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OPTOMETRIE<br />

Wolfgang Cagnolati ,DSc, MS, Duisburg<br />

Die deutsche Augenoptik und<br />

Optometrie im internationalen<br />

Vergle<strong>ich</strong><br />

In der 12er Ausgabe der DOZ des Jahres 2007 erschien<br />

ein bemerkenswerter Aufsatz mit dem Titel „Neu- und<br />

Höherpositionierung des Augenoptikerhandwerks“,<br />

welcher s<strong>ich</strong> basierend auf dem sogenannten Kluth<br />

Gutachten in hervorragender Art und Weise mit der<br />

Situation der deutschen Augenoptik auseinander setzt.<br />

In der gle<strong>ich</strong>en Ausgabe der DOZ ist des Weiteren ein ebenso<br />

bemerkenswertes Gast-Editorial des Präsidenten des<br />

Schweizer Optikverbandes (SOV) zu lesen, in welchem der<br />

Präsident des SOV Christian Stebler die zukünftige Position des<br />

Augenoptikers als „primary eye care provider“ beschreibt.<br />

In seinen Ausführungen verweist der SOV Präsident auf die<br />

ebenfalls in der 12er DOZ publizierten „Freiburger Erklärung“,<br />

in welcher die Präsidenten der augenoptischen Berufsverbände<br />

aus Deutschland, Österre<strong>ich</strong> und der Schweiz, sowie<br />

Repräsentanten der Ausbildungsinstitutionen in erstaunl<strong>ich</strong>er<br />

Klarheit die Kernkompetenzen einer modernen Optometrie<br />

beschreiben.<br />

Für den im Bere<strong>ich</strong> der Berufsentwicklung n<strong>ich</strong>t so versierten<br />

Leser könnte durch diese drei Beiträge schnell der Eindruck<br />

eines totalen Paradigmenwechsel im Bere<strong>ich</strong> der Zielsetzung<br />

und des Selbstverständnisses der deutschsprachigen Augenoptik<br />

und Optometrie entstehen, was aber n<strong>ich</strong>t der Fall ist.<br />

Der vorliegende Aufsatz beschäftigt s<strong>ich</strong> aus diesem Grunde<br />

in komprimierter Form mit der Entwicklung der deutschen<br />

Augenoptik und Optometrie sowie ihrer Positionierung im<br />

Internationalen Vergle<strong>ich</strong>.<br />

■ Historische Entwicklung<br />

Die früheste Äußerung über die Wertschätzung des menschl<strong>ich</strong>en<br />

Auges findet s<strong>ich</strong> in dem Code von Hamurabi, welcher<br />

in Babylon in der Zeit 2067 bis 2025 vor Christi regierte (Hofstetter,<br />

1948).<br />

Das Wort „Optometrie“ wurde erstmalig im Zusammenhang<br />

mit dem optischen Instrument dem „Optometer“ benutzt<br />

(Haffner, 1967); der Jesuitenpriester Christoph Scheiner entwickelte<br />

das erste bekannte Optometer zu Anfang des 17ten<br />

Jahrhunderts.<br />

William Potterfield war der erste, welcher s<strong>ich</strong> in seinen<br />

beiden Abhandlungen „A Treatise on the Eye“ im Jahre1757<br />

(Hofstetter, 1948), unter anderem mit der Anwendung eines<br />

solchen Optometers beschäftigte; er war auch der erste,<br />

welcher die Abwesenheit der Akkommmodation bei einem<br />

aphaken Auge sowie den Zusammenhang von Akkommmodation<br />

und Konvergenz erwähnte.<br />

Im Jahre 1827 quantifizierte Sir Georg Biddell Airy (1801-<br />

1892) seinen eigenen Astigmatismus und instruierte den Optiker<br />

Fuller aus Ipsw<strong>ich</strong>, Linsen zur Korrektion seines Astigmatismus<br />

zu fertigen (Hofstetter, 1948).<br />

Die ersten Zylindergläser wurden in Deutschland (1862) auf<br />

Anregung von A. von Graefe von den Berliner Brillenoptikern<br />

Poetz und Flohr geschliffen (von Rohr, 1934).<br />

Im Jahr 1890 startete Frederick Boyer in den USA mit der<br />

Zeitschrift „The Optician, a journal for the optician and refractionist“;<br />

dieses Journal war lange Zeit die meinungsbildende<br />

Fachzeitschrift der Optometrie in den USA and firmiert heute<br />

unter dem Titel „Review of Optometry“ (Hofstetter, 1948).<br />

Im März 1895 publiziert R. H. Knowles, MD in der ersten<br />

Ausgabe des „The Optical Journal“ eine Arbeit über eine gerade<br />

erschienene Veröffentl<strong>ich</strong>ung des französischen Augenarztes<br />

Landolt und wiederholt und formuliert basierend auf den<br />

Aussagen von Landolt in dessen Arbeit „The Science and Art of<br />

Ocular Refraction as It Relates to the Correction of Visual<br />

Defects“ den folgenden Satz: „Das zur Bestimmung von Sehfehlern<br />

verwendete Instrument wird ein Optometer genannt,<br />

es gehört also zur gle<strong>ich</strong>en Art von Geräten wie der Prüfgläserkasten;<br />

die Wissenschaft von der Verwendung des Gerätes<br />

wird Optometrie genannt“ (Optometry The Profession, 1945<br />

to Jan. 1947).<br />

Im Jahr 1898 wurde die heutige American Optometric Association<br />

(AOA) gegründet, welche zu dieser Zeit aber noch American<br />

Association of Opticians hieß (Hirsch und Wick, 1968).<br />

Auch hiernach nannten s<strong>ich</strong> die n<strong>ich</strong>t medizinischen Refraktionisten<br />

