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Jahrbuch 2012 - Förderverein des Canisianum - Gymnasium ...

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Ausgabe 35 | August <strong>2012</strong><br />

<strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> Lüdinghausen


Chronogramm*<br />

auf das Jahr<br />

<strong>2012</strong><br />

CIVItates qVae aerIs aLIenI onVs<br />

VsVrasqVe graVIter VeXantes<br />

VersVra VetIta soLVVnt<br />

progenIeM prIVant<br />

faCVLtate frVgaLIter VIVenDI.<br />

[ ]<br />

Staaten, die ihre Schulden und<br />

schwer lastenden Zinsverpflichtungen<br />

mittels unzulässiger Neuverschuldung bezahlen,<br />

berauben künftige Generationen der Möglichkeit,<br />

in wirtschaftlich soliden Verhältnissen zu leben.<br />

Heinrich Hürfeld<br />

*<br />

Die durch Größe und Fettdruck hervorgehobenen<br />

römischen Zahlenbuchstaben ergeben addiert das<br />

Jahr <strong>2012</strong>.


unsere schule<br />

Ausgabe 35<br />

August <strong>2012</strong><br />

Die Überschrift „unsere Schule<br />

<strong>2012</strong>“ ist etwas irrführend. Es<br />

geht ja um den Zeitraum 2011.<br />

<strong>2012</strong> ist ja nur das Erscheinungsdatum.<br />

Wie können wir das lösen?<br />

Vielleicht so, wie vorgeschlagen,<br />

mit Erscheinungsdatum.<br />

Vorwort der Redaktion 6<br />

Träger und Förderer<br />

8500 Euro für die Fachschaften 7<br />

Neue Info-Monitore am Cani 8<br />

Schule ist auch Lebensgemeinschaft 9<br />

Einführung <strong>des</strong> neuen Schulleiters 11<br />

Chronogramm zur Amtseinführung 13<br />

Abitur 2011<br />

Mit Mut in die neue Zeit 14<br />

Die Abiturrede 2011 19<br />

Schule und Projekte<br />

Unsere neuen Fünftklässler 23<br />

1944 in der Normandie gelandet 25<br />

Zehn Jahre Amnesty am Cani 28<br />

Cambridge lässt grüßen 30<br />

Drei Tage im Altenheim 31<br />

Zertifikate für Französisch-Asse 33<br />

Schnuppern erwünscht 34<br />

Cani-Mathematiker erfolgreich 35<br />

Katapult trifft präzise 36<br />

Neue Sicht auf ihre Mitmenschen 37<br />

Roma – ausgegrenzt u. abgeschoben 39<br />

Das Cani ist „Schule der Zukunft“ 41<br />

Da freute sich Herr Borgmann 42<br />

„Ohne Geld geht es nicht“ 44<br />

Frischer Wind für eine alte Tradition 45<br />

Spaß an Elektromobilität 47<br />

Taizé-Gottesdienst am<strong>Canisianum</strong> 48<br />

Kunst und Kultur<br />

„Meine Schwester Sara“ 49<br />

Gesang mit Gänsehaut-Feeling 51<br />

„Musik ist mein Ein und Alles“ 53<br />

„Ich bin doch ein guter Vater!“ 54<br />

Gerrit Jütte sang die „Winterreise“ 56<br />

Erfolgreiches Proben-Wochenende 57<br />

Schülertheater mit Prädikat 58<br />

Theaterfahrt nach Bochum 60<br />

Vorlesen macht Freude! 61<br />

Rieke Escher vertrat das Cani 63<br />

Die ganze Schule machte mit 64<br />

Sport und Spiel<br />

Beim Stadtfestlauf erfolgreich 66<br />

Cani-Volleyballer NRW-Vizemeister 67<br />

Cani Kreismeister im Tischtennis 68<br />

Cani-Gruppe lief 25 Kilometer 69<br />

6c mit hoher Quote 70<br />

Cani-Erfolg bei Sportabzeichen 71<br />

Partner und Freunde<br />

Kooperation zum Wohle der Schüler 72<br />

Grillparty für Gäste aus dem Norden 74<br />

Canisianer auf Spuren Shakespeares 75<br />

Kontakte zum Carolinum vertieft 76<br />

Reisen und Lernen<br />

Durch Schlick und Kuhdung 78<br />

Englisch-LK auf Lodontour 80<br />

„Durst ist schlimmer als Heimweh“ 84<br />

Fernsehstudios und Mahnmal 86<br />

Fünf Tage Koffer in Berlin 89<br />

Medien-Einfluss und Verantwortung 92<br />

Guinness und grüne Briefkästen 95<br />

Horn-Bad und Externsteine I 96<br />

Horn-Bad und Externsteine II 98<br />

Von Pumas und Pistenfahrten 99<br />

Inspirationsquelle TAIZÉ 101<br />

Von Mykene bis Matala 104<br />

Menschen und Momente<br />

Glückwünsche /Veränderungen 105<br />

Was macht das Schulträgerbüro? 106<br />

„Täglicher Wahnsinn“ im Schulbüro 109<br />

Pädagoge mit Leidenschaft 112<br />

Ein Freund der Weisen tritt zurück 115<br />

Einer, der klare Worte findet 118<br />

Ein Pensionär in der Normandie 120<br />

Ein engagierter Streiter 122<br />

Ein Leben für die Seelsorge 124<br />

In memoriam „Johnny“ 125<br />

Vermischt und aufgeschrieben<br />

Geschichte <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> II 127<br />

Drastische Bildersprache 136<br />

„Das ist überhaupt nicht schlimm!“ 137<br />

Verbeugung zur Begrüßung 138<br />

Über einen unbekannten Helden 140<br />

Cani-Community<br />

Interview Dr. Stephan Rietmann 142<br />

Mehr als nur „la dolce vita“ 147<br />

Als Teamplayerin an der Oboe 149<br />

Impressum 151<br />

Inhalt<br />

Inhalt<br />

4<br />

5


Vorwort der Redaktion<br />

Vorwort<br />

Schulleiter haben bekanntlich die Aufgabe,<br />

die ihnen anvertraute Schule sicher<br />

durch einen nicht selten tückischen<br />

Alltag zu manövrieren. Dass sie darüber<br />

hinaus mit der Erwartung konfrontiert<br />

werden, die Schule auf überzeugende<br />

Weise auch nach außen zu vertreten,<br />

macht die übernommene Aufgabe sicher<br />

nicht leichter. Kontinuität und produktive<br />

Ruhe scheinen wichtige Voraussetzungen<br />

für die Befriedigung der<br />

angesprochenen Erwartungen zu sein.<br />

Doch das zurückliegende Cani-Jahr<br />

hatte auf den ersten Blick eher Gegensätzliches<br />

zu bieten. Herr Stutznäcker,<br />

der bisherige Schulleiter, musste sich<br />

aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen<br />

und Herr Schweers übernahm<br />

als stellvertretender Schulleiter das<br />

Kommando, bevor dann die „Westfälischen<br />

Nachrichten“ im November Herrn<br />

Dahmen als neuen Repräsentanten<br />

der Schulgemeinde ankündigten. 2011<br />

scheint also für den Außenstehenden<br />

ein Jahr der Brüche und der Unruhe<br />

gewesen zu sein – und doch war es dies<br />

nur am Rande. Vor allem war es wie so<br />

oft ein Jahr der positiven Leistungen,<br />

der vielfältigen Aktivitäten, der Kreativität<br />

und der Stärkung der Schulgemeinschaft.<br />

Zu all diesen Bestandteilen unseres<br />

lebendigen Schullebens bietet unsere<br />

Chronik wieder Zahlreiches zur Lektüre<br />

an – sei es, um es erstmalig zur Kenntnis<br />

zu nehmen oder um sich schmunzelnd<br />

an Erlebtes und mit berechtigtem<br />

Stolz an Gelungenes zu erinnern.<br />

Zum Schluss bedanken wir uns bei<br />

dem Verein der Freunde und Förderer<br />

unserer Schule sowie dem Schulträger<br />

für ihre maßgebliche Unterstützung,<br />

bei den zahlreichen Autorinnen und<br />

Autoren der nachfolgenden Berichte, bei<br />

der Lokalredaktion der „Westfälischen<br />

Nachrichten“ für die Bereitstellung<br />

wichtigen Text- und Bildmaterials und<br />

nicht zuletzt bei unserem langjährigen<br />

Redaktionsmitglied Willi Schmitt, das<br />

uns ungeachtet seiner Pensionierung<br />

tatkräftig unterstützt hat. Und jetzt? Jetzt<br />

wünschen wir natürlich auch im 35. Jahr<br />

unseres Erscheinens allen Leserinnen<br />

und Lesern viel Freude bei der Lektüre<br />

<strong>des</strong> Jahresrückblicks.<br />

Gerold Meischen, Wolfgang Urbaniak<br />

8500 euro für die Fachschaften<br />

Auf der Hauptversammlung <strong>des</strong> Fördervereins<br />

unserer Schule Anfang Juli 2011<br />

begrüßte die Vorsitzende Barbara Fellermann<br />

besonders Herrn Ulrich Schweers<br />

als amtierenden und Herrn Heinz Hürfeld<br />

als ehemaligen Schulleiter.<br />

In seinem Jahresbericht ging Geschäftsführer<br />

Robert Schulze Forsthövel<br />

dann auf die vielfältigen Aktivitäten <strong>des</strong><br />

Fördervereins ein. Neben den einzelnen<br />

Fachschaften konnten auch das Projekt<br />

„Fair Mobil“ (soziales Lernen für die<br />

Jahrgangsstufe 5), die Kajak-AG und die<br />

Erstellung der Jahresbroschüre „Unsere<br />

Der alte und neue Vorstand <strong>des</strong> Fördervereins mit der Vorsitzenden Barbara<br />

Fellermann (2.v.l.) und den drei Jubilaren Ulrich Schweers (5.v.l.), Ulrich Temme<br />

(3.v.r.) und Josef Edelbusch (2.v.r.).<br />

Hauptversammlung <strong>des</strong> Fördervereins zieht Bilanz<br />

Schule“ unterstützt werden. Im Einvernehmen<br />

mit dem Lehrerkollegium floss<br />

den Fachschaften Kunst, Sport, Biologie,<br />

Physik, Chemie, Religion und Erdkunde<br />

ein Großteil der finanziellen Mittel von<br />

mehr als 8500 Euro zu.<br />

Der Kassenverwalter Franz-Josef<br />

Hörsken gab bekannt, dass der Förderverein<br />

am Ende <strong>des</strong> letzten Schuljahres<br />

549 Mitglieder hatte. In den vorangegangenen<br />

Monaten wurden wiederum<br />

die Eltern der Fünftklässler gezielt angesprochen,<br />

um sie für den Förderverein<br />

zu gewinnen. Franz-Josef Hörsken zeigte<br />

Träger und Förderer<br />

6 7


Volksbank als Sponsor<br />

Träger und Förderer<br />

Fortsetzung von Seite 8<br />

sich erfreut über die Tatsache, dass viele<br />

Eltern auch nach dem Abgang ihrer<br />

Kinder von der Schule im Förderverein<br />

verbleiben. Die für die Schule insgesamt<br />

seit Gründung <strong>des</strong> Vereins bereitgestellten<br />

Mittel bezifferte er auf inzwischen<br />

über 396 000 Euro. Darüber hinaus<br />

teilte er dem Förderverein mit, dass er<br />

nach 26 Jahren sein Amt als Kassenwart<br />

niederlege. Bei den Wahlen wurden die<br />

Vorsitzende Barbara Fellermann, als<br />

Stellvertreterin Irmgard Rischen und als<br />

Geschäftsführer Robert Schulze Forsthövel<br />

einstimmig wiedergewählt. Stefan<br />

Berning konnte ohne Gegenstimme als<br />

Kassierer neu in den Vorstand gewählt<br />

werden. Anschließend bedankte sich<br />

Frau Fellermann im Namen <strong>des</strong> Fördervereins<br />

bei Franz-Josef Hörsken<br />

für die langjährige aufopferungsvolle<br />

Vorstandsarbeit und betonte, dass seine<br />

große Erfahrung dem Verein fehlen<br />

werde. Für 25 Jahre Mitgliedschaft<br />

bedankte sich die Vorsitzende bei Ulrich<br />

Schweers, Ulrich Temme und Josef Edelbusch,<br />

die alle dem Lehrerkollegium angehören.<br />

Ulrich Schweers bezifferte die<br />

Gesamtschülerzahl im letzten Sommer<br />

auf 920. Ferner ging er auf den anstehenden<br />

demografischen Wandel ein, der<br />

sinkende Schülerzahlen und in der Folge<br />

ein leicht verkleinertes Lehrerkollegium<br />

mit sich bringe. Er betonte aber: „Das<br />

<strong>Canisianum</strong> ist darauf vorbereitet.“ Zum<br />

Abschluss bedankte sich Ulrich Schweers<br />

im Namen der Schule beim Förderverein<br />

für die geleistete Arbeit. WN<br />

Neue Info-Monitore<br />

am Cani<br />

Wo schreiben die Zwölfer ihre LK-<br />

Klausur in Deutsch? Wo findet der<br />

Unterricht im Physik-Grundkurs<br />

statt? Welcher Lehrer vertritt wann<br />

den aktuell kranken Kollegen? All<br />

diese Informationen erfahren Schüler<br />

und Lehrerkollegium <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />

stets aktuell auf einen Blick. Dieser<br />

sollte sich allerdings – in der Pausenhalle<br />

sowie im Lehrerzimmer – auf<br />

einen der beiden dort installierten<br />

Monitore richten. Realisiert wurde<br />

das Projekt fach- und medienkundig<br />

vom stellvertretenden Schulleiter<br />

Ulrich Schweers sowie von seinen<br />

Kollegen Klaus Reichel und Martin<br />

Koller. Dafür sei sogar eine eigene<br />

Software entwickelt worden, so<br />

Schweers. Finanzielle Unterstützung<br />

bei der Umsetzung gab es von der<br />

Volksbank Lüdinghausen-Olfen. Deren<br />

Vorstandssprecher Hans-Hinrich<br />

Kerken machte sich vor Ort selbst ein<br />

Bild von den hilfreichen Info-Monitoren.<br />

Die Bedeutung dieses modernen<br />

Informationssystems unterstrichen<br />

Renate Haltern, die Vorsitzende<br />

<strong>des</strong> Schulträgervereins, und Ulrich<br />

Schweers. Schließlich würden fast<br />

stündlich rund 1000 Schüler und Lehrer<br />

die Unterrichtsräume wechseln.<br />

Um hier ein Chaos zu vermeiden, gelte<br />

es, diese Bewegungen in geeignete<br />

Bahnen zu lenken.WN<br />

„Sie werden Ihren Mann wohl<br />

an uns abgeben müssen!“ Mit diesen<br />

Worten wandte sich Renate Haltern, die<br />

Vorsitzende <strong>des</strong> Gymnasialvereins, am<br />

07. März <strong>2012</strong> bei der offiziellen Begrüßung<br />

<strong>des</strong> neuen Cani-Chefs an <strong>des</strong>sen<br />

Ehefrau Gabriele und ließ damit keinen<br />

Zweifel daran, dass auf den neuen Leiter<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> eine große und auch<br />

zeitraubende Aufgabe warte.<br />

Misst man die Erwartungen an den<br />

Willkommen geheißen wurde der neue Cani-Schulleiter Michael<br />

Dahmen (5.v.l.) unter anderem von den Trägervertretern Renate Haltern<br />

(v.l.) und Stefan Roters, der Schulpflegschaftsvorsitzenden Dr. Heike<br />

Matthies, den Schülersprechern Max Kortendieck und Lukas Klunke,<br />

Bürgermeister Richard Borgmann, der Beigeordneten Christine Karasch<br />

und als Vertreter <strong>des</strong> Lehrerkollegiums Karl-Heinz Kocar.<br />

Michael Dahmen als neuer Cani-Direktor ins Amt eingeführt<br />

„ Die Schule ist auch eine<br />

Lebensgemeinschaft“<br />

„Neuen“ an der Zahl der Gäste, die erschienen<br />

waren, um den frisch gekürten<br />

Oberstudiendirektor willkommen zu<br />

heißen, könnten diese kaum größer sein.<br />

Neben Bürgermeister Richard Borgmann<br />

und der Beigeordneten Christine<br />

Karasch, dem ehemaligen Schulleiter<br />

Hartmut Stutznäcker, <strong>des</strong>sen Vorgänger<br />

Heinz Hürfeld, dem Vorsitzenden <strong>des</strong><br />

Kuratoriums der Stiftung <strong>Canisianum</strong>,<br />

sowie Vertretern der Eltern wie auch<br />

Träger und Förderer<br />

8<br />

9


Karl-Heinz Kocar zur Einführung <strong>des</strong> neuen Schulleiters<br />

Sehr geehrter Herr Dahmen,<br />

liebe Schülervertreter, meine sehr<br />

geehrten Damen und Herren!<br />

Fortsetzung von Seite 9<br />

Träger und Förderer<br />

der Schüler, den Leitern der anderen<br />

Schulen der Stadt und Geistlichen beider<br />

Kirchen war natürlich das gesamte<br />

Kollegium erschienen.<br />

„Wir bauen auf Sie“, gab Renate Haltern<br />

dem 55-jährigen Michael Dahmen<br />

mit auf den Weg, nicht ohne seinem<br />

Stellvertreter Ulrich Schweers für die<br />

„zuverlässige und professionelle“ Arbeit<br />

zu danken, die er in der Zeit der Vakanz<br />

geleistet habe.<br />

Michael Dahmen selbst machte<br />

deutlich, dass er das Ruder am Cani<br />

zügig in die Hand nehmen werde. Zuvor<br />

hatte die Schulpflegschaftsvorsitzende<br />

Dr. Heike Matthies ihn mit den Worten<br />

„Wir sind froh, dass das Schiff wieder<br />

einen Kapitän hat“ begrüßt und Heinz<br />

Hürfeld betonte: „Willkommen an<br />

Bord!“ „Tatkräftig und zielorientiert“<br />

wolle er seine neue Aufgabe gemeinsam<br />

mit der Schulgemeinschaft angehen,<br />

sagte Dahmen, der in Münster studiert<br />

hat und 26 Jahre als Lehrer für katholische<br />

Religion und Latein an dem<br />

ebenfalls privaten Don-Bosco-<strong>Gymnasium</strong><br />

<strong>des</strong> Salesianer-Ordens in Essen<br />

tätig war. Der gebürtige Niederrheiner<br />

betonte, dass die christliche Ausrichtung<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> den Ausschlag gegeben<br />

habe, sich auf die Schulleiterstelle zu<br />

bewerben. Für ihn sei Schule nicht nur<br />

eine „Lern-, sondern auch eine Lebensgemeinschaft“.<br />

Im Namen <strong>des</strong> Kollegiums begrüßte<br />

Karl-Heinz Kocar Michael Dahmen<br />

„erwartungsfroh“. Schülersprecher Max<br />

Kortendieck betonte das besondere<br />

Vertrauen, das das Verhältnis zwischen<br />

Schülern und Lehrern am Cani präge.<br />

Zum Abschluss warf Dahmen einen<br />

Blick in die Zukunft: Er wolle „relativ<br />

kurzfristig“ einen Prozess anstoßen, die<br />

Unterrichtsstunde am Cani von 45 auf<br />

60 Minuten auszudehnen.<br />

Seit Kurzem haben wir wieder einen<br />

neuen Bun<strong>des</strong>präsidenten. Mit einem<br />

recht ungewöhnlichen Maß an öffentlicher<br />

Zustimmung ausgestattet, wurde<br />

Joachim Gauck im März in dieses Amt<br />

gewählt. „Er steht für etwas!“, so lautet<br />

der Tenor der Kommentare bun<strong>des</strong>weit.<br />

Und dass sich so mancher noch wundern,<br />

vielleicht auch ärgern werde über<br />

die Ansichten eines Bun<strong>des</strong>präsidenten<br />

Gauck – diese Einschätzung wird meist<br />

mitgeliefert.<br />

Vielleicht das Erstaunlichste an der<br />

ganzen Geschichte: Ein gelernter evangelischer<br />

Pfarrer ist es, der da aus dem<br />

trüben Licht der Stasi-Unterlagen-Behörde,<br />

die er lange leitete, an die lichte<br />

Spitze unseres Staates getreten ist. Die<br />

Mehrheit der politischen Öffentlichkeit<br />

hat ihn ganz offenbar herbeigesehnt, den<br />

Glaubwürdigen, der tut, was er sagt, den<br />

differenzierenden Analytiker komplexer<br />

Probleme, der originelle Beiträge zur<br />

öffentlichen Debatte liefert und <strong>des</strong>sen<br />

Botschaften nicht nebulös bleiben, den<br />

Mutigen, der nicht bei jedem Widerstand<br />

in die Knie geht, einen, der aber<br />

auch die Gabe hat, andere gesellschaftspolitische<br />

Akzentuierungen ernst zu<br />

nehmen. Nicht zuletzt einen, der zuhören<br />

und auch dazu-lernen kann.<br />

Vielleicht stellen viele solcher<br />

Erwartungen an einen einzelnen<br />

Menschen ja auch nur erwartungsfrohe<br />

Projektionen dar. Es sind auf jeden Fall<br />

verständliche Reaktionen von Menschen,<br />

die doch in jüngster Zeit gehörig<br />

irritiert und <strong>des</strong>illusioniert worden sind.<br />

Und dennoch: Dass die Herzen vieler<br />

Deutscher gerade jetzt ausgerechnet<br />

einem evangelischen Prediger zufliegen,<br />

steht in einem zumin<strong>des</strong>t ebenso bemerkenswerten<br />

Gegensatz zu der Tatsache,<br />

dass die Kirchen zu Recht über leere<br />

Gottesdienste klagen.<br />

Wie ein Herr Gauck, so „steht“<br />

auch das <strong>Canisianum</strong> „für etwas“! Und<br />

Sie, lieber Herr Dahmen, stellen sich<br />

nun nicht nur dazu: Sie stellen sich an<br />

die Spitze! An die Spitze einer privaten<br />

Lehranstalt, die im Mainstream entfalteter<br />

Säkularität manchen Zeitgenossen<br />

recht anachronistisch anmuten mag. Um<br />

das Christliche soll es am Cani gehen,<br />

grundsätzlich und Tag für Tag. So lautet<br />

die in der Präambel zum Schulprogramm<br />

erklärte Absicht. Ist das nicht<br />

ein zu hehrer Anspruch? Überfordern<br />

Träger und Förderer<br />

10<br />

11


Fortsetzung von Seite 11<br />

Träger und Förderer<br />

wir uns damit nicht hoffnungslos? Oder<br />

spielen wir uns gegenseitig Theater vor?<br />

Kommt er dann nicht sehr schnell, der<br />

Vorwurf von Arroganz, Unglaubwürdigkeit<br />

oder Heuchelei? Und liegt der<br />

Verdacht nicht einfach nahe, dass wir<br />

hier nur eine verstaubte Ideologie mit<br />

uns herumtragen? Eine Ideologie, die<br />

vielleicht sogar die Freiheit der Schüler<br />

in besonderem Maße mit Füßen tritt,<br />

wie das der renommierte Filmemacher<br />

Heinrich Breloer erfahren musste, der<br />

vor 51 Jahren hier sein Abitur abgelegt<br />

hat? Reicht es denn wirklich nicht, sich<br />

auf guten Unterricht zu konzentrieren,<br />

unsere Schüler mit vielerlei „Kompetenzen“<br />

auszustatten und ansonsten für<br />

ein menschenfreundliches Lernklima<br />

zu sorgen? Schließlich ist ja klar, dass<br />

Bildung sich heute ganz wesentlich in<br />

der wissenschaftlichen Aneignung von<br />

Wirklichkeit ereignet.<br />

Eines sollte deutlich werden: Das<br />

Christliche kann von keinem exklusiv<br />

für sich reklamiert werden: von keiner<br />

Gruppe, keiner Partei, keiner Schule …<br />

Aber davon einmal abgesehen, habe ich<br />

in meinen nunmehr 36 Jahren als Cani-<br />

Lehrer - trotz mancher Ernüchterung<br />

- die erklärte christliche Leitidee in der<br />

Cani-Konzeption stets auch als zusätzlichen<br />

Impulsgeber begriffen: für eine<br />

vertiefte Besinnung auf Lebensziele bei<br />

Schülern und Lehrern, für die Vermittlung<br />

verbindlicherer Wertmaßstäbe, die<br />

sich in gegenseitiger Wertschätzung und<br />

solidarischer Aktion immer wieder unter<br />

Beweis zu stellen haben. Vieles blieb<br />

Stückwerk – aber trotzdem!<br />

Sie, lieber Herr Dahmen, kommen<br />

von einem <strong>Gymnasium</strong>, das den Namen<br />

von Don Bosco trägt, jenem Geistlichen<br />

aus der Mitte <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts, der<br />

sich in der Industrielandschaft Turins<br />

um verwahrloste Jugendliche kümmerte.<br />

Das <strong>Canisianum</strong> unterstützt seit vielen<br />

Jahren tatkräftig ein Straßenkinderprojekt<br />

in Brasilien. Ich sehe da eine große<br />

Gemeinsamkeit zwischen Ihrer alten<br />

und Ihrer neuen Schule. Aber es gibt<br />

sicher noch mehr Anknüpfungspunkte<br />

für uns …<br />

Kollegiumsintern, lieber Herr<br />

Dahmen, haben wir Ihnen ja bereits ein<br />

Geschenk überreicht: eine Schultüte, gut<br />

gefüllt mit einigen symbolischen Inputs.<br />

Hier nur noch dieses: Als Schulleiter<br />

trauen wir Ihnen viele weiter-führende<br />

Impulse zu, wenn sie sich erst einmal<br />

akklimatisiert haben – und dabei werden<br />

wir Sie kräftig unterstützen. Heute<br />

begrüße ich Sie im Namen <strong>des</strong> ganzen<br />

Kollegiums – erwartungsfroh – an Ihrer<br />

neuen Schule und wünsche Ihnen Gottes<br />

Segen!<br />

Chronogramm zur Amtseinführung <strong>des</strong> neuen Schulleiters <strong>2012</strong><br />

VsqVe pLenIs VeLIs naVIges<br />

atqVe perICVLI eXpers<br />

sCopVLos LVbrICos praeterVeharIs<br />

CanIsIanVM<br />

reCtore nVper eXqVIsIto atqVe eLeCto<br />

fortIter strenVeqVe gVbernante.<br />

Mögest Du, <strong>Canisianum</strong>, weiterhin mit vollem Wind segeln,<br />

ungefährdet vorbei an tückischen Klippen unter der Leitung<br />

eines neuen Kapitäns, der unerschrocken und engagiert<br />

den Kurs bestimmt. Heinz Hürfeld, 7.3.<strong>2012</strong><br />

Träger und Förderer<br />

12<br />

13


vlnr: Jahrgangsstufenleiter Urlich Temme, Bürgermeister Richard Borgmann, Marcel<br />

Willnow als Sprecher der Abiturienten und Nico Gernitz als Schülersprecher gratulierten<br />

und sprachen zu den Abiturienten und den Gästen.:<br />

124 Abiturienten waren erfolgreich<br />

Mit Mut in die neue Zeit<br />

Abitur 2011<br />

Als Mitte Juni 2011 die letzten Abiturienten<br />

mit noch leicht angespannten<br />

Gesichtern die Prüfungsräume<br />

verließen, war es endlich geschafft.<br />

Nach Wochen der Vorbereitung, <strong>des</strong><br />

Klausurstresses und der mündlichen<br />

Prüfungen konnte nun durchgeatmet<br />

werden.<br />

Die Freude war groß, denn alle 124<br />

Schülerinnen und Schüler, die zur<br />

Prüfung angetreten waren, hatten auch<br />

bestanden und damit die Hochschulreife<br />

erworben. Am 25.06. wurde die feierliche<br />

Verabschiedung mit einem ökumenischen<br />

Gottesdienst in der Pfarrkirche<br />

St. Felizitas eröffnet, bevor anschließend<br />

in der Aula <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> die Reifezeugnisse<br />

