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Överblick April 2015

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Trauer | Achim<br />

Sterneneltern Achim<br />

Neue Selbsthilfegruppe trifft sich alle zwei Monate im Bürgerzentrum<br />

In einer schweren Stunde<br />

jemanden an der Seite zu<br />

haben, der wirklich nachempfinden<br />

kann, wie es einem<br />

gerade geht, ist eine<br />

unersetzliche Hilfe. Diese<br />

Erfahrung machten Stefanie<br />

Gebers und Kerstin Flato,<br />

die beide kurz nacheinander<br />

ein totes Kind, ein sogenanntes<br />

„Sternenkind“, zur<br />

Welt brachten. Damit auch<br />

andere Betroffene eine solche<br />

Unterstützung erfahren,<br />

gründeten sie nun die<br />

Selbsthilfegruppe „Sterneneltern<br />

Achim“.<br />

„Wir haben damals sehr voneinander<br />

profitiert, denn nachfühlbar<br />

ist so ein Ereignis vermutlich<br />

nur bei eigener Betroffenheit.“, erzählt<br />

Flato. Auch mit praktischen<br />

Tipps stand ihr die Freundin, die<br />

nur wenige Wochen vor ihr die<br />

Fehlgeburt erlitt, zur Seite. Zum<br />

Beispiel mit der Empfehlung,<br />

dass es für das Gedenken und<br />

die Trauerbewältigung hilfreich<br />

sei, Fotos von dem Kind zu haben.<br />

Tabuisiertes Thema<br />

Um auch anderen die Möglichkeit<br />

zu so einem Austausch zu<br />

bieten, luden die beiden öffentlich<br />

zu einem Treffen im November<br />

2014 ein. Die Resonanz war bereits<br />

in Vorfeld sehr groß. „Aber<br />

auch, wenn nur eine von diesem<br />

Schicksal betroffene Person gekommen<br />

wäre, hätte es sich<br />

schon gelohnt für uns“, erzählt<br />

Gebers. Es kamen dann insgesamt<br />

sieben Menschen, bei denen<br />

das Ereignis zum Teil schon<br />

Jahre oder gar Jahrzehnte zurückliegt.<br />

Daran merke man, dass das<br />

Foto: uc<br />

Am 1. März präsentierten Stefanie Gebers (l.) und Kerstin Flato (r.) ihre<br />

Gruppe auf dem Selbsthilfetag in Verden.<br />

Thema immer noch tabuisiert<br />

sei, und wie schwer es vielen<br />

Betroffenen falle, es zu verarbeiten,<br />

so Gebers. Bis vor kurzen<br />

konnten Sternenkinder unter 500<br />

Gramm Gewicht noch nicht einmal<br />

beerdigt werden, sondern<br />

verblieben im Krankenhaus und<br />

wurden dort entsorgt. Dank der<br />

Initiative eines Ehepaares aus<br />

Hessen wurde diese Regelung<br />

aufgehoben. Heute können die<br />

Eltern selbst entscheiden, ob sie<br />

ihr Sternenkind beerdigen möchten.<br />

Mutterschutz und Nachsorge<br />

werden nicht gewährt<br />

In anderen Punkten, wie dem<br />

Mutterschutz, der Nachsorge<br />

durch eine Hebamme oder der<br />

Ausstellung einer Geburtsurkunde,<br />

gilt die 500­Gramm­Grenze<br />

jedoch weiterhin. Aus Sicht von<br />

Gebers und Flato ein Unding,<br />

durch das den Sterneneltern, neben<br />

der sowieso schon bestehenden<br />

Tabuisierung des Themas,<br />

noch zusätzlich die Anerkennung<br />

verwehrt werde. Ihnen liegt deshalb<br />

viel daran, das Thema stärker<br />

in die Öffentlichkeit zu bringen<br />

und für mehr Verständnis für die<br />

Situation der Betroffenen zu sorgen.<br />

Nächstes Treffen am 13. <strong>April</strong><br />

Es wurde beschlossen, das<br />

Treffen fortan regelmäßig an jedem<br />

ersten Montag in geraden<br />

Monaten im Bürgerzentrum<br />

Achim Nord in der Magdeburger<br />

Straße 11 anzubieten. Das<br />

nächste Treffen wird wegen der<br />

Osterfeiertage um eine Woche<br />

auf den 13. <strong>April</strong> verschoben.<br />

Auch Angehörige und Freunde<br />

von Sterneneltern sind willkommen,<br />

denn oft wissen nahestehende<br />

Menschen nicht, wie sie<br />

Betroffenen gegenübertreten und<br />

sie am besten unterstützen können.<br />

Kontakt und weitere Infos:<br />

www.sternenelternachim.jimdo.com<br />

sowie Tel. 04202 / 7650542. (uc)<br />

Ruhefo<br />

Seit Oktober sind Urnenbei<br />

Die Möglichkeit, in der<br />

natürlichen Umgebung<br />

des Waldes beigesetzt zu<br />

werden, ist für immer mehr<br />

Menschen eine würdevolle<br />

Form des Abschieds geworden.<br />

Seit dem 7. Oktober<br />

vergangenen Jahres gibt es<br />

auch in der Gemeinde<br />

Kirchlinteln die Möglichkeit,<br />

sich in einem gewachsenen<br />

Wald unter Bäumen bestatten<br />

zu lassen.<br />

Im Ruheforst Kirchlinteln wird<br />

die Asche der Verstorbenen in<br />

biologisch abbaubaren Urnen in<br />

den Wurzelraum der Waldbäume<br />

eingebracht. Der Charakter des<br />

Waldes bleibt dadurch weitgehend<br />

unverändert. Trägerin des<br />

Ruheforstes ist die Gemeinde<br />

Kirchlinteln, mit dem Betrieb vor<br />

Ort ist die Landwirtschaftskammer<br />

Niedersachsen beauftragt.<br />

Nutzung unabhängig<br />

von der Konfession<br />

Für eine letzte Ruhestätte in<br />

der Natur bietet der Mischwald<br />

des Ruheforstes einen würdigen<br />

Rahmen. Bis in das 19. Jahrhundert<br />

hinein wurde der gemeinschaftlich<br />

bewirtschaftete Wald<br />

zur Schafbeweidung genutzt.<br />

Seither dient er der Holznutzung<br />

im Rahmen einer naturnahen<br />

Bewirtschaftung. Heute ist das<br />

Waldstück geprägt von alten Buchen<br />

und Eichen und durchsetzt<br />

mit vielseitigen Laub­ und Nadelhölzern,<br />

die gemeinsam ein<br />

abwechslungsreiches Waldbild<br />

ergeben.<br />

Der Ruheforst Kirchlinteln<br />

4 <strong>Överblick</strong> ∙ Das Kulturmagazin www.oeverblick.de

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