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Mat.-Nr. 06051-5087<br />
Deutschland 6,40 €<br />
Das Magazin für <strong>de</strong>n innovativen Mittelstand<br />
Preisgestaltung ist keine Glückssache. Mit <strong>de</strong>r richtigen<br />
Strategie fi n<strong>de</strong>n Mittelständler jeweils <strong>de</strong>n höchstmöglichen<br />
Betrag, <strong>de</strong>n die Kun<strong>de</strong>n zu zahlen bereit sind. Seite 20<br />
DIE GROSSE<br />
Preisfrage<br />
BÖSES KLEINGEDRUCKTES<br />
Ein Verstoß gegen Klauseln in<br />
Kreditverträgen kommt Unternehmen<br />
teuer zu stehen. Seite 46<br />
SPECIAL ENERGIE<br />
Solarwärme und Strom mit<br />
Zeitwert senken die Kosten im<br />
Unternehmen. Seite 56<br />
JUNI 2010<br />
www.profi rma.<strong>de</strong><br />
Annette Meisl ist Künstlerin und ein<br />
Multitalent. Die Liebe zu Kuba weckte<br />
in ihr eine beson<strong>de</strong>re Passion: In Köln<br />
grün<strong>de</strong>te sie die Manufaktur La Galana,<br />
wo sie edle Zigarren herstellt. Ihr<br />
nächstes großes Ziel ist Dubai. Seite 12
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, über die Frage, was <strong>de</strong>r beste Preis für ein Produkt<br />
o<strong>de</strong>r eine Dienstleistung sei, gehen gewöhnlich die Ansichten je nach Perspektive<br />
auseinan<strong>de</strong>r: Während <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> typischerweise wenig zahlen will, möchte<br />
<strong>de</strong>r Anbieter seine Ware möglichst teuer verkaufen. Klare Sache eigentlich.<br />
Allerdings ist die Wirklichkeit komplizierter. Natürlich wird <strong>de</strong>r Kampf um<br />
Kun<strong>de</strong>n auch über <strong>de</strong>n Preis ausgetragen, aber es gibt gute und eindrucksvolle<br />
Beispiele, dass eine Strategie <strong>de</strong>r Hochpreisigkeit – o<strong>de</strong>r wie man heute sagt,<br />
<strong>de</strong>r Premiumpreise – in vielen Bereichen tragfähig ist. Die Fissler GmbH etwa,<br />
Produzentin hochwertiger Töpfe und Pfannen, kann bis zu zehn Prozent höhere<br />
Endpreise durchsetzen als die Konkurrenz. Der Hifi -Hersteller Bang & Olufsen<br />
verkauft prinzipiell nicht über <strong>de</strong>n Preis, son<strong>de</strong>rn über das gute Image. Sicher ist,<br />
dass sich <strong>de</strong>r Wettbewerb gegen die Discounter mit ruinösen Rabattierungen<br />
ohnehin nicht gewinnen lässt.<br />
In unserer Titelgeschichte ab Seite 20 stellen wir Ihnen vor, wie mittelständische<br />
Unternehmer für ihre Produkte optimal kalkulieren. Intelligentes Pricing heißt<br />
dabei, für je<strong>de</strong>s Produkt zu je<strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>n besten Preis zu fi n<strong>de</strong>n. Das ist<br />
jener, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> als fair empfi n<strong>de</strong>t und zu zahlen bereit ist, und mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />
Unternehmer seine strategischen Ziele erreicht.<br />
Sogar die Strategie, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n zu lassen, wie viel er für einen<br />
Haarschnitt o<strong>de</strong>r für eine Hotelübernachtung ausgeben möchte, kann sich<br />
auszahlen. Häufi g gelangen Unternehmer, die es ausprobiert haben, zu <strong>de</strong>m<br />
Schluss, dass sie damit sogar besser fahren als mit einer Festpreisstrategie.<br />
ProFirma 06 2010<br />
Chefredakteur Dieter Römer<br />
Intelligentes Pricing<br />
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3<br />
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Inhalt 06.2010<br />
Titelthema:<br />
Die große Preisfrage<br />
Die Preisgestaltung ist keine Glückssache. Mit t<br />
<strong>de</strong>r richtigen Strategie fi n<strong>de</strong>n Mittelständler<br />
jeweils <strong>de</strong>n höchstmöglichen Betrag, <strong>de</strong>n die<br />
Kun<strong>de</strong>n zu zahlen bereit sind.<br />
25 Interview Rabattschlachten bringen<br />
nichts, meint <strong>de</strong>r Marketingexperte Prof.<br />
Hermann Diller.<br />
12<br />
Kubanische Genusskultur aus Köln: Annette<br />
Meisl lässt unter <strong>de</strong>m Label „La Galana“ Zigarren<br />
rollen.<br />
38<br />
Recht: Arbeitsunfälle in <strong>de</strong>r Probezeit können<br />
für Arbeitgeber ein teures Nachspiel haben.<br />
79<br />
.– 99<br />
79.–<br />
08 Wir Unternehmer<br />
19.-<br />
08 Innovator <strong>de</strong>s Monats Der Physiker Peter Maier-Laxhuber hat ein<br />
Fass erfun<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m das Bier binnen kürzester Zeit auf die i<strong>de</strong>ale<br />
Trinktemperatur herunterkühlt.<br />
10 Re<strong>de</strong>zeit Firmenchefs brauchen eine Vertrauensperson und sollten <strong>de</strong>n<br />
regelmäßigen Gedankenaustausch suchen, meint <strong>de</strong>r Unternehmensberater<br />
Carl-Dietrich San<strong>de</strong>r.<br />
12 Unternehmerporträt Die Künstlerin Annette Meisl lässt in Köln<br />
in einer eigenen Manufaktur edle Zigarren rollen.<br />
16 Mittelstand 2.0 Mixxt macht´s möglich: das eigene Netzwerk in<br />
drei Minuten.<br />
18 Auszeit Golfen und Schießen mit Stil im Countryclub<br />
Schloss Langenstein.<br />
20 Unternehmensführung<br />
20 Titelthema Kalkulation Mit intelligenten und originellen<br />
Preisstrategien steigern Unternehmen Umsatz und Gewinn.<br />
29 Quer<strong>de</strong>nker Machtfragen in Unternehmen sollten hinter verschlossenen<br />
Türen ausgetragen wer<strong>de</strong>n, empfi ehlt Prof. Martin Beck.<br />
30 Serie Markenführung (2) Viele B2B-Unternehmen haben in Sachen<br />
Markenmanagement noch großen Nachholbedarf.<br />
34 Serie Initiative Personal (2) Wenn die Kosten aus <strong>de</strong>m Ru<strong>de</strong>r laufen,<br />
hilft die Einführung eines Prozessmanagements.<br />
38 Recht Lassen Firmen Bewerber vor <strong>de</strong>r Einstellung ein Praktikum<br />
absolvieren, kann das für <strong>de</strong>n Arbeitgeber kostspielig wer<strong>de</strong>n.<br />
1.- .-<br />
20<br />
4 ProFirma 06 2010
40 Finanzen & Steuern<br />
40 Trends Die Private-Equity-Branche will kleinen Unternehmen mehr<br />
Kapital bereitstellen.<br />
42 Altersvorsorge Viele Unternehmer verlassen sich bei <strong>de</strong>r fi nanziellen<br />
Absicherung auf <strong>de</strong>n Erlös aus <strong>de</strong>m Verkauf <strong>de</strong>s Betriebs. Sie überschätzen<br />
dabei meist <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r Firma.<br />
46 Finanzierung Ein Verstoß gegen Zusatzvereinbarungen in Kreditverträgen<br />
kann Unternehmen teuer zu stehen kommen.<br />
50 Steuertrends Die Aschewolke und ihre Folgen: Unternehmer müssen<br />
<strong>de</strong>m Finanzamt beweisen, dass die verlängerte Reise keine privaten<br />
Motive hatte.<br />
52 Vorsteuerabzug Unkorrekte Rechnungen kosten Selbstständige bei<br />
<strong>de</strong>r Umsatzsteuerprüfung viel Geld.<br />
54 Digitaler Datenzugriff Der Betriebsprüfer darf nicht alles.<br />
55 Seeling-Mo<strong>de</strong>ll Noch ein Schlupfl och weniger.<br />
56 IT & Investition<br />
68 Business English<br />
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ProFirma 06 2010<br />
Special Energie<br />
56 Sonnenenergie Die Solarthermie kommt in Unternehmen bisher<br />
selten zum Einsatz. Sie bietet aber ein großes Sparpotenzial.<br />
60 Strompreis Wenn <strong>de</strong>r Wind kräftig bläst, wird Strom an <strong>de</strong>r Ener-<br />
giebörse billiger. Immer mehr Firmen machen sich das zunutze.<br />
63 Cole‘s Corner Der schwarze Mann im Internet.<br />
64 Mobilität Mo<strong>de</strong>rne Tankkarten sind kleine Alleskönner.<br />
66 Produkt-Tipps Spezialisten machen Druck.<br />
Lektion 6 In einer Fremdsprache<br />
schlagfertig zu sein, ist beson<strong>de</strong>rs<br />
schwierig. ProFirma nennt die<br />
wichtigsten Vokabeln und Re<strong>de</strong>wendungen<br />
für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Fälle.<br />
Das Portal für <strong>de</strong>n innovativen Mittelstand<br />
Rubriken<br />
03 Editorial<br />
06 ProFirma Professional<br />
72 Rückschau, Termine<br />
73 Vorschau, Impressum<br />
74 Schluss mit lustig (25)<br />
Gratis-<br />
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Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus <strong>de</strong>m umfangreichen Angebot von<br />
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Die vier<br />
<strong>de</strong>s Monats<br />
42<br />
Nachfolge: Von <strong>de</strong>r perfekten Staffelübergabe<br />
hängt oftmals die Alterssicherung <strong>de</strong>s Seniorunternehmers<br />
ab.<br />
56<br />
Solarthermie: Brauereichef Emslän<strong>de</strong>r nutzt<br />
das Firmendach zur Warmwassergewinnung.<br />
5
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Strategische Kun<strong>de</strong>n-Perspektive <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2315186<br />
Aufstellung eines Businessplans <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1372080<br />
Planung einer Produkteinführung <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 660005<br />
Wissensbilanz erfolgreich einführen <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2105286<br />
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Wir zeigen Ihnen, wie Sie eine professionelle Liquiditätsplanung mit<br />
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Produkt-Benchmarking und Target Costing unterstützen bei <strong>de</strong>r präzisen<br />
Analyse <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen.<br />
■ Kosten- und Ergebnisrechnung <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2298486<br />
Der Beitrag zeigt die wichtigsten Ziele, Rechenzwecke, Vorgehensweisen<br />
und Kennzahlen <strong>de</strong>r Vollkosten- und Teilkostenrechnung.<br />
■ Neue Vorschriften im Mahnwesen <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2269535<br />
Der Gesetzgeber hat mehrere Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sdatenschutzgesetzes<br />
(BDSG) beschlossen, die Auswirkungen in vielen Buchhaltungen<br />
<strong>de</strong>utscher Unternehmen haben wer<strong>de</strong>n.<br />
THEMEN IM JUNI<br />
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Kosten <strong>de</strong>nken. Wo lauern die häufi gsten Fallen?<br />
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Geschäftskun<strong>de</strong>n. Preise sind nicht rabattierfähig nach Rahmenverträgen und nicht mit an<strong>de</strong>ren Angeboten kombinierbar. Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen <strong>de</strong>r Dell GmbH.<br />
Än<strong>de</strong>rungen, Druckfehler und Irrtümer vorbehalten. Kun<strong>de</strong>ndaten unterliegen <strong>de</strong>r elektronischen Datenverarbeitung. Produkte können von Abbildungen abweichen. Dell Geschäftsadresse:<br />
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Dell. Microsoft, Windows, Windows Vista und das Windows Vista-Logo sind eingetragene Marken o<strong>de</strong>r Marken <strong>de</strong>r Microsoft Corporation in <strong>de</strong>n USA und/o<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn. Microsoft<br />
OEM Software wird von Dell ab Werk vorinstalliert und optimiert. Nicht alle Funktionen von Windows Vista sind auf allen Windows Vista-fähigen PCs verfügbar. Alle Windows Vista-fähigen<br />
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sind Marken <strong>de</strong>r Intel Corporation in <strong>de</strong>n USA und an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn. Weitere in diesem Dokument verwen<strong>de</strong>te Marken und Han<strong>de</strong>lsnamen beziehen sich auf die jeweiligen Eigentümer o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>ren Produkte. Microsoft OEM Software wird von Dell ab Werk vorinstalliert und optimiert. Einige in diesem Computer enthaltenen Microsoft® Softwareprodukte sind möglicherweise durch<br />
technische Maßnahmen kopiergeschützt. Solche Produkte können Sie nicht verwen<strong>de</strong>n, wenn Sie nicht zuvor die Aktivierungsmaßnahmen für das Produkt durchführen. Die Aktivierungsmaßnahmen<br />
für das Produkt und die Microsoft Datenschutzpolitik wer<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>r allerersten Inbetriebnahme <strong>de</strong>s Produkts, bei bestimmten Neuinstallationen <strong>de</strong>s Softwareprodukts<br />
bzw. <strong>de</strong>r Softwareprodukte o<strong>de</strong>r bei bestimmten Neukonfigurationen <strong>de</strong>s Computers ausführlich beschrieben und können über das Internet o<strong>de</strong>r per Telefon vervollständigt wer<strong>de</strong>n (dabei<br />
können Telefongebühren anfallen). ** Die nutzbare Kapazität kann je nach eingesetzter Software und vorinstallierten Image (aktuell bis 4 GB) differieren.
Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />
Peter Maier-Laxhuber<br />
Heißer Cool-Down<br />
Der Physiker Peter Maier-Laxhuber und seine bei<strong>de</strong>n Kollegen <strong>de</strong>r Firma Zeo-Tech haben<br />
ein Bierfass erfun<strong>de</strong>n, das seinen Inhalt binnen kürzester Zeit auf die i<strong>de</strong>ale Trinktemperatur<br />
herunterkühlt. VON MICHAEL BAHNERTH<br />
Denkt man sich auf dieser Seite anstatt eines Bierfasses ein<br />
Gehirn, so hat man ungefähr die Manpower <strong>de</strong>r Firma Zeo-<br />
Tech in Unterschleißheim im Nor<strong>de</strong>n von München. Bekannt<br />
an <strong>de</strong>r Firma ist eigentlich nur einer ihrer Geschäftsführer, <strong>de</strong>r<br />
Volkswirt und Wettbewerbstheoretiker Professor Carl Christian<br />
von Weizsäcker. Der an<strong>de</strong>re Geschäftsführer ist Physiker,<br />
heißt Peter Maier-Laxhuber und ist die graue Eminenz<br />
in puncto Energiewandlungsverfahren.<br />
Er ist<br />
Mr. Cool-Down, wenn<br />
man so will. Im Grun<strong>de</strong><br />
müsste die Welt ihm<br />
regelmäßig mit Bier zuprosten,<br />
<strong>de</strong>nn aufgrund<br />
seiner Forschungsergebnisse<br />
ist es <strong>de</strong>n Ingenieuren,<br />
Physikern<br />
und Technikern <strong>de</strong>r im<br />
Jahr 1988 gegrün<strong>de</strong>ten<br />
Zeo-Tech vor ein paar<br />
Jahren gelungen, mit<br />
einem selbst kühlen<strong>de</strong>n,<br />
mehr als 500 Mal wie<strong>de</strong>rverwendbarenBierfass<br />
sämtliche Outdoor-<br />
Biertrinker von <strong>de</strong>r<br />
relativen Unzumutbarkeit<br />
warmen Bieres zu<br />
befreien. Warmes Bier<br />
ist bekanntlich noch<br />
schlimmer als alkoholfreies<br />
und im Grun<strong>de</strong><br />
nur etwas für Damen mit Hang zur Blaseninfektion.<br />
30 Minuten vor <strong>de</strong>m Durst öffnet man einfach ein Ventil, und<br />
eine halbe Stun<strong>de</strong> später besitzt <strong>de</strong>r Gerstensaft die <strong>de</strong>n Gaumen<br />
entzücken<strong>de</strong> Temperatur von sieben bis neun Grad. Es<br />
funktioniert, vereinfacht ausgedrückt, ungefähr so: Das Bier<br />
ist in einem Fass, das von einer saugfähigen, mit Wasser getränkten<br />
Schicht umgeben ist. Darüber ist nochmals eine<br />
Schicht, die aktiviertes Zeolith, ein Mineral, enthält. Durch das<br />
Öffnen eines Ventils zwischen <strong>de</strong>r zweiten und dritten Hülle<br />
sinkt <strong>de</strong>r Druck ab, das Wasser verdampft und adsorbiert am<br />
Zeolith. Die Energie, die das Wasser braucht, um zu Dampf<br />
zu wer<strong>de</strong>n, wird <strong>de</strong>m Bier im innersten Behälter in Form von<br />
Wärme entzogen und nach außen abgegeben. Das selbst kühlen<strong>de</strong><br />
Fass wird außen warm, und innen wird das Bier kalt.<br />
Man muss es nicht wirklich verstehen. Es ist besser, selbst gekühltes<br />
Bier zu trinken, als<br />
darüber nachzu<strong>de</strong>nken.<br />
Und es genügt zu wissen,<br />
dass man irgendwo<br />
in einer sonnenerhitzen<br />
Pampa an einem kleinen<br />
Wun<strong>de</strong>r „Ma<strong>de</strong> in Germany“<br />
teilhaben kann.<br />
Dr. Ralf Schmidt, <strong>de</strong>r an<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung beteiligt<br />
war, das Marketing <strong>de</strong>r<br />
Firma leitet und <strong>de</strong>r die<br />
letzten 15 Minuten damit<br />
verbracht hat, diese Zeolith-Wasser-Vakuumadsorptionstechnologie,<br />
die<br />
sich „CoolKeg“ nennt, zu<br />
erklären, schätzt, dass inzwischen<br />
„sicher 140.000<br />
dieser Fässer auf <strong>de</strong>m<br />
Markt sind“. Mit <strong>de</strong>r aktuellen<br />
Lage auf <strong>de</strong>m Selbstkühler-Bierfass-Markt<br />
hat<br />
Zeo-Tech nichts mehr zu<br />
tun, sie hat die Lizenz verkauft.<br />
„Wir sind nun gera<strong>de</strong> dabei“, so Schmidt, „eine selbst<br />
kühlen<strong>de</strong> Verpackung für Dosen zu entwickeln“. Damit könne<br />
man etwa eine Bierdose innerhalb von zehn Minuten auf<br />
fünf Grad Celsius runterkühlen, und zwar fünf Mal schneller<br />
als ein Tiefkühler. Danke, kann man da nur sagen, <strong>de</strong>nn es ist<br />
ein weiterer Schritt in <strong>de</strong>r Lösung irgendwie doch existenzieller<br />
Probleme.<br />
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Wir Unternehmer – Re<strong>de</strong>zeit<br />
Carl-Dietrich San<strong>de</strong>r<br />
„Die Einsamkeit aufbrechen“<br />
Firmenchefs müssen nicht alle Fragen <strong>de</strong>r Unternehmensführung allein lösen.<br />
Sie brauchen aber eine Vertrauensperson und einen regelmäßigen Gedankenaustausch.<br />
„Wer ist <strong>de</strong>r Unternehmerkollege o<strong>de</strong>r<br />
die Unternehmerkollegin Ihres Vertrauens?“<br />
Auf diese Frage antworten nur<br />
wenige Unternehmer o<strong>de</strong>r Unternehmerinnen<br />
spontan mit einem Namen.<br />
Meist reicht die Reaktion von Schulterzucken<br />
bis Stirnrunzeln. Die Frage dahinter:<br />
„Mit wem telefonieren Sie, wenn<br />
Sie ein Thema – gleichgültig ob Chance<br />
o<strong>de</strong>r Problem – schon länger beschäftigt<br />
und Sie allein keine überzeugen<strong>de</strong><br />
Lösung fi n<strong>de</strong>n?“<br />
Die Antwort ist dann oft:<br />
Ja, so jeman<strong>de</strong>n im unternehmerischen<br />
Umfeld zu<br />
haben, wäre gut. Unternehmer<br />
sein macht einsam! Dabei<br />
gibt es viel mehr kompetente<br />
Gesprächspartner,<br />
als einem beim schnellen<br />
Nach<strong>de</strong>nken einfallen. Angefangen<br />
beim Lebenspartner<br />
– egal ob sie o<strong>de</strong>r er nun<br />
im Unternehmen mitarbeitet o<strong>de</strong>r nicht.<br />
Die Sichtweise <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Geschlechts<br />
als Chance zu nutzen, ist hilfreich. Sie<br />
wissen doch, woher die Bewertung „das<br />
ist eine verrückte I<strong>de</strong>e“ kommt?! Da hat<br />
offenbar nur jemand das gleiche Thema<br />
von einem „ver-rückten“ Standpunkt<br />
aus betrachtet. Nutzen Sie gera<strong>de</strong> die<br />
Distanz <strong>de</strong>s Partners, <strong>de</strong>r nicht im Unternehmen<br />
mitarbeitet. Distanz ermöglicht<br />
an<strong>de</strong>re Blickwinkel – genau darauf<br />
kommt es an.<br />
Mögliche Gesprächspartner können<br />
auch Mitarbeiter o<strong>de</strong>r Mitarbeiterinnen<br />
sein (o<strong>de</strong>r ganze Teams), o<strong>de</strong>r Partner<br />
bei Kammer, Verband, Innung, Werbegemeinschaft,<br />
Einkaufsgenossenschaft,<br />
Steuerberater, Kreditinstitut. Und natür-<br />
lich die „Königsfrage“ bei diesem Thema:<br />
Welchen Chef o<strong>de</strong>r welche Chefi n<br />
eines an<strong>de</strong>ren Unternehmens könnten<br />
Sie sich als Vertrauensperson vorstellen?<br />
Dabei sollte <strong>de</strong>r Blick nicht nur <strong>de</strong>r<br />
eigenen Branche gelten. Viele Themen<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensführung sind nicht<br />
branchenspezifi sch, son<strong>de</strong>rn von übergeordnetem<br />
Interesse. Oft helfen gera<strong>de</strong><br />
die Perspektive aus <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Bran-<br />
„Eine Austauschbeziehung<br />
muss eine<br />
Zweibahnstraße sein.“<br />
Carl-Dietrich San<strong>de</strong>r<br />
ist Unternehmensberater in Neuss<br />
che und die Frage: „Wie kann ich diese<br />
Sichtweise für mich nutzen?“<br />
Welche Fragen kommen für einen Austausch<br />
in Betracht? Zum Beispiel Fragen<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiterführung wie Zielvereinbarungen,<br />
Teamgespräche, Umgang<br />
mit schwierigen Mitarbeitern. O<strong>de</strong>r<br />
Themen <strong>de</strong>r Marktbearbeitung – gera<strong>de</strong><br />
jetzt, wo es darum geht, einmal an<strong>de</strong>rs<br />
zu <strong>de</strong>nken und zu han<strong>de</strong>ln. O<strong>de</strong>r die<br />
problembehafteten Fragen einer Kapazitätsanpassung<br />
nach unten. Wie <strong>de</strong>nken<br />
an<strong>de</strong>re darüber, welche Fragen stellen<br />
an<strong>de</strong>re, welche Erfahrungen haben sie<br />
selbst damit gemacht, welche Hinweise,<br />
Tipps können sie geben? Wichtig ist<br />
Gegenseitigkeit: Eine solche Austauschbeziehung<br />
muss eine Zweibahnstraße<br />
sein. Ist ein Partner ständig nur <strong>de</strong>r „Hören<strong>de</strong>“,<br />
wird die Luft schnell raus sein.<br />
Wie kann dieser Austausch gestaltet<br />
wer<strong>de</strong>n? Oft ist schon ein Telefonat<br />
ein produktiver Ausbruch aus <strong>de</strong>r unternehmerischen<br />
Einsamkeit. O<strong>de</strong>r das<br />
abendliche Gespräch – welche Atmosphäre<br />
auch immer Sie dafür bevorzugen.<br />
O<strong>de</strong>r im Büro ein strukturierter<br />
Austausch unter Zuhilfenahme von<br />
Papier und Bleistift bis hin<br />
zum Flipchart. Be<strong>de</strong>nken<br />
Sie auch <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r Regelmäßigkeit.<br />
Vielleicht<br />
schaffen Sie ein festes Treffen<br />
alle drei Monate, was<br />
spontane Telefonate nicht<br />
ausschließt. Die Regelmäßigkeit<br />
festigt die Vertrauensbasis.<br />
Gera<strong>de</strong> wenn<br />
kein drängen<strong>de</strong>s Problem<br />
im Raum steht, können<br />
die Gedanken gemeinsam<br />
wan<strong>de</strong>rn – und wichtige Themen an die<br />
Oberfl äche spülen.<br />
Ein weiterer Schritt ist die Erfahrungsaustauschrun<strong>de</strong>:<br />
Acht bis zwölf Unternehmer<br />
und Unternehmerinnen treffen<br />
sich zwei- bis viermal im Jahr zu intensivem<br />
Austausch – mit klarer, selbst<br />
festgelegter Tagesordnung und in <strong>de</strong>r<br />
Regel einer externen Mo<strong>de</strong>ration – damit<br />
<strong>de</strong>r rote Fa<strong>de</strong>n nicht verloren geht.<br />
Das passiert oft branchenbezogen, aber<br />
auch branchenübergreifend in <strong>de</strong>r Region.<br />
Das Spannen<strong>de</strong> dabei: Auch wenn<br />
zu Beginn keiner <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren kennt,<br />
entwickelt sich rasch ein vertrauensvoller,<br />
konstruktiver Austausch. Denn<br />
alle Beteiligten sind Unternehmer – und<br />
wollen vorwärts kommen.<br />
10 ProFirma 06 2010<br />
Foto: privat
www.renault.<strong>de</strong><br />
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Wir Unternehmer – Porträt<br />
Annette Meisl<br />
Der Dunst <strong>de</strong>r Kunst<br />
Auf verschlungenen Wegen hat es Künstlerin und Multitalent Annette Meisl<br />
von Kuba über Madrid nach Köln geführt, wo sie unter <strong>de</strong>m Label „La Galana“ edle<br />
Zigarren rollen lässt. VON MICHAEL BAHNERTH<br />
Eines Tages trat eine neue Liebe in Annette Meisls Leben, und<br />
die war an<strong>de</strong>rs als alle zuvor. Natürlich hatte sie sich schon in<br />
Landschaften verliebt o<strong>de</strong>r Städte, aber mit Kuba war es an<strong>de</strong>rs.<br />
Schwer zu sagen, was genau es war. Sie sagt, es sei diese<br />
Mischung aus Genuss und Kultur gewesen, und die Musik als<br />
Erfahrung in ihrer ungeschminkten Essenz. Aber es könnte<br />
auch ein 102-jähriger Mann gewesen sein. Nicht irgen<strong>de</strong>iner,<br />
son<strong>de</strong>rn eine Legen<strong>de</strong>, Gregorio Fuentes, <strong>de</strong>r auf Hemingways<br />
Boot „Pilar“ zweiter Kapitän gewesen ist. Am 31. Dezember<br />
1999 besuchte Meisl die Romanvorlage zu „Der alte Mann<br />
und das Meer“, sie plau<strong>de</strong>rten, er rachitisch, sie kraftvoll. Er<br />
wollte, dass sie bleibt, sie wollte nicht gehen, sie tranken Rum.<br />
Und rauchten Zigarren. Wahrscheinlich<br />
war <strong>de</strong>r paffen<strong>de</strong> Methusalem<br />
in seinem wun<strong>de</strong>rschönen selbstgenügsamen<br />
Kosmos <strong>de</strong>r Grund, dass<br />
Annette Meisl sich entschloss, ihre<br />
Liebe zu Kuba um jene für Zigarren<br />
zu erweitern. Und selbst Zigarren herzustellen.<br />
Und zwar dort, wo Kuba ein<br />
paar Tausend Meilen weit weg ist. Mitten<br />
in Köln-Ehrenfeld, ganz oben an<br />
<strong>de</strong>r Venloer Straße, dort, wo unlängst<br />
alle Bäume entlang <strong>de</strong>r Straße gefällt<br />
wor<strong>de</strong>n sind.<br />
Heute hängt ein Bild von ihr und <strong>de</strong>m inzwischen verstorbenen<br />
Fuentes in ihrem „Club <strong>de</strong>l Tabaco“, <strong>de</strong>r hinter <strong>de</strong>m La<strong>de</strong>nlokal<br />
liegt. Es ist eine kleine Zigarren-Manufaktur hinter<br />
alten Mauern, vorne das Verkaufsgeschäft und die Manufaktur,<br />
hinten das Café, ein kleiner Raum mit Bar, Le<strong>de</strong>rsesseln,<br />
Fotos an <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n, alten Koffern und Transistorradios,<br />
vergilbten Zigarrenschachteln teils in Rauch aufgegangener<br />
Marken. Es riecht nach <strong>de</strong>m schweren Tabak von Longfi ller-<br />
Zigarren. Der Raum ist ein bisschen wie Meisl selbst, er hat<br />
Hand und Fuß und trotz<strong>de</strong>m Platz für Sehnsüchte. Er ist da<br />
verspielt und dort wie<strong>de</strong>r nüchtern, er ist ein kleines Kunst-<br />
werk voller Herzblut und Seele, ein Kleinod für Zigarren rauchen<strong>de</strong><br />
Träumer und Romantiker, in <strong>de</strong>m sich vergangene<br />
Welten mit heutigen treffen und eine rauchige Blase bil<strong>de</strong>n,<br />
wie ein eigenes Universum, das sich Zeit lässt mit seiner Vergänglichkeit.<br />
Täglich 250 handgerollte Zigarren<br />
Nicht durch <strong>de</strong>n blauen Dunst einer Zigarre betrachtet, ist La<br />
Galana eine kleine, im Jahr 2005 gegrün<strong>de</strong>te Zigarren-Manufaktur<br />
mitten in Köln, die jährlich 25.000 handgerollte Zigarren<br />
aus Criollo- und Corojotabaken herstellt, die kubanische<br />
Wurzeln haben und im kleinen Shangri<br />
La <strong>de</strong>r Zigarrenraucher, im nicaraguanischen<br />
Anbaugebiet Jalapa, gezogen<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Name La Galana verbin<strong>de</strong>t<br />
dabei <strong>de</strong>n Firmennamen mit <strong>de</strong>r Figur<br />
<strong>de</strong>r „Galana“ – einer eleganten, lebensfrohen<br />
Dame vergangener Zeiten, die<br />
das Leben zu genießen wusste. Die<br />
Manufaktur beschäftigt ausschließlich<br />
Frauen. Zwei, drei freiberufl iche Torcedoras,<br />
Zigarrenrollerinnen, fertigen die<br />
Preziosen an. Der Star unter ihnen ist<br />
Yoleivis Fernan<strong>de</strong>z, eine Kubanerin, die<br />
ihr Handwerk in <strong>de</strong>r Fabrica Quintero gelernt hat, eine harte<br />
Schule. Ihre Hän<strong>de</strong> besitzen die Fähigkeit, täglich 250 Zigarren<br />
zu drehen, nicht irgendwie, son<strong>de</strong>rn perfekt. Mano Agil nennt<br />
man diese begna<strong>de</strong>ten Dreherinnen, und nur die wenigsten<br />
erhalten diese Auszeichnung. Angeboten wer<strong>de</strong>n zwei Linien<br />
und die gängigen Formate; die La Galana Classica etwa, bei<br />
<strong>de</strong>r eine Dreierkiste Petit Corona Classica vernünftige 27 Euro<br />
kostet. Die an<strong>de</strong>re Linie heißt La Galana Privada, es sind dieselben<br />
Zigarren, aber mit individuell gestalteter Ban<strong>de</strong>role.<br />
Aber zurück in <strong>de</strong>n Dunst von Frau Meisl. Sie und Kuba, das<br />
fi ng nicht erst mit Fuentes an. Es war ein bisschen, als ob<br />
12 ProFirma 06 2010
Kuba schon seit Langem in ihr lag, bereit da zu sein, wenn<br />
ihr Schicksal dachte, es sei jetzt Zeit dafür. Meisl ist eine Verfechterin<br />
<strong>de</strong>r Schicksalstheorie, die – vereinfacht formuliert –<br />
darauf basiert, dass je<strong>de</strong>r Mensch eine innere Stimme besitzt,<br />
eine Intuition, die ihn auf seinen Weg bringt und zur richtigen<br />
Zeit das rechte, das Schicksalsbedingte, geschehen lässt. Man<br />
kann davon halten, was man möchte. Aber im Falle Meisls hat<br />
es funktioniert. Bleibt natürlich die Frage, ob das Schicksal<br />
Meisl o<strong>de</strong>r Meisl ihr Schicksal geformt hat.<br />
Hineingeworfen vom Schicksal ins Leben wur<strong>de</strong> sie im badischen<br />
Rheinfel<strong>de</strong>n. Eine Jugend mit Geigenspielen und<br />
einem Einser-Abitur, nicht aus Strebsamkeit, son<strong>de</strong>rn aus einer<br />
Form <strong>de</strong>r unorthodoxen Rebellion. Sie mochte etwa ihren<br />
Mathelehrer nicht, er sie auch nicht, sie schrieb Vieren und<br />
Fünfen, das gefi el <strong>de</strong>m Lehrer, und um ihn wie<strong>de</strong>rum zu ärgern,<br />
lernte sie und schrieb nur noch Einser. Danach ein medizinisches<br />
Praktikum an <strong>de</strong>r Cote d‘Azur, bei <strong>de</strong>m ihr Verstand<br />
ProFirma 06 2010<br />
„In Dubai habe ich <strong>de</strong>n Scheichs<br />
gezeigt, wie man First-class-<br />
Zigarren herstellt.“ ANNETTE MEISL<br />
und ihre innere Stimme sagten, es sei nichts für sie. Dann ging<br />
sie nach Madrid, mit einer, wie sie sagt, Mischung aus „Selbstvertrauen<br />
und Naivität“, ihrer Geige und 50 Mark in <strong>de</strong>r Tasche.<br />
<strong>Als</strong> nur noch Selbstvertrauen, Naivität und Geige übrig<br />
blieben, entschloss sie sich, ihren Lebensunterhalt als Straßenmusikerin<br />
zu verdienen. Das lief ganz gut, als sie begriffen hatte,<br />
dass sie im kurzen Rock mehr Geld zugesteckt bekam<br />
13
Wir Unternehmer – Porträt<br />
als in Hippie-Klamotten. Und in diesem Moment offenbarte<br />
sich Meisls Talent, irgendwelche schweben<strong>de</strong> Künstler-Daseinszustän<strong>de</strong><br />
zu professionalisieren. Sie fi ng an, eine Statistik<br />
zu führen, notierte sich, wo in welchem Kleid sie mit welcher<br />
Musik wie viel verdient hatte, um aus je<strong>de</strong>m Platzkonzert das<br />
Optimum herauszuholen.<br />
Madrid war eine Liebe und eine Lehre. Sie blieb drei Jahre, verkaufte<br />
nach <strong>de</strong>m Musizieren <strong>de</strong>n Madrilenen Englischkurse,<br />
ohne richtig Spanisch zu können. Später ließ sie sich zur<br />
Diplomdolmetscherin ausbil<strong>de</strong>n. Und sie vermarktete sich.<br />
Ging einfach zu Radiostationen und bat dort um ein Interview,<br />
und seltsamerweise klappte dies sogar. Sie war Chefsekretärin<br />
für eine Briefmarken-Weltausstellung mit nichts als<br />
einem schwachen Verdacht, was eine Sekretärin alles so tut.<br />
Und später übernahm sie die Leitung eines Theatercafés, das<br />
legendäre „Damajuana“, rutschte da irgendwie rein, wie von<br />
unsichtbarer Hand geführt, inszenierte, organisierte, schmiss<br />
<strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n und sorgte dafür, dass das Café blühte, in <strong>de</strong>m<br />
damals Menschen verkehrten, <strong>de</strong>ren Schicksal es war, unter<br />
an<strong>de</strong>rem berühmt zu wer<strong>de</strong>n, Pedro Almodovar etwa o<strong>de</strong>r<br />
Carlos Saura. Nebenbei verliebte sie sich in <strong>de</strong>n Besitzer <strong>de</strong>r<br />
Bar, einen Sänger, und als die Party im „Damajuana“ zu En<strong>de</strong><br />
war, ging sie mit ihrem Freund nach Deutschland. Er sang,<br />
sie spielte Geige und kümmerte sich um alles, zwei Tänzer<br />
tanzten Tango, acht Jahre lang, 100 Auftritte pro Jahr.<br />
Kubanische Nächte in Köln<br />
Heute scheint es, dass all die von ihr gegangenen Wege die<br />
Vorbereitung waren für die Straße, auf <strong>de</strong>r sie heute geht. Im<br />
Jahr 1992 grün<strong>de</strong>te sie eine Künstleragentur, war sechs Jahre<br />
lang mit einer Inszenierung aus Theater und Akrobatik unterwegs,<br />
mit togolesischen Künstlern. Das war, sagt sie, nicht<br />
immer einfach, „aber ich bereue nichts“. Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s vergangenen<br />
Jahrtausends wur<strong>de</strong> sie Agentin <strong>de</strong>r Vieja Trova<br />
Santiaguera, einer kubanischen Altherren-Kapelle, <strong>de</strong>m Vorläufer<br />
<strong>de</strong>s Buena Vista Social Club, wenn man so will. Es waren<br />
dunkelhäutige, faltige Herren, die sich zu sagen schienen:<br />
„So, jetzt wer<strong>de</strong>n wir bald Achtzig – lasst uns mal die nächsten<br />
20 Jahre etwas professionell Musik machen.“ Kuba kam in<br />
ihr Leben, jene für sie perfekte und ästhetische Symbiose von<br />
Musik, Genuss und Kultur. Über ihre Event-Agentur organisierte<br />
sie kubanische Nächte in Köln, und Kuba war damals,<br />
vor zehn Jahren, einer <strong>de</strong>r wesentlichsten Sehnsuchtsorte <strong>de</strong>r<br />
Westeuropäer. Kuba war, neben allem zauberhaft-exotischem<br />
Glitzer, auch eine selling unit: Managerinnen belegten Salsakurse,<br />
je<strong>de</strong>r zweite Bankschnösel fi ng an, Zigarren zu rauchen,<br />
und alle träumten von einer Finca unter Palmen und ein paar<br />
Mojitos zum Sonnenuntergang.<br />
Aber trotz all <strong>de</strong>r „Genusskultur“ die La Galana versprüht,<br />
trotz dieser kleinen kubanischen Oase mitten in Köln, dieser<br />
Insel, die nicht auf Kredite gebaut ist, weil Meisl „eine Verfechterin<br />
<strong>de</strong>r schwarzen Zahlen“ ist, ernährt die Manufaktur zwar<br />
ihre Mitarbeiterinnen, viel mehr aber auch nicht. Vielleicht<br />
zeigt sich so die leise Ironie <strong>de</strong>s Schicksals. Das La Galana<br />
liegt da wie ein Rohdiamant, und fast je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r es betritt, sagt<br />
Meisl: „Mensch, das ist pures Gold. Mach was draus.“ Dabei ist<br />
das bisher Erreichte durchaus eine Leistung, ansonsten hätte<br />
es La Galana nicht in das Cigarren-Buch <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Zigarrenpapsts<br />
Dieter H. Wirtz geschafft. Das liegt vielleicht auch<br />
an <strong>de</strong>m kubanischen Musiker Rey Creagh. Der wird gerne<br />
als Altstar <strong>de</strong>r kubanischen Musikszene bezeichnet. Im Jahr<br />
2007 segnete er die Räume <strong>de</strong>r Manufaktur und übernahm die<br />
Patenschaft. Das ist, auf unsere Breitengra<strong>de</strong> umgemünzt, so<br />
etwas wie ein Ritterschlag.<br />
Kismet im Morgenland<br />
Filialen eröffnen, ein Franchise-System daraus machen, das<br />
wären Möglichkeiten. Aber Annette Meisls Weg führt als<br />
Nächstes wahrscheinlich ins Reich von 1001 Nacht, wo<br />
Scheichs leben und Kamele, und wo nicht viel wächst außer<br />
Geld. Unlängst war Meisl mit ihren Torcedoras in Dubai, „um<br />
<strong>de</strong>n Scheichs zu zeigen, wie man First-class-Zigarren herstellt“.<br />
Das sei richtig gut gewesen, <strong>de</strong>r jordanische König war<br />
zugegen, Anwer Bati auch, ebenfalls ein Zigarren-Autor <strong>de</strong>r<br />
Champions League. Und <strong>de</strong>r meinte, die Zigarren von La Galana<br />
seien genussvoll und entspannend. Es klingt so, als ob das<br />
Schicksal Frau Meisl eine neue Straße vor die Füße gelegt habe<br />
wie einen Teppich. Der Libanon schwebt noch halbdurchsichtig<br />
wie <strong>de</strong>r Rauch einer Zigarre durch <strong>de</strong>n Kopf <strong>de</strong>r Frau,<br />
die ihr Alter nicht preisgeben möchte. Im Libanon ist per capita<br />
<strong>de</strong>r Verbrauch von Zigarren sehr, sehr erfreulich, und es<br />
scheint alles zuerst einmal in Richtung <strong>de</strong>r Präsentation von<br />
Dubai zu laufen.<br />
Und es wür<strong>de</strong> nicht verwun<strong>de</strong>rn, wenn sich Meisl dort in <strong>de</strong>r<br />
Levante, <strong>de</strong>m Morgenland, <strong>de</strong>m Land <strong>de</strong>s Sonnenaufgangs,<br />
wo man zum Schicksal „Kismet“ sagt, wenn sie sich dort,<br />
Inschallah, erneut ein wenig verlieben wür<strong>de</strong>. Auch in die Kultur,<br />
die Musik und <strong>de</strong>n Genuss. www.lagalana.<strong>de</strong><br />
14 ProFirma 06 2010<br />
Fotos: La Galana
Annette Meisl mit ihrer kubanischen<br />
Star-Zigarrenrollerin<br />
Yoleivis Fernan<strong>de</strong>z vor <strong>de</strong>r<br />
Silhouette <strong>de</strong>s Kölner Doms.<br />
