ForestFinest 01/2015
20 Jahre ForestFinest
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WaldWelt<br />
Ameisen pflanzen den Regenwald von morgen<br />
Foto: Fotolia.com/Antrey<br />
Sechsbeinige Wald- und Weltbewohner beschäftigten<br />
2<strong>01</strong>4 Experten an der Bayerischen Akademie der<br />
Wissenschaften. Sie wollten wissen, wie Insektenstaaten<br />
funktionieren und wie sich Landnutzung und<br />
Klimaveränderung auf sie auswirken. Einige Forscher<br />
berichteten von Ameisen, die Artgenossen überfallen<br />
um sie zu versklaven, von unterirdischer Landwirtschaft<br />
bei Blattschneiderameisen. Andere fanden heraus, wie<br />
Pestizide die Navigation und das Lernverhalten der Bienen<br />
verändern. Ihre Studien helfen die Bedeutung der<br />
sozialen Insekten in einer sich wandelnden Welt zu verstehen.<br />
Nachzulesen sind diese Erkennt nisse in „Rundgespräche<br />
der Kommission für Ökologie, Band 43“, Verlag Dr.<br />
Friedrich Pfeil, ISBN 978-3-89937-179-6. Nicht nur für<br />
Biologen eine spannende Lektüre!<br />
Wie wichtig Ameisen für das Wachsen eines neues Waldes sind, wiesen Wissenschaftler<br />
in den Bergwäldern Boliviens nach. Zwar ist die Erkenntnis, dass<br />
Tiere Baumsamen verbreiten, nicht neu und die Mechanismen dieser sogenannten<br />
sekundären Samen ausbreitung sind bekannt, doch gibt es bislang<br />
kaum Untersuchungen zu ihrer Bedeutung für die Renaturierung entwaldeter<br />
Gebiete. Eine Studie des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungs zentrums<br />
und der Universität Halle-Wittenberg belegt nun die Bedeutung dieser bislang<br />
wenig beachteten Ökosystemfunktion für die Renaturierung von Bergregenwäldern.<br />
Ameisen können diese in Gang setzen und sind sogar besonders wichtig,<br />
weil sie – ganz ihrem Ruf entsprechend – schnell und effektiv arbeiten: „Die<br />
Ameisen kamen innerhalb weniger Stunden und transportierten etwa 60 Prozent<br />
aller angebotenen Samen ab“, berichtet Silvia Gallegos, die Leitautorin der<br />
Studie. 48 Stunden sowie einen Monat nach Anlegen der Depots suchten die<br />
Biologen nach den Samen und fanden mehr als 80 Prozent der abtransportierten<br />
Samen wieder. Bei den meisten Samen hatten die Ameisen den Samenmantel<br />
entfernt. Dadurch reduzierten sie die Gefahr eines Pilzbefalls – und erhöhten<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass die Samen keimten. Die Ameisen entfernten den<br />
Samenmantel oft erst in ihren Nestern oder auf dem Weg dorthin – unter der<br />
schützenden Streuschicht. Die dort abgelegten Samen wurden deshalb seltener<br />
durch Nagetiere oder andere Samenräuber entdeckt und fanden zudem feuchtere<br />
und somit besonders günstige Bedingungen für die Keimung vor. Mehr<br />
Informationen zur Studie finden Sie online:<br />
www.forestfinest.de/go/ameisen-regenwald<br />
Abholzung bedroht Artenvielfalt in Fließgewässern<br />
Die Rodung von Wald verändert die Abflussbedingungen<br />
des Oberflächenwassers und kann sich nega<br />
tiv auf das Vorkommen von Kleinstlebewesen in<br />
Fließgewässern auswirken. Wissenschaftler haben<br />
anhand eines Flusseinzugsgebietes in Südchina<br />
demonstriert, dass der Artenrückgang mit einem<br />
veränderten Wasserhaushalt zusammenhängt,<br />
der aus der Umwand lung von Wald flächen in<br />
Ackerland resultiert. Sie untersuch ten ein Teileinzugsgebiet<br />
eines Flusses und stellten fest, dass beson<br />
ders da, wo der Landnutzungswandel am stärks<br />
ten voranschreitet, Insektenlarven, Schnecken,<br />
Würmer und Egel gefähr det sind. Je mehr Wald abgeholzt<br />
wird, umso mehr Wasser fließt während der<br />
Regen zeit in Flüsse und Bäche ab. „In bewaldeten<br />
Flächen läuft oberflächliches Wasser langsamer und<br />
in gerin geren Mengen ab; ein beachtlicher Teil des<br />
Regenwassers wird von Boden und Bäumen aufgenommen.<br />
Höhere Abflussraten treten allenfalls<br />
in Flussauen auf. Werden die Wälder abgeholzt und<br />
in Felder umgewandelt, nimmt der Oberflächenabfluss<br />
zu“, so Dr. Mathias Kuemmerlen, einer der<br />
Wissenschaftler. Wird hingegen aufgeforstet, treten<br />
gegenteilige Effekte auf. Die Studie finden Sie<br />
online unter www.forestfinest.de/go/wald-wasser<br />
Rodungen ruinieren Flüsse<br />
Mit 1,3 Milliarden Einwohnern ist der Druck in China groß, Flächen in Ackerland umzuwandeln, um<br />
die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen. Dementsprechend liegt das Land, was das Ausmaß<br />
und die Intensität des Landnutzungswandels angeht, im weltweiten Vergleich weit vorne.<br />
Foto: M. Kuemmerlen<br />
12 FF www.forestfinance.de