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Konzept: Methodenkompetenz/ Methodentraining ... - Michaelschule

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Individuelles Lernen<br />

– Fördern und Fordern im Unterricht -<br />

<strong>Konzept</strong>: <strong>Methodenkompetenz</strong>/ <strong>Methodentraining</strong><br />

als Baustein für Fachkompetenz und Sozialkompetenz<br />

Diejenigen Schüler und Schülerinnen, die sich selbst als Urheber und Verfasser von Lernergebnissen<br />

sehen, sind in aller Regel engagierter, motivierter und effektiver als jene, die mehr<br />

oder weniger widerwillig „beschult“ werden. Will man diesen Satz inhaltlich so stehen lassen<br />

und ihn als Leitbild für das „projekt- und handlungsorientierte Lernen“ oder andere Organisationsformen<br />

von Unterricht in Anspruch nehmen, so ist es wichtig, dass die Schüler und Schülerinnen<br />

das entsprechende methodische Handwerkszeug beherrschen, um weitgehend selbstständig<br />

organisierte Lernprozesse erfolgreich zu Ende zu führen. In dem Maße, wie sich das<br />

Methodenrepertoire erweitert und festigt, wächst auch die Selbststeuerung und Selbstbestimmungsfähigkeit<br />

der Lernenden und damit ihre Mündigkeit. Die Schülerinnen und Schüler, die<br />

gelernt haben, selbstständig zu arbeiten, zu entscheiden, zu planen, zu organisieren, Probleme<br />

zu lösen, Informationen auszuwerten, Prioritäten zu setzen, kritisch-konstruktiv zu argumentieren,<br />

zu diskutieren und zu analysieren, haben an persönlicher Autonomie und Handlungskompetenz<br />

dazu gewonnen. Mit anderen Worten: Nur wer Lernen gelernt hat, wird immun<br />

sein gegen Manipulationsversuche und dem Anpassungsdruck einzelner Informationsträger<br />

und wird gemeinsam mit anderen zu mündiger Selbstbestimmung finden. D.h. über eine entsprechende<br />

<strong>Methodenkompetenz</strong> kommen die Schüler und Schülerinnen zu einer befriedigenden<br />

Fachkompetenz und damit zur Sozialkompetenz. Sie gewinnen letztendlich Daseinskompetenz.<br />

Vertraut sein mit zentralen<br />

Makromethoden<br />

<strong>Methodenkompetenz</strong><br />

Beherrschung elementarer<br />

Lern- und Arbeitstechniken<br />

Beherrschung elementarer<br />

Gesprächs- und Kooperationstechniken<br />

Gruppenarbeit Lesetechniken Freie Rede<br />

Partnerarbeit Markieren und Strukturieren Stichwortmethode<br />

Stillarbeit Umgang mit Medien Rhetorik<br />

Schülerreferat Nachschlagen Fragetechniken<br />

Problemlösendes Vorgehen Notizen machen Präsentationsmethoden<br />

Projektmethode Karteiführung Diskussion<br />

Facharbeit Protokollieren Aktives Zuhören<br />

Leittextmethode Gliedern und Ordnen Gesprächsleitung, -führung<br />

Bericht schreiben Zusammenarbeiten<br />

akustisch/ visuelles Darstellen<br />

Heft-, Mappengestaltung<br />

Konfliktmanagement<br />

usw. usw. usw.<br />

Makromethoden Mikromethoden<br />

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Aktuelle Studien (z.B. TIMSS - Third International Mathematics and Science Study; Pisa -<br />

Programm for International Student Assessment) beweisen, dass die schulischen Leistungen<br />

deutscher Schülerinnen und Schüler unter den durchschnittlichen Leistungen der meisten<br />

west-, nord- und osteuropäischen Nachbarstaaten liegen.<br />

Das bundesdeutsche Schulwesen, welches über viele Jahre hinweg als vorbildlich und leistungsstark<br />

galt, hat also scheinbar kräftige Kratzer bekommen, so dass Bildungspolitiker, Unterrichtsforscher,<br />

Wirtschaftsvertreter, Schüler, Lehrer und Eltern sich weitgehend darüber<br />

einig sind, dass sich in unserem Schulwesen etwas ändern muss und wir eine neue Lernkultur<br />

benötigen. 1<br />

Es stellt sich jedoch zunächst einmal die Frage, welche Veränderungen zu dieser oben genannten<br />

Situation geführt haben. Zur Beantwortung können unter anderem drei unterschiedliche<br />

Bereiche herangezogen werden:<br />

1. Die veränderte Kindheit / Veränderte Kinder<br />

- Verengung von Lebens- und Erfahrungsräumen (kleine Wohnungen, gestiegener Verkehr<br />

auf den Straßen)<br />

- Medienkinder (Passivität, Animationserwartung, Konsummentalität)<br />

- Reduzierung von Eigentätigkeit durch technischen Fortschritt<br />

- Veränderte Familiensituation (Einkind-Familie, unvollständige Familie)<br />

- Folge: verwöhnte, unsoziale, gelangweilte, hedonistische und verhaltensauffällige Kinder<br />

2. Die wachsende Lehrerbelastung<br />

- Ständig neue Aufgabenbereiche, da auf die neuen Lern- und Lebensbedingungen eingegangen<br />

werden muss ( Elternersatz, Gesprächspartner, Berater, Moderator, wachsende Anforderungen<br />

von Seiten der Bildungspolitik und der Wirtschaft)<br />

- Qualifikationsdefizite (Fehlende Zeit für Fortbildungen)<br />

- Schlechte Rahmenbedingungen für Unterricht (Hohe Schülerzahl, kleine Räume, etc.)<br />

