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REPORT AUS BERLIN - Anette Kramme

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<strong>REPORT</strong> <strong>AUS</strong> <strong>BERLIN</strong><br />

Aktuelles aus der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales<br />

der SPD-Bundestagsfraktion<br />

Haushalt 2012 — Massive Kürzungen<br />

im Bereich Arbeit und Soziales<br />

<strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong><br />

www.anette-kramme.de<br />

Oktober 2011<br />

In dieser Ausgabe:<br />

Seite 1: Haushalt 2012 und<br />

Reform der<br />

arbeitsmarktpolitischen<br />

Instrumente<br />

Seite 3: Rente<br />

Seite 4: Minijobs<br />

Seite 5: Whistleblower /<br />

Beratung für osteuropäische<br />

Arbeitnehmer<br />

Seite: 6 Künstlersozialkasse<br />

Die Zahl des<br />

Monats:<br />

265000000<br />

00,00 €<br />

26,5 Milliarden Euro will<br />

Bundesarbeitsministerin von<br />

der Leyen im Zeitraum 2012<br />

-2015 insgesamt im Etat<br />

ihres Hauses streichen.<br />

Schon jetzt steht fest, dass<br />

dies vor allem die Langzeitarbeitslosen<br />

betreffen wird,<br />

die bereits heute nur geringe<br />

Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

haben.<br />

Die Budgethoheit ist das sogenannte<br />

Königsrecht des Parlaments. Der<br />

Bundesregierung ist es nur dann erlaubt<br />

Geld auszugeben, wenn der<br />

Bundestag dies vorher beschlossen<br />

hat. Die Plenardebatte über den<br />

Haushalt des kommenden Jahres<br />

wird traditionell auch dazu genutzt,<br />

die politischen<br />

Vorhaben der Regierung<br />

zu bewerten.<br />

In der Diskussion<br />

über den Etat des<br />

Bundesministeriums<br />

für Arbeit<br />

und Soziales im<br />

Jahr 2012 sparte<br />

<strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong>,<br />

die für die SPD-<br />

Fraktion die Antwort<br />

zu der geplanten<br />

Arbeitsmarkt-<br />

und Sozialpolitik<br />

der Bundesregierung formulierte,<br />

nicht mit Kritik.<br />

Sie rügte Bundesministerin<br />

Ursula von der<br />

Leyen, die zum wiederholten<br />

Mal eine<br />

riesige Ausgabensenkung in ihrem<br />

Ressort zu vertreten hatte. Zwar ist<br />

der Etat des Bundesministeriums für<br />

Arbeit und Soziales mit ca. 126 Milliarden<br />

Euro nach wie vor der größte<br />

Die aktive Arbeitsmarktpolitik<br />

kommt<br />

unter die Räder.<br />

Ausgabenposten im Gesamthaushalt,<br />

aber man muss beachten, dass ein<br />

Großteil dieses Betrags als Zuschuss<br />

für die Rentenversicherung benötigt<br />

wird. Dieses Geld ist somit schon<br />

fest verplant. Wenn man die Kürzungen<br />

betrachtet, dann stellt man<br />

fest, dass die Arbeitsmarktpolitik<br />

immens betroffen<br />

ist. Von den<br />

bisher zur Verfügung<br />

stehenden<br />

40 Milliarden<br />

Euro will von der<br />

Leyen in 2012<br />

4,7 Milliarden<br />

Euro streichen,<br />

das sind mehr<br />

als zehn Prozent.<br />

Dabei<br />

kommt besonders<br />

die aktive<br />

Arbeitsmarktpolitik<br />

unter die<br />

Räder.<br />

Die Argumentation der Ministerin ist<br />

simpel: Die Arbeitslosigkeit<br />

ist zurück gegangen,<br />

deshalb<br />

braucht man jetzt weniger<br />

Geld für ihre Bekämpfung.<br />

Dabei ignoriert von der<br />

Leyen den Rat vieler Experten, nach<br />

dem konjunkturelle Phasen genutzt<br />

werden müssen, um strukturelle<br />

Probleme am Arbeitsmarkt zu lösen.


