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Kiesteich nte Kiesteich nte - Freie Waldorfschule Mannheim

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(SMF) „Die Welt ist schön!“ U<strong>nte</strong>r dieser Überschrift fand im Frühjahr ein<br />

Hortelternabend in der Freizeitschule statt. Schön. Was ist schön? Heidi Klum<br />

und ihre Topmodels, sind die schön? Sonnenu<strong>nte</strong>rgang auf Helgoland, sagen<br />

meine Kinder – das ist SCHÖN. Ein schönes Kleid, eine Schönheitsoperation,<br />

ein schöner Batzen Geld, da gibt es nichts zu „beschönigen“, ein schönes<br />

Stück Arbeit...... aber, kann „Welt“ schön sein?<br />

Der Hortelternabend wirkte auf mich wie ein erster kurzer Blick in ein<br />

Kaleidoskop. Schaue ich kurz in ein Kaleidoskop hinein, sehe ich nur ein<br />

verschwommenes Bunt. Mit Ruhe betrachtet klärt sich der Blick und es schillert<br />

mir eine neue Welt entgegen, die der anthroposophischen Biographiearbeit.<br />

Glücklicherweise gab es in kurzen Abständen zwei weitere Vorträge, beide<br />

in der Freizeitschule zum Thema Biographiearbeit und ich hatte das große<br />

Vergnügen dabei zu sein!<br />

Gleich im März folgte anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Hortes an der<br />

Freizeitschule ein vertiefender Vortrag u<strong>nte</strong>r dem sperrigen Titel: „Die Schönheit<br />

der Arbeit. Die Anwesenheit des Geistes in der Materie und seine Wahrnehmung“<br />

von Dr. Manfred Schulze. Einen guten Monat später hielt Walter<br />

Seyffer den Vortrag „Wer immer die gleichen Wege geht, bleibt letztendlich auf<br />

der Strecke! Biographie-Arbeit – die heldenhafte Lebensreise des Menschen“.<br />

Beide Vorträge waren sehr gut besucht, dauernd mussten Stühle nachgeholt<br />

werden, auch die anschließende Diskussion war lebhaft und offenbarte ähnlichen<br />

Fragen und auch Nöte bei uns Allen. Beim Vortrag über die „Heldenhafte<br />

Lebensreise“ von Walter Seyffer lag der Fokus auf den Zyklen der Jahrsiebte,<br />

vor allem auch auf jenen, in denen sich auch die Zuhörer befanden, zwischen<br />

„War es das?“(35 – 42 Jahre), „Mut“(42 – 49 Jahre) und auf dem Weg zur<br />

„Gelassenheit“(49 – 56 Jahre).<br />

Dieser Artikel ist in einer Gemeinschaftsarbeit zwischen Barbara Brunnenkant,<br />

Walter Seyffer (WS), Brigitte von der Decken (BvdD) und mir, Stephanie<br />

Fabian (SMF) entstanden. Die beiden Erstgenan<strong>nte</strong>n haben ihr Fachwissen<br />

dazu gegeben, die beiden Letztgenan<strong>nte</strong>n sind seit Wochen im Gespräch zu<br />

diesem spannenden Thema auf der immerwährenden spannenden Suche<br />

nach der Schönheit. Den einzelnen Texten sind die Kürzel der jeweiligen<br />

Autoren vorangestellt.<br />

(WS) Biographiearbeit auf Grundlage der Anthroposophie geht u.a. davon aus,<br />

dass sich hi<strong>nte</strong>r allem Streben und Tun des menschlichen Individuums eine im<br />

U<strong>nte</strong>rbewusstsein vorhandene Aufgabe verbirgt, die sich im Laufe des Lebens<br />

Ausdruck verschaffen will. Eine Hilfe, sich diesen Gesetzmäßigkeiten des<br />

Lebens anzunähern, bildet die U<strong>nte</strong>rteilung der Lebenszeit in Jahrsiebte mit<br />

ihren jeweiligen Leitmotiven:<br />

00-07 Jahre Das Leben ist gut<br />

07-14 Jahre Das Leben ist schön<br />

14-21 Jahre Das Wahre<br />

21-28 Jahre Das unverantwortliche Jahrsiebt<br />

28-35 Jahre Das Haus – Der Baum – Das Kind<br />

35-42 Jahre Soll das nun alles gewesen sein?<br />

42-49 Jahre Mut für neue Schritte und Veränderungen<br />

49-56 Jahre Panik oder Gelassenheit<br />

56-63 Jahre Über das Ich zum Du zum Wir<br />

63-70 Jahre Weisheit<br />

(SMF) Betrachte ich die anthroposophische Biographiearbeit mit dem Blickwinkel<br />

auf die Schule, wird mir bewusst, dass die mit Abstand größte Gruppe, die<br />

der Kinder zwischen 7 und 14 Jahre ist. „Das Leben ist schön!“ – steht hier im<br />

Vordergrund. Trotzdem nachfolgend nun der Reihe nach Texte zur anthroposophischen<br />