3. Die vielseitigen Forderungen der Wirtschaft<br />

- Die moderne Wissensgesellschaft bringt einen ständig wachsenden technischen Fortschritt<br />

mit sich, so dass das Individuum aufgefordert ist, sich den Veränderungen immer wieder<br />

neu anzupassen. Voraussetzung dafür ist ein bestimmtes Potential an Schlüsselqualifikationen.<br />

(Persönliche Kompetenz: Durchhaltevermögen, Verantwortungsbewusstsein, Lernbereitschaft,<br />

Eigeninitiative etc.; Fachkompetenz: Fachwissen, Problembewusstsein, Urteilsfähigkeit<br />

etc.; <strong>Methodenkompetenz</strong>: Beherrschung elementarer Lern- und Arbeitstechniken,<br />

Wissen zur Informationsbeschaffung etc.; Sozialkompetenz: Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit<br />

etc.)<br />

Aufgrund dieser Veränderungen lässt sich sehr schnell erkennen, dass der traditionelle Unterricht,<br />

in dem der Lehrer alles macht (plant, erklärt, kontrolliert, Probleme löst etc.) und der<br />

Schüler nur noch aufpassen, rezipieren und reproduzieren muss, nicht mehr richtig greifen<br />

kann.<br />

In einer solchen Unterrichtsform, in der der Lehrer und die Vermittlung von Wissen im Vordergrund<br />

stehen, wird die Entwicklung von Schülerinteressen sowie die Gewinnung von<br />

1 vgl. Heinz Klippert, Pädagogische Schulentwicklung, Planungs- und Arbeitshilfen zur Förderung einer neuen<br />

Lernkultur, Weinheim 2000, S. 20<br />

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Handlungskompetenzen und sozialen Erfahrungen vernachlässigt. Den Schülerinnen und<br />

Schülern wird es somit gar nicht ermöglicht, die von der Wirtschaft geforderten Schlüsselqualifikationen<br />

in ausreichendem Maße aufzubauen und einzuüben.<br />

Um die Heranwachsenden jedoch auf das zukünftige Leben vorzubereiten, sollte auf einen<br />

handlungsorientierten Unterricht, in dem das eigenverantwortliche Arbeiten an vorderster<br />

Stelle steht, hingearbeitet werden.<br />

Folgerichtig ist es heute wichtiger denn je, solche Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben,<br />

die die Schüler und Schülerinnen in die Lage versetzen, eine immer größer werdende Informationsflut<br />

möglichst ökonomisch zu bewältigen und darüber hinaus die Erkenntnisse zu erschließen,<br />

die für uns daseinsrelevant sind. Weniger gefragt ist das mühevolle Aneignen eines<br />

möglichst großen Quantums von Daten, Fakten und Kenntnissen zum Zwecke der Vorratshaltung.<br />

Nicht zuletzt auch deshalb, weil solche Informationen ohnehin in Büchern und auf digitalen<br />

Speichermedien abgelegt sind und zu jeder Zeit dort abgerufen werden können. - Der<br />

Umgang mit dem Internet ist aus dieser Sicht heute eine für unsere Schüler und Schülerinnen<br />

fast überlebenswichtige Angelegenheit, wollen sie nicht in einer riesigen Informationsflut<br />

orientierungslos werden. - Die sich immer wieder stellende Frage ist die, wie komme ich an<br />

die von mir benötigten und von mir als relevant beurteilten Informationen heran und wie baue<br />

ich sie sinnvoll in den von mir geplanten und angegangenen Lernprozess ein.<br />

Die Aneignung möglichst vieler Informationen im Sinne eines Lexikonwissens ist lediglich<br />

Belastung. Ein solches Wissen wird erfahrungsgemäß alsbald wieder vergessen oder bleibt<br />

über kurz oder lang nur noch als diffus vorhandenes Restwissen zurück. Die empirische Lernforschung<br />

zeigt, dass Schüler und Schülerinnen nur durchschnittlich 20% von dem behalten<br />

was sie hören, ca. 30 % von dem was sie sehen, aber bis zu 80% von dem, was sie sich selbst<br />

erarbeitet haben. Die alleinige Stoffvermittlung kann also nicht mehr nur Mittelpunkt und<br />

Priorität des Unterrichtes sein. Vielmehr muss das Methodenlernen ein notwendiger Faktor<br />

moderner unterrichtlicher Arbeit sein, weil es selbsttätiges Lernen ermöglicht und zu einem<br />

erfolgreichen Ergebnis führt.<br />

In dieser neuen Lehr- und Lernkultur geht es darum, Heranwachsende kleinschrittig an ein<br />

kreatives, aktiv - produktives Lernen heranzuführen, ohne dass dies wiederum ein hohes Maß<br />

an Mehrarbeit von den einzelnen Lehrpersonen fordert. Ziel des eigenverantwortlichen Arbeitens<br />

ist es, den Unterricht so zu gestalten, dass die Lernenden selber mehr Mitverantwortung<br />

für die Gestaltung des Unterrichts erhalten. Sie sollen Lernprozesse eigenständig steuern,<br />

Verantwortung übernehmen, Probleme selbstständig lösen, den Lernstoff durch die Aktivierung<br />

verschiedener Sinne besser erfahren und „begreifen“, sowie Durchhaltevermögen, Kreativität,<br />

Frustrationstoleranz, Teamfähigkeit und Flexibilität entwickeln und einüben.<br />

Damit ein solcher Unterricht, in dem die Schüler und Schülerinnen mit in die Planung und<br />

Durchführung einbezogen werden, möglich wird, müssen bestimmte Fähigkeiten grundgelegt<br />

sein.Verschiedene Methoden (elementare Lern - und Arbeitstechniken) sowie unterschiedliche<br />