weiterhin Opticians; ab dem Jahr 1903 war die<br />

Trennung zwischen den Refracting Opticians, Dispensing<br />

Opticians dann aber de facto vollzogen und der Präsident der<br />

Gesellschaft Dr. John H. Ellis verwies auf die Notwendigkeit<br />

eines speziellen Namens für die Refracting Opticians; Dr. John<br />

C. Eberhard aus Dayton, Ohio schlug die Beze<strong>ich</strong>nungen<br />

„Optometry“ und „Optometrists“ aufgrund des Vorschlag<br />

des Gründungsmitglieds Dr. Emanuel Klein aus Cincinnati vor<br />

(Optometry, The Profession, 1945 to 1947).<br />

Bis zum Jahr 1901 war die Ausübung der Optometrie in den<br />

USA n<strong>ich</strong>t reguliert. Die ersten Optometristen in den USA<br />

nannten s<strong>ich</strong> „refracting“ oder „examining opticians“<br />

(Woodruff, 2001).<br />

Anfang 1900 existierten nahezu 60 Schulen oder Kurse in<br />

den USA, welche die Refraktion lehrten. Da es innerhalb der<br />

14 DOZ 2-2008


medizinischen Ärzteausbildung anfangs keine Ausbildung im<br />

Bere<strong>ich</strong> der Refraktion und der Verordnung von Sehhilfen gab,<br />

besuchten die angehenden Mediziner die gle<strong>ich</strong>en Kurse wie<br />

die Optometristen.<br />

Zu dieser Zeit konnte s<strong>ich</strong> jeder nach dem Besuch eines<br />

zwei Wochen Kurses im Bere<strong>ich</strong> der Refraktion, Ophthalmometrie<br />

und Skiaskopie (Kosten 25$) Optometrist nennen<br />

(Woodruff. 2001).<br />

Im Jahr 1901 wurde in Minnesota das erste Optometrie Gesetz<br />

verabschiedet und im Jahr 1904 der Terminus Optometrist<br />

für einen refraktionierenden Optiker dann offiziell von der<br />

Association of Opticians angenommen, welche s<strong>ich</strong> ab dem<br />

Jahr 1913 American Optometric Association (AOA) nannte.<br />

In der Zeit von 1901 bis 1924 wurde dann in jedem Staat der<br />

USA ein Optometrie Gesetz erlassen; Columbia war der letzte<br />

Staat mit einer eigenen Optometrie Gesetzgebung (Hofstetter,<br />

1948).<br />

Bis zum Januar 1940 aber genügte zum Beispiel im Staate<br />

Washington als Eingangsvoraussetzung für die Berufszulassungsprüfung<br />

(National Board Examination) immer noch eine<br />

quasi Lehrausbildung (Internship) bei einem praktizierenden<br />

Optometristen (Wolf, 1967).<br />

Eine äußerst interessante Arbeit zur Frage des Unterschiedes<br />

der Optometrie zur Medizin wurde in der März Ausgabe des<br />

Jahres 1910 in der Zeitschrift „The National Jeweler and Optician“<br />

publiziert. (Arrington, 1929). In dieser Arbeit wurde von<br />

der Association of Opticians der fundamentale Unterschied<br />

der Optometrie zur Medizin wie folgt definiert:<br />

• Die Physik ist keine Heilkunde<br />

• Ein Brillenglas ist keine Pille<br />

• Ein Brillenglas behandelt L<strong>ich</strong>t<br />

• Ein Brillenglas behandelt keine Krankheit<br />

• Optometrie ist keine Wissenschaft der Medizin<br />

• Optometrie wurde als Wissenschaft der Optik gegründet<br />

• Optometrie wird n<strong>ich</strong>t an Ausbildungsinstitutionen der Medizin<br />

gelehrt<br />

• Optik wird n<strong>ich</strong>t innerhalb der Satzungen der Medizin erwähnt<br />

• Die Ausübung der Optometrie ist ausdrückl<strong>ich</strong> ausgeklammert<br />

von den Vorschriften der staatl<strong>ich</strong>en Gesetze der Medizin<br />

Im Jahr 1910 startete der erste universitäre zweijährige Ausbildungsgang<br />

in der Optometrie an der Columbia University in<br />

New York.<br />

Im Jahr 1915 erweiterte die Ohio State University die Ausbildung<br />

auf 4 Jahre; erstmalig in den USA erhielten die Absolventen<br />

mit dem Bachelor of Science Abschluss einen akademischer<br />

Grad.<br />

1951 startete die Indiana University mit einem Studiengang,<br />

welcher nach vier Jahren mit dem Berufsdoktorat „Doctor of<br />

Optometry“ (OD) abschloss.<br />

Im Jahr 1953 vergab diese Universität erstmalig den Grad eines<br />

Master of Science (MS) und im Jahr 1955 den ersten Doctor<br />

of Philosophy (PhD) Grad.<br />

Bis zum Jahr 1968 graduierten die amerikanischen Optometristen<br />

je nach Universität als Bachelor of Science (BS) oder<br />

Doctor of Optometry (OD).<br />

Im Jahr 1968 erlangte die University of California, Berkley als<br />

letzte Hochschule der USA mit einem Optometrie Studien-<br />

OPTOMETRIE<br />

gang das Recht zur Vergabe des Doctor of Optometry (OD)<br />

Grades (Gregg, 1965; Woodruff, 2001).<br />

Interessant im Zusammenhang mit der Entwicklung der<br />

amerikanischen Optometrie ist ein Leserbrief des wohl heute<br />

schon legendären ehemaligen Dekan des Optometriestudienganges<br />

der Indiana University Prof. H. W. Hofstetter zu sehen,<br />

welcher in dem Newsletter vom 15.01.1992 der American Optometric<br />

Association (AOA) zu lesen war und auszugsweise<br />

wie folgt lautete:<br />

„Unter Berücks<strong>ich</strong>tigung aller sinnvollen Definitionen waren<br />

Optometristen – einschließl<strong>ich</strong> ihrer verschiedenen anderen<br />

