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Jahrbuch 2012 - Förderverein des Canisianum - Gymnasium ...

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„Was wollt Ihr denn von mir?“ - Herr Blomberg,<br />

alias Rainer Kleinespel, weiß nicht mehr weiter.<br />

„Komm, wir gehen ins Fußballstadion! - Kann<br />

Herr Blomberg so seinen Sohn begeistern?<br />

Kunst und Kultur<br />

Dortmunder Jugendtheater fordert Cani-Schüler heraus<br />

„Ich bin doch ein guter Vater!“<br />

Da steht Herr Blomberg in seinem<br />

piekfeinen Geschäftsanzug plötzlich<br />

in der Tür, mit Laptoptasche über der<br />

Schulter und einem bunten Turnbeutel<br />

in der Hand. Sein gehetzter Blick sucht<br />

die Stuhlreihen im Klassenraum der 7b<br />

ab. „Wisst ihr, wo Alexander ist?“ Er will<br />

seinem Sohn den Turnbeutel bringen,<br />

den der einmal wieder bei ihm vergessen<br />

hat. Er trägt ihm den Beutel nach,<br />

weil er „ein guter Vater“ sein will – und<br />

dies trotz ständig klingelndem Handy,<br />

einem Chef, der Leistung rund um die<br />

Uhr sehen will, einem Arbeitsplatz, der<br />

zwei Stunden Autobahnfahrt entfernt<br />

ist, einer Exfrau, die Forderungen an ihn<br />

stellt, einer Lebensgefährtin, die Zeit mit<br />

ihm verbringen möchte und einem dementen<br />

Vater, den er so oft wie möglich<br />

im Pflegeheim besucht.<br />

Trotzdem, oder vielleicht gerade<br />

<strong>des</strong>wegen, will er bei seinem Sohn alles<br />

richtig machen. Statt<strong>des</strong>sen gibt es<br />

ständig Zoff zwischen den beiden. Herr<br />

Blomberg kann das nicht verstehen. Er<br />

will wissen, was er denn falsch macht.<br />

Warum kommt er an seinen Sohn nicht<br />

mehr heran?<br />

Beim Ein-Mann-Stück „Ich bin<br />

doch ein guter Vater“ <strong>des</strong> Dortmunder<br />

Kinder- und Jugendtheaters wird der<br />

Klassenraum zur Bühne und die Schüler<br />

sind Publikum und Akteure zugleich.<br />

„Nicht erst in der anschließenden Diskussion<br />

werden die Jugendlichen aktiv<br />

mit einbezogen“, erläuterte Theaterpädagogin<br />

Erika Schmidt-Sulaimon, die den<br />

Schauspieler Rainer Kleinespel im April<br />

2011 ins <strong>Canisianum</strong> begleitet hat. In<br />

den 8. Klassen und in der 7b wurde das<br />

Stück <strong>des</strong> Autors Jörg Menke Peitzmeyer<br />

aufgeführt und immer stand dabei eines<br />

im Fokus: Die Jungen und Mädchen<br />

sollten sich mit der schier ausweglosen<br />

Lage <strong>des</strong> Vaters auseinandersetzen. Was<br />

kann er tun, um wieder einen besseren<br />

Draht zu seinem Sohn zu bekommen?<br />

Wie wichtig ist es eigentlich, dass er<br />

möglichst viel Geld verdient und Alexander<br />

teure Markenklamotten kaufen<br />

kann?<br />

„Vielleicht will der das ja gar nicht.<br />

Vielleicht will er, dass Sie ihm einfach<br />

’mal zuhören, ihn fragen, was er<br />

wirklich möchte, was er sich von seinem<br />

Papa wünscht‘, schlägt eine Schülerin<br />

vor. Ihre Tischnachbarin möchte, dass<br />

sich Herr Blomberg einen anderen Job<br />

in der Nähe sucht. In der lebhaften Diskussion<br />

im Anschluss an das Stück wird<br />

schnell klar: Die Jungen und Mädchen<br />

können sich gut in den stets unsichtbaren<br />

Alexander hineinversetzen und dennoch<br />

erkennen sie auch die Hilflosigkeit<br />

seines Vaters.<br />

Und auch wenn zwischendurch<br />

gelegentlich gekichert wird, ist es ihnen<br />

allen ernst – vielleicht weil sie selbst daheim<br />

manchmal gerne mehr von ihren<br />

Vätern hätten. WN<br />

Kunst und Kultur<br />

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