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Historische Hintergründe - Volksbank Mindener Land eG

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der „Stein-Hardenbergschen Reformen“ verbunden. Doch der Bauer hatte eine<br />

Ablösezahlung zu leisten. Und dies gestaltete sich schwierig: Zum einen war es<br />

aufgrund der niedrigen Agrarpreise kaum möglich, Ablösungszahlungen aus dem<br />

laufenden Betrieb zu entnehmen, zum anderen gab es keine Banken und Sparkassen,<br />

bei denen Bauern zu vernünftigen Bedingungen Kredite erhalten konnten. Die<br />

zunehmende Bedeutung der Geldwirtschaft und die verstärkte Konkurrenz aus dem<br />

Ausland veränderten Leben und Wirtschaften der Bauern. Die einzige Möglichkeit für<br />

den kleinen <strong>Land</strong>wirt, an Geld zu kommen, war der Wucherer. Diese nutzten die<br />

Notlage aus. Ihre Zinssätze waren enorm und betrugen nicht selten hundert und mehr<br />

Prozent. Für denjenigen, der in die Hände der Wucherer geriet, folgte oftmals der<br />

wirtschaftliche Zusammenbruch. Haus und Hof waren verloren, es blieb ihnen nur die<br />

Auswanderung in eine Industriestadt oder über den Atlantik.<br />

Diese allgemeine Situation und ein harter Winter 1846, der zu Hungersnöten führte,<br />

veranlassten den jungen Bürgermeister des Ortes Weyerbusch im Westerwald, Friedrich<br />

Wilhelm Raiffeisen, zu Gründung des „Vereins für Selbstbeschaffung von Brod und<br />

Früchten“. Dieser auf christlicher Nächstenliebe gegründete Verein schaffte Getreide<br />

und Kartoffeln heran, erzeugte Brot und verkaufte es zu geringen Preisen an die<br />

Bedürftigen. In den nächsten Jahren gründete Raiffeisen in zwei weiteren Orten, in<br />

denen er als Bürgermeister tätig war, gleichgelagerte Vereine: 1849 den<br />

„Flammersfelder Hülfsverein zur Unterstützung unbemittelter <strong>Land</strong>wirthe“ und 1854<br />

den „Heddesdorfer Wohltätigkeits-Verein“. Letzterer wollte umfassendere Aufgaben<br />

wahrnehmen. Dazu gehörten die Befriedigung des Kreditbedürfnisses, die Erziehung<br />

verwahrloster Kinder, Arbeitsbeschaffung für arbeitslose Einwohner und entlassene<br />

Sträflinge sowie die Errichtung einer Volksbibliothek. Das breite Betätigungsfeld des<br />

wohltätigen Vereins konnte auf Dauer nicht bestehen. Und so wurde er 1864 zum<br />

Heddesdorfer Darlehnskassenverein umgestaltet, der nur noch den wirtschaftlichen<br />

Zweig enthielt. Raiffeisen kommt zu der Erkenntnis: „Das persönliche Interesse ist der<br />

Kitt, welche Vereine der in Rede stehenden Art zusammenhalten muss“. Raiffeisen<br />

bietet in seiner Schrift „Die Darlehnskassen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Noth der<br />

ländlichen Bevölkerung, sowie auch der städtischen Handwerker und Arbeiter“ aus<br />

dem Jahr 1866 eine Anleitung zur Gründung von Darlehnskassenvereinen und<br />

berichtet über seine Erfahrungen. Er empfiehlt als Grundlage das Statut des<br />

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