10 GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 New York Stock Exchange, 2008
GELD BEOBACHTER KOMPAKT 10/2008 11 FOTO: RICHARD DREW/AP/KEYSTONE umschichten. Hier mag es helfen, an den Merksatz zu denken: «Hin und her machts Konto leer.» Und das freut letztlich nur die Bank. 5. Überschätzen Sie sich nicht Selbstüberschätzung bei Geldanlagen ist verbreitet und kann fatale Folgen haben. Das Denkmuster, das dahintersteckt: Viele Anlegerinnen und Anleger neigen dazu, Börsengewinne der eigenen Geschicklichkeit zuzuschreiben. Sind sie längere Zeit erfolgreich, kann sich das Gefühl breitmachen, alles irgendwie im Griff zu haben. Diese Börsenerfolge machen übermütig. Man glaubt, Kursentwicklungen vorhersehen zu können. Offensichtliche Risiken werden nicht oder kaum mehr wahrgenommen. Sorglosigkeit macht sich breit. Treten wider Erwarten wiederholt Verluste auf, wird diese Verlustserie oft nur <strong>als</strong> Pechsträhne eingestuft. 6. Verlustaversion und Dispositionseffekt Auch bei der sogenannten Verlustaversion handelt es sich um ein typisch menschliches Verhalten: In der Regel wird ein Verlust stärker empfunden <strong>als</strong> ein Gewinn in gleicher Höhe. Diese Strategie, einem Verlust auszuweichen und deshalb Aktien mit gefallenen Kursen nicht abzustossen, führt Buchtipp Giuseppe Botti: «Bottis Geldbuch. Sparen, anlegen und finanzieren mit dem <strong>Beobachter</strong>-Geldexperten» Mit Gratis-Update 2008 zum Herunterladen. 176 Seiten, 26 Franken (für <strong>Beobachter</strong>- Mitglieder 22 Franken) Erhältlich beim <strong>Beobachter</strong>-Buchverlag, Telefon 043 444 53 07, Fax 043 444 53 09 – oder via Internet: www.beobachter.ch/buchshop; E-Mail: buchverlag@beobachter.ch zum sogenannten Dispositionseffekt. Dieser verleitet den Anleger dazu, Aktien mit (kleinem) Gewinn zu verkaufen. Papiere, deren Kurs unter den Kaufpreis gefallen ist, werden in der Hoffnung auf bessere Zeiten gehalten. Man will einen Verlust nicht realisieren, denn dies würde bedeuten, eine eigene Fehleinschätzung und -entscheidung zu akzeptieren. Immer wieder kaufen Anlegerinnen und Anleger auch Aktien nach, die in der Verlustzone liegen – mit dem Ziel, die erlittenen Verluste schneller wieder wettzumachen. Dadurch wird das Problem in der Regel jedoch eher verschärft. Tipp: Dass sich in Ihrem Depot nur noch Verliereraktien befinden, können Sie mit sogenannten Stop-Loss-Aufträgen weitgehend verhindern. Mit einem solchen Auftrag werden Aktien bei einem von Ihnen vorbestimmten Verlust von beispielsweise 20 oder 25 Prozent verkauft. 7. Erliegen Sie nicht dem Herdentrieb «Die massenpsychologischen Reaktionen sind an der Börse wie im Theater: Einer gähnt, und in kürzester Zeit gähnt jeder. Hustet einer, hustet der ganze Saal.» Der ungarische Finanzexperte und Börsenspekulant André Kostolany (1906–1999) war überzeugt davon, dass der Herdentrieb nicht nur Kleinanleger, sondern auch Profis befällt. Die eigene Meinung von den hochbezahlten Profis der Finanzwelt bestätigt zu sehen gibt vielen Anlegerinnen und Anlegern ein sicheres Gefühl. Alle stimmen überein, und man glaubt, die Sache im Griff zu haben. Steigen die Kurse der Aktien im Depot, kann dies zu sorgloser Risikobereitschaft führen. In der allgemeinen Euphorie glauben selbst risikoscheue Kleinsparerinnen und Kleinsparer, dass sich ihr Geld von selbst vermehrt. Schreiben dann auch noch die Boulevardblätter in fetten Schlagzeilen: «Jetzt in Aktien einsteigen!», wird es äusserst schwierig, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wenn umgekehrt die Aktienkurse zu bröckeln beginnen, neigen sehr viele Anleger zu Panikverkäufen: Sie stossen ihre Aktien zu jedem Preis ab und nehmen dadurch Verluste in Kauf, in der Befürchtung, sonst noch grössere Verluste realisieren zu müssen. Panik und Herdentrieb treffen zusammen – es kommt zu einem Crash. Tipp: Halten Sie an Ihrer Strategie auch in turbulenten Zeiten fest und bewahren Sie unter allen Umständen die Ruhe. «Kaufe nicht, wenn der Kurs am niedrigsten ist, verkaufe nicht, wenn er am höchsten ist, das können nur Lügner.» Bernard Baruch (1870–1965), Financier und Börsenspekulant Natürlich kann niemand eine verbindliche Aussage darüber machen, was Sie von einer bestimmten Geldanlage erwarten dürfen – denn wer weiss heute schon, was die Zukunft bringt Ist das gesamte Anlagevermögen ausschliesslich in Obligationen investiert, sind die künftigen Erträge noch am ehesten abschätzbar. Anders verhält es sich bei Anlagen in Aktien und Aktienfonds. Anlegerinnen und Anlegern werden in Hochglanzprospekten immer wieder jährliche Renditen von acht und mehr Prozent in Aussicht gestellt. Hier gilt es zu bedenken, dass Aktienkurse stark schwanken können. Bei allzu vollmundigen Gewinnversprechen ist <strong>als</strong>o Vorsicht geboten. Etwas Wichtiges zum Schluss: Besitzen Sie bereits Aktien oder Aktienfonds Und rauben Ihnen überraschende und unerwartete Börsenturbulenzen nachts den Schlaf Dann gibt es nur einen Rat: Realisieren Sie Gewinne und Verluste sofort. Und legen Sie Ihr Geld so an, dass die Anlagen Ihrem Risikoprofil entsprechen. n