Jahrbuch 2012 - Förderverein des Canisianum - Gymnasium ...
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Ausgabe 35 | August <strong>2012</strong><br />
<strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> Lüdinghausen
Chronogramm*<br />
auf das Jahr<br />
<strong>2012</strong><br />
CIVItates qVae aerIs aLIenI onVs<br />
VsVrasqVe graVIter VeXantes<br />
VersVra VetIta soLVVnt<br />
progenIeM prIVant<br />
faCVLtate frVgaLIter VIVenDI.<br />
[ ]<br />
Staaten, die ihre Schulden und<br />
schwer lastenden Zinsverpflichtungen<br />
mittels unzulässiger Neuverschuldung bezahlen,<br />
berauben künftige Generationen der Möglichkeit,<br />
in wirtschaftlich soliden Verhältnissen zu leben.<br />
Heinrich Hürfeld<br />
*<br />
Die durch Größe und Fettdruck hervorgehobenen<br />
römischen Zahlenbuchstaben ergeben addiert das<br />
Jahr <strong>2012</strong>.
unsere schule<br />
Ausgabe 35<br />
August <strong>2012</strong><br />
Die Überschrift „unsere Schule<br />
<strong>2012</strong>“ ist etwas irrführend. Es<br />
geht ja um den Zeitraum 2011.<br />
<strong>2012</strong> ist ja nur das Erscheinungsdatum.<br />
Wie können wir das lösen?<br />
Vielleicht so, wie vorgeschlagen,<br />
mit Erscheinungsdatum.<br />
Vorwort der Redaktion 6<br />
Träger und Förderer<br />
8500 Euro für die Fachschaften 7<br />
Neue Info-Monitore am Cani 8<br />
Schule ist auch Lebensgemeinschaft 9<br />
Einführung <strong>des</strong> neuen Schulleiters 11<br />
Chronogramm zur Amtseinführung 13<br />
Abitur 2011<br />
Mit Mut in die neue Zeit 14<br />
Die Abiturrede 2011 19<br />
Schule und Projekte<br />
Unsere neuen Fünftklässler 23<br />
1944 in der Normandie gelandet 25<br />
Zehn Jahre Amnesty am Cani 28<br />
Cambridge lässt grüßen 30<br />
Drei Tage im Altenheim 31<br />
Zertifikate für Französisch-Asse 33<br />
Schnuppern erwünscht 34<br />
Cani-Mathematiker erfolgreich 35<br />
Katapult trifft präzise 36<br />
Neue Sicht auf ihre Mitmenschen 37<br />
Roma – ausgegrenzt u. abgeschoben 39<br />
Das Cani ist „Schule der Zukunft“ 41<br />
Da freute sich Herr Borgmann 42<br />
„Ohne Geld geht es nicht“ 44<br />
Frischer Wind für eine alte Tradition 45<br />
Spaß an Elektromobilität 47<br />
Taizé-Gottesdienst am<strong>Canisianum</strong> 48<br />
Kunst und Kultur<br />
„Meine Schwester Sara“ 49<br />
Gesang mit Gänsehaut-Feeling 51<br />
„Musik ist mein Ein und Alles“ 53<br />
„Ich bin doch ein guter Vater!“ 54<br />
Gerrit Jütte sang die „Winterreise“ 56<br />
Erfolgreiches Proben-Wochenende 57<br />
Schülertheater mit Prädikat 58<br />
Theaterfahrt nach Bochum 60<br />
Vorlesen macht Freude! 61<br />
Rieke Escher vertrat das Cani 63<br />
Die ganze Schule machte mit 64<br />
Sport und Spiel<br />
Beim Stadtfestlauf erfolgreich 66<br />
Cani-Volleyballer NRW-Vizemeister 67<br />
Cani Kreismeister im Tischtennis 68<br />
Cani-Gruppe lief 25 Kilometer 69<br />
6c mit hoher Quote 70<br />
Cani-Erfolg bei Sportabzeichen 71<br />
Partner und Freunde<br />
Kooperation zum Wohle der Schüler 72<br />
Grillparty für Gäste aus dem Norden 74<br />
Canisianer auf Spuren Shakespeares 75<br />
Kontakte zum Carolinum vertieft 76<br />
Reisen und Lernen<br />
Durch Schlick und Kuhdung 78<br />
Englisch-LK auf Lodontour 80<br />
„Durst ist schlimmer als Heimweh“ 84<br />
Fernsehstudios und Mahnmal 86<br />
Fünf Tage Koffer in Berlin 89<br />
Medien-Einfluss und Verantwortung 92<br />
Guinness und grüne Briefkästen 95<br />
Horn-Bad und Externsteine I 96<br />
Horn-Bad und Externsteine II 98<br />
Von Pumas und Pistenfahrten 99<br />
Inspirationsquelle TAIZÉ 101<br />
Von Mykene bis Matala 104<br />
Menschen und Momente<br />
Glückwünsche /Veränderungen 105<br />
Was macht das Schulträgerbüro? 106<br />
„Täglicher Wahnsinn“ im Schulbüro 109<br />
Pädagoge mit Leidenschaft 112<br />
Ein Freund der Weisen tritt zurück 115<br />
Einer, der klare Worte findet 118<br />
Ein Pensionär in der Normandie 120<br />
Ein engagierter Streiter 122<br />
Ein Leben für die Seelsorge 124<br />
In memoriam „Johnny“ 125<br />
Vermischt und aufgeschrieben<br />
Geschichte <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> II 127<br />
Drastische Bildersprache 136<br />
„Das ist überhaupt nicht schlimm!“ 137<br />
Verbeugung zur Begrüßung 138<br />
Über einen unbekannten Helden 140<br />
Cani-Community<br />
Interview Dr. Stephan Rietmann 142<br />
Mehr als nur „la dolce vita“ 147<br />
Als Teamplayerin an der Oboe 149<br />
Impressum 151<br />
Inhalt<br />
Inhalt<br />
4<br />
5
Vorwort der Redaktion<br />
Vorwort<br />
Schulleiter haben bekanntlich die Aufgabe,<br />
die ihnen anvertraute Schule sicher<br />
durch einen nicht selten tückischen<br />
Alltag zu manövrieren. Dass sie darüber<br />
hinaus mit der Erwartung konfrontiert<br />
werden, die Schule auf überzeugende<br />
Weise auch nach außen zu vertreten,<br />
macht die übernommene Aufgabe sicher<br />
nicht leichter. Kontinuität und produktive<br />
Ruhe scheinen wichtige Voraussetzungen<br />
für die Befriedigung der<br />
angesprochenen Erwartungen zu sein.<br />
Doch das zurückliegende Cani-Jahr<br />
hatte auf den ersten Blick eher Gegensätzliches<br />
zu bieten. Herr Stutznäcker,<br />
der bisherige Schulleiter, musste sich<br />
aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen<br />
und Herr Schweers übernahm<br />
als stellvertretender Schulleiter das<br />
Kommando, bevor dann die „Westfälischen<br />
Nachrichten“ im November Herrn<br />
Dahmen als neuen Repräsentanten<br />
der Schulgemeinde ankündigten. 2011<br />
scheint also für den Außenstehenden<br />
ein Jahr der Brüche und der Unruhe<br />
gewesen zu sein – und doch war es dies<br />
nur am Rande. Vor allem war es wie so<br />
oft ein Jahr der positiven Leistungen,<br />
der vielfältigen Aktivitäten, der Kreativität<br />
und der Stärkung der Schulgemeinschaft.<br />
Zu all diesen Bestandteilen unseres<br />
lebendigen Schullebens bietet unsere<br />
Chronik wieder Zahlreiches zur Lektüre<br />
an – sei es, um es erstmalig zur Kenntnis<br />
zu nehmen oder um sich schmunzelnd<br />
an Erlebtes und mit berechtigtem<br />
Stolz an Gelungenes zu erinnern.<br />
Zum Schluss bedanken wir uns bei<br />
dem Verein der Freunde und Förderer<br />
unserer Schule sowie dem Schulträger<br />
für ihre maßgebliche Unterstützung,<br />
bei den zahlreichen Autorinnen und<br />
Autoren der nachfolgenden Berichte, bei<br />
der Lokalredaktion der „Westfälischen<br />
Nachrichten“ für die Bereitstellung<br />
wichtigen Text- und Bildmaterials und<br />
nicht zuletzt bei unserem langjährigen<br />
Redaktionsmitglied Willi Schmitt, das<br />
uns ungeachtet seiner Pensionierung<br />
tatkräftig unterstützt hat. Und jetzt? Jetzt<br />
wünschen wir natürlich auch im 35. Jahr<br />
unseres Erscheinens allen Leserinnen<br />
und Lesern viel Freude bei der Lektüre<br />
<strong>des</strong> Jahresrückblicks.<br />
Gerold Meischen, Wolfgang Urbaniak<br />
8500 euro für die Fachschaften<br />
Auf der Hauptversammlung <strong>des</strong> Fördervereins<br />
unserer Schule Anfang Juli 2011<br />
begrüßte die Vorsitzende Barbara Fellermann<br />
besonders Herrn Ulrich Schweers<br />
als amtierenden und Herrn Heinz Hürfeld<br />
als ehemaligen Schulleiter.<br />
In seinem Jahresbericht ging Geschäftsführer<br />
Robert Schulze Forsthövel<br />
dann auf die vielfältigen Aktivitäten <strong>des</strong><br />
Fördervereins ein. Neben den einzelnen<br />
Fachschaften konnten auch das Projekt<br />
„Fair Mobil“ (soziales Lernen für die<br />
Jahrgangsstufe 5), die Kajak-AG und die<br />
Erstellung der Jahresbroschüre „Unsere<br />
Der alte und neue Vorstand <strong>des</strong> Fördervereins mit der Vorsitzenden Barbara<br />
Fellermann (2.v.l.) und den drei Jubilaren Ulrich Schweers (5.v.l.), Ulrich Temme<br />
(3.v.r.) und Josef Edelbusch (2.v.r.).<br />
Hauptversammlung <strong>des</strong> Fördervereins zieht Bilanz<br />
Schule“ unterstützt werden. Im Einvernehmen<br />
mit dem Lehrerkollegium floss<br />
den Fachschaften Kunst, Sport, Biologie,<br />
Physik, Chemie, Religion und Erdkunde<br />
ein Großteil der finanziellen Mittel von<br />
mehr als 8500 Euro zu.<br />
Der Kassenverwalter Franz-Josef<br />
Hörsken gab bekannt, dass der Förderverein<br />
am Ende <strong>des</strong> letzten Schuljahres<br />
549 Mitglieder hatte. In den vorangegangenen<br />
Monaten wurden wiederum<br />
die Eltern der Fünftklässler gezielt angesprochen,<br />
um sie für den Förderverein<br />
zu gewinnen. Franz-Josef Hörsken zeigte<br />
Träger und Förderer<br />
6 7
Volksbank als Sponsor<br />
Träger und Förderer<br />
Fortsetzung von Seite 8<br />
sich erfreut über die Tatsache, dass viele<br />
Eltern auch nach dem Abgang ihrer<br />
Kinder von der Schule im Förderverein<br />
verbleiben. Die für die Schule insgesamt<br />
seit Gründung <strong>des</strong> Vereins bereitgestellten<br />
Mittel bezifferte er auf inzwischen<br />
über 396 000 Euro. Darüber hinaus<br />
teilte er dem Förderverein mit, dass er<br />
nach 26 Jahren sein Amt als Kassenwart<br />
niederlege. Bei den Wahlen wurden die<br />
Vorsitzende Barbara Fellermann, als<br />
Stellvertreterin Irmgard Rischen und als<br />
Geschäftsführer Robert Schulze Forsthövel<br />
einstimmig wiedergewählt. Stefan<br />
Berning konnte ohne Gegenstimme als<br />
Kassierer neu in den Vorstand gewählt<br />
werden. Anschließend bedankte sich<br />
Frau Fellermann im Namen <strong>des</strong> Fördervereins<br />
bei Franz-Josef Hörsken<br />
für die langjährige aufopferungsvolle<br />
Vorstandsarbeit und betonte, dass seine<br />
große Erfahrung dem Verein fehlen<br />
werde. Für 25 Jahre Mitgliedschaft<br />
bedankte sich die Vorsitzende bei Ulrich<br />
Schweers, Ulrich Temme und Josef Edelbusch,<br />
die alle dem Lehrerkollegium angehören.<br />
Ulrich Schweers bezifferte die<br />
Gesamtschülerzahl im letzten Sommer<br />
auf 920. Ferner ging er auf den anstehenden<br />
demografischen Wandel ein, der<br />
sinkende Schülerzahlen und in der Folge<br />
ein leicht verkleinertes Lehrerkollegium<br />
mit sich bringe. Er betonte aber: „Das<br />
<strong>Canisianum</strong> ist darauf vorbereitet.“ Zum<br />
Abschluss bedankte sich Ulrich Schweers<br />
im Namen der Schule beim Förderverein<br />
für die geleistete Arbeit. WN<br />
Neue Info-Monitore<br />
am Cani<br />
Wo schreiben die Zwölfer ihre LK-<br />
Klausur in Deutsch? Wo findet der<br />
Unterricht im Physik-Grundkurs<br />
statt? Welcher Lehrer vertritt wann<br />
den aktuell kranken Kollegen? All<br />
diese Informationen erfahren Schüler<br />
und Lehrerkollegium <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
stets aktuell auf einen Blick. Dieser<br />
sollte sich allerdings – in der Pausenhalle<br />
sowie im Lehrerzimmer – auf<br />
einen der beiden dort installierten<br />
Monitore richten. Realisiert wurde<br />
das Projekt fach- und medienkundig<br />
vom stellvertretenden Schulleiter<br />
Ulrich Schweers sowie von seinen<br />
Kollegen Klaus Reichel und Martin<br />
Koller. Dafür sei sogar eine eigene<br />
Software entwickelt worden, so<br />
Schweers. Finanzielle Unterstützung<br />
bei der Umsetzung gab es von der<br />
Volksbank Lüdinghausen-Olfen. Deren<br />
Vorstandssprecher Hans-Hinrich<br />
Kerken machte sich vor Ort selbst ein<br />
Bild von den hilfreichen Info-Monitoren.<br />
Die Bedeutung dieses modernen<br />
Informationssystems unterstrichen<br />
Renate Haltern, die Vorsitzende<br />
<strong>des</strong> Schulträgervereins, und Ulrich<br />
Schweers. Schließlich würden fast<br />
stündlich rund 1000 Schüler und Lehrer<br />
die Unterrichtsräume wechseln.<br />
Um hier ein Chaos zu vermeiden, gelte<br />
es, diese Bewegungen in geeignete<br />
Bahnen zu lenken.WN<br />
„Sie werden Ihren Mann wohl<br />
an uns abgeben müssen!“ Mit diesen<br />
Worten wandte sich Renate Haltern, die<br />
Vorsitzende <strong>des</strong> Gymnasialvereins, am<br />
07. März <strong>2012</strong> bei der offiziellen Begrüßung<br />
<strong>des</strong> neuen Cani-Chefs an <strong>des</strong>sen<br />
Ehefrau Gabriele und ließ damit keinen<br />
Zweifel daran, dass auf den neuen Leiter<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> eine große und auch<br />
zeitraubende Aufgabe warte.<br />
Misst man die Erwartungen an den<br />
Willkommen geheißen wurde der neue Cani-Schulleiter Michael<br />
Dahmen (5.v.l.) unter anderem von den Trägervertretern Renate Haltern<br />
(v.l.) und Stefan Roters, der Schulpflegschaftsvorsitzenden Dr. Heike<br />
Matthies, den Schülersprechern Max Kortendieck und Lukas Klunke,<br />
Bürgermeister Richard Borgmann, der Beigeordneten Christine Karasch<br />
und als Vertreter <strong>des</strong> Lehrerkollegiums Karl-Heinz Kocar.<br />
Michael Dahmen als neuer Cani-Direktor ins Amt eingeführt<br />
„ Die Schule ist auch eine<br />
Lebensgemeinschaft“<br />
„Neuen“ an der Zahl der Gäste, die erschienen<br />
waren, um den frisch gekürten<br />
Oberstudiendirektor willkommen zu<br />
heißen, könnten diese kaum größer sein.<br />
Neben Bürgermeister Richard Borgmann<br />
und der Beigeordneten Christine<br />
Karasch, dem ehemaligen Schulleiter<br />
Hartmut Stutznäcker, <strong>des</strong>sen Vorgänger<br />
Heinz Hürfeld, dem Vorsitzenden <strong>des</strong><br />
Kuratoriums der Stiftung <strong>Canisianum</strong>,<br />
sowie Vertretern der Eltern wie auch<br />
Träger und Förderer<br />
8<br />
9
Karl-Heinz Kocar zur Einführung <strong>des</strong> neuen Schulleiters<br />
Sehr geehrter Herr Dahmen,<br />
liebe Schülervertreter, meine sehr<br />
geehrten Damen und Herren!<br />
Fortsetzung von Seite 9<br />
Träger und Förderer<br />
der Schüler, den Leitern der anderen<br />
Schulen der Stadt und Geistlichen beider<br />
Kirchen war natürlich das gesamte<br />
Kollegium erschienen.<br />
„Wir bauen auf Sie“, gab Renate Haltern<br />
dem 55-jährigen Michael Dahmen<br />
mit auf den Weg, nicht ohne seinem<br />
Stellvertreter Ulrich Schweers für die<br />
„zuverlässige und professionelle“ Arbeit<br />
zu danken, die er in der Zeit der Vakanz<br />
geleistet habe.<br />
Michael Dahmen selbst machte<br />
deutlich, dass er das Ruder am Cani<br />
zügig in die Hand nehmen werde. Zuvor<br />
hatte die Schulpflegschaftsvorsitzende<br />
Dr. Heike Matthies ihn mit den Worten<br />
„Wir sind froh, dass das Schiff wieder<br />
einen Kapitän hat“ begrüßt und Heinz<br />
Hürfeld betonte: „Willkommen an<br />
Bord!“ „Tatkräftig und zielorientiert“<br />
wolle er seine neue Aufgabe gemeinsam<br />
mit der Schulgemeinschaft angehen,<br />
sagte Dahmen, der in Münster studiert<br />
hat und 26 Jahre als Lehrer für katholische<br />
Religion und Latein an dem<br />
ebenfalls privaten Don-Bosco-<strong>Gymnasium</strong><br />
<strong>des</strong> Salesianer-Ordens in Essen<br />
tätig war. Der gebürtige Niederrheiner<br />
betonte, dass die christliche Ausrichtung<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> den Ausschlag gegeben<br />
habe, sich auf die Schulleiterstelle zu<br />
bewerben. Für ihn sei Schule nicht nur<br />
eine „Lern-, sondern auch eine Lebensgemeinschaft“.<br />
Im Namen <strong>des</strong> Kollegiums begrüßte<br />
Karl-Heinz Kocar Michael Dahmen<br />
„erwartungsfroh“. Schülersprecher Max<br />
Kortendieck betonte das besondere<br />
Vertrauen, das das Verhältnis zwischen<br />
Schülern und Lehrern am Cani präge.<br />
Zum Abschluss warf Dahmen einen<br />
Blick in die Zukunft: Er wolle „relativ<br />
kurzfristig“ einen Prozess anstoßen, die<br />
Unterrichtsstunde am Cani von 45 auf<br />
60 Minuten auszudehnen.<br />
Seit Kurzem haben wir wieder einen<br />
neuen Bun<strong>des</strong>präsidenten. Mit einem<br />
recht ungewöhnlichen Maß an öffentlicher<br />
Zustimmung ausgestattet, wurde<br />
Joachim Gauck im März in dieses Amt<br />
gewählt. „Er steht für etwas!“, so lautet<br />
der Tenor der Kommentare bun<strong>des</strong>weit.<br />
Und dass sich so mancher noch wundern,<br />
vielleicht auch ärgern werde über<br />
die Ansichten eines Bun<strong>des</strong>präsidenten<br />
Gauck – diese Einschätzung wird meist<br />
mitgeliefert.<br />
Vielleicht das Erstaunlichste an der<br />
ganzen Geschichte: Ein gelernter evangelischer<br />
Pfarrer ist es, der da aus dem<br />
trüben Licht der Stasi-Unterlagen-Behörde,<br />
die er lange leitete, an die lichte<br />
Spitze unseres Staates getreten ist. Die<br />
Mehrheit der politischen Öffentlichkeit<br />
hat ihn ganz offenbar herbeigesehnt, den<br />
Glaubwürdigen, der tut, was er sagt, den<br />
differenzierenden Analytiker komplexer<br />
Probleme, der originelle Beiträge zur<br />
öffentlichen Debatte liefert und <strong>des</strong>sen<br />
Botschaften nicht nebulös bleiben, den<br />
Mutigen, der nicht bei jedem Widerstand<br />
in die Knie geht, einen, der aber<br />
auch die Gabe hat, andere gesellschaftspolitische<br />
Akzentuierungen ernst zu<br />
nehmen. Nicht zuletzt einen, der zuhören<br />
und auch dazu-lernen kann.<br />
Vielleicht stellen viele solcher<br />
Erwartungen an einen einzelnen<br />
Menschen ja auch nur erwartungsfrohe<br />
Projektionen dar. Es sind auf jeden Fall<br />
verständliche Reaktionen von Menschen,<br />
die doch in jüngster Zeit gehörig<br />
irritiert und <strong>des</strong>illusioniert worden sind.<br />
Und dennoch: Dass die Herzen vieler<br />
Deutscher gerade jetzt ausgerechnet<br />
einem evangelischen Prediger zufliegen,<br />
steht in einem zumin<strong>des</strong>t ebenso bemerkenswerten<br />
Gegensatz zu der Tatsache,<br />
dass die Kirchen zu Recht über leere<br />
Gottesdienste klagen.<br />
Wie ein Herr Gauck, so „steht“<br />
auch das <strong>Canisianum</strong> „für etwas“! Und<br />
Sie, lieber Herr Dahmen, stellen sich<br />
nun nicht nur dazu: Sie stellen sich an<br />
die Spitze! An die Spitze einer privaten<br />
Lehranstalt, die im Mainstream entfalteter<br />
Säkularität manchen Zeitgenossen<br />
recht anachronistisch anmuten mag. Um<br />
das Christliche soll es am Cani gehen,<br />
grundsätzlich und Tag für Tag. So lautet<br />
die in der Präambel zum Schulprogramm<br />
erklärte Absicht. Ist das nicht<br />
ein zu hehrer Anspruch? Überfordern<br />
Träger und Förderer<br />
10<br />
11
Fortsetzung von Seite 11<br />
Träger und Förderer<br />
wir uns damit nicht hoffnungslos? Oder<br />
spielen wir uns gegenseitig Theater vor?<br />
Kommt er dann nicht sehr schnell, der<br />
Vorwurf von Arroganz, Unglaubwürdigkeit<br />
oder Heuchelei? Und liegt der<br />
Verdacht nicht einfach nahe, dass wir<br />
hier nur eine verstaubte Ideologie mit<br />
uns herumtragen? Eine Ideologie, die<br />
vielleicht sogar die Freiheit der Schüler<br />
in besonderem Maße mit Füßen tritt,<br />
wie das der renommierte Filmemacher<br />
Heinrich Breloer erfahren musste, der<br />
vor 51 Jahren hier sein Abitur abgelegt<br />
hat? Reicht es denn wirklich nicht, sich<br />
auf guten Unterricht zu konzentrieren,<br />
unsere Schüler mit vielerlei „Kompetenzen“<br />
auszustatten und ansonsten für<br />
ein menschenfreundliches Lernklima<br />
zu sorgen? Schließlich ist ja klar, dass<br />
Bildung sich heute ganz wesentlich in<br />
der wissenschaftlichen Aneignung von<br />
Wirklichkeit ereignet.<br />
Eines sollte deutlich werden: Das<br />
Christliche kann von keinem exklusiv<br />
für sich reklamiert werden: von keiner<br />
Gruppe, keiner Partei, keiner Schule …<br />
Aber davon einmal abgesehen, habe ich<br />
in meinen nunmehr 36 Jahren als Cani-<br />
Lehrer - trotz mancher Ernüchterung<br />
- die erklärte christliche Leitidee in der<br />
Cani-Konzeption stets auch als zusätzlichen<br />
Impulsgeber begriffen: für eine<br />
vertiefte Besinnung auf Lebensziele bei<br />
Schülern und Lehrern, für die Vermittlung<br />
verbindlicherer Wertmaßstäbe, die<br />
sich in gegenseitiger Wertschätzung und<br />
solidarischer Aktion immer wieder unter<br />
Beweis zu stellen haben. Vieles blieb<br />
Stückwerk – aber trotzdem!<br />
Sie, lieber Herr Dahmen, kommen<br />
von einem <strong>Gymnasium</strong>, das den Namen<br />
von Don Bosco trägt, jenem Geistlichen<br />
aus der Mitte <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts, der<br />
sich in der Industrielandschaft Turins<br />
um verwahrloste Jugendliche kümmerte.<br />
Das <strong>Canisianum</strong> unterstützt seit vielen<br />
Jahren tatkräftig ein Straßenkinderprojekt<br />
in Brasilien. Ich sehe da eine große<br />
Gemeinsamkeit zwischen Ihrer alten<br />
und Ihrer neuen Schule. Aber es gibt<br />
sicher noch mehr Anknüpfungspunkte<br />
für uns …<br />
Kollegiumsintern, lieber Herr<br />
Dahmen, haben wir Ihnen ja bereits ein<br />
Geschenk überreicht: eine Schultüte, gut<br />
gefüllt mit einigen symbolischen Inputs.<br />
Hier nur noch dieses: Als Schulleiter<br />
trauen wir Ihnen viele weiter-führende<br />
Impulse zu, wenn sie sich erst einmal<br />
akklimatisiert haben – und dabei werden<br />
wir Sie kräftig unterstützen. Heute<br />
begrüße ich Sie im Namen <strong>des</strong> ganzen<br />
Kollegiums – erwartungsfroh – an Ihrer<br />
neuen Schule und wünsche Ihnen Gottes<br />
Segen!<br />
Chronogramm zur Amtseinführung <strong>des</strong> neuen Schulleiters <strong>2012</strong><br />
VsqVe pLenIs VeLIs naVIges<br />
atqVe perICVLI eXpers<br />
sCopVLos LVbrICos praeterVeharIs<br />
CanIsIanVM<br />
reCtore nVper eXqVIsIto atqVe eLeCto<br />
fortIter strenVeqVe gVbernante.<br />
Mögest Du, <strong>Canisianum</strong>, weiterhin mit vollem Wind segeln,<br />
ungefährdet vorbei an tückischen Klippen unter der Leitung<br />
eines neuen Kapitäns, der unerschrocken und engagiert<br />
den Kurs bestimmt. Heinz Hürfeld, 7.3.<strong>2012</strong><br />
Träger und Förderer<br />
12<br />
13
vlnr: Jahrgangsstufenleiter Urlich Temme, Bürgermeister Richard Borgmann, Marcel<br />
Willnow als Sprecher der Abiturienten und Nico Gernitz als Schülersprecher gratulierten<br />
und sprachen zu den Abiturienten und den Gästen.:<br />
124 Abiturienten waren erfolgreich<br />
Mit Mut in die neue Zeit<br />
Abitur 2011<br />
Als Mitte Juni 2011 die letzten Abiturienten<br />
mit noch leicht angespannten<br />
Gesichtern die Prüfungsräume<br />
verließen, war es endlich geschafft.<br />
Nach Wochen der Vorbereitung, <strong>des</strong><br />
Klausurstresses und der mündlichen<br />
Prüfungen konnte nun durchgeatmet<br />
werden.<br />
Die Freude war groß, denn alle 124<br />
Schülerinnen und Schüler, die zur<br />
Prüfung angetreten waren, hatten auch<br />
bestanden und damit die Hochschulreife<br />
erworben. Am 25.06. wurde die feierliche<br />
Verabschiedung mit einem ökumenischen<br />
Gottesdienst in der Pfarrkirche<br />
St. Felizitas eröffnet, bevor anschließend<br />
in der Aula <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> die Reifezeugnisse<br />
übergeben wurden.<br />
„Auch wenn wir Sie jetzt hinauswerfen,<br />
wird es natürlich Ihr Cani bleiben!“<br />
Mit ein wenig Wehmut entließ der<br />
bisherige Schulleiter Hartmut Stutznäcker<br />
den letzten Abiturjahrgang seiner<br />
Laufbahn am <strong>Canisianum</strong>. In den zwölf<br />
Jahren zuvor seien es sicher rund 1.000<br />
Schülerinnen und Schüler gewesen, die<br />
er mit ihren Abschlusszeugnissen „ins<br />
richtige Leben“ verabschiedet habe. Dieser<br />
Abiturientia gab er den Rat: „Gehen<br />
Sie mit Mut in die neue Zeit! Bleiben<br />
Sie nicht stehen bei den Klagenden und<br />
Zagenden! Haben Sie Illusionen!“<br />
Bürgermeister Richard Borgmann,<br />
der ebenfalls an der Verabschiedung<br />
teilnahm, betonte in seinem Grußwort,<br />
dass das künftige Leben die Möglichkeit<br />
biete, „Hauptdarsteller, Regisseur und<br />
Drehbuchautor“ zu sein – und das alles<br />
gleichzeitig. Das Leben sei „Geschichte<br />
Oben: Für ihr Engagement in der<br />
SV wurden Niko Gernitz, Janina<br />
Behlert, Isabel Kortenbusch und<br />
Pia Quante (v.l.) ausgezeichnet.<br />
Links: Eine besondere Auszeichnung:<br />
Jennifer Knepper,<br />
Alexander Heitkamp und Nora<br />
Steffens (v.l.) erhielten den Karlvon-Friesch-Preis<br />
für besondere<br />
Leistungen im Fach Biologie.<br />
Abitur 2011<br />
14<br />
15
Fortsetzung von Seite 13<br />
Abitur 2011<br />
Fortsetzung von Seite 15<br />
in Wort und Bild“. Dafür wünschte er<br />
den Abiturienten Mut und Glück.<br />
Marcel Willnow als Vertreter der<br />
Abiturentia betonte zu Beginn seiner<br />
Rede in Anspielung auf die Gutenberg-<br />
Plagiats-Affäre, dass er seinen Text<br />
„nicht aus dem Internet kopiert“ habe.<br />
Gleichzeitig verwies er mit hintergründigem<br />
Schmunzeln auf ein „kostenloses<br />
Online-Lexikon“, das ihm und vielen<br />
anderen in der Vergangenheit wertvolle<br />
Dienste geleistet habe. Auch freue er<br />
sich, dass „entgegen mancher Erwartung<br />
alle das Abitur geschafft haben“.<br />
Anschließend verabschiedete Jahrgangsstufenleiter<br />
Ulrich Temme auch<br />
im Namen seines Kollegen Rolf Gerdzen<br />
die Abiturienten mit den Worten: „Setzt<br />
euch realistische Ziele und verfolgt sie<br />
124 Jugendliche erhielten im <strong>Canisianum</strong> ihre Reifezeugnisse.<br />
In einer stimmungsvollen Feier wurden sie aus der Schule entlassen.<br />
mit Einsatz, Ausdauer sowie Begeisterung!“<br />
Musikalisch umrahmt wurde die<br />
Verabschiedung zum einen von dem<br />
Schüler Tobias Kreutz am Klavier und<br />
zum anderen von der Gesangseinlage<br />
eines Abiturientinnen-Chores. Den<br />
größten Applaus erntete allerdings die<br />
Lehrerin Antje Appel, denn sie konnte<br />
mit ihrer Interpretation <strong>des</strong> Whitney-<br />
Houston-Hits „One moment in time“<br />
Schüler, Eltern und Kollegen zu Begeisterungsstürmen<br />
hinreißen. Den Tag<br />
der Abiturientenentlassung beschloss<br />
schließlich der Abiturball, der in einem<br />
Festzelt an der Berenbrocker Schule<br />
ausgelassen gefeiert wurde.<br />
Der Zentrale Abiturausschuss<br />
setzte sich aus Hartmut Stutznäcker als<br />
Schulleiter, Dr. Uwe Carstens als<br />
Oberstufenleiter und Rolf Gerdzen<br />
sowie Ulrich Temme als Jahrgangsstufenleiter<br />
zusammen. Die Schülerinnen<br />
und Schüler wurden in den<br />
folgenden Leistungskursen unterrichtet:<br />
Biologie: Dr. Klemens Müller<br />
und Thomas Große Ahlert, Deutsch:<br />
Michael Leibold und Renate Hübner,<br />
Erdkunde: Günter Horn und als Kooperationskurs<br />
am St. Antoniusgymnasium,<br />
Englisch: Gerda Piotrowiak<br />
und Karsten Eppe, Französisch:<br />
Melanie Pohlmann/Willi Schmitt,<br />
Erziehungswissenschaften: Bettina<br />
Hermes, Geschichte: Clemens Herholz,<br />
Mathematik: Klaus Reichel und<br />
Sonja Eggersmann, Physik: Antje<br />
Appel. WN??<br />
Das <strong>Canisianum</strong> gratulierte folgenden<br />
Schülerinnen und Schülern zum<br />
bestandenen Abitur:<br />
Phillip Ahlert (Ascheberg), Judith<br />
Alders, Lisa Anders (Lüdinghausen),<br />
Ann Christin Aschoff (Nordkirchen),<br />
Franziska Austrup (Lüdinghausen),<br />
Johannes Bautz (Ascheberg), Bastian<br />
Frederik Becker, Teresa Beerens ,<br />
Janina Behlert, Christian Benölken<br />
(Lüdinghausen), Ina Franziska<br />
Borkenfeld (Olfen), Friederike<br />
Breuing (Nordkirchen), Alina Bücker<br />
(Lüdinghausen), Julia Dieckmann<br />
(Olfen), Lisa Diekmann (Ascheberg),<br />
Tobias Dom (Nordkirchen), Tobias<br />
Eckmann (Olfen), Christian<br />
Epping-Falke, Lukas Franke,<br />
Daniela Funk, Carina Gietmann<br />
(Lüdinghausen), Felix Godejohann,<br />
Teresa Grollmann, Simon Guder<br />
(Olfen), Vivien Güldenstein<br />
Abitur 2011<br />
16<br />
17
Fortsetzung von Seite 17<br />
Abitur 2011<br />
(Nordkirchen), Arthur Habermann<br />
(Lüdinghausen), Lukas Haddad, Nils<br />
Hansmann (Nordkirchen), Marcel<br />
Hartwig (Ascheberg), Jannik Heemann<br />
(Nordkirchen), Alexander Heitkamp,<br />
Lisa Hölscher (Lüdinghausen),<br />
Stephan Hölscher, Markus Holtmann<br />
(Ascheberg), Felix Hube, Sarah Jacobs<br />
(Olfen), Lisa Francisca Jimenez<br />
Ullrich (Lüdinghausen), Stella<br />
Kämmerer (Nordkirchen), Michael<br />
Karwot (Olfen), Timon Kayser,<br />
Benedikt Kemmann (Lüdinghausen),<br />
Lars Kersting, Kai Kiene, Leo<br />
Kiene (Nordkirchen), Alexander<br />
Kiskämper (Ascheberg), Hubertus<br />
Kleuter, Steffen Klüsener, Simon<br />
Kneilmann (Lüdinghausen), Jennifer<br />
Knepper, Nane Kristin Knümann,<br />
Jana Köhler (Olfen), Christopher<br />
Konik (Lüdinghausen), Anne Köppler<br />
(Olfen), Jan Korte, Erik Kortekamp,<br />
Jan Kortekamp, Isabel Kortenbusch,<br />
Julia Köster (Lüdinghausen), Marius<br />
Krüger (Olfen), Lisa Krzyzostaniak,<br />
Maximilian Kühn (Lüdinghausen),<br />
Lea Alexandra Kunze (Nordkirchen),<br />
Alexander Kurnosov (Lüdinghausen),<br />
Paula Lange (Olfen), Sven Maikötter,<br />
Annika Malkemper, Niklas Marquardt<br />
(Lüdinghausen), Vanessa Meerkamp,<br />
Carina Mengelkamp (Olfen), Kathrin<br />
Möllmann, Philipp Muhle, Enno<br />
Müller, Lisa Naber (Lüdinghausen),<br />
Johanna Nanni (Olfen), Fabian Nathaus<br />
(Lüdinghausen), Thilo Nehring, Gina<br />
Nemecsek (Olfen), Nicolai Pastoors,<br />
Jana Peppmüller (Lüdinghausen), Stefan<br />
Pflips (Olfen), Diana Pitzer (Ascheberg),<br />
Sebastian Poll (Olfen), Simon Portmann<br />
(Ascheberg), Anna-Katharina Pötter<br />
(Lüdinghausen), Friederike Prott,<br />
Jonas Prott (Olfen), Leonie Radke<br />
(Ascheberg), Pia Christine Raestrup,<br />
Nele Reicks, Kevin Reismann, Johannes<br />
Richter, Mareike Rohlf, Maximilian<br />
Ruffer, Laura Roxanne Rülk, Stefanie<br />
Schmidt (Lüdinghausen), Sarah<br />
Schnell, Alexander Schönmeier (Olfen),<br />
Robert Schulze Forsthövel, Manuel<br />
Seiche (Lüdinghausen), Thomas<br />
Seifert (Ascheberg), Raphael Seiler<br />
(Olfen), Suganya Shanmugaratnam,<br />
Krishna Shrestha (Lüdinghausen),<br />
Marina Sievert (Olfen), Max<br />
Sommer (Selm), Florian Sparding<br />
(Ascheberg), Christoph Speikamp<br />
(Lüdinghausen), Nora Steffens<br />
(Nordkirchen), Maria Steinemann,<br />
Eva Tennhoff (Lüdinghausen), Julian<br />
Theil, Jonas Thömke, Christian Thüner<br />
(Lüdinghausen), Marcel Traud (Olfen),<br />
Marian Tüns (Lüdinghausen), Sarah<br />
Venschott, Laura Vieth (Ascheberg),<br />
Sarah Weppelmann (Lüdinghausen),<br />
Marius Westhoff (Ascheberg), Kathrin<br />
Wichmann (Lüdinghausen), Marcel<br />
Willnow (Ascheberg), Christin<br />
Winkelmann (Lüdinghausen), Jannik<br />
Wortmann (Ascheberg) und Lisa<br />
Zumholz (Nordkrichen).<br />
Die Abiturrede 2011 von Hartmut Stutznäcker am 25. Juni 2011<br />
Liebe Abiturientinnen,<br />
liebe Abiturienten,<br />
sehr geehrte Damen und Herren,<br />
seit zwölf Jahren verabschiede ich nun<br />
von dieser Stelle die Abiturienten unserer<br />
Schule. Heute betrifft es Sie. Heute<br />
verabschiede ich Sie von einer Schule,<br />
die neun Jahre lang Ihre Schule war und<br />
es als <strong>Canisianum</strong> natürlich auch bleiben<br />
wird. Dies trifft am heutigen Tage<br />
aber auch auf mich zu, denn Sie wissen<br />
sicherlich, dass Sie der letzte Jahrgang<br />
sind, den ich verabschieden darf.<br />
Ich will heute mit Ihnen gedanklich<br />
der Frage nachgehen, die dieser<br />
Moment an uns alle stellt, an Sie, liebe<br />
Abiturientinnen und Abiturienten, an<br />
Sie, verehrte Eltern, an die Träger dieser<br />
Schule und nicht zuletzt an uns Lehrer.<br />
Wovon verabschieden Sie sich und<br />
wohin verabschieden Sie sich und was<br />
bedeutet dieser Abschied für Sie?<br />
Vor wenigen Wochen haben Sie<br />
Ihren letzten Unterrichtstag gefeiert, einige<br />
sogar mit frenetischem Jubel, als ob<br />
es um eine Befreiung ginge. Sie fühlten<br />
sich frei von all den Zwängen, die Schule<br />
so mit sich bringt und nun wenden<br />
Sie sich neuen Lebensgestaltungen zu.<br />
Dabei geben Sie allerdings den geschützten<br />
Raum auf, den die Schule und das<br />
Wohnen zu Hause geboten haben.<br />
„Abitur“ heißt nun in der Tat, Sie,<br />
liebe Abiturientinnen und Abiturienten,<br />
werden entlassen aus einer geschützten<br />
Welt in die freie, selbst zu gestaltende<br />
Welt, und das ist es, was diesen Moment<br />
bestimmt und das ist es, was diese Stunde<br />
zu einer solch besonderen Stunde<br />
Abitur 2011<br />
18<br />
19
Fortsetzung von Seite 19<br />
Abitur 2011<br />
Ihres Lebens macht.<br />
Manche können es gar nicht erwarten,<br />
dass es endlich losgeht und andere<br />
sind unsicher und zaudern, ob sie mit<br />
den Anforderungen zurechtkommen<br />
werden. Beide Reaktionen entsprechen<br />
unserer Mentalität, aber der mittlere<br />
Weg ist schon seit Aristoteles der richtigere.<br />
Nach Paul Zulehner (geb. 1939),<br />
einem österreichischen Soziologen und<br />
Theologen, haben die meisten jungen<br />
Menschen Angst vor der Zukunft. Sie<br />
empfinden Angst und Sorge, ob sie<br />
in der Gesellschaft einen Arbeitsplatz<br />
finden, der sie ein selbständiges, selbstverantwortetes<br />
und freies Leben führen<br />
lässt. Eine andere Sorge ist die, ob sie<br />
eine Partnerschaft finden, die auf ein<br />
Leben hin betrachtet tragfähig ist.<br />
Das hört sich vertraut an und das<br />
war wohl auch immer so, wie es nach<br />
Richard David Precht<br />
„auch in Zukunft im Kern immer die<br />
gleichen Werte geben (wird) – Sicherheit,<br />
Freiheit, Gerechtigkeit, Anerkennung,<br />
Sinn.“<br />
Richard David Precht (geb. 1964) ist als<br />
gegenwärtiger Philosoph und Publizist<br />
manchen von Ihnen sicher bekannt.<br />
Jeder von uns wird ihm Recht geben.<br />
Natürlich will ich im Leben Sicherheit,<br />
natürlich suche ich Anerkennung. So<br />
ist es auch mit den anderen Begriffen<br />
und man möchte meinen, mit dem<br />
Begriff „Sinn“ sei es am schwierigsten.<br />
Aristoteles sagt, es sei das Glück, das der<br />
Mensch durch die Lebensform, für die<br />
er sich entscheidet, findet, wenn er frei<br />
ist. Bei Immanuel Kant (1724–1804) ist<br />
es denn auch der freie Wille, der den<br />
Menschen auszeichnet. Die Freiheit ist<br />
es, was den Menschen, was uns alle im<br />
Wesen ausmacht. Die Freiheit ermöglicht<br />
es uns, unsere eigene Identität zu<br />
entwickeln.<br />
Die Menschen früherer Generationen<br />
haben hier klare Definitionen,<br />
Normen, Lebensbeispiele, also Vorbilder,<br />
vorgefunden. Folgte der junge<br />
Mensch diesen, erhielt er Anerkennung<br />
von den Mitmenschen und damit auch<br />
soziale Sicherheit in der Gemeinschaft<br />
und Daseinssinn. Wir wissen heute,<br />
dass aber gerade die Freiheit für uns ein<br />
schwieriger Begriff geworden ist. Denn<br />
die Freiheit, die wir alle anstreben, ist<br />
mit Verantwortung verbunden. Davon<br />
losgelöst ist sie ein höchst gefährliches<br />
Instrument, sowohl für den Einzelnen<br />
als auch für die Gemeinschaft. Precht<br />
führt in diesem Zusammenhang aus, mit<br />
dem Wachsen der Freiheit stiegen die<br />
Möglichkeiten, das individuelle Leben<br />
selbst zu gestalten. Trotz der erreichten<br />
weiteren Freiheiten seien die Menschen<br />
nicht immer glücklicher als in früheren<br />
Zeiten. Denn er sagt:<br />
„Sie sind umzingelt von Möglichkeiten,<br />
bei denen sie ständig Angst<br />
haben, das Falsche zu wählen.“<br />
Wer Freiheit will, muss Entscheidungen<br />
treffen und Verantwortung übernehmen<br />
können. Dazu braucht er Wissen und<br />
einen Standpunkt, also ein Wertesystem,<br />
das aus der jeweiligen Ausbildung<br />
erwachsen ist, durch Erfahrung gestaltet<br />
wurde und ständigen Veränderungen<br />
unterliegt. Die Entscheidungen, die<br />
