InnovatIon & MIttelstand - polytechnik
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Rezepte gegen die Krise | Kooperationspreis 2009<br />
Polenta muss man mögen. Die Speise aus<br />
Maisgrieß war einst das Ergebnis stundenlangen<br />
Kochens und Rührens – vorzugsweise<br />
in einem großvolumigen Kessel, bis die Masse<br />
eine glatte Konsistenz erhielt. Heute ist die Speise<br />
in der Regel das Resultat eines Kaufaktes im Supermarkt:<br />
Vorgegarter Polentagrieß ist in 15 Minuten<br />
zubereitet und zählt zu den Fixbestandteilen praktisch<br />
jeder Vorratskammer. Für anspruchsvollere<br />
Geschmäcke mit wenig Zeit hat die Getreide- und<br />
Ölmühle der Berghofer-Schwestern Diana und Liane<br />
aus dem oststeirischen Fehring eine kulinarische<br />
Weiterentwicklung auf den Markt gebracht: Seit<br />
März dieses Jahres wird im betriebseigenen Mühlen-Shop<br />
der „Polentatraum“ in drei verschiedenen<br />
Geschmacksrichtungen – Schinken, Steinpilz und<br />
Kürbiskern – angeboten. Die Maisgrießmischungen<br />
werden durch die Beigabe von Wasser oder<br />
Milch essfertig und kommen in Form von Sterz, Knödeln<br />
oder Polentaschnitten auf den Tisch.<br />
■ Attraktion Mühle<br />
Die Schwestern Berghofer betreiben die Mühle in<br />
sechster Generation. Seit 1845 wird an den Ufern<br />
der Raab im Namen der Familie gemahlen, geröstet<br />
und gepresst. Dass dem immer noch so ist, ist nicht<br />
selbstverständlich. Das traditionelle Geschäft der<br />
Öl- und Getreidemühlen ist spätestens seit dem EU-<br />
Beitritt Österreichs schwierig geworden. Hunderte<br />
kleiner Mühlen, die meisten im Familienbesitz, mussten<br />
seither schließen. Die Berghofer-Mühle trat unter<br />
der jüngsten Generation, die seit 1999 am Mahlstein<br />
steht, die Flucht nach vorn an. Die Schwestern<br />
erweiterten das Geschäftskonzept. Sie suchten den<br />
direkten Zugang zum Endkunden über Spezialprodukte<br />
wie Dinkelmehl, hochqualitatives Kürbiskernöl<br />
und Eigenkreationen wie „Polentatraum“. Damit<br />
die Kunden den Weg in die wuchtige, viergeschossige<br />
Mühle und ihren Shop finden, wurde ein umfangreiches<br />
Besichtigungskonzept entwickelt, das<br />
in Zusammenarbeit mit Reiseveranstaltern und<br />
Tourismusvereinen ganze Busse lockt. Der Besuch<br />
im Mühlengeschäft ergibt sich von selbst. „Wir<br />
sind immer auf der Suche nach neuen Produkten“,<br />
beschreibt Liane Berghofer eine Grundhaltung des<br />
Familienbetriebs. Maisgrießmischungen zählen<br />
dabei zu den typisch regionalen Produkten der oststeirischen<br />
Thermenlandschaft und harmonieren<br />
mit den restlichen regionalen Naturprodukten des<br />
Mühlenangebotes. „Es war uns wichtig, mit dem<br />
neuen Angebot eine frische Kundenschicht anzusprechen.“<br />
Die Spezialfertigmischungen richten sich<br />
an gestresste Hausfrauen und Hausmänner, die ab-<br />
Die Schwestern von der Berghofer-Mühle:<br />
Liane (l.) und Diana<br />
haben das Geschäftskonzept<br />
ihres Familienunternehmens<br />
vollkommen umgedreht.<br />
Sie wenden sich mit ihrem<br />
Mühlen-Shop direkt an den<br />
Endkonsumenten. Tourismuskooperationen<br />
sorgen für die<br />
nötige Besucherfrequenz, innovative<br />
Regionalprodukte für<br />
das richtige Angebot im Laden.<br />
Die Berghofer-Mühle an den<br />
Ufern der Raab wurde bereits<br />
im 12. Jahrhundert urkundlich<br />
erwähnt.<br />
unternehmer | 5