Stafette Umstellung auf Tagesschule war die Rettung Die im letzten Schulblatt vorgestellte altersdurchmischte Primarschule Halbwies in Volketswil gibt den Stab weiter an die öffentliche abc-Tagesschule Adlikon. Text: Charlotte Spindler Fotos/Collage: Marion Nitsch
Steckbrief: 16 Kinder von der 1. bis zur 4. Klasse besuchen die abc-Tagesschule Adlikon und sitzen im gleichen Klassenzimmer. Zwei Lehrerinnen teilen sich 110 Stellenprozente. Zwei neu zugezogene Kinder werden derzeit in Deutsch als Zweitsprache unterrichtet. Die Leiterin der Tagesschule, Vanessa Pedrotta, führt gleichzeitig das Schulsekretariat. Lage: Zur politischen Gemeinde Adlikon, die im Zürcher Weinland liegt und knapp 600 Einwohnerinnen und Einwohner zählt, gehören auch die Dorfteile Dätwil und Niederwil. Kinder aus dem Dorfteil Adlikon besuchen den Kindergarten im benachbarten Dorf Humlikon, ihnen steht ein Schulbus zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klasse gehen ebenfalls nach Humlikon, sie haben jedoch die Möglichkeit, das Tagesschulangebot weiterhin zu nutzen. Entstehung: Die abc-Tagesschule entstand vor zehn Jahren auf Wunsch der Bevölkerung; das Projekt wurde an einer Schulgemeindeversammlung genehmigt. Nachdem die Schülerzahl das Minimum von 14 Kindern nicht mehr erreicht hatte, drohte der Schule die Schliessung. Mit der Gründung der Tagesschule kamen rasch auswärtige Kinder hinzu. Verändert wurde: Das hübsche alte Dorfschulhaus wurde für die Bedürfnisse der Tagesschule umgebaut. Im Erdgeschoss sind Klassenzimmer und Bibliothek, im 1. Stock der Tagesschulbereich mit Ess- und Aufenthaltsraum, Küche, Aufgaben- und Ruhezimmer. Im Untergeschoss gibts eine Werkstatt und unter dem Dach einen Spielund Bewegungsraum für Schlechtwettertage. Betreuung: Die Tagesschule ist ein freiwilliges Angebot. Sie steht auch Kindern aus umliegenden Gemeinden zur Verfügung und ist täglich von 7 bis 18 Uhr geöffnet. Von 11.45 bis 13.15 Uhr, vor Unterrichtsbeginn und nach Unterrichtsschluss ist Betreuungszeit. Die fünf Kinder, die von umliegenden Gemeinden kommen, sind die ganze Woche in der Tagesschule, die Kinder aus Adlikon zum Teil die ganze Woche, tageweise oder gar nicht. Eine Köchin bereitet jeden Tag aus frischen Zutaten das Mittagessen zu, sie hilft auch während der Frühstücks- und der Mittagspause. In der Regel sind am Mittag und am Nachmittag zwei Personen für die Betreuung da. Zusammenarbeit mit Eltern: Die meisten bringen ihre Kinder morgens zur Schule und holen sie abends ab. «So sehen wir die Eltern täglich und haben einen engen Austausch», sagt Vanessa Pedrotta. «Im Tagesschulbetrieb sind die Eltern nicht involviert, aber wenn wir einen Anlass, zum Beispiel ein Festchen, organisieren, helfen viele gerne mit.» Spezialitäten: Während der Ferien bietet die Tagesschule eine Betreuungswoche für Kinder an. Herausforderung: Die Tagesschule ist auf auswärtige Kinder angewiesen. Seit die umlie genden Gemeinden ihr Hortangebot ausgebaut haben, sei die Schülerzahl eher rückläufig, erklärt Vanessa Pedrotta. «Wir unternehmen viel, um auswärtige Eltern und Dorfbevölkerung zusammenzubringen, unter anderem Sommerfeste und Räbe liechtliumzüge.» Um Eltern auf das Tagesschulangebot aufmerksam zu machen, hat die Schulleitung ihre Öffentlichkeitsarbeit in den umliegenden Gemeinden intensiviert und auch die Lokalpresse einbezogen. Mit Erfolg: Bereits sind Artikel über die Tagesschule erschienen. Perspektiven: Die rege Bautätigkeit in Adlikon könnte dazu führen, dass neue Bewohnerinnen und Bewohner ins Dorf ziehen. Mehr berufstätige Eltern könnten zur Auslastung der Schule beitragen, hofft Vanessa Pedrotta. • Stafette Das Schulblatt besucht Schulen, die im Unterricht und Schulalltag interessante Wege entwickeln. Die vorgestellte Schule bestimmt, welche Primar- oder Sekundarschule in der kommenden Schulblatt-Ausgabe vorgestellt wird. Die in dieser Ausgabe vorgestellte Schule wünscht sich als Nächstes: eine Spitalschule. «Ich gehe in die dritte Klasse und wohne nicht im Dorf. Meine Mutter geht arbeiten; sie bringt mich morgens zur Schule und holt mich abends ab. Die 5. Klasse werde ich in Humlikon besuchen, dann fahre ich über Mittag mit dem Velo hierhin zum Essen. Das