übergeben wurden.<br />

„Auch wenn wir Sie jetzt hinauswerfen,<br />

wird es natürlich Ihr Cani bleiben!“<br />

Mit ein wenig Wehmut entließ der<br />

bisherige Schulleiter Hartmut Stutznäcker<br />

den letzten Abiturjahrgang seiner<br />

Laufbahn am <strong>Canisianum</strong>. In den zwölf<br />

Jahren zuvor seien es sicher rund 1.000<br />

Schülerinnen und Schüler gewesen, die<br />

er mit ihren Abschlusszeugnissen „ins<br />

richtige Leben“ verabschiedet habe. Dieser<br />

Abiturientia gab er den Rat: „Gehen<br />

Sie mit Mut in die neue Zeit! Bleiben<br />

Sie nicht stehen bei den Klagenden und<br />

Zagenden! Haben Sie Illusionen!“<br />

Bürgermeister Richard Borgmann,<br />

der ebenfalls an der Verabschiedung<br />

teilnahm, betonte in seinem Grußwort,<br />

dass das künftige Leben die Möglichkeit<br />

biete, „Hauptdarsteller, Regisseur und<br />

Drehbuchautor“ zu sein – und das alles<br />

gleichzeitig. Das Leben sei „Geschichte<br />

Oben: Für ihr Engagement in der<br />

SV wurden Niko Gernitz, Janina<br />

Behlert, Isabel Kortenbusch und<br />

Pia Quante (v.l.) ausgezeichnet.<br />

Links: Eine besondere Auszeichnung:<br />

Jennifer Knepper,<br />

Alexander Heitkamp und Nora<br />

Steffens (v.l.) erhielten den Karlvon-Friesch-Preis<br />

für besondere<br />

Leistungen im Fach Biologie.<br />

Abitur 2011<br />

14<br />

15


Fortsetzung von Seite 13<br />

Abitur 2011<br />

Fortsetzung von Seite 15<br />

in Wort und Bild“. Dafür wünschte er<br />

den Abiturienten Mut und Glück.<br />

Marcel Willnow als Vertreter der<br />

Abiturentia betonte zu Beginn seiner<br />

Rede in Anspielung auf die Gutenberg-<br />

Plagiats-Affäre, dass er seinen Text<br />

„nicht aus dem Internet kopiert“ habe.<br />

Gleichzeitig verwies er mit hintergründigem<br />

Schmunzeln auf ein „kostenloses<br />

Online-Lexikon“, das ihm und vielen<br />

anderen in der Vergangenheit wertvolle<br />

Dienste geleistet habe. Auch freue er<br />

sich, dass „entgegen mancher Erwartung<br />

alle das Abitur geschafft haben“.<br />

Anschließend verabschiedete Jahrgangsstufenleiter<br />

Ulrich Temme auch<br />

im Namen seines Kollegen Rolf Gerdzen<br />

die Abiturienten mit den Worten: „Setzt<br />

euch realistische Ziele und verfolgt sie<br />

124 Jugendliche erhielten im <strong>Canisianum</strong> ihre Reifezeugnisse.<br />

In einer stimmungsvollen Feier wurden sie aus der Schule entlassen.<br />

mit Einsatz, Ausdauer sowie Begeisterung!“<br />

Musikalisch umrahmt wurde die<br />

Verabschiedung zum einen von dem<br />

Schüler Tobias Kreutz am Klavier und<br />

zum anderen von der Gesangseinlage<br />

eines Abiturientinnen-Chores. Den<br />

größten Applaus erntete allerdings die<br />

Lehrerin Antje Appel, denn sie konnte<br />

mit ihrer Interpretation <strong>des</strong> Whitney-<br />

Houston-Hits „One moment in time“<br />

Schüler, Eltern und Kollegen zu Begeisterungsstürmen<br />

hinreißen. Den Tag<br />

der Abiturientenentlassung beschloss<br />

schließlich der Abiturball, der in einem<br />

Festzelt an der Berenbrocker Schule<br />

ausgelassen gefeiert wurde.<br />

Der Zentrale Abiturausschuss<br />

setzte sich aus Hartmut Stutznäcker als<br />

Schulleiter, Dr. Uwe Carstens als<br />

Oberstufenleiter und Rolf Gerdzen<br />

sowie Ulrich Temme als Jahrgangsstufenleiter<br />

zusammen. Die Schülerinnen<br />

und Schüler wurden in den<br />

folgenden Leistungskursen unterrichtet:<br />

Biologie: Dr. Klemens Müller<br />

und Thomas Große Ahlert, Deutsch:<br />

Michael Leibold und Renate Hübner,<br />

Erdkunde: Günter Horn und als Kooperationskurs<br />

am St. Antoniusgymnasium,<br />

Englisch: Gerda Piotrowiak<br />

und Karsten Eppe, Französisch:<br />

Melanie Pohlmann/Willi Schmitt,<br />

Erziehungswissenschaften: Bettina<br />

Hermes, Geschichte: Clemens Herholz,<br />

Mathematik: Klaus Reichel und<br />

Sonja Eggersmann, Physik: Antje<br />

Appel. WN??<br />

Das <strong>Canisianum</strong> gratulierte folgenden<br />

Schülerinnen und Schülern zum<br />

bestandenen Abitur:<br />

Phillip Ahlert (Ascheberg), Judith<br />

Alders, Lisa Anders (Lüdinghausen),<br />

Ann Christin Aschoff (Nordkirchen),<br />

Franziska Austrup (Lüdinghausen),<br />

Johannes Bautz (Ascheberg), Bastian<br />

Frederik Becker, Teresa Beerens ,<br />

Janina Behlert, Christian Benölken<br />

(Lüdinghausen), Ina Franziska<br />

Borkenfeld (Olfen), Friederike<br />

Breuing (Nordkirchen), Alina Bücker<br />

(Lüdinghausen), Julia Dieckmann<br />

(Olfen), Lisa Diekmann (Ascheberg),<br />

Tobias Dom (Nordkirchen), Tobias<br />

Eckmann (Olfen), Christian<br />

Epping-Falke, Lukas Franke,<br />

Daniela Funk, Carina Gietmann<br />

(Lüdinghausen), Felix Godejohann,<br />

Teresa Grollmann, Simon Guder<br />

(Olfen), Vivien Güldenstein<br />

Abitur 2011<br />

16<br />

17


Fortsetzung von Seite 17<br />

Abitur 2011<br />

(Nordkirchen), Arthur Habermann<br />

(Lüdinghausen), Lukas Haddad, Nils<br />

Hansmann (Nordkirchen), Marcel<br />

Hartwig (Ascheberg), Jannik Heemann<br />

(Nordkirchen), Alexander Heitkamp,<br />

Lisa Hölscher (Lüdinghausen),<br />

Stephan Hölscher, Markus Holtmann<br />

(Ascheberg), Felix Hube, Sarah Jacobs<br />

(Olfen), Lisa Francisca Jimenez<br />

Ullrich (Lüdinghausen), Stella<br />

Kämmerer (Nordkirchen), Michael<br />

Karwot (Olfen), Timon Kayser,<br />

Benedikt Kemmann (Lüdinghausen),<br />

Lars Kersting, Kai Kiene, Leo<br />

Kiene (Nordkirchen), Alexander<br />

Kiskämper (Ascheberg), Hubertus<br />

Kleuter, Steffen Klüsener, Simon<br />

Kneilmann (Lüdinghausen), Jennifer<br />

Knepper, Nane Kristin Knümann,<br />

Jana Köhler (Olfen), Christopher<br />

Konik (Lüdinghausen), Anne Köppler<br />

(Olfen), Jan Korte, Erik Kortekamp,<br />

Jan Kortekamp, Isabel Kortenbusch,<br />

Julia Köster (Lüdinghausen), Marius<br />

Krüger (Olfen), Lisa Krzyzostaniak,<br />

Maximilian Kühn (Lüdinghausen),<br />

Lea Alexandra Kunze (Nordkirchen),<br />

Alexander Kurnosov (Lüdinghausen),<br />

Paula Lange (Olfen), Sven Maikötter,<br />

Annika Malkemper, Niklas Marquardt<br />

(Lüdinghausen), Vanessa Meerkamp,<br />

Carina Mengelkamp (Olfen), Kathrin<br />

Möllmann, Philipp Muhle, Enno<br />

Müller, Lisa Naber (Lüdinghausen),<br />

Johanna Nanni (Olfen), Fabian Nathaus<br />

(Lüdinghausen), Thilo Nehring, Gina<br />

Nemecsek (Olfen), Nicolai Pastoors,<br />

Jana Peppmüller (Lüdinghausen), Stefan<br />

Pflips (Olfen), Diana Pitzer (Ascheberg),<br />

Sebastian Poll (Olfen), Simon Portmann<br />

(Ascheberg), Anna-Katharina Pötter<br />

(Lüdinghausen), Friederike Prott,<br />

Jonas Prott (Olfen), Leonie Radke<br />

(Ascheberg), Pia Christine Raestrup,<br />

Nele Reicks, Kevin Reismann, Johannes<br />

Richter, Mareike Rohlf, Maximilian<br />

Ruffer, Laura Roxanne Rülk, Stefanie<br />

Schmidt (Lüdinghausen), Sarah<br />

Schnell, Alexander Schönmeier (Olfen),<br />

Robert Schulze Forsthövel, Manuel<br />

Seiche (Lüdinghausen), Thomas<br />

Seifert (Ascheberg), Raphael Seiler<br />

(Olfen), Suganya Shanmugaratnam,<br />

Krishna Shrestha (Lüdinghausen),<br />

Marina Sievert (Olfen), Max<br />

Sommer (Selm), Florian Sparding<br />

(Ascheberg), Christoph Speikamp<br />

(Lüdinghausen), Nora Steffens<br />

(Nordkirchen), Maria Steinemann,<br />

Eva Tennhoff (Lüdinghausen), Julian<br />

Theil, Jonas Thömke, Christian Thüner<br />

(Lüdinghausen), Marcel Traud (Olfen),<br />

Marian Tüns (Lüdinghausen), Sarah<br />

Venschott, Laura Vieth (Ascheberg),<br />

Sarah Weppelmann (Lüdinghausen),<br />

Marius Westhoff (Ascheberg), Kathrin<br />

Wichmann (Lüdinghausen), Marcel<br />

Willnow (Ascheberg), Christin<br />

Winkelmann (Lüdinghausen), Jannik<br />

Wortmann (Ascheberg) und Lisa<br />

Zumholz (Nordkrichen).<br />

Die Abiturrede 2011 von Hartmut Stutznäcker am 25. Juni 2011<br />

Liebe Abiturientinnen,<br />

liebe Abiturienten,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

seit zwölf Jahren verabschiede ich nun<br />

von dieser Stelle die Abiturienten unserer<br />

Schule. Heute betrifft es Sie. Heute<br />

verabschiede ich Sie von einer Schule,<br />

die neun Jahre lang Ihre Schule war und<br />

es als <strong>Canisianum</strong> natürlich auch bleiben<br />

wird. Dies trifft am heutigen Tage<br />

aber auch auf mich zu, denn Sie wissen<br />

sicherlich, dass Sie der letzte Jahrgang<br />

sind, den ich verabschieden darf.<br />

Ich will heute mit Ihnen gedanklich<br />

der Frage nachgehen, die dieser<br />

Moment an uns alle stellt, an Sie, liebe<br />

Abiturientinnen und Abiturienten, an<br />

Sie, verehrte Eltern, an die Träger dieser<br />

Schule und nicht zuletzt an uns Lehrer.<br />

Wovon verabschieden Sie sich und<br />

wohin verabschieden Sie sich und was<br />

bedeutet dieser Abschied für Sie?<br />

Vor wenigen Wochen haben Sie<br />

Ihren letzten Unterrichtstag gefeiert, einige<br />

sogar mit frenetischem Jubel, als ob<br />

es um eine Befreiung ginge. Sie fühlten<br />

sich frei von all den Zwängen, die Schule<br />

so mit sich bringt und nun wenden<br />

Sie sich neuen Lebensgestaltungen zu.<br />

Dabei geben Sie allerdings den geschützten<br />

Raum auf, den die Schule und das<br />

Wohnen zu Hause geboten haben.<br />

„Abitur“ heißt nun in der Tat, Sie,<br />

liebe Abiturientinnen und Abiturienten,<br />

werden entlassen aus einer geschützten<br />

Welt in die freie, selbst zu gestaltende<br />

Welt, und das ist es, was diesen Moment<br />

bestimmt und das ist es, was diese Stunde<br />

zu einer solch besonderen Stunde<br />

Abitur 2011<br />

18<br />

19


Fortsetzung von Seite 19<br />

Abitur 2011<br />

Ihres Lebens macht.<br />

Manche können es gar nicht erwarten,<br />

dass es endlich losgeht und andere<br />

sind unsicher und zaudern, ob sie mit<br />

den Anforderungen zurechtkommen<br />

werden. Beide Reaktionen entsprechen<br />

unserer Mentalität, aber der mittlere<br />

Weg ist schon seit Aristoteles der richtigere.<br />

Nach Paul Zulehner (geb. 1939),<br />

einem österreichischen Soziologen und<br />

Theologen, haben die meisten jungen<br />

Menschen Angst vor der Zukunft. Sie<br />

empfinden Angst und Sorge, ob sie<br />

in der Gesellschaft einen Arbeitsplatz<br />

finden, der sie ein selbständiges, selbstverantwortetes<br />

und freies Leben führen<br />

lässt. Eine andere Sorge ist die, ob sie<br />

eine Partnerschaft finden, die auf ein<br />

Leben hin betrachtet tragfähig ist.<br />

Das hört sich vertraut an und das<br />

war wohl auch immer so, wie es nach<br />

Richard David Precht<br />

„auch in Zukunft im Kern immer die<br />

gleichen Werte geben (wird) – Sicherheit,<br />

Freiheit, Gerechtigkeit, Anerkennung,<br />

Sinn.“<br />

Richard David Precht (geb. 1964) ist als<br />

gegenwärtiger Philosoph und Publizist<br />

manchen von Ihnen sicher bekannt.<br />

Jeder von uns wird ihm Recht geben.<br />

Natürlich will ich im Leben Sicherheit,<br />

natürlich suche ich Anerkennung. So<br />

ist es auch mit den anderen Begriffen<br />

und man möchte meinen, mit dem<br />

Begriff „Sinn“ sei es am schwierigsten.<br />

Aristoteles sagt, es sei das Glück, das der<br />

Mensch durch die Lebensform, für die<br />

er sich entscheidet, findet, wenn er frei<br />

ist. Bei Immanuel Kant (1724–1804) ist<br />

es denn auch der freie Wille, der den<br />

Menschen auszeichnet. Die Freiheit ist<br />

es, was den Menschen, was uns alle im<br />

Wesen ausmacht. Die Freiheit ermöglicht<br />

es uns, unsere eigene Identität zu<br />

entwickeln.<br />

Die Menschen früherer Generationen<br />

haben hier klare Definitionen,<br />

Normen, Lebensbeispiele, also Vorbilder,<br />

vorgefunden. Folgte der junge<br />

Mensch diesen, erhielt er Anerkennung<br />

von den Mitmenschen und damit auch<br />

soziale Sicherheit in der Gemeinschaft<br />

und Daseinssinn. Wir wissen heute,<br />

dass aber gerade die Freiheit für uns ein<br />

schwieriger Begriff geworden ist. Denn<br />

die Freiheit, die wir alle anstreben, ist<br />

mit Verantwortung verbunden. Davon<br />

losgelöst ist sie ein höchst gefährliches<br />

Instrument, sowohl für den Einzelnen<br />

als auch für die Gemeinschaft. Precht<br />

führt in diesem Zusammenhang aus, mit<br />

dem Wachsen der Freiheit stiegen die<br />

Möglichkeiten, das individuelle Leben<br />

selbst zu gestalten. Trotz der erreichten<br />

weiteren Freiheiten seien die Menschen<br />

nicht immer glücklicher als in früheren<br />

Zeiten. Denn er sagt:<br />

„Sie sind umzingelt von Möglichkeiten,<br />

bei denen sie ständig Angst<br />

haben, das Falsche zu wählen.“<br />

Wer Freiheit will, muss Entscheidungen<br />

treffen und Verantwortung übernehmen<br />

können. Dazu braucht er Wissen und<br />

einen Standpunkt, also ein Wertesystem,<br />

das aus der jeweiligen Ausbildung<br />

erwachsen ist, durch Erfahrung gestaltet<br />

wurde und ständigen Veränderungen<br />

unterliegt. Die Entscheidungen, die<br />

meine Mitmenschen auf Grund ihres<br />

freien Willens treffen, geben immer<br />

neue Impulse zum Handeln und damit<br />

zur Veränderung. Diese fallen in der Geschichte<br />

einmal stärker oder schwächer<br />

aus. Ferner betreffen und beeinflussen<br />

sie auch mein Leben bzw. Ihr Leben.<br />

Betrachten wir einmal die Zeit Ihres<br />

politischen Bewusstwerdens. Es stellt<br />

sich für Sie die Frage, in welche Welt,<br />

also wohin werde ich heute entlassen?<br />

Ein großer Tag für die Abiturienten, gleichzeitig Motivation für<br />

Lehrer und Lehrerinnen und den Förderverein.<br />

Sie werden mit einer Welt konfrontiert,<br />

die nicht gerade einfacher und<br />

sicherer wird. Allein in diesem Jahr<br />

mussten wir Krisen in allen Bereichen<br />

erfahren. Krisen sind hier Grenzerfahrungen,<br />

die wir machen mussten, weil<br />

wir die Tragweite unserer Entscheidungen<br />

nicht überschaut haben oder<br />

überschauen konnten, z. B. das Desaster<br />

in der Finanzwirtschaft, die Apokalypse<br />

in Japan, der Terror in Afghanistan, aber<br />

auch die Revolutionen im arabischen<br />

Raum, wo Menschen ihre Rechte einfordern,<br />

die bei uns schon lange selbstverständlich<br />

zu unserem Alltag gehören,<br />

wie z. B. das Recht auf Bildung.<br />

Gehen auch Sie mit Mut und<br />

Zuversicht in diese neue Zeit hinein!<br />

Überwinden Sie Ihre Angst! Bleiben Sie<br />

nicht stehen bei den Lamentierenden<br />

und Klagenden, die die alten Zeiten<br />

wieder herbeisehnen! Schauen Sie nach<br />

vorn und haben Sie Illusionen! Nur wer<br />

Angst vor der eigenen Phantasie hat,<br />

klammert sich an das Reale und verharrt<br />

dort.<br />

Unsere jeweilige Zeit ist immer so,<br />

wie wir sie selbst gemacht haben. Precht<br />

Abitur 2011<br />

20<br />

21


Abitur 2011<br />

Fortsetzung von Seite 20<br />

sagt: „Offenbar ist unsere Gegenwart<br />

eine Zeit <strong>des</strong> Übergangs. Wir erleben<br />

eine Legitimationskrise ...“ und er<br />

folgert daraus: „Es wird Zeit für einen<br />

neuen Gesellschaftsvertrag. Der alte ist<br />

aufgezehrt.“<br />

Der Philosoph Karl Jaspers (1882–<br />

1969) hat für eine globale Weltveränderung<br />

einmal den Begriff „Achsenzeit“<br />

eingeführt. Manche verwenden diesen<br />

Begriff heute auch dann, wenn sich<br />

große und globale Veränderungen im<br />

menschlichen Zusammenleben ergeben.<br />

Hier treffen Menschen freie Entscheidungen,<br />

gestalten und bauen Neues in<br />

allen Lebensbereichen. Nach Precht ist<br />

dies die Zukunft Ihrer Generation, ganz<br />

neue Wege zu gehen.<br />

Hat die Schule Sie darauf vorbereitet?<br />

Können wir Sie heute beruhigt gehen<br />

lassen?<br />

Ich denke ja! Schule hat seit jeher die<br />

Aufgabe, auf das Leben vorzubereiten.<br />

Das Leben wird unter anderem durch<br />

Veränderungen bestimmt und das Instrument<br />

zur Bewältigung dieser Veränderungen<br />

ist die Bildung. Grundlage<br />

jeder Bildung ist ein vielfältiges und genaues<br />

Wissen, das sich allerdings verändern<br />

kann. Es muss verbunden werden<br />

mit einem ethischen Standpunkt. Hier<br />

werden Erfahrungen eingebracht und<br />

beurteilt und im Austausch mit dem anderen<br />

Individuum werden Entscheidungen,<br />

die für alle gelten sollen, gefunden.<br />

Wissen ohne Werte ist sinnentleert.<br />

Bildung ohne Wissen ist bezugslos.<br />

Erziehung in einem Wertesystem in<br />

Verbindung mit Wissen schafft Bildung,<br />

schafft Beurteilungsvermögen und damit<br />

Entscheidungskompetenz.<br />

Auf diese Fähigkeit und Fertigkeit<br />

bereitet Schule vor. Allerdings muss<br />

Schule, frei nach Sokrates, wissen, dass<br />

sie nicht wissen kann, was kommt.<br />

Aber Daseinssinn zu bestimmen und<br />

Entscheidungskompetenz zu vermitteln<br />

und damit Daseinskompetenz zu schaffen,<br />

für sich und für das Gemeinwohl<br />

Verantwortung übernehmen zu können<br />

und zu wollen, darin liegt die eigentliche<br />

Aufgabe der Schule.<br />

Wir Lehrer sind überzeugt, Sie, liebe<br />

Abiturientinnen und Abiturienten, hierauf<br />

vorbereitet zu haben und sprechen<br />

Ihnen Mut und Zuversicht zu, die eigene<br />

Mitte zu finden, ein eigenes Weltbild zu<br />

entwickeln und sich in die Solidargemeinschaft<br />

einzubringen.<br />

Die Welt gehört Ihnen wie uns allen<br />

in gleicher Freiheit wie Verantwortung.<br />

Sie haben das Recht zur Veränderung.<br />

Der englische Philosoph und Staatsmann<br />

Francis Bacon (1561–1626) formulierte<br />

es so: „Wer Neues nicht zulässt,<br />

muss neue Übel erwarten, denn die Zeit<br />

ist der größte Erneuerer.“<br />

In diesem Sinne entlasse ich Sie aus<br />

Ihrer Schule und schicke Sie auf den<br />

Weg. Ich wünsche Ihnen Erfolg, Glück<br />

und Zufriedenheit auf diesem Weg und<br />

dass Gott Sie begleiten und schützen<br />

möge.<br />

Unsere Neuen<br />

5<br />

a<br />

Klassenleitung:<br />

Frau Eggersmann<br />

Obere Reihe von links:<br />

Henning Nilius, Noah Nuyken, Jakob Pasdzior, Linus Drerup,<br />

Julian Maaßen, Kaja Carolin Elias, Katharina Netz, Lena<br />

Suttrup, Charlotte Rex, Julia Lezius<br />

mittlere Reihe von links:<br />

Felix Heck, Eric Stöcker, David Tschurin, Lukas Daniel Rave,<br />

Luis Merten, Julia Schrey, Jana Kretschmer, Nina Borrmann,<br />

Karoline Spies, Abishana Sakayam, Sarah Ghoneim<br />

untere Reihe von links:<br />

Timo Lepper, Ben-Jonas Wiethaup, Sander Weber, Paul Henke,<br />

Christin Pieper, Neele Schrader, Johanna Schrey, Svenja Nicola<br />

Kroll, Julia Wersebeckmann, Ricarda Handrup<br />

Schule und Projekte<br />

22<br />

23


Unsere Neuen<br />

Unsere Neuen<br />

5 b 5 c<br />

Klassenleitung: Frau Klaholz<br />

Obere Reihe von links:<br />

Helena Bröer, Inga Trahe, Annika Beermann, Alina Kuhle,<br />

Niklas Hartweg, Mia Quante, Hanna Torba, Mara Glowienka,<br />

Sophia Röckmann, Josefine Hegemann<br />

Klassenleitung: Frau König<br />

Obere Reihe von links:<br />

Frau König, Felix Pickenäcker, Joshua Heymann, Tobias<br />

Niehues, Alexander Grudev, Torben Emming, Jennifer Frost,<br />

Lisa-Marie Heitmann, Sophie Erckmann, Leonie Mattern,<br />

Nele Krebber<br />

Schule und Projekte<br />

mittlere Reihe von links:<br />

Merle Kortendieck, Till Mersmann, Niklas Röckmann, Jan<br />

Kröger, Cornelius Grawe, Marcel Hahn, Justus Zentek, Charlotte<br />

Volmer, Hannah Strotmann, Nora Bücken<br />

untere Reihe von links:<br />

Simon Bergmann, Mathis Wichmann, Marvin Willeke, Sebastian<br />

Koch, Niklas Sander, Lasse Brinkmann, Felix Spräner,<br />

Luisa Hülsbusch, Sara Behning, Sophia Richter, Barbara Juric<br />

mittlere Reihe von links:<br />

Lena Marie Hanning, Cevin Siepmann, Roman Lobeck, Maik<br />

Kimmlinghoff, Anna Tintrup, Marei Mau, Madeleine Roters,<br />

Kevin Koc, Annika Kolo<strong>des</strong>hnyi, Anika Gerdemann, Josephin<br />

Riegel, Madeleine Frenster<br />

untere Reihe von links:<br />

Franziska Steinkuhl, Lars Lennart Langanke, Tizian Bietmann,<br />

Jan Rüschkamp, Robert Strotmann, Johanna Schulze Thier,<br />

Charlotte Werth, Julia Blesenkemper<br />

Schule und Projekte<br />

24<br />

25


Britischer Kriegsveteran Bert Smith im Unterricht<br />

1944 in der Normandie gelandet<br />

Schule und Projekte<br />

„Be careful“ – „Seid vorsichtig!“. Mit<br />

diesen Worten reichte Bert Smith<br />

den heutigen Zehntklässlern Ende<br />

April letzten Jahres seine Orden, die<br />

er in der Zeit <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs<br />

erworben hatte.<br />

Während die Jugendlichen diese interessiert<br />

in Augenschein nahmen und von<br />

Hand zu Hand weitergaben, berichtete<br />

der 90-jährige Brite über seine Zeit als<br />

Soldat im Nachkriegsdeutschland. Ein<br />

gutes Jahr hatte er davon im Münsterland<br />

– genauer in Havixbeck – verbracht.<br />

Gespannt lauschten die Mädchen<br />

und Jungen den Ausführungen, die<br />

Smith mit leiser, konzentrierter Stimme<br />

vortrug. Barg doch diese besondere<br />

Mischung aus Englisch- und Geschichtsunterricht<br />

die einmalige Chance, einen<br />

Zeitzeugen zu erleben, der die Landung<br />

der britischen und amerikanischen<br />

Armeen in der Normandie im Juni 1944<br />

selbst miterlebt hatte.<br />

Bert Smith war schon als 18-Jähriger<br />

Soldat geworden und erlebte den<br />

Weltkrieg gleichsam vom ersten bis zum<br />

letzten Tag mit. Er gehörte dem traditionsreichen<br />

4. Queens Regiment an,<br />

<strong>des</strong>sen Gründung ins Jahr 1661 fällt, wie<br />

er berichtete. In Lauf seiner Militärzeit<br />

sei er nicht nur der legendären „Queen<br />

Mum“, sondern auch Prinz Philip, dem<br />

Ehemann von Königin Elisabeth II.,<br />

begegnet. Dem habe er die Funktion<br />

<strong>des</strong> Chiffriergeräts Enigma, welches im<br />

2. Weltkrieg eine wichtige Rolle spielte,<br />

erklärt.<br />

Nach Havixbeck gelangte Bert Smith<br />

eine Woche nach Kriegsende im Mai<br />

1945. Er habe dort nie Anfeindungen<br />

erfahren. Die alliierten Soldaten hätten ja<br />

auch „den Frieden gebracht“, erklärte er<br />

den Canisianern. Fünf Häuser seien damals<br />

von den Briten requiriert worden.<br />

In der Folgezeit sei er damit beschäftigt<br />

gewesen, die Zivilverwaltung <strong>des</strong> Dorfes<br />

mit aufzubauen. Außerdem habe man<br />

die Landbevölkerung vor drohenden<br />

Übergriffen von ehemaligen Zwangsarbeitern,<br />

die von den Nazis vorwiegend<br />

aus Osteuropa verschleppt worden<br />

waren, in Schutz genommen.<br />

Heute sei das Verhältnis zwischen<br />

Der 90-jährige Brite und Kriegsveteran Bert Smith und<br />

Englischlehrerin Maria Schweers im Kreise der damaligen<br />

Neuntklässler.<br />

Deutschen und Briten entspannt und<br />

freundschaftlich, sagte Bert Smith.<br />

„Bis auf den Fußball!“, ergänzte Smith´<br />

Schwager Roy Parsons, der den 90-Jährigen<br />

nach Deutschland begleitet<br />

hatte, mit einem freundlich-ironischen<br />

Schmunzeln. Über ihn und die Lüdinghauser<br />

Familie Orthmann entstand der<br />

Kontakt zu dem Kriegsveteranen. Den<br />

Besuch <strong>des</strong> im südlichen Londoner<br />

Stadtbezirk Croydon lebenden Bert<br />

Smith im Cani hatten die Englischlehrerin<br />

Maria Schweers und der Geschichtslehrer<br />

Gero Borrmann mit den damaligen<br />

Neuntklässlern vorbereitet.<br />

Abschließend erzählte Smith, dass<br />

er noch regelmäßig an Veteranentreffen<br />

teilnehme. So gehört er unter anderem<br />

der „Normandy Veterans Association“<br />

(NVA) an. Dort würden nur Soldaten<br />

aufgenommen, die in den ersten Tagen<br />

der Alliierten-Invasion im Juni 1944 an<br />

der französischen Küste dabei gewesen<br />

seien, betonte er. WN<br />

Schule und Projekte<br />

26 27


Die Schülerinnen Theresa Thomaßen<br />

und Thea Mattern engagieren sich<br />

in der „Schülergruppe 1735“ unter der<br />

Leitung von Ulrich Temme für Amnesty<br />

International.<br />

Zu den Unterstützungsaktivitäten<br />

zählt auch<br />

das Backen von Waffeln,<br />

die in den Pausen<br />

verkauft werden.<br />

Schule und Projekte<br />

Wahrung der Menschenrechte<br />

als christliche Aufgabe<br />

Zehn Jahre<br />

Amnesty<br />

International<br />

am Cani<br />

Gut fünfzig Jahre ist es nunmehr her,<br />

seitdem die britische Zeitung „The Observer“<br />

einen Artikel unter der Überschrift<br />

„The Forgotten Prisoners“ („Die<br />

vergessenen Gefangenen“) veröffentlichte.<br />

Dies sollte die Geburtsstunde der<br />

weltweit größten Menschenrechtsorganisation<br />

werden, und zwar von „Amnesty<br />

International“ oder abgekürzt „ai“.<br />

Heute zählt diese Organisation, die sich<br />

selbst als „globale Bewegung“ bezeichnet,<br />

mehr als drei Millionen Mitglieder<br />

in über 150 Ländern. Da verwundert es<br />

nicht, dass die Idee vom Einsatz für eine<br />

weltweite Akzeptanz der Menschenrechte<br />

auch in Lüdinghausen auf fruchtbaren<br />

Boden gestoßen ist. Vor zehn Jahren hat<br />

sich zum Beispiel aus der Projektgruppe<br />

Amnesty International, die anlässlich<br />

der Projektwoche 2001 am <strong>Canisianum</strong><br />

ins Leben gerufen worden ist, die „Schülergruppe<br />

1735“ formiert.<br />

Unter der Leitung von Pädagogiklehrer<br />

Ulrich Temme trafen sich<br />

fortan Canisianer regelmäßig – und dies<br />

ganz offiziell im Namen von Amnesty<br />

International. Es wurden gemeinsam<br />

Spenden gesammelt, Briefe an Regierungen<br />

verfasst und monatliche Aktionstage<br />

veranstaltet.<br />

Doch momentan wird die Lüdinghauser<br />

Amnesty-Gruppe mit einem<br />

wachsenden Problem konfrontiert: Zeit.<br />

Sie fehlt den Schülern, die mittlerweile<br />

dreimal die Woche auch nachmittags<br />

Unterricht haben – doch sie fehlt auch<br />

den Gefangenen, Unterdrückten und<br />

gefolterten Menschen, denen sich „ai“<br />

annimmt. „Rentnergruppen haben<br />

einfach mehr Zeit als wir,“ bemerkte<br />

Theresa Thomaßen mit einem Schmunzeln.<br />

Dabei spielte sie auf das hohe<br />

Durchschnittsalter der einen oder anderen<br />

ai-Gruppe im Münsterland an. Doch<br />

die Zwölftklässlerin lässt sich davon<br />

nicht entmutigen. Gemeinsam mit ihrer<br />

Mitschülerin Thea Mattern zog sie unter<br />

anderem im letzten Herbst auf eigene<br />

Initiative hin durch die neunten Klassen<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>, um Nachwuchs anzuwerben.<br />

Dröges Briefeschreiben? Nein,<br />

Amnesty ist definitiv mehr als das. Mit<br />

den Briefen an Regierungen will „ai“<br />

zwar Aufmerksamkeit erregen, doch<br />

am Cani stehen zusätzlich noch allerlei<br />

kreative Aktionen auf der Tagesordnung:<br />

Foto-Aktionen, Waffel-Verkauf,<br />

Plakat-Aktionen und Infostände in<br />

der Stadt. In Zukunft soll nach Auskunft<br />

von Ulrich Temme auch noch die<br />

sogenannte Einzelfall-Arbeit Einzug in<br />

den Alltag der Amnesty-Schüler halten.<br />

Dabei sollen konkrete Personen, denen<br />

die Menschenrechte verwehrt werden,<br />

ins Bewusstsein unserer Öffentlichkeit<br />

gerückt und soweit wie möglich<br />

persönlich oder rechtlich unterstützt<br />

werden. Mit der Arbeit in den vergangenen<br />

zehn Jahren sind sowohl Schüler als<br />

auch Lehrer insgesamt sehr zufrieden.<br />

„Nur einmal hat mir ein Lehrer gesagt,<br />

dass das alles sowieso nur im Papierkorb<br />

lande,“ gesteht Theresa, doch ihr<br />

Blick lässt keinen Zweifel daran, was sie<br />

von einem solchen Kommentar hält.<br />

„Grundsätzlich stößt unsere Arbeit bei<br />

den Kolleginnen und Kollegen auf breite<br />

Unterstützung,“ ist sich Ulrich Temme<br />

sicher. „Mittlerweile hat die Arbeit von<br />

Amnesty International sogar schon<br />

Einzug in den Englisch-, Religions- und<br />

Erdkundeunterricht gehalten.“ Das ist<br />

eine Leistung, auf die die Schülergruppe<br />

durchaus stolz sein kann. Sarah Sandmann<br />

Schule und Projekte<br />

28<br />

29


Cani-Jugendliche intensivieren soziale Erfahrungen<br />

Drei Tage im Altenheim<br />

Schule und Projekte<br />

Cambridge lässt grüßen<br />

Vier Schüler <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> haben im<br />

Herbst letzten Jahres eine Auszeichnung<br />

der britischen Cambridge-Universität für<br />

besondere Leistungen in der englischen<br />

Sprache überreicht bekommen. Caroline<br />

Lehmann, Timo Kruse (Jahrgangsstufe<br />

11), Julia Oberhaus (12) und Mark<br />

Nickel (13) beteiligten sich im Sommer<br />

2011 mit Erfolg an einer fünfteiligen<br />

Prüfung, die jährlich von der Cambridge-Universität<br />

weltweit angeboten<br />

und durchgeführt wird. Mit erkennbarem<br />

Stolz nahmen die vier Gymnasiasten<br />

die internationale Auszeichnung mit<br />

dem etwas komplizierten Titel „Cambridge<br />

ESOL Level 1 Certificate“ oder<br />

Der stellvertretende Schulleiter Ulrich Schweers und<br />

Englischlehrerin Olga Tränkle gratulierten den Schülern<br />

Julia Oberhaus (4.v.r.) , Caroline Lehmann, Timo Kruse<br />

(1.v.r.) und Mark Nickel zu ihrem Erfolg.<br />

auch „FCE“ (First Certificate in English)<br />

entgegen. Um in den getesteten Bereichen<br />

auf positive Weise zu bestehen,<br />

bereitete die Cani-Lehrerin Olga Tränkle<br />

ihre Schüler mit verschiedenen Übungen<br />

und Wiederholungen in der englischen<br />

Sprache gezielt auf die Prüfung vor.<br />

Zwei der vier Schüler - Caroline Lehmann<br />

und Mark Nickel - wurde außerdem<br />

bescheinigt, dass sie aufgrund ihrer<br />

besonders guten Leistungen ein höheres<br />

Sprachniveau erreicht haben. WN<br />

Drei Tage in einem Altenheim – dieses<br />

Projekt hat das <strong>Canisianum</strong> im Frühjahr<br />

letzten Jahres mit Schülern der „Einführungsphase<br />

der gymnasialen Oberstufe“<br />

( Klasse 10) realisiert. Weil fünf Altenheime<br />

in Lüdinghausen, Seppenrade,<br />

Olfen und Nordkirchen mitzogen,<br />

konnten die 15- bis 16-jährigen Jugendlichen<br />

einer ganzen Jahrgangsstufe, insgesamt<br />

101, zur selben Zeit eine dieser<br />

Einrichtungen gründlich kennenlernen.<br />

Auch das Ascheberger Altenheim<br />

St. Lambertus war dazu bereit, fiel aber<br />

wegen einer grassierenden Virus-Infektion<br />

kurzfristig aus. So lernten einige<br />

der Jugendlichen ersatzweise die soziale<br />

Arbeit mit behinderten Menschen auf<br />

dem „Bauernhof “ <strong>des</strong> Sozialwerks St.<br />

Georg kennen, während andere drei<br />

Tage die Jüngsten der Kindergärten St.<br />

Lambertus und St. Katharina in Ascheberg<br />

sowie St. Elisabeth in Lüdinghausen<br />

begleiteten.<br />

Ursprünglich gab es am <strong>Canisianum</strong><br />

zwei Praktika: ein Betriebs- und ein<br />

Sozialpraktikum von je zwei Wochen<br />

Dauer für die Klassen 9 bzw. 11. Auch<br />

die Schüler der „Einführungsphase“, die<br />

2011 für drei Tage ins Altenheim gingen,<br />

hatten bereits ein vierzehntägiges<br />

Betriebspraktikum hinter sich. Wegen<br />

der für diesen Jahrgang zum ersten Mal<br />

greifenden Schulzeitverkürzung bis zum<br />

Abitur (G 8) fiel der Aufenthalt in einer<br />

sozialen Einrichtung für sie zeitlich<br />

kürzer aus.<br />

Die Mitarbeiter <strong>des</strong> Sozialen<br />

Dienstes verabredeten mit dem Koordinator<br />

am <strong>Canisianum</strong> für die drei Tage<br />

<strong>des</strong> Kurz-Praktikums ein besonderes<br />

Programm. Dabei lernten die Jugendlichen<br />

in der Regel zunächst das Haus mit<br />

seinen zweckvoll eingerichteten Räumen<br />

und den typischen Arbeiten kennen,<br />

bevor sie mit den Bewohnern sprachen,<br />

sangen oder spielten, und dies nicht<br />

nur im „Café Glocke“ <strong>des</strong> St.-Ludgerus-<br />

Hauses.<br />

Im Altenhilfezentrum St. Mauritius<br />

führten die Schüler zur Freude der<br />

Bewohner einstudierte Sketche auf oder<br />

lasen kurze Geschichten vor. Vorher erfuhren<br />

sie allerdings am eigenen Leibe,<br />

was es heißt, nicht mehr richtig sehen,<br />

laufen oder hören zu können. So blinzelte<br />

die Cani-Schülerin Lara angestrengt<br />

durch eine Brille. Bis auf zwei kleine<br />

Löcher war die Sehhilfe abgeklebt und<br />

behinderte die 16-Jährige mehr, als sie<br />

ihr einen Durchblick verschaffte. Lara<br />

Schule und Projekte<br />

30<br />

31


Fortsetzung von Seite 31<br />

Schule und Projekte<br />

Einen kleinen Sketch führte die Schülergruppe im<br />

Altenhilfezentrum St. Mauritius in Nordkirchen auf.<br />

saß im Rollstuhl, der rechte Arm lag<br />

starr auf der Lehne, im Gelenk durch<br />

eine Bandage versteift. Neben Lara<br />

stand Pflegedienstleiter Mirco Krampe<br />

und reichte ihr eine Schnabeltasse.<br />

„Ich kann die Tasse ja kaum sehen“,<br />

beklagte sich Lara. Mirco Krampe<br />

nickte verständnisvoll. „Kannst du<br />

dir jetzt vorstellen, wie sich ein alter<br />

Mensch fühlt?“<br />

Im Antoniushaus verband der<br />

Leiter Markus Sasse Gespräche über<br />

Alter und Demenz mit Selbsterfahrungsübungen.<br />

Auch ein Rollstuhltraining<br />

stand dort auf dem<br />

Programm, in Vorbereitung eines<br />

Ausflugs mit den Bewohnern. Im<br />

Clara-Stift erkundete eine Gruppe<br />

Spazierwege durch Seppenrade, die<br />

auch mit dem Rollstuhl bewältigt<br />

werden können. Andere beschäftigten<br />

sich mit der Herstellung einer<br />

Hauszeitung oder der altengerechten<br />

Umgestaltung <strong>des</strong> Gartens. Im<br />

St.-Vitus-Stift Olfen ebenso wie in<br />

anderen Häusern beteiligten sich die<br />

Jugendlichen an Sinnesgruppen sowie<br />

einem Gedächtnistraining und erlebten<br />

einen Nachmittag mit viel Musik.<br />

Ob sie sich vorstellen könnten,<br />

auch einmal Altenpfleger zu werden?<br />

In den meisten Fällen wurde die Frage<br />

von den Jugendlichen verneint. Es<br />

lässt sich allerdings sagen, dass viele<br />

nach eigener Aussage so etwas wie<br />

eine neue Sensibilität für hilfsbedürftige<br />

Menschen und die Sorge um sie<br />

entwickelt haben. Karl-Heinz Kocar<br />

55 Diplome für 55 Schüler<br />

und Schülerinnen.<br />

Zertifikate für<br />

Französisch-Asse<br />

am <strong>Canisianum</strong><br />

55 Schüler und Schülerinnen <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />

konnten im März letzten Jahres<br />

das „Diplome d‘Etu<strong>des</strong> en Langue Française<br />

(DELF) entgegennehmen. Jahrgangsübergreifend<br />

ab Klasse 7 hatten die<br />

Schüler schriftlich in Lüdinghausen und<br />

mündlich von einem Muttersprachler<br />

im Schlaun-<strong>Gymnasium</strong> in Münster ihre<br />

Französischkenntnisse testen lassen. Das<br />

Diplom ist ein international anerkanntes<br />

Zertifikat, bei dem die Kenntnisse in<br />

den Bereichen Verstehen, Textverständnis,<br />

Textproduktion und mündlicher<br />

Ausdruck überprüft werden. Julia Selke-<br />

Mundry und Roswitha Schäfer von der<br />

Fachschaft Französisch überreichten<br />

den Schülern in der Aula <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />

die Zertifikate. Organisiert wurde<br />

die Teilnahme der Schüler von Susanne<br />

Laudick. WN<br />

Schule und Projekte<br />

32<br />

33


Hartmut<br />

Stutznäcker<br />

und Wilhelm<br />

Sternemann<br />

mit den<br />

erfolgreichen<br />

Schülern.<br />

Im Bun<strong>des</strong>wettbewerb den 3. Preis gewonnen<br />

Cani-Mathematiker erfolgreich<br />

Schule und Projekte<br />

Cani-Schülerinnen gewinnen bei Wettbewerb „Jugend forscht“<br />

Schnuppern erwünscht<br />

Es geht um Schweiß und Körpergeruch<br />

oder wissenschaftlich ausgedrückt: Es<br />

geht um Pheromene, sogenannte „Botenstoffe“.<br />

Mit einer Arbeit unter dem<br />

Titel „Axe oder nicht Axe –- das ist hier<br />

die Frage“ haben Jennifer Knepper und<br />

Nora Steffens, Schülerinnen <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>,<br />

im März 2011 beim Regionalwettbewerb<br />

„Jugend forscht“ im Bereich<br />

Biologie einen ersten Platz erreicht<br />

- sehr zur Freude auch ihres Lehrers Dr.<br />

Klemens Müller.<br />

In einer Studie, die sich von April<br />

2010 bis Januar 2011 hinzog, untersuchten<br />

die beiden engagierten Bio-<br />

Jennifer Knepper (1.) und Nora Steffens (r.) lassen ihre<br />

Klassenkameradin an den T-Shirts ihrer Mitschüler<br />

schnuppern - alles im Dienste der Wissenschaft.<br />

Leistungskurs-Schülerinnen die Auswirkungen<br />

bestimmter Gerüche auf die<br />

gegenseitige „Anziehungskraft“ der Geschlechter.<br />

Probanden waren dabei unter<br />

anderem ihre Mitschülerinnen und<br />

Mitschüler. „Dass das Thema attraktiv<br />

sein könnte, habe ich mir schon vorher<br />

gedacht“, sagte Dr. Klemens Müller und<br />

freute sich über den Erfolg seiner beiden<br />

Schülerinnen. Möglich wurde die Studie<br />

der beiden Cani-Jugendlichen nicht<br />

zuletzt durch eine großzügige finanzielle<br />

Unterstützung der Stiftung <strong>Canisianum</strong>.<br />

WN<br />

Bastian Becker (Jgst. 13) und Kai Benning<br />

(Jgst. 12) haben 2011 mit Erfolg<br />

an dem schwierigen Bun<strong>des</strong>wettbewerb<br />

Mathematik teilgenommen und einen<br />

3. Platz gewonnen. Tobias Kreutz hatte<br />

schon 2010 zusammen mit Bastian<br />

Becker einen erfreulichen Anerkennungspreis<br />

in diesem Wettbewerb mit<br />

nach Hause nehmen können. Bei Tobias<br />

war das <strong>des</strong>wegen bemerkenswert und<br />

besonders selten, da er zu der Zeit die<br />

Klasse 8 besuchte und damit einer der<br />

jüngsten Teilnehmer war, denn der<br />

Wettbewerb wird eigentlich nur für<br />

Oberstufenschüler ausgerichtet.<br />

2011 konnte Tobias Kreutz dann<br />

aus Zeitgründen leider nicht teilnehmen,<br />

während sich Kai Benning und Bastian<br />

Becker zu einem 3. Preis steigerten.<br />

Dafür müssen die Schüler von den vier<br />

gestellten Aufgaben drei vollständig<br />

lösen. Ein dritter Preis berechtigt auch<br />

zur Teilnahme an der nächsten wesentlich<br />

schwierigeren zweiten Runde. In<br />

NRW haben das im letzten Jahr 98 von<br />

261 Teilnehmern geschafft und in ganz<br />

Deutschland 571 von 1651 Mitbewerbern.<br />

Der Bun<strong>des</strong>wettbewerb wurde 1970<br />

zum Zweck der Begabtenförderung<br />

ins Leben gerufen und steht unter der<br />

Schirmherrschaft <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>präsidenten.<br />

Die „Bun<strong>des</strong>sieger“ (= Sieger der<br />

3. Runde) erhalten automatisch ein Stipendium<br />

der Deutschen Studienstiftung.<br />

Aus den Preisträgern werden aber auch<br />

die Teilnehmer an der internationalen<br />

Mathe-Olympiade ermittelt.<br />

Es ist nun schon einige Jahre her,<br />

dass Schüler aus Lüdinghausen bei<br />

diesem Wettbewerb einen Preis mit<br />

Berechtigung zur Teilnahme an der<br />

zweiten Runde gewonnen haben. Trainiert<br />

haben sie für solche Aufgaben in<br />

der Cani-AG für höhere Mathematik<br />

unter der Betreuung von Wilhelm Sternemann.<br />

Aber auch der Känguru-Wettbewerb,<br />

der an alle Schüler gerichtet ist<br />

und bei dem das Cani bekanntlich seit<br />

fünf Jahren mit großer Teilnehmerzahl<br />

und vielen Auszeichnungen mitmacht,<br />

bedeutete eine gute Übung für den Bun<strong>des</strong>wettbewerb.<br />

WN<br />

Schule und Projekte<br />

34<br />

35


Gleich zweimal landeten die Teilnehmer <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> am Physik-<br />

Wettbewerb „freestyle-physics“ auf dem Treppchen.<br />

Älteren Menschen bei alltäglichen Aktionen zu helfen, war die<br />

Aufgabe für Johanna Westhoven und Pia Kollenberg.<br />

Canisianer bei „freestyle-physics“ erfolgreich<br />

Katapult trifft präzise<br />

100 Schüler absolvierten ihr Sozialpraktikum<br />

Neue Sicht auf ihre Mitmenschen<br />

Schule und Projekte<br />

Ein Präzisions-Katapult und das Modell<br />

eines schnittigen Bootes führten<br />

zum Erfolg. Gleich zwei zweite Plätze<br />

erreichten im Juli 2011 die insgesamt<br />

25 Teilnehmer <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> beim<br />

Wettbewerb „freestyle-physics“, der von<br />

der Uni Duisburg veranstaltet wird.<br />

Mitgemacht haben neben Schülern der<br />

letztjährigen Klassen 6b und 6c sowie<br />

der 9a auch einige Jugendliche aus dem<br />

Physik-Leistungskurs der Jahrgangsstufe<br />

12, erläuterte Fachlehrer Dr. Georg<br />

Schütz. Er begleitete mit seinen Kollegen<br />

Antje Appel und Martin Köller die Projekte<br />

der Canisianer. Erfolgreich waren<br />

Robin Westarp und Fabian Wohlfahrt,<br />

die ein schlankes und schnittiges Boot<br />

konstruierten, sowie Jonas Ewelt und<br />

Jonas Schmidt, die das treffsichere Katapult<br />

bauten. „Wir nehmen zum siebten<br />

Mal an dem Wettbewerb teil“, berichtete<br />

Georg Schütz. Mit diesem Ergebnis sei<br />

es die bisher erfolgreichste Teilnahme.<br />

Die Schüler hätten die ihnen durch<br />

die Uni Duisburg gestellten Aufgaben<br />

selbstständig und vornehmlich in ihrer<br />

Freizeit gelöst. Dabei sei es vor allem<br />

um die praktische Umsetzung gegangen.<br />

„Sie waren sehr kreativ und haben<br />

eigenständig nach Lösungen gesucht.“<br />

Die Lehrer hätten bewusst nur „beratende<br />

Funktion“ gehabt. Vor allem für die<br />

Jüngeren habe der Spaß an der Sache im<br />

Vordergrund gestanden, so der Pädagoge.<br />

Für die Älteren, da ist er sich sicher,<br />

werde eine derartige Auszeichnung auch<br />

bei späteren Bewerbungen einen positiven<br />

Eindruck hinterlassen. WN<br />

Bis vor Kurzem kannten Johanna<br />

Westhoven und Pia Kollenberg vom<br />

St.-Ludgerus-Haus nur die Außenfassade.<br />

„Ein Altenheim? Da leben doch<br />

nur ein paar alte Leute“, dachte Pia.<br />

Aber – wie gesagt - nur bis Ende Januar<br />

letzten Jahres. Dann begann für<br />

die beiden Elftklässlerinnen und ihre<br />

100 Mitschüler vom <strong>Canisianum</strong> das<br />

zweiwöchige Sozialpraktikum.<br />

Nach dem Praktikum hörte sich ihre<br />

Meinung differenzierter an. Man sollte<br />

Respekt vor den Leuten haben, weil die<br />

viel geleistet haben“, bewunderte Pia die<br />

Bewohner. Mit diesen Gedanken gingen<br />

die Freundinnen auch an ihre Arbeit:<br />

die Unterstützung der Insassen bei alltäglichen<br />

Dingen. Obwohl oder gerade<br />

weil der Umgang mit den teilweise<br />

demenzkranken Menschen manchmal<br />

lustige Situationen hervorrief, schlossen<br />

die Schülerinnen die von ihnen Betreuten<br />

nach anfänglichen „leichten Berührungsängsten“<br />

ins Herz. „Wichtig war es,<br />

dass man ganz viel mit ihnen redet und<br />

ihnen das Gefühl gibt, zu Hause zu sein“,<br />

sagte Johanna.<br />

Eine ebenso große Anerkennung<br />

wie für die Bewohner empfanden Pia<br />

und Johanna für ihre „Kollegen auf<br />

Zeit“. „Man denkt, da arbeiten so viele“,<br />

erzählte Johanna, doch eigentlich seien<br />

es relativ wenig Mitarbeiter, die dafür<br />

eine umso größere Verantwortung<br />

trügen. Für sich selbst denken die<br />

Schülerinnen jedoch nicht an den Beruf<br />

einer Altenpflegerin. „Auf Dauer muss<br />

Schule und Projekte<br />

36<br />

37


Jonas Rickhoff (links) unterstützte eine Wohngruppe<br />

für Menschen mit leichter geistiger Behinderung.<br />

Laura van Dülmen (rechtes Bild links) war auf<br />

dem Außengelände <strong>des</strong> „Bauernhofs St. Georg“ in<br />

Ascheberg tätig.<br />

Die Dokumentarfilmerin Katrin Schnieders berichtete über das<br />

Leben abgeschobener Asylbewerber.<br />

Sozialer Projekttag vermittelte eindrucksvolle Einblicke<br />

Roma – oft ausgegrenzt und abgeschoben<br />

Fortsetzung von Seite 37<br />

Schule und Projekte<br />

man sich von den Bewohnern und ihren<br />

Geschichten distanzieren, und das kann<br />

ich nicht“, gab Pia freimütig zu.<br />

Auch einen neuen Blick auf ihre<br />

Mitmenschen bekamen Laura van<br />

Dülmen, Thomas Kiskämper und Jonas<br />

Rickhoff. Ihre Praktikumsstelle war<br />

der „Bauernhof St. Georg“ und seine<br />

Außenwohngruppen in Ascheberg - eine<br />

Institution für geistig Behinderte und<br />

psychisch Erkrankte. „Normalerweise<br />

hat man mit Behinderten ja nichts zu<br />

tun“, meinte Thomas. Dass sie sogar<br />

Vorurteile hatten, als sie die Bewohner<br />

auf der Straße sahen, gab Jonas offen zu.<br />

Doch die seien nur etwas anders. Daher<br />

sei der Umgang mit den psychisch Erkrankten<br />

im Grunde ganz normal.<br />

Laura kann sich die dauerhafte<br />

Betreuung der St.-Georg-Bewohner<br />

sogar als Beruf vorstellen. „Das macht<br />

Spaß mit den Leuten, da sie immer gut<br />

drauf sind.“ Jonas sah das ein wenig<br />

skeptischer. Bislang hatte er noch keinen<br />

Kontakt zu den Behinderten und er sei<br />

sich nicht sicher, ob er das auf Dauer<br />

könne. Aber die Betreuten in der Außenwohngruppe,<br />

für die er zuständig war,<br />

in Zukunft hin und wieder zu besuchen,<br />

hat er sich fest vorgenommen. Räumlich<br />

sollte das kein Problem werden, denn es<br />

sind nur 100 Meter von seinem Wohnhaus<br />

bis zu den Behinderten-Apartments<br />

an der Straße gegenüber.Niklas Tüns<br />

Asyl, Abschiebung, Sinti und Roma,<br />

Kosovo, Serbien – das sind Begriffe,<br />

Menschen und Orte, die nicht so recht<br />

in die Lebenswelt von Neuntklässlern im<br />

eher beschaulichen Münsterland passen<br />

wollen. Auch nicht in die der jungen<br />

Canisianer, die sich Anfang April letzten<br />

Jahres im Rahmen eines Projekttages<br />

mit dieser „umstrittenen Thematik“ auseinandersetzten.<br />

„Wir haben die Lebenswirklichkeit<br />

in die Schule geholt. Asyl ist<br />

ein sehr umstrittenes Thema“, beschrieb<br />

Barbara Imholz den Hintergrund <strong>des</strong><br />

Projekttages. Gemeinsam mit ihrem<br />

Kollegen Ulrich Thoden sowie weiteren<br />

Pädagogen hatte die Geschichtslehrerin<br />

diesen Tag am Cani vorbereitet. Als<br />

fachkundige Referenten trafen die 120<br />

Mädchen und Jungen auf Sabine Schröder<br />

vom Fachdienst für Integration und<br />

Migration beim Sozialdienst katholischer<br />

Frauen in Lüdinghausen sowie auf<br />

die Müsteraner Dokumentarfilmerin<br />

Katrin Schnieders und einige Vertreterinnen<br />

der Christlichen Arbeiterjugend<br />

(CAJ), die sich mit dem Asyl-Thema<br />

im Rahmen einer Broschüre beschäftigt<br />

hatten.<br />

Bot sich den Jugendlichen am<br />

Vormittag zunächst die Gelegenheit,<br />

sich mit der Geschichte der Sinti und<br />

Roma, ihrer über Jahrhunderte erlebten<br />

Ausgrenzung und häufigen Verfolgung<br />

in Europa zu beschäftigen, erhielten sie<br />

Schule und Projekte<br />

38<br />

39


Die Comenius-Projektgruppe<br />

mit Frau Löhrmann, der<br />

stellvertretenden Ministerpräsidentin.<br />

Fortsetzung von Seite 39<br />

Schule und Projekte<br />

anschließend anhand eines Dokumentarfilms<br />

einen eindrucksvollen<br />

Einblick in die Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit<br />

einer in den Kosovo<br />

abgeschobenen Roma-Familie, deren<br />

Kinder zuvor in Deutschland auf die<br />

Schule gegangen waren.<br />

Vivien Jegust hat eine solche Abschiebung<br />

als Grundschülerin selbst<br />

mitbekommen. „Eine Klassenkameradin<br />

wurde mit ihrer Familie abgeschoben.<br />

Wir haben Spenden gesammelt“,<br />

erinnerte sich die 15-Jährige.<br />

Sie findet es wichtig, dass das Thema<br />

an ihrer Schule behandelt wird. Das<br />

sahen Jacqueline Bischof und Sophia<br />

Hannig genauso und beide gaben zu,<br />

vorher nicht allzu viel über die Lage<br />

der Roma gewusst zu haben.<br />

„Was kann man tun?“, fragte<br />

abschließend Sabine Schröder die<br />

Jugendlichen und bot als Antwort an:<br />

„Offenheit zeigen für Menschen aus<br />

anderen Ländern und Kulturen. Das<br />

kann jeder machen – ohne großen<br />

Aufwand.“ Es gehe darum zu sensibilisieren,<br />

waren sich die Filmemacherin<br />

und Lehrerin Barbara Imholz<br />

einig. WN<br />

Nachhaltige Projekte<br />

Das <strong>Canisianum</strong> erneut als<br />

„Schule der Zukunft“ geehrt<br />

Drei Schulen aus Lüdinghausen wurden<br />

im März <strong>2012</strong> durch NRW-Schulministerin<br />

Sylvia Löhrmann als „Schule<br />

der Zukunft“ geehrt. Die Schülerinnen<br />

und Schüler der städtischen Realschule,<br />

<strong>des</strong> St.-Antonius-<strong>Gymnasium</strong>s und <strong>des</strong><br />

<strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> nahmen in<br />

Recklinghausen strahlend ihre Urkunden<br />

und Banner in Empfang, heißt es in<br />

einer gemeinsamen Mitteilung der drei<br />

Lüdinghauser Schulen.<br />

Auch Bürgermeister Richard Borgmann<br />

sowie die Leitungen der Schule<br />

– Elisabeth Hüttenschmidt (Anton),<br />

Michael Dahmen (Cani) und die stellvertretenden<br />

Schulleiter der Realschule,<br />

Annette Uckelmann und Christian<br />

Gebhardt – ließen es sich angesichts<br />

dieses Erfolges nicht nehmen, an der<br />

Auszeichnungsfeier teilzunehmen.<br />

Das <strong>Canisianum</strong> wurde für vielfältige<br />

Aktivitäten ausgezeichnet, die<br />

das Prinzip „Global denken – lokal<br />

handeln“ in die Tat umsetzen. Dieses<br />

geschieht sowohl durch Solidaritätsaktionen<br />

mit Projekten der Einen Welt<br />

in Brasilien oder Haiti als auch durch<br />

umweltschonende Energieanwendung.<br />

Die Schülerinnen und Schüler der<br />

Comenius-Projektgruppe stellten ihre<br />

CO2-Messungen vor, die ein deutliches<br />

Pro für Verkehrskreisel und ein Contra<br />

für traditionelle Kreuzungen mit<br />

Ampelregelung ergaben. Natürlich war<br />

auch wieder das Sunni-Cani-Team unter<br />

Leitung <strong>des</strong> Cani-Hausmeisters Thomas<br />

Hols dabei.<br />

22 Schulen aus Gelsenkirchen sowie<br />

den Kreisen Coesfeld und Recklinghausen<br />

erhielten das Zertifikat „Schule der<br />

Zukunft“. Insgesamt haben sich in NRW<br />

in fünf Jahren bereits fast 1000 Schulen<br />

in 52 Kreisen und kreisfreien Städten an<br />

der Kampagne beteiligt. WN<br />

Schule und Projekte<br />

40<br />

41


Kreisverkehr alt<br />

Kreisverkehr neu<br />

Kreisverkehr alt<br />

Kreisverkehr neu<br />

Chemiekurs belegte CO 2 -Vorteil der Kreisverkehre<br />

Da freute sich Herr Borgmann<br />

Foto links: Der Cani-Chemiekurs mit<br />

Lehrer Manfred Neuhaus (vorne rechts)<br />

und Bürgermeister Richard Borgmann.<br />

Schule und Projekte<br />

„Ich bin Euch wirklich dankbar!“<br />

Bürgermeister Richard Borgmann konnte<br />

sich freuen, denn die Zwölftklässler<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>, die ihm am 01. Juni<br />

letzten Jahres im Rathaus einen Besuch<br />

abstatteten, hatten dem Stadtoberhaupt<br />

einen echten Dienst erwiesen, und das<br />

auch noch völlig kostenlos.<br />

Die Schüler hatten unter der<br />

Leitung ihres Chemielehrers Manfred<br />

Neuhaus im Rahmen eines Europäischen<br />

Projektes zur Klimaerwärmung<br />

den Verkehr auf der Valve untersucht.<br />

Genauer gesagt, sie stoppten die Zeit,<br />

die Autos benötigen, um den Kreisverkehr<br />

bei McDonalds sowie die frühere<br />

Ampelkreuzung am Friedhof zu passieren.<br />

Diese Untersuchung führten sie am<br />

12. April 2010 durch und – nach dem<br />

Bau <strong>des</strong> Kreisverkehrs am Friedhof –<br />

dann noch einmal genau ein Jahr später.<br />

Das Ergebnis war durchaus erstaunlich.<br />

Schon bei der ersten Messung wurde<br />

deutlich, dass die ausgesuchten Pkw den<br />

Kreisel deutlich schneller passierten als<br />

die Ampelkreuzung, an der in Spitzenzeiten<br />

eine „Verweildauer“ von bis zu<br />

zweieinhalb Minuten gemessen wurde.<br />

Noch deutlicher wurde der Unterschied<br />

dann bei der zweiten Messung:<br />

Nach dem Bau <strong>des</strong> zweiten Kreisverkehrs<br />

lag die Verweildauer selbst in den<br />

Spitzenzeiten kontinuierlich unter einer<br />

Minute. „Das bedeutet eine Halbierung<br />

<strong>des</strong> CO₂-Ausstoßes“, resümierte Jan<br />

Voegt, einer der beteiligten Schüler,<br />

bei der Präsentation im Rathaus. „Das<br />

gibt uns im Nachhinein beim Bau <strong>des</strong><br />

ja nicht unumstrittenen Kreisverkehrs<br />

Recht“, freute sich Bürgermeister Borgmann<br />

und kündigte an, die Ergebnisse<br />

<strong>des</strong> Projekts an das Verkehrsministerium<br />

in Berlin weiterzugeben. „Ich denke,<br />

an dieser Studie <strong>des</strong> Cani-Chemiekurses<br />

werden viele Stellen Interesse haben,“<br />

fügte er hinzu. WN<br />

Schule und Projekte<br />

42<br />

43


WEITERE FOTOS<br />

Pater Justino und Pater Beda berichteten über ihre<br />

Arbeit an sozialen Brennpunkten in Brasilien.<br />

Schüler und Lehrer gingen gemeinsam an den Start<br />

zum 13. Soli-Lauf in der Geschichte <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>s<br />

Pater Beda berichtete von der Verwendung der Spendengelder<br />

„Ohne Geld geht es nicht“<br />

13. Solidaritätslauf erbrachte 9.000 Euro<br />

Frischer Wind für eine alte Tradition<br />

Schule und Projekte<br />

Beeindruckt waren die Schülerinnen<br />

und Schüler der Jahrgangstufen 10, 11<br />

und 12 <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>, als sie Anfang<br />

Juli letzten Jahres Besuch bekamen:<br />

Pater Justino, Udo Lohoff sowie Pater<br />

Beda vom gleichnamigen Aktionskreis<br />

berichteten über ihre Arbeit in Brasilien,<br />

wohin die Solidaritätsgelder der Schule<br />

fließen. Pater Justino zeigte eindrucksvolle<br />

Bilder <strong>des</strong> Alltags in seiner Diözese,<br />

vor allem <strong>des</strong> Menschenrechtsbüros.<br />

Dort kämpfen „jeden Tag viele Anwälte<br />

für die Rechte der Armen“ übersetzte<br />

Udo Lohoff. Beispiele dafür seien die<br />

Unterstützung von Behinderten und<br />

Kindern in Not. Das <strong>Canisianum</strong> hilft<br />

dem Aktionskreis seit nunmehr 13 Jahren<br />

mit den Einnahmen aus dem jährlichen<br />

Solidaritätslauf. „Mit den heutigen<br />

Referaten wollten wir den Schülern<br />

einen Einstieg in den kommenden<br />

Solidaritätstag geben“, erklärte Lehrerin<br />

Barbara Imholz die Zusammenkunft.<br />

Die Brasilianer seien „auf Unterstützung<br />

durch das Ausland“ angewiesen. „Ohne<br />

Geld geht es nicht“, beschrieb Pater<br />

Beda abschließend die Notwendigkeit<br />

der Spenden. WN<br />

Morgens, halb zehn in Lüdinghausen.<br />

Noch herrschte Ruhe auf dem Schulhof<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>. Doch es sollte die Ruhe<br />

vor dem Sturm sein. Nur fünf Minuten<br />

später stürmten zahlreiche Schüler<br />

lautstark aus ihren Klassen, ausgerüstet<br />

mit Inlinern, Turnschuhen und einem<br />

Laufzettel. Der 13. Solidaritätslauf für<br />

ein Projekt in Brasilien stand Mitte September<br />

2011 unmittelbar bevor.<br />

Doch so begeistert wie an diesem<br />

Morgen erlebten die Schüler nicht jeden<br />

Lauf der vergangenen Jahre. Das wusste<br />

auch die Organisatorin Susanne Laudick.<br />

„Nach dem zehnten Lauf wurden<br />

Stimmen laut, die auch einmal etwas<br />

anderes forderten.“ So wurde kurzerhand<br />

der elfte „Soli-Lauf “ durch einen<br />

„Solidaritätstag“ ersetzt, an dem sich<br />

alle Schüler mit Projekten zum Thema<br />

„Solidarität“ beschäftigten. Trotz <strong>des</strong><br />

durchweg positiven Feedbacks mussten<br />

sich anschließend alle Beteiligten eingestehen:<br />

„Irgendetwas haben wir doch<br />

vermisst.“ Diese Erkenntnis sollte die<br />

Geburtsstunde eines neuen Konzeptes<br />

für den traditionellen Solidaritätslauf<br />

werden. Während ein Jahr ganz im<br />

Schule und Projekte<br />

44<br />

45


Fortsetzung von Seite 45<br />

Schule und Projekte<br />

Sinne <strong>des</strong> Laufens steht, sollen zwei<br />

weitere Jahre folgen, in denen nur<br />

die Unterstufe für den guten Zweck<br />

schwitzt. Ab der achten Klasse wird<br />

für die Schüler ein Alternativprogramm<br />

organisiert, in dem sie sich<br />

mit Projekten beschäftigen, die zum<br />

Beispiel die Vernichtung <strong>des</strong> Regenwal<strong>des</strong><br />

oder den Produktionsweg von<br />

Kleidung thematisieren. Doch auch<br />

eine Einführung in die brasilianische<br />

Tanz-Kampfsportart Capoeira sowie<br />

die Zubereitung griechischer Spezialitäten<br />

wurden angeboten.<br />

„Man erreicht ja nie alle,“ gestand<br />

Barbara Imholz, die gemeinsam<br />

mit Sigrid Dorprigter und Susanne<br />

Laudick das sogenannte „Soli-Team“<br />

bildete. Doch mit dem breiter gefächerten<br />

Angebot vergrößerte sich<br />

auch die Begeisterung der Schüler<br />

für die 13. Auflage <strong>des</strong> Soli-Laufes.<br />

„Meine Jungen in der sechsten Klasse<br />

wollen sogar 18 Kilometer laufen!“,<br />

zeigte sich Sigrid Dorprigter beeindruckt<br />

vom großen Einsatz der<br />

Schüler. Auch gingen einige sportliche<br />

Lehrer mit vorbildlichem Einsatz<br />

voran – vermutlich, weil sie sich schon<br />

auf das Brot mit Tsatsiki freuten, das die<br />

Projektgruppe „Griechische Spezialitäten“<br />

zeitgleich in der Schule zubereitete.<br />

Vier Wochen später konnten von<br />

dem Organisationsteam dann in einer<br />

Aula-Veranstaltung die Ergebnisse<br />

verkündet werden: Hervorragende<br />

9.000 Euro hatten die Schülerinnen<br />

und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis<br />

7 für ein brasilianisches Kinderheim<br />

erlaufen. Schnellster Läufer wurde dabei<br />

Felix Bartelt aus der Klasse 8b, einer der<br />

freiwilligen Teilnehmer aus den älteren<br />

Jahrgangsstufen. Die größte Anzahl an<br />

Sponsoren – 13 in der Summe – holte<br />

Felix Pickenäcker aus der Klasse 5c ins<br />

Boot. Als Klassen wurden die 5b und<br />

die 7b geehrt, denn die Jüngsten hatten<br />

372 Kilometer erlaufen, während die<br />

„Siebener“ zu Fuß und per Rollerblade<br />

528 Kilometer absolvieren konnten.<br />

Sarah Sandmann<br />

Sunny-Cani-Team hat sich neu formiert<br />

Spaß an elektromobilität<br />

Das Sunny-Cani-Team am <strong>Canisianum</strong><br />

hat eine neue Mannschaft: Gero Borrmann<br />

ist der neue Betreuungslehrer und<br />

Thomas Hols, gelernter Elektriker und<br />

für die gesamte Haustechnik am Cani<br />

zuständig, hält mit den Schülern Fabian<br />

Sölker, Marius Hülk und Ferdinand<br />

Brinker die beiden Elektrofahrzeuge der<br />

Schule in Schuss.<br />

Das neuere Fahrzeug wurde dem<br />

<strong>Canisianum</strong> vor einiger Zeit von Dr.<br />

Wolfgang Graute geschenkt. Dass<br />

die beiden Oldies der Elektroauto-<br />

Geschichte, an denen regelmäßig alle<br />

zwei Wochen gebastelt wird, überhaupt<br />

am Straßenverkehr teilnehmen können,<br />

verdanken die Schüler aber auch<br />

dem Engagement zweier Partner <strong>des</strong><br />

Hausmeister Thomas Hols (r.) mit seiner<br />

neuen Schülermannschaft.<br />

Netzwerks ruhr-mobil-E: Das Autohaus<br />

Rüschkamp übernimmt seit Jahren die<br />

Versicherung, und die Akkus stammen<br />

von Jewo-Batterietechnik in Bochum.<br />

Die beiden Geschäftsführer, Joan Hendrik<br />

Rüschkamp und Michael Teupen,<br />

freuen sich, dass es in Lüdinghausen<br />

wieder Schüler gibt, die sich für Elektromobilität<br />

begeistern. Außerdem lernen<br />

die Schüler in der AG nebenbei so einiges<br />

über Elektrotechnik und Automechanik.<br />

Das Sunny-Cani-Team war übrigens<br />

wieder ein wichtiger Aspekt bei der<br />

Agenda 21-Bewerbung zur „Schule der<br />

Zukunft” in NRW. Bei der Auszeichnungsfeier<br />

in diesem Jahr war das Team<br />

mit seinen Autos natürlich dabei. WN<br />

Schule und Projekte<br />

46<br />

47


Ruhe, spirituelle Entfaltung bei<br />

Kerzenlicht, Gesang und Gebet:<br />

typisch Taizé.<br />

Taizé-Gottesdienst am<br />

<strong>Canisianum</strong> gefeiert<br />

Schriftstellerin Ruth Weiss las im <strong>Canisianum</strong><br />

„Meine Schwester Sara“<br />

Ruth Weiss im Kreise<br />

ihrer jungen Leserinnen<br />

und Leser<br />

Schule und Projekte<br />

Einen Taizé-Gottesdienst feierten Mitte<br />

Dezember letzten Jahres Oberstufenschüler<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> und einige<br />

Lehrer im schulischen Meditationsraum.<br />

Regelmäßige Fahrten in die kleine<br />

burgundische Stadt Frankreichs gehören<br />

seit einiger Zeit auch zum Schulprogramm.<br />

Noch im Sommer 2011 erlebten<br />

30 Cani-Schüler gemeinsam mit ihren<br />

Lehrern Georg Schütz und Veronika<br />

Diers die ganz eigene Spiritualität in der<br />

weltberühmten Communauté ganz in<br />

der Nähe der alten Klosteranlage von<br />

Cluny, in der vor allem Jugendliche<br />

aus aller Welt für eine bestimmte Zeit<br />

gemeinsam leben und arbeiten, intensiv<br />

über Bibelpassagen ins Gespräch<br />

kommen und – vor allem – regelmäßig<br />

Gottesdienste miteinander feiern. Die<br />

Abfolge von Gesang, Gebet und Schweigen<br />

im dunklen, von vielfachem Kerzenlicht<br />

erleuchteten Raum schafft dabei die<br />

für Taizé typische Atmosphäre, von der<br />

auch die Cani-Jugendlichen begeistert<br />

waren. Sie brachten den Wunsch mit,<br />

auch in ihrer Schule Raum zu schaffen<br />

für eine Entfaltung dieser Spiritualität.<br />

Nun erklangen auch im <strong>Canisianum</strong> die<br />

mehrstimmigen Gesänge, die Ruhe und<br />

Glaubenszuversicht ausstrahlen – keine<br />

schlechte Art, sich auf Weihnachten<br />

einzustellen.WN<br />

„Warum haben Sie den Roman geschrieben?“<br />

– „Mit welcher Figur Ihres<br />

Romans können Sie sich eigentlich am<br />

ehesten selbst identifizieren?“ – „Sind<br />

Sie auch Nelson Mandela begegnet?“ –<br />

„Was bedeutet für Sie Südafrika heute?“<br />

Diese und andere Fragen richteten<br />

Schüler aus der letztjährigen Klasse 9a<br />

an Ruth Weiss, als sie im Juni 2011 zu<br />

einer Lese- und Gesprächsrunde ins<br />

<strong>Canisianum</strong> kam.<br />

Das war natürlich nach der voraufgegangenen<br />

Lektüre ihres bekanntesten<br />

Romans „Meine Schwester Sara“ im<br />

Deutschunterricht eine willkommene<br />

Gelegenheit. Gern gab die 1924 in<br />

Fürth geborene Schriftstellerin den<br />

Jungen und Mädchen detaillierte und<br />

persönliche Antworten.<br />

Inhaltlich handelt der Roman von<br />

Sara, einem kurz vor Ende <strong>des</strong> Krieges<br />

in einem deutschen Konzentrationslager<br />

geborenen und wie durch ein Wunder<br />

überlebenden Mädchen, das 1948 von<br />

einer südafrikanischen Burenfamilie<br />

adoptiert wird. Als der Familienvater<br />

von ihrer jüdischen Identität erfährt,<br />

wendet er sich schroff ab. Am eigenen<br />

Leibe erlebt Sara in den Jahren darauf<br />

die Folgen der rassistischen Ideologie<br />

der weißen Herren und damit die<br />

Verachtung, die nicht nur die schwarze<br />

Kunst und Kultur<br />

48<br />

49


Fortsetzung von Seite 49<br />

Das Buch von Ruth Weiss:<br />

Meine Schwester Sara ist<br />

erschienen im dtv Verlag<br />

EUR 8,95<br />

Kunst und Kultur<br />

Bevölkerungsmehrheit, sondern auch sie<br />

als „Hebräerin“ trifft. So wächst sie wie<br />

selbstverständlich in die Widerstandsbewegung<br />

gegen das System der „Apartheid“<br />

hinein.<br />

„Eine wahre Geschichte, die ich<br />

da erzähle“, erläuterte Ruth Weiss. Es<br />

sei zwar nicht ihre eigene Biographie,<br />

aber es seien eigene Erfahrungen, die<br />

der Gestaltung ihrer Romanfiguren<br />

zugrunde liegen. Lange Jahre hat die<br />

gelernte Journalistin nämlich selbst in<br />

Südafrika, später dann in den Nachbarländern<br />

Simbabwe und Sambia gelebt<br />

und die politischen Ereignisse bis zum<br />

Erfolg <strong>des</strong> schwarzen Widerstands und<br />

bis zur Freilassung von Nelson Mandela<br />

kritisch kommentiert. Daraufhin folgte<br />

ein längerer Aufenthalt in England. Aber<br />

noch 2010 hat sich Ruth Weiss auch<br />

wieder im südlichen Afrika umgesehen,<br />

alte Freunde getroffen und viele Gespräche<br />

geführt. Seit acht Jahren lebt sie nun<br />

in Lüdinghausen, und zwar gern, denn<br />

auch hier wohnen Menschen, mit denen<br />

sie seit Jahrzehnten befreundet ist. Dass<br />

sie aber in ganz Deutschland ihre Leser<br />

und Befürworter findet, zeigt auch die<br />

Tatsache, dass die Mädchen-Realschule<br />

in Aschaffenburg am Main nach ihr<br />

benannt wurde.<br />

Zwei Mädchen der Klasse 9a hatten<br />

die Fragen ihrer Mitschüler gebündelt.<br />

Fragen stellte aber auch Ruth Weiss. Wie<br />

ihnen der Roman eigentlich gefallen<br />

habe und ob sie sich mit einer Person<br />

besonders identifizieren könnten. Auch<br />

wollte sie wissen, ob jemand ab und zu<br />

selbst schreibe. Und sofort meldeten<br />

sich vier Schüler: mit einem Faible für<br />

Fantasy und Kurzgeschichten.<br />

Karl-Heinz Kocar<br />

Mittsommerkonzert am <strong>Canisianum</strong><br />

Gesang mit Gänsehaut-Feeling<br />

Gesänge mit Gänsehautreaktion, Johnny<br />

Cash, fetzender Punkrock, zarte Klaviertöne<br />

und Japanisch – all dies erscheint<br />

auf den ersten Blick nicht miteinander<br />

vereinbar – auf den zweiten aber schon.<br />

Jedenfalls machte dieses verwirrende<br />

Gemisch Sinn für die Menschen, die an<br />

dem Mittsommerkonzert <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />

im Juni letzten Jahres teilnehmen<br />

konnten. Denn dort hatten Schüler und<br />

Lehrer die Gelegenheit, ihr musikalisches<br />

Talent vor einem größeren Publikum<br />

unter Beweis zu stellen – vorausgesetzt,<br />

ihre Beiträge hatten etwas mit dem<br />

Thema Sommer zu tun.<br />

Selbst Punkrock-Klänge waren beim Mittsommerkonzert<br />

am Cani zu hören.<br />

So beeindruckten Musiklehrer Michael<br />

Greiner und der Schüler Tobias Kreutz<br />

mit einem Stück, das sie zusammen<br />

vierhändig am Klavier spielten. Ferner<br />

sang Tamara Malcher, deren Stimme<br />

manchen vielleicht auch noch vom<br />

Weihnachtskonzert bekannt sein dürfte,<br />

mit absolutem Gänsehaut-Feeling. Eine<br />

Reise in eine andere Welt bot die Japanisch-AG<br />

mit ihren fernöstlichen Liedern,<br />

die das Publikum auch durchaus<br />

zum Mitmachen animierte. Die erst vor<br />

kurzem neu gegründete Punk-Rockband<br />

,,Shower Curtain“ (Duschvorhang), die<br />

vier ihrer selbst geschriebenen Songs<br />

Kunst und Kultur<br />

50<br />

51


Tamara Malcher beim Gesangswettbewerb erfolgreich<br />

„Musik ist mein ein und Alles“<br />

Kunst und Kultur<br />

Fortsetzung von Seite 51<br />

präsentierte, sorgte wohl bei einigen<br />

der Gäste nicht nur für einen<br />

Kulturschock, sondern auch für ein<br />

Klangerlebnis nah am Tinitus. Eine<br />

eher ungewöhnliche Kombination<br />

stellte der Eltern-Lehrer-Chor dar.<br />

Wie bei allen Konzerten <strong>des</strong> Cani<br />

durfte natürlich auch die hauseigene<br />

Big Band, die Cani Hot Dogs, als<br />

Stimmungsmacher nicht auf der<br />

Programmliste fehlen.<br />

Mit Witz und viel Charme führten<br />

Pia Quante und Niko Gernitz,<br />

beide aus der damaligen Jahrgangsstufe<br />

12, durch das Programm. Das<br />

Mittsommerkonzert ist dabei keine<br />

neue Erfindung <strong>des</strong> Cani, sondern<br />

hat durchaus Tradition, wie der<br />

Schulleiter in seiner Eröffnungsrede<br />

betonte. Die Musiklehrer um Kathrin<br />

Hantel und Rainer Sockoll nahmen<br />

diese Idee wieder auf und brachten<br />

eine gelungene musikalische Reise in<br />

den Sommer auf die Bühne, wobei<br />

der Regen draußen die sommerliche<br />

Stimmung im Saal nicht im Geringsten<br />

trübte. Der Erlös <strong>des</strong> Konzerts<br />

wurde für die Musikförderung am<br />

<strong>Canisianum</strong> eingesetzt.<br />

Katharina Beckfeld<br />

Bei Sascha Joerges hat Tamara Malcher seit rund<br />

zwei Jahren Gesangsunterricht. Mit einem tollen<br />

Kostüm trat Tamara im Finale <strong>des</strong> Casting-Wettbewerbes<br />

auf (r.).<br />

„Erst muss ich einmal das Abitur schaffen.<br />

Aber dann . . .“ Für Tamara Malcher<br />

steht jetzt schon fest, wohin die Reise<br />

geht. „Musik ist mein Ein und Alles“,<br />

versicherte sie im Herbst letzten Jahres<br />

gegenüber WN4YOU. Nach dem Abitur<br />

dürfte sich das allerdings noch einmal<br />

steigern.Dass die 16-Jährige das Zeug<br />

dazu hat, mehr aus ihrer Leidenschaft<br />

zu machen, dokumentierte sich bei<br />

einem Nachwuchs-Gesangswettbewerb<br />

der Musical-Zeitschrift „Da Capo“. Hier<br />

belegte sie den dritten Platz unter 192<br />

Teilnehmern.<br />

Beim Mini-Rock-Festival im Rahmen<br />

<strong>des</strong> Stadtfestes fiel Tamara auf - im<br />

positiven Sinne. Sie trat mit ihrer Band,<br />

als Schlagzeugerin, am Keyboard, als Gitarristin<br />

und Sängerin auf - und räumte<br />

stets Ovationen ab. Die Frage „Rock<br />

oder Musical“ stellt sich für die Schülerin<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> nicht. „Ich mache<br />

bei<strong>des</strong> gerne.“ Sie räumte allerdings<br />

ein, dass die Musical-Szene anspruchsvoller<br />

ist. Da muss nicht nur ein Song<br />

vorgetragen werden – man spielt auch<br />

eine Rolle. Tatsächlich schlüpfte Tamara<br />

beim Finale <strong>des</strong> Wettbewerbs, der insgesamt<br />

über drei Runden ging, in die Rolle<br />

der Lady de Winter aus dem Musical<br />

„Die drei Musketiere“. Äußerliches<br />

Kennzeichen: Tamara hatte sich im Internet<br />

eine passende Robe bestellt. Das<br />

„Gesamtpaket“ kam bei den Juroren bestens<br />

an. Als zweitjüngste Teilnehmerin<br />

in der Gruppe der älteren Starterinnen<br />

belegte sie den dritten Platz. „Ich hatte<br />

noch nicht einmal damit gerechnet,<br />

überhaupt das Finale zu erreichen“, gab<br />

sich Tamara bescheiden. Besonders stolz<br />

war sie darauf, dass ihre Bewertung von<br />

einer Profi-Jury kam. Das lässt hoffen …<br />

„Sie ist sehr fleißig“, charakterisiert<br />

Sascha Joerges von der Musikschule<br />

Münsterland, bei der Tamara seit<br />

knapp zwei Jahren Gesangsunterricht<br />

bekommt, ihre Qualitäten. Mehr noch:<br />

Sie verfüge nicht nur über ein „sehr<br />

gutes stimmliches Material“, sie setze<br />

auch die Techniken hervorragend um,<br />

lobt der Fachmann seine Schülerin.<br />

Jörges hatte Tamara auch zum Finale <strong>des</strong><br />

Castings begleitet und freute sich mit<br />

ihr über den Erfolg, den er besonders<br />

hoch einschätzt. „Der Titel, den Tamara<br />

gesungen hat, war mit Abstand das<br />

schwierigste Stück <strong>des</strong> Wettbewerbs“,<br />

versicherte der Musikpädagoge.<br />

Für die 16-jährige Lüdinghauserin<br />

war die Teilnahme an diesem Wettbewerb<br />

der Einstieg in eine neue Musiksparte.<br />

Sie will in Zukunft weitere Erfahrungen<br />

bei ähnlichen Wettbewerben<br />

sammeln. Außerdem hofft sie auf Tipps<br />

durch Profis. Kurse an Musicalschulen<br />

zu besuchen, wäre ebenfalls eine Alternative.<br />

Aber das alles spielt erst einmal<br />

die „zweite Geige“, denn das Abitur steht<br />

ganz klar im Vordergrund. WN<br />

Kunst und Kultur<br />

52<br />

53


„Was wollt Ihr denn von mir?“ - Herr Blomberg,<br />

alias Rainer Kleinespel, weiß nicht mehr weiter.<br />

„Komm, wir gehen ins Fußballstadion! - Kann<br />

Herr Blomberg so seinen Sohn begeistern?<br />

Kunst und Kultur<br />

Dortmunder Jugendtheater fordert Cani-Schüler heraus<br />

„Ich bin doch ein guter Vater!“<br />

Da steht Herr Blomberg in seinem<br />

piekfeinen Geschäftsanzug plötzlich<br />

in der Tür, mit Laptoptasche über der<br />

Schulter und einem bunten Turnbeutel<br />

in der Hand. Sein gehetzter Blick sucht<br />

die Stuhlreihen im Klassenraum der 7b<br />

ab. „Wisst ihr, wo Alexander ist?“ Er will<br />

seinem Sohn den Turnbeutel bringen,<br />

den der einmal wieder bei ihm vergessen<br />

hat. Er trägt ihm den Beutel nach,<br />

weil er „ein guter Vater“ sein will – und<br />

dies trotz ständig klingelndem Handy,<br />

einem Chef, der Leistung rund um die<br />

Uhr sehen will, einem Arbeitsplatz, der<br />

zwei Stunden Autobahnfahrt entfernt<br />

ist, einer Exfrau, die Forderungen an ihn<br />

stellt, einer Lebensgefährtin, die Zeit mit<br />

ihm verbringen möchte und einem dementen<br />

Vater, den er so oft wie möglich<br />

im Pflegeheim besucht.<br />

Trotzdem, oder vielleicht gerade<br />

<strong>des</strong>wegen, will er bei seinem Sohn alles<br />

richtig machen. Statt<strong>des</strong>sen gibt es<br />

ständig Zoff zwischen den beiden. Herr<br />

Blomberg kann das nicht verstehen. Er<br />

will wissen, was er denn falsch macht.<br />

Warum kommt er an seinen Sohn nicht<br />

mehr heran?<br />

Beim Ein-Mann-Stück „Ich bin<br />

doch ein guter Vater“ <strong>des</strong> Dortmunder<br />

Kinder- und Jugendtheaters wird der<br />

Klassenraum zur Bühne und die Schüler<br />

sind Publikum und Akteure zugleich.<br />

„Nicht erst in der anschließenden Diskussion<br />

werden die Jugendlichen aktiv<br />

mit einbezogen“, erläuterte Theaterpädagogin<br />

Erika Schmidt-Sulaimon, die den<br />

Schauspieler Rainer Kleinespel im April<br />

2011 ins <strong>Canisianum</strong> begleitet hat. In<br />

den 8. Klassen und in der 7b wurde das<br />

Stück <strong>des</strong> Autors Jörg Menke Peitzmeyer<br />

aufgeführt und immer stand dabei eines<br />

im Fokus: Die Jungen und Mädchen<br />

sollten sich mit der schier ausweglosen<br />

Lage <strong>des</strong> Vaters auseinandersetzen. Was<br />

kann er tun, um wieder einen besseren<br />

Draht zu seinem Sohn zu bekommen?<br />

Wie wichtig ist es eigentlich, dass er<br />

möglichst viel Geld verdient und Alexander<br />

teure Markenklamotten kaufen<br />

kann?<br />

„Vielleicht will der das ja gar nicht.<br />

Vielleicht will er, dass Sie ihm einfach<br />

’mal zuhören, ihn fragen, was er<br />

wirklich möchte, was er sich von seinem<br />

Papa wünscht‘, schlägt eine Schülerin<br />

vor. Ihre Tischnachbarin möchte, dass<br />

sich Herr Blomberg einen anderen Job<br />

in der Nähe sucht. In der lebhaften Diskussion<br />

im Anschluss an das Stück wird<br />

schnell klar: Die Jungen und Mädchen<br />

können sich gut in den stets unsichtbaren<br />

Alexander hineinversetzen und dennoch<br />

erkennen sie auch die Hilflosigkeit<br />

seines Vaters.<br />

Und auch wenn zwischendurch<br />

gelegentlich gekichert wird, ist es ihnen<br />

allen ernst – vielleicht weil sie selbst daheim<br />

manchmal gerne mehr von ihren<br />

Vätern hätten. WN<br />

Kunst und Kultur<br />

54<br />

55


Gerrit Jütte (l.) sang<br />

Lieder aus der schubertschen<br />

Winterreise.<br />

Unterstützt wurde er<br />

von den Cani-Lehrern<br />

Kathrin Linden, Michael<br />

Schmidt und Michael<br />

Greiner (r.).<br />

erfolgreiches Proben-<br />

Wochenende<br />

Kunst und Kultur<br />

Konzertabend im <strong>Canisianum</strong><br />

Gerrit Jütte sang die „Winterreise“<br />

von Schubert<br />

Auf eine musikalisch-literarische Winterreise<br />

begaben sich am 27.01.<strong>2012</strong><br />

die zahlreichen Gäste in der Mensa <strong>des</strong><br />

<strong>Canisianum</strong>. Der Nordkirchener Sänger<br />

Gerrit Jütte präsentierte die „Winterreise“<br />

von Franz Schubert. Ihm zur Seite<br />

stand dabei ein Lehrer-Trio, das auch<br />

im alltäglichen Leben im <strong>Canisianum</strong><br />

zu Hause ist. Michael Greiner begleitete<br />

Gerrit Jütte am Klavier, Michael<br />

Schmidt und Kathrin Linden präsentierten<br />

literarische Gedanken zum Werk.<br />

Auch für Gerrit Jütte selbst ist das<br />

<strong>Canisianum</strong> keine unbedeutende Schulstätte:<br />

Der gebürtige Lüdinghauser war<br />

Schüler <strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong>s, das er 1985<br />

mit dem Abitur verließ. Heute sind seine<br />

Kinder dort Schüler. Bereits 2009 hat er<br />

in der Schulmensa mit Michael Greiner<br />

zusammen ein Konzert mit Werken von<br />

Robert Schumann gegeben, <strong>des</strong>sen Erlös<br />

für den Mensabau bestimmt war. Auch<br />

in diesem Jahr wollten die Protagonisten<br />

wieder von der besonderen Akustik<br />

und Atmosphäre der Schulmensa<br />

profitieren. Der Spendenerlös ging an<br />

die Cani-Projektgruppe von „Amnesty<br />

International“. „ ‚Die Winterreise’ ist<br />

Schuberts wohl bekanntestes und dramatischstes<br />

Werk, das er 1827 im Jahr<br />

vor seinem Tod beendete“, sagte Gerrit<br />

Jütte vor Konzertbeginn. „Es spiegelt das<br />

Vermächtnis seines tragischen Lebens<br />

wider.“ Die Zuhörer verfolgten Jüttes<br />

Darstellung der insgesamt 24 Lieder mit<br />

unverkennbarem Interesse. Sie wurden<br />

zum Begleiter <strong>des</strong> Wanderers,<br />

der zentralen Figur der Winterreise.<br />

Dieser hat nach einem<br />

Liebeserlebnis, das bereits vor<br />

Beginn <strong>des</strong> Zyklus abgeschlossen<br />

ist, Liebe und Geborgenheit<br />

bewusst und aus eigener<br />

Entscheidung hinter sich<br />

gelassen und zieht ohne Ziel<br />

und Hoffnung hinaus in die<br />

Winternacht. Die ganze Gespanntheit<br />

und Begeisterung<br />

<strong>des</strong> Publikums entlud sich in<br />

dem schallenden Applaus am<br />

Ende <strong>des</strong> Konzerts. Marian Tüns<br />

Ein Großteil der Big Band <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> unternahm<br />

Anfang Juni letzten Jahres eine Band-<br />

Proben-Fahrt in das Schullandheim Isidor-<br />

Hirschfelder der Stadt Krefeld nach Straelen.<br />

Unter der Leitung der Musiklehrerin Kathrin<br />

Hantel und Martin Weiß als Elternbegleitung<br />

probten 19 Schülerinnen und Schüler im Alter<br />

zwischen elf und 14 Jahren intensiv für einige<br />

bevorstehende Auftritte. Bestehende Kenntnisse<br />

wurden dabei vertieft und neue Themen<br />

aufgebaut. Neben den Einzelstimmenproben,<br />

Registerproben und Gesamtproben gab es für<br />

die Schüler auch ein interessantes Freizeitprogramm.<br />

Das Schullandheim in Straelen bietet<br />

mit seinem großartigen Außengelände hervorragende<br />

Bedingungen für einige Kennenlernund<br />

Teambildungsspiele. So war das Intensivtraining<br />

nicht nur musikalisch gesehen eine<br />

Fortbildung, sondern auch in sozialer Hinsicht.<br />

Die mit viel Eifer und Elan geprobten<br />

Stücke werden beim Mittsommernachtskonzert,<br />

der Verabschiedung von Herrn Stutznäcker,<br />

<strong>des</strong> bisherigen Direktors, sowie auf der<br />

Entlassungsfeier der Abiturienten der breiteren<br />

Öffentlichkeit vorgestellt. WN<br />

Kunst und Kultur<br />

56<br />

57


Das Ensemble und die Akteure hinter den Kulissen wurden mit Beifall überschüttet.<br />

