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Ein Vertriebs- modell wird salonfähig

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TITEL<br />

Strukturvertriebe<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Vertriebs</strong><strong>modell</strong><br />

<strong>wird</strong><br />

salonfähig<br />

Besser als ihr Ruf Rund<br />

eine halbe Million MLM-<br />

Verkäufer sind täglich in<br />

Deutschland im <strong>Ein</strong>satz.<br />

Network Marketing – oft auch mit Multi-Level-Marketing (MLM) oder<br />

Strukturvertrieb bezeichnet – hat in Deutschland nicht das beste Image.<br />

Doch die Branche ist besser als ihr Ruf – und sie wächst dynamisch.<br />

BUCH-TIPP<br />

Von Volker Hassmann<br />

Wenn der Begriff Strukturvertrieb<br />

fällt, zucken viele<br />

Vertriebler erst einmal<br />

zusammen. Sie fühlen<br />

sich an Kettenbriefe erinnert oder an<br />

Schneeballsysteme, bei denen naive Existenzgründer<br />

auf windige Werber hereinfallen,<br />

die ihnen das Blaue von Himmel<br />

versprechen und sie dann mit einem Berg<br />

von Waren und Schulden sitzenlassen.<br />

Diese negativen Beispiele am Rande oder<br />

jenseits der Legalität gab es und gibt es<br />

zwar auch, aber seriöses Multi-Level-<br />

Marketing (MLM) – ein anderer Begriff<br />

für Strukturvertrieb oder Network Marketing<br />

– hat sich für viele fast unbemerkt<br />

als ein dynamisches <strong>Vertriebs</strong><strong>modell</strong><br />

etabliert.<br />

Die führenden Network<br />

Marketing Unternehmen<br />

<strong>Ein</strong>e Auswahl von MLM-Unternehmen<br />

mit zukunftsweisenden<br />

Konzepten.<br />

ISBN Nr.: 3-9809933-0-2<br />

Hrsg: Clemens Dreyer , Markus<br />

Kreß, Economi Verlag 2004<br />

Von »Schneeballsystemen«<br />

distanziert sich die<br />

MLM-Branche energisch.<br />

Während der <strong>Ein</strong>zelhandelsumsatz in<br />

vielen westlichen Industrienationen stagnierte<br />

beziehungsweise nur geringe Zuwachsraten<br />

aufzuweisen hatte, verbuchten<br />

der Direktvertrieb und insbesondere<br />

das Network Marketing in den letzten<br />

zehn Jahren sowohl in Bezug auf den<br />

Umsatz wie auch die Zahl der <strong>Vertriebs</strong>mitarbeiter<br />

immerhin jährliche Wachstumsraten<br />

zwischen acht bis 13 Prozent.<br />

Das schätzt zumindest Professor Dr.<br />

Michael Zacharias von der Fachhochschule<br />

Worms, der in einer aktuellen Studie<br />

eine Lanze für die oft geschmähte<br />

Branche bricht. »Network Marketing ist<br />

eine seriöse Form des Direktvertriebs«,<br />

sagt der Experte. »Sie ist kein Pyramidenoder<br />

Schneeballsystem, mit dem sie oft<br />

verwechselt <strong>wird</strong>.« In den USA gehört<br />

diese Form der Geschäftsanbahnung seit<br />

45 Jahren zum normalen Business.<br />

Der Begriff Strukturvertrieb leitet sich<br />

von der besonderen Entlohnungsstruktur<br />

dieser <strong>Vertriebs</strong>spielart ab: <strong>Ein</strong> Verkäufer<br />