Report aus Berlin<br />

Seite 2<br />

Aktuelles aus der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales<br />

Von diesen strukturellen Problemen<br />

am Arbeitsmarkt existieren<br />

nach wie vor eine ganze Menge.<br />

Langzeitarbeitslose haben zu 20<br />

Prozent keinen Schulabschluss,<br />

zu 52 Prozent keine Berufsausbildung<br />

und sind zu<br />

45 Prozent im Dauerbezug<br />

von Hartz-IV.<br />

Die SPD erkennt<br />

nicht, dass die Bundesregierung<br />

dabei<br />

ist das Problem des<br />

Fachkräftemangels zu<br />

lösen.<br />

folgreiche Förderung von Existenzgründungen<br />

werde durch<br />

von der Leyen zu einem Auslaufmodell<br />

umgewandelt.<br />

Außerdem fehlt eine Qualifizierungsinitiative<br />

zur<br />

Bekämpfung des<br />

Fachkräftemangels.<br />

Politikerin Katja Mast<br />

stellt die dringende<br />

Frage: „Müsste man<br />

nicht Geld in die<br />

Hand nehmen, um<br />

konsequent aus Ungelernten<br />

Gelernte, aus<br />

„Wir sehen<br />

Katja Mast, MdB<br />

keine<br />

Meistern Techniker<br />

nachweislichen Aktivitäten im und aus Technikern<br />

Bereich Migration. Das Anerkennungsgesetz<br />

Universitätsabsolven-<br />

für ausländische ten zu machen?“ Das<br />

Berufsabschlüsse, das die Regierung<br />

plant, ist unzureichend. Es<br />

Anerkennungsgesetz<br />

löse den derzeit existierenden<br />

wird viel über Personengruppen<br />

Zuständig-<br />

wie Frauen, Menschen mit Behinderung<br />

oder ältere Menschen<br />

geredet, tatsächlich gehandelt<br />

keitswirrwarr nicht auf<br />

und gebe keinerlei zusätzliche<br />

Möglichkeiten<br />

wird dann wenig“, kritisiert zur Nachqualifizierung.<br />

<strong>Kramme</strong>.<br />

Dabei seien Fachkräftesicherung<br />

und die<br />

Gleichzeitig werde die öffentlich<br />

sich verfestigende<br />

geförderte Be-<br />

Langzeitarbeitslosig-<br />

schäftigung zunichte<br />

keit die zentralen<br />

gemacht; dies betreffe<br />

die Politik für Menschen<br />

in Langzeitarbeitslosigkeit.<br />

Das erfolgreiche<br />

Zukunftsaufgaben<br />

der Arbeitsmarktpolitik.<br />

Nur wer hier die<br />

Ärmel hochkrempele,<br />

Programm<br />

könne die Spaltung<br />

Jobperspektive wurde<br />

des Arbeitsmarktes<br />

laut <strong>Kramme</strong> zerstört.<br />

überwinden.<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

würden<br />

<strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong>, MdB<br />

Zahlreiche Sachverständige<br />

gestrichen. Arbeitsgelegenheiten<br />

teilen die von der SPD-<br />

(sogenannte Ein-Euro-Jobs) Bundestagsfraktion formulierte<br />

sollen noch arbeitsmarktferner<br />

werden und so mit Sicherheit<br />

nicht helfen, Menschen zurück<br />

in den Beruf zu bringen. Die er-<br />

Kritik. Prof. Dr. Matthias Knuth<br />

moniert in seiner Stellungnahme,<br />

dass die zentralen Themen<br />

Strukturwandel, Integration von<br />

