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Nur Fliegen sind schöner - Kulturnews

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Joe Jackson<br />

Duke dich!<br />

Joe Jackson mag weder HipHop noch New York.<br />

Umso mehr aber eine Jazzlegende, die wir ebenfalls<br />

unbedingt wiederentdecken sollen.<br />

kulturnews: Mr. Jackson, warum haben Sie denn ein<br />

Duke-Ellington-Hommage-Album aufgenommen?<br />

Joe Jackson: Ich bin nun mal ein großer Ellington-Verehrer<br />

– dieser Mann war stets mein Vorbild. Seine Kompositionen<br />

<strong>sind</strong> unheimlich stark. Das hat mich auf die<br />

Idee gebracht, sie neu zu arrangieren. Außerdem hatte ich<br />

das Gefühl, dass es an der Zeit ist, endlich wieder mehr<br />

Aufmerksamkeit auf seine Musik zu lenken.<br />

kulturnews: Glauben Sie wirklich, dass Ellington das<br />

nötig hat?<br />

Jackson: Und ob! Ich fürchte, heutzutage wissen viele<br />

Menschen gar nicht mehr, wer dieses Genie eigentlich war.<br />

kulturnews: Wieso halten Sie ihn für genial?<br />

Jackson: Oh Gott, wo soll ich da anfangen …? Da gibt es<br />

eine ganze Menge Gründe. Zuallererst hat er um die tausend<br />

Werke geschrieben, jedes einzelne ist brillant. Er galt<br />

zu Recht als Visionär, der seiner Zeit immer voraus war und<br />

die Musikwelt nachhaltig prägte. Das können nur wenige<br />

Leute von sich behaupten. Vielleicht noch Bach und<br />

Beethoven.<br />

kulturnews: Verehren Sie die beiden genauso wie<br />

Ellington?<br />

Jackson: Ich wiege das nicht gegeneinander auf. Genres<br />

<strong>sind</strong> mir eh nicht so wichtig. Ich suche nach Authentizität<br />

und Originalität. Wenn ich Stücke höre, frage ich mich:<br />

Sprechen sie dem Komponisten tatsächlich aus der Seele?<br />

Ist das nicht der Fall, dann berühren sie mich nicht.<br />

kulturnews: Lehnen Sie keine Stilrichtung von vornherein<br />

ab?<br />

Jackson: Na ja, vom HipHop habe ich allmählich genug.<br />

Diese Musik gleicht meiner Ansicht nach einem Dinosaurier.<br />

Sie ist zwar groß, hat aber ein winziges Gehirn.<br />

Weiß der Teufel, warum den afroamerikanischen Künstlern<br />

heutzutage nichts Besseres mehr einfällt. Jemand wie<br />

Snoop Dog spielt für mich keinesfalls in einer Liga mit<br />

Louis Armstrong, Miles Davis, Ray Charles oder Ella Fitzgerald.<br />

Modern Jazz // musik 13<br />

kulturnews: Entdecken Sie nicht mal in New York irgendwelche<br />

Talente?<br />

Jackson: Ganz ehrlich: Diese Stadt hat sich total verändert.<br />

Ich habe Schwierigkeiten damit, dort überhaupt noch Inspiration<br />

zu finden. Deswegen gehe ich höchstens in Jazzclubs<br />

wie das Blue Note. Dort erlebe ich ab und zu ein<br />

paar Sternstunden. Wie zum Beispiel beim Auftritt der<br />

Geigerin Regina Carter – mit der ich übrigens das Lied<br />

„Mood Indigo“ eingespielt habe.<br />

kulturnews: Für Ihre CD „The Duke“ haben Sie etliche Gäste<br />

rekrutiert. Wer wird Sie bei Ihren Konzerten begleiten?<br />

Jackson: Bloß Regina. Ansonsten stelle ich eine völlig neue<br />

Band zusammen. Die muss einiges drauf haben, weil sie<br />

neben den Ellington-Nummern auch meine Klassiker<br />

einstudieren wird …<br />

kulturnews: Wie wollen Sie Ihr Werk mit Titeln wie „I got<br />

it bad (and that ain’t good)“ zusammenbringen?<br />

Jackson: Natürlich muss ich meine Songs umarrangieren.<br />

Aber das mache ich sowieso gerne. Es tut jedem Lied gut,<br />

wenn es von Zeit zu Zeit aus einer anderen Perspektive<br />

betrachtet wird.<br />

Interview: Dagmar Leischow<br />

The Duke ist seit Kurzem im Handel.<br />

Foto: Frank Veronsky<br />

kulturnews 7/12

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