Biographiearbeit entlang der Jahrsiebte von Barbara Brunnenkant,<br />

Brigitte von der Decken und Walter Seyffer.<br />

02/12 <strong>Kiesteich</strong>e<strong>nte</strong><br />

„Die Welt ist schön!“<br />

Der Anspruch der Kinder im 2. Jahrsiebt an die Welt.<br />

Barbara Brunnenkant<br />

0-7 Jahre - Die Welt ist gut!<br />

Biographiearbeit<br />

Das kleine Kind im Alter bis zum Zahnwechsel lebt, so wird meist gesagt, in<br />

der Stimmung: die Welt ist gut. In der „Allgemeinen Menschenkunde“ sagt<br />

jedoch Rudolf Steiner im Vortrag vom 30. August 1919, dass das Kind von der<br />

unbewussten Annahme ausgehe: die ganze Welt ist moralisch.<br />

„Gut“, erscheint in diesem Zusammenhang gar nicht, sondern immer wieder:<br />

„moralisch“. Bleiben wir also bei „moralisch“.<br />

Wir sprechen auch davon, dass das Kind bis zum Zahnwechsel hauptsächlich<br />

nachahmen will. Ich sage auch gerne: das Kind ist gestimmt oder eingestimmt<br />

auf Nachahmung.<br />

Ebenso ist es gestimmt auf Sinnhaftigkeit. Alles, was es durch seine Sinne<br />

wahrnimmt, macht Sinn oder eben: die Welt ist moralisch.<br />

Damit will ich sagen, dass das Kind, der Mensch, wenn er die Erde betritt, „bekleidet“<br />

mit einem physischen Leib, nicht als „unbeschriebenes Blatt“ erscheint,<br />

sondern als ein Wesen mit Erfahrung.<br />

Jede Menschenseele will, wenn sie aus der geistig-seelischen Welt heraustritt<br />

und Erdenmensch wird, das eigentlich weiterführen und verwirklichen, was sie<br />

in der geistigen Welt erfahren und erlebt hat.<br />

Der junge Mensch bis zum Zahnwechsel lebt das in der Vergangenheit, d.h. in<br />

der vorgeburtlich-seelisch-geistigen Welt erfahrene, ganz selbstverständlich,<br />

aber unbewusst, in der sinnlich-physischen Erdenwelt weiter. Die Hingabefähigkeit,<br />

die wir in der geistigen Welt entwickeln, lebt auch nach der Geburt im<br />

irdischen Dasein noch eine Weile in jener I<strong>nte</strong>nsität weiter.<br />

Das kleine Kind will sich ganz an oder in seine Umgebung „wie gewohnt“<br />

hingeben, in dem es diese, d.h. die Menschen in ihr, nachahmt.<br />

Und dabei geht es in diesem jungen Alter unbewusst von der selben Grundstimmung<br />

aus, die es in der geistigen Welt entwickelt hat: die ganze Welt ist<br />

moralisch!<br />

Ihr kann ich mich hingeben. Nichts in ihr ist ohne Sinn.<br />

Diese unbewusste Annahme sollten wir kennen, wenn wir Kinder in diesem<br />

Alter erziehen und dieser Stimmung auch Rechnung tragen. Was heißt das?<br />

Die meisten von uns werden schon erlebt haben, wie anders kleine Kinder mit<br />

dem Tod umgehen, als zum Beispiel „Herangewachsene“. Voraussetzung ist<br />

allerdings, dass wir sie nicht schon herausgerissen haben, aus ihrer Stimmung.<br />

Beim Tode (durch Ertrinken) eines Schülers sagte eine Klassenkameradin (9<br />

Jahre Regelschule) : „Vielleicht hat der liebe Gott etwas ganz besonderes vor<br />

mit ihm.“ Oder: wir können die Erfahrung machen, wenn wir einem 5-jährigen<br />

Kind ein Märchen erzählen, wie es bangt, wenn der Wolf die Geißlein täuscht<br />

und fast alle verschlingt – außer dem Jüngsten.<br />

Wenn dann aber die Ordnung wieder hergestellt ist, weil die Tat des Wolfes<br />

ihren Ausgleich erfahren hat, ist es tief befriedigt. So muß es sein! - Diese<br />

Grundstimmung gilt es zu pflegen.<br />

I<strong>nte</strong>ressant ist noch das folgende: meist lieben es die Kinder besonders, wenn<br />

sie von alten Menschen Märchen erzählt bekommen. Warum ist das so?<br />

Leben die Alten jetzt vielleicht wieder in der Grundstimmung „Die Welt ist gut“<br />

bzw. „moralisch“?<br />

(Das war ja „zwischendurch“ nicht unbedingt so.)<br />

Nun, sie haben – wenn es gut gegangen ist – ihre ganz persönlichen Erfahrungen,<br />

auch Empfindungen im Laufe ihres Lebens eng mit den Ideen, Begriffen,<br />

mancher ursprünglichen „Theorie“ verbunden.<br />

Was die Alten dann sagen und erzählen, klingt nicht mehr theoretisch abstrakt<br />

oder gar kalt, sondern warm und, ich möchte sagen, „wirklichkeitsgesättigt“.<br />

Und das Kind empfindet: dieser Mensch steht so mit der ganzen Welt in Bezie-<br />

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