versucht nicht nur ein bestimmtes Produkt<br />

zu verkaufen, sondern auch den<br />

Käufer seinerseits an das eigene Unternehmen<br />

zu binden. Kurz: Er versucht<br />

während des Produktverkaufes gleichzeitig<br />

einen neuen Kollegen zu gewinnen.<br />

Versüßt <strong>wird</strong> ihm diese Aufgabe vor allem<br />

durch den finanziellen Anreiz der<br />

nachgeordneten Provision. Denn als<br />

Werber profitiert man seinerseits von den<br />

Profiten der angeworbenen Neuverkäufer.<br />

Die Folge: Die ersten Verkäufer verdienen<br />

am besten, weil sie in einem sich<br />

immer weiter verzweigenden Stammbaum<br />

von den Profiten neuer Verkäufer<br />

profitieren, während die nachgeordneten<br />

18 salesBusiness April 2005


Mitarbeiter der Firma erst einige Zeit<br />

dem Unternehmen angehören müssen,<br />

um tatsächlich Geld zu verdienen.<br />

Da das Prinzip der so genannten<br />

»Schneeballwerbung« hierzulande verboten<br />

ist, bewegen sich manche Strukturvertriebler<br />

mit einem Bein im gesetzlichen<br />

Abseits. Bei illegalen <strong>Vertriebs</strong>systemen<br />

hat der Systemträger grundsätzlich<br />

keinerlei Interesse am Endkundengeschäft,<br />

weshalb oft Ware minderer Qualität<br />

angeboten <strong>wird</strong>. Die Verkäufer sollen<br />

weitere willige Abnehmer auftreiben,<br />

die ihnen die Ware abkaufen, um sie<br />

<br />

<br />

Anzeige<br />

salesBusiness April 2005 19


TITEL<br />

dann selbst zu einem höheren Preis weiter<br />

zu verkaufen. Da jeder Verkäufer Gewinn<br />

machen will steigt der Preis für das<br />

Produkt beliebig hoch. Den letzten Käufer<br />

beißen dann die Hunde, weil er auf<br />

der Ware sitzen bleibt oder sie unter dem<br />

<strong>Ein</strong>kaufspreis abstoßen muss.<br />

Multilevel Marketing ist dagegen eine<br />

Form des Direktvertriebes von Produkten<br />

an den Endverbraucher. Der Verkauf<br />

an andere <strong>Vertriebs</strong>mitarbeiter ist untersagt.<br />

Es gibt keine Abnahmeverpflichtung<br />

und auch keine Mindestbestellmenge<br />

beim Produktkauf vom Unternehmen.<br />

<strong>Ein</strong> Rückgaberecht für bereits bezogene<br />

Produkte entschärft die Gefahr von Verlusten<br />

der Mitarbeiter. Der entscheidende<br />

Unterschied: MLM-<strong>Vertriebs</strong>mitarbeiter<br />

kassieren keine »Kopfprämie« für neu<br />

angeworbene Kollegen, sondern sind lediglich<br />

an deren Umsatz beteiligt. Und<br />

der fällt umso höher aus, je besser der<br />

Lange Zeit Synonym<br />

für den Strukturvertrieb<br />

Die Deutsche<br />

Vermögensberatung<br />

in Franklfurt arbeitet<br />

mit 32 000 hauptund<br />

nebenberuflichen<br />

Beratern. 2003<br />

steckte die DVAG<br />

35 Millionen Euro in<br />

deren Ausbildung.<br />

CHECKLISTE<br />

Tipps beim Erstkontakt<br />

Network Marketing-Firmen arbeiten<br />

mit Teams, die unterschiedlich<br />

gut organisiert sind. Hat man in<br />

einem Team begonnen, kann man<br />

nicht mehr wechseln. Mit diesem<br />

Check kann man gute und schlechte<br />

Teams beurteilen.<br />

Kosten bei Beginn<br />

● <strong>Vertriebs</strong>lizenz: Kosten für die <strong>Vertriebs</strong>lizenz<br />

