Jahresbericht 2009/2010 - Sektion Rosenheim
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Tourenberichte<br />
An so einen Winterbeginn wie er mit der<br />
Saison <strong>2009</strong>/<strong>2010</strong> kam, kann ich mich nicht<br />
erinnern: Neuschnee mit Schneehöhen von bis<br />
zu einem Meter – und das mitten im Oktober!<br />
Durch seinen abrupten Einbruch im Herbst<br />
verwirklichte der Winter in diesem Jahr sehr<br />
früh die stillen Hoffnungen und Vorfreuden<br />
aller Skitourenfreunde, was auch bei vielen<br />
von uns eine gewisse operative Hektik der Vorbereitungen<br />
erzeugte. Doch was dann folgte<br />
war weniger schön und ernüchternd: der November<br />
zu warm und nass und vom Dezember<br />
weg bis in den Januar hinein zeigte sich die<br />
Witterung sehr kalt und schneearm! Das hieß<br />
aus Erfahrung nichts Gutes: zeigen doch die<br />
Statistiken und Unfallberichte, dass die schneearmen<br />
und kalten Winter das Gefahrenpotential<br />
und die Risiken der Schneedecke und somit<br />
die Wahrscheinlichkeit eines Lawinenabgangs<br />
deutlich erhöhen. Schuld bzw. ausschlaggebend<br />
ist hierfür das große Temperaturgefälle,<br />
sprich der große Temperaturunterschied, der<br />
entsteht, wenn bei geringer Schneehöhe am<br />
Boden Temperaturen um den Gefrierpunkt,<br />
außerhalb der Schneedecke aber Temperaturen<br />
weit unter Null Grad herrschen. Die Situation<br />
dieses Winters mit seinen ungünstigen<br />
Voraussetzungen galt es in den diesjährigen<br />
Seite 76<br />
Ausbildung Lawinenkunde<br />
Lawinenausbildung<br />
Lawinenausbildungslehrgängen den Teilnehmern<br />
zu vermitteln.<br />
Bereits an den Theorieabenden erhielten die<br />
Teilnehmer ausführliche Informationen über<br />
die klassischen lawinenbildenden Faktoren wie<br />
Schnee, Wetter und Gelände. Trotz oder gerade<br />
wegen der Erneuerung der Lawinenkunde<br />
durch Werner Munter haben diese nichts an<br />
Aktualität und Brisanz verloren. Vielmehr ist<br />
uns allen noch viel deutlicher bewusst gemacht<br />
worden, welchen Stellenwert diese Faktoren in<br />
der Lawinenkunde tatsächlich haben.<br />
Nehmen wir zunächst die Schneedecke, die<br />
heimliche Unbekannte. Trotz intensiver Beobachtung<br />
des Winterverlaufs und somit der Entstehung<br />
der Schneedecke ist es uns in keiner<br />
Situation möglich, diese richtig zu beurteilen.<br />
Selbst wenn wir alle praktischen Möglichkeiten<br />
zur Beurteilung der Schneedecke, wie den altbekannten<br />
Norwegerkeil, den aus neueren Erkenntnissen<br />
heraus entstandenen Schaufeltest<br />
oder den aufwendiger erstellten Rutschblock<br />
hierzu einsetzen, können nur Momentaufnahmen<br />
der Schneedecke aus dem Hier und Jetzt<br />
gemacht werden und sind nur begrenzt auf<br />
den unmittelbaren Ort der Schneedeckenuntersuchung<br />
anzusetzen. Die schier unbegrenzt<br />
möglichen Zustandsformen der Schneedecke<br />
aber, mit ihren ebenso unbegrenzt möglichen<br />
Festigkeitswerten (Isostabilen) gleichen einer<br />
Art Wetterkarte, die sich aus sog. Hot Spots –<br />
das sind Zonen sehr geringer bis großer Stabilität<br />
– zusammensetzen. Ähnlich wie beim<br />
Wetter liegen hier Hoch und Tief, also Stabilität<br />
und Instabilität unmittelbar im ständigen<br />
Wechsel sehr dicht beieinander.