Jahrbuch 2012 - Förderverein des Canisianum - Gymnasium ...
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Britischer Kriegsveteran Bert Smith im Unterricht<br />
1944 in der Normandie gelandet<br />
Schule und Projekte<br />
„Be careful“ – „Seid vorsichtig!“. Mit<br />
diesen Worten reichte Bert Smith<br />
den heutigen Zehntklässlern Ende<br />
April letzten Jahres seine Orden, die<br />
er in der Zeit <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs<br />
erworben hatte.<br />
Während die Jugendlichen diese interessiert<br />
in Augenschein nahmen und von<br />
Hand zu Hand weitergaben, berichtete<br />
der 90-jährige Brite über seine Zeit als<br />
Soldat im Nachkriegsdeutschland. Ein<br />
gutes Jahr hatte er davon im Münsterland<br />
– genauer in Havixbeck – verbracht.<br />
Gespannt lauschten die Mädchen<br />
und Jungen den Ausführungen, die<br />
Smith mit leiser, konzentrierter Stimme<br />
vortrug. Barg doch diese besondere<br />
Mischung aus Englisch- und Geschichtsunterricht<br />
die einmalige Chance, einen<br />
Zeitzeugen zu erleben, der die Landung<br />
der britischen und amerikanischen<br />
Armeen in der Normandie im Juni 1944<br />
selbst miterlebt hatte.<br />
Bert Smith war schon als 18-Jähriger<br />
Soldat geworden und erlebte den<br />
Weltkrieg gleichsam vom ersten bis zum<br />
letzten Tag mit. Er gehörte dem traditionsreichen<br />
4. Queens Regiment an,<br />
<strong>des</strong>sen Gründung ins Jahr 1661 fällt, wie<br />
er berichtete. In Lauf seiner Militärzeit<br />
sei er nicht nur der legendären „Queen<br />
Mum“, sondern auch Prinz Philip, dem<br />
Ehemann von Königin Elisabeth II.,<br />
begegnet. Dem habe er die Funktion<br />
<strong>des</strong> Chiffriergeräts Enigma, welches im<br />
2. Weltkrieg eine wichtige Rolle spielte,<br />
erklärt.<br />
Nach Havixbeck gelangte Bert Smith<br />
eine Woche nach Kriegsende im Mai<br />
1945. Er habe dort nie Anfeindungen<br />
erfahren. Die alliierten Soldaten hätten ja<br />
auch „den Frieden gebracht“, erklärte er<br />
den Canisianern. Fünf Häuser seien damals<br />
von den Briten requiriert worden.<br />
In der Folgezeit sei er damit beschäftigt<br />
gewesen, die Zivilverwaltung <strong>des</strong> Dorfes<br />
mit aufzubauen. Außerdem habe man<br />
die Landbevölkerung vor drohenden<br />
Übergriffen von ehemaligen Zwangsarbeitern,<br />
die von den Nazis vorwiegend<br />
aus Osteuropa verschleppt worden<br />
waren, in Schutz genommen.<br />
Heute sei das Verhältnis zwischen<br />
Der 90-jährige Brite und Kriegsveteran Bert Smith und<br />
Englischlehrerin Maria Schweers im Kreise der damaligen<br />
Neuntklässler.<br />
Deutschen und Briten entspannt und<br />
freundschaftlich, sagte Bert Smith.<br />
„Bis auf den Fußball!“, ergänzte Smith´<br />
Schwager Roy Parsons, der den 90-Jährigen<br />
nach Deutschland begleitet<br />
hatte, mit einem freundlich-ironischen<br />
Schmunzeln. Über ihn und die Lüdinghauser<br />
Familie Orthmann entstand der<br />
Kontakt zu dem Kriegsveteranen. Den<br />
Besuch <strong>des</strong> im südlichen Londoner<br />
Stadtbezirk Croydon lebenden Bert<br />
Smith im Cani hatten die Englischlehrerin<br />
Maria Schweers und der Geschichtslehrer<br />
Gero Borrmann mit den damaligen<br />
Neuntklässlern vorbereitet.<br />
Abschließend erzählte Smith, dass<br />
er noch regelmäßig an Veteranentreffen<br />
teilnehme. So gehört er unter anderem<br />
der „Normandy Veterans Association“<br />
(NVA) an. Dort würden nur Soldaten<br />
aufgenommen, die in den ersten Tagen<br />
der Alliierten-Invasion im Juni 1944 an<br />
der französischen Küste dabei gewesen<br />
seien, betonte er. WN<br />
Schule und Projekte<br />
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