Herbst 2012 (6,96 MB) - Murau - RiS-Kommunal
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REGIONALE12 – Nachklänge<br />
…ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />
aus dem Gesprächsdepot der<br />
Stadtbücherei von Anna Stocker<br />
Trotz der nervtötenden Kämpfe mit<br />
einem undurchsichtigen Programm<br />
(„Das hat ja den Charme eines<br />
Telefonbuches!“, Zitat) gelang ein<br />
ansehnlicher Marsch durch den<br />
reichhaltigen R12Kunstparcour.<br />
Eröffnungsreden vom Balkon aus –<br />
das hat schon was Erhabenes.<br />
Erhaben wirkten auch die Klänge<br />
der Musikperformance der <strong>Murau</strong>er<br />
Musikanten am Hauptplatz oder die<br />
Skulpturenlandschaft der Diana<br />
Schwarzenberg im Schloss. Am<br />
Leonhardplatz eine Runde in der<br />
Hängematte schwingen und den<br />
Himmel voller Geigen sehen – Eko<br />
Pravoto hat mit seiner Markthallen-<br />
Interpretation die Volksseele getroffen<br />
– oder dem blauen Hörtunnel<br />
nachträumen? Man soll jetzt besser<br />
hören in der Hörstadt <strong>Murau</strong>,– differenzierter!<br />
Mit dem Sehen gestaltet<br />
es sich etwas schwieriger. So<br />
mancher sah am Hauptplatz beim<br />
spektakulären Festivalzentrum von<br />
Fattinger/Orso zuviel schwarz-golden<br />
wäre angebrachter gewesen,<br />
dann hätte man auf das Durchlenken<br />
der ‚Heiligen Kuh’ großherziger<br />
verzichten können. Ein durchaus<br />
‚sauberes’ Werk hinterließ der<br />
Portugiese Rigo im Wallner Torbogen.<br />
„We are all peaces of this planet<br />
earth!“ so die Aussage von Rigo.<br />
Eine weiße Fliese für jeden! Sind<br />
wir tatsächlich so unbeschriebene<br />
weiße Blätter? Da ist noch Entwicklungspotenzial<br />
drin. FAKTUM IST<br />
und war, dass das Interesse der<br />
<strong>Murau</strong>er an ihren eigenen Fakten<br />
eher dünn ausfiel. Am Podium<br />
saßen beinahe mehr DiskutantInnen<br />
als Publikum vertreten war.<br />
Die Chancen für den Tourismus,<br />
initiative Ansätze in kleinen authentischen<br />
Strukturen – als Beispiel<br />
wurden die Pixxel-Hotels in<br />
Ottenschlag genannt – waren u. a.<br />
Thema. Ruft <strong>Murau</strong> mit seinem speziellen<br />
Charakter in diesem Zusammenhang<br />
nicht geradezu nach<br />
Pixxel Werkstätten? Das wäre ein<br />
interessanter Impuls! So was Verrücktes<br />
wie bei Su Schwaiger im<br />
ateliermur, mit dem LabelII die<br />
gewohnte Welt auf den Kopf stellen<br />
oder wie wär’s mit Kultdirndln,<br />
geschneidert aus den Teufenbacher<br />
Erzählstoffen von uniT., so könnte<br />
sich neue Authentizität anfühlen.<br />
Professionell gab sich die Ausstellung<br />
von Vonbank-Schedler/Koroschitz<br />
„Kein schöner Land“ im<br />
Stadtmuseum. Dass ein ‚Erinnern’<br />
dieses sensiblen Themas durchaus<br />
Kontroversen verursachen würde,<br />
war anzunehmen.<br />
Ja und dann hängt da auch noch das<br />
in Eisen geschmiedete ‚Weltgewissen’<br />
herum, als Zeichen einer Literaturperformance<br />
zu ‚nisten ziehen<br />
irren’ am Rande des Bezirkes.<br />
Es schleicht sich ein, das Gewissen<br />
durch die Interventionen von G.<br />
Moser-Wagner im Vogelmuseum,<br />
geht mit Bine Maier im Fischkalter<br />
in tiefere Dimensionen und gerät<br />
durch Occupy everything im Stiftspavillion<br />
in St. Lambrecht in Bewegung.<br />
Oder, – Cooks of Grind –<br />
wer hatte beim Verspeisen von<br />
gebratenen Wachteln kein flaues<br />
Gefühl? Wie auch bei der Mitwelt-<br />
Podiumsdiskussion in St. Lambrecht,<br />
als der Schlusssatz der<br />
Vogelkundlerin Präsent fiel: „Alle<br />
wollen die Natur schützen, nur keiner<br />
zu Fuß!“ Da klingt schon was<br />
an! Im Übrigen war die R12 mit<br />
klingenden Begriffen beschäftigt.<br />
Nichts ging ohne Performance. Ob<br />
Tanz, Film, Theater, Literatur oder<br />
Konferenz, alles musste performt<br />
werden. Ein weiteres Liebkind –<br />
das Labor! Ob Nistlabor, Schreiblabor,<br />
Raumlabor oder Kühllabor –<br />
die Zeitgenössischen Künstler<br />
haben das Labor für sich entdeckt,<br />
was manchmal zu erstaunlichen<br />
Einsichten und Impulsen verhalf.<br />
Apropo Kühllabor, schon wieder<br />
regt sich das Gewissen – die<br />
Klimakonferenz im Krakautal mit<br />
ihren ergänzenden Interventionen<br />
sollte kräftige Impulse setzen.<br />
Unter einem etwas rauen und<br />
ungnädigen etrach.himmel wurde<br />
das Atmen der Zeit zur Herausforderung.<br />
Ob das der Komponist<br />
Klaus Lang auch so gemeint hat?<br />
Wird wohl so sein.<br />
Damit war dann auch schon das<br />
Ende des Festivals eingeläutet.<br />
In Windeseile hatte sich die ZU-<br />
KUNFT verabschiedet. Ein letzter<br />
ZUK noch am Lärchberg und fort<br />
war sie. HOPE am Murufer verblasste<br />
schon früher. Es blieb das<br />
Zeichen, dass alle Hoffnung der<br />
Jugend an der Stadt hängt. Wird<br />
man sie erfüllen? Oder ist der Zug<br />
mit dem Knochenmann schon abgefahren?<br />
Oder ‚break the flames’ -<br />
werden die Flammen der Jugend<br />
tatsächlich gebrochen noch bevor<br />
sie ihre eigenen Bauwerke vollenden?<br />
Ein Zeichen zum Nachdenken!<br />
Möge der Rhythmus der Region,<br />
weiter im fünfelfteltakt einer Anna<br />
Schrefl unseren Alltag durchdringen,<br />
ihn zum nachhaltigen Schwingen<br />
bringen oder gelegentlich sogar<br />
in mystischer Verzückung erhöhen.<br />
Mögen, dem ‚Friedhof der Eigenheime’<br />
zum Trotz die Bagger tanzen.<br />
Möge allen negativen Prognosen<br />
zum Trotz sich das Faktum<br />
Abwanderung ins Gegenteil verkehren.<br />
Entscheidend ist was wir<br />
aus den Impulsen machen – fallenlassen<br />
oder aufgreifen und weiterentwickeln!<br />
Was trifft ins Blaue?<br />
Oktober <strong>2012</strong> MURAUER 23