13.05.2015 Aufrufe

Berlin – Einwanderungsstadt ‚under construction'? Von der ...

Berlin – Einwanderungsstadt ‚under construction'? Von der ...

Berlin – Einwanderungsstadt ‚under construction'? Von der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

310 Frank Gesemann<br />

ertragen. Unsere Stadt kann nicht auch noch Zäune ertragen, die wir selbst errichten“ (zitiert<br />

nach Auslän<strong>der</strong>beauftragter 1983: 4f.).<br />

In <strong>der</strong> öffentlichen Wahrnehmung wurde die <strong>Berlin</strong>er Integrationspolitik vor allem durch<br />

die langjährige Auslän<strong>der</strong>beauftragte des Senats, Barbara John, geprägt. Diese hat das Amt<br />

<strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>- bzw. Integrationsbeauftragten in den einundzwanzigeinhalb Jahren ihrer<br />

Tätigkeit vor allem durch ihr persönliches Engagement geprägt und ihm ein hohes Maß an<br />

nationaler und internationaler Anerkennung verschafft. Zu den Schwerpunkten des Amts<br />

gehörten eine umfangreiche Rechts- und Sozialberatung für Zuwan<strong>der</strong>er, eine vielfältige<br />

Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, die Herstellung und Pflege intensiver Kontakte zu<br />

den Migrantenorganisationen und die finanzielle För<strong>der</strong>ung von Projekten und Selbsthilfeinitiativen<br />

zur Unterstützung <strong>der</strong> Integration von Zuwan<strong>der</strong>ern. Politische Akzente hat die<br />

Auslän<strong>der</strong>beauftragte des Senats vor allem in den Bereichen Einbürgerung, 8 Antidiskriminierungspolitik<br />

9 und interkulturelle Öffnung <strong>der</strong> Verwaltung 10 gesetzt.<br />

Eine dritte Phase <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Integrationspolitik beginnt im Jahr 2003 <strong>–</strong> mit dem<br />

Wechsel im Amt des Integrationsbeauftragten von Barbara John zu Günter Piening. Zu den<br />

neuen integrationspolitischen Akzenten gehören <strong>der</strong> Aufbau eines Landesbeirates für Migrations-<br />

und Integrationsfragen, die Einrichtung einer Senatsleitstelle gegen Diskriminierung<br />

aus ethnischen, religiösen und weltanschaulichen Gründen, die Umsetzung des Programms<br />

zur Bekämpfung von Rechtextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus,<br />

die Neugestaltung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>kriterien zur Unterstützung integrationspolitischer Aktivitäten,<br />

die Intensivierung eines kritischen Dialogs mit dem Islam, die Entwicklung quartiersbezogener<br />

Integrationsansätze, die Durchführung von Bundes- und EU-Projekten zur<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bildungs- und Arbeitsmarktchancen von Migranten, zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Integrationsmöglichkeiten für Flüchtlinge, zur Entwicklung von Integrationsindikatoren<br />

und zur „Intensivierung des gesellschaftlichen Dialogs über die Perspektiven <strong>der</strong> <strong>Einwan<strong>der</strong>ungsstadt</strong><br />

<strong>Berlin</strong>“ (Beauftragter für Integration und Migration 2004: 2).<br />

Die <strong>Berlin</strong>er Integrationspolitik wird seitdem vor allem durch die Diskussion über Gesamtkonzepte,<br />

Monitoringsysteme und Integrationsindikatoren geprägt. Integrationspolitik<br />

wird als Querschnittsaufgabe definiert, „als breites Feld von ineinan<strong>der</strong> verzahnten Gleichstellungspolitiken,<br />

von Strategien zur Aktivierung <strong>der</strong> Migrantinnen und Migranten und<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Partizipationschancen, zur interkulturellen Öffnung von Regeldiensten und<br />

Verwaltungen sowie zur Entwicklung interkultureller Kompetenz“ (Beauftragter für Integration<br />

und Migration 2004: 4). Im Zuge <strong>der</strong> Neuausrichtung <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Integrationspolitik<br />

wird zudem die Frage aufgeworfen, „welche Rolle … eine mit nur mäßiger Weisungsmacht<br />

ausgestattete Querschnittseinrichtung wie <strong>der</strong> Senatsbeauftragte für Integration und Migration<br />

überhaupt spielen kann“. Gefunden wird die Antwort in einer Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Institution in Richtung „strategischer Steuerung“, „ohne die Vorteile einer Querschnittseinrichtung<br />

aufzugeben“ (Beauftragter für Integration und Migration 2005: 4f.). 11<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Barbara John plädierte bereits Mitte <strong>der</strong> achtziger Jahre für einen „Rechtsanspruch auf Einbürgerung“ und<br />

schrieb <strong>der</strong> Einbürgerung eine „Schlüsselfunktion“ im Integrationsprozess zu (John 1985: 3); siehe auch John<br />

(1991).<br />

Im Jahr 1991 wurde von <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>beauftragten des Senats eine Arbeitsgruppe ‚Antidiskriminierung und<br />

Gewaltprävention‘ eingerichtet, die Betroffenen Beratung und Unterstützung anbot.<br />

Siehe hierzu John/Caemmerer (2001).<br />

Laut Geschäftsverteilung des Senats vom 20. Februar 2007 ist <strong>der</strong> Integrationsbeauftragte zuständig für „Angelegenheiten<br />

<strong>der</strong> Integrations- und Migrationspolitik von grundsätzlicher o<strong>der</strong> übergreifen<strong>der</strong> Bedeutung;

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!