Gabriele Lösekrug-<br />

Möller, MdB<br />

Migranten oder Anerkennung<br />

ausländischer Abschlüsse nicht<br />

bearbeitet werden. Der Deutsche<br />

Gewerkschaftsbund bezweifelt,<br />

dass angegebene Ziele<br />

wie rasche und nachhaltige Eingliederung<br />

in sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung<br />

mit den vorgeschlagenen Mitteln<br />

erreicht werden.<br />

Die Arbeitnehmerkammer Bremen,<br />

der Deutsche Caritasverband<br />

und der Deutsche Landkreistag<br />

bemängeln die verengten<br />

lokalen Handlungsspielräume.<br />

Der Paritätische Wohlfahrtsverband<br />

fordert sogar<br />

eine Rücknahme der<br />

Sparbeschlüsse, um<br />

die weitere Verfestigung<br />

von Langzeitarbeitslosigkeit<br />

zu vermeiden.<br />

Auch die massive<br />

Kritik der Sachverständigen<br />

während<br />

einer Bundestagsanhörung<br />

am 5. September<br />

verhallt. Gegenüber<br />

der grundsätzlichen<br />

Kritik der Experten an zentralen<br />

Punkten blieb die Arbeitsministerin<br />

taub.<br />

Vor einiger Zeit verkündete sie<br />

noch: „Die Angebote müssen<br />

Schlag auf Schlag kommen.<br />

Tempo, Tempo, Tempo. Heute<br />

meldest du dich arbeitslos —<br />

und morgen hast du was zu<br />

tun.“ Was dynamisch klingt, findet<br />

sich in der Realität jedoch<br />

nicht wieder. Mit dem Haushaltsentwurf<br />

für den Bereich<br />

Arbeit und Soziales gräbt genau<br />

sie diesem Ziel das Wasser ab.<br />

„Tempo, Tempo, Tempo“ klappt


Report aus Berlin<br />

Aktuelles aus der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales Seite 3<br />

nur, wenn Vermittler da sind, die<br />

etwas zu vermitteln haben und<br />

wenn Geld da ist, um Menschen<br />

zu qualifizieren und in den Arbeitsmarkt<br />

zu integrieren.<br />

Zum Kahlschlag von Ursula von<br />

der Leyen gibt es Alternativen.<br />

Die SPD-Bundestagsfraktion hat<br />

einen eigenen Antrag „Arbeitsmarktpolitik<br />

an den Herausforderungen<br />

der Zeit orientieren“ vorgelegt.<br />

Darin sind Wege für gute<br />

Arbeit, Fachkräftesicherung und<br />

eine echte Vollbeschäftigungsstrategie<br />

formuliert.<br />

Rentendialog: Mindestlohn statt „Kombirente“<br />

Bloß keine wiederholte Schaufensterveranstaltung:<br />

Mit diesen<br />

Worten ermahnte die SPD-<br />

Bundestagsfraktion die schwarzgelbe<br />

Koalition beim jüngst begonnenen<br />

„Regierungsdialog<br />

Rente“. Zunehmend werden<br />

langjährig Versicherte vom Risiko<br />

der Altersarmut betroffen<br />

sein. Daher erwartet die Fraktionsarbeitsgruppe<br />

Arbeit und Soziales<br />

von der Bundesregierung<br />

eine ernsthafte und seriöse Befassung<br />

mit dieser Entwicklung.<br />

Die bislang bekannt gewordenen<br />

Vorstellungen einer „Zuschussrente“<br />

sind aus Sicht von Politikerin<br />

<strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong> ein sozialpolitischer<br />

