Kompakt-Gesamtausgabe als PDF - Beobachter
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38 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008<br />
verlust statt. Eine vorzeitige Rückzahlung<br />
seitens des Emittenten erfolgt nur in dem<br />
Fall, wenn das Stop-Loss-Niveau erreicht<br />
wird.<br />
Partizipationsprodukte: Gemächlicher geht<br />
es bei den Partizipationsprodukten zu. Ein<br />
Klassiker ist das Tracker-Zertifikat, das<br />
den Basiswert im Massstab 1:1 abbildet<br />
und in direkter Konkurrenz zum Anlagefonds<br />
steht. Während sich Tracker-Zertifikate<br />
und Anlagefonds von der Funktionsweise<br />
her kaum noch unterscheiden, gibt<br />
es eine rechtliche Besonderheit, der sich<br />
die Anleger unbedingt bewusst sein müssen:<br />
Das in einen Anlagefonds investierte<br />
Geld wird in sogenanntes Sondervermögen<br />
ausgelagert. Es fällt im Fall eines<br />
«Groundings» der Bank nicht in die Konkursmasse.<br />
Der Käufer von strukturierten<br />
Produkten geht hingegen ein Gegenparteirisiko<br />
ein. Mit anderen Worten: Das Produkt<br />
ist letztlich nur so sicher wie der Emittent.<br />
Obwohl das Risiko in der Praxis rein<br />
theoretischer Natur sein dürfte, lohnt es<br />
sich allemal, auch bei der Wahl des Emittenten<br />
eine Diversifikation anzustreben –<br />
die (Risiko-)Last <strong>als</strong>o quasi auf mehrere<br />
Schultern zu verteilen.<br />
Auch für Seitwärtsmärkte, bei denen sich<br />
die Kurse weder nach oben noch nach unten<br />
bewegen, hält die Kategorie der Partizipationsprodukte<br />
Lösungen bereit: Das<br />
Bonus-Zertifikat garantiert dem Anleger<br />
grundsätzlich eine im Voraus definierte<br />
Bonuszahlung. Sie ist bis zur Knock-in-<br />
Schwelle gesichert (bedingter Kapit<strong>als</strong>chutz).<br />
Wird die Preisschwelle unterschritten,<br />
wandelt sich das Produkt in<br />
einen normalen Tracker, oberhalb des Bonusniveaus<br />
ebenfalls – mit anderen Worten:<br />
Auch an weiter steigenden Märkten partizipiert<br />
der Investor. Dieser muss sich aber<br />
bewusst sein, dass Schutzmechanismen in<br />
einem strukturierten Produkt nicht umsonst<br />
zu haben sind. So werden beim Bonus-Zertifikat<br />
laufende Erträge wie etwa<br />
Dividenden zur Finanzierung der Teilschutzstrategie<br />
verwendet.<br />
Einen regelrechten Hype erlebten kurzzeitig<br />
die ebenfalls zur Kategorie der<br />
Partizipationsprodukte gehörenden Twin-<br />
Win-Zertifikate: Das Auszahlungsprofil<br />
sieht vor, dass der Anleger sowohl bei<br />
steigenden wie auch fallenden Märkten<br />
verdient – auch hier allerdings nur bis zur<br />
definierten Knock-in-Schwelle.<br />
Renditeoptimierungsprodukte: Nochm<strong>als</strong> zurück<br />
zu den Seitwärtsmärkten, die für Direktanlagen<br />
uninteressant sind: Für diese<br />
Marktbewegung sind diverse Renditeoptimierungsprodukte<br />
entwickelt worden<br />
– allen voran Discount-Zertifikate und<br />
Reverse Convertibles <strong>als</strong> die Klassiker.<br />
Nach wie vor am beliebtesten bei den an<br />
der Scoach gelisteten Produkten sind Barrier<br />
Reverse Convertibles: Um einen höheren<br />
Coupon erzielen zu können, werden<br />
hierbei zwei oder meist mehrere Basiswerte<br />
kombiniert. Damit der Anleger allerdings<br />
eine klare Marktmeinung formulieren<br />
kann, sollten diese Werte nicht allzu<br />
