Workshop - AIDS-Hilfe Wuppertal eV
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18<br />
Situation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher<br />
aus wissenschaftlicher<br />
Perspektive<br />
Situation Kai Seiler, lesbischer Dipl.-Psychologe<br />
und<br />
schwuler Jugendlicher<br />
aus wissenschaftlicher<br />
Perspektive<br />
Kai Seiler, Dipl.-Psychologe<br />
geführt, die von einigen Schulen<br />
auch recht rege nachgefragt<br />
wurden. Ein zu klärendes strukturelles<br />
Problem liegt jedoch in der<br />
personellen Verfügbarkeit von so<br />
genannten Aufklärerinnen und<br />
Aufklärern: Zum einen ist nicht<br />
jeder oder jede dafür geeignet,<br />
zum anderen finden diese Projekte<br />
i.d.R. vormittags statt. Dies<br />
verlangt von den Betroffenen viel<br />
Idealismus und Opfer, da sich<br />
z.B. Berufstätige dafür Urlaub<br />
oder Schulfrei nehmen müssen.<br />
Lassen sie mich nun auf<br />
ein paar Fakten zur<br />
psychosozialen Gesundheit<br />
eingehen<br />
Hierzu weist die Studie der Universität<br />
München darauf hin,<br />
dass hauptsächlich die Probleme<br />
im Bereich der Liebe und Sexualität<br />
sowie der sozialen Beziehungen<br />
liegen. Es wurden jedoch<br />
nur männliche Jugendliche<br />
befragt: Über die Hälfte der<br />
Befragten gab an, durch<br />
Partnerschaftsprobleme/Liebeskummer<br />
belastet zu sein (54 %),<br />
gefolgt von den Bereichen “Einsamkeit”<br />
(47 %), Sorgen wegen<br />
<strong>AIDS</strong> (40 %), Kennen lernen<br />
anderer Schwuler (37 %). Erschreckend<br />
ist, dass für drei Viertel<br />
aller Teilnehmer zumindest<br />
einmal im Leben Selbstmord ein<br />
Thema gewesen war – und jeder<br />
zwölfte hatte bereits einen<br />
oder mehrere Suizidversuche<br />
hinter sich.<br />
Dieser Befund korrespondiert mit<br />
den dahingehend hohen Zah-<br />
len, die aus den USA berichtet<br />
werden. In einer amerikanischen<br />
Studie aus dem Jahre 1989 stellt<br />
der Psychologe Gibson fest, dass<br />
schwule und lesbische Jugendliche<br />
zwei- bis dreimal häufiger<br />
Selbstmordversuche unternehmen<br />
als andere Gleichaltrige. Er<br />
schätzt ferner den Prozentsatz<br />
von homosexuellen Jugendlichen<br />
unter den jährlich vollendeten<br />
Selbstmorden auf 30 Prozent. In<br />
dieser Studie wird allerdings<br />
auch darauf hingewiesen, was<br />
vergleichbar für viele Bereiche<br />
psychosozialer Belastungen gilt:<br />
Je höher der Grad der Bildung<br />
und je privilegierter die soziale<br />
Herkunft ist, umso größer ist die<br />
Wahrscheinlichkeit von geringeren<br />
Störungen in der Sozialisation<br />
von jungen Lesben und<br />
Schwulen.<br />
In einer Studie der Berliner Senatsverwaltung<br />
für Jugend aus<br />
dem Jahre 1999 gehen die dort<br />
berichteten Zahlen in eine ähnlich<br />
alarmierende Richtung. Fast<br />
zwei Drittel der weiblichen und<br />
44 % der männlichen Befragten<br />
haben schon einmal mit Alkohol,<br />
Drogen oder noch eklatanteren<br />
Strategien auf Probleme reagiert.<br />
Sechs von zehn Befragten<br />
haben schon einmal daran gedacht,<br />
ihrem Leben ein Ende zu<br />
setzen, die Mädchen bzw. Frauen<br />
etwas häufiger als die Jungen<br />
bzw. Männer. Fast jeder<br />
Fünfte der Befragten hatten bereits<br />
einen (oder mehrere) Suizidversuch(e)<br />
hinter sich. 40 % der<br />
Jungen wollten sich vor dem 16.<br />
Geburtstag das Leben nehmen.