Kommunikationsformen und Regeln sollten beherrscht werden.<br />

Heinz Klippert schlägt in seinem Werk „Pädagogische Schulentwicklung“ zur Förderung des<br />

eigenverantwortlichen Arbeitens ein systematisches Training in Form von Trainingsspiralen<br />

vor.²<br />

² vgl. Heinz Klippert, Pädagogische Schulentwicklung, Weinheim 2000<br />

43


Dieses Training bezieht sich auf die drei Bereiche:<br />

<strong>Methodentraining</strong> Kommunikationstraining Teamentwicklung<br />

Das kleine 1x1 des Zeitmanagements<br />

Komplexere Kommunikationsund<br />

Interaktionsspiele<br />

Visualisieren und Gestalten Überzeugend argumentieren<br />

und vortragen<br />

Schüler und Schülerinnen<br />

für Gruppenarbeit motivie-<br />

ren<br />

Regeln entwickeln und einüben<br />

Markieren und Strukturieren Miteinander reden lernen Gruppenprozesse problematisieren<br />

und reflektieren<br />

Rasch lesen und Nachschlagen<br />

Übungen zur Förderung freien<br />

Sprechens und Erzählens<br />

Klassenarbeiten vorbereiten Nachdenken über Kommunikation<br />

Effektiver Lernen und Behalten<br />

Alternative Grundformen<br />

der Gruppenarbeit durchspielen<br />

Jeder Trainingsbereich ist wiederum in kleine Lernspiralen aufgeteilt. Die einzelnen Stufen<br />

müssen jedoch nicht zwingend notwendig der Reihe nach abgearbeitet werden. Die unterschiedlichen<br />

Trainingsspiralen lassen sich sowohl einzeln als auch in unterschiedlicher Kombination<br />

durchführen.<br />

Damit sich die Inhalte der Trainingsspiralen festigen können, sollten sie nicht nur sporadisch<br />

mal in den alltäglichen Unterricht eingefügt werden, sondern als eine Art „Crashkurs“ (ca. 1<br />

Woche) und damit als Sockeltraining angelegt werden. Eine Woche lang werden die Schüler<br />

und Schülerinnen somit an die allgemeinen Lern- und Arbeitstechniken herangeführt. Die<br />

Trainingswoche sollte möglichst ein Wochenende in der Mitte zur Erholung und Festigung<br />

besitzen. Es bietet sich daher folgende Verteilung an: Donnerstag/ Freitag für den Einstieg<br />

und die erste Erarbeitungsphase - Wochenende - Montag/ Dienstag zur Vertiefung und Festigung<br />

des Erlernten.<br />

Während der Trainingszeit sollte die jeweilige Klasse bzw. Jahrgangsstufe aus dem „normalen“<br />

Unterrichtsplan herausgenommen werden, damit wirklich eine Woche lang täglich vier<br />

bis fünf Unterrichtsstunden zum jeweiligen Trainingsprogramm gearbeitet werden kann.<br />

Außerdem empfiehlt sich in dieser Zeit ein Teamteaching von zwei Lehrern pro Klasse. Auf<br />

diese Art und Weise können Pausen selbst bestimmt und einzelne Schüler und Schülerinnen<br />

intensiver betreut werden.<br />

Die während der Trainingsphase eingeübten Lerninhalte und erzielten Ergebnisse sollten für<br />

die übrigen Fachlehrer, die nicht direkt am Projekt beteiligt waren, zugänglich gemacht werden.<br />

Nur so können auch sie auf das Gelernte zurückgreifen und eine Vertiefung und Festigung<br />

des Erarbeiteten erzielen. Ist den Heranwachsenden also eine bestimmte Lern- und Arbeitstechnik<br />

(z.B. Mappenführung, Heftgestaltung, Texte systematisch markieren und strukturieren<br />

etc.) näher gebracht worden, so empfiehlt es sich, diese Technik in anderen Fächern<br />

44


und im weiteren Schulverlauf aufzugreifen und einzuüben. Das Training ist nämlich auf ein<br />

redundantes Arbeiten angewiesen (d.h. partielle Wiederholungen und Überschneidungen der<br />

einzelnen Übungen in verschiedenen Fächern zu unterschiedlichen Zeiten sind wichtig), damit<br />

es bei den Schülern und Schülerinnen zu einer Optimierung und Automatisierung der methodischen<br />

Handlungsabläufe kommt.<br />

- Beispiel: Freiarbeit - Stationenlernen<br />

Eine weitere Optimierung und Automatisierung der oben genannten Trainingsinhalte ermöglicht<br />

ein durch Freiarbeit gestaltetes Unterrichtskonzept, Stationenlernen, denn gerade in dieser<br />

Unterrichtsgestaltung besteht die Möglichkeit alle drei Trainingsbereiche auf teilweise<br />

höchstem Niveau miteinander zu kombinieren. Dabei stellt sich jedoch die Frage, was Stationenlernen<br />

überhaupt ist und wie ein möglicher Unterricht aussehen könnte. Die folgenden<br />

Ausführungen sollen versuchen diese mehr oder weniger „neue“ Unterrichtsmethode zu erhellen.<br />

Der erste Eindruck einer Unterrichtsstunde erinnert an die Situation in einem Kindergarten.<br />

Fast jedes Kind beschäftigt sich entweder alleine, mit einem Partner oder einer Kleingruppe<br />

von max. 4-6 Personen mit unterschiedlichen Arbeiten oder Materialien. Während der Erarbeitungsphase<br />

wird gelesen, geschrieben, gespielt, gemalt, gebastelt, gehört, gefühlt oder getuschelt.<br />

Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die Heranwachsenden wahllos und ziellos mit irgendetwas<br />

beschäftigen. Nein, zu Beginn einer Freiarbeitsphase muss jedes Kind eine Art „Stationszettel“<br />

erhalten, auf dem es die verschiedenen Lerninhalte und Erarbeitungsmöglichkeiten<br />

innerhalb einer thematisch gebundenen Unterrichtseinheit erkennen und abhaken kann. Die<br />

Arbeitsschwerpunkte werden auf sogenannte Stationen verteilt.<br />

Organisation der Arbeitsstationen<br />

Charakteristisch für das Stationenlernen sind also die einzelnen Arbeitsstationen im Klassenzimmer<br />

und eventuell im Außenbereich (z.B. Flur), die die Arbeitsaufträge zur selbstständigen<br />

Bearbeitung bereithalten. Die Arbeitsaufträge können unterschiedlicher Form sein, z.B.<br />

als Arbeitsblätter, schriftliche Arbeitsanweisungen, Hinweise auf Buchseiten, Versuchsaufbauten,<br />

Lernkarteien, Lernspiele und vieles mehr. Es ist möglich die Stationen in Pflicht-,<br />

Wahl- und/oder Zusatzstationen einzuteilen.<br />

Sinnvoll ist die Verwendung von möglichst farblich unterschiedlichen Schildern, die auf die<br />

einzelnen Stationen hinweisen und große Ziffern oder Überschriften enthalten. So können die<br />

Schüler recht schnell die Inhaltsstruktur und die Gestaltung des Stationenlernens erkennen<br />

und sich einen Überblick verschaffen.<br />

Es ist - insbesondere bei räumlicher Enge - möglich, die Lernangebote auf den Arbeitstischen<br />

der Kinder zu präsentieren. Die Plätze werden dann im Wechsel von den verschiedenen Kindern<br />

eingenommen. Allerdings besteht hierbei der Nachteil des täglichen Auf- und Abbaus.<br />

Des Weiteren verlassen einige Kinder nur ungern „ihren Stammplatz“. Aus diesem Grund ist<br />

es sinnvoller, wenn sich die Schüler einzeln, in Paaren oder in Gruppen den Arbeitsauftrag<br />

und gegebenenfalls das entsprechende Material an ihre Plätze holen oder direkt an den Stationen<br />

arbeiten. Die Arbeitsangebote können zum Beispiel an freien Tischen, auf freien Stühlen,<br />

an der Wand oder auf der Fensterbank bereitgestellt werden. Arbeiten, für die Ruhe notwendig<br />

ist, können auf den Flur verlagert werden. Um die Ordnung an den Arbeitsstationen einzuhalten,<br />

wird jeder Arbeitsauftrag wieder an die Stelle zurückgebracht, wo ihn der Schüler<br />

hergeholt hat. Dies erleichtert die Orientierung.<br />

45


Damit die Schüler zwischen den verschiedenen Lernstationen auswählen können und eine<br />

qualitative Differenzierung gegeben ist, ist es sinnvoll, mehr Arbeitsstationen anzubieten als<br />

von den Schülern bearbeitet werden müssen. Es sollten selbstverständlich mindestens so viele<br />

Arbeitsaufträge vorhanden sein, dass gleichzeitig alle Schüler einen Arbeitsauftrag erledigen<br />

können, wobei durchaus mehrere Schüler dieselbe Aufgabe bearbeiten dürfen. Die Zeit pro<br />

Aufgabe sollte nicht von der Lehrperson festgelegt werden, sondern die Schüler bestimmen<br />

selbst ihr Arbeitstempo.<br />

In Anlehnung an das so genannte „Chefsystem“ ist es möglich, dass diejenigen Schüler, die<br />

sich mit einer Aufgabe besonders gut auskennen und Hilfe geben möchten, ihr Namenskärtchen<br />

zum Beispiel mit einer Wäscheklammer an die jeweilige Station heften.<br />

Arbeitsmaterial<br />

Mit dem Arbeitsmaterial sollen die Schüler lehrerunabhängig arbeiten und durch Selbstkontrolle<br />

ihre Ergebnisse überprüfen können. Um die Schüler möglichst optimal zu fördern, sollten<br />

die Materialien nach Leistung und Interesse differenziert sein.<br />

Da Kinder gerne mit Materialien umgehen, bei denen sie etwas bewegen, mit denen sie spielen<br />

können und die sie zur Eigenaktivität anregen, sollten die Stationen nicht aus einer Anhäufung<br />

von Arbeitsblättern bestehen, sondern die verschiedenen Eingangskanäle beachten.<br />

Es gilt die auditive Ebene (Hören und Sprechen), die visuelle Ebene (Sehen) und die kinästhetische<br />

Ebene (Handeln, Bewegen) zu berücksichtigen.<br />

Laufzettel<br />

Ein Laufzettel bietet sowohl Schülern als auch Lehrern die Orientierung über die Stationen<br />

und den Stand der Arbeit. Auf diesem Zettel sind die Ziffern der einzelnen Lernstationen abgebildet.<br />

Die Schüler markieren auf ihrem Laufzettel, welche Station sie bereits bearbeitet<br />

haben. Eine weitere Form der Orientierung schafft ein Übersichtsplan für die ganze Klasse.<br />

Indem allerdings der Arbeitsstand der Schüler veröffentlicht wird, können Konkurrenzsituationen<br />

entstehen, die zur Folge haben können, dass für die Schüler nur die Anzahl der Markierungen<br />

zählt und nicht die Tatsache, dass sie für sich etwas gelernt haben.<br />

Unterrichtsablauf<br />

Es erscheint wenig sinnvoll, dass die Lehrperson jede Station erklärt. Insbesondere für ältere<br />

