InnovatIon & MIttelstand - polytechnik
InnovatIon & MIttelstand - polytechnik
InnovatIon & MIttelstand - polytechnik
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Rezepte gegen die Krise | Kooperationspreis 2009<br />
Der grüne Baustoff<br />
Die Idee ist bestechend: Bauteile für Wärmedämmung<br />
oder Brandschutz auch<br />
direkt auf der Baustelle gießen. Jeder Bauherr<br />
soll sich seinen Bauteil selbst gießen können.<br />
Füllungen sollen ebenso auf der Baustelle<br />
machbar werden wie die Herstellung von<br />
formgebenden Baukörpern. Bislang gab es<br />
dabei stets ein Problem: Die bekannten Materialien<br />
wie Ton oder andere Mischungen<br />
mussten gebrannt werden – und bei Mineralschaumprodukten<br />
in sogenannten Autoklaven<br />
bei mindestens 180 Grad ausgehärtet werden.<br />
„Neben dem erheblichen Energieaufwand war<br />
eine Vor-Ort-Verarbeitung von diesen Mineralschaumprodukten<br />
bisher nicht möglich“, erklärt<br />
Michael Schmid die Bedarfslücke für aushärtende<br />
Mineralschäume. Schmid ist Leiter<br />
der Geolyth Mineral Technologie GmbH und<br />
gerade dabei, nach jahrelanger Entwicklungszeit<br />
den Baustoff „Geolyth“ auf den Markt zu<br />
bringen. Geolyth ist ein aus Mineralstoffen<br />
hergestellter, recyclebarer Mineralschaum, der<br />
in jede Form gegossen und – je nach eingestellter<br />
Dichte und Porosität – für Dämmungen,<br />
tragende Bauteile oder als Brand- oder Schallschutz<br />
verwendet werden kann. Das in zäh- bis<br />
dünnflüssiger Form verarbeitete Baumaterial<br />
härtet ohne Brennvorgang von selbst aus.<br />
Neben seiner leichten Einsetzbarkeit setzt<br />
Schmid auf die speziellen Eigenschaften von<br />
Geolyth: Das Material verfügt über eine hohe<br />
Hitzebeständigkeit und erfüllt alle Anforderungen<br />
für die Füllung von Brandschutztüren<br />
oder Brandschutzwänden. Zudem weist es<br />
hervorragende Eigenschaften speziell für<br />
Innendämmungen auf: Es findet in Plattenform<br />
oder als frei aufgetragene Außenbeschichtung<br />
von Kellerwänden oder Mauern<br />
Verwendung. Geolyth zeigt gleich gute oder<br />
bessere Isoliereigenschaften auf wie herkömmlicher<br />
Dämmschutz auf Kunststoffbasis.<br />
Für Schmid ist das Kern-Asset von Geolyth<br />
aber seine Umweltverträglichkeit. „Unsere<br />
Technologie erlaubt eine sichere Entsorgung<br />
und Verwertung der mineralischen Abfallstoffe“,<br />
unterstreicht der Baustoffexperte. „Die<br />
aktuell verwendeten Dämmungen auf Kunststoffbasis<br />
haben den großen Nachteil, dass sie<br />
mehr oder minder das Haus in eine Schicht<br />
aus Plastik einpacken, die als Sondermüll zu<br />
entsorgen ist.“ Das Trauner Unternehmen mit<br />
sechs Mitarbeitern steht jetzt am Ende seiner<br />
fünfjährigen Entwicklungszeit. „Wir sind<br />
markt- und lieferfähig“, betont Schmid. Zurzeit<br />
werden Baustoffhersteller und Messen<br />
besucht, um den atmungsaktiven Mineralschaum<br />
vorzustellen. Außerdem ist die Lizenzvergabe<br />
für Produktionsprozesse samt Verkauf<br />
der Geolyth-Pulver-Mischung an Betriebe geplant,<br />
die diese Schäume dann selbst erzeugen<br />
und in deren Bauteile einbringen.<br />
Risikokapital. Die Geolyth Mineral Technologie<br />
ist dabei, erstmals seit ihrem fünfjährigen<br />
Bestehen Umsätze zu machen. Bislang wurde<br />
das Unternehmen mittels Private-Equity-Beteiligung<br />
und Fördermittel finanziert. Mittel<br />
des FFG-Basisprogramms machten dabei die<br />
finanziellen Bürden etwas leichter. 25% der<br />
1,4 Millionen Forschungskosten wurden von<br />
öffentlicher Hand übernommen. Wesentlich<br />
für den Projekterfolg war die Kooperation mit<br />
dem ACR-Mitglied Bautechnisches Institut<br />
(BTI) Linz. „Durch das Know-how und die Erfahrungen<br />
des BTI konnten wir immer wieder<br />
Kosten und Zeit sparen“, lobt Schmid die Kooperation,<br />
„die Zusammenarbeit füllte Lücken,<br />
die sonst zu einer Verzögerung der Marktreife<br />
geführt hätten.“ Die Partnerschaft werde<br />
„auch künftig Früchte tragen“, versichert der<br />
Geolyth-Manager. Gute Entwicklungspartnerschaften<br />
haben immer Zukunft.<br />
Geolyth soll die gebräuchliche<br />
Palette an Baumaterialien völlig<br />
umkrempeln. Der selbst aushärtende<br />
Baustoff verfügt über<br />
hervorragende Dämm- und<br />
Brandschutzeigenschaften und<br />
kann vor Ort verarbeitet werden.<br />
GF Michael Schmid (unten)<br />
betont die Recyclebarkeit und<br />
Atmungsaktivität des neuen<br />
Materials.<br />
unternehmer | 11