Leonie Radtke als Donna Marzia (oben rechts) brachte eine Spitzenleistung.<br />

„Das Kaffehaus“ von Carlo Goldini aufgeführt<br />

Schülertheater mit Prädikat<br />

Kunst und Kultur<br />

„Mit die Huhn in die Bett gefallen“<br />

waren laut dem Erzähler Romeo die<br />

zahlreichen Zuschauer Anfang April<br />

2011 nicht, die in den Genuss kamen,<br />

der Premiere der Prosakomödie<br />

„Das Kaffeehaus“ von Carlo Goldoni<br />

(1707-1793) in der Interpretation <strong>des</strong><br />

letztjährigen Literaturkurses unter<br />

der Leitung von Michael Leibold beizuwohnen.<br />

Unter den bekannten Klängen von<br />

Herbert Grönemeyers Hit „Männer“<br />

zogen die Akteure und Laiendarsteller<br />

am Publikum vorbei, machten neugierig<br />

und enttäuschten die erwartungsfrohen<br />

Zuschauer nicht. Vor dem Hintergrund<br />

und Bühnenbild einer italienischen Piazza<br />

begrüßte Lukas Haddad als Romeo<br />

die Theaterinteressierten im „Venezia<br />

bellissima“ und lud sie dazu ein, das<br />

Ambiente der Lagunenstadt im Strudel<br />

der menschlichen Leidenschaften zu<br />

genießen. Dementsprechend prallten<br />

anschließend die klassischen Motive<br />

Liebe, Eifersucht, Betrug, Engstirnigkeit<br />

und Dummheit mit Macht aufeinander<br />

und sorgten als Verwicklungen <strong>des</strong> Lebens<br />

immer wieder für Heiterkeit.<br />

Simon Gruder als leichtsinniger<br />

Glücksspieler Eugenio setzte immer<br />

wieder seinen guten Namen aufs Spiel,<br />

sowohl durch den Einfluss <strong>des</strong> skrupellosen<br />

Casino -Besitzers Pandolfo (Niklas<br />

Marquard) als auch durch den hinterhältigen<br />

und falschen Grafen Leandro.<br />

Auch die Zukunft mit seiner schwangeren<br />

Frau Vittoria geriet zunehmend<br />

in Gefahr. Stefanie Schmidt spielte die<br />

unglückliche und verzweifelte Frau,<br />

deren Liebe an den Falschen verschwendet<br />

zu sein schien, auf überzeugende<br />

und emotionsgeladene Weise. Als gütige<br />

Kaffeehausbesitzerin debütierte Ann<br />

Christin Aschoff ebenfalls sehr authentisch<br />

in ihrer Rolle als Ridolfa, die dank<br />

ihrer großen Menschenfreundlichkeit<br />

immer alle Hände voll zu tun hatte, alles<br />

rund um ihr Kaffeehaus in Ordnung zu<br />

bringen. Wertvolle Unterstützung fand<br />

sie dabei in Lars Kersting als Kellner<br />

Trappola.<br />

Die Begeisterung der Zuschauer<br />

sicherte sich vor allen Leonie Radtke in<br />

der Rolle der Donna Marcia, die sich<br />

häufig als „Giftspritze mit messerscharfer<br />

Zunge“ in die Angelegenheiten der<br />

Bewohner der Piazza einmischte. Die<br />

weiblichen Darstellerinnen, Lisa Jiménez<br />

Ullrich als schöne Tänzerin Lisaura<br />

und Julia Köster als Zigeunerin Placido,<br />

wurden als Spielball der launischen<br />

Marcia genauso gnadenlos manipuliert<br />

wie die männlichen Opfer Pandolfo (Niklas<br />

Marquardt) und Flaminio (Robert<br />

Schulze Forsthövel) als betrügerischer<br />

Graf und Konsul, der mit gezinkten<br />

Karten gespielt und gewonnen hatte.<br />

Die Botschaft „Kein Geld der Welt kann<br />

wahre Liebe, Güte und Mitmenschlichkeit<br />

ersetzen“ traf sowohl den Nerv <strong>des</strong><br />

jungen als auch erfahrenen Publikums.<br />

Den jungen Künstlern gelang es, durch<br />

ihre professionell wirkenden Darbietungen<br />

das Publikum zu überzeugen,<br />

was sich am Ende der Vorstellung im<br />

donnernden Applaus zeigte.<br />

Den 68 Akteuren vor und hinter<br />

der Bühne gebühre großes Lob, betonte<br />

anschließend der Schulleiter, der es sich<br />

nicht nehmen ließ, die Leistung der<br />

Schüler, aber auch die ihres Lehrers Michael<br />

Leibold herauszustellen, der „Jahr<br />

für Jahr Derartiges“ leiste. WN<br />

Kunst und Kultur<br />

58<br />

59


Besuch von Shakespeares<br />

„Was ihr wollt“<br />

Bochumer<br />

Theaterfahrt ließ<br />

keinen kalt<br />

Die Vorleser<br />

fanden mit ihren<br />

Texten große<br />

Resonanz.<br />

Kunst und Kultur<br />

Der belgische Regisseur Roger Vontobel<br />

hat mit „Was ihr wollt“ eine der meistgespielten<br />

Komödien Shakespeares auf<br />

die Bochumer Bühnenbretter gebracht.<br />

Das Ergebnis sahen sich Ende Januar<br />

<strong>2012</strong> auch vierzig Cani-Jugendliche im<br />

Rahmen <strong>des</strong> Projekts „TheatErleben“ an.<br />

Seit 1983 macht Karl-Heinz Kocar<br />

für Schülerinnen und Schüler ab Klasse<br />

9, aber auch für interessierte Kollegen<br />

und Eltern das Angebot, fünf- oder<br />

sechsmal in jeder Spielzeit mit dem Bus<br />

eine der in der Regel Aufsehen erregenden<br />

Inszenierungen <strong>des</strong> klassischen und<br />

modernen Theaters zu besuchen, immer<br />

eingeleitet von einer Einführung in das<br />

Stück während der Hinfahrt.<br />

Die Theaterbesuche lohnen sich u.a.<br />

bereits <strong>des</strong>halb, weil das Schauspielhaus<br />

Bochum spätestens seit den Jahren, in<br />

denen Peter Zadek und Claus Peymann<br />

<strong>des</strong>sen Intendanten waren, zu den Top-<br />

Theatern im deutschsprachigen Raum<br />

gehört. Auch die jüngste Shakespeare-<br />

Inszenierung ließ niemanden kalt.<br />

Das wilde Spiel um Liebeswerben<br />

und Liebesfrust, um Geschlechterrollen<br />

und einen aus Liebe sich lächerlich<br />

machenden Haushofmeister namens<br />

Malvolio hat der Regisseur in eine<br />

Wasserlandschaft projiziert, die all die<br />

Anstrengungen, Täuschungen und Vergeblichkeiten<br />

der Liebe widerspiegeln<br />

soll. Dazu wurde die Bühne regelrecht<br />

geflutet.<br />

Aber bevor der Vorhang fällt, finden<br />

sich nicht wie bei Shakespeare zwei<br />

glückliche Paare. Vielmehr lässt der<br />

Regisseur am Ende die als Page Cesario<br />

verkleidete Viola verzweifelt erkennen,<br />

dass sie ihre geschlechtliche Identität<br />

nicht hat ausleben können. Tragik und<br />

kritische Anfrage statt Komödienschluss<br />

also. Dementsprechend gab es wieder<br />

viel Stoff für lebhafte Diskussionen während<br />

der Rückfahrt – wie immer. WN<br />

Cani-Projekt zum bun<strong>des</strong>deutschen Vorlesetag<br />

Lesen hilft! Lesen macht stark!<br />

Vorlesen macht Freude!<br />

Unter dieses Motto haben wir, die<br />

Schülerinnen und Schüler der Klasse 7b,<br />

das folgende Projekt am 18. November<br />

2011 gestellt: Im Laufe <strong>des</strong> Vormittags<br />

strömten neun Gruppen mit jeweils zwei<br />

bis vier Schülern aus, um anderen Menschen<br />

durch das Vorlesen von geeigneten<br />

Texten eine Freude zu machen, und<br />

zwar in Seniorenheimen, in der Grundschule<br />

und in Kindergärten.<br />

Kaum hatte unsere Deutschlehrerin<br />

Frau Laudick die Idee für dieses Projekt<br />

vorgestellt, waren wir davon begeistert<br />

und entwickelten Pläne für die Organisation<br />

und natürlich für die Auswahl<br />

der Bücher. Da ist es manchmal schon<br />

schwer, sich zu entscheiden! Was Kinder<br />

hören möchten, können wir uns ja<br />

noch vorstellen, aber alte Damen und<br />

Herren? Da half nur ein Vorgespräch<br />

vor Ort, und so fiel die Wahl auf zwei<br />

Fabeln von Äsop („Die beiden Frösche“<br />

und „Der Fuchs und die Trauben“),<br />

auf den „Froschkönig“ der Gebrüder<br />

Grimm, auf Leo Lionnis „Swimmy“ und<br />

„Frederic“ und auf „Michel aus Lönneberga“<br />

von Astrid Lindgren. Und das<br />

war ein richtiger Volltreffer, denn im<br />

Seniorenheim St. Antonius waren unter<br />

den Zuhörern zwei Personen, die ganz<br />

besondere Erinnerungen mit diesen<br />

Geschichten verbanden. Eine Dame<br />

erzählte, sie habe einmal, ähnlich wie<br />

Michel, vergorene Kirschen auf einen<br />

Misthaufen geworfen, mit dem Erfolg,<br />

dass alle frei umherlaufenden Hühner<br />

kurze Zeit später ein friedliches Nickerchen<br />

machten. Und ein Herr berichtete,<br />

er habe früher ein Jahr in Schweden<br />

gelebt, und so konnte er uns bei der<br />

Aussprache der schwedischen Namen<br />

helfen.<br />

Doch auch am <strong>Canisianum</strong> hatten<br />

wir Zuhörer, denn wir luden die Schülerinnen<br />

und Schüler aus zwei Fünfer-<br />

Klassen in den Meditationsraum ein,<br />

Kunst und Kultur<br />

60<br />

61


Fortsetzung von Seite 61<br />

Kunst und Kultur<br />

um sich auf eine spannende, eine romantische<br />

und eine witzige Geschichte<br />

einzulassen, was mit unterschiedlichem<br />

Erfolg gelang. Auf jeden Fall machten<br />

wir erneut die Erfahrung, die wir bereits<br />

vom Theaterspielen kennen: Je<strong>des</strong> Publikum<br />

reagiert anders, denn die eine Klasse<br />

5 konnte sich nur still über das lustige<br />

Buch freuen, während Schüler aus der<br />

Parallelklasse ihren Spaß offen zeigten:<br />

Lautes Lachen unterbrach mehrfach den<br />

Lesevortrag. Und damit hatten sie recht,<br />

denn sie hörten ein Kapitel aus „Rico,<br />

Oskar und die Tieferschatten“ von<br />

Andreas Steinhöfel – eine wunderbar<br />

witzige und spannende Geschichte von<br />

der Freundschaft zwischen einem tiefund<br />

einem hochbegabten Jungen, die<br />

wir zuvor schon im Deutschunterricht<br />

verschlungen hatten.<br />

Als auch die ausgeschwärmten<br />

Mitschüler wieder zurück waren und<br />

wir alle unsere Erfahrungen zusammentrugen,<br />

konnten wir festhalten, dass<br />

das Motto richtig gewählt war und dass<br />

die Vorleser ihre Sache durchweg gut<br />

gemacht hatten, denn Freude und Dank<br />

äußerten sich nicht nur im Applaus,<br />

sondern spiegelten sich auch in den Gesichtern<br />

wider oder wurden ausdrückt<br />

in kleinen Geschenken: einem selbst<br />

gemalten Bild oder einer Tafel Schokolade.<br />

Also lautet unser Fazit auch in Zukunft:<br />

Lesen hilft, lesen macht stark, vorlesen<br />

macht Freude! Philipp Rabe, Klasse 7b<br />

Beim Lesewettbewerb der<br />

sechsten Klassen Gesamtsieg<br />

errungen<br />

Wenn in den Vorweihnachtstagen<br />

plaudernde Schülergruppen in<br />

Richtung Aula strömen, dann muss<br />

es sich nicht unbedingt um angesetzte<br />

Proben für die Cani-Big-Band,<br />

Theaterstücke oder die verschiedenen<br />

Chöre handeln, sondern es könnte<br />

auch der Vorlesewettbewerb für die<br />

6. Klassen der Grund sein. Trotz<br />

zahlreicher Klassenarbeiten und<br />

intensiver Vorbereitungen auf das<br />

Weihnachtskonzert blieb doch noch<br />

Platz für besinnliche Lesephasen und<br />

die Konzentration auf das spannende<br />

Jugendbuch. Mit Eifer und großer<br />

Selbstverständlichkeit stellten sich<br />

die Schüler dabei erneut der Ausscheidung,<br />

die der Börsenverein <strong>des</strong><br />

Deutschen Buchhandels zum 53. Mal<br />

für die Schulen ausgeschrieben hatte.<br />

Nach einem spannenden Auftreten<br />

holte sich Rieke Escher aus der<br />

Klasse 6a den Gesamtsieg. Sie vertrat<br />

Rieke escher vertrat das Cani<br />

das Cani im Februar dieses Jahres auf<br />

Kreisebene.<br />

Der Wettbewerb begann zunächst<br />

im Deutschunterricht der drei Parallelklassen.<br />

Mitte Dezember trafen sich<br />

dann alle Klassensieger der Jahrgangsstufe<br />

6 in der Aula zur Endausscheidung.<br />

In der ersten Wettbewerbsrunde<br />

traten die drei Klassensieger Rieke<br />

Escher (6a), Lucas Roters (6b) und<br />

Bente Fritz (6c) mit vorbereiteten Texten<br />

vor das gespannte Publikum. Trotz der<br />

großen Kulisse von über 90 Mitschülerinnen<br />

und Mitschülern bewältigten alle<br />

Teilnehmer die ungewohnte Situation<br />

erstaunlich ruhig und souverän.<br />

Auch in der zweiten Runde, als unbekannte<br />

Textstellen aus dem Klassiker<br />

„Der kleine Vampir“ im Drei-Minuten-<br />

Rhythmus vorgetragen werden mussten,<br />

feuerten die einzelnen Klassen ihre<br />

Vertreter kräftig an und hielten sogar<br />

Namensschilder und Plakate hoch,<br />

Die Klassensieger Rieke<br />

Escher (1.v.l.), Lucas<br />

Roters und Bente Fritz.<br />

waren aber während der Leseproben<br />

mucksmäuschenstill.<br />

Die Jury, die aus vier Oberstufenschülern<br />

und zwei Lehrern bestand, war<br />

sich anschließend schnell einig, dass alle<br />

Klassensieger hier erneut ihr Können<br />

unter Beweis gestellt hatten, wenngleich<br />

Rieke Escher sich doch einen leichten<br />

Vorsprung „erlesen“ konnte. Unter dem<br />

fairen Beifall aller Klassen durfte die<br />

strahlende Siegerin dann ihre Urkunde<br />

und ein Buchgeschenk in Empfang<br />

nehmen. Deutschlehrer und Koordinator<br />

Gerold Meischen bedankte sich bei<br />

den Wettbewerbsteilnehmern für die<br />

erneute Erfahrung, dass das Lesen nicht<br />

nur etwas Spannen<strong>des</strong> und Kurzweiliges<br />

sein könne, sondern den Einzelnen<br />

mit selbst geschaffenen Bildern in eine<br />

Fantasiewelt eintauchen lasse, die sich<br />

nicht selten als eine echte Alternative<br />

zum Fernsehen oder Computerspiel herausstelle.<br />

WN<br />

Kunst und Kultur<br />

62<br />

63


Einladungsmotiv<br />

Die Chöre dominierten das<br />

Programm <strong>des</strong> Weihnachtskonzertes<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>,<br />

an dem die ganze Schule<br />

teilnahm.<br />

Weihnachtskonzert 2011 war ein Erlebnis<br />

Die ganze Schule machte mit<br />

Kunst und Kultur<br />

„Es ist ein großes Gemeinschaftsgefühl,<br />

wenn das ganze <strong>Canisianum</strong> von<br />

der fünften Klasse bis zur Oberstufe<br />

mitmacht.“ Mit dieser Aussage drückte<br />

Musiklehrer Andreas Wenking Mitte<br />

Dezember letzten Jahres seine Begeisterung<br />

aus, als das traditionelle Weihnachtskonzert<br />

<strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong>s so viele<br />

Menschen in die Aula lockte, dass für<br />

einige nur Stehplätze übrig blieben. Vor<br />

den großen Engelsbildern, die unter der<br />

Leitung von Kunstlehrer Rainer Sockoll<br />

als Bühnenhintergrund entstanden,<br />

beeindruckten besonders die Chöre.<br />

Einmal sorgten die fünften und sechsten<br />

Klasse mit „Last Christmas“ oder „Jingle<br />

Bells“ unter der Leitung von Ducan<br />

Balaj für die erhoffte Weihnachtsstimmung,<br />

dann wünschten sich die Klassen<br />

sieben und acht „White Christmas“.<br />

Aber auch die Älteren traten mit Gesangseinlagen<br />

auf. So ließen etwa 110<br />

Oberstufenschüler die Bühne nicht nur<br />

wegen ihrer weißen Blusen und Hemden<br />

erstrahlen, sondern auch musikalisch<br />

mit ihren Versionen von „Vois Sur<br />

Ton Chemin“ und „Caresse Sur L´océan“<br />

aus dem Film „Die Kinder <strong>des</strong> Monsieur<br />

Mathieu“.<br />

Dass Schüler und Lehrer durchaus<br />

harmonieren können, bewies im Weiteren<br />

der unter der Leitung von Musiklehrer<br />

Michael Greiner singende Chor,<br />

dem ebenfalls Eltern angehörten. Sie<br />

brachten mit der „Cantate Domino“ und<br />

einem englischen Traditional gekonnt<br />

Anspruchsvolles dar. Aber es gab auch<br />

zwei überzeugende Soloauftritte. Franziska<br />

Wehlmann aus der Jahrgangsstufe<br />

12 spielte auf dem Klavier das Impromtú<br />

fis-Moll von Frederic Chopin und<br />

Tamara Malcher aus der Klasse 10, die<br />

sich unlängst bei einem Musical-Nachwuchswettbewerb<br />

auf einen vorderen<br />

Platz singen konnte, begeisterte nun mit<br />

einem englischen Weihnachtslied. Nicht<br />

fehlen durfte natürlich die schuleigene<br />

Big Band der „Cani Hot Dogs“.<br />

Abschließend lobte Andreas Wenking<br />

nicht nur die Schüler im Rampenlicht,<br />

sondern auch die zahlreichen Techniker<br />

und Helfer hinter der Bühne, die<br />

für eine harmonische Einstimmung auf<br />

das bevorstehende Weihnachtsfest sorgten.<br />

Er sei sich sicher, dass diese positive<br />

Konzerterfahrung allen im Gedächtnis<br />

haften bleiben und im kommenden Jahr<br />

die Motivation für eine kreative Neuauflage<br />

noch steigern werde. WN<br />

Kunst und Kultur<br />

64<br />

65


Beim Stadtfestlauf<br />

erfolgreich<br />

Sport und Spiel<br />

Mit gleich zwei Mannschaften<br />

hatte die Klasse<br />

5a am Stadtfestlauf<br />

teilgenommen.<br />

Angefeuert von den Eltern und zahlreichen<br />

Schaulustigen bewältigten<br />

insgesamt 27 Mädchen und Jungen<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> beim Stadtfestlauf im<br />

Spätsommer 2011 die 1,609 Meter einer<br />

englischen Meile. Pro Klasse bildeten<br />

min<strong>des</strong>tens fünf Schüler eine Mannschaft<br />

und wetteiferten gemeinsam im<br />

Team um die besten Zeiten in der Schulklassenwertung.<br />

Gerade erst kurze Zeit an der neuen<br />

Schule zeigte die Klasse 5a einen besonderen<br />

Einsatz und stellte gleich zwei<br />

Mannschaften. Aber auch die Klassen<br />

6a, 6b und 7b waren dabei und fieberten<br />

dem Start entgegen, um dann auf der<br />

Strecke alles zu geben. Gemeinsam mit<br />

den Schülern waren auch einige Lehrer<br />

sowie der Hausmeister <strong>des</strong> Cani mit<br />

von der Partie. Beim Fünf- und Zehn-<br />

Kilometer-Lauf legten sie sich kräftig<br />

ins Zeug, um möglichst gute Zeiten zu<br />

erreichen.<br />

Belohnt wurden die Anstrengungen<br />

dann von Tobias Gerwin, dem Mitorganisator<br />

<strong>des</strong> Laufes, der im Oktober<br />

einige Goldmedaillen und Urkunden<br />

überreichte. Als erfolgreichste Gruppen<br />

in ihrer Jahrgangsstufe wurden die<br />

Klassen 5a, 6a und 7b außerdem mit 50<br />

Euro für die Klassenkasse belohnt. Die<br />

Klasse 6a und die zweite Mannschaft der<br />

5a landeten erfolgreich auf dem zweiten<br />

Platz. WN<br />

Cani-Volleyballer wurden<br />

NRW-Vizemeister<br />

Mit dem unerwarteten Einzug ins Finale<br />

bei den Lan<strong>des</strong>meisterschaften und<br />

einer knappen Niederlage gegen den<br />

Abo-Meister Carl-Humann-<strong>Gymnasium</strong><br />

Essen zeigte das Jungen-Volleyballteam<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> im März letzten Jahres<br />

eine hervorragende Leistung. In<br />

der Vorrundengruppe starteten die<br />

Cani-Spieler überraschend mit einem<br />

hart umkämpften 2 : 0-Sieg gegen das<br />

favorisierte Team vom Beethoven-<br />

<strong>Gymnasium</strong> aus Bonn. Im Spiel um den<br />

ersten Platz in der Gruppe gewannen<br />

die Lüdinghauser mit 2 : 0 gegen die<br />

Mannschaft der Theodor-Körner-Schule<br />

aus Bochum. Damit stand der Einzug<br />

ins Finale gegen das Carl-Humann-<br />

<strong>Gymnasium</strong> aus Essen fest, das sich in<br />

der Vorrunde überzeugend gegen Siegen<br />

und Paderborn durchgesetzt hatte. Im<br />

ersten Satz spielten die Canisianer sehr<br />

stark. Es sah lange nach einer Sensation<br />

aus, bevor sich die Essener doch noch<br />

mit 25 : 22 durchsetzen konnten. Der<br />

zweite Satz ging dann leider deutlicher<br />

verloren. Doch der zweite Platz im<br />

NRW-Vergleich sei ein hervorragen<strong>des</strong><br />

Ergebnis für die im Schnitt jüngste<br />

Turniermannschaft, teilte Sportlehrerin<br />

Inge Meier mit. Einen ähnlichen Erfolg<br />

konnten die Cani-Volleyballer zuletzt<br />

2003 vorweisen.<br />

In der erfolgreichen Cani-Mannschaft<br />

spielten Christian Thoms-Meyer,<br />

Felix Orthmann, Justus Ahlmann, Leon<br />

Evertz, Gregor Pastoors, Dennis Röckmann,<br />

Sebastian Niehues und Marcel<br />

Hüning. WN<br />

Sport und Spiel<br />

66<br />

67


Die Cani-Jungen der<br />

WK IV holten sich mit<br />

deutlichen Siegen den<br />

Kreismeister-Titel.<br />

Die Läufer <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />

waren nach<br />

der „BIG 25“ stolz:<br />

Derek Tuffour, Lehrer<br />

Dr. Georg Schütz, Maximilian<br />

Klunke, Miriam<br />

Wichmann und Julia<br />

Suttrup (v.l.).<br />

<strong>Canisianum</strong> stellt zwei Kreismeister im<br />

Tischtennis<br />

Cani-Gruppe lief in Herne 25 Kilometer<br />

Sport und Spiel<br />

Bei den Kreismeisterschaften der Schulen<br />

im November letzten Jahres überzeugten<br />

die jüngsten Tischtennisspieler<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> mit zwei souveränen<br />

Siegen. Gegen das Nepomucenum aus<br />

Coesfeld gewannen die Lüdinghauser<br />

alle neun Spielpaarungen klar. Damit<br />

war die Finalteilnahme gesichert.<br />

Im Endspiel trafen die Cani-Jungen<br />

auf das Pius-<strong>Gymnasium</strong> aus Coesfeld,<br />

das eine große Tischtennis-Tradition<br />

pflegt. Die ersten Sätze waren zunächst<br />

offen, dann aber sammelten fast alle<br />

Cani-Spieler deutlich mehr Punkte als<br />

die Gegner. Sie mussten nur eine Partie<br />

abgeben, die übrigen acht Spiele gewannen<br />

sie teilweise wieder sehr überlegen.<br />

Somit stellte das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong><br />

jeweils einen Kreismeister in der<br />

Wettkampfklasse III (Jahrgang 1997 und<br />

jünger) und in der WK IV (Jahrgang<br />

1999 und jünger). Lediglich die Cani-<br />

Mannschaft in der WK II musste sich<br />

mit einem zweiten Platz hinter dem<br />

Pius-<strong>Gymnasium</strong> zufriedengeben.<br />

Bei den nachfolgenden Bezirksmeisterschaften<br />

im Januar diesen Jahres in<br />

Recklinghausen reichte es dann für die<br />

Jungen der WK III sogar zu einem ausgezeichneten<br />

zweiten Platz. Nach einer<br />

1 : 8-Auftakt-Niederlage gegen eine starke<br />

Auswahl vom Kardinal-von-Galen-<br />

<strong>Gymnasium</strong> aus Münster-Hiltrup zeigte<br />

das Cani-Team Kampfgeist und meldete<br />

sich erfolgreich zurück. Es gewann nun<br />

deutlich mit 9 : 0 gegen Recklinghausen<br />

und 7 : 2 gegen Bottrop. Damit wurde<br />

die im Schnitt jüngste Mannschaft <strong>des</strong><br />

Wettbewerbs Vize-Bezirksmeister. Ihr<br />

gehörten die folgenden Schüler an:<br />

Jonas Richter, Oliver Ruprecht, Niklas<br />

Hüser, Florian Hüser, Kaspar Kelling,<br />

Julian Vorrink und Timothy Koc. WN<br />

Ausdauersport ist gesund und Gesundheit<br />

ist ein Thema, das immer mehr<br />

Einzug in die Schule hält. Eine Gruppe<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> war ganz praktisch in<br />

Sachen Ausdauersport unterwegs und<br />

nahm im April 2011 in Herne an der<br />

Lauf-Veranstaltung „BIG 25“ von der<br />

Bun<strong>des</strong>innungskrankenkasse teil. Insgesamt<br />

gingen dabei im Ruhrgebiet mehr<br />

als 2000 Läufer auf die Strecke.<br />

Bei der zweiten Austragung der<br />

„BIG 25“ war das Cani auch zum<br />

zweiten Mal dabei. Diesmal wurden die<br />

25 Kilometer von Schülern der Jahrgangsstufe<br />

8 im Staffelwettbewerb und<br />

von dem betreuenden Lehrer Dr. Georg<br />

Schütz im Alleingang bezwungen. Die<br />

äußeren Bedingungen waren mit strahlendem<br />

Sonnenschein und angenehmen<br />

Temperaturen ideal.<br />

Die Staffelmannschaft musste<br />

den Ausfall eines Läufers verkraften,<br />

wodurch Derek Tuffour gezwungen war,<br />

die fünf Kilometer gleich zweimal zu<br />

bewältigen. Julia Suttrup und Miriam<br />

Wichmann konnten den Staffelchip mit<br />

guten Zeiten weitertragen. Den fünf<br />

Kilometer langen Schlussabschnitt absolvierte<br />

Maximilian Klunke in beachtlichen<br />

20 Minuten. Ihr Ziel hatten die<br />

Schüler nach zwei Stunden und 20 Minuten<br />

erreicht. Während Georg Schütz<br />

2010 noch deutlich von einer Schülerstaffel<br />

seiner Schule geschlagen worden<br />

war, konnte er dieses Mal im Ziel einige<br />

Minuten auf seine Schüler warten. WN<br />

Sport und Spiel<br />

68<br />

69


Stolz präsentieren die Schüler ihre Sportabzeichen.<br />

Inge Meier (v.l.), Fachbereichsleiterin Sport am <strong>Canisianum</strong>, Schulleiter Hartmut Stutznäcker<br />

und Renate Haltern, Vorsitzende <strong>des</strong> Schulträgervereins, nahmen von Stützpunktleiter Alfons<br />

Meinke und Klaus Becker vom Kreissportbund die Auszeichnung als beste Schule im Kreis Coesfeld<br />

in Sachen Sportabzeichen in Empfang.<br />

Klasse 6c mit einer Quote von 93 Prozent<br />

Cani erfolgreichste Sportabzeichen-<br />

Schule <strong>des</strong> Kreises<br />

Sport und Spiel<br />

Die Klasse 6c hat es allen vorgemacht:<br />

27 von 29 Jungen und Mädchen haben<br />

im vergangenen Jahr das Sportabzeichen<br />

abgelegt. Ein gutes sportliches Beispiel,<br />

das Stützpunktleiter Alfons Meinke am<br />

17.01.<strong>2012</strong> bei der Sportabzeichenverleihung<br />

in der Aula <strong>des</strong> Cani besonders<br />

lobend hervorhob. Verbunden war dies<br />

mit einem Dank an die Sportlehrerin<br />

Inge Meier, die einmal mehr für die<br />

Durchführung der Sportabzeichenab-<br />

nahme verantwortlich war. Insgesamt<br />

wurde die Marke von 200<br />

Sportabzeichen nur knapp verfehlt.<br />

Mit Sigrid Dorprigter und Sonja<br />

Eggersmann absolvierten auch zwei<br />

Lehrerinnen die sportliche Herausforderung.<br />

Vom Sponsor „Sparkasse“<br />

verteilte Simone Heil Süßigkeiten an<br />

die erfolgreichen Schülerinnen und<br />

Schüler. WN<br />

463 Canisianer erwarben 2010 das<br />

Sportabzeichen. Das sei eine Quote von<br />

49,9 Prozent, rechnete Klaus Becker<br />

vom Kreissportbund vor. Mit diesem<br />

Ergebnis katapultierte sich die Schule<br />

kreisweit auf den ersten Rang - und<br />

auf Lan<strong>des</strong>ebene auf Platz vier. Im<br />

Juni letzten Jahres überreichte Klaus<br />

Becker dann gleich zwei Pokale sowie<br />

einen Scheck über 500 Euro an die<br />

Cani-Sportlehrerin Inge Meier als Lohn<br />

für die schweißtreibenden Aktivitäten.<br />

Ausdrückliches Lob für diese sportliche<br />

Leistung der Cani-Aktivisten gab<br />

es auch vom scheidenden Schulleiter<br />

Hartmut Stutznäcker und von Renate<br />

Haltern, der Vorsitzenden <strong>des</strong> Gymnasialvereins.<br />

WN<br />

Sport und Spiel<br />

70<br />

71


Dr. Uwe Carstens und Ulrich Schweers<br />

für das <strong>Canisianum</strong> (l.) und Schulleiterin<br />

Elisabeth Hüttenschmidt und Daniel<br />

Boettcher, stellvertetender Oberstufenkoordinator<br />

am Anton (r.), zogen eine<br />

positive Bilanz der Schulkooperation.<br />

Lüdinghauser Gymnasien zogen<br />

nach 20 Jahren Bilanz<br />

Kooperation zum<br />

Wohle der Schüler<br />

Partner und Freunde<br />

Eine Stadt – zwei Gymnasien mit<br />

eigenständigen Profilen. Das gibt es<br />

nicht überall. Auf ihre Eigenständigkeit<br />

legen die Verantwortlichen am<br />

privaten <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> und<br />

am städtischen St. Antonius-<strong>Gymnasium</strong><br />

großen Wert.<br />

Trotzdem: Zum Wohle der Schüler<br />

erfolgt auch eine intensive Kooperation<br />

- und das nun schon seit 20 Jahren. Die<br />

Schulleitungen von „Cani“ und „Anton“<br />

zogen daher im November 2011 eine<br />

Bilanz der langjährigen Zusammenarbeit,<br />

bei der „das Wohl der Schüler stets<br />

im Vordergrund stand“, wie Dr. Uwe<br />

Carstens, Oberstufenkoordinator <strong>des</strong><br />

<strong>Canisianum</strong>s, versicherte.<br />

Die Kooperation der Schulen war<br />

eine Reaktion auf die Einführung der<br />

Oberstufenreform in den 1970er Jahren.<br />

Kurse statt Klassen, Wahlfächer statt<br />

<strong>des</strong> starren Stundenplans lautete damals<br />

das Motto. Eine einzelne Schule tat sich<br />

schwer, ein breites Angebot an Kursen<br />

zu offerieren. Zwei Schulen gemeinsam<br />

konnten dagegen deutlich mehr Fächer<br />

abdecken. So war es damals und so ist<br />

es auch heute noch. Deutsch, Englisch,<br />

Französisch, Geschichte, Erdkunde, Mathematik,<br />

Biologie, Physik und Chemie<br />

– diese Leistungskurse werden an den<br />

beiden Schulen seit 20 Jahren angeboten<br />

und kommen dank der Zusammenarbeit<br />

auch zustande. Andere Schulen ähnlicher<br />

Größenordnungen haben dieses<br />

Angebot nicht, erläuterten Anton-Schulleiterin<br />

Elisabeth Hüttenschmidt sowie<br />

Dr. Uwe Carstens und Ulrich Schweers<br />

vom Cani übereinstimmend. „Wir haben<br />

vor 20 Jahren schnell gemerkt, welche<br />

Möglichkeiten sich durch die Kooperation<br />

eröffnen“, erinnerte sich Uwe<br />

Carstens, der wie Ulrich Schweers die<br />

Entwicklung von Anfang an miterlebte.<br />

Mittlerweile findet die Kooperation<br />

nicht nur in Leistungskursen statt. Für<br />

diejenigen Schüler, die nach der Klasse<br />

10 zu den Gymnasien wechseln, wird<br />

auch ein Französisch-Grundkurs in<br />

Kooperation angeboten.<br />

Rund 20 Prozent der Schüler der<br />

jeweiligen Stufen nutzen nach Erfahrung<br />

der Pädagogen das Kooperationsangebot.<br />

Je kleiner der Jahrgang, <strong>des</strong>to<br />

intensiver wird die Kooperation genutzt.<br />

Auch wenn sich die Kooperation der<br />

Oberstufen längst eingespielt hat, so<br />

sind hinter den Kulissen zur konkreten<br />

Umsetzung doch immer wieder viele<br />

Dinge zu regeln. Stundenpläne, Klausurund<br />

Abi-Termine oder Fahrpläne müssen<br />

abgestimmt werden. „Wir machen<br />

das schon fast wie im Schlaf “, betonte<br />

Ulrich Schweers lächelnd und Elisabeth<br />

Hüttenschmidt versicherte: „Ich habe<br />

bisher noch keine Probleme erlebt.“<br />

Trotz aller Kooperationsbereitschaft:<br />

Auf das eigene Profil sind beide Schulen<br />

stolz. Die Zusammenarbeit in den Oberstufen<br />

soll auch in Zukunft nicht zulasten<br />

der eigenen Identität gehen. Das<br />

wurde sogar von den Gründervätern der<br />

Kooperation vertraglich festgelegt. WN<br />

Partner und Freunde<br />

72<br />

73


Acht schwedische<br />

Gastschüler aus<br />

Norrköping verbrachten<br />

eine Woche<br />

am <strong>Canisianum</strong>. Sie<br />

waren in Gastfamilien<br />

untergebracht.<br />

Schwedische Austauschschüler am <strong>Canisianum</strong><br />

Grillparty für die Gäste aus dem Norden<br />

15 Canisianer besuchten ihre gleichaltrigen englischen<br />

Schulkollegen aus dem Barr Beacon Language College<br />

in Walsall.<br />

Partner und Freunde<br />

Marcus Berggren und seine sieben<br />

Mitschüler mussten, obwohl sie sich<br />

nicht in ihrem Heimatland Schweden<br />

befanden, einen Test schreiben. Dieser<br />

Test war der „Nationellt Prov“, ein<br />

zentraler Test, der die Englischkenntnisse<br />

der Schweden abfragt. Zu dieser<br />

außergewöhnlichen Situation kam es<br />

aufgrund <strong>des</strong> Austauschs zwischen dem<br />

Haga gymnasiet in Norrköping und dem<br />

<strong>Canisianum</strong>.<br />

Anna Nilsson, die Deutschlehrerin<br />

der Schweden, reiste Anfang Mai letzten<br />

Jahres mit ihren acht Schülerinnen und<br />

Schülern an. Alle wurden bei Cani-<br />

Lehrer Dr. Uwe Carstens und seinen<br />

Schwedischschülern untergebracht.<br />

Carstens, seit 34 Jahren Lehrer am Cani,<br />

unterrichtet dort neben Schwedisch<br />

auch Englisch und Erdkunde. Beim<br />

mittlerweile fünften Austausch mit<br />

der schwedischen Schule wurde den<br />

Schülerinnen und Schülern viel geboten.<br />

So lernten die Schweden nicht nur<br />

Lüdinghausen und Umgebung kennen,<br />

sondern am Wochenende auch das nahe<br />

Münster. Natürlich durfte eine typisch<br />

deutsche Grillparty nicht fehlen. Ferner<br />

stand auch ein Besuch <strong>des</strong> Movie Parks<br />

in Bottrop auf dem Programm.<br />

Offiziell empfangen wurden die<br />

Gastschüler aus dem hohen Norden<br />

von dem bisherigen Schulleiter<br />

Hartmut Stutznäcker und von Renate<br />

Haltern, der Vorsitzenden <strong>des</strong> Schulträgervereins.<br />

Diese betonten, wie sehr<br />

dieser Austausch Anna Nilsson und Dr.<br />

Carstens zu verdanken sei und drückten<br />

ihre Hoffnung aus, dass die schwedischdeutsche<br />

Freundschaft noch lange erhalten<br />

bleibe. Nach einer erlebnisreichen<br />

Woche hieß es dann „Vis ses!“ und „Auf<br />

Wiedersehen!“ für die Schweden. WN<br />

Gelungener Gegenbesuch<br />

Canisianer auf den Spuren Shakespeares<br />

Einmal dort stehen, wo einst Shakespeare<br />

geboren wurde. Dazu hatten im<br />

Mai letzten Jahres 15 Schüler <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />

und ihr Lehrer Ulrich Thoden<br />

die Möglichkeit, denn sie besuchten<br />

ihre englischen Partnerschüler <strong>des</strong> Barr<br />

Beacon Language College in Walsall.<br />

Die Engländer hatten sich bereits zwei<br />

Monate zuvor für eine Woche in Lüdinghausen<br />

aufgehalten.<br />

Am ersten Besuchstag war von 8 bis<br />

15 Uhr auch für die Deutschen Schulalltag<br />

angesagt, für diese allerdings ohne<br />

englische Schuluniform. Als Ausgleich<br />

zur Schule ging es tags darauf in den<br />

größten Vergnügungspark Englands, das<br />

Alton Towers Resort. Der Park wirbt mit<br />

der Aussage „There´s something for everyone<br />

at the Alton Towers Resort“ – und<br />

das konnten die jugendlichen Besucher<br />

nur unterstützen, denn sie verbrachten<br />

dort trotz Höhenangst oder Angst vor<br />

Loopings alle einen spaßigen Tag.<br />

Auch am Sonntag geöffnete Geschäfte<br />

wurden für einen Shopping-Bummel<br />

genutzt, doch erst, nachdem der größte<br />

Schatz aus angelsächsischer Zeit, der<br />

Schatz von Staffordshire, besichtigt worden<br />

war. Mit dem Rückflug endete dann<br />

der bereits zweite Austausch zwischen<br />

dem Barr Beacon Language College und<br />

dem <strong>Canisianum</strong>. WN<br />

Partner und Freunde<br />

74<br />

75


Die polnischen Schüler aus Nysa und<br />

ihre Gastgeber vom Cani wurden im<br />

Kapitelsaal der Burg Lüdinghausen von<br />

der Beigeordneten Christine Karasch<br />

(hinten 4.v.l.) und vom stellvertretenden<br />

Bürgermeister Jo Weiand (hinten 2.v.l.)<br />

willkommen geheißen.<br />

Partner und Freunde<br />

Polnische Austauschschüler zu Gast<br />

Kontakte zum Carolinum vertieft<br />

„Wir fühlen uns hier wie zu Hause“,<br />

sagte Lukasz Sosulski, und seine Mitschülerinnen<br />

Monika Kolaszewska und<br />

Katarzyna Krukowska nickten zustimmend.<br />

Eine Woche verbrachten sie im<br />

Mai 2011 mit elf weiteren Gastschülern<br />

der Partnerschule Carolinum als Gäste<br />

gleichaltriger Cani-Schüler und deren<br />

Eltern in Lüdinghausen.<br />

Zu Beginn wurden die Schüler aus<br />

Nysa, ihre Begleitlehrer und die Gastgeber<br />

vom Cani im Kapitelsaal der Burg<br />

Lüdinghausen von der Beigeordneten<br />

Christine Karasch sowie vom stellvertretenden<br />

Bürgermeister Jo Weiand willkommen<br />

geheißen. Diese verwiesen auf<br />

die besondere Bedeutung der Kontakte<br />

zu Jugendlichen aus unserem östlichen<br />

Nachbarland. Die Beziehung zum Carolinum<br />

in der Lüdinghauser Partnerstadt<br />

bestehe bereits seit 20 Jahren, erläuterte<br />

Cani-Lehrer Karl-Heinz Kocar, der diesen<br />

Kontakt damals u.a. initiiert hatte.<br />

Aktuell wird der Austausch von seinen<br />

Kollegen Sonja Eggersmann und Dr.<br />

Georg Schütz betreut. Diese berichteten<br />

über den Besuch der Canisianer<br />

in Nysa vor den Herbstferien 2010.<br />

Dort hätten sie die große Gastfreundlichkeit<br />

der jungen Polen und<br />

deren Eltern erfahren. Das Interesse<br />

der Cani-Schüler am Austausch mit<br />

Nysa sei sehr groß.<br />

Das bestätigten auf polnischer<br />

Seite auch Krysztof Rithaler<br />

und Mieczyslaw Jaroszczyk, die<br />

beiden Begleitlehrer der Schüler vom<br />

Carolinum. Der Austausch sei für die<br />

polnischen Jugendlichen eine gute<br />

Gelegenheit, nicht nur ihre deutschen<br />

Sprachkenntnisse auszubauen, sondern<br />

auch eine andere Kultur kennenzulernen.<br />

Daher, so Mieczyslaw Jaroszczyk,<br />

sei es besonders wichtig, dass die<br />

Jugendlichen aus Nysa in deutschen<br />

Gastfamilien und nicht etwa in einem<br />

Hotel untergebracht seien. Die Jugendlichen<br />

hielten über den Austausch hinaus<br />

Kontakt per E-Mail, SMS oder über<br />

Skype – einige besuchten sich sogar in<br />

den Ferien.<br />

Auf die Schüler <strong>des</strong> Carolinum<br />

wartete noch ein abwechslungsreiches<br />

Programm. So erlebten sie nicht nur den<br />

Unterricht am Cani, sondern fuhren<br />

auch nach Münster und Köln. Ferner<br />

unternahmen sie eine Kanu-Tour mit<br />

Zeltübernachtung und eine Radtour<br />

zum Schloss Nordkirchen. WN<br />

Partner und Freunde<br />

76<br />

77


Biologie-LK auf Hallig Langeneß<br />

Durch Schlick und Kuhdung<br />

Ging dem Lebensraum Wattenmehr barfuß und mit wachen<br />

Sinnen auf den Grund: der Biologie LK.<br />

Reisen und Lernen<br />

„Langeneß“ hieß das Ziel unserer Bio-<br />

LK-Fahrt im Herbst 2011. Langeneß,<br />

das ist eine wunderschöne Hallig im<br />

Norden von Deutschland, einmal im,<br />

einmal unterm Meer gelegen, mit einer<br />

Einwohnerzahl, die wir durch unsere<br />

Ankunft wohl fast verdoppelten.<br />

Mit im Gepäck für ein paar schöne<br />

Tage hatten wir ausreichend Fahrradflickzeug,<br />

denn die geliehenen Hallig-<br />

Fahrräder sind nicht gerade für ihre<br />

guten Reifen bekannt, aber auch Verbandsmaterial,<br />

da die Bremsen ebenso<br />

nicht so optimal funktionieren.<br />

Dabei hatten wir natürlich auch<br />

die obligatorische Regenausrüstung,<br />

um jeder Nordsee-Herbstwitterung<br />

zu trotzen, 522 Aufbackbrötchen, um<br />

eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen<br />

und jede Menge gute Laune.<br />

Gummistiefel hatte kaum einer von<br />

uns dabei, denn diese bleiben eher im<br />

Schlick stecken als an den Füßen haften.<br />

Dass aber auch andere Schuh-Arten<br />

im tiefen Schlammschlick steckenbleiben,<br />

war nicht allen so direkt bewusst,<br />

sodass schon beim Warten auf die Fähre<br />

ein erstes Schuhopfer gefordert wurde.<br />

Scheinbar hatten wir damit aber den<br />

Hallig-Gott gnädig gestimmt, denn<br />

obwohl es Herbst war, hatten wir stets<br />

gutes Wetter und somit die Möglichkeit,<br />

ein vielfältiges Programm wahrzunehmen.<br />

Als erster Programmpunkt stand<br />

eine Exkursion ins Weltnaturerbe „Wattenmeer“<br />

an. Die Wanderung im Watt<br />

bot nicht nur die Gelegenheit, diesen<br />

außergewöhnlichen Lebensraum genauer<br />

unter die Lupe zu nehmen, sondern<br />

auch seine kulinarischen Köstlichkeiten<br />

zu probieren: Ob nun vegetarisch wie<br />

Alge oder Queller, schleimig wie Wattoder<br />

Ringelwurm, knusprig wie Wellhornschnecke<br />

oder glibbrig wie Qualle<br />

– es war für jeden Geschmack etwas<br />

dabei. Neben dem Ausflug ins Watt<br />

stand auch eine Salzwiesen-Exkursion<br />

an, bei der wir bis zu den Oberschenkeln<br />

in Schlick und Kuhdung versanken.<br />

Hier hätten auch die Gummistiefel wohl<br />

kaum geholfen. Ebenso gehörte zu den<br />

Programmpunkten eine Vogel-Exkursion,<br />

bei der wir uns darauf konzentrierten,<br />

neben Austernfischer, Silbermöwe<br />

und Co. auch die Flugzeugnummern<br />

von Tieffliegern, welche verbotenerweise<br />

über dem Watt ihre Runden zogen, vor<br />

die Fernglaslinse zu bekommen.<br />

Nach gemeinsamen Spiele-Abenden,<br />

Schwimmaktionen im Meer bei<br />

klarem Sternenhimmel und Meeresleuchten,<br />

ausufernden Schlickschlachten<br />

und einigen mehr oder weniger<br />

gut gelungenen Kochversuchen stand<br />

schließlich zum Abschluss unseres<br />

Aufenthalts eine Exkursion durch das<br />

Watt zur Nachbarhallig Oland an. Auf<br />

der leben zwar noch weniger Menschen<br />

als auf Langeneß, dafür gibt es dort den<br />

weltweit leckersten Kirschkuchen, was<br />

allemal ein Grund gewesen wäre, dort<br />

zu bleiben, hätte der Platz für noch<br />

mehr Menschen gereicht.<br />

Und dann, obwohl unsere Aufbackbrötchen-Vorräte<br />

sich noch nicht dem<br />

Ende zuneigten, war es schließlich doch<br />

Zeit für uns, von Langeneß Abschied zu<br />

nehmen. Die schöne Zeit und die einzigartige<br />

Atmosphäre der Hallig werden<br />

uns wohl aber noch lange in Erinnerung<br />

bleiben. Astrid Benölken, Jgst. 12<br />

Reisen und Lernen<br />

78<br />

79


Die 13er am kanntesten und<br />

belebtesten Ort der Londoner<br />

City: am Picadilly Circus.<br />

Reisen und Lernen<br />

Der 13er Englisch-Leistungskurs auf Londontour<br />

Zwischen „Globe Theatre“ und<br />

„Jack-the-Ripper-Walk“<br />

Es ist ein weiter Weg nach London.<br />

546 Kilometer Luftlinie, um genau zu<br />

sein. Und wie lange Wege es nun einmal<br />

so an sich haben, dauert das Zurücklegen<br />

<strong>des</strong>selben einige Zeit. Diese Tatsache<br />

sollten die Schüler <strong>des</strong> Englisch-LK<br />

der Jahrgangsstufe 13 nicht nur während<br />

ihrer Busfahrt Richtung London bestätigt<br />

bekommen. Doch dazu später mehr.<br />

Nach einer mehr als zwölfstündigen<br />

Anreise und der ersten Konfrontation<br />

mit dem Londoner Berufsverkehr<br />

erreichte unsere Gruppe am Montag,<br />

dem 17.10.2011, um 12 Uhr mittags das<br />

Hotel „Palmer‘s Lodge“ im Londoner<br />

Stadtteil Willesden Green. Die etwas<br />

vom Stadtzentrum entfernte Lage sorgte<br />

für ein ruhiges Ambiente und sichere<br />

Straßen. Dennoch war die nächste U-<br />

Bahnstation nur fünf Minuten Fußweg<br />

entfernt. Nachdem die Zimmer bezogen<br />

waren, stand ein kleiner Stadtrundgang<br />

auf dem Programm. Unser Ziel war mit<br />

dem Piccadilly Circus der bekannteste<br />

und belebteste Platz der Londoner City.<br />

Abends wollten wir dann bei einem<br />

C. Meisinger / pixelio.de<br />

guten Essen einen zwar anstrengenden,<br />

aber auch ereignisreichen Tag ausklingen<br />

lassen und uns für den darauffolgenden<br />

stärken. Zu genau diesem Zweck<br />

hatte Frau Ungru ein günstiges, aber<br />

dennoch gutes indisches Restaurant<br />

empfohlen, <strong>des</strong>sen Auffinden jedoch<br />

ein fast zweistündiges Unterfangen<br />

darstellte. Trotz knurrender Mägen<br />

und allgemeiner Müdigkeit wurde die<br />

Suche jedoch unerwartet zu einer recht<br />

interessanten Tour durch die weniger<br />

bekannten Winkel der Stadt.<br />

Nach einer Mütze Schlaf startete der<br />

nächste Tag leider nicht mit einem ausgiebigen<br />

englischen Frühstück, sondern<br />

mit einer Stadtrundfahrt, bei der wir<br />

zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />

vordrangen. Unsere Sightseeing-Tour<br />

endete schließlich am Buckingham<br />

Palace. Von dort aus wanderte die<br />

Gruppe, immer noch ein wenig planlos,<br />

erneut durch London, und zwar auf der<br />

Suche nach dem Standort eines Theater-<br />

Workshops. Dort eingetroffen, übten<br />

wir Atemtechniken, das richtige Stehen<br />

und sprachen über einige Auszüge aus<br />

Shakespeares berühmten Theaterstück<br />

„Viel Lärm um nichts“ - alles natürlich<br />

auf Englisch, so wie es sich für einen<br />

Leistungskurs gehört.<br />

Das Londoner Nachtleben ist<br />

berühmt und genau das sollte von uns<br />

auf die Probe gestellt werden. Folglich<br />

machten wir uns abends gemeinsam auf<br />

den Weg zu einem Club namens „Mother“<br />

– ein Ort, den übrigens niemand<br />

der Mitfahrer je wiederfinden würde.<br />

Nach einer kurzen Phase <strong>des</strong> Misstrauens<br />

gegenüber der Lokalität war der<br />

Aufenthalt für alle sehr unterhaltsam.<br />

Sicherlich lag dies auch an den Tanzkünsten<br />

eines uns begleitenden Lehrers,<br />

der hier jedoch nicht namentlich<br />

genannt werden soll.<br />

Erwartungsgemäß fiel einigen<br />

Mitreisenden das Aufstehen am nächsten<br />

Morgen ziemlich schwer. Dank der<br />

dehnbaren Toleranz Frau Ungrus kamen<br />

Reisen und Lernen<br />

80<br />

81


Ein imposantes Bauwerk und<br />

immer gut für ein Gruppenfoto:<br />

die Towerbridge.<br />

Reisen und Lernen<br />

Fortsetzung von Seite 81<br />

sie aber noch einmal ungeschoren<br />

davon und somit auch nicht zu spät zu<br />

einem Spaziergang in Richtung „Globe<br />

Theatre“, dem berühmten Schauspielhaus,<br />

in dem seinerzeit Shakespeare<br />

wirkte. 1993 wurde es von Enthusiasten<br />

wiederaufgebaut, interessanterweise<br />

jedoch einige hundert Meter von seinem<br />

ursprünglichen Standort entfernt, um<br />

es nicht durch die Fluten der Themse zu<br />

gefährden.<br />

Diese und ähnliche Fakten wurden<br />

der Reisegruppe von einer ortsansässigen<br />

Schauspielerin, die eine erstaunliche<br />

Ähnlichkeit mit der Professorin Sybil<br />

Trelawney aus den „Harry Potter“-<br />

Romanen aufwies, in einem kurzweiligen<br />

Vortrag vermittelt, der in eine<br />

freie Erkundung <strong>des</strong> angeschlossenen<br />

Museums überging. Den restlichen<br />

Nachmittag konnten wir dann frei<br />

gestalten, unter der Bedingung, dass wir<br />

uns abends pünktlich am Treffpunkt <strong>des</strong><br />

„Jack-the-Ripper-Walk“ im Londoner<br />

East End einfinden würden. Gespickt<br />

mit Informationen über die Geschichte<br />

und die Einwohner der Gegend um<br />

Aldgate verlief der Rundgang äußerst<br />

interessant, auch wenn der eine oder andere<br />

Probleme mit den fotographischen<br />

Dokumenten der Opfer <strong>des</strong> berühmten<br />

Meuchelmörders hatte.<br />

Wer in London ist, darf sich auf<br />

keinen Fall den Stadtteil Greenwich<br />

entgehen lassen, und so machten wir<br />

am letzten Tag eine Bootsfahrt auf der<br />

Themse eben dorthin. Des Weiteren<br />

hatte die Themsefahrt den positiven<br />

Nebeneffekt, dass sowohl wir als auch<br />

unseren geschundenen Füße endlich<br />

einmal eine Verschnaufpause bekamen.<br />

Alle Beteiligten konnten das sonnige<br />

Wetter also völlig entspannt genießen.<br />

Während der Fahrt wurden die am<br />

Flussufer liegenden Sehenswürdigkeiten<br />

von einem Mitglied der Schiffscrew<br />

kommentiert, der nach eigener Aussage<br />

kein ausgebildeter „Guide“ war (Anmerkung<br />

<strong>des</strong> Autors: Dieser „nichtprofessionelle“<br />

Guide war besser als alle<br />

anderen!). In Greenwich angekommen,<br />

war unser nächstes Ziel der „Prime<br />

Meridian“, der quer durch das „Royal<br />

Observatory“ verläuft. Auf einem Hügel<br />

gelegen, bot uns das Gelände <strong>des</strong> Observatoriums<br />

einen fantastischen Blick auf<br />

London. Im Anschluss daran schauten<br />

wir noch kurz auf dem Greenwich Market<br />

vorbei und bestaunten die teilweise<br />

ziemlich kuriosen Antiquitäten und<br />

Kunstgegenstände. Zurück ging es dann<br />

mit der „Docklands Light Railway“ in<br />

den Stadtteil, der ihr ihren Namen gab.<br />

Jedoch war das „Museum of London<br />

Docklands“ nicht jedermanns Sache,<br />

sodass wir uns recht schnell wieder in<br />

Richtung Zentrum aufmachten, um dort<br />

unseren eigenen Interessen nachzugehen.<br />

Ebenso verlief der Abend. Da es<br />

für uns der letzte Abend in London war,<br />

wurde dieser entsprechend ausgelassen<br />

gewürdigt.<br />

Einige von uns machten am nächsten<br />

Morgen ziemlich lange Gesichter,<br />

denn bereits um 10 Uhr mussten alle<br />

Zimmer geräumt sein. Nachdem wir<br />

die Koffer im Bus verstaut hatten,<br />

blieb noch ein wenig Zeit, um sich bei<br />

Tageslicht von der Stadt zu verabschieden.<br />

Rückblickend wird uns diese Fahrt<br />

noch lange als zwar mörderisch für die<br />

Füße, aber doch sehr unterhaltsam und<br />

neue Maßstäbe setzend in Erinnerung<br />

bleiben. Markus Dieckmann, Jgst.13<br />

Reisen und Lernen<br />

82<br />

83


piu700 / pixelio.de<br />

Reisen und Lernen<br />

Eine Kursfahrt der Jahrgangsstufe 13 nach München<br />

„Durst ist schlimmer als Heimweh“<br />

Auch nach 40<br />

Jahren noch<br />

beeindruckend: der<br />

Olympia-Park.<br />

Natürlich fuhren wir als Mitglieder <strong>des</strong><br />

Mathe-Leistungskurses nicht in die<br />

Hauptstadt <strong>des</strong> Freistaates Bayern, um<br />

den Wahrheitsgehalt <strong>des</strong> obigen Zitats<br />

aus dem Hofbräuhaus zu überprüfen,<br />

sondern um die zahlreichen Attraktionen<br />

und Vorzüge der Stadt näher<br />

kennenzulernen und um die Kursgemeinschaft<br />

zu stärken.<br />

Dementsprechend machten wir<br />

uns am Montag vor den Herbstferien<br />

2011 unter der Leitung von unserem<br />

Kurslehrer Herrn Schweers, der von<br />

Frau Piotrowiak unterstützt wurde, mit<br />

dem Zug auf die Reise von Dülmen<br />

nach München. Auf die Deutsche Bahn<br />

war auch an diesem Tag wieder Verlass.<br />

Sie erfüllte sämtliche Klischees und<br />

kam stets unpünktlich, sodass wir mit<br />

eineinhalb Stunden Verspätung endlich<br />

in der erst vor kurzem renovierten<br />

Jugendherberge ankamen. Diese bot uns<br />

in den kommenden Tagen aber fortwährend<br />

gutes Essen und allgemein guten<br />

Service.<br />

Abends machten wir uns auf den<br />

Weg, um unsere selbst organisierte<br />

Stadtbesichtigung zu bewältigen. Jeder<br />

Schüler hielt ein Referat, sodass wir<br />

kostenfrei die wichtigsten Infos z.B. über<br />

das Rathaus und den Viktualienmarkt<br />

erfuhren. Nach der Stadtbesichtigung<br />

endete der Abend der Gruppe im weltberühmten<br />

Hofbräuhaus.<br />

Am nächsten Tag besuchten wir<br />

das BMW-Werk, welches relativ nah<br />

am Zentrum Münchens liegt. Natürlich<br />

ließen wir uns von den zahlreichen<br />

Techniken und der großen Vielfalt<br />

der BMW-Produkte beeindrucken: So<br />

erfuhren wir zum Beispiel, dass ein<br />

Automobil vor der Lackierung mit<br />

Emufedern gereinigt wird oder dass alle<br />

53 Sekunden ein BMW das Werk fertig<br />

verlassen könnte, sofern alle Einzelteile<br />

auch vorrätig wären. Die Frage, wann<br />

denn die neue A-Klasse herauskomme,<br />

sparten wir uns lieber… Anschließend<br />

besuchten wir den nicht sehr weit entfernten<br />

Olympiapark. Einen besonders<br />

schönen Blick über das große Gelände<br />

hatten wir dabei von dem Olympiaturm.<br />

Von diesem war es bei sonnigem Wetter<br />

sogar möglich, die Alpen zu sehen. Wieder<br />

auf dem Boden angekommen, ging<br />

unsere Reise weiter zum Schloss Nymphenburg.<br />

Dort ließen wir uns von den<br />

weitläufigen Parklandschaften und den<br />

groß angelegten Fontänen beeindrukken.<br />

Noch mehr Grün stand schließlich<br />

im Englischen Garten im Vordergrund.<br />

Dort trafen wir zwei Studenten, die uns<br />

abends mit dem Münchener Nachtleben<br />

bekannt machten.<br />

Der Mittwoch startete mit der Suche<br />

nach der scheinbar am Vorabend verloren<br />

gegangenen Energie. Fündig wurden<br />

wir im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik,<br />

in dem die physikalischen<br />

Grundlagen für ein Fusionkraftwerk<br />

untersucht werden. Der Nachmittag<br />

stand uns dann zur freien Verfügung.<br />

Am Abend machten wir einen gemeinsamen<br />

Spieleabend, wobei sich einige<br />

Mitglieder unseres Kurses noch zu sehr<br />

der Heimat verbunden fühlten und dem<br />

BVB in der Champions League seelisch<br />

beistanden.<br />

Am Donnerstag besuchten wir<br />

das ehemalige KZ Dachau, wobei der<br />

gesamte Kurs sich betroffen und angesichts<br />

der dort vermittelten Stimmung<br />

erschrocken zeigte. Obwohl die Gedenkstätte<br />

Dachau die Realität der NS-Zeit<br />

ziemlich deutlich wiedergibt, denke<br />

ich, dass man das unermessliche Leid<br />

der Menschen heute nur noch schwer<br />

nachempfinden kann. Unsere Gruppenleiterin,<br />

eine ehrenamtliche Helferin<br />

der Gedenkstätte Dachau, erklärte uns<br />

dennoch mit viel Geduld und Leidenschaft<br />

viel Wissenswertes – wie zum<br />

Beispiel, dass das KZ Dachau nicht in<br />

erster Linie ein Vernichtungslager war,<br />

sondern hauptsächlich zur Produktion<br />

von Kriegsgeräten diente. Außer uns besuchen<br />

rund 800.000 Menschen jährlich<br />

das ehemalige Konzentrationslager.<br />

Zurück im Zentrum der Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />

bestand der nächste Programmpunkt<br />

aus einem Besuch im<br />

Deutschen Museum, wo mehrere Exponate<br />

z.B. aus dem Bereich der Luftfahrt<br />

anzutreffen sind. Hier konnten sich vor<br />

allem die Jungen in ihre Kindheit zurückversetzen<br />

und viel tüfteln. Nebenbei<br />

ließen sich aber auch interessante und<br />

weniger kindliche Sachen wie die Nano-<br />

Technik erforschen. Hauptattraktion <strong>des</strong><br />

Museums war allerdings ein Schiff von<br />

der Länge eines halben Fußballfel<strong>des</strong>.<br />

Der Abschlussabend unserer<br />

Kursfahrt fand in der Augustinerbräu-<br />

Kneipe statt, wo wir noch einmal einen<br />

geselligen Abend mit dem gesamten<br />

Kurs verbrachten. Insgesamt lässt sich<br />

sagen, dass wir alle einen sehr positiven<br />

Eindruck von München bekommen<br />

haben und dass jeder auch die Kursgemeinschaft<br />

als Gewinn empfunden hat.<br />

Letztlich überwog dann doch das Heimweh<br />

statt <strong>des</strong> Durstes, sodass wir am<br />

Freitag in unsere Heimat zurückkehrten.<br />

Jana Dabbelt (Jgst. 13)<br />

Reisen und Lernen<br />

84<br />

85


Nicht alle Orte die<br />

der Pädagogik-LK<br />

aufsuchte hatten<br />

Säulen.<br />

Reisen und Lernen<br />

Der Pädagogik-LK in Berlin<br />

Zwischen Fernsehstudios und<br />

Holocaust-Mahnmal<br />

Lüdinghausen, 17. Oktober 2011, 8.30<br />

Uhr die aufregende Reise begann.<br />

Nach einer langen Fahrt mit Temperaturschwankungen<br />

zwischen Sauna und<br />

Antarktis waren alle froh, in der Hauptstadt<br />

angekommen zu sein. Die während<br />

der Fahrt gesunkene Stimmung stieg<br />

allerdings wieder mit dem Beziehen <strong>des</strong><br />

Hotels, das mit Modernität und Gemütlichkeit<br />

punktete.<br />

Für ein erstes „Kennenlernen“ der<br />

Stadt aßen wir zunächst eine scharfe<br />

Currywurst bei „Konnopke“ im Bezirk<br />

kiPiX / pixelio.de<br />

Prenzlauer Berg, wo es die beste dieser<br />

Art in Deutschland geben soll. Dabei<br />

ließ die Schärfe einige Köpfe rot anlaufen.<br />

Ein anschließender Fußmarsch<br />

durch die Innenstadt endete bei einem<br />

Weizen-Bier im Sony-Center, wonach<br />

alle geschafft in ihre Betten fielen.<br />

An unserem ersten Morgen in Berlin<br />

hatten wir schon sehr früh den ersten<br />

Programmpunkt zu bestehen. Dementsprechend<br />

fuhren wir zusammen mit<br />

dem Deutsch-Lk zum Bun<strong>des</strong>tag. Da<br />

wir uns in Berlin noch nicht auskannten,<br />

war der Weg für uns etwas stressig.<br />

Am Reichstagsgebäude angekommen,<br />

mussten wir durch eine Sicherheitsschleuse.<br />

Im Bun<strong>des</strong>tag selber bekam<br />

jeder einen Audio-Guide, der uns durch<br />

die Kuppel führte. Während <strong>des</strong> Rundgangs<br />

hatte man einen wunderschönen<br />

Blick auf das morgendliche Berlin.<br />

Nach dem Besuch im Reichstagsgebäude<br />

hatten wir noch etwas Zeit, bevor<br />

wir uns zu einer Spreefahrt aufmachten.<br />

Während dieser freien Zeit wurden wir<br />

auf der Straße angesprochen, ob wir<br />

nicht Lust hätten, Zuschauer bei der<br />

Sendung „Der klügste Deutsche 2011“<br />

in der ARD zu sein. Viele von uns waren<br />

begeistert, sodass wir den eigentlichen<br />

Programmpunkt, die Besichtigung der<br />

„Museumsinsel“, streichen mussten und<br />

am frühen Abend zum ARD-Studio<br />

fuhren, wo uns eine menschengefüllte<br />

Eingangshalle erwartete.<br />

Nach zwei Stunden Wartezeit<br />

konnten wir schließlich den Fußboden<br />

gegen Studiositze tauschen, die aber<br />

auch nicht viel bequemer waren. Als Kai<br />

Pflaume dann die Bühne betrat, konnte<br />

die Show beginnen. Scheinwerfer,<br />

Kameras und Prominente machten den<br />

Abend schließlich unvergesslich. Auf<br />

dem Rückweg mussten wir uns beeilen,<br />

da es schon recht spät war, doch dank<br />

der Hilfe eines freundlichen Berliners<br />

schafften wir es doch noch mit der letzten<br />

Straßenbahn.<br />

Nach dem Frühstück am Mittwochmorgen<br />

besuchten wir, zusammen mit<br />

den anderen LKs, das ZDF-Hauptstadt-<br />

Studio im Regierungsviertel. Dort<br />

angekommen, bekamen wir zunächst<br />

eine kurze Einweisung und waren<br />

danach Gäste im ZDF-Morgenmagazin.<br />

Ebenfalls zu Gast war zum Beispiel der<br />

Vize-Weltmeister im Turnen. Nach einer<br />

Führung durch das Gebäude hatten<br />

wir dann die Möglichkeit, uns mit der<br />

Leiterin <strong>des</strong> Hauptstadtstudios und ehemaligen<br />

Cani-Schülerin Bettina Schausten<br />

zu unterhalten. In einer lockeren<br />

Atmosphäre berichtete Frau Schausten<br />

von ihrem beruflichen Werdegang und<br />

gab uns dabei sehr persönliche Tipps für<br />

Reisen und Lernen<br />

86<br />

87


Fortsetzung von Seite 87<br />

Reisen und Lernen<br />

unsere Zukunft.<br />

Bevor wir uns auf den Weg zum<br />

„Checkpoint Charlie“ machten, dem<br />

bekanntesten der ehemaligen Grenzübergänge<br />

zwischen West- und Ostberlin,<br />

nutzten wir die Mittagspause zur<br />

Stärkung. Am „Checkpoint Charlie“<br />

angekommen, bot sich die Gelegenheit,<br />

mit einem Zeitzeugen über die Krisen-<br />

Situation 1961, als sich genau hier amerikanische<br />

und russische Panzer nach<br />

dem Mauerbau gegenüberstanden, ins<br />

Gespräch zu kommen. Am Abend begaben<br />

wir uns dann zur Entspannung in<br />

einen der angesagtesten Clubs Berlins,<br />

bekannt als Matrix.<br />

Am Donnerstag wollten wir das<br />

inzwischen weltweit bekannte Holocaust-Mahnmal<br />

kennenlernen. Dort<br />

hatten wir eine Führung gebucht, in der<br />

wir Wichtiges über die architektonischen<br />

Grundgedanken <strong>des</strong> Mahnmals<br />

erfahren konnten. So hatte man das<br />

großflächige Mahnmal ganz bewusst im<br />

Zentrum zwischen Brandenburger Tor<br />

und Potsdamer Platz errichtet, um seine<br />

Bedeutung für die deutsch-jüdische<br />

Geschichte zu betonen. Die einzelnen<br />

Steine <strong>des</strong> Mahnmals (die sog. Stehlen)<br />

symbolisieren jüdische Grabsteine und<br />

der unebene Boden steht für das Auf<br />

und Ab der Geschichte <strong>des</strong> jüdischen<br />

Volkes.<br />

Nach einem ersten Gespräch sollten<br />

wir uns selbst auf den Weg durch die<br />

Stehlen machen, um anschließend unsere<br />

Gefühle, die uns still und nachdenklich<br />

werden ließen, auszutauschen. Das<br />

bedrückende Gefühl von Betroffenheit<br />

und Ohnmacht wurde durch Nebel<br />

und Kälte verstärkt, auch das Museum<br />

unterhalb der Gedenkstätte hinterließ<br />

einen bleibenden Eindruck, da hier<br />

persönliche Schicksale besonders in den<br />

Vordergrund gerückt wurden. Der ganze<br />

Kurs war tief bewegt von den einzelnen<br />

Leidensgeschichten. Nach einer kurzen<br />

Mittagspause brachen wir zum Jüdischen<br />

Museum nach Kreuzberg auf, wo<br />

sich jeder selbstständig oder in kleinen<br />

Gruppen durch die Ausstellungsräume<br />

bewegen konnte.<br />

Nach ein bisschen Freizeit besuchten<br />

wir mit den anderen Kursen die<br />

Berliner Philharmonie. Dort erwartete<br />

uns ein Konzert der Berliner Philharmoniker<br />

unter der Leitung von Pablo Heras<br />

Casado und Marc-Andrė Hamelin, der<br />

Klavier spielte. Die Atmosphäre, die<br />

musikalische Vorstellung sowie die Begeisterung<br />

<strong>des</strong> Publikums machten den<br />

Abend zu einem besonderen Erlebnis.<br />

Die Rückfahrt am Freitag nutzten alle,<br />

um ein wenig Schlaf nachzuholen und<br />

die Erlebnisse auszutauschen.<br />

Die Mitglieder <strong>des</strong> Pädagogik-LKs<br />

Drei Leistungskurse erforschten die Hauptstadt<br />

Fünf Tage lang Koffer in Berlin<br />

Drei 13er-Leistungskurse <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />

wählten im Oktober 2011 als<br />

Unterkunft das Pfefferbett-Hostel im<br />

Bezirk Prenzlauer Berg, nur zwei U-<br />

Bahn-Stationen entfernt vom Alexanderplatz.<br />

Gleich nach der Ankunft ging<br />

es erst einmal zum Curry-Wurst-Essen,<br />

nicht irgendwo, sondern im legendären<br />

„Konnopke-Imbiss“ an der Eberswalder<br />

Straße, direkt unter den Gleisen der U-<br />

Bahn, die hier als Hochbahn fährt, ganz<br />

in der Nähe der „Kulturbrauerei“.<br />

Und während die Schüler vom<br />

Biologie-LK danach gleich in die Reichstagskuppel<br />

stiegen und die vom Pädagogik-LK<br />

dem Brandenburger Tor zustrebten,<br />

sahen die Deutsch-Leistungskursler<br />

im Deutschen Theater das Stück „Clash“<br />

Reisen und Lernen<br />

88<br />

89


Fortsetzung von Seite 89<br />

Reisen und Lernen<br />

von Nuran Erpulat: Berliner Jugendliche<br />

unterschiedlicher Herkunft führten dabei<br />

denen aus der westfälischen Provinz<br />

vor, dass und wie Integration der Kulturen<br />

in einem Schmelztiegel wie Berlin<br />

funktionieren kann – mit gutem Willen<br />

und viel Fantasie. Danach besichtigten<br />

die Schüler auch noch das alte „Theater<br />

am Schiffbauerdamm“, wo schon Bert<br />

Brecht inszenierte und noch heute das<br />

„Berliner Ensemble“ bemerkenswerte<br />

Aufführungen zustande bringt.<br />

Eine „Mauer-Tour“ mit dem Fahrrad<br />

und der Besuch im DDR-Museum<br />

informierten die Leute <strong>des</strong> Bio-LK<br />

über die Zeit der deutschen Teilung,<br />

über Politik und Alltag in der DDR. Im<br />

Bendler-Block an der Stauffenbergstraße<br />

ging es für den Deutsch-LK in einer<br />

beeindruckenden Führung um die NS-<br />

Zeit und den vielgestaltigen Widerstand<br />

gegen ein mörderisches Regime.<br />

Das in seiner Architektur außergewöhnliche,<br />

vom amerikanischen<br />

Architekten Daniel Libeskind entworfene<br />

Jüdische Museum – Pflichtprogramm<br />

für alle drei Kurse – ließ die Geschichte<br />

<strong>des</strong> europäischen Judentums, mit dem<br />

Holocaust als tragischem Höhepunkt,<br />

in vielen Facetten Revue passieren. Eine<br />

Führung am „Denkmal für die ermordeten<br />

Juden Europas“, errichtet von Peter<br />

Eisenman, vermittelte die Mahnung, aus<br />

der Erinnerung an die unzähligen Opfer<br />

<strong>des</strong> NS-Terrors Kraft für den Kampf<br />

gegen rechtsextremistische Tendenzen<br />

zu schöpfen.<br />

Im Regierungsviertel, Bühne<br />

aktueller deutscher Politik, sind das<br />

Kanzleramt und der Reichstag die<br />

markantesten Gebäude. Der Aufstieg<br />

in die Reichstagskuppel, die berühmte<br />

Schöpfung von Norman Foster, geriet<br />

per Audio-Guide für die Schüler zum<br />

Crashkurs in parlamentarischer Demokratie.<br />

Der Deutsch-LK besuchte auch<br />

noch den Bun<strong>des</strong>rat in der Leipziger<br />

Straße: In politischen Rollenspielen<br />

simulierten die Schüler eine typische<br />

Sitzung dieser zweiten Kammer, indem<br />

sie als Vertreter der 16 Bun<strong>des</strong>länder zu<br />

einer Gesetzesvorlage der Bun<strong>des</strong>regierung<br />

am Podium Redebeiträge lieferten.<br />

Um zu wissen, wie sich das bevölkerungsreichste<br />

Bun<strong>des</strong>land, Nordrhein-<br />

Westfalen nämlich, in Berlin politisch<br />

und kulturell präsentiert, gab es vorher<br />

einen Besuch in der NRW-Lan<strong>des</strong>vertretung<br />

beim Bund, in der „Botschaft <strong>des</strong><br />

Westens“.<br />

Eines der besonderen Erlebnisse für<br />

alle Teilnehmer war dann ein Besuch<br />

im ZDF-Hauptstadtstudio „Unter den<br />

Linden“. Live waren die Schüler dabei,<br />

als aus dem „mo:ma-Café“ ein aktuelles<br />

„Morgenmagazin“ gesendet wurde: Sie<br />

Marion Gonnermann / pixelio.de<br />

bildeten bei Brötchen und Kaffee die lebendige<br />

Kulisse und verfolgten gespannt<br />

den speziellen Mix aus Live-Interviews,<br />

Einspielfilmchen, Musik und munterer<br />

Moderation. Den Höhepunkt bildete<br />

ein Interview mit dem ZEIT-Redakteur<br />

Bernd Ulrich, der sein viel diskutiertes<br />

Buch über Deutschland und seine Kriege<br />

im letzten Jahrzehnt vorstellte. An<br />

die Sendung schloss sich eine Führung<br />

durch die Räume <strong>des</strong> Hauptstadtstudios<br />

mit seiner imponierenden Technik an.<br />

Es hat für das ZDF nach dem Mainzer<br />

Sendezentrum eine eminent hohe Bedeutung.<br />

Und dann nahm sich die Chefin <strong>des</strong><br />

Hauptstadtstudios, die ehemalige Cani-<br />

Schülerin Bettina Schausten, eine Stunde<br />

lang Zeit für ein lockeres Gespräch<br />

mit den jungen Leuten von ihrer alten<br />

Schule. Es ging vor allem um verantwortungsvolle<br />

politische Berichterstattung,<br />

aber auch um den Beruf eines Fernsehjournalisten,<br />

den ja vielleicht einige<br />

der angehenden Abiturienten wählen<br />

könnten.<br />

Für die „Biologen“ gab es außerdem<br />

eine Führung durch die medizinhistorische<br />

Sammlung <strong>des</strong> berühmten<br />

Charité-Krankenhauses sowie Besuche<br />

im Naturkundemuseum, in einem Botanischen<br />

Garten und im Zoo-Aquarium<br />

in der Nähe <strong>des</strong> Kurfürstendamms. Die<br />

Deutsch-Schüler gingen statt<strong>des</strong>sen ins<br />

traditionsreiche Kommunikationsmuseum,<br />

einige lernten die Neue Synagoge<br />

sowie das Wohnhaus von Bert Brecht<br />

und seiner Frau Helene Weigel kennen<br />

oder besichtigten den Berliner Dom mit<br />

seiner prachtvollen Ausstattung und<br />

der Hohenzollern-Gruft im düsteren<br />

Kellergewölbe. Auch der Gendarmenmarkt,<br />

das historische Nikolaiviertel, die<br />

Hackeschen Höfe und eine Ausstellung<br />

auf der Museumsinsel waren Zielpunkte<br />

von Cani-Schülern. Manche ließen<br />

sich dagegen einfach im belebten Sony<br />

Center am Potsdamer Platz nieder und<br />

beobachteten die Gäste aus vielen Ländern,<br />

die an ihnen vorbeiflanierten.<br />

An einem der Abende begab sich<br />

ein Großteil der Schüler und Lehrer zur<br />

„Matrix“ am U-Bahnhof Warschauer<br />

Straße, einer der angesagtesten Discos<br />

Berlins. Auf dem Rückweg, eine halbe<br />

Stunde nach Mitternacht, nahmen einige<br />

Mädels beim Rennen ihre Schuhe in<br />

die Hand, um schneller zu sein und um<br />

die letzte U-Bahn am Alexanderplatz<br />

nicht zu verpassen. So mancher musste<br />

am Ende aber doch den Rest <strong>des</strong> Heimwegs<br />

zu Fuß bewältigen.<br />

Den letzten Abend in Berlin verbrachten<br />

dann alle Cani-Schüler mit<br />

den Berliner Philharmonikern und dem<br />

Pianisten Marc-André Hamelin. Beim<br />

Anhören von Werken Felix Mendelssohn-Bartholdys<br />

und Karol Szymanowskis<br />

konnte man noch einmal die vielen<br />

Eindrücke von der pulsierenden Stadt<br />

Berlin an sich vorbeiziehen lassen.<br />

Die begleitenden Lehrer Sigrid Dorprigter,<br />

Tanja König, Claudia Vörding und<br />

Karl-Heinz Kocar hatten allen Grund,<br />

mit dem Verlauf der Studienfahrt zufrieden<br />

zu sein. Karl-Heinz Kocar<br />

Reisen und Lernen<br />

90<br />

91


Reisen und Lernen<br />

13er-Schüler bei Bettina Schausten im ZDF-Hauptstadtstudio<br />

Medien-einfluss und Verantwortung<br />

Ihr Gesicht ist vielen Fernsehzuschauern<br />

bekannt. Sie verbinden damit<br />

heute vor allem die ZDF-Berichterstattung<br />

an Wahlsonntagen und<br />

die Moderation der sonntäglichen<br />

Politsendung „Berlin direkt“, mit<br />

der auch die „Sommerinterviews“ in<br />

Verbindung stehen. Früher lagen das<br />

„Morgenmagazin“ und das „Politbarometer“<br />

in ihrer Verantwortung.<br />

Zweifellos ist Bettina Schausten eine<br />

der einflussreichsten Medien-Frauen<br />

der Republik.<br />

Als Chefin <strong>des</strong> ZDF-Hauptstadtstudios<br />

pflegt sie Tag für Tag eine außergewöhnliche<br />

Nähe zur Bun<strong>des</strong>politik und beeinflusst<br />

die Meinungsbildung innerhalb<br />

der großen Sendeanstalt maßgeblich.<br />

„Es ist schon etwas Besonderes, wenn<br />

man diesen ständigen Kontakt zu den<br />

Hochkarätern der deutschen Politik hat“,<br />

versicherte sie den Schülern von drei<br />

Leistungskursen aus der Jahrgangsstufe<br />

13, die sie während ihrer Studienfahrt<br />

nach Berlin im Herbst letzten Jahres an<br />

ihrem Arbeitsplatz aufsuchten: Das ist<br />

die ständige Vertretung <strong>des</strong> ZDF in der<br />

Bun<strong>des</strong>hauptstadt, wenige Schritte vom<br />

Brandenburger Tor entfernt, auf der<br />

Renommiermeile „Unter den Linden“.<br />

Möglich wurde dieses nicht alltägliche<br />

Treffen durch die Vermittlung von<br />

Deutschlehrer Karl-Heinz Kocar, denn<br />

Bettina Schausten war bis zu ihrem Abitur<br />

1984 selbst einmal für zweieinhalb<br />

Jahre Schülerin seines Leistungskurses.<br />

Wie kommt man zu einer solchen<br />

Position? Bettina Schausten erzählte von<br />

ihren Volontariaten im Rahmen ihrer<br />

„Mit dem Zweiten sieht man besser!“<br />

– Die Canisianer und Bettina<br />

Schausten (2.v.l.) beim Proben für den<br />

nächsten ZDF-Werbespot?<br />

journalistischen Grundausbildung, aber<br />

auch von ihrem Studium der Literaturwissenschaft,<br />

Geschichte und Katholischen<br />

Theologie in Köln und München,<br />

das sie mit dem „Magister Artium“ abschloss.<br />

Ab 1992 war sie beim Südwestfunk<br />

Reporterin und Redakteurin der<br />

Fernsehnachrichten, bevor im Oktober<br />

1997 ihre Karriere beim ZDF mit der<br />

Redaktionsleitung der Sendereihe „Was<br />

nun ... ?“ begann.<br />

„Solltet ihr einmal Journalisten werden<br />

wollen, so kann ich euch nur raten,<br />

zuerst ein soli<strong>des</strong> Studium zu absolvieren.<br />

Tut das, was ihr gerne tut, das aber<br />

dann gründlich!“, legte sie den angehenden<br />

Abiturienten ans Herz. Übergänge<br />

in den Journalismus ergäben sich dann<br />

am besten über Volontariate bei Zeitungen<br />

oder in Sendeanstalten. „Natürlich<br />

muss man auch den Mut haben, durch<br />

offene Türen zu gehen“. Damit meinte<br />

sie das Annehmen von unerwarteten<br />

Angeboten, die ursprünglich gar nicht<br />

Teil der persönlichen Lebensplanung<br />

waren.<br />

Diese Türen haben sich für Bettina<br />

Schausten geöffnet und ihren Aufstieg<br />

beim ZDF möglich gemacht. Zwischen<br />

2003 und 2010 führte sie das Ressort<br />

Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik,<br />

das unmittelbar der Chefredaktion<br />

zugeordnet ist. Diese wird heute<br />

übrigens von Peter Frey geleitet, Bettina<br />

Schaustens Vorgänger auf dem Chefsessel<br />

im Berliner Hauptstadtstudio. Dabei<br />

hatte der prominenten TV-Journalistin<br />

nach dem Abi zunächst einmal vorgeschwebt,<br />

vielleicht einmal als Redakteurin<br />

bei der Wochenzeitung „Die Zeit“<br />

zu landen, aber schließlich war es dann<br />

doch der Fernsehjournalismus, für den<br />

sie sich nachhaltig erwärmte.<br />

Und Bettina Schausten erzählte von<br />

ihren Interviews mit Berliner Spitzenpolitikern:<br />

„Eine Angela Merkel hat sich<br />

im Laufe der Zeit durchaus auch verändert.<br />

Heute weiß sie sich immer besser<br />

in Szene zu setzen. Sie kalkuliert die<br />

Wirkung der Fernsehbilder zunehmend<br />

bewusster ein.“<br />

Ob sich Politiker wohl gern unangenehmen<br />

Fragen aussetzen? „Manche<br />

Spitzenpolitiker begreifen kritische<br />

Fragen oft zunächst einmal als Majestätsbeleidigung“,<br />

meinte Bettina<br />

Schausten mit einem Schmunzeln. Aber<br />

dann komme es doch meistens zu einem<br />

Reisen und Lernen<br />

92<br />

93


Vier Tage lang<br />

erkundeten die 19<br />

Schüler die irische<br />

Hauptstadt.<br />

Spannende Gespräche mit<br />

Bettina Schausten und Einblicke<br />

in das Hauptstadtstudio – ein<br />

echtes Highlight der Berlinfahrt.<br />

Englisch-Leistungskurs besuchte Dublin<br />

Guinness und grüne Briefkästen<br />

Fortsetzung von Seite 93<br />

Reisen und Lernen<br />

vernünftigen Gespräch, was auf Seiten<br />

<strong>des</strong> Interviewers neben einer umfassenden<br />

Sachkenntnis natürlich auch<br />

viel Einfühlungsvermögen und nicht<br />

wenig Geschicklichkeit erfordere. Nicht<br />

einfach sei es, sich gegen eine parteipolitische<br />

Vereinnahmung zur Wehr zu setzen.<br />

Eine „Äquidistanz“ zu den Parteien<br />

– also das Einhalten gleicher Abstände<br />

– gehöre aber für eine Journalistin wie<br />

sie zu den unverzichtbaren Grundsätzen.<br />

Auch das ZDF als Sendeanstalt lege<br />

bei der Besetzung der entscheidenden<br />

Positionen auf Ausgewogenheit großen<br />

Wert.<br />

Übrigens hätte sich Bettina Schausten,<br />

die mit Thomas Fuhrmann, dem<br />

Redaktionsleiter <strong>des</strong> „Morgenmagazins“,<br />

verheiratet ist, eigentlich auch vorstellen<br />

können, weiter das „Morgenmagazin“ zu<br />

moderieren – wenn da nicht ein großes<br />

Hindernis wäre: „Ich möchte nie mehr<br />

um halb drei aufstehen müssen.“ Das<br />

müssen Journalisten wie Cherno Jobatey<br />

und Dunja Hayali nämlich auch heute<br />

noch, um bei Beginn der Sendung um<br />

5.30 Uhr auf dem neuesten Nachrichten-Stand<br />

zu sein.<br />

Die 58 Schüler und Lehrer vom <strong>Canisianum</strong><br />

hatten vor ihrem Treffen mit<br />

der früheren Cani-Abiturienten auch<br />

das Glück, wenigstens die letzte halbe<br />

Stunde <strong>des</strong> aktuellen „Morgenmagazins“,<br />

das immer aus dem „MoMa-Café<br />

gesendet wird, live mitzuerleben.<br />

Das „Gesamterlebnis ZDF“ im<br />

historischen Zollernhof hat Schüler<br />

und Lehrer gleichermaßen beeindruckt,<br />

vor allem aber die Professionalität, mit<br />

der Bettina Schausten von ihrem „Job“<br />

erzählte, und die Ungezwungenheit,<br />

mit der sie ihnen begegnete. Mit ihrem<br />

großen Einfluss wächst der leitenden<br />

Fernsehjournalistin natürlich auch eine<br />

riesige Verantwortung zu. Aber die weiß<br />

die Frau aus Lüdinghausen überzeugend<br />

wahrzunehmen, mitten in Berlin, im<br />

Zentrum deutscher Politik. Karl-Heinz Kocar<br />

Gelbe Doppeldecker, die auf der<br />

falschen Straßenseite fahren, grüne<br />

Briefkästen, jede Menge Statuen, bunte<br />

Haustüren und Guinness - so könnte<br />

man Dublin beschreiben. Der Englisch-<br />

LK der Jahrgangsstufe 12 <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />

konnte genau das bestätigen, nachdem<br />

er Mitte Juli letzten Jahres nach vier<br />

erlebnisreichen Tagen aus der irischen<br />

Hauptstadt zurückkehrte. Die 19<br />

Schüler erfuhren von ihrem Lehrer und<br />

Stadtführer Dr. Uwe Carstens einiges<br />

über die wichtigen Persönlichkeiten und<br />

Gebäude, die die Geschichte <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