Schüler ist dieses nicht notwendig. Statt dessen könnten z.B. die Stationen ein bis zwei Tage<br />

vor dem eigentlichen Beginn der Unterrichtseinheit aufgestellt werden, damit sich die Schüler<br />

einen Überblick verschaffen können. In einem Anfangsgespräch erhalten die Schüler Gelegenheit<br />

ihr Vorwissen einzubringen und sich an der Planung der Station zu beteiligen. So<br />

können die Schüler zum Beispiel nach Vorankündigung des neuen Themas und Darbietung<br />

verschiedener Materialien Fragen zum Thema auf einem Plakat festhalten.<br />

In der Wahlphase erhalten die Schüler einen Überblick über die Lernmöglichkeiten. So können<br />

sie beispielsweise in einem Rundgang die Arbeitsstationen kennen lernen und näher betrachten.<br />

Im Anschluss daran wählen die Schüler ihre erste Arbeitsstation. Jüngere oder mit<br />

dem Stationenlernen nicht so vertraute Schüler können einer Anfangsstation zugeordnet werden,<br />

beispielsweise durch Markierung auf dem Laufzettel oder durch Verlosen.<br />

Während der Arbeitsphase bearbeiten die Schüler verschiedene Stationen. Dabei sollte ihnen<br />

weitgehende Selbststeuerung, zum Beispiel über die an der jeweiligen Station verfügte Zeit,<br />

den Lösungsweg der Aufgabe u.v.a. eingeräumt werden. Ein gemeinsamer Gesprächskreis,<br />

z.B. am Stundenbeginn, stellt einen sinnvollen, jedoch nicht obligatorischen Organisationsrahmen<br />

dar: Die Schüler können sich austauschen, etwas fragen und zuhören.<br />

46


Im Schlussgespräch findet eine Auseinandersetzung mit den Lerninhalten statt, indem einzelne<br />

Aspekte besprochen und verschiedene Handlungsprodukte vorgestellt werden. Von großer<br />

Bedeutung ist die Reflexion über die Methode des Stationenlernens.<br />

Unterschiedliche Arten beim Stationenlauf<br />

Beim Lernen an Stationen können vier Arten unterschieden werden. Am häufigsten werden<br />

Übungszirkel durchgeführt. Hierzu werden den Schülern zu einem bestimmten Thema Übungsangebote<br />

gemacht, beispielsweise solche, die bereits bekannte mathematische Aufgaben<br />

nochmals aufgreifen.<br />

Eine weitere Form ist das „vertiefende Arbeiten“. Besonders geeignet sind hierfür Themen<br />

aus der Geometrie oder den naturwissenschaftlichen Fächern. Nach üblichen Einführungsphasen<br />

können die Schüler zuvor gesehene Handlungen, z.B. Experimente selbst durchführen.<br />

Des Weiteren ist es möglich, dass sich die Schüler innerhalb des Stationenlernens ein Thema<br />

eigenständig erarbeiten (Selbstständiges Lernen) oder Schulbuchseiten und andere Medien<br />

aufarbeiten. Hiermit ist nicht gemeint, dass lediglich noch nicht bearbeitete Aufgaben im<br />

Schulbuch aufgearbeitet werden sollen, vielmehr sind die unterschiedlichen Eingangskanäle<br />

zu berücksichtigen. Die Schüler könnten beispielsweise zu einem Lesetext ein szenisches<br />

Spiel erproben.<br />

Selbstkontrolle und Leistungsbeurteilung<br />

Beim Stationenlernen ist es vom Lehrer weder leistbar noch erwünscht, alle Ergebnisse zu<br />

kontrollieren. Die Schüler übernehmen selbst nach und nach die Verantwortung für ihr Tun,<br />

indem sie sich selbst kontrollieren. So können zum Beispiel die Lösungen in der Klasse aufgehängt<br />

werden (hinter der Tafel) oder in einer Registraturmappe.<br />

Klassenarbeiten und Tests sind bei dieser Unterrichtsform möglich, allerdings sollten diese<br />

ähnlich wie die Aufgabenstellungen bei den Stationen Zwischenergebnisse und Teilbereiche<br />

berücksichtigen. Des Weiteren können die Arbeitsergebnisse, Arbeitsprodukte und auch die<br />

notierten Beobachtungen während des Stationenlernens bei der Notengebung hilfreich sein.<br />

Rolle des Lehrers<br />

Der Lehrer nimmt beim Stationenlernen nicht mehr seine übliche „Anweisungs- und Vermittlerrolle“<br />

ein. Statt dessen agiert er im Hintergrund als Helfer, Berater, Beobachter sowie „Initiator<br />

und Moderator von Lernprozessen.“ Als Beobachter kann er unter anderem sowohl<br />

Aufschlüsse über die Arbeitstempi und Arbeitsformen der Schüler gewinnen, als auch über<br />

die Effektivität der Arbeitsmaterialien. Ferner handelt er als „Supervisor“, indem er die Schüler<br />

individuell fördert. Da der Lehrer nicht mehr frontal vor der Klasse steht, hat er ausreichend<br />

Gelegenheit, sich einzelnen, hilfebedürftigen Schülern zu widmen.<br />

47


Qualitätssicherung und -steigerung durch Ausbildung der Lehrkräfte (Fortbildungen<br />

und Fachleitertagungen zur Förderung des individuellen Lernens<br />

Schulinterne Lehrerfortbildungen<br />

Um den Kollegen der <strong>Michaelschule</strong> Möglichkeiten des individuellen Lernens aufzuzeigen<br />

und um ihnen methodische Möglichkeiten zu eröffnen, bieten wir schulinterne Lehrerfortbildungen<br />

an.<br />

Zukünftig stellen wir uns die weitere Methodenschulung folgendermaßen vor:<br />

- Es sollten regelmäßig Trainingsspiralen mit neuen Inhalten dem Kollegium angeboten<br />

werden (z.B. alle 10-12 Wochen)<br />

- Auffrischung länger zurückliegender Trainingsspiralen;<br />

- Fortbildungsnachmittage, in denen schwerpunktmäßig verschiedene Methoden noch<br />

einmal besprochen und auf den Fachunterricht übertragen werden;<br />

- Für Interessierte die selbstständige Erstellung eines Methoden- und Materialkoffers<br />

