pdf Download April 2009 - Cockpit
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Space Corner<br />
<strong>2009</strong> –<br />
NASA unter<br />
neuer Administration<br />
Wer am Puls des Schweizer<br />
Weltraumverständnisses<br />
40 Jahre lang Publikumsfragen<br />
beantwortet hat,<br />
«weiss» es: Aus Geld wächst Raumfahrt;<br />
ohne Geld passiert gar nichts. Nichts<br />
ist falscher als das, auch wenn die Banken<br />
bis zum Bankrott dieser Idee mit<br />
dem Slogan warben: «Hier arbeitet Ihr<br />
Geld!». Wer sich in Vorträgen nach Beobachtungen<br />
in der realen Welt gar darüber<br />
mokierte, galt als Ausserirdischer.<br />
Dabei hat das Beispiel Russland genau<br />
das Gegenteil gezeigt. Als nach dem Zusammenbruch<br />
des Kommunismus bald<br />
einmal keine Löhne an die Ingenieure<br />
mehr bezahlt wurden, nutzten einige<br />
von ihnen die Gelegenheit, in den Westen<br />
abzuwandern, aber so viele, wie das<br />
System beschäftigen konnte, blieben immer<br />
noch. Aus Stolz über den angesehenen<br />
Job in der Familie wurden sie von<br />
ihren Verwandten buchstäblich «durchgefüttert».<br />
Gute Ideen, Arbeitsbereitschaft<br />
und Visionen verschwinden nicht<br />
plötzlich aus dem Gehirn, wenn dieses<br />
nicht gerade infolge von Hunger unterzuckert<br />
ist, und mit Geld lassen sich umgekehrt<br />
auch nicht einfach Innovationen<br />
aus Beamtenköpfen statt aus Pionieren<br />
hervorzaubern.<br />
So hat auch die russische Raumfahrt<br />
nach der «Wende» beim Jahrzehnte<br />
lang geförderten militärischen Rückgrat<br />
mit Zehntausenden von Ingenieuren<br />
nicht zu existieren aufgehört. Drei weitere<br />
asiatische Nationen zeigten ebenfalls,<br />
dass die Verfügbarkeit von Geld<br />
keineswegs der wichtigste Faktor für<br />
technologische Potenz ist, zumindest im<br />
Weltraumprogramm und fern der Unterhaltungselektronik.<br />
Bei den wichtigsten<br />
Teilen von Raketen lassen sich<br />
nämlich weder ganze Systeme kopieren<br />
noch Komponenten importieren. So<br />
16<br />
4/<strong>2009</strong><br />
Dr. Bruno Stanek<br />
Eine Analyse von Korrespondenz unter Raumfahrt-Interessierten in aller<br />
Welt zeigt: Die grosse Frage ist momentan, ob der neue US-Präsident<br />
genügend Verständnis für die Aerospace-Industrie aufbringt und<br />
insbesondere die grossen Weltraum-Ziele seines Vorgängers nicht<br />
aus den Augen verliert. Derzeit sieht es gut aus, obwohl vor allem europäische<br />
Kommentatoren als Extrapolation ihrer eigenen Negativberichterstattung<br />
Abbau erwartet hatten. In diesem Jahr herrscht «Business<br />
as usual», geplante wissenschaftliche Satelliten warten auf ihren<br />
Abschuss, die ISS wird trotz aller Vorsicht beim Betrieb der alternden<br />
Shuttle-Flotte fertig gebaut, die bemannte kleine Ares-I-Mondraketenversion<br />
erwartet im Juli ihren Erstfl ug und nicht einmal auf einen weiteren<br />
Servicefl ug zum Hubble-Weltraumteleskop wird verzichtet.<br />
tat sich Japan beim Aufbau zuverlässiger<br />
Trägerraketen eher schwerer als<br />
Indien und China, wo sich die allerbesten<br />
Entwicklungsingenieure aus einem<br />
enormen Pool von ebenso qualifi zierten<br />
wie (noch) anspruchslosen Kandidaten<br />
auswählen lassen.<br />
Während Jahren war es in Luftfahrtzeitschriften<br />
ein Dauerbrenner, dass lebenslang<br />
dienende Ingenieure ihren jungen<br />
Kollegen rieten, das Gebiet zu verlassen,<br />
so lange der verantwortungsloseste Finanzanalyst<br />
mit mangelnder Schulbildung<br />
ein Mehrfaches von Absolventen<br />
der Polytechniken verdienen würde. Es<br />
scheint, dass diese Zeiten langsam vorbei<br />
gehen. Dies trotz der Erfahrung früherer<br />
Zivilisationen, dass sich Schlendrian nur<br />
sehr schwer umkehren lässt.<br />
So wurde von Weltraumanalysten mit<br />
Hoffnung aufgenommen, dass ein Teil<br />
der Mittel für Konjunkturprogramme in<br />
den USA auch in die NASA fl iessen soll.<br />
Einerseits, weil hier ständig mit jährlich<br />
inzwischen 18 Milliarden Dollar ein<br />
enormer Nutzen für die Volkswirtschaft<br />
generiert wird, anderseits, weil derzeit<br />
einige Programme nur 10 Prozent unterfi<br />
nanziert sind und bei einer Weiterführung<br />
statt Streichung ein grosser Vorteil<br />
für die USA erwächst. Dort hat man die<br />
Probleme bei uns in Europa durchaus zur<br />
Kenntnis genommen, wo das Parlament<br />
eines einzigen Landes wegen etwas Un-<br />
Bild: NASA GSFC<br />
Bild: NASA