meine Mitmenschen auf Grund ihres<br />
freien Willens treffen, geben immer<br />
neue Impulse zum Handeln und damit<br />
zur Veränderung. Diese fallen in der Geschichte<br />
einmal stärker oder schwächer<br />
aus. Ferner betreffen und beeinflussen<br />
sie auch mein Leben bzw. Ihr Leben.<br />
Betrachten wir einmal die Zeit Ihres<br />
politischen Bewusstwerdens. Es stellt<br />
sich für Sie die Frage, in welche Welt,<br />
also wohin werde ich heute entlassen?<br />
Ein großer Tag für die Abiturienten, gleichzeitig Motivation für<br />
Lehrer und Lehrerinnen und den Förderverein.<br />
Sie werden mit einer Welt konfrontiert,<br />
die nicht gerade einfacher und<br />
sicherer wird. Allein in diesem Jahr<br />
mussten wir Krisen in allen Bereichen<br />
erfahren. Krisen sind hier Grenzerfahrungen,<br />
die wir machen mussten, weil<br />
wir die Tragweite unserer Entscheidungen<br />
nicht überschaut haben oder<br />
überschauen konnten, z. B. das Desaster<br />
in der Finanzwirtschaft, die Apokalypse<br />
in Japan, der Terror in Afghanistan, aber<br />
auch die Revolutionen im arabischen<br />
Raum, wo Menschen ihre Rechte einfordern,<br />
die bei uns schon lange selbstverständlich<br />
zu unserem Alltag gehören,<br />
wie z. B. das Recht auf Bildung.<br />
Gehen auch Sie mit Mut und<br />
Zuversicht in diese neue Zeit hinein!<br />
Überwinden Sie Ihre Angst! Bleiben Sie<br />
nicht stehen bei den Lamentierenden<br />
und Klagenden, die die alten Zeiten<br />
wieder herbeisehnen! Schauen Sie nach<br />
vorn und haben Sie Illusionen! Nur wer<br />
Angst vor der eigenen Phantasie hat,<br />
klammert sich an das Reale und verharrt<br />
dort.<br />
Unsere jeweilige Zeit ist immer so,<br />
wie wir sie selbst gemacht haben. Precht<br />
Abitur 2011<br />
20<br />
21
Abitur 2011<br />
Fortsetzung von Seite 20<br />
sagt: „Offenbar ist unsere Gegenwart<br />
eine Zeit <strong>des</strong> Übergangs. Wir erleben<br />
eine Legitimationskrise ...“ und er<br />
folgert daraus: „Es wird Zeit für einen<br />
neuen Gesellschaftsvertrag. Der alte ist<br />
aufgezehrt.“<br />
Der Philosoph Karl Jaspers (1882–<br />
1969) hat für eine globale Weltveränderung<br />
einmal den Begriff „Achsenzeit“<br />
eingeführt. Manche verwenden diesen<br />
Begriff heute auch dann, wenn sich<br />
große und globale Veränderungen im<br />
menschlichen Zusammenleben ergeben.<br />
Hier treffen Menschen freie Entscheidungen,<br />
gestalten und bauen Neues in<br />
allen Lebensbereichen. Nach Precht ist<br />
dies die Zukunft Ihrer Generation, ganz<br />
neue Wege zu gehen.<br />
Hat die Schule Sie darauf vorbereitet?<br />
Können wir Sie heute beruhigt gehen<br />
lassen?<br />
Ich denke ja! Schule hat seit jeher die<br />
Aufgabe, auf das Leben vorzubereiten.<br />
Das Leben wird unter anderem durch<br />
Veränderungen bestimmt und das Instrument<br />
zur Bewältigung dieser Veränderungen<br />
ist die Bildung. Grundlage<br />
jeder Bildung ist ein vielfältiges und genaues<br />
Wissen, das sich allerdings verändern<br />
kann. Es muss verbunden werden<br />
mit einem ethischen Standpunkt. Hier<br />
werden Erfahrungen eingebracht und<br />
beurteilt und im Austausch mit dem anderen<br />
Individuum werden Entscheidungen,<br />
die für alle gelten sollen, gefunden.<br />
Wissen ohne Werte ist sinnentleert.<br />
Bildung ohne Wissen ist bezugslos.<br />
Erziehung in einem Wertesystem in<br />
Verbindung mit Wissen schafft Bildung,<br />
schafft Beurteilungsvermögen und damit<br />
Entscheidungskompetenz.<br />
Auf diese Fähigkeit und Fertigkeit<br />
bereitet Schule vor. Allerdings muss<br />
Schule, frei nach Sokrates, wissen, dass<br />
sie nicht wissen kann, was kommt.<br />
Aber Daseinssinn zu bestimmen und<br />
Entscheidungskompetenz zu vermitteln<br />
und damit Daseinskompetenz zu schaffen,<br />
für sich und für das Gemeinwohl<br />
Verantwortung übernehmen zu können<br />
und zu wollen, darin liegt die eigentliche<br />
Aufgabe der Schule.<br />
Wir Lehrer sind überzeugt, Sie, liebe<br />
Abiturientinnen und Abiturienten, hierauf<br />
vorbereitet zu haben und sprechen<br />
Ihnen Mut und Zuversicht zu, die eigene<br />
Mitte zu finden, ein eigenes Weltbild zu<br />
entwickeln und sich in die Solidargemeinschaft<br />
einzubringen.<br />
Die Welt gehört Ihnen wie uns allen<br />
in gleicher Freiheit wie Verantwortung.<br />
Sie haben das Recht zur Veränderung.<br />
Der englische Philosoph und Staatsmann<br />
Francis Bacon (1561–1626) formulierte<br />
es so: „Wer Neues nicht zulässt,<br />
muss neue Übel erwarten, denn die Zeit<br />
ist der größte Erneuerer.“<br />
In diesem Sinne entlasse ich Sie aus<br />
Ihrer Schule und schicke Sie auf den<br />
Weg. Ich wünsche Ihnen Erfolg, Glück<br />
und Zufriedenheit auf diesem Weg und<br />
dass Gott Sie begleiten und schützen<br />
möge.<br />
Unsere Neuen<br />
5<br />
a<br />
Klassenleitung:<br />
Frau Eggersmann<br />
Obere Reihe von links:<br />
Henning Nilius, Noah Nuyken, Jakob Pasdzior, Linus Drerup,<br />
Julian Maaßen, Kaja Carolin Elias, Katharina Netz, Lena<br />
Suttrup, Charlotte Rex, Julia Lezius<br />
mittlere Reihe von links:<br />
Felix Heck, Eric Stöcker, David Tschurin, Lukas Daniel Rave,<br />
Luis Merten, Julia Schrey, Jana Kretschmer, Nina Borrmann,<br />
Karoline Spies, Abishana Sakayam, Sarah Ghoneim<br />
untere Reihe von links:<br />
Timo Lepper, Ben-Jonas Wiethaup, Sander Weber, Paul Henke,<br />
Christin Pieper, Neele Schrader, Johanna Schrey, Svenja Nicola<br />
Kroll, Julia Wersebeckmann, Ricarda Handrup<br />
Schule und Projekte<br />
22<br />
23
Unsere Neuen<br />
Unsere Neuen<br />
5 b 5 c<br />
Klassenleitung: Frau Klaholz<br />
Obere Reihe von links:<br />
Helena Bröer, Inga Trahe, Annika Beermann, Alina Kuhle,<br />
Niklas Hartweg, Mia Quante, Hanna Torba, Mara Glowienka,<br />
Sophia Röckmann, Josefine Hegemann<br />
Klassenleitung: Frau König<br />
Obere Reihe von links:<br />
Frau König, Felix Pickenäcker, Joshua Heymann, Tobias<br />
Niehues, Alexander Grudev, Torben Emming, Jennifer Frost,<br />
Lisa-Marie Heitmann, Sophie Erckmann, Leonie Mattern,<br />
Nele Krebber<br />
Schule und Projekte<br />
mittlere Reihe von links:<br />
Merle Kortendieck, Till Mersmann, Niklas Röckmann, Jan<br />
Kröger, Cornelius Grawe, Marcel Hahn, Justus Zentek, Charlotte<br />
Volmer, Hannah Strotmann, Nora Bücken<br />
untere Reihe von links:<br />
Simon Bergmann, Mathis Wichmann, Marvin Willeke, Sebastian<br />
Koch, Niklas Sander, Lasse Brinkmann, Felix Spräner,<br />
Luisa Hülsbusch, Sara Behning, Sophia Richter, Barbara Juric<br />
mittlere Reihe von links:<br />
Lena Marie Hanning, Cevin Siepmann, Roman Lobeck, Maik<br />
Kimmlinghoff, Anna Tintrup, Marei Mau, Madeleine Roters,<br />
Kevin Koc, Annika Kolo<strong>des</strong>hnyi, Anika Gerdemann, Josephin<br />
Riegel, Madeleine Frenster<br />
untere Reihe von links:<br />
Franziska Steinkuhl, Lars Lennart Langanke, Tizian Bietmann,<br />
Jan Rüschkamp, Robert Strotmann, Johanna Schulze Thier,<br />
Charlotte Werth, Julia Blesenkemper<br />
Schule und Projekte<br />
24<br />
25
Britischer Kriegsveteran Bert Smith im Unterricht<br />
1944 in der Normandie gelandet<br />
Schule und Projekte<br />
„Be careful“ – „Seid vorsichtig!“. Mit<br />
diesen Worten reichte Bert Smith<br />
den heutigen Zehntklässlern Ende<br />
April letzten Jahres seine Orden, die<br />
er in der Zeit <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs<br />
erworben hatte.<br />
Während die Jugendlichen diese interessiert<br />
in Augenschein nahmen und von<br />
Hand zu Hand weitergaben, berichtete<br />
der 90-jährige Brite über seine Zeit als<br />
Soldat im Nachkriegsdeutschland. Ein<br />
gutes Jahr hatte er davon im Münsterland<br />
– genauer in Havixbeck – verbracht.<br />
Gespannt lauschten die Mädchen<br />
und Jungen den Ausführungen, die<br />
Smith mit leiser, konzentrierter Stimme<br />
vortrug. Barg doch diese besondere<br />
Mischung aus Englisch- und Geschichtsunterricht<br />
die einmalige Chance, einen<br />
Zeitzeugen zu erleben, der die Landung<br />
der britischen und amerikanischen<br />
Armeen in der Normandie im Juni 1944<br />
selbst miterlebt hatte.<br />
Bert Smith war schon als 18-Jähriger<br />
Soldat geworden und erlebte den<br />
Weltkrieg gleichsam vom ersten bis zum<br />
letzten Tag mit. Er gehörte dem traditionsreichen<br />
4. Queens Regiment an,<br />
<strong>des</strong>sen Gründung ins Jahr 1661 fällt, wie<br />
er berichtete. In Lauf seiner Militärzeit<br />
sei er nicht nur der legendären „Queen<br />
Mum“, sondern auch Prinz Philip, dem<br />
Ehemann von Königin Elisabeth II.,<br />
begegnet. Dem habe er die Funktion<br />
<strong>des</strong> Chiffriergeräts Enigma, welches im<br />
2. Weltkrieg eine wichtige Rolle spielte,<br />
erklärt.<br />
Nach Havixbeck gelangte Bert Smith<br />
eine Woche nach Kriegsende im Mai<br />
1945. Er habe dort nie Anfeindungen<br />
erfahren. Die alliierten Soldaten hätten ja<br />
auch „den Frieden gebracht“, erklärte er<br />
den Canisianern. Fünf Häuser seien damals<br />
von den Briten requiriert worden.<br />
In der Folgezeit sei er damit beschäftigt<br />
gewesen, die Zivilverwaltung <strong>des</strong> Dorfes<br />
mit aufzubauen. Außerdem habe man<br />
die Landbevölkerung vor drohenden<br />
Übergriffen von ehemaligen Zwangsarbeitern,<br />
die von den Nazis vorwiegend<br />
aus Osteuropa verschleppt worden<br />
waren, in Schutz genommen.<br />
Heute sei das Verhältnis zwischen<br />
Der 90-jährige Brite und Kriegsveteran Bert Smith und<br />
Englischlehrerin Maria Schweers im Kreise der damaligen<br />
Neuntklässler.<br />
Deutschen und Briten entspannt und<br />
freundschaftlich, sagte Bert Smith.<br />
„Bis auf den Fußball!“, ergänzte Smith´<br />
Schwager Roy Parsons, der den 90-Jährigen<br />
nach Deutschland begleitet<br />
hatte, mit einem freundlich-ironischen<br />
Schmunzeln. Über ihn und die Lüdinghauser<br />
Familie Orthmann entstand der<br />
Kontakt zu dem Kriegsveteranen. Den<br />
Besuch <strong>des</strong> im südlichen Londoner<br />
Stadtbezirk Croydon lebenden Bert<br />
Smith im Cani hatten die Englischlehrerin<br />
Maria Schweers und der Geschichtslehrer<br />
Gero Borrmann mit den damaligen<br />
Neuntklässlern vorbereitet.<br />
Abschließend erzählte Smith, dass<br />
er noch regelmäßig an Veteranentreffen<br />
teilnehme. So gehört er unter anderem<br />
der „Normandy Veterans Association“<br />
(NVA) an. Dort würden nur Soldaten<br />
aufgenommen, die in den ersten Tagen<br />
der Alliierten-Invasion im Juni 1944 an<br />
der französischen Küste dabei gewesen<br />
seien, betonte er. WN<br />
Schule und Projekte<br />
26 27
Die Schülerinnen Theresa Thomaßen<br />
und Thea Mattern engagieren sich<br />
in der „Schülergruppe 1735“ unter der<br />
Leitung von Ulrich Temme für Amnesty<br />
International.<br />
Zu den Unterstützungsaktivitäten<br />
zählt auch<br />
das Backen von Waffeln,<br />
die in den Pausen<br />
verkauft werden.<br />
Schule und Projekte<br />
Wahrung der Menschenrechte<br />
als christliche Aufgabe<br />
Zehn Jahre<br />
Amnesty<br />
International<br />
am Cani<br />
Gut fünfzig Jahre ist es nunmehr her,<br />
seitdem die britische Zeitung „The Observer“<br />
einen Artikel unter der Überschrift<br />
„The Forgotten Prisoners“ („Die<br />
vergessenen Gefangenen“) veröffentlichte.<br />
Dies sollte die Geburtsstunde der<br />
weltweit größten Menschenrechtsorganisation<br />
werden, und zwar von „Amnesty<br />
International“ oder abgekürzt „ai“.<br />
Heute zählt diese Organisation, die sich<br />
selbst als „globale Bewegung“ bezeichnet,<br />
mehr als drei Millionen Mitglieder<br />
in über 150 Ländern. Da verwundert es<br />
nicht, dass die Idee vom Einsatz für eine<br />
weltweite Akzeptanz der Menschenrechte<br />
auch in Lüdinghausen auf fruchtbaren<br />
Boden gestoßen ist. Vor zehn Jahren hat<br />
sich zum Beispiel aus der Projektgruppe<br />
Amnesty International, die anlässlich<br />
der Projektwoche 2001 am <strong>Canisianum</strong><br />
ins Leben gerufen worden ist, die „Schülergruppe<br />
1735“ formiert.<br />
Unter der Leitung von Pädagogiklehrer<br />
Ulrich Temme trafen sich<br />
fortan Canisianer regelmäßig – und dies<br />
ganz offiziell im Namen von Amnesty<br />
International. Es wurden gemeinsam<br />
Spenden gesammelt, Briefe an Regierungen<br />
verfasst und monatliche Aktionstage<br />
veranstaltet.<br />
Doch momentan wird die Lüdinghauser<br />
Amnesty-Gruppe mit einem<br />
wachsenden Problem konfrontiert: Zeit.<br />
Sie fehlt den Schülern, die mittlerweile<br />
dreimal die Woche auch nachmittags<br />
Unterricht haben – doch sie fehlt auch<br />
den Gefangenen, Unterdrückten und<br />
gefolterten Menschen, denen sich „ai“<br />
annimmt. „Rentnergruppen haben<br />
einfach mehr Zeit als wir,“ bemerkte<br />
Theresa Thomaßen mit einem Schmunzeln.<br />
Dabei spielte sie auf das hohe<br />
Durchschnittsalter der einen oder anderen<br />
ai-Gruppe im Münsterland an. Doch<br />
die Zwölftklässlerin lässt sich davon<br />
nicht entmutigen. Gemeinsam mit ihrer<br />
Mitschülerin Thea Mattern zog sie unter<br />
anderem im letzten Herbst auf eigene<br />
Initiative hin durch die neunten Klassen<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>, um Nachwuchs anzuwerben.<br />
Dröges Briefeschreiben? Nein,<br />
Amnesty ist definitiv mehr als das. Mit<br />
den Briefen an Regierungen will „ai“<br />
zwar Aufmerksamkeit erregen, doch<br />
am Cani stehen zusätzlich noch allerlei<br />
kreative Aktionen auf der Tagesordnung:<br />
Foto-Aktionen, Waffel-Verkauf,<br />
Plakat-Aktionen und Infostände in<br />
der Stadt. In Zukunft soll nach Auskunft<br />
von Ulrich Temme auch noch die<br />
sogenannte Einzelfall-Arbeit Einzug in<br />
den Alltag der Amnesty-Schüler halten.<br />
Dabei sollen konkrete Personen, denen<br />
die Menschenrechte verwehrt werden,<br />
ins Bewusstsein unserer Öffentlichkeit<br />
gerückt und soweit wie möglich<br />
persönlich oder rechtlich unterstützt<br />
werden. Mit der Arbeit in den vergangenen<br />
zehn Jahren sind sowohl Schüler als<br />
auch Lehrer insgesamt sehr zufrieden.<br />
„Nur einmal hat mir ein Lehrer gesagt,<br />
dass das alles sowieso nur im Papierkorb<br />
lande,“ gesteht Theresa, doch ihr<br />
Blick lässt keinen Zweifel daran, was sie<br />
von einem solchen Kommentar hält.<br />
„Grundsätzlich stößt unsere Arbeit bei<br />
den Kolleginnen und Kollegen auf breite<br />
Unterstützung,“ ist sich Ulrich Temme<br />
sicher. „Mittlerweile hat die Arbeit von<br />
Amnesty International sogar schon<br />
Einzug in den Englisch-, Religions- und<br />
Erdkundeunterricht gehalten.“ Das ist<br />
eine Leistung, auf die die Schülergruppe<br />
durchaus stolz sein kann. Sarah Sandmann<br />
Schule und Projekte<br />
28<br />
29
Cani-Jugendliche intensivieren soziale Erfahrungen<br />
Drei Tage im Altenheim<br />
Schule und Projekte<br />
Cambridge lässt grüßen<br />
Vier Schüler <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> haben im<br />
Herbst letzten Jahres eine Auszeichnung<br />
der britischen Cambridge-Universität für<br />
besondere Leistungen in der englischen<br />
Sprache überreicht bekommen. Caroline<br />
Lehmann, Timo Kruse (Jahrgangsstufe<br />
11), Julia Oberhaus (12) und Mark<br />
Nickel (13) beteiligten sich im Sommer<br />
2011 mit Erfolg an einer fünfteiligen<br />
Prüfung, die jährlich von der Cambridge-Universität<br />
weltweit angeboten<br />
und durchgeführt wird. Mit erkennbarem<br />
Stolz nahmen die vier Gymnasiasten<br />
die internationale Auszeichnung mit<br />
dem etwas komplizierten Titel „Cambridge<br />
ESOL Level 1 Certificate“ oder<br />
Der stellvertretende Schulleiter Ulrich Schweers und<br />
Englischlehrerin Olga Tränkle gratulierten den Schülern<br />
Julia Oberhaus (4.v.r.) , Caroline Lehmann, Timo Kruse<br />
(1.v.r.) und Mark Nickel zu ihrem Erfolg.<br />
auch „FCE“ (First Certificate in English)<br />
entgegen. Um in den getesteten Bereichen<br />
auf positive Weise zu bestehen,<br />
bereitete die Cani-Lehrerin Olga Tränkle<br />
ihre Schüler mit verschiedenen Übungen<br />
und Wiederholungen in der englischen<br />
Sprache gezielt auf die Prüfung vor.<br />
Zwei der vier Schüler - Caroline Lehmann<br />
und Mark Nickel - wurde außerdem<br />
bescheinigt, dass sie aufgrund ihrer<br />
besonders guten Leistungen ein höheres<br />
Sprachniveau erreicht haben. WN<br />
Drei Tage in einem Altenheim – dieses<br />
Projekt hat das <strong>Canisianum</strong> im Frühjahr<br />
letzten Jahres mit Schülern der „Einführungsphase<br />
der gymnasialen Oberstufe“<br />
( Klasse 10) realisiert. Weil fünf Altenheime<br />
in Lüdinghausen, Seppenrade,<br />
Olfen und Nordkirchen mitzogen,<br />
konnten die 15- bis 16-jährigen Jugendlichen<br />
einer ganzen Jahrgangsstufe, insgesamt<br />
101, zur selben Zeit eine dieser<br />
Einrichtungen gründlich kennenlernen.<br />
Auch das Ascheberger Altenheim<br />
St. Lambertus war dazu bereit, fiel aber<br />
wegen einer grassierenden Virus-Infektion<br />
kurzfristig aus. So lernten einige<br />
der Jugendlichen ersatzweise die soziale<br />
Arbeit mit behinderten Menschen auf<br />
dem „Bauernhof “ <strong>des</strong> Sozialwerks St.<br />
Georg kennen, während andere drei<br />
Tage die Jüngsten der Kindergärten St.<br />
Lambertus und St. Katharina in Ascheberg<br />
sowie St. Elisabeth in Lüdinghausen<br />
begleiteten.<br />
Ursprünglich gab es am <strong>Canisianum</strong><br />
zwei Praktika: ein Betriebs- und ein<br />
Sozialpraktikum von je zwei Wochen<br />
Dauer für die Klassen 9 bzw. 11. Auch<br />
die Schüler der „Einführungsphase“, die<br />
2011 für drei Tage ins Altenheim gingen,<br />
hatten bereits ein vierzehntägiges<br />
Betriebspraktikum hinter sich. Wegen<br />
der für diesen Jahrgang zum ersten Mal<br />
greifenden Schulzeitverkürzung bis zum<br />
Abitur (G 8) fiel der Aufenthalt in einer<br />
sozialen Einrichtung für sie zeitlich<br />
kürzer aus.<br />
Die Mitarbeiter <strong>des</strong> Sozialen<br />
Dienstes verabredeten mit dem Koordinator<br />
am <strong>Canisianum</strong> für die drei Tage<br />
<strong>des</strong> Kurz-Praktikums ein besonderes<br />
Programm. Dabei lernten die Jugendlichen<br />
in der Regel zunächst das Haus mit<br />
seinen zweckvoll eingerichteten Räumen<br />
und den typischen Arbeiten kennen,<br />
bevor sie mit den Bewohnern sprachen,<br />
sangen oder spielten, und dies nicht<br />
nur im „Café Glocke“ <strong>des</strong> St.-Ludgerus-<br />
Hauses.<br />
Im Altenhilfezentrum St. Mauritius<br />
führten die Schüler zur Freude der<br />
Bewohner einstudierte Sketche auf oder<br />
lasen kurze Geschichten vor. Vorher erfuhren<br />
sie allerdings am eigenen Leibe,<br />
was es heißt, nicht mehr richtig sehen,<br />
laufen oder hören zu können. So blinzelte<br />
die Cani-Schülerin Lara angestrengt<br />
durch eine Brille. Bis auf zwei kleine<br />
Löcher war die Sehhilfe abgeklebt und<br />
behinderte die 16-Jährige mehr, als sie<br />
ihr einen Durchblick verschaffte. Lara<br />
Schule und Projekte<br />
30<br />
31
Fortsetzung von Seite 31<br />
Schule und Projekte<br />
Einen kleinen Sketch führte die Schülergruppe im<br />
Altenhilfezentrum St. Mauritius in Nordkirchen auf.<br />
saß im Rollstuhl, der rechte Arm lag<br />
starr auf der Lehne, im Gelenk durch<br />
eine Bandage versteift. Neben Lara<br />
stand Pflegedienstleiter Mirco Krampe<br />
und reichte ihr eine Schnabeltasse.<br />
„Ich kann die Tasse ja kaum sehen“,<br />
beklagte sich Lara. Mirco Krampe<br />
nickte verständnisvoll. „Kannst du<br />
dir jetzt vorstellen, wie sich ein alter<br />
Mensch fühlt?“<br />
Im Antoniushaus verband der<br />
Leiter Markus Sasse Gespräche über<br />
Alter und Demenz mit Selbsterfahrungsübungen.<br />
Auch ein Rollstuhltraining<br />
stand dort auf dem<br />
Programm, in Vorbereitung eines<br />
Ausflugs mit den Bewohnern. Im<br />
Clara-Stift erkundete eine Gruppe<br />
Spazierwege durch Seppenrade, die<br />
auch mit dem Rollstuhl bewältigt<br />
werden können. Andere beschäftigten<br />
sich mit der Herstellung einer<br />
Hauszeitung oder der altengerechten<br />
Umgestaltung <strong>des</strong> Gartens. Im<br />
St.-Vitus-Stift Olfen ebenso wie in<br />
anderen Häusern beteiligten sich die<br />
Jugendlichen an Sinnesgruppen sowie<br />
einem Gedächtnistraining und erlebten<br />
einen Nachmittag mit viel Musik.<br />
Ob sie sich vorstellen könnten,<br />
auch einmal Altenpfleger zu werden?<br />
In den meisten Fällen wurde die Frage<br />
von den Jugendlichen verneint. Es<br />
lässt sich allerdings sagen, dass viele<br />
nach eigener Aussage so etwas wie<br />
eine neue Sensibilität für hilfsbedürftige<br />
Menschen und die Sorge um sie<br />
entwickelt haben. Karl-Heinz Kocar<br />
55 Diplome für 55 Schüler<br />
und Schülerinnen.<br />
Zertifikate für<br />
Französisch-Asse<br />
am <strong>Canisianum</strong><br />
55 Schüler und Schülerinnen <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
konnten im März letzten Jahres<br />
das „Diplome d‘Etu<strong>des</strong> en Langue Française<br />
(DELF) entgegennehmen. Jahrgangsübergreifend<br />
ab Klasse 7 hatten die<br />
Schüler schriftlich in Lüdinghausen und<br />
mündlich von einem Muttersprachler<br />
im Schlaun-<strong>Gymnasium</strong> in Münster ihre<br />
Französischkenntnisse testen lassen. Das<br />
Diplom ist ein international anerkanntes<br />
Zertifikat, bei dem die Kenntnisse in<br />
den Bereichen Verstehen, Textverständnis,<br />
Textproduktion und mündlicher<br />
Ausdruck überprüft werden. Julia Selke-<br />
Mundry und Roswitha Schäfer von der<br />
Fachschaft Französisch überreichten<br />
den Schülern in der Aula <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
die Zertifikate. Organisiert wurde<br />
die Teilnahme der Schüler von Susanne<br />
Laudick. WN<br />
Schule und Projekte<br />
32<br />
33
Hartmut<br />
Stutznäcker<br />
und Wilhelm<br />
Sternemann<br />
mit den<br />
erfolgreichen<br />
Schülern.<br />
Im Bun<strong>des</strong>wettbewerb den 3. Preis gewonnen<br />
Cani-Mathematiker erfolgreich<br />
Schule und Projekte<br />
Cani-Schülerinnen gewinnen bei Wettbewerb „Jugend forscht“<br />
Schnuppern erwünscht<br />
Es geht um Schweiß und Körpergeruch<br />
oder wissenschaftlich ausgedrückt: Es<br />
geht um Pheromene, sogenannte „Botenstoffe“.<br />
Mit einer Arbeit unter dem<br />
Titel „Axe oder nicht Axe –- das ist hier<br />
die Frage“ haben Jennifer Knepper und<br />
Nora Steffens, Schülerinnen <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>,<br />
im März 2011 beim Regionalwettbewerb<br />
„Jugend forscht“ im Bereich<br />
Biologie einen ersten Platz erreicht<br />
- sehr zur Freude auch ihres Lehrers Dr.<br />
Klemens Müller.<br />
In einer Studie, die sich von April<br />
2010 bis Januar 2011 hinzog, untersuchten<br />
die beiden engagierten Bio-<br />
Jennifer Knepper (1.) und Nora Steffens (r.) lassen ihre<br />
Klassenkameradin an den T-Shirts ihrer Mitschüler<br />
schnuppern - alles im Dienste der Wissenschaft.<br />
Leistungskurs-Schülerinnen die Auswirkungen<br />
bestimmter Gerüche auf die<br />
gegenseitige „Anziehungskraft“ der Geschlechter.<br />
Probanden waren dabei unter<br />
anderem ihre Mitschülerinnen und<br />
Mitschüler. „Dass das Thema attraktiv<br />
sein könnte, habe ich mir schon vorher<br />
gedacht“, sagte Dr. Klemens Müller und<br />
freute sich über den Erfolg seiner beiden<br />
Schülerinnen. Möglich wurde die Studie<br />
der beiden Cani-Jugendlichen nicht<br />
zuletzt durch eine großzügige finanzielle<br />
Unterstützung der Stiftung <strong>Canisianum</strong>.<br />
WN<br />
Bastian Becker (Jgst. 13) und Kai Benning<br />
(Jgst. 12) haben 2011 mit Erfolg<br />
an dem schwierigen Bun<strong>des</strong>wettbewerb<br />
Mathematik teilgenommen und einen<br />
3. Platz gewonnen. Tobias Kreutz hatte<br />
schon 2010 zusammen mit Bastian<br />
Becker einen erfreulichen Anerkennungspreis<br />
in diesem Wettbewerb mit<br />
nach Hause nehmen können. Bei Tobias<br />
war das <strong>des</strong>wegen bemerkenswert und<br />
besonders selten, da er zu der Zeit die<br />
Klasse 8 besuchte und damit einer der<br />
jüngsten Teilnehmer war, denn der<br />
Wettbewerb wird eigentlich nur für<br />
Oberstufenschüler ausgerichtet.<br />
2011 konnte Tobias Kreutz dann<br />
aus Zeitgründen leider nicht teilnehmen,<br />
während sich Kai Benning und Bastian<br />
Becker zu einem 3. Preis steigerten.<br />
Dafür müssen die Schüler von den vier<br />
gestellten Aufgaben drei vollständig<br />
lösen. Ein dritter Preis berechtigt auch<br />
zur Teilnahme an der nächsten wesentlich<br />
schwierigeren zweiten Runde. In<br />
NRW haben das im letzten Jahr 98 von<br />
261 Teilnehmern geschafft und in ganz<br />
Deutschland 571 von 1651 Mitbewerbern.<br />
Der Bun<strong>des</strong>wettbewerb wurde 1970<br />
zum Zweck der Begabtenförderung<br />
ins Leben gerufen und steht unter der<br />
Schirmherrschaft <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>präsidenten.<br />
Die „Bun<strong>des</strong>sieger“ (= Sieger der<br />
3. Runde) erhalten automatisch ein Stipendium<br />
der Deutschen Studienstiftung.<br />
Aus den Preisträgern werden aber auch<br />
die Teilnehmer an der internationalen<br />
Mathe-Olympiade ermittelt.<br />
Es ist nun schon einige Jahre her,<br />
dass Schüler aus Lüdinghausen bei<br />
diesem Wettbewerb einen Preis mit<br />
Berechtigung zur Teilnahme an der<br />
zweiten Runde gewonnen haben. Trainiert<br />
haben sie für solche Aufgaben in<br />
der Cani-AG für höhere Mathematik<br />
unter der Betreuung von Wilhelm Sternemann.<br />
Aber auch der Känguru-Wettbewerb,<br />
der an alle Schüler gerichtet ist<br />
und bei dem das Cani bekanntlich seit<br />
fünf Jahren mit großer Teilnehmerzahl<br />
und vielen Auszeichnungen mitmacht,<br />
bedeutete eine gute Übung für den Bun<strong>des</strong>wettbewerb.<br />
WN<br />
Schule und Projekte<br />
34<br />
35
Gleich zweimal landeten die Teilnehmer <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> am Physik-<br />
Wettbewerb „freestyle-physics“ auf dem Treppchen.<br />
Älteren Menschen bei alltäglichen Aktionen zu helfen, war die<br />
Aufgabe für Johanna Westhoven und Pia Kollenberg.<br />
Canisianer bei „freestyle-physics“ erfolgreich<br />
Katapult trifft präzise<br />
100 Schüler absolvierten ihr Sozialpraktikum<br />
Neue Sicht auf ihre Mitmenschen<br />
Schule und Projekte<br />
Ein Präzisions-Katapult und das Modell<br />
eines schnittigen Bootes führten<br />
zum Erfolg. Gleich zwei zweite Plätze<br />
erreichten im Juli 2011 die insgesamt<br />
25 Teilnehmer <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> beim<br />
Wettbewerb „freestyle-physics“, der von<br />
der Uni Duisburg veranstaltet wird.<br />
Mitgemacht haben neben Schülern der<br />
letztjährigen Klassen 6b und 6c sowie<br />
der 9a auch einige Jugendliche aus dem<br />
Physik-Leistungskurs der Jahrgangsstufe<br />
12, erläuterte Fachlehrer Dr. Georg<br />
Schütz. Er begleitete mit seinen Kollegen<br />
Antje Appel und Martin Köller die Projekte<br />
der Canisianer. Erfolgreich waren<br />
Robin Westarp und Fabian Wohlfahrt,<br />
die ein schlankes und schnittiges Boot<br />
konstruierten, sowie Jonas Ewelt und<br />
Jonas Schmidt, die das treffsichere Katapult<br />
bauten. „Wir nehmen zum siebten<br />
Mal an dem Wettbewerb teil“, berichtete<br />
Georg Schütz. Mit diesem Ergebnis sei<br />
es die bisher erfolgreichste Teilnahme.<br />
Die Schüler hätten die ihnen durch<br />
die Uni Duisburg gestellten Aufgaben<br />
selbstständig und vornehmlich in ihrer<br />
Freizeit gelöst. Dabei sei es vor allem<br />
um die praktische Umsetzung gegangen.<br />
„Sie waren sehr kreativ und haben<br />
eigenständig nach Lösungen gesucht.“<br />
Die Lehrer hätten bewusst nur „beratende<br />
Funktion“ gehabt. Vor allem für die<br />
Jüngeren habe der Spaß an der Sache im<br />
Vordergrund gestanden, so der Pädagoge.<br />
Für die Älteren, da ist er sich sicher,<br />
werde eine derartige Auszeichnung auch<br />
bei späteren Bewerbungen einen positiven<br />
Eindruck hinterlassen. WN<br />
Bis vor Kurzem kannten Johanna<br />
Westhoven und Pia Kollenberg vom<br />
St.-Ludgerus-Haus nur die Außenfassade.<br />
„Ein Altenheim? Da leben doch<br />
nur ein paar alte Leute“, dachte Pia.<br />
Aber – wie gesagt - nur bis Ende Januar<br />
letzten Jahres. Dann begann für<br />
die beiden Elftklässlerinnen und ihre<br />
100 Mitschüler vom <strong>Canisianum</strong> das<br />
zweiwöchige Sozialpraktikum.<br />
Nach dem Praktikum hörte sich ihre<br />
Meinung differenzierter an. Man sollte<br />
Respekt vor den Leuten haben, weil die<br />
viel geleistet haben“, bewunderte Pia die<br />
Bewohner. Mit diesen Gedanken gingen<br />
die Freundinnen auch an ihre Arbeit:<br />
die Unterstützung der Insassen bei alltäglichen<br />
Dingen. Obwohl oder gerade<br />
weil der Umgang mit den teilweise<br />
demenzkranken Menschen manchmal<br />
lustige Situationen hervorrief, schlossen<br />
die Schülerinnen die von ihnen Betreuten<br />
nach anfänglichen „leichten Berührungsängsten“<br />
ins Herz. „Wichtig war es,<br />
dass man ganz viel mit ihnen redet und<br />
ihnen das Gefühl gibt, zu Hause zu sein“,<br />
sagte Johanna.<br />
Eine ebenso große Anerkennung<br />
wie für die Bewohner empfanden Pia<br />
und Johanna für ihre „Kollegen auf<br />
Zeit“. „Man denkt, da arbeiten so viele“,<br />
erzählte Johanna, doch eigentlich seien<br />
es relativ wenig Mitarbeiter, die dafür<br />
eine umso größere Verantwortung<br />
trügen. Für sich selbst denken die<br />
Schülerinnen jedoch nicht an den Beruf<br />
einer Altenpflegerin. „Auf Dauer muss<br />
Schule und Projekte<br />
36<br />
37
Jonas Rickhoff (links) unterstützte eine Wohngruppe<br />
für Menschen mit leichter geistiger Behinderung.<br />
Laura van Dülmen (rechtes Bild links) war auf<br />
dem Außengelände <strong>des</strong> „Bauernhofs St. Georg“ in<br />
Ascheberg tätig.<br />
Die Dokumentarfilmerin Katrin Schnieders berichtete über das<br />
Leben abgeschobener Asylbewerber.<br />
Sozialer Projekttag vermittelte eindrucksvolle Einblicke<br />
Roma – oft ausgegrenzt und abgeschoben<br />
Fortsetzung von Seite 37<br />
Schule und Projekte<br />
man sich von den Bewohnern und ihren<br />
Geschichten distanzieren, und das kann<br />
ich nicht“, gab Pia freimütig zu.<br />
Auch einen neuen Blick auf ihre<br />
Mitmenschen bekamen Laura van<br />
Dülmen, Thomas Kiskämper und Jonas<br />
Rickhoff. Ihre Praktikumsstelle war<br />
der „Bauernhof St. Georg“ und seine<br />
Außenwohngruppen in Ascheberg - eine<br />
Institution für geistig Behinderte und<br />
psychisch Erkrankte. „Normalerweise<br />
hat man mit Behinderten ja nichts zu<br />
tun“, meinte Thomas. Dass sie sogar<br />
Vorurteile hatten, als sie die Bewohner<br />
auf der Straße sahen, gab Jonas offen zu.<br />
Doch die seien nur etwas anders. Daher<br />
sei der Umgang mit den psychisch Erkrankten<br />
im Grunde ganz normal.<br />
Laura kann sich die dauerhafte<br />
Betreuung der St.-Georg-Bewohner<br />
sogar als Beruf vorstellen. „Das macht<br />
Spaß mit den Leuten, da sie immer gut<br />
drauf sind.“ Jonas sah das ein wenig<br />
skeptischer. Bislang hatte er noch keinen<br />
Kontakt zu den Behinderten und er sei<br />
sich nicht sicher, ob er das auf Dauer<br />
könne. Aber die Betreuten in der Außenwohngruppe,<br />
für die er zuständig war,<br />
in Zukunft hin und wieder zu besuchen,<br />
hat er sich fest vorgenommen. Räumlich<br />
sollte das kein Problem werden, denn es<br />
sind nur 100 Meter von seinem Wohnhaus<br />
bis zu den Behinderten-Apartments<br />
an der Straße gegenüber.Niklas Tüns<br />
Asyl, Abschiebung, Sinti und Roma,<br />
Kosovo, Serbien – das sind Begriffe,<br />
Menschen und Orte, die nicht so recht<br />
in die Lebenswelt von Neuntklässlern im<br />
eher beschaulichen Münsterland passen<br />
wollen. Auch nicht in die der jungen<br />
Canisianer, die sich Anfang April letzten<br />
Jahres im Rahmen eines Projekttages<br />
mit dieser „umstrittenen Thematik“ auseinandersetzten.<br />
„Wir haben die Lebenswirklichkeit<br />
in die Schule geholt. Asyl ist<br />
ein sehr umstrittenes Thema“, beschrieb<br />
Barbara Imholz den Hintergrund <strong>des</strong><br />
Projekttages. Gemeinsam mit ihrem<br />
Kollegen Ulrich Thoden sowie weiteren<br />
Pädagogen hatte die Geschichtslehrerin<br />
diesen Tag am Cani vorbereitet. Als<br />
fachkundige Referenten trafen die 120<br />
Mädchen und Jungen auf Sabine Schröder<br />
vom Fachdienst für Integration und<br />
Migration beim Sozialdienst katholischer<br />
Frauen in Lüdinghausen sowie auf<br />
die Müsteraner Dokumentarfilmerin<br />
Katrin Schnieders und einige Vertreterinnen<br />
der Christlichen Arbeiterjugend<br />
(CAJ), die sich mit dem Asyl-Thema<br />
im Rahmen einer Broschüre beschäftigt<br />
hatten.<br />
Bot sich den Jugendlichen am<br />
Vormittag zunächst die Gelegenheit,<br />
sich mit der Geschichte der Sinti und<br />
Roma, ihrer über Jahrhunderte erlebten<br />
Ausgrenzung und häufigen Verfolgung<br />
in Europa zu beschäftigen, erhielten sie<br />
Schule und Projekte<br />
38<br />
39
Die Comenius-Projektgruppe<br />
mit Frau Löhrmann, der<br />
stellvertretenden Ministerpräsidentin.<br />
Fortsetzung von Seite 39<br />
Schule und Projekte<br />
anschließend anhand eines Dokumentarfilms<br />
einen eindrucksvollen<br />
Einblick in die Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit<br />
einer in den Kosovo<br />
abgeschobenen Roma-Familie, deren<br />
Kinder zuvor in Deutschland auf die<br />
Schule gegangen waren.<br />
Vivien Jegust hat eine solche Abschiebung<br />
als Grundschülerin selbst<br />
mitbekommen. „Eine Klassenkameradin<br />
wurde mit ihrer Familie abgeschoben.<br />
Wir haben Spenden gesammelt“,<br />
erinnerte sich die 15-Jährige.<br />
Sie findet es wichtig, dass das Thema<br />
an ihrer Schule behandelt wird. Das<br />
sahen Jacqueline Bischof und Sophia<br />
Hannig genauso und beide gaben zu,<br />
vorher nicht allzu viel über die Lage<br />
der Roma gewusst zu haben.<br />
„Was kann man tun?“, fragte<br />
abschließend Sabine Schröder die<br />
Jugendlichen und bot als Antwort an:<br />
„Offenheit zeigen für Menschen aus<br />
anderen Ländern und Kulturen. Das<br />
kann jeder machen – ohne großen<br />
Aufwand.“ Es gehe darum zu sensibilisieren,<br />
waren sich die Filmemacherin<br />
und Lehrerin Barbara Imholz<br />
einig. WN<br />
Nachhaltige Projekte<br />
Das <strong>Canisianum</strong> erneut als<br />
„Schule der Zukunft“ geehrt<br />
Drei Schulen aus Lüdinghausen wurden<br />
im März <strong>2012</strong> durch NRW-Schulministerin<br />
Sylvia Löhrmann als „Schule<br />
der Zukunft“ geehrt. Die Schülerinnen<br />
und Schüler der städtischen Realschule,<br />
<strong>des</strong> St.-Antonius-<strong>Gymnasium</strong>s und <strong>des</strong><br />
<strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> nahmen in<br />
Recklinghausen strahlend ihre Urkunden<br />
und Banner in Empfang, heißt es in<br />
einer gemeinsamen Mitteilung der drei<br />
Lüdinghauser Schulen.<br />
Auch Bürgermeister Richard Borgmann<br />
sowie die Leitungen der Schule<br />
– Elisabeth Hüttenschmidt (Anton),<br />
Michael Dahmen (Cani) und die stellvertretenden<br />
Schulleiter der Realschule,<br />
Annette Uckelmann und Christian<br />
Gebhardt – ließen es sich angesichts<br />