themenfremd sein.<br />
Grundsätzlich gilt: Je höher die Korrelation,<br />
desto niedriger die Couponzahlung,<br />
wobei diese für einen Anlegeentscheid<br />
nicht ausschlaggebend sein darf. Die<br />
Knock-in-Schwelle (Barrier) federt das<br />
Risiko zwar leicht ab – im schlechtesten<br />
Fall trägt der Anleger aber das Risiko des<br />
schwächsten zugrundeliegenden Basiswerts<br />
(«Worst of»-Prinzip), wie dies im<br />
Zuge der Finanzkrise und der folgenden<br />
Börsenturbulenzen festzustellen war. Aus<br />
vermeintlichen Zinsanlegern (Couponzahlung)<br />
wurden Aktionäre. Und es wurde<br />
deutlich, dass zu oft ein Klumpenrisiko<br />
vorhanden war oder noch immer ist: Wer<br />
UBS-Aktien in seinem Depot hat und noch<br />
zusätzlich einen Barrier Reverse Convertible<br />
auf UBS und einen auf das Bankentrio<br />
UBS/CS/Julius Bär kauft, muss sich immer<br />
das Worst-Case-Szenario, die schlechteste<br />
aller Varianten, vor Augen führen: Es droht<br />
bei beiden strukturierten Produkten am<br />
Ende der Laufzeit eine (zusätzliche) Lieferung<br />
von UBS-Titeln.<br />
Weiterentwicklungen gibts natürlich längst<br />
– etwa in Form von Barrier Range Reverse<br />
Convertibles, die eine obere und untere<br />
Knock-in-Schwelle kennen, in Form von<br />
Verdopplungen des Coupons (mittels<br />
Digital Option), in Form von frühzeitiger<br />
Rückzahlung im Fall eines Barrier-Ereignisses<br />
oder – aufgrund der durch den US-<br />
Hypothekenmarkt ausgelösten Börsenbaisse<br />
– in Form von (Crash-)Kapit<strong>als</strong>chutz,<br />
falls gleich alle Basiswerte unter<br />
die Knock-in-Schwelle abstürzen.<br />
Kapit<strong>als</strong>chutzprodukte: Bleibt noch die<br />
vierte Kategorie, deren Produkten häufig<br />
ein konservatives Image anhaftet – was gar<br />
nicht sein müsste. Prinzipiell stehen bei<br />
Kapit<strong>als</strong>chutzprodukten folgende Fragen<br />
im Vordergrund: Wie hoch ist die Partizipationsrate<br />
an steigenden Kursen des Basiswerts<br />
Wo ist das Kapit<strong>als</strong>chutzniveau<br />
(Floor) angesetzt Und ebenfalls wichtig:<br />
Wie wird der Schutz finanziert Da sehr<br />
häufig eine festverzinsliche Komponente<br />
bei der Produktstrukturierung eingesetzt<br />
wird, war das lange sehr tiefe Zinsniveau<br />
attraktiven Konditionen nicht eben zuträglich.<br />
Das ist jetzt anders. Selbst Produkte<br />
(mit oder ohne Cap) auf Aktienindizes wie<br />
etwa den Swiss Market Index (SMI) sind<br />
auch für Obligationen- oder Geldmarktanleger<br />
willkommene Alternativen, da das<br />
Risiko beschränkt ist. Zu beachten ist aber:<br />
Der Kapit<strong>als</strong>chutz greift meist erst auf den<br />
Verfalltermin hin, Wertschwankungen<br />
während der Laufzeit sind möglich.<br />
Eines sollten Anleger bei allen strukturierten<br />
Produkten beherzigen: Beim Kauf dürfen<br />
nicht blumige Versprechen, hohe Coupons<br />
oder trendige Slogans entscheiden,<br />
sondern eine klare Marktmeinung zum<br />
entsprechenden Basiswert. Das Termsheet<br />
zeigt die Funktionsweise und «versteckte»<br />
Kosten auf. Es ist zwar eine Mär, dass<br />
Derivat-Emittenten gegen den Anleger<br />
spekulieren würden. Es ist aber wichtig,<br />
die Spreu vom Weizen zu trennen und<br />
nicht die Innovation der Innovation wegen<br />
zu erwerben.<br />
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