Anlagen - Deutsche Islam Konferenz
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ist. Man schätzt, dass mehr als drei Viertel der ausländischen Schüler sitzenbleiben oder<br />
verspätet eingeschult werden. Das ist besonders besorgniserregend in einem Land, in dem<br />
viele Schüler (ein Fünftel) die Schule frühzeitig ohne Abschluss verlassen. Die italienische<br />
Schule, die in der Vergangenheit so wichtig für die Eingliederung von Migrantenkindern<br />
war, fängt an, Ermüdungserscheinungen zu zeigen, nicht nur weil jede neue Regierung<br />
eine andere Schulpolitik vertritt, sondern weil auch zu geringe finanzielle Ressourcen zur<br />
Verfügung gestellt werden, um die sprachlichen Schwierigkeiten der Migrantenkinder<br />
auszugleichen und eine kulturelle Vermittlung zwischen den Neuankömmlingen und den<br />
italienischen Schülern und ihren jeweiligen Eltern zu ermöglichen. Außerdem führte der<br />
so schnell wachsende Anteil von ausländischen Schülern in vielen Gebieten in den letzten<br />
Jahren zu Widerständen in der Bevölkerung.<br />
Heute muss uns die geringe (und kaum beachtete) Beteiligung der jungen Migranten<br />
an gemeinsamen Aktivitäten mit Italienern Sorge machen. Zudem ist es immer noch<br />
schwierig, die italienische Staatsbürgerschaft zu erwerben. In Deutschland, wo 2006<br />
125.000 Personen eingebürgert wurden, sechsmal so viel wie in Italien, das 2006 19.000<br />
Personen die Staatsbürgerschaft verlieh (immerhin, fast doppelt so viel wie in den Vorjahren),<br />
gibt es seit dem 1. Januar 2001 ein neues Gesetz, nach dem die erforderliche Aufenthaltsdauer<br />
für Erwachsene von 15 auf 8 Jahre gesenkt und die Kenntnis der deutschen<br />
Sprache für den Erwerb der Staatsbürgerschaft vorausgesetzt wird. Minderjährigen mit<br />
mindestens einem Elternteil, der seit 8 Jahren eine zeitlich unbeschränkte Aufenthaltserlaubnis<br />
hat, wird der Erwerb der Staatsbürgerschaft ermöglicht. In Italien erwerben dreimal<br />
weniger Migranten die Staatsbürgerschaft als im europäischen Durchschnitt. In der<br />
italienischen Gesellschaft gibt es deshalb nur wenige hunderttausende italienische Staatsbürger<br />
mit Migrationshintergrund, die die zahlreichen Migrantengemeinschaften auf<br />
den verschiedenen Ebenen des öffentlichen Lebens (Parlament, Ämter, Schulen, religiöse<br />
Organisationen, usw.) vertreten und eine Vermittlungsfunktion übernehmen können. In<br />
Italien besteht im Gegensatz zu Deutschland und anderen EU-Staaten eine größere Unsicherheit<br />
in Bezug auf das Verfahren zum Erwerb der Staatsbürgerschaft für langfristig<br />
in Italien lebende Migranten. Ein wohl überdachter Grundgedanke könnte sein, dass<br />
die Staatsbürgerschaft als Krönung eines soziokulturellen Anpassungsprozesses an die<br />
neue Gesellschaft und nicht als Instrument zur leichteren Anpassung verstanden wird.<br />
Zusätzlich sollten noch andere Instrumente erwogen werden, wie eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung<br />
und das Kommunalwahlrecht in der Stadt, in der der Nicht-EU-<br />
Ausländer gemeldet ist.<br />
8. Italien hat auf dem Weg zu einem Zukunft skonzept von Integrati on, auf<br />
das sich Deutschland in den letzten Jahren mit großer Überzeugungskraft<br />
verständigen konnte, nur die halbe Strecke zurückgelegt.<br />
Da allgemein bekannt ist, dass auf die ausländischen Arbeitskräfte nicht verzichtet<br />
werden kann (man schätzt, dass schon heute in über einer Million Familien Ausländerinnen<br />
aushelfen), könnte man zu der Überzeugung kommen, dass die Integration<br />
der Migranten in die Gesellschaft und das persönliche Umfeld leicht sein müsste. Das<br />
ist aber keineswegs der Fall. Abgesehen von verschiedenen Vorkommnissen von Diskriminierung,<br />
besteht in Teilen der Gesellschaft Skepsis, ob ein harmonisches Zusammenleben<br />
überhaupt möglich sei. Die Bevölkerung scheint geteilter Meinung zu sein,<br />
als ob sie zu dem Zeitpunkt auf halber Wegstrecke stehenbleiben wolle, als die Zu-<br />
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