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Microsensoren zur Betauungserkennung - CiS

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Mikrosensoren <strong>zur</strong> <strong>Betauungserkennung</strong><br />

Beitrag im Rahmen des Tutorials 8 "Klimasicherheit elektronischer Baugruppen" der SMT/ES&S/Hybrid 2000<br />

in Nürnberg<br />

<strong>CiS</strong> Institut für Mikrosensorik gGmbH<br />

Dipl.-Chem. Barbara March<br />

Tel.: (0361) 42 05 127<br />

E-Mail: bmarch@cismst.de<br />

Juni 2000<br />

1. Einleitung<br />

Mit zunehmendem Einsatz elektronischer und mikroelektronischer Baugruppen steigen die Forderungen an die<br />

Zuverlässigkeit und Funktionssicherheit dieser Baugruppen.<br />

Die Langzeitzuverlässigkeit von elektronischen Bauelementen bzw. Baugruppen wird vor allem bei hohen Umgebungstemperaturen<br />

und -feuchten erheblich beeinflusst.<br />

Untersuchungen der Funktionsfähigkeit von Bauelementen bzw. Baugruppen unter Betauung spielen im Rahmen<br />

von Qualitäts- und Zuverlässigkeitsuntersuchungen eine wesentliche Rolle.<br />

Dieser Beitrag hat das Ziel, Messmöglichkeiten mit miniaturisierten Feuchtesensoren aufzuzeigen und Anregungen<br />

für die Untersuchung von Betauungsvorgängen an elektronischen Bauelementen/Baugruppen zu geben.<br />

Es wird ein kurzer Überblick zum Aufbau, Funktion und Ausführungsformen der <strong>CiS</strong>-Feuchtesensoren gegeben.<br />

2. Klima- und Betauungstests<br />

Klima- und Betauungstests zählen zu den erforderlichen Tests hinsichtlich Feuchte- und Betauungsbeständigkeit<br />

elektronischer Baugruppen und <strong>zur</strong> Aufdeckung von Schwachstellen hinsichtlich Zuverlässigkeit. Für die Testverfahren<br />

können anhand der Prüfbedingungen und der Feldversuche quantifizierbare Beschleunigungsfaktoren<br />

spezifiziert werden. Zweck von Feuchte-Stress-Tests ist es, den überwiegenden Teil von Ausfällen, wie sie unter<br />

Betriebsbedingungen eines Produktes auftreten können, bereits während des Fertigungsprozesses herauszufinden<br />

und Schwachstellen zu erkennen.<br />

Beschleunigende Feuchtetests, bekannt unter THB (85°C, 85% rF) oder HAST, werden eingesetzt, um die Empfindlichkeit<br />

elektronischer Bauelemente bzw. Baugruppen gegenüber Feuchte zu überprüfen und zu bestimmen.<br />

Bei diesen Tests tritt jedoch keine Betauung des Prüflings auf. Tests mit gezielter Betauung des Prüflings liefern<br />

eine schnelle Antwort bezüglich der Qualität und Funktionssicherheit der Baugruppe im Betrieb bzw. der Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

dieser Baugruppe.<br />

Bisher ist kein Verfahren bekannt, welches quantitative Aussagen über den Grad der Betauung gibt.<br />

Die Erzeugung einer Betauung soll durch eine entsprechende Steuerung des Klimaschrankes (sogenannte<br />

"Rampenfahrweise") oder durch "Umpacken" der gekühlten Baugruppe entsprechend JASO-Standard (Japanese<br />

Automotiv Standard) erreicht werden.<br />

Als eine der Fehlermechanismen für Ausfälle von elektronischen Bauelementen bzw. Baugruppen spielt die<br />

Korrosion von Oberflächen, Leitbahnen und Chip-metallisierungen eine entscheidende Rolle. Von außen einwirkender<br />