sind in Ordnung, sollten<br />

aber 50 Euro nicht überschreiten.<br />

Bei jeder seriösen Firma bekommt<br />

man im Gegenzug erste<br />

Materialien, die dem Wert entsprechen.<br />

● Ausbildung: Die Ausbildung muss<br />

gut sein. Seriöse Teams coachen<br />

umsonst! Das umfasst die gesamte<br />

<strong>Ein</strong>führung in die Produkte, Logistik,<br />

das Marketing etc. Bei Seminaren<br />

allenfalls Raumumlage, aber<br />

kein Referentenhonorar zahlen!<br />

Teure Motivationsseminare oder<br />

<strong>Ein</strong>führungskurse ablehnen.<br />

● Erstbestellung: Es gibt keinen<br />

Grund, auf Vorrat zu bestellen. Direktversandfirmen<br />

sind ja darauf<br />

spezialisiert, bei Bedarf sofort frische<br />

Ware direkt an den Kunden zu<br />

versenden.<br />

Qualität des Coaching<br />

● Im Network Marketing arbeitet<br />

man frei. Den Vertrag schließt man<br />

mit der Firma, nicht mit dem Teamleiter<br />

oder Sponsor. Die dürfen helfen,<br />

aber keine Weisung erteilen<br />

oder Bedingungen stellen.<br />

● Nicht sofort an den Start schicken<br />

lassen. Dieses Team bringt Sie unausgebildet<br />

in peinliche Situationen.<br />

● Werden Fragen ehrlich beantwortet?<br />

● Mit welchen Verdienstversprechen<br />

<strong>wird</strong> argumentiert? Werden Spitzenverdienste<br />

genannt (die nur<br />

fünf Prozent der Networker erreichen)<br />

oder nennt man durchschnittliche<br />

Zahlen?<br />

● Gibt es ein wirkliches Schulungskonzept<br />

(nicht nur mündliche Ratschläge)?<br />

● Kann man das Schulungsmaterial<br />

selbst verwenden, ohne es teuer<br />

kaufen zu müssen?<br />

● Gibt es ein Probe-Coaching?<br />

Qualitat des Marketingkonzepts<br />

● Gibt es Ideen, wie Sie neue Kunden<br />

und <strong>Vertriebs</strong>partner gewinnen?<br />

● Erschöpft sich das Marketing in immer<br />

gleichförmig ablaufenden Veranstaltungen<br />

oder gibt es Marketingbausteine?<br />

● Lassen Sie sich die Materialien zeigen,<br />

mit denen Sie arbeiten sollen.<br />

Wenn es Ihnen nicht zusagt, können<br />

Sie nicht erfolgreich sein.<br />

Neue vorab von seinem Werber geschult<br />

und unterstützt wurde. Der eigentliche<br />

Verkauf <strong>wird</strong> nicht zur Nebensache. Entgegen<br />

mancher Vorurteile sind auch die<br />

<strong>Ein</strong>stiegskosten eher gering. Bei Amway,<br />

einem der weltweit größten MLM-Unternehmen,<br />

muss man beispielsweise für<br />

ein Starterkit 40 Euro ausgeben.<br />

Bei der Abrechnung gilt das Prinzip<br />

der leistungsbezogenen Bezahlung. Die<br />

Verkäufer erhalten kein Grundgehalt,<br />

sondern der Verdienst ist abhängig von<br />

der eigenen Leistung (<strong>Ein</strong>zelhandelsgewinn)<br />

sowie der Leistung der Mitarbeiterebenen<br />

unter einem Sponsor, die ihm<br />

als teamorientierte Provision und als Bonuszahlungen<br />

verrechnet werden. Für<br />

In Europa arbeiten mehr<br />

als drei Millionen Menschen<br />

im Direktvertrieb.<br />

außergewöhnliche Anstrengungen beim<br />

Geschäftsaufbau gibt es teils »Pensionszahlungen«<br />

in Form von Umsatzbeteiligungen<br />

am Umsatz der aufgebauten<br />

Teams.<br />

Mehr als drei Millionen Menschen<br />

sind in Europa im Direktvertrieb tätig<br />

und weltweit sind es 47 Millionen. Genaue<br />

Zahlen über Umsätze sind bisher<br />

nicht erhoben worden. Dass sich hier<br />

Geld verdienen lässt, zeigen die zehn<br />

wichtigsten Network Marketing-Unternehmen:<br />

● Amway: eines der ersten Unternehmen,<br />

das Network Marketing eingesetzt<br />

und dadurch weltweit bekannt ge-<br />

20 salesBusiness April 2005


TITEL<br />

Prof. Dr. Michael Zacharias,<br />

FH Worms<br />

»Network Marketing –<br />