Irrweg. Voraussichtlich<br />

werden nur wenige<br />

Versicherte die<br />

Anforderungen erfüllen<br />

und eine Aufstockung<br />

ihrer Rente<br />

erhalten. Außerdem<br />

würden die Grenzen<br />

zwischen Sozialversicherung<br />

und bedürftigkeitsorientierter<br />

Sozialhilfe verwischt.<br />

Anton Schaaf, MdB<br />

„Wenn die Bundesregierung tatsächlich<br />

Altersarmut vermeiden<br />

und die lohn- und beitragsbezogene<br />

Rentenversicherung stärken<br />

will, muss sie dafür sorgen,<br />

dass Versicherte mit ihren Rentenanwartschaften<br />

nicht unterhalb<br />

der Grundsicherung liegen.<br />

Ein gesetzlicher Mindestlohn ist<br />

dafür die wichtigste Grundlage.<br />

Er trägt dazu bei, dass aufstockende<br />

Leistungen des Arbeitslosengelds<br />

II unnötig sind und<br />

sorgt für höhere Rentenanwartschaften“,<br />

so <strong>Kramme</strong>.<br />

Eine präventive Strategie<br />

der Vermeidung<br />

von Altersarmut setze<br />

am Arbeitsmarkt an.<br />

Genau hier versage<br />

aber Bundesministerin<br />

Ursula von der<br />

Leyen. Sie kürzt laut<br />

<strong>Kramme</strong> bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik,<br />

will<br />

Kombilöhne und prekäre<br />

Beschäftigung<br />

ausweiten statt einzudämmen.<br />

<strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong>, MdB<br />

Für die stellv. Vorsitzende<br />

der SPD-<br />

Bundestagsfraktion<br />

Elke Ferner sind<br />

selbstverständlich<br />

auch bei der Sozialversicherung<br />

Elemente des solidarischen Ausgleichs<br />

sinnvoll. Diese müssten<br />

aber berücksichtigen, welche<br />

Vorleistungen Versicherte erbracht<br />

haben. Wer langjährig<br />

Teilzeitbeschäftigte so behandele<br />

wie diejenigen, die ihr ganzes<br />

Erwerbsleben mit Hungerlöhnen<br />

beschäftigt waren, zerstöre die<br />

Akzeptanz der beitragsbezogenen<br />

Rentenversicherung.<br />

„Sinnvoll wäre die Fortführung<br />

der ‚Rente nach Mindestentgeltpunkten‘,<br />

wie sie unter anderem<br />

auch der Bundesvorsitzende<br />

der<br />

C h r i s t l i c h -<br />

D e m o k r a t i s c h e n<br />

Arbeitnehmerschaft,<br />

Karl-Josef Laumann<br />

fordert, ergänzte der<br />

zuständige Berichterstatter<br />

der SPD-<br />

Fraktion Anton Schaaf. Gleiches<br />

gelte für die verbesserte Bewertung<br />

von Zeiten der Langzeitarbeitslosigkeit,<br />

die ebenfalls der<br />

S c h l i e ß u n g v o n<br />

Lücken in der Versicherungsbiographie<br />

diene.<br />

Beide Regelungen kommen nach<br />

den Worten von Schaaf zielgenau<br />

denjenigen zu Gute, die<br />

langjährig der Versichertengemeinschaft<br />

angehören.<br />

„Wenn Schwarz-Gelb einen Rentendialog<br />

auf dieser Grundlage<br />

führt, wird die SPD sich dem<br />

nicht verweigern“, betont <strong>Kramme</strong><br />

abschließend.


