Kompakt-Gesamtausgabe als PDF - Beobachter
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16. Mai 2008<br />
KOMPAKT<br />
GELD<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
Geld anlegen wie die Profis<br />
w Strategien: Aktien, Obligationen, Rohstoffe – so investieren Sie erfolgreich<br />
w Psychologie: Welcher Anlegertyp sind Sie w Fonds: Die richtige Wahl
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 3<br />
GELD<br />
Mit Köpfchen durch die Krise<br />
TITELBILD: BRIAN KERSEY/UPI/LAIF (BÖRSE CHICAGO); INHALT: CARLOS J. ORTIZ/POLARIS/LAIF<br />
Den 3. Oktober 1991 erlebte mein Grossvater<br />
nicht mehr. An diesem Tag ging<br />
«seine» Bank, die Spar- und Leihkasse<br />
Thun, pleite. Sie hatte bei der Vergabe von<br />
Immobilienkrediten zu viel riskiert. Bilder<br />
von besorgten Sparern, die vor den Schaltern<br />
Schlange standen und ihr Geld zurückforderten,<br />
wurden von den TV-Stationen<br />
europaweit verbreitet. Für meinen<br />
Grossvater wäre eine Welt untergegangen.<br />
Schweizer Banken waren für ihn Inbegriff<br />
von Verlässlichkeit und Sicherheit.<br />
Heute ist unser Blick auf die Banken nüchterner.<br />
Wir ärgern uns über die intransparente<br />
PreispolitikinderKontoführung,tiefeSparzinsen,<br />
hohe Kaderlöhne. Und spätestens<br />
seit dem Platzen der Internetblase vor acht<br />
Jahren weiss jeder Kleinanleger, dass man<br />
an der Börse nicht nur verdienen, sondern<br />
auch viel verlieren kann – «business as<br />
usual». Bis März dieses Jahres, <strong>als</strong> die<br />
Bank Bear Stearns kollabierte: das erste<br />
Opfer der US-Immobilienkrise. Auch hiesige<br />
Banken gerieten unter Druck. Verunsicherte<br />
Kunden fragten sich, wie sicher<br />
ihr Erspartes noch auf der Bank ist. Anleger<br />
erlitten zum Teil markante Verluste.<br />
Was tun Dieses «<strong>Kompakt</strong> Geld», das mit<br />
Kollegen des Anlegermagazins «Stocks»<br />
entstanden ist, kann keine definitiven Antworten<br />
geben. Auf den folgenden Seiten<br />
erklären wir Ihnen aber, worauf bei Geldanlagen<br />
zu achten ist, wo Gefahren lauern<br />
und wie Sie Risiken minimieren können.<br />
«Es gibt keinen Besitz, der Nachlässigkeit<br />
vertrüge», pflegte Grossvater den Autor<br />
Thomas Mann zu zitieren. Auch in den<br />
nächsten Monaten ist mit Turbulenzen an<br />
der Börse zu rechnen. Umso wichtiger ist<br />
es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Dieses<br />
«<strong>Kompakt</strong>» hilft Ihnen dabei. Remo Leupin<br />
Inhalt<br />
Bilder in dieser Ausgabe: Eine Tour d’Horizon durch Börsensäle rund um die<br />
Welt, wo gemäss Schätzungen jeden Tag Billionen Dollar umgesetzt werden.<br />
Im Bild: Chicago Mercantile Exchange, 2008.<br />
4 Anlegerprofil<br />
Am Risikoverhalten erkennen Finanzberater den Charakter ihrer Kunden<br />
6 Grundregeln<br />
Erfolgreich investiert, wer sein Geld auf verschiedene Anlagen verteilt<br />
12 Anlagefonds<br />
In Fonds lässt sich schon mit einigen tausend Franken investieren – so gehts<br />
20 Aktien<br />
Die Mechanismen der Börse zu kennen ist beim Geschäft mit Aktien zwingend<br />
24 Obligationen<br />
Anleihen seien eine behäbige Form von Investition, denken viele – zu Unrecht<br />
28 Rohstoffe<br />
Ihre Dynamik macht die Rohstoffmärkte für risikofreudige Investoren attraktiv<br />
32 Konto<br />
Wohin mit dem Geld Das sind die Vor- und Nachteile der diversen Kontoarten<br />
34 Strukturierte Produkte<br />
Diese Angebote werden immer beliebter, verlangen aber viel Fachwissen<br />
39 Buchtipps und Impressum
4 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
ANLEGERPROFIL<br />
Anlegen aus Veranlagung<br />
Sag mir, wie du investierst, und ich sage dir, welcher Typ du bist. Risikobereitschaft<br />
und Risikofähigkeit sind zwei entscheidende Grundzüge, die das Anlageverhalten<br />
massgeblich beeinflussen. Text: Claude Chatelain<br />
Sind Sie ein Anleger, ein Spekulant<br />
oder ein Gambler Der Gambler<br />
betrachtet die Börse <strong>als</strong> Kasino und<br />
handelt mit Optionen. Der Spekulant<br />
kauft und verkauft Aktien im Stundentakt<br />
und vertraut auf seinen guten Riecher. Der<br />
Anleger schliesslich investiert sein Geld<br />
langfristig nach den Erkenntnissen der<br />
modernen Finanztheorie. Wobei es natürlich<br />
auch unter den Anlegern die verschiedensten<br />
Typen gibt. Sie unterscheiden sich<br />
nach Charakter und nach ihren finanziellen<br />
Möglichkeiten.<br />
Der 50-jährige, geschiedene Unternehmer<br />
mit einem Investitionsvermögen von<br />
500 000 Franken ist ein anderer Typ Anleger<br />
<strong>als</strong> der junge Familienvater, der mit<br />
seinen 80 000 Franken dereinst eine Eigentumswohnung<br />
finanzieren möchte. Massgebend<br />
ist nicht nur, wie viel Geld anzulegen<br />
ist. Massgebend ist ebenso die<br />
Frage, wie lange auf dieses Geld verzichtet<br />
werden kann.<br />
Schritt eins: Man erstellt ein Anlegerprofil.<br />
Dieses wird durch verschiedene Faktoren<br />
definiert. Einer der wichtigsten ist die<br />
Risikofähigkeit. Risikofähig ist, wer das<br />
Geld langfristig anzulegen vermag und mit<br />
Marktturbulenzen umzugehen weiss. Je<br />
länger die Anlagedauer, desto grösser darf<br />
der Aktienanteil sein. Gemäss einer Faustregel<br />
ergibt sich der ideale Aktienanteil aus<br />
der Differenz zwischen 100 und dem Alter.<br />
100 minus 30 ist 70: Beim 30-Jährigen<br />
darf <strong>als</strong>o der Aktienanteil in seinem Portefeuille<br />
70 Prozent betragen. Beim 60-Jährigen<br />
sollte er sich indessen auf 40 Prozent<br />
belaufen. Diese Faustregel ist allerdings<br />
nur dann brauchbar, wenn das Geld der<br />
Vorsorge dienen soll. Beim 30-Jährigen beträgt<br />
der Anlagehorizont 35 Jahre; nach<br />
den Vorstellungen von Bundesrat Pascal<br />
Couchepin sogar 37 Jahre.<br />
Falls aber der 30-Jährige in etwa fünf Jahren<br />
mit den 80 000 Franken ein Haus kaufen<br />
will, reduziert sich der Anlagehorizont<br />
von 35 auf fünf Jahre. Also ist ein tieferer<br />
Strategiefonds: Massgeschneiderte Lösungen<br />
n Aktien n Obligationen n liquide Mittel<br />
Konservativ<br />
Aktienanteil zu wählen. Anders gesagt: Es<br />
sollen nur geringe Risiken in Kauf genommen<br />
werden. Wobei der Begriff «Risiko»<br />
in die Irre führt. Treffender wäre «Kursschwankungen».<br />
Diese sind bei Aktien<br />
höher <strong>als</strong> bei Obligationen. Somit besteht<br />
bei kurzfristiger Betrachtung das Risiko,<br />
dass die Aktienkurse unter dem Einstandspreis<br />
notieren. Je länger die Anlagedauer,<br />
desto geringer das Risiko. In 96 Prozent<br />
aller möglichen Zehnjahresperioden seit<br />
1925 verzeichnete der Schweizer Aktienmarkt<br />
einen Kursanstieg.<br />
Ein konservativer, eher risikoscheuer Anleger wählt<br />
einen Fonds mit einem überdurchschnittlichen<br />
Obligationenanteil – einen Strategiefonds «Income» oder<br />
«Yield». Das Ziel ist Kapitalerhalt bei geringen Kursschwankungen.<br />
Der Aktienanteil ist markant kleiner <strong>als</strong><br />
der Obligationenanteil. Der Anteil der Wertpapiere in<br />
fremder Währung ist bescheiden.<br />
Mittleres Risiko<br />
Bei einem ausgewogenen Fonds ist der Anleger zu einem<br />
etwas höheren Risiko bereit. Die Kursschwankungen sind<br />
höher. Höher sind aber auch die Renditeerwartungen.<br />
Bei einem ausgewogenen Strategiefonds («Balanced»)<br />
halten sich Aktien und Obligationen in etwa die Waage.<br />
Erhöhtes Risiko<br />
Einen Fonds mit dem Zusatz «Wachstum» oder «Growth»<br />
soll nur wählen, wer das Risiko vorübergehender Kursschwankungen<br />
in Kauf nehmen kann. Aktien- und<br />
Fremdwährungsanteil sind überdurchschnittlich hoch.<br />
Hohes Risiko<br />
Bei einer langen Anlagedauer von über zehn Jahren ist<br />
das Geld vorzugsweise in einen Strategiefonds «Capital<br />
Gain» zu investieren. Das lohnt sich meist: In 96 Prozent<br />
aller möglichen Zehnjahresperioden seit 1925 verzeichnete<br />
der Schweizer Aktienmarkt einen Kursanstieg.<br />
Was im Lehrbuch logisch daherkommt, kann<br />
in der Praxis fehlschlagen. Denn Anleger<br />
handeln oft irrational. In der dreijährigen<br />
Börsenbaisse zu Beginn des Jahrtausends<br />
haben viele Privatanleger ihre Aktien oder<br />
Anlagefonds verkauft, obschon in jedem<br />
Beratungsgespräch darauf hingewiesen<br />
wird, dass das Investieren in Aktien nur<br />
dann zu empfehlen ist, wenn die Papiere<br />
mehrere Jahre nicht angetastet werden. So<br />
gibt es Leute, die aufgrund der finanziellen<br />
Rahmenbedingungen «risikofähig» wären,<br />
aber nicht «risikobereit» sind.
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 5<br />
Banken erstellen im ersten Gespräch ein<br />
Anlegerprofil. Verfügt der Kunde nicht<br />
gerade über Hunderttausende Franken,<br />
wird ihm ein Strategiefonds empfohlen<br />
(siehe «Strategiefonds», links). Die Banken<br />
bieten meist bis zu fünf Strategiefonds an:<br />
Sie heissen «Einkommen», «Rendite»,<br />
«Ausgewogen», «Wachstum», «Kapitalgewinn».<br />
Für manche sind die englischen<br />
Bezeichnungen geläufiger: «Income»,<br />
«Yield», «Balanced», «Growth», «Capital<br />
Gain».<br />
Strategiefonds sind praktisch: Die Bank trifft<br />
die Anlageentscheide. Diese Vehikel sind<br />
bei Vermögen bis zu 30 000 Franken auch<br />
aus Risiko- und Ertragsüberlegungen zu<br />
empfehlen. Denn bei kleineren Vermögen<br />
besteht kein Spielraum, um die Vermögensaufteilung<br />
– die Asset Allocation – selber<br />
vorzunehmen. Bei grösseren Vermögen ab<br />
30 000 Franken könnte man die Aufteilung<br />
in Aktien-, Obligationen- und Geldmarktanlagen<br />
selber vornehmen, sofern man sich<br />
dafür die Zeit nehmen will. Das heisst,<br />
statt das gesamte Vermögen in einen Strategiefonds<br />
zu investieren, kauft man reine<br />
Aktien-, reine Obligationen- und reine<br />
Geldmarktfonds. Man muss dann aber wissen,<br />
in welche Fonds das Geld zu investieren<br />
ist. Der Vorteil liegt in der Flexibilität.<br />
Es gibt Zeiten, da ist es ratsam, Aktien zu<br />
verkaufen und Obligationen zu behalten –<br />
oder umgekehrt. Beim Verkauf von Anteilen<br />
eines Strategiefonds verkauft man stets<br />
beides – entsprechend den prozentualen<br />
Anteilen. Führt man aber verschiedene<br />
reine Anlagefonds im Portefeuille, könnte<br />
man gemäss vorliegendem Beispiel Anteile<br />
des Aktienfonds verkaufen und die Obligationenfonds<br />
behalten.<br />
Oder Sie vergessen die Erkenntnisse der<br />
modernen Portfoliotheorie und halten sich<br />
an das Rezept des ungarischen Börsenaltmeisters<br />
André Kostolany (1906–1999):<br />
Man bestücke sein Portefeuille mit soliden<br />
Blue Chips, kaufe Schlaftabletten und<br />
stelle den Wecker «auf zehn, noch besser<br />
auf fünfzehn Jahre».<br />
n<br />
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WAS MÄNNER<br />
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NEU
6 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
Tokyo Stock Exchange, 1985
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 7<br />
GRUNDREGELN<br />
Ruhig Blut bei Turbulenzen<br />
Die Aufteilung des Vermögens in unterschiedliche Anlagen ist ein wichtiger Schritt zur<br />
erfolgreichen Geldvermehrung. Wer zudem noch etwas von Börsenpsychologie versteht,<br />
wird sich nicht zu f<strong>als</strong>chen Entscheidungen verleiten lassen. Text: Hanspeter Schreiber<br />
FOTO: BRUNO BARBEY/MAGNUM PHOTOS<br />
Erfolgreiche Investorinnen und Investoren<br />
balancieren ihr Wertschriftendepot<br />
durch eine geschickte Kombination<br />
verschiedener Anlageformen<br />
zwischen Rendite und Risiko aus. In der<br />
Fachsprache heisst dieses Konzept Asset<br />
Allocation. Dabei wird das Anlagevermögen<br />
prozentual auf die verschiedenen Anlageklassen<br />
wie etwa Aktien, Obligationen<br />
oder Anlagefonds aufgeteilt. Wer sich beispielsweise<br />
für eine ausgewogene Anlagestrategie<br />
entschieden hat, wird je 50 Prozent<br />
seines Anlagevermögens in Aktien<br />
und Obligationen oder in Fonds aufteilen.<br />
Innerhalb der einzelnen Anlageklassen<br />
werden die Anlagen zusätzlich nach Ländern,<br />
Branchen oder Produkten gegliedert.<br />
Ziel der Vermögensaufteilung ist eine<br />
möglichst breite Streuung des Anlagerisikos<br />
(Diversifikation).<br />
Wohin mit dem Geld: Lassen Sie sich fachkundig beraten<br />
Falls Sie Zweifel haben, ob Ihre Anlagestrategie tatsächlich Ihren persönlichen<br />
Wünschen und Bedürfnissen entspricht, sollten Sie sich von<br />
einer Fachperson beraten lassen. Neben Banken und Versicherungen<br />
bieten grössere und kleinere Finanzgesellschaften bis hin zu Einmannbetrieben<br />
ihre Dienstleistungen an. Ein Patentrezept, den richtigen Partner<br />
zu finden, gibt es leider nicht. Die Basis einer guten Zusammenarbeit<br />
ist das gegenseitige Vertrauen. Dafür ist nicht die Höhe des Honorars<br />
massgebend, sondern der offene und ehrliche Kontakt, den Sie zu Ihrer<br />
Beraterin oder Ihrem Berater pflegen.<br />
So klappt das Beratungsgespräch<br />
w Hören Sie beim Beratungsgespräch nicht nur zu, sondern stellen Sie<br />
auch Fragen.<br />
w Lassen Sie sich Fachausdrücke so erklären, dass Sie sie verstehen.<br />
w Lassen Sie sich nicht von hohen Gewinnversprechen blenden.<br />
w Gratis arbeitet niemand – auch wenn dies immer wieder<br />
angeboten wird.<br />
w Fragen Sie bei jeder Anlage nach den einmaligen, aber auch den<br />
wiederkehrenden Kosten. Lassen Sie sich die Informationen<br />
schriftlich geben.<br />
w Trauen Sie sich ruhig, über Ihre Ängste vor möglichen Verlusten<br />
zu sprechen.<br />
w Treffen Sie Entscheide nicht sofort: Schlafen Sie darüber.<br />
w Sprechen Sie alle Themen an, die Sie interessieren – auch wenn Sie<br />
das Gefühl haben, dass es nicht so wichtig sei.<br />
w Haben Sie das Gefühl, dass ein Abschluss forciert wird, beenden Sie<br />
das Beratungsgespräch.<br />
Viele nützliche Informationen finden Sie im Internet – zum Beispiel auf der<br />
Internetplattform HelpOnline des <strong>Beobachter</strong>-Beratungszentrums<br />
(http://beratung.beobachter.ch, Fachbereich «Geld»).<br />
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die<br />
Asset Allocation eine massgebliche Rolle<br />
bei Anlageerfolgen spielt – und nicht etwa<br />
der Einstiegszeitpunkt oder die Titelwahl,<br />
wie viele Anlegerinnen und Anleger glauben.<br />
Bei Aktienengagements zum Beispiel<br />
ist die Höhe des gesamten Anlagevermögens<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
Wird in Einzelaktien investiert, sollte eine<br />
einzelne Position in der Regel fünf Prozent<br />
des gesamten Anlagevermögens nicht<br />
übersteigen.<br />
Höhere Einzelengagements bergen ein<br />
grosses Klumpenrisiko: Falls die gewählten<br />
Aktienpositionen abstürzen, verliert<br />
man auf einen Schlag einen grossen Teil<br />
seines Vermögens. Aus diesem Grund<br />
sollte ein gut diversifiziertes Wertschriftendepot<br />
15 bis 20 verschiedene Aktienpositionen<br />
aufweisen – aufgeteilt auf<br />
unterschiedliche Branchen, Produkte und<br />
Fremdwährungen.<br />
Ein Anlagevermögen von weniger <strong>als</strong> etwa<br />
500 000 Franken sinnvoll und auch kostengünstig<br />
mit einzelnen Aktien zu strukturieren<br />
ist angesichts der erforderlichen<br />
Zahl von mindestens 15 Einzeltiteln allerdings<br />
eher schwierig. Für kleinere Vermögen<br />
sind somit Alternativen aus der<br />
Kategorie der Anlagefonds zu wählen<br />
(siehe auch Seite 13).<br />
Die Aufteilung in die einzelnen Anlageklassen<br />
ist nicht in Stein gemeisselt und kann<br />
sich mit der Zeit ändern. Vielleicht haben<br />
Ihre Anlagen im Aktienteil schöne Kursavancen<br />
gemacht und plötzlich einen zu<br />
grossen Prozentsatz des gesamten Anlagevermögens<br />
erreicht. In diesem Fall lässt<br />
sich der erzielte Gewinn durch Teilverkäufe<br />
relativ einfach realisieren und in<br />
einer anderen, risikoärmeren Anlageklasse<br />
investieren.<br />
Es kann aber auch sein, dass sich Ihr persönliches<br />
Anlegerprofil von einer eher<br />
risikoreichen Ausrichtung in eine zurückhaltende<br />
geändert hat – zum Beispiel wenn<br />
die Pensionierung näherrückt. Auch in<br />
diesem Fall besteht Handlungsbedarf.<br />
Tipp: Wenn sich der prozentuale Aktienanteil<br />
in Ihrem Wertschriftendepot aufgrund<br />
von Kursverlusten massiv reduziert
8 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
hat, ist genauestens zu prüfen, ob man die<br />
Aktienengagements durch Verkäufe von<br />
Obligationen dem ursprünglichen Prozentsatz<br />
anpassen soll.<br />