Wasserdampf bzw. Wasser und ionische Verunreinigungen zählen u.a. zu den auslösenden Faktoren<br />

von Korrosionsvorgängen. Unter Mitwirkung von Feuchte können auch mobile Ionen in untere Schichten eindringen<br />

und zu Ausfällen führen, die nicht auf Korrosion <strong>zur</strong>ückzuführen sind.<br />

Bei Feuchtigkeitsstresstests stehen zwei Effekte im Vordergrund: die Betauung und/oder das Eindringen von<br />

Feuchtigkeit in den Prüfling. Das setzt voraus, dass eine genügende Menge Wasser in der Luft vorhanden ist.<br />

Die Wasserdampfmenge in der feuchten Luft lässt sich durch Befeuchten von trockener Luft nur bis zu einem<br />

von der herrschenden Wasserdampf- bzw. Lufttemperatur abhängigen Maximalwert erhöhen. Wird darüber hinaus<br />

Wasserdampf zugeführt, scheidet sich in diesem gesättigten Zustand Wasser als Nebel oder Kondensat<br />

aus. Dabei erreicht der Wasserdampfdruck seinen temperaturabhängigen Maximalwert ew. Das heißt, zu einer<br />

Betauung auf einer Oberfläche kommt es also erst, wenn die Temperatur der Luft oder eines Gasgemisches so<br />

weit abgesenkt wird, bis der maximale Sättigungswert des Gases überschritten, also der Taupunkt erreicht wird.<br />

Für einen Test, der Betauung eines Prüflings während der Klimaprüfung zum Ziel hat, heißt das, dass die Temperatur<br />

des Prüflings unter der Taupunkttemperatur der angrenzenden Luft liegen muss.<br />

Die Taupunkttemperatur ist eine Absolutfeuchtemessgröße. Sie ist weder temperatur- noch druckabhängig. Eine<br />

weitere Feuchtemessgröße ist die relative Feuchte in %. Sie beschreibt das Verhältnis des tatsächlichen Dampfdruckes<br />

zum Sättigungsdampfdruck bei einer bestimmten Gastemperatur.<br />

Um Aussagen <strong>zur</strong> Wirkung (Einfluss) von Feuchte auf elektronische Bauelemente /Baugruppen zu treffen, sind<br />

Kenntnisse zum Mechanismus der Wasseranlagerung an diesen Bauelementen/Baugruppen erforderlich.<br />

1


Die Anlagerung von Wassermolekülen an eine feste Oberfläche beruht auf der Adsorption. Die Adsorptionsvorgänge<br />

können auf Chemisorption und Physisorption <strong>zur</strong>ückgeführt werden.<br />

Der stärkere Prozess der Chemisorption führt <strong>zur</strong> Dissoziation der Wassermoleküle und Hydroxylgruppen, die in<br />

der Oberfläche vorkommen. Die Chemisorption führt dazu, dass bei Raumtemperatur ein Festkörper stets mit<br />

einer mindestens einlagigen Wasserschicht bedeckt ist. Weitere Wassermoleküle werden durch Ausbildung von<br />

Wasserstoff-Brückenbildungen physikalisch adsorbiert. Dieser Prozess ist schnell und reversibel, d.h. diese<br />

Wassermoleküle können bei geringeren Drücken oder steigender Temperatur leicht wieder entfernt werden.<br />

Die Oberfläche wird durch Anlagerung von Fremdatomen, sogenannten Adsorbaten, modifiziert, es verändert<br />

sich das Potential an der Oberfläche und somit auch die Energie der Oberflächenzustände.<br />

Hydrophile Eigenschaften von Oberflächen werden durch polare Bindungen hervorgerufen, die eine gute Benetzbarkeit<br />

mit Wasser und die Ausbildung einer Wasserhaut bewirken. Hydrophobe Eigenschaften von Oberflächen<br />

werden durch unpolare Substituenten nach außen charakterisiert.<br />

Befinden sich auf der Baugruppe hygroskopische bzw. sorptive Schichten, welche aufgrund einer Dampfdruckerniedrigung<br />

zu einer Taupunkttemperaturerhöhung an der Oberfläche führen, kommt es eher zu einer Betauung,<br />

als es das Umgebungsklima (Taupunkttemperatur und relative Feuchte) ausweist. Als dampfdrucksenkende<br />