Report aus Berlin<br />

Seite 4<br />

Aktuelles aus der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales<br />

Bundesregierung hat keine Antwort<br />

auf Minijob-Problem und Lohndumping<br />

Minijobs spielen seit Jahren eine<br />

immer wichtigere Rolle auf dem<br />

Arbeitsmarkt. Die Zunahme dieser<br />

Beschäftigungsform ist allerdings<br />

mit vielen Schattenseiten<br />

verbunden. Grund genug für die<br />

SPD-Bundestagsfraktion, der<br />

Bundesregierung einen Fragenkatalog<br />

zu schicken, mit dem<br />

die Entwicklung der sogenannten<br />

geringfügigen Beschäftigung<br />

beleuchtet werden soll.<br />

Geringfügig Beschäftigte sind oft<br />

benachteiligt. Diese Folgerung<br />

zieht Arbeitsmarktexpertin<br />

<strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong><br />

aus der Antwort<br />

der Bundesregierung.<br />

Minijobber arbeiten<br />

fast immer für einen<br />

Niedriglohn. Ihre<br />

Rechte auf bezahlten<br />

Urlaub oder Lohnfortzahlung<br />

bei Krankheit<br />

werden häufig missachtet.<br />

Minijobs sind keine Brücke<br />

in reguläre Beschäftigung.<br />

Sie sind kein Mittel gegen<br />

Schwarzarbeit in Privathaushalten.<br />

Sie dienen schon lange<br />

n i c h t m e h r d a z u ,<br />

anderweitig abgesicherten Personen<br />

einen kurzfristigen Zuverdienst<br />

zu ermöglichen.<br />

„Die SPD fordert von der Bundesregierung<br />

ein Konzept für<br />

eine grundlegende Reform der<br />

geringfügigen Beschäftigung:<br />

Lohndumping in diesem Bereich<br />

muss durch einen gesetzlichen<br />

Mindestlohn verhindert werden.<br />

Die Rechtsansprüche von Minijobbern<br />

müssen durchgesetzt<br />

werden, einschließlich wirksamer<br />

Sanktionsmöglichkeiten“,<br />

fordert Gabriele<br />

Hiller-Ohm, die<br />

zuständige Berichterstatterin.<br />

Minijobs sind heute ein<br />

Massenphänomen, sie<br />

prägen die Arbeitsbedingungen<br />

unserer<br />

Zeit. Jede fünfte erwerbstätige<br />

Frau und<br />

jeder zehnte erwerbstätige<br />

Mann<br />

arbeitet inzwischen<br />

ausschließlich in einem<br />

Minijob. Mehr<br />

als 80 Prozent der<br />

geringfügig Beschäftigten<br />

bekommen —<br />

oft trotz abgeschlossener<br />

Berufsausbildung<br />

— Niedriglöhne.<br />

<strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong>, MdB<br />

Zum Vergleich: Nur 20 Prozent<br />

der gesamten Arbeitnehmer verdienen<br />

ähnlich geringe Stunden-<br />

Gabriele Hiller-Ohm,<br />

MdB<br />

löhne. Die Aufsplittung von bislang<br />

sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigungsverhältnissen<br />

in mehrere geringfügige<br />

Beschäftigungen<br />

nimmt zu: So stieg im<br />

Gastgewerbe in den<br />

vergangenen Jahren<br />

die Zahl regulärer<br />

Jobs um fünf, die der<br />

Minijobs um 26 Prozent.<br />

Zusätzlich stellen Minijobs<br />

ein Risiko für<br />

die öffentlichen Haushalte dar:<br />

Über die Hälfte der Aufstockerinnen<br />

und Aufstocker nach SGB<br />

II sind geringfügig beschäftigt.<br />

Auch im Alter werden sie Leistungen<br />

der Grundsicherung<br />

brauchen. „Der Staat subventioniert<br />

damit in großem Maße prekäre<br />

Beschäftigungsverhältnisse.<br />

Damit muss Schluss sein“, betont<br />

<strong>Kramme</strong> und verweist damit<br />

auf eine von vielen Aufgaben,<br />

die dringend angepackt<br />

werden müssen.