Grundsätzlich gilt: Anlegerinnen und Anleger<br />
sollten ihre Investitionsentscheidungen<br />
immer <strong>als</strong> «Homo oeconomicus» treffen.<br />
Die Wirtschaftswissenschaft versteht<br />
darunter das theoretische Modell eines<br />
Menschen, der seine Handlungen allein<br />
auf der Basis der ihm vorliegenden Informationen<br />
rational ausrichtet und seine<br />
Entscheidungen nach dem ökonomischen<br />
Prinzip zur Maximierung seines persönlichen<br />
Nutzens trifft. Für Anlegerinnen<br />
und Anleger bedeutet dies: Gehen Sie stets<br />
rational vor.<br />
Der Einfluss von psychologischen Faktoren<br />
bei Geldanlagen kann gar nicht hoch<br />
genug eingeschätzt werden. Mit der Psychologie<br />
der Anleger beschäftigt sich der<br />
Fachbereich «Behavioral Finance». Im<br />
Mittelpunkt des Interesses stehen Anlegerinnen<br />
und Anleger <strong>als</strong> handelnde Personen<br />
und ihre typischen Verhaltensweisen.<br />
Wenn Sie folgende Regeln und Tipps<br />
beachten, können Sie die Risiken minimieren:<br />
1. Machen Sie die Hausaufgaben<br />
Dass man vor einem Kauf oder Verkauf<br />
möglichst viele Informationen sammelt,<br />
ist selbstverständlich. Aber Vorsicht: Oft<br />
besteht die Tendenz, nach Informationen<br />
zu suchen, die die eigene Einschätzung unterstützen.<br />
Suchen Sie deshalb unbedingt<br />
auch nach Gegenargumenten. Vorsicht geboten<br />
ist auch bei Aktien, die in den Medien<br />
viel Aufmerksamkeit erhalten: Sie<br />
werden eher überbewertet und <strong>als</strong> Kaufgelegenheit<br />
betrachtet. Zudem werden<br />
positive Börsennachrichten dann zu hoch<br />
bewertet, wenn man die jeweiligen Aktien<br />
besitzt. Besonders gefährlich wird es, wenn<br />
man neue, fundamental negative Meldungen<br />
verdrängt, weil diese der eigenen<br />
Marktmeinung widersprechen.<br />
Fachleute, aber auch Freunde und Bekannte<br />
geben gerne den «ultimativen» Anlagetipp:<br />
«Heute unbedingt die Aktie X kaufen.<br />
Sie steigt in den nächsten sechs<br />
Monaten garantiert um 30 Prozent.» Sie<br />
können solche Ratschläge zur Kenntnis<br />
nehmen, blindlings danach handeln sollten<br />
Sie jedoch nie. Zum «todsicheren» Geheimtipp<br />
nur noch so viel: Was mehr <strong>als</strong><br />
eine Person weiss, ist kein Geheimnis<br />
mehr. Unter gar keinen Umständen sollten<br />
Sie den Kaufempfehlungen folgen, die via<br />
Massen-E-Mails verbreitet werden.<br />
Tipp: Durchleuchten Sie die Informationen<br />
kritisch und suchen Sie nach Gegenargumenten.<br />
2. Bleiben Sie den eigenen Grundsätzen treu<br />
Bevor Sie Ihr Geld anlegen, sollten Sie Ihre<br />
eigene Risikobereitschaft definiert und vor<br />
allem die Frage beantwortet haben, wie Sie<br />
emotional mit Verlusten umgehen. Anlegerinnen<br />
und Anleger neigen bei kontinuierlich<br />
steigenden Kursen dazu, immer<br />
risikoreicher zu investieren. Treten dann<br />
wider Erwarten Verluste ein, bedauert<br />
man, ein zu hohes Risiko eingegangen zu<br />
sein. Umgekehrt steht vermehrt die Sicherheit<br />
im Vordergrund, wenn sich die Börsen<br />
im Abwärtstrend befinden.<br />
Tipp: Lassen Sie sich nicht von kurz- bis<br />
mittelfristigen Stimmungen verführen,<br />
sondern halten Sie an Ihrer Strategie fest.<br />
Sie können unter Umständen gewinnen,<br />
wenn Sie in vermeintlich schlechten Zeiten<br />
Aktien kaufen.<br />
3. Diversifizieren Sie<br />
Diversifikation bedeutet, durch eine gezielte<br />
Vermögensaufteilung eine ausreichende<br />
Streuung des Anlagerisikos zu<br />
erreichen. Die Praxis zeigt, dass viele Anlegerinnen<br />
und Anleger ihre Investitionen<br />
mehrheitlich auf den Heimmarkt (Schweizer<br />
Aktien) oder die eigene Referenzwährung<br />
konzentrieren. Gründe für die Zurückhaltung<br />
in Bezug auf Auslandengagements<br />
können fehlende Kenntnisse der<br />
ausländischen Anlageinstrumente sein.<br />
Zudem vertrauen viele Menschen einheimischen<br />
Firmen mehr <strong>als</strong> ausländischen.<br />
So ist etwa die Meinung weit verbreitet,<br />
«Der einzige Investor, der<br />
nicht diversifizieren sollte,<br />
ist derjenige, der immer<br />
100 Prozent richtigliegt.»<br />
John Templeton, Gründer des Templeton Growth Fund<br />
dass sich bei Investments in Aktien von<br />
Schweizer Grossfirmen keine Verluste einstellen<br />
können – obwohl die Erfahrung<br />
zeigt, dass dem nicht so ist.<br />
Die Referenzwährung für Personen, die in<br />
der Schweiz leben, ist der Schweizer Franken.<br />
Sie denken, rechnen und zahlen in<br />
ihrer Währung. Zu einer guten Diversifikationsstrategie<br />
gehört aber auch, einen<br />
Teil des Anlagevermögens ausserhalb der<br />
Referenzwährung zu investieren. Eine geschickte<br />
Streuung des gesamten Anlagevermögens<br />
auf mehrere Anlageklassen,<br />
Währungen und Branchen ist ein Muss. Je<br />
breiter die Streuung, desto kleiner ist das<br />
Risiko, dass ein Verlust einer einzelnen<br />
Anlage einen grossen Teil des gesamten<br />
Anlagevermögens vernichtet.<br />
Tipp: Bei kleineren und mittleren Vermögen<br />
unter 500 000 Franken ist eine optimale<br />
Diversifikation eigentlich nur über<br />
Anlagefonds möglich.<br />
4. Legen Sie langfristig an<br />
Wer in Aktien investiert, wird Miteigentümer<br />
einer Gesellschaft – und muss daher<br />
<strong>als</strong> Unternehmer denken. Dies gilt im<br />
Grundsatz auch für Käufer von Anlagefonds<br />
mit einem Aktienanteil, obwohl sie<br />
nicht direkt Miteigentümer werden. Miteigentümer<br />
beabsichtigen mit ihren Investments<br />
eine langfristige Beteiligung. Daher<br />
wird ein unternehmerisch denkender Anleger<br />
seine Positionen auch nicht ständig
10 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
New York Stock Exchange, 2008
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 11<br />
FOTO: RICHARD DREW/AP/KEYSTONE<br />
umschichten. Hier mag es helfen, an den<br />
Merksatz zu denken: «Hin und her machts<br />
Konto leer.» Und das freut letztlich nur die<br />
Bank.<br />
5. Überschätzen Sie sich nicht<br />
Selbstüberschätzung bei Geldanlagen ist<br />
verbreitet und kann fatale Folgen haben.<br />
Das Denkmuster, das dahintersteckt: Viele<br />
Anlegerinnen und Anleger neigen dazu,<br />
Börsengewinne der eigenen Geschicklichkeit<br />
zuzuschreiben. Sind sie längere Zeit<br />
erfolgreich, kann sich das Gefühl breitmachen,<br />
alles irgendwie im Griff zu haben.<br />
Diese Börsenerfolge machen übermütig.<br />
Man glaubt, Kursentwicklungen vorhersehen<br />
zu können. Offensichtliche Risiken<br />
werden nicht oder kaum mehr wahrgenommen.<br />
Sorglosigkeit macht sich breit.<br />
Treten wider Erwarten wiederholt Verluste<br />
auf, wird diese Verlustserie oft nur <strong>als</strong><br />
Pechsträhne eingestuft.<br />
6. Verlustaversion und Dispositionseffekt<br />
Auch bei der sogenannten Verlustaversion<br />
handelt es sich um ein typisch menschliches<br />
Verhalten: In der Regel wird ein Verlust<br />
stärker empfunden <strong>als</strong> ein Gewinn in<br />
gleicher Höhe. Diese Strategie, einem Verlust<br />
auszuweichen und deshalb Aktien mit<br />
gefallenen Kursen nicht abzustossen, führt<br />
Buchtipp<br />
Giuseppe Botti:<br />
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zum sogenannten Dispositionseffekt. Dieser<br />
verleitet den Anleger dazu, Aktien mit<br />
(kleinem) Gewinn zu verkaufen. Papiere,<br />
deren Kurs unter den Kaufpreis gefallen<br />
ist, werden in der Hoffnung auf bessere<br />
Zeiten gehalten. Man will einen Verlust<br />
nicht realisieren, denn dies würde bedeuten,<br />
eine eigene Fehleinschätzung und<br />
-entscheidung zu akzeptieren. Immer wieder<br />
kaufen Anlegerinnen und Anleger<br />
auch Aktien nach, die in der Verlustzone<br />
liegen – mit dem Ziel, die erlittenen Verluste<br />
schneller wieder wettzumachen.<br />
Dadurch wird das Problem in der Regel<br />
jedoch eher verschärft.<br />
Tipp: Dass sich in Ihrem Depot nur noch<br />
Verliereraktien befinden, können Sie mit<br />
sogenannten Stop-Loss-Aufträgen weitgehend<br />
verhindern. Mit einem solchen<br />
Auftrag werden Aktien bei einem von<br />
Ihnen vorbestimmten Verlust von beispielsweise<br />
20 oder 25 Prozent verkauft.<br />
7. Erliegen Sie nicht dem Herdentrieb<br />
«Die massenpsychologischen Reaktionen<br />
sind an der Börse wie im Theater: Einer<br />
gähnt, und in kürzester Zeit gähnt jeder.<br />
Hustet einer, hustet der ganze Saal.» Der<br />
ungarische Finanzexperte und Börsenspekulant<br />
André Kostolany (1906–1999)<br />
war überzeugt davon, dass der Herdentrieb<br />
nicht nur Kleinanleger, sondern auch<br />
Profis befällt.<br />
Die eigene Meinung von den hochbezahlten<br />
Profis der Finanzwelt bestätigt zu<br />
sehen gibt vielen Anlegerinnen und Anlegern<br />
ein sicheres Gefühl. Alle stimmen<br />
überein, und man glaubt, die Sache im<br />
Griff zu haben. Steigen die Kurse der<br />
Aktien im Depot, kann dies zu sorgloser<br />
Risikobereitschaft führen. In der allgemeinen<br />
Euphorie glauben selbst risikoscheue<br />
Kleinsparerinnen und Kleinsparer, dass<br />
sich ihr Geld von selbst vermehrt. Schreiben<br />
dann auch noch die Boulevardblätter<br />
in fetten Schlagzeilen: «Jetzt in Aktien einsteigen!»,<br />
wird es äusserst schwierig, einen<br />
kühlen Kopf zu bewahren.<br />
Wenn umgekehrt die Aktienkurse zu bröckeln<br />
beginnen, neigen sehr viele Anleger<br />
zu Panikverkäufen: Sie stossen ihre Aktien<br />
zu jedem Preis ab und nehmen dadurch<br />
Verluste in Kauf, in der Befürchtung, sonst<br />
noch grössere Verluste realisieren zu müssen.<br />
Panik und Herdentrieb treffen zusammen<br />
– es kommt zu einem Crash.<br />
Tipp: Halten Sie an Ihrer Strategie auch in<br />
turbulenten Zeiten fest und bewahren Sie<br />
unter allen Umständen die Ruhe.<br />
«Kaufe nicht, wenn der Kurs<br />
am niedrigsten ist, verkaufe<br />
nicht, wenn er am höchsten<br />
ist, das können nur Lügner.»<br />
Bernard Baruch (1870–1965), Financier und<br />
Börsenspekulant<br />
Natürlich kann niemand eine verbindliche<br />
Aussage darüber machen, was Sie von<br />
einer bestimmten Geldanlage erwarten<br />
dürfen – denn wer weiss heute schon,<br />
was die Zukunft bringt Ist das gesamte<br />
Anlagevermögen ausschliesslich in Obligationen<br />
investiert, sind die künftigen Erträge<br />
noch am ehesten abschätzbar. Anders<br />
verhält es sich bei Anlagen in Aktien<br />
und Aktienfonds. Anlegerinnen und Anlegern<br />
werden in Hochglanzprospekten<br />
immer wieder jährliche Renditen von acht<br />
und mehr Prozent in Aussicht gestellt.<br />
Hier gilt es zu bedenken, dass Aktienkurse<br />
stark schwanken können. Bei allzu vollmundigen<br />
Gewinnversprechen ist <strong>als</strong>o<br />
Vorsicht geboten.<br />
Etwas Wichtiges zum Schluss: Besitzen Sie<br />
bereits Aktien oder Aktienfonds Und rauben<br />
Ihnen überraschende und unerwartete<br />
Börsenturbulenzen nachts den Schlaf<br />
Dann gibt es nur einen Rat: Realisieren Sie<br />
Gewinne und Verluste sofort. Und legen<br />
Sie Ihr Geld so an, dass die Anlagen Ihrem<br />
Risikoprofil entsprechen.<br />
n
12 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
Seoul Stock Exchange, 1999 Handelsraum der Sanyo Securities, Tokio, 1993
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 13<br />
ANLAGEFONDS<br />
Gut verteilt ist halb gewonnen<br />
Wer sein Vermögen zu optimalen Bedingungen anlegen möchte, sollte sich mit<br />
Anlagefonds beschäftigen. So wird es möglich, bereits mit einigen tausend Franken<br />
an der grossen Investorenwelt teilzuhaben. Text: Hanspeter Schreiber<br />
Bei einem Anlagefonds werden Gelder<br />
einer Vielzahl von Kundinnen und<br />
Kunden zu einem grossen Vermögen<br />
vereint und anschliessend nach bestimmten,<br />
von vornherein festgelegten Richtlinien<br />
angelegt. Das Fondsvermögen wird<br />
auf die unterschiedlichsten Anlageklassen<br />
(etwa Aktien, Obligationen) aufgeteilt.<br />
Es gibt ein breites Angebot an Fonds:<br />
Aktienfonds, Obligationenfonds, Anlagefonds<br />
für Rohstoffe und Edelmetalle,<br />
Immobilienfonds, Branchenfonds oder<br />
Länderfonds. Aktienfonds investieren<br />
ausschliesslich in Aktien verschiedenster<br />
Firmen. Bei Obligationenfonds wird das<br />
Fondsvermögen in Obligationen verschiedener<br />
Qualitäten und Währungen angelegt.<br />
Bei Anlagestrategiefonds wird das Fondsvermögen<br />
in Aktien und Obligationen investiert.<br />
Anlagefonds können konservativ<br />
oder ausgewogen, aber auch sehr spekulativ<br />
ausgerichtet sein (siehe Seite 8).<br />
Das Fondsvermögen wird täglich aufgrund<br />
von Faktoren wie den aktuellen Kursen<br />
der Aktien oder Obligationen bewertet.<br />
Dieses Vermögen, geteilt durch die Anzahl<br />
der im Umlauf befindlichen Fondsanteile,<br />
ergibt den Kurs des Anlagefonds.<br />
Der Vorteil dabei ist die Verteilung des<br />
Fondsvermögens auf viele verschiedene<br />
Drei Fragen zu Anlagefonds<br />
Ich habe gehört, ich könne kein Geld<br />
1<br />
verlieren, wenn ich einen Anlagefonds<br />
mit einer Aktienquote von 25 Prozent wähle.<br />
Stimmt das<br />
Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Verluste<br />
erleiden, ist zwar längerfristig<br />
tatsächlich eher gering. Aber eine<br />
absolute Sicherheit haben Sie nicht.<br />
Renditen von acht bis zehn Prozent<br />
2<br />
im Jahr seien für Aktienfonds normal,<br />
sagt mein Berater. Übertreibt er hier<br />
Die Prognose ist sehr optimistisch und<br />
verführerisch zugleich. Richtig ist, dass<br />
Aktienanlagen in der Vergangenheit<br />
durchschnittlich 8,2 Prozent brachten.<br />
Positionen: So ist das Vermögen des Anlagefondskäufers<br />
einem geringeren Risiko<br />
ausgesetzt <strong>als</strong> bei Direktanlagen in Einzelaktien<br />
und -obligationen. Ohne grosses<br />
Finanzfachwissen besitzen Privatanleger<br />
dank Anlagefonds breitgestreute Anlagen<br />
(sogenannte Diversifikation).<br />
Die Ziele der einzelnen Anlagefonds sind<br />
identisch: Das investierte Vermögen soll<br />
vermehrt werden. Dies in die Tat umzusetzen<br />
ist die Aufgabe der Fondsmanager.<br />
Ob diese Renditen – erzielt zwischen<br />
1926 und 2007 – so bleiben, wird die<br />
Zukunft zeigen.<br />
3<br />
Muss ich mich nach dem Kauf<br />
des Anlagefonds die nächsten Jahre<br />
nicht mehr darum kümmern<br />
Anlagefonds sollten regelmässig<br />
überwacht werden. Allenfalls ist ein<br />
Verkauf angesagt, wenn der Fonds<br />
längere Zeit der Marktentwicklung<br />
hinterherhinkt. Auch kann das Fondsvermögen<br />
unter die erforderliche<br />
Grösse von 100 Millionen Franken<br />
sinken. Dies wäre dann ein Grund,<br />
den Anlagefonds zu verkaufen.<br />
Diese sind an klare Vorgaben gebunden.<br />
Sie dürfen zum Beispiel bei einem Fonds<br />
mit der Strategie «Aktien Schweiz» nur in<br />
Aktien von Schweizer Unternehmen wie<br />
zum Beispiel Nestlé, Novartis oder Zurich<br />
Financial investieren.<br />
Die Leistung des Fondsmanagers ergibt<br />
sich aus dem Vergleich seiner erzielten Rendite<br />
mit einer von den Anlagen her ähnlichen<br />
Messlatte (Benchmark). Dies kann<br />
etwa der Swiss Leader Index (SLI) sein. w<br />
Vermeiden Sie unliebsame Überraschungen: Ein paar Grundregeln<br />
FOTOS: CHARRET/REA/LAIF, B.S.P.I./CORBIS/RDB<br />
w Kaufen Sie keinen Anlagefonds,<br />
dessen Kosten Sie nicht kennen.<br />
Besteht keine Kostentransparenz,<br />
investieren Sie nicht.<br />
w In der Regel sollten Sie höchstens<br />
zwei Prozent Ausgabekommission<br />
und keine Rückgabekommission<br />
bezahlen.<br />
w Lesen Sie vor dem Kauf das Infoblatt<br />
(Factsheet) des Anlagefonds genau<br />
durch, damit Sie wissen, in welche<br />
Art von Fonds Sie investieren.<br />
w Prüfen Sie primär Anlagefonds, die<br />
von Ihrer Hausbank angeboten werden:<br />
Sie bezahlen dort tiefere Ausgabekommissionen<br />
sowie reduzierte<br />
Depotgebühren. Die hauseigenen<br />
Anlagefonds müssen nicht zwingend<br />
schlechter sein <strong>als</strong> diejenigen der<br />
Konkurrenz.<br />
w Vergleichen Sie die historischen Renditen:<br />
Nehmen Sie für Anlagefonds<br />
derselben Kategorie die Drei- oder<br />
Fünfjahresrenditen.<br />
w Rating: Kaufen Sie Anlagefonds mit<br />
mindestens drei Sternen (Morningstar)<br />
oder einem A- oder B-Rating<br />
(Feri Trust).<br />
w Ein Anlagefonds sollte ein Fondsvermögen<br />
von mindestens 100 Millionen<br />
Franken aufweisen. Kleinere<br />
Fondsvermögen sind bei den Anlagen<br />
weniger flexibel.<br />
w Wenn Sie Ihre Aufträge via Internet<br />
platzieren, können Sie zusätzlich<br />
Kosten sparen.
