Offenbach Post zur BI-Gründung
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Artikel publiziert am: 14.05.11<br />
Datum: 18.05.2011 - 11.08 Uhr<br />
Quelle: http://www.op-online.de/nachrichten/babenhausen/widerstand-gegenwestumgehung-1244561.html<br />
Lebensqualität ist Antriebsfeder<br />
Widerstand gegen Westumgehung<br />
Babenhausen - In der Bevölkerung regt sich Widerstand gegen eine mögliche<br />
Westumgehung Babenhausens. Am Donnerstagabend gründete sich eine<br />
Bürgerinitiative, die den Bau der Trasse verhindern will.<br />
Von Ursula Friedrich<br />
Kommt die Westumgehung, rechnet die <strong>BI</strong> mit mehr Verkehr für umliegende<br />
Stadtteile. Repro: ula<br />
Natur wird zerstört. Die Lebensqualität der Anwohner erheblich geschmälert. Und der<br />
städtische Ortskern nicht einmal effektiv vom Verkehr entlastet. Dies war die kritische<br />
Essenz des Treffens von rund 30 Bürgern aus Kernstadt und Ortsteilen, die sich<br />
unter dem Motto „Ohne Westumgehung Babenhausen besser leben“ in der<br />
Stadthalle trafen.<br />
„nowest“ lautet prägnant der Name der neuen Bürgerinitiative, die im Laufe des<br />
Abends aus der Taufe gehoben wurde, um den Bau der Straße zu verhindern. Ihre<br />
Befürchtung: Die Trassenführung von der B 26 bei Sickenhofen entlang der<br />
„Konfurter Mühle“ gen Ziegelhüttenstraße, „Erloch“ und schließlich <strong>zur</strong> Landesstraße<br />
3116 würde die Natur der gekürten „Reiterstadt“ sprichwörtlich zerschneiden und die<br />
Bevölkerung in diesem Bereich Babenhausens belasten. An der entlastenden<br />
Wirkung der Umgehungsstraße äußerten die Anwesenden große Zweifel. 50 Prozent<br />
des Verkehrs etwa auf der Bouxwiller Straße sei „hausgemacht“, so der Hinweis auf<br />
kürzlich vom Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) durchgeführte
Verkehrsmessungen. „Die Lärmgrenzwerte wurden dort außerdem zu keiner Zeit<br />
überschritten“, wusste Ralf Guinet, der für die Bündnisgrünen im Stadtparlament<br />
sitzt. Ausgerechnet die Beschwerden der Anwohner Bouxwiller Straße, die sich 2006<br />
im Bündnis <strong>BI</strong>SL zusammenschlossen, hätten jedoch die Debatte um die<br />
Westumgehung neu belebt. „Dabei dachte ich, das Thema wäre nach einem 1996<br />
erstellten Gutachten vom Tisch“, so Guinet - damals hatte das Planungsbüro „Hacker<br />
& Schorr“ im Auftrag der Stadt einen Leitplan <strong>zur</strong> Stadtentwicklung erstellt. Die<br />
Westumgehung wurde durch die Bewertung der Fachleute ad acta gelegt. „Hohe<br />
Kosten, geringe Entlastungsfunktion und massive städtebauliche Nachteile“, hatten<br />
die Planer 1996 für diese Trassenführung prognostiziert.<br />
Forciert wurde hingegen eine Ostumfahrung, die von der Bundesstraße südöstlich<br />
von B 26 und Aschaffenburger Straße sowie westlich des Kasernengeländes<br />
verlaufen würde und in Höhe Harreshäuser Allee auf die Bouxviller Straße münden<br />
würde. Die Kosten eines teuren Tunnels an der Bahnlinie würden durch die<br />
wesentlich kürzere Trasse kompensiert, sagte Guinet. Wer die Westumfahrung<br />
zahlen solle, stehe ohnehin in den Sternen. Drei Brückenbauwerke für die dortigen<br />
Fließgewässer, unter anderem die Gesprenz, schlügen allein mit neun Millionen Euro<br />
zu Buche, so seine Prognose - „20 Millionen Euro“, lauten seine Schätzungen für den<br />
Gesamtbau.<br />
Aufgrund eines Verkehrsaufkommens von rund 13 000 Fahrzeugen auf der<br />
Bouxviller Straße täglich und der visavis der Straße liegenden Schulen ist das Thema<br />
Umgehungsstraße seit Monaten ganz oben auf der politischen Tagesordnung. Im<br />
Verkehrsentwicklungsplan genießt es mittlere Priorität. Im März votierte das<br />
Stadtparlament mehrheitlich für einen SPD-Antrag, der das Land Hessen <strong>zur</strong> Prüfung<br />
der städtebaulichen und ökologischen Verträglichkeit der Westumfahrung auffordert.<br />
An der von Bürgermeisterin Gabi Coutandin „ergebnisoffenen“ Prüfung hat die neue<br />
<strong>BI</strong> jedoch erhebliche Zweifel. Denn: Am 5. Mai beschloss das Parlament, die für die<br />
Ostumfahrung nötige Fläche am Kasernengelände zum Verkauf anzubieten. „Damit<br />
werden Tatsachen geschaffen“, monierte Bettina Mathes. Ihr Credo: „Es geht um die<br />
Zukunft Babenhausens – aber wir werden kein Industriestandort und die Kultur nicht<br />
neu erfinden. Unser Potenzial ist unsere Natur.“ Sie plädierte für Lärmschutzwände,<br />
einen Kreisel statt der Ampelregelung im Kreuzungsbereich und Flüsterbelag auf der<br />
Bouxviller Straße, um die Bevölkerung dort zu entlasten, sowie ein durchgängiges<br />
Radwegenetz. In der kommenden Sitzung der <strong>BI</strong> „nowest“ am Donnerstag, 9. Juni,<br />
sollen nicht nur Mittel ersonnen werden, wie die Westumfahrung zu verhindern ist,<br />
sondern Alternativen ausgearbeitet werden. Weitere Informationen liefert die<br />
Homepage der neuen Bürgerbewegung unter www.nowest.de.