Report aus Berlin<br />

Aktuelles aus der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales<br />

Seite 5<br />

Whistleblower gesetzlich schützen<br />

Einzelne Unternehmen greifen<br />

immer wieder zu gesetzwidrigen<br />

und kriminellen Praktiken. Der<br />

Skandal um die mit Dioxin verseuchten<br />

Eier hat das zuletzt<br />

wieder bewiesen. Die Folgen:<br />

ernsthafte gesundheitliche Schäden<br />

für Bürgerinnen und Bürger.<br />

Die Behörden sind bei derartigen<br />

Fällen auf Hinweisgeber aus den<br />

Betrieben angewiesen. Deren<br />

Informationen können dazu beitragen,<br />

dass Gefahren für die<br />

Allgemeinheit frühzeitig erkannt<br />

und abgewendet werden.<br />

Früher wurde ein Hinweisgeber<br />

aus einem Unternehmen häufig<br />

als Denunziant bezeichnet. Dieser<br />

Begriff hat aber einen eher<br />

negativen Beigeschmack.<br />

Whistleblowing ist dagegen eher<br />

positiv besetzt. Denn hier geht<br />

es um das gezielte Aufdecken<br />

von Skandalen.<br />

Egal, ob es um Misshandlungen<br />

in Heimen, Verstöße gegen die<br />

Regelungen für den Rüstungsexport,<br />

Lebensmittelskandale oder<br />

anderes geht. Die Gesellschaft<br />

profitiert davon.<br />

Gegenwärtig besteht jedoch eine<br />

große Rechtsunsicherheit<br />

darüber, in welchen Situationen<br />

Arbeitnehmer berechtigt sind,<br />

sich bei Missständen im Betrieb<br />

an eine außerbetriebliche Stelle<br />

zu wenden und wann ein solches<br />

Verhalten eine arbeitsvertragliche<br />

Pflichtverletzung darstellt.<br />

Zunächst geht es daher um die<br />

Frage: Wann soll der Schutz eines<br />

Whistleblowers greifen?<br />

Nach Meinung der SPD immer<br />

dann, wenn es um Gesetzesverstöße,<br />

also um Straftaten oder<br />

Ordnungswidrigkeiten geht, aber<br />

auch um Fälle, in denen Leib<br />

und Leben oder Umwelt gefährdet<br />

sind, selbst wenn kein Verstoß<br />

gegen das Gesetz vorliegt.<br />

Da die Bundesregierung in diesem<br />

Bereich nach wie vor untätig<br />

bleibt, wird die SPD-<br />

Bundestagsfraktion in diesem<br />

Herbst einen eigenen Gesetzentwurf<br />

einbringen, der die Rechte<br />

von Whistleblowern stärkt.<br />

Ein Whistleblower (vom Englischen<br />

to blow the whistle; auf<br />

Deutsch wörtlich: „die Pfeife<br />

blasen“) bzw. Hinweisgeber ist<br />

ein Informant, der Missstände<br />

wie illegales Handeln (z. B. Korruption,<br />

Insiderhandel, etc.) oder<br />

allgemeine Gefahren, von denen<br />

er an seinem Arbeitsplatz oder<br />

beispielsweise bei einer medizinischen<br />

Behandlung erfährt, an die<br />

Öffentlichkeit bringt.<br />

Beratung für Arbeitnehmer aus Mittel- und Osteuropa<br />

Kostenlose Beratungen zu Arbeitsrecht,<br />

Arbeitsbedingungen<br />

und Entlohnung: Der Deutsche<br />

Gewerkschaftsbund eröffnete<br />

am 4. Oktober seine ersten Beratungsstellen<br />

für Arbeitnehmer<br />

aus Mittel- und Osteuropa.<br />

Die arbeitspolitische Sprecherin<br />

<strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong> und Josip Juratovic,<br />

der Berichterstatter der<br />

SPD-Bundestagsfraktion, nahmen<br />

dies zum Anlass, um ihre dringende<br />

Forderung nach flächendeckender<br />

Unterstützung durch<br />

die Bundesregierung zu unterstreichen.<br />

In den Medien wird oft über die<br />

Ausbeutung ausländischer Arbeitnehmer<br />

in Deutschland berichtet.<br />

So ziemlich jeder hat<br />

schon einmal von ukrainischen<br />

Hausangestellten oder rumänischen<br />

Bauarbeitern gehört, die<br />

hier zu Hungerlöhnen und<br />

schlechten Bedingungen arbeiten.<br />

Die schwarz-gelbe Bundesregierung<br />

aber hat bislang nichts<br />

unternommen.<br />

Umso mehr freuen sich die beiden<br />

Arbeitsmarktpolitiker, dass<br />

jetzt in Frankfurt und Berlin<br />

endlich Beratungsstellen des<br />

DGB mit staatlicher Förderung<br />

eröffnet werden. Sie können<br />

und sollen die Menschen, die<br />

nach Deutschland zum Arbeiten<br />

kommen, über ihre Rechte aufklären.<br />

Damit wird eine Forderung,<br />

die die SPD schon lange<br />

stellt, endlich umgesetzt.<br />

Die SPD-Bundestagsfraktion hatte<br />

solche Beratungsstellen be-


Report aus Berlin<br />

Aktuelles aus der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales Seite 6<br />

