Erfolgsfaktor Zuhören - Akademie für Politische Bildung Tutzing
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„Politikverdrossenheit“, so das Ergebnis<br />
des Politikwissenschaftlers Kai<br />
Arzheimer (Universität Mainz), „ist<br />
ein Begriff, der <strong>für</strong> Vieles gebraucht<br />
wird.“ Dem immensen öffentlichen<br />
Interesse an diesem Thema stehe aber<br />
nur eine geringe Anzahl analytischer<br />
wissenschaftlicher Studien gegenüber.<br />
Unstrittig sei, so Arzheimer, dass in<br />
erster Linie die Parteien, ihre Positio-<br />
<strong>Akademie</strong>-Report 1/2005<br />
Wege zu einer anderen Politikkultur?<br />
Modelle bürgerschaftlicher Partizipation im Vergleich<br />
1992 lautete das Wort des Jahres „Politikverdrossenheit“. Die Kritik<br />
an der Politik sowie an der politischen Elite ist seitdem nicht<br />
verstummt. Regelmäßig werden sinkende Mitgliederzahlen der Parteien<br />
und geringe Wahlbeteiligung als Belege <strong>für</strong> das abnehmende<br />
Interesse der Bürger an ihrem Staat und <strong>für</strong> den Vertrauensverlust<br />
in Politik und Politiker präsentiert. „Krankheit“ und „Symptome“<br />
sind also schon lange bekannt. Und auch an Therapievorschlägen<br />
mangelt es nicht: Kommunale Agenda 21, Bürgergutachten, Runde<br />
Tische, neue Kultur der Ehrenamtlichkeit sind nur einige Beispiele.<br />
All diese Ansätze zielen auf den Ausbau bürgerschaftlicher Teilhabe-<br />
und Teilnahmemöglichkeiten, kurz: auf mehr Partizipation.<br />
Welch ausdifferenzierte Landschaft von Partizipationsmodellen und<br />
-ansätzen es inzwischen in Deutschland gibt, zeigte ein Workshop in<br />
Kooperation mit der Petra-Kelly-Stiftung, in dem neben der Frage<br />
nach den Gründen <strong>für</strong> Politikverdrossenheit konkrete Partizipationsmodelle<br />
vorgestellt und über Praxiserfahrungen diskutiert<br />
wurde.<br />
nierung im politischen System sowie<br />
ihr Personal die Zielobjekte der Kritik<br />
seien. Nicht umsonst nennen viele<br />
Bürger als Gründe <strong>für</strong> mangelndes Engagement<br />
u.a. „Verwaschenheit, Dreh-<br />
Kai Arzheimer und Co-Tagungsleiter Gerd Rudel (Petra-Kelly-Stiftung):<br />
„Partizipation <strong>für</strong> die Qualität der Demokratie zentral!“<br />
scheibenpolitik und politische Rückgratlosigkeit“<br />
in den Parteien. Der Eindruck,<br />
dass Politikverdrossenheit ein<br />
„deutsches Phänomen“ sei, trüge. Im<br />
westeuropäischen Vergleich nimmt<br />
zumindest die „alte“ Bundesrepublik<br />
keine Sonderstellung ein. In den ostdeutschen<br />
Bundesländern hingegen ist<br />
die Demokratiezufriedenheit signifikant<br />
geringer und das Misstrauen gegenüber<br />
Politikern stärker ausgeprägt*.<br />
Bessere Lösungen<br />
durch Beteiligung<br />
Einen engen Zusammenhang zwischen<br />
lebendiger Zivilgesellschaft und gut<br />
funktionierender Demokratie sah Brigitte<br />
Geißel vom Wissenschaftszentrum<br />
Berlin <strong>für</strong> Sozialforschung. Pro-<br />
Brigitte Geißel: „Partizipation muss<br />
Spaß machen!“<br />
Fotos: Schwarzmeier<br />
blemlösungen würden durch mehr Partizipation<br />
„besser, weil realitätsnaher<br />
und praktischer“, Entscheidungen besser<br />
akzeptiert und legitimiert. Bürgerbeteiligung<br />
in Westeuropa zeichne sich<br />
durch folgende Entwicklungen aus:<br />
a) „Flucht“ aus den Großorganisationen<br />
(z.B. Parteien, Gewerkschaften),<br />
b) Kombination aus konventionellen<br />
(z.B. Wahl) und unkonventionellen<br />
Beteiligungsformen,<br />
c) Zunahme themenspezifischer und<br />
kurzfristiger Partizipation auf Kosten<br />
dauerhafter Beteiligungsbereitschaft<br />
und<br />
�<br />
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