Ebenfurther Stadtnachrichten - Stadtgemeinde Ebenfurth
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<strong><strong>Ebenfurth</strong>er</strong> <strong>Stadtnachrichten</strong><br />
Bärbel Langer - „Schlossherrin in Ruhe“<br />
Eine Laudatio und fast eine <strong><strong>Ebenfurth</strong>er</strong> Liebeserklärung<br />
Große Dinge geschehen oft unbeachtet.<br />
Ihre Bedeutung muss oft in<br />
die Öffentlichkeit „gezerrt“ werden.<br />
Meist werden populistische Trommeln<br />
für Nichtigkeiten gerührt; dem<br />
Nachhaltigen wird die Bühne verstellt.<br />
Als wir im Jahre 2000 eine zierliche<br />
Dame als künftige Schlossbesitzerin<br />
kennen lernten, waren wir<br />
eher skeptisch, dass sie sich dieser<br />
schier unüberschaubaren Last<br />
annehmen würde können. Sie sei<br />
„verliebt“ in dieses Schloss, erklärte<br />
sie uns. Später glaubten wir es ihr<br />
auch tatsächlich, da es der schier<br />
unfassbaren Realität entsprach. Mit<br />
Unbekümmertheit und überzeugendem<br />
Schwung begann sie ihr Rettungsprojekt.<br />
Bärbel Langer ist es zu<br />
verdanken, dass die unendliche Geschichte<br />
der Schlosssanierungssuche<br />
ein Ende fand – konkrete Maßnahmen<br />
waren zu setzen. Bärbel<br />
Langer kaufte das Versteigerungsobjekt<br />
vom Verhandlungstisch weg,<br />
akzeptierte die drohenden Auflagen,<br />
war besessen, „verliebt“, hatte wenig<br />
Geld aber ein überzeugendes<br />
Charisma.<br />
Sprach man mit ihr, fielen einem unwillkürlich<br />
die Worte ein:<br />
„Schaut die Lilien auf dem Feld an,<br />
wie sie wachsen, sie arbeiten nicht,<br />
sie spinnen nicht...So wird euch das<br />
alles zufallen. Darum sorgt nicht für<br />
morgen, der morgige Tag wird für<br />
das seine sorgen. Es ist genug, dass<br />
jeder Tag seine eigene Plage hat.“<br />
Sie erinnern sich noch? 1979 wurde<br />
Schloss <strong>Ebenfurth</strong> aus dem Besitz<br />
der Familie Suttner herausgelöst<br />
und an Herrn Dr. Liebleitner verkauft.<br />
Das Bundesdenkmalamt drängte auf<br />
die Sanierung des akut gefährdeten<br />
Schlosses. In der Gemeinde gab es<br />
außer realitätsfernen Vorstellungen<br />
keine Konzepte zur Rettung. Das<br />
Warten auf einen „reichen Amerikaner“<br />
oder einen „Lottogewinn“ erfüllte<br />
sich nicht.<br />
Der damalige Bürgermeister Hofer<br />
und sein Nachfolger Karl Dittrt konnten<br />
von uns Engagierten überzeugt<br />
werden, dass mit mühevollen Wegen<br />
und rechtlichen Maßnahmen, die<br />
Rettung das Schlosses vielleicht zu<br />
bewerkstelligen sei. Verschlungene<br />
Verhandlungswege, unermüdliche<br />
Diskussionen und akribisch geführte<br />
Rechtsverfahren waren unsere Strategie.<br />
Als damals Bürgermeister Karl<br />
Dittrt die Bezirkshauptmannschaft<br />
verständigte, dass alle behördlichen<br />
Auflagen unerfüllt geblieben waren<br />
und Gefahr im Verzug sei, war die<br />
Versteigerung des Objektes vorprogrammiert.<br />
Im Jahre 2000 erwarb<br />
im Versteigerungsverfahren Frau<br />
Bärbel Langer das Schloss. Mit Engagement,<br />
Überzeugungsarbeit und<br />
Beharrlichkeit begann sie in den<br />
kommenden Jahren das Schloss<br />
<strong>Ebenfurth</strong> vor dem Verfall zu retten.<br />
Groß angelegte Sanierungsmaßnahmen<br />
wurden ab 2002 in Angriff<br />
genommen.<br />
Bärbel Langer agierte als Schlossmanagerin<br />
und koordinierte sämtliche<br />
Maßnahmen neben ihrem Beruf.<br />
Der Verfall und die Devastierung des<br />
Schlosses waren nach Jahren endlich<br />
gestoppt. Generalsaniert wurde<br />
der Nordtrakt, der akut einzubrechen<br />
drohte. Dachdeckung, Entwässerungen,<br />
Kanäle, Brücken, Kamine, und<br />
neue Leitungen sind nur Teile von<br />
Maßnahmen, die durchgeführt wurden.<br />
Mit dem neuen Dachstuhl und<br />
der Deckung der Türme zeigte sich<br />
das Schloss in seiner alten Würde.<br />
Teilweise wurden sogar Fenster und<br />
Türen wieder eingebaut. Ein Verein<br />
zur Schlossrettung half bloß ideell.<br />
Das Schloss konnte der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht werden. Bei<br />
zahlreichen Führungen, Konzerten,<br />
Flohmärkten und Ausstellungen war<br />
die Bevölkerung eingebunden und<br />
hatte Zugang zum Schloss. Bärbel<br />
Langer konnte ihren Rettungserfolg<br />
genießen.<br />
Bärbel Langer<br />
<strong>Ebenfurth</strong> wird dich vermissen!<br />
Doch war auch die Zeit des Engagemements<br />
begrenzt. Die Last<br />
des Zerstörten, der Verfalls über<br />
Jahrzehnte, die Sorge um Gelder,<br />
Subventionen und Kredite, der oft<br />
notwendig kämpferische Aufbruch<br />
und Rückschläge bis in den persönlichen<br />
Bereich schlugen Kerben in<br />
das Leben einer Engagierten. Familienleben<br />
und auch die eigene Ruhe<br />
sind nun zu gestalten, fordern neue<br />
Wege.<br />
Das Schloss ist vorerst gerettet, die<br />
ersten Schritte wurden durch Bärbel<br />
Langer gesetzt. Neues kann weitergeführt<br />
werden. Ein Rückzug in ein<br />
Privatleben ohne Schlossmanagement<br />
soll ein neuer Abschnitt im<br />
Leben von Bärbel Langer werden.<br />
Dein ungebrochener, „jugendlicher“<br />
Schwung in den Jahren der Sanierung<br />
und der gemeinsame Weg zur<br />
Rettung unseres Schlosses ist nicht<br />
vergessen.<br />
Schloss <strong>Ebenfurth</strong> trat schon längst<br />
aus der Welt des Feudalismus heraus<br />
in unser Jahrhundert; der Mythos<br />
des Adels ist mehr und mehr<br />
geschwunden. Schlosseigentümer<br />
des 21. Jahrhunderts sind keine<br />
„Schlossherren“ mehr, sie können<br />
nicht mehr auf eine „höhere Geburt“<br />
pochen.<br />
Sie werden alleine am Engagement<br />
für unser einzigartiges, gemeinsames<br />
Kulturgut gemessen. In diesem<br />
Sinne hat Bärbel Langer mit ihrem<br />
Idealismus bei begrenzten finanziellen<br />
Mitteln einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Schlossgeschichte geleistet.<br />
Dafür müssen wir ihr dankbar sein.<br />
A. Philapitsch<br />
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