erst belächelt, dann<br />

kritisiert und letztendlich<br />

von allen anerkannt.«<br />

macht hat. Amway besitzt weltweit mehr<br />

als 135 Patente, beschäftigt mehr als 450<br />

Wissenschaftler und Spezialisten in 57<br />

Laboratorien und hat 450 Produkte im<br />

Angebot, überwiegend Kosmetik, aber<br />

auch Artikel wie Haushaltsgeräte von<br />

Bosch und Philips. Weltweit sind 3 000<br />

Direktverkäufer im <strong>Ein</strong>satz. Umsatzzahlen<br />

werden nicht genannt-<br />

● FLP: größter Anbieter von Aloe Vera<br />

Produkten, in über 100 Ländern aktiv,<br />

setzt mehr als zwei Milliarden Dollar<br />

im Jahr um.<br />

● LR Ahlen: eines der größten deutschen<br />

Network Marketing-Unternehmen mit<br />

Kosmetikprodukten, Umsatz über 253<br />

Millionen Euro.<br />

● Mary Kay: mit 42 Jahren eines der ältesten<br />

Network Marketing-Unternehmen,<br />

speziell für Frauen.<br />

● Nikken: mit Gesundheitsprodukten<br />

und patentierten Geräten zur Luftreinhaltung<br />

marktführend, speziell für Ärzte<br />

und Heilpraktiker.<br />

● Nu Skin: börsennotiertes Unternehmen.<br />

Umsatz: rund 1,5 Milliarden Dollar.<br />

● PartyLite: börsennotiertes Unternehmen<br />

im Partyverkauf, Umsatz zirka<br />

zwei Milliarden Dollar.<br />

● PM-International: als eines der »100<br />

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salesBusiness April 2005 21


TITEL<br />

SERIÖS ODER UNSERIÖS?<br />

Check<br />

<strong>Ein</strong>e Checkliste, mit deren Hilfe<br />

Sie seriöse MLM-Anbieter erkennen,<br />

liefert § 6c des UWG (Gesetz<br />

gegen den unlauteren Wettbewerb).<br />

Darüber hinaus sollte<br />

man auf folgende Punkte achten:<br />

● Prüfen Sie die wirtschaftliche Situation<br />

des Unternehmens. Es sollte<br />

über mindestens 100 Millionen<br />

US-Dollar Umsatz verfügen und<br />

mehr als drei Jahre am Markt sein.<br />

Das verringert die Insolvenzgefahr.<br />

● Das Unternehmen sollte offen<br />

kommunizieren und das, was es verspricht<br />

auch einhalten. Sprechen Sie<br />

mit einem <strong>Vertriebs</strong>partner, der<br />

schon länger bei dem Unternehmen<br />

ist und lassen Sie sich eine Provisionsabrechung<br />

zeigen.<br />

● Das Preis/Leistungsverhältnis<br />

muss stimmen. Überteuerte Produkte<br />

kauft keiner. Achten Sie auf<br />

die Qualität und vergleichen Sie die<br />

Preise am Markt.<br />

● Produkte für den täglichen Verbrauch<br />

eignen sich für den Vertrieb.<br />

Durch Nachbestellung von Verbrauchsgütern<br />

werden Ihre Umsätze<br />

gesichert. Die Produkte sollten<br />

kurzfristigen Konsumtrends standhalten<br />

können.<br />

● Achten Sie auf den Marketingplan<br />

und die <strong>Ein</strong>kaufskonditionen. Da erfahrungsgemäß<br />

die meisten Networker<br />

nebenberuflich starten, sollte<br />

das Unternehmen auf diese Anforderungen<br />

eingehen und Sie in<br />

die Lage versetzen, erste Provisionszahlungen<br />

zu erhalten.<br />

● Provsionsauszahlungen sollten regelmäßig<br />

und genau sein. Nehmen<br />

Sie sich einen erfahrenen Networker<br />

nach einer Präsentationsveranstaltung<br />

zur Seite und lassen Sie<br />

sich eine Abrechnung genau erklären!<br />

Achten Sie auf regelmäßige<br />

Auszahlungen des Unternehmens.<br />

Quelle: Clemens Dreyer, ECONOMI Verlag Köln<br />

LR International:<br />

Jährlich zweistelliges<br />

Wachstum.<br />

innovativsten Unternehmen im deutschen<br />

Mittelstand« ausgezeichnet, Umsatz:<br />

100 Millionen Euro.<br />

● Tahitian Noni: international ausgerichteter<br />

Konzern, Hautpflege und<br />

Wellness-Produkte, innerhalb von acht<br />

Jahren zu einem der dreißig größten<br />