Der richtige Dreh: Bis zu 250<br />
handgerollte Zigarren am Tag<br />
schafft eine routinierte Dreherin<br />
wie Yoleivis Fernan<strong>de</strong>z.<br />
Im komplexen Umfeld <strong>de</strong>r betrieblichen Altersversorgung sind Produkte gefragt,<br />
die sich Ihrer Unternehmensstrategie anpassen. Mit zukunftsweisen<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en<br />
bieten Mitarbeiter wie Siegfried Hischke unseren Kun<strong>de</strong>n bAV-Konzepte, die<br />
nachhaltigen Mehrwert scha�en. Setzen Sie auch in Ihrem Unternehmen auf<br />
unsere Erfahrung und Kompetenz, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.<br />
Wir <strong>de</strong>nken weiter.<br />
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Siegfried Hischke,<br />
Leiter Produktmanagement<br />
Firmen bei HDI-Gerling Leben.<br />
„ Der Wettbewerb um quali�zierte<br />
Mitarbeiter wird immer intensiver.<br />
Ich trage mit intelligenten bAV-Strategien<br />
zur Attraktivität Ihres Unternehmens bei.“
Wir Unternehmer – Mittelstand 2.0<br />
Community-Dienstleister Mixxt.<strong>de</strong><br />
In drei Minuten ein eigenes Netzwerk<br />
Der Bonner Dienstleister Mixxt bietet kostenfreie Web-Dienste zur Vernetzung<br />
von Menschen mit ähnlichen Interessen. Technische Vorkenntnisse o<strong>de</strong>r<br />
spezielle Software sind nicht notwendig. VON JÜRGEN CHRIST<br />
Hecht gefangen, Radio Jerewan aus <strong>de</strong>m<br />
Äther gefi scht o<strong>de</strong>r vereintes Feinjustieren<br />
von Präsentationstechniken: Auf<br />
Mixxt.<strong>de</strong> sind fast alle Themen willkommen,<br />
lassen sich Neuheiten aller Art<br />
austauschen. Ob polnischer Anglerclub,<br />
<strong>de</strong>utsche Radiofans o<strong>de</strong>r eher businessaffi<br />
ne Karrieremenschen – hier fi n<strong>de</strong>t je<strong>de</strong>r<br />
seine Gemeinschaft. Denn die Mixxt<br />
GmbH bietet einen virtuellen Bauka-<br />
Das Mixxt-Team: (v.l.) Daniel Peters (CDO), Philipp Ellenbeck<br />
(CTO), Christian Stein (CFO) und Oliver Ueberholz (CEO).<br />
sten zum Aufbau und zur Kontaktpfl ege<br />
von Gruppen, die ein gemeinsames<br />
Hobby pfl egen o<strong>de</strong>r gleiche Interessen<br />
haben – sogenannte Communities. <strong>Als</strong><br />
gemeinsame Werkzeuge dienen unter<br />
an<strong>de</strong>rem Veranstaltungsplanung, Redaktionssystem,<br />
Mitglie<strong>de</strong>rverwaltung,<br />
Fotoalben, Weblogs sowie Foren.<br />
Alle Dienste können mit je<strong>de</strong>m Web-<br />
Browser ohne Zusatz-Software genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n und sind in <strong>de</strong>r Basisvariante<br />
kostenfrei. Lediglich Premiumange-<br />
bote wie eine eigene Web-Adresse und<br />
Logo kosten extra – für neun o<strong>de</strong>r 19<br />
Euro monatlich. Große Kongresse lassen<br />
sich mit Mixxt genauso schnell und<br />
zielgruppenorientiert organisieren wie<br />
<strong>de</strong>r kleine Hobbytreff mit Nischenanspruch.<br />
Dazu realisierte das Bonner Unternehmen<br />
eine umfassen<strong>de</strong> modulare<br />
Lösung. „Gera<strong>de</strong> die Nachbereitung ist<br />
für Veranstalter und Besucher interessant,<br />
weil so eine dauerhafte<br />
Vernetzung<br />
und Kun<strong>de</strong>nbindung<br />
entsteht“, erklärt Geschäftsführer<br />
Oliver<br />
Ueberholz. Veranstalter<br />
profi tieren auch<br />
vom integrierten<br />
Ticketverkauf, <strong>de</strong>n<br />
Mixxt in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>m Web-<br />
Dienstleister Amiando<br />
integriert.<br />
Communitys waren<br />
schon immer Ueberholz’<br />
große Lei<strong>de</strong>nschaft.<br />
Bereits als<br />
18-Jähriger startete er<br />
nach <strong>de</strong>m Abitur seine erste Community<br />
für die Stadt Bonn unter Schirmherrschaft<br />
<strong>de</strong>r damaligen Bürgermeisterin.<br />
Im Jahr 2007 grün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r mittlerweile<br />
29-Jährige das Unternehmen Mixxt mit<br />
drei Partnern und 200.000 Euro Startkapital<br />
von einem Investor. Der Grün<strong>de</strong>rmut<br />
zahlte sich aus: Von Anfang<br />
an schrieb Mixxt schwarze Zahlen. Mit<br />
einem Augenzwinkern rät Ueberholz<br />
an<strong>de</strong>ren Gründungswilligen: „Bloß<br />
nicht von staatlichen Einrichtungen wie<br />
<strong>de</strong>r IHK beraten lassen!“ Inzwischen betreut<br />
das 16-köpfi ge Mixxt-Team mehr<br />
als 280.000 Einzelmitglie<strong>de</strong>r. Diese sind<br />
in mehr als 8.000 meist kleineren Netzwerken<br />
organisiert. Den Hauptumsatz<br />
generiert die rheinische Firma jedoch<br />
mit größeren Kun<strong>de</strong>n – wie Radio-<br />
Schleswig-Holstein mit fast 70.000<br />
Mitglie<strong>de</strong>rn – o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Expertenplattform<br />
für spezialisierte Ärzte im<br />
Auftrag eines internationalen Pharmakonzerns<br />
zum Thema Schilddrüsenerkrankungen.<br />
Von Beginn an war das<br />
Unternehmen auf Internationalisierung<br />
ausgerichtet. Drei Mitarbeiter betreuen<br />
Gruppen in London, Istanbul und Warschau.<br />
Seit <strong>de</strong>m vergangenen Jahr ist <strong>de</strong>r<br />
Web-Baukasten zu<strong>de</strong>m auf Russisch<br />
und Ukrainisch verfügbar.<br />
„Wir haben sehr lange am Konzept gefeilt.<br />
Unser Ziel: Je<strong>de</strong>r sollte in nur drei<br />
Minuten sein eigenes Social Network<br />
einrichten können“, erzählt Ueberholz,<br />
<strong>de</strong>ssen Studium <strong>de</strong>r Volkswirtschaft und<br />
Sinologie seit <strong>de</strong>r Unternehmensgründung<br />
pausiert. „Dabei wollten wir sofort<br />
global agieren.“<br />
Basis <strong>de</strong>s Erfolgs sind die „Manager“ <strong>de</strong>r<br />
unterschiedlichen Mixxt-Netzwerke,<br />
die in einer eigenen Gruppe an <strong>de</strong>r Produktentwicklung<br />
beteiligt sind, Wünsche<br />
und I<strong>de</strong>en beisteuern können. Ein weiterer<br />
Erfolgsbaustein sind die meist sehr<br />
jungen Mitarbeiter. „Unsere Leute haben<br />
zwar nicht alle Bestnoten, sind aber sehr<br />
kreativ, wenn es um Programmierung,<br />
Design, Musik und Vi<strong>de</strong>o geht“, erläutert<br />
Ueberholz seine Personalpolitik. „Und<br />
sie bekommen Zeit, eigene Projekte zu<br />
entwickeln.“<br />
16 ProFirma 06 2010<br />
Foto: Mixxt
Flexibilität überzeugt die Kun<strong>de</strong>n.<br />
Für die Gesundheit rund um die Uhr im Einsatz.<br />
Hans B. versorgt mit seiner noch jungen Firma <strong>de</strong>n Gesundheitsmarkt<br />
in Deutschland und im angrenzen<strong>de</strong>n Ausland<br />
mit medizintechnischen Geräten. „Unsere Firmenphilosophie<br />
lautet: „Wir sind für Sie da! Das be<strong>de</strong>utet, dass wir<br />
24 Stun<strong>de</strong>n am Tag, 7 Tage die Woche für unsere Kun<strong>de</strong>n<br />
erreichbar sind. Das muss auch so sein. Bei Störungen müssen<br />
wir <strong>de</strong>n Fehler schnellstmöglich beheben können“, beschreibt<br />
Hans B. <strong>de</strong>n Servicegedanken seiner Firma. Aus<br />
diesem Grund hat er eine Servicehotline für Kun<strong>de</strong>n eingerichtet.<br />
Während <strong>de</strong>r Geschäftszeiten wird die Hotline von<br />
Mitarbeitern bedient. Außerhalb <strong>de</strong>r Geschäftszeiten von<br />
Of�ceLine, <strong>de</strong>m quali�zierten Telefonservice <strong>de</strong>r Telekom.<br />
Anrufer wer<strong>de</strong>n nach Postleitzahlen selektiert und <strong>de</strong>r Anruf<br />
wird direkt an <strong>de</strong>n zuständigen Servicemitarbeiter vor<br />
Ort weitergeleitet. Sollte <strong>de</strong>r Mitarbeiter nicht erreichbar<br />
sein, geht <strong>de</strong>r Anruf automatisch an seinen Vertreter.<br />
Immer ein qualifizierter Ansprechpartner.<br />
Ein Büro, das immer besetzt ist. Ein persönlicher Ansprechpartner,<br />
<strong>de</strong>n man je<strong>de</strong>rzeit erreichen kann. Für viele<br />
kleinere Unternehmen und Existenzgrün<strong>de</strong>r ist das nicht<br />
selbstverständlich. Dabei sind die permanente Erreichbarkeit<br />
eines quali�zierten Ansprechpartners und die Erweiterung<br />
<strong>de</strong>r Geschäftszeiten entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Wettbewerbsvorteile.<br />
Die Telekom bietet mit <strong>de</strong>m Service Of�ceLine genau<br />
diese Möglichkeiten.<br />
Mit Of�ceLine wer<strong>de</strong>n alle Anrufe persönlich entgegengenommen<br />
und aufbereitet. Alle wichtigen Informationen<br />
wer<strong>de</strong>n mit Adresse und Kontaktgrund weitergeleitet. So<br />
ist man immer auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n. Kein Kontakt geht verloren<br />
und keine Nachfrage bleibt unbeantwortet.<br />
Ob in einer Besprechung, unterwegs beim Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />
außerhalb <strong>de</strong>r Geschäftszeiten – mit Of�ceLine hat man<br />
alles unter Kontrolle und kann sofort reagieren.<br />
Mehr Service sichert mehr Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit.<br />
Ganz gleich, wie sich das Geschäft entwickelt – Of�ceLine<br />
entwickelt sich mit. Der modulare Aufbau <strong>de</strong>r Leistungspakete<br />
macht eine Anpassung an sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
ganz einfach. So kann auch ohne Weiteres eine<br />
weitere Servicenummer zugeschaltet wer<strong>de</strong>n, über die beson<strong>de</strong>ren<br />
Kun<strong>de</strong>n ein zusätzlicher Beratungsservice geboten<br />
wird. Je<strong>de</strong>r Anruf wird zu je<strong>de</strong>r Zeit entgegengenommen<br />
und an <strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zuständigen Berater weitergeleitet.<br />
Sofort auf alles vorbereitet.<br />
Of�ceLine ist schnell eingerichtet. Der Leistungsumfang<br />
lässt sich dank kurzer Laufzeiten nach Bedarf �exibel ver-<br />
än<strong>de</strong>rn. Klare Paketpreise sorgen für die notwendige Transparenz,<br />
sodass die Bürokosten nicht aus <strong>de</strong>m Ru<strong>de</strong>r laufen.<br />
Alles im Namen <strong>de</strong>r Gesundheit.<br />
Mit Of�ceLine hat Hans B. <strong>de</strong>n optimalen Weg für seine<br />
Firma gefun<strong>de</strong>n. „Ich kann allen Ansprüchen meiner Kun<strong>de</strong>n<br />
auf sehr ef�ziente Weise gerecht wer<strong>de</strong>n. Das spart<br />
Geld, erhöht mein Serviceniveau und lässt mir alle Optionen<br />
für die Zukunft. Und das Privatleben meiner Mitarbeiter<br />
wird auch geschont.“<br />
Weitere Informationen unter<br />
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Wir Unternehmer<br />
Sanftes Grün vor malerischer<br />
Kulisse: Schloss Langenstein<br />
bei Orsingen-Nenzingen.<br />
Edles Ambiente fi n<strong>de</strong>n<br />
die Besucher auch in <strong>de</strong>n<br />
Clubräumen.<br />
Das schöne Ding<br />
AUSZEIT<br />
Countryclub Schloss Langenstein<br />
Golfen und Schießen mit Stil<br />
Es ist immer gut zu wissen, wovon die<br />
Re<strong>de</strong> ist. <strong>Als</strong>o, ein Countryclub ist ein von<br />
einem Verein mit exklusiven Zugangsvoraussetzungen<br />
betriebenes parkähnliches<br />
Areal mit Sport- und Erholungsanlage<br />
in ländlichem Gelän<strong>de</strong>. Der Verein<br />
ist in diesem Falle <strong>de</strong>r Countryclub<br />
Schloss Langenstein im ba<strong>de</strong>n-württembergischen<br />
Orsingen-Nenzingen,<br />
das ein paar Dutzend Golf-Abschläge<br />
nordwestlich vom Bo<strong>de</strong>nsee liegt. Der<br />
Countryclub umfasst eine Golfanlage,<br />
einen Reitstall, eine Tennisanlage und<br />
einen Flintenparcours, und die lebenslange<br />
Mitgliedschaft kostet 17.830 Euro,<br />
ein Jahr beläuft sich auf 3.100 Euro, Gäste<br />
sind zugelassen.<br />
Das ist nicht wenig, aber die Frage ist,<br />
welchen Gegenwert das Mitglied dafür<br />
bekommt. Abgesehen vom sportlichen<br />
Wert, ist solch eine Mitgliedschaft das<br />
Ticket für ein Stückchen exklusives Paradies,<br />
in <strong>de</strong>m die Männer Gentlemen<br />
10.507 Liegestütze nonstop – das ist seit 30 Jahren <strong>de</strong>r Weltrekord, aufgestellt vom<br />
Japaner Minoru Yoshida. Rolf Heck aus Waldshut-Tiengen, <strong>de</strong>r im Liegestütze-Business<br />
„die Wildsau“ genannt wird, schaffte vor zehn Jahren in 30 Minuten 2.354, auch ein<br />
Rekord. Zurzeit, so hört man, will er einen neuen Rekord aufstellen: in 15 Minuten 300<br />
Push-ups auf Liegestützgriffen. Für alle, die testen möchten, wie sehr mit Stützen <strong>de</strong>r<br />
Brustmuskel und die Arme schon nach<br />
nur zehn Stück schmerzen, hat die Firma<br />
Hock eine formvollen<strong>de</strong>t durchgestylte<br />
E<strong>de</strong>lvariante dieses Trainingsgeräts ins<br />
Leben gerufen, aus Flugzeugaluminium<br />
und Nussbaum-Naturholz, härter als ein<br />
Muskel je wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Empfohlener Preis: 299 Euro.<br />
Infos unter: www.hock<strong>de</strong>sign.<strong>de</strong><br />
sind und die Damen Ladies, so die Art<br />
Club, in <strong>de</strong>m eine Kusshand nichts Antiquiertes<br />
ist. Es gibt eine Klei<strong>de</strong>rordnung<br />
für das Herzstück <strong>de</strong>r Anlage, <strong>de</strong>n Golfplatz,<br />
sowohl für <strong>de</strong>n Neun-Loch-Platz,<br />
auf <strong>de</strong>m Gäste spielen dürfen (Greenfee<br />
am Wochenen<strong>de</strong> 85 Euro), wie auch<br />
für <strong>de</strong>n 18-Loch-Platz, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
vorbehalten ist; Caps wer<strong>de</strong>n ausschließlich<br />
mit <strong>de</strong>r Spitze nach vorne<br />
getragen, das Hemd gehört in die Hose,<br />
Shorts müssen bis zum Knie reichen,<br />
und Bluejeans sind verboten. Das ist<br />
in Ordnung, <strong>de</strong>nn man bewegt sich in<br />
<strong>de</strong>n Schlosslandschaften von Axel Graf<br />
Douglas, <strong>de</strong>m Besitzer, <strong>de</strong>r vor 19 Jahren<br />
zum Schluss kam, dass ein Countryclub<br />
in <strong>de</strong>r lieblichen Schlosslandschaft weniger<br />
Mühe und mehr Ertrag als die traditionelle<br />
Landwirtschaft bringt.<br />
Innerhalb <strong>de</strong>s Clubs besitzt <strong>de</strong>r Flintenparcours<br />
Dornsberg, <strong>de</strong>r auch Sitz <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sjagdschule Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
ist, beson<strong>de</strong>re Knallkraft. Dass man in<br />
Deutschland fl ächen<strong>de</strong>ckend golfen,<br />
reiten und Tennis spielen kann, wun<strong>de</strong>rt<br />
nicht, aber Schießen geht nicht überall.<br />
Der Verein bietet Tontaubenschießen<br />
(42 Cent pro Taube für Nichtmitglie<strong>de</strong>r),<br />
realistische Jagdsimulationen<br />
aller Nie<strong>de</strong>rwildarten, eine Schießschule<br />
sowie einen Jagdparcours. Eine Leihwaffe<br />
kostet 20 Euro, Munition Kaliber<br />
20 (Weicheisenpatronen) 27 Cent.<br />
Jetzt liegt die Formulierung in Schussweite,<br />
dass <strong>de</strong>r Countryclub ein Volltreffer<br />
ist. Sicher ist er eine Reise in eine<br />
Welt, in <strong>de</strong>r die Probleme einfach in <strong>de</strong>r<br />
Gar<strong>de</strong>robe abgestreift wer<strong>de</strong>n, und man<br />
betritt sie in <strong>de</strong>r Gewissheit, dass die<br />
nächsten Stun<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n besseren im<br />
Leben zählen wer<strong>de</strong>n. (mib)<br />
www.schloss-langenstein.com<br />
18 ProFirma 06 2010<br />
Fotos: Countryclub Schloss Langenstein; Winzerverein Oberrotweil; hock<strong>de</strong>sign
8. Kulinarische Weinwan<strong>de</strong>rung am Kaiserstuhl<br />
Bei Lukullus und Bacchus<br />
Eines haben ein Marathon und die 8. Kulinarische Weinwan<strong>de</strong>rung am<br />
20. Juni in Oberrotweil am Kaiserstuhl gemeinsam: Die Teilnahme eignet<br />
sich nur für Athleten ihres Metiers. 1.600 Leute können dieses Jahr maximal<br />
<strong>de</strong>n sechs Kilometer langen Rundkurs in <strong>de</strong>n Weinbergen Oberrotweils<br />
in Angriff nehmen. 39 Euro kostet das Vergnügen für Erwachsene.<br />
Der Rundweg stellt keine beson<strong>de</strong>ren Anfor<strong>de</strong>rungen an die Kondition,<br />
eher sind ein gut gelaunter Gaumen und eine soli<strong>de</strong> Alkoholverträglichkeit<br />
gefragt. An sechs Verkostungsstationen betreten die Weinwan<strong>de</strong>rer<br />
die Hoheitsgebiete <strong>de</strong>s Lukullus und <strong>de</strong>s Bacchus, dazwischen wird laufend<br />
verdaut. Wer es bis in <strong>de</strong>n Kastaniengarten <strong>de</strong>r Winzerstube schafft,<br />
hat schon einiges intus; diverse Weine, Speckgugelhopf, Forellenschaum<br />
mit Honigsenf, ein Schweinshäxle, Käsevariationen mit Muskatellerbeschwipsten<br />
Trauben, das Kaiserstühler Kirschbömble und ein wenig<br />
Tresterbrand. Derart präpariert, sorgen die badischen Volksmusik-Hau<strong>de</strong>gen<br />
„Die Steigerburschen“ als abschließen<strong>de</strong>s Sahnehäubchen für Ohrenschmaus.<br />
(mib) www.winzerverein-oberrotweil.<strong>de</strong><br />
Für <strong>de</strong>n<br />
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Unternehmensführung – Titelthema<br />
Kalkulation<br />
Der beste Preis<br />
Viele Unternehmen setzen ihre Preise zu niedrig an und verschenken somit<br />
Umsatz und Gewinn. Die Lösung: Eine intelligente und originelle Preisstrategie. gie.<br />
Es kann sich sogar lohnen, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n zu lassen, was er zahlen<br />
möchte. VON SABINE HÖLPER<br />
René Sellmer sieht mit seinem grasgrünen Spitzbart, <strong>de</strong>r bis<br />
übers Kinn hinausragt, ein bisschen verrückt aus. Genauso<br />
verrückt klingt auch die Preisstrategie in seinem Friseursalon.<br />
„Zahle, was du willst“ heißt diese Strategie, die Preislisten<br />
überfl üssig macht, weil die Kun<strong>de</strong>n selbst bestimmen, was sie<br />
für die neue Frisur bezahlen wollen. „Es ist mehr, als wenn<br />
ich Festpreise anbieten wür<strong>de</strong>“, sagt Sellmer. 40 Euro geben<br />
seine Kun<strong>de</strong>n im Schnitt. 29 Euro seien es in <strong>de</strong>n Salons gewesen,<br />
in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Friseur früher als Angestellter gearbeitet<br />
hat. Sellmer klingt selbst ein wenig überrascht, aber sein Fazit<br />
79<br />
.– 99<br />
79.–<br />
19.-<br />
ProFirma<br />
Titelthema<br />
ist ein<strong>de</strong>utig: „Das Preismo<strong>de</strong>ll funktioniert.“ Es funktioniert<br />
sogar so gut, dass <strong>de</strong>m ersten Salon „Emma Hair Revolution“,<br />
<strong>de</strong>n Sellmer vor sechseinhalb Jahren in Krefeld eröffnete, zwei<br />
weitere in Moers und Mönchengladbach folgten.<br />
Zahle, was du willst – was nach unternehmerischem Harakiri<br />
klingt, ist in Wahrheit eine ernst zu nehmen<strong>de</strong> intelligente<br />
Preisstrategie. Immer mehr Unternehmen setzen sie erfolgreich<br />
um. Und nicht nur „pay what you want“ hat Konjunktur.<br />
Landauf, landab und quer durch alle Branchen machen Unternehmer<br />
mit skurril anmuten<strong>de</strong>n, aber effektiven Preisstrategien<br />
auf sich aufmerksam. So werben Banken, Automobilhersteller<br />
o<strong>de</strong>r Friseure mit Flatrates, und in einem Bamberger<br />
Café wird <strong>de</strong>r Bierpreis ausgewürfelt.<br />
Das aufkeimen<strong>de</strong> Interesse <strong>de</strong>r Unternehmer an intelligenten<br />
Preisstrategien verwun<strong>de</strong>rt nicht. Zwar ist die Erkenntnis,<br />
dass <strong>de</strong>r Preis <strong>de</strong>n mächtigsten und wirkungsvollsten Hebel<br />
zur Gewinnsteigerung repräsentiert, nicht neu. Doch erst seit<br />
einigen Jahren, seit die Produkte und Leistungen allesamt auf<br />
einem qualitativ hohen Niveau sind, sodass sich mit Verbesserungen<br />
an dieser Stelle kaum noch ein Mehrwert erzielen<br />
lässt, rückt <strong>de</strong>r Preis in <strong>de</strong>n Fokus <strong>de</strong>r Unternehmer. O<strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>rs ausgedrückt: Hat die Firma kein neues, revolutionäres<br />
Produkt auf <strong>de</strong>m Markt, mit <strong>de</strong>m sie für Abverkaufserfolge<br />
sorgen kann, dann muss sie eben so lange am Preis <strong>de</strong>r bisherigen<br />
Produkte drehen, bis diese sich noch besser verkaufen.<br />
Und um möglichen Missverständnissen gleich vorzubeugen:<br />
Es geht keineswegs darum, die Produkte mithilfe von Rabatten<br />
und Son<strong>de</strong>rangeboten zu verschleu<strong>de</strong>rn. Ganz im Gegenteil:<br />
Intelligentes Pricing heißt, für je<strong>de</strong>s Produkt zu je<strong>de</strong>m<br />
Zeitpunkt <strong>de</strong>n besten Preis zu fi n<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Preis also, „<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong> als fair empfi n<strong>de</strong>t und zu zahlen bereit ist, und mit <strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r Unternehmer seine strategischen Ziele, die mit <strong>de</strong>m Produkt<br />
umgesetzt wer<strong>de</strong>n sollen, erreicht“, wie Hans-Christian<br />
Riekhof, Professor für internationales Marketing an <strong>de</strong>r privaten<br />
Fachhochschule Göttingen, sagt. „Die Voraussetzung<br />
dafür ist, eine Preisstrategie zu haben.“<br />
20<br />
ProFirma 06 2010<br />
1.- .
7288.-<br />
„Wir legen für je<strong>de</strong>s Land eine<br />
individuelle Preispositionierung<br />
fest. In Deutschland sind höhere<br />
Preise möglich als in China.“<br />
FELIX MÜLLER, HEIDELBERGER DRUCKMASCHINEN<br />
Aldi versus Porsche<br />
Die Preisstrategie orientiert sich am Unternehmenszweck<br />
und <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie. Sie ist folglich langfristig<br />
angelegt, zeichnet die grobe Linie vor. Ganz grundlegend<br />
geht es dabei um Marktdurchdringung versus Abschöpfung.<br />
Um Aldi versus Porsche. Der Preis hingegen geht ins Detail.<br />
Er wird für einzelne Produkte und Leistungen bestimmt. Mit<br />
ihm lassen sich temporäre wirtschaftliche Ziele justieren o<strong>de</strong>r<br />
solche, die nur einen Bereich <strong>de</strong>s Unternehmens betreffen.<br />
„Wir möchten drei bis vier Mal pro Jahr jeweils ein Landbier<br />
aus <strong>de</strong>r Region bekannt machen und <strong>de</strong>n Abverkauf dieses<br />
Bieres ankurbeln“, sagt beispielsweise Harald Kurz-Brauer,<br />
einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Inhaber <strong>de</strong>s Hofcafés in Bamberg. Deshalb<br />
fi n<strong>de</strong>t in seinem Café je<strong>de</strong>n Sonntag- und Montagabend die<br />
Aktion „Gämbeln & Landbier genießen“ statt: Wer das Landbier<br />
bestellt, würfelt <strong>de</strong>n Preis mit <strong>de</strong>r Bedienung aus. Zählen<br />
die Würfel <strong>de</strong>s Gastes mehr Augen als die <strong>de</strong>s Kellners, wird<br />
das Bier zum halben Preis ausgeschenkt. Gewinnt <strong>de</strong>r Kellner,<br />
zahlt <strong>de</strong>r Gast <strong>de</strong>n vollen Preis. Bei <strong>de</strong>r nächsten Bestellung<br />
hat er aber wie<strong>de</strong>r eine Chance auf <strong>de</strong>n Preisvorteil.<br />
300.-<br />
ProFirma 06 2010<br />
21
Unternehmensführung ng – Titelthema<br />
DIE KOSTEN ZU SEHR IM BLICK<br />
Welche Informationsquellen Unternehmen<br />
zur Preisgestaltung nutzen<br />
Kostenkalkulation/Deckungsbeitrags-Analysen<br />
Wettbewerbsanalysen<br />
Preis-Controlling<br />
Kun<strong>de</strong>nbefragung<br />
Preisabsatzfunktion<br />
Quantifi zierung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nnutzens<br />
Expertenbefragung<br />
Preistests<br />
Conjoint Analysen<br />
Sonstige<br />
5.– 99<br />
83%<br />
70%<br />
37%<br />
36%<br />
20%<br />
19%<br />
18%<br />
18%<br />
3%<br />
10%<br />
Quelle: Wertschöpfen<strong>de</strong> Pricing-Prozesse. Eine empirische Untersuchung <strong>de</strong>r Pricing-<br />
Praxis, Hans-Christian Riekhof, Benedikt Lohaus, Private Fachhochschule Göttingen<br />
So erfolgreich das „Gämbeln“ (fränkisch für das englische<br />
gambling, also spielen) in einer Kneipe ist, wo Spielen in geselliger<br />
Run<strong>de</strong> Tradition hat, so erfolglos wäre es im Feinkostla<strong>de</strong>n.<br />
Der Preis muss eben zum Produkt passen, o<strong>de</strong>r wie Diller<br />
sagt: „Der Preis muss als Quotient aus Bezahlung und Leistung<br />
verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.“ Die Preispolitik stehe somit vor <strong>de</strong>r Aufgabe,<br />
ein Preis-Leistungs-Verhältnis zu bestimmen, das nicht<br />
nur <strong>de</strong>n Ertragsansprüchen, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nerwartungen<br />
entspreche. Vor diesem Hintergrund wird auch <strong>de</strong>utlich,<br />
warum Flatrates Preisstrategien mit Durchschlagskraft<br />
sind. „Sie bieten <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n Preissicherheit. Und die ist <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>n sehr wichtig“, sagt Diller. Kein Wun<strong>de</strong>r also, dass die<br />
Quirin-Bank vermögen<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n die Depotberatung auf<br />
Basis einer monatlichen Flatrate in Höhe von 75 Euro mit <strong>de</strong>m<br />
„Gesucht ist <strong>de</strong>r Preis, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />
als fair empfi n<strong>de</strong>t und zahlen will.“<br />
PROF. HANS-CHRISTIAN RIEKHOF, FH GÖTTINGEN<br />
Hinweis auf „volle Kostentransparenz“ schmackhaft macht.<br />
„Die Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n we<strong>de</strong>r von versteckten Gebühren überrascht<br />
noch müssen sie fürchten, dass <strong>de</strong>r Berater ihnen ein Papier<br />
andreht, nur weil dieses eine hohe Provision für die Bank<br />
abwirft“, sagt ein Pressesprecher. „Man zahlt einen festen Preis<br />
und kann dafür so viel Beratungsleistung in Anspruch nehmen,<br />
wie man will“, erklärt er <strong>de</strong>n Vorteil <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls. Wobei<br />
<strong>de</strong>r Vorteil vor allem auf Seiten <strong>de</strong>r Bank liegt. Seit <strong>de</strong>m Start<br />
<strong>de</strong>s Private Banking En<strong>de</strong> 2006 konnte das Geldhaus die Zahl<br />
seiner Kun<strong>de</strong>n verzehnfachen.<br />
„Die Flatrate-Strategie geht für die Unternehmen meistens<br />
auf“, weiß Riekhof. „Weil die Kun<strong>de</strong>n ihren Bedarf in <strong>de</strong>r Regel<br />
überschätzen.“ Soll heißen: Sie brauchen we<strong>de</strong>r mehrmals<br />
privat<br />
im Monat eine Depotberatung noch lassen sie sich täglich Foto:<br />
22 ProFirma 06 2010
Der Mittelstand: Motor für Innovation.<br />
Wir leben in einer Welt, die sich in kurzer Zeit fundamental verän<strong>de</strong>rt<br />
hat: Im Grun<strong>de</strong> gibt es heute fast nichts mehr, was man nicht digital<br />
erfassen, vernetzen und mit Intelligenz ausstatten könnte. Das gilt auch<br />
für all die Systeme, Prozesse und Geräte, die wir brauchen, um Produkte<br />
zu entwickeln, herzustellen und zu han<strong>de</strong>ln. Um Dienstleistungen<br />
zu erbringen – und um das Zusammenleben und -arbeiten von Milliar<strong>de</strong>n<br />
Menschen zu erleichtern. Mit einem Wort: Unsere Welt wird smarter.<br />
Die Innovationen, die diese Entwicklung möglich machen und vorantreiben,<br />
stammen aus einer Vielzahl verschie<strong>de</strong>ner Quellen. Dennoch könnte<br />
man meinen, die neuen Möglichkeiten wür<strong>de</strong>n in erster Linie großen<br />
Unternehmen zugutekommen. Aber Tatsache ist: Der Mittelstand ist<br />
schon seit geraumer Zeit <strong>de</strong>r Motor <strong>de</strong>s Wachstums. Weltweit betrachtet<br />
repräsentiert er mehr als 90% aller Unternehmen, in Deutschland über<br />
70% aller Arbeitsplätze und mehr als die Hälfte <strong>de</strong>r Wertschöpfung. Er<br />
bringt mehr Patente und mehr Innovationen pro Mitarbeiter zustan<strong>de</strong><br />
als Großunternehmen.<br />
IBM und Business Partner bieten mittelständischen Unternehmen Knowhow<br />
und Instrumente, um produktiver und pro�tabler zu wer<strong>de</strong>n und so<br />
ihren Vorsprung zu nutzen und auszubauen. Speziell zusammengestellte,<br />
leistungsstarke und �nanziell attraktive Lösungen helfen Unternehmen,<br />
ihre Ef�zienz zu steigern, ihre Rendite zu erhöhen und neue<br />
Marktchancen schneller zu ergreifen. Durch unsere Erfahrung aus <strong>de</strong>r<br />
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IBM Breakfast Briefings Kompakt 2010<br />
Informieren. Inspirieren. Diskutieren – jetzt anmel<strong>de</strong>n!<br />
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Zusammenarbeit mit Innovatoren je<strong>de</strong>r Größe in nahezu allen Branchen<br />
können wir Lösungen für fast je<strong>de</strong> Problemstellung und Aufgabe �n<strong>de</strong>n.<br />
So haben wir zum Beispiel gemeinsam mit <strong>de</strong>m französischen Medizingerätehersteller<br />
Implanet ein völlig neues, ef�zienteres Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />
entworfen, mit <strong>de</strong>m sich Implantate über die gesamte Lieferkette lückenlos<br />
verfolgen lassen. Der britische Ökostromanbieter Ecotricity nutzte die<br />
Hilfe von IBM, um sein explosionsartiges Wachstum in <strong>de</strong>n Griff zu bekommen.<br />
Mit <strong>de</strong>r Neuausrichtung <strong>de</strong>r IT-Systeme für seine Kun<strong>de</strong>ndaten<br />
verbesserte sich die Rendite unmittelbar und die Servicequalität stieg.<br />
Die Impire AG, ein <strong>de</strong>utscher Anbieter von Sportstatistiken, hat mit unserer<br />
Hilfe Hun<strong>de</strong>rte von Datenquellen auf einer Plattform zusammengeführt<br />
und begeistert Sportfans vor <strong>de</strong>m Fernseher nun mit packen<strong>de</strong>n Echtzeit-Statistiken<br />
und 3-D-Gra�ken zum Spielgeschehen.<br />
Nicht zuletzt dank solcher intelligenter Lösungen gewinnen mittelständische<br />
Unternehmen heute die Art von Ein�uss, die früher nur <strong>de</strong>n größten<br />
Unternehmen vorbehalten war. IBM und Business Partner bieten die Unterstützung<br />
und das Know-how, um Ihre Visionen in die Tat umzusetzen – und<br />
I<strong>de</strong>en in Resultate.<br />
Wie smarte I<strong>de</strong>en zum Erfolg unserer mittelständischen Kun<strong>de</strong>n beitragen,<br />
erfahren Sie unter ibm.com/motor/<strong>de</strong><br />
<strong>Als</strong>o: Machen wir <strong>de</strong>n Planeten ein bisschen smarter.<br />
IBM, das IBM Logo und ibm.com sind Marken o<strong>de</strong>r eingetragene Marken <strong>de</strong>r International Business Machines Corporation in <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten und/o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn. An<strong>de</strong>re Namen von Firmen, Produkten und Dienstleistungen können Marken o<strong>de</strong>r<br />
eingetragene Marken ihrer jeweiligen Inhaber sein. © 2010 IBM Corporation. Alle Rechte vorbehalten. O&M IBM S 5/10
Unternehmensführung – Titelthema<br />
Discount-Strategie bei Aldi und Nischenansatz<br />
mit starker Segmentierung bei Bang &<br />
Olufsen: Die Preismo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Anbieter unterschei<strong>de</strong>n<br />
sich erheblich.<br />
Eine Frage <strong>de</strong>s Images<br />
Die grundlegen<strong>de</strong>n strategischen Preisstrategien:<br />
Marktdurchdringung und Abschöpfung<br />
Marktdurchdringung<br />
Abschöpfung<br />
Beispiel Aldi, Lidl Bang & Olufsen<br />
Ziel Langfristige Gewinnung<br />
von Marktanteilen<br />
Nachfrageverhalten<br />
Marktsegmentierung<br />
Kurzfristige Gewinne<br />
Preiselastisch Nicht preiselastisch<br />
Wenige Marktsegmente Starke Segmentierung,<br />
Nischen<br />
Wettbewerb Neue Wettbewerber<br />
wer<strong>de</strong>n bekämpft, niedrige<br />
Markteintrittsbarrieren<br />
Produkt Lange Lebenszyklen,<br />
Image wird als unwichtig<br />
angesehen<br />
Neue Wettbewerber<br />
wer<strong>de</strong>n akzeptiert, hohe<br />
Markteintrittsbarrieren<br />
Kurze Lebenszyklen,<br />
gehobenes Image ist<br />
wichtig<br />
Preis Hoher Preisdruck Preise können durch<br />
geringeren Marktdruck<br />
länger gehalten wer<strong>de</strong>n<br />
Produktion Hohe Skaleneffekte und<br />
Erfahrungskurveneffekte<br />
Werbung Kun<strong>de</strong> kennt das Produkt,<br />
Preisvorteile stehen im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
Geringe Skaleneffekte und<br />
Erfahrungskurveneffekte<br />
Produkt wird <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n<br />
vorgestellt, Qualitäts- und<br />
Imageaspekte stehen im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
die Haare frisieren. „Dafür hat doch niemand die Zeit“, gibt<br />
Anika Fehrmann zu. Die Friseurmeisterin bietet in ihrem Berliner<br />
Salon „KopfKunstKreuzberg“ seit geraumer Zeit eine<br />
„Style-Flat“ an, die <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n theoretisch erlaubt, sich je<strong>de</strong>n<br />
Tag frisieren zu lassen. In <strong>de</strong>r Praxis sieht das freilich an<strong>de</strong>rs<br />
aus. „Wenn sie zwei Mal pro Woche kommen, ist das schon<br />
viel“, sagt die 26-Jährige. Angenommen wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r neue Tarif,<br />
<strong>de</strong>r bei 30 Euro pro Monat für grenzenloses Waschen und<br />
Föhnen und bei 60 Euro für zusätzliches Färben liegt, trotz<strong>de</strong>m.<br />
Der größte Erfolg <strong>de</strong>r Style-Flat liegt laut Fehrmann aber<br />
woan<strong>de</strong>rs: Weil die Preisstrategie <strong>de</strong>r Friseurin durch die Medien<br />
ging und <strong>de</strong>r kleine La<strong>de</strong>n stadtbekannt wur<strong>de</strong>, konnte<br />
Fehrmann viele neue Kundinnen gewinnen. „Jetzt kommen<br />
sogar Frauen aus Charlottenburg und Wilmersdorf zu uns“,<br />
berichtet die Unternehmerin erfreut.<br />
Originelle Preisstrategien wie die „Style-Flat“ o<strong>de</strong>r „Zahle, was<br />
du willst“ haben <strong>de</strong>n Vorteil, dass sie auch als Marketing- o<strong>de</strong>r<br />
PR-Gag funktionieren. Und wenn die Presse erst ausgiebig<br />
berichtet, ist Kundschaft garantiert. Dennoch müssen Preisstrategien<br />
nicht in erster Linie durch Originalität überzeugen.<br />
Viel wichtiger ist, dass Preise festgesetzt wer<strong>de</strong>n, die die Zahlungsbereitschaft<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n in vollem Umfang ausnutzen.<br />
„Häufi g richtet sich die Preisgestaltung aber zu einseitig an<br />
preisaktive Käufer“, sagt Experte Diller. Dabei brachten seine<br />
Untersuchungen zutage, dass mehr als ein Drittel <strong>de</strong>r Verbraucher<br />
bereit ist, relativ hohe Preise zu zahlen. „Statt auch diese<br />
Hochpreiszahler mit niedrigen Preisen zu kö<strong>de</strong>rn, empfi ehlt<br />
es sich, die höhere Preisbereitschaft gezielt abzuschöpfen.“<br />
Zu <strong>de</strong>n Unternehmen, die diesen Ratschlag verinnerlicht haben,<br />
gehört <strong>de</strong>r Topfhersteller Fissler. „Wir setzen um fünf bis<br />
zehn Prozent höhere Preise durch als unsere Wettbewer-<br />
24 ProFirma 06 2010<br />
Foto: imago ecomedia, Ralph Peters; privat
729.-<br />
ProFirma 06 2010<br />
INTERVIEW<br />
„Der „D Dreiecksblick ist unabdingbar“<br />
Prof. Dr. Hermann Herm Diller, emeritierter Inhaber <strong>de</strong>s Lehrstuhls für Marketing an <strong>de</strong>r<br />
Unive Universität Erlangen-Nürnberg, über die Tücken <strong>de</strong>r Preispolitik.<br />
Herr Professor Diller, warum ist die Preispolitik<br />
im Unternehmen so wichtig?<br />
Diller: Preispolitik ist das Instrument <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens, das am <strong>de</strong>utlichsten auf<br />
<strong>de</strong>n Gewinn durchschlägt. Ich nenne Ihnen<br />
zur Veranschaulichung ein Beispiel:<br />
Hätte VW im Jahr 2007 für je<strong>de</strong>s Auto<br />
nur 50 Euro mehr verlangen können,<br />
wäre <strong>de</strong>r Gewinn <strong>de</strong>s Unternehmens um<br />
233,5 Millionen Euro gestiegen. Hätte<br />
die Preiserhöhung allerdings zu einem<br />
Absatzrückgang um drei Prozent geführt,<br />
wären 140.100 Autos weniger verkauft<br />
wor<strong>de</strong>n und damit die Fixkosten pro Wagen<br />
<strong>de</strong>utlich gestiegen.<br />
VW hätte im Vorfeld wissen müssen,<br />
ob die Verbraucher bereit sind, 50 Euro<br />
mehr zu zahlen o<strong>de</strong>r nicht ...<br />
Diller: Die Preisbereitschaft <strong>de</strong>r Konsumenten<br />
zu kennen, ist in <strong>de</strong>r Tat das A<br />
und O. Es reicht nicht aus, <strong>de</strong>n Preis in<br />