14 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
Termindruck ade: Fondssparpläne geben Sicherheit<br />
Ein Fondssparplan eignet sich für jene,<br />
die längerfristig und kontinuierlich<br />
investieren möchten. Anlegerinnen<br />
und Anleger zahlen in regelmässigen<br />
Abständen einen bestimmten Betrag<br />
ein, mit dem dann Anlagefonds gekauft<br />
werden. Dank den regelmässigen<br />
Käufen verliert der (richtige) Einstiegszeitpunkt<br />
an Bedeutung, man erzielt<br />
über den gesamten Investitionszeitraum<br />
einen Durchschnittspreis für den Anlagefonds.<br />
Mit anderen Worten: Bei tiefen<br />
Kursen werden für denselben Betrag<br />
automatisch mehr Fondsanteile gekauft<br />
und bei hohen Kursen entsprechend<br />
weniger. Die Angebotsbreite und die<br />
Bedingungen von Fondssparplänen sind<br />
sehr unterschiedlich. Es ist daher auf<br />
Folgendes zu achten:<br />
Anlagefondsangebot<br />
w Wie viele Anlagefonds stehen<br />
zur Auswahl<br />
w Wie hoch war die Rendite der Fonds<br />
in der Vergangenheit<br />
Einzahlungssystem<br />
w Wird eine Ersteinlage verlangt<br />
w Sind Einzahlungsrhythmus und<br />
Einzahlungsbeträge flexibel<br />
w Schreibt der Fondssparplan eine<br />
Mindestvertragsdauer vor<br />
w Was sind die Bedingungen für einen<br />
vorzeitigen Ausstieg<br />
Switch<br />
Ein Switch ist der Umtausch von einem<br />
Fonds in einen anderen. Wie oft und zu<br />
welchen Kosten ist dies möglich<br />
Kosten<br />
w Wie hoch sind die Ausgabekommissionen<br />
w Wie hoch sind die anderen Kosten<br />
(etwa Depot- und Kontogebühren)<br />
w Werden Rücknahmekommissionen<br />
belastet<br />
w Gibt es eine Einstiegsgebühr<br />
Der SLI enthält die 30 liquidesten und<br />
grössten Titel des Schweizer Aktienmarkts.<br />
DerManagereinesFonds«AktienSchweiz»<br />
versucht nun, durch Über- oder Untergewichtung<br />
seiner Anlagen in Schweizer<br />
Aktien diese Benchmark zu übertreffen.<br />
Hat er mit seiner Strategie Erfolg, erwirtschaftet<br />
er für die Anlegerinnen und<br />
Anleger eine über der Benchmark liegende<br />
Rendite.<br />
Investorinnen und Investoren dürfen jedoch<br />
nicht vergessen, dass es ihnen letztlich<br />
nicht viel nützt, wenn der Manager<br />
eines Aktienfonds zwar die Benchmark<br />
um 2,5 Prozent übertroffen hat, der Kurs<br />
des Anlagefonds aber um 15 Prozent gefallen<br />
ist.<br />
Grundsätzlich sind zwei grössere Kostenblöcke<br />
zu unterscheiden: die einmaligen<br />
Kosten beim Kauf und die jährlich wiederkehrenden.<br />
Einmalige Kosten beim Kauf: In guten Börsenjahren<br />
achtet man eher weniger auf die<br />
Kosten, bei sinkenden Börsen realisiert<br />
man hingegen, dass Kosten empfindlich<br />
auf die Performance (Rendite) drücken<br />
können. In der Schweiz sind nur wenige<br />
Anlagefonds an der Börse kotiert und werden<br />
permanent gehandelt. Dazu zählen<br />
Exchange Traded Funds (Indexfonds mit<br />
dem Ziel, Kurs- und Renditeentwicklung<br />
eines zugrundeliegenden Index nachzubilden)<br />
und Immobilienfonds (beide siehe<br />
Seite 16). Bei diesen Anlagefonds fällt für<br />
den Käufer die bankübliche Courtage an,<br />
sie liegt zwischen 0,8 und 1,2 Prozent.<br />
Über die genaue Höhe der Courtage gibt<br />
Ihnen Ihre Bank Auskunft. Online-Banking<br />
kann allenfalls zu tieferen Gebühren<br />
führen.<br />
Die Mehrzahl der Schweizer Anlagefonds<br />
wird jedoch nicht permanent an der Börse<br />
gehandelt. In diesem Fall werden dem<br />
Käufer Ausgabekommissionen (Gebühren)<br />
belastet. Die Höhe der Ausgabekommissionen<br />
hängt von der Art des Anlagefonds,<br />
den Anlageschwerpunkten, der<br />
Vertriebsart und der Fondsgesellschaft ab.<br />
Dabei können einmalige Kosten von bis zu<br />
fünf Prozent anfallen.<br />
Je nach Anlagefonds und Gesellschaft<br />
kann bei der Rückgabe der Fonds zusätzlich<br />
eine Rücknahmekommission erhoben<br />
werden – die Rendite wird dadurch weiter<br />
vermindert. Kluge Anlegerinnen und Anleger<br />
meiden solche Anlagefonds.<br />
Beachten Sie, dass die meisten Banken für<br />
den Kauf von Anlagefonds von Drittanbietern<br />
höhere Gebühren verlangen <strong>als</strong> für<br />
ihre hauseigenen.<br />
Jährlich wiederkehrende Kosten: Anlegerinnen<br />
und Anleger müssen bei ihrem Finanzinstitut<br />
die jährlichen Depotgebühren für<br />
die Aufbewahrung ihrer Wertschriften berappen.<br />
Hier kann es zum Teil beträchtliche<br />
Unterschiede geben. Bankeigene Anlagefonds<br />
sind in der Regel günstiger <strong>als</strong><br />
Fremdfonds.<br />
Ein weiterer Kostenblock wird bei Anlagefonds<br />
direkt dem Fondsvermögen belastet.<br />
Diese Kosten umfassen in erster Linie die<br />
Aufwendungen, die die Fondsgesellschaft<br />
für die Verwaltung und Leitung tätigen<br />
muss, zum Beispiel Buchhaltung und Administration.<br />
Ausserdem können noch<br />
Kosten für die Revision, für verschiedene<br />
Publikationen (Halbjahres- und Jahresbericht)<br />
oder für Rechtsberatung anfallen.<br />
Ein Grossteil dieser jährlich anfallenden<br />
Kosten ist in der Total Expense Ratio
16 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
Den Überblick nicht verlieren: Die wichtigsten Kategorien von Anlagefonds<br />
Aktienfonds<br />
Das Anlagespektrum der Aktienfonds<br />
reicht von Investitionen in grosse<br />
Unternehmen (sogenannte Blue Chips)<br />
der Industrienationen über risikoreichere<br />
Investments in kleine und<br />
mittelgrosse Gesellschaften (Small<br />
und Mid Caps) bis hin zu Unternehmen<br />
der Schwellenländer (Emerging<br />
Markets).<br />
Branchenfonds investieren in zukunftsträchtige<br />
Bereiche wie Pharma- oder<br />
Technologieunternehmen.<br />
Daneben gibt es auch Spezialitätenfonds,<br />
die aufgrund einer bestimmten<br />
Strategie investieren. So wird in den<br />
USA die Dividendenstrategie <strong>als</strong> «Dogs<br />
of the Dow» bezeichnet: Jedes Jahr investiert<br />
der Fondsmanager zu gleichen<br />
Teilen in Aktien des amerikanischen<br />
Dow-Jones-Index, die die höchsten Dividendenrenditen<br />
aufweisen.<br />
Eine weitere Spezialitätenfondsart sind<br />
Ökofonds. Sie investieren nur in Aktien<br />
von Gesellschaften, die auf umweltfreundliche<br />
Produkte oder Produktionsmethoden<br />
setzen. Auch hier gilt es, die<br />
Kosten im Auge zu behalten. Die einmalige<br />
Ausgabegebühr sollte etwa bei<br />
einem Aktienfonds, der in Blue Chips<br />
der grossen Industrienationen investiert,<br />
nicht höher <strong>als</strong> 1,5 Prozent sein.<br />
Bei allen anderen Kategorien sollte<br />
das oberste Limit bei zwei Prozent<br />
liegen.<br />
Bei den jährlichen, dem Fondsvermögen<br />
direkt belasteten Gebühren, der<br />
Total Expense Ratio (TER), liegt die<br />
Bandbreite etwa zwischen 1,5 Prozent<br />
für Schweizer Blue-Chip-Fonds und<br />
etwa 2,5 Prozent für Emerging-Markets-Anlagefonds<br />
mit hochriskanten<br />
Anlagen. Oder mit anderen Worten:<br />
Hohe Gebühren sind nur dann gerechtfertigt,<br />
wenn die Fondsstrategie auch<br />
hohe Gewinne erwarten lässt.<br />
Indexfonds (Exchange Traded Funds)<br />
Eine kostengünstige Variante zu Aktienfonds<br />
sind Exchange Traded Funds<br />
(ETFs). Dabei handelt es sich um<br />
börsenkotierte Indexfonds. Ziel ist die<br />
möglichst genaue Nachbildung der<br />
Kurs- und Renditeentwicklung eines<br />
zugrundeliegenden Börsenindex. Ein<br />
Börsenindex repräsentiert einen Korb<br />
von Aktien börsenkotierter Unternehmen.<br />
Im Swiss Market Index (SMI) etwa<br />
sind die 20 liquidesten und grössten<br />
Schweizer Aktien zusammengefasst.<br />
Der Fondsmanager wird <strong>als</strong>o bei einem<br />
Indexfonds auf den SMI diesen Index<br />
mit den 20 Aktien so genau wie möglich<br />
nachbilden.<br />
Indexfonds weisen gegenüber herkömmlichen<br />
Aktienfonds einige Vorteile<br />
auf:<br />
w Mit Indexfonds kann einfach und<br />
flexibel diversifiziert werden.<br />
w Mit einem einzigen Anlagefonds<br />
erwirbt man einen ganzen Markt<br />
respektive Index.<br />
w Indexfonds werden an der Börse<br />
permanent gehandelt.<br />
w Indexfonds haben einen eindeutigen<br />
Kostenvorteil gegenüber herkömmlichen<br />
Aktienfonds.<br />
Geldmarkt- und Obligationenfonds<br />
Beiden Fonds ist gemeinsam, dass sie<br />
in festverzinsliche Papiere investieren.<br />
Das Fondsvermögen von Geldmarktfonds<br />
(auch Money-Market-Fonds) wird<br />
am Kapitalmarkt angelegt, und zwar<br />
kurzfristig, in der Regel bis zwölf Monate.<br />
Die Vorteile: tiefes Risiko, kurze<br />
Anlagedauer und Anlagemöglichkeit<br />
in verschiedenen Währungen.<br />
Obligationenfonds hingegen investieren<br />
ihr Vermögen längerfristig in Anleihen<br />
von Staaten oder Unternehmen.<br />
Käufer von Obligationenfonds können<br />
sich dadurch die mühsame Suche nach<br />
einer Anlage in Einzelobligationen sparen.<br />
Obligationenfonds erfüllen auch<br />
die Voraussetzungen der Diversifikation<br />
(breite Streuung).<br />
Bei Anlagen in Obligationenfonds sind<br />
zwei Komponenten zu berücksichtigen:<br />
die Zinsen und die Kursschwankungen.<br />
Dafür gibt es zwei Hauptgründe. Erstens:<br />
Kann der Fondsmanager in Zeiten<br />
tiefer Zinsen nur geringe Einkommenserträge<br />
generieren, werden diese<br />
schnell zu einem grossen Teil durch die<br />
Kosten (TER) aufgefressen. Zweitens:<br />
Steigt das allgemeine Zinsniveau nach<br />
einer Phase eher tiefer Zinsen wieder<br />
an, hat dies zur Folge, dass die Obligationen,<br />
in denen der Fonds investiert<br />
ist, an Wert verlieren. Damit fällt auch<br />
der Kurs des Obligationenfonds.<br />
Insbesondere in Zeiten tiefer oder steigender<br />
Zinsen gehören Obligationenfonds<br />
daher nicht zwingend zu den<br />
Basisanlagen.<br />
Auch bei Obligationenfonds gilt: Je<br />
höher die Gewinnchancen, desto höher<br />
sind die Risiken. Wer zum Beispiel<br />
einen Fonds auswählt, der primär<br />
in Staats- und Unternehmensanleihen<br />
der europäischen Länder, der USA<br />
und Japans investiert, trägt ein eher<br />
tiefes Risiko.<br />
Für risikofreudigere Anleger bieten<br />
sich Obligationenfonds an, die in Anleihen<br />
aus Schwellenländern (Emerging<br />
Markets) investieren. Solche Obligationenschuldner<br />
sind weniger kreditwürdig<br />
und weisen eine tiefere Bonität<br />
(Sicherheit) <strong>als</strong> grundsolide Unternehmen<br />
auf. Daher müssen sie auch<br />
höhere Zinsen bezahlen.<br />
Immobilienfonds<br />
Anlagefonds, die direkt in Wohn- und<br />
Geschäftsliegenschaften, aber auch<br />
in Gesellschaften, die Liegenschaften<br />
bewirtschaften, investieren, zählen zu<br />
den Immobilienfonds. Betrachtet man<br />
sie von der Risiko-Rendite-Struktur<br />
her, sind Schweizer Immobilienfonds<br />
am ehesten zwischen Obligationen<br />
und Aktien anzusiedeln. Kurse von<br />
Immobilienfonds, die ausschliesslich<br />
in Wohnliegenschaften investieren,<br />
schwanken in der Regel weniger <strong>als</strong><br />
jene von Immobilienfonds, die ihr Geld<br />
in erster Linie in Geschäftsliegenschaften<br />
anlegen.<br />
Die für Immobilienfonds wichtigste<br />
Kennzahl ist der Ecart. Er bezeichnet<br />
die Differenz zwischen dem tatsächlichen<br />
Vermögenswert eines Immobilienfonds<br />
und dessen Börsenwert.<br />
So bedeutet ein Ecart von 23 Prozent<br />
beispielsweise, dass der Börsenwert<br />
des Anlagefonds 23 Prozent höher ist<br />
<strong>als</strong> der Wert der gesamten im Fonds<br />
enthaltenen Immobilien. Als Faustregel<br />
für Immobilienfonds gilt: Der<br />
Ecart sollte nicht höher <strong>als</strong> 15 Prozent<br />
sein.<br />
Anlagestrategiefonds<br />
Lesen Sie bitte den Artikel auf Seite 4<br />
zu den verschiedenen Strategien im<br />
Zusammenhang mit Fonds.
