Depression und Angst: in unserer Zeit - Der Wetteraukreis
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Menschen im <strong>Wetteraukreis</strong><br />
Sylvia Becker-Pröbstel,<br />
K<strong>in</strong>derbürgermeister<strong>in</strong><br />
der Stadt Bad Vilbel<br />
Die 48jährige Sylvia Becker-Pröbstel ist seit 2002<br />
K<strong>in</strong>derbürger meister<strong>in</strong> der Stadt Bad Vilbel. Sie ist Ernährungswissenschaftler<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> hat e<strong>in</strong>e zertifi zierte Praxis für<br />
Ernährungs beratung <strong>und</strong> –therapie (www.eat-and-fun.<strong>in</strong>fo). Die<br />
Schwer punkte ihrer berufl ichen Tätigkeit liegen <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>zelberatung,<br />
<strong>in</strong> der Prävention <strong>und</strong> Th erapie von Ess-Störungen<br />
bei K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugend lichen, <strong>in</strong> der Multiplikatorenfortbildung<br />
<strong>und</strong> Eltern <strong>in</strong>formation, <strong>in</strong> der Vortragstätigkeit, sowie <strong>in</strong><br />
der wissen schafl tichen Beratung verschiedenster Institutionen.<br />
Sylvia Becker-Pröbstel kooperiert eng mit dem Vere<strong>in</strong> Balance<br />
e. V. <strong>in</strong> Frankfurt, dem Ges<strong>und</strong>heitsamt, den Krankenkassen<br />
<strong>und</strong> auch dem Stadtschulamt. Sie ist als Expert<strong>in</strong> beim Hessischen<br />
R<strong>und</strong>funk gelistet <strong>und</strong> vertritt ihren Berufsverband<br />
(VDOE) <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> beim Ausschuss des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums<br />
für Verbraucherschutz <strong>und</strong> Ernährung. Sie hat mitgewirkt<br />
beim K<strong>in</strong>derbuchprojekt „Willi will‘s wissen – Ernährung“. Sie<br />
ist verheiratet <strong>und</strong> Mutter von drei K<strong>in</strong>dern.<br />
Was macht e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derbürgermeister<strong>in</strong> eigentlich?<br />
Ich höre zu, frage nach, fühle mit, berate, rege an, vermittle weiter,<br />
gebe Ideen, vernetze, ebne Wege <strong>und</strong> stärke <strong>und</strong> motiviere zur<br />
Eigen<strong>in</strong>itiative, Selbsthilfe <strong>und</strong> fördere die Eigenverantwortung.<br />
Ich b<strong>in</strong> Ansprechpartner<strong>in</strong> für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> habe den „Auftrag“<br />
deren Interessen <strong>und</strong> Bedürfnisse herauszufi nden, um mit<br />
ihrer Hilfe e<strong>in</strong>e noch k<strong>in</strong>d- <strong>und</strong> familienfre<strong>und</strong>lichere Stadtentwicklung<br />
zu ermöglichen. Unterstützung erfahre ich durch<br />
unsere führenden Politiker, das Familienbüro <strong>und</strong> den Fachbereich<br />
Jugend- <strong>und</strong> Soziales <strong>in</strong> Bad Vilbel. Inzwischen hat sich<br />
dieses Amt zu e<strong>in</strong>er Anlaufstelle für K<strong>in</strong>der, Jugendliche <strong>und</strong><br />
deren Familien sowie für Bürger aller Alterstufen entwickelt.<br />
Wie wird man K<strong>in</strong>derbürgermeister<strong>in</strong>?<br />
Gute Frage - ich wurde ernannt, aus heiterem Himmel, so kam<br />
es mir zum<strong>in</strong>dest vor, als der ehemalige Bürgermeister Herr<br />
Biwer mich ansprach. Dem voraus g<strong>in</strong>gen 12 Jahre ehrenamtliche<br />
Arbeit im Elternbeirat von Kitas <strong>und</strong> als 1.Vorsitzende<br />
im Schulelternbeirat verschiedener Schulen. In dieser <strong>Zeit</strong><br />
kümmerte ich mich um die Organisation von Betreuungse<strong>in</strong>richtungen,<br />
um Hausaufgabenhilfen, Lehrerversorgung,<br />
Unterrichtsabdeckung, es gelang der Erhalt <strong>und</strong> Ausbau e<strong>in</strong>er<br />
