Jahrbuch 2012 - Förderverein des Canisianum - Gymnasium ...
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Ex-Canisianer von den<br />
Nazis hingerichtet<br />
Über einen<br />
unbekannten<br />
Helden<br />
Karl-Ernst Eickens (2. von links) mit drei Klassenkameraden vom<br />
Ratsgymnasium. Rund zwei Jahre nach dieser Aufnahme wurde<br />
der junge Widerstandskämpfer von einem Standgericht zum Tode<br />
verurteilt und hingerichtet.<br />
Cani Community<br />
Die Geburtsurkunde von<br />
Karl-Ernst Eickens. Sicher<br />
wurde auch seine<br />
Erschießung ordentlich und<br />
amtlich bescheinigt.<br />
War dieser junge Mann nur ein Fahnenflüchtiger<br />
oder doch ein Widerstandskämpfer<br />
gegen das Nazi-Regime,<br />
dem heute mit Respekt gedacht werden<br />
sollte? Für die Rheinenser Historikerin<br />
Gertrud Althoff besteht da kein Zweifel:<br />
Karl-Ernst Eickens, 1923 in Rheine<br />
geboren und 1938 ein Jahr lang Schüler<br />
<strong>des</strong> Jungen-Internats <strong>Canisianum</strong> in<br />
Lüdinghausen, hat sein junges Leben für<br />
seine Überzeugung gelassen. Und doch<br />
wusste bis vor wenigen Jahren niemand<br />
von jenem jungen Soldaten, der sich<br />
nach seiner Stationierung in Holland<br />
1942 dem niederländischen Widerstand<br />
anschloss und nur ein Jahr später von<br />
der Gestapo verhaftet und schließlich in<br />
Wolfenbüttel standrechtlich erschossen<br />
wurde.<br />
Den Grund dafür erfuhren die Schüler<br />
der Jahrgangsstufe 12 <strong>des</strong> <strong>Canisianum</strong><br />
bei einem Vortrag im Januar letzten<br />
Jahres in der Aula der Schule. „Sein<br />
Vater Carl Eickens, nach dem Krieg<br />
Stadtdirektor in Rheine, hat stets<br />
verhindert, dass irgendwelche Informationen<br />
über seinen Sohn bekannt<br />
wurden“, berichtete Gertrud Althoff.<br />
Sie selbst hatte mit dem Vater noch<br />
ein halbes Jahr vor <strong>des</strong>sen Tod im<br />
Jahr 1981 sprechen können und<br />
noch heute ist ihr die Empörung<br />
über <strong>des</strong>sen damalige Reaktion<br />
anzumerken. „Er tat das Verhalten<br />
seines Sohnes als Dummheit ab und<br />
wollte nichts damit zu tun haben.<br />
Das hat mich nur darin bestärkt, die<br />
Geschichte dieses jungen Mannes zu<br />
recherchieren und ihm den Platz in<br />
der Geschichte zu verschaffen, der<br />
ihm zusteht.“<br />
Das hat sie dann auch getan.<br />
Parallel arbeitete sie über viele Jahre<br />
an mehreren Publikationen über<br />
Einzelschicksale während der Nazi-<br />
Zeit und ließ auch im Fall von Karl-<br />
Ernst Eickens nicht locker. „Noch im<br />
Jahr 2003, als ich im Grunde schon die<br />
wichtigsten Fakten über sein Leben, sein<br />
Wirken im Widerstand und seinen Tod<br />
zusammengetragen hatte, konnte man<br />
im Rheinenser Rathaus nicht einmal seine<br />
Geburtsurkunde finden. Das fand ich<br />
schon sehr seltsam.“ Mittlerweile findet<br />
sich sein Name auch auf einer Gedenktafel<br />
in seiner Heimatstadt.<br />
Karl-Heinz Kocar, Lehrer am <strong>Canisianum</strong><br />
und Vorsitzender der Deutsch-<br />
Polnischen Gesellschaft Lüdinghausen,<br />
hatte den Kontakt über seinen pensionierten<br />
Kollegen Peter Kopmeier zu<br />
Gertrud Althoff hergestellt und zeigte<br />
sich tief beeindruckt von der Lebensgeschichte<br />
<strong>des</strong> jungen Widerstandskämpfers.<br />
Nach dem Vortrag folgte noch eine<br />
angeregte Diskussion mit den Schülern.<br />
WN<br />
Cani Community<br />
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