STADTZEITUNG
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Seite 2 Mittwoch, 25. März 2015 36 Jahre<br />
<strong>STADTZEITUNG</strong><br />
DIE SEITE 2<br />
Draußen ist<br />
es sicher ...<br />
STATISTIK / Fortsetzung von Seite 1<br />
...Doch es werdebereits nachgebessert.<br />
Leicht zurückgegangensind<br />
dagegen Fälle vonBetrug<br />
oder Vermögensdelikte.Im<br />
bayernweiten Vergleich liegt<br />
Augsburg hinter Würzburg auf<br />
dem zweitenPlatz,was die Aufklärungsquote<br />
anbelangt. Damit<br />
lässt die Fuggerstadt Nürnberg<br />
und München weit hinter<br />
sich.InAugsburg können mehr<br />
als zwei Drittel aller Straftaten<br />
aufgeklärt werden.<br />
Immer mehrEinbrüche<br />
Einen Schwerpunkt werden<br />
die Augsburger Polizisten in<br />
diesem Jahr aufdie Wohnungseinbrüchelegen.<br />
Denn hier gab<br />
es 2014 besonders viele Fälle,<br />
gerade auch von Banden, die<br />
bundesweit aktivsind. 192 Fälle<br />
musste die Polizei imAugsburger<br />
Stadtgebiet hier verzeichnen,<br />
was einem Anstieg um45<br />
Taten oder 30,6 Prozent entspricht.<br />
ImLandkreis Augsburg<br />
sieht esdabei nicht besser aus:<br />
191 Einbrüche2014 machen einen<br />
Anstieg um76Fälle (66,1<br />
Prozent) im Vergleichzum Vorjahr<br />
aus. Auch Aichach-Friedberg<br />
bildet keine Ausnahme.<br />
Waren es 2013 noch 55Wohnungseinbrüche,<br />
ist die Zahl<br />
nunauf 97 Vorfälle angestiegen.<br />
Und Schwaldgibt keineEntwarnung<br />
für das laufende Jahr.<br />
„Dieses Themahat uns sehr beschäftigt“,<br />
bestätigte auch Marco<br />
Böck, Leiter des Sachgebiets<br />
Kriminalitätsbekämpfung. 629<br />
Einbrüchewurden 2014 beider<br />
Polizei gemeldet und nur 113<br />
davon konnten aufgeklärt werden.<br />
Das entspricht einer Aufklärungsquotevon<br />
etwa 18 Prozent.<br />
„Diese Zahl ist nicht<br />
schön“, räumte Schwald ein.<br />
Doch da Einbrecher oft bandenmäßig<br />
organisiertseien und<br />
bundesweit agierten,sei es hier<br />
schwer, die Täter dingfest zu<br />
machen. Deswegen sind in seinen<br />
AugenPrävention undAufmerksamkeit<br />
entscheidend.<br />
„Der wirksamste Schutz ist<br />
noch immer ein aufmerksamer<br />
Nachbar.“Dennoch hoffe er, im<br />
nächsten Jahr bessere Zahlen<br />
vorstellen zu können.<br />
Neben den Wohnungseinbrüchen<br />
hat auch die Straßenkriminalität<br />
zugenommen. Besonders<br />
Schmierereien mit<br />
Graffiti stellen einen großen<br />
Anteil dar, berichtete Böck. Unerfreulichist<br />
auch die Zunahme<br />
der Gewaltdelikte. Zwar handle<br />
es sich nur umeinen leichten<br />
Anstieg, aber dieserbetrifft den<br />
Bereich der gefährlichen und<br />
schweren Körperverletzung.<br />
Doch Böck gibt Entwarnung:<br />
„Die Augsburger sind auf der<br />
Straße sicher“, denn die Übergriffe<br />
fänden in erster Linie im<br />
Haus oder in Lokalenstatt.<br />
„Ned gschimpftisch<br />
globt gnua“<br />
WORTSCHÄTZLE / Wirerinnernanvergessene<br />
Wörter unseres schwäbischen Dialektes.<br />
Fusion im Fokus<br />
STROM / In die Energiefusion kommt weiter Bewegung. Die Grünenpositionieren sichgegen den<br />
Zusammenschluss der Stadtwerke mit Erdgas Schwaben.Bürgerinitiativestartet zweites Bürgerbegehren.<br />
Janina Funk undDavid Libossek<br />
Augsburg. Die möglicheFusion<br />
der Stadtwerke mit Erdgas<br />
