Berlin – Einwanderungsstadt ‚under construction'? Von der ...
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308 Frank Gesemann<br />
kommt aus einem Mitgliedsland <strong>der</strong> Europäischen Union. 5 Verglichen mit an<strong>der</strong>en deutschen<br />
Großstädten leben in <strong>Berlin</strong> zwar <strong>–</strong> mit großem Abstand <strong>–</strong> die meisten Auslän<strong>der</strong>, ihr<br />
Anteil an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung ist aber mit 14,0 Prozent (2007) 6 deutlich geringer als<br />
beispielsweise in Frankfurt am Main (26,0 %), München (23,1 %) o<strong>der</strong> Stuttgart (22,0 %)<br />
(vgl. Bertelsmann Stiftung/Bundesministerium des Innern 2005: 102ff.).<br />
Der Anteil <strong>der</strong> in <strong>Berlin</strong> lebenden Personen, die über einen Migrationshintergrund verfügen,<br />
ist allerdings wesentlich höher, da deutschstämmige Aussiedler und eingebürgerte<br />
Auslän<strong>der</strong> von <strong>der</strong> vor allem auf Staatszugehörigkeit gründenden Statistik nicht erfasst<br />
werden. So sind beispielsweise seit 1991 mehr als 140.000 Auslän<strong>der</strong> in <strong>Berlin</strong> eingebürgert<br />
worden. Seit Inkrafttreten des neuen Staatsangehörigkeitsrechts zum 1. Januar 2000<br />
erhält zudem mehr als die Hälfte <strong>der</strong> in <strong>Berlin</strong> geborenen Kin<strong>der</strong> ausländischer Eltern automatisch<br />
die deutsche Staatsangehörigkeit. Im Juli 2008 hat das Amt für Statistik <strong>Berlin</strong>-<br />
Brandenburg erstmals Daten zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund veröffentlicht.<br />
Die Zahlen zeigen, dass in <strong>Berlin</strong> 863.500 Menschen mit Migrationshintergrund leben<br />
(Stand: 31. Dezember 2007). Der Anteil <strong>der</strong> Bevölkerung mit Migrationshintergrund an <strong>der</strong><br />
Gesamtbevölkerung liegt bei 25,7 Prozent <strong>–</strong> mit deutlichen Unterschieden zwischen Ostund<br />
Westbezirken (10,5 % vs. 30,4 %). Bei den 6- bis unter 15-Jährigen haben sogar 42,7<br />
Prozent einen Migrationshintergrund (vgl. Bömermann et al. 2008: 23f.). 7<br />
2 Die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Integrationspolitik<br />
In <strong>der</strong> (West-)<strong>Berlin</strong>er Politik gegenüber ausländischen Zuwan<strong>der</strong>ern lassen sich drei Phasen<br />
unterscheiden: In <strong>der</strong> ersten Phase (von 1971 bis 1981) konzentrierte sich Auslän<strong>der</strong>politik<br />
<strong>–</strong> im Rahmen einer ressortübergreifenden Planung <strong>–</strong> vor allem auf sozialpolitische<br />
Maßnahmen, um die sozialen Folgen <strong>der</strong> wirtschaftlich motivierten Anwerbung ausländischer<br />
Arbeitskräfte zu bewältigen. In <strong>der</strong> zweiten Phase (von 1981 bis 2003) rückten die<br />
Beteiligung <strong>der</strong> Betroffenen und die För<strong>der</strong>ung von Migrantenselbstorganisationen stärker<br />
in den Vor<strong>der</strong>grund. Zudem wurden Entwicklung und Umsetzung integrationspolitischer<br />
Maßnahmen immer mehr zu einem Problem einzelner Politikbereiche, die einer übergreifenden<br />
Koordinierung bedurften. Auslän<strong>der</strong>politik wurde zur Beauftragtenpolitik, wobei<br />
die vom Senat verfolgte Doppelstrategie einer restriktiveren Zuwan<strong>der</strong>ungs- und einer<br />
liberaleren Integrationspolitik als institutionalisierter Dauerkonflikt zwischen verschiedenen<br />
Innensenatoren und <strong>der</strong> langjährigen Auslän<strong>der</strong>beauftragten Barbara John erschien. In<br />
<strong>der</strong> dritten Phase (seit 2003) ist Integrationspolitik wie<strong>der</strong> stärker zu einer zentralen Aufgabe<br />
des Senats geworden, was mit <strong>der</strong> Entwicklung eines umfassenden, ressortübergreifenden<br />
Integrationskonzepts einhergeht.<br />
Bereits im Frühjahr 1971 hat <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Senat im Rahmen <strong>der</strong> ressortübergreifenden<br />
Planung ein Planungsteam mit dem Auftrag eingesetzt, „eine Gesamtkonzeption und Lö-<br />
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Unter den in <strong>Berlin</strong> lebenden Unionsbürgern stellen Polen mit 44.400 Einwohnern die größte Gruppe vor<br />
Italienern (14.446) und Franzosen (12.611).<br />
Die Unterschiede zwischen Westberlin (18,3 %) und Ostberlin (7,1 %) sind allerdings nach wie vor erheblich<br />
(vgl. Heinzel/Tuchscherer 2008: 34).<br />
Die Daten zum Migrationshintergrund <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Bevölkerung basieren auf einer Auswertung des Einwohnerregisters<br />
und unterscheiden sich hinsichtlich <strong>der</strong> Struktur leicht vom Konzept des Mikrozensus. Beim Mikrozensus<br />
2005 lag <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Bevölkerung mit Migrationshintergrund in <strong>Berlin</strong> bei 23,4 Prozent (vgl. Statistisches<br />
Bundesamt 2007).