Das Stadtmagazin
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Alltagsgeschichten<br />
21<br />
Einfach mal Kind sein<br />
„Mama. Mama!!!“ Ich werde von den Rufen<br />
meines Sohnes Viyan (9) unsanft aus meinen<br />
Gedanken gerissen.<br />
„Ja“? Er fragt: „Darf ich jetzt nach draußen?<br />
Meine Hausaufgaben habe ich fertig!“<br />
„Noch nicht mein Schatz, erst müssen wir<br />
noch für Musik lernen.“ Mein Kind verdreht<br />
die Augen und lässt sich seufzend wieder in<br />
den Stuhl fallen.<br />
Mittlerweile ist es 15:30 Uhr und immer<br />
noch kein Ende in Sicht. Für Musik muss gelernt<br />
werden und auch eine Vorgangsbeschreibung<br />
für das Backen von Crêpe steht<br />
auf dem Plan. Ich bitte Viyan die Mappe einmal<br />
in Ruhe durchzulesen, „und dann schauen<br />
wir mal.“<br />
Keine fünf Minuten später: „Mama, darf ich<br />
jetzt? Ich habe zu Ende gelesen.“ Es tut mir so<br />
leid, ihm sagen zu müssen, dass ich ihn erst<br />
abfragen möchte, aber es muss sein. Mein<br />
Sohn ist sauer und wird immer unruhiger,<br />
denn draußen scheint die Sonne, und genau<br />
da will er sein, sollte er auch sein können.<br />
Vor diesem Hintergrund entpuppt sich die<br />
Abfragung natürlich als reine Katastrophe, da<br />
Viyan unkonzentriert ist und quengelig, also<br />
meckert er die ganze Zeit rum.<br />
Seine Rettung, sein Freund Jan-Luca klingelt<br />
an der Tür. Wir wollen zusammen die Crêpe<br />
genau nach Vorgangsbeschreibung machen.<br />
Aber: „Bitte, bitte, dürfen wir erst noch Fußball<br />
spielen?“ Ich gebe nach: „Ok, aber nur<br />
eine halbe Stunde!“<br />
Mit einem Wecker ausgestattet mache ich<br />
den Jungs klar, dass wir noch einiges vorhaben.<br />
Deshalb gibt´s eine halbe Stunde „Ausgang“,<br />
mehr leider nicht. Denn die Crêpes,<br />
die wir backen wollen, machen sich nicht von<br />
alleine.<br />
In der halben Stunde, in der die Jungs Fußball<br />
spielen, sehe ich zu, dass ich das Haus<br />
einigermaßen sauber halte, weit komm ich<br />
nicht, denn was ist schon eine halbe Stunde.<br />
Für einen kurzen Moment schaue ich<br />
nach draußen zu den Kindern, wie sie unbeschwert<br />
miteinander spielen. Es ist ein schöner<br />
Moment, der Himmel ist blau, die ersten<br />
Frühblüher strecken ihre Köpfe aus den Boden<br />
und ein angenehmer Duft hängt in der<br />
Luft. Sofort denke ich an meine Kindheit, wie<br />
schön doch damals alles war. Wir waren den<br />
ganzen Tag draußen, keine Siedlung oder<br />
Straße war vor uns sicher. Jeden Winkel in der<br />
Stadt kannten wir in- und auswendig, denn<br />
wir hatten damals Zeit zu spielen, mussten<br />
nicht so endlos viele Schulpflichten erfüllen.<br />
V. li.: Viyan und seine Mama Siki Mutlu,<br />
daneben Viyans Freund Jan-Luca<br />
Doch was soll´s, wir leben im Heute.<br />
Schweren Herzens rufe ich die Kinder<br />
wieder ins Haus, mit viel Gebrüll und Protesten<br />
schaffen wir es dann doch, gegen<br />
16:45 Uhr anzufangen. Anfangs waren<br />
die Jungs total motiviert, haben aktiv<br />
beim Zubereiten des Teiges mitgemacht,<br />
aber als es dann darum ging, den gemachten<br />
Vorgang aufzuschreiben, brach<br />
wieder alles in sich zusammen. Mit Mühe<br />
und Not waren wir dann gegen 18:00<br />
Uhr endlich fertig, im wahrsten Sinne<br />
des Wortes.<br />
Nach dem Abendbrot und dem Zurechtmachen<br />
für´s Bett war der Tag allerdings<br />
noch nicht zu Ende. Viyan musste<br />
ja noch für die Musikarbeit lernen, die<br />
am nächsten Tag geschrieben wird. Ich<br />
lasse alles stehen und liegen, setze mich<br />
zu meinem Kind und stelle ihm ein paar<br />
der wichtigsten Fragen zum Thema. Um<br />
20:00 Uhr lasse ich ihn dann endlich zur<br />
Ruhe kommen und schlafen.<br />
Kaum habe ich das Zimmer verlassen,<br />
ist er auch schon eingeschlafen. Mein<br />
Blick ruht auf ihm und ich stelle mir die<br />
Frage „Ob es ihm gut geht?“ „Ob er überhaupt<br />
glücklich ist?“<br />
Wird er später auch eine tolle Erinnerung<br />
an seine Kindheit haben? Wir setzen<br />
unsere Kinder täglich so viel Druck<br />
und so vielen Erwartungen aus, aber ich<br />
frage mich manchmal, ob das alles richtig<br />
ist. Früher habe ich die Schulferien<br />
belächelt „wer braucht soviel Freizeit“<br />
jetzt kann ich es sehr gut verstehen und<br />
freue mich mit den Kindern auf die Ferien,<br />
denn in den Ferien können sie endlich<br />
wieder KINDER sein.<br />
Sikiriya Mutlu<br />
Biergarten<br />
Wir eröffnen am 1. Mai<br />
unseren Biergarten<br />
mit Musik und Grillen<br />
14. Mai 2015<br />
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