dieses Erfolges nicht nehmen, an der<br />
Auszeichnungsfeier teilzunehmen.<br />
Das <strong>Canisianum</strong> wurde für vielfältige<br />
Aktivitäten ausgezeichnet, die<br />
das Prinzip „Global denken – lokal<br />
handeln“ in die Tat umsetzen. Dieses<br />
geschieht sowohl durch Solidaritätsaktionen<br />
mit Projekten der Einen Welt<br />
in Brasilien oder Haiti als auch durch<br />
umweltschonende Energieanwendung.<br />
Die Schülerinnen und Schüler der<br />
Comenius-Projektgruppe stellten ihre<br />
CO2-Messungen vor, die ein deutliches<br />
Pro für Verkehrskreisel und ein Contra<br />
für traditionelle Kreuzungen mit<br />
Ampelregelung ergaben. Natürlich war<br />
auch wieder das Sunni-Cani-Team unter<br />
Leitung <strong>des</strong> Cani-Hausmeisters Thomas<br />
Hols dabei.<br />
22 Schulen aus Gelsenkirchen sowie<br />
den Kreisen Coesfeld und Recklinghausen<br />
erhielten das Zertifikat „Schule der<br />
Zukunft“. Insgesamt haben sich in NRW<br />
in fünf Jahren bereits fast 1000 Schulen<br />
in 52 Kreisen und kreisfreien Städten an<br />
der Kampagne beteiligt. WN<br />
Schule und Projekte<br />
40<br />
41
Kreisverkehr alt<br />
Kreisverkehr neu<br />
Kreisverkehr alt<br />
Kreisverkehr neu<br />
Chemiekurs belegte CO 2 -Vorteil der Kreisverkehre<br />
Da freute sich Herr Borgmann<br />
Foto links: Der Cani-Chemiekurs mit<br />
Lehrer Manfred Neuhaus (vorne rechts)<br />
und Bürgermeister Richard Borgmann.<br />
Schule und Projekte<br />
„Ich bin Euch wirklich dankbar!“<br />
Bürgermeister Richard Borgmann konnte<br />
sich freuen, denn die Zwölftklässler<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>, die ihm am 01. Juni<br />
letzten Jahres im Rathaus einen Besuch<br />
abstatteten, hatten dem Stadtoberhaupt<br />
einen echten Dienst erwiesen, und das<br />
auch noch völlig kostenlos.<br />
Die Schüler hatten unter der<br />
Leitung ihres Chemielehrers Manfred<br />
Neuhaus im Rahmen eines Europäischen<br />
Projektes zur Klimaerwärmung<br />
den Verkehr auf der Valve untersucht.<br />
Genauer gesagt, sie stoppten die Zeit,<br />
die Autos benötigen, um den Kreisverkehr<br />
bei McDonalds sowie die frühere<br />
Ampelkreuzung am Friedhof zu passieren.<br />
Diese Untersuchung führten sie am<br />
12. April 2010 durch und – nach dem<br />
Bau <strong>des</strong> Kreisverkehrs am Friedhof –<br />
dann noch einmal genau ein Jahr später.<br />
Das Ergebnis war durchaus erstaunlich.<br />
Schon bei der ersten Messung wurde<br />
deutlich, dass die ausgesuchten Pkw den<br />
Kreisel deutlich schneller passierten als<br />
die Ampelkreuzung, an der in Spitzenzeiten<br />
eine „Verweildauer“ von bis zu<br />
zweieinhalb Minuten gemessen wurde.<br />
Noch deutlicher wurde der Unterschied<br />
dann bei der zweiten Messung:<br />
Nach dem Bau <strong>des</strong> zweiten Kreisverkehrs<br />
lag die Verweildauer selbst in den<br />
Spitzenzeiten kontinuierlich unter einer<br />
Minute. „Das bedeutet eine Halbierung<br />
<strong>des</strong> CO₂-Ausstoßes“, resümierte Jan<br />
Voegt, einer der beteiligten Schüler,<br />
bei der Präsentation im Rathaus. „Das<br />
gibt uns im Nachhinein beim Bau <strong>des</strong><br />
ja nicht unumstrittenen Kreisverkehrs<br />
Recht“, freute sich Bürgermeister Borgmann<br />
und kündigte an, die Ergebnisse<br />
<strong>des</strong> Projekts an das Verkehrsministerium<br />
in Berlin weiterzugeben. „Ich denke,<br />
an dieser Studie <strong>des</strong> Cani-Chemiekurses<br />
werden viele Stellen Interesse haben,“<br />
fügte er hinzu. WN<br />
Schule und Projekte<br />
42<br />
43
WEITERE FOTOS<br />
Pater Justino und Pater Beda berichteten über ihre<br />
Arbeit an sozialen Brennpunkten in Brasilien.<br />
Schüler und Lehrer gingen gemeinsam an den Start<br />
zum 13. Soli-Lauf in der Geschichte <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>s<br />
Pater Beda berichtete von der Verwendung der Spendengelder<br />
„Ohne Geld geht es nicht“<br />
13. Solidaritätslauf erbrachte 9.000 Euro<br />
Frischer Wind für eine alte Tradition<br />
Schule und Projekte<br />
Beeindruckt waren die Schülerinnen<br />
und Schüler der Jahrgangstufen 10, 11<br />
und 12 <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>, als sie Anfang<br />
Juli letzten Jahres Besuch bekamen:<br />
Pater Justino, Udo Lohoff sowie Pater<br />
Beda vom gleichnamigen Aktionskreis<br />
berichteten über ihre Arbeit in Brasilien,<br />
wohin die Solidaritätsgelder der Schule<br />
fließen. Pater Justino zeigte eindrucksvolle<br />
Bilder <strong>des</strong> Alltags in seiner Diözese,<br />
vor allem <strong>des</strong> Menschenrechtsbüros.<br />
Dort kämpfen „jeden Tag viele Anwälte<br />
für die Rechte der Armen“ übersetzte<br />
Udo Lohoff. Beispiele dafür seien die<br />
Unterstützung von Behinderten und<br />
Kindern in Not. Das <strong>Canisianum</strong> hilft<br />
dem Aktionskreis seit nunmehr 13 Jahren<br />
mit den Einnahmen aus dem jährlichen<br />
Solidaritätslauf. „Mit den heutigen<br />
Referaten wollten wir den Schülern<br />
einen Einstieg in den kommenden<br />
Solidaritätstag geben“, erklärte Lehrerin<br />
Barbara Imholz die Zusammenkunft.<br />
Die Brasilianer seien „auf Unterstützung<br />
durch das Ausland“ angewiesen. „Ohne<br />
Geld geht es nicht“, beschrieb Pater<br />
Beda abschließend die Notwendigkeit<br />
der Spenden. WN<br />
Morgens, halb zehn in Lüdinghausen.<br />
Noch herrschte Ruhe auf dem Schulhof<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>. Doch es sollte die Ruhe<br />
vor dem Sturm sein. Nur fünf Minuten<br />
später stürmten zahlreiche Schüler<br />
lautstark aus ihren Klassen, ausgerüstet<br />
mit Inlinern, Turnschuhen und einem<br />
Laufzettel. Der 13. Solidaritätslauf für<br />
ein Projekt in Brasilien stand Mitte September<br />
2011 unmittelbar bevor.<br />
Doch so begeistert wie an diesem<br />
Morgen erlebten die Schüler nicht jeden<br />
Lauf der vergangenen Jahre. Das wusste<br />
auch die Organisatorin Susanne Laudick.<br />
„Nach dem zehnten Lauf wurden<br />
Stimmen laut, die auch einmal etwas<br />
anderes forderten.“ So wurde kurzerhand<br />
der elfte „Soli-Lauf “ durch einen<br />
„Solidaritätstag“ ersetzt, an dem sich<br />
alle Schüler mit Projekten zum Thema<br />
„Solidarität“ beschäftigten. Trotz <strong>des</strong><br />
durchweg positiven Feedbacks mussten<br />
sich anschließend alle Beteiligten eingestehen:<br />
„Irgendetwas haben wir doch<br />
vermisst.“ Diese Erkenntnis sollte die<br />
Geburtsstunde eines neuen Konzeptes<br />
für den traditionellen Solidaritätslauf<br />
werden. Während ein Jahr ganz im<br />
Schule und Projekte<br />
44<br />
45
Fortsetzung von Seite 45<br />
Schule und Projekte<br />
Sinne <strong>des</strong> Laufens steht, sollen zwei<br />
weitere Jahre folgen, in denen nur<br />
die Unterstufe für den guten Zweck<br />
schwitzt. Ab der achten Klasse wird<br />
für die Schüler ein Alternativprogramm<br />
organisiert, in dem sie sich<br />
mit Projekten beschäftigen, die zum<br />
Beispiel die Vernichtung <strong>des</strong> Regenwal<strong>des</strong><br />
oder den Produktionsweg von<br />
Kleidung thematisieren. Doch auch<br />
eine Einführung in die brasilianische<br />
Tanz-Kampfsportart Capoeira sowie<br />
die Zubereitung griechischer Spezialitäten<br />
wurden angeboten.<br />
„Man erreicht ja nie alle,“ gestand<br />
Barbara Imholz, die gemeinsam<br />
mit Sigrid Dorprigter und Susanne<br />
Laudick das sogenannte „Soli-Team“<br />
bildete. Doch mit dem breiter gefächerten<br />
Angebot vergrößerte sich<br />
auch die Begeisterung der Schüler<br />
für die 13. Auflage <strong>des</strong> Soli-Laufes.<br />
„Meine Jungen in der sechsten Klasse<br />
wollen sogar 18 Kilometer laufen!“,<br />
zeigte sich Sigrid Dorprigter beeindruckt<br />
vom großen Einsatz der<br />
Schüler. Auch gingen einige sportliche<br />
Lehrer mit vorbildlichem Einsatz<br />
voran – vermutlich, weil sie sich schon<br />
auf das Brot mit Tsatsiki freuten, das die<br />
Projektgruppe „Griechische Spezialitäten“<br />
zeitgleich in der Schule zubereitete.<br />
Vier Wochen später konnten von<br />
dem Organisationsteam dann in einer<br />
Aula-Veranstaltung die Ergebnisse<br />
verkündet werden: Hervorragende<br />
9.000 Euro hatten die Schülerinnen<br />
und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis<br />
7 für ein brasilianisches Kinderheim<br />
erlaufen. Schnellster Läufer wurde dabei<br />
Felix Bartelt aus der Klasse 8b, einer der<br />
freiwilligen Teilnehmer aus den älteren<br />
Jahrgangsstufen. Die größte Anzahl an<br />
Sponsoren – 13 in der Summe – holte<br />
Felix Pickenäcker aus der Klasse 5c ins<br />
Boot. Als Klassen wurden die 5b und<br />
die 7b geehrt, denn die Jüngsten hatten<br />
372 Kilometer erlaufen, während die<br />
„Siebener“ zu Fuß und per Rollerblade<br />
528 Kilometer absolvieren konnten.<br />
Sarah Sandmann<br />
Sunny-Cani-Team hat sich neu formiert<br />
Spaß an elektromobilität<br />
Das Sunny-Cani-Team am <strong>Canisianum</strong><br />
hat eine neue Mannschaft: Gero Borrmann<br />
ist der neue Betreuungslehrer und<br />
Thomas Hols, gelernter Elektriker und<br />
für die gesamte Haustechnik am Cani<br />
zuständig, hält mit den Schülern Fabian<br />
Sölker, Marius Hülk und Ferdinand<br />
Brinker die beiden Elektrofahrzeuge der<br />
Schule in Schuss.<br />
Das neuere Fahrzeug wurde dem<br />
<strong>Canisianum</strong> vor einiger Zeit von Dr.<br />
Wolfgang Graute geschenkt. Dass<br />
die beiden Oldies der Elektroauto-<br />
Geschichte, an denen regelmäßig alle<br />
zwei Wochen gebastelt wird, überhaupt<br />
am Straßenverkehr teilnehmen können,<br />
verdanken die Schüler aber auch<br />
dem Engagement zweier Partner <strong>des</strong><br />
Hausmeister Thomas Hols (r.) mit seiner<br />
neuen Schülermannschaft.<br />
Netzwerks ruhr-mobil-E: Das Autohaus<br />
Rüschkamp übernimmt seit Jahren die<br />
Versicherung, und die Akkus stammen<br />
von Jewo-Batterietechnik in Bochum.<br />
Die beiden Geschäftsführer, Joan Hendrik<br />
Rüschkamp und Michael Teupen,<br />
freuen sich, dass es in Lüdinghausen<br />
wieder Schüler gibt, die sich für Elektromobilität<br />
begeistern. Außerdem lernen<br />
die Schüler in der AG nebenbei so einiges<br />
über Elektrotechnik und Automechanik.<br />
Das Sunny-Cani-Team war übrigens<br />
wieder ein wichtiger Aspekt bei der<br />
Agenda 21-Bewerbung zur „Schule der<br />
Zukunft” in NRW. Bei der Auszeichnungsfeier<br />
in diesem Jahr war das Team<br />
mit seinen Autos natürlich dabei. WN<br />
Schule und Projekte<br />
46<br />
47
Ruhe, spirituelle Entfaltung bei<br />
Kerzenlicht, Gesang und Gebet:<br />
typisch Taizé.<br />
Taizé-Gottesdienst am<br />
<strong>Canisianum</strong> gefeiert<br />
Schriftstellerin Ruth Weiss las im <strong>Canisianum</strong><br />
„Meine Schwester Sara“<br />
Ruth Weiss im Kreise<br />
ihrer jungen Leserinnen<br />
und Leser<br />
Schule und Projekte<br />
Einen Taizé-Gottesdienst feierten Mitte<br />
Dezember letzten Jahres Oberstufenschüler<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> und einige<br />
Lehrer im schulischen Meditationsraum.<br />
Regelmäßige Fahrten in die kleine<br />
burgundische Stadt Frankreichs gehören<br />
seit einiger Zeit auch zum Schulprogramm.<br />
Noch im Sommer 2011 erlebten<br />
30 Cani-Schüler gemeinsam mit ihren<br />
Lehrern Georg Schütz und Veronika<br />
Diers die ganz eigene Spiritualität in der<br />
weltberühmten Communauté ganz in<br />
der Nähe der alten Klosteranlage von<br />
Cluny, in der vor allem Jugendliche<br />
aus aller Welt für eine bestimmte Zeit<br />
gemeinsam leben und arbeiten, intensiv<br />
über Bibelpassagen ins Gespräch<br />
kommen und – vor allem – regelmäßig<br />
Gottesdienste miteinander feiern. Die<br />
Abfolge von Gesang, Gebet und Schweigen<br />
im dunklen, von vielfachem Kerzenlicht<br />
erleuchteten Raum schafft dabei die<br />
für Taizé typische Atmosphäre, von der<br />
auch die Cani-Jugendlichen begeistert<br />
waren. Sie brachten den Wunsch mit,<br />
auch in ihrer Schule Raum zu schaffen<br />
für eine Entfaltung dieser Spiritualität.<br />
Nun erklangen auch im <strong>Canisianum</strong> die<br />
mehrstimmigen Gesänge, die Ruhe und<br />
Glaubenszuversicht ausstrahlen – keine<br />
schlechte Art, sich auf Weihnachten<br />
einzustellen.WN<br />
„Warum haben Sie den Roman geschrieben?“<br />
– „Mit welcher Figur Ihres<br />
Romans können Sie sich eigentlich am<br />
ehesten selbst identifizieren?“ – „Sind<br />
Sie auch Nelson Mandela begegnet?“ –<br />
„Was bedeutet für Sie Südafrika heute?“<br />
Diese und andere Fragen richteten<br />
Schüler aus der letztjährigen Klasse 9a<br />
an Ruth Weiss, als sie im Juni 2011 zu<br />
einer Lese- und Gesprächsrunde ins<br />
<strong>Canisianum</strong> kam.<br />
Das war natürlich nach der voraufgegangenen<br />
Lektüre ihres bekanntesten<br />
Romans „Meine Schwester Sara“ im<br />
Deutschunterricht eine willkommene<br />
Gelegenheit. Gern gab die 1924 in<br />
Fürth geborene Schriftstellerin den<br />
Jungen und Mädchen detaillierte und<br />
persönliche Antworten.<br />
Inhaltlich handelt der Roman von<br />
Sara, einem kurz vor Ende <strong>des</strong> Krieges<br />
in einem deutschen Konzentrationslager<br />
geborenen und wie durch ein Wunder<br />
überlebenden Mädchen, das 1948 von<br />
einer südafrikanischen Burenfamilie<br />
adoptiert wird. Als der Familienvater<br />
von ihrer jüdischen Identität erfährt,<br />
wendet er sich schroff ab. Am eigenen<br />
Leibe erlebt Sara in den Jahren darauf<br />
die Folgen der rassistischen Ideologie<br />
der weißen Herren und damit die<br />
Verachtung, die nicht nur die schwarze<br />
Kunst und Kultur<br />
48<br />
49
Fortsetzung von Seite 49<br />
Das Buch von Ruth Weiss:<br />
Meine Schwester Sara ist<br />
erschienen im dtv Verlag<br />
EUR 8,95<br />
Kunst und Kultur<br />
Bevölkerungsmehrheit, sondern auch sie<br />
als „Hebräerin“ trifft. So wächst sie wie<br />
selbstverständlich in die Widerstandsbewegung<br />
gegen das System der „Apartheid“<br />
hinein.<br />
„Eine wahre Geschichte, die ich<br />
da erzähle“, erläuterte Ruth Weiss. Es<br />
sei zwar nicht ihre eigene Biographie,<br />
aber es seien eigene Erfahrungen, die<br />
der Gestaltung ihrer Romanfiguren<br />
zugrunde liegen. Lange Jahre hat die<br />
gelernte Journalistin nämlich selbst in<br />
Südafrika, später dann in den Nachbarländern<br />
Simbabwe und Sambia gelebt<br />
und die politischen Ereignisse bis zum<br />
Erfolg <strong>des</strong> schwarzen Widerstands und<br />
bis zur Freilassung von Nelson Mandela<br />
kritisch kommentiert. Daraufhin folgte<br />
ein längerer Aufenthalt in England. Aber<br />
noch 2010 hat sich Ruth Weiss auch<br />
wieder im südlichen Afrika umgesehen,<br />
alte Freunde getroffen und viele Gespräche<br />
geführt. Seit acht Jahren lebt sie nun<br />
in Lüdinghausen, und zwar gern, denn<br />
auch hier wohnen Menschen, mit denen<br />
sie seit Jahrzehnten befreundet ist. Dass<br />
sie aber in ganz Deutschland ihre Leser<br />
und Befürworter findet, zeigt auch die<br />
Tatsache, dass die Mädchen-Realschule<br />
in Aschaffenburg am Main nach ihr<br />
benannt wurde.<br />
Zwei Mädchen der Klasse 9a hatten<br />
die Fragen ihrer Mitschüler gebündelt.<br />
Fragen stellte aber auch Ruth Weiss. Wie<br />
ihnen der Roman eigentlich gefallen<br />
habe und ob sie sich mit einer Person<br />
besonders identifizieren könnten. Auch<br />
wollte sie wissen, ob jemand ab und zu<br />
selbst schreibe. Und sofort meldeten<br />
sich vier Schüler: mit einem Faible für<br />
Fantasy und Kurzgeschichten.<br />
Karl-Heinz Kocar<br />
Mittsommerkonzert am <strong>Canisianum</strong><br />
Gesang mit Gänsehaut-Feeling<br />
Gesänge mit Gänsehautreaktion, Johnny<br />
Cash, fetzender Punkrock, zarte Klaviertöne<br />
und Japanisch – all dies erscheint<br />
auf den ersten Blick nicht miteinander<br />
vereinbar – auf den zweiten aber schon.<br />
Jedenfalls machte dieses verwirrende<br />
Gemisch Sinn für die Menschen, die an<br />
dem Mittsommerkonzert <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
im Juni letzten Jahres teilnehmen<br />
konnten. Denn dort hatten Schüler und<br />
Lehrer die Gelegenheit, ihr musikalisches<br />
Talent vor einem größeren Publikum<br />
unter Beweis zu stellen – vorausgesetzt,<br />
ihre Beiträge hatten etwas mit dem<br />
Thema Sommer zu tun.<br />
Selbst Punkrock-Klänge waren beim Mittsommerkonzert<br />
am Cani zu hören.<br />
So beeindruckten Musiklehrer Michael<br />
Greiner und der Schüler Tobias Kreutz<br />
mit einem Stück, das sie zusammen<br />
vierhändig am Klavier spielten. Ferner<br />
sang Tamara Malcher, deren Stimme<br />
manchen vielleicht auch noch vom<br />
Weihnachtskonzert bekannt sein dürfte,<br />
mit absolutem Gänsehaut-Feeling. Eine<br />
Reise in eine andere Welt bot die Japanisch-AG<br />
mit ihren fernöstlichen Liedern,<br />
die das Publikum auch durchaus<br />
zum Mitmachen animierte. Die erst vor<br />
kurzem neu gegründete Punk-Rockband<br />
,,Shower Curtain“ (Duschvorhang), die<br />
vier ihrer selbst geschriebenen Songs<br />
Kunst und Kultur<br />
50<br />
51
Tamara Malcher beim Gesangswettbewerb erfolgreich<br />
„Musik ist mein ein und Alles“<br />
Kunst und Kultur<br />
Fortsetzung von Seite 51<br />
präsentierte, sorgte wohl bei einigen<br />
der Gäste nicht nur für einen<br />
Kulturschock, sondern auch für ein<br />
Klangerlebnis nah am Tinitus. Eine<br />
eher ungewöhnliche Kombination<br />
stellte der Eltern-Lehrer-Chor dar.<br />
Wie bei allen Konzerten <strong>des</strong> Cani<br />
durfte natürlich auch die hauseigene<br />
Big Band, die Cani Hot Dogs, als<br />
Stimmungsmacher nicht auf der<br />
Programmliste fehlen.<br />
Mit Witz und viel Charme führten<br />
Pia Quante und Niko Gernitz,<br />
beide aus der damaligen Jahrgangsstufe<br />
12, durch das Programm. Das<br />
Mittsommerkonzert ist dabei keine<br />
neue Erfindung <strong>des</strong> Cani, sondern<br />
hat durchaus Tradition, wie der<br />
Schulleiter in seiner Eröffnungsrede<br />
betonte. Die Musiklehrer um Kathrin<br />
Hantel und Rainer Sockoll nahmen<br />
diese Idee wieder auf und brachten<br />
eine gelungene musikalische Reise in<br />
den Sommer auf die Bühne, wobei<br />
der Regen draußen die sommerliche<br />
Stimmung im Saal nicht im Geringsten<br />
trübte. Der Erlös <strong>des</strong> Konzerts<br />
wurde für die Musikförderung am<br />
<strong>Canisianum</strong> eingesetzt.<br />
Katharina Beckfeld<br />
Bei Sascha Joerges hat Tamara Malcher seit rund<br />
zwei Jahren Gesangsunterricht. Mit einem tollen<br />
Kostüm trat Tamara im Finale <strong>des</strong> Casting-Wettbewerbes<br />
auf (r.).<br />
„Erst muss ich einmal das Abitur schaffen.<br />
Aber dann . . .“ Für Tamara Malcher<br />
steht jetzt schon fest, wohin die Reise<br />
geht. „Musik ist mein Ein und Alles“,<br />
versicherte sie im Herbst letzten Jahres<br />
gegenüber WN4YOU. Nach dem Abitur<br />
dürfte sich das allerdings noch einmal<br />
steigern.Dass die 16-Jährige das Zeug<br />
dazu hat, mehr aus ihrer Leidenschaft<br />
zu machen, dokumentierte sich bei<br />
einem Nachwuchs-Gesangswettbewerb<br />
der Musical-Zeitschrift „Da Capo“. Hier<br />
belegte sie den dritten Platz unter 192<br />
Teilnehmern.<br />
Beim Mini-Rock-Festival im Rahmen<br />
<strong>des</strong> Stadtfestes fiel Tamara auf - im<br />
positiven Sinne. Sie trat mit ihrer Band,<br />
als Schlagzeugerin, am Keyboard, als Gitarristin<br />
und Sängerin auf - und räumte<br />
stets Ovationen ab. Die Frage „Rock<br />
oder Musical“ stellt sich für die Schülerin<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> nicht. „Ich mache<br />
bei<strong>des</strong> gerne.“ Sie räumte allerdings<br />
ein, dass die Musical-Szene anspruchsvoller<br />
ist. Da muss nicht nur ein Song<br />
vorgetragen werden – man spielt auch<br />
eine Rolle. Tatsächlich schlüpfte Tamara<br />
beim Finale <strong>des</strong> Wettbewerbs, der insgesamt<br />
über drei Runden ging, in die Rolle<br />
der Lady de Winter aus dem Musical<br />
„Die drei Musketiere“. Äußerliches<br />
Kennzeichen: Tamara hatte sich im Internet<br />
eine passende Robe bestellt. Das<br />
„Gesamtpaket“ kam bei den Juroren bestens<br />
an. Als zweitjüngste Teilnehmerin<br />
in der Gruppe der älteren Starterinnen<br />
belegte sie den dritten Platz. „Ich hatte<br />
noch nicht einmal damit gerechnet,<br />
überhaupt das Finale zu erreichen“, gab<br />
sich Tamara bescheiden. Besonders stolz<br />
war sie darauf, dass ihre Bewertung von<br />
einer Profi-Jury kam. Das lässt hoffen …<br />
„Sie ist sehr fleißig“, charakterisiert<br />
Sascha Joerges von der Musikschule<br />
Münsterland, bei der Tamara seit<br />
knapp zwei Jahren Gesangsunterricht<br />
bekommt, ihre Qualitäten. Mehr noch:<br />
Sie verfüge nicht nur über ein „sehr<br />
gutes stimmliches Material“, sie setze<br />
auch die Techniken hervorragend um,<br />
lobt der Fachmann seine Schülerin.<br />
Jörges hatte Tamara auch zum Finale <strong>des</strong><br />
Castings begleitet und freute sich mit<br />
ihr über den Erfolg, den er besonders<br />
hoch einschätzt. „Der Titel, den Tamara<br />
gesungen hat, war mit Abstand das<br />
schwierigste Stück <strong>des</strong> Wettbewerbs“,<br />
versicherte der Musikpädagoge.<br />
Für die 16-jährige Lüdinghauserin<br />
war die Teilnahme an diesem Wettbewerb<br />
der Einstieg in eine neue Musiksparte.<br />
Sie will in Zukunft weitere Erfahrungen<br />
bei ähnlichen Wettbewerben<br />
sammeln. Außerdem hofft sie auf Tipps<br />
durch Profis. Kurse an Musicalschulen<br />
zu besuchen, wäre ebenfalls eine Alternative.<br />
Aber das alles spielt erst einmal<br />
die „zweite Geige“, denn das Abitur steht<br />
ganz klar im Vordergrund. WN<br />
Kunst und Kultur<br />
52<br />
53
„Was wollt Ihr denn von mir?“ - Herr Blomberg,<br />
alias Rainer Kleinespel, weiß nicht mehr weiter.<br />
„Komm, wir gehen ins Fußballstadion! - Kann<br />
Herr Blomberg so seinen Sohn begeistern?<br />
Kunst und Kultur<br />
Dortmunder Jugendtheater fordert Cani-Schüler heraus<br />
„Ich bin doch ein guter Vater!“<br />
Da steht Herr Blomberg in seinem<br />
piekfeinen Geschäftsanzug plötzlich<br />
in der Tür, mit Laptoptasche über der<br />
Schulter und einem bunten Turnbeutel<br />
in der Hand. Sein gehetzter Blick sucht<br />
die Stuhlreihen im Klassenraum der 7b<br />
ab. „Wisst ihr, wo Alexander ist?“ Er will<br />
seinem Sohn den Turnbeutel bringen,<br />
den der einmal wieder bei ihm vergessen<br />
hat. Er trägt ihm den Beutel nach,<br />
weil er „ein guter Vater“ sein will – und<br />
dies trotz ständig klingelndem Handy,<br />
einem Chef, der Leistung rund um die<br />
Uhr sehen will, einem Arbeitsplatz, der<br />
zwei Stunden Autobahnfahrt entfernt<br />
ist, einer Exfrau, die Forderungen an ihn<br />
stellt, einer Lebensgefährtin, die Zeit mit<br />
ihm verbringen möchte und einem dementen<br />
Vater, den er so oft wie möglich<br />
im Pflegeheim besucht.<br />
Trotzdem, oder vielleicht gerade<br />
<strong>des</strong>wegen, will er bei seinem Sohn alles<br />
richtig machen. Statt<strong>des</strong>sen gibt es<br />
ständig Zoff zwischen den beiden. Herr<br />
Blomberg kann das nicht verstehen. Er<br />
will wissen, was er denn falsch macht.<br />
Warum kommt er an seinen Sohn nicht<br />
mehr heran?<br />
Beim Ein-Mann-Stück „Ich bin<br />
doch ein guter Vater“ <strong>des</strong> Dortmunder<br />
Kinder- und Jugendtheaters wird der<br />
Klassenraum zur Bühne und die Schüler<br />
sind Publikum und Akteure zugleich.<br />
„Nicht erst in der anschließenden Diskussion<br />
werden die Jugendlichen aktiv<br />
mit einbezogen“, erläuterte Theaterpädagogin<br />
Erika Schmidt-Sulaimon, die den<br />
Schauspieler Rainer Kleinespel im April<br />
2011 ins <strong>Canisianum</strong> begleitet hat. In<br />
den 8. Klassen und in der 7b wurde das<br />
Stück <strong>des</strong> Autors Jörg Menke Peitzmeyer<br />
aufgeführt und immer stand dabei eines<br />
im Fokus: Die Jungen und Mädchen<br />
sollten sich mit der schier ausweglosen<br />
Lage <strong>des</strong> Vaters auseinandersetzen. Was<br />
kann er tun, um wieder einen besseren<br />
Draht zu seinem Sohn zu bekommen?<br />
Wie wichtig ist es eigentlich, dass er<br />
möglichst viel Geld verdient und Alexander<br />
teure Markenklamotten kaufen<br />
kann?<br />
„Vielleicht will der das ja gar nicht.<br />
Vielleicht will er, dass Sie ihm einfach<br />
’mal zuhören, ihn fragen, was er<br />
wirklich möchte, was er sich von seinem<br />
Papa wünscht‘, schlägt eine Schülerin<br />
vor. Ihre Tischnachbarin möchte, dass<br />
sich Herr Blomberg einen anderen Job<br />
in der Nähe sucht. In der lebhaften Diskussion<br />
im Anschluss an das Stück wird<br />
schnell klar: Die Jungen und Mädchen<br />
können sich gut in den stets unsichtbaren<br />
Alexander hineinversetzen und dennoch<br />
erkennen sie auch die Hilflosigkeit<br />
seines Vaters.<br />
Und auch wenn zwischendurch<br />
gelegentlich gekichert wird, ist es ihnen<br />
allen ernst – vielleicht weil sie selbst daheim<br />
manchmal gerne mehr von ihren<br />
Vätern hätten. WN<br />
Kunst und Kultur<br />
54<br />
55
Gerrit Jütte (l.) sang<br />
Lieder aus der schubertschen<br />
Winterreise.<br />
Unterstützt wurde er<br />
von den Cani-Lehrern<br />
Kathrin Linden, Michael<br />
Schmidt und Michael<br />
Greiner (r.).<br />
erfolgreiches Proben-<br />
Wochenende<br />
Kunst und Kultur<br />
Konzertabend im <strong>Canisianum</strong><br />
Gerrit Jütte sang die „Winterreise“<br />
von Schubert<br />
Auf eine musikalisch-literarische Winterreise<br />
begaben sich am 27.01.<strong>2012</strong><br />
die zahlreichen Gäste in der Mensa <strong>des</strong><br />
<strong>Canisianum</strong>. Der Nordkirchener Sänger<br />
Gerrit Jütte präsentierte die „Winterreise“<br />
von Franz Schubert. Ihm zur Seite<br />
stand dabei ein Lehrer-Trio, das auch<br />
im alltäglichen Leben im <strong>Canisianum</strong><br />
zu Hause ist. Michael Greiner begleitete<br />
Gerrit Jütte am Klavier, Michael<br />
Schmidt und Kathrin Linden präsentierten<br />
literarische Gedanken zum Werk.<br />
Auch für Gerrit Jütte selbst ist das<br />
<strong>Canisianum</strong> keine unbedeutende Schulstätte:<br />
Der gebürtige Lüdinghauser war<br />
Schüler <strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong>s, das er 1985<br />
mit dem Abitur verließ. Heute sind seine<br />
Kinder dort Schüler. Bereits 2009 hat er<br />
in der Schulmensa mit Michael Greiner<br />
zusammen ein Konzert mit Werken von<br />
Robert Schumann gegeben, <strong>des</strong>sen Erlös<br />
für den Mensabau bestimmt war. Auch<br />
in diesem Jahr wollten die Protagonisten<br />
wieder von der besonderen Akustik<br />
und Atmosphäre der Schulmensa<br />
profitieren. Der Spendenerlös ging an<br />
die Cani-Projektgruppe von „Amnesty<br />
International“. „ ‚Die Winterreise’ ist<br />
Schuberts wohl bekanntestes und dramatischstes<br />
Werk, das er 1827 im Jahr<br />
vor seinem Tod beendete“, sagte Gerrit<br />
Jütte vor Konzertbeginn. „Es spiegelt das<br />
Vermächtnis seines tragischen Lebens<br />
wider.“ Die Zuhörer verfolgten Jüttes<br />
Darstellung der insgesamt 24 Lieder mit<br />
unverkennbarem Interesse. Sie wurden<br />
zum Begleiter <strong>des</strong> Wanderers,<br />
der zentralen Figur der Winterreise.<br />
Dieser hat nach einem<br />
Liebeserlebnis, das bereits vor<br />
Beginn <strong>des</strong> Zyklus abgeschlossen<br />
ist, Liebe und Geborgenheit<br />
bewusst und aus eigener<br />
Entscheidung hinter sich<br />
gelassen und zieht ohne Ziel<br />
und Hoffnung hinaus in die<br />
Winternacht. Die ganze Gespanntheit<br />
und Begeisterung<br />
<strong>des</strong> Publikums entlud sich in<br />
dem schallenden Applaus am<br />
Ende <strong>des</strong> Konzerts. Marian Tüns<br />
Ein Großteil der Big Band <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> unternahm<br />
Anfang Juni letzten Jahres eine Band-<br />
Proben-Fahrt in das Schullandheim Isidor-<br />
Hirschfelder der Stadt Krefeld nach Straelen.<br />
Unter der Leitung der Musiklehrerin Kathrin<br />
Hantel und Martin Weiß als Elternbegleitung<br />
probten 19 Schülerinnen und Schüler im Alter<br />
zwischen elf und 14 Jahren intensiv für einige<br />
bevorstehende Auftritte. Bestehende Kenntnisse<br />
wurden dabei vertieft und neue Themen<br />
aufgebaut. Neben den Einzelstimmenproben,<br />
Registerproben und Gesamtproben gab es für<br />
die Schüler auch ein interessantes Freizeitprogramm.<br />
Das Schullandheim in Straelen bietet<br />
mit seinem großartigen Außengelände hervorragende<br />
Bedingungen für einige Kennenlernund<br />
Teambildungsspiele. So war das Intensivtraining<br />
nicht nur musikalisch gesehen eine<br />
Fortbildung, sondern auch in sozialer Hinsicht.<br />
Die mit viel Eifer und Elan geprobten<br />
Stücke werden beim Mittsommernachtskonzert,<br />
der Verabschiedung von Herrn Stutznäcker,<br />
<strong>des</strong> bisherigen Direktors, sowie auf der<br />
Entlassungsfeier der Abiturienten der breiteren<br />
Öffentlichkeit vorgestellt. WN<br />
Kunst und Kultur<br />
56<br />
57
Das Ensemble und die Akteure hinter den Kulissen wurden mit Beifall überschüttet.<br />
Leonie Radtke als Donna Marzia (oben rechts) brachte eine Spitzenleistung.<br />
„Das Kaffehaus“ von Carlo Goldini aufgeführt<br />
Schülertheater mit Prädikat<br />
Kunst und Kultur<br />
„Mit die Huhn in die Bett gefallen“<br />
waren laut dem Erzähler Romeo die<br />
zahlreichen Zuschauer Anfang April<br />
2011 nicht, die in den Genuss kamen,<br />
der Premiere der Prosakomödie<br />
„Das Kaffeehaus“ von Carlo Goldoni<br />
(1707-1793) in der Interpretation <strong>des</strong><br />
letztjährigen Literaturkurses unter<br />
der Leitung von Michael Leibold beizuwohnen.<br />
Unter den bekannten Klängen von<br />
Herbert Grönemeyers Hit „Männer“<br />
zogen die Akteure und Laiendarsteller<br />
am Publikum vorbei, machten neugierig<br />
und enttäuschten die erwartungsfrohen<br />
Zuschauer nicht. Vor dem Hintergrund<br />
und Bühnenbild einer italienischen Piazza<br />
begrüßte Lukas Haddad als Romeo<br />
die Theaterinteressierten im „Venezia<br />
bellissima“ und lud sie dazu ein, das<br />
Ambiente der Lagunenstadt im Strudel<br />
der menschlichen Leidenschaften zu<br />
genießen. Dementsprechend prallten<br />
anschließend die klassischen Motive<br />
Liebe, Eifersucht, Betrug, Engstirnigkeit<br />
und Dummheit mit Macht aufeinander<br />
und sorgten als Verwicklungen <strong>des</strong> Lebens<br />
immer wieder für Heiterkeit.<br />
Simon Gruder als leichtsinniger<br />
Glücksspieler Eugenio setzte immer<br />
wieder seinen guten Namen aufs Spiel,<br />
sowohl durch den Einfluss <strong>des</strong> skrupellosen<br />
Casino -Besitzers Pandolfo (Niklas<br />
Marquard) als auch durch den hinterhältigen<br />
und falschen Grafen Leandro.<br />
Auch die Zukunft mit seiner schwangeren<br />
Frau Vittoria geriet zunehmend<br />
in Gefahr. Stefanie Schmidt spielte die<br />
unglückliche und verzweifelte Frau,<br />
deren Liebe an den Falschen verschwendet<br />
zu sein schien, auf überzeugende<br />
und emotionsgeladene Weise. Als gütige<br />
Kaffeehausbesitzerin debütierte Ann<br />
Christin Aschoff ebenfalls sehr authentisch<br />
in ihrer Rolle als Ridolfa, die dank<br />
ihrer großen Menschenfreundlichkeit<br />
immer alle Hände voll zu tun hatte, alles<br />
rund um ihr Kaffeehaus in Ordnung zu<br />
bringen. Wertvolle Unterstützung fand<br />
sie dabei in Lars Kersting als Kellner<br />
Trappola.<br />
Die Begeisterung der Zuschauer<br />
sicherte sich vor allen Leonie Radtke in<br />
der Rolle der Donna Marcia, die sich<br />
häufig als „Giftspritze mit messerscharfer<br />
Zunge“ in die Angelegenheiten der<br />
Bewohner der Piazza einmischte. Die<br />
weiblichen Darstellerinnen, Lisa Jiménez<br />
Ullrich als schöne Tänzerin Lisaura<br />
und Julia Köster als Zigeunerin Placido,<br />
wurden als Spielball der launischen<br />
Marcia genauso gnadenlos manipuliert<br />
wie die männlichen Opfer Pandolfo (Niklas<br />
Marquardt) und Flaminio (Robert<br />
Schulze Forsthövel) als betrügerischer<br />
Graf und Konsul, der mit gezinkten<br />
Karten gespielt und gewonnen hatte.<br />
Die Botschaft „Kein Geld der Welt kann<br />
wahre Liebe, Güte und Mitmenschlichkeit<br />
ersetzen“ traf sowohl den Nerv <strong>des</strong><br />
jungen als auch erfahrenen Publikums.<br />
Den jungen Künstlern gelang es, durch<br />
ihre professionell wirkenden Darbietungen<br />
das Publikum zu überzeugen,<br />
was sich am Ende der Vorstellung im<br />
donnernden Applaus zeigte.<br />
Den 68 Akteuren vor und hinter<br />
der Bühne gebühre großes Lob, betonte<br />
anschließend der Schulleiter, der es sich<br />
nicht nehmen ließ, die Leistung der<br />
Schüler, aber auch die ihres Lehrers Michael<br />
Leibold herauszustellen, der „Jahr<br />
für Jahr Derartiges“ leiste. WN<br />
Kunst und Kultur<br />
58<br />
59
Besuch von Shakespeares<br />
„Was ihr wollt“<br />
Bochumer<br />
Theaterfahrt ließ<br />
keinen kalt<br />
Die Vorleser<br />
fanden mit ihren<br />
Texten große<br />
Resonanz.<br />
Kunst und Kultur<br />
Der belgische Regisseur Roger Vontobel<br />
hat mit „Was ihr wollt“ eine der meistgespielten<br />
Komödien Shakespeares auf<br />
die Bochumer Bühnenbretter gebracht.<br />
Das Ergebnis sahen sich Ende Januar<br />
<strong>2012</strong> auch vierzig Cani-Jugendliche im<br />
Rahmen <strong>des</strong> Projekts „TheatErleben“ an.<br />
Seit 1983 macht Karl-Heinz Kocar<br />
für Schülerinnen und Schüler ab Klasse<br />
9, aber auch für interessierte Kollegen<br />
und Eltern das Angebot, fünf- oder<br />
sechsmal in jeder Spielzeit mit dem Bus<br />
eine der in der Regel Aufsehen erregenden<br />
Inszenierungen <strong>des</strong> klassischen und<br />
modernen Theaters zu besuchen, immer<br />
eingeleitet von einer Einführung in das<br />
Stück während der Hinfahrt.<br />
Die Theaterbesuche lohnen sich u.a.<br />
bereits <strong>des</strong>halb, weil das Schauspielhaus<br />
Bochum spätestens seit den Jahren, in<br />
denen Peter Zadek und Claus Peymann<br />
<strong>des</strong>sen Intendanten waren, zu den Top-<br />
Theatern im deutschsprachigen Raum<br />
gehört. Auch die jüngste Shakespeare-<br />
Inszenierung ließ niemanden kalt.<br />
Das wilde Spiel um Liebeswerben<br />
und Liebesfrust, um Geschlechterrollen<br />
und einen aus Liebe sich lächerlich<br />
machenden Haushofmeister namens<br />
Malvolio hat der Regisseur in eine<br />
Wasserlandschaft projiziert, die all die<br />
Anstrengungen, Täuschungen und Vergeblichkeiten<br />
der Liebe widerspiegeln<br />
soll. Dazu wurde die Bühne regelrecht<br />
geflutet.<br />
Aber bevor der Vorhang fällt, finden<br />
sich nicht wie bei Shakespeare zwei<br />
glückliche Paare. Vielmehr lässt der<br />
Regisseur am Ende die als Page Cesario<br />
verkleidete Viola verzweifelt erkennen,<br />
dass sie ihre geschlechtliche Identität<br />
nicht hat ausleben können. Tragik und<br />
kritische Anfrage statt Komödienschluss<br />
also. Dementsprechend gab es wieder<br />
viel Stoff für lebhafte Diskussionen während<br />
der Rückfahrt – wie immer. WN<br />
Cani-Projekt zum bun<strong>des</strong>deutschen Vorlesetag<br />
Lesen hilft! Lesen macht stark!<br />
Vorlesen macht Freude!<br />
Unter dieses Motto haben wir, die<br />