(z.B. Losekärtchen etc.);<br />

- Angebot zu Hospitationen im Unterricht;<br />

- Hilfestellungen bei Transferleistungen, d.h. Schwierigkeiten bei der Umsetzung der<br />

Methoden im Fachunterricht;<br />

- Regelmäßige Treffen der Jahrgangsteams in den unterschiedlichen Fächern zur Abstimmung<br />

der Unterrichtsinhalte und Methoden evtl. mit Hilfe eines Rasters für die<br />

Stundenplanung.<br />

Externe Veranstaltungen<br />

Ab Januar 2009 finden für die Fachleiter der Schulen in katholischer Trägerschaft Fortbildungen<br />

im LWH in Lingen statt.<br />

Bei diesen Treffen soll es um das individuelle Lernen im Unterricht gehen.<br />

Themen wie „systematische Unterrichtsbeobachtung“, „ Diagnostik und Testverfahren“ sowie<br />

„Innere Differenzierung“ werden in diesem Zusammenhang besprochen. In einzelnen Arbeitsgruppen<br />

werden die oben genannten Aspekte fächerspezifisch auf Unterrichtsthemen<br />

angewendet. Ein Austausch zwischen den einzelnen Gruppen und den verschiedenen Schulen<br />

ermöglicht, dass man ein umfangreiches Materialarchiv anlegen kann. Jede einzelne Schule<br />

kann davon profitieren.<br />

Durchführung und Dokumentation der Trainingstage<br />

Während der Trainingszeit sollte die jeweilige Klasse bzw. Jahrgangsstufe aus dem „normalen“<br />

Unterrichtsplan herausgenommen werden, damit an diesem Tag nach einem individuellen<br />

Plan in 4-5 Unterrichtsstunden zum jeweiligen Trainingsprogramm gearbeitet werden<br />

kann. So kann jeder Lehrer selbst entscheiden, wann er in diesen Stunden für seine Lerngruppe<br />

„Denkpausen“, Konzentrationsübungen oder Entspannungsphasen einbaut. Der Klassenlehrer<br />

befindet sich somit einen oder zwei Vormittage komplett in seiner Klasse, um die<br />

Schwerpunkte der Trainingsspirale zu bearbeiten und zu gestalten. Auf diese Art und Weise<br />

können Pausen selbst bestimmt werden. In schwierigen Klassen empfiehlt sich ein Teamteaching<br />

von zwei Lehrern, damit einzelne Schülerinnen und Schüler intensiver und individueller<br />

betreut werden können.<br />

48


Die während der Trainingsphase eingeübten Lerninhalte und erzielten Ergebnisse sollten für<br />

die übrigen Fachlehrer, die nicht direkt am Projekt beteiligt waren, zugänglich gemacht werden.<br />

Nur so können auch sie auf das Gelernte zurückgreifen und eine Vertiefung und Festigung<br />

des Erarbeiteten erzielen. Ist den Heranwachsenden also eine bestimmte Lern- und Arbeitstechnik<br />

(z.B. Mappenführung, Heftgestaltung, Texte systematisch markieren und strukturieren<br />

etc.) näher gebracht worden, so empfiehlt es sich, diese Technik in anderen Fächern<br />

und im weiteren Schulverlauf aufzugreifen und einzuüben. Das Training ist nämlich auf ein<br />

redundantes Arbeiten angewiesen (d.h. partielle Wiederholungen und Überschneidungen der<br />

einzelnen Übungen in verschiedenen Fächern zu unterschiedlichen Zeiten sind wichtig), damit<br />

es bei den Schülern und Schülerinnen zu einer Optimierung und Automatisierung der methodischen<br />

Handlungsabläufe kommt.<br />

Praktische Umsetzung<br />

Wir an der <strong>Michaelschule</strong> gehen bislang so vor, dass wir zunächst das Lehrerkollegium selber<br />

schulen. Drei ausgebildete Trainerinnen spielen mit dem Kollegium in Kleingruppen die<br />

unterschiedlichen Trainingsspiralen durch, so dass durch praktische Selbsterfahrung Inhalte<br />

und Methoden angeeignet und reflektiert werden können. Die an den Trainingsspiralen teilnehmenden<br />

Lehrer erfahren somit selber die Vorzüge von verstärkter Schüleraktivität und<br />

Lehrerentlastung, die die unterschiedlichen Arbeits- und Sozialformen bzw. Methoden wie<br />

Museumsrundgang, Marktplatz, Blitzlicht, Karussellgespräch, Bilder-<br />

Assoziationsgeschichten, Schreibgitter, Mindmap etc. mit sich bringen können. Dadurch wird<br />

gewährleistet, dass die Methoden besser in den eigenen Unterricht eingebaut werden können.<br />

Außerdem können sie sich so auch besser in die Ängste und Probleme der Heranwachsenden<br />

versetzen (Probleme bei der Zusammensetzung der Gruppen durch Zufallsprinzip, mangelnde<br />