Privatunternehmen der USA aufgestiegen,<br />

Jahresumsatz 2004 über 500 Millionen<br />

Dollar.<br />

● Unicity: vertreibt Nahrungsergänzungsmittel,<br />

hat bereits 2002 die Umsatzmarke<br />

von 400 Milliarden Dollar<br />

erreicht.<br />

In Deutschland ist der Begriff Strukturvertrieb<br />

nicht zuletzt mit Finanzvertrieben<br />

wie der Deutsche Vermögensberatung<br />

(DVAG) mit Sitz in Frankfurt verbunden.<br />

Rund 32 000 Vermögensberater,<br />

davon mehr als 1 700 Direktionen und<br />

Geschäftsstellen, sind im <strong>Ein</strong>satz und erzielten<br />

in 2003 Umsatzerlöse in Höhe<br />

von 701 Millionen Euro. Rund 35 Millionen<br />

Euro steckte der Branchenführer<br />

im gleichen Jahr in die Aus- und Weiterbildung<br />

seiner Verkäufer, darunter auch<br />

Quereinsteiger und Nebenberufler. Werden<br />

bei Banken Stellen abgebaut, so finden<br />

viele ehemalige Mitarbeiter dieser Institute<br />

bei der DVAG Arbeit.<br />

Seit der Gründung 1985 verzeichnet<br />

auch das deutsche MLM-Vorzeigeunternehmen<br />

LR-International ein außergewöhnliches<br />

Wachstum mit durchschnittlich<br />

zweistelligen Wachstumsraten pro<br />

Jahr. So kann das Unternehmen in der<br />

Zeit von 1988 bis Ende 1991 durch die<br />

rasante Entwicklung im Inland<br />

und die Tochtergesellschaften im<br />

Ausland seine Umsätze mehr als<br />

verzehnfachen. 2003 erzielte die LR-<br />

Gruppe mit rund 222 Millionen Euro<br />

einen neuen Umsatzrekord. <strong>Ein</strong>e<br />

solide Basis für kontinuierliche Investitionen<br />

von rund 20 Millionen Euro in<br />

Amway-Kataloge Neben eigenen<br />

Artikeln vertreiben die 3000 Direktverkäufer<br />

auch Produkte von Bosch und Philips.<br />

den Jahren 1997 bis 2003. Heute ist LR-<br />

International in 25 europäischen Ländern<br />

mit einem internationalen Sortiment<br />

und über 100 000 <strong>Vertriebs</strong>repräsentanten<br />

vertreten.<br />

Mit der Geschäftsidee, hochwertige<br />

Parfüm-, Kosmetik- und Körperpflegeprodukte<br />

zu besonders günstigen Preisen<br />

anzubieten, wurde 1984 die Basis für ein<br />

beeindruckendes Unternehmen geschaffen.<br />

»Heute können wir auf einen der international<br />

erfolgreichsten Kosmetikkonzerne<br />

im MLM-Vertrieb blicken«,<br />

bilanziert Firmengründer Helmut Spikker<br />

mit stolz geschwellter Brust.<br />

Spikkers Geschäftsidee war simpel und<br />

wirkungsvoll zugleich. Der Vertrieb über<br />

Direktverkäufer spart die sonst üblichen<br />

Werbemaßnahmen und den Umweg über<br />

den stationären <strong>Ein</strong>zelhandel. So bekommen<br />

die LR-Kunden angemessene<br />

Preise und profitieren zusätzlich von der<br />

persönlichen Beratung und der bequemen<br />

Lieferung ihrer Bestellung direkt<br />

nach Hause. Den LR-Verkäufern bietet<br />

sich durch die Nebentätigkeit die Perspektive<br />

auf ein attraktives Zusatzeinkommen<br />

oder sogar der Schritt in die finanzielle<br />

Unabhängigkeit.<br />

So gesehen könnte man über MLM als<br />

kostengünstige <strong>Vertriebs</strong>form für den<br />

Mittelstand nachdenken. Der schlechte<br />

Ruf der Strukturvertriebe macht MLM zu<br />

einer unterschätzten <strong>Vertriebs</strong>form, die<br />

vielleicht gerade für kleinere Unternehmen,<br />

die aus Kostengründen kein überregionales<br />

oder nationales <strong>Vertriebs</strong>netz<br />

unterhalten können, eine preiswerte<br />

Möglichkeit zur Ausweitung ihres Aktionsradius<br />

sein kann: neue Absatzmärkte<br />

22 salesBusiness April 2005


Mehr als 40 Milliarden<br />

Euro Direktvertriebs-<br />

Umsatz in der EU.<br />

Zählen zu den zehn wichtigsten MLM-Vertrieben Firmensitz von LR Iternational in Ahlen<br />

