Kompakt-Gesamtausgabe als PDF - Beobachter
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20 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
AKTIEN<br />
Keine Rendite ohne Risiko<br />
Aktien versprechen im Vergleich zu Sparkonten oder Obligationen die höchsten Gewinne.<br />
Doch Vorsicht: Schnell geht im Fall von Kurseinbrüchen Kapital verloren. Nur wer die<br />
Mechanismen der Börse kennt, kann sich vor Verlusten schützen. Text: Hans Peter Arnold<br />
Börsenthemen sorgen vor allem dann<br />
für Schlagzeilen, wenn es zu Extremereignissen<br />
kommt: zu Rekordständen<br />
oder zu Crashs, bei denen Milliarden<br />
von Franken vernichtet werden. Im medialen<br />
Dauergewitter rücken die Börsen in die<br />
Nähe von Spielkasinos; die Anleger sind<br />
verunsichert, und mancher fragt sich: Sind<br />
Aktien nichts für seriöse Investoren, die<br />
versuchen, das Geld dort einzusetzen, wo<br />
sowohl Werterhalt <strong>als</strong> auch Vermögenszuwachs<br />
möglich ist Sehr wohl. Entscheidend<br />
ist aber die Art und Weise, wie der<br />
Anleger den Börsenhandel betreibt. Gefährlich<br />
sind kurzfristige Investments.<br />
Zum einen deshalb, weil Anleger eventuell<br />
aufgrund eines grösseren Liquiditätsbedarfs<br />
die Aktien vorzeitig, oft zur Unzeit,<br />
verkaufen müssen. Zum anderen liegt<br />
der Grund in der bewussten kurzfristigen<br />
Spekulation.<br />
Von Oktober 2007 bis März 2008 haben<br />
die 20 Schwergewichte im Schweizer Börsenindex<br />
SMI (Swiss Market Index) im<br />
Schnitt 30 Prozent verloren. Dieser Index<br />
ist sogar von rund 8500 Punkten im Jahr<br />
2000 auf 3600 Punkte im Frühling 2003<br />
gesunken. Letztes Jahr konnte der SMI die<br />
9500-Marke für kurze Zeit überspringen.<br />
Dies verdeutlicht, welch starken Schwankungen<br />
die Aktienkurse ausgesetzt sind.<br />
Betrachtet man die Kurse einzelner Titel,<br />
sind die Ausschläge – in der Fachsprache<br />
Volatilität genannt – noch viel grösser. Was<br />
diese Trendkurven ebenfalls nahelegen:<br />
Die Börse ist keine Einbahnstrasse; einzelne<br />
Aktien und Indizes (Aktienkörbe) können<br />
über eine beträchtliche Zeit zwar stark<br />
schwanken, letztlich aber seitlich tendieren.<br />
Das aktuelle Kursniveau des SMI<br />
wurde bereits 1998 erstm<strong>als</strong> erreicht.<br />
Historisch betrachtet, ist diese zehnjährige<br />
Durststrecke ungewöhnlich lang und eigentlichnichtdiebesteWerbungfürAktienengagements.<br />
Das Abseitsstehen ist aber<br />
ebenfalls gefährlich. Es könnte nämlich<br />
sein, dass der Investor an einer plötzlichen<br />
Drei Fragen zum Thema Aktien<br />
Wie können börsenkotierte<br />
1<br />
Unternehmen beurteilt werden<br />
An der Börse wird die Unternehmung<br />
zu jeder Zeit neu beurteilt. Der Aktienpreis,<br />
multipliziert mit der Anzahl<br />
Aktien, ergibt den Marktpreis für die<br />
Unternehmung; dafür werden häufig<br />
die Begriffe Börsenwert oder Marktkapitalisierung<br />
verwendet. Indem der<br />
aktuelle Aktienkurs mit wichtigen Daten<br />
der Unternehmung verglichen wird,<br />
erhält der Börsianer interessante Kennzahlen.<br />