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 19<br />
Mercantile & Futures Exchange, São Paulo, 2008<br />
FOTO: MAURICIO LIMA/AFP<br />
(TER) zusammengefasst. Die Total Expense<br />
Ratio wird <strong>als</strong> Prozentzahl zum gesamten<br />
Fondsvermögen ausgedrückt.<br />
So kann sich der Anleger ausrechnen, um<br />
wie viel der Kurs des Anlagefonds steigen<br />
muss, damit sein Kapital erhalten bleibt:<br />
Die Berechnungsgrundlage ist eine ungefähre<br />
TER von einem Prozent für einen<br />
Obligationenfonds oder 1,5 Prozent für<br />
einen Aktienfonds. Hinzu kommen ausserdem<br />
Depotgebühren von beispielsweise<br />
0,25 Prozent. Schliesslich sollten zusätzlich<br />
die Ausgabekommissionen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Die richtigen Anlagefonds wählen: Welche<br />
Anlagefonds aus der grossen Auswahl sind<br />
nun aber die richtigen An sich ist die Antwort<br />
einfach: Informieren Sie sich gründlich,<br />
welche Anlagefonds zu Ihrer Anlagestrategie<br />
und Ihrem persönlichen Risikoprofil<br />
passen. Lassen Sie sich nicht von zu<br />
hohen Renditeversprechungen in die Irre<br />
führen.<br />
Bei der Wahl der Anlageform ist es in<br />
jedem Fall ratsam, die Bewertungen verschiedener<br />
Rating-Agenturen zu vergleichen.<br />
Die Bewertungsagentur Morningstar<br />
(www.morningstar.ch) etwa stuft die Anlagefonds<br />
von Top (fünf Sterne) bis Flop<br />
(ein Stern) ein. Kaufen Sie Anlagefonds<br />
mit mindestens drei Sternen. Die Feri Rating<br />
& Research AG (www.fonds-rating.de)<br />
ordnet die Anlagefonds in fünf Kategorien<br />
von «sehr gut» (A) bis «schwach» (E) ein.<br />
Wählen Sie grundsätzlich Anlagefonds mit<br />
dem Rating A oder B.<br />
Ein wesentliches Kriterium ist die sogenannte<br />
Renditeentwicklung in der Vergangenheit.<br />
Sie zeigt auf, wie sich ein<br />
bestimmter Anlagefonds im Vergleich zu<br />
anderen Anlagefonds derselben Kategorie<br />
entwickelt hat. Überprüfen Sie die Dreiund<br />
Fünfjahresrenditen.<br />
Wie kauft man Anlagefonds Wer Anlagefonds<br />
kaufen möchte, dem steht entweder<br />
aktuell ein grösserer Betrag zur sofortigen<br />
Anlage zur Verfügung. Oder man wählt die<br />
Strategie über einen sogenannten Fondssparplan:<br />
Dabei werden über einen längeren<br />
Zeitraum hinweg mit regelmässigen<br />
Einzahlungen Anteile an Anlagefonds gekauft<br />
(siehe Seite 14).<br />
Wenn Sie mit einem grösseren Geldbetrag<br />
Anlagefonds kaufen wollen, empfiehlt sich<br />
eine gestaffelte Kaufstrategie. Kaufen Sie<br />
Anlagefonds zum Beispiel für einen Drittel<br />
oder einen Viertel der gesamten Anlagesumme<br />
heute, einen weiteren Drittel oder<br />
Viertel in zwei oder drei Monaten. So vermindern<br />
Sie das Risiko, dass Sie die Anlagefonds<br />
zu Höchstkursen kaufen. Denn<br />
bei einer Aufteilung auf verschiedene<br />
Kaufzeitpunkte erzielen Sie einen Durchschnittskurs.<br />
Wie werden Anlagefonds abgerechnet Die<br />
Fondsanteile werden in der Regel nach<br />
dem gebräuchlichsten System in der<br />
Schweizer Fondsindustrie abgerechnet:<br />
dem sogenannten Forward Pricing (Abrechnung<br />
am Folgetag). Die Kundin erteilt<br />
ihrer Bank an einem Tag den Auftrag zum<br />
Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen. Am<br />
darauffolgenden Tag werden diese dann<br />
zum Tageskurs abgerechnet. Die abgerechneten<br />
Tageskurse können am selben<br />
Tag in den elektronischen Medien eingesehen<br />
werden. In den Tageszeitungen finden<br />
sich diese erst am Tag darauf.<br />
n
20 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
AKTIEN<br />
Keine Rendite ohne Risiko<br />
Aktien versprechen im Vergleich zu Sparkonten oder Obligationen die höchsten Gewinne.<br />
Doch Vorsicht: Schnell geht im Fall von Kurseinbrüchen Kapital verloren. Nur wer die<br />
Mechanismen der Börse kennt, kann sich vor Verlusten schützen. Text: Hans Peter Arnold<br />
Börsenthemen sorgen vor allem dann<br />
für Schlagzeilen, wenn es zu Extremereignissen<br />
kommt: zu Rekordständen<br />
oder zu Crashs, bei denen Milliarden<br />
von Franken vernichtet werden. Im medialen<br />
Dauergewitter rücken die Börsen in die<br />
Nähe von Spielkasinos; die Anleger sind<br />
verunsichert, und mancher fragt sich: Sind<br />
Aktien nichts für seriöse Investoren, die<br />
versuchen, das Geld dort einzusetzen, wo<br />
sowohl Werterhalt <strong>als</strong> auch Vermögenszuwachs<br />
möglich ist Sehr wohl. Entscheidend<br />
ist aber die Art und Weise, wie der<br />
Anleger den Börsenhandel betreibt. Gefährlich<br />
sind kurzfristige Investments.<br />
Zum einen deshalb, weil Anleger eventuell<br />
aufgrund eines grösseren Liquiditätsbedarfs<br />
die Aktien vorzeitig, oft zur Unzeit,<br />
verkaufen müssen. Zum anderen liegt<br />
der Grund in der bewussten kurzfristigen<br />
Spekulation.<br />
Von Oktober 2007 bis März 2008 haben<br />
die 20 Schwergewichte im Schweizer Börsenindex<br />
SMI (Swiss Market Index) im<br />
Schnitt 30 Prozent verloren. Dieser Index<br />
ist sogar von rund 8500 Punkten im Jahr<br />
2000 auf 3600 Punkte im Frühling 2003<br />
gesunken. Letztes Jahr konnte der SMI die<br />
9500-Marke für kurze Zeit überspringen.<br />
Dies verdeutlicht, welch starken Schwankungen<br />
die Aktienkurse ausgesetzt sind.<br />
Betrachtet man die Kurse einzelner Titel,<br />
sind die Ausschläge – in der Fachsprache<br />
Volatilität genannt – noch viel grösser. Was<br />
diese Trendkurven ebenfalls nahelegen:<br />
Die Börse ist keine Einbahnstrasse; einzelne<br />
Aktien und Indizes (Aktienkörbe) können<br />
über eine beträchtliche Zeit zwar stark<br />
schwanken, letztlich aber seitlich tendieren.<br />
Das aktuelle Kursniveau des SMI<br />
wurde bereits 1998 erstm<strong>als</strong> erreicht.<br />
Historisch betrachtet, ist diese zehnjährige<br />
Durststrecke ungewöhnlich lang und eigentlichnichtdiebesteWerbungfürAktienengagements.<br />
Das Abseitsstehen ist aber<br />
ebenfalls gefährlich. Es könnte nämlich<br />
sein, dass der Investor an einer plötzlichen<br />
Drei Fragen zum Thema Aktien<br />
Wie können börsenkotierte<br />
1<br />
Unternehmen beurteilt werden<br />
An der Börse wird die Unternehmung<br />
zu jeder Zeit neu beurteilt. Der Aktienpreis,<br />
multipliziert mit der Anzahl<br />
Aktien, ergibt den Marktpreis für die<br />
Unternehmung; dafür werden häufig<br />
die Begriffe Börsenwert oder Marktkapitalisierung<br />
verwendet. Indem der<br />
aktuelle Aktienkurs mit wichtigen Daten<br />
der Unternehmung verglichen wird,<br />
erhält der Börsianer interessante Kennzahlen.<br />
Sinnvoll sind insbesondere die<br />
Vergleiche mit Umsatz, Gewinn und<br />
Buchwert. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />
(KGV) von 20 bedeutet, dass der Börsenwert<br />
20-mal höher liegt <strong>als</strong> der Jahresgewinn.<br />
Häufig wird die englische<br />
Abkürzung P/E Ratio (Price-Earnings<br />
Ratio) benutzt. Die in Prozent ausgedrückte<br />
Dividendenrendite ist eine<br />
Verhältniszahl von Dividende und<br />
Aktienkurs beziehungsweise Börsenwert.<br />
Ein Unternehmen lässt sich aber<br />
auch durch andere Faktoren bewerten:<br />
nachhaltigen Aufwärtsbewegung nicht<br />
partizipiert.<br />
Ebenfalls aus historischer Sicht wissen wir,<br />
dass Aktien im Schnitt mit einer jährlichen<br />
Performance von über acht Prozent glänzen.<br />
Damit ist die Rendite im Vergleich zu<br />
Obligationen doppelt so hoch. Zur Gesamtperformance<br />
von Aktien zählt nicht<br />
nur die Kurssteigerung vom 1. Januar bis<br />
zum 31. Dezember, sondern auch die Gewinnausschüttung<br />
(Dividenden). Obwohl<br />
der Swiss Market Index in den vergangenen<br />
zehn Jahren keinen Fortschritt gemacht<br />
hat, haben viele Anleger dank den<br />
Dividenden jährlich bis zu vier Prozent<br />
verdient.<br />
Alles nur auf eine Aktie zu setzen ist nicht<br />
ratsam. Wer trotzdem Einzelaktien und<br />
Wie sinnvoll ist die Geschäftsstrategie<br />
Finden die neuen Produkte reissenden<br />
Absatz Ist das Image positiv<br />
2<br />
Wann ist eine Unternehmung unterbewertet<br />
und wann überbewertet<br />
Als Faustregel gilt: Traditionelle Substanzaktien<br />
mit einer P/E von 13 bis 17<br />
sind moderat, fair bewertet. Oberhalb<br />
dieser Bandbreite spricht man von<br />
einer Überbewertung.<br />
3<br />
Was versteht man eigentlich unter<br />
Anlagepolitik<br />
Dieser Begriff findet sowohl bei Privatkunden<br />
wie auch bei institutionellen<br />
Kunden (Pensionskassen) Anwendung.<br />
Die Anlagestrategie leitet sich vom Ziel<br />
ab, das mit der Vermögensanlage<br />
verfolgt wird. Je nach Situation wird<br />
der Werterhalt oder der Wertzuwachs<br />
beziehungsweise das Risiko stärker<br />
gewichtet. Entscheidend sind neben<br />
der Risikoneigung des Anlegers auch<br />
seine persönliche Einkommens- und<br />
Vermögenssituation, das Alter sowie<br />
der absehbare Liquiditätsbedarf.<br />
keine Kollektivanlagen wie Fonds und<br />
Indexaktien bevorzugt, sollte Aktien von<br />
mindestens sieben Unternehmen kaufen.<br />
Diese Risikostreuung reduziert die Gefahr<br />
einer überdurchschnittlich schlechten<br />
Wertentwicklung des Aktienportfolios beträchtlich.<br />
Der Einstiegszeitpunkt beeinflusst die Performance<br />
ebenso. Das ideale Timing zu<br />
finden ist aber in der Regel schwierig,<br />
sprich: hängt vom Zufall ab. Deshalb fahren<br />
Anleger mit der Strategie gut, in regelmässigen<br />
Abständen – ungeachtet der aktuellen<br />
Börsenlagen – in Aktien zu investieren.<br />
Erfahrene Börsianer investieren<br />
zudem dann in die Märkte, wenn Panik<br />
herrscht. Wer etwa im März 2003 auf Aktien<br />
setzte, konnte in den folgenden Jahren
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 21<br />
sehr hohe Kurssteigerungen beobachten.<br />
In Zeiten der Euphorie ist es wiederum<br />
ratsam, «Gewinne mitzunehmen» – <strong>als</strong>o<br />
einen Teil der Aktien zu verkaufen.<br />
Dennoch: Wer auf Aktien setzt, muss sich<br />
zwischenzeitlich hoher Kursschwankungen<br />
bewusst sein. Je höher der Anteil an<br />
Aktien,destoausgeprägtersolltedieRisikoneigung<br />
des Anlegers sein. Die Risikofähigkeit<br />
wiederum basiert auf der jeweiligen<br />
wirtschaftlichen Situation des Investors.<br />
Insbesondere Einkommen, vorhandenes<br />
Vermögen und Liquiditätsbedarf<br />
(Lebensunterhalt und grössere geplante<br />
Investitionen) bestimmen die maximale<br />
Höhe eines Aktienengagements.<br />
Die Funktion der Börse ist im Grundsatz<br />
einfach: Wie auf jedem anderen Markt<br />
treffen hier Angebot und Nachfrage zusammen.<br />
Daraus resultiert der Preis. Im<br />
Handel mit grosskapitalisierten Unternehmen<br />
kommen im Sekundentakt Abschlüsse<br />
zustande. In der Regel werden Käufe<br />
und Verkäufe von Aktien <strong>als</strong> limitierte<br />
Aufträge ins Handelssystem eingegeben.<br />
Solche Aufträge lassen sich an die Hausbank<br />
delegieren. Selbstverständlich sind<br />
auch für Privatinvestoren, die via Internet<br />
handeln, solche Limit-Order empfehlenswert.<br />
Ansonsten besteht insbesondere bei<br />
Aktiengesellschaften mit tiefem Handelsvolumen<br />
die Gefahr, dass ein nicht limitierter<br />
Auftrag (in der Börsensprache <strong>als</strong><br />
Bestens-Auftrag bezeichnet) zu einem sehr<br />
tiefen oder sehr hohen Preis gehandelt<br />
wird, weil zu einem gewissen Zeitpunkt<br />
die Angebote auf der Gegenseite unvorteilhaft<br />
sind. Angenommen, Sie wollen eine<br />
Aktie kaufen: Definieren Sie mit einer<br />
Limite, wie viel Sie höchstens zu zahlen<br />
bereit sind. Man spricht vom Geldkurs.<br />
Wer auf der Verkäuferseite steht, legt sich
22 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
Hong Kong Stock Exchange, 2004 Börse Frankfurt am Main, 2007
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 23<br />
FOTOS: RICHARD JONES/SINOPIX LAIF, BOENING/ZENIT/LAIF<br />
auf einen Briefkurs fest. Im Englischen<br />
werden diese beiden Positionen «Bid» und<br />
«Ask» genannt.<br />
Die Differenz zwischen Geld- und Briefkurs<br />
heisst Handelsspanne (Spread). Die<br />
Handelsspanne ist ein Mass dafür, wie flüssig<br />
der Handel ist. Ein nicht liquider Markt<br />
mit hohen Spreads ist durch tiefe Handelsvolumina<br />
geprägt. Je höher der Spread,<br />
desto teurer wird der Handel. Die Differenzen<br />
von Kauf- und Verkaufsangebot<br />
weiten sich generell in Zeiten grosser Kursschwankungen<br />
aus. Ein weiteres Indiz:<br />
Nimmt bei steigenden Preisen das täglich<br />
gehandelte Volumen erheblich zu, deutet<br />
dies auf einen anhaltenden Aufwärtstrend<br />
hin. Analysten und Börsianer sprechen<br />
dann vom «Momentum».<br />
Für die Schweizer Börse (SWX) ist neben dem<br />
zentralen und auftragsgesteuerten Markt<br />
und der Marktliquidität sowohl das Prinzip<br />
der Markttransparenz <strong>als</strong> auch die<br />
Gleichbehandlung aller Teilnehmer bedeutsam.<br />
Letzteres ist dann nicht garantiert,<br />
wenn einzelne Akteure von Insiderwissen<br />
profitieren. Kursrelevante Neuigkeiten<br />
von Unternehmen müssen allen<br />
Aktionären gleichzeitig zur Verfügung gestellt<br />
werden.<br />
Das Gros der börsenkotierten Unternehmen<br />
lässt sich in verschiedene Kategorien<br />
einteilen. Gebräuchlich ist beispielsweise<br />
die Unterscheidung in gross- und kleinkapitalisierte,<br />
in zyklische und nichtzyklische<br />
Firmen oder die Differenzierung nach<br />
Branchen. Zyklische Aktien bewegen sich<br />
parallel zu den Konjunkturzyklen. Geht es<br />
der Wirtschaft gut, steigen sie besonders<br />
stark. Zu zyklischen Aktien gehören beispielsweise<br />
Banken- und Technologietitel.<br />
Weniger zyklisch verhalten sich Aktien aus<br />
der Nahrungsmittelbranche.<br />
Aufschlussreich ist für den Aktionär die<br />
Unterteilung in Wachstums- und Substanzaktien;<br />
Analysten sprechen dabei von<br />
«Growth» und «Value». Das Charakteristikum<br />
von Wachstumsaktien ist ein starkes<br />
Umsatzwachstum. Da dieses Wachstum<br />
Wichtige Begriffe aus der Welt der Börsianer<br />
Aktie<br />
Kauft der Anleger eine Aktie, wird er<br />
Miteigentümer der Unternehmung. Die<br />
Aktie verkörpert einen Anteil am Kapital<br />
der Gesellschaft. Als Teilhaber hat<br />
der Aktionär Mitgliedschaftsrechte<br />
(Stimmrecht) und Vermögensrechte<br />
(zum Beispiel das Recht auf Anteil am<br />
Gewinn oder das Bezugsrecht).<br />
Aktienindex<br />
Ein Aktienindex spiegelt die Entwicklung<br />
eines Aktienmarktes repräsentativ<br />
wider. Der älteste Index ist der Dow-<br />
Jones-Industrial-Index (New York Stock<br />
Exchange). Berühmt sind auch der Standard<br />
& Poor’s 500 (USA), der Nasdaq<br />
100 (USA) und der Nikkei-Index (Japan).<br />
In der Schweiz sind der Swiss Market<br />
Index (SMI), der Swiss Leader Index<br />
(SLI) und der Swiss Performance Index<br />
(SPI) am bedeutendsten.<br />
überdurchschnittlich hohe Investitionen<br />
erfordert, schreiben die entsprechenden<br />
Firmen kaum Gewinne. Dividenden können<br />
keine ausbezahlt werden. Der Anleger<br />
erwartet aber in Zukunft einen erheblichen<br />
Gewinnstrom. Wachstumsaktien sind im<br />
Vergleich zum Buchwert und zur aktuellen<br />
Profitsituation hoch bewertet; häufig handelt<br />
es sich um Firmen der Bio- und Informationstechnologie.<br />
Im Gegensatz dazu sind Substanzaktien<br />
etabliert und zeichnen sich durch eine stabile<br />
Umsatzentwicklung und zuverlässige<br />
Gewinnprognosen aus. Firmen mit einem<br />
hohenSubstanzwertsindtendenziellmoderat<br />
bewertet oder sogar unterbewertet. Die<br />
Kurse dieser Value-Titel schwanken weniger<br />
<strong>als</strong> jene der Growth-Papiere.<br />
Was bedeutet dies für den Investor Der<br />
Anleger von jungen Firmen muss mit<br />
viel höheren Kursausschlägen rechnen.<br />
Auftragsbuch<br />
Jeder an der SWX kotierte Titel verfügt<br />
über ein elektronisches Auftragsbuch,<br />
in dem alle eingehenden Aufträge<br />
(Kauf und Verkauf) notiert und nach<br />
Möglichkeit zur Übereinstimmung<br />
gebracht werden.<br />
Blue Chips<br />
Blue Chips ist die Bezeichnung für<br />
Aktien führender Unternehmen mit<br />
erstklassiger Bonität, hoher Ertragskraft<br />
und solider Finanzstruktur. Es<br />
handelt sich dabei um grosskapitalisierte<br />
Werte, sogenannte Standardwerte.<br />
Depotbank<br />