Stoffe, Kondensationskeime, wirken z.B. Verunreinigungen und Salze.<br />

3. Verfahren <strong>zur</strong> Kondensationsmessung<br />

Für Kondensationsmessungen werden gem. Stand der Technik optische als auch elektrische Meßmethoden<br />

angeboten.<br />

Optische Meßmethoden sind durch die Verwendung von Strahler- und Empfänger-Baugruppen für eine Plazierung<br />

in elektronischen Baugruppen zu groß. Auch kann es durch die Betauung der Strahlerbauelemente zu einer<br />

Messsignalverfälschung kommen. Nachteilig wirkt sich auch aus, dass die Reflexionsänderung mehr mit der<br />

Flächenbedeckung als mit der Höhe der Wasserbedeckung einher geht.<br />

Die Verwendung von Glasfasersystemen ist systemseitig sehr kostenaufwendig.<br />

Polymerbeschichtete relative Feuchtesensoren, die auf kapazitiven Meßmethoden beruhen, zeigen nach einer<br />

vollständigen Betauung starke Driften und zunehmende Hystereseerscheinungen. Verwendbare Messwerte<br />

werden erst nach dem Abtrocknen wieder angezeigt.<br />

4. <strong>CiS</strong>-Feuchte-Mikrosensoren<br />

Für die messtechnische Beurteilung von Klima- und Betauungstests ist die Wahl der Messtechnik, d.h. die zum<br />

Einsatz kommenden Mess- und Prüfverfahren entscheidend.<br />

Die im <strong>CiS</strong> Institut für Mikrosensorik entwickelten und gefertigten Mikrosensoren <strong>zur</strong> Feuchtemessung basieren<br />

auf einem Grundmodul. Dieses Grundmodul besteht aus einem in Silizium integrierten Streufeldkondensator,<br />

einem Temperatursensor und einem integrierten Kapazitäts-Frequenz-Wandler. Kondensierter Wasserdampf<br />

bewirkt aufgrund seiner Dielektrizitätskonstante eine Kapazitätserhöhung, die zu einer deutlichen Frequenzänderung<br />

führt.<br />

Basierend auf diesem Grundmodul werden Taupunktmeßgeräte, Taupunkt-Transmitter und Beschlagssensoren<br />

angeboten.<br />

Taupunktmessgeräte und Taupunkt-Transmitter (4...20 mA Ausgang, 12...30 V) auf der Basis des CCC*-Prinzips<br />

(Condensate Controlled Capacitance nach Heinze) messen die Taupunkttemperatur im Bereich von –10°C bis<br />

100°C.<br />

Die absolut messenden Systeme haben den Vorteil, dass die absolute Menge des im Gas enthaltenen Wasserdampfes<br />

(Taupunkttemperatur) die Messgröße darstellt, welche unabhängig von der Temperatur ist.<br />

Mit Hilfe der gemessenen Taupunkttemperatur und der Umgebungstemperatur lassen sich über die Dampfdruckkurve<br />

weitere thermodynamische Größen wie z.B. relative und absolute Feuchte, Enthalpie, Dampfdruck<br />

und Mischungsverhältnis errechnen.<br />

Neben bewährten Anwendungen von Feuchtemessgeräten sind die angebotenen Taupunktsensoren bestens<br />

geeignet, die thermodynamischen Bedingungen in einem Klimaschrank bzw. einer Testkammer genau und reproduzierbar<br />

zu erfassen.<br />

Damit stehen zwei Prüfmethoden für Klima- bzw. Betauungstests <strong>zur</strong> Verfügung. Zum einen über die Messung<br />

der Temperatur des Prüflings und der Taupunkttemperatur der angrenzenden Luft und zum anderen direkt mit<br />

