Kompakt-Gesamtausgabe als PDF - Beobachter
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GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 35<br />
sein, werden die wichtigsten Regeln befolgt.<br />
Über allem steht das Muss, dass der<br />
Anleger sich vor dem Kauf eines Produkts<br />
eine klare Marktmeinung bildet: Aktie A<br />
tendiert in den kommenden 18 Monaten<br />
seitwärts; die Nachfrage nach Agrarrohstoffen<br />
wird in den nächsten fünf Jahren<br />
weiter steigen; der Dollar verliert gegenüber<br />
dem Schweizer Franken bis Ende<br />
2008 nicht weiter an Wert. Dies sind nur<br />
einige Beispiele dafür, wie sich der Anleger<br />
auf die Suche nach dem passenden Produkt<br />
machen kann.<br />
Doch damit ist es nicht getan. Anleger<br />
müssen auch beachten, dass die Mehrheit<br />
der strukturierten Produkte in der Schweiz<br />
nicht an der Börse kotiert ist, sondern dass<br />
der Handel nur über den Emittenten stattfindet,<br />
<strong>als</strong>o den Herausgeber der Produkte.<br />
Das hat für den Anleger zwei Nachteile:<br />
Zum einen geht die Übersichtlichkeit verloren,<br />
zum andern sind die Preise schlicht<br />
nicht vergleichbar.<br />
Seit Herbst 2005 geht der Trend allerdings<br />
in Richtung Kotierung – zumindest hat die<br />
Zahl der gelisteten Produkte markant zugenommen.<br />
An der Derivatbörse Scoach<br />
(www.scoach.ch), einem schweizerischdeutschen<br />
Schulterschluss, werden derzeit<br />
über 20 000 Produkte gehandelt. Der verschärfte<br />
Konkurrenzkampf unter den<br />
Emittenten (immer neue stossen auch<br />
aus dem Ausland hinzu) führt zusätzlich<br />
dazu, dass die Preise «kompetitiv» sein<br />
müssen.<br />
Die Intransparenz bei den Gebühren ist ein oft<br />
gehörter Vorwurf. Dazu ein Rat: Das Produkt<br />
soll nur gekauft werden, wenn der<br />
Beipackzettel, das Termsheet, im Detail<br />
Aufschluss darüber gibt, welche Kosten<br />
eingerechnet werden. Wie hoch ist die Managementgebühr<br />
Werden Dividenden der<br />
zugrundeliegenden Aktien ausbezahlt oder<br />
zur Finanzierung der Strukturierung einbehalten<br />
Ist der maximale Spread, <strong>als</strong>o<br />
die Differenz zwischen denjenigen Preisen,<br />
zu denen ein Produkt gekauft, aber auch<br />
wieder verkauft werden kann, zugunsten<br />
des Emittenten «grosszügig» angesetzt<br />
Nicht selten werden diese Informationen<br />
verschwiegen. Dann gilt die Regel: Hände<br />
weg!<br />
Die Strukturierung von Produkten ist eine<br />
höchst komplexe Angelegenheit – hier<br />
können sich die einzelnen Emittenten profilieren<br />
und dabei voneinander abheben.<br />
Wie der schlaue Druide Miraculix in den<br />
«Asterix»-Comics mit dem Zaubertrank<br />
hält man sich punkto Zusammensetzung<br />
wohlweislich bedeckt. Dann kann es sehr<br />
gut sein, dass ein vollumfänglich kapitalgeschütztes<br />
Produkt auf Rohstoffe mit<br />
einer attraktiven Verzinsung daherkommt.<br />
Wie das zustande kommt, bleibt entweder<br />
das Geheimnis des Emittenten oder ist für<br />
den Käufer des Produkts Nebensache. «Es<br />
verhält sich wie bei Medikamenten», hat<br />
Roger Studer, Präsident des Schweizerischen<br />
Verbands für strukturierte Produkte<br />
(SVSP), einmal zu Protokoll gegeben: «Sie<br />
müssen die Wirkung kennen – nicht den<br />
Inhalt.»<br />
Der SVSP (www.svsp-verband.ch) teilt in<br />
seiner «Swiss Derivative Map» seit 2006<br />
die strukturierten Produkte in vier Hauptkategorien<br />
ein (siehe unten).<br />
Hebelprodukte: Die risikoreichste Kategorie<br />
bilden die Hebelprodukte. Hier ist auch<br />
der Warrant zu finden. Er verkörpert das<br />
Recht, einen bestimmten Basiswert zu<br />
einem im Voraus fixierten Preis zu kaufen<br />
(Call) respektive zu verkaufen (Put). Es<br />
handelt sich dabei um die klassische Form<br />
von Option – der Begriff Warrant wird<br />
dann verwendet, wenn es sich um verbriefte<br />
Varianten handelt. Optionen bilden, wie<br />
Die Produkttypen-Übersicht: Swiss Derivative Map<br />
Hebelprodukte<br />
Warrants<br />
Spread Warrants<br />
Knock-out Warrants<br />
Mini-Futures<br />
Partizipationsprodukte<br />
Tracker-Zertifikate<br />
Bonus-Zertifikate<br />
Outperformance-Zertifikate<br />
Outperformance-Bonus-Zertifikate<br />
Airbag-Zertifikate<br />
Twin-Win-Zertifikate<br />
Renditeoptimierungsprodukte<br />
Discount-Zertifikate<br />
Barrier-Discount-Zertifikate<br />
Reverse Convertibles<br />
Barrier Reverse Convertibles<br />
Barrier Range Reverse Convertibles<br />
Capped-Outperformance-Zertifikate<br />
Capped-Bonus-Zertifikate<br />
Kapit<strong>als</strong>chutzprodukte<br />
Kapit<strong>als</strong>chutz ohne Cap<br />
Kapit<strong>als</strong>chutz mit Cap<br />
Kapit<strong>als</strong>chutz mit Coupon<br />
Der Schweizerische Verband für strukturierte Produkte (SVSP) hat<br />
mittlerweile nicht nur 18 Emittenten ins Boot geholt, die 95 Prozent<br />
des hiesigen Derivatmarktes abdecken – er hat mit der Publikation der<br />
«Swiss Derivative Map» auch die Produktkategorien und -typen übersichtlich<br />
gruppiert. Bis Mitte 2008 soll diese Matrix um die nichtkotierten<br />
strukturierten Produkte ergänzt werden, ohne dabei an Übersichtlichkeit<br />
zu verlieren. «Keine einfache Sache», wie SVSP-Geschäftsführer Eric<br />
Wasescha sagt. Dank der «Map» wird transparent, dass sich beispielsweise<br />
hinter ICE Units, Defender Vontis und Léman Défensif dasselbe<br />
verbirgt – ein Barrier Reverse Convertible nämlich.