Abhängigkeit <strong>de</strong>r Kosten und mit Blick<br />
auf <strong>de</strong>n Wettbewerb festzulegen. Der<br />
Dreiecksblick auf die Kosten, die Wettbewerber<br />
und die Kun<strong>de</strong>n ist unabdingbar.<br />
Der Blick auf <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n scheint <strong>de</strong>r<br />
schwierigste zu sein. Zumal sich die Konsumenten<br />
nicht ausschließlich rational<br />
verhalten. Wie bekommt man trotz<strong>de</strong>m<br />
im Vorfeld eine Ahnung von <strong>de</strong>r Preisbereitschaft<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n?<br />
Diller: Die Preisforschung kennt etliche<br />
Mo<strong>de</strong>lle, mit <strong>de</strong>nen sich in etwa sagen<br />
lässt, für welches Qualitätsmerkmal <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong> welchen Preis zahlen will. Eines<br />
<strong>de</strong>r gängigsten Mo<strong>de</strong>lle ist die sogenannteConjoint-Measurement-Metho<strong>de</strong>.<br />
Zur Messung <strong>de</strong>r Bewertung eines<br />
Guts erhalten bestimmte Eigenschaften<br />
dieses Guts bestimmte Be<strong>de</strong>utungsgewichte,<br />
um daraus ein möglichst allge-<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE SABINE HÖLPER<br />
mein gültiges Gesamt-Präferenzurteil <strong>de</strong>r<br />
Verbraucher abzuleiten.<br />
Nun zahlt <strong>de</strong>r eine Kun<strong>de</strong> höchstens 50 Euro<br />
für ein Paar Sandalen, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re 300 ...<br />
Diller: ... und <strong>de</strong>r Schuhhändler ist schlau,<br />
wenn er für bei<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>ngruppen Schuhe<br />
anbietet – und natürlich zusätzlich für die,<br />
die dazwischen liegen. Nur so kann er<br />
die vielfältigen Preisspielräume voll ausschöpfen.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis passiert das ja auch<br />
meist. Schauen Sie sich im Supermarkt<br />
um: Da fi n<strong>de</strong>n Sie in einer Produktkategorie<br />
sieben, acht verschie<strong>de</strong>ne Preislagen.<br />
Noch vor drei Jahren gab es diese feinen<br />
Abstufungen be<strong>de</strong>utend seltener.<br />
Die Unternehmer haben etwas gelernt?<br />
Diller: Ja, sie haben <strong>de</strong>m Preis die Aufmerksamkeit<br />
gewidmet, die er verdient.<br />
Mit gutem Grund: In <strong>de</strong>n vergangenen 30<br />
Jahren stand die Verbesserung <strong>de</strong>r Produkte<br />
im Fokus <strong>de</strong>r Unternehmen. Heute sind die<br />
Produkte allesamt auf einem <strong>de</strong>rart hohen<br />
Niveau, dass die Grenzrate <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
ausgeschöpft ist. <strong>Als</strong> Folge rückt nun<br />
die Preisgestaltung in <strong>de</strong>n Fokus.<br />
Überall trifft man auf Preisdifferenzierung:<br />
Die Kinokarte, die für <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten<br />
weniger kostet, die Flugreise,<br />
die <strong>de</strong>n Frühbucher billiger kommt, die<br />
Brezel, die im Dreierpack günstiger ist.<br />
Ist Preisdifferenzierung das Gebot <strong>de</strong>r<br />
Stun<strong>de</strong>?<br />
Diller: Ja, und wie<strong>de</strong>r sage ich: aus<br />
gutem Grund. Die Kun<strong>de</strong>n sind heterogen<br />
und hybrid, die Preisbereitschaft<br />
spreizt. Allerdings ist die für Stu<strong>de</strong>nten<br />
verbilligte Kinokarte kein gutes Beispiel<br />
für eine gelungene Preisdifferenzierung.<br />
Denn da wird <strong>de</strong>n Kinobesuchern vorgeschrieben,<br />
welche Eintrittspreise sie zu<br />
zahlen haben. Intelligenter ist es doch,<br />
wenn man verschie<strong>de</strong>ne Varianten anbietet<br />
und <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n dann die Wahl<br />
lässt, welchen Preis sie – für welche Variante<br />
– zahlen wollen: Nimmt man die<br />
teurere Bahncard 50 mit mehr o<strong>de</strong>r die<br />
billigere Bahncard 25 mit weniger Leistung?<br />
Kauft man einen Computer mit<br />
einem Gigabyte Arbeitsspeicher o<strong>de</strong>r<br />
mit zwei? Hier fühlt sich kein Kun<strong>de</strong><br />
übervorteilt. Weil er – an<strong>de</strong>rs als an <strong>de</strong>r<br />
Kinokasse – selbst entschei<strong>de</strong>n durfte.<br />
Welches Beispiel für gelungene Preisdifferenzierung<br />
fällt Ihnen noch ein?<br />
Diller: Nehmen wir <strong>de</strong>n Mars-Riegel.<br />
Den gibt es für je<strong>de</strong>n Verbrauchsanlass,<br />
in allen er<strong>de</strong>nklichen Verpackungen: Im<br />
Fußballstadion, in <strong>de</strong>r Geschenkverpackung,<br />
in <strong>de</strong>r Haushaltspackung und,<br />
und, und. Und je<strong>de</strong>s Mal hat er einen<br />
an<strong>de</strong>ren Preis pro Mengeneinheit.<br />
Was ist <strong>de</strong>r größte Fehler im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Preisgestaltung?<br />
Diller: Rabattschlachten. Sie bringen nie<br />
etwas. Sie sind reinster Verdrängungswettbewerb.<br />
25
Unternehmensführung – Titelthema<br />
Zahle, was du willst<br />
Immer mehr Unternehmen for<strong>de</strong>rn ihre Kun<strong>de</strong>n auf: „Zahle, was du willst.“<br />
Zwei Unternehmen, die diese Preisstrategie erfolgreich betreiben.<br />
Emma Hair Revolution, Krefeld:<br />
20 Jahre ist es her, dass René Sellmer in einem Londoner Restaurant<br />
aufgefor<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>: „pay what you want.“ <strong>Als</strong> <strong>de</strong>r Friseurmeister<br />
dann vor sechs Jahren <strong>de</strong>n Sprung in die Selbstständigkeit<br />
wagte, erinnerte er sich an <strong>de</strong>n Restaurantbesuch<br />
– und führte ebenfalls das „Zahle, was du willst“-Preismo<strong>de</strong>ll<br />
ein. „Natürlich hatte ich anfangs Be<strong>de</strong>nken, ob wir verarscht<br />
wer<strong>de</strong>n“, gibt <strong>de</strong>r 42-Jährige zu. Doch seine Zweifel verfl ogen<br />
schnell. 40 Euro zahlt je<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> pro Friseurbesuch – und<br />
damit elf Euro mehr, als es in <strong>de</strong>n Salons üblich war, in <strong>de</strong>nen<br />
Sellmer früher als Angestellter gearbeitet hatte. „Einmal<br />
waren sogar 500 Euro im Umschlag“, erzählt Sellmer. Dass<br />
die Preisstrategie <strong>de</strong>s Friseurmeisters aufgeht, liegt laut Sellmer<br />
am Gesamtkonzept <strong>de</strong>s La<strong>de</strong>ns, das genauso eigenwillig<br />
ist wie die Preisstrategie. So frisiert <strong>de</strong>r Unternehmer grundsätzlich<br />
nicht nach Kun<strong>de</strong>nwunsch, son<strong>de</strong>rn schnei<strong>de</strong>t, färbt<br />
und föhnt, wie es ihm gefällt. Doch auch dieses in <strong>de</strong>r Branche<br />
unübliche Vorgehen kommt bei <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n an. Noch etwas<br />
sei wichtig beim „Zahle, was du willst“, ergänzt <strong>de</strong>r Mann mit<br />
<strong>de</strong>m giftgrünen Spitzbart: Der persönliche Kontakt. Wenn<br />
man sich <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zuwen<strong>de</strong>, freundlich sei und eine gute<br />
Atmosphäre schaffe, seien diese gerne bereit, ein angemessenes<br />
Honorar zu zahlen.<br />
Bei Friseur René<br />
Sellmer und seinem<br />
Team zahlen<br />
die Kundinnen<br />
<strong>de</strong>n Preis, <strong>de</strong>n sie<br />
für angemessen<br />
Wolf Meyer-Plate und Maike Fuchs, Chefs <strong>de</strong>s Restaurants Caduli.<br />
Restaurant Caduli, Mannheim:<br />
99 99.- .-<br />
Schon als Wolf Meyer-Plate gemeinsam mit <strong>de</strong>r Köchin Maike<br />
Fuchs das Restaurant Caduli eröffnete, hatten sie die I<strong>de</strong>e<br />
mit <strong>de</strong>m „Zahle, was du willst“. Trotz<strong>de</strong>m führten sie erst einmal<br />
Festpreise ein. Nach einem halben Jahr „hatten wir dann<br />
aber das Gefühl, dass die außergewöhnliche Preisstrategie<br />
besser zu uns passt“, sagt <strong>de</strong>r Mittfünfziger. „Das Restaurant<br />
– gehobenes Essen, aber mitten im Industriegebiet gelegen –<br />
ist ja auch ungewöhnlich.“ Seither kommen im Caduli also<br />
Speisekarten ohne Preisangaben auf <strong>de</strong>n Tisch. Lediglich für<br />
Getränke berechnet <strong>de</strong>r Chef Festpreise. „Erstens gibt es an<br />
einer Cola keinen Service zu bewerten“, erklärt Meyer-Plate.<br />
„Zweitens ist es für einen Laien sehr schwer zu beurteilen, wie<br />
teuer <strong>de</strong>r Wein ist, <strong>de</strong>n er trinkt.“ Bei <strong>de</strong>n Speisen funktioniere<br />
das „Zahle, was du willst“ aber hervorragend, wenngleich<br />
es vorkommt, dass zwei Personen fürs gleiche Gericht mal<br />
25, mal 75 Euro zahlen. Unterm Strich wer<strong>de</strong> aber genau <strong>de</strong>r<br />
Preis gezahlt, <strong>de</strong>n er auch ansetzen wür<strong>de</strong>. „Die Gäste können<br />
ziemlich gut beurteilen, was das Essen wert ist“, sagt <strong>de</strong>r Unternehmer.<br />
Hin und wie<strong>de</strong>r gibt Meyer-Plate dann aber doch<br />
einen „Wunschpreis <strong>de</strong>r Küche“ heraus. Er hat nämlich herausgefun<strong>de</strong>n,<br />
dass manche Gourmets fernbleiben, weil es ihnen<br />
„zu stressig ist, selbst zu entschei<strong>de</strong>n“. Jetzt kann <strong>de</strong>r Chef<br />
auch diese Gäste bewirten.<br />
halten. Fotos: Coco Pohlmann, Caduli<br />
26 ProFirma 06 2010
An<strong>de</strong>re A „Zahle-was-du-willst“-Anbieter<br />
überlassen ü<br />
ihren Kun<strong>de</strong>n nur an bestimmten<br />
Tagen T o<strong>de</strong>r zu bestimmten Tageszeiten das<br />
Recht, R<br />
selbst zu bestimmen.<br />
Weinerei, Berlin:<br />
Tagsüber trifft man sich im Forum und im FraRosa auf Kaffee<br />
und Kuchen zum Festpreis. Abends heißt es „Zahle, was du<br />
willst“. Zu Beginn zahlt <strong>de</strong>r Gast allerdings einen Euro fürs Glas.<br />
Den Wein honoriert er am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abends nach seinem Gusto,<br />
in<strong>de</strong>m er die Scheinchen in das große Glas am Tresen steckt.<br />
Le Kaschemme, Hamburg:<br />
In <strong>de</strong>m Restaurant im Hamburger Stadtteil St. Pauli ist immer<br />
donnerstags „Zahle-was-du-willst“-Tag. Dann gibt es ein Dreigangmenü<br />
zu Preisen, die die Gäste bestimmen.<br />
Manche Unternehmen setzen die<br />
„Zahle-was-du-willst“-Strategie nur<br />
vorübergehend um:<br />
Hotel Sonnenhof, Lam:<br />
In <strong>de</strong>m Hotel im Schwarzwald galt die Devise nur die ersten vier<br />
Wochen nach Neueröffnung. Man habe wissen wollen, wie die<br />
Gäste die Leistung einschätzen, so Hoteldirektor Hans Markwal<strong>de</strong>r.<br />
Die Gäste fungierten also als „Hoteltester“. Das Fazit<br />
nach vier Wochen: Die Auslastung sei gut gewesen, außer<strong>de</strong>m<br />
habe das Hotel Kun<strong>de</strong>n gewonnen. Und mit <strong>de</strong>m durchschnittlichen<br />
Preis in Höhe von 150 Euro pro Nacht war Markwal<strong>de</strong>r<br />
auch recht zufrie<strong>de</strong>n.<br />
Tourismus, Längenfeld:<br />
In <strong>de</strong>m österreichischen Ort Längenfeld kamen letzten Sommer<br />
100 Gäste eine Woche lang in <strong>de</strong>n Genuss, die Preise festzulegen.<br />
14 Hotels, vier Gastronomiebetriebe und mehrere Veranstalter<br />
für Freizeitaktivitäten hatten sich <strong>de</strong>r „Marketingaktion“<br />
angeschlossen. Der Erfolg sei riesig gewesen, teilt <strong>de</strong>r Initiator<br />
mit. Nationale und internationale Medien hätten über das Projekt<br />
berichtet. Dadurch sei ein Werbewert von mehr als 250.000<br />
Euro erzielt wor<strong>de</strong>n.<br />
ProFirma 06 2010<br />
ber“, sagt Markus H. Kepka, Sprecher <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />
bei <strong>de</strong>r Fissler GmbH in Idar-Oberstein. Allerdings lasse sich<br />
<strong>de</strong>r höhere Preis nur mit hoher Qualität <strong>de</strong>r Produkte halten.<br />
Außer<strong>de</strong>m veranstaltet <strong>de</strong>r Topfhersteller regelmäßig Kochvorführungen<br />
und lädt zu Events mit Spitzenköchen ein, um<br />
die Kun<strong>de</strong>n ans Unternehmen zu bin<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong>s zusammen<br />
– innovative Qualitätsprodukte und Kun<strong>de</strong>nbindung – führe<br />
zum Ziel, so Kepka: „Die Kun<strong>de</strong>n zahlen mehr.“<br />
Dass man nur Premiumpreise verlangen kann, wenn man<br />
auch Premiumprodukte anbietet, wissen auch Unternehmer,<br />
die im Business-to-Business-Geschäft tätig sind. „Wir können<br />
uns gegenüber <strong>de</strong>r Konkurrenz als Preispremiumanbieter<br />
positionieren, weil unsere Maschinen hohe Qualität und<br />
Produktivität gewährleisten“, sagt Felix Müller, Leiter <strong>de</strong>r<br />
Abteilung Planung und Preisstrategie bei <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>lberger<br />
Druckmaschinen AG. „Und natürlich stellen wir die Druckmaschinen<br />
nicht einfach hin“, ergänzt er. „Wir liefern einen<br />
umfangreichen Systemservice mit.“ Nur in dieser Kombination<br />
lasse sich <strong>de</strong>r höhere Preis erzielen. Und das auch nur<br />
dann, wenn <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Nutzen <strong>de</strong>s Produkts bewusst sei.<br />
„Die Kommunikation ist von großer Be<strong>de</strong>utung“, sagt Müller.<br />
„Deshalb stecken wir viel Geld und Kapazitäten in die Schulungen<br />
<strong>de</strong>r Verkäufer.“ Schließlich haben sie nicht nur die<br />
Aufgabe, die Vorzüge <strong>de</strong>r Maschinen anzupreisen. Sie sollen<br />
durch Gespräche mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n auch herausfi n<strong>de</strong>n, wie viel<br />
sie für das Produkt zu zahlen bereit sind. Auch an<strong>de</strong>re Firmen<br />
im Premiumsegment unternehmen große Anstrengungen,<br />
die Preisbereitschaft ihrer Kun<strong>de</strong>n abzuklopfen. Der Münchner<br />
Reiseanbieter Studiosus lässt seine Teilnehmer zu diesem<br />
Zweck am En<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r Reise einen umfangreichen Fragebogen<br />
ausfüllen. Fissler organisiert – sofern das Unternehmen gänzlich<br />
neue Produkte einführt – Gruppendiskussionen mit Verbrauchern<br />
o<strong>de</strong>r führt Preistests durch.<br />
„Preistests und Kun<strong>de</strong>nbefragungen sind hervorragen<strong>de</strong><br />
Instrumente zur Preisfi ndung“, lobt Experte Riekhof. Doch<br />
gera<strong>de</strong> Mittelständler zeigten auf diesem Gebiet noch Nachholbedarf.<br />
„Es wird zu häufi g aus Intuition heraus agiert“,<br />
hat Riekhof in einer aktuellen Studie festgestellt. Seine These<br />
daher: Im „Preis-Research“, also bei <strong>de</strong>r Beschaffung von<br />
Informationen im Vorfeld, liege noch enormes Potenzial.<br />
Gleiches gilt am an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Pricing-Prozesses, beim<br />
Preis-Controlling. Laut Diller wer<strong>de</strong>n auch hier die Potenziale<br />
nicht ausreichend ausgeschöpft. „Dabei lassen sich zahlreiche<br />
Ertragsverbesserungen erzielen, in<strong>de</strong>m Absatzpreise in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Segmenten, sprich Produktvarianten, Packungsgrößen<br />
o<strong>de</strong>r Absatzgebieten, regelmäßig analysiert wer<strong>de</strong>n“,<br />
sagt <strong>de</strong>r Experte.<br />
Chancen <strong>de</strong>r Differenzierung<br />
Allerdings darf sich ein Unternehmer nicht wun<strong>de</strong>rn, wenn<br />
<strong>de</strong>rartige Tests und Analysen ergeben, dass <strong>de</strong>r eine Kun<strong>de</strong><br />
höchstens 20 Euro für einen Topf zahlen will, während <strong>de</strong>r<br />
nächste auch bei 200 Euro noch zugreift. Solche Ergebnisse<br />
ver<strong>de</strong>utlichen vielmehr, welch große Chance in <strong>de</strong>r Diffe-<br />
27
Unternehmensführung – Titelthema<br />
renzierung <strong>de</strong>r Preise, also <strong>de</strong>r Ansprache verschie<strong>de</strong>ner Kun<strong>de</strong>ngruppen<br />
durch das Anbieten unterschiedlicher Preislagen,<br />
liegt. Der Erfolg einer solchen Strategie zeigt sich schon daran,<br />
dass sogar Aldi nicht ausschließlich Wein für 1,49 Euro<br />
pro Flasche anbietet. Eine Regalreihe weiter oben platziert <strong>de</strong>r<br />
Discounter Weine zu sechs, acht o<strong>de</strong>r gar zehn Euro.<br />
Nicht nur <strong>de</strong>r Einzelhan<strong>de</strong>l ist gut beraten, wenn er mehrere<br />
Preislagen anbietet. Auch Dienstleister wissen, dass man mit<br />
verschie<strong>de</strong>nen Preislagen für unterschiedliche Leistungsmerkmale<br />
mehr Kun<strong>de</strong>n erreicht und mehr Umsatz macht. So<br />
hat <strong>de</strong>r Autovermieter Budget sein simples Preismo<strong>de</strong>ll, das<br />
nur zwei Festpreiskategorien kannte, nach nur wenigen Jahren<br />
wie<strong>de</strong>r eingestampft. Heute können die Mieter aus einer<br />
Vielzahl von Fahrzeugkategorien und -eigenschaften wählen.<br />
Wer also ein Navigationsgerät o<strong>de</strong>r ein Automatikgetriebe<br />
mitmietet, zahlt auch mehr. Ebenso ist Preisdifferenzierung<br />
als Instrument für produzieren<strong>de</strong> Betriebe geeignet. Häufi g<br />
ergibt sich die Notwendigkeit für differenzierte Preise schon<br />
aus <strong>de</strong>r Tatsache heraus, dass die Unternehmen Absatzmärkte<br />
auf <strong>de</strong>r ganzen Welt bearbeiten. „Wir legen für je<strong>de</strong>s Land<br />
eine individuelle Preispositionierung fest“, bestätigt Hei<strong>de</strong>lberger-Mitarbeiter<br />
Müller. So ließen sich in Deutschland höhere<br />
Preise durchsetzen als beispielsweise in China. Das habe<br />
sowohl mit <strong>de</strong>r Preisbereitschaft <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n zu tun als auch<br />
mit <strong>de</strong>m Wettbewerbsumfeld. Allerdings unterschei<strong>de</strong>n sich<br />
auch die Produkte voneinan<strong>de</strong>r: Die Maschinen, die hierzulan<strong>de</strong><br />
verkauft wer<strong>de</strong>n, sind besser ausgestattet als jene, die<br />
nach China gehen. Ein Flug von Berlin nach Barcelona bleibt<br />
hingegen ein Flug von Berlin nach Barcelona – und <strong>de</strong>nnoch<br />
zahlen die Fluggäste mal zehn, mal 500 Euro dafür. So zahlt<br />
<strong>de</strong>r spontane Urlauber mehr als <strong>de</strong>r Frühbucher, <strong>de</strong>r Fluggast<br />
mit Gepäck mehr als <strong>de</strong>r ohne, <strong>de</strong>r Business-Kun<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r fl exibel<br />
umbuchen will, mehr als <strong>de</strong>r Tourist. „Die Preispolitik<br />
<strong>de</strong>r Fluggesellschaften ist sehr intelligent“, sagt Diller. Denn<br />
sie bieten nicht – wie viele Unternehmen es tun – unterschiedliche<br />
Preislagen für unterschiedliche Qualitätsstufen o<strong>de</strong>r<br />
Regionen an. Sie liefern die gleiche Qualität zu unterschiedlichen<br />
Preisen und erreichen damit ihr Ziel, die Flugzeuge voll<br />
zu bekommen. Dabei kümmert es die Reisen<strong>de</strong>n wenig, was<br />
ihr Sitznachbar zahlt. Weil sie alle im anonymen Internet buchen,<br />
wissen sie das ja auch gar nicht.<br />
In René Sellmers Salon Emma Hair Revolution bleibt das,<br />
was <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> im Stuhl nebenan zahlt, übrigens ebenfalls im<br />
Dunkeln. Auch ohne Internet. Die frisch Frisierten stecken<br />
das Geld einfach in einen Umschlag.<br />
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28 ProFirma 06 2010<br />
Foto:Fissler
Erfolgreiche Führungskräfte haben immer einen guten Schuss<br />
Narzissmus im Blut. Wer es nicht genießt, auf <strong>de</strong>r Bühne zu<br />
stehen, wer es nicht mag, in <strong>de</strong>r Zeitung zu stehen, wer sich<br />
nicht an <strong>de</strong>m Gefühl erfreuen kann, Menschen zu beeinfl ussen<br />
und zu bewegen, wer Verbandsaufgaben nur als Last und<br />
kaum als Lust empfi n<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r wird unter seiner Führungsaufgabe<br />
lei<strong>de</strong>n und sie am En<strong>de</strong> vielleicht nicht gut o<strong>de</strong>r nicht gut<br />
genug machen. Das ist ein hartes Wort, aber es ist erfahrungsgesättigt.<br />
Führung und Show sind Geschwister, faktische Leistung<br />
und gezeigte Leistung ebenfalls. Das führt manchmal zu<br />
Verwechslungen, wenn Menschen zu lange zu wenig qualifi<br />
zierten Wi<strong>de</strong>rspruch und Wi<strong>de</strong>rstand erlebt haben. Früher,<br />
bei Hofe, waren die Rollen dafür klar verteilt: Die Hofschranzen<br />
re<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>m Herrscher nach <strong>de</strong>m Mund und intrigierten<br />
hintenherum ein bisschen, die Hofräte waren manchmal mutig<br />
und mussten dafür bezahlen, manchmal waren sie auch<br />
feige und blieben dann länger im Amt. Für die Wahrheit war<br />
<strong>de</strong>r Hofnarr zuständig. Er durfte ungefragt aussprechen, was<br />
an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n Kopf gekostet hätte. Kluge Herrscher lachten zwar<br />
über ihn, hörten ihm aber aufmerksam zu. War <strong>de</strong>r Hofnarr<br />
auch noch unterhaltend und geistreich, dann hatte er ein<br />
gutes Leben und das Land einen guten Herrn.<br />
Weil oben, an <strong>de</strong>r Unternehmensspitze, wenig Platz ist, und<br />
weil sich dort oft mehr Leute aufhalten wollen, als ursprünglich<br />
vorgesehen ist, gibt es auf <strong>de</strong>r Führungsebene immer<br />
wie<strong>de</strong>r Machtkämpfe, Hahnenkämpfe, Schaukämpfe, Stutenbissigkeiten<br />
und an<strong>de</strong>re unangenehme Ereignisse. Wenn<br />
es gut geht und die Kämpfer bei klarem Verstand sind und<br />
bleiben, dann kämpfen sie hinter verschlossenen Türen und<br />
treten trotz<strong>de</strong>m gemeinsam und in trauter Eintracht auf die<br />
Bühne, um das Notwendige in <strong>de</strong>r gebotenen Sachlichkeit zu<br />
sagen. Wenn sie aber ihre eigenen Interessen vor diejenigen<br />
ProFirma 06 2010<br />
Quer<strong>de</strong>nker<br />
Martin Beck Der Unternehmensberater<br />
ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />
Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />
www.prof-beck.net<br />
Wohin Machtfragen gehören<br />
Von Professor Martin Beck<br />
<strong>de</strong>r Firma stellen o<strong>de</strong>r ihr Ego nicht unter Kontrolle haben,<br />
dann verlegen sie auch <strong>de</strong>n Kampf auf die offene Bühne. Das<br />
kann für das amüsierte Publikum sehr unterhaltsam sein, je<strong>de</strong>nfalls<br />
solange die Interessen <strong>de</strong>s Publikums nicht berührt<br />
sind. Häufi g wird es dabei <strong>de</strong>n lachen<strong>de</strong>n Dritten geben, <strong>de</strong>r<br />
nur zu warten braucht, bis sich die Schaukämpfer unmöglich<br />
gemacht o<strong>de</strong>r gegenseitig gelähmt und beschädigt haben. Der<br />
Firma aber scha<strong>de</strong>n solche verunglückten Auftritte immer,<br />
und zwar todsicher.<br />
Die schlechteste Form dieser Machtspiele sind in aller Öffentlichkeit<br />
ausgetragene Familienstreitigkeiten. Macht geordnet<br />
abzugeben und Macht ruhig aufzunehmen, das erfor<strong>de</strong>rt stabile,<br />
zu einer gewissen Uneigennützigkeit fähige Persönlichkeiten,<br />
die nicht automatisch annehmen, dass nach ihnen nur<br />
noch Schwächlinge und zweitklassige Leute kommen können.<br />
Und Macht in Ruhe und geordnet aufzunehmen, solange<br />
noch <strong>de</strong>r Patriarch da ist, <strong>de</strong>ssen Handschrift alles trägt, was<br />
die Firma ausmacht, erfor<strong>de</strong>rt so etwas wie Weisheit, je<strong>de</strong>nfalls<br />
aber eine gute Portion Selbstdisziplin. Es hilft dabei, wenn<br />
bei<strong>de</strong> Seiten eine langfristige Vorstellung vom Geschäft haben<br />
und nicht hektische und für die Umgebung aufregen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
verwirren<strong>de</strong> Bewegungen vollziehen. Das gelingt im wirklichen<br />
Leben nicht immer. Es wäre jetzt eine leichte Übung,<br />
eine Liste ehemals renommierter Firmen zu benennen, die<br />
auf diese Weise von fehlgeleiteten, ungeduldigen o<strong>de</strong>r unbeherrschten<br />
Führungsfi guren schwer beschädigt, sturmreif geschossen<br />
o<strong>de</strong>r gar zugrun<strong>de</strong> gerichtet wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Leidtragen<strong>de</strong>n sind immer die Beschäftigten, häufi g die<br />
Gesellschafter und nicht selten auch die Kun<strong>de</strong>n. Das sei allen<br />
Führungsfi guren gesagt, die allzeit bereit sind, in <strong>de</strong>n vermeintlich<br />
wichtigen und auf je<strong>de</strong>n Fall ehrenvollen Kampf zu<br />
ziehen.<br />
Kolumne<br />
29
Unternehmensführung – Serie Markenführung<br />
Markenmanagement B2B<br />
Bauchgefühl reicht nicht<br />
Auch im Geschäftsverkehr symbolisieren Marken Qualität und vermitteln Sicherheit.<br />
Dennoch betreibt <strong>de</strong>r B2B-Mittelstand Markenarbeit bisher selten strategisch, und mit<br />
<strong>de</strong>r Erfolgsmessung ihrer Aktivitäten tun sich viele Firmen schwer. VON BIJAN PEYMANI<br />
Wer gestan<strong>de</strong>ne Unternehmer auf das<br />
Thema Marke anspricht, erhält regelmäßig<br />
Antworten wie „So was brauchen<br />
wir nicht, unser Business läuft<br />
hervorragend“ o<strong>de</strong>r „Wir machen doch<br />
schon Werbung“. Tatsächlich verließ<br />
sich insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r B2B-Mittelstand<br />
über Jahrzehnte auf Fleiß und Intuition<br />
– und agierte damit sehr erfolgreich.<br />
Doch wenn, wie jüngst als Folge <strong>de</strong>r<br />
Finanzkrise, die Nachfrage ein- und<br />
Märkte wegbrechen, offenbart sich die<br />
Kurzlebigkeit einer solchen „Strategie“.<br />
Wo Marke, sprich Bindungsenergie<br />
fehlt, koppeln sich Kun<strong>de</strong>n ab.<br />
Oft geben dann die Einkaufskonditionen<br />
<strong>de</strong>n Ausschlag für o<strong>de</strong>r gegen einen<br />
SERIE MARKENFÜHRUNG<br />
05/2010 Markenbe<strong>de</strong>utung<br />
06/2010 Markenmanagement B-to-B<br />
07/2010 Markenkontrolle im Wan<strong>de</strong>l<br />
Bekannte Marken haben für Unternehmen<br />
einen unschätzbaren Wert – im B2C-<br />
wie im B2B-Bereich. Aber sie sollten<br />
auch gepfl egt und weiterentwickelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Wie Firmen dies am besten tun,<br />
beschreibt unsere Serie.<br />
Abonnenten können die Beiträge <strong>de</strong>r<br />
Serie auf profi rma.<strong>de</strong> herunterla<strong>de</strong>n.<br />
Abschluss. Aus Sicht von Jürgen Gietl,<br />
Managing-Partner <strong>de</strong>r Agentur Brand-<br />
Trust in Nürnberg, beweist dies, „wie<br />
vorurteilsbehaftet das Verhalten <strong>de</strong>r<br />
Marktteilnehmer im Verkauf von B2B-<br />
Leistungen ist“. Denn Konditionen fokussierten<br />
per se nicht <strong>de</strong>n günstigsten<br />
Preis, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n höchsten Mehrwert,<br />
sprich <strong>de</strong>n Wert einer Leistung abzüglich<br />
<strong>de</strong>s Preises. Es sei ein „weitverbreiteter<br />
Irrglaube“ anzunehmen, <strong>de</strong>r Mehrwert<br />
könne nur durch Preisabschläge<br />
erhöht wer<strong>de</strong>n.<br />
Den guten Namen erhalten<br />
Vielmehr müssten Unternehmen lernen,<br />
ihre erschaffenen Werte zu vermitteln,<br />
mahnt Gietl – „und genau hier<br />
wirken Marken“. Gera<strong>de</strong> kleine und<br />
mittelständische B2B-Anbieter platzen<br />
förmlich vor Spitzenleistungen, etliche<br />
tragen sogar <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>s Grün<strong>de</strong>rs<br />
o<strong>de</strong>r Inhabers. „Aber viele Grün<strong>de</strong>r<br />
wür<strong>de</strong>n sich vermutlich im Grab umdrehen,<br />
wenn sie wüssten, wie mit <strong>de</strong>m<br />
guten Ruf ihres Namens umgegangen<br />
wird, <strong>de</strong>n sie übrigens meist nicht durch<br />
teure Werbung, son<strong>de</strong>rn durch das<br />
langjährige Einhalten von Versprechen<br />
aufgebaut haben“, so Gietl.<br />
Tatsächlich zeigt die Mehrzahl hiesiger<br />
B2B-Unternehmen großen Nachholbedarf<br />
in Sachen Markenbildung und<br />
-führung (siehe Interview Seite 35).<br />
„Von vielen Mittelständlern wird Marke<br />
„Mehrwert lässt sich<br />
nicht nur durch Preisabschläge<br />
erhöhen.“<br />
30 ProFirma 06 2010<br />
ProFirma<br />
Serie<br />
JÜRGEN GIETL, BRAND TRUST, NÜRNBERG<br />
immer noch <strong>de</strong>r Werbung zugeordnet<br />
und somit als Kostenblock gesehen“,<br />
analysiert Wolfgang Schiller, Senior-<br />
Brand-Consultant <strong>de</strong>r Agentur Schiller<br />
in Merzhausen bei Freiburg. Dabei<br />
sei sie, sekundiert Klaus Brandmeyer,<br />
„Angelegenheit <strong>de</strong>s gesamten Unternehmens<br />
und nicht nur <strong>de</strong>s Marketings,<br />
also eine klassische General-Management-Aufgabe“.<br />
Im Prinzip, so Brandmeyer, Inhaber<br />
einer gleichnamigen Beratungsfi rma<br />
in Hamburg, sei die Gleichung simpel:<br />
Fotos: privat, SSBC
ProFirma 06 2010<br />
B2B-KOMMUNIKATION<br />
Talsohle durchschritten<br />
Im laufen<strong>de</strong>n Jahr dürften hiesige B2B-<br />
Unternehmen wie<strong>de</strong>r etwas mehr in<br />
Kommunikation investieren o<strong>de</strong>r ihre<br />
Ausgaben zumin<strong>de</strong>st stabil halten. Das<br />
legen die Ergebnisse <strong>de</strong>r Studie „Werbetrend<br />
2010“ nahe, für die die Marktforschung<br />
TNS Emnid im Auftrag <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Fachpresse zum dritten Mal<br />
220 Marketing- und Media-Entschei<strong>de</strong>r<br />
in Unternehmen und Agenturen sowie<br />
Anzeigenleiter von Fachverlagen befragt<br />
hat. Insgesamt rechnen drei Viertel<br />
<strong>de</strong>r befragten Firmen und Kommunikationsdienstleister<br />
mit zunehmen<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r konstanten Werbeausgaben. Zum<br />
Vergleich: Im Jahr 2009 befürchteten<br />
noch drei von vier Unternehmen abnehmen<strong>de</strong><br />
Werbeetats. <strong>Als</strong> ein Grund<br />
für <strong>de</strong>n Optimismus gilt die Einschätzung<br />
<strong>de</strong>r Gesamtwirtschaft: 60 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Befragten erwarten für dieses Jahr<br />
eine positive Entwicklung. Die Einschätzungen<br />
fürs eigene Unternehmen sind<br />
mit 74 Prozent noch erwartungsvoller.<br />
Laut „Werbetrend“ bleibt Online-Werbung<br />
auf Wachstumskurs. 43 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen und 80 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Agenturen rechnen mit steigen<strong>de</strong>n Werbeausgaben<br />
in dieser Disziplin. Der Anteil<br />
im Werbemix könnte im Jahr 2010<br />
auf knapp 20 Prozent steigen (2009: 16<br />
Prozent). Beson<strong>de</strong>rs dynamisch soll sich<br />
<strong>de</strong>r Studie zufolge das Direktmarketing<br />
entwickeln: Fast je<strong>de</strong>r Dritte sieht eine<br />
Steigerung <strong>de</strong>r B2B-Werbeausgaben<br />
um bis zu fünf Prozent. Vergleichsweise<br />
schlecht – und <strong>de</strong>nnoch als Gegenthese<br />
zum vielfach geäußerten Tod <strong>de</strong>r Gattung<br />
– schnei<strong>de</strong>t Printwerbung ab: Hier erwartet<br />
je<strong>de</strong>r zehnte Studienteilnehmer,<br />
dass die B2B-Budgets im laufen<strong>de</strong>n Jahr<br />
um mehr als fünf Prozent steigen, und<br />
etwa ebenso viele sehen einen Zuwachs<br />
um bis zu fünf Prozent. Unter <strong>de</strong>m Strich<br />
bil<strong>de</strong>n Messen und gedruckte Anzeigen<br />
mit einem Budgetanteil von zusammen<br />
mehr als 50 Prozent auch weiterhin die<br />
Basis <strong>de</strong>r B-to-B-Kommunikation.<br />
EC Bioenergie (hier eine<br />
Anlage <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
in Hei<strong>de</strong>lberg)<br />
hat in <strong>de</strong>r Region ein<br />
durchdachtes Markenmanagementvorangetrieben.<br />
„Sind guter Name und Vertrauen gegeben,<br />
ist <strong>de</strong>r Anbieter eine Marke – unabhängig<br />
davon, ob er außer seinem<br />
Markennamen auch Corporate Design<br />
und klassische Kommunikationsmittel<br />
einsetzt.“ Im B2B-Segment fällt <strong>de</strong>m<br />
Vertrieb dabei eine Hauptrolle zu: <strong>Als</strong><br />
Markenbotschafter hat er die große<br />
Chance, „die Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>r Markenleistung<br />
als Wettbewerbsvorteil für <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>n im persönlichen Dialog erlebbar<br />
zu machen“, so Schiller.<br />
Benchmarks in puncto Markenbildung<br />
und -führung setzen Firmen wie Festo,<br />
Stihl o<strong>de</strong>r Hilti, <strong>de</strong>nen es gelang, sich in<br />
ihren Branchen ein<strong>de</strong>utig zu positionieren<br />
und klar zu differenzieren. Aber<br />
auch weniger bekannte Unternehmen<br />
betreiben ein höchst erfolgreiches Branding:<br />
Etwa <strong>de</strong>r Elektronikzulieferer Assmann<br />
aus Lü<strong>de</strong>nscheid, <strong>de</strong>r Maschinenbauer<br />
Transfl uid in Schmallenberg, EC<br />
Bioenergie Hei<strong>de</strong>lberg, ein mittelständischer<br />
Anbieter in <strong>de</strong>r regionalen Energiewirtschaft,<br />
o<strong>de</strong>r Adco in Ratingen,<br />
Erfi n<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r mobilen Toilette mit <strong>de</strong>n<br />
Produktmarken „Dixi“ und „Toi Toi“.<br />
Laut Schiller geht es dabei weniger um<br />
„fi rst to market“, son<strong>de</strong>rn um „fi rst to<br />
mind“, also darum, sich als Erster im Bewusstsein<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n zu verankern.<br />
31
Unternehmensführung – Serie Markenführung<br />
NEHMEN SIE TEIL AM<br />
<strong>Haufe</strong> Entschei<strong>de</strong>r-Panel<br />
Die Qualität entschei<strong>de</strong>t – aber nicht<br />
mehr allein. Immer größere Beachtung<br />
fällt im B2B- wie im B2C-Bereich inzwischen<br />
<strong>de</strong>r Marke zu. An ihr orientieren<br />
sich Kun<strong>de</strong>n, sie steht für ein Versprechen,<br />
auf das sich Käufer verlassen.<br />
Aus diesem Grund hat <strong>Haufe</strong> in Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>m Marktforschungsinstitut<br />
YouGov Psychonomics das <strong>Haufe</strong> Entschei<strong>de</strong>r-Panel<br />
ins Leben gerufen: Hierbei<br />
wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>n Monat die Entschei<strong>de</strong>r<br />
aus unterschiedlichen Branchen zu ihrer<br />
Einschätzung wichtiger Unternehmen<br />
und Marken in relevanten Branchen befragt.<br />
Die Ergebnisse <strong>de</strong>s Panels wer<strong>de</strong>n<br />
zeigen, wie sich die Be<strong>de</strong>utung von B2B-<br />
Marken über einen längeren Zeitraum<br />
entwickelt. Das dient <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>rn<br />
wie<strong>de</strong>rum als Handlungsempfehlung<br />
etwa bei Investitionsentscheidungen.<br />
Marken symbolisieren Qualität. Sie böten<br />
damit „Sicherheit bei subjektiven<br />
wie objektiven Kaufentscheidungen“,<br />
betont Beraterkollege Stefan Spöttl von<br />
<strong>de</strong>r Stuttgarter Agentur SSBC, „und sie<br />
bil<strong>de</strong>n auch einen Schutz zur Etablierung<br />
eines stabileren Preisniveaus insbeson<strong>de</strong>re<br />
in Krisenzeiten“. Darüber<br />
hinaus haben starke Unternehmensmarken<br />
laut Spöttl „direkten Einfl uss<br />
auf das Image als Arbeitgeber“. Nicht<br />
umsonst stün<strong>de</strong>n Firmen wie Bosch,<br />
BMW, Audi, Porsche o<strong>de</strong>r SAP bei<br />
Hochschulabsolventen ganz oben auf<br />
<strong>de</strong>r Karrierewunschliste.<br />
Voraussetzung sei aber, erklärt Berater<br />
Schiller, „dass <strong>de</strong>r Aufbau einer Arbeitgebermarke<br />
als strategische Aufgabe<br />
<strong>de</strong>s Top-Managements verstan<strong>de</strong>n wird,<br />
auf die wertegeleitete I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Marke<br />
aufsetzt und das Werteversprechen<br />
<strong>de</strong>r Marke gegenüber <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
und <strong>de</strong>r Öffentlichkeit kontinuierlich<br />
einlöst. Employer Branding als reine<br />
Imagewerbung zu verstehen, greift zu<br />
kurz“. Richtig umgesetzt, winken <strong>de</strong>m<br />
Unternehmen echte Vorteile: Zum<br />
Ihre Meinung ist gefragt: Machen Sie<br />
mit beim <strong>Haufe</strong> Entschei<strong>de</strong>r-Panel! <strong>Als</strong><br />
Unternehmer sind Sie vertraut mit <strong>de</strong>n<br />
