Jahrbuch 2012 - Förderverein des Canisianum - Gymnasium ...
Jahrbuch 2012 - Förderverein des Canisianum - Gymnasium ...
Jahrbuch 2012 - Förderverein des Canisianum - Gymnasium ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Cani Community<br />
Interview mit Dr. Stephan Rietmann<br />
Stephan Rietmann, Abitur am <strong>Canisianum</strong><br />
1984, ist promovierter Psychologe und Leiter<br />
der Psychologischen Beratungsstelle beim<br />
Caritasverband Borken. Stephan Rietmann<br />
lebt in Lüdinghausen (ab Sommer in Münster)<br />
und ist verheiratet.<br />
„Lehrer unterrichten nicht nur<br />
Schulfächer, sondern bilden Menschen“<br />
Heutige Schüler können sich oft nur<br />
schwer vorstellen, dass das <strong>Canisianum</strong><br />
eine lebendige Vergangenheit<br />
hat, zu der zahlreiche ältere Abiturjahrgänge<br />
mit ihrer eigenen Geschichte<br />
gehören. Wann haben Sie Ihr<br />
Abitur am <strong>Canisianum</strong> bestanden und<br />
wie hat sich seitdem Ihr beruflicher<br />
Weg entwickelt?<br />
Stephan Rietmann: Das Abitur habe ich<br />
1984 bestanden. Nach Zivildienst und<br />
einer handwerklichen Berufsausbildung<br />
habe ich Sinologie und Psychologie studiert.<br />
Das Diplom in Psychologie habe<br />
ich an der Uni Osnabrück, die Promotion<br />
zum Dr. phil. an der Uni Münster<br />
erworben. Während <strong>des</strong> wissenschaftlichen<br />
Teils der Ausbildung und auch<br />
danach konnte ich mich für verschiedene<br />
Beratungs- und Therapie-Verfahren<br />
qualifizieren, und zwar in Bezug auf die<br />
Gesprächs-Psychotherapie, die Hypno-<br />
Therapie, die Familientherapie, die<br />
Supervision und die Persönlichkeitsdiagnostik.<br />
Der Berufseinstieg erfolgte in einer<br />
innovativen Unternehmensberatung,<br />
die sog. „Runde Tische“ und Dialogverfahren<br />
um damalige gesellschaftliche<br />
Konfliktthemen wie beispielsweise Gentechnik,<br />
Standorte forensischer Psychiatrien<br />
und ähnliche Interessenkonflikte<br />
konzipiert und durchgeführt hat. Als<br />
Moderatoren und Konfliktmittler haben<br />
wir das Gespräch zwischen Gegnern<br />
und Befürwortern unterstützt. Seit zwölf<br />
Jahren leite ich nun eine psychologische<br />
Beratungsstelle und bin freiberuflich als<br />
Psychologe tätig.<br />
Sie sind heute als Leiter der Psychologischen<br />
Beratungsstelle beim Caritasverband<br />
Borken tätig. Wie muss<br />
man sich hier Ihren Tätigkeitsbereich<br />
konkret vorstellen?<br />
Die Psychologische Beratungsstelle leistet<br />
für jährlich rund 800 Klienten eine<br />
gemeindenahe psycho-soziale Versorgung.<br />
Kernleistung ist die individuelle<br />
Beratung und Psychotherapie. Wir<br />
führen außerdem vielfältige diagnostische<br />
Angebote durch, etwa Leistungs-,<br />
Intelligenz- und Persönlichkeitstests<br />
und nehmen gutachterliche Tätigkeiten<br />
wahr. Zudem unterhalten wir ein<br />
breites Angebot an Gruppenverfahren:<br />
soziale Kompetenztrainings, Gruppen<br />
für Kinder psychisch kranker Eltern, für<br />
Scheidungskinder und weitere.<br />
Ein anderes Angebot sind psychologische<br />
Beratungen für Lehrerkollegien<br />
und Schulungen für Lehrer und<br />
Erzieherinnen in der Erkennung von<br />
Kin<strong>des</strong>missbrauch. Letztere führen wir<br />
als Moderatoren gemeinsam mit Ärzten,<br />
der Kriminalpolizei, Familienrichtern<br />
und Jugendämtern durch. Weitere<br />
Projekte finden zu den Themen Hospiz<br />
und Sterben in Familien sowie Entwicklungsdiagnostik<br />
bei Kindergartenkindern<br />
statt. Diese Arbeit wird von zwölf<br />
therapeutischen Fachkräften durchgeführt.<br />
Meine Aufgabe besteht in der<br />
fachlichen und wirtschaftlichen Leitung,<br />
der Personal- und Organisationsentwicklung<br />
und der Publikation unserer<br />
Arbeit, beispielsweise in Fachartikeln<br />
und Herausgeberwerken oder durch<br />
Vorträge auf Fachtagungen.<br />
Zu Ihren Arbeitsschwerpunkten zählt<br />
auch das Coaching und die Führungskräfteschulung.<br />
Welche Aufgabe<br />
kann hierbei ein Psychologe übernehmen?<br />
In meiner freiberuflichen Tätigkeit in<br />
einem Netzwerk befreundeter Psychologen<br />
konzipiere ich Assessments, Coachings<br />
und Trainings und führe diese<br />
für Führungskräfte durch. Unternehmen<br />
schicken dabei ihre Leistungsträger zu<br />
ein- oder mehrtägigen Assessments, in<br />
denen ihre psychologische Eignung zur<br />
Wahrnehmung von Führungsaufgaben<br />
geprüft wird und in einem Gutachten<br />
von uns gezielte Entwicklungsempfehlungen<br />
abgegeben werden. Die Teilnehmer<br />
kommen aus Deutschland und<br />
weltweiten Unternehmensstandorten,<br />
Cani Community<br />
142<br />
143