und der Stadt widerspiegeln - natürlich<br />

auf Englisch. Am Freitagmorgen nach<br />

der ersten Nacht im Hostel, das zwei<br />

Minuten von der O‘Connell Street, der<br />

Hauptverkehrsstraße, entfernt lag, war<br />

für die Kursteilnehmer Projektarbeit<br />

angesagt. Aufgabe war es, mit den Einheimischen<br />

in Kontakt zu treten, egal ob<br />

in einem Animal Rescue Centre, dem<br />

Trinity College, dem General Post Office<br />

oder einfach in der Innenstadt. Den<br />

Abend ausklingen ließen die 20 Teilnehmer<br />

dann in einem Pub mit traditioneller<br />

irischer Live-Musik und einem<br />

Guinness, dem Lieblingsbier der Iren.<br />

Natürlich musste auch die Geschichte<br />

und Herstellung dieses Nationalgetränks<br />

näher erkundet werden. Deshalb<br />

machte sich ein Großteil der Gruppe am<br />

Samstag auf in die Guinness-Brauerei.<br />

Die Brauerei vermittelte aber nicht nur<br />

einen Überblick über den Brauvorgang<br />

von den Einzelzutaten bis zum fertigen<br />

Bier, sondern auch über die gesamte<br />

Stadt. Sie verfügt nämlich über eine große<br />

Besucherterrasse im siebten Obergeschoss,<br />

von der man über die ganze<br />

Stadt blicken kann.<br />

Am Sonntag um 9 Uhr hieß es dann<br />

,,Goodbye“ und die 19 Schüler machten<br />

sich wieder auf den Heimweg. WN<br />

Reisen und Lernen<br />

94<br />

95


Spiel und Spaß im<br />

Detmolder Hallenbad.<br />

Die Klasse 5a auf Fahrt in Ost-Westfalen<br />

Horn-Bad Meinberg & die externsteine I<br />

Reisen und Lernen<br />

Am 21.11.2011 machten wir uns zusammen<br />

mit Frau Eggersmann, unserer<br />

Klassenlehrerin, den Klassenpaten und<br />

Herrn Meischen als Begleitung auf den<br />

Weg nach Horn-Bad Meinberg, einem<br />

Städtchen bei Detmold am Teutoburger<br />

Wald. Nach einer zweistündigen<br />

Busfahrt kamen wir dann an unserer<br />

Jugendherberge an. Nach der Begrüßung<br />

durch den Herbergsvater richteten wir<br />

uns als Erstes in unseren Zimmern ein,<br />

bevor wir den großen Spielplatz vor dem<br />

Haus mit seiner Seilbahn näher untersuchten.<br />

Nach dem Mittagessen machten<br />

wir uns auf den Weg zu den bekannten<br />

Externsteinen. Wir nutzten die letzte<br />

Tagessonne für das eine oder andere<br />

schöne Foto und kletterten dann die<br />

schmalen und steilen Stufen hoch, bis<br />

wir die Plattform oben auf den Felsen erreicht<br />

und von da aus eine tolle Aussicht<br />

hatten. Zurück in der Herberge stellten<br />

uns die Klassenpaten ihr tolles Abendprogramm<br />

vor, das sie vorbereitet hatten.<br />

Wir spielten verschiedene Spiele wie z.B.<br />

Pantomime oder Kartoffellaufen.<br />

Am nächsten Morgen wurden wir<br />

extra früh geweckt, denn es war ein<br />

Tagesausflug nach Detmold geplant. Wir<br />

fuhren mit dem Linienbus dorthin und<br />

versammelten uns auf dem Marktplatz.<br />

Dort teilten Frau Eggersmann und Herr<br />

Meischen uns in verschiedene Gruppen<br />

auf. Anschließend führten wir ein Stadtspiel<br />

mit kniffligen Fragen durch. Nachdem<br />

alle ihr Lunchpaket gegessen hatten,<br />

machten wir uns zu Fuß auf den Weg<br />

zum Schwimmbad. Dort verbrachten wir<br />

dann auch den Rest <strong>des</strong> Nachmittags.<br />

Am Abend gab es noch eine kleine<br />

Attraktion, denn wir veranstalteten mit<br />

unseren Lehrern ein Tischtennis- und<br />

ein Kickerturnier im Keller der Herberge.<br />

Obwohl die Lehrermannschaft das<br />

Kickerturnier unbedingt gewinnen woll-<br />

te, musste sie zähneknirschend akzeptieren,<br />

dass sie nur Vizemeister wurde.<br />

Danach machten wir eine Nachtwanderung<br />

rund um das Gelände der Jugendherberge.<br />

Das war ganz schön gruselig,<br />

denn wir liefen durch einen dunklen<br />

Wald, wo wir von den Paten erschreckt<br />

wurden.<br />

Am nächsten Morgen spielten wir vor<br />

der Rückfahrt unsere Turniere zu Ende.<br />

Als wir dann gegen Mittag wieder im<br />

heimatlichen Lüdinghausen ankamen,<br />

standen unsere Eltern schon am Busbahnhof<br />

und warteten auf uns.<br />

Christin Pieper<br />

Die Externsteine boten eine<br />

tolle Aussicht.<br />

Reisen und Lernen<br />

96<br />

97


Der Spielekeller<br />

der Herberge bot<br />

viele Möglichkeiten.<br />

Skifahrt 2011<br />

Von Pumas und<br />

Pistenfahrten<br />

Reisen und Lernen<br />

Die Kennenlernfahrt der 5c in den Teutoburger Wald<br />

Horn-Bad Meinberg & die externsteine II<br />

Am Montagmorgen, dem 14.11.2011,<br />

sollte unsere Kennenlernfahrt am<br />

Busbahnhof Lüdinghausen starten. Zu<br />

unserer großen Freude begleiteten uns,<br />

neben unseren Lehrern Frau König und<br />

Herr Herholz, auch unsere Klassenpaten.<br />

Als der Bus dann endlich am Busbahnhof<br />

ankam, rannten wir sofort los,<br />

gaben dem Busfahrer unsere Koffer und<br />

verabschiedeten unsere Eltern.<br />

Als wir nach einer zweistündigen<br />

Fahrt unsere Herberge in Horn-Bad<br />

Meinberg bei Detmold erreichten,<br />

schauten wir uns erst einmal auf dem<br />

Gelände um, denn es gab dort einiges<br />

zu entdecken, wie zum Beispiel eine Minigolfanlage<br />

und eine Kletterwand, die<br />

wir sofort ausprobierten. Anschließend<br />

gingen wir ins Gästehaus, das von der<br />

Evangelischen Kirche betrieben wird,<br />

packten unsere Koffer aus und hatten bis<br />

zum Mittagessen Freizeit.<br />

In den Zimmern machten wir eine<br />

Kissenschlacht, besuchten die Nachbarzimmer<br />

und tobten durch die<br />

Gänge. Unten im Keller spielten einige<br />

aber auch schon Tischtennis. Nach<br />

dem Mittagessen brachen wir zu einer<br />

kleinen Wanderung zu den bekannten<br />

Externsteinen auf. Wir hatten Glück und<br />

brauchten keinen Eintritt zu bezahlen,<br />

um nach einem steilen Aufstieg von<br />

oben die schöne Aussicht zu genießen.<br />

Zurück zur Herberge gingen wir einen<br />

anderen Weg und lernten so die hügelige<br />

Umgebung näher kennen. Abends<br />

veranstalteten wir einen DVD-Abend<br />

und sahen uns den Film „Ich – einfach<br />

unverbesserlich“ an.<br />

Am zweiten Tag fuhren wir mit dem<br />

Zug nach Detmold, wo eine Stadtrallye<br />

auf dem Programm stand. Einige<br />

aus der Klasse fragten einheimische<br />

Passanten, um schneller an die richtigen<br />

Informationen zu kommen. Nach<br />

einer Stunde waren fast alle Gruppen<br />

fertig, so dass wir noch ein bisschen<br />

Freizeit hatten, die einige von uns<br />

dazu nutzten, sich ein Stofftier mit<br />

riesigen Augen zu kaufen.<br />

Anschließend fuhren wir ins<br />

nahe Schwimmbad, wo wir alle viel<br />

Spaß zusammen hatten. Nachdem<br />

wir wieder in der Herberge angekommen<br />

waren, gab es ein warmes<br />

Aben<strong>des</strong>sen und zum Abschluss <strong>des</strong><br />

Tages veranstalteten wir einen Spiele-<br />

Abend.<br />

Am nächsten Morgen mussten<br />

alle früh aus den Betten, damit wir<br />

vor dem Frühstück die Koffer packen<br />

und die Zimmer saugen konnten.<br />

Wir hätten es hier durchaus noch<br />

länger ausgehalten, obwohl wir auf<br />

der Rückfahrt schon ziemlich müde<br />

waren. Cevin Siepmann (Klasse 5c)<br />

Es begann alles an einem Abend im<br />

März, als sich 40 Schülerinnen und<br />

Schüler aus den Jahrgangsstufen 8 und<br />

9 in einen Reisebus begaben, der sie<br />

ins österreichische Zillertal chauffieren<br />

sollte. Ein Bus voller Jugendlicher, zwölf<br />

Stunden Fahrt und ein aufgedrehter<br />

Gettoblaster boten natürlich beste Voraussetzungen<br />

für eine Woche Skifreizeit.<br />

Nach der Ankunft am nächsten<br />

Morgen bezogen alle ihre Zimmer auf<br />

dem Stummerberg mit toller Aussicht<br />

auf das Skigebiet auf der anderen Talseite.<br />

Noch ahnte aber keiner das Unheil,<br />

das direkt hinter der Hütte lauern sollte.<br />

Unbeschwert erkundeten zunächst alle<br />

das Gelände rund um die angemietete<br />

Hütte. Erst als ein Mädchen der Gruppe<br />

verstört und mit aufgeplatzter Lippe den<br />

Wiesenhang hinter dem Haus herunterkam,<br />

war es allen klar: Der berüchtigte<br />

Zillertaler Puma hatte zugeschlagen.<br />

War uns <strong>des</strong>halb die Unterkunft so<br />

kostengünstig angeboten worden? Zum<br />

Glück traute sich dieses Untier aber<br />

offensichtlich nicht den Berg hinunter,<br />

wodurch die Schülerinnen und Schüler<br />

Reisen und Lernen<br />

98<br />

99


Fortsetzung von Seite 99<br />

Reisen und Lernen<br />

und auch die begleitenden Lehrkräfte<br />

den weiteren Verlauf der Woche erleichtert<br />

genießen konnten – sofern sie den<br />

hinteren Teil <strong>des</strong> Gelän<strong>des</strong> mieden.<br />

Wenn doch noch einer vor dem<br />

großen Berglöwen Angst hatte, so war<br />

diese aber spätestens während der ersten<br />

Pistenfahrt vergessen. Dabei wurden alle<br />

Mitfahrer in Anfänger-, Fortgeschrittene-<br />

und Profi-Gruppen eingeteilt. Die<br />

Anfänger mussten sich die ersten zwei<br />

Tage erst einmal mit Kurz-Skiern und<br />

einer blauen Piste begnügen, während<br />

sich die Profis sofort die schwarzen<br />

Hänge hinunterstürzten. Alle fuhren mit<br />

großer Freude. Sogar der Küchendienst,<br />

der jeden Tag früher von der Piste zurückmusste,<br />

um den anderen ein delikates<br />

Aben<strong>des</strong>sen zu bereiten, hatte keine<br />

Schwierigkeiten einsehen, dass Kochen<br />

zu Viert plus Gettoblaster gar nicht so<br />

übel war. Dementsprechend klappte die<br />

Selbstverpflegung während der ganzen<br />

Woche reibungslos.<br />

Manche Ski-Anfänger wurden nach<br />

einiger Zeit einer neuen Gruppe – den<br />

fortgeschrittenen Anfängern – zugewiesen.<br />

Die begleitenden Gruppenleiter<br />

Frau Dorprigter, Herr Gerdzen, Herr<br />

Polarczyk, Herr Walter sowie die Ex-<br />

Canisianer Veronika Vinnemann und<br />

Sebastian Maiworm führten jeweils eine<br />

Gruppe bei herrlichem Sonnenschein<br />

durch das große Pistengebiet. Bis auf<br />

das Auftreten einiger kleinerer Blessuren<br />

verlief die Skifreizeit reibungslos<br />

und auch die beiden, die aufgrund ihrer<br />

kleinen Verletzung nicht mehr Skifahren<br />

durften, hatten trotzdem noch viel Spaß.<br />

Eine Rallye am letzten Tag sollte von<br />

allen als gelungener Abschluss empfunden<br />

werden. Hierbei wurden nicht nur<br />

die besten Skifahrer ausgezeichnet, sondern<br />

auch diejenigen, die ohne Tränen<br />

Zwiebeln schälen konnten. Am Ende<br />

konnte jeder behaupten, seine Bretter<br />

unter den Füßen entweder beherrschen<br />

oder wenigstens einigermaßen kontrollieren<br />

zu können. Jedenfalls war von<br />

nun an keiner mehr beim Skifahren<br />

Anfänger. Dass sich der Zillertaler Puma<br />

spätestens auf der Rückfahrt als „Alpenfantasie“<br />

herausstellte und nur erfunden<br />

wurde, um Alltagsdetails interessanter<br />

erscheinen zu lassen, gehörte zu den<br />

Nebensächlichkeiten der Fahrt.<br />

Tamara Malcher, Jgst. 10<br />

Eindrucksvolle Woche in TAIZÈ<br />

Inspirationsquelle für<br />

unsere Schule<br />

„Den Schülern eine Welt zu zeigen,<br />

ist ein Leitmotiv für unsere Schule.<br />

Dafür ist Taizé ein ideales Ziel.“ Mit<br />

diesem Grundverständnis war Herr<br />

Dr. Schütz auch im letzten Jahr wieder<br />

bereit, zusammen mit Frau Diers in die<br />

in Frankreich gelegene ökumenische<br />

Brüdergemeinschaft zu fahren. Obwohl<br />

diese Fahrt nicht wie 2010 eine Woche<br />

vor den Osterferien, sondern eine<br />

Wohlfühlen in der abendlichen Gemeinschaft.<br />

Woche vor den Sommerferien stattfand,<br />

war eine große Anzahl von Schülern aus<br />

der Jahrgangsstufe 11 und der Einführungsphase<br />

bereit, daran teilzunehmen.<br />

Schließlich ging es dann am Samstag,<br />

den 17.07.2011 um 23:30 Uhr mit 28<br />

Schülerinnen und Schülern los.<br />

Angekommen in Taizé, bekamen<br />

wir einen großen Zeltplatz zugewiesen,<br />

so dass wir dort alle zusammen unsere<br />

Reisen und Lernen<br />

100<br />

101


Emotionalität und Gemeinschaft<br />

spielen in Taizé<br />

eine große Rolle.<br />

Fortsetzung von Seite 101<br />

Reisen und Lernen<br />

Zelte aufstellen und schlafen konnten.<br />

Nach einem Begrüßungsgottesdienst für<br />

alle Neuankömmlinge konnten wir uns<br />

eine „Arbeitsgemeinschaft“ aussuchen.<br />

Dank dieser Arbeitsgemeinschaften<br />

ist das Leben in Taizé für die Brüder<br />

einfacher zu organisieren. Darüber<br />

hinaus stärkt es auch noch das Gefühl<br />

der Gemeinschaft. Viele der Mädchen<br />

erklärten sich zum Beispiel bereit, jeden<br />

Morgen die Betreuung von Kindern im<br />

Alter von 0 – 12 Jahren in der „Olinda“,<br />

dem Aufenthaltsort für die Familien,<br />

zu übernehmen, damit deren Eltern in<br />

Ruhe Bibelgespräche führen konnten.<br />

Einige der Jungen übernahmen im Weiteren<br />

die Aufgabe der „night guards“,<br />

um dementsprechend nachts für Ruhe<br />

und Ordnung zu sorgen. Diese Jobs zu<br />

übernehmen ist in Taizé eine Selbstverständlichkeit.<br />

Da jeden Tag verschiedene Bibel-<br />

Einführungen stattfanden, wurden alle<br />

Teilnehmer in Gruppen eingeteilt, um<br />

hier verschiedene Bibelstellen unter<br />

facettenreichen Gesichtspunkten zu besprechen.<br />

Diese Bibelgruppen bestehen<br />

meistens aus acht bis zwölf Leuten aus<br />

den unterschiedlichsten Ländern, was<br />

gute Englischkenntnisse voraussetzt,<br />

jedoch auch die Chance bietet, Kontakte<br />

mit Leuten aus verschiedenen Kulturen<br />

zu knüpfen.<br />

Das Abendprogramm in Taizé<br />

bleibt der freien Gestaltung überlassen.<br />

Das heißt, wer möchte, kann nach<br />

dem Abendgottesdienst in der Kirche<br />

bleiben und dort in Gemeinschaft Musik<br />

machen. Außerdem bietet sich hinter<br />

dem Kiosk „Ojak“ die Gelegenheit, die<br />

Maja Dumat_pixelio.de<br />

Atmosphäre durch Gemeinschaftsspiele<br />

und musikalische Einlagen<br />

aufzulockern. Einige von uns hatten<br />

ihre Gitarren oder andere Instrumente<br />

dabei und konnten sich so abends<br />

am „Ojak“ gut einbringen.<br />

Generell finden in Taizé täglich<br />

drei Gottesdienste statt und einer am<br />

Freitagabend vor dem berühmten<br />

Taizé-Kreuz. Wer will, kann anschließend<br />

dort hinkommen und beten.<br />

Ein ganz besonderer Gottesdienst ist<br />

jedoch derjenige am Samstagabend,<br />

denn bei diesem bekommt jeder<br />

Teilnehmer eine Kerze ausgehändigt.<br />

Diese Kerze wird durch das Weitergeben<br />

der Flamme entzündet und es<br />

entsteht eine vertraute Atmosphäre.<br />

Das Schlechte an Taizé war lediglich<br />

der Sonntagmorgen am Ende<br />

einer tollen Woche, da wir uns von all<br />

den neuen Bekanntschaften verabschieden<br />

mussten, was zum Teil recht emotional<br />

ausfiel. Dafür konnte man aber<br />

die positiven Erinnerungen an wunderschöne<br />

Tage mit tollen Leuten aus<br />

den unterschiedlichsten Ländern und<br />

Kulturen mitnehmen. Dieses Gefühl<br />

einer Gemeinschaft, die Kontaktfreudigkeit<br />

und diese Offenheit der Menschen<br />

erlebt man selten, doch in Taizé ist diese<br />

gegeben.<br />

Schlussendlich war diese zweite Taizéfahrt<br />

wieder ein voller Erfolg und wir<br />

hoffen auf viele neue Interessenten bei<br />

der Fahrt im nächsten Jahr. Amelie Brinker<br />

Reisen und Lernen<br />

102<br />

103


Griechenland hieß das<br />

Reiseziel der Schülergruppe<br />

<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>,<br />

hier im Theater von<br />

Epidauros.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

zur Vollendung <strong>des</strong> 4. Dezenniums:<br />

Thomas Hols Juli 2011<br />

zur Hochzeit:<br />

Antje Appel-Hittscher Februar 2011<br />

Reisen und Lernen<br />

Canisianer auf den Spuren der Antike<br />

Von Mykene bis Matala<br />

Jugendliche <strong>des</strong> Privaten <strong>Gymnasium</strong>s<br />

<strong>Canisianum</strong> und <strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong>s<br />

Schloss Buldern waren im Oktober<br />

letzten Jahres auf historischen Spuren<br />

in Griechenland unterwegs. Organisiert<br />

hatte diese Studienreise der Lüdinghauser<br />

„Verein zur Begegnung Jugendlicher<br />

mit Griechenland und Italien“ unter der<br />

Leitung von Klaus Heisterkamp und<br />

Stefan Schrade.<br />

Zunächst zog es die Teilnehmer nach<br />

Athen, wo unter anderem die weltberühmte<br />

Akropolis besichtigt wurde.<br />

Doch auch das pulsierende Leben der<br />

Hauptstadt begeisterte die Teilnehmer.<br />

Abgesehen von vielen leeren Ladenlokalen<br />

war im öffentlichen Leben von der<br />

Finanzkrise wenig zu spüren. Ein besonderes<br />

Erlebnis war der Sonnenuntergang<br />

am Kap Sunion, der äußersten Südspitze<br />

Attikas.<br />

Von Athen ausgehend begann eine<br />

dreitägige Busrundreise über den Peloponnes.<br />

Historische Stätten wie Korinth,<br />

Mykene und Olympia standen dabei auf<br />

der Reiseroute. Höhepunkte waren sicherlich<br />

die Besichtigung der Festungsanlage<br />

von Mykene mit dem Löwentor,<br />

den gewaltigen Festungsmauern und<br />

den Königsgräbern sowie das durch<br />

seine hervorragende Akustik beeindruckende<br />

Theater von Epidauros.<br />

In Olympia, dem Ort der antiken<br />

olympischen Spiele, lieferten sich einige<br />

Jugendliche in glühender Hitze einen<br />

schweißtreibenden Wettlauf. Nachdem<br />

auch das Orakel von Delphi besucht und<br />

befragt worden war, setzte die Gruppe<br />

mit einer Nachtfähre nach Kreta über.<br />

Dort wurden das Labyrinth von Knossos<br />

und die Reste <strong>des</strong> Palastes von Phaistos<br />

besichtigt. In der wunderschönen Bucht<br />

von Matala, dem Hippie-Paradies der<br />

60er Jahre, kam aber auch der Ba<strong>des</strong>paß<br />

nicht zu kurz. So war diese Griechenlandfahrt<br />

– da waren sich alle Teilnehmer<br />

einig – eine großartige Erfahrung<br />

und ein schöner Bildungsurlaub. WN<br />

zur Geburt eines Kin<strong>des</strong>:<br />

Frau Pohlmann mit Nils *Mai 2011<br />

Frau Hermes mit Charlotte Sophie *August 2011<br />

Frau Appel-Hittscher mit Ida *Oktober 2011<br />

Veränderungen 2011<br />

Neu im Kollegium:<br />

Benedikt Polarczyk Mathematik, Sport Februar 2011<br />

Dominique Klaholz Biologie, Englisch September 2011<br />

Katrin Vehof Deutsch, Sport September 2011<br />

Ausgeschieden:<br />

Karsten Eppe Juli 2011<br />

Eintritt in den Ruhestand:<br />

Jürgen Seitz Februar 2011<br />

Hartmut Stutznäcker August 2011<br />

Bernd Brüning August 2011<br />

Wir trauern um:<br />

Hans-Peter Hansen † April <strong>2012</strong><br />

Menschen und Momente<br />

104<br />

105


Wirken effektiv im HIntergrund:<br />

Frau Dieckmann (links) und Frau<br />

Frye<br />

Menschen und Momente<br />

Interview mit Frau Dieckmann und Frau Frye<br />

aus dem Schulträgerbüro<br />

Was macht eigentlich das<br />

Schulträgerbüro?<br />

Fast jeder, der die Schule vom Parkplatz<br />

aus betritt, wird kurz vor der<br />

Pausenhalle schon einmal einen Blick<br />

in Ihre Bürofenster geworfen haben,<br />

ohne aber zu wissen, wer hier eigentlich<br />

tätig ist. Können Sie dem Außenstehenden<br />

eine kleine Einführung in<br />

den Charakter Ihres Büros geben?<br />

Marita Frye: Vom Parkplatz aus die<br />

letzten Fenster rechts vor der Pausenhalle<br />

gehören zum Verwaltungsbüro<br />

<strong>des</strong> Schulträgers. Hauptschwerpunkt<br />

meiner Arbeit sind Buchhaltungsarbeiten.<br />

Da das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong><br />

eine Schule in privater Trägerschaft ist,<br />

werden hier unter anderem die Geldmittel,<br />

die der Schule zur Verfügung gestellt<br />

werden, verrechnet. Hat der Schulträger<br />

in Abstimmung mit der Schulleitung<br />

zum Beispiel die Anschaffung von<br />

neuem Mobiliar oder die zusätzliche<br />

Ausstattung der Räume mit Beamern<br />

beschlossen, wird der Zahlungsverkehr<br />

über dieses Büro abgewickelt.<br />

Sabine Dieckmann: Als private Schule<br />

müssen wir darüber hinaus der Bezirks-<br />

regierung jährlich einen Haushaltsplan<br />

(vorausschauende Planung der Kosten)<br />

und eine Jahresrechnung (Spitzabrechnung<br />

der Kosten <strong>des</strong> Vorjahres)<br />

vorlegen. Der Haushaltsplan sowie die<br />

Jahresabrechnung enthalten dabei die<br />

Abrechnungen für die Gehälter der<br />

Planstelleninhaber (Beamten) und der<br />

Angestellten, die Pensionen bzw. Renten<br />

der Versorgungsempfänger, die Beihilfen,<br />

die Bewirtschaftung (Instandhaltung,<br />

Reparatur) <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> und der<br />

Außenanlagen, die Sachkosten z.B. für<br />

den Geschäftsbedarf, Lehr- und Unterrichtsmaterial,<br />

für Fortbildungskosten<br />

und vieles mehr.<br />

Worin bestehen die Schwerpunkte<br />

Ihrer Arbeit im Einzelnen?<br />

Marita Frye: Mein Aufgabenschwerpunkt<br />

ist die Finanzbuchhaltung. So<br />

werden z.B. die Beihilfe-Anträge der<br />

Lehrkräfte an den Regierungspräsidenten<br />

weitergeleitet und die zu zahlenden<br />

Erstattungen an die Antragsteller<br />

überwiesen.<br />

Sabine Dieckmann: Anhand der Schülerzahlen<br />

und der Pensionierungen werden<br />

auch zu besetzende Lehrerstellen<br />

von mir berechnet, von der Schulleitung<br />

in Absprache mit dem Schulträger ausgeschrieben<br />

und Einstellungen getätigt.<br />

Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt<br />

also in der Planung und Einhaltung <strong>des</strong><br />

Stellenrahmens, der Sach- und Kostenpauschalen,<br />

der Gehälterbearbeitung,<br />

der Beförderungsstellenberechnung, der<br />

Führung der Personalakten, der Kostenabrechnung<br />

mit Bezirksregierung und<br />

der Finanzplanung für den Schulträger.<br />

Um darüber hinaus einmal ein<br />

Beispiel zu nennen: Welche Aufgaben<br />

kamen auf Sie zu, als die Mensa<br />

gebaut werden sollte oder als der<br />

Umbau der Chemieräume geplant<br />

wurde?<br />

Marita Frye: Bei beiden Baumaßnahmen<br />

gehörte es zu meinen Aufgaben, die<br />

Aufträge zu schreiben und für die dann<br />

entstandenen Kosten den Zahlungsverkehr<br />

abzuwickeln und zu verbuchen<br />

sowie Kostenaufstellungen für den<br />

Schulträger zu erstellen.<br />

Sabine Dieckmann: In meinen Händen<br />

lag die Ausstattungsplanung, das Einholen<br />

von Angeboten und die Auftragsvergabe.<br />

Die bauliche Planung und die<br />

Bauaufsicht wurden dagegen von einer<br />

anderen Stelle übernommen.<br />

Menschen und Momente<br />

106<br />

107


Fortsetzung von Seite 107<br />

Menschen und Momente<br />

Gibt es gemeinsame Arbeitsbereiche<br />

mit dem Schulbüro von Frau Altenbockum<br />

und Frau Göbel oder sind die<br />

Tätigkeiten doch eher unterschiedlich?<br />

Sabine Diekmann: Während das Schulbüro<br />

eher für die Belange der Schülerinnen<br />

und Schüler sowie für den allgemeinen<br />

Schulbetrieb verantwortlich ist, liegt<br />

der Verantwortungsbereich der Verwaltung<br />

vor allem bei der Abrechnung und<br />

Bereitstellung von finanziellen Mitteln,<br />

der Personalführung, der Finanzbuchhaltung<br />

etc.<br />

Marita Frye: Natürlich gibt es aber auch<br />

gemeinsame Arbeitsbereiche, in denen<br />

wir uns ergänzen und miteinander<br />

arbeiten.<br />

Gelegentlich sieht man den einen<br />

oder anderen pensionierten Lehrer<br />

bei Ihnen eintreten. Kommen diese<br />

Herrschaften nur aus alter Verbundenheit<br />

auf eine Tasse Kaffee vorbei<br />

oder stehen dabei doch sachliche<br />

Interessen im Vordergrund?<br />

Sabine Diekmann: Das trifft wohl<br />

bei<strong>des</strong> zu. Die pensionierten Lehrkräfte<br />

kommen natürlich auch aus<br />

alter Verbundenheit, aber da wir – wie<br />

schon erwähnt – die Pensionen und<br />

Beihilfen für die ehemaligen Lehrkräfte<br />

bearbeiten und auszahlen, gibt es hin<br />

und wieder schon einmal Fragen oder<br />

Beratungsbedarf.<br />

Marita Frye: Bei diesen sachlichen Angelegenheiten<br />

kommen aber manchmal<br />

die unterschiedlichsten Fragen auf und<br />

somit werden durchaus auch persönliche<br />

Dinge besprochen und geklärt.<br />

Dabei haben wir immer wieder den<br />

Eindruck, dass die meisten Ehemaligen<br />

gerne zu uns kommen.<br />

Frau Diekmann und Frau Frye – herzlichen<br />

Dank für das Gespräch, viel<br />

Erfolg für Ihre weitere Arbeit und<br />

alles Gute für Sie persönlich!<br />

Unsere Schule: Frau Altenbockum und<br />

Frau Göbel – Sie sind die Sekretärinnen<br />

im Schulbüro und damit der ganzen<br />

Schule. Jeder im <strong>Canisianum</strong> hört Ihre<br />

Stimmen anlässlich zahlreicher Durchsagen,<br />

jeder Anrufer von außen kommt<br />

an Ihnen nicht vorbei und jeder Lehrer<br />

oder Schüler kennt Sie als Personen von<br />

täglichen oder fast täglichen Besuchen<br />

im Sekretariat. Aber nur wenige werden<br />

sich ein konkretes Bild von Ihnen, Ihren<br />

Eindrücken und Ihrer Gesamtarbeit<br />

machen können. Deshalb gestatten Sie<br />

Gehören zum Gesicht der Schule gegenüber Besuchern:<br />

Frau Altenbockum (l.) und Frau Göbel.<br />

Interview mit den Damen <strong>des</strong> Schulbüros:<br />

ein harmonisches Team im<br />

„täglichen Wahnsinn“<br />

uns ein paar Fragen zu Ihrem Alltag.<br />

Seit wann sind Sie im <strong>Canisianum</strong><br />

beschäftigt und was haben Sie vorher<br />

beruflich gemacht?<br />

Anne Altenbockum: Ich habe eine<br />

Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten<br />

bei der Kreisverwaltung in Coesfeld<br />

absolviert und im Anschluss daran<br />

habe ich viele Jahre im Sekretariat der<br />

Beruflichen Schulen in Lüdinghausen<br />

gearbeitet. Seit dem 1. Oktober 1996 bin<br />

ich im Schulbüro <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> tätig.<br />

Menschen und Momente<br />

108<br />

109


Fortsetzung von Seite 109<br />

Menschen und Momente<br />

Marina Göbel: Ich habe Rechtsanwaltsund<br />

Notarsgehilfin in Münster gelernt.<br />

Nach der Ausbildung wechselte ich<br />

zu einer Autoverleihfirma in Münster<br />

und war dort als Sachbearbeiterin in<br />

der Mahnabteilung beschäftigt. Nach<br />

einigen Jahren wechselte ich zu einer<br />

großen Werbeagentur und war dort<br />

in der Anzeigendisposition eingesetzt.<br />

Nach meinem Wohnortwechsel nach<br />

Lüdinghausen arbeitete ich einige Jahre<br />

in einem großen Autohaus vor Ort. Am<br />

Cani bin ich nun seit dem 1. Juni 2000.<br />

Unsere Schule: Könnten Sie einmal einen<br />

typischen Arbeitstag schildern, den<br />

Sie hier zu bewältigen haben?<br />

Anne Altenbockum: Das Schulbüro ist<br />

täglich von 7.30 – 13.30 bzw. an den Tagen<br />

mit Nachmittagsunterricht bis 15.00<br />

Uhr besetzt. Neben den ganz normalen<br />

Büroarbeiten, die dieser Beruf mit sich<br />

bringt, sind wir Ansprechpartner für<br />

Schüler, Lehrer und Eltern mit ihren<br />

diversen Wünschen und Anliegen. Das<br />

beginnt mit dem vergessenen Sportbeutel<br />

im Bus, mit Bauchschmerzen bei<br />

einigen Kindern vor einer Klassenarbeit<br />

und endet eigentlich nie. Man kann<br />

einen typischen Tag im Schulbüro sehr<br />

schlecht beschreiben, weil man diesen<br />

nicht planen kann und es sowieso immer<br />

anders kommt, als man vermutet.<br />

Unsere Schule: Erinnern Sie sich vielleicht<br />

an ein interessantes, lustiges oder<br />

eher unschönes Ereignis?<br />

Marina Göbel: Ein unschönes Ereignis<br />

war sicherlich vor einigen Jahren der<br />

Chlorgasunfall im Schwimmbad, bei<br />

dem es viel zu organisieren gab, aber<br />

unter dem Strich doch Gott sei Dank<br />

alles gut ausgegangen ist.<br />

Dann erinnern wir uns an eine<br />

Schülerin (heute in der Oberstufe), die<br />

damals in der 5. oder 6. Klasse einen<br />

Deutschaufsatz schrieb und als Berufswunsch<br />

„Schulsekretärin“ angab. Sie<br />

kam immer gerne zu uns ins Schulbüro,<br />

um z. B. Kreide oder einen neuen Tafelschwamm<br />

zu organisieren.<br />

Außerdem hat die SV uns vor zwei<br />

Jahren den „Oskar für das Schulsekretariat“<br />

verliehen. Das hat uns natürlich<br />

sehr gefreut.<br />

Unsere Schule: Wann ist Ihre Tätigkeit<br />

besonders anstrengend und wann geht<br />

es erkennbar ruhiger zu?<br />

Anne Altenbockum: Natürlich kennen<br />

wir anstrengende und etwas weniger<br />

anstrengende Zeiten. Gerade im Schulbetrieb<br />

gibt es immer wiederkehrende<br />

Phasen, z. B. zum Ende und zum Beginn<br />

eines Schuljahres, zur Abiturzeit und<br />

zu den Zeugnisterminen, die besonders<br />

hektisch sind.<br />

Arbeiten, die wir im täglichen Alltag<br />

nicht bewältigen können, erledigen<br />

wir während der Ferien (wir haben<br />

ja lediglich unseren ganz normalen<br />

Jahresurlaub und sind immer einen Teil<br />

der Ferien im Büro). Zu dieser Zeit ist<br />

die Schule bekanntlich „lehrer- und<br />

schülerfrei“, so dass wir aufarbeiten und<br />

vorarbeiten können.<br />

Unsere Schule: Uns Lehrern fällt häufig<br />

auf, dass Sie selbst im Falle von kleinen<br />

Wünschen („Könnten Sie mir einmal die<br />

Zeugnisliste der Klasse 6d geben?“) oder<br />

im Falle eines von Schülern umlagerten<br />

Tresens im Schulbüro ausgesprochen geduldig,<br />

freundlich und hilfsbereit sind.<br />

Braucht man dafür eine in die Wiege<br />

gelegte westfälische Mentalität oder hüten<br />

Sie das Geheimnis eines besonderen<br />

Beruhigungstees?<br />

Marina Göbel: Also, wir trinken tatsächlich<br />

viel Tee und essen täglich ein<br />

paar Äpfel. Vielleicht ist das ja unser<br />

Geheimnis?! Ansonsten sind wir einfach<br />

ein eingespieltes Team und arbeiten<br />

seit zwölf Jahren harmonisch zusammen.<br />

Das hilft sehr bei dem „täglichen<br />

Wahnsinn“.<br />

Unsere Schule: Besuchern von außen<br />

vermitteln Sie einen ersten persönlichen<br />

Kontakt zur Schule, kleineren Schülern<br />

sind Sie manchmal eine fast mütterliche<br />

Stütze im Alltag, älteren Schülern eine<br />

wichtige Betreuungshilfe und für die<br />

Schulleitung sowie das Lehrerkollegium<br />

eine unentbehrliche und kaum zu ersetzende<br />

Organisationskraft. Das klingt<br />

nach einer erfüllten und zufriedenstellenden<br />

Tätigkeit. Trifft das tatsächlich zu<br />

oder können Sie sich Veränderungen im<br />

Alltag vorstellen?<br />

Anne Altenbockum: Es ist tatsächlich<br />

so, dass wir uns hier sehr wohl fühlen<br />

und es sowohl mit den Schülerinnen<br />

und Schülern, den Eltern, der Schulleitung<br />

und dem gesamten Lehrerkollegium<br />

ein nettes Miteinander gibt.<br />

Hier vielleicht auch mal ein Dank an<br />

die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch<br />

an viele Eltern, die uns immer wieder<br />

zu verstehen geben, dass unsere Arbeit<br />

geschätzt wird.<br />

Daher wollen wir noch lange …<br />

Unsere Schule: Frau Altenbockum,<br />

Frau Göbel – herzlichen Dank für das<br />

Gespräch und alles Gute für Ihre persönliche<br />

Zukunft!<br />

Menschen und Momente<br />

110<br />

111


Der Lehrer- und Schülerchor unter der<br />

Leitung von Michael Greiner.<br />

Cani-Leiter Hartmut Stutznäcker verabschiedet<br />

Pädagoge mit Leidenschaft<br />

Menschen und Momente<br />

„Gekommen bin ich an Ihre Schule,<br />

verlassen werde ich unsere Schule.“<br />

In diesen Abschiedsworten von Hartmut<br />

Stutznäcker schwang nicht nur<br />

sehr deutlich Wehmut mit, sondern es<br />

spiegelte sich hier auch das produktive<br />

Zusammenwachsen von Schulleitung<br />

und Schulgemeinde in der zurückliegenden<br />

Dekade.<br />

Am 15. Juli letzten Jahres wurde der<br />

Oberstudiendirektor nach zwölf Jahren<br />

als Leiter <strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong>s <strong>Canisianum</strong><br />

in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Dabei handele es sich allerdings um ein<br />

Ausscheiden, so betonte der bisherige<br />

Schulleiter, das nicht ganz freiwillig<br />

geschehe, sondern der Gesundheit geschuldet<br />

sei. Er habe sich von Beginn an<br />

im Kreis der Kollegen und der Vertreter<br />

<strong>des</strong> Schulträgers wohlgefühlt, bekräftigte<br />

der 63-Jährige ausdrücklich. Dass<br />

es den Betroffenen genauso ging, zeigte<br />

ein stimmgewaltiger Chor aus Lehrern<br />

und Schülern mit der Abschiedsweise:<br />

„Hartmut, lebe wohl, so voll Weisheit<br />

und voll Güte“.<br />

„Er sei immer ruhig und gelassen<br />

gewesen“, so charakterisierte Renate<br />

Haltern, die Vorsitzende <strong>des</strong> Schulträgers,<br />

einen wesentlichen Charakterzug<br />

Hartmut Stutznäckers, der seinen Beruf<br />

über 36 Jahre „mit Leidenschaft“ ausgeübt<br />

habe. Stets habe er dem Kollegium<br />

erfolgreich zu vermitteln gewusst, dass<br />

am Cani zu arbeiten – mehr sei als „ein<br />

Lehrauftrag in Mathematik, Deutsch<br />

oder Sport“. Wichtig sei ihm auch der<br />

intensive Schüleraustausch gewesen.<br />

Den pflegt die Schule mittlerweile mit<br />

zahlreichen Ländern wie Frankreich,<br />

Großbritannien, Polen, Schweden und<br />

Luxemburg, sogar mit den USA.<br />

Zwölf Jahre habe Hartmut Stutznäcker<br />

das „Cani-Schiff auf hoher See<br />

erfolgreich gelenkt“, erklärte Bürgermeister<br />

Richard Borgmann in seinem<br />

Grußwort zur Verabschiedung. Die<br />

Wahl Stutznäckers zum Direktor 1999<br />

sei ein „Glücksfall“ für die Schule und<br />

für Lüdinghausen gewesen. Elisabeth<br />

Hüttenschmidt, zu diesem Zeitpunkt<br />

seit sechs Monaten Amtskollegin am<br />

St.-Antonius-<strong>Gymnasium</strong>, gab Hartmut<br />

Stutznäcker mit auf den Weg: „Gehen<br />

Sie mit Mut in den neuen Lebensabschnitt<br />

hinein!“ Als Sprecherin der<br />

Lüdinghauser Schulleiter überreichte sie<br />

Hartmut Stutznäcker (r.) wurde als Direktor <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>s<br />

in den Ruhestand verabschiedet. An der stimmungsvollen<br />

Abschiedsfeier nahmen auch seine Tochter<br />

Barbara sowie seine Ehefrau Christa (3.v.r.) teil.<br />

einen Gutschein für einen „Wellness-Tag<br />

samt Vitalpaket“.<br />

Als einen „Grenzgänger“ bezeichnete<br />

Karl-Heinz Kocar für das Lehrerkollegium<br />

den bisherigen „Chef “. Beispielhaft<br />

nannte er die Tatsache, dass der Protestant<br />

Stutznäcker Leiter <strong>des</strong> einst streng<br />

katholischen <strong>Canisianum</strong>s geworden sei.<br />

Er habe „im Kollegium kräftig Spuren<br />

hinterlassen“. Hartmut Stutznäcker gab<br />

im Gegenzug den Rat: „Schule muss sich<br />

bewahren durch Veränderung.“<br />

Dankesworte gab es zudem von<br />

Menschen und Momente<br />

112<br />

113


Karl-Heinz Kocar für das<br />

Lehrerkollegium:<br />

ein Freund der<br />

Weisen tritt zurück<br />

Menschen und Momente<br />

Fortsetzung von Seite 113<br />

Dr. Heike Matthies, der Vorsitzenden<br />

der Schulpflegschaft, sowie von Barbara<br />

Fellermann, der Vorsitzenden<br />

<strong>des</strong> Fördervereins, und von Reinhard<br />

Kleinewiese als Vertreter der katholischen<br />

Kirchengemeinde St. Felizitas und<br />

Pfarrer Thorsten Melchert aus Olfen für<br />

die evangelische Kirchengemeinde.<br />

Redebeiträge und Grußworte<br />

von Frau Haltern, Bürgermeister<br />

Borgmann, Frau Dr. Matthies,<br />

Frau Fellermann, Herr Hürfeld,<br />

Pfarrer Melchert und Pfarrer<br />

Kleinewiese prägten die Verabschiedung.<br />

Untermalt wurde die Verabschiedung<br />

musikalisch von der Bigband der<br />

„Cani Hot Dogs“ unter der Leitung der<br />

Musiklehrerin Katrin Hantel und den<br />

beiden Schülerinnen Nina Junke an<br />

der Geige und Franziska Wehlmann am<br />

Flügel.WN<br />

Er ist ein Grenzgänger. Hartmut Stutznäcker<br />

wurde 1948 in Goslar geboren und<br />

damit hart an der Grenze zur späteren<br />

DDR. In Düsseldorf zur Schule gegangen,<br />

lebt er nun schon einige Jahre in<br />

dem Teil Schermbecks, der zum Kreis<br />

Wesel gehört, also zum Niederrhein.<br />

Fast jeden Tag überquerte Hartmut<br />

Stutznäcker in den letzten zwölf Jahren<br />

die heute nicht mehr so scharf bewachte<br />

Grenze zwischen dem Rheinland<br />

und Westfalen in Sichtweite der Orte<br />

Schermbeck und Wulfen. Immer wieder<br />

machte er sich <strong>des</strong> Morgens auf, um im<br />

ehedem streng katholischen Privaten<br />

<strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> seine Regierungsgeschäfte<br />