be<strong>de</strong>utendsten Marken. Bringen Sie Ihre<br />
Erfahrungen ein, lesen Sie Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r Befragungen in <strong>de</strong>n Publikationen<br />
<strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong>-Verlags und bekommen Sie<br />
einen Wissensvorsprung mit ausgewählten<br />
Vorabinformationen. Schneller als<br />
an<strong>de</strong>re erfahren Sie, wie sich wichtige<br />
Marken in <strong>de</strong>r Einschätzung <strong>de</strong>s Markts<br />
entwickeln, welche Vertrauen gewinnen<br />
o<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utungsverluste erlei<strong>de</strong>n.<br />
Die Teilnahme ist ganz einfach: Registrieren<br />
Sie sich unter www.haufe.<strong>de</strong>/<br />
entschei<strong>de</strong>r-panel. Regelmäßig wer<strong>de</strong>n<br />
Sie dann von uns zu Umfragen eingela<strong>de</strong>n.<br />
Über die Ergebnisse informieren<br />
wir Sie auf www.profi rma.<strong>de</strong> im Internet<br />
und in Ihrem Magazin ProFirma.<br />
einen motivierte Mitarbeiter, zum an<strong>de</strong>ren<br />
ein Wettbewerbsvorsprung im<br />
„War for Talents“.<br />
In<strong>de</strong>s, relativiert Spöttl, beeinfl usse eine<br />
starke Arbeitgebermarke Bindung und<br />
I<strong>de</strong>ntifi kation <strong>de</strong>r Belegschaft eher nicht.<br />
„An diesem Punkt“, sagt er, „geht es um<br />
Unternehmenskultur, also um Werte<br />
und Normen o<strong>de</strong>r kurz, um ,Corporate<br />
Behavior‘.“ Das Verdichten und Sichtbarmachen<br />
dieser Kultur ist Aufgabe<br />
<strong>de</strong>r Arbeitgebermarke. Fakt bleibt: Die<br />
Mitarbeiter sind auch im B2B-Segment<br />
<strong>de</strong>r wichtigste Werttreiber einer Unternehmensmarke.<br />
„Deshalb brauchen<br />
sie klare Leitlinien und Parameter, an<br />
<strong>de</strong>nen sie ihr Han<strong>de</strong>ln ausrichten können“,<br />
so Schiller.<br />
Wie jedoch misst ein Mittelständler,<br />
ob er mit all seinen Bemühungen um<br />
Markenaufbau und -führung Kurs hält<br />
und vor allem erfolgreich agiert? Markenbewertungssysteme<br />
gibt es viele,<br />
sie liefern teils konträre Ergebnisse. Im<br />
Kontext <strong>de</strong>r Messung, betont Spöttl,<br />
müsse zwischen internem und externem<br />
Marken-Controlling unterschie-<br />
<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. „Das interne Controlling<br />
basiert auf gezielt durchgeführten Mitarbeiterbefragungen.<br />
Wichtig ist hierbei,<br />
dass Personen aller Unternehmensbereiche<br />
befragt wer<strong>de</strong>n – nicht nur die<br />
aus Vertrieb und Marketing.“ Ebenso<br />
wichtig sei es, diese Befragungen nicht<br />
nur einmalig, son<strong>de</strong>rn standardisiert<br />
über einen festen Zeitkorridor hinweg<br />
durchzuführen und abzugleichen, so<br />
Spöttl.<br />
Wertvolle SWOT-Analyse<br />
Für das externe Marken-Controlling<br />
verweist er auf Instrumente wie markenfokussierte<br />
Stärken-/Schwächen-<br />
Analysen („SWOT“), Marken-Audits<br />
und – je nach Budget – auf quantitative<br />
Erhebungen, etwa über computergestützte<br />
persönliche Interviews („CAPI“).<br />
Das klingt sehr aufwendig und wird es<br />
mit zunehmen<strong>de</strong>r Unernehmensgröße<br />
auch. Im Kern weisen ein paar simple<br />
Fragen <strong>de</strong>n Weg.<br />
Brandmeyer: „Können Mitarbeiter auf<br />
Anhieb erklären, was Kun<strong>de</strong>n an ihrer<br />
Firma beson<strong>de</strong>rs schätzen? Fällt <strong>de</strong>r Firmenname,<br />
wenn es um interessante Anbieter<br />
geht? Muss die Firma bei Preisverhandlungen<br />
regelmäßig nachgeben?“<br />
In <strong>de</strong>r Praxis belegen zwei Kriterien<br />
zuverlässig <strong>de</strong>n Zustand einer Marke:<br />
Attraktivität und Bekanntheit. Das härteste<br />
Attraktivitätskriterium stellt die<br />
Empfehlungsrate dar. Gietl: „Die Metho<strong>de</strong><br />
ist so einfach und pragmatisch,<br />
dass sich ingenieurs- o<strong>de</strong>r wissenschaftlich<br />
getriebene Marketingakteure gern<br />
dagegen wehren.“ Markenführung ist<br />
Chefsache. Deshalb mahnt Gietl: „Überlassen<br />
Sie das Markenmanagement<br />
nicht <strong>de</strong>r Werbeagentur.“ Man möchte<br />
ergänzen: Und auch keinem externen<br />
Berater.<br />
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kostenlos auf www.profi rma.<strong>de</strong><br />
32 ProFirma 06 2010
ProFirma 06 2010<br />
INTERVIEW<br />
„Marke folgt Strategie“<br />
Wal<strong>de</strong>mar A. Pförtsch, Professor für internationale Unternehmensführung an <strong>de</strong>r Hochschule Pforzheim,<br />
über Markenmessung und <strong>de</strong>n Kenntnisstand im B2B-Mittelstand in puncto Markenmanagement.<br />
Herr Professor Pförtsch, wie steht es aus<br />
Ihrer Sicht um Wissen und Umsetzung<br />
von Markenbildung und -führung im<br />
hiesigen B2B-Mittelstand?<br />
Pförtsch: Wir haben dazu in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
verschie<strong>de</strong>ne Untersuchungen<br />
durchgeführt. Demnach liegt die Durchdringung<br />
von qualifi ziertem Markenmanagement<br />
in Deutschland zwischen<br />
30 und 44 Prozent. Das heißt, die Unternehmer<br />
kennen die Prinzipien und<br />
haben vielfach Funktionen geschaffen,<br />
in <strong>de</strong>nen das Markenmanagement professionell<br />
abgearbeitet wird, aber das<br />
<strong>de</strong>taillierte Wissen und die neuesten<br />
Metho<strong>de</strong>n fehlen. Die Grundlagen sind<br />
auch im B2B vorhan<strong>de</strong>n, und das seit<br />
mehr als 100 Jahren, angefangen mit <strong>de</strong>r<br />
Firma Krupp 1886. Die Ringe in <strong>de</strong>r Bildmarke<br />
symbolisieren die Laufrä<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Eisenbahnen. Es war damals <strong>de</strong>r Versuch,<br />
im Logo die Qualität <strong>de</strong>r eigenen Arbeit<br />
zu spiegeln, das hat sich später quer<br />
durch die <strong>de</strong>utsche Industrie gezogen.<br />
Worauf kommt es beim Aufbau einer<br />
B2B-Marke konkret an? Muss <strong>de</strong>n mittelständischen<br />
Unternehmer strategisches<br />
Markenmanagement nicht überfor<strong>de</strong>rn?<br />
Pförtsch: Zunächst gilt es zu beachten,<br />
dass <strong>de</strong>r Unternehmer in <strong>de</strong>r Regel die<br />
Marke ist. Er verkörpert durch seine Person<br />
und die Art, wie er Geschäft macht,<br />
<strong>de</strong>n inneren Kern <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
Problematisch wird es dort, wo ein<br />
Generationswechsel stattgefun<strong>de</strong>n hat<br />
o<strong>de</strong>r wo Unternehmen durch Diversifi -<br />
zierung respektive Zukäufe eine Größe<br />
erreichen, mit <strong>de</strong>r die Konsistenz nicht<br />
mehr gegeben ist. Das meint einmal die<br />
innere Konsistenz, wenn also die Marke<br />
im Haus nicht mehr richtig bearbeitet<br />
und geführt wird. Und zum an<strong>de</strong>ren betrifft<br />
es die äußere Konsistenz, nämlich<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE BIJAN PEYMANI<br />
„Die Marke folgt <strong>de</strong>r<br />
Strategie und muss sich<br />
ihr unterordnen.“<br />
WALDEMAR A. PFÖRTSCH<br />
wie ich nach außen hin auftrete. Die größte<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung ist, Markeneinheitlichkeit<br />
beim Liefern von Serviceleistungen zu<br />
generieren.<br />
Wie hält <strong>de</strong>r Unternehmer beim Markenmanagement<br />
Kurs, und wie misst er konkret<br />
Markenbe<strong>de</strong>utung und Markenerfolg?<br />
Pförtsch: Um Kurs halten zu können, sollte<br />
man sich an Grundprinzipien <strong>de</strong>s Markenmanagements<br />
orientieren, da gibt es einen<br />
wesentlichen Satz: Marke folgt Strate-<br />
gie, sie muss sich Letzterer unterordnen<br />
und kann eine fehlen<strong>de</strong> Strategie nicht<br />
ersetzen. Der Unternehmer braucht also<br />
eine klare Konzeption, wo er hin will, in<br />
welchen Produktbereich, in welche Nischen,<br />
in welche Märkte. Und er muss<br />
eine klare Vorstellung davon haben, wie<br />
er diese Märkte bedient. Der beste Indikator<br />
zum Messen <strong>de</strong>r Markenbe<strong>de</strong>utung<br />
ist dann zum einen das Preispremium.<br />
Wie viel zahlt <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> mehr für mein<br />
Produkt, verglichen mit einem Wettbewerberprodukt.<br />
Einen zweiten Anhaltspunkt<br />
liefert die Retention, sprich die<br />
Wie<strong>de</strong>rkaufrate. Natürlich ist das fundierte<br />
Messen viel komplizierter, weil es<br />
viele Grün<strong>de</strong> gibt, warum jemand wie<strong>de</strong>rkommt.<br />
Aber Preispremium, Retention<br />
und etwas Bauchgefühl sagen <strong>de</strong>m<br />
Unternehmer recht zuverlässig, ober er<br />
mit seiner Marke in die richtige Richtung<br />
steuert.<br />
33
Unternehmensführung – Serie Initiative Personal<br />
Kosteneffi zienz<br />
Blick durch die Optimiererbrille<br />
Spätestens wenn die Auftragslage ausdünnt und die Fixkosten weiter steigen,<br />
fangen sogar erfolgsverwöhnte Unternehmer an, ihre Kosten kritisch zu hinterfragen.<br />
Hier kann Prozessmanagement Wun<strong>de</strong>r wirken. VON DR. ULRIKE FELGER<br />
„Effi zienz ist in Unternehmen häufi g<br />
ein Kulturthema, <strong>de</strong>nn Kommunikation<br />
kostet gar nichts“, sagt Peter Haas,<br />
KMU-Berater im Bauhandwerk aus<br />
Rodgau. Wer sich beim Thema Zahlen<br />
und Kosten als Geheimniskrämer gebär<strong>de</strong>,<br />
brauche sich nicht zu wun<strong>de</strong>rn,<br />
wenn für seine Mitarbeiter Geld keine<br />
Rolle spielt. Wer sich dann noch <strong>de</strong>r<br />
Belegschaft gegenüber zur Entwicklung<br />
seines Unternehmens ausschweige,<br />
verzichte leichtfertig auf die Kraft, die<br />
Zielvereinbarungen o<strong>de</strong>r eine konkrete<br />
Jahresplanung entfalten können.<br />
Und Transparenz hat noch eine Seite:<br />
„Ein verantwortungsvoller Unternehmer<br />
lässt Delegation zu und sorgt da-<br />
SERIE INITIATIVE PERSONAL<br />
05/2010 Der richtige Altersmix<br />
06/2010 Kosteneffi zienz<br />
07/2010 Mitarbeiter stärken<br />
Die Herausfor<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Personalplanung<br />
wer<strong>de</strong>n durch die Wirtschaftskrise<br />
nicht kleiner. In unserer Serie<br />
schil<strong>de</strong>rn wir, wie Sie drohen<strong>de</strong>m Fachkräftemangel<br />
begegnen und zugleich<br />
Ihre Kosten optimieren.<br />
Abonnenten können die Beiträge <strong>de</strong>r<br />
Serie auf profi rma.<strong>de</strong> herunterla<strong>de</strong>n.<br />
für, dass seine Schlüsselmitarbeiter in<br />
<strong>de</strong>r Lage sind, wichtige Aufgaben zu<br />
übernehmen“, sagt Haas. Das be<strong>de</strong>ute,<br />
Mitarbeiter strategisch zu för<strong>de</strong>rn und<br />
mögliche Delegationswege organisatorisch<br />
aufzubereiten: Nur wer weiß, was<br />
welcher Mitarbeiter kann, und diese Information<br />
zugreifbar vorhält, kann bei<br />
Bedarf schnell und effektiv Aufgaben<br />
weiterreichen. Dass sich so auf lange<br />
Sicht Entfaltungsmöglichkeiten für<br />
ambitionierte Mitarbeiter eröffnen, die<br />
diese an das Unternehmen bin<strong>de</strong>n, ist<br />
für Haas ein schöner Nebeneffekt.<br />
Ordnung schaffen<br />
„Die wichtigste Maßnahme zur Kosteneffi<br />
zienz ist – so simpel das klingt<br />
– Ordnung zu schaffen“, bestätigt<br />
Werner Bayer, Vorstand <strong>de</strong>r Helfrecht<br />
AG in Bad Alexan<strong>de</strong>rsbad. Damit meint<br />
er nicht nur, <strong>de</strong>n eigenen Schreibtisch<br />
und die Ablage gründlich aufzuräumen.<br />
Er rät, für je<strong>de</strong> Stelle klare Hauptaufgaben<br />
mit Kompetenz und Stellvertretung<br />
festzulegen. Dazu sollten i<strong>de</strong>alerweise<br />
die Stelleninhaber selbst <strong>de</strong>n aktuellen<br />
Ist-Zustand erarbeiten und zur Abstimmung<br />
vorlegen. Wer<strong>de</strong>n dann gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>m Vorgesetzten konkrete<br />
Ziele aus <strong>de</strong>m Unternehmensjahreszielplan<br />
abgeleitet, weiß künftig je<strong>de</strong>r, was<br />
von ihm erwartet wird.<br />
Birgit Bauer-Groitl, geschäftsführen<strong>de</strong><br />
Gesellschafterin <strong>de</strong>r Deutschen Tech-<br />
„Manche Leiharbeiter<br />
wissen gar nicht, wer<br />
ihr Chef ist.“<br />
BIRGIT BAUER-GROITL, TECHNOPLAST<br />
noplast GmbH in Wörth an <strong>de</strong>r Donau,<br />
hat wichtige Entscheidungen in eine<br />
Prozessstruktur hinein<strong>de</strong>legiert, ohne<br />
dabei ihre eigene Führung aufzugeben.<br />
Gemeinsam mit ihrem Bru<strong>de</strong>r steuert<br />
sie mithilfe eines Kennzahlenmonitors<br />
und <strong>de</strong>taillierten Prozessbeschreibungen<br />
ihre rund 250 Mitarbeiter. In<br />
insgesamt 15 Prozessen von „Personal<br />
und Schulung“ über „Produktion mit<br />
Prüfung“ bis hin zur „Vertrags- und<br />
Angebotsprüfung“ ist das gesamte Unternehmensgeschehen<br />
festgehalten.<br />
Kennzahlenmonitor und Prozessbeschreibungen<br />
sind für alle Mitarbeiter<br />
34 ProFirma 06 2010<br />
ProFirma<br />
Serie<br />
Foto: privat
einsehbar und verbin<strong>de</strong>n die Grundi<strong>de</strong>e<br />
einer Nullfehler-Kultur sowie eines kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozesses<br />
mit <strong>de</strong>r betrieblichen Praxis. Monatliche<br />
Zielgespräche zwischen Prozesseigentümern<br />
und Geschäftsleitung geben die<br />
Marschrichtung im jeweiligen Bereich<br />
vor. Eine feststehen<strong>de</strong> Agenda fragt in<br />
14-täglichen Treffen eines Koordinationsteams<br />
aller Prozesseigentümer <strong>de</strong>n<br />
Status <strong>de</strong>r Prozesse ab und betrachtet<br />
die jeweiligen Kennzahlen, die einmal<br />
jährlich festgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />
„Etwa die Hälfte meiner Arbeit entfällt<br />
auf Monatsgespräche und Rundgänge<br />
im Unternehmen, um zu sehen, wo es<br />
klemmt“, erklärt die Unternehmerin.<br />
Wenn es irgendwo heißt, „das machen<br />
wir schon immer so“, wird die Unternehmerin<br />
aufmerksam: „Hier liegen<br />
häufi g ungenutzte Effektivitätspotenziale<br />
brach.“ Beson<strong>de</strong>rs wichtig ist <strong>de</strong>r<br />
Maschinenbauerin die innere Einstellung<br />
ihrer Mitarbeiter: Achtsam und<br />
sorgfältig sollen tägliche Aufgaben erledigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Wer schlampt, betätigt sich<br />
als Effektivitätskiller, so ihre Überzeugung.<br />
<strong>Als</strong> Konsequenz schafft Technoplast<br />
ein konzentriertes Arbeitsumfeld<br />
für seine Mitarbeiter. Radio hören ist<br />
tabu, in Mitarbeitergesprächen wer<strong>de</strong>n<br />
Störfaktoren wie die unzureichen<strong>de</strong> Besetzung<br />
von Prozessen thematisiert.<br />
Ein gravieren<strong>de</strong>s Effektivitätsproblem<br />
sieht die Technoplast-Chefi n beim Thema<br />
Leiharbeiter: „Manche dieser Leute<br />
wissen gar nicht, wer ihr Chef ist.“ Aus<br />
Bauer-Groitls Sicht wür<strong>de</strong>n Leiharbeiter<br />
schlechter geführt und häufi g als Mitarbeiter<br />
Zweiter Klasse behan<strong>de</strong>lt – dass<br />
man <strong>de</strong>nnoch erstklassige Arbeit von<br />
diesen Menschen verlange, passe nicht<br />
zueinan<strong>de</strong>r und beeinträchtige letztlich<br />
ProFirma 06 2010<br />
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Prozessmanagement Der Beitrag schil<strong>de</strong>rt,<br />
wie Unternehmer sich wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong> Vorgänge<br />
optimal steuern.<br />
auch die Wirtschaftlichkeit eines solchen<br />
Arrangements.<br />
Andreas Holz, kaufmännischer Leiter<br />
von Holz Automation in Backnang,<br />
beschäftigt nur hoch qualifi zierte Fachkräfte,<br />
auf Leihpersonal verzichtet das<br />
Unternehmen. Bei <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rmaschinenbauer<br />
gibt es keine Hilfstätigkeiten<br />
– umso größer ist das Augenmerk <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsführung auf eine zügige Einarbeitung<br />
neuer Mitarbeiter gerichtet.<br />
Es dauert in <strong>de</strong>r Regel drei bis sechs<br />
Monate bis Neulinge sich vollkommen<br />
zurechtfi n<strong>de</strong>n. „Je<strong>de</strong>r unserer knapp<br />
30 Mitarbeiter muss die Prozesswege<br />
kennen, damit er die Schnittstellen<br />
bedienen kann“, sagt Holz. In je<strong>de</strong>r<br />
Abteilung hängen die jeweiligen Ablaufpläne<br />
sichtbar und klar strukturiert<br />
an <strong>de</strong>r Wand und fügen sich so zur<br />
Prozesslandschaft <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
zusammen. In <strong>de</strong>r Einarbeitungsphase<br />
unterstützen Paten neue Mitarbeiter.<br />
Alle wesentlichen Informationen rund<br />
ums Unternehmen, vom Recycling-<br />
System über Urlaubsregelungen, Gar<strong>de</strong>robenhaken<br />
bis hin zur Nutzung von<br />
E-Mail und Internet, sind in einem rund<br />
zwölfseitigen Begrüßungsheft aufgelistet.<br />
Ergänzt wird dieses von Namen<br />
und Fotos <strong>de</strong>r Belegschaft. Das Infoheft<br />
ist Teil <strong>de</strong>r Betriebsordnung, über <strong>de</strong>ren<br />
Än<strong>de</strong>rungen direkt informiert wird und<br />
die für alle greifbar ausliegt. „Statt immer<br />
wie<strong>de</strong>r Dinge nachzufragen, haben<br />
so alle im Unternehmen wesentliche Infos<br />
parat und wissen, wie was funktioniert“,<br />
erklärt Holz.<br />
Abläufe auf <strong>de</strong>m Prüfstand<br />
„Was kann man vereinfachen, was <strong>de</strong>legieren?<br />
Wie kann man die Qualität<br />
verbessern? Wie die EDV optimal nutzen?“,<br />
lauten für Paul Ehrlich, geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />
Gesellschaft <strong>de</strong>r Autohaus<br />
Ehrlich GmbH in Aschaffenburg, die<br />
Fragen, mit <strong>de</strong>nen er alle sechs Monate<br />
seine Abläufe auf <strong>de</strong>n Prüfstand stellt.<br />
Oft reichten schon Kleinigkeiten, um<br />
Effekte zu erzielen. Ehrlich ist gera<strong>de</strong><br />
dabei, die Papierberge in seiner Verwaltung<br />
zu reduzieren: „Wir haben die<br />
Ablage abgeschafft, bei uns wird alles<br />
gescannt und elektronisch hinterlegt,<br />
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> Vi<strong>de</strong>ointerviews mit Unternehmern,<br />
Personalern und Wissenschaftlern,<br />
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und Mitarbeiter stärken,<br />
> Wissen und Instrumente für die tägliche<br />
Unternehmerpraxis.<br />
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so kann je<strong>de</strong>r von überall darauf zugreifen.“<br />
Auch die Akten von rund 150<br />
Wagen, die zum Verkauf stehen, sind<br />
digital hinterlegt.<br />
Ehrlich ist überzeugt, dass in seinen<br />
mehr als 50 Mitarbeitern ein enormes<br />
Potenzial schlummert. Dieses will er<br />
nach und nach heben. Sei es über Zielprämien,<br />
nicht nur im Verkauf, son<strong>de</strong>rn<br />
auch im Lager und bei <strong>de</strong>r Reparaturannahme,<br />
sei es durch die optimale<br />
Zuordnung von Verkäufern auf die einzelnen<br />
Fahrzeugmarken o<strong>de</strong>r die Beteiligung<br />
seiner Monteure an eingesparter<br />
Arbeitszeit. Die Anknüpfungspunkte<br />
sind vielseitig.<br />
Der Autohändler fahn<strong>de</strong>t längst nicht<br />
nur innerhalb seines Unternehmens<br />
nach Potenzialen, um Kosten zu reduzieren:<br />
„Für uns – wie für viele KMU – ist<br />
es ein Riesenthema, günstig an Geld zu<br />
kommen“, erklärt <strong>de</strong>r fi ndige Geschäftsmann.<br />
Er arbeitet ständig daran, an <strong>de</strong>r<br />
Zinsschraube zu drehen und das Rating<br />
seines Unternehmens zu verbessern. Ein<br />
Grundlagenseminar hat ihn mit <strong>de</strong>m nötigen<br />
Basiswissen ausgestattet, <strong>de</strong>n Rest<br />
hat er sich angeeignet. Mit Erfolg: „Heute<br />
sind wir mit unserer Bank im ständigen<br />
Dialog und wissen, wenn wenige Prozente<br />
für einen Zinssprung fehlen und<br />
es sich lohnt, aktiv zu wer<strong>de</strong>n.“<br />
35
ADVERTORIAL<br />
Mit <strong>de</strong>r Kombination aus Software<br />
und Service bringt die Premium<br />
line Sicherheit in betriebliche<br />
Prozesse.<br />
Das Beste vom Besten<br />
Die neue Premium line von Lexware<br />
Die wachsen<strong>de</strong> Komplexität buchhalterischer Prozesse, das<br />
immer unübersichtlicher wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gestrüpp <strong>de</strong>r behördlichen<br />
Auflagen und Gesetzesän<strong>de</strong>rungen und nicht zuletzt<br />
neuartige Techniken <strong>de</strong>r Vernetzung, Auswertung und Übermittlung<br />
betriebs wirtschaftlicher Daten stellen an die kaufmännische<br />
Software heute immer höhere Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />
Das überfor<strong>de</strong>rt viele Kleinunternehmer, Einzelhändler und Handwerker,<br />
die langsam in <strong>de</strong>n Mittelstand hineingewachsen sind und<br />
zur Bewältigung <strong>de</strong>r Datenflut nun eine professionellere Software<br />
mit mehr Funktionen und Instrumenten benötigen.<br />
Marktuntersuchungen haben ergeben, dass <strong>de</strong>r Wunsch nach<br />
einem verbesserten Service bei gleichzeitiger Kalkulationssicherheit<br />
ganz oben auf ihrer Prioritätenliste steht. <strong>Als</strong> Lexware 2006<br />
mit seiner professional line erstmals eine kostenlose technische<br />
Hotline anbot, stieß das nicht zufällig auf viel positive Resonanz.<br />
Bewährte Technologie<br />
Jetzt geht <strong>de</strong>r Marktführer für kaufmännische<br />
Software noch einen<br />
Schritt weiter: Zum Jahreswechsel<br />
2009/2010 ergänzt Lexware seine<br />
Programmpalette um eine neue<br />
Produktlinie, die <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n<br />
Ansprüchen an Funktionalität, Bedienkomfort<br />
und Service Rechnung<br />
trägt und trotz<strong>de</strong>m bezahlbar bleibt.<br />
Die neue Lexware premium line<br />
schnürt die Bausteine <strong>de</strong>r seit zehn<br />
Jahren bewährten pro line zu neuen<br />
Komplettpaketen mit erweiterten<br />
Inhalten und Arbeitsmöglichkeiten,<br />
einem optimierten Service und einer<br />
neuen, transparenten Kostenstruktur.<br />
Alle Daten müssen nur einmal eingepflegt<br />
wer<strong>de</strong>n und können dann auf<br />
einer einheitlichen Benutzeroberfl äche<br />
naht- und problemlos für alle<br />
weiteren Applikationen, Abgleiche<br />
und Auswertungen weiterverarbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n. Durch die gesteigerte<br />
Kapazität und Effektivität <strong>de</strong>r Pro-<br />
gramme können jetzt endlich auch<br />
mittelständische Unternehmen auf<br />
die bewährte Lexware-Software<br />
zurückgreifen. Die Lexware professional<br />
line war auf maximal drei<br />
Arbeitsplätze ausgelegt, die neuen<br />
premium Versionen bieten jetzt bis<br />
zu fünf: Das erspart zusätzliche Lizenzgebühren<br />
und bietet erweiter te<br />
Einsatzmöglichkeiten für mittelgroße<br />
professionelle Anwen<strong>de</strong>r.<br />
Ohne Service geht es nicht<br />
Auch <strong>de</strong>r Service wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich<br />
verbessert. Anwen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lexware<br />
premium line erhalten u. a. aktive<br />
Unterstützung bei <strong>de</strong>r Installation<br />
sowie kostenlosen Hotline-Support<br />
bei technischen und inhaltlichen<br />
Fragen. Ein umfassen<strong>de</strong>s Trainingsund<br />
Weiterbildungsangebot (überregionale<br />
Software-Schulungen,<br />
Fachseminare mit Praxisbeispielen,<br />
Update-Tagungen mit Schwerpunkt<br />
auf gesetzlichen Än<strong>de</strong>rungen, Online-Kurse,<br />
individuelles Inhouse-
Training an <strong>de</strong>r Lexware-Aka<strong>de</strong>mie,<br />
zertifi zierte Weiterbildungslehrgänge<br />
mit Abschlussprüfungen etc.)<br />
steht ebenfalls zur Verfügung.<br />
Premium Anwen<strong>de</strong>rn steht im Service<br />
Center innerhalb <strong>de</strong>s Programms<br />
exklusives Fachwissen<br />
aus allen Bereichen vom Steuer- bis<br />
zum Arbeitsrecht, Controlling und<br />
For<strong>de</strong>rungsmanagement kostenlos<br />
zur Verfügung, außer<strong>de</strong>m je<strong>de</strong> Menge<br />
Steuertipps, Fachbeiträge und<br />
Kommentare, Musterschreiben,<br />
Ver tragsentwürfe und Formulare.<br />
So ist man für alle Eventualitäten<br />
gewappnet und je<strong>de</strong>rzeit auf <strong>de</strong>m<br />
Laufen<strong>de</strong>n.<br />
Keine versteckten Kosten<br />
Neu und wegweisend ist auch das<br />
Flatrate-Mo<strong>de</strong>ll bei <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r<br />
Das Flaggschiff <strong>de</strong>r neuen Lexware premium line:<br />
Lexware fi nancial offi ce premium<br />
<strong>Haufe</strong> Lexware GmbH & Co. KG<br />
Preis: 899,– € (Einmalpreis bei Erstinstallation) plus monatlich 79,90 €.<br />
Laufzeit min. 12 Monate, inkl. aller Hotline- und Updategebühren innerhalb<br />
<strong>de</strong>s Bezugszeitraums.<br />
Lexware premium line. Im Gegensatz<br />
zum klassischen Preismo<strong>de</strong>ll<br />
(Jahrespreis für die Erstversion und<br />
kostenpflichtige Updates in <strong>de</strong>n<br />
Folgejahren) beziehen Premium<br />
Anwen<strong>de</strong>r ihre Software-Lösungen<br />
jetzt über einen Monatspreis. Die<br />
Vorteile dieser Zahlungsart: Alle<br />
technisch o<strong>de</strong>r inhaltlich notwendigen<br />
Aktualisierungen und Updates<br />
und <strong>de</strong>r komplette Service sind in<br />
<strong>de</strong>n fi xen Monatsraten während <strong>de</strong>r<br />
Laufzeit inklusive. Es gibt während<br />
<strong>de</strong>r gesamten Nutzungsdauer keine<br />
versteckten, nachträglich in Rechnung<br />
gestellten Zusatzkosten etwa<br />
für Support o<strong>de</strong>r Mehrwertsteuererhöhungen<br />
mehr. Anwen<strong>de</strong>r können<br />
durch das Komplettpaket mit festen<br />
Monatsraten nicht nur besser planen<br />
und kalkulieren: Auch ihr Etat<br />
wird mittelfristig entlastet.<br />
Anzeige<br />
Fazit: Alles drin, alles dran<br />
Mehr Funktionen, mehr Service,<br />
mehr Fachwissen. Wenn eine<br />
kaufmännische Software <strong>de</strong>n Titel<br />
„Komplettpaket“ verdient hat, dann<br />
Lexware fi nancial offi ce premium.<br />
Ein hoher Funktionsumfang, fundiertes<br />
betriebswirtschaftliches<br />
Fachwissen und die Hotline und<br />
Updates inklusive – was will man<br />
mehr?<br />
ATTRAKTIVE UMSTEIGER-<br />
ANGEBOTE<br />
Anwen<strong>de</strong>r, die bereits mit einem<br />
Programm aus <strong>de</strong>r professional line<br />
arbeiten (z. B. Lexware financial office<br />
pro) können zu günstigen Konditionen<br />
auf die premium line umsteigen.<br />
Unter <strong>de</strong>r Rufnummer<br />
0800 – 663 7 664 können sich<br />
interessierte Kun<strong>de</strong>n informieren.<br />
ZIELGRUPPE: Kleine und mittelständische Unternehmen aus<br />
<strong>de</strong>n Branchen Han<strong>de</strong>l, Handwerk und Dienstleistung.<br />
VORTEILE: Gewohnt soli<strong>de</strong>r Funktionsumfang, sehr viele<br />
Einzelkomponenten, vorbildliche Anwen<strong>de</strong>runterstützung, keine<br />
Hotlinekosten, zukünftige Updates im Preis enthalten, umfangreiche<br />
Fachinformationen.<br />
MERKMALE: Das Programm umfasst alle Inhalte aus Lexware<br />
warenwirtschaft pro (mit speziellen Funktionen für <strong>de</strong>n Groß- und<br />
Einzelhan<strong>de</strong>l wie z. B. Serien- und Chargenverwaltung, Kassenmodul<br />
mit Anbindung an Standard-POS-Kassensysteme, Massendatenän<strong>de</strong>rung,<br />
Rechnungsausgleich über Barkasse, Stapelverarbeitung<br />
von Belegen), Lexware buchhalter pro, Lexware lohn +<br />
gehalt pro, Lexware anlagenverwaltung pro, Lexware reisekosten<br />
pro zentrale, Lexware fehlzeiten pro, Lexware lohnauskunft.<br />
Alle Anwendungen laufen integriert unter einer gemeinsamen<br />
Oberfläche. Ein übergreifen<strong>de</strong>s Berichtswesen liefert konsolidierte<br />
Geschäftszahlen. Ergänzend hierzu wer<strong>de</strong>n umfangreiches<br />
Fachwissen und ein Servicepaket mitgeliefert. Die Software ist auf<br />
<strong>de</strong>n Betrieb in kleinen Netzwerken mit bis zu fünf Arbeitsplätzen<br />
ausgerichtet.<br />
SCHNITTSTELLEN: ASCII, Microsoft Office, <strong>PDF</strong>, ELSTER<br />
(Finanz behör<strong>de</strong>n), DATEV (Buchhaltung/Steuerberater), eRechnung,<br />
Lexware Auktionsmanager, eBay Turbolister, 1&1 Shopsysteme,<br />
klickTel-Telefon-CD, STAMPIT (Online-Frankierung),<br />
Lexware kun<strong>de</strong>nmanager pro, elektronisches Han<strong>de</strong>lsregister,<br />
Sozialversicherungen, Betriebsprüfer-Export.<br />
WEITERE PROGRAMM-VERSIONEN: Neben <strong>de</strong>r großen<br />
Office-Lösung bietet Lexware auch kleinere Pakete für die Buchhaltung,<br />
Warenwirtschaft und Lohnabrechnung. Auch Branchenlösungen<br />
für Han<strong>de</strong>l und Handwerk sind im Angebot.<br />
Weitere Informationen unter www.premium.lexware.<strong>de</strong>
Unternehmensführung<br />
Praktikum und Probearbeit<br />
Eines vorausgeschickt: „Probearbeit“<br />
ist für <strong>de</strong>n Juristen <strong>de</strong>r falsche Begriff.<br />
Mit <strong>de</strong>r Probearbeit ist das Probearbeitsverhältnis<br />
gleichzusetzen, also<br />
ein normales Arbeitsverhältnis, <strong>de</strong>ssen<br />
erste (üblicherweise sechs) Monate als<br />
Erprobungsphase mit verkürzten Kündigungsfristen<br />
dienen. Der Arbeitgeber<br />
ist während <strong>de</strong>r Probezeit zur vollen<br />
Vergütung verpfl ichtet. Der umgangssprachliche<br />
Terminus Probearbeit wird<br />
juristisch als „Einfühlungsverhältnis“<br />
umschrieben. Gemeint ist damit eine Situation,<br />
in <strong>de</strong>r we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />
zur Arbeit verpfl ichtet noch <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />
zur Entgeltleistung gezwungen<br />
ist. Während dieser – häufi g nur wenige<br />
Tage dauern<strong>de</strong>n – Phase kann je<strong>de</strong> Partei<br />
je<strong>de</strong>rzeit <strong>de</strong>m Ganzen ein En<strong>de</strong> setzen,<br />
auch wenn <strong>de</strong>r „Probearbeiter“ in die<br />
betrieblichen Abläufe <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />
eingeglie<strong>de</strong>rt wird. Das Einfühlungsverhältnis<br />
ist gesetzlich nicht geregelt und<br />
wird von <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sarbeitsgerichten<br />
kritisch bewertet; sie ziehen die Zulässigkeit<br />
einer solchen Erprobung in<br />
Zweifel.<br />
Beim Praktikum ist die rechtliche Einordnung<br />
noch schwieriger. Hier gibt es<br />
zunächst die „echten“ Praktikanten, also<br />
Personen, die aufgrund einer Prüfungs-<br />
o<strong>de</strong>r Fortbildungsordnung ein Praktikum<br />
ableisten, in <strong>de</strong>ssen Verlauf sie in<br />
RECHT<br />
Kostenlose Arbeitskraft?<br />
Viele Firmen lassen Bewerber vor <strong>de</strong>m Abschluss <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags ein Praktikum<br />
absolvieren o<strong>de</strong>r zur Probe arbeiten. Solche scheinbar kostenlosen Tests bergen für <strong>de</strong>n<br />
Firmenchef jedoch Risiken. VON BERND WELLER<br />
einem Unternehmen die praktischen<br />
Seiten <strong>de</strong>r theoretischen (Hochschul-)<br />
Ausbildung kennenlernen sollen. Solche<br />
Verhältnisse sind keine Arbeitsverhältnisse;<br />
sie dienen <strong>de</strong>r Fortbildung <strong>de</strong>r<br />
Praktikanten, weshalb <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />
nicht zur Vergütung verpfl ichtet ist.<br />
Echte Praktikanten<br />
und Ausbildungsverhältnisse<br />
Daneben gibt es aber noch zwei weitere<br />
Typen <strong>de</strong>s Praktikanten: Der „unechte<br />
Praktikant“ wird lediglich so genannt,<br />
arbeitet aber wie alle Kollegen. Hier<br />
täuscht die Bezeichnung darüber hinweg,<br />
dass es sich bei <strong>de</strong>r Person um einen<br />
normalen Arbeitnehmer han<strong>de</strong>lt.<br />
Schließlich gibt es noch Praktikanten,<br />
<strong>de</strong>ren praktische Lernphase im Unternehmen<br />
zwar nicht in Prüfungsordnungen<br />
vorgeschrieben, aber gleichwohl<br />
ernst gemeint ist. Es han<strong>de</strong>lt sich<br />
folglich um ein Ausbildungsverhältnis<br />
im Sinne von § 26 BBiG, bei <strong>de</strong>m das<br />
Erlernen praktischer Fertigkeiten im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund steht, aber auch Arbeitsleistungen<br />
erbracht wer<strong>de</strong>n können.<br />
Hierbei ist eine angemessene Vergütung<br />
(§ 17 BBiG) geschul<strong>de</strong>t, sofern nicht ohnehin<br />
Arbeitsentgelt vereinbart ist.<br />
Bereits zuvor wur<strong>de</strong> festgestellt, ob in<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Fällen eine Vergütung<br />
zu zahlen ist. Sofern eine Vergütungspfl<br />
icht besteht, eine Vergütung aber<br />
nicht vereinbart o<strong>de</strong>r sogar vertraglich<br />
ausgeschlossen ist, stellt sich die Frage<br />
nach <strong>de</strong>r Konsequenz: In solchen Fällen<br />
hat <strong>de</strong>r Arbeitnehmer trotz<strong>de</strong>m gemäß<br />
§ 612 Abs. 2 BGB – gegebenenfalls in<br />
Verbindung mit §§ 138 o<strong>de</strong>r 134 BGB<br />
– Anspruch auf eine für solche Arbeitsleistungen<br />
übliche Vergütung. Im Zweifel<br />
ist hier das Entgelt von Kollegen o<strong>de</strong>r<br />
die Eingruppierung nach Tarifverträgen<br />
maßgeblich.<br />
Zu be<strong>de</strong>nken ist ferner, dass die gesetzliche<br />
Unfallversicherung – für die arbeiten<strong>de</strong><br />
Person wie für <strong>de</strong>n Arbeitgeber –<br />
immer dann greift, wenn eine Leistung<br />
quasi als Arbeitnehmer erbracht wird. Es<br />
kommt dabei nicht darauf an, wie die Parteien<br />
das Vertragsverhältnis ausgestalten<br />
(wollen), son<strong>de</strong>rn auf die faktischen Umstän<strong>de</strong>.<br />
Auch ein als Praktikant beschäftigter<br />
Arbeitnehmer ist daher geschützt.<br />
Umgekehrt be<strong>de</strong>utet dies aber auch,<br />
dass für ein Einfühlungsverhältnis und<br />
echte Praktikumsverhältnisse gesetzlicher<br />
Unfallversicherungsschutz nicht<br />
besteht. Dies betrifft nicht nur die verunfallten<br />
Personen, die keine Beistandsmaßnahmen<br />
<strong>de</strong>r gesetzlichen Unfallversicherungsträger<br />
verlangen können;<br />
dramatischer ist dies unter Umstän<strong>de</strong>n<br />
für die Arbeitgeber, die dann nicht <strong>de</strong>n<br />
38 ProFirma 06 2010
privilegierten Schutz <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Unfallversicherung genießen, nämlich<br />
vor Scha<strong>de</strong>ns- und Schmerzensgeldansprüchen<br />
<strong>de</strong>r verunfallten Person.<br />
Zu Abgaben verpfl ichtet<br />
Verletzt sich also ein „Probearbeiter“<br />
während eines Einfühlungsverhältnisses<br />
schwer, wird er invali<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Ähnliches<br />
und bestehen aufseiten <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />
dafür Verschul<strong>de</strong>nsumstän<strong>de</strong>, so kann<br />
sich die Arbeitskraft im Nachhinein<br />
ProFirma 06 2010<br />
kommt in diesen Konstellationen hinzu,<br />
dass die Arbeitgeber bei <strong>de</strong>r Nachfor<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Sozialversicherungsbeiträge<br />
sowohl Arbeitnehmer- als auch<br />
Arbeitgeberanteil zu entrichten haben;<br />
vom Arbeitnehmer kann Rückgriff (für<br />
<strong>de</strong>n Arbeitnehmeranteil) nur für die<br />
letzten drei Monate verlangt wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch hier kann sich ein vermeintlich<br />
gutes Geschäft im Nachhinein als kräftiger<br />
Verlust erweisen.<br />
Neben <strong>de</strong>n fi nanziellen Risiken können<br />
<strong>de</strong>m Unternehmer unangenehme<br />
Verletzt sich ein „Probearbeiter“ schwer, so kann sich die kostenlose Arbeitskraft<br />
im Nachhinein für <strong>de</strong>n Arbeitgeber als sehr kostspielig erweisen.<br />
für <strong>de</strong>n Arbeitgeber als sehr kostspielig<br />
erweisen. Nur am Ran<strong>de</strong> sei darauf<br />
hingewiesen, dass <strong>de</strong>r Arbeitgeber bei<br />
Personen, die rechtlich als Arbeitnehmer<br />
zu betrachten sind, zur Zahlung<br />
von Sozialversicherungsbeiträgen und<br />
Steuern verpfl ichtet ist, auch wenn die<br />
gewählte (gleichwohl falsche) Vertragsgestaltung<br />
