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12-1 Christliche Ethik.pdf - Sapientia

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(4) Quellen christlicher <strong>Ethik</strong>:<br />

• Natürliches Sittengesetz: mithilfe der Vernunft aus der natürl. Ordnung der Schöpfung zu erkennen (vgl. Goldene Regel)<br />

• Vernunft: Verstand, Erfahrung, wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

• Offenbarung: Bibel (AT, NT) → interpretationsbedürftig (direkte und indirekte Stellen)<br />

⇒ kirchliches Lehramt (Papst, Bischöfe, Beauftragte) formuliert Richtlinien für ethisches Handeln<br />

• der Gläubige orientiert sich, bildet sein Gewissen, handelt<br />

→ Im Zweifel ist das Gewissen in sittlichen Entscheidungen die letztverbindliche Norm!<br />

(5) Gewissen:<br />

• jeder Mensch hat Gewissen (Röm 2,14f.), von Gott gegeben (Gaudium et spes, Art. 16) → Pflicht: es lebenslang zu bilden<br />

• Gewissensbildung: - Kindliches Gewissen: Orientierung an Lohn und Strafe<br />

- Autoritäres Gewissen: Orientierung an Autoritäten (Was ge-/missfällt?)<br />

- Mündiges Gewissen: Orientierung an internalisierten Werten<br />

- <strong>Christliche</strong>s Gewissen: Orientierung bewusst an christlichen Wertmaßstäben<br />

• Gewissensentscheidung: - Analyse der konkreten Situation (Vernunft)<br />

- Zuordnung zu Normen, Gesetzen, Geboten, ethischen Werten<br />

- für Christen: insbesondere Dekalog und Bergpredigt<br />

- Entscheidung (für das kleinere Übel)<br />

(6) Dekalog:<br />

• Einleitungssatz: „Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ (Ex 20,2)<br />

→ Weisungen: barmherzige Zuwendung Gottes, echte Freiheitsperspektive, „Gottes in Gebote des Lebens gefasste Liebe“<br />

I. Monotheismus: „Du darfst an mich glauben – nicht: du musst!“; andere Götter können auch Dinge im Alltag sein<br />

II. Namen Gottes nicht missbrauchen: unter Berufung auf Gott Macht über Menschen gewinnen wollen<br />

III. Sabbat heiligen: Mensch muss Alltag beherrschen (nicht umgekehrt) → Abstand gewinnen, zur Ruhe kommen<br />

IV. Eltern ehren: an erwachsene Kinder betagter Eltern gerichtet → Schutz der Älteren (Schwächeren), Alterssicherung<br />

V. nicht töten: Verbot der Blutrache, Auftrag einer geordneten Justiz, Schutz des Einzelnen/der Menschenwürde<br />

VI. nicht ehebrechen: beginnt mit Vertrauensbruch, fehlender Zuwendung, Lügen; Schutz der Familie + Kinder<br />

VII. nicht stehlen: Schutz der Armen vor Übervorteilung der Reichen; Eigentum verpflichtet; Menschenhandel<br />

VIII. nicht falsch aussagen: Schutz der Wahrhaftigkeit, Informationsfreiheit, Vertrauen<br />

IX./X. nicht begehren deines Nächsten Frau/Hab und Gut: Schutz des sozialen Friedens, Verbot des Begehrens (als<br />

bewusstes Planen), Aufruf zur Gewissensbildung (Neid als Triebfeder allen Übels)<br />

⇒ „Du hast das (ewige) Leben, also handle danach!“: Gabe → Aufgabe; Indikativ → Imperativ<br />

(7) Bergpredigt (Mt 5,1 – 7,28):<br />

• vorher: Jesu Stammbaum, Kindheit, Jugend, Wirken in Galiläa (erstes öffentliches Auftreten, Berufung der Jünger)<br />

• Berg: szenischer Rahmen (keine Verortung an real existierenden Ort) → Übergabe des Dekalogs an Mose am Berg Sinai<br />

• 5,3-<strong>12</strong>: Seligpreisungen → neue Wertmaßstäbe (Demut, Gerechtigkeitssuche, Barmherzigkeit, Friedensstiftung)<br />

• 5,13-15: neue Selbstverständnisse („Licht der Welt“, „Salz der Erde“)<br />

• 5,16-48: neues Gesetzesverständnis (Antithesen) → inhaltlich keine neuen Gesetze, sondern deren Erfüllung<br />

• 6,25-34: neuer Lebensstil (Gelassenheit)<br />

⇒ Ergebnis (7,1-29): neue Gerechtigkeit (Aufruf zur Entscheidung für den Weg Gottes, der zum Leben führt)<br />

• erneut szenischer Rahmen: Jesus steigt vom Berg herunter → lebt neue <strong>Ethik</strong> vor (Prüfungssituationen) → Bestätigung<br />

• Jesu Sicht des AT: Geltung, aber Übertragung/Anpassung (Gegensatz: Pharisäer → strikte Auslegung, Gesetzescharakter)<br />

• Freiheit als Geschenk Gottes (Indikativ) → Nächsten- und Feindesliebe (5,43-48) (Imperativ)<br />

• Augustinus: „Ama et fac quod vis!“ („Liebe und dann tue, was du willst!“)<br />

• Anwendung von Jesu Programm: Gleichnisse: z.B. verlorener Sohn (Lk 15,11-32), barmherziger Samariter (Lk 10,25-37)<br />

(8) Ethische Letztbegründung:<br />

• invocatio dei: Präambel GG („Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“), Unabhängigkeitserklärung<br />

der USA („all men […] are endowed by their Creator with certain unalienable Rights“); nicht: EU-Verfassung<br />

• Hugo Grotius: Das durch die Vernunft gefundene Naturrecht würde auch dann gelten, wenn es keinen Gott gäbe.<br />

• Harmonie zwischen: Gott – ich – du → ohne Gott: Normen neu definiert (Bezugspunkt fehlt)<br />

(9) Menschenrechte:<br />

• Kategorien: Liberale Freiheitsrechte, Politische Teilnahmerechte, Soziale Teilhaberechte<br />

• Menschenwürde ergibt sich aus dem Schöpfungsauftrag bzw. der Ebenbildlichkeit Gottes (Gen 1,27-28)<br />

• Menschenrechtserklärung (1948): Grundlagen (Würde) → Konsequenzen (Anerkennung, Schaffung einer positiven Welt)

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