Für den Aktienhandel ist eine Depotbank<br />
unerlässlich. Auf dieser Bank<br />
besitzt der Anleger eine Kontonummer<br />
und ein Depot mit den Wertschriften.<br />
Schlimmstenfalls verliert er sogar sein ganzes<br />
Geld. Wer darauf abzielt, an der Börse<br />
schnell viel Geld zu verdienen, kommt an<br />
Wachstumsaktien oder sogar an den von<br />
ihnen abgeleiteten Optionen (mit Hebelwirkung)<br />
nicht vorbei. Die Risiken sind<br />
aber hoch. Wenn sich eine Biotechfirma<br />
bei der Forschung und Entwicklung auf<br />
ein einziges Medikament konzentriert und<br />
dabei Schiffbruch erleidet, brechen die<br />
Kurse ein.<br />
Bei Substanztiteln sind die Kurssteigerungen<br />
nicht so berauschend. Der Anleger<br />
wird jedoch regelmässig mit Dividendenzahlungen<br />
entschädigt. Zu typischen<br />
Substanzaktien gehören Aktien von Versorgern<br />
– in der Schweiz vor allem Aktien<br />
von Elektrizitäts- oder von Immobiliengesellschaften.<br />
Auch der Nahrungsmittelkonzern<br />
Nestlé zum Beispiel ist ein typischer<br />
Substanztitel.<br />
n
24 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
London Stock Exchange, 1986
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 25<br />
OBLIGATIONEN<br />
Den Zinsvorteil clever nutzen<br />
Im Bereich der Zinsanlagen gibt es weit mehr <strong>als</strong> nur Kassenobligationen. Anleihen<br />
bieten allgemein ein breites Spektrum attraktiver Anlagemöglichkeiten. Dabei lassen<br />
sich zudem einige steuerliche Vorteile nutzen. Text: Urs Aeberli<br />
FOTO: ERIC PREAU/SYGMA/CORBIS/RDB<br />
Wer gut essen will, kauft Aktien. Wer<br />
gut schlafen will, kauft Obligationen.»<br />
Diese Börsenweisheit<br />
drückt eine übertriebene Schwarzweissmalerei<br />
aus. Die aktuelle Finanzmarktkrise<br />
sorgte nämlich bei vielen Obligationenanlegern<br />
für ein böses Erwachen: Diverse<br />
Zinspapiere haben in den vergangenen<br />
Monaten dramatisch an Wert eingebüsst.<br />
Wer bei festverzinslichen Anlagen das<br />
Risiko von Kursschwankungen komplett<br />
ausschliessen will, muss auf Kassenobligationen<br />
erstklassiger Finanzinstitute setzen.<br />
Diese von den Schweizer Banken und der<br />
Post ausgegebenen Papiere sind während<br />
ihrer meist zwei- bis achtjährigen Laufzeit<br />
nicht handelbar und unterliegen folglich<br />
auch keinen Kursschwankungen.<br />
Anders die an einer Börse gehandelten<br />
Obligationen. Auch diese Papiere bezahlt<br />
der Schuldner zwar am Ende der Laufzeit<br />
zu 100 Prozent zurück. Diese sogenannte<br />
Nominalwertgarantie funktioniert aber<br />
natürlich nur, wenn der Schuldner der<br />
Obligation während der Laufzeit nicht in<br />
finanzielle Schwierigkeiten gerät und zahlungsunfähig<br />
wird. Sicherheitsbetonte Anleger<br />
setzen daher ausschliesslich auf allerbeste<br />
Schuldner mit sogenanntem AAA-<br />
Rating und AA-Rating. Das Konkursrisiko<br />
ist hier praktisch null; diese Anleihen eignen<br />
sich gewissermassen zum Kaufen und<br />
Liegenlassen.<br />
Etwas mehr Rendite bieten die nächsttieferen<br />
Kategorien mit den Noten A und<br />
BBB. Solche Anleihen muss der Anleger<br />
jedoch viel stärker im Auge behalten, denn<br />
BBB ist die Untergrenze des Obligationensegments,<br />
das für durchschnittlich risikobereite<br />
Anleger noch <strong>als</strong> empfehlenswert<br />
gilt.<br />
Darunter beginnt der Bereich der Hochzinsanleihen,<br />
der sogenannten High Yield<br />
Bonds oder Junk Bonds. Diese Papiere von<br />
finanziell wackligen Firmen sind nur sehr<br />
risikobereiten und versierten Anlegern zu<br />
empfehlen. Ausserdem sollte in diese Titel<br />
Drei Fragen zum Thema Obligationen<br />
Wie kaufe ich Obligationen<br />
1<br />
Obligationen haben meist einen<br />
Nominalwert von 1000, 5000 oder<br />
10 000 Franken (beziehungsweise ausländische<br />
Währungen). Das heisst, die<br />
Anlage erfordert mindestens den einfachen<br />
Nominalwert einer Obligation<br />
oder, wenn mehrere Papiere erworben<br />
werden, das Mehrfache davon. Obligationen<br />
lassen sich wie Aktien an Börsen<br />
kaufen und verkaufen, viele davon auch<br />
an der Schweizer Börse. Die Kurse lauten<br />
dabei in Prozent des Nominalwerts.<br />
Ein Kurs von 102 Prozent bedeutet <strong>als</strong>o:<br />
Wer einen Betrag von rund 10 000 Franken<br />
investiert, muss 10 200 Franken<br />
bezahlen, zuzüglich Marchzinsen (siehe<br />
«Wichtige Begriffe», Seite 26) sowie<br />
Bank- und Börsenspesen.<br />
Ich habe eine Obligation mit<br />
2<br />
4,5 Prozent Zinscoupon gekauft. Bei<br />
der Kursliste in der Zeitung werden aber<br />
nur drei Prozent ausgewiesen. Woher rührt<br />
dieser Unterschied<br />
Der Zinscoupon bezieht sich auf den<br />
Nominalwert der Obligation. Die Rendite<br />
– genauer gesagt: die Rendite auf<br />
Verfall – berücksichtigt neben dem Zinscoupon<br />
auch die Kursveränderung bis<br />
aus Sicherheitsgründen lediglich über<br />
einen breit diversifizierten Anlagefonds<br />
investiert werden.<br />
Nicht zu vernachlässigen sind aber auch<br />
die Kursschwankungen von durchaus soliden<br />
Unternehmen mit den Noten AAA,<br />
AA, A und BBB. Kommen an der Börse<br />
plötzlich Zweifel an der finanziellen Gesundheit<br />
einer solchen Firma auf – wie<br />
beispielsweise bei der UBS in der aktuellen<br />
Finanzkrise –, dann sinken die Obligationenkurse<br />
schlagartig. Die Kurse fallen in<br />
der Regel auch dann, wenn generell die<br />
Zinsen höherklettern oder wenn – wie es<br />
zur Rückzahlung der Anleihe. Ist die<br />
Rendite auf Verfall tiefer <strong>als</strong> der Zinscoupon,<br />
heisst das, dass bis zum Laufzeitende<br />
ein Kursverlust resultiert. Wer<br />
beispielsweise eine 10 000-fränkige<br />
Anleihe mit zehn Jahren Laufzeit und<br />
4,5 Prozent Zinscoupon zum Kurs von<br />
113 Prozent kauft, bezahlt, vereinfacht<br />
gesagt, 11 300 Franken (ohne Marchzinsen,<br />
Bank- und Börsenspesen). Bei<br />
der Rückzahlung 2018 erhält er aber<br />
nur 100 Prozent beziehungsweise<br />
10 000 Franken. Diesen Kapitalverlust<br />
mit eingerechnet, beträgt die Rendite<br />
auf Verfall drei Prozent.<br />
3<br />
Meine Obligation hat eine Laufzeit<br />
bis 2018. Was bedeutet das<br />
Während der Laufzeit kassiert der Anleger<br />
die Zinsen, die der Obligationenschuldner<br />
entweder jährlich oder halbjährlich<br />
leistet. 2018 zahlt der Schuldner<br />
zusammen mit dem letzten Zins<br />
auch den Nominalwert der Obligation<br />
zurück. Während der Laufzeit kann der<br />
Anleger die Obligation jederzeit verkaufen<br />
(ausser es handelt sich um eine<br />
Kassenobligation); je nach Marktumfeld<br />
ist der Kurs dabei höher oder tiefer <strong>als</strong><br />
der Nominalwert.<br />
derzeit der Fall ist – die Inflation steigt.<br />
Umgekehrt gilt aber auch: Die Obligationenkurse<br />
verteuern sich bei verbesserter<br />
Bonität sowie sinkenden Kapitalmarktzinsen<br />
und Teuerungsraten. Daraus lässt sich<br />
ableiten, in welchen Phasen sich welche<br />
Obligationen empfehlen:<br />
Fallende Zinsen: Der ideale Moment zum<br />
Verkauf von fest verzinsten Anleihen ist<br />
dann gekommen, wenn die fallenden Zinsen<br />
den Boden erreicht haben und nach<br />
oben zu drehen beginnen; zu diesem Zeitpunkt<br />
locken bei der Veräusserung maximale<br />
Kursgewinne.<br />
w
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2008<br />
26 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
Wichtige Begriffe im Zusammenhang mit Zinsanleihen<br />
Marchzinsen<br />
Das sind die bis zum Zinstermin<br />
aufgelaufenen Zinsen. Nehmen wir<br />
das Beispiel einer Anleihe, die jeweils<br />
Ende Juni vier Prozent Zins ausschüttet.<br />
Wer kurz vor dem 30. Juni die<br />
Anleihe veräussert, kassiert fast die<br />
ganzen vier Prozent Zins <strong>als</strong> steuerfreien<br />
Kapitalgewinn. Steuerpflichtig<br />
ist nämlich, wer die Obligation beim<br />
Zinstermin besitzt.<br />
Pari<br />
Beträgt der Kurs einer Obligation<br />
100 Prozent des Nominalwerts, sagen<br />
Händler, sie notiere «zu pari». Über<br />
100 Prozent spricht man von «über pari»,<br />
unter 100 Prozent von «unter pari».<br />
Rating (Bonität)<br />
Mass für die finanzielle Vertrauenswürdigkeit<br />
des Obligationenschuldners.<br />
Je besser das Rating, desto geringer<br />
Was bewegt die Fondsbranche<br />
heute und morgen Der «Swiss Fund<br />
Guide» präsentiert die wichtigsten<br />
Trends und weist auf interressante<br />
Investitionsmöglichkeiten hin.<br />
Dieser praxisorientierte Guide ist ein<br />
hilfreiches Nachschlagewerk für<br />
private und institutionelle Anleger.<br />
Die besten Fonds auf einen Blick<br />
Schwellenländer, Rohstoffe und<br />
Umwelt - die wichtigsten Trends<br />
auf dem Fondsmarkt<br />
Chancen und Risiken der neuen<br />
Anlagetrends<br />
Menschen, die den Fondsmarkt<br />
bewegen<br />
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Zahlenbeispiel: Entscheidend sind die Steuern<br />
Steigende Zinsen: In solchen Phasen<br />
empfehlen sich variabel verzinste Anleihen.<br />
Ihre Ausschüttung basiert in der<br />
Regel auf kurzfristigen Geldmarktsätzen.<br />
Weil der variable Zinssatz das<br />
Auf und Ab der Märkte auffängt,<br />
schwanken die Kurse von solchen Anleihen<br />
nur wenig.<br />
Zinshöhepunkt: Das ist der beste Kaufzeitpunkt<br />
für Kassenobligationen und<br />
andere fest verzinste Anleihen, denn<br />
dank dem fixen Zinscoupon lassen sich<br />
die hohen Ausschüttungen «anbinden».<br />
Steigende Inflation: Eine relativ gute Absicherung<br />
gegen Inflation lässt sich mit<br />
dem Kauf variabel verzinster Anleihen<br />
erreichen, von denen es im Frankenbereich<br />
zahlreiche Angebote gibt. Den<br />
perfekten Schutz bieten spezielle, inflationsgeschützte<br />
Anleihen, deren Wert<br />
sich parallel zu den Teuerungsraten<br />
entwickelt. Leider existieren keine inflationsgeschützten<br />
Frankenobligationen.<br />
Empfehlenswert sind stattdessen<br />
Indexfonds (Exchange Traded Funds,<br />
kurz: ETFs; siehe auch Seite 16), die<br />
breit diversifiziert in inflationsgeschützte<br />
Euro-Obligationen investieren.<br />
Leben von den Zinsen: Besonders interessant<br />
sind die erwähnten inflationsgeschützten<br />
Anleihen auch für den langfristigen<br />
Kapitalerhalt, etwa nach der Pensionierung<br />
zur Bewahrung des gesparten<br />
Vorsorgekapit<strong>als</strong>. Wer dann aber von den<br />
Zinsen leben will, sollte diese Papiere aufgrund<br />
ihrer relativ bescheidenen Ausschüttungen<br />
meiden.<br />
Bei sämtlichen Anleihen verändert sich<br />
mit dem Kurs jeweils auch die Rendite,<br />
und zwar in entgegengesetzter Richtung.<br />
Nehmen wir beispielsweise eine Anleihe<br />
mit zehn Jahren Laufzeit und vier Prozent<br />
Zinscoupon; bei einem Kurs von 100 Prozent<br />
resultieren vier Prozent Rendite. Sinkt<br />
nun der Kurs auf 90 Prozent, verbessert<br />
sich die Rendite auf 5,3 Prozent. Steigt<br />
umgekehrt der Kurs auf 110 Prozent, fällt<br />
die Rendite auf 2,9 Prozent.<br />
Generell etwas mehr Rendite <strong>als</strong> Frankenobligationen<br />
versprechen solche in Fremdwährungen.<br />
Attraktiv erscheinen Anlagefonds,<br />
die sehr breit diversifiziert in hoch<br />
verzinste Lokalwährungsanleihen von<br />
Schwellenländern investieren. Oft aber<br />
wird die bessere Verzinsung einer Fremdwährung<br />
durch das erhöhte Währungsrisiko<br />
weitgehend wieder aufgefressen –<br />
beispielsweise bei exotischen Währungen<br />
wie der türkischen Lira, dem südafrikanischen<br />
Rand oder der isländischen Krone,<br />
aber auch beim US-Dollar. Am ehesten<br />
lohnt sich das Währungsrisiko beim Euro,<br />
weil sich der Frankenkurs langfristig eng<br />
Berechnungen ohne Berücksichtigung von Kosten (Kauf-, Depotgebühren)<br />
Zins Kaufkurs Kaufbetrag<br />
Rückzahlung<br />
n. 10 Jahren<br />
Zins für<br />
10 Jahre<br />
Zins nach<br />
Steuern*<br />
Kursgewinn/<br />
Kursverlust<br />
Gesamtertrag<br />
10 Jahre n. St.<br />
5,0% 100,0% 50 000 50 000 25 000 17 500 17 500<br />
7,5% 119,5% 59 750 50 000 37 500 26 250 –9750 16 500<br />
3,0% 84,0% 42 000 50 000 15 000 10 500 8000 18 500<br />
*Grenzsteuersatz: 30 Prozent<br />
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das Risiko für den Anleger und umso<br />
tiefer auch die Rendite auf Verfall.<br />
Rendite auf Verfall (Gesamtrendite)<br />
Gesamtertrag aus Zinscoupon und<br />
Kursveränderung bis zur Rückzahlung<br />
der Obligation bei Laufzeitende. Die<br />
Rendite auf Verfall ist umso höher, je<br />
schlechter die Bonität beziehungsweise<br />
Vertrauenswürdigkeit des<br />
Schuldners ist, je länger die Laufzeit<br />
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 27<br />
bis zur Rückzahlung der Anleihe<br />
dauert sowie je höher das allgemeine<br />
Zinsniveau und die Inflation sind.<br />
Restlaufzeit<br />
Anzahl Jahre vom jetzigen Datum bis<br />
zur Rückzahlung der Obligation.<br />
Zinscoupon<br />
Periodische Zinszahlung in Prozent<br />
des Nominalwerts.<br />
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Investieren nach Noten: Aussagekraft der Bewertungsstufen<br />
Rating Risikoqualität Verlässlichkeit<br />
AAA praktisch risikolos zuverlässige und stabile Schuldner<br />
höchster Qualität<br />
AA sehr gut bis gut gute Schuldner, etwas höheres Risiko<br />
<strong>als</strong> bei AAA<br />
A gut bis befriedigend Schuldner der oberen Mittelklasse<br />
BBB befriedigend bis Schuldner mittlerer Qualität<br />
genügend<br />
BB, B mangelhaft<br />
CCC, CC, C ungenügend<br />
D<br />
Kapital vermutlich<br />
verloren<br />
Neben diesen Ratings werden noch feinere Differenzierungen vorgenommen:<br />
zum Beispiel AA+ oder BB–.<br />
an der europäischen Gemeinschaftswährung<br />
orientiert.<br />
Insgesamt sollte der Fremdwährungsanteil<br />
im Obligationendepot nicht zu<br />
gross ausfallen; für Schweizer Anleger<br />
empfiehlt es sich, mindestens 60 Prozent<br />
in Franken zu halten. Diese Quote sollte<br />
umso höher sein, je pessimistischer die<br />
geopolitische Lage eingeschätzt wird.<br />
Bei Krisen suchen nämlich internationale<br />
Investoren regelmässig Frankenanlagen<br />
<strong>als</strong> sicheren Hafen und treiben<br />
so den Wert der Schweizer Landeswährung<br />
in die Höhe.<br />
Langfristig gesehen, versprechen Frankenobligationen<br />
nur 4,4 Prozent Rendite;<br />
das zeigen Statistiken der Genfer<br />
Privatbank Pictet & Cie für den Zeitraum<br />
von 1926 bis 2007. In derselben<br />
Periode erreichten Aktien eine stolze<br />
Jahresperformance von durchschnittlich<br />
8,2 Prozent. Aber trotz dem Renditevorteil<br />
von Aktien ist es sinnvoll, im Depot<br />
auch Obligationen zu halten. Sie helfen,<br />
dank geringeren Kursausschlägen die<br />
Wertentwicklung eines gemischten Wertschriftendepots<br />
zu stabilisieren – mit<br />
einer positiven Wirkung auf die Gesamtperformance<br />
wie beispielsweise 2000 bis<br />
2003 oder auch in den ersten Monaten<br />
des laufenden Jahres 2008.<br />
Zu berücksichtigen sind aber bei Obligationen<br />
stets die fiskalischen Aspekte,<br />
denn die Zinsausschüttungen sind <strong>als</strong><br />
Einkommen zu versteuern. Jede der folgenden<br />
drei Anleihen mit zehn Jahren<br />
Laufzeit rentiert mit fünf Prozent (genaue<br />
Zahlen in der Tabelle «Zahlenbeispiel»,<br />
links): fünf Prozent Zins und<br />
Kurs 100 Prozent des Nominalwerts, 7,5<br />
Prozent Zins und Kurs 119,5 Prozent,<br />
drei Prozent Zins und Kurs 84 Prozent.<br />
Steuerlich am interessantesten ist klar<br />
die letzte Obligation, denn ein grosser<br />
Teil der fünfprozentigen Gesamtrendite<br />
macht der steuerfreie Kursgewinn aus,<br />
wenn die zu 84 Prozent gekaufte Anleihe<br />
zu 100 Prozent zurückbezahlt wird. Es<br />
wäre somit f<strong>als</strong>ch, einfach nach dem<br />
Grundsatz zu verfahren: Je höher der<br />
Zinscoupon, desto besser. Bei Zinsanlagen<br />
ist Cleverness gefragt.<br />
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sie richtig vorgehen.<br />
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!<br />
806
28 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
Kuwait Stock Exchange, 2005<br />
Amsterdam Stock Exchange, neunziger Jahre
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 29<br />
ROHSTOFFE<br />
Mangelware bringt Profit<br />