davon ausgeht, es liege kein<br />
Arbeitsverhältnis vor. Erschwerend<br />
strafrechtliche Konsequenzen drohen.<br />
Ein Arbeitgeber, <strong>de</strong>r die Zwangslage<br />
(Arbeitslosigkeit) eines an<strong>de</strong>ren dazu<br />
ausnutzt, sich Vermögensvorteile (Arbeitsleistung)<br />
versprechen zu lassen,<br />
die in einem auffälligen Missverhältnis<br />
zur Gegenleistung (Vergütung) stehen,<br />
macht sich <strong>de</strong>s Lohnwuchers gemäß<br />
§ 291 StGB strafbar. Darüber hinaus<br />
macht sich <strong>de</strong>r Arbeitgeber, <strong>de</strong>r einen<br />
Arbeitnehmer dazu bewegt, kostenlose<br />
„Probearbeit“ im Hinblick auf ein<br />
Anschlussarbeitsverhältnis zu leisten,<br />
<strong>de</strong>s Betruges gemäß § 263 StGB strafbar,<br />
wenn er in Wirklichkeit nie einen<br />
Arbeitsvertrag schließen wollte. Das<br />
Nichtabführen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen<br />
kann nach<br />
§§ 389 ff. AO und § 266a StGB strafbar<br />
sein.<br />
Auch die Befristung <strong>de</strong>r Arbeitsverhältnisse<br />
hat ihre Tücken. Gemäß § 14 Abs.<br />
2 TzBfG kann eine sachgrundlose Befristung<br />
mit einem Arbeitnehmer, <strong>de</strong>r zuvor<br />
bereits in einem unbefristeten o<strong>de</strong>r<br />
befristeten Arbeitsverhältnis gestan<strong>de</strong>n<br />
hat, nicht mehr abgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine gleichwohl vertraglich vereinbarte<br />
Befristung ist unwirksam, das Arbeitsverhältnis<br />
ist auf unbestimmte Zeit geschlossen.<br />
Auch für diese Fragestellung kommt<br />
es auf die von <strong>de</strong>n Parteien gewählte<br />
Bezeichnung eines Rechtsverhältnisses<br />
nicht an: Ein als Praktikum bezeichnetes<br />
Arbeitsverhältnis kann sich <strong>de</strong>mnach<br />
auch bei <strong>de</strong>r Anschlussbeschäftigung<br />
als Risiko erweisen. Dass zwischen Praktikum<br />
und „echter“ Einstellung gegebenenfalls<br />
Jahre verstrichen sind, spielt<br />
nach gelten<strong>de</strong>m Recht keine Rolle.<br />
Bei <strong>de</strong>n Einfühlungsverhältnissen wird<br />
in <strong>de</strong>r Praxis häufi g keine schriftliche<br />
Vereinbarung geschlossen. Ist es rechtlich<br />
als Arbeitsverhältnis zu werten,<br />
hat das die folgen<strong>de</strong> Konsequenz: Die<br />
mündliche Vereinbarung, die Probearbeit<br />
(also das Arbeitsverhältnis) auf eine<br />
bestimmte Zeit (etwa einen Tag) zu befristen,<br />
ist mangels schriftlicher Regelung<br />
unwirksam. Es entsteht damit ein<br />
unbefristetes Arbeitsverhältnis.<br />
Insgesamt muss man sich als Arbeitgeber<br />
bewusst sein, dass vorteilhaft erscheinen<strong>de</strong><br />
Praktika und Einfühlungsverhältnisse<br />
auch für Arbeitgeber böse<br />
Überraschungen und Risiken beinhalten.<br />
Ein Chef sollte daher gut überlegen,<br />
ob er von diesen Mitteln wirklich Gebrauch<br />
machen will.<br />
Der Autor: Bernd Weller<br />
ist Fachanwalt für Arbeitsrecht in <strong>de</strong>r Kanzlei<br />
Heuking Kühn Lüer Wojtek, Frankfurt/Main.<br />
39
Finanzen & Steuern<br />
Private-Equity-Branche<br />
nimmt Mittelstand ins Visier<br />
Private-Equity-Gesellschaften interessieren<br />
sich zunehmend für kleinere<br />
Unternehmen, bestehen nicht mehr auf<br />
Mehrheitsbeteiligungen und sind offen<br />
für eine längere Dauer einer Beteiligung.<br />
Das sind die zentralen Ergebnisse einer<br />
Studie <strong>de</strong>r Beratungs- und Prüfungsgesellschaft<br />
Rödl & Partner in Nürnberg.<br />
Sie basieren auf einer Befragung von<br />
rund 300 Beteiligungsgesellschaften in<br />
Deutschland.<br />
Die stärkere Hinwendung zu kleineren<br />
und mittleren Unternehmen bis 20 Mil-<br />
WO PRIVATE-EQUITY-GESELLSCHAFTEN<br />
INVESTIEREN WOLLEN*<br />
Der Fokus richtet sich zunehmend<br />
auf kleine Unternehmen<br />
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4%<br />
22%<br />
48%<br />
63%<br />
*Mehrfachnennungen möglich Quelle: Rödl & Partner 2010<br />
lionen Euro Umsatz hat nach Ansicht<br />
von Wolfgang Kraus, geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />
Partner bei Rödl & Partner, zwei<br />
Ursachen: Zum einen hätten sich die<br />
Finanzierungsbedingungen für große<br />
Transaktionen im Gefolge <strong>de</strong>r Krise<br />
<strong>de</strong>utlich verschlechtert, zum an<strong>de</strong>ren<br />
wachse <strong>de</strong>r Bedarf kleinerer Unternehmen,<br />
zukünftiges Wachstum zu fi -<br />
nanzieren. Außer<strong>de</strong>m begünstige eine<br />
größere Offenheit <strong>de</strong>s Mittelstands gegenüber<br />
externen Eigenkapitalpartnern<br />
diese Entwicklung: „Beteiligungskapital<br />
wird im Mittelstand langsam Normalität“,<br />
betont Kraus.<br />
Die Bereitschaft <strong>de</strong>r Investoren, längere<br />
Laufzeiten von sieben bis zehn Jahren<br />
in Kauf zu nehmen, dürfte auch dazu<br />
beitragen. Der Studie zufolge geht die<br />
Private-Equity-Branche davon aus, dass<br />
sich die hohen Renditen <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
nicht mehr erzielen lassen. Statt<strong>de</strong>ssen<br />
gewinnt <strong>de</strong>r Eigenkapitaleinsatz<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Kredit eine größere Be<strong>de</strong>utung.<br />
VR Leasing<br />
behauptet sich im Krisenjahr 2009<br />
Mit einem Neugeschäftsvolumen von<br />
2,24 Milliar<strong>de</strong>n Euro im Inland konnte<br />
die VR Leasing, <strong>de</strong>r Spezialfi nanzierer im<br />
genossenschaftlichen Finanzverbund mit<br />
Sitz in Eschborn, das Geschäftsjahr 2009<br />
knapp auf Vorjahresniveau abschließen<br />
(2008: 2,32 Milliar<strong>de</strong>n Euro). Das geht<br />
aus einer Pressemitteilung hervor.<br />
<strong>Als</strong> stabiles Standbein erwies sich das<br />
Leasing-Geschäft mit Fahrzeugen. Das<br />
Neugeschäftsvolumen bei Pkw und<br />
Kombis, Bussen, Lkw und Anhängern<br />
ZAHL DES MONATS<br />
22 Tage<br />
müssen <strong>de</strong>utsche Lieferanten im<br />
Durchschnitt warten, bis ihre Kun<strong>de</strong>n<br />
die Rechnung begleichen. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt das Atradius-Zahlungsmoralbarometer<br />
aufgrund seiner<br />
neuesten Erhebung. Damit habe<br />
sich im Vergleich zum Sommer 2009<br />
die Dauer überfälliger Rechnungen<br />
halbiert. „Die Lieferanten fahren die<br />
Früchte eines konsequenteren Mahn-<br />
und For<strong>de</strong>rungsmanagements ein“,<br />
kommentiert Michael Karrenberg,<br />
Leiter Risikomanagement bei Atradius<br />
Deutschland, die Entwicklung.<br />
Eine Beleg dafür: Der Studie zufolge<br />
pochen <strong>de</strong>utsche Lieferanten im europäischen<br />
Vergleich auf die kürzesten<br />
Zahlungsfristen: 19 Tage geben sie ihren<br />
Kun<strong>de</strong>n Zeit, um die Rechnung zu<br />
begleichen.<br />
stieg um acht Prozent auf 877,3 Millionen<br />
Euro (2008: 812,7 Millionen Euro).<br />
Dagegen verzeichnete VR Leasing bei<br />
<strong>de</strong>r Finanzierung von Investitionsgütern<br />
einen Rückgang um 19,5 Prozent auf<br />
692,3 Millionen Euro. Hier habe sich die<br />
schwere Krise auf <strong>de</strong>m Maschinenmarkt<br />
bemerkbar gemacht. Eine immer größere<br />
Rolle spielt das Online-Geschäft. Dort<br />
verzeichnete <strong>de</strong>r Finanzdienstleister ein<br />
Neugeschäft von 685,6 Millionen Euro,<br />
52 Prozent mehr als im Vorjahr.<br />
40 ProFirma 06 2010
ProFirma 06 2010<br />
Mittelständler fi nanzieren<br />
Innovationen aus eigener Tasche<br />
Kleine und mittlere Unternehmen fi nanzieren ihre Innovationsanstrengungen<br />
zu mehr als 70 Prozent über eigene Mittel. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt eine Auswertung <strong>de</strong>r KfW Bankengruppe<br />
auf <strong>de</strong>r Datenbasis <strong>de</strong>s KfW-Mittelstandspanels. Der Analyse<br />
zufolge spielen externe Geldquellen nur eine untergeordnete<br />
Rolle. So wer<strong>de</strong>n nur zwölf Prozent <strong>de</strong>r Innovationsaufwendungen<br />
über Bankkredite fi nanziert.<br />
Dieser Anteil <strong>de</strong>r Fremdfi nanzierung sinkt sogar mit steigen<strong>de</strong>r<br />
Forschungs- und Entwicklungsintensität: Unternehmen mit ho-<br />
Grüne Vorzeichen bei Aktienfonds<br />
Aktienfonds-Besitzer haben in <strong>de</strong>n vergangenen zwölf Monaten<br />
beachtliche Wertzuwächse erzielt. So legten Aktienfonds<br />
mit Anlageschwerpunkt Deutschland im Schnitt um 54,4<br />
Prozent zu und damit fast vier Prozentpunkte mehr als das<br />
Börsenbarometer Dax, das von En<strong>de</strong> März 2009 bis En<strong>de</strong> März<br />
2010 um gut 50 Prozent anstieg. Mit Schwellenlän<strong>de</strong>r- sowie<br />
Osteuropa-Aktienfonds konnten Anleger ihr Kapital zum Teil<br />
mehr als verdoppeln. Dies geht aus <strong>de</strong>r Fondsstatistik <strong>de</strong>s BVI<br />
Bun<strong>de</strong>sverband Investment und Asset-Management zum 31.<br />
März 2010 hervor.<br />
Die Zwölf-Monats-Resultate <strong>de</strong>r Aktienfonds-Gruppen spiegeln<br />
die Erholung <strong>de</strong>r Börsen wi<strong>de</strong>r. Neben Aktienfonds<br />
Deutschland lieferten auf Einjahressicht europaweit anlegen<strong>de</strong><br />
(50,4 Prozent) und global ausgerichtete (42,8 Prozent) Fonds<br />
ebenfalls beachtliche Resultate. Gleichwohl haben Aktienfondsanleger<br />
aus <strong>de</strong>r Zehnjahres-Perspektive noch <strong>de</strong>utliche<br />
Verluste gemacht.<br />
her Forschungsintensität greifen so gut wie gar nicht auf Fremdmittel<br />
zurück.<br />
<strong>Als</strong> Ursache dafür verweist die KfW darauf, dass <strong>de</strong>r Erfolg von<br />
Innovationsvorhaben für externe Geldgeber kaum abzuschätzen<br />
sei. Nach Ansicht von Norbert Irsch, Chefvolkswirt <strong>de</strong>r KfW<br />
Bankengruppe, hat das Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />
Unternehmen: „Die starke Abhängigkeit von Eigenmitteln verzögert<br />
vor allem die Entwicklung und erfolgreiche Markteinführung<br />
von Spitzentechnologien.“<br />
BILANZBUCHHALTER FORDERN BESSERE<br />
BILDUNGSCHANCEN<br />
Trotz hoher fachlicher Wertschätzung in <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />
fi n<strong>de</strong>n Bilanzbuchhalter nach Ansicht <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />
<strong>de</strong>r Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC)<br />
kaum Anerkennung in <strong>de</strong>r Bildungspolitik. So bleibe<br />
Bilanzbuchhaltern <strong>de</strong>r Zugang zum Master-Studiengang<br />
immer noch verwehrt. „Die Qualifi kation von<br />
Bilanzbuchhaltern ist mit <strong>de</strong>m Bachelor gleichzusetzen“,<br />
betonte Hans-Joachim Klein, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Verbands,<br />
auf <strong>de</strong>r Kongressmesse ReWeCo in Bielefeld.<br />
Er for<strong>de</strong>rte insbeson<strong>de</strong>re das Bun<strong>de</strong>sministerium für<br />
Bildung und Forschung (BMBF) auf, sich noch stärker<br />
für die berufl iche Anerkennung von Bilanzbuchhaltern<br />
einzusetzen. „Es wäre absurd, wenn geprüfte Bilanzbuchhalter<br />
an <strong>de</strong>n Hochschulen noch Rechnungswesen<br />
belegen müssen.“<br />
EMI: AUFSCHWUNG<br />
VERFESTIGT SICH<br />
WERTENTWICKLUNG AUF EINEN BLICK Die Industrie hat sich im April 2010 weiter erholt.<br />
Das zeigt <strong>de</strong>r saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufs-<br />
Fondsgruppe 1 Jahr 5 Jahre 10 Jahre 20 Jahre 30 Jahre<br />
manager-In<strong>de</strong>x (EMI), <strong>de</strong>r gegenüber März nochmals<br />
Aktienfonds Deutschland<br />
1,3 Zähler auf 61,5 zulegte. Der Produktionssektor<br />
kumuliert 54,4 27,9 -19,5 181,5 1.145,0<br />
verzeichnete das höchste Wachstum seit Beginn <strong>de</strong>r<br />
p.a. 54,4 5,0 -2,1 5,3 8,8<br />
monatlichen Umfrage unter rund 500 <strong>de</strong>utschen In-<br />
Aktienfonds international<br />
dustrie-Einkaufsmanagern im April 1996. Nicht nur<br />
kumuliert 42,8 11,2 -34,8 194,0 998,0<br />
die Erzeugung trug maßgeblich zum neuen Allzeit-<br />
p.a. 42,8 2,2 -4,2 5,5 8,3<br />
hoch bei, auch die vier übrigen in die Berechnung <strong>de</strong>s<br />
Aktienfonds Osteuropa<br />
kumuliert 118,1<br />
p.a. 118,1<br />
66,1<br />
10,7<br />
139,4<br />
9,1<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Hauptin<strong>de</strong>x einfl ießen<strong>de</strong>n Teilindizes wie Auftragseingang,<br />
Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormateriallager<br />
wirkten sich positiv aus. Damit verfestige sich<br />
<strong>de</strong>r Aufschwung, kommentierte Holger Hil<strong>de</strong>brandt,<br />
Aktienfonds Emerging Markets<br />
Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands Material-<br />
kumuliert 75,5 89,0 20,3 - -<br />
wirtschaft, Einkauf und Logistik, die aktuelle Statistik.<br />
p.a. 75,5 13,6 1,9 - -<br />
41
Finanzen & Steuern – Seniorenabsicherung<br />
Altersversorgung<br />
Gefährliche Versäumnisse<br />
Viele Unternehmenschefs verlassen sich bei <strong>de</strong>r Rente auf <strong>de</strong>n Erlös aus <strong>de</strong>m<br />
Verkauf ihres Betriebs. Der Wert <strong>de</strong>s Lebenswerks wird aber fast immer überschätzt<br />
und gefähr<strong>de</strong>t die Absicherung <strong>de</strong>s Lebensabends. VON EVA NEUTHINGER<br />
Perfekte Staffelübergabe: Viele Unternehmer nehmen sich zu wenig Zeit, um die Nachfolge<br />
sorgfältig zu planen.<br />
Erfolgreich, engagiert, En<strong>de</strong> vierzig: Für<br />
Uwe Rolef ist das genau die richtige<br />
Situa tion, um die ersten Schritte für eine<br />
gut geplante Staffelübergabe in einem<br />
Unternehmen einzuleiten. Der Steuerberater<br />
in Alfter bei Bonn hat sich auf<br />
die Nachfolge spezialisiert und kennt<br />
zahlreiche Fälle, in <strong>de</strong>nen mittelstän-<br />
dische Firmenchefs viel zu lange damit<br />
gewartet haben. Dazu gehört etwa die<br />
Geschichte eines Ehepaares, bei<strong>de</strong> 60<br />
Jahre alt. Sie gingen immer stillschweigend<br />
davon aus, dass ihr Sohn die Firma<br />
übernehmen wür<strong>de</strong>. <strong>Als</strong> die Unternehmensnachfolge<br />
konkrete Formen annehmen<br />
sollte, bekannte er sich dann<br />
allerdings zu seiner Karriere als Banker.<br />
Eine fehlgeschlagene Nachfolge kann fatale<br />
Folgen haben, vor allem dann, wenn<br />
die Übergabe mit einem Verkauf <strong>de</strong>r<br />
Firma geregelt wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Erlös die<br />
Basis für die fi nanzielle Absicherung im<br />
Ruhestand sein soll.<br />
Genau vor diesem Problem steht Unternehmerin<br />
Ursula Jachnik in Koblenz. Gemeinsam<br />
mit ihrem Mann baute sie vor<br />
45 Jahren ein Autohaus für die Marken<br />
Volvo und Subaru auf. Den Vertrieb von<br />
Neuwagen haben die Jachniks zwar ein<br />
wenig eingeschränkt. „Mit unserer Werkstatt<br />
erzielen wir aber gute Gewinne“,<br />
sagt Jachnik. Seit fast zehn Jahren sucht<br />
das Ehepaar nun schon nach einem externen<br />
Nachfolger. „Wir haben zu spät<br />
begonnen“, meint die engagierte 67-Jährige.<br />
Mit <strong>de</strong>m Verkaufserlös will das Paar<br />
sein Alterseinkommen sichern. Mehrere<br />
Übergabeversuche scheiterten. „Aktuell<br />
haben wir zwar wie<strong>de</strong>r einen Interessenten.<br />
Die Banken wollen aber das Risiko<br />
nicht mittragen“, meint Jachnik.<br />
Nils Koerber, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />
K.E.R.N – die<br />
Nachfolgespezialisten in Darmstadt,<br />
kennt die Probleme <strong>de</strong>r Seniorchefs<br />
sehr genau: „Bei <strong>de</strong>r Übergabe spielen<br />
immer emotionale Faktoren mit. Schon<br />
in <strong>de</strong>n besten Jahren <strong>de</strong>n Ausstieg zu<br />
bestimmen, ist ein mentaler Spagat, <strong>de</strong>n<br />
viele – bewusst o<strong>de</strong>r unbewusst – nicht<br />
leisten wollen.“ Der ist aber notwendig.<br />
Denn keine Staffelübergabe kann inner-<br />
42 ProFirma 06 2010
halb von Monaten gelingen. Für Wolf<br />
Kempert, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
für Unternehmensnachfolge und<br />
Unternehmensführung (UNU) in Berlin<br />
und Mitglied <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r<br />
Unternehmensberater (BDU), gibt es<br />
nicht einmal bei bester Vorbereitung<br />
über einen Zeitraum von zehn o<strong>de</strong>r<br />
mehr Jahren „die optimal gelaufene<br />
Nachfolge“. Zu viele Aspekte sind zu<br />
berücksichtigen und zu viele Fallstricke<br />
zu überwin<strong>de</strong>n.<br />
Das gilt schon für die interne Nachfolge,<br />
wenn Sohn o<strong>de</strong>r Tochter das Geschäft<br />
übernehmen sollen. Die Junioren müssen<br />
nicht nur behutsam als neue Chefs<br />
aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Auch bei <strong>de</strong>r Nachfolge<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Familie müssen<br />
Ansprüche an<strong>de</strong>rer Angehöriger, wie<br />
gera<strong>de</strong> die Alterssicherung <strong>de</strong>s Seniors,<br />
beson<strong>de</strong>rs beachtet wer<strong>de</strong>n. Nicht weniger<br />
kompliziert ist <strong>de</strong>r Verkauf <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens an einen externen Nachfolger.<br />
Erfahrungsgemäß ist es nicht nur<br />
schwer, einen geeigneten Kandidaten zu<br />
fi n<strong>de</strong>n. „Auch die Nase muss passen“,<br />
meint Dirk Hubl, Partner <strong>de</strong>r Kanzlei<br />
Rolef & Hubl in Alfter.<br />
Darüber hinaus müssen <strong>de</strong>n individuellen<br />
Bedürfnissen aller Parteien<br />
entsprechend sämtliche Optionen gegeneinan<strong>de</strong>r<br />
abgewogen wer<strong>de</strong>n. Was<br />
kommt infrage? Nur <strong>de</strong>r Verkauf <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens auf einen Schlag? Ein<br />
gleiten<strong>de</strong>r Übergang mit Beteiligung?<br />
Eine Verpachtung? Und was passiert mit<br />
Pensionsrückstellungen in <strong>de</strong>r Bilanz,<br />
die sich negativ auf <strong>de</strong>n Verkaufspreis<br />
auswirken können? Zu schön, gäbe es<br />
ein Patentrezept. Letztlich sind die Antworten<br />
jedoch immer individuell zu<br />
ermitteln, vieles ist Verhandlungssache.<br />
Wie im Falle <strong>de</strong>s Unternehmerehepaars<br />
Machnik sind es am Schluss jedoch immer<br />
zwei Punkte, die über Erfolg o<strong>de</strong>r<br />
Misserfolg entschei<strong>de</strong>n: Der Verkaufserlös,<br />
<strong>de</strong>r die Basis für die Absicherung im<br />
Ruhestand sein soll, und die geeignete<br />
Finanzierung <strong>de</strong>r Übergabe.<br />
Der realistische Firmenwert<br />
Die Einschätzung <strong>de</strong>s Unternehmenswerts<br />
ist in <strong>de</strong>n Verkaufsverhandlungen<br />
in <strong>de</strong>r Tat <strong>de</strong>r Knackpunkt schlechthin:<br />
ProFirma 06 2010<br />
So sichern sich Senioren ab<br />
Viele Unternehmer müssen ihre Altersversorgung aus ihrem Betrieb fi nanzieren.<br />
Neben <strong>de</strong>m Verkauf gibt es noch einige weitere Optionen.<br />
ERTRÄGE AUS TÄTIGKEITSVERGÜTUNGEN Bleibt <strong>de</strong>r Senior aktiv im Unternehmen<br />
tätig, so kann seine Versorgung – zumin<strong>de</strong>st teilweise und temporär – aus dafür<br />
gezahlten Gehältern sichergestellt wer<strong>de</strong>n. Statt eines Gehalts kann auch ein Beraterhonorar<br />
vereinbart wer<strong>de</strong>n.<br />
VERGÜTUNG FÜR BEIRATSTÄTIGKEIT Gera<strong>de</strong> im Nachfolgeprozess wer<strong>de</strong>n oftmals<br />
Beiräte installiert, häufi g rechtzeitig in Form sogenannter „Nachfolgebeiräte“.<br />
Ausschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Unternehmer übernehmen dann meist <strong>de</strong>n Vorsitz im Beirat.<br />
ZURÜCKBEHALTENE VERMÖGENSWERTE Unternehmer nutzen gerne auch die Möglichkeit,<br />
bestimmte Vermögenswerte zurückzubehalten und an das Unternehmen<br />
zu vermieten. Die Erträge daraus können <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Altersversorgung<br />
dienen.<br />
VERPACHTUNG Steuerlich ist die Verpachtung <strong>de</strong>s Unternehmens eine interessante<br />
Alternative zur unentgeltlichen o<strong>de</strong>r auch zur teilentgeltlichen Unternehmensübertragung.<br />
Die gesamte Vermögenssubstanz bleibt beim Unternehmer. Die Betriebsführung<br />
geht auf die nächste Generation o<strong>de</strong>r auf Dritte über. Der Verpächter hat<br />
dabei das Wahlrecht, seine betriebliche Tätigkeit endgültig einzustellen und unter<br />
Auf<strong>de</strong>ckung aller stillen Reserven nur noch Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung<br />
zu beziehen.<br />
TEILVERKAUF Eine weitere Option ist <strong>de</strong>r Teilverkauf von Gesellschaftsanteilen<br />
an familiäre Nachfolger o<strong>de</strong>r an Dritte. Bestehen Be<strong>de</strong>nken darüber, dass die Nachfolgegeneration<br />
Probleme mit <strong>de</strong>r erfolgreichen Unternehmensführung haben wird,<br />
können zehn o<strong>de</strong>r 20 Prozent an externe Führungskräfte veräußert wer<strong>de</strong>n, die<br />
dann als geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafter Verantwortung übernehmen.<br />
ZURÜCKBEHALTENE NUTZUNGSRECHTE Insbeson<strong>de</strong>re aus erbschaftsteuerlichen<br />
Grün<strong>de</strong>n kann es vorteilhaft sein, auf <strong>de</strong>n Nachfolger Unternehmenssubstanz zu übertragen,<br />
die Erträge jedoch im Wege <strong>de</strong>s Vorbehaltsnießbrauchs zurückzubehalten.<br />
Quelle: Prof. D.B. Simmert/Dortmund, K. A. Niggemann, Meinerzhagen<br />
„Firmeninhaber gehen meist davon aus,<br />
dass dieser viel höher liegt als er tatsächlich<br />
ist“, sagt Nils Koerber. Je<strong>de</strong>r Unternehmer<br />
muss sich jedoch darüber im<br />
Klaren sein, dass <strong>de</strong>r Wert seiner Firma<br />
abhängig von <strong>de</strong>r allgemeinen Marktlage<br />
schwankt. Innerhalb weniger Monate<br />
kann er nach oben o<strong>de</strong>r nach unten abweichen.<br />
Die beste Verhandlungsposition<br />
bei <strong>de</strong>r Nachfolge haben daher jene<br />
Unternehmenschefs, die loslassen können<br />
– aber nicht müssen, also <strong>de</strong>nen die<br />
Zeit noch nicht im Nacken sitzt.<br />
<strong>Als</strong> Basis für die Preisverhandlung wählen<br />
die Parteien in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>n sogenannten<br />
Ertragswert, <strong>de</strong>n ein neutraler<br />
Berater <strong>de</strong>r Kammer, ein unabhängiger<br />
Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer<br />
o<strong>de</strong>r Steuerexperte zuvor ermittelt.<br />
Wohlgemerkt als Basis: Der Ertragswert<br />
entspricht nachher fast nie <strong>de</strong>m<br />
Verkaufspreis. Er zielt auf die künftig<br />
realisierbaren Erträge ab. Dabei spielen<br />
zahlreiche Faktoren eine Rolle: Zum<br />
Beispiel, inwiefern bisher das Unternehmen<br />
von <strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s Unterneh-<br />
43
Finanzen & Steuern – Seniorenabsicherung<br />
mers abhängig ist. Gibt es eine zweite<br />
Führungskraft im Haus, wirkt sich das<br />
wertsteigernd aus. Relevant sind auch<br />
die Mitarbeiter, <strong>de</strong>ren Betriebszugehörigkeit,<br />
Alter und Qualifi kation. Ein dynamisches,<br />
gut ausgebil<strong>de</strong>tes Team beeinfl<br />
usst <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
positiv, ebenso eine spezialisierte o<strong>de</strong>r<br />
diversifi zierte marktgerechte Leistungspalette<br />
und eine lebendige Stammkun<strong>de</strong>nstruktur.<br />
Schon daraus erschließt<br />
sich, warum und wie die Führung <strong>de</strong>s<br />
Betriebs schon mehrere Jahre vor <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>fi nitiven Nachfolge strategisch ausgerichtet<br />
wer<strong>de</strong>n sollte. Berater Kempert<br />
stellt aber immer wie<strong>de</strong>r fest, dass<br />
Unternehmer kurz vor <strong>de</strong>m Ruhestand<br />
„mü<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n“. Wer weiß, dass er die<br />
Firmenleitung bald abgibt, investiert<br />
vielleicht nicht in neue Technik o<strong>de</strong>r<br />
akquiriert keine neuen Kun<strong>de</strong>n mehr.<br />
Stolperstein Finanzierung<br />
Auch wenn ein Käufer gefun<strong>de</strong>n und<br />
eine Einigung über <strong>de</strong>n Preis erzielt ist,<br />
ist die Nachfolgeregelung noch nicht<br />
sicher unter Dach und Fach. Denn die<br />
Banken verlangen vom Übernehmer<br />
<strong>de</strong>s Betriebs oft Sicherheiten, die dieser<br />
noch nicht aufbauen konnte. Sogar<br />
wenn die Erträge <strong>de</strong>s Unternehmens üppig<br />
fl ießen, weichen die Kreditinstitute<br />
von ihren hohen For<strong>de</strong>rungen nicht ab.<br />
Ausweg könnte eine Bürgschaft <strong>de</strong>r För-<br />
<strong>de</strong>rbanken sein. Doch die vergeben Zusagen<br />
auch nur nach strengen Regeln.<br />
Um die Banken mit ins Boot zu holen,<br />
müssen die Parteien daher mitunter<br />
nachhelfen. „Manchmal ist es notwendig,<br />
dass <strong>de</strong>r Firmenchef selbst Geld in<br />
die Hand nimmt“, sagt Wolf Kempert.<br />
In <strong>de</strong>r Regel läuft das auf eine Beteiligung<br />
hinaus. Der Senior kann als stiller<br />
Teilhaber im Unternehmen bleiben und<br />
wird über die fl ießen<strong>de</strong>n Erträge entlohnt<br />
(siehe auch Kasten auf Seit 43).<br />
Damit ist aber stets ein Risiko verbun<strong>de</strong>n:<br />
„Eine Beteiligung kommt nur in Betracht,<br />
wenn <strong>de</strong>r neue Geschäftsführer<br />
alle Kompetenzen und Führungsqualitäten<br />
mitbringt, um <strong>de</strong>n Betrieb erfolgreich<br />
weiterführen zu können“, warnt<br />
Koerber. Selbst dann bleiben noch Unwägbarkeiten,<br />
wie etwa konjunkturelle<br />
Schwankungen o<strong>de</strong>r negative Entwicklungen<br />
am Markt, welche die Altersbezüge<br />
gefähr<strong>de</strong>n können. Das gilt genauso,<br />
wenn bei<strong>de</strong> Parteien eine Leibrente<br />
vereinbaren. Auf <strong>de</strong>r sicheren Seite sind<br />
Firmenchefs nur für <strong>de</strong>n Fall, dass diese<br />
besichert ist. „Infrage kommt etwa <strong>de</strong>r<br />
Eintrag einer Grundschuld, falls zum<br />
Beispiel Immobilien vorhan<strong>de</strong>n sind“,<br />
empfi ehlt Uwe Rolef. An<strong>de</strong>rnfalls trägt<br />
<strong>de</strong>r Senior das Risiko einer Insolvenz<br />
immer mit. „Und zwar unabhängig davon,<br />
ob es sich um einen externen o<strong>de</strong>r<br />
einen internen Nachfolger han<strong>de</strong>lt“,<br />
warnt Koerber.<br />
Wohin mit <strong>de</strong>m Verkaufserlös?<br />
Hat <strong>de</strong>r Nachfolger das Geld schließlich<br />
überwiesen, kann <strong>de</strong>r Seniorunternehmer<br />
<strong>de</strong>n nächsten Schritt angehen: Es<br />
gilt nun, <strong>de</strong>n Verkaufserlös optimal anzulegen.<br />
Auch dabei muss sich <strong>de</strong>r Unternehmer<br />
über verschie<strong>de</strong>ne Fragen im<br />
Klaren wer<strong>de</strong>n: Welchen fi nanziellen<br />
Bedarf hat er im Ruhestand? Sind die Er-<br />
träge aus <strong>de</strong>m Verkaufserlös die einzige<br />
Finanzquelle? Will er das Geld komplett<br />
für seinen Lebensabend verbrauchen<br />
o<strong>de</strong>r einen Teil <strong>de</strong>s Vermögens an seine<br />
Nachkommen vererben? „Auf Basis<br />
<strong>de</strong>r individuellen Ziele, Wünsche und<br />
Erwartungen <strong>de</strong>s Unternehmers muss<br />
eine Konzept erarbeitet wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m<br />
auch alle steuerlichen und rechtlichen<br />
Aspekte einbezogen wer<strong>de</strong>n müssen“,<br />
sagt Mathias Lebtig, Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Financial Planning GmbH Lebtig-<br />
Schwab-Anspichler in Freiburg.<br />
Erst wenn die Ziele klar sind, können die<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Anlagebausteine ausgesucht<br />
wer<strong>de</strong>n. Grundsätzlich stehen dafür<br />
zwei Wege offen: Investmentfonds<br />
o<strong>de</strong>r Rentenversicherungen. Für eine<br />
Lösung mit Fonds spricht die höhere<br />
Flexibilität gegenüber einer Rentenversicherung.<br />
Je nach Liquiditätsbedarf kann<br />
sich <strong>de</strong>r Unternehmer für einen Auszahlungsplan<br />
mit Verzehr <strong>de</strong>s gesamten Kapitals<br />
über eine bestimmte Zeit entschei<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r für regelmäßige Auszahlungen<br />
bei gleichzeitigem Erhalt <strong>de</strong>s Vermögens.<br />
Beispiel: Bei einem Rentenfonds<br />
mit einer durchschnittlichen Wertentwicklung<br />
von vier Prozent reicht ein<br />
Betrag von 100.000 Euro für eine monatliche<br />
Rente von 520 Euro über 25 Jahre.<br />
Will <strong>de</strong>r Unternehmer aber <strong>de</strong>n Kapitalstock<br />
erhalten, stehen ihm monatlich<br />
nur 320 Euro zur Verfügung.<br />
Eine Alternative ist eine sofort beginnen<strong>de</strong><br />
Rentenversicherung. Bei einer<br />
Einzahlung von 100.000 Euro kann ein<br />
65-jähriger Mann mit rund 500 Euro im<br />
Monat rechnen: „Die Versicherung hat<br />
<strong>de</strong>n Vorteil, dass das Kapital nicht nach<br />
einer bestimmten Zeit aufgebraucht<br />
ist“, betont Dragica Csa<strong>de</strong>r, Leiterin<br />
Produktmanagement Privatkun<strong>de</strong>n bei<br />
HDI Gerling Leben in Köln.<br />
Dennoch zeigt die Rechnung: Will <strong>de</strong>r<br />
Unternehmer seinen Lebensabend al-<br />
„Unternehmer überschätzen meist <strong>de</strong>n Wert ihrer Firma.“<br />
NILS KOERBER, UNTERNEHMENSBERATUNG K.E.R.N – DIE NACHFOLGESPEZIALISTEN, DARMSTADT<br />
44 ProFirma 06 2010<br />
Foto: privat
lein aus <strong>de</strong>m Verkaufserlös bestreiten,<br />
muss <strong>de</strong>r Nachfolger schon bereit sein,<br />
eine stattliche Summe hinzublättern.<br />
Deswegen ist es nach Ansicht von Mathias<br />
Lebtig besser, sich frühzeitig von<br />
einem erfahrenen Vermögensplaner<br />
<strong>de</strong>n fi nanziellen Bedarf im Alter ermitteln<br />
zu lassen: „Gera<strong>de</strong> unter Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r Infl ation führen diese<br />
Berechnungen <strong>de</strong>m Unternehmer die<br />
Versorgungslücken plastisch vor Augen.“<br />
„Rechtzeitige Vorsorge ist angebracht“,<br />
sagt auch Dragica Csa<strong>de</strong>r. Seit<br />
<strong>de</strong>m Jahr 2005 gibt es dafür ein Instrument,<br />
das gera<strong>de</strong> aus steuerlicher Sicht<br />
für Selbstständige gut geeignet ist: Die<br />
Basisrente. So kann ein Unternehmer,<br />
<strong>de</strong>r 25 Jahre jährlich 12.000 Euro in eine<br />
Basisrente investiert, immerhin mit einer<br />
monatlichen Rente von 2.500 Euro<br />
rechnen. Und damit kann er auch das<br />
Thema Nachfolgesuche gelassener angehen.<br />
Zahltag<br />
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200 Jahre Erfahrung für Ihren Vermögensaufbau.<br />
Zwischen 2010 und 2014 wer<strong>de</strong>n<br />
knapp 110.000 Familienunternehmen<br />
auf einen Nachfolger<br />
übertragen, wie das Institut<br />
für Mittelstandsforschung in<br />
Bonn aktuell ermittelt hat.<br />
43,8 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
bleiben <strong>de</strong>rzeit in <strong>de</strong>r Familie,<br />
21,1 Prozent wer<strong>de</strong>n verkauft.<br />
16,5 Prozent gehen in die Hän<strong>de</strong><br />
externer Führungskräfte,<br />
10,3 Prozent an einen Mitarbeiter.<br />
8,3 Prozent <strong>de</strong>r Betriebe<br />
wer<strong>de</strong>n stillgelegt, weil sich<br />
kein Nachfolger fi n<strong>de</strong>t.<br />
Quelle: Institut für Mittelstandsforschung, Bonn<br />
EXTERNE NACHFOLGE ÜBERWIEGT<br />
8,3<br />
Stilllegung<br />
10,3<br />
Mitarbeiter<br />
16,5<br />
externe<br />
Führungskräfte<br />
21,1<br />
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Familie
Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
46<br />
Risikomanagement<br />
Das Kleingedruckte nicht vergessen<br />
Banken knüpfen die Kreditvergabe wie<strong>de</strong>r stärker an Zusatzvereinbarungen.<br />
Verstöße dagegen können für das betroffene Unternehmen teuer wer<strong>de</strong>n.<br />
VON CARMEN MAUSBACH UND PROF. DIETHARD B. SIMMERT<br />
Die Entwicklung <strong>de</strong>r Unternehmensfi<br />
nanzierung zeigt <strong>de</strong>rzeit ein sehr<br />
heterogenes Bild: Während die Unternehmen<br />
vermehrt über eine zumin<strong>de</strong>st<br />
teilweise vorhan<strong>de</strong>ne Kreditklemme<br />
und zu schlechte Kreditkonditionen berichten,<br />
sehen die Banken die zum Teil<br />
negative Berichterstattung über ihre<br />
Kreditvergabepolitik als nicht gerechtfertigt<br />
an. Tatsache ist jedoch, dass sich<br />
im Zuge <strong>de</strong>r globalen Wirtschafts- und<br />
Finanzmarktkrise das Risikobewusstsein<br />
<strong>de</strong>r Banken <strong>de</strong>utlich verän<strong>de</strong>rt hat.<br />
Die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n längst<br />
vergessenen Financial Covenants wird<br />
für mittelständische Unternehmen daher<br />
zukünftig unerlässlich sein.<br />
<strong>Als</strong> Covenants wer<strong>de</strong>n nicht standardisierte<br />
Verpfl ichtungen o<strong>de</strong>r Zusatzvereinbarungen<br />
zwischen Kreditnehmern<br />
und Banken bezeichnet, die vom Kreditnehmer<br />
während <strong>de</strong>r Laufzeit <strong>de</strong>s<br />
Kredits die Erfüllung bestimmter Bedingungen<br />
o<strong>de</strong>r Aufl agen verlangen. Von<br />
<strong>de</strong>n Finanzhäusern wer<strong>de</strong>n Covenants<br />
als Frühwarnsystem und somit als zusätzliches<br />
Instrument im Bereich <strong>de</strong>s<br />
Risikomanagements eingesetzt. Wesentliches<br />
Ziel dieses Instruments ist es,<br />
<strong>de</strong>r asymmetrischen Informationsverteilung,<br />
die zwischen Gläubigern und<br />
Schuldnern besteht, entgegenzuwirken,<br />
um das Ausfallrisiko <strong>de</strong>r Bank bei <strong>de</strong>r<br />
Vergabe <strong>de</strong>s Kredits auf ein Minimum<br />
zu reduzieren.<br />
Konkret verpfl ichten Financial<br />
Covenants <strong>de</strong>n Kreditnehmer<br />
zur Einhaltung<br />
bestimmter Kennzahlen<br />
o<strong>de</strong>r Bilanzrelationen. Da<br />
die Messgrößen aus <strong>de</strong>r<br />
Bilanz abgeleitet wer<strong>de</strong>n,<br />
hat sich in <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r<br />
Begriff „Bilanzrelationsklauseln“<br />
durchgesetzt. Die<br />
Ausgestaltung <strong>de</strong>r Klauseln<br />
kann relativ einfach erfolgen,<br />
in<strong>de</strong>m die Bank nur einige wenige<br />
Bilanzkennzahlen formuliert.<br />
Wer<strong>de</strong>n im Vertragswerk hingegen<br />
viele und komplexe Bilanzkennzahlen<br />
eingesetzt, kann sehr schnell ein umfangreiches<br />
Verpfl ichtungssystem entstehen,<br />
das im Extremfall sogar in eine<br />
sittenwidrigen Knebelung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
mün<strong>de</strong>n kann.<br />
Kündigung eines Kredits<br />
bleibt <strong>de</strong>r Ausnahmefall<br />
Die Verletzung o<strong>de</strong>r Nichteinhaltung<br />
<strong>de</strong>r Klauseln zieht erhebliche Sanktionen<br />
nach sich, die für <strong>de</strong>n Kreditnehmer<br />
oftmals weitreichen<strong>de</strong> Konsequenzen<br />
haben. So räumen die Klauseln<br />
<strong>de</strong>m Kreditgeber bei einem erstmaligen<br />
Verfehlen o<strong>de</strong>r einem erstmaligen Verstoß<br />
meist ein Recht auf Nachbesicherung<br />
ein.<br />
Daneben kommen eine Anpassung <strong>de</strong>r<br />
Kreditkonditionen, eine Anpassung <strong>de</strong>r<br />
Financial Covenants nach Art und Höhe,<br />
Scha<strong>de</strong>nsersatz und die Zahlung einer<br />
Vertragsstrafe in Betracht. Für Kreditvolumina,<br />
die in Raten ausgezahlt wer<strong>de</strong>n,<br />
ist zu<strong>de</strong>m eine Auszahlungssperre o<strong>de</strong>r<br />
ein Weigerungsrecht <strong>de</strong>s Kreditgebers<br />
vorgesehen.<br />
Eine weitere Möglichkeit bei <strong>de</strong>r Verletzung<br />
<strong>de</strong>r Financial Covenants ist<br />
die Anwendung eines sogenannten<br />
Waivers. Hier wird zwischen <strong>de</strong>n Vertragspartnern<br />
die Vereinbarung getroffen,<br />
dass <strong>de</strong>r Kreditnehmer für eine<br />
bestimmte Zeit eine bestimmte Bilanzrelation<br />
nicht einhalten muss. Dafür<br />
muss er allerdings ein Entgelt in Form<br />
ProFirma 06 2010
BEDEUTUNG VON<br />
COVENANTS<br />
1) In Prozent <strong>de</strong>r Nennungen<br />
einer „Waiver Fee“ zahlen. Führen die<br />