Sinnvoll sind insbesondere die<br />
Vergleiche mit Umsatz, Gewinn und<br />
Buchwert. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />
(KGV) von 20 bedeutet, dass der Börsenwert<br />
20-mal höher liegt <strong>als</strong> der Jahresgewinn.<br />
Häufig wird die englische<br />
Abkürzung P/E Ratio (Price-Earnings<br />
Ratio) benutzt. Die in Prozent ausgedrückte<br />
Dividendenrendite ist eine<br />
Verhältniszahl von Dividende und<br />
Aktienkurs beziehungsweise Börsenwert.<br />
Ein Unternehmen lässt sich aber<br />
auch durch andere Faktoren bewerten:<br />
nachhaltigen Aufwärtsbewegung nicht<br />
partizipiert.<br />
Ebenfalls aus historischer Sicht wissen wir,<br />
dass Aktien im Schnitt mit einer jährlichen<br />
Performance von über acht Prozent glänzen.<br />
Damit ist die Rendite im Vergleich zu<br />
Obligationen doppelt so hoch. Zur Gesamtperformance<br />
von Aktien zählt nicht<br />
nur die Kurssteigerung vom 1. Januar bis<br />
zum 31. Dezember, sondern auch die Gewinnausschüttung<br />
(Dividenden). Obwohl<br />
der Swiss Market Index in den vergangenen<br />
zehn Jahren keinen Fortschritt gemacht<br />
hat, haben viele Anleger dank den<br />
Dividenden jährlich bis zu vier Prozent<br />
verdient.<br />
Alles nur auf eine Aktie zu setzen ist nicht<br />
ratsam. Wer trotzdem Einzelaktien und<br />
Wie sinnvoll ist die Geschäftsstrategie<br />
Finden die neuen Produkte reissenden<br />
Absatz Ist das Image positiv<br />
2<br />
Wann ist eine Unternehmung unterbewertet<br />
und wann überbewertet<br />
Als Faustregel gilt: Traditionelle Substanzaktien<br />
mit einer P/E von 13 bis 17<br />
sind moderat, fair bewertet. Oberhalb<br />
dieser Bandbreite spricht man von<br />
einer Überbewertung.<br />
3<br />
Was versteht man eigentlich unter<br />
Anlagepolitik<br />
Dieser Begriff findet sowohl bei Privatkunden<br />
wie auch bei institutionellen<br />
Kunden (Pensionskassen) Anwendung.<br />
Die Anlagestrategie leitet sich vom Ziel<br />
ab, das mit der Vermögensanlage<br />
verfolgt wird. Je nach Situation wird<br />
der Werterhalt oder der Wertzuwachs<br />
beziehungsweise das Risiko stärker<br />
gewichtet. Entscheidend sind neben<br />
der Risikoneigung des Anlegers auch<br />
seine persönliche Einkommens- und<br />
Vermögenssituation, das Alter sowie<br />
der absehbare Liquiditätsbedarf.<br />
keine Kollektivanlagen wie Fonds und<br />
Indexaktien bevorzugt, sollte Aktien von<br />
mindestens sieben Unternehmen kaufen.<br />
Diese Risikostreuung reduziert die Gefahr<br />
einer überdurchschnittlich schlechten<br />
Wertentwicklung des Aktienportfolios beträchtlich.<br />
Der Einstiegszeitpunkt beeinflusst die Performance<br />
ebenso. Das ideale Timing zu<br />
finden ist aber in der Regel schwierig,<br />
sprich: hängt vom Zufall ab. Deshalb fahren<br />
Anleger mit der Strategie gut, in regelmässigen<br />
Abständen – ungeachtet der aktuellen<br />
Börsenlagen – in Aktien zu investieren.<br />
Erfahrene Börsianer investieren<br />
zudem dann in die Märkte, wenn Panik<br />
herrscht. Wer etwa im März 2003 auf Aktien<br />
setzte, konnte in den folgenden Jahren