Schule sowie die Implementierung von Unterrichtsmodulen<br />
z. B. zum Th ema „Sucht <strong>und</strong> Gewalt“. In dieser <strong>Zeit</strong> entstand<br />
der Kontakt zur Stadt – ich suchte <strong>und</strong> fand dort Unterstützung<br />
für me<strong>in</strong>e Aktivitäten.<br />
S<strong>in</strong>d Sie die e<strong>in</strong>zige K<strong>in</strong>derbürgermeister<strong>in</strong> im <strong>Wetteraukreis</strong>?<br />
Ja <strong>und</strong> ne<strong>in</strong>. Ja, was den Titel anbelangt. Ne<strong>in</strong>, wenn ich me<strong>in</strong>e<br />
Arbeit gleichstelle mit den K<strong>in</strong>derbeauftragten <strong>in</strong> anderen Städten.<br />
Welche Erfahrungen s<strong>in</strong>d Ihnen bei Ihrer Arbeit von Nutzen?<br />
Die Welt <strong>und</strong> das Leben aus der Sicht der K<strong>in</strong>der zu sehen.<br />
Sie haben Ideen, Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse, die auch für uns<br />
Erwachsene wichtig <strong>und</strong> gut s<strong>in</strong>d. Außerdem profi tiere ich<br />
von me<strong>in</strong>en persönlichen Erfahrungen <strong>in</strong> der Familie, den<br />
Fortbildungen <strong>und</strong> der Arbeit <strong>in</strong> den Kitas <strong>und</strong> Schulen. Hier<br />
entstanden <strong>und</strong> entstehen viele Kontakte <strong>und</strong> me<strong>in</strong> eigenes<br />
Netzwerk.<br />
Gibt es Ziele, die Sie unbed<strong>in</strong>gt aus Ihrer Position heraus erreichen<br />
wollen?<br />
E<strong>in</strong> Nahziel ist die nachhaltige Implementierung e<strong>in</strong>es<br />
Forums <strong>in</strong> dem die Jugendlichen sich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Das Fernziel:<br />
Ich wünsche mir, dass es selbstverständlich wird, dass die<br />
Interessen <strong>und</strong> Bedürfnisse von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
berücksichtigt werden, auch wenn sie ke<strong>in</strong>e Wähler s<strong>in</strong>d. Die<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Fortschreibung e<strong>in</strong>es ges<strong>und</strong>heitlichen Präventionskonzeptes<br />
mit salutogenetischem Ansatz für die ganze<br />
Stadt ist eher e<strong>in</strong>e Vision.<br />
Haben Sie Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen, z.B. von Elterngruppen?<br />
Gast- <strong>und</strong> Beratungserfahrung ja, aber ke<strong>in</strong>e Gründungserfahrung.<br />
Ich setze mich aber gerade im Zusammenhang mit den<br />
Th emen Ess-Störungen <strong>und</strong> Adipositas mit dieser Th erapieform<br />
ause<strong>in</strong>ander.<br />
Was prägt Ihr Leben außerhalb von Arbeit?<br />
Me<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> der Familie, me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derbürgermeisteramt,<br />
me<strong>in</strong>e professionelle Arbeit <strong>und</strong> sogar me<strong>in</strong>e Hobbys s<strong>in</strong>d eng<br />
mite<strong>in</strong>ander verwoben <strong>und</strong> befruchten <strong>und</strong> bee<strong>in</strong>fl ussen sich<br />
gegenseitig. E<strong>in</strong>e spezielle Prägung erfährt me<strong>in</strong> Leben durch<br />
das Interesse an anderen Kulturen, die ich bereise <strong>und</strong> <strong>in</strong> deren<br />
Tänzen <strong>und</strong> Lebensstilen ich Wertvolles für me<strong>in</strong> eigenes<br />
Leben entdecke. Seit vielen Jahren widme ich mich vor allem<br />
dem orientalischen Tanz <strong>und</strong> dieser Kultur. Stark bee<strong>in</strong>fl usst<br />
wird me<strong>in</strong> Denken <strong>und</strong> Handeln durch den christlichen Glauben<br />
<strong>und</strong> das Engagement bei „Kirche anders“ <strong>in</strong> Bad Vilbel.<br />
(Sylvia Becker-Pröbstel / Mart<strong>in</strong>a Deierl<strong>in</strong>g)<br />
Selbsthilfezeitung für die Wetterau // 16. Ausgabe 06 / 2008 17