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Paulus ein Kenner der Endzeitprophezeiungen des Propheten Daniel
Wir wollen uns in diesem Abschnitt fragen, woher denn besonders Paulus wissen konnte, daß die Zeit für das Kommen
Jesu zu seinen Lebzeiten noch nicht kommen würde. Diesbezüglich denke ich, daß sein 2. Brief an die Thessalonicher
eine bestimmte Antwort in sich birgt. In 2. Tessl. 2, 4-11 sagt Paulus einen großen Abfall vom Glauben voraus, der
durch das Aufkommen des "Menschen der Gesetzlosigkeit" zustandekommen wird. Hier wäre die Frage angebracht,
woher den Paulus all seine Informationen über den großen Abfall hatte?
Es gäbe für einen Gottesmann grundsätzlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder bekam er diese Erkenntnis durch eine
direkte göttliche Offenbarung, - beispielweise in einer Vision - oder er erkannte es durch das Studium des
prophetischen Wortes. Persönlich glaube ich aber nicht, daß ihm das alles erst durch direkte göttliche Eingebung
vermittelt werden mußte, obwohl es natürlich nicht ausgeschlossen sein muß. 4 Paulus weist selbst auf viele
Offenbarungen, die ihm von Gott gegeben wurden. (Gal. 1, 12 u. 2.Kor.12, 7)
Paulus war aber auch ein ein großer Kenner der alttestamentlichen Prophezeiungen, und ich kann mir nicht vorstellen,
daß er über das, was z. Bsp. Daniel schon 600 Jahre vor ihm über den großen Abfall prophezeite, keinerlei Verständnis
gehabt haben sollte.
Ich möchte damit hier auf etwas hinweisen, was wir bei unserer Betrachtung von 2. Thessalonicher 2,3 nicht übersehen
sollten. Paulus nennt dort den, der diesen Abfall herbeiführen wird, den "Menschen der Sünde". Im griechischen Urtext
heißt er: "Mensch der Gesetzlosigkeit" , somit jemand, der gegen das Gesetz Gottes handeln und es bekämpfen wird.
Diese Macht hat Daniel im Kapitel 7,25 sowie im Kapitel 8,9-12 sehr deutlich für eine bestimmte Zeit in der
Geschichte, nach dem vierten Tier, also dem römischen Reich, vorausgesagt.
In Daniel 7,25 wird klar ausgedrückt, daß dieses Horn das Gesetz Gottes verändern wird. "Er wird sich unterstehen Zeit
und Gesetz zu verändern." Weiters ist in Daniel 8,12 vorhergesagt, daß das Horn die "Wahrheit zu Boden werfen wird".
Diese beiden Aktionen, welche von der Macht des "Kleinen Horns" verübt werden, stellen sehr deutlich einen "Abfall"
von der göttlichen Wahrheit und dem göttlichen Gesetz dar. Diese Verbindung mußte Paulus erkannt und ihn bewogen
haben, in 2.Thessalonicher 2 vor diesem "Abfall" durch den Menschen der Gesetzlosigkeit , der der Wiederkunft Jesu
vorausgehen wird, zu warnen.
Das "Kleine Horn" in Daniel 7 stellt die Macht dar, die aus dem 4.Tier - das ist aus dem 4.Reich = Rom -
hervorkommen soll. Paulus, als Kenner der Prophetie, wußte sehr wohl, daß er in der Zeit des vierten Tieres bzw. des
4.Reiches lebte, und daß der Mensch der Sünde bzw. das kleine Horn nicht früher kommen konnte, bevor nicht das
römische Reich von der Weltbühne abtreten würde. Das aber war wohl zu seiner Zeit nicht mehr zu erwarten, denn
dafür gab es damals noch keine konkreten politischen Anzeichen. Rom stand immer noch in der Blüte seiner Macht und
es war kein ebenbürtiger Gegner in der politischen Landschaft in Sicht.
Auf Grund dieser Überlegungen ist es zu verstehen, warum Paulus die Christen in Thessalonich vor einer zu schnellen
Wiederkunft Jesu warnte. Er sprach auch von einem Hindernis, das diesen Menschen der Sünde noch zu seiner Zeit
aufhielt, obwohl sich das "Geheimnis der Bosheit" schon regte. (2. Thessalonicher 2,5-7) Manche Ausleger denken,
daß Paulus hier das römische Reich meinte, das dem Aufkommen des Menschen der Gesetzlosigkeit bzw. dem
Antichristen (letztlich dem Papsttum) noch im Wege stand. (ABC VII p. 272)
Vielleicht sind diese Überlegungen über die Wiederkunftserwartung in der Urgemeinde und bei den Aposteln für
manche von uns ganz neu und herausfordernd. Sie sind auch für mich neu, da ich in der Vergangenheit ebenfalls
geglaubt und gepredigt habe, daß schon die Urchristen ganz allgemein glaubten, Jesus würde noch in ihrer Zeit
wiederkommen. Aber auf Grund dieser dargelegten Überlegungen und historischen und biblischen Fakten, sollten wir
diese Sichtweise doch etwas überdenken.
Natürlich haben die Apostel in ihrer Verkündigung nie eine Zeitbestimmung genannt. Nie hatten sie, wie schon oben
erwähnt, den Gläubigen den Eindruck vermittelt, daß es noch mehrere Jahrhunderte oder eventuell Jahrtausende dauern
würde.
Wir finden in der Bibel Aussagen, die von der Nähe der Wiederkunft sprechen, aber eben auch solche, die auch in
fernere Zukunft verweisen. In dieser Spannung haben Christen immer gelebt und verkündigt. Doch wie wir aus obigen
Überlegungen ersehen können, gab es in der Urchristengemeinde einerseits Fanatiker, die irrtümlich glaubten, Jesus
würde noch in ihren Tagen wiederkommen. Andererseits gab es - außer dieser einzelnen Leute - doch eine sehr große
Naherwartung, aber nicht den Glauben, daß Jesus in ihrer Zeit schon kommen würde. Wenn, dann war es eben eine
irrtümliche Vorstellung einzelner Glieder, die aber nicht der Verkündigung der Apostel entsprach.
Bemerkenswert ist, daß E.G. White diese Sicht schon zu ihrer Zeit vertrat und darauf hingewiesen hatte, wie wir in
ihren weiter oben behandelten Aussagen deutlich sahen.
4 Zu dieser Sichtweise kommt auch Samuel Bacchiocchi in seinem Buch "The Adventhope for human hoplessness; S.
144, Biblical Perspectives 4569 Lisa Lane Berrien Springs Michigan 49103, USA
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