Schwaben hat auch inder vergangenen<br />
Wochedie Stadt weiterunter<br />
Stromgesetzt.Bei den<br />
Grünen brodelt es an der Basis.<br />
Auf einer Parteiversammlung<br />
stimmte die Mehrheit der Mitglieder<br />
gegen den Zusammenschluss.<br />
Die Bürgerinitiative<br />
startete indes ein zweites Bürgerbegehren.<br />
Fast dreieinhalbStunden diskutierten<br />
die Mitglieder der<br />
Augsburger Grünen imZugeihrer<br />
Parteiversammlung. Zunächst<br />
über Inhalte, anschließend<br />
überAbstimmungsmodalitäten.<br />
„Entscheiden wir jetzt<br />
darüber, ob wir darüber entscheiden“,brachte<br />
es gegen Ende<br />
ein Zwischenruf auf den<br />
Punkt. Ein anwesendes Ex-Mitglied<br />
einer anderen Partei kommentierte:<br />
„Die Grünen stimmen<br />
wenigstens darüberab.“<br />
„Sehr,sehr peinlich“<br />
Schließlich wurde abgestimmt.<br />
Das Ergebnis: 24zu13<br />
Stimmen (bei einer Enthaltung<br />
und einer ungültigen Stimme)<br />
gegen die Fusion. Bisher hatten<br />
die Grünen keine klare Stellung<br />
bezogen. Nun haben sich also<br />
die Fusionsgegner durchgesetzt.<br />
Es sei „sehr, sehr peinlich“,dass<br />
seit vier Monaten eine<br />
klare politische Positionierung<br />
verzögert werde und man<br />
sich hinter der Machbarkeitsstudie<br />
verstecke, argumentierte<br />
ein Mitglied.<br />
Die Fraktionschefin der Grünen<br />
im Stadtrat, Martina Wild,<br />
hatte sich zuvor dafür ausgesprochen,<br />
mit der Positionierung<br />
zu warten, bis eben diese<br />
Machbarkeitsstudie vorliege.<br />
Die Stadträteklagten, dass auch<br />
sie bisher zu wenig Informationen<br />
zurFusionerhalten hätten.<br />
Wer hat künftig Einfluss auf den Augsburger Strom? Die Debatte umdie<br />
mögliche Energiefusion nimmt Fahrtauf.<br />
Foto:Janina Funk<br />
„Marketingist keine Information“,<br />
fasste ein Redner zusammen<br />
und kritisierte die Werbekampagne<br />
der Stadtwerke. In<br />
Bezug auf den Zusammenschlussder<br />
Stadtwerkemit Erdgas<br />
Schwaben solle man keine<br />
„Flanke für einePrivatisierung“<br />
aufmachen, sagte ein anderes<br />
Mitglied. Ein weiterer Redner<br />
betonte: „Ein Nein zur Fusion“<br />
sei„kein Nein zurKooperation“.<br />
Sie alle erhielten Zustimmung<br />
in Form von Kopfnicken und<br />
Applaus.<br />
Die Angstvor derThüga<br />
AufwenigerpositiveReaktionen<br />
stieß Umweltreferent Reiner<br />
Erben, der sich dafür aussprach,<br />
erst zu entscheiden,<br />
wenn mehr Informationen vorliegen,<br />
und davor warnte, „die<br />
Thügazuverteufeln“.<br />
Die Thüga, dasist die Aktiengesellschaft,<br />
die rund 65 Prozent<br />
der Anteile an Erdgas<br />
Schwaben hält.Und eben diese<br />
AG ist der Dorn im Auge der<br />
Fusionsgegner, die eine zunehmende<br />
Privatisierungder Stadtwerke<br />
fürchten. Für die Befürworter<br />
werden die Augsburger<br />
Stadtwerke durch diesen Zusammenschluss<br />
gestärkt und,<br />
so die Argumentation, fähiger,<br />
sich auf einem sich wandelnden<br />
Energiemarkt zu behaupten.<br />
Die Mehrheit der Grünen<br />
und die Bürgerinitiative sehen<br />
das anders. In der Parteiversammlung<br />
stimmten die Mitglieder<br />
schließlich noch dem<br />
Antrag zu, das neue Bürgerbegehren<br />
gegen dieFusionzuunterstützen.<br />
Dieses zweite Bürgerbegehren<br />
der Bürgerinitiative „Augsburger<br />
Stadtwerke inAugsburger<br />