Identitäten in Europa gut etabliert, organisiert und gesetzl<strong>ich</strong><br />

anerkannt, lange ehe die amerikanischen Kolonisten ihre Unabhängigkeit<br />

erklärten. Im rein generischen Sinn kann die Optometrie<br />

sogar noch einige Jahrhunderte früher aufgespürt<br />

werden“ (Gunkel, 1992).<br />

Grundsätzl<strong>ich</strong> können wir also sagen, dass die in den USA<br />

seit Anfang des 20. Jahrhunderts benutzte Berufsbeze<strong>ich</strong>nung<br />

Optometrist ein im Gegensatz zu den anderen Ländern der<br />

Welt ledigl<strong>ich</strong> neuer Terminus für einen refraktionierenden und<br />

Sehhilfen anpassenden Augenoptiker oder Optician war und<br />

ist.<br />

Dies verdeutl<strong>ich</strong>te auch die Definition der Vorgängerorganisation<br />

des heutigen World Council of Optometry (WCO), die<br />

International Optometric and Optical Leage (IOOL),deren früherer<br />

Präsident Georg Giles unseren Beruf wie folgt definierte:<br />

Der Beruf des Optometristen – Ophthalmic Optician – Augenoptikers<br />

ist ein selbständiger, unabhängiger, paramedizinischer<br />

Beruf, wobei paramedizinisch n<strong>ich</strong>t ein Unterordnungs-, sondern<br />

ein „Nebenordnungsverhältnis“ zur Medizin angibt<br />

(Abel,1977).<br />

Die Berufsbeze<strong>ich</strong>nungen Optometrist – Ophthalmic Optician<br />

und Augenoptiker wurden beziehungsweise werden heute<br />

teilweise immer noch synonym benutzt.<br />

Streng genommen ist der Begriff „Optometrist“ n<strong>ich</strong>ts anderes<br />

als die amerikanische Beze<strong>ich</strong>nung eines deutschen „Augenoptikers“<br />

oder früheren englischen „Ophthalmic Opticians“.<br />

Auch die Briten haben näml<strong>ich</strong> noch anlässl<strong>ich</strong> der Vereinigung<br />

der „British Optical Association (BOA), der „Worshipful<br />

Company of Spectacle Makers (SMC)“ und der „Scottish Association<br />

of Opticians (SAO)“ am 23. Februar 1979 den Terminus<br />

„Optometrist“ im Namen der neuen Organisation „The College<br />

WCO Kategorien optometrischer Leistungen<br />

DOZ 2-2008 15


OPTOMETRIE<br />

of Ophthalmic Opticians (Optometrists)“ nur in Klammern benutzt.<br />

Erst nach einem Referendum im September 1985, bei<br />

welchem s<strong>ich</strong> mehr als 60 Prozent der Mitglieder der Vereinigung<br />

für die Berufsbeze<strong>ich</strong>nung „Optometrist“ aussprachen,<br />

wurde dieser Terminus offiziell (Lynch und Cole, 1999).<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang zu sehen, dass die<br />

Berufsbeze<strong>ich</strong>nung „Optometrist“ in Europa am frühesten in<br />

Deutschland für Mitglieder einer fachwissenschaftl<strong>ich</strong>en Organisation<br />

der Augenoptik eingeführt wurde. So benutzte die<br />

1949 gegründete „Deutsche Optometristen<br />

Vereinigung“(DOG), die s<strong>ich</strong> später „Deutsche Gesellschaft für<br />

Optometrie (DGO)“ nannte, and welche dann mit der „Wissenschaftl<strong>ich</strong>en<br />

Gesellschaft für Augenoptik (WVA)“ zur „Wissenschaftl<strong>ich</strong>en<br />

Vereinigung für Augenoptik und Optometrie<br />

(WVAO)“ fusionierte anfangs den Terminus „Optometrist“ in<br />

Wort und Schrift für ihre Mitglieder (DOG/DGO Satzung<br />

1949).<br />

Mehr und mehr hat s<strong>ich</strong> die Berufsbeze<strong>ich</strong>nung „Optometrist“<br />

heute anstelle der alten Beze<strong>ich</strong>nung „Augenoptiker“<br />

oder „Optician“ durchgesetzt. Im Gegensatz hierzu existiert gerade<br />

in den angelsächsischen Ländern seit dem Ende des 19.<br />

Jahrhunderts der Beruf des „Dispensing Optician“, welcher im<br />

Gegensatz zum „Augenoptiker – Ophthalmic Optician – Optometristen“<br />

keine unabhängige/selbständige Refraktionsbestimming<br />

und kein Pathologiescreening ausübt.<br />

■ Internationale Entwicklung der<br />

Optometrie<br />

Berufspraxis<br />

Anlässl<strong>ich</strong> der Jahrestagung der IOOL (des heutigen World<br />

Council of Optometry) 1993 in Ottawa/Kanada, verabschiedete<br />

der internationale Berufsverband der Augenoptiker/Optometristen<br />

mit Zustimmung der deutschen Delegierten von<br />

VDC, WVAO und ZVA das auch heute noch gültige Konzept der<br />

Optometrie, welches wie folgt lautet:<br />

„Die Optometrie ist ein Beruf der Gesundheitspflege,<br />

der autonom, ausgebildet und geregelt (lizensiert/registriert)<br />

ist; Optometristen sind – bezogen auf das Auge<br />

und das visuelle System – Praktiker der primären<br />

Gesundheitsvorsorge, die eine umfassende Augenund<br />

Sehbetreuung bieten. Dies schließt die Refraktionsbestimmung<br />

und die Abgabe von Sehhilfsmitteln<br />

ebenso ein wie die Entdeckung/Diagnose und das Management<br />

von Krankheiten des Auges sowie die<br />

Wiederherstellung der Sehbedingungen.“<br />

Unter anderem hiervon ausgehend hat s<strong>ich</strong> in den letzten<br />

14 Jahren die Ausbildung, die gesetzl<strong>ich</strong>e Regelung und als<br />

Folge hieraus die Berufspraxis innerhalb der Augenoptik/Optometrie<br />

in fast allen Ländern der Welt enorm verändert.<br />

Eine internationale Arbeitsgruppe des World Council of Optometry<br />

(WCO) erarbeitete als Folge dieser Veränderungen im<br />

Jahre 2003 in Dallas/Texas ein auf Kompetenzen basierendes<br />

Konzept der Optometrie, welches im darauf folgenden Jahr offiziell<br />

von den Delegierten des WCO akzeptiert wurde (Wallis,<br />

2004). Hierauf aufbauend gliedern s<strong>ich</strong> die Kompetenzen der<br />