Sanktionen nicht zum gewünschten Erfolg,<br />
wird die Bank <strong>de</strong>n Kredit kündigen<br />
und die Rückzahlung <strong>de</strong>s Kredits und<br />
<strong>de</strong>r fälligen o<strong>de</strong>r noch anfallen<strong>de</strong>n Zinsen<br />
verlangen. Die Kündigung bereits<br />
bestehen<strong>de</strong>r Kreditverträge stellt für das<br />
Unternehmen die mit Abstand bedrohlichste<br />
Sanktion dar.<br />
Dass Financial Covenants aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Wirtschafts- und Finanzmarktkrise eine<br />
zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Fremdkapitalfi nanzierung erfahren<br />
haben, wird durch zwei repräsentative<br />
Studien <strong>de</strong>r Unternehmensberatungsgesellschaft<br />
Roland Berger unterstrichen.<br />
Beson<strong>de</strong>rs bemerkenswert in diesem<br />
Zusammenhang ist, dass die Unternehmensberatungsgesellschaft<br />
im Rahmen<br />
einer Studie im Jahr 2008 zunächst die<br />
Perspektive <strong>de</strong>r kreditgeben<strong>de</strong>n Ban-<br />
ProFirma 06 2010<br />
Mögliche Folgen bei Verstößen gegen Financial Covenants<br />
Konditionenanpassungen<br />
56%<br />
Wichtig<br />
Auszahlungssperre<br />
Be<strong>de</strong>utung von Covenants aus Bankensicht 1)<br />
Strenger<br />
Weniger<br />
streng<br />
Nachbesicherung<br />
Anpassung <strong>de</strong>r Covenants<br />
Kündigung Schärfste Sanktion <strong>de</strong>r Banken<br />
13%<br />
Weniger<br />
wichtig<br />
31%<br />
Sehr wichtig<br />
TREND ZU<br />
STRENGEREN<br />
KLAUSELN<br />
ken untersuchte und ein Jahr später<br />
die Kreditnehmerperspektive in <strong>de</strong>n<br />
Blickpunkt <strong>de</strong>r Betrachtungen stellte.<br />
Die Ergebnisse sind somit geeignet,<br />
Interessierten einen umfassen<strong>de</strong>n Einblick<br />
in die <strong>de</strong>rzeitige Vergabepraxis <strong>de</strong>r<br />
Banken zu geben, zumal bei<strong>de</strong> Studien<br />
zahlreiche Gemeinsamkeiten aufweisen<br />
und auch in ihren Kernergebnissen<br />
weitgehend übereinstimmen.<br />
Strengere Aufl agen für<br />
<strong>de</strong>n Mittelstand<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Studie im Jahr 2008<br />
wur<strong>de</strong>n insgesamt 100 Führungskräfte<br />
von mehr als 20 <strong>de</strong>utschen Kreditinstituten<br />
aus <strong>de</strong>m privaten, <strong>de</strong>m öffentlich-rechtlichen<br />
und <strong>de</strong>m genossenschaftlichen<br />
Bankensektor zum Thema<br />
Financial Covenants befragt. Im Hin-<br />
Einfrieren <strong>de</strong>r Linien<br />
Waiver<br />
Gegenmaßnahmen<br />
Allgemein<br />
Bei LBO-Transaktionen<br />
Bei Transaktionen mit Großunternehmen<br />
Bei Transaktionen mit KMU<br />
67%<br />
33%<br />
79%<br />
21%<br />
60%<br />
40%<br />
72%<br />
28%<br />
blick auf die <strong>de</strong>rzeitige Be<strong>de</strong>utung von<br />
Financial Covenants sahen 31 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Umfrageteilnehmer die in Kreditverträgen<br />
vereinbarten Nebenabre<strong>de</strong>n<br />
als sehr wichtig an. Zugleich waren 56<br />
Prozent <strong>de</strong>r befragten Banken <strong>de</strong>r Meinung,<br />
dass Financial Covenants momentan<br />
wichtig sind. Lediglich 13 Prozent<br />
<strong>de</strong>r teilnehmen<strong>de</strong>n Kreditinstitute<br />
gaben im Rahmen <strong>de</strong>r Umfrage an, dass<br />
sie aktuell eine eher geringere Be<strong>de</strong>utung<br />
haben.<br />
Ein allgemeiner Trend zu strengeren<br />
Financial Covenants ist nach Angaben<br />
<strong>de</strong>r Umfrageteilnehmer aktuell bei<br />
Leverage-Buy-Out-Transaktionen (79<br />
Prozent) und in <strong>de</strong>r Mittelstandsfi nanzierung<br />
(72 Prozent) zu beobachten.<br />
Erwartungsgemäß wer<strong>de</strong>n Financial<br />
Covenants insbeson<strong>de</strong>re bei nachrangigen<br />
Finanzierungen eingesetzt, da<br />
Quelle Roland Berger<br />
47
Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
mit abnehmen<strong>de</strong>m Rang <strong>de</strong>s Fremdkapitals<br />
die Ausfallwahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s<br />
Schuldners steigt, und somit die For<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r nachrangigen Gläubiger<br />
oftmals nicht mehr befriedigt wer<strong>de</strong>n<br />
können. Zugleich weisen die Umfrageergebnisse<br />
darauf hin, dass von <strong>de</strong>n<br />
Aufl agen auch bei hybri<strong>de</strong>n Finanzierungsformen<br />
wie <strong>de</strong>m Mezzanine-Kapital<br />
verstärkt Gebrauch gemacht wird.<br />
Bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Covenants zeigt<br />
sich, dass größtenteils eine schuldnerspezifi<br />
sche Anpassung erfolgt und<br />
Kreditinstitute wesentlich seltener auf<br />
standardisierte Klauseln zurückgreifen.<br />
Obwohl grundsätzlich je<strong>de</strong> Bilanzkennzahl<br />
als einzuhalten<strong>de</strong> Kennzahl vereinbart<br />
wer<strong>de</strong>n kann, haben sich in <strong>de</strong>r<br />
Praxis vor allem solche Ziffern etabliert,<br />
die sich auf<br />
> die Eigenkapitalquote,<br />
> <strong>de</strong>n Verschuldungsgrad,<br />
> die Rentabilität<br />
> o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Unternehmensertrag beziehungsweise<br />
<strong>de</strong>n Cashfl ow und damit<br />
auf die laufen<strong>de</strong> Schul<strong>de</strong>ndienstfähigkeit<br />
<strong>de</strong>s Kreditnehmers beziehen.<br />
Nach Angaben <strong>de</strong>r Umfrageteilnehmer<br />
fi n<strong>de</strong>t die Überwachung <strong>de</strong>r Covenants<br />
mehrheitlich auf vierteljährlicher Basis<br />
statt, da Aufwand und Kosten hier in<br />
einem angemessenen Verhältnis zueinan<strong>de</strong>r<br />
stehen und durch eine vierteljährliche<br />
Überprüfung auch ein aktives,<br />
rechtzeitiges Eingreifen bei einer<br />
Verletzung ermöglicht wird. Weiterhin<br />
zeigt die Umfrage, dass Verstöße gegen<br />
Aufl agen meist Zinserhöhungen sowie<br />
die Einschaltung externer Berater in<br />
Form von Unternehmensberatungen,<br />
Wirtschaftsprüfern, Anwaltskanzleien<br />
und Steuerberatern nach sich ziehen.<br />
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COVENANTS AUS BANKEN- UND<br />
UNTERNEHMENSSICHT<br />
Darauf achten Banken beson<strong>de</strong>rs:<br />
> das zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Finanzierungsinstrument<br />
> das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />
> die Branche<br />
> auf die vorhan<strong>de</strong>nen Kreditsicherheiten<br />
> die Kreditlaufzeit und<br />
> die Unternehmensgröße<br />
Klauseln, die Unternehmen<br />
beson<strong>de</strong>rs einschränken:<br />
> außeror<strong>de</strong>ntliche Kündigungsrechte<br />
bei einem Gesellschafterwechsel<br />
> Beschränkung <strong>de</strong>r Zurverfügungstellung<br />
von Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n<br />
als Sicherheiten für an<strong>de</strong>re<br />
Gläubiger<br />
> beschränkte Aufnahme zusätzlicher<br />
Kreditverbindlichkeiten<br />
> Restriktionen bei Akquisitionen<br />
o<strong>de</strong>r Unternehmensverkäufen<br />
> Beschränkungen bei <strong>de</strong>r Übernahme<br />
von Bürgschaften und bei <strong>de</strong>n<br />
Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nausschüttungen<br />
Nach überwiegen<strong>de</strong>r Auffassung <strong>de</strong>r<br />
befragten Kreditinstitute wird <strong>de</strong>r strategische<br />
Handlungsspielraum <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
durch die Vereinbarung und<br />
Nutzung von Covenants jedoch nicht<br />
stark eingeschränkt.<br />
Unternehmer befürchten<br />
mehr Streitfälle<br />
Im ersten Halbjahr 2009 wur<strong>de</strong>n zusätzlich<br />
zu <strong>de</strong>n Kreditinstituten insgesamt<br />
500 Unternehmen aller Branchen,<br />
Rechtsformen und Größen zur Lage in<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensfi nanzierung und zur<br />
Be<strong>de</strong>utung von Financial Covenants befragt.<br />
Wesentliches Ergebnis <strong>de</strong>r Umfrage<br />
ist, dass nahezu je<strong>de</strong>r Kreditvertrag<br />
positive Covenants aufweist. Insgesamt<br />
gaben 96 Prozent <strong>de</strong>r befragten Unternehmen<br />
an, dass ihre Kreditverträge<br />
positive Klauseln in Form von Informations-<br />
o<strong>de</strong>r Versicherungspfl ichten ent-<br />
halten, 76 Prozent gaben an, dass auch<br />
negative Covenants in <strong>de</strong>n Kreditverträgen<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Den Umfrageergebnissen zufolge führte<br />
ein Bruch von Aufl agen nur in wenigen<br />
Fällen zu einer unmittelbaren Kreditkündigung.<br />
Vielmehr wird über die<br />
Nachverhandlung <strong>de</strong>r Kreditverträge,<br />
die Anpassung <strong>de</strong>r Kreditkonditionen<br />
sowie die Zahlung einer Waiver Fee<br />
eine für das betroffene Unternehmen<br />
meist akzeptable Lösung gefun<strong>de</strong>n. Im<br />
Gegensatz zur Kreditgeberperspektive<br />
gaben die befragten Unternehmen<br />
jedoch mehrheitlich an, dass ihr strategischer<br />
Handlungsspielraum durch die<br />
Vereinbarung von Financial Covenants<br />
stark eingeschränkt wird. Kritisch sehen<br />
die Unternehmen auch, dass ihre<br />
spezifi sche Markt- und Branchensituation<br />
nicht ausreichend berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>.<br />
Zugleich sehen die befragten Unternehmen<br />
es auch als sehr wahrscheinlich<br />
an, dass die Banken zukünftig noch<br />
strengere Klauseln verlangen wer<strong>de</strong>n.<br />
Zu<strong>de</strong>m glauben 49 Prozent <strong>de</strong>r Umfrageteilnehmer,<br />
dass es zu einer zunehmen<strong>de</strong>n<br />
Anzahl an Konfl ikten zwischen<br />
Kreditnehmern und Gläubigern<br />
kommen wird. Infolge<strong>de</strong>ssen schätzen<br />
59 Prozent <strong>de</strong>r Umfrageteilnehmer alternative<br />
Finanzierungsformen und 28<br />
Prozent <strong>de</strong>r befragten Unternehmen<br />
<strong>de</strong>n Kapitalmarkt als Kapitalbeschaffungsquelle<br />
als sehr be<strong>de</strong>utsam ein.<br />
Schlussfolgerungen aus <strong>de</strong>r Studie: Im<br />
Bankensektor vollzieht sich ein <strong>de</strong>utlicher<br />
Bewusstseinswan<strong>de</strong>l im Hinblick<br />
auf eine zunehmen<strong>de</strong> Risikovorsorge.<br />
Wichtig ist, dass diese Entwicklung nicht<br />
nur als ein vorübergehen<strong>de</strong>s Phänomen<br />
angesehen wer<strong>de</strong>n kann, son<strong>de</strong>rn dass<br />
die Banken bei <strong>de</strong>r Fremdkapitalvergabe<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit auch<br />
zukünftig weitaus vorsichtiger als bisher<br />
agieren wer<strong>de</strong>n.<br />
Mittelständische Unternehmen, die<br />
nach wie vor auf <strong>de</strong>n Bankkredit angewiesen<br />
sind, müssen <strong>de</strong>shalb verstärkt<br />
um<strong>de</strong>nken, was ihre Finanzierung betrifft.<br />
Vor allem gilt es zu erkennen, dass<br />
eine intensive Beschäftigung mit <strong>de</strong>n<br />
Financial Covenants auch zukünftig<br />
unerlässlich sein wird.<br />
48 ProFirma 06 2010
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Finanzen & Steuern<br />
Steuer-Tipps<br />
KEINE VERSCHONUNG<br />
Wird ein im Wege einer Erbschaft<br />
o<strong>de</strong>r Schenkung übernommener Betrieb<br />
für eine bestimmte Dauer unverän<strong>de</strong>rt<br />
fortgeführt, winken für<br />
<strong>de</strong>n Unternehmer bei <strong>de</strong>r Erbschaft-/<br />
Schenkungsteuer großzügige Verschonungsregeln.<br />
Geht das Unternehmen<br />
innerhalb dieser Frist jedoch in Insolvenz,<br />
fallen die Verschonungsregeln<br />
weg und es drohen Steuernachzahlungen<br />
(BFH, Urteil vom 4.2.2010, Az.<br />
II R 25/08).<br />
ELSTER-ONLINE<br />
Selbstständige, die ihren Gewinn<br />
nach <strong>de</strong>r einfachen Einnahmen-Überschussrechnung<br />
ermitteln, können<br />
ihre Steuererklärungen nun vollständig<br />
elektronisch ans Finanzamt übermitteln.<br />
In <strong>de</strong>r Version 11.4 bietet<br />
die Elster-Software nun erstmals die<br />
Möglichkeit, die Anlage EÜR komplett<br />
auszufüllen und zu sen<strong>de</strong>n (Software<br />
bzw. Update abrufbar unter www.<br />
elsterformular.<strong>de</strong>).<br />
STEUERSCHULDEN<br />
Stellt ein Betrieb einen Insolvenzantrag<br />
und <strong>de</strong>r Insolvenzverwalter gestattet<br />
die Fortführung <strong>de</strong>s Gewerbes<br />
– entwe<strong>de</strong>r um einen Neustart zu ermöglichen<br />
o<strong>de</strong>r um die Insolvenzmasse<br />
nicht zu verschlechtern –, muss<br />
das Gewerbeamt stillhalten. Denn bei<br />
aufgelaufenen Steuerschul<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Insolvenz haben Gewerbeämter oft<br />
wegen Unzuverlässigkeit eine Gewerbeuntersagung<br />
ausgesprochen. Das ist<br />
nach Ansicht <strong>de</strong>s Verwaltungsgerichts<br />
Trier jedoch unzulässig (Urteil vom<br />
14.4.2010, Az. 5 K 11/10).<br />
STEUERTRENDS<br />
Aschewolke<br />
Unternehmer in <strong>de</strong>r Nachweispfl icht<br />
Viele Unternehmer saßen wegen <strong>de</strong>r<br />
Aschewolke und <strong>de</strong>s tagelangen Flugverbots<br />
im Ausland fest, mussten<br />
teilweise auf eigene Kosten Flüge umbuchen<br />
o<strong>de</strong>r ihren Hotelaufenthalt unfreiwillig<br />
verlängern. Wie<strong>de</strong>r zu Hause<br />
angekommen, könnte <strong>de</strong>r Ärger weitergehen.<br />
Denn das Finanzamt könnte<br />
bei Prüfungen, die Jahre später stattfi n<strong>de</strong>n,<br />
unterstellen, dass nicht die Aschewolke<br />
an <strong>de</strong>m verlängerten Aufenthalt<br />
schuld war, son<strong>de</strong>rn ein von Anfang<br />
RÜCKSTELLUNG FÜR DIGITALEN<br />
DATENZUGRIFF ZULÄSSIG<br />
Entstehen einem bilanzieren<strong>de</strong>n Unternehmer<br />
Kosten, weil er sein betriebliches EDV-<br />
Buchhaltungssystem an die „Grundsätze<br />
zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler<br />
Unterlagen“, kurz GDPdU, anpassen<br />
muss, darf er dafür eine Rückstellung bil<strong>de</strong>n.<br />
Die OFD Münster weist jedoch darauf<br />
hin, dass diese Möglichkeit erstmals für<br />
Wirtschaftsjahre angewandt wer<strong>de</strong>n darf,<br />
die nach <strong>de</strong>m 24. Dezember 2008 en<strong>de</strong>n.<br />
(Kurzinfo ESt Nr. 6/2010 vom 15.4.2010).<br />
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an geplanter Privaturlaub. Folge: Die<br />
Zusatzkosten und ein Teil <strong>de</strong>r An- und<br />
Abreisekosten dürften dann nicht als<br />
Betriebsausgaben abgezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
ProFirma rät: Selbstständige, <strong>de</strong>nen<br />
durch ihren unfreiwilligen Aufenthalt<br />
Zusatzkosten entstan<strong>de</strong>n sind, sollten<br />
sich daher jetzt Bestätigungen von Fluggesellschaft<br />
und Hotel besorgen, die beweisen,<br />
dass <strong>de</strong>r verlängerte Aufenthalt<br />
we<strong>de</strong>r geplant war noch private Hintergrün<strong>de</strong><br />
hatte.<br />
BETEILIGUNGSERWERB:<br />
SANIERUNGSKLAUSEL AUF EIS GELEGT<br />
Um angeschlagene Unternehmen vor <strong>de</strong>r<br />
Insolvenz zu retten, hat die Regierung im<br />
Bürgerentlastungsgesetz und im Wachstumsbeschleunigungsgesetz<br />
(Paragraf 8c<br />
KStG) eine Sanierungsklausel geschaffen.<br />
Verluste einer Kapitalgesellschaft gehen<br />
danach nicht unter, wenn <strong>de</strong>r Anteilskauf<br />
zur Rettung <strong>de</strong>s Unternehmens erfolgt. Der<br />
Käufer <strong>de</strong>r Anteile darf die Verluste daher<br />
steuerlich mit Gewinnen verrechnen.<br />
ProFirma warnt: Da die Europäische Kommission<br />
hier eine Wettbewerbsverzerrung<br />
sieht, hat das Bun<strong>de</strong>sfi nanzministerium die<br />
Sanierungsklausel auf Eis gelegt. Auch wer<br />
eine verbindliche Auskunft in <strong>de</strong>r Tasche<br />
hat, kann die übernommenen Verluste bis<br />
zur endgültigen Entscheidung <strong>de</strong>r Kommission<br />
nicht mehr Steuer sparend verrechnen<br />
(BMF, Schreiben vom 30.4.2010, Az. IV C<br />
2 - S 2745-a/08/10005).<br />
50 ProFirma 06 2010
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Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />
Foto: Finanzamt<br />
Vorsteuerabzug<br />
Wo Prüfer gerne schnüffeln<br />
Die Umsatzsteuerprüfung geht bei vielen Unternehmen richtig ins Geld.<br />
Der Grund: zu viele Fehler in Rechnungen. Mehr Genauigkeit macht sich bezahlt.<br />
VON OTTFRIED WEISS<br />
Der aktuellen Statistik <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi -<br />
nanzministeriums zufolge kostet eine<br />
Umsatzsteuerson<strong>de</strong>rprüfung einen<br />
Selbstständigen rund 17.000 Euro. Ein<br />
Großteil <strong>de</strong>r Steuernachzahlungen ist<br />
Folge <strong>de</strong>r Kürzung <strong>de</strong>r Vorsteuer wegen<br />
fehlerhafter Eingangsrechnungen. Pro-<br />
Firma zeigt die häufi gsten Fehlerquellen<br />
beim Vorsteuerabzug, verrät, wo die<br />
Finanzverwaltung bei <strong>de</strong>r Prüfung beson<strong>de</strong>rs<br />
genau hinschaut, und gibt Unternehmern<br />
Argumente an die Hand,<br />
wie drohen<strong>de</strong> Steuernachzahlungen bei<br />
einer Prüfung gedrückt o<strong>de</strong>r verhin<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Fall 1:<br />
Keine Rechnung vorhan<strong>de</strong>n<br />
Den Vorsteuerabzug erhält ein Unternehmer<br />
grundsätzlich nur dann, wenn<br />
er eine Rechnung mit ausgewiesener<br />
Umsatzsteuer in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hält. Soweit<br />
die Regel. Aber keine Regel ohne<br />
Ausnahme. Gilt nämlich die Steuerschuldnerschaft<br />
nach Paragraf 13b<br />
UStG, erhält <strong>de</strong>r Auftraggeber sogar<br />
dann einen Vorsteuerabzug, wenn er<br />
keine Rechnung erhalten hat.<br />
Beispiel: Bauunternehmer Huber beauftragt<br />
einen Subunternehmer mit <strong>de</strong>m<br />
Bau einer Halle. Die Nettorechnung, die<br />
er von seinem Subunternehmer erhält,<br />
lautet über 50.000 Euro. Huber führt die<br />
Umsatzsteuer nach Paragraf 13b UStG<br />
ans Finanzamt ab und macht in gleicher<br />
Höhe Vorsteuer geltend. Bei einer Umsatzsteuerson<strong>de</strong>rprüfung<br />
kann die Ein-<br />
gangsrechnung nicht mehr gefun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Subunternehmer ist insolvent.<br />
In diesem Fall greift die Umsatzsteueranmeldung<br />
nach Paragraf 13b<br />
UStG, nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Auftraggeber <strong>de</strong>r<br />
Vorsteuerabzug auch bei fehlerhaften<br />
o<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Eingangsrechnungen<br />
zusteht (BMF, Schreiben vom 2.12.2004,<br />
IV A 6 – S 7279 – 100/04, Tz. 4.1).<br />
Fall 2:<br />
Falsche Steuernummer<br />
Nicht selten kippt <strong>de</strong>r Prüfer <strong>de</strong>n Vorsteuerabzug<br />
aus Eingangsrechnungen,<br />
weil sich bei näherer Überprüfung herausstellt,<br />
dass entwe<strong>de</strong>r die angegebene<br />
Steuernummer nicht stimmt o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Name <strong>de</strong>s Rechnungsempfängers<br />
fehlerhaft o<strong>de</strong>r unvollständig ist. Doch<br />
können diese Fehler <strong>de</strong>m Rechnungsempfänger<br />
in die Schuhe geschoben<br />
wer<strong>de</strong>n und zum Verlust <strong>de</strong>s Vorsteuerabzugs<br />
führen? Nein, meint ProFirma.<br />
Die Angabe <strong>de</strong>r Steuernummer und <strong>de</strong>s<br />
Namens <strong>de</strong>s Leistungsempfängers sollen<br />
lediglich die ein<strong>de</strong>utige I<strong>de</strong>ntifi zierung<br />
<strong>de</strong>s Rechnungsausstellers und <strong>de</strong>s<br />
Rechnungsempfängers sicherstellen.<br />
Ist die I<strong>de</strong>ntifi zierung durch die fehlerhaften<br />
Angaben nicht beeinträchtigt,<br />
darf am Vorsteuerabzug nicht gerüttelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Begründung: Es kann einem<br />
Unternehmer nicht zugemutet wer<strong>de</strong>n,<br />
die Steuernummer <strong>de</strong>s Rechnungsempfängers<br />
auf ihre Richtigkeit zu überprüfen<br />
(Abschnitt 192 Abs. 3 Satz 4 UStR).<br />
Auch <strong>de</strong>r unvollständige Name <strong>de</strong>s<br />
Das tägliche Brot in <strong>de</strong>r Steuerprüfung:<br />
Beim intensiven Studium von Rechnungen<br />
stoßen die Prüfer immer wie<strong>de</strong>r auf Fehler.<br />
52 ProFirma 06 2010
Leistungsempfängers muss nach einem<br />
Urteil <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs kein Beinbruch<br />
sein (BFH, Az. V B 26/96).<br />
Fall 3: Scheinunternehmer<br />
Kommt das Finanzamt nach seinen<br />
Recherchen zur Auffassung, dass <strong>de</strong>r<br />
Rechnungsaussteller die abgerechnete<br />
Leistung nicht erbracht hat (Strohmann,<br />
Scheinunternehmer), ist <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug<br />
nicht zulässig. Das gilt auch dann,<br />
wenn eine Bestätigung <strong>de</strong>s Finanzamts<br />
über die Erfassung <strong>de</strong>s Lieferanten als<br />
Unternehmer vorgelegt wird.<br />
Beispiel: Schrotthändler Müller hat von<br />
einem Schrottlieferanten mehrere Tonnen<br />
Kupfer gekauft und dafür 100.000<br />
Euro zzgl. 19.000 Euro Umsatzsteuer<br />
gezahlt. Das Finanzamt stellt fest, dass<br />
es sich bei <strong>de</strong>m Lieferanten in Wirklichkeit<br />
um einen Arbeitslosen han<strong>de</strong>lte,<br />
ProFirma 06 2010<br />
<strong>de</strong>r für ein paar Hun<strong>de</strong>rt Euro einige<br />
Rechnungen unterzeichnet hat. Die<br />
Waren wur<strong>de</strong>n jedoch von einem Hintermann<br />
geliefert. Da Müller diesen Hintermann<br />
nicht benennen kann, muss<br />
er die bereits erhaltenen 19.000 Euro<br />
Vorsteuer wie<strong>de</strong>r ans Finanzamt zurückzahlen.<br />
ProFirma rät: An <strong>de</strong>r Feststellung <strong>de</strong>s<br />
Prüfers lässt sich zunächst nicht rütteln.<br />
Betroffene Unternehmer können jedoch<br />
einen Antrag auf Erlass aus Billigkeitsgrün<strong>de</strong>n<br />
bei <strong>de</strong>r Finanzkasse stellen.<br />
Ein Erlass ist möglich, wenn <strong>de</strong>r Rechnungsempfänger<br />
alles versucht hat,<br />
sich davon zu überzeugen, dass sein Geschäftspartner<br />
tatsächlich Unternehmer<br />
ist. Hat sich <strong>de</strong>r Auftraggeber beispielsweise<br />
eine Gewerbeanmeldung, eine Bestätigung<br />
über die steuerliche Erfassung<br />
beim Finanzamt und eine Ausweisko-<br />
Spielregeln rund<br />
um <strong>de</strong>n Vorsteuerabzug<br />
Aufbewahrung: Für Rechnungen gilt<br />
eine Aufbewahrungspfl icht von zehn<br />
Jahren.<br />
Online-Versand: Für elektronisch übermittelte<br />
Rechnungen gibt es nur dann<br />
einen Vorsteuerabzug, wenn diese mit<br />
einer qualifi zierten Signatur versehen<br />
sind (Paragraf 14 Abs. 3 Nr. 1 und Abs.<br />
2 UStG) und wenn <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>r elektronischen<br />
Rechnung nach Erhalt nicht<br />
mehr abän<strong>de</strong>rbar ist.<br />
Fax: Geht eine Rechnung als Papier-Fax<br />
ein, spricht nichts gegen einen Abzug.<br />
Bei Erhalt eines Computer-Faxes ist wie<strong>de</strong>rum<br />
eine qualifi zierte elektronische<br />
Signatur erfor<strong>de</strong>rlich (OFD Chemnitz,<br />
Verfügung vom 21.8.2006, Az. S 7287a<br />
– 1/1 – St 23).<br />
Ist-Versteuerung: Lagen die Umsätze<br />
<strong>de</strong>s Vorjahres nicht über 500.000 Euro,<br />
darf ein Unternehmer beim Finanzamt<br />
die Ist-Versteuerung beantragen. Danach<br />
muss er die Umsatzsteuer aus seinen<br />
Ausgangsrechnungen erst dann ans Finanzamt<br />
zahlen, wenn seine Kun<strong>de</strong>n<br />
ihre Rechnungen begleichen. Auf <strong>de</strong>n<br />
Vorsteuerabzug hat die Ist-Versteuerung<br />
jedoch keinen Einfl uss. Der Vorsteuerabzug<br />
steht einem Unternehmer unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r Zahlung zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt<br />
zu, an <strong>de</strong>m er die Rechnung in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n<br />
hält.<br />
Rechnungsnummer: Egal, welche Rechnungsnummer<br />
<strong>de</strong>r Rechnungsaussteller<br />
wählt (Datum, Buchstabenkürzel, Zahlenkombination),<br />
das Finanzamt darf<br />
<strong>de</strong>n Vorsteuerabzug nie versagen. Der<br />
Vorsteuerabzug ist nur dann verloren,<br />
wenn gar keine Rechnungsnummer auf<br />
einer Eingangsrechnung zu fi n<strong>de</strong>n ist.<br />
Zurückbehalt: Enthält eine Rechnung<br />
fehlerhafte Angaben, die <strong>de</strong>n Verlust<br />
<strong>de</strong>r Vorsteuer auslösen, darf die Zahlung<br />
bis zur Zusendung einer berichtigten<br />
Rechnung zurückbehalten wer<strong>de</strong>n. Steht<br />
einem Unternehmer aus einer Rechnung<br />
jedoch kein Vorsteuerabzug zu (umsatzsteuerfreie<br />
Leistung, Rechnungsempfänger<br />
ist Kleinunternehmer), hat er kein<br />
Zurückbehaltungsrecht.<br />
pie <strong>de</strong>s Lieferanten aushändigen lassen<br />
und konnte daraus nicht geschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Rechnungsaussteller<br />
ein Scheinunternehmer ist, könnte es<br />
mit einem Antrag auf einen Erlass aus<br />
Billigkeitsgrün<strong>de</strong>n klappen (BFH, Urteil<br />
v. 30.4.2009, Az. V R 15/07).<br />
Fall 4: Ungenaue<br />
Leistungsbeschreibung<br />
Der neueste Trend <strong>de</strong>r Prüfer <strong>de</strong>s Finanzamts<br />
ist, die Leistungsbeschreibung<br />
in einer Eingangsrechnung genau<br />
zu prüfen. Ist diese sehr allgemein gehalten<br />
und kann die abgerechnete Leistung<br />
nicht nachvollzogen wer<strong>de</strong>n, ist <strong>de</strong>r<br />
Vorsteuerabzug verloren. Steht auf <strong>de</strong>r<br />
Rechnung beispielsweise nur „Trockenbauarbeiten“<br />
o<strong>de</strong>r „Wartungsarbeiten“<br />
ist das zu wenig.<br />
ProFirma rät: Es lohnt sich jedoch auf die<br />
Barrika<strong>de</strong>n zu gehen, wenn das Finanzamt<br />
die Vorsteuer vorschnell zurückfor<strong>de</strong>rt.<br />
Denn gibt es auf <strong>de</strong>r Rechnung<br />
Hinweise auf weitere Dokumente, aus<br />
<strong>de</strong>nen die erbrachte Leistung zweifelsfrei<br />
hervorgeht, ist <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug<br />
gerettet („Trockenbauarbeiten laut Leistungsbeschreibung<br />
vom 10. April 2010“<br />
o<strong>de</strong>r „Wartungsarbeiten im Umfang <strong>de</strong>s<br />
Wartungsvertrags vom 5. Mai 2010“).<br />
Fall 5: Korrektur <strong>de</strong>r Rechnung<br />
Eine häufi ge Frage in <strong>de</strong>r Praxis: Darf<br />
<strong>de</strong>r Empfänger die Rechnung berichtigen?<br />
Ja, er darf, lautet die Antwort.<br />
Doch damit das Finanzamt keine<br />
plumpe Urkun<strong>de</strong>nfälschung unterstellt<br />
und neben <strong>de</strong>r Kürzung <strong>de</strong>s Vorsteuerabzugs<br />
noch die Staatsanwaltschaft<br />
einschaltet, sind einige Spielregeln zu<br />
beachten. Wer<strong>de</strong>n Rechnungsangaben<br />
vom Rechnungsempfänger handschriftlich<br />
ergänzt o<strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rt, steht<br />
ihm <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug nur dann zu,<br />
wenn <strong>de</strong>r Rechnungsaussteller diese<br />
Än<strong>de</strong>rungen nachweislich akzeptiert<br />
(BFH, Beschluss vom 17.4.1980;<br />
Abschnitt 188a Abs. 2 Satz 6 UStR).<br />
ProFirma rät: Auf <strong>de</strong>r sicheren Seite<br />
sind Sie, wenn Sie <strong>de</strong>m Rechnungsaussteller<br />
die ergänzte Rechnung in Kopie<br />
zurückschicken und um Bestätigung<br />
bitten. Diese Bestätigung sollten Sie bei<br />
<strong>de</strong>n Unterlagen aufbewahren.<br />
53
Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />
Digitaler Datenzugriff<br />
Nicht alles ist erlaubt<br />
Mit Analyseprogrammen dringen Betriebsprüfer immer tiefer ins Zahlenwerk<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen vor. Übereifrige Kontrolleure sollte <strong>de</strong>r Firmenchef aber in die<br />
Schranken weisen. VON OTTFRIED WEISS<br />
Bei Außenprüfungen haben die Prüfer<br />
<strong>de</strong>s Finanzamts seit <strong>de</strong>m Jahr 2002<br />
nach Paragraf 147 Abs. 6 Abgabenordnung<br />
das Recht, digital auf die EDV-<br />
Buchführung zuzugreifen. Aus diesem<br />
Recht entsteht in <strong>de</strong>r Praxis zwischen<br />
<strong>de</strong>m Prüfungsbeamten und <strong>de</strong>m Unternehmer<br />
schnell ein explosiver Machtkampf.<br />
Auf welche Daten darf das<br />
Finanzamt zugreifen? Welche Rechte<br />
haben Unternehmer? Wann ist Schluss<br />
mit <strong>de</strong>r „Big-Brother-Mentalität“, alles<br />
offenlegen zu müssen? ProFirma hat<br />
nachgeforscht und ist auf interessante<br />
Details gestoßen.<br />
Mel<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Prüfer <strong>de</strong>s Finanzamts<br />
an, ist es sinnvoll, vor Prüfungsbeginn<br />
abzustimmen, welchen Zugriff auf<br />
Rückstellung: Zwar sind Rückstellungen<br />
für die Anpassung <strong>de</strong>r EDV-Buchhaltung<br />
an die Vorgaben zum digitalen Datenzugriff<br />
nun zulässig – mit einer Einschränkung:<br />
Muss ein Datensichtgerät gekauft<br />
o<strong>de</strong>r ein neues Programm entworfen<br />
wer<strong>de</strong>n, damit <strong>de</strong>r Zugriff auf eine aussortierte<br />
EDV-Buchhaltung möglich ist,<br />
schei<strong>de</strong>t die Bildung einer Rückstellung<br />
aus. Grund: Für Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />
ist die Bildung von Rückstellungen<br />
unzulässig.<br />
Freiwillige Aufzeichnungen: Wer freiwillige<br />
Aufzeichnungen führt, kann <strong>de</strong>m<br />
RECHTE UND PFLICHTEN<br />
die Buchhaltung er bevorzugt. Denn<br />
möchte er direkt auf die Buchführung<br />
zugreifen, muss kein Geld für eine<br />
zusätzliche Daten-CD ausgegeben<br />
wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> ältere Prüfer, die technisch<br />
nicht so versiert sind, begrüßen<br />
die Klärung im Vorfeld und verzichten<br />
vollständig auf <strong>de</strong>n Datenzugriff, wenn<br />
man ihnen anbietet, die Buchführung<br />
in Papierform auszuhändigen.<br />
ProFirma rät: Besteht <strong>de</strong>r Prüfer auf<br />
Aushändigung einer Daten-CD, wird<br />
er die Prüfung meist in die Prüfer-<br />
Software I<strong>de</strong>a einspielen und viele Prüfungsfel<strong>de</strong>r<br />
elektronisch abarbeiten.<br />
Nach Abschluss <strong>de</strong>r Prüfung sollten<br />
Selbstständige darauf bestehen, dass er<br />
die Daten-CD wie<strong>de</strong>r zurückgibt und<br />
Finanzamt <strong>de</strong>n Zugriff darauf verweigern<br />
(Einnahmen-Überschussrechner führt<br />
zeitgleich freiwillig eine doppelte Buchführung).<br />
Denn <strong>de</strong>r Zugriff ist nur auf Daten<br />
erlaubt, für die eine Aufbewahrungspfl<br />
icht besteht.<br />
Verhaltensknigge: Mit <strong>de</strong>m Motto „Ich<br />
muss nicht recht haben, ich muss nur<br />
recht bekommen“ fahren Selbstständige<br />
schlecht. Denn wenn <strong>de</strong>r Geprüfte nichts<br />
zu verbergen hat, sollte er <strong>de</strong>m Prüfer<br />
ohne lange Diskussionen einfach <strong>de</strong>n<br />
Zugriff gewähren. Das spart Zeit, Nerven<br />
und schafft ein besseres Prüfungsklima.<br />
schriftlich bestätigt, dass er sämtliche<br />
Buchhaltungsdaten von seinem Laptop<br />
gelöscht hat.<br />
Pocht <strong>de</strong>r Prüfer <strong>de</strong>s Finanzamts unnachgiebig<br />
auf einen direkten Zugriff<br />
auf die EDV-Buchführung, und es wür<strong>de</strong><br />
unangemessen viel Geld kosten, das<br />
bereits stillgelegte Programm wie<strong>de</strong>r zu<br />
reaktivieren, hilft nur ein Antrag beim<br />
Leiter <strong>de</strong>r Betriebsprüfungsstelle. Dieser<br />
wird jedoch nur dann Abstand vom<br />
Direktzugriff nehmen, wenn alternativ<br />
eine Daten-CD vorgelegt wer<strong>de</strong>n kann,<br />
die in I<strong>de</strong>a eingespielt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Elektronische Prüfverfahren<br />
Prüfer <strong>de</strong>s Finanzamts versuchen immer<br />
wie<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n Firmenchef mit ihren<br />
verschie<strong>de</strong>nen elektronischen Prüfverfahren<br />
zu beeindrucken und ihn<br />
letztendlich eines Steuervergehens zu<br />
überführen. Doch die elektronischen<br />
Prüfverfahren können nur dann zu Gewinn-<br />
und Umsatzsteuerschätzungen<br />
o<strong>de</strong>r zur Unwirksamkeit eines Fahrtenbuchs<br />
führen, wenn weitere Anhaltspunkte<br />
für Buchhaltungs- o<strong>de</strong>r<br />
Aufzeichnungs<strong>de</strong>fi zite vorliegen.<br />
ProFirma rät: Wenn <strong>de</strong>r Prüfer aufgrund<br />
seiner elektronischen Auswertungen<br />
hohe Steuernachzahlungen for<strong>de</strong>rt,<br />
sollten Sie in einer Schlussbesprechung<br />
einen Kompromiss suchen o<strong>de</strong>r bei<br />
reiner Weste einen Einspruch androhen.<br />
Sind die Feststellungen nicht wasserdicht,<br />
wird <strong>de</strong>r Prüfer sie im Zweifel<br />
wie<strong>de</strong>r fallen lassen.<br />
54 ProFirma 06 2010
Seeling-Mo<strong>de</strong>ll<br />
Noch ein Schlupfl och weniger<br />
Unternehmer, die ein Eigenheim kaufen o<strong>de</strong>r bauen, können noch bis En<strong>de</strong><br />
2010 Umsatzsteuer sparen. Dann unterbin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Gesetzgeber auch diese Steuer-<br />
sparvariante. VON OTTFRIED WEISS<br />
Unternehmer genießen als private Bauherren<br />
<strong>de</strong>rzeit noch ein Steuerprivileg<br />
<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Art: das sogenannte<br />
Seeling-Mo<strong>de</strong>ll. Dieses Mo<strong>de</strong>ll trägt <strong>de</strong>n<br />
Namen <strong>de</strong>s Unternehmers Wolfgang<br />
Seeling, <strong>de</strong>r im Jahr 2003 vor <strong>de</strong>m Europäischen<br />
Gerichtshof das Urteil erstritt,<br />
dass ein Bauherr <strong>de</strong>n Vorsteuerabzug<br />
für die gesamten Anschaffungs- bzw.<br />
Herstellungskosten geltend machen<br />
kann, wenn er das neue Gebäu<strong>de</strong> zu<br />
min<strong>de</strong>stens zehn Prozent unternehmerisch<br />
nutzt (EuGH, Urteil vom 8.5.2003,<br />
Az. C 269/00). Voraussetzung dafür ist,<br />
dass er das Privatgebäu<strong>de</strong> seinem umsatzsteuerlichen<br />
Betriebsvermögen zuordnet.<br />
Im Gegenzug muss <strong>de</strong>r Unternehmer<br />
in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n zehn Jahren<br />
für <strong>de</strong>n privat genutzten Teil <strong>de</strong>s Hauses<br />
Umsatzsteuer ans Finanzamt zurückzahlen.<br />
Der Reiz dieses Mo<strong>de</strong>lls sind<br />
Steuer- und Finanzierungsvorteile.<br />
Vom 1. Januar 2011 an will <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />
<strong>de</strong>r Nutzung dieses Mo<strong>de</strong>lls<br />
aber einen Riegel vorschieben. Denn<br />
aufgrund <strong>de</strong>r jüngsten Verordnung zur<br />
Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Mehrwertsteuersystemrichtlinie<br />
<strong>de</strong>r EU vom 15. Januar 2010<br />
ist <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug für gemischt genutzte<br />
Gebäu<strong>de</strong> vom Jahr 2011 an nicht<br />
mehr zu 100 Prozent, son<strong>de</strong>rn nur noch<br />
im Verhältnis <strong>de</strong>r betrieblichen Nutzung<br />
erlaubt.<br />
ProFirma rät: Unternehmer, die das Seeling-Mo<strong>de</strong>ll<br />
noch nutzen wollen, sollten<br />
<strong>de</strong>n Neubau bei <strong>de</strong>r ersten Rechnung<br />
<strong>de</strong>m Betriebsvermögen zuordnen.<br />
ProFirma 06 2010<br />
So funktioniert das Seeling-Mo<strong>de</strong>ll<br />
Unternehmer Müller erwirbt ein privates Eigenheim für eine Million Euro zzgl. 190.000 Euro Umsatzsteuer.<br />
Da er sich für seinen Betrieb ein großes Lager einrichtet, liegt die unternehmerische Nutzung seines<br />
Eigenheims bei 20 Prozent. Er ordnet <strong>de</strong>shalb sein Eigenheim umsatzsteuerlich seinem Unternehmensvermögen<br />
zu. Die unentgeltliche Wertabgabe für die Nutzung <strong>de</strong>r Privaträume beträgt jährlich 70.000 Euro.<br />
Vorsteuererstattung<br />
(= Finanzierungsvorteil)<br />
Umsatzsteuerzahlungen<br />
für die Privatnutzung in zehn<br />
Jahren<br />
Damit das Finanzamt das Seeling-Mo<strong>de</strong>ll<br />
akzeptiert, sollten folgen<strong>de</strong> Punkte genau<br />
beachtet wer<strong>de</strong>n:<br />