Das Angebot ist knapp, die Nachfrage riesig – in der Folge steigen die Preise:<br />
Das macht Rohstoffe zu einer beliebten Anlageform. In den ärmsten Ländern der Welt<br />
sorgt diese Entwicklung allerdings für gewaltige Probleme. Text: Ulrich W. Hanke<br />
FOTOS: YASSER AL-ZAYYAT/AFP, SERGIO PITAMITZ/CORBIS/RDB<br />
Es beginnt mit dem Einschalten des<br />
Lichts am Morgen. Zum Frühstück<br />
gibts Kaffee und Weizenmehlbrötchen.<br />
Der Morgenmantel ist aus Baumwolle,<br />
und die Armbanduhr ist vergoldet.<br />
Dann gehts zur Arbeit – mit dem Auto, das<br />
aus diversen Metallen besteht und betankt<br />
ist mit Benzin oder Diesel.<br />
Der Tag fängt mit Rohstoffen an – und sie<br />
begleiten uns bis am Abend. Trotzdem<br />
investieren nur wenige Privatanleger in<br />
diesen Bereich. Obwohl im Zusammenhang<br />
mit Rohstoffanlagen seit geraumer<br />
Zeit von einem «Megatrend» die Rede ist,<br />
bei dem grosse Gewinne möglich sind.<br />
Das war früher schon mal anders: In den<br />
achtziger Jahren gab es Basis- und Edelmetalle<br />
sowie Agrarrohstoffe im Überfluss<br />
– und niemand sprach von Energieproblemen.<br />
Die Preise für Rohstoffe dümpelten<br />
vor sich hin, und Investitionen, etwa für<br />
die Erschliessung neuer Vorkommen, blieben<br />
weitgehend aus. Folge: Die Produktion<br />
nahm ab, bis sich ab 2002 ein Nachfrageüberhang<br />
gebildet hatte. Das knappe<br />
Angebot – das auch noch unelastisch ist,<br />
denn Rohstoffe sind nicht von heute auf<br />
morgen abbaubar – führte zu höheren<br />
Preisen.<br />
Dieser Trend ist noch immer an den Rohstoffmärkten<br />
zu beobachten und wird die<br />
nächsten Jahre anhalten. Grund dafür ist<br />
der wirtschaftliche Aufbruch in Schwellenländern<br />
wie zum Beispiel Brasilien und<br />
vor allem die rasante Entwicklung in China.<br />
Die Volksrepublik mit ihren rund 1,3<br />
Milliarden Menschen hat einen fast unstillbaren<br />
Energiehunger. Der Nachholbedarf<br />
gegenüber den Wohlstandsländern ist riesig,<br />
das Wachstum rasant. Ein Beispiel:<br />
Auf 1000 Einwohner kommen in China<br />
acht Autos, in den USA sind es 770.<br />
In welche Rohstoffe können Anleger investieren,<br />
und wo lohnt es sich am meisten<br />
Einen Anhaltspunkt können die Lagerbestände<br />
an den Rohstoffbörsen wie zum<br />
Beispiel der London Metal Exchange<br />
Drei Fragen zum Thema Rohstoffe<br />
Gibt es einen wertvolleren Rohstoff<br />
1<br />
<strong>als</strong> Gold<br />
Ja. Platin kostet etwa doppelt so viel<br />
pro Feinunze (31,1 Gramm). Der Grund:<br />
Platin ist 30-mal seltener <strong>als</strong> Gold. Zudem<br />
liegen die grössten Vorkommen<br />
von Platin, rund 80 Prozent, konzentriert<br />
auf einem Fleck der Erde: im<br />
südafrikanischen Bushveld-Komplex<br />
(www.lme.com) bieten. Grundsätzlich<br />
gibt es vier Möglichkeiten zum Kauf: die<br />
Rohstoffe selbst (über Terminwarengeschäfte<br />
oder teils physisch), strukturierte<br />
Produkte auf die Rohstoffpreisentwicklung<br />
oder ein Rohstoffindex, Fonds mit<br />
Rohstoffaktien (Minen, Gas- und Ölförderer)<br />
oder einzelne Rohstofftitel. Dabei<br />
variiert vor allem das Risiko. Einzelne<br />
Minenaktien sind besonders spekulativ,<br />
weil der Anleger mit ihnen auch erhebliche<br />
Risiken eingeht. Das können Minenunglücke<br />
oder schlechtes Management<br />
sein. Sicherer sind Rohstofffonds, die<br />
einen Korb aus Minenaktien abbilden und<br />
die Risiken verteilen. Auch dabei ist der<br />
Privatanleger praktisch Aktionär.<br />
Anders ist dies wiederum bei strukturierten<br />
Produkten (siehe Seite 34). Diese<br />
bilden den einzelnen Rohstoffpreis oder<br />
einen Rohstoffindex nach. Bekannte Rohstoffindizes<br />
sind etwa der Commodity Research<br />
Bureau Index (CRB-Index), der<br />
Rogers International Commodity Index<br />
(RICI) und der Goldman Sachs Commodity<br />
Index (GSCI). Um deren Entwicklung<br />
nachzubilden, verwenden die Emittenten<br />
nördlich von Johannesburg.<br />
Wie viel Gold gibt es noch in der Erde<br />
2<br />
Nach Schätzungen des US-Geologiedienstes<br />
sind weltweit noch rund<br />
42 000 Tonnen abbaubare Goldreserven<br />
im Boden. Beim heutigen Stand der<br />
Technik sind diese in 17 Jahren gefördert.<br />
Dann ist Schluss. Es sei denn, die<br />
bis heute nicht abbaubaren 50 000 Tonnen<br />
können dank neuen Technologien<br />
gehoben werden. Die weltweite Goldmenge<br />
beträgt rund 252 000 Tonnen.<br />
3<br />
Gibt es Möglichkeiten, in Rohstoffaktien<br />
zu investieren, ohne auf Minen<br />
oder Öl- und Gasförderer zu setzen<br />
Durchaus. Die Chancen bei Unternehmen,<br />
die Equipment zur Förderung<br />
oder zum Anbau von Agrarrohstoffen<br />
herstellen, sind sogar sehr gut. Allerdings<br />
kauft der Anleger damit oft nicht<br />
ein reines Rohstoffunternehmen und<br />
investiert so auch nicht in die reine<br />
Rohstoffpreisentwicklung.<br />
der Produkte Warentermingeschäfte (Futures).<br />
Dabei wird ein Rohstoff zu einem<br />
bestimmten Termin in der Zukunft gekauft.<br />
Da der Finanzinvestor – im Gegensatz<br />
zum verarbeitenden Unternehmen –<br />
aber den Rohstoff zu diesem Termin gar<br />
nicht geliefert bekommen möchte, muss er<br />
den Future vor Ablauf der vereinbarten<br />
Frist wieder verkaufen und in den nächsten<br />
einsteigen (Fachbegriff: Rollen). Nun<br />
kommtesdaraufan,obdasnächsteTermingeschäft<br />
zu günstigen oder weniger günstigen<br />
Konditionen abgeschlossen werden<br />
kann. Das hängt von der Marktmeinung<br />
ab. Ist der nächste Future teurer, nennt<br />
man das Contango. Der umgekehrte Fall<br />
wird mit Backwardation bezeichnet. Warum<br />
ist das wichtig Bei strukturierten<br />
Produkten können so zusätzliche Gewinne<br />
oder Verluste entstehen.<br />
Als Alternative bietet sich der Kauf von<br />
Futures selbst an. Dies ist für Privatanleger<br />
bisher nur über wenige Broker und Direktbanken<br />
möglich. Der Anleger muss dabei<br />
einen Teil des Kapit<strong>als</strong> <strong>als</strong> Sicherheit hinterlegen.<br />
Dieses kann jedoch zinsbringend<br />
angelegt werden und gleicht so oftm<strong>als</strong>
30 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
Karachi Stock Exchange, 2008
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 31<br />
FOTO: FAREED KHAN/AP/KEYSTONE<br />
Rohstoffzyklus: Wechselspiel von Angebot und Nachfrage<br />
Jede Hausse hat ein Ende: Beim Rohstoffzyklus ist voraussichtlich um<br />
das Jahr 2015 Schluss. Seinen Anfang nahm der Zyklus 1982, <strong>als</strong> Rohstoffe<br />
billig waren. Dadurch lohnten sich Investitionen für die Rohstofffirmen<br />
kaum, die Produktion nahm ab. Die Nachfrage konnte dann ab<br />
2002 nicht mehr befriedigt werden. Dadurch stiegen wiederum die Preise.<br />
1990<br />
1982<br />
Quelle: Deutsche Rohstoff AG<br />
1995<br />
niedrigere<br />
Produktion<br />
ausbleibende<br />
Investitionen<br />
2002<br />
Preiszerfall<br />
Nachfrageüberhang<br />
Rohstoffzyklus<br />
etwaige Verluste (durch den Contango)<br />
aus. Zu guter Letzt hat ein Anleger noch<br />
die Möglichkeit, Rohstoffe physisch zu erwerben.<br />
Was beispielsweise bei Gold sinnvoll<br />
und möglich ist, ist bei Schweinebäuchen<br />
oder Jungrindern graue Theorie.<br />
Es sei denn, man besitzt ein Kühlhaus oder<br />
eine Weide.<br />
Bei lagerbaren Rohstoffen gilt: Es fallen<br />
Gebühren für die Aufbewahrung an. Wer<br />
die Münzen oder Barren nicht im Bankschliessfach<br />
lagert oder unters Kopfkissen<br />
legt, der muss darauf achten, dass ihm im<br />
Zweifelsfall auch der Gold- oder Silberbarren<br />
ausgeliefert werden kann. Das ist<br />
etwa bei Edelmetallkonten im Fall einer<br />
hohe<br />
Rohstoffpreise<br />
Investitionen<br />
im Rohstoffsektor<br />
Angebotsüberhang<br />
2006<br />
höhere<br />
Produktion<br />
2015<br />
2010<br />
Insolvenz der Bank nicht der Fall. Auch<br />
Exchange Traded Funds beschränken sich<br />
bei der Sachauszahlung auf ganze Barren,<br />
was bei kleinen Anteilen die tatsächliche<br />
Auslieferung zur rein theoretischen Variante<br />
macht. Wer Münzen kauft, der zahlt<br />
ein Aufgeld, das für Massenmünzen bei<br />
rund vier Prozent über dem eigentlichen<br />
Materialwert liegt. Als Faustregel gilt: Je<br />
grösser die Einheit, desto günstiger. Allerdings<br />
kann sich nicht jeder Anleger einen<br />
12,5 Kilogramm schweren Goldbarren für<br />
rund 30 000 Franken leisten.<br />
Im Mittelpunkt des Interesses stehen oft der<br />
Gold- und der Erdölpreis. Wie viele andere<br />
Rohstoffe werden sie aus historischen<br />
Gründen in US-Dollar gehandelt. Daher<br />
ist für Rohstoffinvestoren wichtig, sich gegebenenfalls<br />
gegen Währungsverluste abzusichern.<br />
Sowohl Gold <strong>als</strong> auch Öl sind<br />
jedoch mehr <strong>als</strong> reine Rohstoffe: Das gelbe<br />
Edelmetall gilt <strong>als</strong> sicherer Hafen – insbesondere<br />
bei der momentanen Dollarschwäche<br />
–, das schwarze Gold wiederum<br />
ist Spielball der Spekulanten und der Politik.<br />
Dennoch können Anleger von beiden<br />
Rohstoffen profitieren, die langfristig weitere<br />
Höchstkurse ansteuern werden.<br />
Der Goldboom wird angesichts der florierenden<br />
Schmuckindustrie weiter anhalten,<br />
und Erdöl ist der Motor der Weltwirtschaft.<br />
Die aufstrebenden asiatischen<br />
Staaten benötigen Kupfer für den Aufbau<br />
der elektrischen Infrastruktur sowie Stahl<br />
(aus Eisenerz und Kohle) für die Bauwirtschaft.<br />
Und der Trend zu Biosprit treibt die<br />
Agrarrohstoffpreise (Weizen, Mais, Soja,<br />
Zucker) zusätzlich in die Höhe – mit dem<br />
negativenEffekt,dassdiePreisefürLebensmittel<br />
weltweit weiter steigen werden, was<br />
in Schwellenländern zu Hungerkrisen<br />
führt. Mitte April haben Uno und Hilfsorganisationen<br />
Alarm geschlagen: Sie befürchten<br />
Unruhen in zahlreichen armen<br />
Ländern. Die kräftig steigenden Lebensmittelpreise<br />
hatten bereits in Haiti, Ägypten,<br />
Mexiko oder in Burkina Faso gewalttätige<br />
Proteste zur Folge.<br />
Wann ist diese Spirale zu Ende Der renommierte<br />
Rohstoffinvestor Jim Rogers geht<br />
in einem Interview mit dem Schweizer<br />
Anlegermagazin «Stocks» davon aus, dass<br />
dies zwischen 2018 und 2020 der Fall sein<br />
wird. Denn bis neue Rohstoffvorkommen<br />
erschlossen und auf den Markt gebracht<br />
werden können, dauert es in der Regel<br />
rund zehn Jahre.<br />
n<br />
Weitere Infos<br />
w Buchtipp<br />
Jim Rogers: «Rohstoffe – der attraktivste<br />
Markt der Welt»; Finanzbuch-<br />
Verlag, 2005, 292 Seiten, Fr. 44.90
32 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
KONTO<br />
Für jeden Batzen ein Plätzchen<br />
Wegen der aktuell tiefen Zinsen sind Bankkonten eher unbeliebt. Aber ohne ein Konto läuft<br />
nichts. Oder kennen Sie jemanden, der sein Geld unter der Matratze hortet Beim Zahlen,<br />
Sparen oder Vorsorgen sind massgeschneiderte Lösungen gefragt. Text: Hanspeter Schreiber<br />
Heutzutage kommt kaum noch jemand<br />
ohne Konto bei einer Bank<br />
oder bei der Postfinance aus. Man<br />
braucht ein Konto, um sich den Lohn<br />
überweisen zu lassen, die Miete per Dauerauftrag<br />
zu zahlen oder seine Einkäufe mit<br />
der Kreditkarte abrechnen zu lassen. Ein<br />
Konto kann man auch führen, um Geld für<br />
eine lang ersehnte Reise oder für ein neues<br />
Cabriolet zu sparen. Die Patin oder der<br />
Pate kann mit regelmässigen Einzahlungen<br />
oder einem einmaligen Betrag dem Neugeborenen<br />
einen Zustupf für später<br />
sichern. Und wer Geld für seinen Lebensabend<br />
beiseitelegen möchte, kann mit<br />
einem steuerbegünstigten Säule-3a-Konto<br />
vorsorgen.<br />
Oft werden Konten für bestimmte Zielgruppen<br />
mit Vorzugskonditionen angeboten:<br />
Von einem höheren Zins und tieferen<br />
Kontogebühren profitieren etwa Jugendliche<br />
(Jugendprivatkonto), Personen ab 60<br />
(Seniorensparkonto) oder Gotten- und<br />
Enkelkinder (Geschenksparkonto).<br />
Drei Fragen rund ums Konto<br />
Konten kann man ihrem Zweck nach in<br />
drei grosse Gruppen einteilen:<br />
1. Konten zum Zahlen<br />
Diese Konten werden in erster Linie dazu<br />
benutzt, private Bankgeschäfte zu tätigen.<br />
Sie werden häufig <strong>als</strong> Privatkonto bezeichnet<br />
und eignen sich für<br />
w die Verbuchung der Lohneingänge,<br />
w Bargeldbezüge am Automaten,<br />
w Buchungen von Kredit- und Maestro-<br />
Karten-Transaktionen,<br />
w den Zahlungsverkehr,<br />
w Wertschriftentransaktionen,<br />
w E-Banking (Internetbanking).<br />
Bei diesen Konten handelt es sich um sogenannte<br />
Transaktionskonten: Es werden<br />
regelmässig Geldbeträge gutgeschrieben<br />
respektive belastet. Da die Guthaben eher<br />
tief verzinst werden, sollten diese Konten<br />
nicht zum Sparen verwendet werden.<br />
Wichtig: Vergleichen Sie die verschiedenen<br />
Angebote vor allem auch in Bezug auf<br />
die Spesen.<br />
Wäre es angesichts der bescheidenen<br />
1<br />
Zinsen für Schweizer Franken nicht<br />
sinnvoller, das Geld auf ein Eurokonto im<br />
Ausland zu überweisen<br />
Anlagen in Fremdwährungen sind ein<br />
zweischneidiges Schwert. Einerseits<br />
wird in Euro zwar ein höherer Zins bezahlt<br />
<strong>als</strong> in Schweizer Franken, anderseits<br />
kann das Guthaben wegen Kursschwankungen<br />
an Wert verlieren. Zudem<br />
fallen beim Kauf von Euro etwa<br />
1,25 Prozent Kosten auf dem Wechselbetrag<br />
an. Und beim späteren Verkauf<br />
muss nochm<strong>als</strong> mit 1,25 Prozent gerechnet<br />
werden. Nur der Währungstausch<br />
allein kostet somit rund 2,5 Prozent.<br />
Entscheidend ist letztlich, dass<br />
der Mehrertrag (<strong>als</strong>o die Differenz zwischen<br />
Zinsen auf Franken- und Eurokonto)<br />
nicht durch Kosten und Wechselkursschwankungen<br />
zunichtegemacht<br />
wird.<br />
Vorsorgesparen ist auch im Interesse<br />
2<br />
des Staates: Garantiert im Fall eines<br />
Bankenkonkurses die Eidgenossenschaft für<br />
die Säule-3a-Guthaben<br />
Nein. Der maximale Einlegerschutz von<br />
30 000 Franken bei Geschäftsbanken<br />
schliesst Säule-3a-Konten mit ein. Sie<br />
sind nicht zusätzlich geschützt.<br />
Ist es richtig, dass Sparkonten von<br />
3<br />
Kindern, solange sie minderjährig sind,<br />
nicht zu versteuern sind<br />
Nein, das ist f<strong>als</strong>ch. Die Eltern müssen<br />
Konten und Zinseinkommen der<br />
minderjährigen Kinder in ihrer eigenen<br />
Steuererklärung deklarieren und<br />
versteuern.<br />
2. Konten zum Sparen<br />
Sparkonten bieten die Möglichkeit, Geld<br />
risikolos anzulegen oder sich ein Vermögen<br />
aufzubauen. Hier gibt es bereits etwas<br />
mehr Zins <strong>als</strong> auf Privatkonten. Ein kleiner<br />
Nachteil sind die Rückzugsbeschränkungen:<br />
Je nach Kontoart können ohne Kündigung<br />
lediglich 10 000 Franken pro Monat<br />
oder Jahr bezogen werden. Für Auszahlungen,<br />
die diesen Betrag überschreiten,<br />
muss eine drei- oder sechsmonatige<br />
Kündigungsfrist eingehalten werden – was<br />
je nach Sparziel eine ärgerliche Einschränkung<br />
bedeuten kann.<br />
Sparkonten eignen sich für kurz-, mittelund<br />
langfristige Sparziele. Wer sich in zwei<br />
Jahren eine neue Wohnungseinrichtung<br />
kaufen will oder eine mehrmonatige Weltreise<br />
plant, verfolgt kurzfristige Ziele (bis<br />
drei Jahre). Wer sich in einigen Jahren den<br />
Traum eines eigenen Hauses erfüllen oder<br />
eine Ferienwohnung am Meer kaufen<br />
möchte, hat ein mittelfristiges Ziel (vier<br />
bis neun Jahre). Eher langfristige Ziele von<br />
zehn Jahren und mehr haben Leute, die im<br />
Hinblick auf die Pensionierung oder Frühpensionierung<br />
sparen – zum Beispiel wenn<br />
die Möglichkeiten der zweiten Säule (Pensionskasse)<br />
und der Säule 3a (gebundene<br />
Vorsorge) ausgeschöpft sind.<br />
Je nach Sparziel bieten sich verschiedene<br />
Konten an. Wer etwa seinem Patenkind<br />
Geld für die Aus- und Weiterbildung oder<br />
einfach einen Sparbatzen bei Erreichen<br />
der Volljährigkeit bereitstellen möchte, eröffnet<br />
am besten ein Geschenksparkonto.<br />
Rechtzeitig vor dem 18. Geburtstag stellt<br />
die Bank eine Urkunde aus, mit der dem<br />
Heranwachsenden das Guthaben überwiesen<br />
wird. Das Geschenksparkonto lautet<br />
bis zur Übergabe der Urkunde auf den Namen<br />