Optometrie wie folgt:<br />

Stadien der Erweiterung der Berufspraxis<br />

1. Optical Technology Services<br />

Management and dispensing of ophthalmic lenses, ophthalmic<br />

frames and other ophthalmic devices that correct defects<br />

of the visual system.<br />

2. Visual Function Services<br />

Optical technology services, furthermore investigation, examination,<br />

measurement, diagnosis and correction/management<br />

of defects of the visual system.<br />

3. Ocular Diagnostic Services<br />

Optical technology services, furthermore visual function services,<br />

furthermore investigation and evaluation of the eye and<br />

adnexa as well as associated systemic factors to detect, diagnose<br />

and manage diseases.<br />

4. Ocular Therapeutic Services<br />

Optical technology services, furthermore visual function services,<br />

furthermore ocular diagnostic services, furthermore use<br />

of pharmaceutical agents and other procedures to manage<br />

ocular conditions/diseases.<br />

Dies berücks<strong>ich</strong>tigend hat der jetzige Vorsitzende des Europäischen<br />

Rates der Optometrie und Optik (ECOO) der Niederländer<br />

Dr. Feike Grit die Entwicklung der Optometrie in und<br />

außerhalb von Europa entsprechend klassifiziert (Abb. 1-3;<br />

Grit, 2007).<br />

Betrachten wir unter diesem Ges<strong>ich</strong>tspunkt die deutsche<br />

Augenoptik/Optometrie, so ist diese entsprechend dem von<br />

Grit, aufbauend auf der WCO Klassifizierung benutzten Boxing<br />

System, in der Box 3 zusammen mit Dänemark, Finnland, Spanien,<br />

Schweden und der Schweiz beheimatet. All diesen Ländern<br />

ist gemein, dass hier zur augenoptisch/optometrischen<br />

Berufsausübung die Kombination von Dispensing – Refraktion<br />

– die Verordnung von Sehhilfen – und das Pathologie Screening<br />

gehören.<br />

Im Gegensatz hierzu ist den Kollegen, welche zu Ländern<br />

der Box 4 gehören, die Diagnose von Augenerkrankungen unter<br />

zu Hilfenahme von diagnostischen Medikamenten erlaubt.<br />

In der zitierten Arbeit von Grit aus dem Jahr 2007 räumt der<br />

jetzige ECOO Präsident dem augenoptisch/optometrischen<br />

Berufsstand in Spanien und Deutschland recht große Chancen<br />

ein, innerhalb der nächsten 5-10 Jahre auch das Recht zum<br />

Einsatz diagnostischer Medikamente zu erlangen.<br />

Weltweit ist zu erkennen, dass die Augenoptik/Optometrie<br />

s<strong>ich</strong> von einem mehr technisch orientiertem Beruf zu einem<br />

Beruf im Gesundheitswesen entwickelt. Der von Christian<br />

Stebler in dem zitierten Gasteditorial benutzte Terminus „Pri-<br />

16 DOZ 2-2008


Das Boxing System der Optometrie<br />

mary Eye Care Provider“, der seit geraumer Zeit innerhalb der<br />

Augenoptik/Optometrie auch in den deutschsprachigen Ländern<br />

Europas für einen hier praktizierenden Augenoptiker/Optometristen<br />

verwand wird, beschreibt diese Entwicklung sehr<br />

präzise.<br />

■ Ausbildung<br />

Die Ausbildung der Optometrie geschieht in der Regel<br />

weltweit an Fachhochschulen und Universitäten. Dies ist für<br />

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Europa unter anderem recht gut der von Baron, Gunkel und<br />

Pawlowski 1994 erstellten Arbeit „Augenoptik/Optometrie in<br />

Europa“ aber auch den Publikationen von Cagnolati (1990,<br />

1992 und 1995) zu entnehmen.<br />

Als Folge der 1999 in Bologna von den Wissenschaftsministern<br />

aus 44 europäischen Ländern verabschiedeten sogenannten<br />

„Bologna Deklaration“, einen einheitl<strong>ich</strong>en europäischen<br />

Hochschulraum unter anderem mit der Einführung<br />

gle<strong>ich</strong>er Hochschulabschlüsse, dem sogenannten Bachelor/Master<br />

System, bis zum Jahr 2009 zu etablieren, entstand<br />

auch für die europäische Augenoptik/Optometrie eine Notwendigkeit,<br />

die Hochschulausbildung zu reformieren und zu<br />

vereinheitl<strong>ich</strong>en.<br />

Basierend auf dem Bachelor/Master System gilt der<br />

mittlerweile an fast allen europäischen Hochschulen der<br />

Augenoptik/Optometrie in naher Zukunft vergebene Bachelor<br />

of Science Grad als die berufl<strong>ich</strong>e Qualifizierung zur Ausübung<br />

der Augenoptik/Optometrie. Der hierauf aufbauender Master<br />

of Science Grad gibt die Mögl<strong>ich</strong>keit der Spezialisierung und ist<br />

die Voraussetzung für eine hiernach mögl<strong>ich</strong>e Promotion. Als<br />

Zeitkorsett gilt für den Bachelor eine Studienzeit zwischen 3<br />

und 3,5 Jahren und für den Master zwischen 1,5 und 2 Jahren,<br />

so dass nach einer Gesamtstudienzeit von 5 Jahren der Mastergrad<br />

erlangt werden kann.<br />

Der zukünftige europäische Optometrist wird also als akademischen<br />

Grad einen Bachelor of Science (BSc) Titel führen.<br />

Das in den angelsächsischen Ländern im Hochschulbere<strong>ich</strong><br />

unbekannte Diplom (z.B. Diplom Ingenieur oder Diplom Che-<br />

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OPTOMETRIE<br />

miker) wird dann mehr und mehr der Vergangenheit angehören.<br />

Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern der Welt lautet<br />

der erste berufsqualifizierende Abschluss der Optometrie in<br />

den USA, Kanada aber auch den Philippinen und Nigeria heute<br />

einheitl<strong>ich</strong> „Doctor of Optometry“ (OD). Dieser akademische<br />