aufzunehmen – und das<br />

als Protestant! Er beging also regelmäßig<br />

eine doppelte Grenzüberschreitung –<br />

aber es ging alles gut.<br />

Auch als Schulleiter erwies sich<br />

Hartmut Stutznäcker als ein Grenzgänger.<br />

Natürlich wusste er von Anfang an,<br />

dass er eigene klare Vorstellungen von<br />

dem benötigte, was unter seiner Leitung<br />

am Cani geschehen sollte. Den Motivationskünstler<br />

würde er geben, Kollegen<br />

ermuntern – ja, das wollte er. Als Chef<br />

musste er schließlich nicht nur Grenzen<br />

ziehen, sondern auch eine zweck- und<br />

lustvolle Zusammenarbeit organisieren.<br />

Und dabei konnte eine gehörige Portion<br />

Selbstironie und eine gelegentliche, wohl<br />

dosierte Nachsicht mit den Schwächen<br />

seines Teams nicht schaden. Anders<br />

ausgedrückt: Im wirklichen Schulleben<br />

muss man die Grenzen zwischen<br />

Pflicht und Neigung eben immer einmal<br />

wieder überschreiten. Nur so kann ein<br />

Schulleiter einen menschlichen Umgang<br />

aller miteinander fördern. Für Hartmut<br />

Stutznäcker war daher auch etwas anderes<br />

klar: Für ein persönliches Gespräch<br />

musste immer Zeit bleiben und es wird<br />

dabei eine alte Tugend wichtig, die das<br />

ehrwürdige Wort „Weisheit“ vielleicht<br />

am treffendsten bezeichnet.<br />

Vor zwölf Jahren bestieg ein<br />

„Freund der Weisheit“, ein „Philosoph“<br />

mit Leib und Seele, den Cani-Thron.<br />

Damit hat sich hier am Cani sogar eine<br />

Idealvorstellung <strong>des</strong> antiken Staatsdenkers<br />

Platon erfüllt, der in seinem Dialog<br />

„Politeia“ gefordert hat, eigentlich<br />

müssten Philosophen überall Könige<br />

werden - oder umgekehrt. Philosophen<br />

sind eben Freunde der Weisheit und<br />

haben Güte und Gerechtigkeit stets fest<br />

im Blick. In fast jeder Lehrerkonferenz<br />

und in seinen Abiturreden gab uns<br />

Menschen und Momente<br />

114<br />

115


Die „Cani HOt Dogs“, Nina<br />

Junkge und der Lehrer-<br />

Schülerchor während der<br />

Verabschiedung.<br />

Fortsetzung von Seite 115<br />

Menschen und Momente<br />

Hartmut Stutznäcker zu verstehen, wie<br />

er persönlich „Weisheit“ versteht.<br />

Ein Philosoph und Lebensfreund<br />

ganz besonderer Art war auch der Kabarettist<br />

Hanns Dieter Hüsch. Vor fast<br />

sechs Jahren ist er gestorben. Auch er<br />

war ein Niederrheiner, sogar einer der<br />

bekennenden Art. „Der Niederrheiner<br />

weiß nix, aber erklären kann er alles“,<br />

lautete eine seiner Weisheiten. Auch er<br />

war ein scharfsinniger Beobachter, ein<br />

sensibler Mensch, ein Lebensfreund<br />

und ein gläubiger Protestant dazu,<br />

dem nichts entging - selbst die eigenen<br />

Schwächen nicht.<br />

Einmal hat Hartmut Stutznäcker<br />

mit mir gemeinsam auch eine Staatsgrenze<br />

überschritten. Im Jahr 2004<br />

feierte nämlich das Carolinum, unsere<br />

Partnerschule in Neisse, ihr 380-jähriges<br />

Bestehen. Am selben Tag trat Polen<br />

darüber hinaus offiziell der EU bei. Die<br />

Verbindung nach Polen lag dem Cani-<br />

Leiter offenbar zu diesem Zeitpunkt<br />

ganz besonders am Herzen. Kontakte<br />

nach Israel hatte er schon am Ursulinen-<br />

<strong>Gymnasium</strong> in Dorsten geknüpft.<br />

Jetzt geht Hartmut Stutznäcker also<br />

in den Ruhestand. Noch nicht ganz an<br />

der Altersgrenze ist es vor allem die<br />

Sorge um die Gesundheit, die ihn sein<br />

Schulleiterdasein beenden lässt. Solche<br />

Grenzen muss man respektieren, als<br />

Mensch, als Christ. Ja, Sie haben kräftige<br />

Spuren Ihres Engagements bei uns<br />

hinterlassen, Herr Stutznäcker! Dafür<br />

danken wir Ihnen von Herzen! Und wir<br />

haben Ihnen ein Abschiedsgeschenk<br />

ausgesucht, das Ihnen hoffentlich gefällt.<br />

Es ist ein Selbstbildnis <strong>des</strong> Lüdinghauser<br />

Poeten und bildenden Künstlers Frantz<br />

Wittkamp, der 1943 in der Lutherstadt<br />

Wittenberg geboren wurde. Selbst ohne<br />

Vater aufgewachsen, erkor er sich im<br />

Laufe seines Lebens den Renaissance-<br />

Maler und Luther-Porträtisten Lucas<br />

Kranach den Älteren zu seinem geistigen<br />

Ziehvater. Die Bevorzugung <strong>des</strong><br />

Menschen als Gegenstand seiner Bilder<br />

und Plastiken ebenso wie die Ähnlichkeiten<br />

bei der Farbwahl sind hinlängliche<br />

Beweise für die Existenz einer<br />

großen Geistesnähe zwischen Frantz<br />

Wittkamp und Lucas Cranach.<br />

Als ich das Selbstbildnis <strong>des</strong> Malers<br />

Frantz Wittkamp zum ersten Mal sah,<br />

ging mir sogleich eine allegorische Interpretation<br />

durch den Kopf: Die Figur<br />

verkörpert geradezu eine Verbindung<br />

von Lebensweisheit und Einsilbigkeit.<br />

Es sind auch gereimte Verse von<br />

aussagekräftiger Schlichtheit, die der<br />

Dichter Wittkamp regelmäßig findet. So<br />

steht auf der Rückseite dieses Bil<strong>des</strong> ein<br />

kleines Gedicht, das Frantz Wittkamp<br />

sich selbst als dem quasi „Jüngsten“ in<br />

der Malerfamilie Cranach in den Mund<br />

gelegt hat, um seine lebenslange Seelenverwandtschaft<br />

auszudrücken:<br />

„Mein Vater war ein Künstler,<br />

Und er war ungebunden.<br />

Ich wurde nicht geboren.<br />

Er hat mich nur erfunden“.<br />

Wir meinen, dass dieses Bild wie geschaffen<br />

für einen Philosophen ist. Vielleicht<br />

verleitet es Sie auch in Zukunft, ab und<br />

zu über das Phänomen <strong>des</strong> Menschen<br />

und sein Treiben auf Erden vertieft nachzudenken.<br />

Ihr altes Kollegium wünscht<br />

Ihnen jedenfalls einen höchst lebendigen<br />

Ruhestand in guter Gesundheit! Wir<br />

hoffen, dass wir Sie auch in Zukunft regelmäßig<br />

in Lüdinghausen sehen werden.<br />

Es gibt immer einmal etwas zu feiern<br />

und Sie sind uns jederzeit willkommen.<br />

Menschen und Momente<br />

116<br />

117


Bernd Brüning nach 33 Jahren in den Ruhestand verabschiedet<br />

einer, der klare Worte findet<br />

Bernd Brüning zeigte in seiner Schullaufbahn am<br />

Cani nicht nur fachlich-intellektuellen Einsatz,<br />

sondern wusste auch bei Schulfesten aufzufallen.<br />

Menschen und Momente<br />

Wenn man sich mit seiner Familie auf<br />

dem Rosenhügel niederlässt und bei<br />

klarer Sicht auf das geschäftige Treiben<br />

jenseits <strong>des</strong> Dortmund-Ems-Kanals<br />

blickt, so bleiben im Laufe der Zeit nur<br />

zwei Möglichkeiten, auf diese Situation<br />

zu reagieren: Entweder man genießt<br />

die Annehmlichkeiten <strong>des</strong> räumlichen<br />

Abstands oder man greift ein, um die<br />

aus der Distanz erkannten Schwächen<br />

positiv zu beeinflussen. Dass unser im<br />

letzten Sommer aus dem aktiven Dienst<br />

ausgeschiedene Kollege Bernd Brüning<br />

zur Kategorie der Eingreifenden gehört,<br />

hat ihn 33 Jahre lange für das <strong>Canisianum</strong><br />

so schätzenswert gemacht.<br />

Allein seine Fächerkombination bot<br />

ihm mit Biologie und Sport nicht wenige<br />

Möglichkeiten, die Schüler physisch<br />

auszubilden und dabei für biologische<br />

und ökologische Fragestellungen zu<br />

sensibilisieren. Das Überzeugende an<br />

Bernd Brüning war aber nicht nur das<br />

Vermitteln inhaltlicher Fragestellungen,<br />

sondern das engagierte Vorleben <strong>des</strong><br />

theoretisch für wichtig Erachteten. So<br />

arbeitete er immer wieder aktiv für das<br />

Biologische Zentrum in Lüdinghausen,<br />

setzte sich für den BUND als Umweltschutzorganisation<br />

ein, führte Interessierte<br />

durch die Olfener Steverauen, um<br />

die Bedeutung renaturierter Flusslandschaften<br />

zu erläutern und trieb selbst<br />

gerne Sport, so oft es der schulische<br />

Alltag zuließ. Dabei stand nicht nur das<br />

Fahrrad im Vordergrund, sondern auch<br />

das Schwimmen oder das Bergwandern<br />

von Hütte zu Hütte. In der Folge konnte<br />

es dann durchaus passieren, dass das<br />

eine oder andere Kollegiumsmitglied<br />

einen Hauch von Neid in sich spürte,<br />

wenn der Sportlehrer Brüning mit<br />

federndem Gang durchs Gebäude eilte.<br />

Das Bernd Brüning eigene Auftreten<br />

spiegelte sich auch im Alltag <strong>des</strong><br />

Kollegiums wider, wenn er auf Konferenzen<br />

mit „klaren Worten“ (so Hartmut<br />

Stutznäcker) in die Debatten eingriff<br />

und engagiert die Umsetzung getroffener<br />

Entscheidungen beeinflusste. Dass<br />

er dabei Schülern, Eltern und Kollegen<br />

mit Offenheit, Verbindlichkeit und<br />

Humor begegnete, zeigte sich auch in<br />

seinem Auftreten als Lehrerrat oder als<br />

Kollegiumsvertreter in der Schulkonferenz.<br />

Vor dem Hintergrund seiner vielfältigen<br />

Interessen wird es ihm möglicherweise<br />

relativ leicht fallen, den Schulalltag<br />

zu entbehren. Wir aber bedauern,<br />

diesen Alltag ohne einen langjährigen<br />

Eckpfeiler unserer pädagogischen<br />

Arbeit bestreiten zu müssen. Trotzdem<br />

wünscht die ihm verbundene Schulgemeinde,<br />

dass es ihm ohne den berufsbedingten<br />

Stress und angesichts größerer<br />

Entscheidungsfreiheiten gelingt, die<br />

neuen Freiräume zu nutzen und ein<br />

„otium cum dignitate“ – also einen<br />

ehrenvollen Ruhestand – zu genießen.<br />

Gerold Meischen<br />

Menschen und Momente<br />

118<br />

119


wenn er parliert, doch jetzt didaktisch //<br />

mit Klemmbrett ausgestattet, praktisch!<br />

// zu St. Michel, Bayeux und Küsten<br />

– ach, wenn doch Schüler mehr noch<br />

wüssten! «<br />

sen, was eine Lachorgie <strong>des</strong> Kollegiums<br />

auslöste. Das war unnachahmlich in der<br />

Kunst der Produktion und in der Fähigkeit,<br />

die Würde der Betroffenen trotz<br />

dargestellter Missgeschicke zu wahren.<br />

Menschen und Momente<br />

Susanne Laudick über Manfred Neuhaus‘ letztes Jubiläum<br />

ein Pensionär in der Normandie<br />

Zwanzig Jahre Austausch mit St. Lô en<br />

Normandie! Die dazugehörige Jubiläumsfahrt<br />

im Frühjahr <strong>2012</strong> mit diesmal<br />

26 Schülerinnen und Schülern musste<br />

Manfred Neuhaus noch einmal begleiten,<br />

obwohl der geschätzte Kollege<br />

seit 2008 im vorzeitigen Ruhestand ist.<br />

Aber erstens ist dieses Austauschprojekt<br />

damals auf seine Initiative hin zustande<br />

gekommen und zweitens hat er es mir<br />

versprochen, denn so manche Fahrt<br />

haben wir in den vergangenen Jahren<br />

gemeinsam geplant, durchgeführt und<br />

vor allem erlebt:<br />

» Die schönste Zeit, vergessen nie //<br />

war stets die Fahrt en Normandie! //<br />

Wenn Manfred, faktisch und didaktisch<br />

// mit Klemmbrett ausgestattet – praktisch!<br />

// mit Handy, Karte, Buch, sans<br />

doute // avec Suzanne s’ est mis en route.<br />

// Quel long voyage bis St. Lô …<br />

So dass, im Bus, wenn matt und<br />

müde // der Manni sucht, comme<br />

d’habitude // die Mittagsschlaferholung,<br />

die – nach Picknick – und nach Pipi-<br />

Pause // en route ins Land der Normandie<br />

– Tribut verlangt auf solcher Sause,<br />

// im Bus vernehmlich klingt’s, oh ja!:<br />

„Monsieur liegt im Beamten-Koma!“<br />

Doch kaum geladen von Jean-Pierre<br />

// zu Sylvies calvados et bierre // erwacht<br />

Manfreds Esprit, der frische // zu Heiterkeit<br />

und Spaß bei Tische. // Da wird<br />

gelacht, parliert, getrunken // gegessen<br />

auch, bis fast versunken // Gastgeber,<br />

Manfred und Suzann’ // im Calva-Dunst<br />

<strong>des</strong> trou normand …<br />

Tags drauf kommt Fahrt in unsern<br />

Mann: // Was der so alles sagen kann //<br />

Dieser Ausschnitt aus meinem Versuch<br />

im Verseschmieden anlässlich seiner<br />

Verabschiedung 2008 lässt nur erahnen,<br />

wie vergnüglich es zuging, wenn Manni<br />

also in Fahrt kam ... als Gast en France,<br />

als Gastgeber in Lüdinghausen (mille<br />

fois merci à toi, Annette, für so manches<br />

opulente Mahl in großer Runde francophiler<br />

und francophoner Menschen!), als<br />

Kollege, wenn sich am Donnerstagmorgen<br />

in seiner verschmitzten Miene die<br />

neuesten Späße von der vorabendlichen<br />

(Männer!-) Chorprobe ankündigten und<br />

sich in einer der großen Pausen zum unbändigen<br />

Vergnügen der Kollegen entluden,<br />

und – besonders – als Nikolaus, der<br />

uns Kollegen fast alljährlich zu Beginn<br />

der Weihnachtsfeier „vom Himmel hoch“<br />

erschien. Dann lief Manfred als „heiliger<br />

Mann“ zur Höchstform auf und trug mit<br />

Bass-Stimme seine Verse vor – Balladen<br />

aus dem Cani-Leben, deren Verse nach<br />

allen Regeln der Kunst geschmiedet und<br />

Ereignisse, die nach allen Regeln der<br />

Dramatik gestaltet waren. Wie er zunächst<br />

harmlos und gemächlich Anlauf<br />

nahm, in der Exposition kunstvoll die<br />

Schlingen legte, den Spannungsbogen<br />

bis zur Peripetie dehnte, nicht ohne<br />

retardierende Momente, um dann die<br />

milde Katastrophe über den einen oder<br />

anderen Kollegen hereinbrechen zu las-<br />

» Nikolaus, du lieber Mann // was<br />

fangen wir nur ohn’ dich an? // Wer wird<br />

uns lesen die Leviten // zu Dienstgeschäften,<br />

Cani-Riten? // Mal angespitzt,<br />

doch immer heiter – Oh heil’ger Mann,<br />

wie geht’s nun weiter? «<br />

Dass jemand aus unseren Reihen in<br />

den roten Mantel und die Mitra hineinwachsen<br />

könnte – dieser Wunsch, lieber<br />

Manni, hat sich bisher nicht erfüllt, und<br />

das ist gut so!<br />

Cher Manfred, inzwischen hast<br />

du dich wohlig-kreativ eingerichtet in<br />

deinem Pensionärsdasein, kannst umso<br />

mehr deine drei bzw. bald vier Enkelkinder<br />

genießen und dich vor allem an dem<br />

stets wachsenden Erkenntnisgewinn<br />

deines kleinen Enkelsohnes (endlich<br />

ein weiterer Mann im Haus!!) erfreuen.<br />

Darüber freuen wir uns alle mit dir und<br />

wünschen dir und deiner Familie unzählige<br />

ungetrübte Stunden!<br />

» Doch sei ermahnt: ohn’ jed’ Bedacht<br />

// nicht vorbereitet, nicht didaktisch //<br />

mit innerm Abstand, praktisch, faktisch<br />

// zurückzufinden manches Mal // in den<br />

gewohnten Cani-Saal! // Denn merke:<br />

Deine Dienstkollegen // vermissen dich<br />

– So isses eben...! «<br />

Salut et à bientôt.<br />

Menschen und Momente<br />

120<br />

121


Menschen und Momente<br />

Barbara Imholz zur Verabschiedung von Michael Tillmann:<br />

ein „homo politicus“ und<br />

engagierter Streiter<br />

Ist es eigentlich möglich, einem Menschen<br />

gerecht zu werden, der nach einem<br />

Wirken von 20 oder 30 Jahren – noch<br />

dazu an einem Ort – in den Ruhestand<br />

geht? Wie kann man all dies so verdichten,<br />

dass ein glaubwürdiger Dank dabei<br />

herauskommt und eine Würdigung<br />

dieser schulisch geprägten Lebenszeit?<br />

Da mir dies fast aussichtslos erscheint,<br />

möchte ich dem Kollegen Michael<br />

Tillmann auf meine ganz persönliche<br />

Art meine Wertschätzung ausdrücken,<br />

in der Hoffnung, dass diese sozusagen<br />

über mich hinausweist und etwas erfasst,<br />

was das Allgemeine seines Wirkens im<br />

Kollegium und an der Schule insgesamt<br />

bedeutet hat.<br />

Ich lernte ihn 1996 während <strong>des</strong><br />

Agenda-Prozesses der Stadt Münster<br />

kennen. Damals gab es, ausgehend von<br />

Der stellvertretende Schulleiter Ulrich<br />

Schweer (l.) und Michael Tillman bei der<br />

Verabschiedung.<br />

den Beschlüssen der Umweltkonferenz<br />

in Rio de Janeiro im Jahre 1992, auch<br />

den Auftrag an die Kommunen, in der<br />

ganzen Welt lokale Agenden aufzustellen,<br />

um vor Ort in einem demokratischen<br />

Meinungsbildungsprozess die<br />

Probleme <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts konkret<br />

in Angriff zu nehmen. In Münster<br />

hatte der Rat der Stadt diesen Auftrag<br />

angenommen und u.a. mich dafür<br />

als Vertreterin <strong>des</strong> Eine Welt-Forums<br />

angestellt. Vorangegangen war 1995 die<br />

Gründung eines Beirates für kommunale<br />

Entwicklungszusammenarbeit, in dem<br />

die Nord-Süd-Gruppen, aber auch das<br />

Umweltforum, das Michael Tillmann<br />

repräsentierte, ihre Anliegen in die Kommunalpolitik<br />

einbringen wollten. Dieser<br />

Beirat war der Kommunalverwaltung in<br />

hartnäckigen Verhandlungen abgetrotzt<br />

worden, was nicht zuletzt maßgeblich<br />

auf das Engagement unseres heutigen<br />

Kollegen Tillmann zurückzuführen war,<br />

und so begegnete mir damals ein nicht<br />

unerheblicher Teil seiner Persönlichkeit,<br />

den ich mit der Überschrift „homo politicus“<br />

versehen möchte.<br />

In der damaligen Situation war<br />

Michael Tillmann mein persönlicher<br />

Gegner, denn bis heute liebt eine kommunale<br />

Verwaltung nicht unbedingt<br />

den mündigen Bürger, der kompetent<br />

mitreden will. Aber so war es vor knapp<br />

zwanzig Jahren: Er war der unbequeme<br />

Bürger, der sich nicht abspeisen lassen<br />

wollte, der nicht locker ließ und der<br />

sein politisches Anliegen in verlässliche<br />

Strukturen umgesetzt wissen wollte.<br />

Als ich dem Kollegen Tillmann dann<br />

im Jahre 2003 unerwartet und zufällig<br />

hier an der Schule wiederbegegnete,<br />

konnte ich feststellen, dass diese Art, sich<br />

als politisches Wesen zu begreifen, auch<br />

hier seinen Niederschlag fand. Für ihn<br />

war das Engagement in der Politik die<br />

andere Seite der Medaille seines Wirkens<br />

in der Schule. Unsere Schülerinnen und<br />

Schüler zu aufrechten, mündigen Menschen<br />

und Staatsbürgern zu erziehen,<br />

das war ihm selbstverständlich, nicht<br />

bloß als irgendein Thema im Unterricht,<br />

sondern wesensgemäß. Ganzheitlich gesehen<br />

ist für ihn der Lehrer automatisch<br />

ein „homo politicus“, bei dem man nicht<br />

zwischen Privatem und Beruflichem<br />

trennen kann.<br />

Seine vielfältigen Aktivitäten in<br />

dieser Richtung sind bekannt: So wurden<br />

u.a. Politiker zu Diskussionsrunden an<br />

die Schule eingeladen. Sie sollten sich zu<br />

aktuellen und umstrittenen Themen der<br />

Umwelt-, aber auch Sozialpolitik äußern<br />

oder in Zeiten der Wahlkampfvorbereitung<br />

Flagge zeigen und den Schülerinnen<br />

und Schülern Auseinandersetzungsmöglichkeiten<br />

bieten. Dabei fanden<br />

durchaus prominente Referenten ihren<br />

Weg ins Cani. Ich würde mir wünschen,<br />

dass wir diese Tradition nicht nur in guter<br />

Erinnerung behalten, sondern auch<br />

fortsetzen.<br />

Nicht zuletzt zeigte sich der „homo<br />

politicus“ auch darin, dass Michael<br />

Tillmann elf Jahre lang im Lehrerrat tätig<br />

war. Hier offenbarte sich der unbequeme<br />

Bürger wieder, der hartnäckig den<br />

Problemen auf der Spur blieb, immer im<br />

Wissen darum, dass mündlich Vereinbartes<br />

schnell auch wieder in der Versenkung<br />

verschwinden kann, wenn es<br />

nicht in verlässliche Strukturen übergeht.<br />

Es sei nicht verschwiegen, dass Michael<br />

Tillmann hier auch mit Momenten<br />

<strong>des</strong> Scheiterns und der Enttäuschung<br />

konfrontiert wurde, dass er zum Beispiel<br />

sein Anliegen, transparente Kriterien<br />

für Beförderungsverfahren zu schaffen,<br />

nicht durchsetzen konnte.<br />

Dennoch wünschen wir ihm von<br />

Herzen, dass er in Frieden gehen kann,<br />

viele neue Herausforderungen findet<br />

und annehmen kann und uns gerne am<br />

Cani bei Gelegenheit besuchen möchte.<br />

Wir würden uns sehr darüber freuen<br />

und wünschen ihm alles Gute für die<br />

Zukunft.<br />

Menschen und Momente<br />

122<br />

123


Der in Lüdinghausen geborene<br />

Günter Kurz wurde am 2. Februar 1961<br />

zum Priester geweiht.<br />

Hans-Peter Hanssen<br />

– bereits von seiner<br />

Krankheit gezeichnet.<br />

Ex-Canisianer Günter Kurz feierte goldenes Priesterjubiläum<br />

ein Leben für die Seelsorge<br />

Nachruf auf Hans-Peter Hanssen<br />

†<br />

In memoriam „Johnny“<br />

Menschen und Momente<br />

Nach dem Abitur am <strong>Canisianum</strong> studierte<br />

der in Lüdinghausen aufgewachsene<br />

Günter Kurz zunächst katholische<br />

Theologie in Münster und Innsbruck.<br />

Am 2. Februar 1961 wurde er dann von<br />

Bischof Michael Keller im Münsteraner<br />

Dom zum Priester geweiht. Nach einer<br />

kurzen Station als Religionslehrer in<br />

Recklinghausen konnte er 1961 seine<br />

erste Stelle als Kaplan in der Pfarrei St.<br />

Gottfried in Ahlen antreten, bevor er<br />

von 1965 bis 1971 als Kaplan an der<br />

Pfarrkirche St. Joseph in Kamp-Lintfort<br />

tätig war.<br />

1971 übernahm Pfarrer Kurz die<br />

Pfarrei St. Barbara in Herten und leitete<br />

diese bis zum Jahr 2001. Gleichzeitig<br />

war er als Schulseelsorger an der dortigen<br />

Erich-Klausener-Realschule tätig.<br />

Nach 30-jähriger Tätigkeit in Herten<br />

zog es ihn wieder in die münsterländische<br />

Heimat zurück und er wurde<br />

Vicarius Cooperator mit dem Titel eines<br />

Pfarrers an der Kirche „St. Johannes, der<br />

Täufer“ in Coesfeld-Lette.<br />

Geprägt war seine Zeit als Seelsorger<br />

insbesondere durch den Umgang<br />

mit der Arbeitnehmerschaft in den<br />

jeweiligen Wirkungsgebieten, die stark<br />

durch den Bergbau bestimmt wurden.<br />

So war es für ihn auch selbstverständlich,<br />

sich in der KAB und CAJ zu engagieren.<br />

Seit 2005 im endgültigen Ruhestand,<br />

wohnt er als Pfarrer emeritus<br />

in Lette weiterhin mit seiner Schwester<br />

Margret zusammen, die ihm seit<br />

mehr als 40 Jahren den Haushalt führt.<br />

Anfang 2011 war es ihm nun vergönnt,<br />

auf eine 50-jährige Priesterzeit zurückzublicken,<br />

wozu ihm die Schulgemeinde<br />

herzlich gratuliert. WN<br />

Am 18. April <strong>2012</strong> ist unser Ex-Kollege<br />

Hans-Peter Hanssen, der wegen seiner<br />

Liebe zu Großbritannien auch „Johnny“<br />

genannt wurde, nach einer heimtückischen<br />

Erkrankung von uns gegangen.<br />

Seit 1969 unterrichtete er am <strong>Canisianum</strong><br />

als anerkannter Fachmann in den<br />

Fächern Englisch und Geschichte bis<br />

zu seiner Pensionierung im Jahr 2000.<br />

Zudem engagierte er sich über seine Unterrichtstätigkeit<br />

hinaus für das Wohlergehen<br />

<strong>des</strong> Cani zum Beispiel als eines<br />

der ersten Mitglieder <strong>des</strong> Fördervereins,<br />

für den er sich während seiner aktiven<br />

Zeit vehement einsetzte und dem er<br />

auch nach seinem Ausscheiden aus dem<br />

Dienst tatkräftig verbunden blieb, wohl<br />

wissend, dass ein großer Förderkreis für<br />

die Schule von unschätzbarem Wert ist.<br />

Außerdem gründete er als passionierter<br />

Schachspieler eine Schach-AG,<br />

die er mit hohem zeitlichen Aufwand<br />

und innerer Anteilnahme jahrelang<br />

durchführte. Viele Preise auf lokaler<br />

und Lan<strong>des</strong>ebene waren der Lohn und<br />

trugen den Ruf <strong>des</strong> Cani weit über<br />

die Stadtgrenzen hinaus. Die von ihm<br />

trainierten Schüler erreichten sogar das<br />

Endturnier auf Bun<strong>des</strong>ebene in Berlin,<br />

zu seinem großen Bedauern war eine<br />

Erfolg versprechende Teilnahme aus<br />

innerschulischen Termingründen aber<br />

nicht möglich. Die Liebe zum Schachspiel<br />

erhielt er sich bis ans Lebensende,<br />

indem er gegen Gegner im Internet antrat<br />

und stolz auf seine gute Platzierung<br />

war.<br />

Des Weiteren initiierte er die<br />

Partnerschaft und den Austausch mit<br />

Wantage/England und begleitete den<br />

Austausch mit Martinsville/USA, führte<br />

zahlreiche Besuchsprogramme der<br />

Menschen und Momente<br />

124<br />

125


Teil 2 der Schulgeschichte <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>s:<br />

Menschen und Momente<br />

Fortsetzung von Seite 125<br />

Schulen durch und wurde so zum Botschafter<br />

seiner Schule, der er mit Leib<br />

und Seele verbunden war. Das zeigte<br />

sich auch in seinen Diskussionsbeiträgen<br />

auf Konferenzen, in denen er dezidiert<br />

und pointiert seinen Standpunkt<br />

vertrat. Jedem älteren Kollegen ist noch<br />

sein „Das ist ja unglaublich!“ im Ohr,<br />

wenn er sich – durchaus angriffslustig –<br />

zu Wort meldete. Die Vorwärtsstrategie<br />

war in seinem Wesen verankert – er<br />

führte dies auch auf seine niederrheinische<br />

Herkunft zurück – und wie beim<br />

Fußballspiel, das er bis ins Alter in der<br />

Cani-Turnhalle pflegte, gehörte er zur<br />

Abteilung Angriff.<br />

Über die schulischen Belange hinaus<br />

engagierte sich Hans-Peter Hanssen<br />

auch in der Kommunalpolitik und war<br />

jahrelang Mitglied <strong>des</strong> Rates der Stadt<br />

Lüdinghausen, seiner Wahlheimat,<br />

der zuliebe er sein Domizil in Münster<br />

schon bald nach seiner Anstellung am<br />

Cani verließ und wo er sesshaft wurde.<br />

Wer Hans-Peter Hanssen näher<br />

kannte, erlebte einen Freund, auf <strong>des</strong>sen<br />

Wort Verlass war, unter <strong>des</strong>sen rauer<br />

Schale ein empfindsamer Mensch<br />

sichtbar wurde und <strong>des</strong>sen Großzügigkeit<br />

man schätzte. Unvergessen bleiben<br />

die Freun<strong>des</strong>treffen, unter anderem in<br />

seiner gemütlicher Kellerbar im Pub-<br />

Stil, wo nicht nur herzliche Gastlichkeit<br />

herrschte, sondern auch manch gutes<br />

Gespräche geführt und viel gelacht wurde.<br />

Jeder, der Hans-Peter Hanssen<br />

während seiner schweren Erkrankung<br />

erlebt hat, weiß, mit welch bewundernswerter<br />

Geduld, mit welch unglaublicher<br />

Gefasstheit er bewusst dem Tod entgegensah.<br />

Auf einem unserer letzten<br />

Treffen waren keine Klagen zu hören<br />

– im Gegenteil, er äußerte sich dankbar<br />

für sein bisheriges Leben und verspürte<br />

keine Trauer – traurig sind die Zurückbleibenden,<br />

die einen guten Freund<br />

verloren haben. Johnny, we‘ll keep you<br />

in mind. Willi Schmitt<br />

Die „geschlossene Gesellschaft“<br />

der 50er Jahre<br />

In der letzten Ausgabe unserer Jahreschronik<br />

wurde die „Frühgeschichte“<br />

bis zur eigentlichen Gründung <strong>des</strong><br />

<strong>Canisianum</strong>s beleuchtet. An dieser<br />

Stelle soll die Geschichte mit dem<br />

„Mittelalter“ fortgesetzt und die<br />

Zeit nach der Gründung in den Blick<br />

genommen werden.<br />

Aus dem KZ Dachau nach Lüdinghausen<br />

zurückgekehrt, tat Pfarrer Bernhard<br />

Hürfeld das, was viele Deutsche zu<br />

dieser Zeit auch taten: trotz der widrigen<br />

Umstände und <strong>des</strong> erlebten Elends<br />

nach vorne zu blicken. Er setzte an der<br />

Stelle an, an der die Nationalsozialisten<br />

ihn herausgerissen hatten: Er bemühte<br />

sich – kaum erholt von den Strapazen<br />

<strong>des</strong> KZ-Aufenthalts – um eine Wiederinbetriebnahme<br />

<strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong>.<br />

Von den vier mit ihm ebenfalls<br />

von den Nationalsozialisten verhafteten<br />

Pädagogen seines alten <strong>Canisianum</strong>s<br />

hatten nur zwei das Martyrium überlebt:<br />

Pfarrer Anton Bornefeld und Dr. Wilhelm<br />

Brockhoff. Der Internatspräfekt<br />

<strong>des</strong> alten <strong>Canisianum</strong>s, Bruder Johannes<br />

Goebels, und der treue Freund Hürfelds<br />

und Leiter der Lüdinghäuser Landwirtschaftsschule,<br />

Dr. Josef Kleinsorge,<br />

starben an den Folgen der Inhaftierung<br />

Bernhard<br />

Hürfeld im<br />

Unterricht.<br />

durch die Nationalsozialisten im KZ<br />

Dachau. Mit Dr. Brockhoff bemühte<br />

sich Pfarrer Bernhard Hürfeld, auch<br />

politisch aus der Geschichte zu lernen:<br />

Sie unterstützten die Gründung einer<br />

christlichen Partei in Lüdinghausen,<br />

der CDU. Dr. Brockhoff wurde der erste<br />

Vorsitzende dieser Partei im damaligen<br />

Kreis Lüdinghausen.<br />

Wiederaufnahme <strong>des</strong> Schulbetriebs<br />

Energischer bemühte sich Bernhard<br />

Hürfeld allerdings um die Neugründung<br />

seiner Schule. War die Gegnerschaft<br />

zum Nationalsozialismus zuvor ein<br />

Nachteil, erwies sie sich nun als gewaltiger<br />

Vorteil. Die englische Besatzungs-<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

126<br />

127


Fortsetzung von Seite 127<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

Miss Shand<br />

Abi-Streiche zum letzten Tag<br />

gab es zu allen Zeiten.<br />

Herr Pöhlmann skizziert den<br />

Blutkreislauf von Amphibien.<br />

macht, die direkt nach dem Krieg die<br />

Verwaltungsstrukturen neu aufbaute,<br />

misstraute zu Beginn allen alten deutschen<br />

Institutionen und musste sich<br />

ohne Kenntnis der genauen Verhältnisse<br />

bemühen, alles neu zu ordnen. Insofern<br />

war ein ehemaliger KZ-Häftling vertrauenswürdig<br />

und über jeden Zweifel<br />

erhaben. Bernhard Hürfeld stellte<br />

wenige Wochen nach seiner Rückkehr<br />

nach Lüdinghausen am 27. Oktober<br />

1945 den Antrag auf Wiederaufnahme<br />

<strong>des</strong> Schulbetriebs und konnte schon im<br />

November als erste Höhere Schule auf<br />

dem Gebiet Nordrhein-Westfalens, das<br />

als Land allerdings noch gar nicht existierte,<br />

den Betrieb wieder aufnehmen.<br />

Und wie vieles zu dieser Zeit war<br />

der Anfang durch lauter Provisorien geprägt.<br />

Das <strong>Canisianum</strong> wurde aufgrund<br />

seiner Sonderstellung zunächst Schirmherr<br />

der Höheren Schulen der Umgebung.<br />

Unter dem Dach <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>s<br />

wurde auch die Landwirtschaftsschule in<br />

der Burg Lüdinghausen wiedereröffnet.<br />

Die Schülerinnen <strong>des</strong> Antonius-<strong>Gymnasium</strong>s<br />

konnten bis zu <strong>des</strong>sen Eröffnung<br />

vom <strong>Canisianum</strong> unterrichtet werden.<br />

Daneben gehörte auch für kurze Zeit<br />

die Oberschule Dülmen offiziell zum<br />

<strong>Canisianum</strong>. So wurden Ende 1945 etwa<br />

1000 Schüler durch das <strong>Canisianum</strong><br />

unterrichtet.<br />

Unterricht in improvisierten Räumen<br />

Die Anfangszeit war – wie erwähnt –<br />

nur durch Provisorien zu bestreiten. Es<br />

gab keine gültigen Lehrpläne: Aufgrund<br />

der negativen Erfahrungen im Nationalsozialismus<br />

waren die Richtlinien<br />

der Fächer Erdkunde und Geschichte<br />

aus dem Lehrplan entfernt worden und<br />

wurden daher zunächst nicht unterrichtet.<br />

Alte Schulbücher mit nationalsozialistischem<br />

Vorwort waren verboten,<br />

neue gab es nicht. Auch Räume waren<br />

ein extrem knappes Gut. Daher wurden<br />

sie vormittags und nachmittags genutzt.<br />

Einige Schüler hatten nicht einmal einen<br />

Platz in der Schulbank. Unterrichtet<br />

wurde, wo es nur immer möglich war:<br />

in der Münsterstraße 32, der Landwirtschaftsschule,<br />

dem Schloss Westerholt<br />

und später in eigenen Baracken, denn<br />

die Vorkriegsbaracken waren einem<br />

Brand zum Opfer gefallen.<br />

Knappheit war selbstverständlich<br />

Lehrer, die politisch unbelastet<br />

waren, gab es ebenfalls kaum. Und die<br />

Schüler hatten durch die Wirren <strong>des</strong><br />

Krieges monatelang keinen Unterricht<br />

erhalten und wurden zum Teil gegen<br />

Ende <strong>des</strong> Kriegs noch in den Kriegseinsatz<br />

geschickt, weshalb sie völlig<br />

unterschiedliche Voraussetzungen<br />

mitbrachten. Unterrichtsmaterialien wie<br />

Papier und Schreibgeräte waren kaum<br />

zu bekommen. Nicht einmal die sonst<br />

damals noch übliche Geschlechtertrennung<br />

konnte aufrecht erhalten werden.<br />

Nach heutigen Ansprüchen war<br />

all das – bis auf die Aufhebung der<br />

Geschlechtertrennung – unzumutbar.<br />

Dennoch waren die meisten, die den<br />

Krieg überlebt hatten, dankbar, dass<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

128<br />

129


Fortsetzung von Seite 129<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

Bernhard Hürfeld<br />

Anfang der 50er Jahre war die Pädagogik<br />

entsprechend der allgemeinen<br />

Umgangsweise noch autoritär.<br />

Wenn es Gelegenheit dazu gab,<br />

ging es ganz schön hoch her.<br />

sich in der Schule neue Möglichkeiten<br />

boten und nahmen diese Zustände wie<br />

selbstverständlich hin.<br />

Förderung von Spätheimkehrern und<br />

Flüchtlingskindern<br />

Eine weitere Aufgabe, die das <strong>Canisianum</strong><br />

in der unmittelbaren Nachkriegszeit<br />

wahrnahm, war die Förderung und<br />

Betreuung von Spätheimkehrern und<br />

Flüchtlingskindern, die häufig ein nicht<br />

mehr anerkanntes Notabitur in den<br />

Händen hielten. Für diese Schüler war<br />

das <strong>Canisianum</strong> oft die einzige Möglichkeit,<br />

zu einem höheren Schulabschluss<br />

zu kommen. Ihnen wurde in Förderkursen<br />

ermöglicht, das unverschuldet<br />

Versäumte nachzuholen. Bis 1948 wurde<br />

das Abiturzeugnis am <strong>Canisianum</strong> nur<br />

an Schüler der Förderkurse vergeben.<br />

Um diesem Ansturm gerecht zu werden,<br />

wurde ein weiteres Provisorium errichtet:<br />

Neu gebaute Baracken auf der<br />

Westerholtschen Wiese waren für fast<br />

zwei Jahrzehnte ein fester Bestandteil<br />

<strong>des</strong> Canisanums.<br />

Bernhard Hürfeld baute seine<br />

Gründungen weiter aus und im April<br />

1951 bekam das <strong>Canisianum</strong> eine<br />

Schwesterschule: Es wurde das Schloss<br />

Crassenstein in Diestedde/Ostwestfalen<br />

gepachtet und Hürfeld errichtete dort<br />

eine Internats-Realschule, die bis 1982<br />

Schüler ausbildete.<br />

Langsam ging es aufwärts<br />

Nach den unmittelbaren Wirren der<br />

Nachkriegszeit begann nun eine Zeit<br />

der Konsolidierung. Das Wirtschaftswunder<br />

ermöglichte größere finanzielle<br />

Freiheiten. Am <strong>Canisianum</strong> entwickelte<br />

sich vieles, was über die unmittelbare<br />

Nachkriegsnot hinausging. Ausflüge mit<br />

Reisebussen – später sogar in das europäische<br />

Ausland – wurden möglich. Ein<br />

Schüler betrieb in einer Ecke der Westerholtschen<br />

Parks einen Schulzoo mit<br />

Greifvögeln, Füchsen, Eichhörnchen,<br />

Meerschweinchen und sogar einem<br />

Dingo. Ende der 50er Jahre gründeten<br />

Cani-Schüler in der alten Kreisberufsschule<br />

den Jazz-Keller „Ghosthall“.<br />

Da bis 1956 ausschließlich Schüler<br />

ein <strong>Gymnasium</strong> besuchen konnten,<br />

die dafür Schulgeld bezahlten, war nur<br />

Schülern aus bessergestellten Familien<br />

oder solchen, die dafür große Entbehrungen<br />

in Kauf nahmen, der Gang zum<br />

<strong>Gymnasium</strong> offen. 1956 wurde dann das<br />

Schulgeld für Oberstufenschüler und ein<br />

Jahr später für alle anderen abgeschafft,<br />

womit es auch talentierten Schülern aus<br />

finanziell schwächer gestellten Elternhäusern<br />

endlich möglich wurde, ein<br />

Abitur zu erlangen.<br />

Enge und Strenge<br />

Die Welt der Fünfziger Jahre wird sehr<br />

gut durch den Film eines ehemaligen<br />

Schülers <strong>des</strong> Canisanums beleuchtet:<br />

Heinrich Breloer schuf mit der Dokumentation<br />

„Eine geschlossene Gesellschaft“<br />

ein Werk, das die Alltagswelt an<br />

deutschen Internaten und Schulen zu<br />

jener Zeit im Allgemeinen und die Verhältnisse<br />

am <strong>Canisianum</strong> im Besonde-<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

130<br />

131


Fortsetzung von Seite 131<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

ren widerspiegelt: Einflüsse von Medien<br />

wie zum Beispiel dem Fernsehen auf<br />

Schüler gab es so gut wie keine. Die<br />

Umgangsformen zwischen Lehrern und<br />

Schülern waren ausgesprochen förmlich.<br />

Die den Internatsschülern auferlegten<br />

Moralvorstellungen dieser Tage hatten<br />

nicht selten Ängste zur Folge und<br />

waren in dieser Form auch nur in einer<br />

geschlossenen Gesellschaft umzusetzen.<br />

Ist heutigen Heranwachsenden etwa<br />

der Begriff der Sünde oft fremd, so war<br />

dieser Begriff für die damaligen Schüler<br />

ein ständiger Begleiter. Der Tag begann<br />

nicht nur für Internatsschüler mit der<br />

Heiligen Messe und alle zwei Wochen<br />

war die Beichte Pflicht, in diesem Fall<br />

beim Direktor der Schule, der ja auch<br />

Geistlicher war. Auf die Internatsschüler<br />

drangen von außen kaum Einflüsse ein,<br />

sie waren dem nicht immer einfachen<br />

Leben in der Gemeinschaft und den<br />

häufig strengen Regeln <strong>des</strong> Internats<br />

unterworfen. Zu diesen strengen Regeln<br />

gehörte es zum Beispiel, dass der<br />

Kontakt zur Familie auf ein Minimum<br />

beschränkt war. Alle zwei Wochen<br />

durfte man für zwei Tage nach Hause.<br />

Auch Heinrich Breloer berichtet davon,<br />

dass diese Wochenenden herbeigesehnt<br />

wurden, da mit dem Besuch <strong>des</strong><br />

Elternhauses ein wenig Freiheit verbunden<br />

war. Durfte man das Internat am<br />

freien Wochenende aus Gründen einer<br />

abzusitzenden Strafe allerdings nicht<br />

verlassen, dominierte das Empfinden<br />

einer quälenden Einsamkeit.<br />

Neben den offiziellen Regeln gab<br />

es auch die informellen, die sich die<br />

Internatsschüler selbst auferlegten.<br />

Wer Schwäche zeigte, wurde schnell<br />

zu dem, was man heute ein Mobbing-<br />

Opfer nennt. Dafür wurde im Umfeld<br />

bei besonderen Gelegenheiten, etwa zur<br />

Karnevalszeit oder bei Abiturfeiern, gerne<br />

einmal über die Stränge geschlagen.<br />

Die beschriebenen Verhältnisse<br />

werden durch folgende Punkte der<br />

damaligen Hausordnung treffend<br />

charakterisiert:<br />

1. Selbstverständliche Pflicht <strong>des</strong> Schülers<br />

ist es, jedem Lehrer gegenüber höfliches<br />

und zuvorkommen<strong>des</strong> Benehmen<br />

zu zeigen und allen Anweisungen der<br />

Schule willig und pünktlich zu folgen.<br />

...<br />

11. Für gedeihlichen Erfolg der Schularbeit<br />

ist Stille und Ruhe erforderlich. Auf<br />

den Gängen ist <strong>des</strong>halb während der<br />

Unterrichtszeit absolutes Stillschweigen<br />

notwendig. Bei Unterrichtsschluss gehen<br />

die Klassen ohne Lärm zur Pause nach<br />

draußen, nach den Pausen ebenfalls<br />

geordnet und still in ihren Klassenraum<br />

zurück.<br />

12. Auch das Verhalten außerhalb der<br />

Schule muss tadellos sein. Flegelhaftes<br />

Benehmen auch nur einiger Schüler<br />

gereicht dem <strong>Gymnasium</strong> zur Unehre.<br />

Die Schule zieht <strong>des</strong>halb für das Urteil<br />

in Betragen auch das ihr bekannt gewordene<br />

außerschulische ärgerniserregende<br />

Betragen in ihre Note ein und entlässt<br />

unter Umständen solche Schüler, die<br />

Das rollende Klassenzimmer.<br />

Dominieren<strong>des</strong> Medium<br />

war die Tafel – Frau<br />

Dr. Caspers im Mathematikunterricht.<br />

Klassenfahrten in den<br />

60er Jahren – es ging<br />

gelegentlich auch ins<br />

Ausland.<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

132<br />

133


Fortsetzung von Seite 133<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

Speisesaal im „Kasten“ (Kleine Münsterstraße).<br />

Verleihung <strong>des</strong> Abiturzeugnisses<br />

Einige Baracken mussten dem<br />

Neubau in den 60er Jahren<br />

weichen.<br />

Gang zur Abiturverleihung mit<br />

Frack und Zylinder.<br />

dem Ruf der Anstalt schaden.<br />

13. Der Besuch von Gaststätten und<br />

öffentlichen Lustbarkeiten ist Schülern<br />

unter 18 Jahren streng untersagt, es sei<br />

denn in Begleitung der Eltern. Aber<br />

auch den älteren Schüler, die nicht mehr<br />

unter das Jugendschutzgesetz fallen, ist<br />

die Veranstaltung von abendlichen oder<br />

gar nächtlichen Kneipereien verboten,<br />

weil dadurch ein erfolgreiches Studium<br />

gefährdet wird.<br />

Die Schule musste nachsitzen<br />

In den 50er Jahren war es durchaus<br />

üblich, einen Sohn, der an staatlichen<br />

Gymnasien nicht zurechtkam, mit der<br />

Erwartung auf ein Internat zu schicken,<br />

dass er dort das Abitur absolviert.<br />

„Quetsche“ nannte man so ein System.<br />

So hatten am <strong>Canisianum</strong> einige Schüler<br />

ein Abitur bekommen, die es unter<br />

normalen Umständen nicht geschafft<br />

hätten. 1961 erfolgte dann schließlich<br />

eine scharfe Kontrolle der Abiturprüfung<br />

durch die Aufsichtsbehörde aus<br />

Münster. Das hatte zur Folge, dass<br />

von 56 Kandidaten 27 Prüflinge die<br />

Abiturprüfung nicht bestanden. Das<br />

<strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> musste darauf<br />

reagieren, um seinen Ruf in der Öffentlichkeit<br />

nicht zu gefährden und hob die<br />

Standards in den Folgejahren an.<br />

Die Provisorien wichen in den 60er<br />

Jahren allmählich Dauerlösungen. So<br />

wurde unter anderem mit Hilfe <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong>,<br />

das Bernhard Hürfeld von der Stadt<br />

Lüdinghausen für nicht erhaltene Bezüge<br />

in der Zeit <strong>des</strong> Nationalsozialismus<br />

erstritt, der Neubau <strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong><br />