Schülerinnen und Schüler der Klasse 7b,<br />
das folgende Projekt am 18. November<br />
2011 gestellt: Im Laufe <strong>des</strong> Vormittags<br />
strömten neun Gruppen mit jeweils zwei<br />
bis vier Schülern aus, um anderen Menschen<br />
durch das Vorlesen von geeigneten<br />
Texten eine Freude zu machen, und<br />
zwar in Seniorenheimen, in der Grundschule<br />
und in Kindergärten.<br />
Kaum hatte unsere Deutschlehrerin<br />
Frau Laudick die Idee für dieses Projekt<br />
vorgestellt, waren wir davon begeistert<br />
und entwickelten Pläne für die Organisation<br />
und natürlich für die Auswahl<br />
der Bücher. Da ist es manchmal schon<br />
schwer, sich zu entscheiden! Was Kinder<br />
hören möchten, können wir uns ja<br />
noch vorstellen, aber alte Damen und<br />
Herren? Da half nur ein Vorgespräch<br />
vor Ort, und so fiel die Wahl auf zwei<br />
Fabeln von Äsop („Die beiden Frösche“<br />
und „Der Fuchs und die Trauben“),<br />
auf den „Froschkönig“ der Gebrüder<br />
Grimm, auf Leo Lionnis „Swimmy“ und<br />
„Frederic“ und auf „Michel aus Lönneberga“<br />
von Astrid Lindgren. Und das<br />
war ein richtiger Volltreffer, denn im<br />
Seniorenheim St. Antonius waren unter<br />
den Zuhörern zwei Personen, die ganz<br />
besondere Erinnerungen mit diesen<br />
Geschichten verbanden. Eine Dame<br />
erzählte, sie habe einmal, ähnlich wie<br />
Michel, vergorene Kirschen auf einen<br />
Misthaufen geworfen, mit dem Erfolg,<br />
dass alle frei umherlaufenden Hühner<br />
kurze Zeit später ein friedliches Nickerchen<br />
machten. Und ein Herr berichtete,<br />
er habe früher ein Jahr in Schweden<br />
gelebt, und so konnte er uns bei der<br />
Aussprache der schwedischen Namen<br />
helfen.<br />
Doch auch am <strong>Canisianum</strong> hatten<br />
wir Zuhörer, denn wir luden die Schülerinnen<br />
und Schüler aus zwei Fünfer-<br />
Klassen in den Meditationsraum ein,<br />
Kunst und Kultur<br />
60<br />
61
Fortsetzung von Seite 61<br />
Kunst und Kultur<br />
um sich auf eine spannende, eine romantische<br />
und eine witzige Geschichte<br />
einzulassen, was mit unterschiedlichem<br />
Erfolg gelang. Auf jeden Fall machten<br />
wir erneut die Erfahrung, die wir bereits<br />
vom Theaterspielen kennen: Je<strong>des</strong> Publikum<br />
reagiert anders, denn die eine Klasse<br />
5 konnte sich nur still über das lustige<br />
Buch freuen, während Schüler aus der<br />
Parallelklasse ihren Spaß offen zeigten:<br />
Lautes Lachen unterbrach mehrfach den<br />
Lesevortrag. Und damit hatten sie recht,<br />
denn sie hörten ein Kapitel aus „Rico,<br />
Oskar und die Tieferschatten“ von<br />
Andreas Steinhöfel – eine wunderbar<br />
witzige und spannende Geschichte von<br />
der Freundschaft zwischen einem tiefund<br />
einem hochbegabten Jungen, die<br />
wir zuvor schon im Deutschunterricht<br />
verschlungen hatten.<br />
Als auch die ausgeschwärmten<br />
Mitschüler wieder zurück waren und<br />
wir alle unsere Erfahrungen zusammentrugen,<br />
konnten wir festhalten, dass<br />
das Motto richtig gewählt war und dass<br />
die Vorleser ihre Sache durchweg gut<br />
gemacht hatten, denn Freude und Dank<br />
äußerten sich nicht nur im Applaus,<br />
sondern spiegelten sich auch in den Gesichtern<br />
wider oder wurden ausdrückt<br />
in kleinen Geschenken: einem selbst<br />
gemalten Bild oder einer Tafel Schokolade.<br />
Also lautet unser Fazit auch in Zukunft:<br />
Lesen hilft, lesen macht stark, vorlesen<br />
macht Freude! Philipp Rabe, Klasse 7b<br />
Beim Lesewettbewerb der<br />
sechsten Klassen Gesamtsieg<br />
errungen<br />
Wenn in den Vorweihnachtstagen<br />
plaudernde Schülergruppen in<br />
Richtung Aula strömen, dann muss<br />
es sich nicht unbedingt um angesetzte<br />
Proben für die Cani-Big-Band,<br />
Theaterstücke oder die verschiedenen<br />
Chöre handeln, sondern es könnte<br />
auch der Vorlesewettbewerb für die<br />
6. Klassen der Grund sein. Trotz<br />
zahlreicher Klassenarbeiten und<br />
intensiver Vorbereitungen auf das<br />
Weihnachtskonzert blieb doch noch<br />
Platz für besinnliche Lesephasen und<br />
die Konzentration auf das spannende<br />
Jugendbuch. Mit Eifer und großer<br />
Selbstverständlichkeit stellten sich<br />
die Schüler dabei erneut der Ausscheidung,<br />
die der Börsenverein <strong>des</strong><br />
Deutschen Buchhandels zum 53. Mal<br />
für die Schulen ausgeschrieben hatte.<br />
Nach einem spannenden Auftreten<br />
holte sich Rieke Escher aus der<br />
Klasse 6a den Gesamtsieg. Sie vertrat<br />
Rieke escher vertrat das Cani<br />
das Cani im Februar dieses Jahres auf<br />
Kreisebene.<br />
Der Wettbewerb begann zunächst<br />
im Deutschunterricht der drei Parallelklassen.<br />
Mitte Dezember trafen sich<br />
dann alle Klassensieger der Jahrgangsstufe<br />
6 in der Aula zur Endausscheidung.<br />
In der ersten Wettbewerbsrunde<br />
traten die drei Klassensieger Rieke<br />
Escher (6a), Lucas Roters (6b) und<br />
Bente Fritz (6c) mit vorbereiteten Texten<br />
vor das gespannte Publikum. Trotz der<br />
großen Kulisse von über 90 Mitschülerinnen<br />
und Mitschülern bewältigten alle<br />
Teilnehmer die ungewohnte Situation<br />
erstaunlich ruhig und souverän.<br />
Auch in der zweiten Runde, als unbekannte<br />
Textstellen aus dem Klassiker<br />
„Der kleine Vampir“ im Drei-Minuten-<br />
Rhythmus vorgetragen werden mussten,<br />
feuerten die einzelnen Klassen ihre<br />
Vertreter kräftig an und hielten sogar<br />
Namensschilder und Plakate hoch,<br />
Die Klassensieger Rieke<br />
Escher (1.v.l.), Lucas<br />
Roters und Bente Fritz.<br />
waren aber während der Leseproben<br />
mucksmäuschenstill.<br />
Die Jury, die aus vier Oberstufenschülern<br />
und zwei Lehrern bestand, war<br />
sich anschließend schnell einig, dass alle<br />
Klassensieger hier erneut ihr Können<br />
unter Beweis gestellt hatten, wenngleich<br />
Rieke Escher sich doch einen leichten<br />
Vorsprung „erlesen“ konnte. Unter dem<br />
fairen Beifall aller Klassen durfte die<br />
strahlende Siegerin dann ihre Urkunde<br />
und ein Buchgeschenk in Empfang<br />
nehmen. Deutschlehrer und Koordinator<br />
Gerold Meischen bedankte sich bei<br />
den Wettbewerbsteilnehmern für die<br />
erneute Erfahrung, dass das Lesen nicht<br />
nur etwas Spannen<strong>des</strong> und Kurzweiliges<br />
sein könne, sondern den Einzelnen<br />
mit selbst geschaffenen Bildern in eine<br />
Fantasiewelt eintauchen lasse, die sich<br />
nicht selten als eine echte Alternative<br />
zum Fernsehen oder Computerspiel herausstelle.<br />
WN<br />
Kunst und Kultur<br />
62<br />
63
Einladungsmotiv<br />
Die Chöre dominierten das<br />
Programm <strong>des</strong> Weihnachtskonzertes<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>,<br />
an dem die ganze Schule<br />
teilnahm.<br />
Weihnachtskonzert 2011 war ein Erlebnis<br />
Die ganze Schule machte mit<br />
Kunst und Kultur<br />
„Es ist ein großes Gemeinschaftsgefühl,<br />
wenn das ganze <strong>Canisianum</strong> von<br />
der fünften Klasse bis zur Oberstufe<br />
mitmacht.“ Mit dieser Aussage drückte<br />
Musiklehrer Andreas Wenking Mitte<br />
Dezember letzten Jahres seine Begeisterung<br />
aus, als das traditionelle Weihnachtskonzert<br />
<strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong>s so viele<br />
Menschen in die Aula lockte, dass für<br />
einige nur Stehplätze übrig blieben. Vor<br />
den großen Engelsbildern, die unter der<br />
Leitung von Kunstlehrer Rainer Sockoll<br />
als Bühnenhintergrund entstanden,<br />
beeindruckten besonders die Chöre.<br />
Einmal sorgten die fünften und sechsten<br />
Klasse mit „Last Christmas“ oder „Jingle<br />
Bells“ unter der Leitung von Ducan<br />
Balaj für die erhoffte Weihnachtsstimmung,<br />
dann wünschten sich die Klassen<br />
sieben und acht „White Christmas“.<br />
Aber auch die Älteren traten mit Gesangseinlagen<br />
auf. So ließen etwa 110<br />
Oberstufenschüler die Bühne nicht nur<br />
wegen ihrer weißen Blusen und Hemden<br />
erstrahlen, sondern auch musikalisch<br />
mit ihren Versionen von „Vois Sur<br />
Ton Chemin“ und „Caresse Sur L´océan“<br />
aus dem Film „Die Kinder <strong>des</strong> Monsieur<br />
Mathieu“.<br />
Dass Schüler und Lehrer durchaus<br />
harmonieren können, bewies im Weiteren<br />
der unter der Leitung von Musiklehrer<br />
Michael Greiner singende Chor,<br />
dem ebenfalls Eltern angehörten. Sie<br />
brachten mit der „Cantate Domino“ und<br />
einem englischen Traditional gekonnt<br />
Anspruchsvolles dar. Aber es gab auch<br />
zwei überzeugende Soloauftritte. Franziska<br />
Wehlmann aus der Jahrgangsstufe<br />
12 spielte auf dem Klavier das Impromtú<br />
fis-Moll von Frederic Chopin und<br />
Tamara Malcher aus der Klasse 10, die<br />
sich unlängst bei einem Musical-Nachwuchswettbewerb<br />
auf einen vorderen<br />
Platz singen konnte, begeisterte nun mit<br />
einem englischen Weihnachtslied. Nicht<br />
fehlen durfte natürlich die schuleigene<br />
Big Band der „Cani Hot Dogs“.<br />
Abschließend lobte Andreas Wenking<br />
nicht nur die Schüler im Rampenlicht,<br />
sondern auch die zahlreichen Techniker<br />
und Helfer hinter der Bühne, die<br />
für eine harmonische Einstimmung auf<br />
das bevorstehende Weihnachtsfest sorgten.<br />
Er sei sich sicher, dass diese positive<br />
Konzerterfahrung allen im Gedächtnis<br />
haften bleiben und im kommenden Jahr<br />
die Motivation für eine kreative Neuauflage<br />
noch steigern werde. WN<br />
Kunst und Kultur<br />
64<br />
65
Beim Stadtfestlauf<br />
erfolgreich<br />
Sport und Spiel<br />
Mit gleich zwei Mannschaften<br />
hatte die Klasse<br />
5a am Stadtfestlauf<br />
teilgenommen.<br />
Angefeuert von den Eltern und zahlreichen<br />
Schaulustigen bewältigten<br />
insgesamt 27 Mädchen und Jungen<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> beim Stadtfestlauf im<br />
Spätsommer 2011 die 1,609 Meter einer<br />
englischen Meile. Pro Klasse bildeten<br />
min<strong>des</strong>tens fünf Schüler eine Mannschaft<br />
und wetteiferten gemeinsam im<br />
Team um die besten Zeiten in der Schulklassenwertung.<br />
Gerade erst kurze Zeit an der neuen<br />
Schule zeigte die Klasse 5a einen besonderen<br />
Einsatz und stellte gleich zwei<br />
Mannschaften. Aber auch die Klassen<br />
6a, 6b und 7b waren dabei und fieberten<br />
dem Start entgegen, um dann auf der<br />
Strecke alles zu geben. Gemeinsam mit<br />
den Schülern waren auch einige Lehrer<br />
sowie der Hausmeister <strong>des</strong> Cani mit<br />
von der Partie. Beim Fünf- und Zehn-<br />
Kilometer-Lauf legten sie sich kräftig<br />
ins Zeug, um möglichst gute Zeiten zu<br />
erreichen.<br />
Belohnt wurden die Anstrengungen<br />
dann von Tobias Gerwin, dem Mitorganisator<br />
<strong>des</strong> Laufes, der im Oktober<br />
einige Goldmedaillen und Urkunden<br />
überreichte. Als erfolgreichste Gruppen<br />
in ihrer Jahrgangsstufe wurden die<br />
Klassen 5a, 6a und 7b außerdem mit 50<br />
Euro für die Klassenkasse belohnt. Die<br />
Klasse 6a und die zweite Mannschaft der<br />
5a landeten erfolgreich auf dem zweiten<br />
Platz. WN<br />
Cani-Volleyballer wurden<br />
NRW-Vizemeister<br />
Mit dem unerwarteten Einzug ins Finale<br />
bei den Lan<strong>des</strong>meisterschaften und<br />
einer knappen Niederlage gegen den<br />
Abo-Meister Carl-Humann-<strong>Gymnasium</strong><br />
Essen zeigte das Jungen-Volleyballteam<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> im März letzten Jahres<br />
eine hervorragende Leistung. In<br />
der Vorrundengruppe starteten die<br />
Cani-Spieler überraschend mit einem<br />
hart umkämpften 2 : 0-Sieg gegen das<br />
favorisierte Team vom Beethoven-<br />
<strong>Gymnasium</strong> aus Bonn. Im Spiel um den<br />
ersten Platz in der Gruppe gewannen<br />
die Lüdinghauser mit 2 : 0 gegen die<br />
Mannschaft der Theodor-Körner-Schule<br />
aus Bochum. Damit stand der Einzug<br />
ins Finale gegen das Carl-Humann-<br />
<strong>Gymnasium</strong> aus Essen fest, das sich in<br />
der Vorrunde überzeugend gegen Siegen<br />
und Paderborn durchgesetzt hatte. Im<br />
ersten Satz spielten die Canisianer sehr<br />
stark. Es sah lange nach einer Sensation<br />
aus, bevor sich die Essener doch noch<br />
mit 25 : 22 durchsetzen konnten. Der<br />
zweite Satz ging dann leider deutlicher<br />
verloren. Doch der zweite Platz im<br />
NRW-Vergleich sei ein hervorragen<strong>des</strong><br />
Ergebnis für die im Schnitt jüngste<br />
Turniermannschaft, teilte Sportlehrerin<br />
Inge Meier mit. Einen ähnlichen Erfolg<br />
konnten die Cani-Volleyballer zuletzt<br />
2003 vorweisen.<br />
In der erfolgreichen Cani-Mannschaft<br />
spielten Christian Thoms-Meyer,<br />
Felix Orthmann, Justus Ahlmann, Leon<br />
Evertz, Gregor Pastoors, Dennis Röckmann,<br />
Sebastian Niehues und Marcel<br />
Hüning. WN<br />
Sport und Spiel<br />
66<br />
67
Die Cani-Jungen der<br />
WK IV holten sich mit<br />
deutlichen Siegen den<br />
Kreismeister-Titel.<br />
Die Läufer <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
waren nach<br />
der „BIG 25“ stolz:<br />
Derek Tuffour, Lehrer<br />
Dr. Georg Schütz, Maximilian<br />
Klunke, Miriam<br />
Wichmann und Julia<br />
Suttrup (v.l.).<br />
<strong>Canisianum</strong> stellt zwei Kreismeister im<br />
Tischtennis<br />
Cani-Gruppe lief in Herne 25 Kilometer<br />
Sport und Spiel<br />
Bei den Kreismeisterschaften der Schulen<br />
im November letzten Jahres überzeugten<br />
die jüngsten Tischtennisspieler<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> mit zwei souveränen<br />
Siegen. Gegen das Nepomucenum aus<br />
Coesfeld gewannen die Lüdinghauser<br />
alle neun Spielpaarungen klar. Damit<br />
war die Finalteilnahme gesichert.<br />
Im Endspiel trafen die Cani-Jungen<br />
auf das Pius-<strong>Gymnasium</strong> aus Coesfeld,<br />
das eine große Tischtennis-Tradition<br />
pflegt. Die ersten Sätze waren zunächst<br />
offen, dann aber sammelten fast alle<br />
Cani-Spieler deutlich mehr Punkte als<br />
die Gegner. Sie mussten nur eine Partie<br />
abgeben, die übrigen acht Spiele gewannen<br />
sie teilweise wieder sehr überlegen.<br />
Somit stellte das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
jeweils einen Kreismeister in der<br />
Wettkampfklasse III (Jahrgang 1997 und<br />
jünger) und in der WK IV (Jahrgang<br />
1999 und jünger). Lediglich die Cani-<br />
Mannschaft in der WK II musste sich<br />
mit einem zweiten Platz hinter dem<br />
Pius-<strong>Gymnasium</strong> zufriedengeben.<br />
Bei den nachfolgenden Bezirksmeisterschaften<br />
im Januar diesen Jahres in<br />
Recklinghausen reichte es dann für die<br />
Jungen der WK III sogar zu einem ausgezeichneten<br />
zweiten Platz. Nach einer<br />
1 : 8-Auftakt-Niederlage gegen eine starke<br />
Auswahl vom Kardinal-von-Galen-<br />
<strong>Gymnasium</strong> aus Münster-Hiltrup zeigte<br />
das Cani-Team Kampfgeist und meldete<br />
sich erfolgreich zurück. Es gewann nun<br />
deutlich mit 9 : 0 gegen Recklinghausen<br />
und 7 : 2 gegen Bottrop. Damit wurde<br />
die im Schnitt jüngste Mannschaft <strong>des</strong><br />
Wettbewerbs Vize-Bezirksmeister. Ihr<br />
gehörten die folgenden Schüler an:<br />
Jonas Richter, Oliver Ruprecht, Niklas<br />
Hüser, Florian Hüser, Kaspar Kelling,<br />
Julian Vorrink und Timothy Koc. WN<br />
Ausdauersport ist gesund und Gesundheit<br />
ist ein Thema, das immer mehr<br />
Einzug in die Schule hält. Eine Gruppe<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> war ganz praktisch in<br />
Sachen Ausdauersport unterwegs und<br />
nahm im April 2011 in Herne an der<br />
Lauf-Veranstaltung „BIG 25“ von der<br />
Bun<strong>des</strong>innungskrankenkasse teil. Insgesamt<br />
gingen dabei im Ruhrgebiet mehr<br />
als 2000 Läufer auf die Strecke.<br />
Bei der zweiten Austragung der<br />
„BIG 25“ war das Cani auch zum<br />
zweiten Mal dabei. Diesmal wurden die<br />
25 Kilometer von Schülern der Jahrgangsstufe<br />
8 im Staffelwettbewerb und<br />
von dem betreuenden Lehrer Dr. Georg<br />
Schütz im Alleingang bezwungen. Die<br />
äußeren Bedingungen waren mit strahlendem<br />
Sonnenschein und angenehmen<br />
Temperaturen ideal.<br />
Die Staffelmannschaft musste<br />
den Ausfall eines Läufers verkraften,<br />
wodurch Derek Tuffour gezwungen war,<br />
die fünf Kilometer gleich zweimal zu<br />
bewältigen. Julia Suttrup und Miriam<br />
Wichmann konnten den Staffelchip mit<br />
guten Zeiten weitertragen. Den fünf<br />
Kilometer langen Schlussabschnitt absolvierte<br />
Maximilian Klunke in beachtlichen<br />
20 Minuten. Ihr Ziel hatten die<br />
Schüler nach zwei Stunden und 20 Minuten<br />
erreicht. Während Georg Schütz<br />
2010 noch deutlich von einer Schülerstaffel<br />
seiner Schule geschlagen worden<br />
war, konnte er dieses Mal im Ziel einige<br />
Minuten auf seine Schüler warten. WN<br />
Sport und Spiel<br />
68<br />
69
Stolz präsentieren die Schüler ihre Sportabzeichen.<br />
Inge Meier (v.l.), Fachbereichsleiterin Sport am <strong>Canisianum</strong>, Schulleiter Hartmut Stutznäcker<br />
und Renate Haltern, Vorsitzende <strong>des</strong> Schulträgervereins, nahmen von Stützpunktleiter Alfons<br />
Meinke und Klaus Becker vom Kreissportbund die Auszeichnung als beste Schule im Kreis Coesfeld<br />
in Sachen Sportabzeichen in Empfang.<br />
Klasse 6c mit einer Quote von 93 Prozent<br />
Cani erfolgreichste Sportabzeichen-<br />
Schule <strong>des</strong> Kreises<br />
Sport und Spiel<br />
Die Klasse 6c hat es allen vorgemacht:<br />
27 von 29 Jungen und Mädchen haben<br />
im vergangenen Jahr das Sportabzeichen<br />
abgelegt. Ein gutes sportliches Beispiel,<br />
das Stützpunktleiter Alfons Meinke am<br />
17.01.<strong>2012</strong> bei der Sportabzeichenverleihung<br />
in der Aula <strong>des</strong> Cani besonders<br />
lobend hervorhob. Verbunden war dies<br />
mit einem Dank an die Sportlehrerin<br />
Inge Meier, die einmal mehr für die<br />
Durchführung der Sportabzeichenab-<br />
nahme verantwortlich war. Insgesamt<br />
wurde die Marke von 200<br />
Sportabzeichen nur knapp verfehlt.<br />
Mit Sigrid Dorprigter und Sonja<br />
Eggersmann absolvierten auch zwei<br />
Lehrerinnen die sportliche Herausforderung.<br />
Vom Sponsor „Sparkasse“<br />
verteilte Simone Heil Süßigkeiten an<br />
die erfolgreichen Schülerinnen und<br />
Schüler. WN<br />
463 Canisianer erwarben 2010 das<br />
Sportabzeichen. Das sei eine Quote von<br />
49,9 Prozent, rechnete Klaus Becker<br />
vom Kreissportbund vor. Mit diesem<br />
Ergebnis katapultierte sich die Schule<br />
kreisweit auf den ersten Rang - und<br />
auf Lan<strong>des</strong>ebene auf Platz vier. Im<br />
Juni letzten Jahres überreichte Klaus<br />
Becker dann gleich zwei Pokale sowie<br />
einen Scheck über 500 Euro an die<br />
Cani-Sportlehrerin Inge Meier als Lohn<br />
für die schweißtreibenden Aktivitäten.<br />
Ausdrückliches Lob für diese sportliche<br />
Leistung der Cani-Aktivisten gab<br />
es auch vom scheidenden Schulleiter<br />
Hartmut Stutznäcker und von Renate<br />
Haltern, der Vorsitzenden <strong>des</strong> Gymnasialvereins.<br />
WN<br />
Sport und Spiel<br />
70<br />
71
Dr. Uwe Carstens und Ulrich Schweers<br />
für das <strong>Canisianum</strong> (l.) und Schulleiterin<br />
Elisabeth Hüttenschmidt und Daniel<br />
Boettcher, stellvertetender Oberstufenkoordinator<br />
am Anton (r.), zogen eine<br />
positive Bilanz der Schulkooperation.<br />
Lüdinghauser Gymnasien zogen<br />
nach 20 Jahren Bilanz<br />
Kooperation zum<br />
Wohle der Schüler<br />
Partner und Freunde<br />
Eine Stadt – zwei Gymnasien mit<br />
eigenständigen Profilen. Das gibt es<br />
nicht überall. Auf ihre Eigenständigkeit<br />
legen die Verantwortlichen am<br />
privaten <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> und<br />
am städtischen St. Antonius-<strong>Gymnasium</strong><br />
großen Wert.<br />
Trotzdem: Zum Wohle der Schüler<br />
erfolgt auch eine intensive Kooperation<br />
- und das nun schon seit 20 Jahren. Die<br />
Schulleitungen von „Cani“ und „Anton“<br />
zogen daher im November 2011 eine<br />
Bilanz der langjährigen Zusammenarbeit,<br />
bei der „das Wohl der Schüler stets<br />
im Vordergrund stand“, wie Dr. Uwe<br />
Carstens, Oberstufenkoordinator <strong>des</strong><br />
<strong>Canisianum</strong>s, versicherte.<br />
Die Kooperation der Schulen war<br />
eine Reaktion auf die Einführung der<br />
Oberstufenreform in den 1970er Jahren.<br />
Kurse statt Klassen, Wahlfächer statt<br />
<strong>des</strong> starren Stundenplans lautete damals<br />
das Motto. Eine einzelne Schule tat sich<br />
schwer, ein breites Angebot an Kursen<br />
zu offerieren. Zwei Schulen gemeinsam<br />
konnten dagegen deutlich mehr Fächer<br />
abdecken. So war es damals und so ist<br />
es auch heute noch. Deutsch, Englisch,<br />
Französisch, Geschichte, Erdkunde, Mathematik,<br />
Biologie, Physik und Chemie<br />
– diese Leistungskurse werden an den<br />
beiden Schulen seit 20 Jahren angeboten<br />
und kommen dank der Zusammenarbeit<br />
auch zustande. Andere Schulen ähnlicher<br />
Größenordnungen haben dieses<br />
Angebot nicht, erläuterten Anton-Schulleiterin<br />
Elisabeth Hüttenschmidt sowie<br />
Dr. Uwe Carstens und Ulrich Schweers<br />
vom Cani übereinstimmend. „Wir haben<br />
vor 20 Jahren schnell gemerkt, welche<br />
Möglichkeiten sich durch die Kooperation<br />
eröffnen“, erinnerte sich Uwe<br />
Carstens, der wie Ulrich Schweers die<br />
Entwicklung von Anfang an miterlebte.<br />
Mittlerweile findet die Kooperation<br />
nicht nur in Leistungskursen statt. Für<br />
diejenigen Schüler, die nach der Klasse<br />
10 zu den Gymnasien wechseln, wird<br />
auch ein Französisch-Grundkurs in<br />
Kooperation angeboten.<br />
Rund 20 Prozent der Schüler der<br />
jeweiligen Stufen nutzen nach Erfahrung<br />
der Pädagogen das Kooperationsangebot.<br />
Je kleiner der Jahrgang, <strong>des</strong>to<br />
intensiver wird die Kooperation genutzt.<br />
Auch wenn sich die Kooperation der<br />
Oberstufen längst eingespielt hat, so<br />
sind hinter den Kulissen zur konkreten<br />
Umsetzung doch immer wieder viele<br />
Dinge zu regeln. Stundenpläne, Klausurund<br />
Abi-Termine oder Fahrpläne müssen<br />
abgestimmt werden. „Wir machen<br />
das schon fast wie im Schlaf “, betonte<br />
Ulrich Schweers lächelnd und Elisabeth<br />
Hüttenschmidt versicherte: „Ich habe<br />
bisher noch keine Probleme erlebt.“<br />
Trotz aller Kooperationsbereitschaft:<br />
Auf das eigene Profil sind beide Schulen<br />
stolz. Die Zusammenarbeit in den Oberstufen<br />
soll auch in Zukunft nicht zulasten<br />
der eigenen Identität gehen. Das<br />
wurde sogar von den Gründervätern der<br />
Kooperation vertraglich festgelegt. WN<br />
Partner und Freunde<br />
72<br />
73
Acht schwedische<br />
Gastschüler aus<br />
Norrköping verbrachten<br />
eine Woche<br />
am <strong>Canisianum</strong>. Sie<br />
waren in Gastfamilien<br />
untergebracht.<br />
Schwedische Austauschschüler am <strong>Canisianum</strong><br />
Grillparty für die Gäste aus dem Norden<br />
15 Canisianer besuchten ihre gleichaltrigen englischen<br />
Schulkollegen aus dem Barr Beacon Language College<br />
in Walsall.<br />
Partner und Freunde<br />
Marcus Berggren und seine sieben<br />
Mitschüler mussten, obwohl sie sich<br />
nicht in ihrem Heimatland Schweden<br />
befanden, einen Test schreiben. Dieser<br />
Test war der „Nationellt Prov“, ein<br />
zentraler Test, der die Englischkenntnisse<br />
der Schweden abfragt. Zu dieser<br />
außergewöhnlichen Situation kam es<br />
aufgrund <strong>des</strong> Austauschs zwischen dem<br />
Haga gymnasiet in Norrköping und dem<br />
<strong>Canisianum</strong>.<br />
Anna Nilsson, die Deutschlehrerin<br />
der Schweden, reiste Anfang Mai letzten<br />
Jahres mit ihren acht Schülerinnen und<br />
Schülern an. Alle wurden bei Cani-<br />
Lehrer Dr. Uwe Carstens und seinen<br />
Schwedischschülern untergebracht.<br />
Carstens, seit 34 Jahren Lehrer am Cani,<br />
unterrichtet dort neben Schwedisch<br />
auch Englisch und Erdkunde. Beim<br />
mittlerweile fünften Austausch mit<br />
der schwedischen Schule wurde den<br />
Schülerinnen und Schülern viel geboten.<br />
So lernten die Schweden nicht nur<br />
Lüdinghausen und Umgebung kennen,<br />
sondern am Wochenende auch das nahe<br />
Münster. Natürlich durfte eine typisch<br />
deutsche Grillparty nicht fehlen. Ferner<br />
stand auch ein Besuch <strong>des</strong> Movie Parks<br />
in Bottrop auf dem Programm.<br />
Offiziell empfangen wurden die<br />
Gastschüler aus dem hohen Norden<br />
von dem bisherigen Schulleiter<br />
Hartmut Stutznäcker und von Renate<br />
Haltern, der Vorsitzenden <strong>des</strong> Schulträgervereins.<br />
Diese betonten, wie sehr<br />
dieser Austausch Anna Nilsson und Dr.<br />
Carstens zu verdanken sei und drückten<br />
ihre Hoffnung aus, dass die schwedischdeutsche<br />
Freundschaft noch lange erhalten<br />
bleibe. Nach einer erlebnisreichen<br />
Woche hieß es dann „Vis ses!“ und „Auf<br />
Wiedersehen!“ für die Schweden. WN<br />
Gelungener Gegenbesuch<br />
Canisianer auf den Spuren Shakespeares<br />
Einmal dort stehen, wo einst Shakespeare<br />
geboren wurde. Dazu hatten im<br />
Mai letzten Jahres 15 Schüler <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
und ihr Lehrer Ulrich Thoden<br />
die Möglichkeit, denn sie besuchten<br />
ihre englischen Partnerschüler <strong>des</strong> Barr<br />
Beacon Language College in Walsall.<br />
Die Engländer hatten sich bereits zwei<br />
Monate zuvor für eine Woche in Lüdinghausen<br />
aufgehalten.<br />
Am ersten Besuchstag war von 8 bis<br />
15 Uhr auch für die Deutschen Schulalltag<br />
angesagt, für diese allerdings ohne<br />
englische Schuluniform. Als Ausgleich<br />
zur Schule ging es tags darauf in den<br />
größten Vergnügungspark Englands, das<br />
Alton Towers Resort. Der Park wirbt mit<br />
der Aussage „There´s something for everyone<br />
at the Alton Towers Resort“ – und<br />
das konnten die jugendlichen Besucher<br />
nur unterstützen, denn sie verbrachten<br />
dort trotz Höhenangst oder Angst vor<br />
Loopings alle einen spaßigen Tag.<br />
Auch am Sonntag geöffnete Geschäfte<br />
wurden für einen Shopping-Bummel<br />
genutzt, doch erst, nachdem der größte<br />
Schatz aus angelsächsischer Zeit, der<br />
Schatz von Staffordshire, besichtigt worden<br />
war. Mit dem Rückflug endete dann<br />
der bereits zweite Austausch zwischen<br />
dem Barr Beacon Language College und<br />
dem <strong>Canisianum</strong>. WN<br />
Partner und Freunde<br />
74<br />
75
Die polnischen Schüler aus Nysa und<br />
ihre Gastgeber vom Cani wurden im<br />
Kapitelsaal der Burg Lüdinghausen von<br />
der Beigeordneten Christine Karasch<br />
(hinten 4.v.l.) und vom stellvertretenden<br />
Bürgermeister Jo Weiand (hinten 2.v.l.)<br />
willkommen geheißen.<br />
Partner und Freunde<br />
Polnische Austauschschüler zu Gast<br />
Kontakte zum Carolinum vertieft<br />
„Wir fühlen uns hier wie zu Hause“,<br />
sagte Lukasz Sosulski, und seine Mitschülerinnen<br />
Monika Kolaszewska und<br />
Katarzyna Krukowska nickten zustimmend.<br />
Eine Woche verbrachten sie im<br />
Mai 2011 mit elf weiteren Gastschülern<br />
der Partnerschule Carolinum als Gäste<br />
gleichaltriger Cani-Schüler und deren<br />
Eltern in Lüdinghausen.<br />
Zu Beginn wurden die Schüler aus<br />
Nysa, ihre Begleitlehrer und die Gastgeber<br />
vom Cani im Kapitelsaal der Burg<br />
Lüdinghausen von der Beigeordneten<br />
Christine Karasch sowie vom stellvertretenden<br />
Bürgermeister Jo Weiand willkommen<br />
geheißen. Diese verwiesen auf<br />
die besondere Bedeutung der Kontakte<br />
zu Jugendlichen aus unserem östlichen<br />
Nachbarland. Die Beziehung zum Carolinum<br />
in der Lüdinghauser Partnerstadt<br />
bestehe bereits seit 20 Jahren, erläuterte<br />
Cani-Lehrer Karl-Heinz Kocar, der diesen<br />
Kontakt damals u.a. initiiert hatte.<br />
Aktuell wird der Austausch von seinen<br />
Kollegen Sonja Eggersmann und Dr.<br />
Georg Schütz betreut. Diese berichteten<br />
über den Besuch der Canisianer<br />
in Nysa vor den Herbstferien 2010.<br />
Dort hätten sie die große Gastfreundlichkeit<br />
der jungen Polen und<br />
deren Eltern erfahren. Das Interesse<br />
der Cani-Schüler am Austausch mit<br />
Nysa sei sehr groß.<br />
Das bestätigten auf polnischer<br />
Seite auch Krysztof Rithaler<br />
und Mieczyslaw Jaroszczyk, die<br />
beiden Begleitlehrer der Schüler vom<br />
Carolinum. Der Austausch sei für die<br />
polnischen Jugendlichen eine gute<br />
Gelegenheit, nicht nur ihre deutschen<br />
Sprachkenntnisse auszubauen, sondern<br />
auch eine andere Kultur kennenzulernen.<br />
Daher, so Mieczyslaw Jaroszczyk,<br />
sei es besonders wichtig, dass die<br />
Jugendlichen aus Nysa in deutschen<br />
Gastfamilien und nicht etwa in einem<br />
Hotel untergebracht seien. Die Jugendlichen<br />
hielten über den Austausch hinaus<br />
Kontakt per E-Mail, SMS oder über<br />
Skype – einige besuchten sich sogar in<br />
den Ferien.<br />
Auf die Schüler <strong>des</strong> Carolinum<br />
wartete noch ein abwechslungsreiches<br />
Programm. So erlebten sie nicht nur den<br />
Unterricht am Cani, sondern fuhren<br />
auch nach Münster und Köln. Ferner<br />
unternahmen sie eine Kanu-Tour mit<br />
Zeltübernachtung und eine Radtour<br />
zum Schloss Nordkirchen. WN<br />
Partner und Freunde<br />
76<br />
77
Biologie-LK auf Hallig Langeneß<br />
Durch Schlick und Kuhdung<br />
Ging dem Lebensraum Wattenmehr barfuß und mit wachen<br />
Sinnen auf den Grund: der Biologie LK.<br />
Reisen und Lernen<br />
„Langeneß“ hieß das Ziel unserer Bio-<br />
LK-Fahrt im Herbst 2011. Langeneß,<br />
das ist eine wunderschöne Hallig im<br />
Norden von Deutschland, einmal im,<br />
einmal unterm Meer gelegen, mit einer<br />
Einwohnerzahl, die wir durch unsere<br />
Ankunft wohl fast verdoppelten.<br />
Mit im Gepäck für ein paar schöne<br />
Tage hatten wir ausreichend Fahrradflickzeug,<br />
denn die geliehenen Hallig-<br />
Fahrräder sind nicht gerade für ihre<br />
guten Reifen bekannt, aber auch Verbandsmaterial,<br />
da die Bremsen ebenso<br />
nicht so optimal funktionieren.<br />
Dabei hatten wir natürlich auch<br />
die obligatorische Regenausrüstung,<br />
um jeder Nordsee-Herbstwitterung<br />
zu trotzen, 522 Aufbackbrötchen, um<br />
eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen<br />
und jede Menge gute Laune.<br />
Gummistiefel hatte kaum einer von<br />
uns dabei, denn diese bleiben eher im<br />
Schlick stecken als an den Füßen haften.<br />
Dass aber auch andere Schuh-Arten<br />
im tiefen Schlammschlick steckenbleiben,<br />
war nicht allen so direkt bewusst,<br />
sodass schon beim Warten auf die Fähre<br />
ein erstes Schuhopfer gefordert wurde.<br />
Scheinbar hatten wir damit aber den<br />
Hallig-Gott gnädig gestimmt, denn<br />
obwohl es Herbst war, hatten wir stets<br />
gutes Wetter und somit die Möglichkeit,<br />
ein vielfältiges Programm wahrzunehmen.<br />
Als erster Programmpunkt stand<br />
eine Exkursion ins Weltnaturerbe „Wattenmeer“<br />
an. Die Wanderung im Watt<br />
bot nicht nur die Gelegenheit, diesen<br />
außergewöhnlichen Lebensraum genauer<br />
unter die Lupe zu nehmen, sondern<br />
auch seine kulinarischen Köstlichkeiten<br />
zu probieren: Ob nun vegetarisch wie<br />
Alge oder Queller, schleimig wie Wattoder<br />
Ringelwurm, knusprig wie Wellhornschnecke<br />
oder glibbrig wie Qualle<br />
– es war für jeden Geschmack etwas<br />
dabei. Neben dem Ausflug ins Watt<br />
stand auch eine Salzwiesen-Exkursion<br />
an, bei der wir bis zu den Oberschenkeln<br />
in Schlick und Kuhdung versanken.<br />
Hier hätten auch die Gummistiefel wohl<br />
kaum geholfen. Ebenso gehörte zu den<br />
Programmpunkten eine Vogel-Exkursion,<br />
bei der wir uns darauf konzentrierten,<br />
neben Austernfischer, Silbermöwe<br />
und Co. auch die Flugzeugnummern<br />
von Tieffliegern, welche verbotenerweise<br />
über dem Watt ihre Runden zogen, vor<br />
die Fernglaslinse zu bekommen.<br />
Nach gemeinsamen Spiele-Abenden,<br />
Schwimmaktionen im Meer bei<br />
klarem Sternenhimmel und Meeresleuchten,<br />
ausufernden Schlickschlachten<br />
und einigen mehr oder weniger<br />
gut gelungenen Kochversuchen stand<br />
schließlich zum Abschluss unseres<br />
Aufenthalts eine Exkursion durch das<br />
Watt zur Nachbarhallig Oland an. Auf<br />
der leben zwar noch weniger Menschen<br />
als auf Langeneß, dafür gibt es dort den<br />
weltweit leckersten Kirschkuchen, was<br />
allemal ein Grund gewesen wäre, dort<br />
zu bleiben, hätte der Platz für noch<br />
mehr Menschen gereicht.<br />
Und dann, obwohl unsere Aufbackbrötchen-Vorräte<br />
sich noch nicht dem<br />
Ende zuneigten, war es schließlich doch<br />
Zeit für uns, von Langeneß Abschied zu<br />
nehmen. Die schöne Zeit und die einzigartige<br />
Atmosphäre der Hallig werden<br />
uns wohl aber noch lange in Erinnerung<br />
bleiben. Astrid Benölken, Jgst. 12<br />
Reisen und Lernen<br />
78<br />
79
Die 13er am kanntesten und<br />
belebtesten Ort der Londoner<br />
City: am Picadilly Circus.<br />
Reisen und Lernen<br />
Der 13er Englisch-Leistungskurs auf Londontour<br />
Zwischen „Globe Theatre“ und<br />
„Jack-the-Ripper-Walk“<br />
Es ist ein weiter Weg nach London.<br />
546 Kilometer Luftlinie, um genau zu<br />
sein. Und wie lange Wege es nun einmal<br />
so an sich haben, dauert das Zurücklegen<br />
<strong>des</strong>selben einige Zeit. Diese Tatsache<br />
sollten die Schüler <strong>des</strong> Englisch-LK<br />
der Jahrgangsstufe 13 nicht nur während<br />
ihrer Busfahrt Richtung London bestätigt<br />
bekommen. Doch dazu später mehr.<br />
Nach einer mehr als zwölfstündigen<br />
Anreise und der ersten Konfrontation<br />
mit dem Londoner Berufsverkehr<br />
erreichte unsere Gruppe am Montag,<br />
dem 17.10.2011, um 12 Uhr mittags das<br />
Hotel „Palmer‘s Lodge“ im Londoner<br />
Stadtteil Willesden Green. Die etwas<br />
vom Stadtzentrum entfernte Lage sorgte<br />
für ein ruhiges Ambiente und sichere<br />
Straßen. Dennoch war die nächste U-<br />
Bahnstation nur fünf Minuten Fußweg<br />
entfernt. Nachdem die Zimmer bezogen<br />
waren, stand ein kleiner Stadtrundgang<br />
auf dem Programm. Unser Ziel war mit<br />
dem Piccadilly Circus der bekannteste<br />
und belebteste Platz der Londoner City.<br />
Abends wollten wir dann bei einem<br />
C. Meisinger / pixelio.de<br />
guten Essen einen zwar anstrengenden,<br />
aber auch ereignisreichen Tag ausklingen<br />
lassen und uns für den darauffolgenden<br />
stärken. Zu genau diesem Zweck<br />
hatte Frau Ungru ein günstiges, aber<br />
dennoch gutes indisches Restaurant<br />
empfohlen, <strong>des</strong>sen Auffinden jedoch<br />
ein fast zweistündiges Unterfangen<br />
darstellte. Trotz knurrender Mägen<br />
und allgemeiner Müdigkeit wurde die<br />
Suche jedoch unerwartet zu einer recht<br />
interessanten Tour durch die weniger<br />
bekannten Winkel der Stadt.<br />
Nach einer Mütze Schlaf startete der<br />
nächste Tag leider nicht mit einem ausgiebigen<br />
englischen Frühstück, sondern<br />
mit einer Stadtrundfahrt, bei der wir<br />
zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />
vordrangen. Unsere Sightseeing-Tour<br />
endete schließlich am Buckingham<br />
Palace. Von dort aus wanderte die<br />