Grad zählt zu den sogenannten Berufsdoktoraten wie<br />

auch der Doctor of Medicine (MD); er ist von einem Forschungsdoktorat<br />

wie zum Beispiel einem Doctor of Philosophy<br />

(PhD) oder einem Doctor of Science (DSc) zu unterscheiden.<br />

Streng genommen ist hiermit der amerikanische OD mit<br />

dem europäischen oder australischen BSc in der Optometrie<br />

vergle<strong>ich</strong>bar.<br />

Zusammenfassend können wir also sagen, dass s<strong>ich</strong> das<br />

Selbstverständnis, die Berufspraxis und die Ausbildung innerhalb<br />

der Optometrie weltweit immer mehr angle<strong>ich</strong>en.<br />

Entscheidend für Europa und die europäische Optometrie<br />

ist die schon beschriebene Bologna Deklaration und das vielerorts<br />

beschriebene Europäische Diplom in der Optometrie,<br />

welches nun schon seit einigen Jahren vom Zentralverband<br />

der Augenoptiker (ZVA) in vorzügl<strong>ich</strong>er Weise verwaltet wird,<br />

und welches ein n<strong>ich</strong>t zu unterschätzender Motor für die Vereinheitl<strong>ich</strong>ung<br />

der Ausbildung der europäischen Ausbildungsinstitutionen<br />

der Augenoptik/Optometrie ist.<br />

■ Deutsche Entwicklung der<br />

Optometrie<br />

Ausbildung<br />

Durch ihre Zugehörigkeit zum Handwerk unterlag die deutsche<br />

Augenoptik schon seit jeher anderen Ausbildungsspezifika<br />

als dies für die meisten anderen Länder der Welt galt.<br />

Dies bedeutete und gilt bis auf den integrierten Studiengang<br />

der Augenoptik in Braunschweig/Wolfenbüttel und die neuen,<br />

mit dem Berufsstand n<strong>ich</strong>t abgestimmten Eingangsvoraussetzungen<br />

an der Hochschule Aalen, eine sogenannte Zweiphasenausbildung,<br />

bestehend aus einer Lehre zum Augenoptikergesellen<br />

und dann, wenn erwünscht, eine höhere Fachausbildung<br />

zum „staatl. approb. Augenoptiker - Diplom Augenoptiker<br />

- staatl. gepr. Augenoptiker - Diplom Ing. (FH) Augenoptik - Diplom<br />

Augenoptiker/Optometrist (FH) - Augenoptikermeister“.<br />

Die Heterogenität deutscher Augenoptikerqualifikationen ist<br />

bedingt durch die in der Handwerksordnung begründete<br />

rechtl<strong>ich</strong>e Mögl<strong>ich</strong>keit zur Ablegung der Meisterprüfung, die<br />

auf unterschiedl<strong>ich</strong>e Weise geschehen kann.<br />

Zwar war den Vordenkern unseres Berufes seit Beginn dieses<br />

Jahrhunderts bewusst, dass nach der Lehrausbildung ein Fachoder<br />

kurzfristig 1927 in Jena ein Fachhochschulstudium mit<br />

dem akademischen Grad eines „Diplom Optikers“ die Grundvoraussetzung<br />

zur Ausübung unseres Berufes sein müsse,<br />

obligatorisch konnte dies aber aufgrund der Zugehörigkeit der<br />

deutschen Augenoptik zum Handwerk n<strong>ich</strong>t werden.<br />

Zum Zeitpunkt der Arbeit „Gedanken zur deutschen Berufsausbildung“<br />

(Cagnolati, 1995) besaßen mehr als 50 Prozent<br />

der Berliner, Kölner und natürl<strong>ich</strong> Aalener Studenten der<br />

Augenoptik ein Fach- beziehungsweise ein Vollabitur; in München<br />

betrug der Prozentsatz 46,89 Prozent; mit Ausnahme der<br />

Aalener Schule, welche ja die erste Fachhochschule mit einem<br />

Augenoptik Studiengang nach dem zweiten Weltkrieg war, hatten<br />

die anderen Schulen den Status von Höheren Fachschulen<br />

oder dem einer Fachakademie.<br />

Heute nun 12 Jahre später bieten 5 Fachhochschulen Augenoptik/Optometriestudiengänge<br />

an, welche mit einem Bachelor<br />

of Science (BSc) Grad abschließen; 3 Fachhochschulen<br />

ermögl<strong>ich</strong>en darüber hinaus postgraduale Aufbaustudiengänge<br />

zum Master of Science (MSc) an (Cagnolati, 2007).<br />

Erstmalig in Deutschland kann ab Herbst 2008 am ZVA Fortbildungszentrum<br />

Dormagen/Knechsteden auch ein Bachelor of<br />

Science Grad in der Optometrie berufsbegleitend über einen<br />

Zeitraum von 4 Jahren erlangt werden (ZVA, 2007).<br />

Unter der Berücks<strong>ich</strong>tigung dieser Entwicklung verwundert<br />

es n<strong>ich</strong>t, dass heute mehr als 70 Prozent des Berufsnachwuchses<br />

die Höhere Fachqualifikation für die Augenoptik/Optometrie<br />

über ein Fachhochschulstudium anstrebt (ZVA,<br />

2007).<br />

Parallel zu dieser Entwicklung haben s<strong>ich</strong> die Inhalte der augenoptischen<br />