<strong>Canisianum</strong> in Angriff genommen. Die<br />

Grundsteinlegung <strong>des</strong> 6,5 Millionen DM<br />

teuren Baus erlebte Bernhard Hürfeld<br />

noch, die Fertigstellung allerdings nicht<br />

mehr.<br />

Allmählicher Aufschwung<br />

Genau ein halbes Jahr vor dem Tod<br />

Adenauers, am 19.Oktober 1966, starb<br />

Dr. Bernhard Hürfeld im Alter von 75<br />

Jahren nach längerer Krankheit. Ähnlich<br />

wie der erste Bun<strong>des</strong>kanzler hatte er<br />

nach dem Krieg mit viel Geschick und<br />

Menschlichkeit etwas auf den Weg gebracht,<br />

was sich im Weiteren noch stark<br />

öffnen und verändern sollte. Die Leitung<br />

der Schule hatte er ein Jahr zuvor schon<br />

an Prälat Roer abgegeben, der zwei Jahre<br />

später von Dr. Franz Mehrpohl abgelöst<br />

wurde. Testamentarisch festgelegte<br />

Nachfolgerin als Vorsitzende <strong>des</strong> Internatsvereins<br />

wurde Anna Hürfeld, die<br />

Schwester von Bernhard Hürfeld.<br />

Der allgemeine gesellschaftliche<br />

Wandel, der sich ab den 60er Jahren<br />

bemerkbar machte, veränderte auch das<br />

<strong>Canisianum</strong>. Internatsschüler durften<br />

die Schule in ihrer Freizeit verlassen,<br />

ein neusprachlicher Zweig führte zum<br />

Abitur. Die Siebziger Jahre, die eine<br />

Öffnung der Schule für Schülerinnen,<br />

die Beteiligung von Schülern in Mitwirkungsorganen,<br />

das Erscheinen von<br />

Schülerzeitungen mit provokanten Themen<br />

und die Schließung <strong>des</strong> Internats<br />

mit sich brachten, lagen aber scheinbar<br />

noch in ferner Zukunft. Dr. Georg Schütz<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

134<br />

135


Keine Angst vor der Nadel: An der Blutspendeaktion<br />

<strong>des</strong> DRK im <strong>Canisianum</strong><br />

beteiligten sich zahlreiche Schüler.<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

Sensibilisierung junger Autofahrer am Cani<br />

Drastische Bildersprache<br />

„Unfälle ziehen sich wie eine blutige<br />

Spur durch mein Leben.“ Mit diesen<br />

bewusst drastischen Worten schilderte<br />

Mitte November letzten Jahres ein<br />

Polizeibeamter gegenüber den jugendlichen<br />

Fahranfängern am <strong>Canisianum</strong><br />

seine Erlebnisse im Dienstalltag – und<br />

die Oberstufenschüler blieben sichtlich<br />

nicht unbeeindruckt.<br />

„Crash-Kurs NRW“ nennt sich eine<br />

neue, in England sehr erfolgreich angewandte<br />

Form der Verkehrserziehung für<br />

jugendliche Fahranfänger, die derzeit die<br />

Kreispolizeibehörde Coesfeld den weiterführenden<br />

Schulen anbietet. Ziel sei<br />

es, die Jugendlichen sensibel zu machen<br />

für ihr Verhalten im Straßenverkehr -<br />

und dies geschehe ganz vehement auf<br />

der emotionalen Ebene, verdeutlicht<br />

Polizeirat Axel Hofmann.<br />

Polizeirat Axel Hofmann moderierte die Veranstaltung<br />

„Crash-Kurs NRW“ am <strong>Canisianum</strong>.<br />

So schildert etwa in einem vorgeführten<br />

Video ein Feuerwehrmann<br />

einen Einsatz bei einem schweren Verkehrsunfall.<br />

Polizeibeamte berichten von<br />

ihren Empfindungen an einem Unfallort<br />

mit Schwerstverletzten oder gar Toten –<br />

und erzählen, wie sie Angehörigen eine<br />

To<strong>des</strong>nachricht überbringen.<br />

Symbolträchtig hatten die Schüler<br />

zuvor auf Zetteln ihre Lebensträume<br />

an einen großen Luftballon geheftet.<br />

Diese Träume können aber in Sekundenschnelle<br />

zerplatzen, wenn Imponiergehabe,<br />

Alkohol oder Leichtsinn die<br />

Oberhand gewinnen. Ulrich Schweers,<br />

stellvertretender Schulleiter <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>s,<br />

begrüßte den sensibilisierenden<br />

Effekt dieser „Schocktherapie“ für die<br />

jugendlichen Autofahrer. WN<br />

Erfolgreiche Blutspendaktion<br />

<strong>des</strong> DRK am Cani<br />

„Das ist überhaupt<br />

nicht schlimm!“<br />

Für Alexander Kurnosov war es das<br />

erste Mal. Doch von Nervosität konnte<br />

keine Rede sein. Ganz entspannt lag der<br />

Gymnasiast auf einer von sieben Liegen,<br />

während die Nadel in seine Vene glitt.<br />

„Ich möchte gerne anderen Menschen<br />

in Not helfen, <strong>des</strong>halb spende ich Blut“,<br />

sagte der 19-Jährige. Wie er beteiligten<br />

sich im Frühjahr 2011 mehrere Dutzend<br />

Mitschüler – fast alle Erstspender – an<br />

der jährlichen Aktion <strong>des</strong> Deutschen<br />

Roten Kreuzes im <strong>Canisianum</strong>.<br />

„Die Bereitschaft ist groß“, berichtete<br />

Lehrerin Sigrid Dorprigter, die<br />

am <strong>Canisianum</strong> für Gesundheit und<br />

Suchtprävention zuständig ist. „Eine<br />

gute Resonanz“, fand auch Helga Reuter,<br />

Teamleiterin <strong>des</strong> DRK-Blutspendedienstes<br />

Münster - und doch war es nur<br />

ein Tropfen auf den heißen Stein, denn<br />

im Bereich <strong>des</strong> DRK-Münster werden<br />

täglich 1400 Konserven benötigt.<br />

Gerade <strong>des</strong>halb sei es so wichtig,<br />

immer wieder Blutspender-Nachwuchs<br />

zu finden. Dabei setzt Helga Reuter<br />

darauf, dass sich die Schüler gegenseitig<br />

zum Blutspenden motivieren - mit<br />

Erfolg. „Das ist eine gute Sache, denn<br />

so kann nach einem Unfall durch meine<br />

Spende ein Leben gerettet werden“, erläuterte<br />

Jannik Heemann (18), warum er<br />

den kleinen Piks über sich ergehen ließ.<br />

Dafür, dass vielen Schülern beim<br />

Gedanken ans erste Blutspenden mulmig<br />

ist oder einige spätestens beim Blick<br />

auf die Nadel etwas weiß um die Nase<br />

werden, hat Helga Reuter Verständnis.<br />

„Umso wichtiger ist es, den jungen Menschen<br />

so früh wie möglich die Angst<br />

zu nehmen“, betonte sie. „Dann wächst<br />

auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie<br />

regelmäßig wiederkommen.“<br />

Wichtig sei es, die Schüler genau<br />

darüber aufzuklären, was sie beim<br />

Blutspenden erwartet. Denn haben sie<br />

sich erst einmal überwunden, sind die<br />

Reaktionen zumeist sehr positiv. So war<br />

es auch bei Alexander Kurnosov. „Der<br />

Vorgang ist überhaupt nicht schlimm. Es<br />

ist nur am Anfang etwas unangenehm,<br />

aber ehe man sich versieht, ist es auch<br />

schon wieder vorbei.“ WN<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

136<br />

137


Der Japanologe Clemens Schlüter<br />

bringt den Schülern und Schülerinnen<br />

die japanische Sprache<br />

und Kultur nahe.<br />

Die Japanisch-AG taucht in die Kultur <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> ein<br />

Verbeugen zur Begrüßung ist Alltag<br />

Japanische Schriftzeichen sehen kompliziert aus, sind es aber angeblich<br />

nicht. Was Saskia Weber (l.) und Anna Mevenkamp zeigen,<br />

heißt übrigens „Feiertag“.<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

„Taka ku naranakatta“ – na, verstanden?<br />

Etwa nicht? Bei den elf Schülern der<br />

Japanisch-AG am Cani ist das ganz anders.<br />

Kurz nachdem ihr Lehrer, der Japanologe<br />

Clemens Schlüter, die Wörter<br />

an die Tafel geschrieben hat, gehen die<br />

Finger auch schon in die Höhe. „Nicht<br />

teuer geworden sein“ heißt natürlich<br />

die Übersetzung. Gerade lernen die<br />

Japan-Begeisterten, wie sie anhand eines<br />

Adjektivs (in unserem Falle „takai“ für<br />

teuer) Sätze bilden können.<br />

Seit Herbst 2010 kann man die für<br />

Europäer schwer verständliche Sprache<br />

beim Gang durch das <strong>Canisianum</strong> hören.<br />

Den Teilnehmern der AG jedoch ist<br />

die Sprache schon davor viel vertrauter<br />

gewesen. „Fast der ganze Kurs sieht Anime<br />

– also japanische Trickfilme – oder<br />

hört Musik aus dem Land der aufgehenden<br />

Sonne“, erzählt Anna Mevenkamp.<br />

Bereits zu Weihnachten 2010 waren<br />

die AG-Teilnehmer in der Lage, Lieder<br />

nicht nur zu verstehen, sondern sogar<br />

selbst auf Japanisch zu singen. Auf dem<br />

Weihnachtskonzert <strong>des</strong> Cani gaben die<br />

neun Mädchen und zwei Jungen dann<br />

die asiatische Version von „Jingle Bells“<br />

und „Stille Nacht“ zum Besten.<br />

Doch eine AG, die sich nur mit den<br />

Besonderheiten der Sprache beschäftigt,<br />

würde dem Land bei Weitem nicht<br />

gerecht werden. „Da kommt etwas komplett<br />

anderes auf uns zu“, sagt Stefanie<br />

Frost zur Kultur und zum Lebensstil der<br />

Inselbewohner. In vielen kleinen Anekdoten<br />

erzählt Clemens Schlüter, der<br />

zwölf Jahre in Japan gelebt hat, deren Eigenarten.<br />

So vermittelt er etwa, dass das<br />

Verbeugen anstelle <strong>des</strong> Hän<strong>des</strong>chüttelns<br />

verinnerlichter Alltag ist oder dass die<br />

japanischen Züge nur durchschnittlich<br />

28 Sekunden zu spät kommen. Alles,<br />

was darüber liegt, gilt als Tragödie.<br />

Kleine Geschichten erzählen sogar<br />

manche Schriftzeichen. Das Zeichen<br />

für Baum und darunter das für Mensch<br />

bedeutet etwa „ausruhen“. Leider kann<br />

man sich aber nicht alle Strichgebilde<br />

so einfach merken und „die meisten<br />

Schriftzeichen müssen eigentlich nur<br />

gelernt werden“, meint Saskia Weber.<br />

In der Gruppe aber, da sind sich alle<br />

AG-Teilnehmer einig, ist es schöner zu<br />

pauken. So kommt den elf Japan-Begeisterten<br />

das obligatorische „mata raishu“<br />

(„Bis nächste Woche!“) ohne jegliches<br />

Zögern über die Lippen. WN<br />

Vermischt und Aufgeschrieben<br />

138<br />

139


Ex-Canisianer von den<br />

Nazis hingerichtet<br />

Über einen<br />

unbekannten<br />

Helden<br />

Karl-Ernst Eickens (2. von links) mit drei Klassenkameraden vom<br />

Ratsgymnasium. Rund zwei Jahre nach dieser Aufnahme wurde<br />

der junge Widerstandskämpfer von einem Standgericht zum Tode<br />

verurteilt und hingerichtet.<br />

Cani Community<br />

Die Geburtsurkunde von<br />

Karl-Ernst Eickens. Sicher<br />

wurde auch seine<br />

Erschießung ordentlich und<br />

amtlich bescheinigt.<br />

War dieser junge Mann nur ein Fahnenflüchtiger<br />

oder doch ein Widerstandskämpfer<br />

gegen das Nazi-Regime,<br />

dem heute mit Respekt gedacht werden<br />

sollte? Für die Rheinenser Historikerin<br />

Gertrud Althoff besteht da kein Zweifel:<br />

Karl-Ernst Eickens, 1923 in Rheine<br />

geboren und 1938 ein Jahr lang Schüler<br />

<strong>des</strong> Jungen-Internats <strong>Canisianum</strong> in<br />

Lüdinghausen, hat sein junges Leben für<br />

seine Überzeugung gelassen. Und doch<br />

wusste bis vor wenigen Jahren niemand<br />

von jenem jungen Soldaten, der sich<br />

nach seiner Stationierung in Holland<br />

1942 dem niederländischen Widerstand<br />

anschloss und nur ein Jahr später von<br />

der Gestapo verhaftet und schließlich in<br />

Wolfenbüttel standrechtlich erschossen<br />

wurde.<br />

Den Grund dafür erfuhren die Schüler<br />

der Jahrgangsstufe 12 <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />

bei einem Vortrag im Januar letzten<br />

Jahres in der Aula der Schule. „Sein<br />

Vater Carl Eickens, nach dem Krieg<br />

Stadtdirektor in Rheine, hat stets<br />

verhindert, dass irgendwelche Informationen<br />

über seinen Sohn bekannt<br />

wurden“, berichtete Gertrud Althoff.<br />

Sie selbst hatte mit dem Vater noch<br />

ein halbes Jahr vor <strong>des</strong>sen Tod im<br />

Jahr 1981 sprechen können und<br />

noch heute ist ihr die Empörung<br />

über <strong>des</strong>sen damalige Reaktion<br />

anzumerken. „Er tat das Verhalten<br />

seines Sohnes als Dummheit ab und<br />

wollte nichts damit zu tun haben.<br />

Das hat mich nur darin bestärkt, die<br />

Geschichte dieses jungen Mannes zu<br />

recherchieren und ihm den Platz in<br />

der Geschichte zu verschaffen, der<br />

ihm zusteht.“<br />

Das hat sie dann auch getan.<br />

Parallel arbeitete sie über viele Jahre<br />

an mehreren Publikationen über<br />

Einzelschicksale während der Nazi-<br />

Zeit und ließ auch im Fall von Karl-<br />

Ernst Eickens nicht locker. „Noch im<br />

Jahr 2003, als ich im Grunde schon die<br />

wichtigsten Fakten über sein Leben, sein<br />

Wirken im Widerstand und seinen Tod<br />

zusammengetragen hatte, konnte man<br />

im Rheinenser Rathaus nicht einmal seine<br />

Geburtsurkunde finden. Das fand ich<br />

schon sehr seltsam.“ Mittlerweile findet<br />

sich sein Name auch auf einer Gedenktafel<br />

in seiner Heimatstadt.<br />

Karl-Heinz Kocar, Lehrer am <strong>Canisianum</strong><br />

und Vorsitzender der Deutsch-<br />

Polnischen Gesellschaft Lüdinghausen,<br />

hatte den Kontakt über seinen pensionierten<br />

Kollegen Peter Kopmeier zu<br />

Gertrud Althoff hergestellt und zeigte<br />

sich tief beeindruckt von der Lebensgeschichte<br />

<strong>des</strong> jungen Widerstandskämpfers.<br />

Nach dem Vortrag folgte noch eine<br />

angeregte Diskussion mit den Schülern.<br />

WN<br />

Cani Community<br />

140<br />

141


Cani Community<br />

Interview mit Dr. Stephan Rietmann<br />

Stephan Rietmann, Abitur am <strong>Canisianum</strong><br />

1984, ist promovierter Psychologe und Leiter<br />

der Psychologischen Beratungsstelle beim<br />

Caritasverband Borken. Stephan Rietmann<br />

lebt in Lüdinghausen (ab Sommer in Münster)<br />

und ist verheiratet.<br />

„Lehrer unterrichten nicht nur<br />

Schulfächer, sondern bilden Menschen“<br />

Heutige Schüler können sich oft nur<br />

schwer vorstellen, dass das <strong>Canisianum</strong><br />

eine lebendige Vergangenheit<br />

hat, zu der zahlreiche ältere Abiturjahrgänge<br />

mit ihrer eigenen Geschichte<br />

gehören. Wann haben Sie Ihr<br />

Abitur am <strong>Canisianum</strong> bestanden und<br />

wie hat sich seitdem Ihr beruflicher<br />

Weg entwickelt?<br />

Stephan Rietmann: Das Abitur habe ich<br />

1984 bestanden. Nach Zivildienst und<br />

einer handwerklichen Berufsausbildung<br />

habe ich Sinologie und Psychologie studiert.<br />

Das Diplom in Psychologie habe<br />

ich an der Uni Osnabrück, die Promotion<br />

zum Dr. phil. an der Uni Münster<br />

erworben. Während <strong>des</strong> wissenschaftlichen<br />

Teils der Ausbildung und auch<br />

danach konnte ich mich für verschiedene<br />

Beratungs- und Therapie-Verfahren<br />

qualifizieren, und zwar in Bezug auf die<br />

Gesprächs-Psychotherapie, die Hypno-<br />

Therapie, die Familientherapie, die<br />

Supervision und die Persönlichkeitsdiagnostik.<br />

Der Berufseinstieg erfolgte in einer<br />

innovativen Unternehmensberatung,<br />

die sog. „Runde Tische“ und Dialogverfahren<br />

um damalige gesellschaftliche<br />

Konfliktthemen wie beispielsweise Gentechnik,<br />

Standorte forensischer Psychiatrien<br />

und ähnliche Interessenkonflikte<br />

konzipiert und durchgeführt hat. Als<br />

Moderatoren und Konfliktmittler haben<br />

wir das Gespräch zwischen Gegnern<br />

und Befürwortern unterstützt. Seit zwölf<br />

Jahren leite ich nun eine psychologische<br />

Beratungsstelle und bin freiberuflich als<br />

Psychologe tätig.<br />

Sie sind heute als Leiter der Psychologischen<br />

Beratungsstelle beim Caritasverband<br />

Borken tätig. Wie muss<br />

man sich hier Ihren Tätigkeitsbereich<br />

konkret vorstellen?<br />

Die Psychologische Beratungsstelle leistet<br />

für jährlich rund 800 Klienten eine<br />

gemeindenahe psycho-soziale Versorgung.<br />

Kernleistung ist die individuelle<br />

Beratung und Psychotherapie. Wir<br />

führen außerdem vielfältige diagnostische<br />

Angebote durch, etwa Leistungs-,<br />

Intelligenz- und Persönlichkeitstests<br />

und nehmen gutachterliche Tätigkeiten<br />

wahr. Zudem unterhalten wir ein<br />

breites Angebot an Gruppenverfahren:<br />

soziale Kompetenztrainings, Gruppen<br />

für Kinder psychisch kranker Eltern, für<br />

Scheidungskinder und weitere.<br />

Ein anderes Angebot sind psychologische<br />

Beratungen für Lehrerkollegien<br />

und Schulungen für Lehrer und<br />

Erzieherinnen in der Erkennung von<br />

Kin<strong>des</strong>missbrauch. Letztere führen wir<br />

als Moderatoren gemeinsam mit Ärzten,<br />

der Kriminalpolizei, Familienrichtern<br />

und Jugendämtern durch. Weitere<br />

Projekte finden zu den Themen Hospiz<br />

und Sterben in Familien sowie Entwicklungsdiagnostik<br />

bei Kindergartenkindern<br />

statt. Diese Arbeit wird von zwölf<br />

therapeutischen Fachkräften durchgeführt.<br />

Meine Aufgabe besteht in der<br />

fachlichen und wirtschaftlichen Leitung,<br />

der Personal- und Organisationsentwicklung<br />

und der Publikation unserer<br />

Arbeit, beispielsweise in Fachartikeln<br />

und Herausgeberwerken oder durch<br />

Vorträge auf Fachtagungen.<br />

Zu Ihren Arbeitsschwerpunkten zählt<br />

auch das Coaching und die Führungskräfteschulung.<br />

Welche Aufgabe<br />

kann hierbei ein Psychologe übernehmen?<br />

In meiner freiberuflichen Tätigkeit in<br />

einem Netzwerk befreundeter Psychologen<br />

konzipiere ich Assessments, Coachings<br />

und Trainings und führe diese<br />

für Führungskräfte durch. Unternehmen<br />

schicken dabei ihre Leistungsträger zu<br />

ein- oder mehrtägigen Assessments, in<br />

denen ihre psychologische Eignung zur<br />

Wahrnehmung von Führungsaufgaben<br />

geprüft wird und in einem Gutachten<br />

von uns gezielte Entwicklungsempfehlungen<br />

abgegeben werden. Die Teilnehmer<br />

kommen aus Deutschland und<br />

weltweiten Unternehmensstandorten,<br />

Cani Community<br />

142<br />

143


Fortsetzung von Seite 143<br />

Cani Community<br />

die Arbeitssprache ist meistens Englisch.<br />

Das Coaching wird von Menschen mit<br />

Führungsverantwortung in Unternehmen,<br />

Hochschulen, Gesundheits- oder<br />

Sozialeinrichtungen genutzt. Zielgruppe<br />

ist die Ebene der Geschäftsführer, Direktoren<br />

und Abteilungsleiter. Im Coaching<br />

stehen Strategie-Themen und persönliche<br />

Fragen im Fokus, zu denen ein<br />

vertrauliches Gespräch gesucht wird. In<br />

der Regel wird thematisiert, was hinter<br />

den Kulissen der Organisation stattfindet:<br />

Schattenseiten von Erfolg, Konflikte<br />

in der Organisation, berufliche Überbeanspruchung,<br />

Umgang mit Niederlagen,<br />

Ängsten oder Krisen.<br />

Viele Klienten wollen klären, wie sie<br />

ihre persönlichen Wertvorstellungen an<br />

ihrem Arbeitsplatz realisieren können.<br />

In psychologischen Trainings geht es um<br />

die Vermittlung verschiedener Methoden,<br />

etwa zur kollegialen Beratung, zur<br />

Konfliktlösung, Verhandlungsführung<br />

oder Selbststeuerung. Psychologische<br />

Managementberatung, wie ich sie verstehe,<br />

will einen Beitrag zur Humanisierung<br />

der Arbeitswelt leisten.<br />

Sie haben auch Lehraufträge an der<br />

Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin<br />

und an der Uni Münster übernommen.<br />

Was hat sie an dieser akademischen<br />

Lehrtätigkeit gereizt?<br />

Die zentrale Stärke der Psychologie<br />

liegt in der System-Analytik, dem<br />

Wechselspiel zwischen Individuum und<br />

Kontext. Die Psychologie kann in vielen<br />

Ausbildungs- und Arbeitsfeldern im<br />

Sinne einer modernen Leitwissenschaft<br />

ausgesprochen nützlich sein. Mich reizt<br />

der Theorie-Praxis-Transfer und die<br />

Ausbildung motivierter Studierender.<br />

Da ich meinen Beruf sehr gerne ausübe,<br />

vermittle ich <strong>des</strong>sen Wissen, Methoden<br />

und Haltungen mit Überzeugung. Die<br />

psychologische Ausbildung hat den<br />

Vorteil, dass sie sowohl eine intellektuelle<br />

wie auch eine emotionale Herausforderung<br />

darstellt. Als ich 2009 eine<br />

Berufung als Professor an eine Berliner<br />

Hochschule erhalten habe, konnte ich<br />

mir allerdings nicht vorstellen, auf die<br />

Vielfalt und das Interessante meiner<br />

heutigen Tätigkeit zu verzichten und<br />

ausschließlich zu lehren.<br />

Es wird oft behauptet, Lehrer müssten<br />

heute neben ihrer eigentlichen<br />

Aufgabe der Wissens- und Wertevermittlung<br />

immer mehr auch<br />

die Aufgaben von Sozialarbeitern<br />

wahrnehmen. Haben Sie als Psychologe<br />

in diesem Zusammenhang auch<br />

mit Schulen Erfahrungen sammeln<br />

können?<br />

Ich habe einige Jahre auch Schulkollegien<br />

beraten und inzwischen einen<br />

enormen Respekt vor der großen und<br />

anspruchsvollen Leistung, die viele<br />

Lehrer erbringen. Meine Überzeugung<br />

ist, dass Lehrer nicht nur Schulfächer<br />

unterrichten, sondern Menschen bilden<br />

und die Bildung von Menschen ist nur<br />

um den Preis einer auf Schüler- und<br />

Lehrerseite phasenweise auch anstrengenden<br />

Auseinandersetzung zu haben.<br />

Das impliziert, dass die Schule nicht nur<br />

Kinder, sondern auch Lehrer entwickelt<br />

und verändert. Bildung verstehe ich als<br />

lebenslangen und interaktiven Prozess.<br />

Da man auf diesem langen Weg auch<br />

soziale Konflikte und Probleme erfahren<br />

wird, sollte vor allem eingeübt werden,<br />

partnerschaftliche Umgangs- und Lösungskompetenzen<br />

aufzubauen. Könnte<br />

es dafür einen wirkungsvolleren sozialen<br />

Lernort geben als die Schule?<br />

Angesichts der Tatsache, dass die familiäre<br />

Sozialisation instabiler geworden<br />

ist, wünsche ich betroffenen Kindern<br />

Lehrer, zu deren Werteverständnis es<br />

gehört, menschlicher Ansprechpartner<br />

auch in Problemzonen zu bleiben. Das<br />

wünsche ich auch den Lehrern selbst.<br />

Empirische Studien belegen nämlich<br />

positive Effekte für die Gesundheit von<br />

Lehrern, die fachlich und als Person wirkungsvollen<br />

Einfluss ausüben und für<br />

ihre Arbeit und ihre Schüler brennen.<br />

Lehrer sind als Personen und menschliche<br />

Ansprechpartner für Schüler<br />

wichtiger, als sie selbst es glauben. Ich<br />

weiß natürlich, dass man diese Art von<br />

personalem Engagement von niemandem<br />

per Dienstvertrag fordern kann.<br />

Ich weiß aber auch, dass Schüler sich<br />

mit Blick auf Lehrer fragen: „Macht der<br />

seine Arbeit gerne? Hat der mich persönlich<br />

im Blick oder macht der das nur,<br />

weil er Geld für seine Arbeit bekommt?“<br />

Hat das <strong>Canisianum</strong> Sie in irgendeiner<br />

Weise hinsichtlich der Berufswahl<br />

beeinflusst?<br />

Für mein heutiges Tätigkeitsprofil gab<br />

es sicher kein konkretes Modell, aber<br />

durchaus wirksame Einflüsse. In den<br />

Romanen und Gedichten meiner Leistungskurse<br />

Englisch und Französisch<br />

sowie im Fach Deutsch wurden existentielle<br />

menschliche Themen behandelt,<br />

deren psychologische Facetten mich<br />

damals weit über den Unterricht hinaus<br />

beschäftigt und interessiert haben. Die<br />

Lehrerin und Lehrer dieser Fächer haben<br />

mich nachhaltig für das Lesen und<br />

die Auseinandersetzung mit Literatur<br />

begeistert. Die Textarbeit war eine Art<br />

psychologisches Propädeutikum.<br />

Dabei lernte man Akteure und<br />

deren Bedingungskontexte zu verstehen.<br />

Es gab damals bei mir eine erste vage<br />

Cani Community<br />

144<br />

145


Fortsetzung von Seite 145<br />

Cani Community<br />

Idee von den interessanten Dimensionen<br />

der Psychologie, die dann alle<br />

meine Erwartungen mehr als erfüllt hat.<br />

Was haben Sie für Erinnerungen an<br />

Ihre eigene Schulzeit am <strong>Canisianum</strong>?<br />

In einer Gesellschaft, die kommerzielle<br />

Aspekte hochschätzt und nicht-kommerzielle<br />

Lebensbereiche indirekt abwertet,<br />

wird vielfach auch die Schule als<br />

System aufgefasst, das einer instrumentellen<br />

Verwertungslogik entsprechen<br />

soll. Weil ich das kritisch sehe, möchte<br />

ich hier besonders einen Aspekt hervorheben.<br />

Es gab zu meiner Schulzeit noch<br />

die Chance, gemeinsamen Zeitwohlstand<br />

mit Freunden zu genießen. Ich<br />

bin ein eher undisziplinierter Schüler<br />

mit einer Vorliebe für Lieblingsaufgaben<br />

gewesen. Mein schulisches Leistungsverhalten<br />

hätte die Prognose <strong>des</strong> beruflichen<br />

Erfolgs, die Erwartung hoher<br />

Leistungsorientierung und von späterem<br />

Verantwortungsbewusstsein nicht zwingend<br />

nahegelegt. Auf unserer Abi-Feier<br />

verabschiedete uns damals Herr Hürfeld<br />

mit dem Kant‘schen Ideal: „Wage es,<br />

auch im Gegensatz zu den Strömungen<br />

deiner Zeit, den Mut zu deiner eigenen<br />

Meinung zu finden.“ Das war und ist<br />

einfach gesagt und gleichzeitig doch bei<br />

Menschen eher selten anzutreffen. Wenn<br />

ich mich an meine Schulzeit erinnere,<br />

fallen mir Lehrer ein, die dieses Ideal<br />

glaubwürdig vertreten haben.<br />

Haben Sie noch Kontakte zu ehemaligen<br />

Mitschülern Ihrer Jahrgangsstufe<br />

oder war das Abitur eher der Anlass,<br />

alte Verbindungen hinter sich abzubrechen<br />

und sich Neuem zuzuwenden?<br />

Zwei meiner besten Freunde habe ich<br />

am Cani kennengelernt, ohne damals zu<br />

wissen, dass sich daraus jahrzehntelange<br />

Freundschaften entwickeln würden. Losen<br />

Kontakt habe ich noch zu mehreren<br />

MitschülerInnen. Mit zwei Ex-Canisianern<br />

arbeite ich gerade beruflich in einem<br />

zweijährigen EU-Projekt und treffe<br />

sie regelmäßig in europäischen Partnerländern.<br />

Wenn ich einmal in Berlin bin,<br />

gehe ich gerne zu einem Stammtisch,<br />

der von den dort anwesenden Ex-CanisianerInnen<br />

in Anspielung auf Lüdinghausen<br />

„Das Dorf “ genannt wird. Auf<br />

meinem persönlichen und beruflichen<br />

Weg nach der Zeit am Cani haben sich<br />

natürlich viele neue Verbindungen und<br />

enge Freundschaften entwickelt.<br />

Herzlichen Dank für das Gespräch und<br />

alles Gute für Sie und Ihre Familie!<br />

Bernadette Osthoff absolviert „Soziales Jahr“ in Italien<br />

Mehr als nur „la dolce vita“<br />

Als der lang ersehnte Brief endlich kam,<br />

war die Freude erst einmal riesengroß.<br />

Doch noch im gleichen Moment wurde<br />

der letztjährigen Cani-Abiturientin<br />

Bernadette Osthoff erst richtig bewusst,<br />

worauf sie sich da eigentlich eingelassen<br />

hatte: ein ganzes Jahr, weit weg von Familie<br />

und Freunden, in einem fremden<br />

Land. Aber der Stein war ins Rollen gekommen<br />

und so stürzte sich Bernadette<br />

in die arbeitsintensive Organisation<br />

ihres „Freiwilligen Sozialen Jahres“ .<br />

Auch wenn ihr eigentliches Abenteuer<br />

„Freiwilliges Jahr“ erst im September<br />

2011 beginnen sollte, hatte sie<br />

bereits in den Monaten zuvor alle Hände<br />

voll zu tun. Sie nahm Italienisch-Unterricht,<br />

baute sich einen eigenen Spenderkreis<br />

auf, der einen Teil ihres Austauschjahres<br />

finanzieren sollte, und stattete der<br />

Die malerische Kulisse<br />

Veronas im Rücken (v. l.):<br />

Mitorganisatorin Stefania<br />

Padovani, die Freiwilligen<br />

Lea, Bernadette und Anna<br />

sowie Organisator Roberto<br />

Alberti.<br />

norditalienischen Stadt Verona einen<br />

dreitägigen Besuch ab. Neben anderen<br />

Mitfreiwilligen lernte Bernadette dort<br />

auch ihre Organisation „Don Calabria“<br />

genauer kennen. „Während meiner<br />

Abi -Vorbereitungen war das alles aber<br />

schon ganz schön stressig“, gestand die<br />

Lüdinghauserin.<br />

Um jedoch einen ersten Eindruck<br />

von dem Bevorstehenden zu gewinnen,<br />

hatten Bernadette gerade diese Tage viel<br />

gebracht. Zum ersten Mal lernte sie das<br />

Leben in einer sogenannten „Comunità“<br />

kennen, einem äußerlich normalen<br />

Wohnhaus, in dem Jungen zwischen<br />

15 und 19 Jahren leben. Sie alle weisen<br />

mehr oder minder schwere psychische<br />

Probleme und Verhaltensauffälligkeiten<br />

auf, weswegen ein „normales Leben“ bei<br />

ihren Familien nicht möglich ist. Statt-<br />

Cani Community<br />

146<br />

147


Ein wenig Zeit, das Land zu<br />

erkunden, blieb Bernadette<br />

Osthoff aber doch.<br />

Fortsetzung von Seite 147<br />

Cani Community<br />

<strong>des</strong>sen werden sie in einer Comunità<br />

von „Eduktoren“ betreut.<br />

In ihrem Freiwilligen Jahr kümmerte<br />

sich Bernadette Osthoff um diese Jungen.<br />

Zwar lebte sie zusammen mit drei<br />

weiteren Freiwilligen aus Deutschland<br />

in einem Appartement in Verona, doch<br />

fünfmal die Woche machte sie sich auf<br />

den einstündigen Weg nach Sona, dem<br />

italienischen Dorf, in dem die Comunità<br />

liegt.<br />

Dort angekommen, gehörte es unter<br />

anderem zu ihren täglichen Aufgaben,<br />

Essen zu kochen, den Jungen bei ihren<br />

Hausaufgaben zu helfen und sie zum<br />

Lernen zu motivieren. Doch die Kommunikation<br />

war alles andere als leicht:<br />

„Am Anfang konnte ich einfach noch<br />

nicht diskutieren, da fehlten mir noch<br />

die Wörter.“ Besonders geholfen haben<br />

Bernadette bei diesen Erfahrungen allerdings<br />

ihre Mitfreiwilligen: „Wir haben<br />

viel geredet und unsere Erfahrungen<br />

gemeinsam verarbeitet.“<br />

Und so bewältigte die 20-Jährige<br />

die schwierige Anfangsphase und stellte<br />

nach den ersten vier Monaten glücklich<br />

fest, „dass ich von den Jungen angenommen<br />

werde und sie sich mir gegenüber<br />

öffnen“. So gab es eines Abends sogar ein<br />

Gute-Nacht-Küsschen von einem Jungen,<br />

der unter einer besonders starken<br />

psychischen Beeinträchtigung litt.<br />

Mit Begeisterung erzählt Bernadette<br />

Osthoff davon, wie sie mit „ihren<br />

Jungs“ sogar eine Woche Urlaub am<br />

Meer gemacht hat. Und nicht nur das:<br />

Mit neuen Freunden, die sie in Italien<br />

gefunden hatte, reiste Bernadette gleich<br />

durch das ganze Land – vom Gardasee<br />

bis nach Sizilien, durch Rom, Neapel<br />

und Venedig.<br />

Heimweh? Das sei bei ihr nie aufgekommen,<br />

versichert Bernadette heute.<br />

Aber ob sie denn nie etwas vermisst<br />

habe? Da beginnt Bernadette zu grinsen.<br />

„Doch ja, eine Sache gäbe es da wohl:<br />

dunkles Körnerbrot.“ WN<br />

Alles dreht sich bei ihr um die Musik.<br />

„Hip Hop“ hat Paula Schlüter ebenso<br />

auf ihrem MP3-Player wie Klassik. Das<br />

ist kein Wunder, denn sie spielt Oboe<br />

und ist ein musikalisches Talent, das<br />

im Januar <strong>2012</strong> den ersten Platz beim<br />

Wettbewerb „Jugend musiziert“ in<br />

ihrer Altersklasse belegt hat. Aber die<br />

17-jährige Cani-Schülerin stand nicht<br />

nur bei diesem Nachwuchswettbewerb<br />

im Rampenlicht. Beifall erntete sie auch<br />

beim letzten von sechs Neujahrskonzerten,<br />

bei dem sie als Solistin auftrat.<br />

Musikern sagt man nach, sie seien<br />

Individualisten. Das trifft auf Paula nicht<br />

zu, denn sie versteht sich als Teamplayer.<br />

Viel Beifall erhielt Paula Schlüter (l.) beim letzten Neujahrskonzert.<br />

Paula Schlüter gewinnt Wettbewerb „Jugend musiziert“<br />

Als Teamplayerin an der Oboe<br />

Ihr Wunsch war es, in einem Orchester<br />

zu spielen. Aus diesem Grunde wechselte<br />

sie vor Jahren auch das Instrument<br />

– vom Klavier zur Oboe. „Ich möchte<br />

mit vielen Leuten etwas gemeinsam<br />

erarbeiten. Alle bewegen sich auf ein gemeinsames<br />

Ziel zu. Das ist faszinierend“,<br />

sagt die Zwölftklässlerin. Ein Jahr lang<br />

spielte sie im Vororchester <strong>des</strong> Musikschulkreises<br />

Lüdinghausen, seit drei<br />

Jahren gehört sie zum Team <strong>des</strong> großen<br />

Orchesters.<br />

Seit Dezember letzten Jahres war<br />

die Schülerin im Dauerstress. Täglich<br />

wurde für den Wettbewerb und die Neujahrskonzerte<br />

geprobt. „Das hat aber<br />

Cani Community<br />

148<br />

149


Fortsetzung von Seite 149<br />

Cani Community<br />

auch Spaß gemacht“, versichert Paula.<br />

Auch die Konzertreise mit dem Orchester<br />

nach Israel war für sie ein Meilenstein.<br />

„Mit einer solchen Herzlichkeit in<br />

Israel empfangen zu werden, hatte ich<br />

nicht erwartet“, versichert sie.<br />

Das Jugend-Sinfonieorchester ist<br />

übrigens nicht das einzige Team, in<br />

dem Paula spielt. Sie gehört auch dem<br />

sinfonischen Blasorchester „Westfalen<br />

Winds“ an und spielt in Coesfeld bei<br />

verschiedenen Projekten mit. „Ich bin<br />

froh, dass mir meine Eltern so etwas<br />

ermöglichen“, versichert sie glaubhaft.<br />

Da bleibt für andere Hobbys nicht mehr<br />

viel Zeit – es dreht sich halt alles um die<br />

Oboe und um etwas Klavier.<br />

Ist die Musik ihre Zukunft? Das „Ja“<br />

wird von einem „Aber“ begleitet. Musik<br />

studieren will sie nicht, aber beruflich<br />

soll das Musikalische auf Dauer schon<br />

eine Rolle bei ihr spielen. „Musikkritikerin“<br />

wäre da eine Option. Außerdem will<br />

sie ihrem Instrument auf jeden Fall die<br />

Treue halten und sich stetig verbessern.<br />

Jetzt kommt jedoch zunächst einmal<br />

das Abi, versichert die Cani-Schülerin<br />

aus Nordkirchen. Danach macht sie erst<br />

einmal ganz etwas anderes: So schwebt<br />

ihr zum Beispiel ein freiwilliges soziales<br />

Jahr in Südamerika vor. WN<br />

Impressum <strong>2012</strong>:<br />

Herausgeber: <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> Lüdinghausen in Zusammenarbeit mit dem „Verein der<br />

Freunde und Förderer <strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> e.V.“ und dem „Gymnasialverein St. Canisius e.V.“<br />

Redaktion: Gerold Meischen, Wolfgang Urbaniak · Konzeption, Layout und Satz: Rudolf Müller, müller<br />

mixed media / Designbüro · Druck: Druckerei Rave, Ottmarsbocholt · Fotos, sofern nicht im Innenteil<br />

benannt: Cani-Community<br />

Diese Ausgabe der Schulzeitung wird allen Freunden und Förderern <strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong><br />

kostenlos zugestellt in der Hoffnung, dass unsere Schulgemeinschaft durch eine stetig zunehmende<br />

Zahl von Mitgliedern auch in den kommenden Jahren blüht, wächst und gedeiht.<br />

www.canisianum.de · info@canisianum.de<br />

Impressum<br />

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