reits im Vorfeld der Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

gefordert, die<br />

seit dem 1. Mai 2011 für diejenigen<br />

mittel- und osteuropäischen<br />

Staaten gilt, die 2004 der EU<br />

beigetreten sind.<br />

Damals sagte die Bundesregierung<br />

noch, man wolle abwarten,<br />

wie viele Menschen überhaupt<br />

nach Deutschland kommen. Das<br />

war zynisch. Die Bundesregierung<br />

hat gewartet, bis der Missbrauch<br />

von Arbeitnehmern<br />

durch fehlende Beratung und<br />

mangelnde Gesetzgebung eintritt.<br />

Erst jetzt unterstützt sie<br />

die DGB-Beratungsstellen finanziell.<br />

„Das hätten wir früher haben<br />

können. Wir brauchen ein<br />

bundesweites Netz von Beratungsstellen<br />

für Beschäftigte,<br />

aber auch für Arbeitgeber, die<br />

Menschen aus dem Ausland beschäftigen“,<br />

fordert Juratovic,<br />

der zuständige Berichterstatter<br />

der SPD.<br />

Abgabesatz für Künstler bleibt stabil<br />

Die neue Künstlersozialabgabeverordnung<br />

ist in Kraft. Die SPD- versicherung insgesamt bei,“ so<br />

Stabilisierung der Künstlersozial-<br />

Bundestagsfraktion begrüßt die Krüger-Leißner.<br />

Festsetzung der Abgabe auf 3,9<br />

Prozent. Damit bleibt der Abgabesatz<br />

nach 2010 und 2011 auch me verweist auf den<br />

Kollegin <strong>Anette</strong> Kram-<br />

im kommenden Jahr stabil. hohen Stellenwert<br />

dieser sozialdemokratischen<br />

Errungen-<br />

Die zuständige Berichterstatterin<br />

der SPD-Bundestagsfraktion schaft: „Die Künstlersozialversicherung,<br />

Angelika Krüger-Leißner freut<br />

sich ganz besonders über die Stabilität<br />

des Abgabesatzes: „Das ist Jahre von Sozialdemo-<br />

die Anfang der 80er<br />

eine gute Nachricht für alle abgabepflichtigen<br />

Unternehmen und de, ist zu einem festen und wichkraten<br />

entworfen wur-<br />

Einrichtungen. Außerdem ist es tigen Bestandteil unseres Sozialversicherungssystems<br />

geworden.“<br />

eine gute Nachricht für alle<br />

Künstler, Kulturschaffenden und<br />

Publizisten, die in der Künstlersozialkasse<br />

versichert sind. Denn <strong>Kramme</strong> freiberufliche Künstler<br />

Hier finden nach den Worten von<br />

ein stabiler Abgabesatz trägt zur und Publizisten — inzwischen sind<br />

Angelika Krüger-<br />

Leißner, MdB<br />

es fast 170.000 Versicherte —<br />

Schutz in der solidarischen Kranken-,<br />

Pflege- und Rentenversicherung.<br />

Wie Arbeitnehmer zahlen<br />

Künstler nur den<br />

halben Beitrag in die<br />

Sozialkasse. Die andere<br />

Hälfte teilen sich die<br />

Verwerter (30 Prozent)<br />

und der Bund (20 Prozent).<br />

Impressum:<br />

Herausgeberin und V.i.S.d.P.:<br />

<strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong>, MdB<br />

Anschrift:<br />

Platz der Republik 1<br />

11011 Berlin<br />

Tel.: 030 — 227 71462<br />

Fax: 030 — 227 76464<br />

anette.kramme.ma11@bundestag.de<br />

Redaktion:<br />

Timo Maurer

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