Fach/Fachhochschulausbildung mehr als deutl<strong>ich</strong><br />

in R<strong>ich</strong>tung biomedizinischer Ausbildung verändert. Verantwortl<strong>ich</strong><br />

ist hierfür s<strong>ich</strong>erl<strong>ich</strong> das seit 2006 existierende<br />

neue Meisterberufsbild aber vor allem auch die immer stärker<br />

einwirkende Internationalisierung der Ausbildung. Großen Anteil<br />

hieran haben s<strong>ich</strong>erl<strong>ich</strong> einmal das schon erwähnte Europäische<br />

Diplom in der Optometrie aber auch die diesbezügl<strong>ich</strong>en<br />

Erfahrungen, welche viele unserer Studenten innerhalb<br />

ihrer klinischen Praxissemester weltweit gemacht haben. Ein<br />

ebenfalls positives Feedback bewirken die vielen an angelsächsischen<br />

Hochschulen der Optometrie geschriebenen<br />

oder von diesen mitbetreuten Diplomarbeiten unseres Berufsnachwuchses,<br />

wodurch ein Dialog, auch zwischen den Hochschullehrern<br />

der betroffenen Institutionen, ermögl<strong>ich</strong>t wird.<br />

Auch die hierdurch verstärkte Teilnahme der zukünftigen Kollegen<br />

oder unserer Hochschullehrer an internationalen Optometrie-Kongressen<br />

förderte und fördert die Angle<strong>ich</strong>ung internationaler<br />

Ausbildungsstandards der Optometrie, was s<strong>ich</strong> auch<br />

in der deutl<strong>ich</strong>en Zunahme von schon promovierten oder s<strong>ich</strong><br />

in der Phase der Promotion befindl<strong>ich</strong>en deutschen Augenoptiker/Optometristen<br />

widerspiegelt.<br />

Wer s<strong>ich</strong> heute den an der TFH Berlin im Bachelor Studiengang<br />

gelehrten Stoffplan ansieht (TFH Berlin, 2007), dies gilt<br />

auch für andere Ausbildungsinstitutionen, wird diese Veränderung<br />

in der theoretischen und klinischen Ausbildung unserer<br />

Studenten sogle<strong>ich</strong> feststellen.<br />

Unabhängig hiervon aber ermögl<strong>ich</strong>t die zurzeit noch existierende<br />

Zugehörigkeit der deutschen Augenoptik zum Handwerk<br />

die Mögl<strong>ich</strong>keit der Erlangung aller Berufsrechte durch eine<br />

Meisterprüfung, deren Inhalte, bei allem Wohlwollen, aufgrund<br />

der unterschiedl<strong>ich</strong>en Mögl<strong>ich</strong>keiten des Erwerbes n<strong>ich</strong>t<br />

mit denen eines erfolgre<strong>ich</strong> abgeschlossenen Fachhochschulstudiums<br />

zu vergle<strong>ich</strong>en sind.<br />

Diese mögl<strong>ich</strong>e Heterogenität der deutschen Höheren<br />

Fachausbildung ist s<strong>ich</strong>erl<strong>ich</strong> ein großes Problem in der Weiterentwicklung<br />

unseres Berufes zum „Primary Eye Care Provider“,<br />

da hierfür eine mögl<strong>ich</strong>st einheitl<strong>ich</strong>e akademische und<br />

klinische Ausbildung notwendig ist.<br />

Diese ist aber leider n<strong>ich</strong>t, wie im DOZ Aufsatz „Neu- und<br />

Höherpositionierung des Augenoptikerhandwerks“ r<strong>ich</strong>tig<br />

erkannt, innerhalb des Handwerksrahmens mögl<strong>ich</strong>.<br />

18 DOZ 2-2008


Darüber hinaus ist der Gesamtkomplex der klinischen Ausund<br />

Weiterbildung neu zu überdenken, welche in anderen<br />

Ländern für unseren Berufstand deutl<strong>ich</strong> besser geregelt ist.<br />

Während die klinische Ausbildung unserer amerikanischen Kollegen<br />

in ihre vierjährigen Hochschulausbildung integriert ist,<br />

und die Studenten je nach Hochschule zwischen 2000 und<br />

3000 Patienten betreut haben müssen, haben unsere britischen<br />

Kollege nach ihrem 3jährigen Hochschulstudium ein<br />

anschließend 1 jähriges klinisches Jahr vor ihrer Zulassungsprüfung<br />

zu absolvieren, in welchem sie genau protokolliert und<br />

definiert ebenfalls eine vorgegebene Anzahl an Untersuchungen<br />

oder Refraktionen wie auch Kontaktlinsenversorgungen an<br />

realen Patienten durchführen müssen. Hierauf aufbauend<br />

stellte Cagnolati (1995) verschiedene Modelle für die klinische<br />

Ausbildung des deutschen augenoptisch/optometrischen<br />

Berufstandes vor.<br />

Berufspraxis<br />

Die länderspezifische weltweite augenoptisch/optometrische<br />

Berufspraxis ist s<strong>ich</strong>erl<strong>ich</strong> beeinflusst durch die jeweilige<br />

Gesetzgebung, Ausbildung aber vor allem auch durch das<br />

hieraus resultierende Selbstverständnis des Berufstandes und<br />

seiner Mitglieder.<br />

Betrachten wir in diesem Kontext zuerst die angelsächsischen<br />

Länder, so ist in diesen der Optometrist s<strong>ich</strong>erl<strong>ich</strong> der<br />

„Primary Eye Care Provider“. In Europa besitzt der britische<br />

Optometrist die meisten Berufsrechte aber auch die höchste<br />

Verantwortung im Bere<strong>ich</strong> Eye und Vision Care im Vergle<strong>ich</strong> zu<br />

seinen anderen europäischen Kollegen.<br />

Unser britischer Kollege hat das Recht zum Einsatz diagnostischer<br />

und seit kurzem in Verbindung mit einer Zusatzausbildung<br />

auch die Legitimation für den Gebrauch bestimmter therapeutischer<br />

Medikamente; er ist im Zuge des sogenannten<br />

„Eye Test“ gezwungen, alle notwendigen Untersuchungen<br />

durchzuführen, um etwaige krankhafte Zustände am Auge zu<br />

entdecken; wird ihm in diesem Zusammenhang eine fehlende<br />

Sorgfaltspfl<strong>ich</strong>t nachgewiesen, so muss er s<strong>ich</strong> hierfür vor einer<br />

