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Erfolgsfaktor Zuhören - Akademie für Politische Bildung Tutzing

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damit auch das gegenseitige Verständnis<br />

gefördert werden: „So können wir<br />

dem Ziel eines friedlichen und sich<br />

gegenseitig befruchtenden Zusammenlebens<br />

einen Schritt näher kommen“,<br />

lautete das Fazit der Referentin.<br />

Chancen vermitteln<br />

Um solche Programme bemühen sich<br />

Journalisten wie Jona Teichmann vom<br />

Funkhaus Europa des WDR oder Geschäftsführer<br />

Werner Felten vom tür-<br />

Werner Felten forderte mehr Verantwortung<br />

von den Medienmachern.<br />

Fotos: Heier/Schröder<br />

kischen Lokalradio „Radyo Metropol<br />

FM“ in Berlin. Das terrestrisch verbreitete<br />

Radio sei das am besten geeignete<br />

Medium, um die Türken in ihrem<br />

Alltag zu erreichen. Es sei preiswert<br />

und überall zu empfangen. Die<br />

türkische Musik gebe dem Programm<br />

einen emotionalen Bonus mit. Das Programm<br />

müsse in türkischer Sprache<br />

moderiert sein, nur so erhalte es die<br />

Kommunikationsgrundlage und könne<br />

den Gedanken der Integration transportieren:<br />

„Wenn diese Ebene erreicht<br />

wird und Informationen über die Chancen<br />

der Integration ohne erhobenen<br />

Zeigefinger vermittelt werden, erst<br />

dann werden diese Informationen auch<br />

ernst genommen. Das Programm darf<br />

sich nicht an Sparten in der türkischen<br />

Zielgruppe richten, sondern muss mit<br />

seinem Programm möglichst alle hier<br />

lebenden Türken erreichen. Es muss<br />

von in Deutschland lebenden Türken<br />

gestaltet werden, weil nur diese glaubhaft<br />

die reale Alltagssituation der Hö-<br />

14<br />

rer darstellen und vermitteln können“,<br />

meinte der Berliner Radiochef. Dem<br />

Hörer wird auf türkisch gesagt, welche<br />

Vorteile ihm aus dem Erlernen der<br />

deutschen Sprache entstehen. Die<br />

Überwindung der Schwierigkeiten im<br />

Alltag, die aus dem Unverständnis der<br />

deutschen Sprache resultieren, könnten<br />

so aufgezeigt werden.<br />

Jona Teichmann stellte eine auf türkisch<br />

moderierte Sendung <strong>für</strong> junge<br />

Deutsch-Türken vor. Umgekehrt gebe<br />

es aber auch türkische Popmusik mit<br />

deutschen Moderatoren. „Es gibt übergreifende<br />

Themen, die <strong>für</strong> beide Kulturen<br />

interessant sind“, sagte die Programmchefin.<br />

Felten ergänzte die Beispiele<br />

mit Beratungssendungen auf<br />

seinem Kanal zum Thema Hartz IV –<br />

was offenkundig nicht auf türkisch zu<br />

übersetzen ist. Er bedauerte, dass die<br />

Deutschen aus den fremdsprachigen<br />

Programmen ausgegrenzt würden und<br />

es so keine Verbindung zwischen den<br />

Kulturen gebe. Felten forderte mehr<br />

Verantwortung von den Medienmachern.<br />

Bevor man etwas tue, müssen<br />

die Entscheider über die Wirkungen<br />

nachdenken, sonst seien die Türken<br />

ständig beleidigt. Jona Teichmann<br />

machte klar, dass wegen der demographischen<br />

Entwicklung die Kundschaft<br />

der Rundfunkanstalten von morgen<br />

nicht mehr allein deutsch sei. Es müsse<br />

eine wirksame interne Programmkontrolle<br />

stattfinden. Die entscheidende<br />

Frage laute: „Wie werden Ausländer<br />

dargestellt? Und wenn es mehr Reporter,<br />

Redakteure und Moderatoren<br />

„Wenn es mehr Reporter, Redakteure und<br />

Moderatoren mit einer nicht-deutschen Biographie<br />

geben würde, dann kommt die andere Sicht<br />

auf die Themen ganz von allein.“<br />

Jona Teichmann<br />

Helga Theunert initiiert qualitative<br />

Forschung zum Thema „Medien<br />

und Migration“.<br />

mit einer nicht-deutschen Biographie<br />

geben würde, dann kommt die andere<br />

Sicht auf die Themen ganz von allein.“<br />

Jona Teichmann: „Die entscheidende<br />

Frage lautet: Wie werden<br />

Ausländer dargestellt ?“<br />

Erfahrungen mit global verbreiteten<br />

Kinder- und Jugendprogrammen konnten<br />

der ehemalige TV-Vorstand bei<br />

VIVA, Ludwig Bauer, und Christophe<br />

Erbes, Geschäftsführer beim Disney-<br />

Kanal Fox Kids, beisteuern. VIVA hätte<br />

immer versucht, auch deutsche Inhalte<br />

mit deutschen Moderatoren zu<br />

transportieren und „nicht alles global<br />

durchzuschalten“ wie beim Konkurrenten<br />

MTV. Bauer zeigte sich überzeugt,<br />

dass Kinder überall auf der Welt<br />

die gleichen Programme lieben und<br />

dass eine „Augsburger Puppenkiste<br />

heute null Chance“ hätte: „Die wollen<br />

heute keine Fäden und Plastikfolienmeere<br />

mehr sehen!“ Ganz anders dagegen<br />

Christophe Erbes, der einfach<br />

„mehr Verständnis <strong>für</strong> die Phantasie“<br />

forderte. �<br />

Michael Schröder<br />

<strong>Akademie</strong>-Report 1/2005

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