einem Betauungsfühler über geeignete Kondensatorstrukturen.<br />

5. Mikrosensoren <strong>zur</strong> Betauungsserkennung<br />

Der Betauungsfühler BTF <strong>CiS</strong> 11340 kann in modifizierter Ausführung <strong>zur</strong> Beschlags- bzw. Kondensationshöhendetektion<br />

eingesetzt werden. Dieser Mikrosensor mit Abmessungen von 6,5 x 20 x 0,5 (in mm) stellt einen<br />

monolithisch integrierten Streufeldkondensator dar, der ein Frequenzausgangssignal proportional zum Grad der<br />

Betauung liefert. Optional kann eine Temperaturmessdiode integriert werden. Der Sensor arbeitet mit einer Betriebsspannung<br />

von 5 V/DC in einem Temperaturbereich von –20 bis +85°C. Er weist eine hohe chemische Beständigkeit<br />

gegen Säuren, Laugen und Lösungsmittel auf und lässt sich einfach reinigen.<br />

2


Das in Tafel 1 dargestellte Ersatzschaltbild erklärt das Frequenzverhalten der Impedanz der Sensorstruktur.<br />

R_b<br />

C_par_w<br />

R_par_w<br />

C_ox<br />

C_par<br />

R_Si<br />

R_w<br />

C_w<br />

C_dir<br />

C_a<br />

C_par<br />

R_Si<br />

C_ox<br />

Tafel 1: Ersatzschaltbild der Sensorstruktur<br />

R_b<br />

C_par_w<br />

R_par_w<br />

Luft / Wasser<br />

Siliziumnitrid oben<br />

Kammstruktur<br />

Siliziumnitrid/<br />

Siliziumoxid unten<br />

Silizium-Substrat<br />

Die Charakterisierung von Kondensatorstrukturen mit Mitteln der Device-Simulation wurde <strong>zur</strong> Untersuchung der<br />

Streufeldkapazitäten eingesetzt. Computersimulationen liefern die Größe der Teilkapazitäten und Widerstände<br />

zwischen den einzelnen Kontakten, woraus die Gesamtkapazität berechnet werden kann.<br />

Anhand der Simulationskennlinien und dem Vergleich mit den gemessenen Kennlinien erfolgte die Optimierung<br />

der Streufeldanordnung. Gemessen wurden die Beträge und Phasen des komplexen Widerstandes der Streufeldanordnung<br />

in Abhängigkeit von der Wassermasse auf dem Sensor bei unterschiedlichen Messfrequenzen.<br />

Zur Messung der Wasserschicht-/Wassertropfendicke wurden Betauungssensoren mit unterschiedlichen Rasterkonstanten<br />

(Kondensatorstrukturen) aufgebaut.<br />

Durch Versuche in einer klimatisierten Messkammer konnten die Funktionsfähigkeit der aufgebauten Sensoren<br />

sowie die Reproduzierbarkeit der Betauung auf Sensoren mit unterschiedlichen Rasterkonstanten nachgewiesen<br />

werden. Es konnte der Nachweis der Korrelation des Sensorausgangssignals mit der Betauungsdicke erbracht<br />

werden.<br />

Die Betauungssensoren reagieren entsprechend ihrer Kondensatorstruktur mit unterschiedlicher Empfindlichkeit<br />

auf zunehmende Wassermasse. Sensoren mit größer dimensioniertem Raster zeigen noch eine Frequenzänderung<br />

bei zunehmender Wassermasse, wenn die mit kleineren Rasterkonstanten bereits die Sättigung erreicht<br />

haben.<br />

Ausgangsfrequenz [Hz]<br />

1200<br />

1100<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Wassermasse auf Betauungsfühlern der Baugruppe<br />

in Abhängigkeit von der Ausgangsfrequenz der Sensorbaugruppe<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Wassermasse (gemittelt) [µg/mm^2]<br />

Tafel 2: Sensorausgangssignal in Abhängigkeit von der Wassermasse<br />

3

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