Kreativität unter Zeitdruck, Sprechängste etc.).<br />

Bei der Durchführung der Trainingsspiralen sowohl mit den Lehrern als auch den Schülern<br />

kehren bestimmte Elemente, nämlich:<br />

- Zufallsprinzip bei Gruppenbildung,<br />

- Abfolge von Einzel-Partner-Gruppenarbeit und<br />

- Präsentation mit Zettelstreifen oder Plakaten<br />

immer wieder. Wir haben festgestellt, dass gerade diese Elemente auch häufig von außerschulischen<br />

Institutionen z.B. beim Bewerbungstraining der Firma Nordland aufgegriffen werden.<br />

Die Schülerinnen und Schüler der <strong>Michaelschule</strong> werden somit durch die Trainingsspiralen<br />

gut auf lebensnahe und berufsorientierte Situationen vorbereitet und erhalten Sicherheit.<br />

Die einzelnen Elemente sollen nun im Folgenden kurz erläutert werden:<br />

A. Zufallsprinzip bei Paar- bzw. Gruppenbildung<br />

Durch unterschiedliche Verfahren z.B. Lose ziehen, Kartenspiel, Süßigkeiten etc. werden Zufallspaare<br />

oder –gruppen gebildet. In den unteren Klassen wird zunächst diese Art der Gruppenbildung<br />

als negativ empfunden, da Freunde nicht unbedingt wie häufig gewünscht in der<br />

gleichen Gruppe arbeiten. Im Laufe der Zeit akzeptieren sie aber diese Methode und haben so<br />

die Möglichkeit auch Mitschüler, mit denen sie sonst so nicht in Kontakt kommen, besser<br />

kennen zu lernen. Dieses fördert die Klassengemeinschaft. Ebenso wird dieses Verfahren häu-<br />

49


fig in Präsentationsphasen angewendet. Somit kann sich kein Lernender während der Erarbeitungsphase<br />

zurücklehnen und die Anderen machen lassen, da nicht sicher ist, ob nicht gerade<br />

er für die Präsentation gezogen wird. Viele Präsentationsformen zielen aber auch auf eine<br />

gemeinschaftliche Darstellung ab. An dieser Stelle kann man erneut einen Bezug zur späteren<br />

Arbeitswelt der Heranwachsenden herstellen, denn auch im Berufsleben muss der Einzelne<br />

mit anderen Kollegen zusammenarbeiten. Teamarbeit ist heutzutage sehr wichtig und es wird<br />

immer wieder vorkommen, dass man mit dem einen besser klar kommt oder den anderen<br />

nicht so gerne mag.<br />

B. Abfolge von Einzel-Partner-Gruppenarbeit<br />

Ein wesentliches Merkmal der Erarbeitung ist die Abfolge von Einzel- zu Partner- zu Gruppenarbeit.<br />

Es handelt sich hier um einen Zwei- bzw. Drei-Schritt. Fast jede Erarbeitung beginnt<br />

zunächst mit einer kurzen Einzelarbeitsphase, in der sich der Schüler selbstständig mit<br />

unterschiedlichen Aufgaben auseinandersetzen kann. So kann er erkennen, welchen Leistungsstand<br />

er selber hat.<br />

Bevor es nun zur Präsentation und Besprechung im Plenum wie im üblichen Fachunterricht<br />

kommt, geht die Erarbeitungsphase in die Partner- oder Gruppenarbeit über. Die Besprechung<br />

erfolgt somit nicht direkt über den Lehrer. Das hat den Vorteil, dass Rede- und Versagensängste<br />

bei den Lernenden abgebaut werden, da sie sich mit Gleichgesinnten austauschen können<br />

und somit Sicherheit erhalten. In dieser Phase erfolgt eine deutliche Entlastung des Lehrers.<br />

Er kann sich an dieser Stelle z.B. Zeit nehmen für die Beurteilung einzelner Schüler und<br />

Angaben im Lernstandsbogen der Klasse ausfüllen.<br />

C. Präsentation mit Zettelstreifen oder Plakaten<br />

Präsentationen erfolgen entweder als Experte alleine (z.B. Museumsrundgang) oder in der<br />

Gruppe von vorne. Sollten die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeitsergebnisse der Klasse<br />

präsentieren müssen, so erfolgt dies häufig gemeinsam im Team. Zettelstreifen und Spickzettel<br />

helfen dabei, sich frei zu äußern und Inhalte für die Klasse sichtbar zu präsentieren.<br />

Schlagwörter, die sich auf den Zettelstreifen befinden, sollten daher groß und dick geschrieben<br />

werden.<br />

Das grundlegende Einüben dieser unterschiedlichen Techniken, Vorgehensweisen und Methoden<br />

an den Trainingstagen hat zur Folge, dass Schülerinnen und Schüler diese für den<br />

Fachunterricht kennen und können, sofern die Methoden abwechslungsreich immer wieder im<br />

Unterricht eingesetzt werden.<br />

Damit nicht jeder Klassenlehrer alle Trainingsspiralen in seiner Klasse durchführen muss,<br />

haben wir an der <strong>Michaelschule</strong> ein Raster, das im Lehrerzimmer aushängt, entwickelt. An<br />

diesem kann jeder Kollege sehen, welche Inhalte für welche Jahrgangsstufe vorgesehen sind.<br />

Da mit dem Kollegium noch nicht alle Trainingsspiralen und Schwerpunkte durchlaufen sind,<br />

und besonders einige Themen der oberen Klassen fehlen, muss dieses Raster immer wieder<br />

neu überarbeitet und ergänzt werden.<br />

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Klasse Trainingsspirale 1. Halbjahr<br />

Trainingsspirale 2. Halbjahr<br />

<strong>Methodentraining</strong> 5 Hausaufgaben und Heftges- Effektiver Lernen und Behaltaltungten<br />

<strong>Methodentraining</strong> 6 Lesetechniken Markieren und Strukturieren<br />