Bürgerhand“ startete am<br />
Samstag. Zuvor hatte das erste<br />
dienötige Unterschriftenanzahl<br />
erreicht.<br />
Die neue Versionbezieht sich<br />
nun nur noch auf die Energiesparte.<br />
Denn da dies im ersten<br />
Bürgerbegehren nicht der Fall<br />
war, gingen OBKurt Gribl, und<br />
auch ein Gutachter, den die<br />
Grünenbeauftragthatten, –nebenanderen<br />
Gründen –von einer<br />
Unrechtmäßigkeitaus.<br />
Die neue Frage sei genau so<br />
gestellt, „wie esder OB in einem<br />
TV-Interview vorformuliert<br />
hat“, sagte Mit-Initiator<br />
BrunoMarcon beieinerPressekonferenz<br />
und scherzte: „Ich<br />
bin gespannt, wasersichdieses<br />
Mal als Grund einfallen lässt,<br />
warum es juristisch ungültig<br />
ist.“<br />
Die Bürgerinitiative geht ohnehin<br />
weiter davon aus, dass<br />
das erste Bürgerbegehren zulässig<br />
ist, will durch den Start<br />
eines zweiten nun zum einen<br />
„den Bürgerwillen absichern“,<br />
zum anderen die Debatte von<br />
der juristischen auf die politische<br />
Ebene bringen. „Wir wollen,<br />
dass die Parteien endlich<br />
klarStellungbeziehen“, erklärte<br />
Marcon.<br />
DaszweiteBegehren benötigt<br />
nunbis zum23. Aprildie geforderte<br />
AnzahlanUnterschriften.<br />
Dann wird das Thema Fusion<br />
im Stadtrat behandelt. Die Initiatoren<br />
sind optimistisch, dass<br />
es bis dahin noch einmal mit<br />
11 000 Unterschriften klappt.<br />
Zwei Drittel der Unterzeichner<br />
des ersten Begehrenshättenihre<br />
Signatur alleine in den vergangenen<br />
zwei Wochen abgegeben.<br />
Stefan Gruber<br />
Der Schwabe sei sehr penibelund<br />
sparsam, manchmal<br />
wird er ja sogar mit den<br />
Schottenverglichen. Sprachlich<br />
lässt er so einige Buchstaben<br />
weg, auch Endungen<br />
von Wörtern fallen in seinem<br />
Dialektder Sparsamkeit<br />
anheim. Aufdie Spitze treibt<br />
er’s mit der Frage „Hä?“, die<br />
höflich gemeint„Entschuldigen<br />
Sie, ich habe Sie nicht<br />
verstanden“ bedeutet.<br />
Fragt man, was den<br />
Schwaben charakterisiert, so<br />
kommt pauschal meist<br />
„Häusle bauen, Bausparvertrag<br />
unddie Kehrwoch’“.Die<br />
Kehrwoche geht übrigens<br />
aufeinenErlassdes Herzogs<br />
Eberhard Ludwig von Württemberg<br />
vom 12. Januar<br />
1714 zurück, der damit die<br />
Erste Stuttgarter Gassensäuberungsverordnung<br />
erließ,<br />
die mit uns Augschburgern<br />
somit garnichtszutun hat–<br />
wir kehren amSamstag des<br />
Drottwar,d’Stroß unddaHof<br />
au so, damit’s schee sauber<br />
isch. Mit dem Vorurteil werden<br />
halt alleSchwabenineinen<br />
Topf geschmissen.<br />
Der Augsburger Schwabe<br />
ist auf seinen Bestand erpicht,hält<br />
sei„Sach“, sei„Zuig“<br />
zam und sauber. Schaut,<br />
dass alles irgendwie bleibt<br />
wie esist. Kleinliche„Dipfelesscheißer“,<br />
also kleinkariert,<br />
sind wir hier nicht –<br />
dasDipfele istein Punkt, wie<br />
das i-Dipfele. Für den<br />
Augschburger ist eher der<br />
Drang nach Erhalt und Bewahren<br />
des Altbewährten,<br />
da kann er stur sein, „bockboinig“.Dalässt<br />
er sich dann<br />
auch nicht einfach irgendwas<br />
Neues vor die Nase setzen,<br />
nicht mal geschenkt,<br />
wie vor Jahren der Versuch,<br />
die Lüpertz-Figur „Venus“<br />
ungefragt inAugsburg aufzustellen<br />
–Kunst hin oder<br />