der einzahlenden Person, die bis zu<br />
diesem Zeitpunkt auch verfügungsberechtigt<br />
bleibt.<br />
Tipp: Eröffnen Sie kein Sparkonto auf den<br />
Namen des Kindes. Denn in diesem Fall<br />
zählt das Guthaben zum Kindesvermögen,<br />
und Sie können Ihre Schenkung nicht
Nach Milliardenverlusten: Wie sicher ist meine Bank<br />
Bankenkonkurse im Ausland und Milliardenabschreiber von schweizerischen<br />
Grossbanken – die Folgen der US-Hypothekenkrise verunsichern<br />
auch hierzulande Anlegerinnen und Sparer. Viele fragen sich: Wie sicher<br />
ist eigentlich «meine» Bank Bei der Beantwortung dieser Frage muss<br />
man immer vom schlimmsten Fall ausgehen: einem Bankenkonkurs.<br />
In einem solchen Fall wird der Einlegerschutz wichtig: Alle Arten von<br />
Konten und Kassenobligationen sind bis zu einem Betrag von maximal<br />
30 000 Franken pro Kunde (nicht pro Konto) geschützt. Dieser Betrag<br />
wird von der Schweizerischen Bankiervereinigung garantiert und innert<br />
dreier Monate nach der Zahlungsunfähigkeit der Bank an die Kunden<br />
ausbezahlt. Beträge, die über dieser Limite liegen, fallen in die dritte<br />
Konkursklasse und sind unter Umständen nur noch teilweise durch die<br />
Konkursmasse gedeckt. Für die Grossbanken UBS und Credit Suisse<br />
sowie alle anderen, dem Bankengesetz unterstehenden Bankinstitute<br />
(etwa WIR-Bank, Raiffeisenbank, Migros-, Coop-Bank) gilt derselbe<br />
Einlegerschutz bis zum Maximalbetrag von 30 000 Franken. Bei den<br />
meisten Kantonalbanken (Ausnahmen: BE, GE und VD) und der Post sind<br />
alle Kontoguthaben und Kassenobligationen geschützt, auch jene über<br />
30 000 Franken. Der jeweilige Kanton garantiert für die Einlagen bei den<br />
Kantonalbanken, die Eidgenossenschaft für die Guthaben bei der Post.<br />
<br />
<br />
<br />
mehr rückgängig machen. Mit Erreichen<br />
des 18. Altersjahrs allerdings verfügt das<br />
Kind automatisch über das Geld – auch<br />
gegen Ihren Willen.<br />
3. Konten zum Vorsorgen<br />
Das Vorsorgekonzept der Schweiz basiert<br />
auf dem Drei-Säulen-Prinzip:<br />
w Erste Säule: Die staatliche Vorsorge der<br />
AHV soll die Existenz sichern.<br />
w Zweite Säule: Die berufliche Vorsorge<br />
(Pensionskasse) dient der Fortsetzung der<br />
gewohnten Lebenshaltung im Alter.<br />
w Dritte Säule: Die private Vorsorge ist die<br />
individuelle Ergänzung der beiden ersten<br />
Säulen. Sie wird in die gebundene Vorsorge<br />
3a und die freie Vorsorge 3b unterteilt.<br />
Zur freien Vorsorge 3b zählen sämtliche<br />
Vermögenswerte, die nicht der Säule<br />
3a zugeordnet werden können: Bankkonten<br />
(Privat-, Sparkonto), Lebensversicherungen,<br />
Wertschriften und Wohneigentum.<br />
Über diese Vermögenswerte kann in<br />
der Regel jederzeit frei verfügt werden.<br />
Guthaben in der Säule 3a hingegen sind<br />
grundsätzlich für die Altersvorsorge reserviert<br />
und daher – mit wenigen Ausnahmen<br />
– bis fünf Jahre vor Erreichen des ordentlichen<br />
Pensionsalters blockiert. Als Gegenleistung<br />
für die langfristige Bindung werden<br />
den Sparern beim Aufbau wie auch<br />
beim Bezug der Vorsorgegelder Renditeund<br />
steuerliche Vorteile geboten.<br />
Lösungen für die gebundene Vorsorge 3a<br />
werden von Banken und Versicherungen<br />
angeboten. Bei der Versicherung wird<br />
durch den Abschluss einer Vorsorgepolice<br />
der Risikoschutz für Tod oder<br />
Erwerbsunfähigkeit infolge Invalidität<br />
mit dem Alterssparen kombiniert. Banklösungen<br />
decken keine Risiken: Bei<br />
Vorsorgeprodukten der Banken steht<br />
das Sparen im Vordergrund. Bei der<br />
Bank- wie auch bei der Versicherungsvariante<br />
kann mittels fester Verzinsung<br />
gespart werden – oder das Geld wird in<br />
Anlagefonds investiert.<br />
Für Hausbesitzer interessant ist die indirekte<br />
Amortisation von Hypotheken<br />
mit Hilfe der Säule 3a. Bei der direkten<br />
Amortisation wird jährlich ein gleichbleibender<br />
Betrag zurückbezahlt. Dadurch<br />
reduziert sich die Hypothek<br />
jährlich, und auch der Aufwand für Hypothekarzinsen<br />
sinkt. Bei der indirekten<br />
Amortisation werden die Raten nicht<br />
direkt an der Hypothek abbezahlt, sondern<br />
fliessen bis zum Zeitpunkt der<br />
tatsächlichen Hypothekar(teil)rückzahlung<br />
<strong>als</strong> Vorsorgeguthaben auf ein Säule-3a-Konto<br />
oder in eine 3a-Police.<br />
Bei der indirekten Amortisation fallen<br />
die Steuern gesamthaft gesehen tiefer<br />
aus <strong>als</strong> bei der direkten. Der Grund: Die<br />
Einzahlungen in die gebundene Vorsorge<br />
können in der Steuererklärung<br />
vom Einkommen abgezogen werden,<br />
die Hypothekarschuld und die steuerlich<br />
absetzbaren Schuldzinsen bleiben<br />
dagegen unverändert.<br />
n
34 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
STRUKTURIERTE PRODUKTE<br />
Trendanlagen mit Tücken<br />
Strukturierte Produkte sind eine komplexe Anlageform. Wer einige Grundregeln<br />
befolgt, findet aber interessante Anlagemöglichkeiten. Oberstes Gebot ist allerdings:<br />
Bilden Sie sich vor dem Kauf eine klare Meinung zum Markt. Text: Volker Strohm<br />
Eine Aktie gewinnt innert Wochenfrist<br />
fünf Prozent an Wert – und gleichzeitig<br />
verdient der Anleger 20 Prozent.<br />
Hokuspokus Überproportional verdienen,<br />
<strong>als</strong>o mit sogenanntem Hebeleffekt,<br />
wenn sich ein Titel in die erwartete Richtung<br />
bewegt: Das mutet für viele Anleger<br />
wie die Quadratur des Kreises an. Entsprechend<br />
trauen sie der Sache nicht, scheuen<br />
Derivate oder strukturierte Produkte wie<br />
der Teufel das Weihwasser und deklarieren<br />
sie <strong>als</strong> «Zockerinstrumente». Wenig<br />
zur Vertrauensbildung tragen auch Namen<br />
wie Bloc, Booster, Barrier Triple Reverse<br />
Convertible oder Long Mini-Future bei.<br />
Und dennoch: Derivate und strukturierte<br />
Produkte sind die Anlageerfolgsgeschichte<br />
par excellence. Seit Jahren befindet sich die<br />
Derivatbranche auf der Überholspur und<br />
generiert Wachstumsraten, von denen andere<br />
nur träumen. Waren es zunächst nur<br />
die Hebelprodukte, die vorab in den neunziger<br />
Jahren die boomenden Aktienmärkte<br />
begleiteten und für so manch fetten Gewinn<br />
sorgten, gesellten sich seit der Jahrtausendwende<br />
vermehrt Anlageprodukte<br />
dazu, die Partizipation, Renditeoptimierung<br />
oder auch Kapit<strong>als</strong>chutz ermöglichen.<br />
Der Erfolg kommt nicht von ungefähr.<br />
Viele strukturierte Produkte haben es Privatanlegern<br />
erst ermöglicht, in gewisse<br />
Anlagethemen zu investieren: Neue geographische<br />
Regionen, Zinsen, Währungen,<br />
Hedge-Fund-Strategien und vor allem das<br />
riesige Feld der Rohstoffe haben sich kostengünstig<br />
erschlossen.<br />
Strukturierte Produkte bergen aber auch<br />
Risiken, wie die Turbulenzen an den<br />
Aktienmärkten zeigen: Viele Anleger<br />
wurden in den vergangenen Monaten<br />
«ausgeknockt». Dieser Fachbegriff steht<br />
für die Erreichung einer Preislimite, die im<br />
Voraus definiert worden ist und die das<br />
Auszahlungsprofil (Pay-off) verändert.<br />
Diese Veränderung sieht in aller Regel vor,<br />
dass dem Anleger nun anstelle des Kapit<strong>als</strong><br />
eine abgemachte Anzahl Aktien ins<br />
Drei Fragen zum Thema strukturierte Produkte<br />
Warum soll ich überhaupt ein strukturiertes<br />
Produkt kaufen, statt direkt<br />
1<br />
in die Aktie zu investieren<br />
Ein Aktienkauf ist nur dann sinnvoll,<br />
wenn in Zukunft steigende Kurse<br />
erwartet werden. Bei einer Seitwärtsperformance<br />
liegt das investierte Geld<br />
brach, im Fall von sinkenden Kursen<br />
verliert man Geld. Strukturierte Produkte<br />
bieten für jede Markterwartung<br />
eine Lösung: Hat eine Aktie wenig<br />
Kurspotential, kann es sich lohnen,<br />
mit Bonus- oder Discount-Zertifikaten<br />
sowie Reverse Convertibles die Rendite<br />
zu optimieren. Rechnet man gar mit<br />
einem Kurszerfall, ist der Einsatz von<br />
Short Mini-Futures denkbar. Noch<br />
einmal der wichtigste Grundsatz: Erst<br />
eine klare Marktmeinung bilden, dann<br />
investieren.<br />
An strukturierten Produkten verdienen<br />
2<br />
in erster Linie die Banken, <strong>als</strong>o die<br />
Emittenten, lautet ein oft gehörter Vorwurf.<br />
Wer überwacht eigentlich den Markt<br />
Der Markt für strukturierte Produkte<br />
ist in der Tat wenig reguliert, doch<br />
genau dies ist dessen Vorteil. Anders<br />
sieht es bei den Anlagefonds aus: Sie<br />
sind dem Kollektivanlagengesetz (KAG)<br />
unterstellt, was aber nebst dem zusätzlichen<br />
Anlegerschutz auch mit sich<br />
bringt, dass die Zulassung eines neuen<br />
Produkts vergleichsweise behäbig<br />
daherkommt. Mit strukturierten Produkten<br />
hingegen kann man sehr rasch<br />
auf geänderte Marktsituationen oder<br />
allgemeine Trends reagieren. Für<br />
Depot gelegt wird, und zwar nicht unbedingt<br />
die Aktien, die man sich wünscht.<br />
Die massenhaften Knock-outs haben<br />
manchem Anleger schmerzlich aufgezeigt,<br />
dass der eigentliche Funktionsmechanismus<br />
des Produkts nicht ausreichend<br />
an der Börse kotierte Produkte bilden<br />
immerhin die Zulassungsbedingungen<br />
eine Art Regulatorium, für den riesigen<br />
Markt des OTC-Handels («over the<br />
counter», ausserbörslich) haben sich<br />
die Emittenten auf eine «vereinfachte<br />
Prospektpflicht» geeinigt. Diese sagt<br />
aus, welche Mindestangaben in einem<br />
Produktbeschrieb veröffentlicht werden<br />
müssen. Mit dieser Offensive haben die<br />
Banken die immer wieder geforderte<br />
KAG-Unterstellung für strukturierte<br />
Produkte ad acta gelegt.<br />
3<br />
Lohnt es sich nach der Finanzkrise<br />
überhaupt noch, in strukturierte<br />
Produkte zu investieren<br />
Durchaus. Wer vorsichtig investieren<br />
will, greift zu Kapit<strong>als</strong>chutzprodukten.<br />
Dazu kommt, dass die massiv gestiegene<br />
Volatilität – <strong>als</strong>o die Schwankungsbreite<br />
einzelner Basiswerte – Produkte<br />
wie Bonus- oder Discount-Zertifikate<br />
sowie Reverse Convertibles attraktiver<br />
gemacht hat. Die Emittenten können<br />
höhere Coupon- oder Bonuszahlungen<br />
in Aussicht stellen – und der sogenannte<br />
Risikopuffer, <strong>als</strong>o die Differenz von<br />
aktuellem Kurs bis zu einer Knock-in-<br />
Schwelle, ist grösser geworden. Aus<br />
steuerlicher Optik sollten Schweizer<br />
Anleger übrigens Bonus- und Discount-<br />
Zertifikate den Reverse Convertibles<br />
vorziehen: Deren Couponzahlungen<br />
müssen zumindest teilweise (Zinskomponente)<br />
versteuert werden, bilden<br />
aber dennoch den derzeit beliebtesten<br />
Produkttyp im Markt.<br />
verstanden wurde. Weder vom Anleger<br />
selbst, aber vielfach auch nicht von dessen<br />
Berater.<br />
Zu Knock-outs später noch mehr – doch<br />
so viel vorweg: Schmerzliche Erfahrungen<br />
mit strukturierten Produkten müssen nicht
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 35<br />
sein, werden die wichtigsten Regeln befolgt.<br />
Über allem steht das Muss, dass der<br />
Anleger sich vor dem Kauf eines Produkts<br />
eine klare Marktmeinung bildet: Aktie A<br />
tendiert in den kommenden 18 Monaten<br />
seitwärts; die Nachfrage nach Agrarrohstoffen<br />
wird in den nächsten fünf Jahren<br />
weiter steigen; der Dollar verliert gegenüber<br />
dem Schweizer Franken bis Ende<br />
2008 nicht weiter an Wert. Dies sind nur<br />
einige Beispiele dafür, wie sich der Anleger<br />
auf die Suche nach dem passenden Produkt<br />
machen kann.<br />
Doch damit ist es nicht getan. Anleger<br />
müssen auch beachten, dass die Mehrheit<br />
der strukturierten Produkte in der Schweiz<br />
nicht an der Börse kotiert ist, sondern dass<br />
der Handel nur über den Emittenten stattfindet,<br />
<strong>als</strong>o den Herausgeber der Produkte.<br />
Das hat für den Anleger zwei Nachteile:<br />
Zum einen geht die Übersichtlichkeit verloren,<br />
zum andern sind die Preise schlicht<br />
nicht vergleichbar.<br />
Seit Herbst 2005 geht der Trend allerdings<br />
in Richtung Kotierung – zumindest hat die<br />
Zahl der gelisteten Produkte markant zugenommen.<br />
An der Derivatbörse Scoach<br />
(www.scoach.ch), einem schweizerischdeutschen<br />
Schulterschluss, werden derzeit<br />
über 20 000 Produkte gehandelt. Der verschärfte<br />
Konkurrenzkampf unter den<br />
Emittenten (immer neue stossen auch<br />
aus dem Ausland hinzu) führt zusätzlich<br />
dazu, dass die Preise «kompetitiv» sein<br />
müssen.<br />
Die Intransparenz bei den Gebühren ist ein oft<br />
gehörter Vorwurf. Dazu ein Rat: Das Produkt<br />
soll nur gekauft werden, wenn der<br />
Beipackzettel, das Termsheet, im Detail<br />
Aufschluss darüber gibt, welche Kosten<br />
eingerechnet werden. Wie hoch ist die Managementgebühr<br />
Werden Dividenden der<br />
zugrundeliegenden Aktien ausbezahlt oder<br />
zur Finanzierung der Strukturierung einbehalten<br />
Ist der maximale Spread, <strong>als</strong>o<br />
die Differenz zwischen denjenigen Preisen,<br />
zu denen ein Produkt gekauft, aber auch<br />
wieder verkauft werden kann, zugunsten<br />
des Emittenten «grosszügig» angesetzt<br />
Nicht selten werden diese Informationen<br />
verschwiegen. Dann gilt die Regel: Hände<br />
weg!<br />
Die Strukturierung von Produkten ist eine<br />
höchst komplexe Angelegenheit – hier<br />
können sich die einzelnen Emittenten profilieren<br />
und dabei voneinander abheben.<br />
Wie der schlaue Druide Miraculix in den<br />
«Asterix»-Comics mit dem Zaubertrank<br />
hält man sich punkto Zusammensetzung<br />
wohlweislich bedeckt. Dann kann es sehr<br />
gut sein, dass ein vollumfänglich kapitalgeschütztes<br />
Produkt auf Rohstoffe mit<br />
einer attraktiven Verzinsung daherkommt.<br />
Wie das zustande kommt, bleibt entweder<br />
das Geheimnis des Emittenten oder ist für<br />
den Käufer des Produkts Nebensache. «Es<br />
verhält sich wie bei Medikamenten», hat<br />
Roger Studer, Präsident des Schweizerischen<br />
Verbands für strukturierte Produkte<br />
(SVSP), einmal zu Protokoll gegeben: «Sie<br />
müssen die Wirkung kennen – nicht den<br />
Inhalt.»<br />
Der SVSP (www.svsp-verband.ch) teilt in<br />
seiner «Swiss Derivative Map» seit 2006<br />
die strukturierten Produkte in vier Hauptkategorien<br />
ein (siehe unten).<br />
Hebelprodukte: Die risikoreichste Kategorie<br />
bilden die Hebelprodukte. Hier ist auch<br />
der Warrant zu finden. Er verkörpert das<br />
Recht, einen bestimmten Basiswert zu<br />
einem im Voraus fixierten Preis zu kaufen<br />
(Call) respektive zu verkaufen (Put). Es<br />
handelt sich dabei um die klassische Form<br />
von Option – der Begriff Warrant wird<br />
dann verwendet, wenn es sich um verbriefte<br />
Varianten handelt. Optionen bilden, wie<br />
Die Produkttypen-Übersicht: Swiss Derivative Map<br />
Hebelprodukte<br />
Warrants<br />
Spread Warrants<br />
Knock-out Warrants<br />
Mini-Futures<br />
Partizipationsprodukte<br />
Tracker-Zertifikate<br />
Bonus-Zertifikate<br />
Outperformance-Zertifikate<br />
Outperformance-Bonus-Zertifikate<br />
Airbag-Zertifikate<br />
Twin-Win-Zertifikate<br />
Renditeoptimierungsprodukte<br />
Discount-Zertifikate<br />
Barrier-Discount-Zertifikate<br />
Reverse Convertibles<br />
Barrier Reverse Convertibles<br />
Barrier Range Reverse Convertibles<br />
Capped-Outperformance-Zertifikate<br />
Capped-Bonus-Zertifikate<br />
Kapit<strong>als</strong>chutzprodukte<br />
Kapit<strong>als</strong>chutz ohne Cap<br />
Kapit<strong>als</strong>chutz mit Cap<br />
Kapit<strong>als</strong>chutz mit Coupon<br />
Der Schweizerische Verband für strukturierte Produkte (SVSP) hat<br />
mittlerweile nicht nur 18 Emittenten ins Boot geholt, die 95 Prozent<br />
des hiesigen Derivatmarktes abdecken – er hat mit der Publikation der<br />
«Swiss Derivative Map» auch die Produktkategorien und -typen übersichtlich<br />
gruppiert. Bis Mitte 2008 soll diese Matrix um die nichtkotierten<br />
strukturierten Produkte ergänzt werden, ohne dabei an Übersichtlichkeit<br />
zu verlieren. «Keine einfache Sache», wie SVSP-Geschäftsführer Eric<br />
Wasescha sagt. Dank der «Map» wird transparent, dass sich beispielsweise<br />
hinter ICE Units, Defender Vontis und Léman Défensif dasselbe<br />
verbirgt – ein Barrier Reverse Convertible nämlich.