Fundstellen: Zur sicheren Gestaltung sind<br />
folgen<strong>de</strong> Fundstellen maßgeblich: EuGH,<br />
Urteil vom 8.5.2003, Az. C-269/00; BFH,<br />
Urteil vom 24.7.2003, Az. V R 39/99; BMF,<br />
Schreiben vom 30.3.2004, BStBl I 2004<br />
S. 451; BMF, Schreiben vom 13.4.2004,<br />
BStBl I 2004 S. 469 und vom 10.8.2007,<br />
BStBl 2007 S. 690; OFD Koblenz, 4.11.<br />
2008, S 7206/S 7300 A – St 44 5.<br />
Zehn-Prozent-Grenze: Die Zuordnung<br />
<strong>de</strong>s Eigenheims zum Betriebsvermögen<br />
ist nur dann zulässig, wenn min<strong>de</strong>stens<br />
zehn Prozent <strong>de</strong>r „Gesamtnutzfl äche“ für<br />
das Unternehmen bereitgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Rechtslage bis 31.12.2010 Rechtslage von 2011 an<br />
190.000 Euro 38.000 Euro<br />
(20 Prozent <strong>de</strong>r Vorsteuer)<br />
133.000 Euro<br />
(70.000 Euro x 19 Prozent =<br />
13.300 Euro x zehn Jahre)<br />
RECHTLICHE HÜRDEN<br />
0 Euro<br />
Fazit: Nach <strong>de</strong>rzeitiger Rechtslage winkt also nicht nur ein Finanzierungsvorteil. Insgesamt zahlt <strong>de</strong>r<br />
Bauherr 19.000 Euro weniger Umsatzsteuer (=Vorsteuererstattung 57.000 Euro nach bisheriger Rechtslage<br />
abzüglich 38.000 Euro nach neuer Rechtslage).<br />
Entnahme: Die Entnahme von Grundstücken<br />
und Gebäu<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Unternehmer<br />
zum vollen o<strong>de</strong>r teilweisen Vorsteuerabzug<br />
berechtigt haben, fällt unter<br />
die Steuerbefreiung <strong>de</strong>s Paragrafen 4 Nr.<br />
9 Buchst. a UStG (BMF-Schreiben vom<br />
22.9.2008, IV B 8 – S 7107/07/10002).<br />
Photovoltaik: Der BFH hat in einem<br />
Revisionsverfahren zu klären, ob das<br />
Seeling-Mo<strong>de</strong>ll auch für eine Photovoltaikanlage<br />
zur Stromerzeugung für frem<strong>de</strong><br />
Abnehmer greift. Betroffene sollten<br />
daher <strong>de</strong>n vollen Vorsteuerabzug geltend<br />
machen. Lehnt das Finanzamt dies<br />
ab, sollte mit Hinweis auf das Revisionsverfahren<br />
(Az. XI R 29/09) Einspruch<br />
erhoben und ein Ruhen <strong>de</strong>s Verfahrens<br />
beantragt wer<strong>de</strong>n.<br />
55
IT & Investition – Special Energie<br />
Solarthermie<br />
Dampf vom Dach<br />
Die Nutzung <strong>de</strong>r Sonnenenergie für gewerbliche Prozesse steht heute dort, wo die<br />
private Hausdachanlage vor 20 Jahren stand: Je<strong>de</strong>s Projekt ist eine Individuallösung.<br />
Attraktive Einzelprojekte in Firmen gibt es trotz<strong>de</strong>m. VON BERNWARD JANZING<br />
Manchmal sind die ältesten Unternehmen die mo<strong>de</strong>rnsten.<br />
Die Historie <strong>de</strong>r Privatbrauerei Hofmühl im bayerischen Eichstätt<br />
reicht zurück bis ins Jahr 1492 – das Jahr, als Christoph<br />
Kolumbus Amerika ent<strong>de</strong>ckte. Die Brauerei ist damit älter als<br />
das <strong>de</strong>utsche Reinheitsgebot für Bier, das im Jahr 1516 erlassen<br />
wur<strong>de</strong>. Trotz<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r Betrieb kein Ort altertümlicher<br />
Technik. Im Gegenteil: Das Unternehmen im Naturpark<br />
Altmühltal produziert seit knapp einem Jahr einen Großteil<br />
seines Energiebedarfs selbst – mithilfe einer mo<strong>de</strong>rnen Solaranlage.<br />
1.284 Quadratmeter Vakuum-Röhrenkollektoren versorgen<br />
die Brauerei mit heißem Wasser. Vor allem für Reinigungspro-<br />
zesse wer<strong>de</strong>n die Temperaturen von bis zu 130 Grad genutzt,<br />
aber auch zum Beheizen <strong>de</strong>r mehr als 1.000 Quadratmeter<br />
Bürofl äche. Die Nutzung <strong>de</strong>r Sonne lag für Firmenchef Benno<br />
Emslan<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Hand: „Wir brauchen die meiste Wärme im<br />
Sommer, weil wir dann auch am meisten Bier verkaufen.“<br />
Im August 2009 ging die Solaranlage in Betrieb. Emslan<strong>de</strong>r<br />
rechnet mit einer Heizölersparnis von rund 80.000 Litern pro<br />
Jahr. Das sind etwa 60 Prozent <strong>de</strong>s bisherigen Verbrauchs.<br />
Möglich wird <strong>de</strong>r hohe Deckungsgrad vor allem durch eine solarabhängige<br />
Prozesssteuerung, bei <strong>de</strong>r die Produktionszeiten<br />
sich nach <strong>de</strong>r Sonnenscheindauer richten. Einen Speicher für<br />
die Solarwärme gibt es natürlich trotz<strong>de</strong>m. Zwei Tanks mit je<br />
60 Kubikmetern Inhalt wur<strong>de</strong>n installiert. Sie könnten noch<br />
größer sein, fi n<strong>de</strong>t Emslan<strong>de</strong>r. Der Grund: „Die Kollektoren<br />
bringen mehr Energie als geplant.“ Die Verwertung <strong>de</strong>r gewonnenen<br />
Energie ist ebenfalls genau durchdacht. „Wir betreiben<br />
eine Kaska<strong>de</strong>nnutzung“, erklärt <strong>de</strong>r Firmenchef. Das<br />
be<strong>de</strong>utet: Das Wasser wird mehrfach genutzt. Zuerst für die<br />
Prozesse, die das höchste Temperaturniveau benötigen, dann<br />
für jene, die mit weniger Wärme auskommen.<br />
Die gute Eichstätter Solarbilanz freut auch die Unterstützer<br />
<strong>de</strong>r Anlage. Das Kollektorsystem wur<strong>de</strong> als Pilotprojekt im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rprogramms „Solarthermie 2000plus“ vom<br />
Bun<strong>de</strong>sumweltministerium (BMU) zur Hälfte mitfi nanziert.<br />
Das Programm wur<strong>de</strong> eigens aufgelegt, um <strong>de</strong>n Bau solarer<br />
Großanlagen anzuschieben. Emslan<strong>de</strong>r hat drei Jahre an <strong>de</strong>m<br />
„Mit konzentrieren<strong>de</strong>n Kollektoren sind Temperaturen von<br />
200 Grad und ein Dampfdruck von 16 Bar heute gut erreichbar.“<br />
KLAUS HENNECKE, DLR, KÖLN-PORZ<br />
Projekt gebaut. Er ist davon überzeugt, dass Nachahmer an<br />
an<strong>de</strong>ren Standorten von seiner Vorleistung profi tieren wer<strong>de</strong>n:<br />
„Wir haben 1,5 Millionen Euro investiert, doch mit unseren<br />
Erfahrungen kann ein vergleichbares Projekt künftig für<br />
700.000 Euro realisiert wer<strong>de</strong>n.“<br />
Unternehmen brauchen einen Fachplaner<br />
Doch so sehr die Anlage in Eichstätt auch beeindruckt – sie<br />
ist bislang eine <strong>de</strong>r wenigen ihrer Art. Solarthermie in Unternehmen<br />
ist noch selten. Ein zweites Projekt in <strong>de</strong>r Bierbranche<br />
gibt es bei <strong>de</strong>r Hütt-Brauerei in Baunatal bei Kassel.<br />
220 Quadratmeter Hochleistungsfl achkollektoren sollen dort<br />
fünf Prozent <strong>de</strong>s Jahresbedarfs an Prozesswärme <strong>de</strong>cken. Die<br />
56 ProFirma 06 2010<br />
ProFirma<br />
Spezial<br />
Fotos: privat
Rund 80.000 Liter Heizöl pro Jahr will die Privatbrauerei<br />
Hofmühl (oben) mit <strong>de</strong>r neuen Solaranlage<br />
sparen. Die Investition erschien Firmenchef Benno<br />
Emslan<strong>de</strong>r (unten) vor allem wegen <strong>de</strong>s großen<br />
Bedarfs an heißem Wasser sinnvoll.<br />
ProFirma 06 2010<br />
Universität Kassel begleitet das Projekt wissenschaftlich. „Die<br />
Solarthermie tut sich mit <strong>de</strong>r Prozesswärme noch schwer“,<br />
sagt Hans Müller-Steinhagen, Direktor <strong>de</strong>s Instituts für Technische<br />
Thermodynamik am Deutschen Zentrum für Luft-<br />
und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart. Während vor allem in<br />
Spanien bereits zahlreiche Solarkraftwerke entstehen, muss<br />
<strong>de</strong>r Wissenschaftler für Deutschland bilanzieren: „Die solarthermische<br />
Stromerzeugung kommt voran, aber bei <strong>de</strong>r Prozesswärme<br />
tut sich noch wenig.“<br />
Das hat verschie<strong>de</strong>ne Grün<strong>de</strong>. Einer ist die Notwendigkeit<br />
individueller Lösungen. „Je<strong>de</strong> Firma hat ihr eigenes Wärmelastprofi<br />
l“, sagt Anette Anthrakidis vom Solar-Institut Jülich<br />
<strong>de</strong>r Fachhochschule Aachen. Die Arbeitszeiten sind dabei ein<br />
wichtiger Faktor: Wird rund um die Uhr gearbeitet? Was passiert<br />
am Wochenen<strong>de</strong>? Darüber hinaus können die nötigen<br />
Temperaturniveaus sehr unterschiedlich sein; auch die Abnahmestellen<br />
<strong>de</strong>r Wärme – zentral o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentral – spielen<br />
eine Rolle. Deswegen, sagt die Forscherin, könne es die Anlage<br />
von <strong>de</strong>r Stange, wie man sie für Wohnhäuser anbieten<br />
kann, nicht geben. Ohne einen Fachplaner kommen Unternehmen,<br />
die Prozesswärme vom Dach holen möchten, also<br />
auch in Zukunft nicht aus. Gleichwohl wolle man natürlich<br />
auch Standards für solare Großanlagen schaffen.<br />
Klaus Hennecke vom DLR in Köln-Porz hat unter<strong>de</strong>ssen festgestellt,<br />
dass die nötigen Vorstudien für die Betriebe oft<br />
57
IT & Investition – Special Energie<br />
schon die erste Hür<strong>de</strong> darstellen: „Die<br />
Planungskosten sind, verglichen mit<br />
<strong>de</strong>r Investition, bei <strong>de</strong>r solaren Prozesswärmenutzung<br />
recht hoch.“ Deswegen<br />
seien bislang nur Projekte realisierbar,<br />
die aus Forschungsetats unterstützt<br />
wer<strong>de</strong>n. Ansonsten entschei<strong>de</strong>n sich Betriebe<br />
eher für die Photovoltaik auf <strong>de</strong>m<br />
Firmendach – <strong>de</strong>nn ein vergleichbar attraktives<br />
Finanzierungsinstrument wie<br />
das Erneuerbare-Energien-Gesetz im<br />
Stromsektor gibt es für die Solarwärme<br />
bislang nicht. Und <strong>de</strong>nnoch zieht die<br />
Solarthermie in Nischen ganz langsam<br />
auch ins Gewerbe ein. „Zunehmend erwärmen<br />
Autowaschanlagen ihr Wasser<br />
solar“, sagt Hennecke. Hier könne nämlich<br />
Technik von <strong>de</strong>r Stange eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n, weil die erfor<strong>de</strong>rlichen Temperaturen<br />
niedrig sind.<br />
Rein technisch gesehen könnten viele<br />
Branchen längst einen Teil ihres Bedarfs solar <strong>de</strong>cken. „Mit<br />
konzentrieren<strong>de</strong>n Kollektoren sind Temperaturen von 200<br />
Grad und ein Dampfdruck von 16 Bar heute gut erreichbar“,<br />
sagt Forscher Hennecke. Dieses Temperaturniveau reiche für<br />
viele Branchen aus, speziell im Lebensmittelsektor, <strong>de</strong>r Textil-<br />
und Zellstoffherstellung und in Wäschereien. So zeigen<br />
Bedarfsanalysen, dass ein großer Teil <strong>de</strong>r Unternehmen mit<br />
Temperaturen um 150 Grad gut bedient ist – und die können<br />
gut von <strong>de</strong>r Sonne gezapft wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie so oft, wenn die Markteinführung einer Technik nicht<br />
ausreichend geför<strong>de</strong>rt wird, ergibt sich auch bei <strong>de</strong>r solaren<br />
Prozesswärme das „Henne-Ei-Problem“: Es gibt kaum Nachfrage,<br />
weil es kaum Angebote gibt, und umgekehrt. „Wir sind<br />
bei <strong>de</strong>r Prozesswärme noch ganz am Anfang <strong>de</strong>r Lernkurve“,<br />
sagt Hennecke. Der Markt stehe heute dort, wo die Flachkollektoren<br />
vor zwei o<strong>de</strong>r drei Jahrzehnten stan<strong>de</strong>n. Damals war<br />
je<strong>de</strong>s System ebenfalls noch eine Individuallösung.<br />
Dennoch: Das Marktpotenzial ist gigantisch, wie das DLR<br />
schon vor einigen Jahren ermittelt hat. Wolle man in Deutschland<br />
binnen 20 Jahren nur zehn Prozent <strong>de</strong>r Prozesswärme<br />
zwischen 100 und 200 Grad solar <strong>de</strong>cken, müsse man jährlich<br />
1,4 Millionen Quadratmeter Kollektoren aufstellen. Zum<br />
Vergleich: Im Jahr 2009 wur<strong>de</strong>n in Deutschland insgesamt<br />
1,55 Millionen Quadratmeter Kollektoren installiert.<br />
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Die Solarthermie in Deutschland<br />
Zum Jahresen<strong>de</strong> 2009 gab es in<br />
Deutschland etwa 1,4 Millionen Solarthermie-Anlagen<br />
mit einer Fläche von<br />
insgesamt 12,8 Millionen Quadratmetern.<br />
1,55 Millionen Quadratmeter wur<strong>de</strong>n<br />
nach Zahlen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />
Solarwirtschaft im Jahr 2009 installiert,<br />
davon rund 1,4 Millionen Quadratmeter<br />
Flachkollektoren, <strong>de</strong>r Rest Röhrenkollektoren.<br />
Die potenzielle Leistung aller<br />
<strong>de</strong>rzeit in Deutschland installierten<br />
Solarkollektoren liegt mit rund 9.000<br />
Megawatt etwa auf <strong>de</strong>m gleichem Niveau<br />
wie die installierte Photovoltaik.<br />
Bei europaweit rund vier Millionen<br />
Quadratmetern an Neuinstallation ist<br />
Deutschland mit Abstand <strong>de</strong>r größte<br />
Markt für Solarthermie in Europa. An<br />
zweiter Stelle liegen etwa gleichauf<br />
Italien und Österreich mit jeweils rund<br />
350.000 Quadratmetern Neuinstallation<br />
im Jahr 2009. In Deutschland betrug<br />
<strong>de</strong>r Endkun<strong>de</strong>nabsatz <strong>de</strong>r Solarthermie-<br />
Branche im vergangenen Jahr etwa 1,2<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro. Doch die Branche hängt<br />
stark am Ölpreis: Im Vergleich zum Jahr<br />
2008, als das Barrel Öl zeitweise fast<br />
150 Dollar kostete, ging <strong>de</strong>r Absatz an<br />
Solarkollektoren im vergangenen Jahr<br />
um 26 Prozent zurück.<br />
Anspruchsvoll kann auch die steuerungstechnische Einbindung<br />
<strong>de</strong>r Anlage in das bestehen<strong>de</strong> System <strong>de</strong>r Energieversorgung<br />
sein. „Bei Nie<strong>de</strong>rtemperaturanlagen ist das häufi g<br />
die größte Herausfor<strong>de</strong>rung“, sagt Gerhard Stryi-Hipp vom<br />
Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg.<br />
Ein Problem bestehe zum Beispiel dann, wenn Prozesswärme<br />
in Betrieben sehr <strong>de</strong>zentral benötigt und daher bislang elektrisch<br />
generiert wird. „Da muss man dann so viel umbauen,<br />
dass je<strong>de</strong> Firma davor zurückschreckt“, sagt Stryi-Hipp.<br />
Contracting-Mo<strong>de</strong>lle zur Finanzierung<br />
Und schließlich lei<strong>de</strong>t die industriell genutzte Solarwärme<br />
auch daran, dass Firmen die Wirtschaftlichkeit in <strong>de</strong>r Regel<br />
ganz an<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>fi nieren als Privatbürger. „Für ein Unternehmen<br />
muss sich eine Investition häufi g in drei bis fünf Jahren<br />
lohnen“, sagt Wissenschaftler Müller-Steinhagen. Ein Hauseigentümer<br />
hingegen betrachtet seine Solaranlage auch dann<br />
noch als wirtschaftlich, wenn sich die Investition erst nach<br />
zehn o<strong>de</strong>r gar 15 Jahren amortisiert. Dieses Problem allerdings<br />
könnten neue Finanzierungsinstrumente, etwa das Contracting,<br />
entschärfen. Solche Mo<strong>de</strong>lle, bei <strong>de</strong>nen eine Fremdfi rma<br />
in die Technik investiert und anschließend die Wärme an <strong>de</strong>n<br />
produzieren<strong>de</strong>n Betrieb am Standort verkauft, wer<strong>de</strong>n immer<br />
populärer.<br />
Glück hat unter<strong>de</strong>ssen, wer selbst in <strong>de</strong>r Solarbranche tätig<br />
ist und die Wärmegewinnung vom eigenen Dach auch als<br />
Demoprojekt vermarkten kann. Eine solche Anlage mit konzentrieren<strong>de</strong>n<br />
Parabolrinnen-Kollektoren entsteht gera<strong>de</strong> im<br />
nordrhein-westfälischen Ennepetal bei <strong>de</strong>r Firma Alanod Aluminium-Veredlung.<br />
Das Unternehmen ist vom Fach: Alanod<br />
stellt Absorber- und Refl ektormaterial für Solarkollektoren<br />
her. Da steht die Rentabilität dann auch mal hinter <strong>de</strong>r Außenwirkung<br />
zurück.<br />
58 ProFirma 06 2010
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Stromnetz ein Überschuss an Energie,<br />
wer<strong>de</strong>n die Kühlanlagen automatisch<br />
in Betrieb gesetzt; fl aut <strong>de</strong>r Wind wie<strong>de</strong>r<br />
ab, wer<strong>de</strong>n sie abgeschaltet. Für die<br />
Konservierung <strong>de</strong>s Fischs im Kühlhaus<br />
spielt es nämlich keine Rolle, wann die<br />
Kältemaschinen laufen. Das Lagergebäu<strong>de</strong><br />
ist so gut gedämmt, dass sogar<br />
im Hochsommer bei abgeschalteter<br />
Kühlung die Temperatur nur um ein<br />
Grad pro Tag ansteigt. Wird das Kühlhaus<br />
also an einem windreichen Tag auf<br />
minus 25 Grad abgekühlt, kann es anschließend<br />
mehrere Tage ohne Strom<br />
auskommen. Erst wenn die Temperatur<br />
wie<strong>de</strong>r auf etwa minus 20 Grad steigt,<br />
wird Energie zum Kühlen gebraucht.<br />
Weil die Maschinen also immer nur zeitweise<br />
laufen, lässt sich ihr Betrieb i<strong>de</strong>al<br />
<strong>de</strong>n Verhältnissen <strong>de</strong>s Strommarkts<br />
anpassen. Für das Unternehmen ist das<br />
ein attraktives Konzept: „Damit können<br />
wir unsere Energiekosten senken“,<br />
sagt Kühlhausbetreiber Axel Stahlbuck.<br />
Denn nach Marktlogik ist <strong>de</strong>r Strom immer<br />
dann am billigsten, wenn am meisten<br />
vorhan<strong>de</strong>n ist – zum Beispiel dann,<br />
wenn <strong>de</strong>r Wind kräftig bläst.<br />
Das Projekt in Cuxhaven ist ein kleiner<br />
Anfang, hinter <strong>de</strong>m eine große Vision<br />
steckt: Künftig sollen Millionen von<br />
Stromkun<strong>de</strong>n ihren Betrieb optimieren,<br />
in<strong>de</strong>m sie ihren Verbrauch so weit wie<br />
möglich in die Zeiten großen Angebots<br />
verlagern. Dezentrale Steuerungen wer<strong>de</strong>n<br />
das ermöglichen. Nicht <strong>de</strong>r zentrale<br />
Netzbetreiber wird die Anlagen zu- und<br />
abschalten, son<strong>de</strong>rn die Geräte wer<strong>de</strong>n<br />
es selbst tun, abhängig von <strong>de</strong>n Preissignalen,<br />
die sie über eine IT-Schnittstelle<br />
übermittelt bekommen.<br />
Stromzähler steuern<br />
<strong>de</strong>n Verbrauch<br />
Ein solches System, das eine ausgeklügelte<br />
Datenkommunikation voraussetzt,<br />
wird als „Smart Grid“ bezeichnet. Bis in<br />
<strong>de</strong>n kleinsten Haushalt hinein wer<strong>de</strong>n<br />
dann die Stromzähler („Smart Meter“)<br />
nicht nur <strong>de</strong>n Stromverbrauch, son<strong>de</strong>rn<br />
auch <strong>de</strong>n zeitlichen Verlauf und damit<br />
auch <strong>de</strong>n Zeitwert <strong>de</strong>s Stroms erfassen.<br />
Solche Infrastruktur ist aus Sicht <strong>de</strong>s<br />
Netzmanagements gewollt: Der Bedarf<br />
an Stromspeichern im Land lässt sich<br />
damit <strong>de</strong>utlich reduzieren – <strong>de</strong>nn die<br />
zeitliche Verschiebung <strong>de</strong>s Verbrauchs<br />
hat für das Netz <strong>de</strong>n gleichen Effekt<br />
wie die Stromspeicherung. Experten<br />
nennen dieses Verfahren Demand-Si<strong>de</strong>-<br />
Management.<br />
Bislang sind solche Projekte in Unternehmen<br />
noch wenig verbreitet. Die<br />
meisten Betriebe scheuen sich sogar<br />
Strom aus Windkraft<br />
schont Ressourcen –<br />
ist aber lei<strong>de</strong>r nicht<br />
auf Knopfdruck verfügbar.<br />
Der Wan<strong>de</strong>l<br />
hin zur stärkeren<br />
Nutzung regenerativer<br />
Energien funktioniert<br />
daher nur mit einem<br />
gut ausgebauten Netz<br />
und zeitlich fl exiblen<br />
Abnehmern.<br />
60 ProFirma 06 2010<br />
ProFirma<br />
Spezial
ProFirma 06 2010<br />
ein wenig davor, sich zu sehr mit <strong>de</strong>n<br />
Strommärkten zu beschäftigen. „Bisher<br />
kaufen nur wenige Unternehmen ihren<br />
Strom am Spotmarkt ein“, sagt Christian<br />
Otto vom Bun<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>r Energieabnehmer.<br />
„80 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
bevorzugen einen Lieferanten,<br />
<strong>de</strong>r ihnen rund um die Uhr einen Einheitsstrompreis<br />
macht.“<br />
Doch solche Tarife wer<strong>de</strong>n in Zukunft<br />
wohl teurer sein als zeitvariable Abrechnungen,<br />
weil <strong>de</strong>r Lieferant, beziehungsweise<br />
<strong>de</strong>ssen Vertragspartner, bei<br />
statischen Tarifen das Risiko <strong>de</strong>r Preisschwankung<br />
trägt. Und dieses Risiko<br />
steigt, weil mit <strong>de</strong>m starken Ausbau <strong>de</strong>r<br />
erneuerbaren Energien Strom zunehmend<br />
ein Gut mit stark schwanken<strong>de</strong>m<br />
Zeitwert wird: Bläst viel Wind, ist <strong>de</strong>r<br />
Strom an <strong>de</strong>r Leipziger Energiebörse<br />
EEX günstig, bei Flaute ist er teuer. Ein<br />
schönes Beispiel dafür lieferte <strong>de</strong>r zweite<br />
Weihnachtstag 2009: Wer sich für diesen<br />
Tag über die Leipziger Strombörse<br />
EEX Energie beschaffte, bekam sogar<br />
noch Geld obendrauf – im Tagesmittel<br />
lag <strong>de</strong>r Preis am Spotmarkt bei minus 3,6<br />
Cent je Kilowattstun<strong>de</strong>. Ursachen waren<br />
einerseits die Windkraft, die in <strong>de</strong>r<br />
Nacht zeitweise bis zu 20.100 Megawatt<br />
ins Netz drückte, an<strong>de</strong>rerseits die Großkraftwerke,<br />
die aufgrund ihrer mangeln<strong>de</strong>n<br />
Flexibilität nicht in angemessenem<br />
Maße gedrosselt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />
Anreize für Stromverbraucher<br />
Anreize für Stromverbraucher, solche<br />
Preisschwankungen zu nutzen, sind von<br />
<strong>de</strong>r Energiewirtschaft gewollt. Denn damit<br />
lässt sich die Aufnahmefähigkeit <strong>de</strong>s<br />
Netzes für Strom aus fl uktuieren<strong>de</strong>n erneuerbaren<br />
Quellen <strong>de</strong>utlich erhöhen.<br />
„Der Verbrauch muss sich, wo immer<br />
das möglich ist, an <strong>de</strong>r Erzeugung orientieren“,<br />
sagt Martin Braun, Ingenieur<br />
am Fraunhofer Institut für Win<strong>de</strong>nergie<br />
und Energiesystemtechnik (IWES)<br />
in Kassel. So erfor<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Ausbau<br />
<strong>de</strong>s Ökostroms einen grundlegen<strong>de</strong>n<br />
Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r energiewirtschaftlichen<br />
Denke: „Historisch ging man stets davon<br />
aus, dass die Stromerzeugung <strong>de</strong>m<br />
Verlauf <strong>de</strong>r Nachfrage zu folgen hat.<br />
Inzwischen weiß man aber, dass es<br />
61
IT & Investition – Special Energie<br />
aus volkswirtschaftlicher Sicht oft sinnvoller<br />
ist, <strong>de</strong>n Verbrauch am Angebot<br />
zu orientieren.“<br />
Netzsituation bestimmt <strong>de</strong>n Tarif<br />
Zeitabhängige Tarife gibt es zwar längst<br />
– in <strong>de</strong>r Baustoffi ndustrie zum Beispiel<br />
wer<strong>de</strong>n die Zementmühlen bevorzugt<br />
nachts betrieben. Doch mit <strong>de</strong>n „intelligenten“<br />
Netzen steht <strong>de</strong>r nächste Schritt<br />
bevor: Neu wird sein, dass sich die Tarife<br />
nicht stur an Uhrzeiten, son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>r<br />
realen Netzsituation orientieren, also<br />
abhängig von <strong>de</strong>r Einspeisung und <strong>de</strong>r<br />
realen Nachfrage. Solche Tarife können<br />
natürlich nur jene Verbraucher nutzen,<br />
die ihre Stromnachfrage verlagern können.<br />
Unternehmen mit Elektrofahrzeugen<br />
in ihrem Fuhrpark wer<strong>de</strong>n diese<br />
bevorzugt dann betanken, wenn die<br />
Strompreise gera<strong>de</strong> niedrig sind.<br />
Die erfor<strong>de</strong>rliche Infrastruktur für die<br />
Datenkommunikation soll in <strong>de</strong>n nächsten<br />
Jahren aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Die richtige<br />
Programmierung muss dann auch<br />
sicherstellen, dass die Fahrzeuge je nach<br />
Vorgabe rechtzeitig wie<strong>de</strong>r verfügbar<br />
sind, etwa zum Arbeitsbeginn am Morgen.<br />
Je nach Branche und Abläufen im<br />
Unternehmen lässt sich das Prinzip<br />
Ein Beispiel für<br />
fl exible Verbraucher:<br />
Die Aggregate <strong>de</strong>r<br />
Kühlhaus GmbH in<br />
Cuxhaven wer<strong>de</strong>n<br />
abhängig vom Wind<br />
gesteuert: Herrscht<br />
eine steife Brise,<br />
wird das Kühlhaus<br />
„auf Vorrat“ auf bis<br />
zu minus 25 Grad<br />
abgekühlt.<br />
auf an<strong>de</strong>re Verbraucher übertragen.<br />
Auch Carsten van Plüer, Referent für<br />
Elektrizitätswirtschaft beim Verband<br />
<strong>de</strong>r Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft<br />
(VIK) in Essen, erwartet, dass<br />
<strong>de</strong>r Einzug <strong>de</strong>r IT in die Stromnetze die<br />
Tarifstrukturen verän<strong>de</strong>rn wird: „Die<br />
Tarife wer<strong>de</strong>n vielfältiger wer<strong>de</strong>n.“ Wie<br />
sehr die Unternehmen solche zeitvariablen<br />
Tarife aber annehmen wer<strong>de</strong>n, sei<br />
bislang nicht absehbar. Erfahrungsge-<br />
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mäß seien große Unternehmen jedoch<br />
eher bereit, die Chancen zu nutzen, die<br />
sich durch <strong>de</strong>n Markt ergeben.<br />
Aber sogar Kleinkun<strong>de</strong>n, die sogenannten<br />
Tarifkun<strong>de</strong>n, können von variablen<br />
Preisen profi tieren. Seit Jahresbeginn<br />
müssen die „Smart Meter“ bereits in<br />
privaten Neubauten und bei umfangreichen<br />
Gebäu<strong>de</strong>mo<strong>de</strong>rnisierungen<br />
installiert wer<strong>de</strong>n – das verlangt das<br />
<strong>de</strong>utsche Energiewirtschaftsgesetz. Von<br />
Dezember an müssen außer<strong>de</strong>m alle<br />
Stromversorger ihren Kun<strong>de</strong>n zumin<strong>de</strong>st<br />
einen lastvariablen o<strong>de</strong>r tageszeitabhängigen<br />
Tarif anbieten.<br />
In welchem Maß Unternehmen sich die<br />
neuen Möglichkeiten zunutze machen<br />
wer<strong>de</strong>n, wird vor allem vom absoluten<br />
Strompreisniveau abhängen. „Die Energiekosten<br />
sind im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />
Arbeitskosten gering, <strong>de</strong>swegen wird<br />
beim <strong>de</strong>rzeitigen Preisniveau kaum<br />
ein Unternehmen seine Betriebsabläufe<br />
an schwanken<strong>de</strong>n Strompreisen<br />
ausrichten“, sagt Christian Otto vom<br />
Bun<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>r Energieabnehmer.<br />
Wer zum Beispiel billigen Nachtstrom<br />
nutzen möchte, dafür aber seinen Mitarbeitern<br />
in <strong>de</strong>r Produktion Nachtzuschläge<br />
gewähren muss, zahlt in <strong>de</strong>r<br />
Regel drauf.<br />
Interessant wer<strong>de</strong>n die neuen Tarife<br />
allerdings für sehr energieintensive<br />
Branchen – und wenn die Energiepreise<br />
weiter steigen. Christian Otto: „Wir machen<br />
immer wie<strong>de</strong>r die Erfahrung, dass<br />
die Unternehmen bei sinken<strong>de</strong>n Energiepreisen<br />
kaum Interesse an Beratung<br />
und neuen Preismo<strong>de</strong>llen haben – aber<br />
sobald die Energiepreise steigen, än<strong>de</strong>rt<br />
sich das.“<br />
62 ProFirma 06 2010<br />
Foto: Cuxhavener Kühlhaus GmbH
Es ist immer ärgerlich, wenn man eine unbezahlte Rechnung<br />
ausbuchen muss. Und das kommt immer häufi ger vor<br />
im Zeitalter von Online-Shopping und E-Commerce, <strong>de</strong>nn<br />
es gibt zunehmend unverschämte Zeitgenossen, die mit <strong>de</strong>r<br />
Masche reiten: Bestellen, nicht bezahlen und hoffen, dass <strong>de</strong>r<br />
Verkäufer nach <strong>de</strong>r zweiten Mahnung aufgibt.<br />
„Die Zahlungsmoral <strong>de</strong>r Internet-Kun<strong>de</strong>n ist verheerend“,<br />
sagte mir neulich Alfons Winhard von <strong>de</strong>r kleinen bayerischen<br />
Firma PNO Inkasso. Wir trafen uns im noblen Foyer<br />
<strong>de</strong>s „Vier Jahreszeiten“ in München, und einen unpassen<strong>de</strong>ren<br />
Ort, um über säumige Schuldner und die steigen<strong>de</strong> Zahl von<br />
Privatinsolvenzen zu re<strong>de</strong>n, kann ich mir kaum vorstellen. Na<br />
ja, wahrscheinlich sind die Maseratis und Bentleys, die vor <strong>de</strong>r<br />
Tür parken, auch alle auf Pump gekauft. Aber um solche großen<br />
Brocken kümmert sich Alfons Winhard gar nicht. Sein<br />
Geschäftsprinzip lautet ganz klar: Auch Kleinvieh macht<br />
Mist.<br />
Ich hatte mich mit ihm verabre<strong>de</strong>t, weil er mir versprochen<br />
hatte, über das Thema „Inkasso per Internet“ zu re<strong>de</strong>n, und<br />
das macht er tatsächlich. Alles, was sich beim Eintreiben von<br />
Schul<strong>de</strong>n automatisieren lässt, macht er und senkt damit<br />
die Kosten so sehr, dass sich das Mahnverfahren sogar bei<br />
kleineren Beträgen lohnt. Seinen Hauptumsatz generiert er<br />
angeblich mit For<strong>de</strong>rungen von Summen zwischen 25 und<br />
150 Euro – Beträgen, die ein Händler in acht von zehn Fällen<br />
lieber ausbucht, als die Sache weiter zu verfolgen, wie er beobachtet<br />
haben will. „Wer will schon gutes Geld <strong>de</strong>m schlechten<br />
hinterher werfen?“, fragt er völlig zu Recht. Aber dank Internet<br />
geht es heute sehr viel billiger und vor allem schneller. „Eine<br />
For<strong>de</strong>rung ist nur interessant, wenn sie noch jung ist“, glaubt<br />
er. Wer vergisst zu mahnen und dann nach einem halben Jahr<br />
ProFirma 06 2010<br />
Cole's Corner<br />
Der Schwarze Mann<br />
im Internet<br />
Von Tim Cole<br />
Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />
mehrerer Elektronikzeitschriften<br />
ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />
Thema E-Commerce.<br />
Info: www.cole.<strong>de</strong><br />
einen Brief schreibt, <strong>de</strong>r könne sich das Porto eigentlich sparen.<br />
Winhards Firma zieht das volle Register <strong>de</strong>s technisch<br />
Machbaren, um For<strong>de</strong>rungen so schnell wie möglich an <strong>de</strong>n<br />
Mann zu bringen.<br />
Gläubiger können auf seiner Website ihre For<strong>de</strong>rung in<br />
einem Online-Formular eintragen, hinter <strong>de</strong>m ein vollautomatisches<br />
For<strong>de</strong>rungsmanagementsystem steckt. Für offene<br />
Rechnungen, die bis 16 Uhr gemel<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, spuckt <strong>de</strong>r<br />
Computer bereits am nächsten Tag <strong>de</strong>n Mahnbescheid aus.<br />
Gleichzeitig startet, ebenfalls vollautomatisch, eine Bonitätsprüfung<br />
bei Schufa & Co., um herauszufi n<strong>de</strong>n, ob bei <strong>de</strong>m<br />
Schuldner überhaupt noch etwas zu holen ist. Seine Systeme<br />
sind online mit <strong>de</strong>n Mahngerichten und <strong>de</strong>n Gerichtsvollziehern<br />
verbun<strong>de</strong>n, Beschei<strong>de</strong> und Pfändungsverfügungen wer<strong>de</strong>n<br />
elektronisch angefor<strong>de</strong>rt und sind binnen Tagen da – und<br />
nicht erst nach Wochen wie bisher. Sollte <strong>de</strong>r erste Versuch,<br />
das Geld einzuholen, misslingen, behält <strong>de</strong>r Computer <strong>de</strong>n<br />
Delinquenten notfalls jahrelang im Auge, bis <strong>de</strong>r sich vielleicht<br />
fi nanziell wie<strong>de</strong>r berappelt und ein neuer Versuch, die<br />
Summe einzutreiben, eventuell sinnvoll erscheint.<br />
Für seine Dienste verlangt Winhard keinen Cent – es sei<br />
<strong>de</strong>nn, die offene Rechnung wird bezahlt. „Erfolgsbeteiligung“,<br />
nennt er das. Seine Honorare richten sich nach <strong>de</strong>n Gebührensätzen<br />
für Rechtsanwälte, und die Bezahlung erwartet er<br />
vom Schuldner.<br />
Früher heuerten Gläubiger einen Mann in Frack und Zylin<strong>de</strong>r<br />
an, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Säumigen auf Schritt und Tritt verfolgte, stumm<br />
und in <strong>de</strong>zentem Abstand, um damit moralischen Druck aufzubauen.<br />
„Das Internet ist besser als <strong>de</strong>r Schwarze Mann“, behauptet<br />
Winhard und lächelt unschuldig. Ich möchte es aber<br />
trotz<strong>de</strong>m lieber nicht mit ihm aufnehmen.<br />
Kolumne<br />
63
IT & Investition – Mobilität<br />
Tankkarten<br />
Eine für alles<br />
Ob zum Bezahlen <strong>de</strong>r Autowäsche, als Rabattkarte im m<br />
Parkhaus o<strong>de</strong>r zur Legitimation in <strong>de</strong>r Vertragswerkstatt:<br />
Tankkarten wer<strong>de</strong>n immer mehr zum Schlüssel für ein<br />
ganzes Paket von Serviceleistungen. VON KARSTEN ZUNKE<br />
Bargeldlos bezahlen – damit fi ng es an.<br />
Heute bieten Tankkarten mehr. Viel<br />
mehr. Im Kampf um Firmenkun<strong>de</strong>n<br />
koppeln Mineralölgesellschaften alle<br />
möglichen Dienstleistungen an die unscheinbaren<br />
Plastikkärtchen, die auch<br />
<strong>de</strong>m Fuhrpark-Chef nutzen. Seit <strong>de</strong>m<br />
Jahreswechsel können beispielsweise<br />
die Inhaber einer Aral-Plus-Tankkarte<br />
ihren Führerschein ohne Zusatzkosten<br />
an Aral-Tankstellen prüfen lassen. Dadurch<br />
wird ein bisher umständliches<br />
Proze<strong>de</strong>re vereinfacht, das Fuhrparkverantwortliche<br />
vor Geld- o<strong>de</strong>r im<br />
schlimmsten Fall Haftstrafen bewahrt.<br />
Denn für das Fahren ohne Fahrerlaubnis<br />
haftet auch <strong>de</strong>r Fahrzeughalter.<br />
Eine Fahrerlaubnisprüfung sollte in<br />
Unternehmen laut einem BGH-Urteil<br />
min<strong>de</strong>stens zweimal jährlich erfolgen.<br />
Die augenscheinliche Prüfung gilt als<br />
schwierig, <strong>de</strong>nn oft sind Mitarbeiter<br />
im gesamten Bun<strong>de</strong>sgebiet unterwegs,<br />
auch Urlaub und Krankheit erschweren<br />
eine regelmäßige Kontrolle.<br />
Aral kooperiert für die Führerscheinprüfung<br />
mit <strong>de</strong>m Düsseldorfer Technologieanbieter<br />
Fleet Innovation. Das<br />
Prinzip: Auf <strong>de</strong>n Führerschein wird ein<br />
fälschungssicherer Barco<strong>de</strong> geklebt, <strong>de</strong>r<br />
beim Führerschein-Check vom Aral-<br />
Tankstellenpersonal eingescannt wird.<br />
Die Lösung ist internetbasiert. Frequenz<br />
und Zeitraum für <strong>de</strong>n Führerschein-<br />
Check kann <strong>de</strong>r Fuhrparkchef via Webportal<br />
selbst festlegen. Das System erin-<br />
nert <strong>de</strong>n Fahrer dann im vorgegebenen<br />
Turnus per E-Mail o<strong>de</strong>r SMS an seine<br />
fällige Kontrolle. Kommt er <strong>de</strong>r Auffor<strong>de</strong>rung<br />
trotz Erinnerungsnachrichten<br />
nicht nach, wird automatisch <strong>de</strong>r Fuhrparkverantwortliche<br />
informiert. Aral-<br />
Plus-Kun<strong>de</strong>n müssen für <strong>de</strong>n Führerschein-Check<br />
nur die einmalige Gebühr<br />
für <strong>de</strong>n Barco<strong>de</strong> entrichten.<br />
Shell bietet in Kooperation mit Lap ID<br />
Service in Siegen bereits seit längerer<br />
Zeit einen ähnlichen Service an. Das<br />
Siegel ist kleiner als eine Ein-Cent-Münze<br />
und kann über spezielle Lesegeräte<br />
in rund 460 Shell-Stationen vom Fahrer<br />
selbst eingescannt wer<strong>de</strong>n. Shell-Tankkartenbesitzer<br />
profi tieren von vergünstigten<br />
Konditionen für diese Prüfung.<br />
Persönliche Kontrolle ratsam<br />
„Eine elektronische Führerscheinprüfung<br />
ist sinnvoll, darüber muss aber<br />
im Einzelfall entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n“, sagt<br />
Fuhrparkberater Peter Hellwich. Wenn<br />
es möglich ist, sie durch Augenschein<br />
ohne großen Aufwand durchzuführen,<br />
soll man besser darauf setzen. „Fuhrparkverantwortliche<br />
sind nicht nur<br />
verpfl ichtet, <strong>de</strong>n Führerschein zu kontrollieren,<br />
son<strong>de</strong>rn müssen auch sicherstellen,<br />
dass <strong>de</strong>r Fahrer gesundheitlich<br />
in <strong>de</strong>r Lage ist, ein Fahrzeug zu bewegen“,<br />
so Hellwich. Körperliche Handicaps<br />
o<strong>de</strong>r gar Suchtprobleme können<br />
beim persönlichen Vorzeigen <strong>de</strong>s Füh-<br />
rerscheins schneller erkannt wer<strong>de</strong>n. In<br />
<strong>de</strong>n meisten Fällen sei eine persönliche<br />
Kontrolle außer<strong>de</strong>m kostengünstiger.<br />
Auch sollten Fuhrparkchefs genau<br />
prüfen, welche Services sie ihren Mitarbeitern<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Tankkartennutzung<br />
freischalten. Die klassische<br />
Dreiteilung – Kraftstoff, fahrzeugbezogene<br />
Waren, Shop-Artikel – gibt es<br />
heute fast nicht mehr. Das Spektrum<br />
ist vielfältiger und differenzierter. Aral<br />
bietet beispielsweise gleich sechs Leistungsstufen.<br />
Mit einer Tankkarte von<br />
Total können die Fahrer in ausgewählten<br />
Vinci-Parkhäusern sogar ihre Parkgebühren<br />
entrichten. Shell bietet seinen<br />
Tankkartenkun<strong>de</strong>n optional eine<br />
Pannen- und Unfallhilfe <strong>de</strong>s ADAC,<br />