(oben), US-Headquarter des Kosmetikvertriebs Mary Kay.<br />

ohne größere Investitionen. Wichtig ist,<br />

dass man ein qualitativ hochwertiges Produkt<br />

anbietet und Verhaltensstandards<br />

entwickelt und schriftlich festhält, die jeder<br />

neu angeworbene <strong>Vertriebs</strong>mitarbeiter<br />

zwingend einhalten muss.<br />

Auf 400 000 bis 600 000 schätzt Professor<br />

Michael Zacharias die Gesamtzahl<br />

der Network-Verkäufer in Deutschland.<br />

Verkauft werden vor allem Nahrungsergänzungsmittel,<br />

Vitamine und Säfte sowie<br />

Wellness- und Gesundheitsartikel mit<br />

zusammen 47 Prozent Marktanteil. Danach<br />

folgen Kosmetik und Körperpflege<br />

mit 21 Prozent. 81 Prozent der im Network<br />

Marketing tätigen <strong>Vertriebs</strong>berater<br />

sind <strong>Ein</strong>firmenvertreter, das heißt sie sind<br />

ausschließlich für ein MLM-Unternehmen<br />

tätig. Fast jeder zweite Direktverkäufer<br />

ist mehr als zwei Jahre für das Unternehmen<br />

tätig.<br />

Nahezu ein Viertel der Networker ist<br />

hauptberuflich im <strong>Ein</strong>satz. Für Mitarbeitergewinnung<br />

und Sponsoring werden 41<br />

Prozent der Arbeitszeit aufgewändet, für<br />

den Verkauf 30 Prozent. 58 Prozent der<br />

Direktverkäufer gewinnt seine Kunden<br />

über Besuche und <strong>Ein</strong>zelgespräche, jeder<br />

Dritte gewinnt neue Kunden durch Empfehlungen,<br />

das heißt: je besser die Beratung<br />

und das Produkt, desto höher ist die<br />

Kundenzufriedenheit und damit die<br />

Empfehlungsrate. Drückermentalität wäre<br />

hier kontraproduktiv, denn Stammkunden<br />

machen einen Prozentsatz von<br />

80 Prozent aus.<br />

<strong>Ein</strong>en weiteren <strong>Ein</strong>druck von der Bedeutung<br />

des direkten <strong>Vertriebs</strong><strong>modell</strong>s gibt<br />

eine Untersuchung der Berater von Price-<br />

Waterhouse Coopers des Direktvertriebs<br />

in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien,<br />

Schweden und Großbritannien, deren<br />

Zahlen allerdings schon vor vier Jahren<br />

erhoben wurden:<br />

● In der EU erzielt der Direktvertrieb direkte<br />

und indirekte Umsätzerlöse von<br />

mehr als 40 Milliarden Euro jährlich.<br />

● 35 Prozent dieser Umsätze entfallen<br />

auf Deutschland.<br />

● Es gibt mehr als 550 Direktvertriebsfirmen,<br />

ein Drittel davon sind MLM-Vertriebe.<br />

Im Vergleich zu den USA, dem Mutterland<br />

des Network Marketing, ist dieses<br />

<strong>Vertriebs</strong><strong>modell</strong> in Deutschland<br />

trotz der genannten Zahlen noch unterentwickelt.<br />

Der Hauptgrund, wie bereits<br />

erwähnt, ist das schlechte Image,<br />

das die schwarzen Schafe der Branche<br />

verursacht haben. Das <strong>wird</strong> sich nach<br />

Meinung von Clemens Dreyer und Markus<br />

Kreß, Herausgeber des ersten Kompendiums<br />

»Die führenden Network<br />

Marketing Unternehmen«, ändern.<br />

»Kundenansprache und Kundenbindung<br />

im persönlichen <strong>Ein</strong>s-zu-<strong>Ein</strong>s-Gespräch<br />

werden in Zukunft maßgeblichen<br />

<strong>Ein</strong>fluss auf die Umsatzentwicklung<br />

von Unternehmen haben«, sind<br />

sich die beiden Verleger sicher. »Das<br />

System Network Marketing stellt einen<br />

Wirtschaftsfaktor dar, der in seiner Tragfähigkeit<br />

für das vielbeschworene ,zukunftsfähige<br />

Deutschland’ geradezu<br />

prädestiniert ist.«<br />

Auch Branchenkenner Zacharias geht<br />

daon aus, dass Network Marketing zum<br />

»Wachstumsmotor Nr. 1 im Konsumgütervertrieb<br />

{…} <strong>wird</strong> und die Erfolge des<br />

Franchise-Systems in den Schatten stellen<br />

(<strong>wird</strong>).« Schließlich gehe Network<br />

Marketing den Weg, den alle Innovationen<br />

gehen: »Erst belächelt, dann kritisiert<br />

und letztendlich von allen anerkannt.«<br />

salesBusiness April 2005 23

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