<strong>Methodentraining</strong> 7 Mind-Mapping Visualisieren und Gestalten<br />

Kommunikations- und 8 Klassenarbeiten<br />

(Präsentationstechniken)<br />

Zeitmanagement<br />

Teamentwicklungstraining<br />

vorbereiten<br />

Kommunikations- und 9 Einführung in die Gruppen- Bewerbungstraining<br />

Teamentwicklungstraining<br />

Kommunikations- und<br />

Teamentwicklungstraining<br />

arbeit<br />

10 Nachdenken über Kommunikation<br />

/ 1x1 der Gesprächsführung<br />

Arbeit mit Diagrammen und<br />

Schaubildern<br />

Pro Halbjahr sollte pro Jahrgangsstufe eine Trainingsspirale durchgeführt werden. Dazu treffen<br />

sich die Klassenlehrer im Vorfeld und legen eine Woche im Halbjahr fest, in der der einzelne<br />

Lehrer die entsprechende Trainingsspirale an ein oder zwei Unterrichtstagen durchführt.<br />

Der Zeitraum wird dem „Vertretungsplanlehrer“ mitgeteilt, damit dieser den entsprechenden<br />

Lehrer aus seinem üblichen Unterricht herausnimmt. Für die Lehrer ist im Lehrerzimmer ein<br />

Ordner vorhanden, in dem sowohl das Verlaufsgitter der Trainingsspirale (Zeit, Inhalt, Methode,<br />

Sozialform, Material) als auch Kopiervorlagen enthalten sind. Jeder kann somit darauf<br />

zurückgreifen, sofern er keine eigene Gestaltung erarbeiten möchte.<br />

Bei Problemen oder Trainingsspiralen, die schon ein wenig zurückliegen, haben wir es bislang<br />

so gemacht, dass wir für die entsprechenden Lehrer in einer festgelegten fünften bzw.<br />

sechsten Unterrichtsstunde eine Auffrischung angeboten haben. Hier konnten Fragen zu Material,<br />

Methode oder Ablauf geklärt werden. Nach durchgeführtem Trainingstag erfolgt eine<br />

kurze Auswertung und Dokumentation. Hierdurch ist es möglich, negative Aspekte aufzugreifen<br />

oder zu überarbeiten. Der Klasssenlehrer gibt in diesem Zusammenhang an, wann er mit<br />

seiner Klasse welche Trainingsspirale durchgeführt hat und welche positiven oder auch negativen<br />

Rückmeldungen oder Verbesserungsvorschläge er geben kann.<br />

Beachtung der Sekundärtugenden<br />

Neben den Trainingsspiralen sollten zudem während der allgemeinen Unterrichtszeit bestimmte<br />

Sekundärtugenden mitbeachtet und eingeübt werden.<br />

Klasse August bis Oktober November bis Januar Februar bis April Mai bis Juli<br />

5 Ordnung, Sauberkeit Höflichkeit Pünktlichkeit Fleiß<br />

6 Disziplin Respekt Ehrlichkeit Zuverlässigkeit<br />

7 Konfliktfähigkeit, Höflich- Einsatzbereitschaft, Ausdauer, Ord- Pünktlichkeit<br />

keit<br />

Engagement und nung und Sauber- Respekt<br />

Ehrlichkeit<br />

keit<br />

8 Fleiß, Ordnung, Sauberkeit Kontaktfreudigkeit, Ehrlichkeit, Zuver- Toleranz, Pünktlich-<br />

und Höflichkeit<br />

Gesprächsbereitschaft lässigkeitkeit<br />

9 Kritikfähigkeit, Disziplin Selbstständigkeit, Fleiß Team- und Kon- Solidarität, Hilfsbefliktfähigkeitreitschaft<br />

10 Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit Zivilcourage, Kontaktfreudigkeit,<br />

Toleranz<br />

Hilfsbereitschaft Gesprächsbereitschaft<br />

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Dieser Plan hängt ebenso im Lehrerzimmer über dem Vertretungsplan aus. Somit besteht die<br />

Möglichkeit, während einer Vertretungsstunde gerade diese Sekundärtugenden aufzugreifen.<br />

Material dazu kann auf der Schulhomepage abgerufen werden.<br />

Grenzen des <strong>Methodentraining</strong>s<br />

Die Arbeit des Lehrenden, also die des Lehrers oder der Lehrerin, bewegte und bewegt sich<br />

seit jeher zwischen den beiden Polen der Wissensvermittlung einerseits und der Hilfe zum<br />

Wissenserwerb andererseits. Es ist wenig betritten, dass Lehrende als Träger oder Vermittler<br />

von Bildungswissen dieses auch „frontal“ machen müssen. Der gut vorbereitete Vortrag und<br />

das gut gelenkte Unterrichtsgespräch sind z.B. als Einführung, Zusammenfassung oder als<br />

Ergänzung einer Thematik gerade auch für das „eigenverantwortliche Lernen“ des Schülers<br />

unverzichtbar. Auch darf die Methode bzw. der Erwerb einer Methode nicht zum Selbstzweck<br />

werden. Methoden sollen den Wissenserwerb und das Sozialverhalten in der Schule unterstützen.<br />

Wenn aber die Methode Priorität bekommt, gewissermaßen höhergestellt wird als Inhalte<br />

und Lernziele, wird die Wissensvermittlung zu etwas Beliebigem.³<br />

³ vgl. Andrea Gruschka, Ellen Martin: Das Lernen des Lernens als Zauberformel; Martin Krämer: „Mit gemischten Gefühlen“, BLZ 08/04<br />

GEW, Berlin, H. Stövesand, „<strong>Methodentraining</strong> nach H. Klippert“ in www.uni-frankfurt.de/fb04/forschungklippert<br />

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