Gruppe, immer noch ein wenig planlos,<br />
erneut durch London, und zwar auf der<br />
Suche nach dem Standort eines Theater-<br />
Workshops. Dort eingetroffen, übten<br />
wir Atemtechniken, das richtige Stehen<br />
und sprachen über einige Auszüge aus<br />
Shakespeares berühmten Theaterstück<br />
„Viel Lärm um nichts“ - alles natürlich<br />
auf Englisch, so wie es sich für einen<br />
Leistungskurs gehört.<br />
Das Londoner Nachtleben ist<br />
berühmt und genau das sollte von uns<br />
auf die Probe gestellt werden. Folglich<br />
machten wir uns abends gemeinsam auf<br />
den Weg zu einem Club namens „Mother“<br />
– ein Ort, den übrigens niemand<br />
der Mitfahrer je wiederfinden würde.<br />
Nach einer kurzen Phase <strong>des</strong> Misstrauens<br />
gegenüber der Lokalität war der<br />
Aufenthalt für alle sehr unterhaltsam.<br />
Sicherlich lag dies auch an den Tanzkünsten<br />
eines uns begleitenden Lehrers,<br />
der hier jedoch nicht namentlich<br />
genannt werden soll.<br />
Erwartungsgemäß fiel einigen<br />
Mitreisenden das Aufstehen am nächsten<br />
Morgen ziemlich schwer. Dank der<br />
dehnbaren Toleranz Frau Ungrus kamen<br />
Reisen und Lernen<br />
80<br />
81
Ein imposantes Bauwerk und<br />
immer gut für ein Gruppenfoto:<br />
die Towerbridge.<br />
Reisen und Lernen<br />
Fortsetzung von Seite 81<br />
sie aber noch einmal ungeschoren<br />
davon und somit auch nicht zu spät zu<br />
einem Spaziergang in Richtung „Globe<br />
Theatre“, dem berühmten Schauspielhaus,<br />
in dem seinerzeit Shakespeare<br />
wirkte. 1993 wurde es von Enthusiasten<br />
wiederaufgebaut, interessanterweise<br />
jedoch einige hundert Meter von seinem<br />
ursprünglichen Standort entfernt, um<br />
es nicht durch die Fluten der Themse zu<br />
gefährden.<br />
Diese und ähnliche Fakten wurden<br />
der Reisegruppe von einer ortsansässigen<br />
Schauspielerin, die eine erstaunliche<br />
Ähnlichkeit mit der Professorin Sybil<br />
Trelawney aus den „Harry Potter“-<br />
Romanen aufwies, in einem kurzweiligen<br />
Vortrag vermittelt, der in eine<br />
freie Erkundung <strong>des</strong> angeschlossenen<br />
Museums überging. Den restlichen<br />
Nachmittag konnten wir dann frei<br />
gestalten, unter der Bedingung, dass wir<br />
uns abends pünktlich am Treffpunkt <strong>des</strong><br />
„Jack-the-Ripper-Walk“ im Londoner<br />
East End einfinden würden. Gespickt<br />
mit Informationen über die Geschichte<br />
und die Einwohner der Gegend um<br />
Aldgate verlief der Rundgang äußerst<br />
interessant, auch wenn der eine oder andere<br />
Probleme mit den fotographischen<br />
Dokumenten der Opfer <strong>des</strong> berühmten<br />
Meuchelmörders hatte.<br />
Wer in London ist, darf sich auf<br />
keinen Fall den Stadtteil Greenwich<br />
entgehen lassen, und so machten wir<br />
am letzten Tag eine Bootsfahrt auf der<br />
Themse eben dorthin. Des Weiteren<br />
hatte die Themsefahrt den positiven<br />
Nebeneffekt, dass sowohl wir als auch<br />
unseren geschundenen Füße endlich<br />
einmal eine Verschnaufpause bekamen.<br />
Alle Beteiligten konnten das sonnige<br />
Wetter also völlig entspannt genießen.<br />
Während der Fahrt wurden die am<br />
Flussufer liegenden Sehenswürdigkeiten<br />
von einem Mitglied der Schiffscrew<br />
kommentiert, der nach eigener Aussage<br />
kein ausgebildeter „Guide“ war (Anmerkung<br />
<strong>des</strong> Autors: Dieser „nichtprofessionelle“<br />
Guide war besser als alle<br />
anderen!). In Greenwich angekommen,<br />
war unser nächstes Ziel der „Prime<br />
Meridian“, der quer durch das „Royal<br />
Observatory“ verläuft. Auf einem Hügel<br />
gelegen, bot uns das Gelände <strong>des</strong> Observatoriums<br />
einen fantastischen Blick auf<br />
London. Im Anschluss daran schauten<br />
wir noch kurz auf dem Greenwich Market<br />
vorbei und bestaunten die teilweise<br />
ziemlich kuriosen Antiquitäten und<br />
Kunstgegenstände. Zurück ging es dann<br />
mit der „Docklands Light Railway“ in<br />
den Stadtteil, der ihr ihren Namen gab.<br />
Jedoch war das „Museum of London<br />
Docklands“ nicht jedermanns Sache,<br />
sodass wir uns recht schnell wieder in<br />
Richtung Zentrum aufmachten, um dort<br />
unseren eigenen Interessen nachzugehen.<br />
Ebenso verlief der Abend. Da es<br />
für uns der letzte Abend in London war,<br />
wurde dieser entsprechend ausgelassen<br />
gewürdigt.<br />
Einige von uns machten am nächsten<br />
Morgen ziemlich lange Gesichter,<br />
denn bereits um 10 Uhr mussten alle<br />
Zimmer geräumt sein. Nachdem wir<br />
die Koffer im Bus verstaut hatten,<br />
blieb noch ein wenig Zeit, um sich bei<br />
Tageslicht von der Stadt zu verabschieden.<br />
Rückblickend wird uns diese Fahrt<br />
noch lange als zwar mörderisch für die<br />
Füße, aber doch sehr unterhaltsam und<br />
neue Maßstäbe setzend in Erinnerung<br />
bleiben. Markus Dieckmann, Jgst.13<br />
Reisen und Lernen<br />
82<br />
83
piu700 / pixelio.de<br />
Reisen und Lernen<br />
Eine Kursfahrt der Jahrgangsstufe 13 nach München<br />
„Durst ist schlimmer als Heimweh“<br />
Auch nach 40<br />
Jahren noch<br />
beeindruckend: der<br />
Olympia-Park.<br />
Natürlich fuhren wir als Mitglieder <strong>des</strong><br />
Mathe-Leistungskurses nicht in die<br />
Hauptstadt <strong>des</strong> Freistaates Bayern, um<br />
den Wahrheitsgehalt <strong>des</strong> obigen Zitats<br />
aus dem Hofbräuhaus zu überprüfen,<br />
sondern um die zahlreichen Attraktionen<br />
und Vorzüge der Stadt näher<br />
kennenzulernen und um die Kursgemeinschaft<br />
zu stärken.<br />
Dementsprechend machten wir<br />
uns am Montag vor den Herbstferien<br />
2011 unter der Leitung von unserem<br />
Kurslehrer Herrn Schweers, der von<br />
Frau Piotrowiak unterstützt wurde, mit<br />
dem Zug auf die Reise von Dülmen<br />
nach München. Auf die Deutsche Bahn<br />
war auch an diesem Tag wieder Verlass.<br />
Sie erfüllte sämtliche Klischees und<br />
kam stets unpünktlich, sodass wir mit<br />
eineinhalb Stunden Verspätung endlich<br />
in der erst vor kurzem renovierten<br />
Jugendherberge ankamen. Diese bot uns<br />
in den kommenden Tagen aber fortwährend<br />
gutes Essen und allgemein guten<br />
Service.<br />
Abends machten wir uns auf den<br />
Weg, um unsere selbst organisierte<br />
Stadtbesichtigung zu bewältigen. Jeder<br />
Schüler hielt ein Referat, sodass wir<br />
kostenfrei die wichtigsten Infos z.B. über<br />
das Rathaus und den Viktualienmarkt<br />
erfuhren. Nach der Stadtbesichtigung<br />
endete der Abend der Gruppe im weltberühmten<br />
Hofbräuhaus.<br />
Am nächsten Tag besuchten wir<br />
das BMW-Werk, welches relativ nah<br />
am Zentrum Münchens liegt. Natürlich<br />
ließen wir uns von den zahlreichen<br />
Techniken und der großen Vielfalt<br />
der BMW-Produkte beeindrucken: So<br />
erfuhren wir zum Beispiel, dass ein<br />
Automobil vor der Lackierung mit<br />
Emufedern gereinigt wird oder dass alle<br />
53 Sekunden ein BMW das Werk fertig<br />
verlassen könnte, sofern alle Einzelteile<br />
auch vorrätig wären. Die Frage, wann<br />
denn die neue A-Klasse herauskomme,<br />
sparten wir uns lieber… Anschließend<br />
besuchten wir den nicht sehr weit entfernten<br />
Olympiapark. Einen besonders<br />
schönen Blick über das große Gelände<br />
hatten wir dabei von dem Olympiaturm.<br />
Von diesem war es bei sonnigem Wetter<br />
sogar möglich, die Alpen zu sehen. Wieder<br />
auf dem Boden angekommen, ging<br />
unsere Reise weiter zum Schloss Nymphenburg.<br />
Dort ließen wir uns von den<br />
weitläufigen Parklandschaften und den<br />
groß angelegten Fontänen beeindrukken.<br />
Noch mehr Grün stand schließlich<br />
im Englischen Garten im Vordergrund.<br />
Dort trafen wir zwei Studenten, die uns<br />
abends mit dem Münchener Nachtleben<br />
bekannt machten.<br />
Der Mittwoch startete mit der Suche<br />
nach der scheinbar am Vorabend verloren<br />
gegangenen Energie. Fündig wurden<br />
wir im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik,<br />
in dem die physikalischen<br />
Grundlagen für ein Fusionkraftwerk<br />
untersucht werden. Der Nachmittag<br />
stand uns dann zur freien Verfügung.<br />
Am Abend machten wir einen gemeinsamen<br />
Spieleabend, wobei sich einige<br />
Mitglieder unseres Kurses noch zu sehr<br />
der Heimat verbunden fühlten und dem<br />
BVB in der Champions League seelisch<br />
beistanden.<br />
Am Donnerstag besuchten wir<br />
das ehemalige KZ Dachau, wobei der<br />
gesamte Kurs sich betroffen und angesichts<br />
der dort vermittelten Stimmung<br />
erschrocken zeigte. Obwohl die Gedenkstätte<br />
Dachau die Realität der NS-Zeit<br />
ziemlich deutlich wiedergibt, denke<br />
ich, dass man das unermessliche Leid<br />
der Menschen heute nur noch schwer<br />
nachempfinden kann. Unsere Gruppenleiterin,<br />
eine ehrenamtliche Helferin<br />
der Gedenkstätte Dachau, erklärte uns<br />
dennoch mit viel Geduld und Leidenschaft<br />
viel Wissenswertes – wie zum<br />
Beispiel, dass das KZ Dachau nicht in<br />
erster Linie ein Vernichtungslager war,<br />
sondern hauptsächlich zur Produktion<br />
von Kriegsgeräten diente. Außer uns besuchen<br />
rund 800.000 Menschen jährlich<br />
das ehemalige Konzentrationslager.<br />
Zurück im Zentrum der Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />
bestand der nächste Programmpunkt<br />
aus einem Besuch im<br />
Deutschen Museum, wo mehrere Exponate<br />
z.B. aus dem Bereich der Luftfahrt<br />
anzutreffen sind. Hier konnten sich vor<br />
allem die Jungen in ihre Kindheit zurückversetzen<br />
und viel tüfteln. Nebenbei<br />
ließen sich aber auch interessante und<br />
weniger kindliche Sachen wie die Nano-<br />
Technik erforschen. Hauptattraktion <strong>des</strong><br />
Museums war allerdings ein Schiff von<br />
der Länge eines halben Fußballfel<strong>des</strong>.<br />
Der Abschlussabend unserer<br />
Kursfahrt fand in der Augustinerbräu-<br />
Kneipe statt, wo wir noch einmal einen<br />
geselligen Abend mit dem gesamten<br />
Kurs verbrachten. Insgesamt lässt sich<br />
sagen, dass wir alle einen sehr positiven<br />
Eindruck von München bekommen<br />
haben und dass jeder auch die Kursgemeinschaft<br />
als Gewinn empfunden hat.<br />
Letztlich überwog dann doch das Heimweh<br />
statt <strong>des</strong> Durstes, sodass wir am<br />
Freitag in unsere Heimat zurückkehrten.<br />
Jana Dabbelt (Jgst. 13)<br />
Reisen und Lernen<br />
84<br />
85
Nicht alle Orte die<br />
der Pädagogik-LK<br />
aufsuchte hatten<br />
Säulen.<br />
Reisen und Lernen<br />
Der Pädagogik-LK in Berlin<br />
Zwischen Fernsehstudios und<br />
Holocaust-Mahnmal<br />
Lüdinghausen, 17. Oktober 2011, 8.30<br />
Uhr die aufregende Reise begann.<br />
Nach einer langen Fahrt mit Temperaturschwankungen<br />
zwischen Sauna und<br />
Antarktis waren alle froh, in der Hauptstadt<br />
angekommen zu sein. Die während<br />
der Fahrt gesunkene Stimmung stieg<br />
allerdings wieder mit dem Beziehen <strong>des</strong><br />
Hotels, das mit Modernität und Gemütlichkeit<br />
punktete.<br />
Für ein erstes „Kennenlernen“ der<br />
Stadt aßen wir zunächst eine scharfe<br />
Currywurst bei „Konnopke“ im Bezirk<br />
kiPiX / pixelio.de<br />
Prenzlauer Berg, wo es die beste dieser<br />
Art in Deutschland geben soll. Dabei<br />
ließ die Schärfe einige Köpfe rot anlaufen.<br />
Ein anschließender Fußmarsch<br />
durch die Innenstadt endete bei einem<br />
Weizen-Bier im Sony-Center, wonach<br />
alle geschafft in ihre Betten fielen.<br />
An unserem ersten Morgen in Berlin<br />
hatten wir schon sehr früh den ersten<br />
Programmpunkt zu bestehen. Dementsprechend<br />
fuhren wir zusammen mit<br />
dem Deutsch-Lk zum Bun<strong>des</strong>tag. Da<br />
wir uns in Berlin noch nicht auskannten,<br />
war der Weg für uns etwas stressig.<br />
Am Reichstagsgebäude angekommen,<br />
mussten wir durch eine Sicherheitsschleuse.<br />
Im Bun<strong>des</strong>tag selber bekam<br />
jeder einen Audio-Guide, der uns durch<br />
die Kuppel führte. Während <strong>des</strong> Rundgangs<br />
hatte man einen wunderschönen<br />
Blick auf das morgendliche Berlin.<br />
Nach dem Besuch im Reichstagsgebäude<br />
hatten wir noch etwas Zeit, bevor<br />
wir uns zu einer Spreefahrt aufmachten.<br />
Während dieser freien Zeit wurden wir<br />
auf der Straße angesprochen, ob wir<br />
nicht Lust hätten, Zuschauer bei der<br />
Sendung „Der klügste Deutsche 2011“<br />
in der ARD zu sein. Viele von uns waren<br />
begeistert, sodass wir den eigentlichen<br />
Programmpunkt, die Besichtigung der<br />
„Museumsinsel“, streichen mussten und<br />
am frühen Abend zum ARD-Studio<br />
fuhren, wo uns eine menschengefüllte<br />
Eingangshalle erwartete.<br />
Nach zwei Stunden Wartezeit<br />
konnten wir schließlich den Fußboden<br />
gegen Studiositze tauschen, die aber<br />
auch nicht viel bequemer waren. Als Kai<br />
Pflaume dann die Bühne betrat, konnte<br />
die Show beginnen. Scheinwerfer,<br />
Kameras und Prominente machten den<br />
Abend schließlich unvergesslich. Auf<br />
dem Rückweg mussten wir uns beeilen,<br />
da es schon recht spät war, doch dank<br />
der Hilfe eines freundlichen Berliners<br />
schafften wir es doch noch mit der letzten<br />
Straßenbahn.<br />
Nach dem Frühstück am Mittwochmorgen<br />
besuchten wir, zusammen mit<br />
den anderen LKs, das ZDF-Hauptstadt-<br />
Studio im Regierungsviertel. Dort<br />
angekommen, bekamen wir zunächst<br />
eine kurze Einweisung und waren<br />
danach Gäste im ZDF-Morgenmagazin.<br />
Ebenfalls zu Gast war zum Beispiel der<br />
Vize-Weltmeister im Turnen. Nach einer<br />
Führung durch das Gebäude hatten<br />
wir dann die Möglichkeit, uns mit der<br />
Leiterin <strong>des</strong> Hauptstadtstudios und ehemaligen<br />
Cani-Schülerin Bettina Schausten<br />
zu unterhalten. In einer lockeren<br />
Atmosphäre berichtete Frau Schausten<br />
von ihrem beruflichen Werdegang und<br />
gab uns dabei sehr persönliche Tipps für<br />
Reisen und Lernen<br />
86<br />
87
Fortsetzung von Seite 87<br />
Reisen und Lernen<br />
unsere Zukunft.<br />
Bevor wir uns auf den Weg zum<br />
„Checkpoint Charlie“ machten, dem<br />
bekanntesten der ehemaligen Grenzübergänge<br />
zwischen West- und Ostberlin,<br />
nutzten wir die Mittagspause zur<br />
Stärkung. Am „Checkpoint Charlie“<br />
angekommen, bot sich die Gelegenheit,<br />
mit einem Zeitzeugen über die Krisen-<br />
Situation 1961, als sich genau hier amerikanische<br />
und russische Panzer nach<br />
dem Mauerbau gegenüberstanden, ins<br />
Gespräch zu kommen. Am Abend begaben<br />
wir uns dann zur Entspannung in<br />
einen der angesagtesten Clubs Berlins,<br />
bekannt als Matrix.<br />
Am Donnerstag wollten wir das<br />
inzwischen weltweit bekannte Holocaust-Mahnmal<br />
kennenlernen. Dort<br />
hatten wir eine Führung gebucht, in der<br />
wir Wichtiges über die architektonischen<br />
Grundgedanken <strong>des</strong> Mahnmals<br />
erfahren konnten. So hatte man das<br />
großflächige Mahnmal ganz bewusst im<br />
Zentrum zwischen Brandenburger Tor<br />
und Potsdamer Platz errichtet, um seine<br />
Bedeutung für die deutsch-jüdische<br />
Geschichte zu betonen. Die einzelnen<br />
Steine <strong>des</strong> Mahnmals (die sog. Stehlen)<br />
symbolisieren jüdische Grabsteine und<br />
der unebene Boden steht für das Auf<br />
und Ab der Geschichte <strong>des</strong> jüdischen<br />
Volkes.<br />
Nach einem ersten Gespräch sollten<br />
wir uns selbst auf den Weg durch die<br />
Stehlen machen, um anschließend unsere<br />
Gefühle, die uns still und nachdenklich<br />
werden ließen, auszutauschen. Das<br />
bedrückende Gefühl von Betroffenheit<br />
und Ohnmacht wurde durch Nebel<br />
und Kälte verstärkt, auch das Museum<br />
unterhalb der Gedenkstätte hinterließ<br />
einen bleibenden Eindruck, da hier<br />
persönliche Schicksale besonders in den<br />
Vordergrund gerückt wurden. Der ganze<br />
Kurs war tief bewegt von den einzelnen<br />
Leidensgeschichten. Nach einer kurzen<br />
Mittagspause brachen wir zum Jüdischen<br />
Museum nach Kreuzberg auf, wo<br />
sich jeder selbstständig oder in kleinen<br />
Gruppen durch die Ausstellungsräume<br />
bewegen konnte.<br />
Nach ein bisschen Freizeit besuchten<br />
wir mit den anderen Kursen die<br />
Berliner Philharmonie. Dort erwartete<br />
uns ein Konzert der Berliner Philharmoniker<br />
unter der Leitung von Pablo Heras<br />
Casado und Marc-Andrė Hamelin, der<br />
Klavier spielte. Die Atmosphäre, die<br />
musikalische Vorstellung sowie die Begeisterung<br />
<strong>des</strong> Publikums machten den<br />
Abend zu einem besonderen Erlebnis.<br />
Die Rückfahrt am Freitag nutzten alle,<br />
um ein wenig Schlaf nachzuholen und<br />
die Erlebnisse auszutauschen.<br />
Die Mitglieder <strong>des</strong> Pädagogik-LKs<br />
Drei Leistungskurse erforschten die Hauptstadt<br />
Fünf Tage lang Koffer in Berlin<br />
Drei 13er-Leistungskurse <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
wählten im Oktober 2011 als<br />
Unterkunft das Pfefferbett-Hostel im<br />
Bezirk Prenzlauer Berg, nur zwei U-<br />
Bahn-Stationen entfernt vom Alexanderplatz.<br />
Gleich nach der Ankunft ging<br />
es erst einmal zum Curry-Wurst-Essen,<br />
nicht irgendwo, sondern im legendären<br />
„Konnopke-Imbiss“ an der Eberswalder<br />
Straße, direkt unter den Gleisen der U-<br />
Bahn, die hier als Hochbahn fährt, ganz<br />
in der Nähe der „Kulturbrauerei“.<br />
Und während die Schüler vom<br />
Biologie-LK danach gleich in die Reichstagskuppel<br />
stiegen und die vom Pädagogik-LK<br />
dem Brandenburger Tor zustrebten,<br />
sahen die Deutsch-Leistungskursler<br />
im Deutschen Theater das Stück „Clash“<br />
Reisen und Lernen<br />
88<br />
89
Fortsetzung von Seite 89<br />
Reisen und Lernen<br />
von Nuran Erpulat: Berliner Jugendliche<br />
unterschiedlicher Herkunft führten dabei<br />
denen aus der westfälischen Provinz<br />
vor, dass und wie Integration der Kulturen<br />
in einem Schmelztiegel wie Berlin<br />
funktionieren kann – mit gutem Willen<br />
und viel Fantasie. Danach besichtigten<br />
die Schüler auch noch das alte „Theater<br />
am Schiffbauerdamm“, wo schon Bert<br />
Brecht inszenierte und noch heute das<br />
„Berliner Ensemble“ bemerkenswerte<br />
Aufführungen zustande bringt.<br />
Eine „Mauer-Tour“ mit dem Fahrrad<br />
und der Besuch im DDR-Museum<br />
informierten die Leute <strong>des</strong> Bio-LK<br />
über die Zeit der deutschen Teilung,<br />
über Politik und Alltag in der DDR. Im<br />
Bendler-Block an der Stauffenbergstraße<br />
ging es für den Deutsch-LK in einer<br />
beeindruckenden Führung um die NS-<br />
Zeit und den vielgestaltigen Widerstand<br />
gegen ein mörderisches Regime.<br />
Das in seiner Architektur außergewöhnliche,<br />
vom amerikanischen<br />
Architekten Daniel Libeskind entworfene<br />
Jüdische Museum – Pflichtprogramm<br />
für alle drei Kurse – ließ die Geschichte<br />
<strong>des</strong> europäischen Judentums, mit dem<br />
Holocaust als tragischem Höhepunkt,<br />
in vielen Facetten Revue passieren. Eine<br />
Führung am „Denkmal für die ermordeten<br />
Juden Europas“, errichtet von Peter<br />
Eisenman, vermittelte die Mahnung, aus<br />
der Erinnerung an die unzähligen Opfer<br />
<strong>des</strong> NS-Terrors Kraft für den Kampf<br />
gegen rechtsextremistische Tendenzen<br />
zu schöpfen.<br />
Im Regierungsviertel, Bühne<br />
aktueller deutscher Politik, sind das<br />
Kanzleramt und der Reichstag die<br />
markantesten Gebäude. Der Aufstieg<br />
in die Reichstagskuppel, die berühmte<br />
Schöpfung von Norman Foster, geriet<br />
per Audio-Guide für die Schüler zum<br />
Crashkurs in parlamentarischer Demokratie.<br />
Der Deutsch-LK besuchte auch<br />
noch den Bun<strong>des</strong>rat in der Leipziger<br />
Straße: In politischen Rollenspielen<br />
simulierten die Schüler eine typische<br />
Sitzung dieser zweiten Kammer, indem<br />
sie als Vertreter der 16 Bun<strong>des</strong>länder zu<br />
einer Gesetzesvorlage der Bun<strong>des</strong>regierung<br />
am Podium Redebeiträge lieferten.<br />
Um zu wissen, wie sich das bevölkerungsreichste<br />
Bun<strong>des</strong>land, Nordrhein-<br />
Westfalen nämlich, in Berlin politisch<br />
und kulturell präsentiert, gab es vorher<br />
einen Besuch in der NRW-Lan<strong>des</strong>vertretung<br />
beim Bund, in der „Botschaft <strong>des</strong><br />
Westens“.<br />
Eines der besonderen Erlebnisse für<br />
alle Teilnehmer war dann ein Besuch<br />
im ZDF-Hauptstadtstudio „Unter den<br />
Linden“. Live waren die Schüler dabei,<br />
als aus dem „mo:ma-Café“ ein aktuelles<br />
„Morgenmagazin“ gesendet wurde: Sie<br />
Marion Gonnermann / pixelio.de<br />
bildeten bei Brötchen und Kaffee die lebendige<br />
Kulisse und verfolgten gespannt<br />
den speziellen Mix aus Live-Interviews,<br />
Einspielfilmchen, Musik und munterer<br />
Moderation. Den Höhepunkt bildete<br />
ein Interview mit dem ZEIT-Redakteur<br />
Bernd Ulrich, der sein viel diskutiertes<br />
Buch über Deutschland und seine Kriege<br />
im letzten Jahrzehnt vorstellte. An<br />
die Sendung schloss sich eine Führung<br />
durch die Räume <strong>des</strong> Hauptstadtstudios<br />
mit seiner imponierenden Technik an.<br />
Es hat für das ZDF nach dem Mainzer<br />
Sendezentrum eine eminent hohe Bedeutung.<br />
Und dann nahm sich die Chefin <strong>des</strong><br />
Hauptstadtstudios, die ehemalige Cani-<br />
Schülerin Bettina Schausten, eine Stunde<br />
lang Zeit für ein lockeres Gespräch<br />
mit den jungen Leuten von ihrer alten<br />
Schule. Es ging vor allem um verantwortungsvolle<br />
politische Berichterstattung,<br />
aber auch um den Beruf eines Fernsehjournalisten,<br />
den ja vielleicht einige<br />
der angehenden Abiturienten wählen<br />
könnten.<br />
Für die „Biologen“ gab es außerdem<br />
eine Führung durch die medizinhistorische<br />
Sammlung <strong>des</strong> berühmten<br />
Charité-Krankenhauses sowie Besuche<br />
im Naturkundemuseum, in einem Botanischen<br />
Garten und im Zoo-Aquarium<br />
in der Nähe <strong>des</strong> Kurfürstendamms. Die<br />
Deutsch-Schüler gingen statt<strong>des</strong>sen ins<br />
traditionsreiche Kommunikationsmuseum,<br />
einige lernten die Neue Synagoge<br />
sowie das Wohnhaus von Bert Brecht<br />
und seiner Frau Helene Weigel kennen<br />
oder besichtigten den Berliner Dom mit<br />
seiner prachtvollen Ausstattung und<br />
der Hohenzollern-Gruft im düsteren<br />
Kellergewölbe. Auch der Gendarmenmarkt,<br />
das historische Nikolaiviertel, die<br />
Hackeschen Höfe und eine Ausstellung<br />
auf der Museumsinsel waren Zielpunkte<br />
von Cani-Schülern. Manche ließen<br />
sich dagegen einfach im belebten Sony<br />
Center am Potsdamer Platz nieder und<br />
beobachteten die Gäste aus vielen Ländern,<br />
die an ihnen vorbeiflanierten.<br />
An einem der Abende begab sich<br />
ein Großteil der Schüler und Lehrer zur<br />
„Matrix“ am U-Bahnhof Warschauer<br />
Straße, einer der angesagtesten Discos<br />
Berlins. Auf dem Rückweg, eine halbe<br />
Stunde nach Mitternacht, nahmen einige<br />
Mädels beim Rennen ihre Schuhe in<br />
die Hand, um schneller zu sein und um<br />
die letzte U-Bahn am Alexanderplatz<br />
nicht zu verpassen. So mancher musste<br />
am Ende aber doch den Rest <strong>des</strong> Heimwegs<br />
zu Fuß bewältigen.<br />
Den letzten Abend in Berlin verbrachten<br />
dann alle Cani-Schüler mit<br />
den Berliner Philharmonikern und dem<br />
Pianisten Marc-André Hamelin. Beim<br />
Anhören von Werken Felix Mendelssohn-Bartholdys<br />
und Karol Szymanowskis<br />
konnte man noch einmal die vielen<br />
Eindrücke von der pulsierenden Stadt<br />
Berlin an sich vorbeiziehen lassen.<br />
Die begleitenden Lehrer Sigrid Dorprigter,<br />
Tanja König, Claudia Vörding und<br />
Karl-Heinz Kocar hatten allen Grund,<br />
mit dem Verlauf der Studienfahrt zufrieden<br />
zu sein. Karl-Heinz Kocar<br />
Reisen und Lernen<br />
90<br />
91
Reisen und Lernen<br />
13er-Schüler bei Bettina Schausten im ZDF-Hauptstadtstudio<br />
Medien-einfluss und Verantwortung<br />
Ihr Gesicht ist vielen Fernsehzuschauern<br />
bekannt. Sie verbinden damit<br />
heute vor allem die ZDF-Berichterstattung<br />
an Wahlsonntagen und<br />
die Moderation der sonntäglichen<br />
Politsendung „Berlin direkt“, mit<br />
der auch die „Sommerinterviews“ in<br />
Verbindung stehen. Früher lagen das<br />
„Morgenmagazin“ und das „Politbarometer“<br />
in ihrer Verantwortung.<br />
Zweifellos ist Bettina Schausten eine<br />
der einflussreichsten Medien-Frauen<br />
der Republik.<br />
Als Chefin <strong>des</strong> ZDF-Hauptstadtstudios<br />
pflegt sie Tag für Tag eine außergewöhnliche<br />
Nähe zur Bun<strong>des</strong>politik und beeinflusst<br />
die Meinungsbildung innerhalb<br />
der großen Sendeanstalt maßgeblich.<br />
„Es ist schon etwas Besonderes, wenn<br />
man diesen ständigen Kontakt zu den<br />
Hochkarätern der deutschen Politik hat“,<br />
versicherte sie den Schülern von drei<br />
Leistungskursen aus der Jahrgangsstufe<br />
13, die sie während ihrer Studienfahrt<br />
nach Berlin im Herbst letzten Jahres an<br />
ihrem Arbeitsplatz aufsuchten: Das ist<br />
die ständige Vertretung <strong>des</strong> ZDF in der<br />
Bun<strong>des</strong>hauptstadt, wenige Schritte vom<br />
Brandenburger Tor entfernt, auf der<br />
Renommiermeile „Unter den Linden“.<br />
Möglich wurde dieses nicht alltägliche<br />
Treffen durch die Vermittlung von<br />
Deutschlehrer Karl-Heinz Kocar, denn<br />
Bettina Schausten war bis zu ihrem Abitur<br />
1984 selbst einmal für zweieinhalb<br />
Jahre Schülerin seines Leistungskurses.<br />
Wie kommt man zu einer solchen<br />
Position? Bettina Schausten erzählte von<br />
ihren Volontariaten im Rahmen ihrer<br />
„Mit dem Zweiten sieht man besser!“<br />
– Die Canisianer und Bettina<br />
Schausten (2.v.l.) beim Proben für den<br />
nächsten ZDF-Werbespot?<br />
journalistischen Grundausbildung, aber<br />
auch von ihrem Studium der Literaturwissenschaft,<br />
Geschichte und Katholischen<br />
Theologie in Köln und München,<br />
das sie mit dem „Magister Artium“ abschloss.<br />
Ab 1992 war sie beim Südwestfunk<br />
Reporterin und Redakteurin der<br />
Fernsehnachrichten, bevor im Oktober<br />
1997 ihre Karriere beim ZDF mit der<br />
Redaktionsleitung der Sendereihe „Was<br />
nun ... ?“ begann.<br />
„Solltet ihr einmal Journalisten werden<br />
wollen, so kann ich euch nur raten,<br />
zuerst ein soli<strong>des</strong> Studium zu absolvieren.<br />
Tut das, was ihr gerne tut, das aber<br />
dann gründlich!“, legte sie den angehenden<br />
Abiturienten ans Herz. Übergänge<br />
in den Journalismus ergäben sich dann<br />
am besten über Volontariate bei Zeitungen<br />
oder in Sendeanstalten. „Natürlich<br />
muss man auch den Mut haben, durch<br />
offene Türen zu gehen“. Damit meinte<br />
sie das Annehmen von unerwarteten<br />
Angeboten, die ursprünglich gar nicht<br />
Teil der persönlichen Lebensplanung<br />
waren.<br />
Diese Türen haben sich für Bettina<br />
Schausten geöffnet und ihren Aufstieg<br />
beim ZDF möglich gemacht. Zwischen<br />
2003 und 2010 führte sie das Ressort<br />
Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik,<br />
das unmittelbar der Chefredaktion<br />
zugeordnet ist. Diese wird heute<br />
übrigens von Peter Frey geleitet, Bettina<br />
Schaustens Vorgänger auf dem Chefsessel<br />
im Berliner Hauptstadtstudio. Dabei<br />
hatte der prominenten TV-Journalistin<br />
nach dem Abi zunächst einmal vorgeschwebt,<br />
vielleicht einmal als Redakteurin<br />
bei der Wochenzeitung „Die Zeit“<br />
zu landen, aber schließlich war es dann<br />
doch der Fernsehjournalismus, für den<br />
sie sich nachhaltig erwärmte.<br />
Und Bettina Schausten erzählte von<br />
ihren Interviews mit Berliner Spitzenpolitikern:<br />
„Eine Angela Merkel hat sich<br />
im Laufe der Zeit durchaus auch verändert.<br />
Heute weiß sie sich immer besser<br />
in Szene zu setzen. Sie kalkuliert die<br />
Wirkung der Fernsehbilder zunehmend<br />
bewusster ein.“<br />
Ob sich Politiker wohl gern unangenehmen<br />
Fragen aussetzen? „Manche<br />
Spitzenpolitiker begreifen kritische<br />
Fragen oft zunächst einmal als Majestätsbeleidigung“,<br />
meinte Bettina<br />
Schausten mit einem Schmunzeln. Aber<br />
dann komme es doch meistens zu einem<br />
Reisen und Lernen<br />
92<br />
93
Vier Tage lang<br />
erkundeten die 19<br />
Schüler die irische<br />
Hauptstadt.<br />
Spannende Gespräche mit<br />
Bettina Schausten und Einblicke<br />
in das Hauptstadtstudio – ein<br />
echtes Highlight der Berlinfahrt.<br />
Englisch-Leistungskurs besuchte Dublin<br />
Guinness und grüne Briefkästen<br />
Fortsetzung von Seite 93<br />
Reisen und Lernen<br />
vernünftigen Gespräch, was auf Seiten<br />
<strong>des</strong> Interviewers neben einer umfassenden<br />
Sachkenntnis natürlich auch<br />
viel Einfühlungsvermögen und nicht<br />
wenig Geschicklichkeit erfordere. Nicht<br />
einfach sei es, sich gegen eine parteipolitische<br />
Vereinnahmung zur Wehr zu setzen.<br />
Eine „Äquidistanz“ zu den Parteien<br />
– also das Einhalten gleicher Abstände<br />
– gehöre aber für eine Journalistin wie<br />
sie zu den unverzichtbaren Grundsätzen.<br />
Auch das ZDF als Sendeanstalt lege<br />
bei der Besetzung der entscheidenden<br />
Positionen auf Ausgewogenheit großen<br />
Wert.<br />
Übrigens hätte sich Bettina Schausten,<br />
die mit Thomas Fuhrmann, dem<br />
Redaktionsleiter <strong>des</strong> „Morgenmagazins“,<br />
verheiratet ist, eigentlich auch vorstellen<br />
können, weiter das „Morgenmagazin“ zu<br />
moderieren – wenn da nicht ein großes<br />
Hindernis wäre: „Ich möchte nie mehr<br />
um halb drei aufstehen müssen.“ Das<br />
müssen Journalisten wie Cherno Jobatey<br />
und Dunja Hayali nämlich auch heute<br />
noch, um bei Beginn der Sendung um<br />
5.30 Uhr auf dem neuesten Nachrichten-Stand<br />
zu sein.<br />
Die 58 Schüler und Lehrer vom <strong>Canisianum</strong><br />
hatten vor ihrem Treffen mit<br />
der früheren Cani-Abiturienten auch<br />
das Glück, wenigstens die letzte halbe<br />
Stunde <strong>des</strong> aktuellen „Morgenmagazins“,<br />
das immer aus dem „MoMa-Café<br />
gesendet wird, live mitzuerleben.<br />
Das „Gesamterlebnis ZDF“ im<br />
historischen Zollernhof hat Schüler<br />
und Lehrer gleichermaßen beeindruckt,<br />
vor allem aber die Professionalität, mit<br />
der Bettina Schausten von ihrem „Job“<br />
erzählte, und die Ungezwungenheit,<br />
mit der sie ihnen begegnete. Mit ihrem<br />
großen Einfluss wächst der leitenden<br />
Fernsehjournalistin natürlich auch eine<br />
riesige Verantwortung zu. Aber die weiß<br />
die Frau aus Lüdinghausen überzeugend<br />
wahrzunehmen, mitten in Berlin, im<br />
Zentrum deutscher Politik. Karl-Heinz Kocar<br />
Gelbe Doppeldecker, die auf der<br />
falschen Straßenseite fahren, grüne<br />
Briefkästen, jede Menge Statuen, bunte<br />
Haustüren und Guinness - so könnte<br />
man Dublin beschreiben. Der Englisch-<br />
LK der Jahrgangsstufe 12 <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
konnte genau das bestätigen, nachdem<br />
er Mitte Juli letzten Jahres nach vier<br />
erlebnisreichen Tagen aus der irischen<br />
Hauptstadt zurückkehrte. Die 19<br />
Schüler erfuhren von ihrem Lehrer und<br />
Stadtführer Dr. Uwe Carstens einiges<br />
über die wichtigen Persönlichkeiten und<br />
Gebäude, die die Geschichte <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />
und der Stadt widerspiegeln - natürlich<br />
auf Englisch. Am Freitagmorgen nach<br />
der ersten Nacht im Hostel, das zwei<br />
Minuten von der O‘Connell Street, der<br />
Hauptverkehrsstraße, entfernt lag, war<br />
für die Kursteilnehmer Projektarbeit<br />
angesagt. Aufgabe war es, mit den Einheimischen<br />
in Kontakt zu treten, egal ob<br />
in einem Animal Rescue Centre, dem<br />
Trinity College, dem General Post Office<br />
oder einfach in der Innenstadt. Den<br />
Abend ausklingen ließen die 20 Teilnehmer<br />
dann in einem Pub mit traditioneller<br />
irischer Live-Musik und einem<br />
Guinness, dem Lieblingsbier der Iren.<br />
Natürlich musste auch die Geschichte<br />
und Herstellung dieses Nationalgetränks<br />
näher erkundet werden. Deshalb<br />
machte sich ein Großteil der Gruppe am<br />
Samstag auf in die Guinness-Brauerei.<br />
Die Brauerei vermittelte aber nicht nur<br />
einen Überblick über den Brauvorgang<br />
von den Einzelzutaten bis zum fertigen<br />
Bier, sondern auch über die gesamte<br />
Stadt. Sie verfügt nämlich über eine große<br />
Besucherterrasse im siebten Obergeschoss,<br />
von der man über die ganze<br />
Stadt blicken kann.<br />
Am Sonntag um 9 Uhr hieß es dann<br />
,,Goodbye“ und die 19 Schüler machten<br />
sich wieder auf den Heimweg. WN<br />
Reisen und Lernen<br />
94<br />
95
Spiel und Spaß im<br />
Detmolder Hallenbad.<br />
Die Klasse 5a auf Fahrt in Ost-Westfalen<br />
Horn-Bad Meinberg & die externsteine I<br />
Reisen und Lernen<br />
Am 21.11.2011 machten wir uns zusammen<br />
mit Frau Eggersmann, unserer<br />
Klassenlehrerin, den Klassenpaten und<br />
Herrn Meischen als Begleitung auf den<br />
Weg nach Horn-Bad Meinberg, einem<br />
Städtchen bei Detmold am Teutoburger<br />
Wald. Nach einer zweistündigen<br />
Busfahrt kamen wir dann an unserer<br />
Jugendherberge an. Nach der Begrüßung<br />
durch den Herbergsvater richteten wir<br />
uns als Erstes in unseren Zimmern ein,<br />
bevor wir den großen Spielplatz vor dem<br />
Haus mit seiner Seilbahn näher untersuchten.<br />
Nach dem Mittagessen machten<br />
wir uns auf den Weg zu den bekannten<br />
Externsteinen. Wir nutzten die letzte<br />
Tagessonne für das eine oder andere<br />
schöne Foto und kletterten dann die<br />
schmalen und steilen Stufen hoch, bis<br />
wir die Plattform oben auf den Felsen erreicht<br />
und von da aus eine tolle Aussicht<br />
hatten. Zurück in der Herberge stellten<br />
uns die Klassenpaten ihr tolles Abendprogramm<br />
vor, das sie vorbereitet hatten.<br />
Wir spielten verschiedene Spiele wie z.B.<br />
Pantomime oder Kartoffellaufen.<br />
Am nächsten Morgen wurden wir<br />
extra früh geweckt, denn es war ein<br />
Tagesausflug nach Detmold geplant. Wir<br />
fuhren mit dem Linienbus dorthin und<br />
versammelten uns auf dem Marktplatz.<br />
Dort teilten Frau Eggersmann und Herr<br />
Meischen uns in verschiedene Gruppen<br />
auf. Anschließend führten wir ein Stadtspiel<br />
mit kniffligen Fragen durch. Nachdem<br />
alle ihr Lunchpaket gegessen hatten,<br />
machten wir uns zu Fuß auf den Weg<br />
zum Schwimmbad. Dort verbrachten wir<br />
dann auch den Rest <strong>des</strong> Nachmittags.<br />
Am Abend gab es noch eine kleine<br />
Attraktion, denn wir veranstalteten mit<br />
unseren Lehrern ein Tischtennis- und<br />
ein Kickerturnier im Keller der Herberge.<br />
Obwohl die Lehrermannschaft das<br />
Kickerturnier unbedingt gewinnen woll-<br />
te, musste sie zähneknirschend akzeptieren,<br />
dass sie nur Vizemeister wurde.<br />
Danach machten wir eine Nachtwanderung<br />
rund um das Gelände der Jugendherberge.<br />
Das war ganz schön gruselig,<br />
denn wir liefen durch einen dunklen<br />
Wald, wo wir von den Paten erschreckt<br />
wurden.<br />
Am nächsten Morgen spielten wir vor<br />
der Rückfahrt unsere Turniere zu Ende.<br />