Dorf, in dem ich wohne, ist sehr klein, es hat keine Kinder in meinem Alter. Darum gehe ich gerne in die Tagesschule, da gibt es genügend Kinder zum Spielen. Wir sind oft draussen, fahren Trottinett und Rollerblades. Nach der Schule machen wir Hausaufgaben, zeichnen oder basteln. Am Mittwochnachmittag unternehmen wir etwas Besonderes, gehen zum Beispiel mit Frau Pedrotta ins Hallenbad oder in den Wald. In der Schule sitzen die Grösseren und die Kleineren nicht zusammen, beim Mittagessen schon. Unsere Servietten werden so auf den Tischen verteilt, dass jeden Tag andere nebeneinandersitzen. Manchmal stört es mich ein wenig, dass es während des Essens laut ist.» «Meine 60-Prozent-Stelle an der Tagesschule Adlikon habe ich erst vor Kurzem angetreten, berufsbegleitend studiere ich Soziale Arbeit an der ZHAW. Hier an unserer Schule führe ich das Schulsekretariat und den Be treuungsbereich. Mir gefallen die fami liäre Atmosphäre und die enge Zusammenarbeit im Team wie mit den Eltern. Und es freut mich, dass die Kinder gerne hier sind und abends manchmal am liebsten bleiben würden, wenn die Eltern sie abholen. Schön ist auch, dass wir spontan mit den Kindern in die nahe Natur gehen können. Wir sind eine öffentliche Schule, werden aber manchmal für eine private gehalten, weil für manche der Begriff Tagesschule nach privater Einrichtung tönt. Wenn ein Kind zu uns kommen soll, macht es zuerst einen Schnupperaufenthalt von ein paar Tagen. Kinder mit besonderen Bedürfnissen kön nen wir nur beschränkt aufnehmen, weil wir als kleine Schule wenige Kapazitäten haben.» «In meinem Klassenzimmer sitzen Kinder von der 1. bis zur 4. Klasse. Wir sind eine Mischform von Dorf- und Tagesschule; unser Betrieb ist persönlich und übersichtlich. Ich arbeite jetzt im achten Jahr als Klassenlehrerin hier. Der Unterricht in einer altersmässig so heterogenen Klasse erfordert gute Vorbereitung und Flexibilität. Je nach Fach arbeiten die Kinder nach dem Mehrklassensystem an ihren Aufgaben oder in altersdurchmischten Gruppen. Der Tagesschulalltag hat grosse Vorteile. Ich habe ein 100-Prozent-Pensum, betreue auch die Bibliothek, bin also den ganzen Tag im Haus. Wenn ein Kind bei Hausaufgaben Schwierigkeiten hat, kann es über Mittag oder nach Schulschluss rasch zu mir kommen und sein Anliegen mit mir besprechen. Weil ich oft bis Betreuungsschluss in der Schule bin, können die Eltern und ich spontan miteinander reden. Die enge Zusammenarbeit – auch mit der Behörde – schätze ich sehr.» Schulblatt Kanton Zürich 3/2015 Volksschule 25
- Seite 1 und 2: Kanton Zürich Bildungsdirektion Sc
- Seite 3 und 4: 14 36 Mittelschule 28 Interview Ret
- Seite 5 und 6: Im Lehrerzimmer Sekundarschule Oetw
- Seite 7 und 8: Dagmar Pauli (52), aufgewachsen in
- Seite 9 und 10: Kommentar Die Kommunikationsformen
- Seite 11 und 12: Fokus Facebook, Youtube & Co. Die m
- Seite 13 und 14: Kenji Nakano, 11, 5. Primarklasse S
- Seite 15 und 16: Bajra: Ich würde durchdrehen, wenn
- Seite 17 und 18: Ich möchte mit meiner Klasse Socia
- Seite 19 und 20: für den SO-Vorstand hingegen eine
- Seite 21 und 22: Fredi Peter, 18, Landwirt EFZ, 3. L
- Seite 23: Cornelia Schütz leitet die Schulve
- Seite 27 und 28: In Kürze Schulversuch «Fokus Star
- Seite 29 und 30: Thema wie NaTech ist es wichtig, da
- Seite 31 und 32: Andreas Niklaus, Rektor «Eine neue
- Seite 33 und 34: In Kürze Ausstellung Maturitätsar
- Seite 35 und 36: che. In der betriebsübergreifenden
- Seite 37 und 38: An diesem Morgen musste in der Zahn
- Seite 39 und 40: In Kürze ch Reihe an den Schulen B
- Seite 41 und 42: Amtliches 3/2015 41 Stellungnahme d
- Seite 43 und 44: TP 2 Die Meinungen zum TP 2 gehen s
- Seite 45 und 46: Beitrag zur allgemeinen Hochschulre
- Seite 47 und 48: fachlich begründeten Forderungen a
- Seite 49 und 50: Zeigen Sie Ihre Kraft Bildung Berat
- Seite 51 und 52: Pause im Schulhaus Wettswil. Die Ba
- Seite 53 und 54: Schulinterne Weiterbildungen (SCHIL
- Seite 55 und 56: Certificate of Advanced Studies (CA
- Seite 57 und 58: IV11.15.31 Video: Kamera und Filmsp
- Seite 59 und 60: Tagesschule Eschenmosen Wir suchen
- Seite 61 und 62: Film The Fifth Estate Internet-Akti
- Seite 63 und 64: - Religion und Kultur Die Lehrmitte