her. Damals hat sich der<br />
Augsburger gewehrt, aufbegehrt<br />
und hat mal richtig<br />
„gschimpft, goscht und<br />
gweddrt“. Lob hätte er dafür<br />
eh nie gefunden, selbstnicht<br />
wenn die Figur„scheegwesa<br />
wär“. Denn im Umgang mit<br />
Lob ist der Augschburger<br />
ganz Schwabe nach der Devise:<br />
„Ned gschimpft isch<br />
globt gnua“. Übersetzung für<br />
alle „Reigschmeckte“ (Zugezogene):<br />
„Nicht geschimpft<br />
istgenug gelobt.“<br />
Wenn Sie noch alte<br />
Schwäbisch-Augsburger<br />
Begriffe kennen, melden<br />
Sie sich bitte bei der Stadt-<br />
Zeitung bei Redakteur Stefan<br />
Gruber unter Telefon<br />
0821/5071-254, damit wir<br />
die „vergessenen Wörter“<br />
unseren Lesern wieder bekanntmachenkönnen.<br />
Politische Kunst mit derNadel<br />
KULTUR / DasStaatlicheTextil- und Industriemuseum Augsburg(tim) zeigt in seinem Foyernoch<br />
bis Sonntag, 12.April, die Ausstellung „Deine Blickefliehen -Stickbilder von Victoria Martini“.<br />
Augsburg. Die Künstlerin<br />
Victoria Martini setzt mit ihren<br />
gestickten Textilbildern einen<br />
künstlerischen Kontrapunkt zu<br />
einer hastig beschleunigten<br />
Moderne. Dabei entstehen<br />
Martinis Bilder zunächst am<br />
Computer. Hier werden die<br />
Splitter vonpolitischen oder sozialkritischen<br />
Themen zusammengesetzt.<br />
Anschließend bestickt<br />
Martinijedes ihrer Bilder.<br />
So erfahren ausgewählte Bildpartien<br />
eine eigene Akzentuierung,<br />
die sich reliefartigvon ihrerUmgebungabheben.<br />
„Victoria Martini gehört zu<br />
den beachtenswerten Vertreterinnen<br />
einer modernen Textilkunst.<br />
Mit ihren Stickbildern<br />
stellt sie die Wahrnehmung des<br />
Betrachters gleichsam auf die<br />
Probe. Denn in der Gegenwart<br />
des digitalen Zeitalters, das unentwegt<br />
eine zuvornie gekannte<br />
Bilderflut produziert, entscheidet<br />
der Mensch oft im<br />
Bruchteil einer Sekunde, obes<br />
sich lohnt, den ersten visuellen<br />
Eindruck weiter zu verfolgen.<br />
Martini experimentiert genau<br />
mit diesem ersten Blickdes Betrachters,<br />
den sie zunächst auf<br />
die falsche Fährte einer idyllischen<br />
Szene oder einer vermeintlich<br />
belanglosen Ikonografie<br />
lockt“, beschreibt Museumsleiter<br />
Karl Borromäus Murr<br />
die Arbeiten.<br />
Dass der flüchtige Schein<br />
trügt,erfährtderjenige, dersich<br />
aufeine tiefereAuseinandersetzung<br />
mit den Stickbildern einlässt.Denn<br />
erst aufden zweiten<br />
Blickgeben dieseihresubtilinszenierten<br />
Kontraste, Brüche<br />
oder Verwerfungen preis. Auch<br />
die Bildmotive - bei Martini<br />
häufigpolitischeoderkulturelle<br />
Themensplitter -stehen in starkem<br />
Gegensatz zu der handwerklichen<br />
Technik des Stickens.<br />
„Gerade die Brüche<br />
zeichnen die genuine künstlerischeQualität<br />
vonVictoriaMartinis<br />
Stickbildern aus. Diese<br />
Werkehalten weit mehr als nur<br />
dem ersten Blick stand“, so<br />
Murr.(cb/pm)<br />
Der Eintritt zuder Sonderausstellung<br />
ist frei. Das Museum<br />
hat Dienstag bis Sonntag von 9<br />
bis18Uhr geöffnet.<br />
Die Stickbilder der Künstlerin Victoria Martini sind noch bis Sonntag, 12.<br />
April, im Rahmen einer Foyerausstellung im tim zu sehen.<br />
Foto:Victoria Martini<br />
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