Als wir dann gegen Mittag wieder im<br />
heimatlichen Lüdinghausen ankamen,<br />
standen unsere Eltern schon am Busbahnhof<br />
und warteten auf uns.<br />
Christin Pieper<br />
Die Externsteine boten eine<br />
tolle Aussicht.<br />
Reisen und Lernen<br />
96<br />
97
Der Spielekeller<br />
der Herberge bot<br />
viele Möglichkeiten.<br />
Skifahrt 2011<br />
Von Pumas und<br />
Pistenfahrten<br />
Reisen und Lernen<br />
Die Kennenlernfahrt der 5c in den Teutoburger Wald<br />
Horn-Bad Meinberg & die externsteine II<br />
Am Montagmorgen, dem 14.11.2011,<br />
sollte unsere Kennenlernfahrt am<br />
Busbahnhof Lüdinghausen starten. Zu<br />
unserer großen Freude begleiteten uns,<br />
neben unseren Lehrern Frau König und<br />
Herr Herholz, auch unsere Klassenpaten.<br />
Als der Bus dann endlich am Busbahnhof<br />
ankam, rannten wir sofort los,<br />
gaben dem Busfahrer unsere Koffer und<br />
verabschiedeten unsere Eltern.<br />
Als wir nach einer zweistündigen<br />
Fahrt unsere Herberge in Horn-Bad<br />
Meinberg bei Detmold erreichten,<br />
schauten wir uns erst einmal auf dem<br />
Gelände um, denn es gab dort einiges<br />
zu entdecken, wie zum Beispiel eine Minigolfanlage<br />
und eine Kletterwand, die<br />
wir sofort ausprobierten. Anschließend<br />
gingen wir ins Gästehaus, das von der<br />
Evangelischen Kirche betrieben wird,<br />
packten unsere Koffer aus und hatten bis<br />
zum Mittagessen Freizeit.<br />
In den Zimmern machten wir eine<br />
Kissenschlacht, besuchten die Nachbarzimmer<br />
und tobten durch die<br />
Gänge. Unten im Keller spielten einige<br />
aber auch schon Tischtennis. Nach<br />
dem Mittagessen brachen wir zu einer<br />
kleinen Wanderung zu den bekannten<br />
Externsteinen auf. Wir hatten Glück und<br />
brauchten keinen Eintritt zu bezahlen,<br />
um nach einem steilen Aufstieg von<br />
oben die schöne Aussicht zu genießen.<br />
Zurück zur Herberge gingen wir einen<br />
anderen Weg und lernten so die hügelige<br />
Umgebung näher kennen. Abends<br />
veranstalteten wir einen DVD-Abend<br />
und sahen uns den Film „Ich – einfach<br />
unverbesserlich“ an.<br />
Am zweiten Tag fuhren wir mit dem<br />
Zug nach Detmold, wo eine Stadtrallye<br />
auf dem Programm stand. Einige<br />
aus der Klasse fragten einheimische<br />
Passanten, um schneller an die richtigen<br />
Informationen zu kommen. Nach<br />
einer Stunde waren fast alle Gruppen<br />
fertig, so dass wir noch ein bisschen<br />
Freizeit hatten, die einige von uns<br />
dazu nutzten, sich ein Stofftier mit<br />
riesigen Augen zu kaufen.<br />
Anschließend fuhren wir ins<br />
nahe Schwimmbad, wo wir alle viel<br />
Spaß zusammen hatten. Nachdem<br />
wir wieder in der Herberge angekommen<br />
waren, gab es ein warmes<br />
Aben<strong>des</strong>sen und zum Abschluss <strong>des</strong><br />
Tages veranstalteten wir einen Spiele-<br />
Abend.<br />
Am nächsten Morgen mussten<br />
alle früh aus den Betten, damit wir<br />
vor dem Frühstück die Koffer packen<br />
und die Zimmer saugen konnten.<br />
Wir hätten es hier durchaus noch<br />
länger ausgehalten, obwohl wir auf<br />
der Rückfahrt schon ziemlich müde<br />
waren. Cevin Siepmann (Klasse 5c)<br />
Es begann alles an einem Abend im<br />
März, als sich 40 Schülerinnen und<br />
Schüler aus den Jahrgangsstufen 8 und<br />
9 in einen Reisebus begaben, der sie<br />
ins österreichische Zillertal chauffieren<br />
sollte. Ein Bus voller Jugendlicher, zwölf<br />
Stunden Fahrt und ein aufgedrehter<br />
Gettoblaster boten natürlich beste Voraussetzungen<br />
für eine Woche Skifreizeit.<br />
Nach der Ankunft am nächsten<br />
Morgen bezogen alle ihre Zimmer auf<br />
dem Stummerberg mit toller Aussicht<br />
auf das Skigebiet auf der anderen Talseite.<br />
Noch ahnte aber keiner das Unheil,<br />
das direkt hinter der Hütte lauern sollte.<br />
Unbeschwert erkundeten zunächst alle<br />
das Gelände rund um die angemietete<br />
Hütte. Erst als ein Mädchen der Gruppe<br />
verstört und mit aufgeplatzter Lippe den<br />
Wiesenhang hinter dem Haus herunterkam,<br />
war es allen klar: Der berüchtigte<br />
Zillertaler Puma hatte zugeschlagen.<br />
War uns <strong>des</strong>halb die Unterkunft so<br />
kostengünstig angeboten worden? Zum<br />
Glück traute sich dieses Untier aber<br />
offensichtlich nicht den Berg hinunter,<br />
wodurch die Schülerinnen und Schüler<br />
Reisen und Lernen<br />
98<br />
99
Fortsetzung von Seite 99<br />
Reisen und Lernen<br />
und auch die begleitenden Lehrkräfte<br />
den weiteren Verlauf der Woche erleichtert<br />
genießen konnten – sofern sie den<br />
hinteren Teil <strong>des</strong> Gelän<strong>des</strong> mieden.<br />
Wenn doch noch einer vor dem<br />
großen Berglöwen Angst hatte, so war<br />
diese aber spätestens während der ersten<br />
Pistenfahrt vergessen. Dabei wurden alle<br />
Mitfahrer in Anfänger-, Fortgeschrittene-<br />
und Profi-Gruppen eingeteilt. Die<br />
Anfänger mussten sich die ersten zwei<br />
Tage erst einmal mit Kurz-Skiern und<br />
einer blauen Piste begnügen, während<br />
sich die Profis sofort die schwarzen<br />
Hänge hinunterstürzten. Alle fuhren mit<br />
großer Freude. Sogar der Küchendienst,<br />
der jeden Tag früher von der Piste zurückmusste,<br />
um den anderen ein delikates<br />
Aben<strong>des</strong>sen zu bereiten, hatte keine<br />
Schwierigkeiten einsehen, dass Kochen<br />
zu Viert plus Gettoblaster gar nicht so<br />
übel war. Dementsprechend klappte die<br />
Selbstverpflegung während der ganzen<br />
Woche reibungslos.<br />
Manche Ski-Anfänger wurden nach<br />
einiger Zeit einer neuen Gruppe – den<br />
fortgeschrittenen Anfängern – zugewiesen.<br />
Die begleitenden Gruppenleiter<br />
Frau Dorprigter, Herr Gerdzen, Herr<br />
Polarczyk, Herr Walter sowie die Ex-<br />
Canisianer Veronika Vinnemann und<br />
Sebastian Maiworm führten jeweils eine<br />
Gruppe bei herrlichem Sonnenschein<br />
durch das große Pistengebiet. Bis auf<br />
das Auftreten einiger kleinerer Blessuren<br />
verlief die Skifreizeit reibungslos<br />
und auch die beiden, die aufgrund ihrer<br />
kleinen Verletzung nicht mehr Skifahren<br />
durften, hatten trotzdem noch viel Spaß.<br />
Eine Rallye am letzten Tag sollte von<br />
allen als gelungener Abschluss empfunden<br />
werden. Hierbei wurden nicht nur<br />
die besten Skifahrer ausgezeichnet, sondern<br />
auch diejenigen, die ohne Tränen<br />
Zwiebeln schälen konnten. Am Ende<br />
konnte jeder behaupten, seine Bretter<br />
unter den Füßen entweder beherrschen<br />
oder wenigstens einigermaßen kontrollieren<br />
zu können. Jedenfalls war von<br />
nun an keiner mehr beim Skifahren<br />
Anfänger. Dass sich der Zillertaler Puma<br />
spätestens auf der Rückfahrt als „Alpenfantasie“<br />
herausstellte und nur erfunden<br />
wurde, um Alltagsdetails interessanter<br />
erscheinen zu lassen, gehörte zu den<br />
Nebensächlichkeiten der Fahrt.<br />
Tamara Malcher, Jgst. 10<br />
Eindrucksvolle Woche in TAIZÈ<br />
Inspirationsquelle für<br />
unsere Schule<br />
„Den Schülern eine Welt zu zeigen,<br />
ist ein Leitmotiv für unsere Schule.<br />
Dafür ist Taizé ein ideales Ziel.“ Mit<br />
diesem Grundverständnis war Herr<br />
Dr. Schütz auch im letzten Jahr wieder<br />
bereit, zusammen mit Frau Diers in die<br />
in Frankreich gelegene ökumenische<br />
Brüdergemeinschaft zu fahren. Obwohl<br />
diese Fahrt nicht wie 2010 eine Woche<br />
vor den Osterferien, sondern eine<br />
Wohlfühlen in der abendlichen Gemeinschaft.<br />
Woche vor den Sommerferien stattfand,<br />
war eine große Anzahl von Schülern aus<br />
der Jahrgangsstufe 11 und der Einführungsphase<br />
bereit, daran teilzunehmen.<br />
Schließlich ging es dann am Samstag,<br />
den 17.07.2011 um 23:30 Uhr mit 28<br />
Schülerinnen und Schülern los.<br />
Angekommen in Taizé, bekamen<br />
wir einen großen Zeltplatz zugewiesen,<br />
so dass wir dort alle zusammen unsere<br />
Reisen und Lernen<br />
100<br />
101
Emotionalität und Gemeinschaft<br />
spielen in Taizé<br />
eine große Rolle.<br />
Fortsetzung von Seite 101<br />
Reisen und Lernen<br />
Zelte aufstellen und schlafen konnten.<br />
Nach einem Begrüßungsgottesdienst für<br />
alle Neuankömmlinge konnten wir uns<br />
eine „Arbeitsgemeinschaft“ aussuchen.<br />
Dank dieser Arbeitsgemeinschaften<br />
ist das Leben in Taizé für die Brüder<br />
einfacher zu organisieren. Darüber<br />
hinaus stärkt es auch noch das Gefühl<br />
der Gemeinschaft. Viele der Mädchen<br />
erklärten sich zum Beispiel bereit, jeden<br />
Morgen die Betreuung von Kindern im<br />
Alter von 0 – 12 Jahren in der „Olinda“,<br />
dem Aufenthaltsort für die Familien,<br />
zu übernehmen, damit deren Eltern in<br />
Ruhe Bibelgespräche führen konnten.<br />
Einige der Jungen übernahmen im Weiteren<br />
die Aufgabe der „night guards“,<br />
um dementsprechend nachts für Ruhe<br />
und Ordnung zu sorgen. Diese Jobs zu<br />
übernehmen ist in Taizé eine Selbstverständlichkeit.<br />
Da jeden Tag verschiedene Bibel-<br />
Einführungen stattfanden, wurden alle<br />
Teilnehmer in Gruppen eingeteilt, um<br />
hier verschiedene Bibelstellen unter<br />
facettenreichen Gesichtspunkten zu besprechen.<br />
Diese Bibelgruppen bestehen<br />
meistens aus acht bis zwölf Leuten aus<br />
den unterschiedlichsten Ländern, was<br />
gute Englischkenntnisse voraussetzt,<br />
jedoch auch die Chance bietet, Kontakte<br />
mit Leuten aus verschiedenen Kulturen<br />
zu knüpfen.<br />
Das Abendprogramm in Taizé<br />
bleibt der freien Gestaltung überlassen.<br />
Das heißt, wer möchte, kann nach<br />
dem Abendgottesdienst in der Kirche<br />
bleiben und dort in Gemeinschaft Musik<br />
machen. Außerdem bietet sich hinter<br />
dem Kiosk „Ojak“ die Gelegenheit, die<br />
Maja Dumat_pixelio.de<br />
Atmosphäre durch Gemeinschaftsspiele<br />
und musikalische Einlagen<br />
aufzulockern. Einige von uns hatten<br />
ihre Gitarren oder andere Instrumente<br />
dabei und konnten sich so abends<br />
am „Ojak“ gut einbringen.<br />
Generell finden in Taizé täglich<br />
drei Gottesdienste statt und einer am<br />
Freitagabend vor dem berühmten<br />
Taizé-Kreuz. Wer will, kann anschließend<br />
dort hinkommen und beten.<br />
Ein ganz besonderer Gottesdienst ist<br />
jedoch derjenige am Samstagabend,<br />
denn bei diesem bekommt jeder<br />
Teilnehmer eine Kerze ausgehändigt.<br />
Diese Kerze wird durch das Weitergeben<br />
der Flamme entzündet und es<br />
entsteht eine vertraute Atmosphäre.<br />
Das Schlechte an Taizé war lediglich<br />
der Sonntagmorgen am Ende<br />
einer tollen Woche, da wir uns von all<br />
den neuen Bekanntschaften verabschieden<br />
mussten, was zum Teil recht emotional<br />
ausfiel. Dafür konnte man aber<br />
die positiven Erinnerungen an wunderschöne<br />
Tage mit tollen Leuten aus<br />
den unterschiedlichsten Ländern und<br />
Kulturen mitnehmen. Dieses Gefühl<br />
einer Gemeinschaft, die Kontaktfreudigkeit<br />
und diese Offenheit der Menschen<br />
erlebt man selten, doch in Taizé ist diese<br />
gegeben.<br />
Schlussendlich war diese zweite Taizéfahrt<br />
wieder ein voller Erfolg und wir<br />
hoffen auf viele neue Interessenten bei<br />
der Fahrt im nächsten Jahr. Amelie Brinker<br />
Reisen und Lernen<br />
102<br />
103
Griechenland hieß das<br />
Reiseziel der Schülergruppe<br />
<strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>,<br />
hier im Theater von<br />
Epidauros.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
zur Vollendung <strong>des</strong> 4. Dezenniums:<br />
Thomas Hols Juli 2011<br />
zur Hochzeit:<br />
Antje Appel-Hittscher Februar 2011<br />
Reisen und Lernen<br />
Canisianer auf den Spuren der Antike<br />
Von Mykene bis Matala<br />
Jugendliche <strong>des</strong> Privaten <strong>Gymnasium</strong>s<br />
<strong>Canisianum</strong> und <strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong>s<br />
Schloss Buldern waren im Oktober<br />
letzten Jahres auf historischen Spuren<br />
in Griechenland unterwegs. Organisiert<br />
hatte diese Studienreise der Lüdinghauser<br />
„Verein zur Begegnung Jugendlicher<br />
mit Griechenland und Italien“ unter der<br />
Leitung von Klaus Heisterkamp und<br />
Stefan Schrade.<br />
Zunächst zog es die Teilnehmer nach<br />
Athen, wo unter anderem die weltberühmte<br />
Akropolis besichtigt wurde.<br />
Doch auch das pulsierende Leben der<br />
Hauptstadt begeisterte die Teilnehmer.<br />
Abgesehen von vielen leeren Ladenlokalen<br />
war im öffentlichen Leben von der<br />
Finanzkrise wenig zu spüren. Ein besonderes<br />
Erlebnis war der Sonnenuntergang<br />
am Kap Sunion, der äußersten Südspitze<br />
Attikas.<br />
Von Athen ausgehend begann eine<br />
dreitägige Busrundreise über den Peloponnes.<br />
Historische Stätten wie Korinth,<br />
Mykene und Olympia standen dabei auf<br />
der Reiseroute. Höhepunkte waren sicherlich<br />
die Besichtigung der Festungsanlage<br />
von Mykene mit dem Löwentor,<br />
den gewaltigen Festungsmauern und<br />
den Königsgräbern sowie das durch<br />
seine hervorragende Akustik beeindruckende<br />
Theater von Epidauros.<br />
In Olympia, dem Ort der antiken<br />
olympischen Spiele, lieferten sich einige<br />
Jugendliche in glühender Hitze einen<br />
schweißtreibenden Wettlauf. Nachdem<br />
auch das Orakel von Delphi besucht und<br />
befragt worden war, setzte die Gruppe<br />
mit einer Nachtfähre nach Kreta über.<br />
Dort wurden das Labyrinth von Knossos<br />
und die Reste <strong>des</strong> Palastes von Phaistos<br />
besichtigt. In der wunderschönen Bucht<br />
von Matala, dem Hippie-Paradies der<br />
60er Jahre, kam aber auch der Ba<strong>des</strong>paß<br />
nicht zu kurz. So war diese Griechenlandfahrt<br />
– da waren sich alle Teilnehmer<br />
einig – eine großartige Erfahrung<br />
und ein schöner Bildungsurlaub. WN<br />
zur Geburt eines Kin<strong>des</strong>:<br />
Frau Pohlmann mit Nils *Mai 2011<br />
Frau Hermes mit Charlotte Sophie *August 2011<br />
Frau Appel-Hittscher mit Ida *Oktober 2011<br />
Veränderungen 2011<br />
Neu im Kollegium:<br />
Benedikt Polarczyk Mathematik, Sport Februar 2011<br />
Dominique Klaholz Biologie, Englisch September 2011<br />
Katrin Vehof Deutsch, Sport September 2011<br />
Ausgeschieden:<br />
Karsten Eppe Juli 2011<br />
Eintritt in den Ruhestand:<br />
Jürgen Seitz Februar 2011<br />
Hartmut Stutznäcker August 2011<br />
Bernd Brüning August 2011<br />
Wir trauern um:<br />
Hans-Peter Hansen † April <strong>2012</strong><br />
Menschen und Momente<br />
104<br />
105
Wirken effektiv im HIntergrund:<br />
Frau Dieckmann (links) und Frau<br />
Frye<br />
Menschen und Momente<br />
Interview mit Frau Dieckmann und Frau Frye<br />
aus dem Schulträgerbüro<br />
Was macht eigentlich das<br />
Schulträgerbüro?<br />
Fast jeder, der die Schule vom Parkplatz<br />
aus betritt, wird kurz vor der<br />
Pausenhalle schon einmal einen Blick<br />
in Ihre Bürofenster geworfen haben,<br />
ohne aber zu wissen, wer hier eigentlich<br />
tätig ist. Können Sie dem Außenstehenden<br />
eine kleine Einführung in<br />
den Charakter Ihres Büros geben?<br />
Marita Frye: Vom Parkplatz aus die<br />
letzten Fenster rechts vor der Pausenhalle<br />
gehören zum Verwaltungsbüro<br />
<strong>des</strong> Schulträgers. Hauptschwerpunkt<br />
meiner Arbeit sind Buchhaltungsarbeiten.<br />
Da das <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
eine Schule in privater Trägerschaft ist,<br />
werden hier unter anderem die Geldmittel,<br />
die der Schule zur Verfügung gestellt<br />
werden, verrechnet. Hat der Schulträger<br />
in Abstimmung mit der Schulleitung<br />
zum Beispiel die Anschaffung von<br />
neuem Mobiliar oder die zusätzliche<br />
Ausstattung der Räume mit Beamern<br />
beschlossen, wird der Zahlungsverkehr<br />
über dieses Büro abgewickelt.<br />
Sabine Dieckmann: Als private Schule<br />
müssen wir darüber hinaus der Bezirks-<br />
regierung jährlich einen Haushaltsplan<br />
(vorausschauende Planung der Kosten)<br />
und eine Jahresrechnung (Spitzabrechnung<br />
der Kosten <strong>des</strong> Vorjahres)<br />
vorlegen. Der Haushaltsplan sowie die<br />
Jahresabrechnung enthalten dabei die<br />
Abrechnungen für die Gehälter der<br />
Planstelleninhaber (Beamten) und der<br />
Angestellten, die Pensionen bzw. Renten<br />
der Versorgungsempfänger, die Beihilfen,<br />
die Bewirtschaftung (Instandhaltung,<br />
Reparatur) <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> und der<br />
Außenanlagen, die Sachkosten z.B. für<br />
den Geschäftsbedarf, Lehr- und Unterrichtsmaterial,<br />
für Fortbildungskosten<br />
und vieles mehr.<br />
Worin bestehen die Schwerpunkte<br />
Ihrer Arbeit im Einzelnen?<br />
Marita Frye: Mein Aufgabenschwerpunkt<br />
ist die Finanzbuchhaltung. So<br />
werden z.B. die Beihilfe-Anträge der<br />
Lehrkräfte an den Regierungspräsidenten<br />
weitergeleitet und die zu zahlenden<br />
Erstattungen an die Antragsteller<br />
überwiesen.<br />
Sabine Dieckmann: Anhand der Schülerzahlen<br />
und der Pensionierungen werden<br />
auch zu besetzende Lehrerstellen<br />
von mir berechnet, von der Schulleitung<br />
in Absprache mit dem Schulträger ausgeschrieben<br />
und Einstellungen getätigt.<br />
Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt<br />
also in der Planung und Einhaltung <strong>des</strong><br />
Stellenrahmens, der Sach- und Kostenpauschalen,<br />
der Gehälterbearbeitung,<br />
der Beförderungsstellenberechnung, der<br />
Führung der Personalakten, der Kostenabrechnung<br />
mit Bezirksregierung und<br />
der Finanzplanung für den Schulträger.<br />
Um darüber hinaus einmal ein<br />
Beispiel zu nennen: Welche Aufgaben<br />
kamen auf Sie zu, als die Mensa<br />
gebaut werden sollte oder als der<br />
Umbau der Chemieräume geplant<br />
wurde?<br />
Marita Frye: Bei beiden Baumaßnahmen<br />
gehörte es zu meinen Aufgaben, die<br />
Aufträge zu schreiben und für die dann<br />
entstandenen Kosten den Zahlungsverkehr<br />
abzuwickeln und zu verbuchen<br />
sowie Kostenaufstellungen für den<br />
Schulträger zu erstellen.<br />
Sabine Dieckmann: In meinen Händen<br />
lag die Ausstattungsplanung, das Einholen<br />
von Angeboten und die Auftragsvergabe.<br />
Die bauliche Planung und die<br />
Bauaufsicht wurden dagegen von einer<br />
anderen Stelle übernommen.<br />
Menschen und Momente<br />
106<br />
107
Fortsetzung von Seite 107<br />
Menschen und Momente<br />
Gibt es gemeinsame Arbeitsbereiche<br />
mit dem Schulbüro von Frau Altenbockum<br />
und Frau Göbel oder sind die<br />
Tätigkeiten doch eher unterschiedlich?<br />
Sabine Diekmann: Während das Schulbüro<br />
eher für die Belange der Schülerinnen<br />
und Schüler sowie für den allgemeinen<br />
Schulbetrieb verantwortlich ist, liegt<br />
der Verantwortungsbereich der Verwaltung<br />
vor allem bei der Abrechnung und<br />
Bereitstellung von finanziellen Mitteln,<br />
der Personalführung, der Finanzbuchhaltung<br />
etc.<br />
Marita Frye: Natürlich gibt es aber auch<br />
gemeinsame Arbeitsbereiche, in denen<br />
wir uns ergänzen und miteinander<br />
arbeiten.<br />
Gelegentlich sieht man den einen<br />
oder anderen pensionierten Lehrer<br />
bei Ihnen eintreten. Kommen diese<br />
Herrschaften nur aus alter Verbundenheit<br />
auf eine Tasse Kaffee vorbei<br />
oder stehen dabei doch sachliche<br />
Interessen im Vordergrund?<br />
Sabine Diekmann: Das trifft wohl<br />
bei<strong>des</strong> zu. Die pensionierten Lehrkräfte<br />
kommen natürlich auch aus<br />
alter Verbundenheit, aber da wir – wie<br />
schon erwähnt – die Pensionen und<br />
Beihilfen für die ehemaligen Lehrkräfte<br />
bearbeiten und auszahlen, gibt es hin<br />
und wieder schon einmal Fragen oder<br />
Beratungsbedarf.<br />
Marita Frye: Bei diesen sachlichen Angelegenheiten<br />
kommen aber manchmal<br />
die unterschiedlichsten Fragen auf und<br />
somit werden durchaus auch persönliche<br />
Dinge besprochen und geklärt.<br />
Dabei haben wir immer wieder den<br />
Eindruck, dass die meisten Ehemaligen<br />
gerne zu uns kommen.<br />
Frau Diekmann und Frau Frye – herzlichen<br />
Dank für das Gespräch, viel<br />
Erfolg für Ihre weitere Arbeit und<br />
alles Gute für Sie persönlich!<br />
Unsere Schule: Frau Altenbockum und<br />
Frau Göbel – Sie sind die Sekretärinnen<br />
im Schulbüro und damit der ganzen<br />
Schule. Jeder im <strong>Canisianum</strong> hört Ihre<br />
Stimmen anlässlich zahlreicher Durchsagen,<br />
jeder Anrufer von außen kommt<br />
an Ihnen nicht vorbei und jeder Lehrer<br />
oder Schüler kennt Sie als Personen von<br />
täglichen oder fast täglichen Besuchen<br />
im Sekretariat. Aber nur wenige werden<br />
sich ein konkretes Bild von Ihnen, Ihren<br />
Eindrücken und Ihrer Gesamtarbeit<br />
machen können. Deshalb gestatten Sie<br />
Gehören zum Gesicht der Schule gegenüber Besuchern:<br />
Frau Altenbockum (l.) und Frau Göbel.<br />
Interview mit den Damen <strong>des</strong> Schulbüros:<br />
ein harmonisches Team im<br />
„täglichen Wahnsinn“<br />
uns ein paar Fragen zu Ihrem Alltag.<br />
Seit wann sind Sie im <strong>Canisianum</strong><br />
beschäftigt und was haben Sie vorher<br />
beruflich gemacht?<br />
Anne Altenbockum: Ich habe eine<br />
Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten<br />
bei der Kreisverwaltung in Coesfeld<br />
absolviert und im Anschluss daran<br />
habe ich viele Jahre im Sekretariat der<br />
Beruflichen Schulen in Lüdinghausen<br />
gearbeitet. Seit dem 1. Oktober 1996 bin<br />
ich im Schulbüro <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong> tätig.<br />
Menschen und Momente<br />
108<br />
109
Fortsetzung von Seite 109<br />
Menschen und Momente<br />
Marina Göbel: Ich habe Rechtsanwaltsund<br />
Notarsgehilfin in Münster gelernt.<br />
Nach der Ausbildung wechselte ich<br />
zu einer Autoverleihfirma in Münster<br />
und war dort als Sachbearbeiterin in<br />
der Mahnabteilung beschäftigt. Nach<br />
einigen Jahren wechselte ich zu einer<br />
großen Werbeagentur und war dort<br />
in der Anzeigendisposition eingesetzt.<br />
Nach meinem Wohnortwechsel nach<br />
Lüdinghausen arbeitete ich einige Jahre<br />
in einem großen Autohaus vor Ort. Am<br />
Cani bin ich nun seit dem 1. Juni 2000.<br />
Unsere Schule: Könnten Sie einmal einen<br />
typischen Arbeitstag schildern, den<br />
Sie hier zu bewältigen haben?<br />
Anne Altenbockum: Das Schulbüro ist<br />
täglich von 7.30 – 13.30 bzw. an den Tagen<br />
mit Nachmittagsunterricht bis 15.00<br />
Uhr besetzt. Neben den ganz normalen<br />
Büroarbeiten, die dieser Beruf mit sich<br />
bringt, sind wir Ansprechpartner für<br />
Schüler, Lehrer und Eltern mit ihren<br />
diversen Wünschen und Anliegen. Das<br />
beginnt mit dem vergessenen Sportbeutel<br />
im Bus, mit Bauchschmerzen bei<br />
einigen Kindern vor einer Klassenarbeit<br />
und endet eigentlich nie. Man kann<br />
einen typischen Tag im Schulbüro sehr<br />
schlecht beschreiben, weil man diesen<br />
nicht planen kann und es sowieso immer<br />
anders kommt, als man vermutet.<br />
Unsere Schule: Erinnern Sie sich vielleicht<br />
an ein interessantes, lustiges oder<br />
eher unschönes Ereignis?<br />
Marina Göbel: Ein unschönes Ereignis<br />
war sicherlich vor einigen Jahren der<br />
Chlorgasunfall im Schwimmbad, bei<br />
dem es viel zu organisieren gab, aber<br />
unter dem Strich doch Gott sei Dank<br />
alles gut ausgegangen ist.<br />
Dann erinnern wir uns an eine<br />
Schülerin (heute in der Oberstufe), die<br />
damals in der 5. oder 6. Klasse einen<br />
Deutschaufsatz schrieb und als Berufswunsch<br />
„Schulsekretärin“ angab. Sie<br />
kam immer gerne zu uns ins Schulbüro,<br />
um z. B. Kreide oder einen neuen Tafelschwamm<br />
zu organisieren.<br />
Außerdem hat die SV uns vor zwei<br />
Jahren den „Oskar für das Schulsekretariat“<br />
verliehen. Das hat uns natürlich<br />
sehr gefreut.<br />
Unsere Schule: Wann ist Ihre Tätigkeit<br />
besonders anstrengend und wann geht<br />
es erkennbar ruhiger zu?<br />
Anne Altenbockum: Natürlich kennen<br />
wir anstrengende und etwas weniger<br />
anstrengende Zeiten. Gerade im Schulbetrieb<br />
gibt es immer wiederkehrende<br />
Phasen, z. B. zum Ende und zum Beginn<br />
eines Schuljahres, zur Abiturzeit und<br />
zu den Zeugnisterminen, die besonders<br />
hektisch sind.<br />
Arbeiten, die wir im täglichen Alltag<br />
nicht bewältigen können, erledigen<br />
wir während der Ferien (wir haben<br />
ja lediglich unseren ganz normalen<br />
Jahresurlaub und sind immer einen Teil<br />
der Ferien im Büro). Zu dieser Zeit ist<br />
die Schule bekanntlich „lehrer- und<br />
schülerfrei“, so dass wir aufarbeiten und<br />
vorarbeiten können.<br />
Unsere Schule: Uns Lehrern fällt häufig<br />
auf, dass Sie selbst im Falle von kleinen<br />
Wünschen („Könnten Sie mir einmal die<br />
Zeugnisliste der Klasse 6d geben?“) oder<br />
im Falle eines von Schülern umlagerten<br />
Tresens im Schulbüro ausgesprochen geduldig,<br />
freundlich und hilfsbereit sind.<br />
Braucht man dafür eine in die Wiege<br />
gelegte westfälische Mentalität oder hüten<br />
Sie das Geheimnis eines besonderen<br />
Beruhigungstees?<br />
Marina Göbel: Also, wir trinken tatsächlich<br />
viel Tee und essen täglich ein<br />
paar Äpfel. Vielleicht ist das ja unser<br />
Geheimnis?! Ansonsten sind wir einfach<br />
ein eingespieltes Team und arbeiten<br />
seit zwölf Jahren harmonisch zusammen.<br />
Das hilft sehr bei dem „täglichen<br />
Wahnsinn“.<br />
Unsere Schule: Besuchern von außen<br />
vermitteln Sie einen ersten persönlichen<br />
Kontakt zur Schule, kleineren Schülern<br />
sind Sie manchmal eine fast mütterliche<br />
Stütze im Alltag, älteren Schülern eine<br />
wichtige Betreuungshilfe und für die<br />
Schulleitung sowie das Lehrerkollegium<br />
eine unentbehrliche und kaum zu ersetzende<br />
Organisationskraft. Das klingt<br />
nach einer erfüllten und zufriedenstellenden<br />
Tätigkeit. Trifft das tatsächlich zu<br />
oder können Sie sich Veränderungen im<br />
Alltag vorstellen?<br />
Anne Altenbockum: Es ist tatsächlich<br />
so, dass wir uns hier sehr wohl fühlen<br />
und es sowohl mit den Schülerinnen<br />
und Schülern, den Eltern, der Schulleitung<br />
und dem gesamten Lehrerkollegium<br />
ein nettes Miteinander gibt.<br />
Hier vielleicht auch mal ein Dank an<br />
die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch<br />
an viele Eltern, die uns immer wieder<br />
zu verstehen geben, dass unsere Arbeit<br />
geschätzt wird.<br />
Daher wollen wir noch lange …<br />
Unsere Schule: Frau Altenbockum,<br />
Frau Göbel – herzlichen Dank für das<br />
Gespräch und alles Gute für Ihre persönliche<br />
Zukunft!<br />
Menschen und Momente<br />
110<br />
111
Der Lehrer- und Schülerchor unter der<br />
Leitung von Michael Greiner.<br />
Cani-Leiter Hartmut Stutznäcker verabschiedet<br />
Pädagoge mit Leidenschaft<br />
Menschen und Momente<br />
„Gekommen bin ich an Ihre Schule,<br />
verlassen werde ich unsere Schule.“<br />
In diesen Abschiedsworten von Hartmut<br />
Stutznäcker schwang nicht nur<br />
sehr deutlich Wehmut mit, sondern es<br />
spiegelte sich hier auch das produktive<br />
Zusammenwachsen von Schulleitung<br />
und Schulgemeinde in der zurückliegenden<br />
Dekade.<br />
Am 15. Juli letzten Jahres wurde der<br />
Oberstudiendirektor nach zwölf Jahren<br />
als Leiter <strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong>s <strong>Canisianum</strong><br />
in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Dabei handele es sich allerdings um ein<br />
Ausscheiden, so betonte der bisherige<br />
Schulleiter, das nicht ganz freiwillig<br />
geschehe, sondern der Gesundheit geschuldet<br />
sei. Er habe sich von Beginn an<br />
im Kreis der Kollegen und der Vertreter<br />
<strong>des</strong> Schulträgers wohlgefühlt, bekräftigte<br />
der 63-Jährige ausdrücklich. Dass<br />
es den Betroffenen genauso ging, zeigte<br />
ein stimmgewaltiger Chor aus Lehrern<br />
und Schülern mit der Abschiedsweise:<br />
„Hartmut, lebe wohl, so voll Weisheit<br />
und voll Güte“.<br />
„Er sei immer ruhig und gelassen<br />
gewesen“, so charakterisierte Renate<br />
Haltern, die Vorsitzende <strong>des</strong> Schulträgers,<br />
einen wesentlichen Charakterzug<br />
Hartmut Stutznäckers, der seinen Beruf<br />
über 36 Jahre „mit Leidenschaft“ ausgeübt<br />
habe. Stets habe er dem Kollegium<br />
erfolgreich zu vermitteln gewusst, dass<br />
am Cani zu arbeiten – mehr sei als „ein<br />
Lehrauftrag in Mathematik, Deutsch<br />
oder Sport“. Wichtig sei ihm auch der<br />
intensive Schüleraustausch gewesen.<br />
Den pflegt die Schule mittlerweile mit<br />
zahlreichen Ländern wie Frankreich,<br />
Großbritannien, Polen, Schweden und<br />
Luxemburg, sogar mit den USA.<br />
Zwölf Jahre habe Hartmut Stutznäcker<br />
das „Cani-Schiff auf hoher See<br />
erfolgreich gelenkt“, erklärte Bürgermeister<br />
Richard Borgmann in seinem<br />
Grußwort zur Verabschiedung. Die<br />
Wahl Stutznäckers zum Direktor 1999<br />
sei ein „Glücksfall“ für die Schule und<br />
für Lüdinghausen gewesen. Elisabeth<br />
Hüttenschmidt, zu diesem Zeitpunkt<br />
seit sechs Monaten Amtskollegin am<br />
St.-Antonius-<strong>Gymnasium</strong>, gab Hartmut<br />
Stutznäcker mit auf den Weg: „Gehen<br />
Sie mit Mut in den neuen Lebensabschnitt<br />
hinein!“ Als Sprecherin der<br />
Lüdinghauser Schulleiter überreichte sie<br />
Hartmut Stutznäcker (r.) wurde als Direktor <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>s<br />
in den Ruhestand verabschiedet. An der stimmungsvollen<br />
Abschiedsfeier nahmen auch seine Tochter<br />
Barbara sowie seine Ehefrau Christa (3.v.r.) teil.<br />
einen Gutschein für einen „Wellness-Tag<br />
samt Vitalpaket“.<br />
Als einen „Grenzgänger“ bezeichnete<br />
Karl-Heinz Kocar für das Lehrerkollegium<br />
den bisherigen „Chef “. Beispielhaft<br />
nannte er die Tatsache, dass der Protestant<br />
Stutznäcker Leiter <strong>des</strong> einst streng<br />
katholischen <strong>Canisianum</strong>s geworden sei.<br />
Er habe „im Kollegium kräftig Spuren<br />
hinterlassen“. Hartmut Stutznäcker gab<br />
im Gegenzug den Rat: „Schule muss sich<br />
bewahren durch Veränderung.“<br />
Dankesworte gab es zudem von<br />
Menschen und Momente<br />
112<br />
113
Karl-Heinz Kocar für das<br />
Lehrerkollegium:<br />
ein Freund der<br />
Weisen tritt zurück<br />
Menschen und Momente<br />
Fortsetzung von Seite 113<br />
Dr. Heike Matthies, der Vorsitzenden<br />
der Schulpflegschaft, sowie von Barbara<br />
Fellermann, der Vorsitzenden<br />
<strong>des</strong> Fördervereins, und von Reinhard<br />
Kleinewiese als Vertreter der katholischen<br />
Kirchengemeinde St. Felizitas und<br />
Pfarrer Thorsten Melchert aus Olfen für<br />
die evangelische Kirchengemeinde.<br />
Redebeiträge und Grußworte<br />
von Frau Haltern, Bürgermeister<br />
Borgmann, Frau Dr. Matthies,<br />
Frau Fellermann, Herr Hürfeld,<br />
Pfarrer Melchert und Pfarrer<br />
Kleinewiese prägten die Verabschiedung.<br />
Untermalt wurde die Verabschiedung<br />
musikalisch von der Bigband der<br />
„Cani Hot Dogs“ unter der Leitung der<br />
Musiklehrerin Katrin Hantel und den<br />
beiden Schülerinnen Nina Junke an<br />
der Geige und Franziska Wehlmann am<br />
Flügel.WN<br />
Er ist ein Grenzgänger. Hartmut Stutznäcker<br />
wurde 1948 in Goslar geboren und<br />
damit hart an der Grenze zur späteren<br />
DDR. In Düsseldorf zur Schule gegangen,<br />
lebt er nun schon einige Jahre in<br />
dem Teil Schermbecks, der zum Kreis<br />
Wesel gehört, also zum Niederrhein.<br />
Fast jeden Tag überquerte Hartmut<br />
Stutznäcker in den letzten zwölf Jahren<br />
die heute nicht mehr so scharf bewachte<br />
Grenze zwischen dem Rheinland<br />
und Westfalen in Sichtweite der Orte<br />
Schermbeck und Wulfen. Immer wieder<br />
machte er sich <strong>des</strong> Morgens auf, um im<br />
ehedem streng katholischen Privaten<br />
<strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> seine Regierungsgeschäfte<br />
aufzunehmen – und das<br />
als Protestant! Er beging also regelmäßig<br />
eine doppelte Grenzüberschreitung –<br />
aber es ging alles gut.<br />
Auch als Schulleiter erwies sich<br />
Hartmut Stutznäcker als ein Grenzgänger.<br />
Natürlich wusste er von Anfang an,<br />
dass er eigene klare Vorstellungen von<br />
dem benötigte, was unter seiner Leitung<br />
am Cani geschehen sollte. Den Motivationskünstler<br />
würde er geben, Kollegen<br />
ermuntern – ja, das wollte er. Als Chef<br />
musste er schließlich nicht nur Grenzen<br />
ziehen, sondern auch eine zweck- und<br />
lustvolle Zusammenarbeit organisieren.<br />
Und dabei konnte eine gehörige Portion<br />
Selbstironie und eine gelegentliche, wohl<br />
dosierte Nachsicht mit den Schwächen<br />
seines Teams nicht schaden. Anders<br />
ausgedrückt: Im wirklichen Schulleben<br />
muss man die Grenzen zwischen<br />
Pflicht und Neigung eben immer einmal<br />
wieder überschreiten. Nur so kann ein<br />
Schulleiter einen menschlichen Umgang<br />
aller miteinander fördern. Für Hartmut<br />
Stutznäcker war daher auch etwas anderes<br />
klar: Für ein persönliches Gespräch<br />
musste immer Zeit bleiben und es wird<br />
dabei eine alte Tugend wichtig, die das<br />
ehrwürdige Wort „Weisheit“ vielleicht<br />
am treffendsten bezeichnet.<br />
Vor zwölf Jahren bestieg ein<br />
„Freund der Weisheit“, ein „Philosoph“<br />
mit Leib und Seele, den Cani-Thron.<br />
Damit hat sich hier am Cani sogar eine<br />
Idealvorstellung <strong>des</strong> antiken Staatsdenkers<br />
Platon erfüllt, der in seinem Dialog<br />
„Politeia“ gefordert hat, eigentlich<br />
müssten Philosophen überall Könige<br />
werden - oder umgekehrt. Philosophen<br />
sind eben Freunde der Weisheit und<br />
haben Güte und Gerechtigkeit stets fest<br />
im Blick. In fast jeder Lehrerkonferenz<br />
und in seinen Abiturreden gab uns<br />
Menschen und Momente<br />
114<br />
115
Die „Cani HOt Dogs“, Nina<br />
Junkge und der Lehrer-<br />
Schülerchor während der<br />
Verabschiedung.<br />
Fortsetzung von Seite 115<br />
Menschen und Momente<br />
Hartmut Stutznäcker zu verstehen, wie<br />
er persönlich „Weisheit“ versteht.<br />
Ein Philosoph und Lebensfreund<br />
ganz besonderer Art war auch der Kabarettist<br />
Hanns Dieter Hüsch. Vor fast<br />
sechs Jahren ist er gestorben. Auch er<br />
war ein Niederrheiner, sogar einer der<br />
bekennenden Art. „Der Niederrheiner<br />
weiß nix, aber erklären kann er alles“,<br />
lautete eine seiner Weisheiten. Auch er<br />
war ein scharfsinniger Beobachter, ein<br />
sensibler Mensch, ein Lebensfreund<br />
und ein gläubiger Protestant dazu,<br />
dem nichts entging - selbst die eigenen<br />
Schwächen nicht.<br />
Einmal hat Hartmut Stutznäcker<br />
mit mir gemeinsam auch eine Staatsgrenze<br />
überschritten. Im Jahr 2004<br />
feierte nämlich das Carolinum, unsere<br />
Partnerschule in Neisse, ihr 380-jähriges<br />
Bestehen. Am selben Tag trat Polen<br />
darüber hinaus offiziell der EU bei. Die<br />
Verbindung nach Polen lag dem Cani-<br />
Leiter offenbar zu diesem Zeitpunkt<br />
ganz besonders am Herzen. Kontakte<br />
nach Israel hatte er schon am Ursulinen-<br />
<strong>Gymnasium</strong> in Dorsten geknüpft.<br />
Jetzt geht Hartmut Stutznäcker also<br />
in den Ruhestand. Noch nicht ganz an<br />
der Altersgrenze ist es vor allem die<br />