außer<strong>de</strong>m können die Fahrer am Prämienprogramm<br />
Clubsmart teilnehmen.<br />
Auch Tunnel-, Maut- und Fährgebühren<br />
lassen sich heutzutage bargeldlos mit<br />
<strong>de</strong>r Tankkarte bezahlen.<br />
64 ProFirma 06 2010<br />
Fotos: fl eet innovation, TOTAL, Aral
Von <strong>de</strong>r Führerscheinkontrolle<br />
bis zur Autowäsche: Mo<strong>de</strong>rne<br />
Tankkarten sind kleine Alleskönner<br />
aus Plastik, die ein ganzes Paket<br />
von Dienstleistungen ab<strong>de</strong>cken.<br />
Doch nicht alles ist auch für <strong>de</strong>n<br />
Unternehmer sinnvoll.<br />
Trotz<strong>de</strong>m: „Nicht je<strong>de</strong>r Service für <strong>de</strong>n<br />
Fahrer nutzt auch <strong>de</strong>m Unternehmen.<br />
Bei einigen Kosten ist es steuerlich sogar<br />
fraglich, ob diese über <strong>de</strong>n geldwerten<br />
Vorteil abgegolten sind, beispielsweise<br />
Fährgebühren“, gibt Hellwich zu Be<strong>de</strong>nken.<br />
Bei Leasing-Fahrzeugen mit einem<br />
Full-Servicevertrag könne es ebenfalls<br />
kontraproduktiv sein, alle Tankkartenservices<br />
freizuschalten, <strong>de</strong>nn hier sind<br />
die Fahrer angehalten, die Vertragswerkstatt<br />
aufzusuchen, anstatt Ersatzteile<br />
zu besorgen und selbst am Wagen<br />
rumzuwerkeln.<br />
Auch Leasing-Anbieter<br />
bün<strong>de</strong>ln Service<br />
Leasing-Gesellschaften statten ihre<br />
Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb ihrerseits mit cogebran<strong>de</strong>ten<br />
Tankkarten <strong>de</strong>r Mineralölfi<br />
rmen aus und verknüpfen sie mit<br />
eigenen Dienstleistungen. Die Travel-<br />
ProFirma 06 2010<br />
card von Leaseplan dient zum Beispiel<br />
neben <strong>de</strong>r bargeldlosen Bezahlung von<br />
Kraftstoff, Öl o<strong>de</strong>r fahrzeugbezogenen<br />
Leistungen auch als Legitimation, um<br />
Inspektions- und Wartungsarbeiten in<br />
<strong>de</strong>n Vertragswerkstätten o<strong>de</strong>r Reparaturen<br />
in ausgewählten Karosseriewerkstätten<br />
zu veranlassen. Die meisten<br />
Leasing-Gesellschaften – so auch<br />
Leaseplan – bieten die Tankkarten in<br />
zwei Ausführungen an: Zum einen als<br />
Aral-Karte, die im Aral-Verbund gilt –<br />
unter an<strong>de</strong>rem bei Aral, BP und Agip;<br />
zum an<strong>de</strong>ren als Euroshell-Tankkarte,<br />
die von Shell, Esso und Avia akzeptiert<br />
wird. Firmen können die Tankkarten<br />
auch parallel nutzen.<br />
„Die große Netzab<strong>de</strong>ckung und das Reporting<br />
aus einer Hand sind große Vorteile<br />
<strong>de</strong>r co-gebran<strong>de</strong>ten Karten“, sagt<br />
Falko Langenbach, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />
Dortmun<strong>de</strong>r Fuhrparkberatung Verdo.<br />
Die Leasing-Gesellschaften bieten eine<br />
Sammelrechnung mit einem einheitlichen<br />
Reporting über verschie<strong>de</strong>ne Mineralölanbieter<br />
hinweg. „Das erleichtert<br />
die Kostenkontrolle sogar bei kleinen<br />
Fuhrparks von vier bis fünf Fahrzeugen<br />
erheblich“, so Langenbach. Außer<strong>de</strong>m<br />
verknüpfen die Leasing-Anbieter die<br />
Tankkarten mit zusätzlichen Services:<br />
Wenn ein Leaseplan-Kun<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Travelcard<br />
seine Tankrechnung begleicht,<br />
ist er zum Beispiel bis zu 72 Stun<strong>de</strong>n<br />
nach <strong>de</strong>m Tanken zusätzlich für Invalidität,<br />
Tod und Bergung versichert.<br />
Nachlässe für kleine Flotten<br />
Vor allem mittlere und kleine Fuhrparks<br />
profi tieren darüber hinaus sogar<br />
in barer Münze. Für kleine und mittlere<br />
Flotten mit bis zu 50 Fahrzeugen ist die<br />
Tankkarte für Shell und Agip kostenlos.<br />
Lassen die Fahrer ihre Wagen an einer<br />
Agip-Tankstelle waschen, erhalten sie<br />
zehn Prozent Rabatt. Außer<strong>de</strong>m wird<br />
je<strong>de</strong>m Fahrer mit seiner Tankkarte automatisch<br />
ein Startguthaben von 500<br />
Punkten beim Shell-Bonusprogramm<br />
gutgeschrieben. Firmen, die bei Volkswagen-Leasing<br />
eine Großkun<strong>de</strong>n-<br />
Rahmenvereinbarung abgeschlossen<br />
haben und min<strong>de</strong>stens fünf Fahrzeuge<br />
pro Jahr abnehmen, erhalten innerhalb<br />
Deutschlands einen Cent Nachlass auf<br />
je<strong>de</strong>n getankten Liter Diesel.<br />
Nachlässe gibt es auch bei Arval. Der<br />
Münchner Full-Service-Leasing-Anbieter<br />
hat in sein Produkt „Lease pro“ eine<br />
Euroshell-Tankkarte eingebaut, mit <strong>de</strong>r<br />
in ganz Deutschland ein Nachlass von<br />
0,85 Cent pro Liter auf Dieselkraftstoff<br />
von Shell gewährt wird. „Lease pro“ ist<br />
ein Full-Service-Leasing-Paket für Freiberufl<br />
er und Gewerbetreiben<strong>de</strong> mit<br />
bis zu 19 Fahrzeugen. „Der Trend zur<br />
verbesserten Kostenkontrolle bleibt<br />
auch in Zukunft wichtig“, sagt Reinhard<br />
Happel, Ressortleiter Vertrieb bei<br />
Arval Deutschland. Für <strong>de</strong>n Kauf von<br />
Shop-Artikeln schalteten Firmen die<br />
Tankkarte <strong>de</strong>mnach kaum frei. Das<br />
Online-Reporting erfreue sich hinge-<br />
„Nicht je<strong>de</strong>r Service für<br />
<strong>de</strong>n Fahrer nutzt auch<br />
<strong>de</strong>m Unternehmen.“<br />
PETER HELLWICH,<br />
FUHRPARKBERATER, GERMERING<br />
gen größter Beliebtheit. Arval hat dazu<br />
ein Tool in petto, das diverse Analysen<br />
<strong>de</strong>r Fahrzeugdaten und Kosten ermöglicht<br />
und mit <strong>de</strong>m unter an<strong>de</strong>rem überdurchschnittliche<br />
Verbräuche o<strong>de</strong>r unnötige<br />
Premiumbetankungen ermittelt<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Mehr Service, weniger Karten: Darauf<br />
setzt <strong>de</strong>r Fuhrpark-Leasing-Anbieter<br />
ASL Fleet Services in Oberhaching.<br />
Dazu sollen die Funktionen von Tank-<br />
und Servicekarten auf einer Karte<br />
kombiniert wer<strong>de</strong>n. „Künftig wird unsere<br />
kombinierte Tank-Service-Karte<br />
zusätzliche Informationen über <strong>de</strong>n<br />
Serviceleistungsumfang eines Leasing-<br />
Vertrags enthalten“, kündigt Dieter<br />
Brandl, Leiter Operations bei ASL Fleet<br />
Services, an. „Mit <strong>de</strong>n kombinierten<br />
Karten können unsere Leasing-Kun<strong>de</strong>n<br />
dann zusätzliche Wartungsleistungen<br />
beim Hersteller o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n Reifenersatz<br />
beim Fachhan<strong>de</strong>l bargeldlos beziehen“,<br />
erklärt Brandl.<br />
65
IT & Investition – Produkt-Tipps<br />
Der Anspruchsvolle<br />
Spezialisten machen Druck<br />
DER DC 260 von Xerox ist ein echter Kraftprotz: Mit seiner 80 Gigabyte-<br />
Festplatte und einem Kopierspeicher von 512 MB bringt er es auf bis<br />
zu 75 Seiten pro Minute. Grafi ker und Designer begeistert die farbige<br />
Touchscreen-Benutzerschnittstelle. Aber auch an<strong>de</strong>re Features, beispielsweise<br />
die komfortable Randlöschung, <strong>de</strong>r Hochglanzmodus o<strong>de</strong>r<br />
das Kopieren mit ID-Karte genügen höchsten Ansprüchen. Das System<br />
überzeugt auch durch die Fähigkeit, eine Vielzahl von<br />
Materialformaten und -grammaturen verarbeiten zu<br />
können. Der Preis: Ab 21.190 Euro. www.xerox.<strong>de</strong><br />
Der Großformatige<br />
DER DESIGNJET Z 2100 von Hewlett<br />
Packard ist ein Plotter <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rklasse.<br />
Der Acht-Farb-Drucker eignet sich vor<br />
allem für Orthofotos, Werbelayouts und<br />
Landkarten. Dank <strong>de</strong>s integrierten Spektrophotometers<br />
– einem Präzisionswerkzeug,<br />
das die automatisch erweiterte Farbkalibrierung<br />
ermöglicht – liefert das Gerät<br />
eine ausgezeichnete Farbkonsistenz auf<br />
je<strong>de</strong>m Druckmedium. Beeindruckend:<br />
Die großformatigen Ausdrucke (bis zu<br />
1.117 mm) in bestechen<strong>de</strong>r Farbqualität.<br />
Die komfortable Vorschautechnologie<br />
vermei<strong>de</strong>t ärgerliche Fehldrucke. Der<br />
Preis: Ab 3.213 Euro. www.hp.<strong>de</strong><br />
Der Sprinter<br />
DER AFICIO GX 3050 SFN von Ricoh eignet<br />
sich vor allem für die schnelle, kostengünstige<br />
Farbdokumentation im Büroalltag.<br />
Dank <strong>de</strong>r innovativen Gel-Sprinter-Technologie<br />
kombiniert er hohe Produktivität<br />
mit hervorragen<strong>de</strong>r Farbdruckqualität.<br />
Statt herkömmlicher Tinte wird ein Flüssig-<br />
Gel verwen<strong>de</strong>t, das bei Kontakt mit Papier<br />
sehr schnell trocknet. Dadurch wird auch<br />
ein Duplexdruck in sehr hoher Geschwindigkeit<br />
möglich. Überzeugend: Die niedrigen<br />
Gesamtbetriebskosten. Der Preis: Ab<br />
455 Euro für die Grundversion.<br />
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66 ProFirma 06 2010<br />
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Mit einer Druckgeschwindigkeit von 53 Seiten pro Minute ist er in seiner<br />
Klasse sehr gut dabei. Vorteilhaft sind außer<strong>de</strong>m die fl exible Medienunterstützung<br />
(Karton, Polyester- und Vinyl-Etiketten, Briefhüllen, Transparentfolien<br />
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schlagfertig zu sein, ist beson<strong>de</strong>rs schwierig. Aber es ist nicht unmöglich.<br />
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Insults<br />
A very aggressive form of remark is an<br />
insult – a remark which questions your<br />
credibility in front of others. Consi<strong>de</strong>r<br />
this:<br />
Scenario 1: You are in a meeting. A colleague,<br />
John, who is on the same level of<br />
seniority as you turns around and says,<br />
‘Quite frankly, I don’t think the way you<br />
handled the situation was very professional.’<br />
Th e room goes quiet and all eyes<br />
are on you.<br />
Answer 1: In fact, your colleague is hoping<br />
to be talent-spotted by the managers<br />
in the room. You are simply being<br />
used as a stepping stone. You could try<br />
saying ‘Could we get some other opinions<br />
on this? Th ose who agree with<br />
John, please raise your hand’. By doing<br />
this, you enlist the help of others. John’s<br />
tactics are exposed and you have not<br />
crossed a line into ru<strong>de</strong>ness.<br />
Intrusions<br />
Other remarks simply go too far. Although<br />
your fi rst instinct is probably to<br />
fi ght back, it can be more eff ective to<br />
remain cool. Th is is especially tricky in<br />
formal situations like job interviews or<br />
when other people are present. Here are<br />
some ways to <strong>de</strong>al with cheeky remarks:<br />
Scenario 2: You are in a job interview.<br />
Everything is going well until the interviewer<br />
catches you unawares by asking<br />
Lektion 6<br />
‘So, let’s talk about your future plans –<br />
are you planning on having children?’<br />
An awkward silence opens up and your<br />
mind starts racing for something to say.<br />
Answer 2: Clearly, it is none of the<br />
interviewer’s business. However, saying<br />
so in an interview is not going to win<br />
you any points. You could say ‘Can you<br />
plan children? I don’t have an entry in<br />
my diary’, showing that you are not going<br />
to be drawn into a discussion.<br />
Who looks professional now? So that<br />
you aren‘t left speechless in such situations,<br />
look at our box (on the left ) for a<br />
few phrases.<br />
Vocabulary<br />
insult Beleidigung<br />
remark Bemerkung<br />
stepping stone Sprungbrett<br />
to enlist (help) Hilfe gewinnen<br />
to expose entlarven<br />
ru<strong>de</strong>ness Grobheit<br />
intrusion unberechtigter<br />
Eingriff<br />
to fi ght back sich wehren<br />
to catch unawares überraschen<br />
awkward unbehaglich<br />
your mind races die Gedanken<br />
wirbeln<br />
to draw s.o. into jdn. zur Diskussion<br />
(a discussion) locken<br />
speechless sprachlos<br />
68 ProFirma 06 2010<br />
ProFirma<br />
Serie
Britisch o<strong>de</strong>r amerikanisch?<br />
One language – many differences<br />
Die englische Sprache kennt zahlreiche nationale Unterschie<strong>de</strong>, die bekanntesten betreffen das britische (BE) und<br />
das amerikanische Englisch (AE), aber auch in Indien, Südafrika und Australien gibt es zahlreiche Beson<strong>de</strong>rheiten.<br />
Der folgen<strong>de</strong> Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie typische Stolperfallen in London und New York umgehen.<br />
How to tell the difference:<br />
BE or AE?<br />
To a native speaker this answer is relatively<br />
simple: the accent gives it away.<br />
To a non-native speaker, however, it can<br />
be diffi cult to <strong>de</strong>termine accent, so if in<br />
doubt take the easy way out: ask!<br />
People generally don’t mind being asked<br />
where they are from, in<strong>de</strong>ed they are<br />
usually happy to tell you. Of course, if<br />
you have some correspon<strong>de</strong>nce from<br />
the person it becomes a little easier, as<br />
there are several major diff erences in<br />
writing between BE and AE.<br />
Vocabulary and spelling<br />
Spelling diff erences are, to the trained<br />
eye, a <strong>de</strong>ad giveaway:<br />
> Is the theatre in the centre of town or<br />
is the theater in the center?<br />
Th e fi rst (theatre, centre) indicates BE<br />
while the second (theater, center) shows<br />
ProFirma 06 2010<br />
that the writer is American. When Noah<br />
Webster published his “American Dictionary<br />
of the English Language” back in<br />
1828, he <strong>de</strong>ci<strong>de</strong>d to simplify the language<br />
to a certain extent, hence the change<br />
from “-re” to “-er” and “-our” to “-or”<br />
(e.g.: BE colour / AE color). Th e same<br />
goes for the following:<br />
> Use gray color to indicate aluminum<br />
on the plans.<br />
Gray and aluminum are AE; in BE they<br />
would be grey and aluminium.<br />
Th e following sentence is a real hodgepodge;<br />
can you tell which parts are BE<br />
and which are AE?<br />
> At the weekend, would you rather go<br />
socializing downtown with our kids or<br />
at school with all the stu<strong>de</strong>nts?<br />
At the weekend is BE (Americans say<br />
on the weekend), socializing, downtown<br />
and kids are AE (in BE it’s socialising,<br />
town centre and children), at school is<br />
also BE (AE uses in school), while stu<strong>de</strong>nts<br />
is AE (BE would refer to pupils).<br />
Punctuation and grammar<br />
Strangely enough, it is not only in choice<br />
of words or spelling that the two forms<br />
of English diff er. Punctuation and<br />
even grammar can indicate origin too,<br />
although these are generally less pronounced<br />
and <strong>de</strong>fi nite than the variations<br />
in spelling and vocabulary.<br />
BE tends to use far less punctuation<br />
TIP: If in doubt when it comes to<br />
punctuation, leave it out and claim<br />
you are using BE!<br />
Vocabulary<br />
a <strong>de</strong>ad giveaway todsicherer Hinweis<br />
extent Umfang<br />
hence <strong>de</strong>shalb<br />
hodgepodge Mischmasch<br />
envelope Briefumschlag<br />
than AE; when addressing an envelope,<br />
for example, you might not see a single<br />
punctuation mark if the writer is using<br />
BE. With AE, however, there would be<br />
commas and perhaps even a full stop or<br />
two.<br />
> BE: Mr J King<br />
23 Uppity Street S<br />
malltown<br />
> AE: Mr. J. King,<br />
23 Uppity Street,<br />
Smalltown<br />
Th e same holds true for dates:<br />
> AE: January 17th, 2008 or 01/17/2008<br />
> BE: 17 January 2008 or 17.01.2008<br />
As English really is used in so many<br />
forms throughout the world it doesn‘t<br />
matter too much which form you choose<br />
to use. If you are more comfortable<br />
with AE then use that, but the important<br />
thing is to stick to it: don‘t chop and<br />
change within any one text, as that will<br />
indicate someone who doesn‘t know the<br />
diff erence or who is making mistakes,<br />
rather than a person who just happens<br />
to use a slightly diff erent form of the<br />
language.<br />
S. 3 Pressemitteilungen, S. 4 Kreuzworträtsel<br />
69
Business English<br />
Pressemitteilungen<br />
Press releases: get yourself noticed<br />
Mit gut gemachter Pressearbeit können Firmen auch im englischen Sprachraum auf sich aufmerksam machen. Wie<br />
baut man eine lesenswerte Meldung auf, welche Anfor<strong>de</strong>rungen gibt es an das Format in <strong>de</strong>n unterschiedlichen Medien?<br />
Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Beiträge für Zeitungen und Fachzeitschriften für das journalistische Publikum<br />
optimal aufbauen und welche Formalien es zu beachten gilt.<br />
What is a press release, really?<br />
A press release serves to give information<br />
to journalists. Th is information<br />
should be useful, accurate and interesting.<br />
Th at’s it! Journalists oft en suffer<br />
from a <strong>de</strong>arth of interesting stories<br />
mid-summer, so they might be glad to<br />
receive a well-written press release from<br />
you which they can turn into a good story.<br />
Sometimes your press release might<br />
even be used “as is”, meaning that it will<br />
be published exactly how you wrote it<br />
with no editing or journalistic intervention<br />
whatsoever – that’s when you<br />
know that your writing has been truly<br />
successful!<br />
The contents<br />
Consi<strong>de</strong>r the following steps in or<strong>de</strong>r to<br />
compose a successful press release.<br />
1. First <strong>de</strong>ci<strong>de</strong> exactly what your press<br />
release will be about. Th e story should<br />
be newsworthy: there’s no point issuing<br />
a press release about a new type<br />
of coff ee being used in the company<br />
Vocabulary<br />
a <strong>de</strong>arth of <strong>de</strong>r Mangel an<br />
newsworthy berichtenswert<br />
target Ziel<br />
fl ow Ablauf<br />
headline Titelzeile<br />
bottom unterer Rand<br />
to quote zitieren<br />
to elaborate on etwas näher ausführen<br />
fl uff überfl üssige Information<br />
letterhead Briefbogen<br />
capitals Großbuchstaben<br />
bold fett<br />
placement Platzierung<br />
snail mail Schneckenpost<br />
coff ee machines unless you work for a<br />
coff ee producer, a coff ee machine manufacturer<br />
or a coff ee retailer.<br />
2. Next, <strong>de</strong>ci<strong>de</strong> on exactly what information<br />
you are going to inclu<strong>de</strong> – too<br />
much is as bad as too little.<br />
3. Finally, work out how to make this<br />
information interesting to the journalists<br />
and to your target public.<br />
The format<br />
Journalists receive many press releases<br />
every day, so they expect a certain fl ow<br />
and format.<br />
Th e headline is used to grab the attention<br />
of journalists and briefl y summarize<br />
the news. It is your fi rst piece of creative<br />
writing in your text and should make<br />
your rea<strong>de</strong>r want to read further. If your<br />
text exceeds one page, print “Page 2“<br />
clearly on the second page. Finally, give<br />
contact <strong>de</strong>tails at the bottom. Journalists<br />
like to see “###” or another commonly<br />
used ending to signal the end of a press<br />
release.<br />
The body<br />
Th is should be brief but fascinating!<br />
Keep it interesting, factual, and in the<br />
third person (unless you are quoting).<br />
Remember, it might be printed “as is”, so<br />
the fi rst paragraph (rea<strong>de</strong>rs oft en don’t<br />
read past this) should cover the 5 “w”s:<br />
who, what, when, where and why.<br />
Th e rest of the text can then elaborate on<br />
the information given in the fi rst paragraph,<br />
avoiding fl uff . Your press release<br />
ends with the “boilerplate”.<br />
A boilerplate = a fi nal paragraph giving<br />
background information on the company<br />
(text that can be used again and<br />
again).<br />
Keep in mind that a press release is not<br />
an advertisement for your company, nor<br />
a novel: it’s a way to give interesting information<br />
out to the general public or to<br />
a specifi c public. So KISS – Keep It Short<br />
and Simple!<br />
TIP: small talk! If you send out your press release on paper, make sure that is on<br />
company letterhead with a prominent logo. The company name, address, phone<br />
numbers and web address should all be clear and easily visible. „PRESSRELEASE“ appears<br />
at the top in capitals and bold. Whether it is for immediate release or for release<br />
on a specifi c date also appears above the title in capitals.<br />
70 ProFirma 06 2010
Sending out a press release<br />
Placement of press releases, as with advertisements,<br />
is crucial and needs to be<br />
well thought out. Today they can usually<br />
be sent out by email (make sure that<br />
you have the journalists‘ correct email<br />
addresses), although if you have prepared<br />
a press pack with photos or samples,<br />
Die Autoren: Lucy Renner Jones und Anita Duncan<br />
CROSSWORD PUZZLE<br />
1 2<br />
6<br />
11<br />
15<br />
16<br />
ProFirma 06 2010<br />
9<br />
4 5<br />
7<br />
12 13 14<br />
Across:<br />
1. re-plan, for example an appointment<br />
5. the amount of work to be done<br />
6. check<br />
7. speak in a way that makes it hard to hear<br />
exactly what you are saying<br />
9. worth doing<br />
10. rare<br />
11. to place something on the Internet<br />
16. to wait a short time, perhaps because you are unsure<br />
17. to rush<br />
18. to use something with caution<br />
18<br />
then snail mail is necessary. Do your<br />
research: fi nd out which publication or<br />
show would be best and contact a specifi<br />
c person directly. Ask colleagues for<br />
contacts you can use to get your press<br />
release seen and don’t be afraid to network<br />
– in this game, contacts are everything.<br />
17<br />
3<br />
10<br />
8<br />
Answers: Across: 1. reschedule, 5. workload, 6. review, 7. mumble, 9. rewarding, 10. odd, 11. post, 16. hesitation, 17. dash,<br />
18. sparingly Down: 2. extent, 3. fare, 4. hence, 7. merely, 8. un<strong>de</strong>niably, 9. retiring, 12. swap, 13. vendor, 14. unison, 15. chunk<br />
Down:<br />
2. the reach or area of something<br />
3. money paid for travelling<br />
4. a synonym for “thus”<br />
7. a synonym for “only”<br />
8. without a doubt<br />
9. reserved character<br />
12. exchange one thing<br />
for another<br />
13. seller<br />
14. together<br />
15. a large piece of something
Rückschau & Termine<br />
Start-Messe<br />
Grün<strong>de</strong>rszene trifft sich in Hannover<br />
START<br />
Am 4. und 5. Juni 2010 trifft sich die Existenzgrün<strong>de</strong>r-<br />
und Franchiseszene aus Nie<strong>de</strong>rsachsen im Hannover<br />
Congress Centrum (HCC) zu einer weiteren<br />
Ausgabe <strong>de</strong>r Start-Messe. An zwei Tagen können<br />
sich die Besucher mit allen Informationen für eine erfolgreiche Selbstständigkeit<br />
versorgen. Das Informationsangebot <strong>de</strong>ckt das ganze Spektrum <strong>de</strong>r<br />
Themen ab: Die Erstellung <strong>de</strong>s Business-Plans, die För<strong>de</strong>rmöglichkeiten, Geschäftsi<strong>de</strong>en<br />
und Franchisekonzepte, Gründungen aus <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit<br />
o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Studium heraus, Mitarbeitergewinnung, Unternehmer- und<br />
Unternehmensentwicklung, Marketing und Vertrieb.<br />
Ein Höhepunkt wird auch in diesem Jahr die Verleihung <strong>de</strong>s Start-Awards<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen sein. Er zeichnet bereits zum zweiten Mal erfolgreiche Unternehmen<br />
von Migranten im Bun<strong>de</strong>sland Nie<strong>de</strong>rsachsen aus, die sich im<br />
Wettbewerb behaupten. Ein großes Aufgebot an Ausstellern vervollständigt<br />
das Rahmenprogramm.<br />
Dazu gehören unter an<strong>de</strong>rem<br />
<strong>Haufe</strong>-Lexware,<br />
das Bun<strong>de</strong>sministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie,<br />
<strong>de</strong>r Deutsche<br />
Franchise-Verband, die<br />
KfW-Bankengruppe, die<br />
N-Bank und die Hamburg<br />
Mannheimer. ProFirma<br />
unterstützt die Start-Messe<br />
als Medienpartner.<br />
INFO: www.start-messe.<strong>de</strong> Die richtigen Informationen sind das beste Startkapital.<br />
Studie<br />
Mittelstand: Strategiewechsel nicht nötig<br />
62 Prozent <strong>de</strong>r mittelständischen Unternehmen<br />
sehen in <strong>de</strong>r Krise keinen<br />
Anlass, ihre strategische Ausrichtung<br />
auf <strong>de</strong>n Prüfstand zu stellen. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt eine Studie <strong>de</strong>r Commerzbank-Initiative<br />
„Unternehmer-<br />
Perspektiven“. Die Mehrheit <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
hält die Krise vielmehr für ein<br />
rein konjunkturelles Phänomen. Für die<br />
Studie befragte TNS Infratest mehr als<br />
4.000 mittelständische Unternehmer<br />
aus unterschiedlichen Branchen.<br />
Für <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Aufschwung steht<br />
das Kostenmanagement an erster Stelle.<br />
So wollen 41 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
verstärkt auf ihre Profi tabilität achten.<br />
Dabei wer<strong>de</strong>n für knapp die Hälfte <strong>de</strong>r<br />
Befragten Kostensenkungen bei Zulieferern<br />
wichtiger als vorher. Ein zweiter<br />
Trend ist, die Geschäfte langfristig auf<br />
möglichst gesicherte Grundlagen zu<br />
stellen: 40 Prozent wollen zukünftig enger<br />
mit an<strong>de</strong>ren Unternehmen kooperieren,<br />
33 Prozent ihre Umsätze durch<br />
langfristige Liefer- und Zulieferverträge<br />
absichern. Wachstumsstrategien treten<br />
dagegen <strong>de</strong>utlich zurück. Immerhin 38<br />
Prozent <strong>de</strong>r Chefs geben an, dass sie ihre<br />
strategische Ausrichtung grundlegend<br />
verän<strong>de</strong>rn wollen o<strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rt haben.<br />
Leserbrief<br />
PROFIRMA-ROUNDTABLE<br />
„Es gibt keine Kreditklemme“ “<br />
Ausgabe 05/2010<br />
Nicht in <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />
angekommen<br />
„Die Bankenbranche ist nicht in <strong>de</strong>r<br />
Wirklichkeit angekommen. Ist schon<br />
vergessen, dass die unternehmerischen<br />
Aktivitäten dieser Häuser die<br />
nationale und globale Wirtschaft an<br />
<strong>de</strong>n Rand <strong>de</strong>s Abgrunds gebracht<br />
haben und die Nummer noch nicht<br />
durch ist? Diese Herren sind nun <strong>de</strong>r<br />
Meinung: „Alle Unternehmen, die<br />
wir fi nanzieren, müssen einen Fünf-<br />
Jahres-Plan vorlegen.“ Bitte schön,<br />
wo war <strong>de</strong>r unternehmerische Fünf-<br />
Jahres-Plan dieser Häuser, und hat er<br />
die Pleiten nachhaltig verhin<strong>de</strong>rt? Gedanken<br />
sollen wir uns außer<strong>de</strong>m über<br />
unsere unternehmerische Zukunft machen.<br />
Meines Erachtens gibt es hierzu<br />
nur zwei Antworten: Hatten die Banken<br />
<strong>de</strong>n Fünf-Jahres-Plan und taten<br />
es doch, dann wussten sie auch, dass<br />
<strong>de</strong>r Steuerzahler sie retten muss, um<br />
nicht noch mehr Scha<strong>de</strong>n anzurichten.<br />
O<strong>de</strong>r sie hatten diesen Fünf-Jahres-<br />
Plan nicht. Dann sind aber auch die<br />
Zeiten vorbei, in <strong>de</strong>nen sie das Recht<br />
hatten, mit ihrer unternehmerischen<br />
Kompetenzlosigkeit <strong>de</strong>n soli<strong>de</strong>n Unternehmern<br />
zur erklären, wie die ihren<br />
Job zu machen haben.<br />
Peter W. Kiefer, Beraten<strong>de</strong>r Ingenieur & CEO,<br />
Kiefer Consult GmbH, Neudrossenfeld<br />
TERMINE<br />
9. – 11. Juni 2010<br />
Intersolar, München<br />
www.intersolar.<strong>de</strong><br />
2. – 3. Juli 2010<br />
Start-Messe, Nürnberg<br />
www.startmesse.<strong>de</strong><br />
72 ProFirma 06 2010<br />
Fotos: Start-Messe, Archiv
Vorschau 07/08.2010<br />
Titelthema: Der Unternehmer als Marke<br />
In vielen mittelständischen Firmen verbin<strong>de</strong>t man eine Marke nicht nur mit<br />
einem Produkt, son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m Unternehmer selbst. Der Chef o<strong>de</strong>r die Chefi n<br />
steht für ein Wertesystem, ein Qualitätsversprechen. ProFirma geht <strong>de</strong>r Frage<br />
nach, was Unternehmer tun können, um ihre Wirkung und Fremdwahrnehmung<br />
im internen und öffentlichen Umfeld zu verbessern. Gute Kommunikation ist<br />
dabei das eine, die persönliche Mentalität das an<strong>de</strong>re.<br />
Hans-Peter Stihl Wolfgang Joop Martin Herrenknecht<br />
Claus Hipp Antje von Dewitz Wolfgang Grupp<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion:<br />
Dieter Römer (Chefredakteur)<br />
E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Christoph Lorenz (Redakteur)<br />
E-Mail: Christoph.Lorenz@profi rma.<strong>de</strong><br />
Paul Lauer (Redakteur)<br />
E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />
E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Gabi Reuys (Assistentin)<br />
E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Telefon 07 61/36 83 575, Fax 07 61/36 83 105<br />
Hausadresse <strong>de</strong>r Redaktion:<br />
<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />
Munzinger Str. 9, 79011 Freiburg<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
M. Bahnerth, Prof. M. Beck, J. Christ, T. Cole,<br />
A. Duncan, U. Felger, S. Hölper, B. Janzing, C.<br />
Mausbach, E. Neuthinger, B. Peymani, L. Renner<br />
Jones, C.-D. San<strong>de</strong>r, Pof. D. B. Simmert, O. Weiss,<br />
B. Weller, K. Zunke<br />
Grafi k: Hanjo Tews<br />
ProFirma 06 2010<br />
Anzeigen-Verkauf:<br />
Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />
Telefon 09 31/27 91 556<br />
Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />
Telefon 09 31/27 91 731<br />
Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />
Telefon 09 31/27 91 451<br />
Michaela Dotzler (Disposition)<br />
Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />
E-Mail: Anzeigen@ProFirma.<strong>de</strong><br />
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Die nächste Ausgabe erscheint am 30. Juni 2010<br />
Weitere Themen:<br />
PERSONAL<br />
Mitarbeiter stärken<br />
Qualifi zierungsprogramme und Anreizsysteme<br />
sind in Zeiten <strong>de</strong>s Fachkräftemangels<br />
nur zwei Eckpfeiler einer guten<br />
Strategie für die Personalarbeit.<br />
FINANZIERUNG<br />
Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wahrheit<br />
Die Krise <strong>de</strong>s Jahres 2009 hinterlässt tiefe<br />
Spuren in <strong>de</strong>n Unternehmensbilanzen.<br />
ProFirma zeigt, wie Banken die Folgen für<br />
das Rating mil<strong>de</strong>rn können.<br />
MOBILITÄT<br />
Apps und Co.<br />
Blackberry und iPhone-Applikationen<br />
beschleunigen und vereinfachen die<br />
Kommunikation im Geschäftsalltag.<br />
ProFirma stellt die neuesten Trends vor.<br />
Verlag: <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />
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Nor<strong>de</strong>ndstraße 2; 64546 Mörfel<strong>de</strong>n-Walldorf<br />
Beilagenhinweis:<br />
Diese Ausgabe enthält Beilagen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
Citroen Deutschland AG, Köln, sowie <strong>de</strong>r<br />
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Schluss mit lustig<br />
„Frau Liun, darf ich vorstellen?“, fragte H2O seine Assistentin<br />
und zeigte auf einen vielleicht 30-jährigen Mann mit gegeltem<br />
Haar, Ray-Ban-Brille auf <strong>de</strong>r Nase, englischen Schuhen,<br />
engem, grauem Anzug und einem goldgelben Hemd, das er<br />
offen trug. „Das ist Herr Marke, und bevor Sie fragen: Ja, er<br />
ist, wonach er aussieht, ein Werbemann aus Frankfurt, und er<br />
soll unseren Wagyu-Burger promoten.“ Herr Marke räusperte<br />
sich: „Dann ist es also tatsächlich wahr? <strong>Als</strong> Sie am Telefon<br />
von Burgern gesprochen haben, dachte ich, Sie wollen mich<br />
veräppeln. Ich meine, Wagyu-Burger<br />
...“ „Herr Marke“, fuhr H2O auf, „ich<br />
bezahle Sie auch dafür, dass Sie meinen,<br />
was ich meine.“ „Moment“, antwortete<br />
Herr Marke, „eines muss klar<br />
sein. Wenn ich Ihnen eine Strategie<br />
entwerfen und Ihr Produkt ver e<strong>de</strong>ln<br />
soll, dann brauche ich Freiraum, verstehen<br />
Sie? Gute Werbung hat zu tun<br />
mit Kreativität, Herr Hirschmüller,<br />
mit Fantasie und Geschmack, mit fi ligranem<br />
Gespür für <strong>de</strong>n Zeitgeist, <strong>de</strong>n<br />
Markt, mit Ästhetik.“ „Ich verstehe“,<br />
brummte H2O, „<strong>de</strong>swegen das gelbe<br />
Hemd.“<br />
„Meine Herren“, fuhr Frau Liun dazwischen,<br />
„mir kommen das hier vor wie zwei Wagyu-Bullen, die<br />
gehen aufeinan<strong>de</strong>r los.“ „Ist ja gut“, lenkte H2O ein, „ich mag<br />
es nur nicht, wenn diese Werber <strong>de</strong>nken, sie seien alle Künstler<br />
und dürften machen, was sie wollen, und wir an<strong>de</strong>ren sollen<br />
dazu auch noch permanent applaudieren. Aber Sie haben<br />
recht, Frau Liun, Werber fertigmachen ist zu einfach, als dass<br />
wir uns damit aufhalten sollten. Dann bringen Sie unseren<br />
gol<strong>de</strong>nen Kreativen mal auf <strong>de</strong>n neuesten Stand, bitte.“<br />
„<strong>Als</strong>o, Herr Marke, ich schicken voraus, dass I<strong>de</strong>e ist von Herr<br />
Hirschmüller. Hat gekauft Wagyu-Rin<strong>de</strong>r und Zuchtbulle,<br />
jetzt wir machen bestes Fleisch von Welt in Deutschland. I<strong>de</strong>e<br />
von Hirschmüller-san sein, mit Wagyu-Burger reich wer<strong>de</strong>n.<br />
Geht darum, dass Reiche haben wegen Wirtschaftskrise weniger<br />
Zeit, weil sich müssen kümmern um Geld, haben aber<br />
H 2O<br />
... und die<br />
Milchmädchenrechnung<br />
von Michael Bahnerth<br />
Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, fi n<strong>de</strong>t einen Werbefachmann,<br />
<strong>de</strong>r das Wun<strong>de</strong>r mit Wagyu-Burgern vollbringen soll.<br />
trotz<strong>de</strong>m Hunger, nach Luxus auch, <strong>de</strong>shalb wer<strong>de</strong>n kaufen<br />
Burger von Hirschmüller-san, <strong>de</strong>r kosten soll 30 Euro.“<br />
„Herr Hirschmüller“, unterbrach Herr Marke, „30 Euro für einen<br />
Burger? Was sagt eigentlich Ihre Frau zu Ihrem neuen, äh,<br />
Projekt?“ „Geht Sie zwar nichts an, Marke, aber sie hat mich<br />
verlassen.“ „Wun<strong>de</strong>rt Sie das?“ „Hören Sie, es reicht völlig,<br />
wenn Sie kreativ sind, Sie müssen nicht auch noch lustig sein.“<br />
„Wie auch immer“, antwortete Marke, „jetzt wollen Sie also<br />
von mir, dass ich <strong>de</strong>n Reichen Ihren Hamburger schmackhaft<br />
mache.“ „So könnte man sagen.“ „O.k.<br />
Was halten eigentlich Sie von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e,<br />
Frau Liun?“, fragte Marke.<br />
„Ich glauben, dass <strong>de</strong>utsches Markt hat<br />
Platz für Luxusburger. Weil Deutscher<br />
mag Fleisch und Reichtum auch. Ich recherchiert,<br />
dass pro Jahr durchschnittlich<br />
essen 84 Kilogramm Fleisch, Ten<strong>de</strong>nz<br />
steigend. Davon sein knapp zehn<br />
Kilo Rindfl eisch. Das machen 80 Hamburger.<br />
Ich dann gerechnet. Mensch<br />
haben eine Zeit von 30 Jahren, wo isst<br />
Hamburger, machen also 30 Jahre mal<br />
80 Hamburger. Ergeben dann 2.400<br />
Hamburger er isst im Leben. Wir uns<br />
merken diese Zahl. Jetzt wir nehmen<br />
die 800.000 Millionäre in Deutschland, ziehen 200.000 ab,<br />
weil sein alte Säcke ohne Zähne vielleicht, so bleiben 600.000<br />
potenzielles reiches Hamburgeresser. Wir multiplizieren mit<br />
2.400, das ergeben eine Milliar<strong>de</strong> 440 Millionen Hamburger,<br />
die wer<strong>de</strong>n gegessen von <strong>de</strong>utsches Millionäre in 30 Jahren.<br />
Ist große Potenzial. Wenn je<strong>de</strong>s Reiche nun isst je<strong>de</strong>s Jahr nur<br />
acht Hirschmüller-san-Burger für 30 Euro, dann ergeben 144<br />
Millionen Euro, die warten auf uns.“<br />
„Tja“, sagte H2O, „noch Fragen, Herr Marke? Und vor allem<br />
I<strong>de</strong>en, wie wir an diese 144 Millionen rankommen?“<br />
DIE NÄCHSTE FOLGE: H2O und Co. auf <strong>de</strong>r Suche nach<br />
griffi gen Strategien für einen grenzenlosen Erfolg.<br />
74 ProFirma 06 2010<br />
Folge 25<br />
Illustration: Reinhold Harwath