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MARISIA 2010 CU CORECTURA-CS5.indd - Muzeul Judeţean Mureş

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118<br />

G. Döhner et al.<br />

zunächst schematisch, 11 doch werden detaillierte Untersuchungen in der Zukunft genauere<br />

Arbeitsmodelle ermöglichen: Die ausgegrabenen und konservierten Mauerreste wurden erneut<br />

vermessen und mit der Bauaufnahme begonnen. Die älteren Forschungsergebnisse und Pläne<br />

werden gemeinsam mit den neu gewonnenen Daten in einem einheitlichen System erfasst<br />

und in digitale Pläne umgesetzt. Sie liefern die Basis für die theoretische Rekonstruktion der<br />

Wehranlagen, der Innenbebauung und Bauten der zivilen Siedlung. Die Ergebnisse der bisherigen<br />

und in den nächsten Jahren weiterzuführenden geophysikalischen Prospektion liefern die<br />

Grundlage für die dreidimensionale graphische Umsetzung der Binnenstruktur des Kastells. Ziel<br />

ist eine Visualisierung des gesamten archäologischen Areals. Die 3D-Darstellung aller bisherigen<br />

Forschungsergebnisse bildet eine interdisziplinäre Brücke zwischen unterschiedlichen<br />

Forschungen und Interpretationsansätzen.<br />

Die archäologischen Untersuchungen konzentrieren sich auf das Zentrum des Lagers,<br />

wo 1984 ein unterirdisches Gebäude in den Sondagen S84 und S85 neben den vorher freigelegten<br />

principia angeschnitten wurde (Abb. 3, Gebäude C3). Den damaligen Ergebnissen<br />

zufolge handelt es sich um einen ca. 30 m langen und 7,50 m breiten Bau, der mit seiner nordöstlichen<br />

Schmalseite an der via principalis lag. Sein Fußboden, der laut Grabungsbericht etwa<br />

4 m unter dem Laufniveau der principia lag, war mit Ziegelplatten ausgelegt und soll mit einem<br />

rosafarbenen Mörtel (opus signinum) bedeckt gewesen sein. Die Wände waren bis zu 1,75 m<br />

hoch erhalten; in einer Höhe von 1,25 bis 1,5 m über dem Boden setzte eine Deckenwölbung<br />

an. Farbige Putzstücke wurden als Überreste einer farbigen Raumausgestaltung gedeutet. Im<br />

südlichen Schnitt S84 zeigte sich mittig ein Steinfundament, auf dem möglicherweise eine Basis<br />

oder ein Pfeiler gestanden hat. Im Zusammenhang mit den Funden – darunter eine Inschrift<br />

D∙I∙M sowie Skulpturen- und Relieffragmente – vermutete der Ausgräber hier ein Mithräum. 12<br />

Die nicht unumstrittene Interpretation zu dem Gebäude und seine prominente Lage<br />

innerhalb des Kastells waren Anlass für eine detaillierte Neuuntersuchung mit dem Ziel, die<br />

konstruktiven Details, Bauphasen und Datierung sowie die Funktion(en) zu klären. Sollte es<br />

sich um ein Mithräum handeln, wäre die Lage im Zentrum eines Kastells bislang singulär. Allein<br />

in Aquincum, im Haus des laticlavius, befand sich ein Mithräum in einem Lager. 13<br />

Generell sind Hinterlassenschaften des Mithraskultes in den römischen Provinzen sehr<br />

häufig, und gerade in Dakien gibt es reichhaltige Nachweise der Mithrasverehrung. 14 Zeitlich fallen<br />

zudem das Bestehen des Kastells Porolissum und die Blütezeit des Mithraskultes zusammen.<br />

11<br />

Der Leitfaden ist hierbei, vom Schematischen zum Detaillierten zu gehen: Die ehemalige Baumasse erzeugt man<br />

zunächst aus Grundkörpern wie Zylindern, Kuben, etc. Diese werden miteinander kombiniert, unterteilt und<br />

später verfeinert. Zuerst entsteht so das Bild der gesamten Struktur, erst danach folgt die minutiöse Aufarbeitung<br />

und Darstellung der einzelnen Details.<br />

12<br />

Seit der ersten Veröffentlichung der Grabungen (Gudea u. a. 1986, 120, 122) wurden die Ergebnisse in Beiträgen<br />

zu Dakien (Gudea 1997b, 49; Gudea–Lobüscher 2006, 79), zu Porolissum (Gudea 1986, 108–109; Gudea 1989a,<br />

23–24; Gudea 2003, 234–235; Gudea–Tamba 2005, 472), zum Lager auf dem Pomet (Gudea 1997a, 70–71)<br />

oder zum Gebäude C3 (Gudea 2005) wiederholt. In einem Aufsatz zu den Mithräen in Dakien (Pintilie 2000,<br />

238) wurden unzutreffende Angaben veröffentlicht, die den Ausgräber veranlassten, die Informationen zu<br />

vervollständigten (Gudea 2002, 618–620). Alicu und Marcu bezweifeln die Interpretation als Mithräum (Alicu<br />

2002, 231–233; Marcu 2005, 84–91; Marcu 2009, 93–96).<br />

13<br />

Kocsis 1989; 1991; Clauss 1992, 183. Während die meisten Anhänger des Mithraskultes in den Provinzen der<br />

mittleren und niederen Militärs und Gesellschaftsklassen angehörten, belegen die Inschriften aus Pannonia<br />

Superior und insbesondere Aquincum, dass die Anhänger hier der Oberschicht angehörten (Clauss 1992, 188–<br />

190). Darin dürfe der Grund für die Lage des Mithräums im Lager von Aquincum liegen.<br />

14<br />

Clauss 1992, 191–208. Den Inschriften nach sind Zivilisten häufiger als Militärs Anhänger des Mithraskultes.

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