Sorge um die Gesundheit, die ihn sein<br />
Schulleiterdasein beenden lässt. Solche<br />
Grenzen muss man respektieren, als<br />
Mensch, als Christ. Ja, Sie haben kräftige<br />
Spuren Ihres Engagements bei uns<br />
hinterlassen, Herr Stutznäcker! Dafür<br />
danken wir Ihnen von Herzen! Und wir<br />
haben Ihnen ein Abschiedsgeschenk<br />
ausgesucht, das Ihnen hoffentlich gefällt.<br />
Es ist ein Selbstbildnis <strong>des</strong> Lüdinghauser<br />
Poeten und bildenden Künstlers Frantz<br />
Wittkamp, der 1943 in der Lutherstadt<br />
Wittenberg geboren wurde. Selbst ohne<br />
Vater aufgewachsen, erkor er sich im<br />
Laufe seines Lebens den Renaissance-<br />
Maler und Luther-Porträtisten Lucas<br />
Kranach den Älteren zu seinem geistigen<br />
Ziehvater. Die Bevorzugung <strong>des</strong><br />
Menschen als Gegenstand seiner Bilder<br />
und Plastiken ebenso wie die Ähnlichkeiten<br />
bei der Farbwahl sind hinlängliche<br />
Beweise für die Existenz einer<br />
großen Geistesnähe zwischen Frantz<br />
Wittkamp und Lucas Cranach.<br />
Als ich das Selbstbildnis <strong>des</strong> Malers<br />
Frantz Wittkamp zum ersten Mal sah,<br />
ging mir sogleich eine allegorische Interpretation<br />
durch den Kopf: Die Figur<br />
verkörpert geradezu eine Verbindung<br />
von Lebensweisheit und Einsilbigkeit.<br />
Es sind auch gereimte Verse von<br />
aussagekräftiger Schlichtheit, die der<br />
Dichter Wittkamp regelmäßig findet. So<br />
steht auf der Rückseite dieses Bil<strong>des</strong> ein<br />
kleines Gedicht, das Frantz Wittkamp<br />
sich selbst als dem quasi „Jüngsten“ in<br />
der Malerfamilie Cranach in den Mund<br />
gelegt hat, um seine lebenslange Seelenverwandtschaft<br />
auszudrücken:<br />
„Mein Vater war ein Künstler,<br />
Und er war ungebunden.<br />
Ich wurde nicht geboren.<br />
Er hat mich nur erfunden“.<br />
Wir meinen, dass dieses Bild wie geschaffen<br />
für einen Philosophen ist. Vielleicht<br />
verleitet es Sie auch in Zukunft, ab und<br />
zu über das Phänomen <strong>des</strong> Menschen<br />
und sein Treiben auf Erden vertieft nachzudenken.<br />
Ihr altes Kollegium wünscht<br />
Ihnen jedenfalls einen höchst lebendigen<br />
Ruhestand in guter Gesundheit! Wir<br />
hoffen, dass wir Sie auch in Zukunft regelmäßig<br />
in Lüdinghausen sehen werden.<br />
Es gibt immer einmal etwas zu feiern<br />
und Sie sind uns jederzeit willkommen.<br />
Menschen und Momente<br />
116<br />
117
Bernd Brüning nach 33 Jahren in den Ruhestand verabschiedet<br />
einer, der klare Worte findet<br />
Bernd Brüning zeigte in seiner Schullaufbahn am<br />
Cani nicht nur fachlich-intellektuellen Einsatz,<br />
sondern wusste auch bei Schulfesten aufzufallen.<br />
Menschen und Momente<br />
Wenn man sich mit seiner Familie auf<br />
dem Rosenhügel niederlässt und bei<br />
klarer Sicht auf das geschäftige Treiben<br />
jenseits <strong>des</strong> Dortmund-Ems-Kanals<br />
blickt, so bleiben im Laufe der Zeit nur<br />
zwei Möglichkeiten, auf diese Situation<br />
zu reagieren: Entweder man genießt<br />
die Annehmlichkeiten <strong>des</strong> räumlichen<br />
Abstands oder man greift ein, um die<br />
aus der Distanz erkannten Schwächen<br />
positiv zu beeinflussen. Dass unser im<br />
letzten Sommer aus dem aktiven Dienst<br />
ausgeschiedene Kollege Bernd Brüning<br />
zur Kategorie der Eingreifenden gehört,<br />
hat ihn 33 Jahre lange für das <strong>Canisianum</strong><br />
so schätzenswert gemacht.<br />
Allein seine Fächerkombination bot<br />
ihm mit Biologie und Sport nicht wenige<br />
Möglichkeiten, die Schüler physisch<br />
auszubilden und dabei für biologische<br />
und ökologische Fragestellungen zu<br />
sensibilisieren. Das Überzeugende an<br />
Bernd Brüning war aber nicht nur das<br />
Vermitteln inhaltlicher Fragestellungen,<br />
sondern das engagierte Vorleben <strong>des</strong><br />
theoretisch für wichtig Erachteten. So<br />
arbeitete er immer wieder aktiv für das<br />
Biologische Zentrum in Lüdinghausen,<br />
setzte sich für den BUND als Umweltschutzorganisation<br />
ein, führte Interessierte<br />
durch die Olfener Steverauen, um<br />
die Bedeutung renaturierter Flusslandschaften<br />
zu erläutern und trieb selbst<br />
gerne Sport, so oft es der schulische<br />
Alltag zuließ. Dabei stand nicht nur das<br />
Fahrrad im Vordergrund, sondern auch<br />
das Schwimmen oder das Bergwandern<br />
von Hütte zu Hütte. In der Folge konnte<br />
es dann durchaus passieren, dass das<br />
eine oder andere Kollegiumsmitglied<br />
einen Hauch von Neid in sich spürte,<br />
wenn der Sportlehrer Brüning mit<br />
federndem Gang durchs Gebäude eilte.<br />
Das Bernd Brüning eigene Auftreten<br />
spiegelte sich auch im Alltag <strong>des</strong><br />
Kollegiums wider, wenn er auf Konferenzen<br />
mit „klaren Worten“ (so Hartmut<br />
Stutznäcker) in die Debatten eingriff<br />
und engagiert die Umsetzung getroffener<br />
Entscheidungen beeinflusste. Dass<br />
er dabei Schülern, Eltern und Kollegen<br />
mit Offenheit, Verbindlichkeit und<br />
Humor begegnete, zeigte sich auch in<br />
seinem Auftreten als Lehrerrat oder als<br />
Kollegiumsvertreter in der Schulkonferenz.<br />
Vor dem Hintergrund seiner vielfältigen<br />
Interessen wird es ihm möglicherweise<br />
relativ leicht fallen, den Schulalltag<br />
zu entbehren. Wir aber bedauern,<br />
diesen Alltag ohne einen langjährigen<br />
Eckpfeiler unserer pädagogischen<br />
Arbeit bestreiten zu müssen. Trotzdem<br />
wünscht die ihm verbundene Schulgemeinde,<br />
dass es ihm ohne den berufsbedingten<br />
Stress und angesichts größerer<br />
Entscheidungsfreiheiten gelingt, die<br />
neuen Freiräume zu nutzen und ein<br />
„otium cum dignitate“ – also einen<br />
ehrenvollen Ruhestand – zu genießen.<br />
Gerold Meischen<br />
Menschen und Momente<br />
118<br />
119
wenn er parliert, doch jetzt didaktisch //<br />
mit Klemmbrett ausgestattet, praktisch!<br />
// zu St. Michel, Bayeux und Küsten<br />
– ach, wenn doch Schüler mehr noch<br />
wüssten! «<br />
sen, was eine Lachorgie <strong>des</strong> Kollegiums<br />
auslöste. Das war unnachahmlich in der<br />
Kunst der Produktion und in der Fähigkeit,<br />
die Würde der Betroffenen trotz<br />
dargestellter Missgeschicke zu wahren.<br />
Menschen und Momente<br />
Susanne Laudick über Manfred Neuhaus‘ letztes Jubiläum<br />
ein Pensionär in der Normandie<br />
Zwanzig Jahre Austausch mit St. Lô en<br />
Normandie! Die dazugehörige Jubiläumsfahrt<br />
im Frühjahr <strong>2012</strong> mit diesmal<br />
26 Schülerinnen und Schülern musste<br />
Manfred Neuhaus noch einmal begleiten,<br />
obwohl der geschätzte Kollege<br />
seit 2008 im vorzeitigen Ruhestand ist.<br />
Aber erstens ist dieses Austauschprojekt<br />
damals auf seine Initiative hin zustande<br />
gekommen und zweitens hat er es mir<br />
versprochen, denn so manche Fahrt<br />
haben wir in den vergangenen Jahren<br />
gemeinsam geplant, durchgeführt und<br />
vor allem erlebt:<br />
» Die schönste Zeit, vergessen nie //<br />
war stets die Fahrt en Normandie! //<br />
Wenn Manfred, faktisch und didaktisch<br />
// mit Klemmbrett ausgestattet – praktisch!<br />
// mit Handy, Karte, Buch, sans<br />
doute // avec Suzanne s’ est mis en route.<br />
// Quel long voyage bis St. Lô …<br />
So dass, im Bus, wenn matt und<br />
müde // der Manni sucht, comme<br />
d’habitude // die Mittagsschlaferholung,<br />
die – nach Picknick – und nach Pipi-<br />
Pause // en route ins Land der Normandie<br />
– Tribut verlangt auf solcher Sause,<br />
// im Bus vernehmlich klingt’s, oh ja!:<br />
„Monsieur liegt im Beamten-Koma!“<br />
Doch kaum geladen von Jean-Pierre<br />
// zu Sylvies calvados et bierre // erwacht<br />
Manfreds Esprit, der frische // zu Heiterkeit<br />
und Spaß bei Tische. // Da wird<br />
gelacht, parliert, getrunken // gegessen<br />
auch, bis fast versunken // Gastgeber,<br />
Manfred und Suzann’ // im Calva-Dunst<br />
<strong>des</strong> trou normand …<br />
Tags drauf kommt Fahrt in unsern<br />
Mann: // Was der so alles sagen kann //<br />
Dieser Ausschnitt aus meinem Versuch<br />
im Verseschmieden anlässlich seiner<br />
Verabschiedung 2008 lässt nur erahnen,<br />
wie vergnüglich es zuging, wenn Manni<br />
also in Fahrt kam ... als Gast en France,<br />
als Gastgeber in Lüdinghausen (mille<br />
fois merci à toi, Annette, für so manches<br />
opulente Mahl in großer Runde francophiler<br />
und francophoner Menschen!), als<br />
Kollege, wenn sich am Donnerstagmorgen<br />
in seiner verschmitzten Miene die<br />
neuesten Späße von der vorabendlichen<br />
(Männer!-) Chorprobe ankündigten und<br />
sich in einer der großen Pausen zum unbändigen<br />
Vergnügen der Kollegen entluden,<br />
und – besonders – als Nikolaus, der<br />
uns Kollegen fast alljährlich zu Beginn<br />
der Weihnachtsfeier „vom Himmel hoch“<br />
erschien. Dann lief Manfred als „heiliger<br />
Mann“ zur Höchstform auf und trug mit<br />
Bass-Stimme seine Verse vor – Balladen<br />
aus dem Cani-Leben, deren Verse nach<br />
allen Regeln der Kunst geschmiedet und<br />
Ereignisse, die nach allen Regeln der<br />
Dramatik gestaltet waren. Wie er zunächst<br />
harmlos und gemächlich Anlauf<br />
nahm, in der Exposition kunstvoll die<br />
Schlingen legte, den Spannungsbogen<br />
bis zur Peripetie dehnte, nicht ohne<br />
retardierende Momente, um dann die<br />
milde Katastrophe über den einen oder<br />
anderen Kollegen hereinbrechen zu las-<br />
» Nikolaus, du lieber Mann // was<br />
fangen wir nur ohn’ dich an? // Wer wird<br />
uns lesen die Leviten // zu Dienstgeschäften,<br />
Cani-Riten? // Mal angespitzt,<br />
doch immer heiter – Oh heil’ger Mann,<br />
wie geht’s nun weiter? «<br />
Dass jemand aus unseren Reihen in<br />
den roten Mantel und die Mitra hineinwachsen<br />
könnte – dieser Wunsch, lieber<br />
Manni, hat sich bisher nicht erfüllt, und<br />
das ist gut so!<br />
Cher Manfred, inzwischen hast<br />
du dich wohlig-kreativ eingerichtet in<br />
deinem Pensionärsdasein, kannst umso<br />
mehr deine drei bzw. bald vier Enkelkinder<br />
genießen und dich vor allem an dem<br />
stets wachsenden Erkenntnisgewinn<br />
deines kleinen Enkelsohnes (endlich<br />
ein weiterer Mann im Haus!!) erfreuen.<br />
Darüber freuen wir uns alle mit dir und<br />
wünschen dir und deiner Familie unzählige<br />
ungetrübte Stunden!<br />
» Doch sei ermahnt: ohn’ jed’ Bedacht<br />
// nicht vorbereitet, nicht didaktisch //<br />
mit innerm Abstand, praktisch, faktisch<br />
// zurückzufinden manches Mal // in den<br />
gewohnten Cani-Saal! // Denn merke:<br />
Deine Dienstkollegen // vermissen dich<br />
– So isses eben...! «<br />
Salut et à bientôt.<br />
Menschen und Momente<br />
120<br />
121
Menschen und Momente<br />
Barbara Imholz zur Verabschiedung von Michael Tillmann:<br />
ein „homo politicus“ und<br />
engagierter Streiter<br />
Ist es eigentlich möglich, einem Menschen<br />
gerecht zu werden, der nach einem<br />
Wirken von 20 oder 30 Jahren – noch<br />
dazu an einem Ort – in den Ruhestand<br />
geht? Wie kann man all dies so verdichten,<br />
dass ein glaubwürdiger Dank dabei<br />
herauskommt und eine Würdigung<br />
dieser schulisch geprägten Lebenszeit?<br />
Da mir dies fast aussichtslos erscheint,<br />
möchte ich dem Kollegen Michael<br />
Tillmann auf meine ganz persönliche<br />
Art meine Wertschätzung ausdrücken,<br />
in der Hoffnung, dass diese sozusagen<br />
über mich hinausweist und etwas erfasst,<br />
was das Allgemeine seines Wirkens im<br />
Kollegium und an der Schule insgesamt<br />
bedeutet hat.<br />
Ich lernte ihn 1996 während <strong>des</strong><br />
Agenda-Prozesses der Stadt Münster<br />
kennen. Damals gab es, ausgehend von<br />
Der stellvertretende Schulleiter Ulrich<br />
Schweer (l.) und Michael Tillman bei der<br />
Verabschiedung.<br />
den Beschlüssen der Umweltkonferenz<br />
in Rio de Janeiro im Jahre 1992, auch<br />
den Auftrag an die Kommunen, in der<br />
ganzen Welt lokale Agenden aufzustellen,<br />
um vor Ort in einem demokratischen<br />
Meinungsbildungsprozess die<br />
Probleme <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts konkret<br />
in Angriff zu nehmen. In Münster<br />
hatte der Rat der Stadt diesen Auftrag<br />
angenommen und u.a. mich dafür<br />
als Vertreterin <strong>des</strong> Eine Welt-Forums<br />
angestellt. Vorangegangen war 1995 die<br />
Gründung eines Beirates für kommunale<br />
Entwicklungszusammenarbeit, in dem<br />
die Nord-Süd-Gruppen, aber auch das<br />
Umweltforum, das Michael Tillmann<br />
repräsentierte, ihre Anliegen in die Kommunalpolitik<br />
einbringen wollten. Dieser<br />
Beirat war der Kommunalverwaltung in<br />
hartnäckigen Verhandlungen abgetrotzt<br />
worden, was nicht zuletzt maßgeblich<br />
auf das Engagement unseres heutigen<br />
Kollegen Tillmann zurückzuführen war,<br />
und so begegnete mir damals ein nicht<br />
unerheblicher Teil seiner Persönlichkeit,<br />
den ich mit der Überschrift „homo politicus“<br />
versehen möchte.<br />
In der damaligen Situation war<br />
Michael Tillmann mein persönlicher<br />
Gegner, denn bis heute liebt eine kommunale<br />
Verwaltung nicht unbedingt<br />
den mündigen Bürger, der kompetent<br />
mitreden will. Aber so war es vor knapp<br />
zwanzig Jahren: Er war der unbequeme<br />
Bürger, der sich nicht abspeisen lassen<br />
wollte, der nicht locker ließ und der<br />
sein politisches Anliegen in verlässliche<br />
Strukturen umgesetzt wissen wollte.<br />
Als ich dem Kollegen Tillmann dann<br />
im Jahre 2003 unerwartet und zufällig<br />
hier an der Schule wiederbegegnete,<br />
konnte ich feststellen, dass diese Art, sich<br />
als politisches Wesen zu begreifen, auch<br />
hier seinen Niederschlag fand. Für ihn<br />
war das Engagement in der Politik die<br />
andere Seite der Medaille seines Wirkens<br />
in der Schule. Unsere Schülerinnen und<br />
Schüler zu aufrechten, mündigen Menschen<br />
und Staatsbürgern zu erziehen,<br />
das war ihm selbstverständlich, nicht<br />
bloß als irgendein Thema im Unterricht,<br />
sondern wesensgemäß. Ganzheitlich gesehen<br />
ist für ihn der Lehrer automatisch<br />
ein „homo politicus“, bei dem man nicht<br />
zwischen Privatem und Beruflichem<br />
trennen kann.<br />
Seine vielfältigen Aktivitäten in<br />
dieser Richtung sind bekannt: So wurden<br />
u.a. Politiker zu Diskussionsrunden an<br />
die Schule eingeladen. Sie sollten sich zu<br />
aktuellen und umstrittenen Themen der<br />
Umwelt-, aber auch Sozialpolitik äußern<br />
oder in Zeiten der Wahlkampfvorbereitung<br />
Flagge zeigen und den Schülerinnen<br />
und Schülern Auseinandersetzungsmöglichkeiten<br />
bieten. Dabei fanden<br />
durchaus prominente Referenten ihren<br />
Weg ins Cani. Ich würde mir wünschen,<br />
dass wir diese Tradition nicht nur in guter<br />
Erinnerung behalten, sondern auch<br />
fortsetzen.<br />
Nicht zuletzt zeigte sich der „homo<br />
politicus“ auch darin, dass Michael<br />
Tillmann elf Jahre lang im Lehrerrat tätig<br />
war. Hier offenbarte sich der unbequeme<br />
Bürger wieder, der hartnäckig den<br />
Problemen auf der Spur blieb, immer im<br />
Wissen darum, dass mündlich Vereinbartes<br />
schnell auch wieder in der Versenkung<br />
verschwinden kann, wenn es<br />
nicht in verlässliche Strukturen übergeht.<br />
Es sei nicht verschwiegen, dass Michael<br />
Tillmann hier auch mit Momenten<br />
<strong>des</strong> Scheiterns und der Enttäuschung<br />
konfrontiert wurde, dass er zum Beispiel<br />
sein Anliegen, transparente Kriterien<br />
für Beförderungsverfahren zu schaffen,<br />
nicht durchsetzen konnte.<br />
Dennoch wünschen wir ihm von<br />
Herzen, dass er in Frieden gehen kann,<br />
viele neue Herausforderungen findet<br />
und annehmen kann und uns gerne am<br />
Cani bei Gelegenheit besuchen möchte.<br />
Wir würden uns sehr darüber freuen<br />
und wünschen ihm alles Gute für die<br />
Zukunft.<br />
Menschen und Momente<br />
122<br />
123
Der in Lüdinghausen geborene<br />
Günter Kurz wurde am 2. Februar 1961<br />
zum Priester geweiht.<br />
Hans-Peter Hanssen<br />
– bereits von seiner<br />
Krankheit gezeichnet.<br />
Ex-Canisianer Günter Kurz feierte goldenes Priesterjubiläum<br />
ein Leben für die Seelsorge<br />
Nachruf auf Hans-Peter Hanssen<br />
†<br />
In memoriam „Johnny“<br />
Menschen und Momente<br />
Nach dem Abitur am <strong>Canisianum</strong> studierte<br />
der in Lüdinghausen aufgewachsene<br />
Günter Kurz zunächst katholische<br />
Theologie in Münster und Innsbruck.<br />
Am 2. Februar 1961 wurde er dann von<br />
Bischof Michael Keller im Münsteraner<br />
Dom zum Priester geweiht. Nach einer<br />
kurzen Station als Religionslehrer in<br />
Recklinghausen konnte er 1961 seine<br />
erste Stelle als Kaplan in der Pfarrei St.<br />
Gottfried in Ahlen antreten, bevor er<br />
von 1965 bis 1971 als Kaplan an der<br />
Pfarrkirche St. Joseph in Kamp-Lintfort<br />
tätig war.<br />
1971 übernahm Pfarrer Kurz die<br />
Pfarrei St. Barbara in Herten und leitete<br />
diese bis zum Jahr 2001. Gleichzeitig<br />
war er als Schulseelsorger an der dortigen<br />
Erich-Klausener-Realschule tätig.<br />
Nach 30-jähriger Tätigkeit in Herten<br />
zog es ihn wieder in die münsterländische<br />
Heimat zurück und er wurde<br />
Vicarius Cooperator mit dem Titel eines<br />
Pfarrers an der Kirche „St. Johannes, der<br />
Täufer“ in Coesfeld-Lette.<br />
Geprägt war seine Zeit als Seelsorger<br />
insbesondere durch den Umgang<br />
mit der Arbeitnehmerschaft in den<br />
jeweiligen Wirkungsgebieten, die stark<br />
durch den Bergbau bestimmt wurden.<br />
So war es für ihn auch selbstverständlich,<br />
sich in der KAB und CAJ zu engagieren.<br />
Seit 2005 im endgültigen Ruhestand,<br />
wohnt er als Pfarrer emeritus<br />
in Lette weiterhin mit seiner Schwester<br />
Margret zusammen, die ihm seit<br />
mehr als 40 Jahren den Haushalt führt.<br />
Anfang 2011 war es ihm nun vergönnt,<br />
auf eine 50-jährige Priesterzeit zurückzublicken,<br />
wozu ihm die Schulgemeinde<br />
herzlich gratuliert. WN<br />
Am 18. April <strong>2012</strong> ist unser Ex-Kollege<br />
Hans-Peter Hanssen, der wegen seiner<br />
Liebe zu Großbritannien auch „Johnny“<br />
genannt wurde, nach einer heimtückischen<br />
Erkrankung von uns gegangen.<br />
Seit 1969 unterrichtete er am <strong>Canisianum</strong><br />
als anerkannter Fachmann in den<br />
Fächern Englisch und Geschichte bis<br />
zu seiner Pensionierung im Jahr 2000.<br />
Zudem engagierte er sich über seine Unterrichtstätigkeit<br />
hinaus für das Wohlergehen<br />
<strong>des</strong> Cani zum Beispiel als eines<br />
der ersten Mitglieder <strong>des</strong> Fördervereins,<br />
für den er sich während seiner aktiven<br />
Zeit vehement einsetzte und dem er<br />
auch nach seinem Ausscheiden aus dem<br />
Dienst tatkräftig verbunden blieb, wohl<br />
wissend, dass ein großer Förderkreis für<br />
die Schule von unschätzbarem Wert ist.<br />
Außerdem gründete er als passionierter<br />
Schachspieler eine Schach-AG,<br />
die er mit hohem zeitlichen Aufwand<br />
und innerer Anteilnahme jahrelang<br />
durchführte. Viele Preise auf lokaler<br />
und Lan<strong>des</strong>ebene waren der Lohn und<br />
trugen den Ruf <strong>des</strong> Cani weit über<br />
die Stadtgrenzen hinaus. Die von ihm<br />
trainierten Schüler erreichten sogar das<br />
Endturnier auf Bun<strong>des</strong>ebene in Berlin,<br />
zu seinem großen Bedauern war eine<br />
Erfolg versprechende Teilnahme aus<br />
innerschulischen Termingründen aber<br />
nicht möglich. Die Liebe zum Schachspiel<br />
erhielt er sich bis ans Lebensende,<br />
indem er gegen Gegner im Internet antrat<br />
und stolz auf seine gute Platzierung<br />
war.<br />
Des Weiteren initiierte er die<br />
Partnerschaft und den Austausch mit<br />
Wantage/England und begleitete den<br />
Austausch mit Martinsville/USA, führte<br />
zahlreiche Besuchsprogramme der<br />
Menschen und Momente<br />
124<br />
125
Teil 2 der Schulgeschichte <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>s:<br />
Menschen und Momente<br />
Fortsetzung von Seite 125<br />
Schulen durch und wurde so zum Botschafter<br />
seiner Schule, der er mit Leib<br />
und Seele verbunden war. Das zeigte<br />
sich auch in seinen Diskussionsbeiträgen<br />
auf Konferenzen, in denen er dezidiert<br />
und pointiert seinen Standpunkt<br />
vertrat. Jedem älteren Kollegen ist noch<br />
sein „Das ist ja unglaublich!“ im Ohr,<br />
wenn er sich – durchaus angriffslustig –<br />
zu Wort meldete. Die Vorwärtsstrategie<br />
war in seinem Wesen verankert – er<br />
führte dies auch auf seine niederrheinische<br />
Herkunft zurück – und wie beim<br />
Fußballspiel, das er bis ins Alter in der<br />
Cani-Turnhalle pflegte, gehörte er zur<br />
Abteilung Angriff.<br />
Über die schulischen Belange hinaus<br />
engagierte sich Hans-Peter Hanssen<br />
auch in der Kommunalpolitik und war<br />
jahrelang Mitglied <strong>des</strong> Rates der Stadt<br />
Lüdinghausen, seiner Wahlheimat,<br />
der zuliebe er sein Domizil in Münster<br />
schon bald nach seiner Anstellung am<br />
Cani verließ und wo er sesshaft wurde.<br />
Wer Hans-Peter Hanssen näher<br />
kannte, erlebte einen Freund, auf <strong>des</strong>sen<br />
Wort Verlass war, unter <strong>des</strong>sen rauer<br />
Schale ein empfindsamer Mensch<br />
sichtbar wurde und <strong>des</strong>sen Großzügigkeit<br />
man schätzte. Unvergessen bleiben<br />
die Freun<strong>des</strong>treffen, unter anderem in<br />
seiner gemütlicher Kellerbar im Pub-<br />
Stil, wo nicht nur herzliche Gastlichkeit<br />
herrschte, sondern auch manch gutes<br />
Gespräche geführt und viel gelacht wurde.<br />
Jeder, der Hans-Peter Hanssen<br />
während seiner schweren Erkrankung<br />
erlebt hat, weiß, mit welch bewundernswerter<br />
Geduld, mit welch unglaublicher<br />
Gefasstheit er bewusst dem Tod entgegensah.<br />
Auf einem unserer letzten<br />
Treffen waren keine Klagen zu hören<br />
– im Gegenteil, er äußerte sich dankbar<br />
für sein bisheriges Leben und verspürte<br />
keine Trauer – traurig sind die Zurückbleibenden,<br />
die einen guten Freund<br />
verloren haben. Johnny, we‘ll keep you<br />
in mind. Willi Schmitt<br />
Die „geschlossene Gesellschaft“<br />
der 50er Jahre<br />
In der letzten Ausgabe unserer Jahreschronik<br />
wurde die „Frühgeschichte“<br />
bis zur eigentlichen Gründung <strong>des</strong><br />
<strong>Canisianum</strong>s beleuchtet. An dieser<br />
Stelle soll die Geschichte mit dem<br />
„Mittelalter“ fortgesetzt und die<br />
Zeit nach der Gründung in den Blick<br />
genommen werden.<br />
Aus dem KZ Dachau nach Lüdinghausen<br />
zurückgekehrt, tat Pfarrer Bernhard<br />
Hürfeld das, was viele Deutsche zu<br />
dieser Zeit auch taten: trotz der widrigen<br />
Umstände und <strong>des</strong> erlebten Elends<br />
nach vorne zu blicken. Er setzte an der<br />
Stelle an, an der die Nationalsozialisten<br />
ihn herausgerissen hatten: Er bemühte<br />
sich – kaum erholt von den Strapazen<br />
<strong>des</strong> KZ-Aufenthalts – um eine Wiederinbetriebnahme<br />
<strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong>.<br />
Von den vier mit ihm ebenfalls<br />
von den Nationalsozialisten verhafteten<br />
Pädagogen seines alten <strong>Canisianum</strong>s<br />
hatten nur zwei das Martyrium überlebt:<br />
Pfarrer Anton Bornefeld und Dr. Wilhelm<br />
Brockhoff. Der Internatspräfekt<br />
<strong>des</strong> alten <strong>Canisianum</strong>s, Bruder Johannes<br />
Goebels, und der treue Freund Hürfelds<br />
und Leiter der Lüdinghäuser Landwirtschaftsschule,<br />
Dr. Josef Kleinsorge,<br />
starben an den Folgen der Inhaftierung<br />
Bernhard<br />
Hürfeld im<br />
Unterricht.<br />
durch die Nationalsozialisten im KZ<br />
Dachau. Mit Dr. Brockhoff bemühte<br />
sich Pfarrer Bernhard Hürfeld, auch<br />
politisch aus der Geschichte zu lernen:<br />
Sie unterstützten die Gründung einer<br />
christlichen Partei in Lüdinghausen,<br />
der CDU. Dr. Brockhoff wurde der erste<br />
Vorsitzende dieser Partei im damaligen<br />
Kreis Lüdinghausen.<br />
Wiederaufnahme <strong>des</strong> Schulbetriebs<br />
Energischer bemühte sich Bernhard<br />
Hürfeld allerdings um die Neugründung<br />
seiner Schule. War die Gegnerschaft<br />
zum Nationalsozialismus zuvor ein<br />
Nachteil, erwies sie sich nun als gewaltiger<br />
Vorteil. Die englische Besatzungs-<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
126<br />
127
Fortsetzung von Seite 127<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
Miss Shand<br />
Abi-Streiche zum letzten Tag<br />
gab es zu allen Zeiten.<br />
Herr Pöhlmann skizziert den<br />
Blutkreislauf von Amphibien.<br />
macht, die direkt nach dem Krieg die<br />
Verwaltungsstrukturen neu aufbaute,<br />
misstraute zu Beginn allen alten deutschen<br />
Institutionen und musste sich<br />
ohne Kenntnis der genauen Verhältnisse<br />
bemühen, alles neu zu ordnen. Insofern<br />
war ein ehemaliger KZ-Häftling vertrauenswürdig<br />
und über jeden Zweifel<br />
erhaben. Bernhard Hürfeld stellte<br />
wenige Wochen nach seiner Rückkehr<br />
nach Lüdinghausen am 27. Oktober<br />
1945 den Antrag auf Wiederaufnahme<br />
<strong>des</strong> Schulbetriebs und konnte schon im<br />
November als erste Höhere Schule auf<br />
dem Gebiet Nordrhein-Westfalens, das<br />
als Land allerdings noch gar nicht existierte,<br />
den Betrieb wieder aufnehmen.<br />
Und wie vieles zu dieser Zeit war<br />
der Anfang durch lauter Provisorien geprägt.<br />
Das <strong>Canisianum</strong> wurde aufgrund<br />
seiner Sonderstellung zunächst Schirmherr<br />
der Höheren Schulen der Umgebung.<br />
Unter dem Dach <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>s<br />
wurde auch die Landwirtschaftsschule in<br />
der Burg Lüdinghausen wiedereröffnet.<br />
Die Schülerinnen <strong>des</strong> Antonius-<strong>Gymnasium</strong>s<br />
konnten bis zu <strong>des</strong>sen Eröffnung<br />
vom <strong>Canisianum</strong> unterrichtet werden.<br />
Daneben gehörte auch für kurze Zeit<br />
die Oberschule Dülmen offiziell zum<br />
<strong>Canisianum</strong>. So wurden Ende 1945 etwa<br />
1000 Schüler durch das <strong>Canisianum</strong><br />
unterrichtet.<br />
Unterricht in improvisierten Räumen<br />
Die Anfangszeit war – wie erwähnt –<br />
nur durch Provisorien zu bestreiten. Es<br />
gab keine gültigen Lehrpläne: Aufgrund<br />
der negativen Erfahrungen im Nationalsozialismus<br />
waren die Richtlinien<br />
der Fächer Erdkunde und Geschichte<br />
aus dem Lehrplan entfernt worden und<br />
wurden daher zunächst nicht unterrichtet.<br />
Alte Schulbücher mit nationalsozialistischem<br />
Vorwort waren verboten,<br />
neue gab es nicht. Auch Räume waren<br />
ein extrem knappes Gut. Daher wurden<br />
sie vormittags und nachmittags genutzt.<br />
Einige Schüler hatten nicht einmal einen<br />
Platz in der Schulbank. Unterrichtet<br />
wurde, wo es nur immer möglich war:<br />
in der Münsterstraße 32, der Landwirtschaftsschule,<br />
dem Schloss Westerholt<br />
und später in eigenen Baracken, denn<br />
die Vorkriegsbaracken waren einem<br />
Brand zum Opfer gefallen.<br />
Knappheit war selbstverständlich<br />
Lehrer, die politisch unbelastet<br />
waren, gab es ebenfalls kaum. Und die<br />
Schüler hatten durch die Wirren <strong>des</strong><br />
Krieges monatelang keinen Unterricht<br />
erhalten und wurden zum Teil gegen<br />
Ende <strong>des</strong> Kriegs noch in den Kriegseinsatz<br />
geschickt, weshalb sie völlig<br />
unterschiedliche Voraussetzungen<br />
mitbrachten. Unterrichtsmaterialien wie<br />
Papier und Schreibgeräte waren kaum<br />
zu bekommen. Nicht einmal die sonst<br />
damals noch übliche Geschlechtertrennung<br />
konnte aufrecht erhalten werden.<br />
Nach heutigen Ansprüchen war<br />
all das – bis auf die Aufhebung der<br />
Geschlechtertrennung – unzumutbar.<br />
Dennoch waren die meisten, die den<br />
Krieg überlebt hatten, dankbar, dass<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
128<br />
129
Fortsetzung von Seite 129<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
Bernhard Hürfeld<br />
Anfang der 50er Jahre war die Pädagogik<br />
entsprechend der allgemeinen<br />
Umgangsweise noch autoritär.<br />
Wenn es Gelegenheit dazu gab,<br />
ging es ganz schön hoch her.<br />
sich in der Schule neue Möglichkeiten<br />
boten und nahmen diese Zustände wie<br />
selbstverständlich hin.<br />
Förderung von Spätheimkehrern und<br />
Flüchtlingskindern<br />
Eine weitere Aufgabe, die das <strong>Canisianum</strong><br />
in der unmittelbaren Nachkriegszeit<br />
wahrnahm, war die Förderung und<br />
Betreuung von Spätheimkehrern und<br />
Flüchtlingskindern, die häufig ein nicht<br />
mehr anerkanntes Notabitur in den<br />
Händen hielten. Für diese Schüler war<br />
das <strong>Canisianum</strong> oft die einzige Möglichkeit,<br />
zu einem höheren Schulabschluss<br />
zu kommen. Ihnen wurde in Förderkursen<br />
ermöglicht, das unverschuldet<br />
Versäumte nachzuholen. Bis 1948 wurde<br />
das Abiturzeugnis am <strong>Canisianum</strong> nur<br />
an Schüler der Förderkurse vergeben.<br />
Um diesem Ansturm gerecht zu werden,<br />
wurde ein weiteres Provisorium errichtet:<br />
Neu gebaute Baracken auf der<br />
Westerholtschen Wiese waren für fast<br />
zwei Jahrzehnte ein fester Bestandteil<br />
<strong>des</strong> Canisanums.<br />
Bernhard Hürfeld baute seine<br />
Gründungen weiter aus und im April<br />
1951 bekam das <strong>Canisianum</strong> eine<br />
Schwesterschule: Es wurde das Schloss<br />
Crassenstein in Diestedde/Ostwestfalen<br />
gepachtet und Hürfeld errichtete dort<br />
eine Internats-Realschule, die bis 1982<br />
Schüler ausbildete.<br />
Langsam ging es aufwärts<br />
Nach den unmittelbaren Wirren der<br />
Nachkriegszeit begann nun eine Zeit<br />
der Konsolidierung. Das Wirtschaftswunder<br />
ermöglichte größere finanzielle<br />
Freiheiten. Am <strong>Canisianum</strong> entwickelte<br />
sich vieles, was über die unmittelbare<br />
Nachkriegsnot hinausging. Ausflüge mit<br />
Reisebussen – später sogar in das europäische<br />
Ausland – wurden möglich. Ein<br />
Schüler betrieb in einer Ecke der Westerholtschen<br />
Parks einen Schulzoo mit<br />
Greifvögeln, Füchsen, Eichhörnchen,<br />
Meerschweinchen und sogar einem<br />
Dingo. Ende der 50er Jahre gründeten<br />
Cani-Schüler in der alten Kreisberufsschule<br />
den Jazz-Keller „Ghosthall“.<br />
Da bis 1956 ausschließlich Schüler<br />
ein <strong>Gymnasium</strong> besuchen konnten,<br />
die dafür Schulgeld bezahlten, war nur<br />
Schülern aus bessergestellten Familien<br />
oder solchen, die dafür große Entbehrungen<br />
in Kauf nahmen, der Gang zum<br />
<strong>Gymnasium</strong> offen. 1956 wurde dann das<br />
Schulgeld für Oberstufenschüler und ein<br />
Jahr später für alle anderen abgeschafft,<br />
womit es auch talentierten Schülern aus<br />
finanziell schwächer gestellten Elternhäusern<br />
endlich möglich wurde, ein<br />
Abitur zu erlangen.<br />
Enge und Strenge<br />
Die Welt der Fünfziger Jahre wird sehr<br />
gut durch den Film eines ehemaligen<br />
Schülers <strong>des</strong> Canisanums beleuchtet:<br />
Heinrich Breloer schuf mit der Dokumentation<br />
„Eine geschlossene Gesellschaft“<br />
ein Werk, das die Alltagswelt an<br />
deutschen Internaten und Schulen zu<br />
jener Zeit im Allgemeinen und die Verhältnisse<br />
am <strong>Canisianum</strong> im Besonde-<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
130<br />
131
Fortsetzung von Seite 131<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
ren widerspiegelt: Einflüsse von Medien<br />
wie zum Beispiel dem Fernsehen auf<br />
Schüler gab es so gut wie keine. Die<br />
Umgangsformen zwischen Lehrern und<br />
Schülern waren ausgesprochen förmlich.<br />
Die den Internatsschülern auferlegten<br />
Moralvorstellungen dieser Tage hatten<br />
nicht selten Ängste zur Folge und<br />
waren in dieser Form auch nur in einer<br />
geschlossenen Gesellschaft umzusetzen.<br />
Ist heutigen Heranwachsenden etwa<br />
der Begriff der Sünde oft fremd, so war<br />
dieser Begriff für die damaligen Schüler<br />
ein ständiger Begleiter. Der Tag begann<br />
nicht nur für Internatsschüler mit der<br />
Heiligen Messe und alle zwei Wochen<br />
war die Beichte Pflicht, in diesem Fall<br />
beim Direktor der Schule, der ja auch<br />
Geistlicher war. Auf die Internatsschüler<br />
drangen von außen kaum Einflüsse ein,<br />
sie waren dem nicht immer einfachen<br />
Leben in der Gemeinschaft und den<br />
häufig strengen Regeln <strong>des</strong> Internats<br />
unterworfen. Zu diesen strengen Regeln<br />
gehörte es zum Beispiel, dass der<br />
Kontakt zur Familie auf ein Minimum<br />
beschränkt war. Alle zwei Wochen<br />
durfte man für zwei Tage nach Hause.<br />
Auch Heinrich Breloer berichtet davon,<br />
dass diese Wochenenden herbeigesehnt<br />
wurden, da mit dem Besuch <strong>des</strong><br />
Elternhauses ein wenig Freiheit verbunden<br />
war. Durfte man das Internat am<br />
freien Wochenende aus Gründen einer<br />
abzusitzenden Strafe allerdings nicht<br />
verlassen, dominierte das Empfinden<br />
einer quälenden Einsamkeit.<br />
Neben den offiziellen Regeln gab<br />
es auch die informellen, die sich die<br />
Internatsschüler selbst auferlegten.<br />
Wer Schwäche zeigte, wurde schnell<br />
zu dem, was man heute ein Mobbing-<br />
Opfer nennt. Dafür wurde im Umfeld<br />
bei besonderen Gelegenheiten, etwa zur<br />
Karnevalszeit oder bei Abiturfeiern, gerne<br />
einmal über die Stränge geschlagen.<br />
Die beschriebenen Verhältnisse<br />
werden durch folgende Punkte der<br />
damaligen Hausordnung treffend<br />
charakterisiert:<br />
1. Selbstverständliche Pflicht <strong>des</strong> Schülers<br />
ist es, jedem Lehrer gegenüber höfliches<br />
und zuvorkommen<strong>des</strong> Benehmen<br />
zu zeigen und allen Anweisungen der<br />
Schule willig und pünktlich zu folgen.<br />
...<br />
11. Für gedeihlichen Erfolg der Schularbeit<br />
ist Stille und Ruhe erforderlich. Auf<br />
den Gängen ist <strong>des</strong>halb während der<br />
Unterrichtszeit absolutes Stillschweigen<br />
notwendig. Bei Unterrichtsschluss gehen<br />
die Klassen ohne Lärm zur Pause nach<br />
draußen, nach den Pausen ebenfalls<br />
geordnet und still in ihren Klassenraum<br />
zurück.<br />
12. Auch das Verhalten außerhalb der<br />
Schule muss tadellos sein. Flegelhaftes<br />
Benehmen auch nur einiger Schüler<br />
gereicht dem <strong>Gymnasium</strong> zur Unehre.<br />
Die Schule zieht <strong>des</strong>halb für das Urteil<br />
in Betragen auch das ihr bekannt gewordene<br />
außerschulische ärgerniserregende<br />
Betragen in ihre Note ein und entlässt<br />
unter Umständen solche Schüler, die<br />
Das rollende Klassenzimmer.<br />
Dominieren<strong>des</strong> Medium<br />
war die Tafel – Frau<br />
Dr. Caspers im Mathematikunterricht.<br />
Klassenfahrten in den<br />
60er Jahren – es ging<br />
gelegentlich auch ins<br />
Ausland.<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
132<br />
133
Fortsetzung von Seite 133<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
Speisesaal im „Kasten“ (Kleine Münsterstraße).<br />
Verleihung <strong>des</strong> Abiturzeugnisses<br />
Einige Baracken mussten dem<br />
Neubau in den 60er Jahren<br />
weichen.<br />
