Bilbao-Effekt - Vermittlung von Gegenwartskunst
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documenta urbana (Nicole Müller)<br />
originäre Werke hervorgebracht. Die <strong>von</strong> den Nationalsozialisten propagierte neue Kunst knüpfte<br />
in allen Bereichen der Bildenden Kunst im wesentlichen an die Heimatkunst des Deutschen<br />
Kaiserreichs an.<br />
Zu den <strong>von</strong> der NS-Kunstpolitik bevorzugten Motiven gehörten Landschaften, Stilleben,<br />
mythologische Szenen und vor allem das harte Leben <strong>von</strong> Arbeitern und Bauern. Viele Maler<br />
mystifizierten in ihren Gemälden eine auf unvergängliche Werte, Tradition und vorindustrielles<br />
Kleinbauerntum gründende Blut- und Bodenideologie. [...] Wohlgeformte Körper dienten den<br />
Nationalsozialisten als Propaganda für die Ästhetik des nordischen Menschen, die Schönheit,<br />
Reinheit und Anmut symbolisieren sollte. [...]<br />
„Das Urteil des Paris“ (Ivo Saliger, 1939) Blick in die Ausstellung „Entartete Kunst“ (München, 1937)<br />
"Kunst ist immer die Schöpfung eines bestimmten Blutes, und das formgebundene Wesen einer<br />
Kunst wird nur <strong>von</strong> Geschöpfen des gleichen Blutes verstanden", schrieb Alfred Rosenberg in<br />
seinem 1930 erschienenen Buch "Der Mythus des 20. Jahrhunderts". Eine in der ganzen Welt<br />
beheimatete "Kunst an sich" lehnte er strikt ab. Als Führer des 1929 gegründeten "Kampfbund für<br />
deutsche Kultur" hetzte er gegen die abstrakte, experimentierfreudige Moderne und<br />
amerikanische Kultureinflüsse wie den "Niggerjazz". [...]<br />
1936 erging ein totales Verbot jeglicher Kunst der Moderne. Hunderte Kunstwerke, vor allem aus<br />
dem Bereich der Malerei, wurden aus den Museen entfernt und entweder für die am 19. Juli 1937<br />
in München eröffnete Ausstellung "Entartete Kunst" konfisziert, ins Ausland verkauft oder zerstört.<br />
Maler, Schriftsteller und Komponisten erhielten - soweit sie nicht emigriert waren - Arbeits- und<br />
Ausstellungsverbot. Das bereits seit 1933 bestehende Ankaufsverbot für nicht-arische und<br />
moderne Kunstwerke wurde verschärft.<br />
3) Auszug aus Harald Kimpel: „documenta – die nachrückende Avantgarde“<br />
Obwohl es sich als „internationale Ausstellung“ bezeichnet, besitzt das Projekt [die documenta,<br />
Anm. d. Verf.] 1955 hauptsächlich eine nationale Ausrichtung. Drei primäre Aufgaben sind es, die<br />
sich mit ihm verbinden und sich unter dem Begriff der „Vergangenheitsbewältigung“<br />
zusammenführen lassen. Zunächst liegt der Ausstellung die These vom „Nachholbedarf“ zugrunde.<br />
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