Kontrollkommission verantworten. Interessant vielle<strong>ich</strong>t ist es<br />

zu wissen, dass unsere britischen Kollege die ersten Augenoptiker<br />

waren, welche beginnend mit den 30er Jahren des letzten<br />

Jahrhunderts diagnostische Medikamente einsetzten; die<br />

erste diesbezügl<strong>ich</strong>e berufständische Prüfung wurde 1949<br />

durchgeführt (Mitchell, 1982); dies war 40 Jahre bevor der<br />

Gebrauch diagnostischer Medikamente den amerikanischen<br />

Optometristen in den ersten Staaten der USA gegen Ende der<br />

60er Jahre nach dem historischen New York La Guardia Airport<br />

Treffen im Jahr 1967 erlaubt wurde (Eisenberg, 2005). Mehr<br />

als 90 Prozent aller primären Augenuntersuchungen, werden<br />

heute von den britischen Optometristen durchgeführt.<br />

Die Anzahl der von deutschen Augenoptikern/Optometristen<br />

erfolgten Verordnungen für Sehhilfen hat in den letzten<br />

Jahren erhebl<strong>ich</strong> zugenommen und beträgt mittlerweile<br />

70 Prozent aller erstellten diesbezügl<strong>ich</strong>en Verordnungen.<br />

Parallel hierzu hat s<strong>ich</strong> das augenoptische Selbstverständnis<br />

dahingehend verändert, dass immer mehr Kollegen s<strong>ich</strong> ihrer<br />

gestiegenen optometrischen Verantwortung bewusst sind, so<br />

dass sie im Zuge ihrer optometrischen Tätigkeit vermehrt die<br />

unterschiedl<strong>ich</strong>sten gesundheitsprophylaktischen Überprüfungen<br />

vornehmen; auch die fachwissenschaftl<strong>ich</strong>en Vereinigun-<br />

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gen haben s<strong>ich</strong> dieser Thematik verstärkt angenommen und<br />

bieten ähnl<strong>ich</strong> wie der ZVA über sein Fortbildungszentrum in<br />

Dormagen/Knechtsteden, verstärkt eine qualitativ gute Fortbildung<br />

an.<br />

Auf der anderen Seite ist n<strong>ich</strong>t zu übersehen, dass weiterhin<br />

eine n<strong>ich</strong>t unerhebl<strong>ich</strong>e Anzahl an Augenoptikern reine Augenglasbestimmungen<br />

ohne zusätzl<strong>ich</strong>e Gesundheitsüberprüfungen<br />

durchführen.<br />

Trotz dieser dennoch insgesamt positiven Entwicklungen<br />

wird der Gesamtkomplex „optometrische Augenprüfung“ im<br />

Vergle<strong>ich</strong> zu unseren britischen Kollegen dahingehend vielerorts<br />

noch relativ unstrukturiert durchgeführt, dass es trotz<br />

der recht progressiven „ZVA Arbeitsr<strong>ich</strong>tlinien“ keine herausgegebene<br />

R<strong>ich</strong>tlinie bezügl<strong>ich</strong> der vom Berufstand vorgegebenen<br />

Inhalte einer „vollständigen Augenprüfung“ gibt, die auch<br />

für alle Berufsangehörigen verbindl<strong>ich</strong> ist.<br />

Halten wir uns vor Augen, dass schon 1950 der Vater der<br />

deutschen Optometrie Peter Abel in der Schriftenreihe 1 der<br />

Deutschen Gesellschaft für Optometrie die 15 Abschnitte einer<br />

modernen Refraktionsbestimmung definierte (Abel,<br />

1950), so erkennen wir, wie w<strong>ich</strong>tig anges<strong>ich</strong>ts der aktuellen<br />

Entwicklung der Optometrie in Deutschland eine solche verbindl<strong>ich</strong>e<br />

R<strong>ich</strong>tlinie ist.<br />

Cagnolati B. stellte 2006 auf der Basis der britischen Optometrie<br />

die notwendigen Inhalte einer solchen vollständigen<br />

Augenuntersuchung vor. (Cagnolati, 2006).<br />

Voraussetzung hierfür ist aber eine solide akademische und<br />

klinische Ausbildung. Auch der im DOZ Artikel „Neu- und<br />

Höherpositionierung des Augenoptikerhandwerks“ genannte<br />

zukünftig für die deutsche Augenoptik/Optometrie mögl<strong>ich</strong>e<br />

Komplex des „Monitoring von diagnostizierten Krankheiten“ erfordert<br />

neben einer adäquaten Ausbildung einen berufl<strong>ich</strong>en<br />

Organisationsrahmen, welcher im Handwerk n<strong>ich</strong>t zu realisieren<br />

ist.<br />

Der gravierende Unterschied der deutschen<br />

Augenoptik/Optometrie im Bere<strong>ich</strong> der Berufspraxis zu Großbritannien<br />

besteht in der Institutionalisierung und Einkategorisierung<br />

der dortigen Optometrie in das gesamte Gesundheitswesen<br />

mit klar definierten Aufgaben und Pfl<strong>ich</strong>ten sowohl im<br />

Bere<strong>ich</strong> der Vorsorge, Erkennung und Monitoring von Augenerkrankungen<br />

als auch in dem Gesamtkomplex der Versorgung<br />

mit Sehhilfen unterschiedl<strong>ich</strong>ster Art.<br />

■ Zusammenfassung<br />

Aus gesundheitsökonomischen und ausbildungsspezifischen<br />

Gründen gilt der Augenoptiker/Optometrist heute weltweit<br />

als der primäre Anbieter für augen- und sehspezifische<br />

Fragestellungen.<br />

Aus historisch zu erklärenden Gründen hat s<strong>ich</strong> die Optometrie<br />

in Deutschland zuerst im Gegensatz zu den angelsächsischen,<br />

dann aber auch zu anderen europäischen Ländern<br />

partiell anders entwickelt. Die Synonyme „Optometrist“ beziehungsweise<br />

„Ophthalmic Optician“ für den Begriff „Augenoptiker“<br />

gelten und galten aber immer noch.<br />

Dies galt über lange Zeit ebenfalls auch für die Ausbildung<br />

und für das hieraus resultierende berufl<strong>ich</strong>e Selbstverständnis.<br />