36 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
New York Stock Exchange, 1979
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 37<br />
bereits erwähnt, in aller Regel Bausteine<br />
von strukturierten Produkten. Sie ermöglichen<br />
ein bestimmtes Auszahlungsprofil<br />
an einem Tag X oder sichern das Kapital<br />
im definierten Umfang ab.<br />
Ebenfalls zu den Hebelprodukten zählen<br />
Mini-Futures, die lange Zeit vor der Markteinführung<br />
in der Schweiz in Deutschland<br />
und den Niederlanden unter dem Namen<br />
Mini-Zertifikate einen regelrechten Siegeszug<br />
hielten. Nun wird auch hierzulande<br />
geschätzt, dass mit diesem Produkttyp<br />
nicht nur in Erwartung steigender Märkte<br />
(Long Mini-Future), sondern insbesondere<br />
auch bei negativer Stimmung (Short Mini-<br />
Future) ein Basiswert mit geringem Kapitalaufwand<br />
mit Hebeleffekt bewegt werden<br />
kann.<br />
Von der Art her ähneln Mini-Futures ihren<br />
«grossen Brüdern», den Futures-Kontrakten.<br />
Allerdings: Eine Nachschusspflicht<br />
besteht nicht, der Anleger kennt seinen<br />
maximalen Kapitaleinsatz von Beginn an.<br />
Das Produkt entspricht immer dem sogenannten<br />
inneren Wert, so dass eine<br />
schwankende Volatilität keinen Einfluss<br />
auf die Preisbildung ausübt. Und da Mini-<br />
Futures ohne Verfall (Open End) emittiert<br />
werden, findet – im Gegensatz zu herkömmlichen<br />
Optionen – kein Zeitwert-<br />
Wichtige Begriffe im Zusammenhang mit strukturierten Produkten<br />
FOTO: BURT GLINN/MAGNUM PHOTOS<br />
Knock-out/Knock-in<br />
Preisschwelle, bei deren Erreichen sich<br />
das Auszahlungsprofil des strukturierten<br />
Produkts verändert: So wird beispielsweise<br />
nicht mehr der eingesetzte<br />
Nominalwert zurückbezahlt, sondern<br />
eine Anzahl Aktien ins Depot gelegt.<br />
Verbriefung<br />
Die Verbriefung umschreibt grundsätzlich<br />
die Schaffung von handelbaren<br />
Wertschriften. Im Fall von Optionen<br />
werden Kontrakte beispielsweise an<br />
den grossen Terminbörsen wie Eurex<br />
gehandelt – sobald es sich um verbriefte<br />
Varianten (Warrants) handelt,<br />
geht der Anleger wie bei allen strukturierten<br />
Produkten ein Gegenparteirisiko<br />
(mit dem Emittenten) ein. Weiteres<br />
wichtiges Unterscheidungsmerkmal:<br />
Mit Warrants können keine Leerverkäufe<br />
getätigt werden.<br />
Long Mini-Future/Short Mini-Future<br />
Strukturiertes Produkt, mit dem mit<br />
geringem Einsatz viel Kapital bewegt<br />
werden kann. Dadurch entsteht ein<br />
«Hebel», der ausdrückt, um wie viele<br />
Prozentpunkte der Mini-Future steigt<br />
oder fällt, wenn sich der Basiswert<br />
um ein Prozent bewegt. «Long» steht<br />
für die Erwartung steigender Kurse,<br />
«Short» für fallende Kurse.<br />
Futures-Kontrakte<br />
Form von Termingeschäft, die bei der<br />
Idee von Mini-Futures Pate stand. Anders<br />
<strong>als</strong> beim strukturierten Produkt schiesst<br />
hier der Anleger den ersten Geldbetrag<br />
(Initial Margin) ein, ist dann aber stets<br />
nachschusspflichtig – muss <strong>als</strong>o zahlen,<br />
sollte sich der Basiswert nicht in die<br />
gewünschte Richtung bewegen.<br />
Stop-Loss<br />
Auftragsart für Börsengeschäfte. Bei<br />
diesem Preis wird ein limitierter zu<br />
einem Bestens-Auftrag. Im Fall von<br />
Mini-Futures bedeutet dieser Wert,<br />
dass das Produkt sofort getilgt wird –<br />
der Anleger erhält nur noch einen<br />
kleinen Geldbetrag ausbezahlt.<br />
Tracker-Zertifikate<br />
Von englisch «to keep track» – was<br />
so viel heisst wie: «einer Spur folgen».<br />
Die in einem Tracker zusammengefassten<br />
Basiswerte (etwa Index, Aktien zu<br />
einem bestimmten Thema, aus einem<br />
bestimmten Land) werden im Massstab<br />
1:1 (unter anderem abzüglich Gebühren,<br />
einbehaltener Dividenden) nachgebildet.<br />
Cap<br />
Bei einigen strukturierten Produkten ist<br />
der Ertrag «gedeckelt», er entspricht<br />
<strong>als</strong>o einer Maximalrendite (oder Cap).<br />
Dies ist bei allen Produkten der Kategorie<br />
«Renditeoptimierung» der Fall, aber<br />
auch Kapit<strong>als</strong>chutzprodukte partizipieren<br />
– teilweise nicht grenzenlos – an<br />
einem steigenden Basiswert. Grundsätzlich<br />
gilt die Faustregel: Je niedriger<br />
das Cap angesetzt ist, desto höher ist<br />
die Partizipationsrate respektive das<br />
Kapit<strong>als</strong>chutzniveau.<br />
Discount-Zertifikate/Reverse Convertibles<br />
Vom Auszahlungsprofil her sind die<br />
beiden Produkttypen identisch, werden<br />
aber unterschiedlich strukturiert, was<br />
für den Anleger Konsequenzen hat.<br />
Discount-Zertifikate ermöglichen dem<br />
Anleger, einen Basiswert zu einem<br />
reduzierten Preis zu kaufen. Da diese<br />
Differenz (reduzierter Kaufpreis bis<br />
Rückzahlungsbetrag) <strong>als</strong> Kapitalgewinn<br />
gilt, ist der Ertrag in der Regel steuerfrei.<br />
Reverse Convertibles haben einen<br />
obligationenähnlichen Charakter und<br />
zahlen dem Anleger zum Laufzeitende<br />
einen Zinscoupon aus. Dieser setzt sich<br />
aus einer Options- und einer Zinskomponente<br />
zusammen. Letztere ist<br />
<strong>als</strong> Einkommen zu versteuern.<br />
Volatilität<br />
Schwankungsbreite des Basiswerts<br />
in Prozent.
38 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
verlust statt. Eine vorzeitige Rückzahlung<br />
seitens des Emittenten erfolgt nur in dem<br />
Fall, wenn das Stop-Loss-Niveau erreicht<br />
wird.<br />
Partizipationsprodukte: Gemächlicher geht<br />
es bei den Partizipationsprodukten zu. Ein<br />
Klassiker ist das Tracker-Zertifikat, das<br />
den Basiswert im Massstab 1:1 abbildet<br />
und in direkter Konkurrenz zum Anlagefonds<br />
steht. Während sich Tracker-Zertifikate<br />
und Anlagefonds von der Funktionsweise<br />
her kaum noch unterscheiden, gibt<br />
es eine rechtliche Besonderheit, der sich<br />
die Anleger unbedingt bewusst sein müssen:<br />
Das in einen Anlagefonds investierte<br />
Geld wird in sogenanntes Sondervermögen<br />
ausgelagert. Es fällt im Fall eines<br />
«Groundings» der Bank nicht in die Konkursmasse.<br />
Der Käufer von strukturierten<br />
Produkten geht hingegen ein Gegenparteirisiko<br />
ein. Mit anderen Worten: Das Produkt<br />
ist letztlich nur so sicher wie der Emittent.<br />
Obwohl das Risiko in der Praxis rein<br />
theoretischer Natur sein dürfte, lohnt es<br />
sich allemal, auch bei der Wahl des Emittenten<br />
eine Diversifikation anzustreben –<br />
die (Risiko-)Last <strong>als</strong>o quasi auf mehrere<br />
Schultern zu verteilen.<br />
Auch für Seitwärtsmärkte, bei denen sich<br />
die Kurse weder nach oben noch nach unten<br />
bewegen, hält die Kategorie der Partizipationsprodukte<br />
Lösungen bereit: Das<br />
Bonus-Zertifikat garantiert dem Anleger<br />
grundsätzlich eine im Voraus definierte<br />
Bonuszahlung. Sie ist bis zur Knock-in-<br />
Schwelle gesichert (bedingter Kapit<strong>als</strong>chutz).<br />
Wird die Preisschwelle unterschritten,<br />
wandelt sich das Produkt in<br />
einen normalen Tracker, oberhalb des Bonusniveaus<br />
ebenfalls – mit anderen Worten:<br />
Auch an weiter steigenden Märkten partizipiert<br />
der Investor. Dieser muss sich aber<br />
bewusst sein, dass Schutzmechanismen in<br />
einem strukturierten Produkt nicht umsonst<br />
zu haben sind. So werden beim Bonus-Zertifikat<br />
laufende Erträge wie etwa<br />
Dividenden zur Finanzierung der Teilschutzstrategie<br />
verwendet.<br />
Einen regelrechten Hype erlebten kurzzeitig<br />
die ebenfalls zur Kategorie der<br />
Partizipationsprodukte gehörenden Twin-<br />
Win-Zertifikate: Das Auszahlungsprofil<br />
sieht vor, dass der Anleger sowohl bei<br />
steigenden wie auch fallenden Märkten<br />
verdient – auch hier allerdings nur bis zur<br />
definierten Knock-in-Schwelle.<br />
Renditeoptimierungsprodukte: Nochm<strong>als</strong> zurück<br />
zu den Seitwärtsmärkten, die für Direktanlagen<br />
uninteressant sind: Für diese<br />
Marktbewegung sind diverse Renditeoptimierungsprodukte<br />
entwickelt worden<br />
– allen voran Discount-Zertifikate und<br />
Reverse Convertibles <strong>als</strong> die Klassiker.<br />
Nach wie vor am beliebtesten bei den an<br />
der Scoach gelisteten Produkten sind Barrier<br />
Reverse Convertibles: Um einen höheren<br />
Coupon erzielen zu können, werden<br />
hierbei zwei oder meist mehrere Basiswerte<br />
kombiniert. Damit der Anleger allerdings<br />
eine klare Marktmeinung formulieren<br />
kann, sollten diese Werte nicht allzu<br />
themenfremd sein.<br />
Grundsätzlich gilt: Je höher die Korrelation,<br />
desto niedriger die Couponzahlung,<br />
wobei diese für einen Anlegeentscheid<br />
nicht ausschlaggebend sein darf. Die<br />
Knock-in-Schwelle (Barrier) federt das<br />
Risiko zwar leicht ab – im schlechtesten<br />
Fall trägt der Anleger aber das Risiko des<br />
schwächsten zugrundeliegenden Basiswerts<br />
(«Worst of»-Prinzip), wie dies im<br />
Zuge der Finanzkrise und der folgenden<br />
Börsenturbulenzen festzustellen war. Aus<br />
vermeintlichen Zinsanlegern (Couponzahlung)<br />
wurden Aktionäre. Und es wurde<br />
deutlich, dass zu oft ein Klumpenrisiko<br />
vorhanden war oder noch immer ist: Wer<br />
UBS-Aktien in seinem Depot hat und noch<br />
zusätzlich einen Barrier Reverse Convertible<br />
auf UBS und einen auf das Bankentrio<br />
UBS/CS/Julius Bär kauft, muss sich immer<br />
das Worst-Case-Szenario, die schlechteste<br />
aller Varianten, vor Augen führen: Es droht<br />
bei beiden strukturierten Produkten am<br />
Ende der Laufzeit eine (zusätzliche) Lieferung<br />
von UBS-Titeln.<br />
Weiterentwicklungen gibts natürlich längst<br />
– etwa in Form von Barrier Range Reverse<br />
Convertibles, die eine obere und untere<br />
Knock-in-Schwelle kennen, in Form von<br />
Verdopplungen des Coupons (mittels<br />
Digital Option), in Form von frühzeitiger<br />
Rückzahlung im Fall eines Barrier-Ereignisses<br />
oder – aufgrund der durch den US-<br />
Hypothekenmarkt ausgelösten Börsenbaisse<br />
– in Form von (Crash-)Kapit<strong>als</strong>chutz,<br />
falls gleich alle Basiswerte unter<br />
die Knock-in-Schwelle abstürzen.<br />
Kapit<strong>als</strong>chutzprodukte: Bleibt noch die<br />
vierte Kategorie, deren Produkten häufig<br />
ein konservatives Image anhaftet – was gar<br />
nicht sein müsste. Prinzipiell stehen bei<br />
Kapit<strong>als</strong>chutzprodukten folgende Fragen<br />
im Vordergrund: Wie hoch ist die Partizipationsrate<br />
an steigenden Kursen des Basiswerts<br />
Wo ist das Kapit<strong>als</strong>chutzniveau<br />
(Floor) angesetzt Und ebenfalls wichtig:<br />
Wie wird der Schutz finanziert Da sehr<br />
häufig eine festverzinsliche Komponente<br />
bei der Produktstrukturierung eingesetzt<br />
wird, war das lange sehr tiefe Zinsniveau<br />
attraktiven Konditionen nicht eben zuträglich.<br />
Das ist jetzt anders. Selbst Produkte<br />
(mit oder ohne Cap) auf Aktienindizes wie<br />
etwa den Swiss Market Index (SMI) sind<br />
auch für Obligationen- oder Geldmarktanleger<br />
willkommene Alternativen, da das<br />
Risiko beschränkt ist. Zu beachten ist aber:<br />
Der Kapit<strong>als</strong>chutz greift meist erst auf den<br />
Verfalltermin hin, Wertschwankungen<br />
während der Laufzeit sind möglich.<br />
Eines sollten Anleger bei allen strukturierten<br />
Produkten beherzigen: Beim Kauf dürfen<br />
nicht blumige Versprechen, hohe Coupons<br />
oder trendige Slogans entscheiden,<br />
sondern eine klare Marktmeinung zum<br />
entsprechenden Basiswert. Das Termsheet<br />
zeigt die Funktionsweise und «versteckte»<br />
Kosten auf. Es ist zwar eine Mär, dass<br />
Derivat-Emittenten gegen den Anleger<br />
spekulieren würden. Es ist aber wichtig,<br />
die Spreu vom Weizen zu trennen und<br />
nicht die Innovation der Innovation wegen<br />
zu erwerben.<br />
n
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 39<br />
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