Gang zur Abiturverleihung mit<br />
Frack und Zylinder.<br />
dem Ruf der Anstalt schaden.<br />
13. Der Besuch von Gaststätten und<br />
öffentlichen Lustbarkeiten ist Schülern<br />
unter 18 Jahren streng untersagt, es sei<br />
denn in Begleitung der Eltern. Aber<br />
auch den älteren Schüler, die nicht mehr<br />
unter das Jugendschutzgesetz fallen, ist<br />
die Veranstaltung von abendlichen oder<br />
gar nächtlichen Kneipereien verboten,<br />
weil dadurch ein erfolgreiches Studium<br />
gefährdet wird.<br />
Die Schule musste nachsitzen<br />
In den 50er Jahren war es durchaus<br />
üblich, einen Sohn, der an staatlichen<br />
Gymnasien nicht zurechtkam, mit der<br />
Erwartung auf ein Internat zu schicken,<br />
dass er dort das Abitur absolviert.<br />
„Quetsche“ nannte man so ein System.<br />
So hatten am <strong>Canisianum</strong> einige Schüler<br />
ein Abitur bekommen, die es unter<br />
normalen Umständen nicht geschafft<br />
hätten. 1961 erfolgte dann schließlich<br />
eine scharfe Kontrolle der Abiturprüfung<br />
durch die Aufsichtsbehörde aus<br />
Münster. Das hatte zur Folge, dass<br />
von 56 Kandidaten 27 Prüflinge die<br />
Abiturprüfung nicht bestanden. Das<br />
<strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> musste darauf<br />
reagieren, um seinen Ruf in der Öffentlichkeit<br />
nicht zu gefährden und hob die<br />
Standards in den Folgejahren an.<br />
Die Provisorien wichen in den 60er<br />
Jahren allmählich Dauerlösungen. So<br />
wurde unter anderem mit Hilfe <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong>,<br />
das Bernhard Hürfeld von der Stadt<br />
Lüdinghausen für nicht erhaltene Bezüge<br />
in der Zeit <strong>des</strong> Nationalsozialismus<br />
erstritt, der Neubau <strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong><br />
<strong>Canisianum</strong> in Angriff genommen. Die<br />
Grundsteinlegung <strong>des</strong> 6,5 Millionen DM<br />
teuren Baus erlebte Bernhard Hürfeld<br />
noch, die Fertigstellung allerdings nicht<br />
mehr.<br />
Allmählicher Aufschwung<br />
Genau ein halbes Jahr vor dem Tod<br />
Adenauers, am 19.Oktober 1966, starb<br />
Dr. Bernhard Hürfeld im Alter von 75<br />
Jahren nach längerer Krankheit. Ähnlich<br />
wie der erste Bun<strong>des</strong>kanzler hatte er<br />
nach dem Krieg mit viel Geschick und<br />
Menschlichkeit etwas auf den Weg gebracht,<br />
was sich im Weiteren noch stark<br />
öffnen und verändern sollte. Die Leitung<br />
der Schule hatte er ein Jahr zuvor schon<br />
an Prälat Roer abgegeben, der zwei Jahre<br />
später von Dr. Franz Mehrpohl abgelöst<br />
wurde. Testamentarisch festgelegte<br />
Nachfolgerin als Vorsitzende <strong>des</strong> Internatsvereins<br />
wurde Anna Hürfeld, die<br />
Schwester von Bernhard Hürfeld.<br />
Der allgemeine gesellschaftliche<br />
Wandel, der sich ab den 60er Jahren<br />
bemerkbar machte, veränderte auch das<br />
<strong>Canisianum</strong>. Internatsschüler durften<br />
die Schule in ihrer Freizeit verlassen,<br />
ein neusprachlicher Zweig führte zum<br />
Abitur. Die Siebziger Jahre, die eine<br />
Öffnung der Schule für Schülerinnen,<br />
die Beteiligung von Schülern in Mitwirkungsorganen,<br />
das Erscheinen von<br />
Schülerzeitungen mit provokanten Themen<br />
und die Schließung <strong>des</strong> Internats<br />
mit sich brachten, lagen aber scheinbar<br />
noch in ferner Zukunft. Dr. Georg Schütz<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
134<br />
135
Keine Angst vor der Nadel: An der Blutspendeaktion<br />
<strong>des</strong> DRK im <strong>Canisianum</strong><br />
beteiligten sich zahlreiche Schüler.<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
Sensibilisierung junger Autofahrer am Cani<br />
Drastische Bildersprache<br />
„Unfälle ziehen sich wie eine blutige<br />
Spur durch mein Leben.“ Mit diesen<br />
bewusst drastischen Worten schilderte<br />
Mitte November letzten Jahres ein<br />
Polizeibeamter gegenüber den jugendlichen<br />
Fahranfängern am <strong>Canisianum</strong><br />
seine Erlebnisse im Dienstalltag – und<br />
die Oberstufenschüler blieben sichtlich<br />
nicht unbeeindruckt.<br />
„Crash-Kurs NRW“ nennt sich eine<br />
neue, in England sehr erfolgreich angewandte<br />
Form der Verkehrserziehung für<br />
jugendliche Fahranfänger, die derzeit die<br />
Kreispolizeibehörde Coesfeld den weiterführenden<br />
Schulen anbietet. Ziel sei<br />
es, die Jugendlichen sensibel zu machen<br />
für ihr Verhalten im Straßenverkehr -<br />
und dies geschehe ganz vehement auf<br />
der emotionalen Ebene, verdeutlicht<br />
Polizeirat Axel Hofmann.<br />
Polizeirat Axel Hofmann moderierte die Veranstaltung<br />
„Crash-Kurs NRW“ am <strong>Canisianum</strong>.<br />
So schildert etwa in einem vorgeführten<br />
Video ein Feuerwehrmann<br />
einen Einsatz bei einem schweren Verkehrsunfall.<br />
Polizeibeamte berichten von<br />
ihren Empfindungen an einem Unfallort<br />
mit Schwerstverletzten oder gar Toten –<br />
und erzählen, wie sie Angehörigen eine<br />
To<strong>des</strong>nachricht überbringen.<br />
Symbolträchtig hatten die Schüler<br />
zuvor auf Zetteln ihre Lebensträume<br />
an einen großen Luftballon geheftet.<br />
Diese Träume können aber in Sekundenschnelle<br />
zerplatzen, wenn Imponiergehabe,<br />
Alkohol oder Leichtsinn die<br />
Oberhand gewinnen. Ulrich Schweers,<br />
stellvertretender Schulleiter <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong>s,<br />
begrüßte den sensibilisierenden<br />
Effekt dieser „Schocktherapie“ für die<br />
jugendlichen Autofahrer. WN<br />
Erfolgreiche Blutspendaktion<br />
<strong>des</strong> DRK am Cani<br />
„Das ist überhaupt<br />
nicht schlimm!“<br />
Für Alexander Kurnosov war es das<br />
erste Mal. Doch von Nervosität konnte<br />
keine Rede sein. Ganz entspannt lag der<br />
Gymnasiast auf einer von sieben Liegen,<br />
während die Nadel in seine Vene glitt.<br />
„Ich möchte gerne anderen Menschen<br />
in Not helfen, <strong>des</strong>halb spende ich Blut“,<br />
sagte der 19-Jährige. Wie er beteiligten<br />
sich im Frühjahr 2011 mehrere Dutzend<br />
Mitschüler – fast alle Erstspender – an<br />
der jährlichen Aktion <strong>des</strong> Deutschen<br />
Roten Kreuzes im <strong>Canisianum</strong>.<br />
„Die Bereitschaft ist groß“, berichtete<br />
Lehrerin Sigrid Dorprigter, die<br />
am <strong>Canisianum</strong> für Gesundheit und<br />
Suchtprävention zuständig ist. „Eine<br />
gute Resonanz“, fand auch Helga Reuter,<br />
Teamleiterin <strong>des</strong> DRK-Blutspendedienstes<br />
Münster - und doch war es nur<br />
ein Tropfen auf den heißen Stein, denn<br />
im Bereich <strong>des</strong> DRK-Münster werden<br />
täglich 1400 Konserven benötigt.<br />
Gerade <strong>des</strong>halb sei es so wichtig,<br />
immer wieder Blutspender-Nachwuchs<br />
zu finden. Dabei setzt Helga Reuter<br />
darauf, dass sich die Schüler gegenseitig<br />
zum Blutspenden motivieren - mit<br />
Erfolg. „Das ist eine gute Sache, denn<br />
so kann nach einem Unfall durch meine<br />
Spende ein Leben gerettet werden“, erläuterte<br />
Jannik Heemann (18), warum er<br />
den kleinen Piks über sich ergehen ließ.<br />
Dafür, dass vielen Schülern beim<br />
Gedanken ans erste Blutspenden mulmig<br />
ist oder einige spätestens beim Blick<br />
auf die Nadel etwas weiß um die Nase<br />
werden, hat Helga Reuter Verständnis.<br />
„Umso wichtiger ist es, den jungen Menschen<br />
so früh wie möglich die Angst<br />
zu nehmen“, betonte sie. „Dann wächst<br />
auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie<br />
regelmäßig wiederkommen.“<br />
Wichtig sei es, die Schüler genau<br />
darüber aufzuklären, was sie beim<br />
Blutspenden erwartet. Denn haben sie<br />
sich erst einmal überwunden, sind die<br />
Reaktionen zumeist sehr positiv. So war<br />
es auch bei Alexander Kurnosov. „Der<br />
Vorgang ist überhaupt nicht schlimm. Es<br />
ist nur am Anfang etwas unangenehm,<br />
aber ehe man sich versieht, ist es auch<br />
schon wieder vorbei.“ WN<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
136<br />
137
Der Japanologe Clemens Schlüter<br />
bringt den Schülern und Schülerinnen<br />
die japanische Sprache<br />
und Kultur nahe.<br />
Die Japanisch-AG taucht in die Kultur <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> ein<br />
Verbeugen zur Begrüßung ist Alltag<br />
Japanische Schriftzeichen sehen kompliziert aus, sind es aber angeblich<br />
nicht. Was Saskia Weber (l.) und Anna Mevenkamp zeigen,<br />
heißt übrigens „Feiertag“.<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
„Taka ku naranakatta“ – na, verstanden?<br />
Etwa nicht? Bei den elf Schülern der<br />
Japanisch-AG am Cani ist das ganz anders.<br />
Kurz nachdem ihr Lehrer, der Japanologe<br />
Clemens Schlüter, die Wörter<br />
an die Tafel geschrieben hat, gehen die<br />
Finger auch schon in die Höhe. „Nicht<br />
teuer geworden sein“ heißt natürlich<br />
die Übersetzung. Gerade lernen die<br />
Japan-Begeisterten, wie sie anhand eines<br />
Adjektivs (in unserem Falle „takai“ für<br />
teuer) Sätze bilden können.<br />
Seit Herbst 2010 kann man die für<br />
Europäer schwer verständliche Sprache<br />
beim Gang durch das <strong>Canisianum</strong> hören.<br />
Den Teilnehmern der AG jedoch ist<br />
die Sprache schon davor viel vertrauter<br />
gewesen. „Fast der ganze Kurs sieht Anime<br />
– also japanische Trickfilme – oder<br />
hört Musik aus dem Land der aufgehenden<br />
Sonne“, erzählt Anna Mevenkamp.<br />
Bereits zu Weihnachten 2010 waren<br />
die AG-Teilnehmer in der Lage, Lieder<br />
nicht nur zu verstehen, sondern sogar<br />
selbst auf Japanisch zu singen. Auf dem<br />
Weihnachtskonzert <strong>des</strong> Cani gaben die<br />
neun Mädchen und zwei Jungen dann<br />
die asiatische Version von „Jingle Bells“<br />
und „Stille Nacht“ zum Besten.<br />
Doch eine AG, die sich nur mit den<br />
Besonderheiten der Sprache beschäftigt,<br />
würde dem Land bei Weitem nicht<br />
gerecht werden. „Da kommt etwas komplett<br />
anderes auf uns zu“, sagt Stefanie<br />
Frost zur Kultur und zum Lebensstil der<br />
Inselbewohner. In vielen kleinen Anekdoten<br />
erzählt Clemens Schlüter, der<br />
zwölf Jahre in Japan gelebt hat, deren Eigenarten.<br />
So vermittelt er etwa, dass das<br />
Verbeugen anstelle <strong>des</strong> Hän<strong>des</strong>chüttelns<br />
verinnerlichter Alltag ist oder dass die<br />
japanischen Züge nur durchschnittlich<br />
28 Sekunden zu spät kommen. Alles,<br />
was darüber liegt, gilt als Tragödie.<br />
Kleine Geschichten erzählen sogar<br />
manche Schriftzeichen. Das Zeichen<br />
für Baum und darunter das für Mensch<br />
bedeutet etwa „ausruhen“. Leider kann<br />
man sich aber nicht alle Strichgebilde<br />
so einfach merken und „die meisten<br />
Schriftzeichen müssen eigentlich nur<br />
gelernt werden“, meint Saskia Weber.<br />
In der Gruppe aber, da sind sich alle<br />
AG-Teilnehmer einig, ist es schöner zu<br />
pauken. So kommt den elf Japan-Begeisterten<br />
das obligatorische „mata raishu“<br />
(„Bis nächste Woche!“) ohne jegliches<br />
Zögern über die Lippen. WN<br />
Vermischt und Aufgeschrieben<br />
138<br />
139
Ex-Canisianer von den<br />
Nazis hingerichtet<br />
Über einen<br />
unbekannten<br />
Helden<br />
Karl-Ernst Eickens (2. von links) mit drei Klassenkameraden vom<br />
Ratsgymnasium. Rund zwei Jahre nach dieser Aufnahme wurde<br />
der junge Widerstandskämpfer von einem Standgericht zum Tode<br />
verurteilt und hingerichtet.<br />
Cani Community<br />
Die Geburtsurkunde von<br />
Karl-Ernst Eickens. Sicher<br />
wurde auch seine<br />
Erschießung ordentlich und<br />
amtlich bescheinigt.<br />
War dieser junge Mann nur ein Fahnenflüchtiger<br />
oder doch ein Widerstandskämpfer<br />
gegen das Nazi-Regime,<br />
dem heute mit Respekt gedacht werden<br />
sollte? Für die Rheinenser Historikerin<br />
Gertrud Althoff besteht da kein Zweifel:<br />
Karl-Ernst Eickens, 1923 in Rheine<br />
geboren und 1938 ein Jahr lang Schüler<br />
<strong>des</strong> Jungen-Internats <strong>Canisianum</strong> in<br />
Lüdinghausen, hat sein junges Leben für<br />
seine Überzeugung gelassen. Und doch<br />
wusste bis vor wenigen Jahren niemand<br />
von jenem jungen Soldaten, der sich<br />
nach seiner Stationierung in Holland<br />
1942 dem niederländischen Widerstand<br />
anschloss und nur ein Jahr später von<br />
der Gestapo verhaftet und schließlich in<br />
Wolfenbüttel standrechtlich erschossen<br />
wurde.<br />
Den Grund dafür erfuhren die Schüler<br />
der Jahrgangsstufe 12 <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
bei einem Vortrag im Januar letzten<br />
Jahres in der Aula der Schule. „Sein<br />
Vater Carl Eickens, nach dem Krieg<br />
Stadtdirektor in Rheine, hat stets<br />
verhindert, dass irgendwelche Informationen<br />
über seinen Sohn bekannt<br />
wurden“, berichtete Gertrud Althoff.<br />
Sie selbst hatte mit dem Vater noch<br />
ein halbes Jahr vor <strong>des</strong>sen Tod im<br />
Jahr 1981 sprechen können und<br />
noch heute ist ihr die Empörung<br />
über <strong>des</strong>sen damalige Reaktion<br />
anzumerken. „Er tat das Verhalten<br />
seines Sohnes als Dummheit ab und<br />
wollte nichts damit zu tun haben.<br />
Das hat mich nur darin bestärkt, die<br />
Geschichte dieses jungen Mannes zu<br />
recherchieren und ihm den Platz in<br />
der Geschichte zu verschaffen, der<br />
ihm zusteht.“<br />
Das hat sie dann auch getan.<br />
Parallel arbeitete sie über viele Jahre<br />
an mehreren Publikationen über<br />
Einzelschicksale während der Nazi-<br />
Zeit und ließ auch im Fall von Karl-<br />
Ernst Eickens nicht locker. „Noch im<br />
Jahr 2003, als ich im Grunde schon die<br />
wichtigsten Fakten über sein Leben, sein<br />
Wirken im Widerstand und seinen Tod<br />
zusammengetragen hatte, konnte man<br />
im Rheinenser Rathaus nicht einmal seine<br />
Geburtsurkunde finden. Das fand ich<br />
schon sehr seltsam.“ Mittlerweile findet<br />
sich sein Name auch auf einer Gedenktafel<br />
in seiner Heimatstadt.<br />
Karl-Heinz Kocar, Lehrer am <strong>Canisianum</strong><br />
und Vorsitzender der Deutsch-<br />
Polnischen Gesellschaft Lüdinghausen,<br />
hatte den Kontakt über seinen pensionierten<br />
Kollegen Peter Kopmeier zu<br />
Gertrud Althoff hergestellt und zeigte<br />
sich tief beeindruckt von der Lebensgeschichte<br />
<strong>des</strong> jungen Widerstandskämpfers.<br />
Nach dem Vortrag folgte noch eine<br />
angeregte Diskussion mit den Schülern.<br />
WN<br />
Cani Community<br />
140<br />
141
Cani Community<br />
Interview mit Dr. Stephan Rietmann<br />
Stephan Rietmann, Abitur am <strong>Canisianum</strong><br />
1984, ist promovierter Psychologe und Leiter<br />
der Psychologischen Beratungsstelle beim<br />
Caritasverband Borken. Stephan Rietmann<br />
lebt in Lüdinghausen (ab Sommer in Münster)<br />
und ist verheiratet.<br />
„Lehrer unterrichten nicht nur<br />
Schulfächer, sondern bilden Menschen“<br />
Heutige Schüler können sich oft nur<br />
schwer vorstellen, dass das <strong>Canisianum</strong><br />
eine lebendige Vergangenheit<br />
hat, zu der zahlreiche ältere Abiturjahrgänge<br />
mit ihrer eigenen Geschichte<br />
gehören. Wann haben Sie Ihr<br />
Abitur am <strong>Canisianum</strong> bestanden und<br />
wie hat sich seitdem Ihr beruflicher<br />
Weg entwickelt?<br />
Stephan Rietmann: Das Abitur habe ich<br />
1984 bestanden. Nach Zivildienst und<br />
einer handwerklichen Berufsausbildung<br />
habe ich Sinologie und Psychologie studiert.<br />
Das Diplom in Psychologie habe<br />
ich an der Uni Osnabrück, die Promotion<br />
zum Dr. phil. an der Uni Münster<br />
erworben. Während <strong>des</strong> wissenschaftlichen<br />
Teils der Ausbildung und auch<br />
danach konnte ich mich für verschiedene<br />
Beratungs- und Therapie-Verfahren<br />
qualifizieren, und zwar in Bezug auf die<br />
Gesprächs-Psychotherapie, die Hypno-<br />
Therapie, die Familientherapie, die<br />
Supervision und die Persönlichkeitsdiagnostik.<br />
Der Berufseinstieg erfolgte in einer<br />
innovativen Unternehmensberatung,<br />
die sog. „Runde Tische“ und Dialogverfahren<br />
um damalige gesellschaftliche<br />
Konfliktthemen wie beispielsweise Gentechnik,<br />
Standorte forensischer Psychiatrien<br />
und ähnliche Interessenkonflikte<br />
konzipiert und durchgeführt hat. Als<br />
Moderatoren und Konfliktmittler haben<br />
wir das Gespräch zwischen Gegnern<br />
und Befürwortern unterstützt. Seit zwölf<br />
Jahren leite ich nun eine psychologische<br />
Beratungsstelle und bin freiberuflich als<br />
Psychologe tätig.<br />
Sie sind heute als Leiter der Psychologischen<br />
Beratungsstelle beim Caritasverband<br />
Borken tätig. Wie muss<br />
man sich hier Ihren Tätigkeitsbereich<br />
konkret vorstellen?<br />
Die Psychologische Beratungsstelle leistet<br />
für jährlich rund 800 Klienten eine<br />
gemeindenahe psycho-soziale Versorgung.<br />
Kernleistung ist die individuelle<br />
Beratung und Psychotherapie. Wir<br />
führen außerdem vielfältige diagnostische<br />
Angebote durch, etwa Leistungs-,<br />
Intelligenz- und Persönlichkeitstests<br />
und nehmen gutachterliche Tätigkeiten<br />
wahr. Zudem unterhalten wir ein<br />
breites Angebot an Gruppenverfahren:<br />
soziale Kompetenztrainings, Gruppen<br />
für Kinder psychisch kranker Eltern, für<br />
Scheidungskinder und weitere.<br />
Ein anderes Angebot sind psychologische<br />
Beratungen für Lehrerkollegien<br />
und Schulungen für Lehrer und<br />
Erzieherinnen in der Erkennung von<br />
Kin<strong>des</strong>missbrauch. Letztere führen wir<br />
als Moderatoren gemeinsam mit Ärzten,<br />
der Kriminalpolizei, Familienrichtern<br />
und Jugendämtern durch. Weitere<br />
Projekte finden zu den Themen Hospiz<br />
und Sterben in Familien sowie Entwicklungsdiagnostik<br />
bei Kindergartenkindern<br />
statt. Diese Arbeit wird von zwölf<br />
therapeutischen Fachkräften durchgeführt.<br />
Meine Aufgabe besteht in der<br />
fachlichen und wirtschaftlichen Leitung,<br />
der Personal- und Organisationsentwicklung<br />
und der Publikation unserer<br />
Arbeit, beispielsweise in Fachartikeln<br />
und Herausgeberwerken oder durch<br />
Vorträge auf Fachtagungen.<br />
Zu Ihren Arbeitsschwerpunkten zählt<br />
auch das Coaching und die Führungskräfteschulung.<br />
Welche Aufgabe<br />
kann hierbei ein Psychologe übernehmen?<br />
In meiner freiberuflichen Tätigkeit in<br />
einem Netzwerk befreundeter Psychologen<br />
konzipiere ich Assessments, Coachings<br />
und Trainings und führe diese<br />
für Führungskräfte durch. Unternehmen<br />
schicken dabei ihre Leistungsträger zu<br />
ein- oder mehrtägigen Assessments, in<br />
denen ihre psychologische Eignung zur<br />
Wahrnehmung von Führungsaufgaben<br />
geprüft wird und in einem Gutachten<br />
von uns gezielte Entwicklungsempfehlungen<br />
abgegeben werden. Die Teilnehmer<br />
kommen aus Deutschland und<br />
weltweiten Unternehmensstandorten,<br />
Cani Community<br />
142<br />
143
Fortsetzung von Seite 143<br />
Cani Community<br />
die Arbeitssprache ist meistens Englisch.<br />
Das Coaching wird von Menschen mit<br />
Führungsverantwortung in Unternehmen,<br />
Hochschulen, Gesundheits- oder<br />
Sozialeinrichtungen genutzt. Zielgruppe<br />
ist die Ebene der Geschäftsführer, Direktoren<br />
und Abteilungsleiter. Im Coaching<br />
stehen Strategie-Themen und persönliche<br />
Fragen im Fokus, zu denen ein<br />
vertrauliches Gespräch gesucht wird. In<br />
der Regel wird thematisiert, was hinter<br />
den Kulissen der Organisation stattfindet:<br />
Schattenseiten von Erfolg, Konflikte<br />
in der Organisation, berufliche Überbeanspruchung,<br />
Umgang mit Niederlagen,<br />
Ängsten oder Krisen.<br />
Viele Klienten wollen klären, wie sie<br />
ihre persönlichen Wertvorstellungen an<br />
ihrem Arbeitsplatz realisieren können.<br />
In psychologischen Trainings geht es um<br />
die Vermittlung verschiedener Methoden,<br />
etwa zur kollegialen Beratung, zur<br />
Konfliktlösung, Verhandlungsführung<br />
oder Selbststeuerung. Psychologische<br />
Managementberatung, wie ich sie verstehe,<br />
will einen Beitrag zur Humanisierung<br />
der Arbeitswelt leisten.<br />
Sie haben auch Lehraufträge an der<br />
Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin<br />
und an der Uni Münster übernommen.<br />
Was hat sie an dieser akademischen<br />
Lehrtätigkeit gereizt?<br />
Die zentrale Stärke der Psychologie<br />
liegt in der System-Analytik, dem<br />
Wechselspiel zwischen Individuum und<br />
Kontext. Die Psychologie kann in vielen<br />
Ausbildungs- und Arbeitsfeldern im<br />
Sinne einer modernen Leitwissenschaft<br />
ausgesprochen nützlich sein. Mich reizt<br />
der Theorie-Praxis-Transfer und die<br />
Ausbildung motivierter Studierender.<br />
Da ich meinen Beruf sehr gerne ausübe,<br />
vermittle ich <strong>des</strong>sen Wissen, Methoden<br />
und Haltungen mit Überzeugung. Die<br />
psychologische Ausbildung hat den<br />
Vorteil, dass sie sowohl eine intellektuelle<br />
wie auch eine emotionale Herausforderung<br />
darstellt. Als ich 2009 eine<br />
Berufung als Professor an eine Berliner<br />
Hochschule erhalten habe, konnte ich<br />
mir allerdings nicht vorstellen, auf die<br />
Vielfalt und das Interessante meiner<br />
heutigen Tätigkeit zu verzichten und<br />
ausschließlich zu lehren.<br />
Es wird oft behauptet, Lehrer müssten<br />
heute neben ihrer eigentlichen<br />
Aufgabe der Wissens- und Wertevermittlung<br />
immer mehr auch<br />
die Aufgaben von Sozialarbeitern<br />
wahrnehmen. Haben Sie als Psychologe<br />
in diesem Zusammenhang auch<br />
mit Schulen Erfahrungen sammeln<br />
können?<br />
Ich habe einige Jahre auch Schulkollegien<br />
beraten und inzwischen einen<br />
enormen Respekt vor der großen und<br />
anspruchsvollen Leistung, die viele<br />
Lehrer erbringen. Meine Überzeugung<br />
ist, dass Lehrer nicht nur Schulfächer<br />
unterrichten, sondern Menschen bilden<br />
und die Bildung von Menschen ist nur<br />
um den Preis einer auf Schüler- und<br />
Lehrerseite phasenweise auch anstrengenden<br />
Auseinandersetzung zu haben.<br />
Das impliziert, dass die Schule nicht nur<br />
Kinder, sondern auch Lehrer entwickelt<br />
und verändert. Bildung verstehe ich als<br />
lebenslangen und interaktiven Prozess.<br />
Da man auf diesem langen Weg auch<br />
soziale Konflikte und Probleme erfahren<br />
wird, sollte vor allem eingeübt werden,<br />
partnerschaftliche Umgangs- und Lösungskompetenzen<br />
aufzubauen. Könnte<br />
es dafür einen wirkungsvolleren sozialen<br />
Lernort geben als die Schule?<br />
Angesichts der Tatsache, dass die familiäre<br />
Sozialisation instabiler geworden<br />
ist, wünsche ich betroffenen Kindern<br />
Lehrer, zu deren Werteverständnis es<br />
gehört, menschlicher Ansprechpartner<br />
auch in Problemzonen zu bleiben. Das<br />
wünsche ich auch den Lehrern selbst.<br />
Empirische Studien belegen nämlich<br />
positive Effekte für die Gesundheit von<br />
Lehrern, die fachlich und als Person wirkungsvollen<br />
Einfluss ausüben und für<br />
ihre Arbeit und ihre Schüler brennen.<br />
Lehrer sind als Personen und menschliche<br />
Ansprechpartner für Schüler<br />
wichtiger, als sie selbst es glauben. Ich<br />
weiß natürlich, dass man diese Art von<br />
personalem Engagement von niemandem<br />
per Dienstvertrag fordern kann.<br />
Ich weiß aber auch, dass Schüler sich<br />
mit Blick auf Lehrer fragen: „Macht der<br />
seine Arbeit gerne? Hat der mich persönlich<br />
im Blick oder macht der das nur,<br />
weil er Geld für seine Arbeit bekommt?“<br />
Hat das <strong>Canisianum</strong> Sie in irgendeiner<br />
Weise hinsichtlich der Berufswahl<br />
beeinflusst?<br />
Für mein heutiges Tätigkeitsprofil gab<br />
es sicher kein konkretes Modell, aber<br />
durchaus wirksame Einflüsse. In den<br />
Romanen und Gedichten meiner Leistungskurse<br />
Englisch und Französisch<br />
sowie im Fach Deutsch wurden existentielle<br />
menschliche Themen behandelt,<br />
deren psychologische Facetten mich<br />
damals weit über den Unterricht hinaus<br />
beschäftigt und interessiert haben. Die<br />
Lehrerin und Lehrer dieser Fächer haben<br />
mich nachhaltig für das Lesen und<br />
die Auseinandersetzung mit Literatur<br />
begeistert. Die Textarbeit war eine Art<br />
psychologisches Propädeutikum.<br />
Dabei lernte man Akteure und<br />
deren Bedingungskontexte zu verstehen.<br />
Es gab damals bei mir eine erste vage<br />
Cani Community<br />
144<br />
145
Fortsetzung von Seite 145<br />
Cani Community<br />
Idee von den interessanten Dimensionen<br />
der Psychologie, die dann alle<br />
meine Erwartungen mehr als erfüllt hat.<br />
Was haben Sie für Erinnerungen an<br />
Ihre eigene Schulzeit am <strong>Canisianum</strong>?<br />
In einer Gesellschaft, die kommerzielle<br />
Aspekte hochschätzt und nicht-kommerzielle<br />
Lebensbereiche indirekt abwertet,<br />
wird vielfach auch die Schule als<br />
System aufgefasst, das einer instrumentellen<br />
Verwertungslogik entsprechen<br />
soll. Weil ich das kritisch sehe, möchte<br />
ich hier besonders einen Aspekt hervorheben.<br />
Es gab zu meiner Schulzeit noch<br />
die Chance, gemeinsamen Zeitwohlstand<br />
mit Freunden zu genießen. Ich<br />
bin ein eher undisziplinierter Schüler<br />
mit einer Vorliebe für Lieblingsaufgaben<br />
gewesen. Mein schulisches Leistungsverhalten<br />
hätte die Prognose <strong>des</strong> beruflichen<br />
Erfolgs, die Erwartung hoher<br />
Leistungsorientierung und von späterem<br />
Verantwortungsbewusstsein nicht zwingend<br />
nahegelegt. Auf unserer Abi-Feier<br />
verabschiedete uns damals Herr Hürfeld<br />
mit dem Kant‘schen Ideal: „Wage es,<br />
auch im Gegensatz zu den Strömungen<br />
deiner Zeit, den Mut zu deiner eigenen<br />
Meinung zu finden.“ Das war und ist<br />
einfach gesagt und gleichzeitig doch bei<br />
Menschen eher selten anzutreffen. Wenn<br />
ich mich an meine Schulzeit erinnere,<br />
fallen mir Lehrer ein, die dieses Ideal<br />
glaubwürdig vertreten haben.<br />
Haben Sie noch Kontakte zu ehemaligen<br />
Mitschülern Ihrer Jahrgangsstufe<br />
oder war das Abitur eher der Anlass,<br />
alte Verbindungen hinter sich abzubrechen<br />
und sich Neuem zuzuwenden?<br />
Zwei meiner besten Freunde habe ich<br />
am Cani kennengelernt, ohne damals zu<br />
wissen, dass sich daraus jahrzehntelange<br />
Freundschaften entwickeln würden. Losen<br />
Kontakt habe ich noch zu mehreren<br />
MitschülerInnen. Mit zwei Ex-Canisianern<br />
arbeite ich gerade beruflich in einem<br />
zweijährigen EU-Projekt und treffe<br />
sie regelmäßig in europäischen Partnerländern.<br />
Wenn ich einmal in Berlin bin,<br />
gehe ich gerne zu einem Stammtisch,<br />
der von den dort anwesenden Ex-CanisianerInnen<br />
in Anspielung auf Lüdinghausen<br />
„Das Dorf “ genannt wird. Auf<br />
meinem persönlichen und beruflichen<br />
Weg nach der Zeit am Cani haben sich<br />
natürlich viele neue Verbindungen und<br />
enge Freundschaften entwickelt.<br />
Herzlichen Dank für das Gespräch und<br />
alles Gute für Sie und Ihre Familie!<br />
Bernadette Osthoff absolviert „Soziales Jahr“ in Italien<br />
Mehr als nur „la dolce vita“<br />
Als der lang ersehnte Brief endlich kam,<br />
war die Freude erst einmal riesengroß.<br />
Doch noch im gleichen Moment wurde<br />
der letztjährigen Cani-Abiturientin<br />
Bernadette Osthoff erst richtig bewusst,<br />
worauf sie sich da eigentlich eingelassen<br />
hatte: ein ganzes Jahr, weit weg von Familie<br />
und Freunden, in einem fremden<br />
Land. Aber der Stein war ins Rollen gekommen<br />
und so stürzte sich Bernadette<br />
in die arbeitsintensive Organisation<br />
ihres „Freiwilligen Sozialen Jahres“ .<br />
Auch wenn ihr eigentliches Abenteuer<br />
„Freiwilliges Jahr“ erst im September<br />
2011 beginnen sollte, hatte sie<br />
bereits in den Monaten zuvor alle Hände<br />
voll zu tun. Sie nahm Italienisch-Unterricht,<br />
baute sich einen eigenen Spenderkreis<br />
auf, der einen Teil ihres Austauschjahres<br />
finanzieren sollte, und stattete der<br />
Die malerische Kulisse<br />
Veronas im Rücken (v. l.):<br />
Mitorganisatorin Stefania<br />
Padovani, die Freiwilligen<br />
Lea, Bernadette und Anna<br />
sowie Organisator Roberto<br />
Alberti.<br />
norditalienischen Stadt Verona einen<br />
dreitägigen Besuch ab. Neben anderen<br />
Mitfreiwilligen lernte Bernadette dort<br />
auch ihre Organisation „Don Calabria“<br />
genauer kennen. „Während meiner<br />
Abi -Vorbereitungen war das alles aber<br />
schon ganz schön stressig“, gestand die<br />
Lüdinghauserin.<br />
Um jedoch einen ersten Eindruck<br />
von dem Bevorstehenden zu gewinnen,<br />
hatten Bernadette gerade diese Tage viel<br />
gebracht. Zum ersten Mal lernte sie das<br />
Leben in einer sogenannten „Comunità“<br />
kennen, einem äußerlich normalen<br />
Wohnhaus, in dem Jungen zwischen<br />
15 und 19 Jahren leben. Sie alle weisen<br />
mehr oder minder schwere psychische<br />
Probleme und Verhaltensauffälligkeiten<br />
auf, weswegen ein „normales Leben“ bei<br />
ihren Familien nicht möglich ist. Statt-<br />
Cani Community<br />
146<br />
147
Ein wenig Zeit, das Land zu<br />
erkunden, blieb Bernadette<br />
Osthoff aber doch.<br />
Fortsetzung von Seite 147<br />
Cani Community<br />
<strong>des</strong>sen werden sie in einer Comunità<br />
von „Eduktoren“ betreut.<br />
In ihrem Freiwilligen Jahr kümmerte<br />
sich Bernadette Osthoff um diese Jungen.<br />
Zwar lebte sie zusammen mit drei<br />
weiteren Freiwilligen aus Deutschland<br />
in einem Appartement in Verona, doch<br />
fünfmal die Woche machte sie sich auf<br />
den einstündigen Weg nach Sona, dem<br />
italienischen Dorf, in dem die Comunità<br />
liegt.<br />
Dort angekommen, gehörte es unter<br />
anderem zu ihren täglichen Aufgaben,<br />
Essen zu kochen, den Jungen bei ihren<br />
Hausaufgaben zu helfen und sie zum<br />
Lernen zu motivieren. Doch die Kommunikation<br />
war alles andere als leicht:<br />
„Am Anfang konnte ich einfach noch<br />
nicht diskutieren, da fehlten mir noch<br />
die Wörter.“ Besonders geholfen haben<br />
Bernadette bei diesen Erfahrungen allerdings<br />
ihre Mitfreiwilligen: „Wir haben<br />
viel geredet und unsere Erfahrungen<br />
gemeinsam verarbeitet.“<br />
Und so bewältigte die 20-Jährige<br />
die schwierige Anfangsphase und stellte<br />
nach den ersten vier Monaten glücklich<br />
fest, „dass ich von den Jungen angenommen<br />
werde und sie sich mir gegenüber<br />
öffnen“. So gab es eines Abends sogar ein<br />
Gute-Nacht-Küsschen von einem Jungen,<br />
der unter einer besonders starken<br />
psychischen Beeinträchtigung litt.<br />
Mit Begeisterung erzählt Bernadette<br />
Osthoff davon, wie sie mit „ihren<br />
Jungs“ sogar eine Woche Urlaub am<br />
Meer gemacht hat. Und nicht nur das:<br />
Mit neuen Freunden, die sie in Italien<br />
gefunden hatte, reiste Bernadette gleich<br />
durch das ganze Land – vom Gardasee<br />
bis nach Sizilien, durch Rom, Neapel<br />
und Venedig.<br />
Heimweh? Das sei bei ihr nie aufgekommen,<br />
versichert Bernadette heute.<br />
Aber ob sie denn nie etwas vermisst<br />
habe? Da beginnt Bernadette zu grinsen.<br />
„Doch ja, eine Sache gäbe es da wohl:<br />
dunkles Körnerbrot.“ WN<br />
Alles dreht sich bei ihr um die Musik.<br />
„Hip Hop“ hat Paula Schlüter ebenso<br />
auf ihrem MP3-Player wie Klassik. Das<br />
ist kein Wunder, denn sie spielt Oboe<br />
und ist ein musikalisches Talent, das<br />
im Januar <strong>2012</strong> den ersten Platz beim<br />
Wettbewerb „Jugend musiziert“ in<br />
ihrer Altersklasse belegt hat. Aber die<br />
17-jährige Cani-Schülerin stand nicht<br />
nur bei diesem Nachwuchswettbewerb<br />
im Rampenlicht. Beifall erntete sie auch<br />
beim letzten von sechs Neujahrskonzerten,<br />
bei dem sie als Solistin auftrat.<br />
Musikern sagt man nach, sie seien<br />
Individualisten. Das trifft auf Paula nicht<br />
zu, denn sie versteht sich als Teamplayer.<br />
Viel Beifall erhielt Paula Schlüter (l.) beim letzten Neujahrskonzert.<br />
Paula Schlüter gewinnt Wettbewerb „Jugend musiziert“<br />
Als Teamplayerin an der Oboe<br />
Ihr Wunsch war es, in einem Orchester<br />
zu spielen. Aus diesem Grunde wechselte<br />
sie vor Jahren auch das Instrument<br />
– vom Klavier zur Oboe. „Ich möchte<br />
mit vielen Leuten etwas gemeinsam<br />
erarbeiten. Alle bewegen sich auf ein gemeinsames<br />
Ziel zu. Das ist faszinierend“,<br />
sagt die Zwölftklässlerin. Ein Jahr lang<br />
spielte sie im Vororchester <strong>des</strong> Musikschulkreises<br />
Lüdinghausen, seit drei<br />
Jahren gehört sie zum Team <strong>des</strong> großen<br />
Orchesters.<br />
Seit Dezember letzten Jahres war<br />
die Schülerin im Dauerstress. Täglich<br />
wurde für den Wettbewerb und die Neujahrskonzerte<br />
geprobt. „Das hat aber<br />
Cani Community<br />
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Fortsetzung von Seite 149<br />
Cani Community<br />
auch Spaß gemacht“, versichert Paula.<br />
Auch die Konzertreise mit dem Orchester<br />
nach Israel war für sie ein Meilenstein.<br />
„Mit einer solchen Herzlichkeit in<br />
Israel empfangen zu werden, hatte ich<br />
nicht erwartet“, versichert sie.<br />
Das Jugend-Sinfonieorchester ist<br />
übrigens nicht das einzige Team, in<br />
dem Paula spielt. Sie gehört auch dem<br />
sinfonischen Blasorchester „Westfalen<br />
Winds“ an und spielt in Coesfeld bei<br />
verschiedenen Projekten mit. „Ich bin<br />
froh, dass mir meine Eltern so etwas<br />
ermöglichen“, versichert sie glaubhaft.<br />
Da bleibt für andere Hobbys nicht mehr<br />
viel Zeit – es dreht sich halt alles um die<br />
Oboe und um etwas Klavier.<br />
Ist die Musik ihre Zukunft? Das „Ja“<br />
wird von einem „Aber“ begleitet. Musik<br />
studieren will sie nicht, aber beruflich<br />
soll das Musikalische auf Dauer schon<br />
eine Rolle bei ihr spielen. „Musikkritikerin“<br />
wäre da eine Option. Außerdem will<br />
sie ihrem Instrument auf jeden Fall die<br />
Treue halten und sich stetig verbessern.<br />
Jetzt kommt jedoch zunächst einmal<br />
das Abi, versichert die Cani-Schülerin<br />
aus Nordkirchen. Danach macht sie erst<br />
einmal ganz etwas anderes: So schwebt<br />
ihr zum Beispiel ein freiwilliges soziales<br />
Jahr in Südamerika vor. WN<br />
Impressum <strong>2012</strong>:<br />
Herausgeber: <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> Lüdinghausen in Zusammenarbeit mit dem „Verein der<br />
Freunde und Förderer <strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong> e.V.“ und dem „Gymnasialverein St. Canisius e.V.“<br />
Redaktion: Gerold Meischen, Wolfgang Urbaniak · Konzeption, Layout und Satz: Rudolf Müller, müller<br />
mixed media / Designbüro · Druck: Druckerei Rave, Ottmarsbocholt · Fotos, sofern nicht im Innenteil<br />
benannt: Cani-Community<br />
Diese Ausgabe der Schulzeitung wird allen Freunden und Förderern <strong>des</strong> <strong>Gymnasium</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
kostenlos zugestellt in der Hoffnung, dass unsere Schulgemeinschaft durch eine stetig zunehmende<br />
Zahl von Mitgliedern auch in den kommenden Jahren blüht, wächst und gedeiht.<br />
www.canisianum.de · info@canisianum.de<br />
Impressum<br />
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