar nichts an, Marke, aber sie hat mich<br />

verlassen.“ „Wun<strong>de</strong>rt Sie das?“ „Hören Sie, es reicht völlig,<br />

wenn Sie kreativ sind, Sie müssen nicht auch noch lustig sein.“<br />

„Wie auch immer“, antwortete Marke, „jetzt wollen Sie also<br />

von mir, dass ich <strong>de</strong>n Reichen Ihren Hamburger schmackhaft<br />

mache.“ „So könnte man sagen.“ „O.k.<br />

Was halten eigentlich Sie von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e,<br />

Frau Liun?“, fragte Marke.<br />

„Ich glauben, dass <strong>de</strong>utsches Markt hat<br />

Platz für Luxusburger. Weil Deutscher<br />

mag Fleisch und Reichtum auch. Ich recherchiert,<br />

dass pro Jahr durchschnittlich<br />

essen 84 Kilogramm Fleisch, Ten<strong>de</strong>nz<br />

steigend. Davon sein knapp zehn<br />

Kilo Rindfl eisch. Das machen 80 Hamburger.<br />

Ich dann gerechnet. Mensch<br />

haben eine Zeit von 30 Jahren, wo isst<br />

Hamburger, machen also 30 Jahre mal<br />

80 Hamburger. Ergeben dann 2.400<br />

Hamburger er isst im Leben. Wir uns<br />

merken diese Zahl. Jetzt wir nehmen<br />

die 800.000 Millionäre in Deutschland, ziehen 200.000 ab,<br />

weil sein alte Säcke ohne Zähne vielleicht, so bleiben 600.000<br />

potenzielles reiches Hamburgeresser. Wir multiplizieren mit<br />

2.400, das ergeben eine Milliar<strong>de</strong> 440 Millionen Hamburger,<br />

die wer<strong>de</strong>n gegessen von <strong>de</strong>utsches Millionäre in 30 Jahren.<br />

Ist große Potenzial. Wenn je<strong>de</strong>s Reiche nun isst je<strong>de</strong>s Jahr nur<br />

acht Hirschmüller-san-Burger für 30 Euro, dann ergeben 144<br />

Millionen Euro, die warten auf uns.“<br />

„Tja“, sagte H2O, „noch Fragen, Herr Marke? Und vor allem<br />

I<strong>de</strong>en, wie wir an diese 144 Millionen rankommen?“<br />

DIE NÄCHSTE FOLGE: H2O und Co. auf <strong>de</strong>r Suche nach<br />

griffi gen Strategien für einen grenzenlosen Erfolg.<br />

74 ProFirma 06 2010<br />

Folge 25<br />

Illustration: Reinhold Harwath

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