Dies hat s<strong>ich</strong> nun vor allem durch die immer stärkere Internationalisierung<br />

der Ausbildung in den letzten Jahren erhebl<strong>ich</strong><br />

verändert. Reformierte, stärker biomedizinisch ausger<strong>ich</strong>tete<br />

Lehrinhalte unserer Fach(hoch)schulen, das europäische Diplom<br />

in der Optometrie, aber auch technische Veränderungen<br />

haben das Selbstverständnis eines Teiles unserer Berufsangehörigen<br />

beeinflusst und spiegeln s<strong>ich</strong> in einem neuen Selbstbewusstsein<br />

wider.<br />

Parallel hierzu haben s<strong>ich</strong> die Sehanforderungen in unserer<br />

Gesellschaft aufgrund technologischer Notwendigkeiten<br />

enorm verändert; dies zusammen mit einer Zunahme des Lebensalters<br />

der Bevölkerung, verbunden mit der hierdurch bedingten<br />

Zunahme von altersbedingten Augenerkrankungen,<br />

erfordert einen hochqualifizierten, unabhängig organisierten<br />

augenoptisch/optometrischen Berufsstand.<br />

Die hierfür notwendige Qualifikation kann aufgrund der<br />

Komplexität der Inhalte nur auf Hochschulebene vermittelt<br />

werden.<br />

Dies gilt ebenso für die Vereinheitl<strong>ich</strong>ung der klinischen Ausund<br />

Weiterbildung, welche nur in Verbindung mit unseren<br />

Hochschulen zu realisieren ist.<br />

Diese Vereinheitl<strong>ich</strong>ung der für die Weiterentwicklung notwendigen<br />

Ausbildung lässt s<strong>ich</strong> aber innerhalb des Handwerksrechts<br />

n<strong>ich</strong>t realisieren, weshalb schon aus diesem Grunde<br />

eine Neupositionierung unseres Berufes außerhalb des<br />

Handwerks Sinn macht.<br />

Die Ausgestaltung des Augenoptikers als reglementiertes<br />

Gesundheitsgewerbe mit eigenem Kammerwesen würde ein<br />

Fachhochschulstudium als alleinigen Berufszugang neu definieren.<br />

Dies würde mit den Berufsqualifikationen in den meisten<br />

anderen Ländern Europas korrespondieren. In Verbindung<br />

mit einem eigenen Kammerwesen können darüber hinaus berufständische<br />

Fragestellungen eigenständig bearbeitet werden.<br />

Parallel hierzu wird eine solche Höherpositionierung schon<br />

mittelfristig zu einem einheitl<strong>ich</strong>erem Berufsverständnis führen<br />

und den Berufsstand als Ganzen stabilisieren.<br />

Geschieht eine solche Höherpositionierung verbunden mit<br />

einer Vereinheitl<strong>ich</strong>ung der Ausbildung auf Fachhochschulebene<br />

n<strong>ich</strong>t, so entsteht andererseits in der Zukunft die Gefahr<br />

einer Berufsspaltung, da bei der Zunahme unserer Hochschulabsolventen,<br />

diese auf Dauer s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t mit Berufsrechten,<br />

welche auf der Zugehörigkeit zum Handwerk basieren, zufrieden<br />

geben werden.<br />

Zusammenfassend lässt s<strong>ich</strong> sagen, dass s<strong>ich</strong> das von den<br />

Gremien des ZVA verabschiedete Projekt der „Neu- und<br />

Höherpositionierung des Augenoptikerhandwerk“ in der Tradition<br />

der internationalen und nationalen Augenoptik/Optometrie<br />

befindet.<br />

Das Projekt „ Neu- und Höherpositionierung“ besitzt die gle<strong>ich</strong>e<br />

historische Dimension für unseren Beruf, wie die Gründung<br />

des „Centralverband der Inhaber optischer Geschäfte für<br />

Deutschland, Österre<strong>ich</strong>-Ungarn und die Schweiz“ am 23.<br />

März 1905 durch den Dresdener Optiker Bernhard Wassmuth<br />

(Morgenbrod und Merken<strong>ich</strong>, 2001).<br />

Das Projekt „Neu- und Höherpositionierung“ des Zentralverbandes<br />

der Augenoptiker (ZVA) ist infolgedessen eine zeitgemäße<br />

Antwort auf die berufständischen Fragen des 21. Jahrhunderts;<br />

es wird auf Dauer den Berufstand für den notwendigen<br />

Nachwuchs attraktiver machen, er wird das Image des Augenoptiker/Optometristen<br />

Berufes beim Endverbraucher und<br />

20 DOZ 2-2008


allen relevanten staatl<strong>ich</strong>en Institutionen erhöhen und es wird<br />

letztendl<strong>ich</strong> die deutsche Augenoptik/Optometrie im Gesamtkomplex<br />

„Eye and Vision Care“ als den attraktiven und kompetenten<br />

primären Anbieter positionieren.<br />

Anschrift des Autors:<br />

Wolfgang Cagnolati,<br />

DSc*, MS*, MCOptom, FAAO<br />

(*Pennsylvania College of Optometry)<br />

Vice President European Council of Optometry and Optics<br />

(ECOO)<br />

Am Buchenbaum 21<br />

47051 Duisburg<br />

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DOZ-Verlag<br />

Postfach 12 02 01<br />

69065 Heidelberg<br />

Tel: +49(0)62 21-90 5170<br />

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